Wandel weltweit: Die global alliance for Banking on Values
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Wandel weltweit: Die global alliance for Banking on Values
Bank spiegel Ausgabe 1/2013 Heft 217 Das Magazin der GLS BAnk Wandel weltweit: Die Global Alliance for Banking on Values Unterm Strich Editorial 481 % WACHSTUM 72,4 % und damit den größten Teil ihrer Aktiva verwendeten die GABV–Banken im Berichtszeitraum 2002 bis 2011 für die Kreditvergabe. Konventionelle Geldinstitute hingegen setzen nur 40,7 Prozent ihrer Aktiva zur Unterstützung der Realwirtschaft ein. haben die Mitglieder der Global Alliance for Banking on Values (GABV) seit 2002 im Kreditbereich vorgelegt. Durchschnittlich entspricht dies einem jährlichen Wachstum von 18,5 Prozent. Im selben Zeitraum wuchsen die Aktiva der weltweit größten systemrelevanten Banken um durchschnittlich 10,4 Prozent. QUELLE: „Strong and Straightforward: The Business Case for Sustainable Banking”, Studie der Rockefeller Foundation, 2012 15 MITARBEITER zählte die kleinste GABV–Bank, die norwegische Cultura Bank, 2012. Vancity (Kanada) ist mit 2 565 Mitarbeitern die größte unter den Mitgliedsbanken. QUELLE: Cultura Bank, Vancity 57 % der europäischen institutionellen Investoren wie Versicherungsunternehmer und Pensionsfonds schließen Unternehmen aufgrund von Menschenrechtsverstößen und Umweltzerstörungen bei ihren Investitionen am Kapitalmarkt aus. QUELLE: „ESG Strategies of Asset Owners — Different Scenarios across Europe“, Studie des französischen Forschungsinstituts Novethic, 2012 10 MIO. MENSCHEN erreichen die nachhaltigen Banken der GABV weltweit mit ihrer Arbeit. QUELLE: www.gabv.org unsere Gesellschaften sind heute so miteinander vernetzt, dass soziale Herausforderungen nicht vor den Landesgrenzen haltmachen — und ökologische schon gar nicht. Nachhaltige Veränderungen können daher nur global gedacht werden. 95 Deshalb bewegt sich die GLS Bank in zahlreichen Netzwerken. Eines davon ist die Global Alliance for Banking on Values (GABV) — ein weltweites Bündnis aus werteorientierten Finanzinstituten, das gemeinsam viel erreichen möchte. Diese Zusammenarbeit hat sich für mich persönlich im vergangenen Winter mit Leben gefüllt. Acht Wochen lang durfte ich die Arbeit zweier kanadischer GABV–Banken vor Ort kennenlernen — Vancity in Vancouver und Assiniboine Credit Union in Winnipeg. Es hat mich tief beeindruckt, mit welcher Energie sich die Menschen für lokale Projekte einsetzen — bei Vancity, indem in einem Umfeld mit unverhältnismäßig hohen Mieten erschwinglicher Wohnraum für sozial schwache Menschen geschaffen wird. Oder bei Assiniboine, wo spezielle Sparangebote Eltern mit Migrationshintergrund ermöglichen, ihren Kindern das erste eigene Bett zu kaufen. Milliarden Euro waren im Juni 2012 europaweit in nachhaltigen Publikumsfonds investiert. Das Volumen nahm innerhalb von zwölf Monaten um zwölf Prozent zu. In Frankreich fiel das Wachstum dabei mit 31 Prozent am stärksten aus. Dort werden Fondsmanager seit Kurzem vom Gesetzgeber dazu angehalten, bei ihren Investitionsentscheidungen nachhaltige Aspekte zu berücksichtigen. Deutschland belegte mit 18 Prozent Zuwachs hinter den Niederlanden Platz drei. Der Blick über den Tellerrand hat mir wieder einmal bewusst gemacht: Überall auf der Welt setzen sich Menschen für ein werteorientiertes Bankwesen und eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung ein. Und wir alle sind Teil dieser globalen Bewegung. Mit „wir“ meine ich dabei nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 22 GABV–Banken, sondern auch die vielen Kundinnen und Kunden weltweit, die sich wie Sie bewusst für einen anderen Umgang mit Geld entscheiden. Das nachhaltige Bankgeschäft ist an den Bedürfnissen der lokalen Gesellschaft orientiert. Deshalb hat es nicht überall auf der Welt die gleiche Ausrichtung. Doch so unterschiedlich die konkreten Ziele der einzelnen Banken auch sein mögen, es geht ihnen allen darum, einen Wandel anzustoßen — und zwar mit Hilfe des Gestaltungsmittels Geld. QUELLE: Marktstudie „Green Social and Ethical Funds in Europe“, Vigeo, 2012 13,6 Billionen US–Dollar professionell gemanagtes Vermögen wird weltweit unter Einbeziehung von sozialen und ökologischen Kriterien sowie Aspekten Millionen US–Dollar betrug das der verantwortungsvollen Kreditvolumen aller GABV–MitUnternehmensführung glieder gemeinsam im Jahr 2011. verwaltet. Im März dieses Jahres war die GLS Bank Gastgeberin des GABV–Jahrestreffens und richtete zudem eine öffentliche Konferenz zum Thema „Change–makers: Wertewandel im Bankensektor“ aus. Von diesen bewegenden Tagen möchten wir Ihnen ebenso berichten wie von den Zielen und der Arbeit der GABV und ihrer Mitglieder. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen! Mit herzlichen Grüßen 47.120 QUELLE: www.gabv.org 2 Liebe Leserinnen und Leser, QUELLE: „Strong and Straightforward: The Business Case for Sustainable Banking”, Studie der Rockefeller Foundation, 2012 QUELLE: Global Sustainable Investment Review, 2012 Eva Schneeweiss, Chefredakteurin Bankspiegel TITELBILD: Dr. Simon Kagugube, Vorstand Centenary Bank, Uganda, auf der Konferenz der GABV in Berlin Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 3 Autoren Inhalt 3 Editorial TITELTHEMA MITGLIEDSCHAFT BANK 2 28 34 Unterm Strich Unterstützung weltweit Zinsgestaltung 9 35 Global Alliance for Banking on Values Innenansicht 4 Dr. Katrin Käufer ist wissenschaftliche Leiterin am Presencing Institute sowie Mitarbeiterin des Community Innovators Lab (CoLab) in der Abteilung für Stadtforschung und –planung am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Ihr derzeitiger Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich mit gesellschaftlicher Transformation und nichthierarchischer Koordinierung. Seit 2010 unterstützt sie den Aufbau der GABV. Mary Houghton war Mitbegründerin der ShoreBank Corporation, der ersten und größten US– amerikanisch regulierten Geschäftsbanken–Holding, die sich auf kommunale Entwicklung und Umweltfinanzierung spezialisiert hat. Sie gehört zum Lenkungsausschuss der GABV. Muhammad A. (Rumee) Ali ist seit 2007 Mitglied des Aufsichtsrats der BRAC Bank in Bangladesh und wurde 2008 zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Damit folgte er dem Bankgründer Fazle Hasan Abed. Er ist zudem geschäftsführender Direktor des Bereichs Enterprises and Investments der BRAC Bank. Dr. C. Otto Scharmer lehrt am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und ist Gründer des Presencing Instituts. Seine Führungs– und Innovationsprogramme sind international ausgezeichnet worden. Das von ihm vertretene Konzept des „Presencing“ wird als neuer Weg zur Gestaltung von Veränderungsprozessen angesehen. 36 Autoren 10 6 Wünscht sich nicht jeder eine nachhaltige Bank? 30 Tamara Vrooman Eigentum verpflichtet Meldungen Ein Fonds geht neue Wege 8 Leserstimmen 31 27 Die Geschichte eines Bildes Netzwerk 38 Kreditvergabe 46 Kalender 15 46 Von der Ego– zur Öko– System–Ökonomie Impressum Dr. C. Otto Scharmer 19 Entwicklungsbanken eines zukünftigen Finanzwesens 42 Royale Begegnung in der Natur 43 Mode mit Verantwortung Thomas Jorberg 20 Dynamische Vielfalt 22 Peter Blom ist seit 1997 Vorstandsvorsitzender der Triodos Bank mit Sitz in Zeist. Er ist Mitglied im Club of Rome, Vorsitzender der Global Alliance for Banking on Values und Vorstandsmitglied des niederländischen Bankenverbands. Dr. Silke Kirch ist Geisteswissenschaftlerin und war nach dem Studium in Frankfurt als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Frauen– und Geschlechterforschung an der Universität zu Köln tätig. Sie arbeitet freiberuflich als Autorin, Redakteurin und Texterin in Frankfurt, u. a. für Info3. Tamara Vrooman ist Präsidentin und Vorstand der kanadischen Genossenschaftsbank Vancity mit Sitz in Vancouver. Sie ist zudem Mitglied des Lenkungsausschusses der Global Alliance for Banking on Values. Von 2004 bis 2007 war sie stellvertretende Finanzministerin von British Columbia. Thomas Jorberg ist Vorstandssprecher der GLS Bank. Er ist Gründungsvorstand der GLS Beteiligungs AG und Initiator der Energiefonds. Darüber hinaus gehört er den Aufsichtsräten der Elektrizitätswerke Schönau und der Hannoverschen Kassen an. Er ist Mitglied des Lenkungsausschusses der GABV. Im Jahr 2011 erhielt er den Deutschen Fairness Preis. Aufbruchstimmung in Berlin Dr. Katrin Käufer 44 Stiften und Schenken 45 Klartext 47 Kassensturz: Was haben Sie im Geldbeutel? 24 Blickwinkel XacBank, Banca Popolare Etica, One PacificCoast Bank 26 Standpunkt Rolf Kerler 4 Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 5 Meldungen ÖFFENTLICH WIRKEN 2013 WEITERBILDEN UNSER TIPP: NEWSLETTER ZU NACHHALTIGEN GELDANLAGEN Wer sich umfassend über den Markt informieren möchte, kann den kostenlosen monatlichen Newsletter „Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments“ nutzen. Als unabhängige Quelle bietet er Wissenswertes zu nachhaltigen Anlagekonzepten, Vermögensverwaltung, Trends und Themen sowie einen Blick hinter die Kulissen von nachhaltig ausgerichteten Finanzanalysen. www.handelsblatt–nachhaltigkeit.de Das Institute for Social Banking verfügt über langjährige Erfahrung in Bildung und Forschung im Bereich sozial verantwortliches Bank– und Finanzwesen. Zum diesjährigen Angebot gehört die Summer School zum Thema „Come Together: Social Banking & The Commons“ in Filzbach in der Schweiz (14. bis 19. Juli). Mit dem Certificate in Socially Responsible Finance bietet das Institut zudem gemeinsam mit der Alanus Hochschule eine Weiterbildungsmöglichkeit für Banker auf akademischem Niveau. Der Kurs erstreckt sich über sechs Monate und enthält die beiden Module „Money and Society“ und „Socially Responsible Management in Banking and Finance”. Nach einer überwältigend positiven Resonanz auf die erste Fachtagung für Kommunikation findet öffentlich wirken vom 1. bis 2. November 2013 ein zweites Mal in Bochum statt. Die Tagung wird von der GLS Bank mit ausgerichtet und wendet sich an alle, die sich in kleinen und größeren Institutionen für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit engagieren — mit Informationen über die Entwicklung moderner Kommunikationsinstrumente oder dem Rüstzeug für die täglichen Presseaufgaben. Informationen und Anmeldungen unter www.öffentlich-wirken.de Anmeldungen und Informationen unter www.social–banking.org SEPA — DER COUNTDOWN LÄUFT Zur Schaffung eines einheitlichen Zahlungsverkehrsraums (Single Euro Payments Area) stellen alle europäischen Banken ab dem 1.2.2014 auf die neuen europäischen Formate bei Überweisungen und Lastschriften um. Die gute Nachricht: Alle europäischen Zahlungen kosten nur noch so viel wie Inlandsaufträge und Lastschriften können europaweit verarbeitet werden. Was sich ändern wird: Alle bisherigen Einzugsermächtigungen werden dafür durch SEPA–Lastschriftmandate ersetzt. Diese enthalten erweiterte Angaben wie die Identifikationsnummer des Einreichers und des Mandats. Für die Veränderung genügt bei bestehenden Einzugsermächtigungen ein Änderungsschreiben. Solche Schreiben werden Sie demnächst von Ihren Energieversorgern, Vermietern, Kreditinstituten, Sport– und Musikvereinen etc. erhalten. Wichtig für Lastschriftrückgaben: Die Widerspruchsfristen betragen nach Buchungsdatum acht Wochen bei vereinbar ten und 13 Monate bei nicht autorisierten Lastschriften. Alles zu SEPA — auch für Firmen und Vereine — finden Sie unter www.gls.de/sepa. DIE ENERGIEWENDE GEHÖRT DEN BÜRGERN VERANTWORTUNGSVOLL REISEN Die Urlaubszeit steht vor der Tür! Wer umweltbewusst und nachhaltig verreisen möchte, ist beim forum anders reisen an der richtigen Adresse. Dem 1998 gegründeten Verband gehören etwa 130 Reiseveranstalter an, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben. Die Reisen werden am Menschen und der Umwelt ausgerichtet — stets mit Blick auf einen sorgfältigen, respektvollen und sozialen Umgang mit den Ressourcen der Reiseländer vor Ort. Innovative Reiseideen unter www.forumandersreisen.de Seit Monaten wird in Politik und Medien über die Fortführung der Energiewende debattiert. Dabei kommt die Stimme der Bürgerinnen und Bürger oft zu kurz, obwohl sie die Wende vorangetrieben haben und sie heute umsetzen. Deshalb wurde im März 2013 die Kampagne „Die Wende — Energie in Bürgerhand“ ins Leben gerufen. Die Initiatoren sind überzeugt, dass der Schlüssel zur erfolgreichen Fortführung der Energiewende auch in Zukunft bei den Bürgern liegt. Ihnen möchte die Kampagne daher eine Stimme geben. Sie sind aufgefordert, sich im Jahr der Bundestagswahl einzumischen, z. B. indem sie eine Charta unterzeichnen. Zu den Initiatoren gehören neben der GLS Bank Stiftung die Haleakala Stiftung, die 100 prozent erneuerbar stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). EINLADUNG ZUR JAHRESVERSAMMLUNG 2013 Wir laden unsere Mitglieder herzlich zur Jahresversammlung 2013 ein! Die Veranstaltung findet am 21. und 22. Juni in Bochum statt. Neben aktuellen Berichten zur GLS Bank erwartet Sie ein spannendes Rahmenprogramm. Weitere Informationen unter www.mitglieder.gls.de UMWELTSCHONEND MIT DEM EBANKSPIEGEL INFORMIERT Nutzen Sie die Möglichkeit, den Bankspiegel online zu beziehen. Papierschonend können Sie unter www.gls.de/ebankspiegel den Postversand abbestellen und sich die künftigen Ausgaben elektronisch zusenden lassen. Alles, was wir dazu benötigen, sind Ihre E–Mail-Adresse und Kundennummer. GENOSSENSCHAFTSANTEILE AUF DIE GLS BANK STIFTUNG ÜBERTRAGEN Bereits seit Ende 2011 können GLS Mitglieder ihre Geschäftsanteile oder ihre Dividende auf die GLS Bank Stiftung übertragen. Damit wirken die Anteile über ihre Eigenkapitalfunktion für die GLS Bank hinaus in besonderem Maße gemeinnützig. Denn die GLS Bank Stiftung verwendet die Dividende satzungsgemäß für gemeinnützige Zwecke. Ende 2012 betrug das Stiftungskapital 2,1 Millionen Euro. Kernanliegen der Stiftung sind die Weiterentwicklung eines auf den Menschen ausgerichteten Bankwesens sowie die Verbesserung der finanzrechtlichen Rahmenbedingungen. So widmet sich die GLS Bank Stiftung im politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmen u. a. dem Ausbau der ökonomischen Bildung an Schulen und Universitäten. Ihre Anteile können Sie hier übertragen: www.gls.de/uebertragen. www.die–buergerenergiewende.de Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar auf Seite 35. 6 Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 7 Leserstimmen Was denken Sie über das Thema und die Beiträge in diesem Bankspiegel? Wir freuen uns über Ihre Stimme per Leserbrief, E–Mail oder in unseren Online–Foren. Global Alliance for Banking on Values GLS Bank, Postfach 100829, 44708 Bochum; [email protected]; www.blog.gls.de Die Global Alliance for Banking on Values (GABV) ist ein 2009 gegründetes weltweites Netzwerk sozial–ökologisch ausgerichteter Banken. Die 22 Mitglieder stammen aus Afrika, Asien, Aus tralien, Europa, Lateinamerika und Nordamerika. Gemeinsam stehen sie für ein werteorientiertes und menschliches Bankgeschäft. BIANCA VOSSENBERGER, AACHEN Sehr geehrte Redaktion des GLS Bankspiegels, als ich neulich den neuen Bankspiegel aufschlug, ging mir schon nach ein paar Seiten das Herz auf. Aufgrund meines Berufes (Tischlerin) war mein Interesse eh schon geweckt und als ich dann auf einem DIN A4–Foto nicht nur eine Frau im Handwerk, sondern sogar eine mir bekannte Tischlerin sehe, freue ich mich unsäglich: So hat es doch auch mal eine Frau geschafft, in ein Magazin zum Thema Bauen zu kommen, ohne dass es sich speziell um das Thema Frauen im Baugewerbe bzw. in offiziell männerdominierten Berufen handelt. Beim Durchlesen des Artikels zur Baustelle der Freien Schule Wülfrath werde ich jedoch enttäuscht. Erwähnung. In Baden–Württemberg z. B. ist diese in 20 Jahren von um die 35 auf über 43 m²/Person angestiegen. Bundes– und Ländervorgaben zur Reduzierung des Flächenverbrauchs insgesamt während der letzten zehn Jahre zeigen so gut wie keine Wirkung, besonders im Südwesten — und dies angesichts der Tatsache, dass Lebensraumverlust schon lange die Hauptursache für die Artenverluste darstellt. Ich hielte es für angemessen, wenn die GLS Bank hier bei der Kreditvergabe einen maßvollen (Wohn–)Flächenverbrauch zur Bedingung für eine Immobilienkreditvergabe machte. Wo die Grenze verlaufen könnte zwischen ökologisch vertretbarem und nicht mehr vertretbarem Wohnflächenverbrauch, darüber kann man reden. Aber zuerst gilt es einmal, das Thema überhaupt anzusprechen, gerade von Seiten der GLS Bank. Barbara Wimmel (…) In ihrem Artikel bleiben alle Formulierungen — wie allgemein üblich — männlich, mit Ausnahme der Berufsbezeichnungen der Buchbinderin und Steinmetzin. Dadurch wiederholen Sie ein bekanntes Phänomen: Die wenigen Frauen im Handwerk werden auf die künstlerisch–kreative Seite des Handwerks beschränkt. Kein Wunder also, dass mir bei der Montage eines Fensters nicht nur der Kunde, sondern sogar die Nachbarn versuchen, das Stück zu entreißen und es mit ihrer ganzen Manneskraft die drei Etagen hochzutragen. (…) Es grüßt Bianca Vossenberger BARBARA WIMMEL, FREIBURG In Ihrer wichtigen letzten Ausgabe zum umweltgerechten Bauen findet das Thema „Zunahme der Wohnfläche pro Kopf bei stagnierender bzw. abnehmender deutscher Bevölkerung“ keine 8 BRIGITTE KÜHNERT, BONN Stefan Behnisch (Bankspiegel Ausgabe 3/2012) ist „guter Hoffnung“ in Sachen Bewusstseinsentwicklung bezüglich des Umgangs mit der gebauten und natürlichen Umwelt und möchte auf Gesetze verzichten, denn als er „ein Kind war, lagen im Wald Kühlschränke, Autoreifen und alte Matratzen und man hat den Kaugummi auf die Straße gespuckt. Das machen wir heute nicht mehr.“ Leider ist das aber auch heute noch der Fall. (…) In dem Film von 2010 „Die 4. Revolution — Energy Autonomy“ sagt Hermann Scheer: „Wie es heute in Kulturstädten nicht erlaubt ist, dass Müll auf die Straße geschmissen wird, dürfte man auch nirgends erlauben, einfach Energieemissionen zu hinterlassen und damit die gesamte Gesellschaft den damit verbundenen Folgen auszusetzen, anstatt diese Energieemissionen zu vermeiden.“ Behnisch zeigt auf, dass im Gegensatz zu der vermeintlich zufriedenstellenden guten Gesetzeslage in Deutschland sich die Amerikaner an Leuchtturmprojekten orientieren. (…) Dann sollten wir endlich die Energiewende in Deutschland zügig und kompromisslos angehen und damit ein globales Leuchtturmprojekt liefern. Hierzu bietet sich die von der GLS Bank verwaltete Hermann–Scheer–Stiftung doch geradezu an. Brigitte Kühnert MONIKA WEISS, FRANKFURT AM MAIN Liebe Frau Schneeweiss, TITELTHEMA 10 Wünscht sich nicht jeder eine nachhaltige Bank? Tamara Vrooman 15 Von der Ego– zur Öko–System– Ökonomie Dr. C. Otto Scharmer 19 Entwicklungsbanken eines zukünftigen Finanzwesens Thomas Jorberg 20 Dynamische Vielfalt 22 Aufbruchstimmung in Berlin Dr. Katrin Käufer 24 Blickwinkel XacBank, Banca Popolare Etica, One PacificCoast Bank 26 Standpunkt Rolf Kerler wie habe ich mich über den neuen Bankspiegel gefreut und gleich viel drin gelesen! Schon das Cover so klar in seiner Botschaft, wie es nicht leicht gelingt. Insgesamt ein Heft, das das Bewusstsein stärken kann. Darf ich eine Ergänzung anbringen zu „Warum Menschen bauen“: die Zelte und Jurten von Nomaden z. B. im tibetischen Hochland, der Beduinen in arabischen Ländern und in der Tundra, die Pfahlbauten in diversen Ländern, die Iglus der Inuit in alten Zeiten, die Blockhütten in Nordamerika. Es ist wirklich inspirierend zu überlegen, was sich Menschen je nach den örtlichen Gegebenheiten ausgedacht haben. (…) Sie alle bestehen ja auch ursprünglich aus Naturmaterialien und scheinen sehr gut geeignet, vor Kälte und Witterungseinflüssen zu schützen. (…) Kurzum, der neue Bankspiegel ist für mich eine gelungene Ausgabe. Vielen Dank! Monika Weiß Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 9 Wünscht sich nicht jeder eine nachhaltige Bank? Text: Tamara Vrooman Von gelebten Visionen 10 TITELTHEMA Global Alliance for Banking on Values Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA Global Alliance for Banking on Values 11 Es mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, aber Banker spielen für unsere Gesellschaft eine wichtige Rolle — mit Konsequenzen, die weit in die Zukunft reichen. Wie sieht diese Rolle aus? Sie verleihen Geld, erhöhen Kreditrahmen, tätigen Investitionen. Die Entscheidung, wem man einen Kredit gewährt und wofür, ist nämlich von großer Bedeutung. Unsere Geldanlagen von heute bestimmen ganz wesentlich, wie unsere Gesellschaft der Zukunft aussieht — egal, wo wir auf dieser Welt leben. Die Welt braucht und verlangt ein robustes Bankwesen, das zuverlässig funktioniert und von den Menschen verstanden wird. Die Finanzkrise der letzten Jahre hat vielen bestätigt, was sie schon lange vermuteten: Das System funktioniert nicht. Warum, ist allerdings schwer zu durchschauen. Große Teile der Öffentlichkeit erwarten heute, dass sich das Bankwesen ändert und auf die sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen reagiert, die sich in zunehmendem Maße überall auf der Welt beobachten lassen. Ein Netz von Pionieren Es gibt Banker, die das ebenfalls möchten. Diese Pioniere haben eine Bewegung angestoßen, die nach globalen Lösungen für die komplexen Herausforderungen der Gesellschaft sucht und sich für eine machbare Alternative zum aktuellen Bankenwesen einsetzt: für eine Alternative, die auf Fairness, Verantwortung, Transparenz und Inklusion baut. Diese Banker treten für eine zeitgemäße Umgestaltung des Bankwesens ein. Sie sind Mitglieder der Global Alliance for Banking on Values (GABV), eines internationalen, unabhängigen Zusammenschlusses von weltweit führenden nachhaltigen Banken, Kreditanstalten und Genossenschaften. Was sie anders machen? Sie stellen die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt und unterstützen mit ihren Bankangeboten eine ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung, die die Lebensbedingungen der Menschen verbessert. Die GABV wurde 2009 von einigen Pionieren gegründet, die schon jahrelang Grundsätze eines nachhaltigen Bankwesens entwickelt und umgesetzt hatten. Sie arbeiteten über den ganzen Globus verstreut, in den verschiedensten Ländern. Die Finanzkrise wirkte dann als Katalysator: Die Banken beschlossen, sich zu vernetzen und nach Gleichgesinnten zu suchen, um ihrer Stimme gemeinsam mehr Gewicht zu verleihen. Die Mitgliederzahl der GABV ist seitdem rasant gestiegen. Inzwischen sind es 22 Banken und jährlich kommen neue hinzu. Größe, Geschichte und Marktumfeld der Mitgliedsbanken mögen unterschiedlich sein, doch sie teilen ein gemeinsames Ziel: Sie setzen sich für ein widerstandsfähiges Bankmodell ein, das den Menschen und der Umwelt nutzt und als Vorbild für ein zukunftsweisendes Bankwesen dienen kann. Alle Mitgliedsbanken fühlen sich den Grundsätzen eines nachhaltigen Bankwesens verpflichtet, welches das Konzept der Triple–Bottom–Line, also die Integration sozialer, ökologischer und ökonomischer Kriterien, ins Zentrum seines Geschäftsmodells stellt. Zu den weiteren Merkmalen des Netzwerks gehören zudem die Verankerung im lokalen Umfeld, die Ausrichtung am Nutzen für die Gesellschaft, der Aufbau langfristiger Beziehungen zu Kundinnen, Kunden und Mitgliedern sowie die unmittelbare Kenntnis von deren unternehmerischen Aktivitäten und Risiken. Darüber hinaus 12 11 1 21 17 15 3 20 13 10 2 19 14 22 4 12 8 18 9 16 1. Affinity Credit Union, Kanada 2. Alternative Bank Schweiz AG, Schweiz 3. Assiniboine Credit Union, Kanada 4. Banca Popolare Etica, Italien 5. Banco Fie, Bolivien 6. BancoSol, Bolivien 7. bankmecu, Australien 8. BRAC Bank, Bangladesch 9. Centenary Bank, Uganda 10. Crédit Coopératif, Frankreich 11. Cultura Bank, Norwegen 12. First Green Bank, USA 13. GLS Bank, Deutschland 14. New Resource Bank, USA 15. Merkur Cooperative Bank, Dänemark 16. Mibanco, Banco de la Microempresa, Peru 17. One PacificCoast Bank, USA 18. SAC Apoyo Integral S.A., El Salvador 19. Sunrise Community Banks, USA 20. Triodos Bank, Niederlande 21. Vancity, Kanada 22. XacBank, Mongolei 6 5 zeichnen sich alle Banken durch eine langfristige Belastbarkeit in Bezug auf äußere Einflüsse aus sowie durch eine transparente Geschäftsführung, die Zugang für alle gewährleistet. Alle genannten Grundsätze sind in der Unternehmenskultur der GABV–Banken fest verankert und bilden die Bedingung für ihre Aufnahme in das Netzwerk. Mit Aktiva im Gesamtwert von 60 Milliarden US–Dollar haben die Mitgliedsbanken gemeinsam Auswirkungen auf das Leben von zehn Millionen Menschen in 25 Ländern. Damit sind sie heute eine bedeutende Größe. Zukunft gestalten Unsere Vision eines nachhaltigen Bankwesens stellt die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund. Ein angemessener Gewinn ist Voraussetzung für Wachstum, aber weder vorrangiges noch alleiniges Ziel unserer Arbeit. Wir betrachten ein nachhaltiges Bankwesen als wesentliches Element einer funktionierenden Gesellschaft, weil es den Einzelnen dabei unterstützt, sein Potenzial auszuschöpfen, und es die lokale Wirtschaft stärkt. Ein nachhaltiges Bankwesen ist eng mit den Menschen und ihrem Umfeld verbunden. Und es zeigt sich verantwortungsbewusst: auf Kundenebene ebenso wie in gesellschaftlicher Hinsicht. TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 7 Nachhaltig wirtschaftende Banken setzen auf ein robustes Geschäftsmodell und sie arbeiten ganzheitlich: Weil sie auf Basisbankprodukte setzen, die viele Menschen in Anspruch nehmen können, anstatt auf raffinierte Angebote, die nur wenigen zugutekommen. Die Mitglieder der GABV haben erkannt, dass Banken den Menschen dienen müssen. Denn wo wir heute investieren — wem wir Kredit gewähren und wem nicht —, spielt für die Zukunft unserer Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Die Banken der GABV legen deshalb Wert darauf, Kapital nur dort anzulegen, wo soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit gewährleistet ist. Sie sind davon überzeugt, dass Banken verantwortungsbewusst handeln müssen und dass ein nachhaltiges Bankwesen nicht nur den Menschen und ihrem Umfeld nutzt, sondern auch die Banken selbst stärker und robuster macht. Ist das bewiesen? Die Rockefeller Stiftung hat in der Studie „Strong and Straightforward: The Business Case for Sustainable Banking” die finanziellen Kennziffern von 28 weltweit tätigen sogenannten systemrelevanten Banken mit denen von 22 nachhaltigen Banken in den Jahren 2002 bis 2011 verglichen. Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 Bei fast allen Kennziffern, die im Bankwesen eine Rolle spielen, weisen die nachhaltigen Banken bessere Werte als die „Too–big–to–fail–Banken“ auf: Der Anteil der Kundeneinlagen, die als Kredite vergeben wurden, ist bei den GABV–Banken deutlich höher. Sie verfügen über ein relativ betrachtet höheres Eigenkapital, bieten eine bessere Gesamtkapitalrendite und eine gleichwertige Eigenkapitalrendite bei geringeren Gewinnschwankungen. Und sie verzeichnen wesentlich höhere Wachstumsraten. Die Studienergebnisse zeigen, dass die nachhaltigen Banken im Vergleich zu den systemrelevanten einen fast doppelt so hohen Anteil ihrer Bilanzsumme in die Realwirtschaft investieren, d. h., sie stellen mehr Kapital für Unternehmer und Unternehmen zur Verfügung, die Lösungen für unsere komplexen globalen Probleme entwickeln und eine soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit fördern. Die Studie kam zu dem Schluss, dass nachhaltige Banken widerstandsfähig sind, die Realwirtschaft unterstützen und stabile Gewinne erwirtschaften. Im Vergleich dazu vergaben die systemrelevanten Banken weniger Kredite, konnten weniger Einlagenkunden gewinnen und verfügten über eine schwächere Eigenkapitalausstattung. Unsere Ziele Als nachhaltig wirtschaftende Banker sind wir davon überzeugt, dass es unsere Aufgabe ist, die Lebensqualität aller Menschen auf dieser Erde zu verbessern. Wir müssen Verantwortung für kommende Generationen übernehmen. Um sicherzustellen, dass wir die wirtschaftlichen Entwicklungen in unserer Gesellschaft genau kennen und Risiken realistisch bewerten können, setzen wir auf eine enge Beziehung zu unseren Kundinnen, Kunden und Mitgliedern. Wir möchten, dass Politiker und Regulierungsbehörden das nachhaltige Bankmodell zum Vorbild eines Bankwesens machen, das auf diese Weise widerstandsfähiger, fairer, transparenter und verantwortungsbewusster wird. Wir möchten außerdem, dass Inklusion ernst genommen wird, dass also mehr statt immer weniger Menschen die Vorteile von Banken nutzen können. So können wir nicht nur das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Werte und ethischen Grundsätze des Bankwesens wiederherstellen, sondern auch diejenigen erreichen, die an den Rand gedrängt oder von dem System ganz ausgeschlossen sind. Wir müssen Barrieren abbauen, ob sie nun durch zu hohe Zugangsschwellen oder durch mangelnde Finanzbildung verursacht worden sind. Ein Bankwesen, das sich heute und in Zukunft an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, ist für alle Menschen da und legt das Kapital in die Hände derjenigen, die Lösungen für unsere komplexen sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme entwickeln. Ein nachhaltiges Bankwesen besteht aus starken, stabilen Banken. Wir sind davon überzeugt, dass ein solches Bankwesen Antworten auf die durch die Gesellschaft aufgeworfenen Fragen an das Finanzsystem bereithält. Wünscht sich nicht jeder eine nachhaltige Bank? — Übersetzt aus dem Englischen TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 13 BANCO FIE, BOLIVIEN Felipa gehört zu einer Gruppe von Frauen, die in einer ländlichen Gegend von Santa Cruz partnerschaftlich biologische Landwirtschaft betreiben. Gemeinsam bauen sie Zitrusfrüchte, Mais, Karotten, Maniok und Kaffee an. Mit Hilfe eines 400– Dollar–Kredits von Banco Fie konnte Felipa den Anbau von Kaffee und Maniok erweitern. NEW RESOURCE BANK, USA Statt alte Straßenlaternen durch neue zu ersetzen, stattet Tanko Streetlighting bestehende Halterungen mit energieeffizienten Lampen aus. Die Gemeinden sparen dadurch sowohl an den günstigeren, nachgerüsteten Laternen als auch bei den Energiekosten. Dank eines Kredits der New Resource Bank kann das Unternehmen heute mehr als 200 US–amerikanische Städte versorgen. 14 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES Von der Ego– zur Öko– System–Ökonomie TEXT: Dr. C. Otto Scharmer Wir leben in einer Zeit fundamentaler Umbrüche. Doch wie kann eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation gelingen? So wie bei einem Eisberg lediglich zehn Prozent über der Wasseroberfläche sichtbar sind, sind auch die verschiedenen Krisensymptome, mit denen wir heute konfrontiert sind, nur die Spitze eines Eisbergs. Mit welchen Aspekten haben wir es unterhalb der Wasseroberfläche zu tun, was sind die systemischen Faktoren, die die Krisensymptome der Gegenwart immer weiter verschärfen? Dieser Frage nachgehend stoßen wir zunächst auf acht strukturelle Entkopplungen. Acht strukturelle Entkopplungen Die erste Entkopplung ist die Finanzblase: Eine Zahl zur Veranschaulichung des Volumens dieser Blase ist der Gesamtwert der Devisentransaktionen: Im Jahr 2010 betrug das Volumen des Börsenhandels mit Währungen 1.500 Billionen US–Dollar. Der Gesamtwert des internationalen Handels betrug hingegen nur 20 Billionen US–Dollar, also hatten weniger als 1,4 Prozent dieser Devisentransaktionen einen direkten Bezug zur Realwirtschaft. Selbst wenn man ausländische Direktinvestitionen und andere Transaktionen mit einrechnet, die sich zumindest teilweise auf die Realwirtschaft beziehen, kommt man lediglich auf fünf Prozent — die anderen 95 Prozent sind Transaktionen, die keinen ökonomisch oder sozial vernünftigen Zweck erfüllen. Die Entkopplung der Finanz– von der Realökonomie hat viele Gesichter: die lateinamerikanische Finanzkrise der 1980er, die asiatische Finanzkrise der 1990er, die amerikanische Savings– and–loan–Krise der 2000er und die globale Finanzkrise 2008. Obwohl diese Finanzkrisen viele Facetten haben, liegt ihnen doch dasselbe Problem zugrunde, nämlich die zunehmende Entkopplung von Finanz– und Realwirtschaft. Die zweite Entkopplung ist die ökologische: Unsere Wirtschaft operiert mit einer ökologischen Belastung von 1,5 Planeten, d. h. wir übernutzen die Regenerationsfähigkeit der Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 Erde mit 50 Prozent. Die dritte Entkopplung betrifft die soziale Realität: 2,5 Milliarden Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. In den USA besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung ein größeres Vermögen als die unteren 90 Prozent zusammen. Die vierte Entkopplung betrifft, was wir im weitesten Sinne als Führung bezeichnen: Viele Individuen mit Führungsverantwortung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind von der Lebenswirklichkeit der Menschen und Systeme entkoppelt. Das Ergebnis ist, dass wir kollektiv Realitäten schaffen, die niemand will. Die fünfte Entkopplung betrifft unser Konsumverhalten: Ein Mehr des Bruttoinlandsprodukts (BIP) führt in den Industrieländern nicht zu mehr Wohlstand und Lebensqualität der Menschen. Die sechste Entkopplung bezieht sich auf unsere Form von Demokratie und kollektiver Entscheidungsfindung: Hunderte Millionen Menschen haben nicht die Möglichkeit, bei wesentlichen Entscheidungen über ihre Zukunft und ihre Lebensbedingungen gehört zu werden. Gleichzeitig dominieren Interessengruppen den öffentlichen Diskurs und Entscheidungen. Ein Paradebeispiel ist die Machtakkumulation der US–Banken. Bereits vor der Finanzkrise entsprach die Bilanzsumme der sechs größten Banken an der Wall Street 55 Prozent der US–amerikanischen Einlagen. Dieses Volumen erlaubt es ihnen, erhöhte Risiken einzugehen, denn sie können darauf bauen, dass die Regierung — und damit die Steuerzahler — sie im Notfall auffangen müssen, was ja dann auch passiert ist. Nach 2008 konnten diese Banken dieses Abhängigkeitsverhältnis noch vergrößern: 2010 stieg die Zahl auf 64 Prozent. Die siebte Entkopplung betrifft die Frage von Eigentum: Die zwei dominanten Eigentumskonzepte — Staats– und Privateigentum — sind erfolgreich, aber auch mit Problemen verbunden, beispielsweise der massiven Vernichtung von ökologischen und sozialen Gemeingütern wie Grundwasser oder Boden. Die offene Frage hierbei ist, wie ein drittes Eigentumskonzept gestaltet werden kann, das die Gemeingüter besser schützt und die Interessen künftiger Generationen effektiver berücksichtigt. Die achte Entkopplung betrifft das Thema Technologie: Forschungs– und Entwicklungsausgaben konzentrieren sich in der Regel auf existierende Märkte und nicht auf die dringenden und realen Probleme und Bedürfnisse von Menschen und Gesellschaften mit geringem Einkommen wie in Ländern der Südhalbkugel. Aber was liegt diesen Entkopplungsphänomenen zugrunde? Wirtschaftliches Denken und die Entwicklung von Bewusstsein Das Problem der acht Entkopplungen beginnt mit der Art und Weise, wie wir über Ökonomie denken. Ein Beispiel ist unsere Haltung zur Koordination der modernen arbeitsteiligen Ökonomie. Historisch lassen sich drei Denkansätze unterscheiden. Der erste Ansatz (1.0) ist eine zentrale Koordination. Hier wird die ökonomische Arbeitsteilung staatszentrisch koordiniert, d. h. durch zentrale staatliche Planung basierend auf Hierarchien, Regulierungen und Kontrolle. Beispiele hierfür sind staatszentrische Arten des Merkantilismus oder Sozialismus. Ein zweiter Ansatz (2.0) ist der dezentralisierte Wettbewerb der freien Marktwirtschaft, die mit dem Aufstieg des privaten Sektors einhergeht. Ein Beispiel ist die Laissez–faire– Wirtschaft in Europa im 19. Jahrhundert. Ergebnisse waren TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 15 ein enormes Wachstum, enorme Erfolge und gleichzeitig auch enorme Probleme in der Form von negativen Externalitäten. Der dritte Ansatz (3.0) ist eine soziale Marktwirtschaft. Verhandlungen zwischen verschiedensten Interessengruppen und institutionelle Innovationen wie die Schaffung von Zentralbanken, sozialen Sicherungssystemen, Gewerkschaften und Umweltstandards setzen dem freien und unregulierten Markt Grenzen. Das Ergebnis ist eine Weiterentwicklung des Rahmens, in dem Marktwirtschaft praktiziert wird. Die soziale Marktwirtschaft, also der 3.0–Ansatz, war in den meisten OECD–Ländern im 20. Jahrhundert erfolgreich, stößt aber jetzt an Grenzen, weil es nicht gelingt, globale negative Externalitäten wie z. B. die massive Umweltzerstörung oder Armut zu bewältigen. Der heutige Diskurs dreht sich wesentlich um die drei folgenden Optionen: (1) sich durchlavieren, (2) zurück zu einer neoliberalen oder zu einer autoritär staatszentralistischen Lösung oder (3) einen Schritt vorwärts, bei dem die Koordination unserer ökonomischen Prozesse nicht länger auf einem Gegeneinander, sondern auf einem ko–kreativen Miteinander aller beteiligten Partner und Bürger basiert. Jede dieser drei unterschiedlichen Koordinationsformen unserer Ökonomie beinhaltet nicht nur ein unterschiedliches ökonomisches Denken, sondern auch eine unterschiedliche Rolle des Individuums in der Wirtschaft oder Gesellschaft. Die zentralisierte Wirtschaft 1.0 verlangt vom Einzelnen, sich in eine bestehende hierarchische Struktur einzufügen, Loyalität ist wichtiger als Leistung. Die marktorientierte Wirtschaft 2.0 baut auf einem Ego–System– Bewusstsein auf, bei dem der oder die Einzelne die Initiative ergreift, um den eigenen Vorteil zu maximieren, Leistung zählt mehr als loyales Verhalten. Die heutige Realität ist jedoch von einer anderen Art von Rationalität geprägt, die wir als 3.0– oder Stakeholder–Bewusstsein bezeichnen. Konkret heißt das, dass Unternehmer oder Konsumenten ökonomische Entscheidungen auf Basis von Prämissen treffen, die die Interessen und Bedürfnisse der Hauptpartner (z. B. Zulieferer, Kundinnen, Kunden) mehr oder weniger mit einbeziehen. Diese Form von Ökonomie finden wir bereits an vielen Stellen, z. B. bei Unternehmen, die die Arbeitsbedingungen bei ihren Lieferanten mit verantworten, oder bei Konsumenten, die in Kaufentscheidungen Umweltschutzfragen mit einbeziehen. Doch die nächste Herausforderung ist ein weiterer Schritt, in dem wir in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen die Fähigkeit entwickeln müssen, aus vielen Ego–System– und Stakeholder–basierten Strukturen eine neue ökonomische und gesellschaftliche Steuerungsrationalität entstehen zu lassen, die wir als Öko–System– Bewusstsein bezeichnen. Öko–System–Bewusstsein heißt, dass ich nicht nur meinen eigenen Wohlstand und meine Lebensqualität maximiere, sondern auch diejenige aller meiner Partner und Mitgestalter. Weiterentwickeln durch Loslassen Basierend auf unserer Arbeit mit Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und anderen gesellschaftlichen Gruppen sehen wir die größte Herausforderung für einen solchen Schritt in eine schöpferische Öko–System–Ökonomie in der Frage, wie wir den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren helfen können, ihr Ego–System–Bewusstsein loszulassen. 16 Dabei hilft es, sich in die Perspektive des Anderen zu begeben. Wie das geht? In unserer Arbeit haben wir gelernt, dass dazu ein Prozess erforderlich ist, der die Öffnung des Verstandes, des Herzens und des Willens ermöglicht: gemeinsame Wahrnehmung und Willensbildung. Warum geschieht dies so selten? Weil der schwerste Schritt das Loslassen ist. Es bedeutet, eine Schwelle zu überschreiten, eine Welt loszulassen und eine andere Welt kommen zu lassen, von der wir gar nicht wissen, ob sie überhaupt existiert. Auf das Bild des Eisbergs und die Krise der Gegenwart zurückkommend denke ich, dass drei revolutionäre Schritte erforderlich sind. Der erste Schritt betrifft eine Revolutionierung unseres ökonomischen Denkens dahingehend, dass wir die Kernkategorien der Ökonomie auf Basis des vorgeschlagenen Öko–System–Bewusstseins neu denken. Angefangen mit dem Begriff der Natur, die nicht länger als Ressource, sondern als ein zu kultivierendes Öko–System gedacht wird. Weiter über unser Verständnis von Kapital, das nicht mehr als Geld, sondern als kreative, schöpferische Kraft des Menschen zu denken ist. Bis zu unserem Verständnis von Technologie — weg von den alten Industrien hin zu erneuerbarer Energie, Kommunikations– und sozialen Technologien, die uns helfen, gemeinsam kreativer zu werden. Führung kann zudem nicht länger nur hierarchisch ausgerichtet sein, sondern es geht um den Aufbau gemeinsamer Wahrnehmungs–, Willensbildungs– und Handlungsfähigkeit. Die ökonomische Kategorie des Konsumierens muss mit Lebensqualität und Wohlbefinden verknüpft werden. Und gesamtwirtschaftlich müssen wir die Art und Weise überdenken, wie wir die Wirtschaft koordinieren — weg von den drei alten Mechanismen der Hierarchie, Märkte und Stakeholder–Verhandlungen hin zu etwas, das ich als ABC („awareness–based collective action“) bezeichne — also Handlungen, die aus einer gemeinsamen Wahrnehmungsund Willensbildung entstehen. Die ökonomische Kategorie der Eigentumsrechte muss mit gemeinschaftlichen Eigentumsrechten, die zukünftige Generationen schützen, erweitert werden. Der zweite Schritt für diesen Umbruch zu einer Öko–System–Ökonomie ist eine relationale Revolution, eine Transformation unserer ökonomischen und kommunikativen Beziehungen. Wir müssen alte auf Manipulation zielende Kommunikationsformen abbauen und neue Räume für schöpferische Dialoge und gemeinsame Kreativität aufbauen, beispielsweise zwischen Herstellern und Verbrauchern. Der dritte Schritt betrifft die Umwandlung unserer alten hierarchischen institutionellen Strukturen hin zur Kultivierung schöpferischer Felder von gleichberechtigter Kooperation. Diese drei Revolutionen des Denkens, der Kommunikation und der Umstülpung aller unserer gesellschaftlichen Institutionen sind die große Aufgabe unserer Generation. Wir können es tun! Was mich an der GABV inspiriert, ist, dass sie auf diesem Weg von der Ego– in die Öko–System– Ökonomie bereits viele wichtige Samen gepflanzt hat. Jetzt gilt es, diese Keime im Sinne einer weltweit vernetzten Bewegung praktisch, wissenschaftlich und strategisch weiterzuentwickeln. — TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES BANKMECU, AUSTRALIEN Die Women’s Property Initiatives (WPI) stellen Frauen und ihren Kindern langfristig sichere Wohnungen zur Verfügung — viele von ihnen entkommen damit häuslicher Gewalt. Bankmecu hat die WPI seit 2009 mit rund 3,4 Millionen Dollar finanziert. Damit konnte 110 Frauen und Kindern bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 17 BRAC BANK, BANGLADESCH Die Fischerei ist eine der wichtigsten Ressourcen der ländlichen Gebiete in Bangladesch. Die BRAC Bank kennt das Bedürfnis dieses Sektors nach Unterstützung und stellte Herrn Faizuddin einen Kredit zum Aufbau seines eigenen Fischereibetriebs zur Verfügung. Entwicklungsbanken eines zukünftigen Finanzwesens TEXT: Thomas Jorberg Für grundlegende Veränderungen braucht es Visionen und Vorreiter. Die GABV–Mitglieder stammen aus den verschiedensten Ländern und Kontinenten mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Umfeldern. Die Entstehung dieser globalen Bewegung und der Erfolg jeder einzelnen Mitgliedsbank zeigen, dass die Zeit reif ist für nachhaltige Veränderungen. Die GABV–Banken stehen für den Wandel im Finanzsektor. Wodurch zeichnen sie sich aus? ALTERNATIVE BANK SCHWEIZ AG, SCHWEIZ Die Romanens Pilz GmbH bietet als einziger Betrieb in der Schweiz ein komplettes Bio–Pilz Sortiment an. Der 1988 gegründete Betrieb beliefert den hiesigen Bio– handel und kann Dank hygienischer Sorgfalt und mechanischer Schädlingsbekämpfung gänzlich auf chemischsynthetische Fungizide und Insektizide verzichten. 18 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES Wandel der Kultur Die Eigentümer, Führungskräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GABV–Banken sehen den Kernwert in der sozialen und ökologischen Nutzenstiftung für ihre Kundinnen und Kunden und die Gesellschaft. Bei unterschiedlichen Geschäftsmodellen — ob sozial–ökologisches Banking in Europa, sozial orientierte Mikrofinanz in Asien und Südamerika oder breite gesellschaftliche Solidarität von Genossenschaftsbanken in Nordamerika — alle haben in das Zentrum ihrer Geschäftspolitik menschliche Werte integriert, die ihre Geschäftskultur maßgeblich prägen. Die Mitglieder der GABV agieren in ihren jeweiligen Märkten, sind den gleichen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen unterworfen, erwirtschaften einen ökonomischen Gewinn und sind doch in ihren Angeboten und ihrer Arbeitsweise auf die Menschen und ihre ganzheitlichen Bedürfnisse ausgerichtet. Zugleich sind diese Banken in der klaren Umsetzung ihrer werteorientierten Geschäftspolitik auch immer wieder Widersprüchen ausgesetzt, mit denen sie jedoch bewusst umgehen und die sie gegenüber Kundinnen, Kunden und Eigentümern transparent kommunizieren. Zur Kultur dieser Banken gehört dabei auch, dass sie ein erweitertes Verständnis von Gewinn haben und diesen in den drei Dimensionen des Sozialen, des Ökologischen und des Ökonomischen sehen. Banken haben dieses Entscheidungssystem erweitert — um das wesentliche Kriterium, wofür das Geld verwendet wird. Maßgeblich bei der Vergabe von Krediten ist deshalb die soziale und ökologische Auswirkung der Investitionen. Auch für die Einlagenkunden dieser Banken ist es ein wesentliches Motiv zu wissen, dass das Geld gesellschaftlich sinnvoll eingesetzt wird. Durch diese Erweiterung des Entscheidungssystems wird bei der Geldanlage und Kreditvergabe soziale, ökologische oder gesellschaftliche Verantwortung möglich. Wandel der Kundenbeziehung Damit verändert sich auch die Beziehung zwischen Kundin/ Kunde und Bank. Sie reduziert sich nicht auf die Höhe des Zinssatzes und die Auseinandersetzung um die Risikoverteilung. Die GABV–Banken entwickeln und pflegen eine partizipative Beziehung zu ihren Kundinnen, Kunden und Eigentümern, in der die Frage der gesellschaftlichen Verantwortung eine wesentliche Rolle spielt. Banker und Kundinnen/Kunden verstehen sich in dieser Beziehung gemeinsam als Akteure, als Gestalter von Wirtschaft und Gesellschaft. Bank und Kundin/Kunde fühlen ihre gesellschaftliche Verantwortung beim Umgang mit Geld und üben diese entsprechend bewusst aus. Wandel der Berichterstattung Neben dem zahlenbasierten Jahresbericht legen alle GABV– Banken in unterschiedlicher Art und Weise die Auswirkungen (Impact) offen, die ihre Tätigkeit in sozialer und ökologischer Hinsicht auf die Gesellschaft hat. In diesen Berichten weisen sie ihren Kundinnen, Kunden, Eigentümern und der Gesellschaft nach, wie sie ihre werteorientierten Ziele umgesetzt haben. Die einheitliche Messung sowie die individuelle und gemeinsame Veröffentlichung der gesellschaftlichen Auswirkungen der GABV–Banken ist ein wesentliches Projekt der kommenden Jahre. Wandel des Vertrauens Leitwährung der GABV–Banken ist nicht das Geld, sondern das Vertrauen von Eigentümern, Kundinnen, Kunden und Gesellschaft. Das Bekenntnis und die Übernahme von Verantwortung im gesellschaftlichen Kontext sind die Voraussetzungen dafür. Selbstverständlich erfüllen die GABV– Banken die aufgrund der Finanzmarktkrisen extrem zunehmenden regulatorischen Anforderungen. Vertrauen entsteht aber erst, wenn über das Regelerfüllen hinaus in der menschlichen Kunden–Bank–Beziehung wieder eine wertebasierte Verlässlichkeit entsteht. Dieses Vertrauen kann nicht durch Befolgung von Regeln und auch nicht nur durch transparente Berichterstattung aufgebaut werden, sondern muss in der sich entwickelnden Beziehung zwischen Bank und Kundin/Kunde bei jedem Geschäftsvorgang aufgebaut und bewiesen werden. Wandel des Systems An den Finanzmärkten werden die Entscheidungen derzeit bei gegebener Laufzeit und in der Regel abstrakt bewertetem Risiko ausschließlich nach der Höhe der Rendite getroffen. In dieser eindimensional orientierten Entscheidungsmatrix kommt die Verantwortung für gesellschaftliche, menschliche, soziale und ökologische Fragen nicht vor. Die GABV– Globaler Wandel Die GABV–Banken sehen sich als Teil einer weltweiten Bewegung, die Entwicklungen anstoßen kann. Noch haben sie nicht das „Bankparadies“ geschaffen, aber sie haben ein klares, positives Bild, wie ein werteorientiertes Bankgeschäft und eine Kunden–Bank–Beziehung idealerweise aussehen sollten. In der Verfolgung dieser Bilder und ihrer jeweiligen Geschäftspolitik verstehen sich die Mitglieder der GABV als Entwicklungsbanken eines zukunftsfähigen Finanzmarktes. — Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 19 Dynamische Vielfalt INTERVIEW: Eva Schneeweiss Fragen an Mitglieder* des Lenkungsausschusses, das höchste Gremium der GABV EVA SCHNEEWEISS : Herr Blom, Sie haben die GABV gemeinsam mit Anderen ins Leben gerufen. Was war Ihre Intention? PETER BLOM: Die Idee entstand bereits zwei bis drei Jahre vor der eigentlichen Gründung, als klar wurde, dass es ein Bedürfnis für ein internationales Netzwerk von Finanzinstituten mit denselben wertebasierten Zielen gibt. Interessanterweise fiel die tatsächliche Gründung der GABV mit dem Ausbrechen der Finanzkrise zusammen und vor diesem Hintergrund wurde die Existenz eines solchen Netzwerks noch dringlicher. Das hat uns geholfen, die Gründung der GABV zu beschleunigen. Am Anfang haben wir nicht daran gedacht, eine große Organisation zu bilden. Wir wollten ein schlankes Netzwerk nachhaltiger Banken sein, die durch die gemeinsame Überzeugung miteinander verbunden sind, dass Bankgeschäfte einen einflussreichen Hebel für eine positive Gesellschaftsentwicklung darstellen können. Wir wollten ein Netzwerk von leitenden Führungskräften und den wichtigsten Entscheidungsträgern aufbauen. Ziel war, dass die Vorstände und Aufsichtsräte der Banken zusammenkommen, um sich darüber auszutauschen, was sie mit ihren eigenen Einrichtungen erreichen wollen, und um auszuloten, was sie gemeinsam bewirken können. Dann haben wir eine Strategie entwickelt, um die zukunftsweisenden Geschäftsmodelle der Mitgliedsbanken, ihre Leuchtturmprojekte und ihre gesellschaftliche Wirkung hervorzuheben. Heute diskutieren wir auch ganz praktische Themen — z. B. die Frage, wie das Wachstum der Bewegung finanziert werden kann. Im Jahr 2009 haben zehn Finanzinstitute die GABV gemeinsam gegründet. Heute zählen wir 22 Mitglieder. Wir gehen davon aus, dass das Limit bei 30 bis 50 Banken liegen 20 wird. Dann, so nehmen wir an, werden wir die wichtigsten Akteure im nachhaltigen Bankgeschäft einbezogen haben. Wie kann die GABV Einfluss auf die Regulierung von Banken nehmen? Kann das Netzwerk eine neue Kultur im Bankensektor schaffen? BLOM: Die GABV–Mitgliederbanken bieten ihren Kunden einen integrierten Ansatz — sozial, ökologisch und ökonomisch. Dies geschieht auf freiwilliger statt auf regulatorischer Basis. Gleichzeitig ist offensichtlich geworden, dass konventionelle Banken — aufgrund ihrer Funktion, der Wirtschaft Finanzmittel bereitzustellen — auch beginnen sollten, mehr und mehr nichtfinanzielle Kriterien in ihre Entscheidungen mit einzubeziehen. In diesem Sinne sollte das, was wir als nachhaltige Banken bereits auf freiwilliger Basis tun, allmählich zur normalen Praxis für alle Banken werden — und schließlich in die allgemeinen regulatorischen Anforderungen Eingang erhalten. Ich glaube, dass wir die Kultur innerhalb des Finanzsektors beeinflussen können. Hauptsächlich weil so viele talentierte Menschen gerne in diesem Bereich arbeiten würden, dies jedoch nur in wertebasierten Instituten tun möchten. Die GABV kann eine wichtige Rolle bei der Unterstützung dieser neuen Generation von nachhaltigen Bankern spielen. Außerdem sollten wir uns bemühen, Banker weiterzubilden, die bereits in konventionellen Banken tätig sind. Denn wenn sie die neue Art von Bankarbeit einbringen, können wir auch größere Institute von innen heraus verändern und gemeinsam Schritt für Schritt einen anderen Bankensektor schaffen. — EVA SCHNEEWEISS: Herr Ali, was sind derzeit die größten Herausforderungen für die Mikrofinanzbanken in der GABV? MUHAMMAD A. (RUMEE) ALI: Eine zentrale Herausforderung ist die wachsende Auffassung, dass Mikrofinanz nicht zur Beseitigung von Armut beiträgt. Zu dieser Haltung kam es, weil Mikrofinanz in vielen Ländern als der Königsweg gegen Armut „verkauft“ wurde. BRAC sieht das nicht so. Unser Ansatz gegen Armut ist vielmehr ganzheitlich ausgerichtet. Deshalb konzentrieren sich unsere Entwicklungsprogramme auf die drei wesentlichen Voraussetzungen von Armutsbekämpfung: auf Gesundheit, Bildung und Finanzen. Denn nur wenn Programme auch Gesundheit und Bildung ganzheitlich mit einbeziehen, können Mikrofinanzprogramme gelingen und Veränderung bewirken. Die zweite Herausforderung liegt darin, einen von vielen Mikrofinanzinstituten eingeschlagenen Weg zu vermeiden: Mikrofinanz ist oft nicht mehr primär ein Konzept der Entwicklungshilfe, sondern ein kommerzielles Geschäft. Diese Bewegung hat einige Mikrofinanzinstitute dazu veranlasst, sich an der Börse notieren zu lassen. Doch die Aktienmärkte sind notorisch profitorientiert, weshalb sich viele der Organisationen von ihrer eigentlichen Mission, Armut zu bekämpfen, entfernen. Vielmehr geht es dann um Gewinnstreben und darum, selbst zu profitieren. Wie profitiert die BRAC Bank von der Mitgliedschaft in der GABV? ALI: Der größte Wert liegt darin, Wissen und Erfahrung miteinander zu teilen. Indem wir besonders gelungene Arbeitsbeispiele oder innovative Konzepte zu Themen weitergeben, die alle wertebasierten Banken beschäftigen, gewähren wir uns gegenseitig Zugang zu neuen Lösungen. Als Plattform hilft das Netzwerk allen werteorientierten Banken, einschließlich der BRAC Bank, um die öffentliche Meinung noch effektiver zu mobilisieren. Es ist entscheidend, dass wir innerhalb des Finanzsystems ein Verständnis schaffen für die Notwendigkeit der Existenz von Banken wie den unsrigen. — Muhammad A. (Rumee) Ali, Aufsichtsratsvorsitzender BRAC Bank, Bangladesch EVA SCHNEEWEISS: Frau Houghton, eine Studie der Rockefeller Stiftung hat belegt, dass die GABV–Banken auch in ökonomischer Hinsicht nachhaltiger sind als die größten sogenannten systemrelevanten Banken weltweit. Worauf führen Sie dies zurück? MARY HOUGHTON: Für mich ist die bedeutendste Erkenntnis aus der Studie das unterschiedliche Niveau in der Kreditvergabe, das bei den Nachhaltigkeitsbanken so herausragend ist. Im Durchschnitt wurden bei ihnen zwischen 2002 und 2011 über 70 Prozent des angelegten Geldes konsequent in Kredite investiert, wohingegen die globalen systemrelevanten Finanzinstitute nur rund 41 Prozent davon an Krediten ausgaben. Das ist ein beträchtlicher Unterschied! Ich glaube, dass es die grundlegende Aufgabe von Geschäftsbanken ist, die Realwirtschaft zu finanzieren. Es ist eine wichtige Funktion, Geldanlagen in einem Land in Kredite für Unternehmen und andere Organisationen umzuwandeln. Denn diese Unternehmen schaffen wiederum Arbeit und bilden das Eigenkapital von Unternehmern und Bürgern. Insofern ist es ein wichtiges Argument für institutionelle oder private Anleger, diese unabhängigen Banken zunehmend zu unterstützen, da sie in der Gesellschaft verankert sind und sich verpflichtet haben, wirtschaftliches Wachstum und soziale und ökologische Zielsetzungen zu fördern. Was sind die größten Hindernisse dafür, dass nachhaltiges Bankgeschäft nicht die Norm wird, sondern die Ausnahme bleibt? HOUGHTON: Ich kann hauptsächlich für die USA sprechen. Dort ist die Befürchtung der Banker, dass kleine Kreditvolumen und Sparanlagen nicht profitabel sind, wohl das größte Hindernis für viele Banken, soziale Ziele in ärmeren Gemeinden zu verfolgen. Dennoch macht die Entwicklung von neuen mobilen und internetbasierten Technologien diese kleineren Transaktionen eher möglich und wirtschaftlich. Zudem hat sich weltweit gezeigt, dass Menschen mit geringeren Einkommen ihre Kredite in derselben Zeit zurückzahlen wie jeder andere, wenn sie die Gelegenheit bekommen, eine langfristige Beziehung zu einem Finanzinstitut aufzubauen. In den USA sind viele Banken erpicht darauf, Finanzierungen für umweltfreundliche Projekte bereitzustellen. Derzeit zertifiziert die US–Regierung 85 Banken in den Vereinigten Staaten als „Finanzinstitute für gesellschaftliche Entwicklung “, was primär von deren Fokussierung auf das Marktsegment von niedrigeren Einkommen ausgeht. Nur etwa zwölf Banken konzentrieren sich hauptsächlich auf ökologische Bankgeschäfte. Einige wenige Institute berücksichtigen beide Dimensionen — die ökologische und die soziale. Wir brauchen wesentlich mehr, die das tun! — Mary Houghton, Mitbegründerin ShoreBank Corporation, USA *Zum Lenkungsausschuss der GABV gehören Muhammad A. (Rumee) Ali, Tamara Vrooman (Präsidentin Vancity, Kanada), Mary Houghton, Luis Felipe Derteano Marie (Vorsitzender Grupo ACP und Vertreter von Mibanco, Peru), Peter Blom und Thomas Jorberg (Vorstandssprecher GLS Bank, Deutschland). (von links nach rechts) Peter Blom, Vorstand Triodos Bank, Niederlande TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 21 Aufbruchstimmung in Berlin TEXT: Dr. Katrin Käufer Das GABV–Jahrestreffen „Studenten, Vorstände, Konferenzteilnehmer und Mitarbeiter aus verschiedenen Nachhaltigskeitsbanken sitzen allesamt an einem Tisch. Ich habe das Gefühl, dass sich etwas verändert”, berichtete Luise Eisfeld, eine Wirtschaftsstudentin, die am 14. März 2013 an der internationalen GABV–Konferenz in Berlin teilnahm. Mit ihr waren knapp 300 Gäste aus der Wirtschaft, dem Bankensektor und von verschiedenen Universitäten gekommen. Die öffentliche Tagung wurde von der GLS Bank ausgerichtet und von den 22 Nachhaltigkeitsbanken aus Afrika, Asien, Australien, Europa, Nord– und Südamerika unterstützt. Das Thema „Change–makers: Wertewandel im Bankensektor” und die hochkarätigen Redner sorgten für angeregte Diskussionen. Die Notwendigkeit für eine Veränderung im Finanzsektor betonte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in seiner Eröffnungsansprache. „Im 20. Jahrhundert, aber auch in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts haben wir erlebt, wie unsere Märkte, insbesondere die Finanzmärkte, arbeiten. Diese Turbulenzen haben nicht nur Bilanzen, sondern auch Biografien ruiniert“, so Lammert. Er wies auf die Grenzen unseres Wirtschaftssystems hin und betonte, dass diese Veränderungen nicht nur Regulierungsvorschriften, sondern auch die Art und Weise betreffen, wie wir über unser Wirtschaftssystem und unsere Gesellschaft denken. Kunden hätten in letzter Zeit bitter zu spüren bekommen, was geschehe, wenn instabile Finanzmärkte Werte nur simulierten, ohne tatsächlich ein Teil der Wertschöpfungskette zu sein. „Sobald die Simulation kollabiert, kollabiert das Produkt, weil es keine Substanz hat. Anstatt ein Instrument zur Unterstützung wirtschaftlicher Prozesse zu sein, ist Geld zu einem Selbstzweck geworden.“ Nach dieser anregenden Eröffnung sprach Dr. Tomáš Sedláček, ein tschechischer Ökonom und der Chefvolkswirt der größten tschechischen Bank, ČSOB, der auch als Wirtschaftsberater des ehemaligen Präsidenten Václav Havel tätig war. Er warf die Frage auf, wie wir über die Wirtschaftstheorie und unser Wirtschaften selbst denken. Sedláček erklärte, die Theorien gäben vor, wertneutral zu sein, doch 22 in Wirklichkeit seien sie dies nicht. Wirtschaftliches Denken beherrsche unsere gesellschaftlichen Entscheidungen und sei voll von Werten, die uns vorgäben, was im Leben wichtig sei und was nicht und wonach wir streben sollten. So sei sogar das Erreichen des größtmöglichen Gewinns heute zu einem Wert an sich geworden. Gekonnt führte Sedláček die Konferenzteilnehmer durch Beispiele, die veranschaulichten, wie getroffene Annahmen in der Wirtschaftstheorie zu einem Glaubenssystem werden. Besonders hob er dabei das Modell des homo oeconomicus hervor, das von Menschen als rein rationalen und auf Nutzenmaximierung bedachten Individuen ausgeht. Auf Basis dieser wirklichkeitsfernen Annahmen ginge man davon aus, dass Wirtschaftsexperten Zukunftsprognosen errechnen könnten — wie die BIP– Wachstumsrate für das nächste Jahr. „Wir tendieren dazu, die Wirtschaftstheorie zu verabsolutieren. Prinzipiell ist nichts Falsches an ihr, solange wir den Modellen nicht zu viel Glauben schenken.“ Letzten Endes, so Sedláček, geht es jedoch bei allen wirtschaftlichen Aktivitäten um die Menschen und um gemeinsame Werte. Dr. C. Otto Scharmer, der am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston lehrt, lud die Teilnehmer zu einer Diskussion darüber ein, wie eine mögliche nächste Phase des kapitalistischen Systems aussehen könnte. Er plädierte für den Übergang von einer Ego– zu einer Öko–System– Ökonomie — einen Übergang, den er bereits in vielen Bereichen unserer Wirtschaft sehe und für den gerade die GABV ein leuchtendes Beispiel sei. (Den ausführlichen Artikel finden Sie auf S. 15.) Als Sozialunternehmerin war Dr. Wendy Luhabe Mitbegründerin von Women Investments Portfolio Holdings, einem mehrere Millionen umfassenden Private–Equity– Fonds für Unternehmen, die von Frauen geführt werden. Der Fonds stellt diesen Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung. Luhabe setzt das, an was sie appelliert, in die Tat um — wenn sie über die Leistungen von Sozialunternehmern spricht und darüber, wie die Kreativität und das Potenzial des Sozialunternehmertums die Lebensbedingungen der Menschen verändern können. Sie erklärte in ihrer Rede, es komme darauf an, dass Banken die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Menschen erkennen und dass folglich die von ihnen verwalteten Gelder den menschlichen Bedürfnissen ebenso dienen müssten wie den Herausforderungen der Gesellschaft. „Die Banken müssen verantwortungsbewusst in der Art und Weise vorgehen, wie sie Zugang zu finanziellen Mitteln ermöglichen”, führte sie aus. „Denn es sind die Menschen, die eine sehr bedeutende Rolle im Umgang mit den aufkommenden Herausforderungen spielen, und ohne Zugang zu Finanzierungen kann es kein Unternehmertum geben.” Wir können die Herausforderungen der Gegenwart nicht bewältigen, so Luhabe weiter, ohne dem Potenzial der Menschen Raum zur Entfaltung zu geben. Und dieses Potenzial kann und wird nur mit Banken ausgeschöpft werden, die in der Lage sind, das Sozialunternehmertum zu verstehen. Am Nachmittag teilten sich die Teilnehmer in vier verschiedene Workshops auf, die von Vorständen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen GABV–Banken geleitet wurden. Hier erörterten die Teilnehmer die Rolle der Kundinnen und Kunden und die Notwendigkeit von Regulierungen; sie betrachteten innovative Finanzprodukte, die auf gesellschaftliche Herausforderungen eingehen, und TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES diskutierten, wie der Finanzsektor umgestaltet werden kann. Alle Workshops waren in hohem Maße interaktiv und gaben den Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, tiefer in das jeweilige Thema einzusteigen, sondern auch nachhaltigen Bankern aus allen Teilen der Welt zu begegnen. Abgerundet wurde der Tag von einer Diskussionsrunde, die das dezentrale Modell aus Sparkassen, Genossenschafts– und Volksbanken in Deutschland erörterte. Zu den Teilnehmern gehörten Uwe Fröhlich, Präsident des BVR (Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken), Sven Giegold, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, Georg Fahrenschon, Präsident des DSGV (Deutscher Sparkassen– und Giroverband) und Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass die Vorteile eines solchen Modells auf einer breiteren europäischen Ebene Berücksichtigung finden, da bei Regulierungen der Märkte derzeit allein große Finanzinstitute im Mittelpunkt stehen. An den folgenden beiden Tagen fand die interne Tagung der GABV statt. Die Mitglieder beschäftigten sich mit vielfältigen Fragen: Wie lässt sich z. B. der Stimme des Netzwerks mehr Gewicht verleihen? Wie kann in der Öffentlichkeit kommuniziert werden? Und welche Ansatzpunkte lassen sich finden, um den gemeinsamen Wirkungsbereich zu ver- Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 größern? Die thematischen Arbeitsgruppen der GABV hatten Gelegenheit zum persönlichen Austausch. So trafen sich beispielsweise die Personalleiter der Mitgliedsbanken und diskutierten, wie sinnvolle und nachhaltige Vergütungen für Banker auf einem Markt aussehen sollen, der üblicherweise von hohen Bonuszahlungen beherrscht wird. Auch wurde der Frage nachgegangen, wie innovative Finanzprodukte gestaltet werden können, um Menschen zu erreichen, die bisher keinen Zugang zu Finanzierungsangeboten hatten. Darüber hinaus legten die Partnerbanken die Strategie für die kommenden zwölf Monate fest — bis zum nächsten Jahrestreffen in Australien, das von der bankmecu ausgerichtet werden wird. „Wir haben uns gefreut, dass wir in diesem Jahr Gastgeber waren und einen so großen Zuspruch erlebt haben“, resümierte Thomas Jorberg. „Wir sind innerhalb der GABV in unserer Arbeit vorangekommen und konnten zugleich nach außen ein wichtiges Zeichen setzen. Gerade angesichts der Diskussionen über den Bankenbereich und seine Aufgaben war das ein wichtiger Impuls.“ — Alle Reden sowie eine umfangreiche Dokumentation der GABV– Tagung mit Bildern, Video– und Audiomaterial finden Sie unter www.gls.de/gabv13. TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 23 Blickwinkel Ideen werden Wirklichkeit Kreditgeschichten aus aller Welt Wie erneuerbare Energien die Landwirtschaft retten Kevin und Daryl Maas kommen aus Skagit County im US–amerikanischen Staat Washington und wuchsen dort in einer von Milchbauern geprägten Gegend auf. Als Kinder beobachteten die beiden Brüder, wie eine Familie nach der anderen — darunter auch die von engen Freunden — ihre Betriebe aufgrund niedriger Milchpreise und der Entwicklungen der Immobilienpreise aufgeben mussten. Sie fragten sich, ob erneuerbare Energien dazu beitragen könnten, diese kleinen Höfe zu erhalten und damit den langfristigen Trend vom Verlust wertvoller landwirtschaftlicher Flächen und passionierter Bauern umzukehren. Im Jahr 2007 trafen sich die Brüder mit Milchbauern und lokalen Dienstleistern. Nahezu alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass Biogasanlagen die Lösung sein könnten. Bereits im Frühling desselben Jahres gründeten sie Farm Power Northwest LLC. Der Zeitpunkt und das wirtschaftliche Umfeld waren äußerst kritisch. Kevin und Daryl waren schon bald mit zahlreichen Absagen von Kreditinstituten konfrontiert, von denen die meisten keine Erfahrung mit oder kein Interesse an der Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekten hatten. Die älteren Anlagen hatten in den vergangenen Jahrzehnten einen schlechten Ruf bekommen, sodass viele amerikanische Banken und Milchbauern noch immer skeptisch waren — trotz der inzwischen wesentlich verbesserten Technologie. Während in Europa 2007 bereits tausende profitable Anlagen liefen, waren es in den ganzen USA weniger als hundert. Gleichwohl erschien die Zeit gekommen, amerikanische Bauern, Entwickler und Finanzierer über den Nutzen der Systeme aufzuklären. Der Schlüssel zum Erfolg waren gemeinsam betriebene Biogasanlagen, bei denen die Risiken aus dem Milchgeschäft unter den zusammenarbeitenden Höfen ausgeglichen und zugleich die Vorteile einer großen, effizienten Anlage gemeinsam genutzt werden konnten. Finanziert durch die One PacificCoast Bank besitzt und betreibt Farm Power heute fünf Biogasanlagen im Nordwesten der USA — dabei arbeiten 15 Landwirtschaftsbetriebe zusammen. Sie produzieren bis zu 4,25 Megawatt grünen Strom und reduzieren Methanemissionen von umgerechnet jährlich 40 000 Tonnen CO₂. Kevin und Daryl Maas sind inzwischen führende Experten ihres Sektors, weil sie das Potenzial von Biogasanlagen und ihre Vorteile für die Milchwirtschaft, die Wirtschaftlichkeit sowie die Umwelt und Gesellschaft aufzeigen. Darüber hinaus hat die erfolgreiche Umsetzung der Idee dazu geführt, dass das Vertrauen in Biogasanlagen im Nordwesten der USA sukzessive wächst. — One PacificCoast Bank, Skagit County, USA 24 TITELTHEMA Global Alliance for Banking on Values Energieeffizienz in der kältesten Haupt stadt der Welt Yondon Nansalmaa wohnt mit ihrer Familie in einem Vorort der mongolischen Stadt Ulaanbaatar — in einer Gegend, die von niedrigen Einkommen, schlecht isolierten Häusern und schwierigen Bedingungen im Winter geprägt ist. Üblicherweise leben die Menschen in Holzhäusern oder Gers, traditionell mongolischen Filzzelten. Ulaanbaatar ist die kälteste Hauptstadt der Welt. Regelmäßig fallen die Temperaturen unter –30 Grad. Viele Familien wie die von Nansalmaa können sich jedoch nur ineffiziente Kohleöfen leisten, in denen sie für ein wenig Wärme jährlich 4,5 Tonnen Kohle verbrennen müssen. Die Heizkosten machen 30 Prozent ihres Jahreseinkommens aus — Geld, das ihr damit nicht für Nahrungsmittel oder ihre Kinder zur Verfügung steht. Zugleich sind die Öfen Ursache dafür, dass Ulaanbaatar auf der Liste der Städte mit der stärksten Luftverschmutzung weltweit an zweiter Stelle steht. Effizientere und umweltfreundlichere Öfen sind für viele Familien jedoch zu teuer. Deshalb hat die XacBank in Nansalmaas Viertel ein Netzwerk gegründet, das energieeffiziente Geräte erschwinglich verkauft — durch Subventionen des mongolischen Clean Air Fonds und der US–amerikanischen Entwicklungshilfeagentur Millennium Challenge Corporation. Zugleich bietet die Bank speziell für Menschen mit niedrigen Einkommen Mikrokredite zu günstigen Konditionen, mit geringen Sicherheiten und flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten. Haushalte, die neben den umweltfreundlichen Öfen ihre Häuser zusätzlich mit Decken isolieren, können ihren Energiebedarf um bis zu 50 Prozent senken. Dabei sind die Mikrokredite der Xac Bank so konzipiert, dass die Kosteneinsparungen durch den gesenkten Energieverbrauch größer sind als die monatlichen Raten für den Kredit. Für Nansalmaa bedeutet dies einen großen Schritt und eine jährliche Kostenersparnis in Höhe von zwei Monatslöhnen. Ihr bleibt mehr Geld für Nahrungsmittel und sie kann ihre Töchter und Söhne bei der Gründung ihrer eigenen Familien finanziell unterstützen. Nansalmaa ist eine von fast 100 000 Kundinnen und Kunden, die gemeinsam eine enorme Wirkung erzielen: Sie verbessern die Luftqualität, die Gesundheit und die Lebensgrundlage ihrer Gemeinde. Zugleich ist ein wegweisender Standard für ein neues Umweltbewusstsein entstanden. — XacBank,Ulaanbaatar, Mongolei Engagement gegen die organisierte Kriminalität Die Messina Community Foundation in Süditalien wurde gegründet, um Menschen zu unterstützen, die jahrelang unterhalb der Armutsgrenze gelebt haben. Die soziale Einrichtung gibt ehemaligen Patienten des psychiatrischen Krankenhauses Barcellona Pozzo di Gotto Arbeit und bietet ihnen Unterricht in traditioneller Handwerkskunst an. Dabei werden alle Erträge aus den handwerklichen Arbeiten in soziale und kulturelle Projekte vor Ort reinvestiert. Das Modell der Stiftung wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem United Nations Office for Project Services (UNOPS) als weltweit besonders beispielhaft anerkannt. Die Messina Community Foundation hat auch deshalb eine so große Bedeutung, weil sie in einem unterentwickelten Teil Süditaliens tätig ist. Dort ist die Schere zwischen Arm und Reich besonders groß und die bürgerliche Gesellschaft noch immer in der Hand des organisierten Verbrechens und der Schutzgelderpresser. Die Niederlassungen der Stiftung befinden sich in Gebäuden, die ehemals der Mafia gehörten. Grundsätzlich gehört der Kampf gegen die Mafia zum Kern der Stiftung. Auch ihre Partner und ihr gesamtes Netzwerk von Unternehmen arbeiten täglich gegen jede Form von Kriminalität — von der transparenten Offenlegung ihrer Handelsbeziehungen bis hin zur Anzeige von jeglichen beobachteten Schutzgelderpressungen. Die Stiftung ist vollständig eigenständig, regierungsunabhängig und erzeugt mit Solarmodulen sogar ihren eigenen Strom. Eine der vielen sozialen und ökologischen Initiativen der Messina Community Foundation befindet sich auf einem Stück Land in der Nähe des psychiatrischen Krankenhauses Barcellona Pozzo di Gotto. Dort werden Blumen, Früchte und Gemüse angebaut und über eine Einkaufsgenossenschaft verkauft, die von der Slow–Food–Bewegung gefördert wird. „Wir müssen uns wieder daran erinnern, dass wir unser Essen zuallererst mit unserem Verstand und dann erst mit unserem Mund essen, denn alles, was wir produzieren und anbieten, soll einen positiven Effekt auf unsere Umwelt und die Menschen haben“, erläutert ein Mitarbeiter der Stiftung. Darüber hinaus wirkt die Einrichtung an zahlreichen Kulturprojekten wie Musikfesten, an der Literaturförderung und der musikalischen Erziehung für Kinder mit. Die Banca Popolare Etica war von Anfang an Finanzpartner der Stiftung, unterstützt Spendenaktionen und finanziert zahlreiche soziale und kulturelle Initiativen. — Banca Popolare Etica, Sizilien, Italien Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 TITELTHEMA Global Alliance for Banking on Values 25 Standpunkt Netzwerk Von Anfang an war klar, dass die GLS Bank nicht die einzige Bank sein konnte, um alle diese Anfragen zu befriedigen. Im Übrigen war sie mit ihrem Anliegen, das Bankgeschäft in überschaubare, menschliche Zusammenhänge zu bringen, nicht allein in der Welt. In den 1970er– und 1980er–Jahren begannen auch in anderen Ländern Mikrofinanzinstitute mit ihrer Arbeit, um das Bankwesen auf Gemeinschaftsbildung und gegenseitiges Geben und Nehmen zu gründen — am bekanntesten wurde die Grameen Bank in Bangladesch. Die GLS Bank war in dieser Zeit nicht nur eine Werkstatt für die eigene Entwicklung, sondern auch eine Keimzelle für die Gründung verwandter Bankinitiativen in anderen Ländern. Diese sollten aus den Bedingungen und Bedürfnissen des jeweiligen Landes heraus geschaffen und getragen werden. Daraus ergaben sich viele Gespräche und internationale Konferenzen mit Menschen, die in ihrem Land eine Bank gründeten oder gründen wollten, z. B. mit der Mercury Provident Society in England, Triodos Bank in den Niederlanden, der Freien Gemeinschaftsbank in der Schweiz, Merkur Bank in Dänemark, Ecobank in Schweden, Cultura Bank in Norwegen oder La Nef in Frankreich. Gespräche mit Interessenten aus anderen Ländern wie den USA, Österreich oder Brasilien führten nicht zu formalen Bankgründungen, sondern zu bankähnlichen Organisationen wie Finanzstiftungen. Von den Wurzeln TEXT: Rolf Kerler ROLF KERLER ist Bankkaufmann sowie studierter Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler. Er war von 1974 bis 1998 Vorstand der GLS Bank und gehört seit 1996 dem GLS Aufsichtsrat an. 26 Internationale Zusammenarbeit ist der GLS Bank angeboren. Man stelle sich ihre Gründungssituation Anfang der 1970er–Jahre vor: In einer Zeit, in der es seit Jahrzehnten keine Bankgründung in Deutschland mehr gegeben hatte, wurde — ausgehend von den Anregungen anthroposophischer Sozialwissenschaft — die Idee einer Bank geboren, die andere Paradigmen setzte: Transparenz des Bankgeschäfts, Eigenverantwortung, Vertrauen und gegenseitige Hilfe. Das führte dazu, dass sich gerade in dieser Anfangszeit Initiativen aus aller Welt an die neue Bank wandten — ob ein im Aufbau befindliches Krankenhaus in Brasilien, ein biodynamischer Hof in Australien oder eine Waldorfschule in Südafrika: Die Bank wurde überflutet von Kredit– und Schenkungsanfragen. In dieser Zusammenarbeit ging es zum einen um Grundsatzfragen über das Wesen des Geldes und um Ideen moderner Sozialgestaltung, zum anderen aber auch ganz konkret darum, welche Schritte am jeweiligen Ort möglich und notwendig sind, um die Bankidee auf den Boden zu bringen. In der Regel beteiligte sich die GLS Bank auch finanziell am Gründungskapital dieser Banken. Einige von ihnen sind heute Mitglied der GABV. Entscheidende Gesichtspunkte der internationalen Vernetzung waren: 1. Am Beispiel der GLS Bank konnte gezeigt werden: Es ist möglich, etwas Erneuerndes auf dem Gebiet des Finanzwesens zu unternehmen, das lebensfähig ist und mit der Welt zusammenwachsen kann. Das konnte Mut machen und Anregung für Andere sein. 2. Es ist möglich und trifft auf ein zunehmendes Bedürfnis, dass Menschen mehr Verantwortung im Umgang mit ihrem Geld realisieren — und mit ihrer Unzufriedenheit mit den gegebenen Verhältnissen nicht beim Demonstrieren stehen bleiben müssen. 3. Die internationale Zusammenarbeit basiert auf der Einsicht, dass unsere wachsenden gesellschaftlichen Probleme, ob im Bildungswesen, in der Landwirtschaft, in der Umwelt oder anderswo, besser durch Kooperation von vielen Partnern in Angriff genommen werden und nicht durch Konkurrenz oder zentrale Steuerung — mit größter Offenheit und ohne versteckte Eigeninteressen. Deshalb setzt die GLS Bank bis heute auf intensive und wachsende Kooperationen mit Partnern in anderen Ländern, die unterschiedliche Fähigkeiten einbringen, um gemeinsam zu versuchen, dass unsere Welt etwas humaner wird. — TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES Wüstenzauber in Ägypten TEXT: Bijan Kafi, Presse– und Öffentlichkeitsarbeit der SEKEM–Gruppe in Europa Vom nachhaltigen Gleichgewicht in kargen Wüstenregionen — oder was dem GLS Partner SEKEM seit vielen Jahren gelingt Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde. Gut und richtig, möchte man meinen. Doch nicht überall auf der Welt haben Bioprodukte und grüner Strom ihren Siegeszug gleichermaßen angetreten. Bei Entwicklungs– und Schwellenländern tun sich große Unterschiede auf. Seit 1977 arbeitet die SEKEM–Initiative in Ägypten an einer nachhaltigen Entwicklung der arabischen Welt. Im Mittelpunkt steht seitdem der biologisch–dynamische Landbau. Neun SEKEM–Firmen produzieren heute gesunde und biologische Produkte. Die Rohwaren stellen sie selbst auf Demeter–Farmen her oder erhalten sie von zertifizierten Zulieferfarmen aus ganz Ägypten und anderen Ländern. Frische Biolebensmittel für den ägyptischen Markt gehören da ganz selbstverständlich mit ins Programm. Doch das war nicht immer so. Dass sich heute in den meisten Kairener Supermärkten die typischen „Bioecken“ finden, ist vor allem der ägyptischen Initiative zu verdanken, die mit der großflächigen Anwendung von 60 000 Tonnen Biokompost pro Jahr in 35 Jahren viele Hektar Wüstenboden zurückgewonnen hat. Mit den Produkten der auf diesen Flächen angebauten Rohwaren finanzieren die SEKEM– Firmen soziale und kulturelle Projekte. Allgemeinbildung ist dabei ein besonderer Schwerpunkt: SEKEMs Stiftung für Entwicklung betreibt eine Schule, ein Berufsbildungszentrum und ein Erwachsenenbildungsinstitut neben vielen anderen Einrichtungen in einer besonders strukturschwachen Region. Diese Anstrengungen für eine nachhaltige Entwicklung kommen nicht nur Ägypten und der arabischen Region zugute. SEKEM–Produkte werden auch in Deutschland, Österreich und auf internationalen Märkten verkauft. Doch noch sind Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 in Ägypten Bioprodukte teuer. Deshalb ist es ein wichtiges Ziel von SEKEM, diese Produkte zukünftig erschwinglicher zu machen. Dabei engagiert sich die GLS Bank seit vielen Jahren als verlässlicher Partner und seit 2007 als Investor. SEKEMs Vision von Nachhaltigkeit geht dabei über Umwelt– und Ressourcenschutz weit hinaus. Mensch und Natur bilden eine Einheit, deren Gleichgewicht in den kargen Wüstengebieten der arabischen Region besonders empfindlich ist. Nur wenn beide ihren Bedürfnissen entsprechend gedeihen können, bleibt es erhalten. SEKEM fördert daher die harmonische Entwicklung von beidem: der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Umwelt und der nachhaltigen Gestaltung der menschlichen Lebens– und Arbeitswelt. Für Dr. Ibrahim Abouleish, den Gründer SEKEMs, und die SEKEM–Mitarbeiter geht es bei SEKEM auch um Gemeinschaftsbildung, interkulturellen Dialog und die Förderung individueller Entwicklung sowie um die Pflege von Rahmenbedingungen, die für ein gedeihendes Miteinander notwendig sind. Vor allem aber geht es um eine deutlichere Wahrnehmung der Mitmenschen als Partner im Wirken für eine lebenswerte Zukunft für alle. In SEKEM heißt das „Bio plus“: Nicht nur einzelne Ressourcen werden für zukünftige Generationen bewahrt. Nachhaltigkeit ist vielmehr ein ganzheitlicher Vorgang, ein laufendes Arbeiten an einer Verständigung von Mensch und Natur im gleichberechtigten Dialog. Soziale, kulturelle und spirituelle Aspekte gehören ganz selbstverständlich dazu. Nach der Revolution 2011 hat sich der Erfolg dieses Ansatzes gezeigt. Während viele Firmen schließen mussten, hielten die Mitarbeiter SEKEMs zusammen, um ihre Arbeitsplätze und ihr Lebensumfeld selbst zu schützen. Mit ihnen hat die SEKEM–Gemeinschaft die Revolutionswirren unbeschadet überstanden und im November 2012 den 35. Geburtstag gefeiert. — [email protected], www.sekem.com BANK TITELTHEMA GLOBAL ALLIANCE FOR BANKING ON VALUES 27 Mitgliederportraits Unterstützung weltweit „Wir wussten, dass Romy* aus einer sehr armen Familie kommt. Aber wir wussten nicht, wie arm er ist, bis er eines Tages mit nassen Kleidern in der Schule erschien“, berichtet Anna Teresa Slater, Mitgründerin der Gamot Cogon Waldorfschule in Zarraga, Iloilo, auf den Philippinen. „Als sein Lehrer schließlich nach fragte, erzählte er, dass seine Kleidung am Tag zuvor gewaschen wurde und nicht genug Zeit blieb, um sie zu trocknen. Kurz, er hatte nichts anderes anzuziehen.“ Wie Romy kommen viele der Schüler aus finanziell benachteiligten Familien, mindestens 40 Prozent leben weit unterhalb der Armutsgrenze. Wesentliche Unterstützung erfuhr die Schule von den Freunden der Erziehungskunst. Seit 1976 fördert der Verein Waldorfschulen, –kindergärten, sozialtherapeutische und heil pädagogische Einrichtungen sowie soziale Ini tiativen im Ausland. Mit Hilfe zahlreicher Spender konnten bereits über 600 waIdorfpä dagogische Projekte auf der ganzen Welt gefördert werden. So betreuen die Freunde der Erziehungs kunst junge Waldorfinitiativen in finanziellen wie rechtlichen Fragen und leiten Spenden zu 100 Prozent weiter. Um schnell auf dringende Anfragen und auf akute Situationen in Schulen und Kindergärten reagieren zu können, hat der Verein den Internationalen Hilfsfonds einge richtet. 2012 wurden aus dem Hilfsfonds u. a. die Kindergartenausbildung in Burma, Roma kinder an der Waldorfschule Rosia und die heilpädagogische Ausbildung in Santiago de Chile gefördert. Außerdem koordinieren die Freunde der Erziehungskunst jedes Jahr den WOW–Day (Waldorf One World). Einmal im Jahr engagie ren sich Schülerinnen und Schüler einen Tag lang für Waldorfinitiativen in aller Welt. Etwa durch künstlerische Aktivitäten oder Tages jobs sammeln sie Geld für Waldorfeinrichtun gen, die dringend Hilfe benötigen. 2012 konn ten so über 300.000 Euro gesammelt werden. Auch die Gamot Cogon Waldorfschule konnte mit diesen Geldern unterstützt wer den. Seit 2005 ermöglicht sie den Kindern eine sichere Lernumgebung, unabhängig von ihrem wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund. Schule wird hier zu einem Lebensort, denn über den Unterricht hinaus versorgen die Lehrerinnen und Lehrer Kinder wie Romy mit Kleidung und Essen. — *Name wurde geändert www.freunde–waldorf.de „Wir sind Mitglied der GLS Bank, weil Spendengeld kein Spielgeld ist.“ 28 Mitgliedschaft Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 Mitgliedschaft 29 Mitgliederportraits jenseits eines „Schonvermögens“ von 500.000 Euro, das unbesteuert bleibt. Anschließend fordern wir die Wiedereinführung der Vermögenssteuer in Höhe von mindestens einem Prozent. Die aus der Vermögensabgabe erzielten Einnahmen — etwa 160 Milliarden Euro — sollen gezielt in die Energiewende, in Bildung sowie soziale Dienst– und Transferleistungen fließen. Eigentum verpflichtet INTERVIEW: Eva Schneeweiss DR. HANS–DIETRICH LEHMKUHL versteht Geld als soziales Gestaltungsmittel. Er hat die Initiative „Vermögende für eine Vermögensabgabe“ mit gegründet und spendet bereits heute seine gesamten Zinsen und Gewinne aus Kapitalvermögen. EVA SCHNEEWEISS: Herr Dr. Lehmkuhl, Sie haben 2009 die Initiative „Vermögende für eine Vermögensabgabe“ mit ins Leben gerufen. Warum? DR. HANS–DIETRICH LEHMKUHL: Das war Ergebnis der Finanzmarktkrise. Damals war plötzlich klar, dass wir ein Systemversagen haben und es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist, wenn die Armen und Normalverdiener für die Folgen dieses Versagens aufkommen müssen. Sie haben die Krise weder verursacht noch von dem Boom, der ihr vorausging, profitiert. Das war ein wesentlicher moralischer Impuls. Ein anderer waren die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der ökologische Umbau der Wirtschaft, Bildungsfragen, Fragen der Infrastruktur und der sozialen Ungleichheit. Was sind Ihre Kernforderungen? LEHMKUHL: Wir fordern eine einmalige zweckgebundene Vermögensabgabe in Höhe von zweimal fünf Prozent, auf zwei Jahre verteilt. Und zwar 30 Sehen Sie in Deutschland große Einkommensungleichheiten? LEHMKUHL: Absolut. In den 1950er–Jahren waren wir ein relativ egalitäres Land und im Vergleich zu England, den USA und Portugal sind wir das noch immer. Besorgniserregend ist aber die Geschwindigkeit, mit der die Ungleichheit in Deutschland in den letzten 15 Jahren zugenommen hat. Früher wurde der Anstieg der Produktivität relativ fair verteilt. Damals lag der Spitzensteuersatz bei 70 und bis Ende der 1990er–Jahre bei 56 Prozent. Wesentlicher Treiber der Ungleichheit ist aber auch der Anstieg der Primäreinkommen in den oberen Segmenten. Früher hat ein DAX–Manager das Zwanzigfache von einem Arbeitnehmer seines Unternehmens verdient, heute geht es bis ins Zweihundertfache. Und das nicht durch verstärkte Leistung, sondern weil die Wachstumsgewinne hier nur noch an die oberen zehn Prozent gehen. Gleichzeitig stagnieren oder sinken die unteren Gehälter. Das bedeutet eine neue Qualität von Ungleichheit. Die Geschichte eines Bildes ALEX MARASHIAN ist Redakteur und freier Journalist. Zudem ist er in der Werbebranche selbstständig. MITGLIEDSCHAFT Welche Folgen hat das für die Menschen? LEHMKUHL: Die britischen Sozialforscher Richard Wilkinson und Kate Pickett haben herausgefunden: Je ungleicher eine entwickelte Gesellschaft ist, desto größer sind ihre sozialen Probleme. Es ist also die Einkommensungleichheit selbst, nicht allein Armut, die gesundheitliche Faktoren wie niedrigere Lebenserwartung, Depressionen und Ängste verschärft. Auch z. B. bei der Kriminalität schneiden ungleiche Länder schlechter ab. Insofern kann man sagen: Ungleichheit in sich selbst zerstört die soziale Struktur einer Gesellschaft. Brauchen wir einen Kulturwandel, einen neuen Umgang mit Reichtum? LEHMKUHL: Ich denke, zentral ist, dass wir wieder über Werte sprechen müssen und darüber, wie wir leben wollen. Ohne stärkere Ausrichtung auf gemeinschaftsbezogene Werte wie Solidarität, Kooperation, sozialen Zusammenhalt und mehr Gleichheit werden wir nicht die notwendigen Veränderungen hinbekommen. — Die Anzeigen der GLS Bank erscheinen in Zeitungen und Magazinen und hängen regelmäßig als Plakate bundesweit in Bahnhöfen. Eine von ihnen wird seit Kurzem von einem freundlichen Gesicht geziert. Eigentlich wollte Alex Marashian nur eine gemütliche Mittagspause in netter Gesellschaft verbringen. Dass er damit Teil einer bundesweiten Kampagne der GLS Bank werden könnte, hätte er sich nie träumen lassen. Der Amerikaner aus Kalifornien lebt seit sieben Jahren in Berlin. Regelmäßig verbringt er Zeit in den Prinzessinnengärten – einem urbanen Gartenprojekt. An diesem Tag trifft er dort Oliver Helbig, der die angelegten Obst– und Gemüsebeete im Auftrag der GLS Bank fotografiert. „Ich bin mit Oliver sehr gut befreundet, wir haben als Journalisten bereits zusammengearbeitet“, erzählt das GLS Mitglied. „An dem Mittag sind dann spontan ein paar Bilder mit mir entstanden, wir haben viel gelacht und anschließend habe ich gar nicht mehr darüber nachgedacht. Bis ich einen Anruf von der GLS Bank bekam.“ Alex Marashian ist Redakteur und in der Werbebranche selbstständig — am liebsten möchte er sich jedoch seiner Leidenschaft, der Musik, dem Komponieren und Schreiben, widmen. Er hat Erfolg in seinem Beruf und trotzdem ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Tätigkeit: „Ich ermuntere mit meiner Werbung Menschen zum Konsum. Das sehe ich kritisch.“ Deshalb sucht er sich seine Auftraggeber sehr genau aus. Auch im Rahmen seiner Gastprofessur an der Bauhaus–Universität Weimar möchte Marashian den Studenten ein kritisches Verhältnis zur Konsumkultur näherbringen. Dass er nun die Seiten gewechselt hat und selbst auf einer Anzeige abgebildet ist, war eine ganz neue Erfahrung. „Ich habe der Kampagne zugestimmt, weil ich voll und ganz von der GLS Bank überzeugt bin.“ — „Ich bin Mitglied der GLS Bank, weil mein Geld für eine grüne und faire Zukunft arbeiten soll.“ „Wir sind Mitglied der GLS Bank, weil ihre Philosophie genau meinen Vorstellungen entspricht.“ Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 MITGLIEDSCHAFT 31 Sie sind Teil der Bank mit Sinn. Teilen Sie uns mit Ihren Freunden! Begeistert? Von der GLS Mitgliedschaft? Vom gesellschaftlichen Wirken Ihres Geldes? Von jährlich 2 bis 4 %* Dividende? Erzählen Sie Ihren Freunden, Verwandten und Bekannten davon! www.mitgliedwerden.gls.de *gemäß dem Beschluss der jährlichen Generalversammlung 32 MITGLIEDSCHAFT Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 MITGLIEDSCHAFT 33 Innenansicht Zinsgestaltung bei der GLS Bank Mit den Geldeinlagen unserer Kundinnen und Kunden vergeben wir Darlehen an sozial–ökologisch engagierte Unternehmen und für sinnvolle und zukunftsweisende Projekte. Die Wende unserer Energieversorgung Langfristig nachhaltiges Wirtschaften für Menschen und Umwelt ist dabei Kern unseres Handelns. Wir haben bei der Zinsgestaltung sowohl die Kredit– als auch die Einlagenseite der GLS Bank im Blick. Dabei möchten wir Ihnen stets marktgerechte und verlässliche Zinsen bieten. Als Referenz dienen uns hierbei die 14–tägigen Auswertungen der FMH–Finanzberatung. Die aktuelle Grafik stellt die Konditionen der GLS Bank mit den Referenzzinssätzen, Markt– und Ausreißerkonditionen dar. — BANK ZINSGESTALTUNG Sparbriefe 10 Jahre (15.000 Euro in % p. a.) 1,29 % 1,80 % 1,81 % 3,20 % 10–jährige Bund–Rendite GLS Bank Marktkondition* Ausreißerkondition 0,34 % 0,45 % 0,41 % 1,80 % EURIBOR GLS Bank Marktkondition* Ausreißerkondition Festgeld 180 Tage (50.000 Euro in % p. a.) Tagesgeld (10.000 Euro in % p. a.) 0,07 % 0,40 % 0,47 % 1,85 % EONIA GLS Bank Marktkondition* Ausreißerkondition *Großbanken, Sparkassen, Sparda–Banken, PSD–Banken, Volksbanken; Mittelwert REFERENZSÄTZE 10–jährige Bund–Rendite: 1,29 % (Stand: 28.03.2013), öffentliche Anleihe des Bundes als festverzinsliches Wertpapier 6–Monats–EURIBOR (European Interbank Offered Rate): 0,34 % (Stand: 28.03.2013), Referenzzinssatz für Kredite und Anlagegelder sowie für Geldgeschäfte zwischen Kreditinstituten EONIA (Euro Overnight Index Average): 0,07 % (Stand: 27.03.2013), europäischer Tagesgeldzinssatz, Referenzzinssatz für die Refinanzierung zwischen Banken am Geld– und Kapitalmarkt Stand: 02.04.2013; Quelle: FMH–Finanzberatung; den aktuellen Zinsvergleich gibt es im Internet unter www.gls.de/zinsvergleich. 34 KOMMENTAR: Johannes Prahl, Analyst GLS Research Der Mensch braucht täglich die Zufuhr von Energie. Durch Nahrung und als Sonnenlicht. Aber auch zum Kochen, Heizen, zur Fortbewegung oder Kommunikation. Alle Energie auf unserem Planeten entstammt der Sonne, sie ist die Primärenergiequelle schlechthin: unbegrenzt, kostenlos und für alle ausreichend. Die Entdeckung riesiger Vorkommen zu Urzeiten gespeicherter Sonnenenergie als Erdöl, Erdgas oder Kohle ermöglichte ab dem 18. Jahrhundert den Prozess der Industrialisierung. Spätestens an diesem Zeitpunkt verließen ganze Nationen den Pfad der Nachhaltigkeit: Es wurde immer mehr Energie verbraucht als produziert. Die CO₂–Emissionen steigen seitdem an und führen zur kontinuierlichen Erwärmung unserer Erdatmosphäre. Die große Herausforderung unserer Gesellschaft ist es also, wieder auf den Pfad der Nachhaltigkeit zurückzukehren. Wir müssen so schnell wie möglich eine ausgeglichene Energiebilanz anstreben, das heißt die Energie, die wir verbrauchen, auch selber herstellen. Heute, wo wir bereits jede vierte Kilowattstunde aus regenerativen Energien gewinnen, ist klar: Technisch sind 100 Prozent erneuerbare Energien längst möglich. Wir müssen es nur richtig wollen! Jenseits aller Polemik bewegt sich die politische Diskussion heute nicht um die grundsätzliche Frage, ob die erneuerbaren Energien ausgebaut werden müssen, sondern wie. Zwar zeigt uns die aktuelle Debatte in aller Deutlichkeit, wie der Politik in dieser so wichtigen gesellschaftlichen Frage ein klares Zukunftsbild und der notwendige Weitblick fehlen. Aber immerhin steht ein wichtiger Baustein nicht (mehr) zur Disposition: Die Energiewende ist eindeutig politisch gewollt. Man vergisst dabei jedoch schnell, wer die eigentlichen Initiatoren waren. So sind es weder die Politik noch die Energieversorgungsunternehmen gewesen, sondern innovative Bürger, die mit Weitblick und Mut im Kleinen eine Entwicklung angestoßen haben, die heute von der breiten Bevölkerung und dem politischen Mainstream als alternativlos bezeichnet wird. Die GLS Bank hat von Anfang an diese Menschen und ihre Ideen unterstützt, weil für uns eine wirklich zukunftsfähige Energieversorgung durch die Nutzung erneuerbarer Energien und durch eine dezentrale und demokratische Organisation gekennzeichnet ist. Seither haben wir nicht nur für die Pionierprojekte Ende der 1980er–Jahre innovative Finanzierungsinstrumente entwickelt, sondern auch Tausende Energieprojekte mit einer Kredit– oder Beteiligungsfinanzierung ermöglicht. Und bis heute sind es primär private Anleger, die in unterschiedlichen Rechtsformen das Eigenkapital für die mit GLS Krediten finanzierten Projekte investieren. — Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 Nähe international Janina Zajic, für das GABV–Jahrestreffen waren Sie als Projektleiterin Tag und Nacht im Einsatz. Was war Ihr Highlight? ZAJIC: Mein Highlight war die Konferenz „Changemakers: Wertewandel im Bankensektor“. Zum ersten Mal fand ein kompletter Tag zu einem Kernthema der GABV statt, der in der breiten Öffentlichkeit beachtet wurde. Spannend für viele Teilnehmer waren auch die Learning Journeys, also die Besichtigung von GLS Projekten im Umkreis von Berlin. Was hat Sie bei bisherigen Konferenzen als Teilnehmer am meisten beeindruckt? ZAJIC: Ich bin seit drei Jahren als Values Ambassador dabei, also als sogenannter Wertebotschafter. Und mich begeistert vor allem, dass wir als GLS Bank Teil eines größeren Ganzen sind. Mit sehr unterschiedlichen, aber gleichgesinnten Menschen ist bei den Treffen sehr schnell eine Nähe entstanden. Für mich war es ein tolles Gefühl zu sehen, dass wir gemeinsam Bankgeschäfte aus einer ähnlichen Haltung vorantreiben. Spannend waren auch die Projektbesuche in Ländern, in denen werteorientierte Bankarbeit einen anderen Fokus hat als bei uns. Ihre Wunschvorstellung: Wie sieht die Finanzwelt in zehn Jahren aus? ZAJIC: Ich wünsche mir, dass etwas von dem Geist der GABV Einzug in den Finanzsektor findet. Dass in der Diskussion um den Finanzmarkt ein positives Bild gezeichnet wird, es ähnliche Konferenzen weiterhin gibt und die Idee des werteorientierten Umgangs mit Geld — wie auch immer — Einzug in den Mainstream hält. — BANK 35 Wie wurde der FairWorldFonds von den Kundinnen und Kunden angenommen? GOLDFUSS: Das Wachstum des Fondsvolumens, d. h. der Zuspruch von Seiten der Anleger, liegt deutlich über unseren Erwartungen. Gerade in den vergangenen Monaten konnte der Fonds noch einmal deutliche Mittelzuflüsse verzeichnen und hat mittlerweile die Marke von 113 Millionen Euro Volumen überschritten. Auch die Wertentwicklung ist erfreulich. BANK Ein Fonds geht neue Wege INTERVIEW: Eva Schneeweiss Drei Jahre FairWorldFonds EVA SCHNEEWEISS: Herr Goldfuß, der FairWorld Fonds feierte im März sein dreijähriges Jubiläum. Zeit für ein Zwischenfazit. Wurden Ihre Erwartungen erfüllt? THOMAS GOLDFUSS: Das wurden sie. Mit dem Anspruch, einen mit dem Fokus auf entwicklungspolitische Kriterien ausgerichteten Investmentfonds aufzulegen, haben wir uns gemeinsam mit unseren Partnern auf unbekanntes Terrain vorgewagt. Der FairWorldFonds war der erste seiner Art. Worin bestand konkret die Herausforderung? GOLDFUSS: Zum einen haben wir neue bzw. ergänzende Nachhaltigkeitskriterien im Einsatz, deren Einhaltung in der Realität selbstverständlich 36 BANK überprüfbar sein muss. Beim innovativen Themenbereich „Entwicklungsförderung für Unternehmen“ geht es z. B. um Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Frauen in den Fertigungs– und Zulieferbetrieben oder um die Höhe der Reinvestition von Gewinnen aus den Schwellen– und Entwicklungsländern vor Ort. Zum zweiten erfüllen die Schwellen– und Entwicklungsländer sehr oft noch nicht die sozialen Standards, die in den meisten entwickelten Industrieländern gegeben sind. Hier kommt es darauf an, welche verstetigte, positive Entwicklung in den jeweiligen Ländern festzustellen ist, z. B. hinsichtlich der Armutsbekämpfung oder bei den Arbeitnehmerrechten. Wie kam es zur Auflage des FairWorldFonds und wer hatte die Idee dazu? GOLDFUSS: Die Idee hatte Brot für die Welt. In Anlehnung an deren Leitprinzip „Den Armen Gerechtigkeit“ ist Brot für die Welt auch für den neuen Kriterienkatalog verantwortlich. Die Erkenntnis, dass der Umgang mit Geld auf den Kapitalmärkten unmittelbar auf die Lebenssituation gerade der Armen der Welt wirkt und eine partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit untergräbt, hat zu der Initiative geführt. Übrigens ist diese Erkenntnis bereits vor der jetzigen Finanzmarktkrise gereift. Gemeinsam mit dem SÜDWIND–Institut wurden dann die Partner GLS Bank und KD–Bank sowie nach einer Ausschreibung auch die Beratungsgesellschaft imug und die Fondsgesellschaft Union Investment zusammengebracht. Welche Rolle spielen die einzelnen Partner für den FairWorldFonds? GOLDFUSS: Das SÜDWIND–Institut betreut gemeinsam mit Brot für die Welt den transparenten und strengen Kriterienkatalog für nachhaltige und entwicklungspolitisch orientierte Geldanlagen sowie den Kriterienausschuss. Zusammen mit dem Institut imug recherchiert SÜDWIND laufend Investmentmöglichkeiten, die diesen Kriterien entsprechen. Imug steht für „Institut für Markt–Umwelt–Gesellschaft“. Es gilt als einer der renommiertesten Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen. Als Bankpartner fungieren die GLS Bank und die KD–Bank mit ihrer langjährigen Expertise im Bereich werteorientierter Investitionen. Union Investment komplementiert als Fondsgesellschaft den Kreis der Partner, aus dem auch der Anlage– und Kriterienausschuss besetzt werden. Welche Aufgaben haben der Anlageausschuss und welche der Kriterienausschuss? GOLDFUSS: Der Anlageausschuss ist beratender Gesprächspartner für das Fondsmanagement bei der strategischen und finanziellen Ausrichtung des FairWorldFonds. Der Kriterienausschuss legt die nachhaltigen ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Kriterien der zu erwerbenden Vermögenswerte sowie das Anlageuniversum des FairWorldFonds fest und überprüft dies regelmäßig. Den Vorsitz des Kriterienausschusses hat die ehemalige Bundesministerin für Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek–Zeul, übernommen. Vervollständigt wird der Kriterienausschuss durch verschiedene externe Expertinnen und Experten für Entwicklungsthemen sowie für nachhaltiges Finanzwesen. In beiden Gremien ist jeweils ein Mitarbeiter der GLS Bank vertreten. Wie unterscheidet sich der FairWorldFonds von anderen Nachhaltigkeitsfonds? GOLDFUSS: Es handelt sich um einen breit diversifizierten Mischfonds, der Investments in Mikrofinanzanlagen, Aktien und festverzinslichen Wertpapieren tätigt. Insbesondere durch die Investitionen im Mikrofinanzbereich wird das entwicklungspolitische Engagement des FairWorld Fonds deutlich. Zudem gehören die Ausschluss– und Anlagekriterien des Kriterienausschusses zweifelsohne zu den strengsten im Segment der Nachhaltigkeitsinvestments. Darüber hinaus ist es uns in den Partnerschaften mit Brot für die Welt und insbesondere auch mit Union Investment möglich geworden, auf Unternehmen über deren Führungsebene so einzuwirken, dass sie Missstände beseitigen, die sich nachteilig auf die Menschen in den Schwellen– und Entwicklungsländern auswirken. Die Ergebnisse dieses sogenannten „Engagements“ werden vom Kriterienausschuss kritisch beobachtet. Erfreulich ist auch, dass sich der globale Investor Union Investment selbst stetig in Richtung soziale Verantwortung bewegt. So werden sie sich verbindlich von jeglichen Geschäften mit Nahrungsmittelspekulationen zurückziehen. Das war eine Forderung des Kriterienausschusses des FairWorldFonds. THOMAS GOLDFUSS ist Leiter des Vermögensmanagements und der Eigenanlagen der GLS Bank. Mit seinem Team betreut er vermögende private und institutionelle Kunden, darunter insbesondere gemeinnützige Organisationen und Stiftungen. Gibt es eine Investition, die Sie persönlich besonders bewegt hat? GOLDFUSS: Dazu gehört das Unternehmen Hikma Pharmaceuticals PLC, das 1978 in Jordanien gegründet wurde und heute den Hauptsitz in London hat. Die Firma stellt Generika her und ermöglicht großen Bevölkerungsgruppen in armen Ländern den günstigen Zugang zu Medikamenten. Die Arzneimittelfirma von SEKEM hat z. B. eine Kooperation mit Hikma. Oder auch Telkom South Africa: Das Unternehmen bietet Gemeindetelefone an. Somit können mehrere Menschen aus einem Dorf ein Telefon nutzen, die sonst keinen Zugang hätten. Telkom South Africa arbeitet mittlerweile in über 30 afrikanischen Ländern als Anbieter mobiler und kabelgebundener Telekommunikation. — Informationen unter www.fairworldfonds.de 37 Kreditportraits Royale Begegnung in der Natur FÖRDERVEREIN WISENT–WELT–WITTGENSTEIN E. V. Die GLS Bank finanzierte das Auswilderungsprojekt mit 210.000 Euro. www.wisent–welt.de Wisente sind die Könige des Waldes und auf Initiative von Richard Prinz zu Sayn–Wittgenstein bevölkert eine Herde des europäischen Bisons ein 88 Hektar großes Areal des Wittgensteiner Waldes. Im März 2010 startete das einzigartige Artenschutzprojekt zur Wiederansiedlung und Erhaltung der bedrohten Tiere — verantwortlich ist der gemeinnützige Förderverein Wisent–Welt–Wittgenstein. „Anfang April 2013 haben wir die Herde in die Freiheit des über 4 000 Hektar großen Waldes entlassen“, so Pressesprecher Michael Emmrich. Das Projekt wird wissenschaftlich von vier Universitäten und Forschern begleitet. Seit September 2012 lebt eine zweite Herde auf einem 20 Hektar großen Areal — der Wisent–Wildnis am Rothaarsteig — und liefert spannende Einblicke. Bullen erreichen bei einem Gewicht von bis zu einer Tonne eine Schulterhöhe von gut zwei Metern und werden bis zu drei Meter lang. Die Kosten werden zu rund 80 Prozent vom Verein und privaten Unterstützern aufgebracht. Wanderlustige können ebenfalls in die Welt der majestätischen Tiere eintauchen. Ein drei Kilometer langer Rundwanderweg führt vorbei an Felsen, Bächen und Quellmulden und kann in zweieinhalb Stunden durchschritten werden. — COMMON WORKS konnte mit Hilfe eines GLS Kredits über 40.000 Euro in größere Räumlichkeiten ziehen und neue Maschinen kaufen. www.com mon–works.org Mode mit Verantwortung „Ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft selbstverständlich ist, fair und ökologisch hergestellte Kleidung zu produzieren und es keinen Sinn mehr macht, konventionelle Kleider auf den Markt zu bringen.“ Marte Hentschel ist diplomierte Modedesignerin und hat zusammen mit ihrer Partnerin 2009 das Modeunternehmen COMMON WORKS gegründet. Gemeinsam mit ihren zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet sie von der Idee und Konzeption bis zur Produktion die gesamte Entstehungskette von Kollektionen aus einer Hand. Und zwar unter Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien. Die Produktionskette in der Textilbranche ist im Allgemeinen intransparent und unübersichtlich. Oft werden Aufträge ohne Wissen des Kunden an Sub–Subunternehmer weitergegeben, sodass Herstellungsbedingungen nur noch schwer zu überprüfen sind. Deshalb hat es sich COMMON WORKS zur Aufgabe gemacht, für Transparenz und die Gewährleistung von sozialen und ökologischen Standards im gesamten Entwicklungs– und Produktionsprozess zu sorgen. „Wir haben ein eigenes Netzwerk aufgebaut, kennen alle Betriebe und schauen uns die Produktionsbedingungen und Verfahren vor Ort regelmäßig an. Außerdem haben wir 42 BANK Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 einen detaillierten Anforderungskatalog für unsere Betriebe entwickelt“, erläutert Hentschel. Das Unternehmen arbeitet mit Materialien, die z. B. mit dem Global Organic Textile Standard (GOTS) ausgezeichnet sind. Die Zertifizierung kontrolliert sowohl den Anbau der Rohstoffe als auch die umweltschonende Weiterverarbeitung und die Arbeitsbedingungen. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns aber auch, Risiken fair zu verteilen“, erklärt die Gründerin. „Wenn z. B. der Baumwollpreis steigt, müssen üblicherweise die Hersteller dafür aufkommen. Oft sind dann die Arbeiter die Leidtragenden. Wir treten dagegen mit den Herstellern ins Gespräch. Um für alle Seiten faire Bedingungen zu schaffen, vereinfachen wir dann auch mal ein Modell, um die gestiegenen Baumwollpreise damit abzufangen.“ Die Kundinnen und Kunden sind von dem Konzept von COMMON WORKS überzeugt. Um den Aufträgen nachkommen zu können, hat Marte Hentschel gerade erst weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt und ist in doppelt so große Räume umgezogen. — BANK 43 Stiften und Schenken Bildung möglich machen — auch in der Krise Griechenland, Vafios: ein kleiner Ort auf der Insel. Lesbos: eine malerische Gegend, in der viele Menschen Urlaub machen. Das Dorf hat aber auch eine Alltagsseite. Die ökonomische Situation macht einen langjährigen Schulbesuch oft schwierig. Plakate laden Kinder ein, sich für ein Stiftungsstipendium zu bewerben, das ihnen ermöglicht, eine weiterführende Schule oder Universität zu besuchen. Ein monatlicher Obolus entlastet bedürftige Familien über die Förderdauer eines Jahres und gegebenenfalls auch darüber hinaus. Seit Oktober 2010 fördert der Stiftungsfonds Vafios unter der Obhut der Dachstiftung für individuelles Schenken Kinder ortsansässiger Familien. Seither wurden sieben Schüler mit Stipendien bedacht. Jährlich konnte ein weiteres Kind in die Förderung aufgenommen werden. Die Anträge sind von den Schülerinnen und Schülern selbst zu stellen, eine erwachsene Person aus dem schulischen oder privaten Umfeld vermittelt unterstützend. Wenngleich der bürokratische WOHLSTANDSKOMPASS Mittelauszahlungen der GLS Treuhand und ihrer treuhänderisch verwalteten Stiftungen im 4. Quartal 2012 ZUWENDUNGEN DER GLS TREUHAND E. V. Summe Unsere Sicht auf aktuelle Begriffe W TEXT: Dr. Silke Kirch, Autorin Info3–Verlag GLS Treuhand e. V. Dachstiftung für individuelles Schenken Zukunftsstiftung Bildung Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe Zukunftsstiftung Gesundheit Zukunftsstiftung Landwirtschaft Zukunftsstiftung Soziales Leben Stiftung Neue Energie weitere treuhänderisch verwaltete Stiftungen Klartext 262.681 420.299 39.000 944.546 2.500 350.377 2.495 23.000 101.660 Aufwand vergleichsweise gering ist, so ist diese Hürde nicht leicht zu nehmen. Es sind Papiere einzureichen und Fristen einzuhalten. Die Schüler und Studenten brauchen eine gute Selbstorganisation und Eigenmotivation, um eine Bewerbung zusammenzustellen. Ist das Stipendium dann erreicht, öffnen sich zukunftsweisende Horizonte. Der Stiftungsfonds Vafios ist das Vermächtnis eines privaten Stifters, ins Leben gerufen wurde das Projekt von seiner Familie. Möglich wurde das durch die langjährige Erfahrung der GLS Treuhand und die verschiedenen von ihr entwickelten Instrumente, die eine Feinabstimmung auf allen Ebenen möglich machen. Denn von Deutschland aus eine Stiftung in Griechenland einzusetzen, ist keine Kleinigkeit. Was nach griechischem Stiftungsrecht unmöglich war, konnte in Zusammenarbeit mit der Dachstiftung für individuelles Schenken relativ zügig realisiert werden. So ist europäische Zusammenarbeit möglich. — In Deutschland gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als feste Größe für die Bestimmung von Wohlstand. Die Höhe des BIPs hat jedoch keinerlei Aussagekraft darüber, wer vom Wachstum profitiert, in welchem Umfang die Natur belastet wird oder welche Werte ehrenamtlich geschaffen werden. Deshalb sucht die Enquete–Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“, eine überfraktionelle Arbeitsgruppe des deutschen Bundestags, seit zwei Jahren nach alternativen Formen der Wohlstandsmessung. Dabei ist der Wohlstandskompass der Gegenvorschlag der Bundestagsfraktion der GRÜNEN zu dem in der Kommissionssitzung vom 28.01.2013 beschlossenen Wohlstandsindikatorensatz. Mit seinen zehn Leitindikatoren soll der Wohlstandsindikatorensatz zum einen Aufschluss über ökologische und soziale Entwicklungen geben, zum anderen sollen in die Berechnung des materiellen Wohlstands nicht nur das BIP, sondern auch Aspekte wie Einkommensverteilung und Staatsschulden einfließen. Der Wohlstandskompass besteht dagegen nur aus vier Indikatoren und misst neben ökonomischen, sozialen und ökologischen Faktoren auch die Zufriedenheit der Menschen. Durch die neuen Maßeinheiten soll erreicht werden, dass künftig neben ökonomischen auch soziale und ökologische Faktoren in politische Entscheidungen einfließen. 2.146.558 In Tausend EUR; insgesamt wurden über 142 Zuwendungen ausgezahlt. 44 BANK Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 U UN–PRI Kürzlich empörte sich die Öffentlichkeit darüber, dass einige Finanzdienstleister bekannt gaben, weiterhin mit Lebensmitteln zu spekulieren. Auch ein Unterzeichner der Principles for Responsible Investment (UN–PRI) gehörte dazu. Wie ist das möglich? Bei den UN–PRI handelt es sich um eine Initiative der Vereinten Nationen für umwelt– und sozialverantwortliches Investment. Ziel der freiwilligen Grundsätze ist es, Umwelt– und Sozialstandards in die Entscheidung von Investoren einzubeziehen und bei Unternehmen sowie bei Finanzdienstleistern zu verbreiten. Außerdem soll ein Netzwerk zwischen den Unterzeichnern entstehen und jährlich über Nachhaltigkeitsmaßnamen berichtet werden. Als erste Bank in Deutschland unterzeichnete die GLS Bank die Principles for Investors in Inclusive Finance (PIIF), die zu den UN–PRI gehören. Die PIIF verfolgen das Ziel, allen Menschen, insbesondere denen mit geringeren Einkommen, Zugang zu Finanzdienstleistungen zu gewähren. Die GLS Bank ermöglicht dies vor allem durch ihr Angebot an Mikrokrediten. Auch die UN–PRI hat die GLS Bank unterzeichnet. Obwohl sie kontroverse Aktivitäten wie Lebensmittelspekulationen zulassen, sind sie ein wichtiges Instrument für den Dialog zwischen den mittlerweile 1 000 Unterzeichnern. Durch diesen Dialog kann die GLS Bank auf die Gestaltung der Kriterien für verantwortungsvolles Investieren Einfluss nehmen. Ä ÄQUATORPRINZIPIEN Die Äquatorprinzipien sind, ebenso wie die Principles for Responsible Investment (UN–PRI), ein freiwilliges Regelwerk zur Einhaltung sozial– ökologischer Standards. Ihr Fokus liegt dabei auf Projektfinanzierungen. Der Name soll den buchstäblich weltumspannenden Anspruch betonen und die Verbindung zwischen Nord– und Südhalbkugel deutlich machen. Zu den 79 Unterzeichnern zählen einige multinational agierende Banken. Doch während schon die UN–PRI Lebensmittelspekulationen zulassen, sind die Äquatorprinzipien noch unverbindlicher. So gelten diese erst für Projekte ab einem Volumen von zehn Millionen Euro. Außerdem werden keine konkreten sozial–ökologischen Standards definiert. Wirkt sich ein Projekt also negativ auf die Umwelt aus, wird lediglich geprüft, ob die Rechte des Landes eingehalten werden und die Schäden abgeschwächt werden können. Daher hat sich die GLS Bank bewusst gegen eine Unterzeichnung entschieden. BANK 45 Kalender Mai bis September Wenn Sie regelmäßig per E–Mail über unsere Veranstaltungen informiert werden möchten, melden Sie sich bitte an unter www.gls.de/newsletter. 07.05. SCHWÄBISCH HALL „VERANTWORTUNGSVOLLER UMGANG MIT GELD“ Kassensturz 12.06. — 13.06. MÜNCHEN 1. TRUDERINGER UMWELTFORUM Die GLS Bank ist im Vortragsprogramm sowie mit einem Infostand vertreten. Kulturzentrum Trudering, Wasserburger Landstr. 32 14.06. GELSENKIRCHEN 11. WOHNPROJEKTTAGE IN NORDRHEIN–WESTFALEN Unsere Mitarbeiter begrüßen Sie an unserem Infostand. Podiumsdiskussion mit GLS Regionalleiter Wilfried Münch Wirtschaftspark Gelsenkirchen VHS Schwäbisch Hall, R 304 19.06. — 21.06. MÜNCHEN FACHMESSE INTERSOLAR EUROPE 13.05. MÜNCHEN „ÖKOLOGISCHE ERNÄHRUNG — CHANCEN, HINDERNISSE UND ENTWICKLUNGSPOTENZIALE" Vorträge und Diskussion — GLS Bank, oicocredit Bayern e. V. Schweisfurth–Stiftung, Südliches Schlossrondel 1, 80638 München 14.05. BERLIN 13.06. FRANKFURT 26.06. STUTTGART „DAS LÄCHELN DER MONA LISA. ÜBER DIE OHNMACHT DES GELDES UND DIE MACHT DER BÜRGER“ Vortrag von GLS Treuhandvorstand Lukas Beckmann In den GLS Filialen 15.05. MÜNCHEN 7. MÜNCHNER UNTERNEHMENSTAG Unsere Mitarbeiter sind mit einem Infostand vertreten. Hochschule München, Campus Pasing, Am Stadtpark 20 02.06. BERLIN UMWELTFESTIVAL DER GRÜNEN LIGA „LEBENSRAUM ZUKUNFT“ Wir sind mit einem Infostand vertreten. Brandenburger Tor 11.06. STUTTGART „INKLUSION, WIE GEHT DAS?“ Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion. GLS Filiale Stuttgart 46 BANK Die GLS Bank ist mit einem Infostand vertreten. Messegelände München 21.06. — 22.06. BOCHUM GLS JAHRESVERSAMMLUNG 2013 GLS Bank und Schauspielhaus Bochum 29.06. BERLIN MITTENDRIN — AKTIONSTAG ANTHROPOSOPHIE Unsere Mitarbeiter sind mit einem Infostand vertreten. Platz am Kulturforum 09.07. MÜNCHEN „BEWUSST ANDERS — ERFAHRUNGEN EINES ÖKO–PIONIERS“ Georg Schweisfurth stellt sein neues Buch vor. GLS Filiale München 28.08. BERLIN „MACHEN SIE’S GUT.“ Mitarbeiter und Projekte der GLS Bank stellen sich vor. GLS Filiale Berlin 04.09. BERLIN VERNISSAGE ZUR AUSSTELLUNG VON MARIA FRAUNETILLMANNS GLS Filiale Berlin 15.09. AUGSBURG MESSE BIOSÜD GLS Mitarbeiter sind mit einem Infostand vertreten. Augsburger Schwabenhallen, Am Messezentrum 5 IMPRESSUM Bankspiegel, Heft 217 (Frühjahr 2013) 32. Jahrgang, ISSN 1430–6492 Der „Bankspiegel — Das Magazin der GLS Bank“ wird herausgegeben für die Mitglieder, Kundinnen und Kunden sowie Freundinnen und Freunde der GLS Bank. Über die Zusendung von redaktionellen Beiträgen und Leserbriefen freuen wir uns. Bitte verstehen Sie, dass wir nicht jeden Beitrag veröffentlichen können und eventuell Kürzungen vornehmen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich. Sie stellen nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber dar. Der Nachdruck und die Vervielfältigung von Artikeln (auch auszugsweise) sind nur nach vorheriger Genehmigung durch die Herausgeber gestattet. HERAUSGEBER GLS Gemeinschaftsbank eG Postfach 10 08 29 44708 Bochum Telefon 0234 5797 100 Telefax 0234 5797 222 CHEFREDAKTEURIN Eva Schneeweiss REDAKTION Katharina Hahlhege, Christof Lützel, Dorothée Oelbracht, Bettina Schmoll, Dr. Antje Tönnis, Janina Zajic, Falk Zientz; Klartext: Uwe Greff ERSCHEINUNGSWEISE Dreimal im Jahr. Die nächste Ausgabe erscheint im September 2013. Redaktionsschluss ist Juli 2013. ABONNEMENT Kundinnen, Kunden und Mitglieder der GLS Bank erhalten den Bankspiegel kostenlos. Der Bankspiegel kann für 12 Euro pro Jahr (drei Ausgaben) abonniert werden. Das Abonnement kann jeweils zum Ablauf eines Bezugsjahres gekündigt werden. Bestellen Sie den Bankspiegel telefonisch unter 0234 5797 100. EBANKSPIEGEL Sie möchten den Bankspiegel künftig elektronisch erhalten? Dann melden Sie sich mit Ihrer E–Mail–Adresse und Kundennummer unter www.gls.de/ ebankspiegel an. KONTAKT INFORMATION UND SERVICE Telefon +49 234 5797 100 [email protected] www.gls.de www.gls.de/service-portal www.gls.de/blog www.gls.de/facebook www.gls.de/twitter ANGEBOTS- UND ANLAGEBERATUNG Telefon 0234 5797 200 KREDITSERVICE UND -BERATUNG Telefon 0234 5797 300 STANDORTE Berlin, Bochum, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, München, Stuttgart KONTO FÜR ABOBEITRÄGE Konto 9 978 200 500 bei der GLS Gemeinschaftsbank eG Bochum, BLZ 430 609 67 BERATUNG UND GESTALTUNG Stan Hema, Berlin LEKTORAT Daniela Kaufmann ÜBERSETZUNG Wort für Wort GmbH & Co. KG DRUCK Offset Company, Wuppertal, gedruckt mit mineralölfreier Farbe und auf Envirotop, 100 % Recyclingpapier mit dem Blauen Engel (RAL–UZ 14) Was haben Sie im Geldbeutel? Cecilia Chimpén, Geschäftsfrau aus Puente Piedra in Lima, Peru, und Kundin der Bank Mibanco „Mein Portemonnaie ist absichtlich so klein, dass ich es in meiner Hosentasche verstauen und ohne Handtasche unterwegs sein kann. Normalerweise habe ich nur Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen dabei. Das benötige ich, um täglich frische Waren für meinen kleinen Supermarkt zu kaufen, der sich in meinem Haus befindet und mit dem ich meine Nachbarschaft versorge. Zweimal pro Woche packe ich meine Bankkarte in mein Portemonnaie — für den Fall, dass ich Geld abheben oder Überweisungen tätigen muss. Hoffentlich kann ich bald auch meine Kreditkarte nutzen, um meine Lieferanten zu bezahlen und nicht mehr so viel Bargeld mitnehmen zu müssen.“ AUFLAGE 124 000 Exemplare BILDQUELLEN GLS Archiv und Projekte, Autorenportraits bei den Autoren, Kredit– und Mitgliederportraits bei den Projekten, Mitgliedern und GABV–Banken, Titel/S. 31/32: Oliver Helbig; S. 6 www.weltweitwandern.com, S. 7 Institute for Social Banking, S. 10/11/22/23/35 Stephan Münnich, S. 28/29 Damon Lynch, S. 36 Christoph Püschner, Brot für die Welt, S. 47 Cecilia Chimpén Unsere nächste Ausgabe erscheint im September zum Thema Kunst und Geld. Bankspiegel — Ausgabe 1/2013 Heft 217 BANK 47 Wandel ist machbar, wenn gute Ideen Kreise ziehen. nk Machen Sie’s gut! Werden Sie Mitglied. .d e Geld ist Mittel für gesellschaftliche Veränderung — wenn wir es gemeinsam dazu machen. gl s ba das macht Sinn