Schneeweißchen und Rosenrot

Transcription

Schneeweißchen und Rosenrot
Schneeweißchen und Rosenrot
Ein Märchenspiel von Br. Benedikt Müller OSB
Frei nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm
im märchenhaften Zauber der Jahreszeiten
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Br. Benedikt Müller OSB „Schneeweißchen und Rosenrot“
adspecta Theaterverlag
113004-14-01
Inhalt:
Es war einmal... Ja, so fangen viele Märchen an – dieses Märchen aber nicht, denn:
» Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Hüttchen, und vor dem Hüttchen war ein
Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen, davon trug das eine weiße, und das andere
rote Rosen. Und sie hatte zwei Kinder, die glichen den beiden Rosenbäumchen, und das eine
hieß Schneeweißchen, und das andere Rosenrot . . . «
Der Autor Br. Benedikt Müller OSB hat das Märchen vom trauten Heim und dem steten und
gutmütigen Helfen der beiden Mädchen als fröhliches Märchen-Comedy-Abenteuer mit vielen
Verwandlungen gestaltet. Märchenerzähler Jakob-Wilhelm und Märchenclown Trine Trullala
zaubern mit den anderen Märchenfiguren ein Märchentheater-Erlebnis für die ganze Familie
auf die Bühne.
Eines der schönsten Märchen der Brüder Grimm
Schneeweißchen und Rosenrot leben mit ihrer Mutter in einem kleinen Haus im Wald. Im
Sommer sammeln sie Früchte und Kräuter, schlagen Holz und pflegen ihre Rosenstöcke im
Vorgarten. Im Winter spinnen sie Garn, weben Tücher und lauschen am Kamin den
Geschichten der Mutter. Das Leben scheint so immer weiterzugehen. Was für eine
Aufregung, als eines Abends im Winter ein Bär an die Tür klopft und um Obdach bittet. Nach
dem ersten Schreck können Schneeweißchen und Rosenrot gar nicht mehr von ihm lassen:
Sie kraulen sein Fell, kugeln mit ihm herum. Der Bär kommt kaum dazu, sie zu bremsen.
Doch im Frühjahr verlässt er die beiden Mädchen: Er müsse seine Schätze vor einem Zwerg
behüten. Als die Mädchen kurz darauf im Wald einem Zwerg begegnen, der seinen Bart in
einem Baumstamm eingeklemmt hat, befreien sie ihn beherzt aus seiner Misere. Doch sie
ernten nur Geschimpfe und Gezeter. Der Bart, das kostbarste Stück des Zwerges, ist nun ab.
Spieldauer: ca. 60-70 Minuten
Personen:
14 (8 m / 6 w)
Jakob-Wilhelm, ein Märchenerzähler
Trine Trullala, ein Märchenclown
Schneeweißchen, ein Mädchen
Rosenrot, ihre Schwester
Frau Gertrude, ihre Mutter
Adrian, königlicher Prinz
Fabian, sein Bruder
König Ludwig, ihr Vater
Karl Eduard von Mehlsack, Hofkanzler
Melusine von Kuchenbuch, Hofmarschallin
Zwerg
Uhu
Bär
Adler
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Br. Benedikt Müller OSB „Schneeweißchen und Rosenrot“
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1
Spielorte: Wald / Häuschen der Mutter von Schneeweißchen und Rosenrot am Wald /
Schloss / Zwergenhöhle
Musikalischer Hinweis:
Diese Märchenspiel stark durch den Wechsel der Jahreszeiten geprägt. Der Autor empfiehlt
als Zwischenmusik „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi.
Hinweis zum Text:
Im diesem Märchenspiel werden Texte der Grimmschen Märchenvorlage aus den „Kindern –
und Hausmärchen“ verwendet. Der Autor bitte diese Passagen auf Grund der
Wesensmerkmale des Volksmärchens nicht zu ändern.
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2
Bild 1:
Im Märchenwald
(Der Vorhang öffnet sich zur Musik. Im Hintergrund Landschaftsprospekt. Die Hauptbühne
stellt einen typisch „hessischen Wald“ des Habichtswaldes dar – verschiedene Laub- und
Tannenbäume; große und kleine. Es ist spät am Abend – entsprechende Beleuchtung –
nächtliche Waldgeräusche. Von der rechten Seite erscheint Jakob-Wilhelm, der
Märchenerzähler. Er trägt eine schwarze Hose, weißes Hemd, einen schwarzen Gehrock
sowie einen schwarzen Zylinder. Er hat sein Märchenbuch bei sich.)
Jakob-Wilhelm: (ruft suchend)
Trine? Trullala? (ab)
(Trine Trullala, ein Märchenclown, kommt auf die Bühne. Sie trägt ein buntes Clownskostüm
und zieht den Magic-Märchen-Rollkoffer hinter sich her.)
Trine Trullala: (ruft suchend)
Jakob-Wilhelm? Märchenerzähler? (ab)
(Jakob-Wilhelm kommt wieder auf die Bühne.)
Jakob-Wilhelm:
Hallo, Trine, liebe Frau, wo steckst du? (ab)
(Trine Trullala kommt zurück auf die Bühne.)
Trine Trullala:
Wo steckt er denn nur? Hei-Ho! Jakob-Wilhelm! Hallo, wo bist du, oller Märchenonkel? (ab)
(Jakob-Wilhelm kommt wieder auf die Bühne.)
Jakob-Wilhelm:
Habe ich nicht eben hier eine Stimme gehört? Trine Trullala, wo steckst du nur?
Trine Trullala: (aus dem OFF)
Jakob-Wilhelm!
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3
Jakob-Wilhelm:
Hier bin ich, liebe Frau.
Trine Trullala: (tritt auf)
Endlich habe dich wiedergefunden, mein Schatzi-Batzi. (gibt ihm einen Kuss)
Jakob-Wilhelm:
Hör auf mit dem Gesabbere! Endlich habe ICH DICH wieder gefunden! Wo warst du?
Trine Trullala:
Ich habe noch mit der Knusperhexe einen Tee getrunken.
Jakob-Wilhelm:
Du sollst doch da nicht hingehen! Das ist gefährlich.
Trine Trullala:
Wieso das denn?
Jakob-Wilhelm:
Denk an Hänsel und Gretel!
Trine Trulalla:
Hänsel und Gretel? He? Ich dachte wir spielen heute Schneeweißchen und Rosenrot?
Jakob-Wilhelm:
Ja, tun wir auch.
Trine Trullala:
Und was haben Hänsel und Gretel mit Schneeweißchen und Rosenrot zu tun?
Jakob-Wilhelm:
Nichts! Nur wenn du zur Knusperhexe gehst, sollst du an Hänsel und Gretel denken, wegen
dem Backofen und so.
Trine Trullala:
Verstehe ich nicht!
Jakob-Wilhelm:
Vergiss es! (zum Publikum) Manchmal ist die Trine echt selten doof – na ja, kann MANN also
ICH nichts machen!
Trine Trullala:
Geht es jetzt endlich mit dem Theater los?
Jakob-Wilhelm:
Hast du den Magic-Märchen-Rollkoffer mit den Kostümen dabei?
Trine Trullala:
Yes, Sir! – Aber warum brauchen wir eigentlich den Magic-Märchen-Rollkoffer?
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4
Jakob-Wilhelm:
Weil wir beide auch wieder ein paar kleine Nebenrollen in diesem Märchen übernehmen
müssen.
Trine Trullala:
Schon wieder?
Jakob-Wilhelm:
Ja schon wieder!
Trine Trullala:
Und warum?
Jakob-Wilhelm:
Weil es unser Job ist! Und motz jetzt ja nicht wieder, wie sonst immer, hier rum. Du bist ein
Märchenclown und ich ein Märchenerzähler und darum machen wir beim Märchentheater mit!
Verstanden? (Trine nickt) Wunderbar, dann geht es jetzt los. In der ersten Szene müssen wir
gleich ran. Also zack hinter die Tanne und ab in die Kostüme. Denn jetzt fängt unser Märchen
an!
Trine Trullala und Jakob-Wilhelm:
Schneeweißchen und Rosenrot! (ab)
(Jakob-Wilhelm und Trine verstecken sich hinter einen Baum und verkleiden sich als
Häschen. Kostüm: Hasenplüschohren und Plüschweste mit Hasenstummelschwanz. Auftritt
Schneeweißchen. Sie trägt einen blauen Rock, blaue Weste, weiße Bluse – blondes Haar.
Sie hat einen Korb bei sich oder besser eine Kiepe.)
Schneeweißchen: (ruft suchend)
Rosenrot? Rosenrot? (ab)
(Rosenrot, ihre Schwester kommt auf die Bühne. Sie trägt einen roten Rock, rote Weste –
dunkelbraunes oder schwarzes Haar.)
Rosenrot: (ruft suchend)
Schneeweißchen? Schwester? (ab)
(Schneeweißchen kommt wieder auf die Bühne.)
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5
Schneeweißchen:
Hallo, Rosenrot, liebe Schwester, wo steckst du? (ab)
(Rosenrot kommt zurück auf die Bühne.)
Rosenrot:
Wo steckt sie denn nur? Huhu! Schneeweißchen! Hallo, wo bist du, liebe Schwester? (ab)
(Schneeweißchen kommt auf die Bühne.)
Schneeweißchen:
Habe ich nicht eben hier seine Stimme gehört? Rosenrot – wo steckst du nur?
Rosenrot: (aus dem OFF)
Schneeweißchen, Schneeweißchen!
Schneeweißchen:
Hier bin ich, liebe Schwester.
Rosenrot: (tritt auf)
Endlich habe dich wiedergefunden, meine Schwester.
(Umarmung der Beiden.)
Schneeweißchen:
Und endlich habe ich dich wieder gefunden. Ich hatte solche Angst. Auf einmal warst du weg.
Rosenrot:
Ich habe einem schwachen Fuchs an der Quelle frisches Wasser gegeben und als ich mich
umdrehte, warst du verschwunden.
Schneeweißchen:
Und ich habe ein Eichhörnchen gefüttert und als ich mich erhob, warst du nicht mehr da.
(Beide lachen.)
Rosenrot:
So ist es immer mit uns.
(Trine und Jakob-Wilhelm kommen als Häschen hinter den Tannen hervor.)
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6
Schneeweißchen:
Sehen wir die lieben Waldtiere, müssen wir uns um sie kümmern.
Rosenrot:
Sie krümmen uns ja auch kein Haar.
Schneeweißchen:
Sondern sind so lieb zu uns, weil sie wissen, dass wir es gut meinen.
(Jakob-Wilhelm und Trine Trullala kommen als Hasen angehoppelt.)
Jakob-Wilhelm als Hase:
Ja, wir Tiere wissen, wie lieb ihr seid.
Trine Trullala als Hase:
Darum haben wir auch keine Angst.
Jakob-Wilhelm als Hase:
Sondern kommen immer wieder gerne zu euch.
Schneeweißchen: (tritt zu den Häschen und streichelt sie)
Wie süß, zwei Häschen.
Rosenrot: (streichelt sie auch)
Und was für zwei große Exemplare! Sicher zwei Riesenwaldhasen.
Schneeweißchen:
Wir hoffen, dass es euch gut geht, liebe Häschen.
Trine Trullala als Hase:
Nun es könnte besser sein.
Schneeweißchen:
Warum denn?
Jakob-Wilhelm als Hase:
Seit einiger Zeit treibt ein böser Zwerg sein Unwesen im Wald.
Rosenrot:
O ja, stimmt!
Schneeweißchen:
Woher weißt du denn von dem Zwerg, Rosenrot?
Rosenrot:
Hat doch neulich im Märchen-Express gestanden!
Trine Trullala als Hase:
Er ist sehr böse und gemein.
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7
Jakob-Wilhelm als Hase:
Hoffentlich lauft ihr ihm nicht über den Weg.
Uhu: (aus dem OFF)
Huhu – huhu!
Trine Trullala als Hase:
Der Abendruf des Uhu! Bald ist Schlafenszeit.
Jakob-Wilhelm als Hase:
Gute Nacht, Schneeweißchen und Rosenrot.
(Trine und Jakob-Wilhelm hinter die Tannen ab.)
Rosenrot:
Ach, was war das für ein schöner Tag. Auf dem Markt haben wir alles verkauft.
Schneeweißchen:
Was wird die Mutter sich freuen. Doch schau Rosenrot, es ist schon sehr dunkel geworden.
Rosenrot:
Heute schaffen wir es bis zu unserer kleinen Hütte am Waldrand nicht mehr.
Schneeweißchen:
Was sollen wir tun?
Rosenrot:
Wir gehen noch ein Stück und suchen uns im Waldmoos ein schönes Schlafplätzchen.
Schneeweißchen:
Ja, ich bin schon ganz doll müde!
(Sie gehen bis zum rechten Bühnenrand.)
Schneeweißchen:
Halt, Rosenrot, nicht weiter. Ich finde diesen Platz gut.
Rosenrot:
Dann wollen wir hier schlafen.
(Sie fassen sich an den Händen.)
Schneeweißchen:
Wir wollen uns niemals trennen, liebe Schwester.
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8
Rosenrot:
Niemals. Und was das eine hat, das teile es mit der anderen.
Schneeweißchen:
So soll es sein.
(Beide legen sich schlafen.)
(Von der Seite erscheint Prinz Adrian, der spätere Bär. Er trägt eine blaue Hose, blaue
Weste, weißes Hemd, wenn möglich auch blonde Haare. Ebenso erscheint der Uhu im
Hintergrund.)
Uhu:
Huhu – huhu! Es ist Nacht im Wald! Huhu – huhu! Da didel dum, der böse Zwerg geht um!
Huhu – huhu!
Adrian: (ruft suchend)
Fabian? Fabian? (ab)
(Fabian, sein Bruder kommt auf die Bühne. Er trägt eine rote Hose, rote Weste, wenn es
möglich ist dunkelbraunes oder schwarzes Haar.)
Fabian: (ruft suchend)
Adrian? Bruder? (nach rechts ab)
(Adrian kommt von links wieder auf die Bühne.)
Adrian:
Hallo, Fabian, lieber Bruder, wo steckst du? (ab)
(Fabian kommt auf die Bühne.)
Fabian:
Wo steckt er denn nur? He, Hallo! Bruder! Hallo, wo bist du, lieber Bruder? (ab)
(Adrian kommt auf die Bühne.)
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Adrian:
Habe ich nicht eben hier seine Stimme gehört? Fabian, wo steckst du nur? (wieder ab)
Fabian: (wieder auf)
Adrian? Adrian? (wieder ab)
Uhu:
Huhu – huhu! Prinz Adrian sucht seinen Bruder Prinz Fabian! Huhu – huhu! Doch der Wald ist
gefährlich für Prinzen! Huhu – huhu! Es lauern überall gefahren! Huhu – huhu! Da didel dum,
der böse Zwerg geht um! Huhu – huhu! Doch bald wird es Morgen werden.
(Ein kurzes Musikstück bildet nun den Übergang von Nacht auf Tag. Die Bühne wird ganz
dunkel und jetzt wird das Licht so umgeschaltet, dass der Sonnenaufgang den Zuschauern
den nächsten Morgen ankündigt. Jakob-Wilhelm nimmt auf dem Koffer ein großes weißes
Chiffontuch. Er hängt es für das Publikum sichtbar Trine um und schiebt sie zu
Schneeweißchen und Rosenrot. Dabei spricht er:)
Jakob-Wilhelm:
Ach herrje, jetzt kommt die Nummer mit dem Engel. Schnell, schnell, Trine, du musst jetzt
den Engel spielen.
Trine Trullala:
Ja, ja, aber – aber – du musst mir bitte noch den Text geben.
Jakob-Wilhelm:
Du hast keinen Text.
Trine Trullala:
Und was soll ich jetzt tun, du Märchenfuzzi?
Jakob-Wilhelm:
Hinsetzen – Klappe halten – Lächeln!
Trine Trullala:
Hinsetzen – Klappe halten – Lächeln! Na prima – hört sich gut an.
(Trine setzt sich als Engel zu den Mädchen und lächelt und lächelt und lächelt…)
Schneeweißchen:
Aufgewacht, Rosenrot, die Sonne lacht schon am Himmel.
Rosenrot: (mürrisch)
Mh, lass mich, ich bin so müde...
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Schneeweißchen:
Faule Liese, auf mit dir. Der frühe Vogel fängt den Wurm und Mutter wartet sicher auf uns.
Rosenrot:
Ich will schlafen.
(Schneeweißchen sieht den Engel.)
Schneeweißchen:
Rosenrot, schnell, schnell, öffne die Augen und schau, bei uns sitzt ein Kind, ganz weiß
gekleidet.
Rosenrot: (erhebt sich und reibt sich die Augen)
Träume ich noch? – (reibt sich noch mal die Augen) Nein – da sitzt wirklich ein Kind.
Beide Mädchen:
Guten Morgen! Wer bist du?
(Der Engel Trine erhebt sich lächelnd und geht schweigend ab: zu Jakob-Wilhelm hinter die
Tanne.)
Trine Trullala:
Wie wahr ich?
Jakob-Wilhelm: (klopft ihr auf die Schulter)
Einfach umwerfend!
Rosenrot:
Komisch! So was haben wir ja noch nie im Wald erlebt.
Schneeweißchen: (entdeckt den Abgrund und schreit auf)
Sieh mal Rosenrot!
Rosenrot:
Ups, da haben wir aber Glück gehabt. Geht ganz schön tief nach unten!
Schneeweißchen:
Stell dir vor, wenn wir diesen Abgrund hinunter gefallen wären. Oh je.
Rosenrot:
Komisch, den Abgrund habe ich gestern Abend gar nicht gesehen.
Schneeweißchen:
Ich auch nicht! Komm schnell, dass müssen wir der Mutter berichten.
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(Beide stehen auf und gehen ab.)
(Der Uhu tritt wieder auf – ein Windgeräusch setzt ein.)
Uhu:
Huhu – huhu! Hört den Sturmwind. Huhu – huhu! Der Wind kündet ihn an, den Herren dieses
Waldes. Huhu – huhu! (bleibt im Hintergrund)
(Der Zwerg kommt unter kurzem Aufheulen eines Sturmwindes durch die Tanne zum
Häuschen und blickt aufgeregt sich um.)
Zwerg:
Potzdonner! Überall im Land verschließen die Leute die Türen, so dass ich keine Edelsteine
stehlen kann. Potzdonner! Und ich brauche Edelstein, sonst schwindet meine Zauberkraft.
(blickt sich um) Potzdonner! Niemand hier? Uhu, wo bist du? Ich habe dir etwas mitgebracht!
Uhu:
Huhu – huhu! Hi Boss, wie geht’s, wie steht’s? Ich hoffe doch gut? Huhu – huhu!
Zwerg:
Potzdonner! Quatsch hier nicht blöd rum, du Federfifi! Hier! (holt aus seiner Tasche eine
Maus – weiße Haribomaus)
Uhu:
Huhu - huhu! Lecker ein Mäuschen! Hab die ganze Nacht nichts fangen können! Huhu –
huhu! Hab Dank, Boss! Huhu – huhu!
Zwerg:
Hör auf hier rumzuschleimen – du bist keine Schnecke. War in der Nacht jemand hier?
Uhu:
Huhu – huhu! Die sieben Raben und die sechs Schwäne! Huhu – huhu!
Zwerg:
Potzdonner! Lüge nicht, altes Flattervieh! Ich will wissen ob Menschen im Wald waren?
Uhu:
Zwei Mädchen.
Zwerg:
Gut.
Uhu:
Die sind aber wieder weg.
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Zwerg:
Nicht gut.
Uhu:
Und zwei Prinzen.
Zwerg:
Zwei Prinzen?
Uhu:
Ja, zwei Prinzen! Prinz Adrian und Prinz Fabian. Ihres Zeichen königliche Brüder, die mit
königlichem und kostbarem Schmuck verziert sind. Außerdem tragen sie auffällige Säckchen
bei sich, die gegebenenfalls mit Edelsteinen gefüllt sein könnten. Noch weitere Fragen, Eure
Boshaftigkeit?
Zwerg:
Nein…! – Famos! Famos! Edelsteine!
Uhu:
Ja, genau: Edelsteine.
Zwerg:
Ha, die beiden werde ich mir vorknöpfen und ihnen die Edelsteine abnehmen.
Uhu:
Und wenn sie sich wehren, Eure Obergemeinheit?
Zwerg:
Dann verwandele ich sie einfach in irgendein verfluchtes Tier. Und jetzt lass uns wachsam
sein, dass wir ihnen auflauern. (lacht böse)
(Nebel. Sturmwind. Der Zwerg und der Uhu sind auf einmal verschwunden. Adrian kommt auf
die Bühne.)
Adrian:
Fabian? Wo steckt er denn nur? Ich suche ihn schon die ganze Nacht! Hallo, wo bist du,
lieber Bruder? (geht ab)
(Fabian kommt aus dem Saal auf die Bühne.)
Fabian:
Habe ich nicht eben hier seine Stimme gehört? Adrian – wo steckst du nur? (setzt sich) Ich
weiß wirklich nicht mehr wo ich suchen soll. (lässt den Kopf hängen)
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Trine Trullala:
Jakob-Wilhelm, wir müssen den Prinzen vor dem bösen Zwerg warnen!
Jakob-Wilhelm:
Bist du verrückt! Wenn dich der Zwerg erwischt, dann ist es AUS mit dir.
Trine Trullala: (verkleidet sich als Hexe – Hexenrock und Kopftuch)
Blödsinn! Der Zwerg, der kann mich mal.
Jakob-Wilhelm:
Was machst du da?
Trine Trullala:
Ich verkleide mich als Hexe, da falle ich doch im Märchenwald gar nicht auf. Und dann werde
ich den Prinz warnen.
Jakob-Wilhelm:
Du bist verrückt.
Trine Trullala:
Nee, ich habe Zivilcourage! (geht zu Prinz Fabian)
Trine Trullala als Hexe:
Guten Morgen, junger Freund!
Fabian:
Was war denn das jetzt?
Trine Trullala als Hexe:
Das war ein Morgengruß!
Fabian:
O je, eine Hexe!
Trine Trullala als Hexe:
Wundert es dich, dass du eine Hexe im Wald triffst?
Fabian:
Nö, wir sind ja im Märchen! Bist die Knusperhexe von Hänsel und Gretel?
Trine Trullala als Hexe:
Nein! Ich bin ihre Schwester Trude aus Buxtehude!
Fabian:
Ich wusste gar nicht, dass die Knusperhexe eine Schwester hat.
Trine Trullala als Hexe:
Das wussten die Brüder Grimm auch nicht. Ist auch egal. Nun sage geschwind, wen du
suchst, mein Kind!
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Fabian:
Ich suche Prinz Adrian.
Trine Trullala als Hexe:
Ist er ein echter Prinz?
Fabian:
Aus Marzipan ist er nicht!
Trine Trullala als Hexe:
Wow, so richtig echt? Und du? Bist du etwa auch einer?
Fabian:
Ja! Warum fragst du?
Trine Trullala als Hexe:
Dann seid ihr beiden Prinzenrollen in Gefahr!
Fabian:
In Gefahr?
(Jetzt erscheint der Zwerg und versteckt sich, so dass er das Gespräch belauschen kann.)
Trine Trullala als Hexe:
So ist es! Sieh mal schleunigst zu, dass du ihn findest! Und dass ihr beiden hier aus dem
Wald kommt! Dieser Wald ist anders als die anderen Wälder. Es ist ein Zauberwald und hier
herrscht ein böser Zwerg.
Fabian:
Ein böser Zwerg?
Trine Trullala als Hexe:
Genau! Und der hat es auf reiche Prinzen abgesehen. Nur, wenn er einem echten Prinzen die
Edelsteine stehlen kann, hat er Zauberkräfte.
Fabian: (starr vor Schreck)
Ach du meine Güte! Aber woher weißt du das?
Trine Trullala als Hexe: (zeigt ihm die Zeitung)
Das steht hier im Märchen-Express!
Fabian:
Das ist sicher eine Zeitungsente!
Trine Trullala als Hexe:
Glaube mir oder glaube mir nicht. Bedenke, wir sind im Märchen! Und im Märchen…
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(Plötzlich Nebel – Trine verschwindet.)
Fabian: (vollendet den Satz)
...ist alles möglich! (ganz kurze Denkpause) Ich glaube dir gerne, Hexe Trude aus Buxtehude.
Hab Dank für deine Warnung! Ups, weg ist sie!
(Plötzlich Blitz, Donner, Sturm – der Zwerg wird sichtbar.)
Zwerg:
Was war das denn für eine Trine? Und seit wann sind Hexen so nett und warnen die
Menschen? Die Märchenwelt steht Kopf! Egal, ihre Warnung kommt zu spät. Meine
Verehrung verehrter Prinz. Darf ich dich bitten, mir deine Edelsteine zu geben.
Fabian:
Wieso sollte ich!
Zwerg:
Weil ich es will.
Fabian:
Kinder, die was wollen, bekommen was auf die Bollen.
Zwerg:
Obacht – ja nicht frech werden! Potzdonner. Dummes Menschenkind. Ich bin der Herrscher
hier.
Fabian: (lacht)
Und ich bin Hans im Glück, du verwelktes Milchgesicht! Ich geb dir nen Tritt und du fliegst
quer durch den Wald (mutig auf den Bösewicht zu)
Zwerg: (zaubert)
Eins, zwei, drei
Jetzt ist es vorbei!
Vier, fünf, sechs,
kannst nicht vom Fleck!
(Fabian steht wie versteinert. Der Zwerg nimmt sich die Edelsteine.)
Fabian:
He, he, was machst du da?
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Zwerg:
Ich nehme mir deine Edelsteine (lacht böse) siehst du! (lacht noch böser)
Fabian:
Aber, aber...! Na warte, du kleines Biest, wenn ich dich in die Finger bekomme.
Zwerg:
Da wird nichts draus, mein Freund. Ich werde dich jetzt verzaubern: und zwar in einen Adler!
(Donner, Blitz, Nebel.)
Zwerg:
ARKA und MAKABERA
Simsali Matali
Adlerus Extani
ARKA und MAKABERA
(Der Prinz verschwindet und ein Adler sitzt auf der Bühne. Er fliegt einige Male über die
Bühne.)
Zwerg: (lacht)
Ha, ha, ha,! Ich bin der Herrscher dieses Waldes. Ich bin stark und mächtig und jeder, der mir
in die Quere kommt, den verwandele ich in ein Tier! (der Adler fliegt jetzt weg – kurze Pause
– dann mit anderem Tonfall) Potzdonner – Ich bin echt toll! (verschwindet schnell)
(Prinz Adrian tritt auf.)
Adrian:
Fabian! Mein lieber Bruder! Wo steckst du denn nur? Nirgends kann ich dich finden. Jetzt
suche ich schon seit gestern Mittag nach ihm. Alles vergebens. Ich weiß auch nicht mehr, wo
ich noch in diesem verflixten Wald nach ihm suchen soll. (steht auf) Warum mussten wir auf
die Jagd in diesen dunkeln Wald aufbrechen. Die Leute im Dorf hatten uns gewarnt. Hier soll
es nicht mit rechten Dingen zugehen. Fabian und ich haben uns aus den Augen verloren. Er
war auf einmal weg – einfach weg. (setzt sich wieder) Fabian, wo steckst du nur? (legt den
Kopf in den Schoß)
(Der Zwerg erscheint im Hintergrund und lacht.)
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Zwerg:
Hi, hi, hi! Sieh da ist er! Das zweite Prinzlein. Oh-ho, was trägt er für schönen Schmuck.
Adrian:
Höre ich dann nicht eine Stimme? (blickt auf) Ist es Fabian? (ruft in den Wald – sieht den
Zwerg noch nicht) Hallo Fabian, bist du es?
Zwerg:
He, he, he!
Adrian:
Da ist doch wer?
Zwerg:
Ha, ha, ha! Ho, ho, ho! Hu, hu, hu!
Adrian: (steht auf und zieht sein Schwert)
Komm und kämpfe mit mir!
Zwerg: (erscheint hinter einer Tanne)
Du willst mit mir kämpfen?
Adrian:
Was bist du denn für ein hässlich kleiner Wicht?
Zwerg:
Ich bin der Herr des Waldes hier! Und du?
Adrian:
Ich bin Prinz Adrian. Und nun gehe mir aus dem Weg. Ich habe keine Zeit, mich mit Zwergen
abzugeben.
Zwerg:
Warum so eilig, junger Herr. Bleib doch! (lacht dabei böse)
Adrian: (will gehen)
Nein, Alter, geh mir aus dem Weg...
Zwerg: (stellt sich ihm in den Weg)
Stehen geblieben und gib mir deine Edelsteine!
Adrian:
Ich wüsste nicht, warum ich sie geben sollte.
Zwerg:
Weil ich der Herr des Waldes bin!
Adrian:
Dann hol sie dir doch, wenn du kannst. (jetzt lacht er, aber das Lachen bleibt ihm gleich im
Halse stecken)
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Zwerg:
Halt! (der Prinz bleibt stehen, der Zwerg zaubert)
Eins, zwei, drei
Jetzt ist es vorbei!
Vier, fünf, sechs,
kannst nicht vom Fleck!
(Adrian steht wie versteinert. Der Zwerg nimmt sich die Edelsteine.)
Adrian:
Was soll das?
Zwerg:
Ich nehme mir deine Edelsteine (lacht böse) siehst du! (lacht noch böser)
Adrian:
Du elender Dieb, du Zwergnase, na warte! Das sollst du mir büßen!
Zwerg:
Aus der Buße wird nichts, Herr Prinz, denn jetzt verwandle ich dich in einen Bären.
(Donner, Blitz, Nebel.)
Zwerg:
ARKA und MAKABERA
Simsali Matali
Urs Bärli Extani
ARKA und MAKABERA
(Der Prinz verschwindet und ein Bär steht auf der Bühne. Er trottet gleich mit Brummen
davon.)
Zwerg: (lacht)
Ha, ha, ha! Ich, nur ich, herrsche in diesem Wald und jetzt ist meine Zauberkraft noch stärker.
Ha, ha, ha! (ab)
(Vorhang – Musik zum Übergang.)
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Zwischenspiel – Übergang Bild 1 auf Bild 2
(Für das Zwischenspiel baue man, wenn möglich, auf der rechten Saalseite rechts neben den
Vorhang ein Podest mit einer kleinen Schlosskulisse auf. Auftritt der Hofmarschallin von
Kuchenbuch, sie isst immer, wie ihr Name andeutet, ein Stück Kuchen bei ihren Szenen und
Auftritt des Hofkanzlers von Mehlsack. Er ist, wie sie Name andeutet, sehr dick! Beide
müssen „übertrieben-barock und kindlich“ spielen.)
Hofmarschallin: (mit vollem Mund)
Guten Morgen, mein guter Hofkanzler von Mehlsack. Ist das heute nicht ein wunderbarer
Morgen?
Hofkanzler: (lutscht ziemlich lustlos an einem Eis)
Ja, ja, ja, meine verehrteste Hofmarschallin von Kuchenbuch.
Hofmarschallin:
P U H, lieber Karl Edurad, eh ich meine lieber Hofkanzler, warum seid Ihr so missmutig
gelaunt?
Hofkanzler:
Ich habe Sorgen. Große Sorgen, verehrte Rosine...
Hofmarschallin:
Melusine bitte! (jetzt setzt sie sich eine ziemlich schrille Sonnenbrille auf)
F U R C H T B A R, wer wird denn an so einem herrlichen Tag Sorgen haben? Seht nur, wie
fröhlich Frau Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Blumen blühen. Der Sommer ist so
wunderschön.
Hofkanzler:
Bla, bla, bla! Seid still, Kuchenbuch!
Hofmarschallin:
Von Kuchenbuch! So viel Zeit muss sein!
Hofkanzler:
Ob nun V O N oder nicht! Ihr geht mir auf die Nerven.
Hofmarschallin:
Aber, Hofkanzler von Mehlsack, ich bin zutiefst erschüttert.
(Auftritt des Königs mit Seifenblasen, den Sommer genießend.)
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König:
Guten Morgen, Hofkanzler! Morgen, Hofmarschallin!
Beide:
Guten Morgen, König Ludwig!
König:
Nun Mehlsack, was habt Ihr mir zu berichten?
Hofkanzler:
Die Bauern klagen Majestät, weil die königlichen Prinzen beim Ausreiten auf einigen Feldern
die Ernte zerstört haben.
König:
So, so! Ich glaube ich muss mir mal die beiden Lümmel vorknüpfen. Und sonst?
Hofkanzler:
In letzter Zeit gingen viele Beschwerden wegen dieses angeblichen Kobolds ein.
Hofmarschallin:
Verzeiht, dass ich frage, aber was soll das für ein Kobold sein?
Hofkanzler:
Im Wald, da wo er am dunkelsten ist, da soll er sich verstecken, so ein Kobold halt, ein
Zwerg, ein krummer Teufelskerl.
Hofmarschallin: (ohne großes Nachdenken - vulgär)
So ein liederlicher Dreckskerl halt!
König:
Dummes Zeug! Dummes Zeug!
Hofkanzler:
Er treibt lauter Schabernack! Sagen die Leute! Angeblich stiehlt er Geld, Edelsteine, Gold wie
eine diebische Elster.
Hofmarschallin:
P U H! Das ist ja F U R C H T B A R!
König:
Dummes Zeug! Sicher nur Aberglaube! Hofmarschallin holt mir die Prinzen, damit ich den
beiden Lausbuben mal ordentlich den Kopf wasche.
(Hofmarschallin ab ins Schloss.)
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König:
Herr Hofkanzler, Ihr solltet der Frau Hofmarschallin nicht solch einen Blödsinn erzählen. Die
glaubt so was doch! Dummes Zeug! In meinem Reich gibt es keinen Kobold!
Hofkanzler:
Verzeiht Majestät! Aber da muss ich widersprechen! Die Presse hat schon davon berichtet!
Im Märchen-Express stand schon eine Zwergenstory!
König:
Herrje, die Presse wirbelt nur wieder Dreck auf! Gut, ich werde veranlassen, dass meine
königlichen Soldaten den Wald durchsuchen.
Hofkanzler:
Tipp – Topp!
Hofmarschallin: (wieder mit einem Stück Kuchen)
F U R C H T B A R, Majestät, F U R C H T B A R, sie sind nicht da!
König:
Wer ist nicht da?
Hofmarschallin:
P U H, unsere königlichen Prinzen Adrian und Fabian.
König:
Dummes Zeug! Sie müssen doch da sein.
Hofkanzler:
Darf ich Majestät daran erinnern, dass die Prinzen von Euch höchstselbst die Erlaubnis zur
Jagd im Wald hatten.
König:
Ach ja, ich vergaß! (geht, dreht sich um) Wenn die Prinzen hier eintreffen, so sagt mir
Bescheid. (ab)
Hofkanzler:
Tipp – Topp, Majestät.
Hofmarschallin:
P U H, das sieht nach Stress aus!
(Beide ab, dazu Musik.)
(Für den weiteren Verlauf des Zwischenspieles baut man bei der linken Saalseite links neben
dem Vorhang ein Podest mit der Walderdhöhle des Zwerges auf. Mit Tannen, Baumstümpfe
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gestaltet. Der Zwerg kommt aus seiner Höhle. Er hat einen Sack Edelsteine dabei. Und zählt
und schaut sich die Edelsteine an. Der Uhu sitzt in einer Ecke.)
Zwerg: (zählt)
Hihihi! Potzdonner der Hundert! (zählt weiter) Hehehe! Potzdonner der Tausend! (zählt
weiter) Hahaha! Potzdonner der Zehntausend! (zählt weiter) Hohoho! Potzdonner der
Hunderttausend! (zählt weiter) Huhuhu! Potzdonner der Millionen. (springt auf) Potzdonner,
so viele Edelstein und soviel Schmuck.
Uhu:
Wir sind R E I C H! Huhu – huhu!
Zwerg:
I C H bin reich! Verstanden?
Uhu:
Verstanden! Huhu – huhu!
Zwerg:
Zu schön, dass sich diese dummen Prinzen in meinem Wald verlaufen haben. Jetzt habe ich
die beiden Trottel in Bär und Adler verwandelt.
Uhu:
Huhu – huhu! Was für ein böser, böser Bösewicht.
Zwerg: (sehr von sich überzeugt – selbstverliebt)
Nicht wahr! Potzdonner, und ich bin echt toll! (lachend wieder ab)
(Der Uhu verschwindet auch wieder.)
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