Das Management von Strukturen und Prozessen
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Das Management von Strukturen und Prozessen
Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Organisation IIA Das Management von Strukturen und Prozessen Prof. Dr. Margit Osterloh Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 21 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Vorlesungsgliederung • Einbettung der Aufgaben der organisatorischen Gestaltung • Strategielehre • Theorien der Firma Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 22 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Einbettung der Aufgaben der organisatorischen Gestaltung • • In die Strategielehre In die Theorien der Firma Fragen der Strategielehre und der Theorien der Firma: (1) Was ist eine Firma, warum existiert sie? (2) Was bestimmt deren Grösse und Ausdehnung? (3) Warum produzieren einige Unternehmen nachhaltig besser als ihre Konkurrenten? Prof. Dr. Margit Osterloh Strategie- Theorien der Firma lehre IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 23 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Strategielehre Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 24 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Ressourcen- vs. Marktorientierter Ansatz Grundfrage der Unternehmensstrategie Wie ist es trotz Wettbewerb möglich, einen dauerhaften überdurchschnittlichen Unternehmenserfolg zu erzielen? Marktorientierte Unternehmensstrategie Ressourcenorientierte Unternehmensstrategie Ausnutzung von Unvollkommenheiten auf dem (Absatz)-Markt Ausnutzung der Einzigartigkeit von Ressourcen Realisierung von Monopolrenten Realisierung von Effizienzrenten Annahme: Die Ressourcen einer Branche sind homogen und mobil Annahme: Die Ressourcen einer Branche sind heterogen und immobil Wahl von attraktiven Branchen / Produkten Prof. Dr. Margit Osterloh Schaffung von einzigartigen Kernkompetenzen IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 25 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Marktorientierte Unternehmensstrategie: "What is our Business?" Markt Unternehmen Chancen - Risiken Analyse (Branchenanalyse) Stärken - Schwächen Analyse (Wertkettenanalyse) Anbieterkonzentration • Markteintrittsbarrieren • Kostenführerschaft • Bedrohung durch Substitute • Produktdifferenzierung • Abnehmer- und Lieferantenmacht • Konzentration auf Schwerpunkte FIT: Monopolistische Rente Dauerhafter Wettbewerbsvorteil durch Verringerung der Wettbewerbsintensität Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 26 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Die fünf Wettbewerbskräfte von Porter (1980) Potentielle neue Konkurrenten Bedrohung durch neue Konkurrenten Wettbewerber in der Branche Verhandlungsmacht der Abnehmer Lieferanten Abnehmer Verhandlungsstärke der Lieferanten Rivaliät unter den bestehenden Unternehmen Bedrohung durch Ersatzprodukte und -dienste Ersatzprodukte Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 27 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Ressourcenorientierte Unternehmensstrategie "What Business are we capable of doing?" Markt Unternehmen Ressourcen Heterogenität und Immobilität Wert • Zugang zu potentiellen Märkten • Vom Kunden wahrgenommener, geldwerter Zusatznutzen • Knapp • Schwer imitierbar • Schwer substituierbar STRETCH: Effizienzrente Kernkompetenzen Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 28 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Kernkompetenz bei SWATCH. Anfang der achtziger Jahre ging es der traditionsreichen Schweizer Uhrenindustrie sehr schlecht. Die Banken waren nicht mehr bereit, weitere Kredite in die einstigen Renommierbetriebe zu stecken. Viele Betriebe mussten schließen oder fusionieren. Aber es war zugleich die Zeit, in der an der Entwicklung einer neuen Uhr getüftelt wurde, die später die Branche revolutionieren sollte: die Swatch. Ein Produkt wie die Swatch entsteht nicht von heute auf morgen, und niemand besitzt die komplette Idee dafür. Wie wurde die Swatch zu einem der populärsten Produkte der Welt? Mit der Kernkompetenz “Zeit in einer Designerform” vereint die Swatch in eindrucksvoller Weise Know-how in Technologie, Design, Pop-Art, Marketing und Vertrieb. Technisch war es gelungen, eine Hochpräzisionsuhr zu entwickeln, die aus einem Plastik-Modul bestand, das in einen vorgestanzten Plastikkörper eingeschweisst wird. Dadurch konnten die einzelnen Komponenten einer Uhr von bisher 151 Einzelteilen auf 51 genormte Teile drastisch gesenkt werden. Das war ein Novum für die Schweizer Uhrenindustrie, die auf aufwendige mechanische Uhrwerke setzte und Plastik für eine Ehrverletzung hielt. Deshalb wurde fieberhaft daran gearbeitet, wie das Image einer billigen Plastikuhr vermieden werden konnte. Überall im Unternehmen griff eine Aufbruchsstimmung um sich: Die Diskussionen, wie Design, Technik und Marketing kombiniert werden sollten, erhitzen sich. Ziel war es, ein neues Bedürfnis für Kunden zu kreieren: Nicht nur die Zeitmessung war entscheidend, sondern vor allem die gelungene Erfassung des Zeitgeistes. “Fashion that ticks” und “Swatch: you don´t wear the same tie every day” verdeutlichen, was die Swatch zu einem absoluten Welterfolg gemacht hat: Swatch-Träger wechseln ihre Uhr wie eine Krawatte, je nach Tageszeit und Stimmung. So wurde die Swatch ein hinsichtlich Preis, Leistung und Qualität konkurrenzloses Kultobjekt. Quelle: Schulz, B. (1999). Swatch oder die Erfolgsgeschichte des Nicolas Hayek, Düsseldorf. Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 29 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Kernkompetenz bei 3M 3M war in den 70er Jahren einer der ersten Anbieter von Overhead-Projektoren. Diese Geräte waren mit leistungsstarken Linsen ausgestattet, so dass sie im Gegensatz zu den damals verfügbaren Projektoren auch in nicht-verdunkelten Räumen eingesetzt werden konnten. Für die Herstellung dieser leistungsstarken Linsen wendete 3M Mikroreplikation an. Durch Mikroreplikation wird die Mikrostruktur der Linsenoberfläche so verändert, dass Licht besonders gut gebündelt und transportiert werden kann. In den 80er Jahren begann 3M seine Fähigkeit “Mikroreplikation” aus der Linsenherstellung für die Oberflächenbearbeitung von anderen Materialien zu nutzen. So gelang es dem Unternehmen unter anderem, mit Mikroreplikation behandelte Endprodukte herzustellen, die Licht reflektieren (z.B. Freizeittextilien), den Strömungswiderstand reduzieren (z.B. bei Schutzhelmen) oder selbstklebend sind (z.B. Folien). 1996 war Mikroreplikation die Basistechnologie von 8 Geschäftsfeldern (z.B. reflektierende Werkstoffe, Klebstoffe, Transport- und Filtermittel, Elektronik). Ausschlaggebend für diesen Erfolg bei 3M war die Kombination des technisch-naturwissenschaftlichen Wissens zur “Mikroreplikation” mit organisatorischen Fähigkeiten. Erst aufgrund dieses organisatorischen Wissens konnte 3M sein technisches Know-how in die Entwicklung von neuartigen Produkten transferieren und Märkte neu gestalten. Quelle: Krüger, W. & Homp, C. (1997). Kompetenzmanagement.Steigerung der Flexibilität und Schlagkraft im Wettbewerb, Wiesbaden. Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 30 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Eigenschaften von Kernkompetenzen 1. 2. 3. 4. 5. Generierung von geldwertem Zusatznutzen: Die Kundinnen und Kunden müssen bereit sein, für den durch diese Ressourcen begründeten Zusatznutzen zu bezahlen. Unternehmensspezifität/schwere Handelbarkeit:Die Ressourcenbündel müssen in der “Tiefenstruktur” des Unternehmens, d. h in den Regeln und Routinen verankert sein und dürfen nur sehr schwer auf andere Unternehmen übertragen werden können Nicht-Substituierbarkeit: Es gibt keine anderen Ressourcenbündel, welche die Unternehmensleistung auf gleichwertige Weise erbringen können. Nicht-Imitierbarkeit: Die Ressourcenbündel sind nicht ohne weiteres durch ein anderes Unternehmen kopierbar. Transferierbarkeit: Die Ressourcenbündel müssen immer wieder auf innovative Produkte und Märkte angewendet werden können. Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 31 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Was sind schwer imitierbare und schwer handelbare Ressourcen? • Realkapital? • Humankapital? • Organisatorisches Kapital? Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 32 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Eigenschaften von Ressourcen Physisch greifbare Ressourcen handelbare Ressourcen maschinelle Ausstattung Personalausstattung Standard Software nichthandelbare Ressourcen selbsterstellte Anlagen selbstprogrammierte Softeware Physisch nicht greifbare Ressourcen Lizenzen individuelles Expertenwissen Unternehmenskultur einzigartige Stakeholderbeziehungen unternehmensspezifische Ausbildung einzigartige Beziehungen zu Kunden und Lieferanten organisationales Wissens intrinsische Motivation Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 33 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Quellen der Nicht-Imitierbarkeit von Ressourcen • • • Sie sind in der Geschichte des Unternehmens begründet, d.h. es gibt organisatorische Erbschaften, Pfadabhängigkeiten oder Akkumulationseffizienzen: Ressourcen können um so leichter erworben werden, wenn bereits ein gewisser Bestand dieser Ressourcen im Unternehmen als Vorwissen (”absorptive Kapazität”) existiert. Sie sind durch diffuse Kausalzusammenhänge gekennzeichnet, d.h. es kann nicht genau ausformuliert werden, welcher Zusammenhang zwischen der Ressourcenausstattung des Unternehmens und seinem Wettbewerbsvorteil besteht. Sie zeichnen sich durch Komplexität bzw. Verflechtung aus. Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 34 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Verwertung von Kernkompetenzen Endprodukte / Dienstleistungen K ernprodukte K ernkom petenzen Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 35 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Folgerungen “Both theoretical and empirical research into the sources of advantages has begun to point to organizational capabilities, rather than product-market positions or tactics, as the enduring sources of advantage.” Rumelt, R.P., D. Schendel & D.J Teece (1991): Strategic Management and Economics. In: Strategic Management Journal, Vol. 12: 5 – 21, hier: S. 22 “A company can outperform rivals only if it can establish a difference that it can preserve” “The essence of strategy is choosing to perform activities differently than rivals do” “It is harder for a rival to match an array of interlocked activities than it is merely to imitate a particular sales force approach, match a process technology, or replicate a set of product features. Positions built on systems of activities are far more sustainable than those built on individual activities.” Porter, Michael E. (1996): What is Strategy? In: Harvard Business Review, November-December. Æ schwer imitierbare Synergien als wichtigste Quelle des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils (Foss &Iversen 1997) Æ offen bleibt in der ressourcenorientierten Strategielehre die Anreizproblematik bei der Erzielung von Synergien. Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 36 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Theorien der Firma Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 37 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Traditionelle Theorien der Firma: Governance-Perspektive: Ökonomische Theorien Why do firms exist? What defines their scale and scope? (Holmström/Tirole 1989) Neuere Theorien der Firma: Kompetenz-Perspektive: Ressourcen- und Wissensbasierte Ansätze Why do firms exist and how does it matter? (Nelson 1991) Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 38 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Was unterscheidet die Governance-Perspektive von der Kompetenz-Perspektive ? Gemeinsamkeiten: • • Methodologischer Individualismus Vorteile hierarchischer Arrangements (= Unternehmen) gegenüber Märkten bei hoch komplementären Aufgaben Unterschiede: • • • Unterschiedlicher Steuerungsgegenstand in Unternehmen (Austauschorientierung versus Produktions- bzw. Poolingorientierung) Unterschiedliche Verhaltensannahmen über Kognition und Motivation Unterschiedliche Betonung der im Unternehmen einzusetzenden Steuerungsmechanismen Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 39 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Verhaltensannahmen in den Theorien der Firma I Ver hal ten und Han deln de r Akte ure b e e in f lu s s en 3. Z ie le 2. Mo tiv e, In te r ess en 1 . W e r t e , B e d r f n is s e Präferenzstruktur (Motivation) Prof. Dr. Margit Osterloh 3. Ko m p e t en z en , F e r ti g kei ten 2 . E r fah r u n g en , R e fl exi on sve rm g e n 1. Ko g n itive S c h em a ta, S k r ip te Kognitive Struktur IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 40 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Verhaltensannahmen in den Theorien der Firma II Motivation: Governance-Perspektive: stabile opportunistische Präferenzen Kompetenz-Perspektive: „benevolente Kooperateure“ Kognition: Governance-Perspektive: • Informations-Asymmetrie • Invarianz-Hypothese bezüglich kognitiver Strukturen und Interpretationen • „costly bounded rationality“ Æ Produktionsfunktion ist exogen determiniert Ziel: Erhöhung der adaptiven Kapazität Kompetenz-Perspektive: • Kognitive Asymmetrie • Kognitive Strukturen und Interpretationen verändern sich • „truly bounded rationality“ ÆProduktionsfunktion ist endogen determinert Ziel: Erhöhung der absorptiven Kapazität Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 41 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Verhaltensannahme und organisatorische Steuerung Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 42 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Governance perspektive Organisatorische Steuerung als Abwägen zwischen Marktversagen (als Kosten der Benutzung des Preissystems) = Autonomiekosten und Planversagen (als Organisations- bzw. Koordinationskosten)= Abstimmungskosten Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 43 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Kompetenz-Perspektive als Erweiterung der ressourcenorientierten Ansätze (“resource-based theory of the firm) Organisatorische Steuerung als • Etablierung von Wissensgenerierungs- und -transferprozessen • Initiierung kollektiver Lernprozesse zur Abstimmung und Integration komplementärer Wissensbestände der Organisationsmitglieder und • zum Aufbau absorptiver Kapazität (kollektiver Poolressourcen). Konsequenzen für die organisatorische Gestaltung: • Präzisierung des Repertoires an organisatorischen Steuerungsmechanismen Einbeziehung der Voraussetzung für intrinsische Motivation Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 44 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Die beiden dominierenden Theorien der Firma im Vergleich Governance-Perspektive Kompetenz-Perspektive Unternehmen Unternehmen = effizientes Ergebnis eines Auswahlprozesses: Residuale Kontrollrechte über physische Akti-vitäten Unternehmen = Bündel schwer imitierbarer Ressourcen und Kompetenzen (“history entity”) Untersuchungseinheit Koordination der Transaktionsbeziehungen – insbesondere bei hoher Faktorspezifität (“austauschorientiert”) Wissensbestände der Akteure sowie organisatorische Ressourcen, Kompetenzen und Wissen (“produktionsorientiert”) Verhaltensannahme Begrenzte Rationalität (“costly rationality”), Opportunismus (ex ante und ex post); gegebene Präferenzen homogene Kognitionen, aber asymmetrische Informationen Extrinsische Motivation Begrenzte, erfahrungsbasierte Rationalität (“truly bounded rationality”), ”benevolente Kooperateure” mit unterschiedlichen (asymmetrischen) Kognitionen Intrinsische Motivation Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 45 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Governance-Perspektive Kompetenz-Perspektive Organisatorisches Steuerungsziel Minimierung der Transaktionskosten als “costeconomizing” Realisierung von superioren Renten: Ausnutzen von Ressourcenvorteilen Orientierungsaufgabe Fokus nur auf autonome und adaptive Kapazitäten (reine Anpassung) Umgang mit Unsicherheit, aber nicht mit Mehrdeutigkeit “Gerichtete” Suche: Akt des rationalen Entscheidens zwischen gegebenen Alternativen Aufbau absorptiver Kapazität (pro-aktiv) Prof. Dr. Margit Osterloh Umgang mit Dynamik, Mehrdeutigkeit und Ambiguität Heuristische Suche nach neuen Alternativen IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 46 Organisation IIA: Das Management von Strukturen und Prozessen Theoretische Grundlagen der organisatorischen Gestaltung Koordinationsaufgabe Wahl des institutionellen Arrangements (Markt, Hybridform, Hierarchie) Motivationsaufgabe Im Zentrum stehen Weisungs- und Sanktionsmechanismen, “high powered incentives” Organisatorisches Steuerungsproblem ist Folge nicht gelöster Anreizprobleme bei unvollständigen Verträgen Kritik Steuerung durch “höherwertige organisatorische Prinzipien” in Form von organisationalen Routinen und Fähigkeiten Im Zentrum steht organisationales Lernen Anreizprobleme werden i.d.R. nicht behandelt, da Annahme des “benevolenten Kooperateurs”: Wenig differenziertes internes Steuerungsrepertoire Opportunismusannahme führt zu selbsterfüllender Prophezeihung „Costly rationality“ angreifbar Kein Einbezug von Lernen und von Alternativengenerierung Vernachlässigung der Produktionszugunsten der Tauschsphäre bzw. der Wertgenerierung zugunsten der Wertaneignung Nur vage entwickeltes internes Steuerungsrepertoire, vage Bestimmung der Grenzen der Unternehmung Prozess der Ressourcengenerierung keineswegs klar Vernachlässigung der Wechselwirkung von Wertgenerierung und Wertaneignung Prof. Dr. Margit Osterloh IOU – Institut für Organisation und Unternehmenstheorien, Universität Zürich SS 2007/ 47