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TE
TVERSTÄNDNIS
trainieren
Liebe Schüler *,
Lesen und Verstehen – das sind die Ziele dieser Unterrichtsmaterialien.
Lesen kann jeder von euch – der eine schneller, der andere langsamer.
Aber hier geht es nicht so sehr um die Schnelligkeit, sondern darum, einen Text
auch richtig zu verstehen, ihm Informationen zu entnehmen und mit ihm zu arbeiten.
Du findest in dieser Mappe 30 interessante Sachtexte zu ganz unterschiedlichen
Themen wie Naturwissenschaften, Geschichte, Geografie, Sport und Musik.
Sie sind in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt:
Für Anfänger: Diese Texte sind in der Regel kurz, enthalten nur
wenige komplizierte Wörter und sind deshalb leicht verständlich.
Für Fortgeschrittene: Diese Texte sind länger, enthalten
vereinzelt Fremdworte und haben einen komplizierteren Satzbau.
Für Profis: Diese Texte sind lang, enthalten viele unterschiedliche
Informationen, lange Sätze und viele Fremdwörter.
© Verlag an der Ruhr|Postfach 10 22 51|45422 Mülheim an der Ruhr|www.verlagruhr.de
Zu jedem Text gibt es
Multiple-Choice-Fragen zum Leseverständnis, anhand derer ihr überprüfen könnt,
was ihr verstanden habt und wo ihr noch einmal genau nachlesen müsst,
weiterführende Fragen zum Thema des Textes, die euch zur Meinungsäußerung,
selbstständigen Recherche, Diskussion etc. auffordern und
Internet-Adressen, unter denen ihr mehr Informationen zum Thema
des jeweiligen Textes findet.
Bevor ihr euch aber an die Multiple-Choice-Fragen macht, solltet ihr jeden Text
zunächst mehrmals aufmerksam lesen und ihn euch mit eurem „Handwerkszeug“
erschließen. Zu euren Werkzeugen gehören Fähigkeiten wie
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit
haben wir in diesem Buch durchgehend die männliche Form verwendet.
Natürlich sind damit auch immer
Frauen und Mädchen gemeint, also
Lehrerinnen, Schülerinnen etc.
Überschriften und Abbildungen betrachten,
unbekannte Wörter aus dem Textzusammenhang erschließen
oder nachschlagen,
W-Fragen stellen (Wer?, Wo?, Wann?, Was?, Wie?, Warum? …),
Schlüsselwörter finden,
Chronologie der Ereignisse beachten,
Voraussagen machen und
Schlussfolgerungen ziehen.
Diese Fähigkeiten könnt ihr anhand der folgenden Texte trainieren.
Viel Spaß beim Lesen und Verstehen!
Textverständnis trainieren – Arbeitstexte und Förderaufgaben
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© Verlag an der Ruhr|Postfach 10 22 51|45422 Mülheim an der Ruhr|www.verlagruhr.de
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TVERSTÄNDNIS
trainieren
Unter wilden Wölfen
Wölfe gelten oft als böse und heimtückisch. Dabei sind
sie eher scheu und meiden uns Menschen. Dem
Forscher Werner Freund ist es trotzdem gelungen, von
den Tieren akzeptiert zu werden – indem er selbst
„zum Wolf“ geworden ist …
Da ist es wieder! Dieses klagende Geheul. „HuuuuuWuuuuu-Wooouuuu!“ schallt es aus dem Wald. Ein
bisschen unheimlich klingt das. Aber die Menschen in
den Häusern am Waldesrand kann das nicht mehr
schocken. Sie wissen nämlich: Das sind die Wölfe von
Werner Freund, die mal wieder ihren „Chor“ angestimmt haben. Und bestimmt sitzt der bärtige Mann
mitten unter ihnen, hat den Kopf in den Nacken gelegt
und heult kräftig mit.
Seit 30 Jahren verbringt Werner Freund jede freie
Minute mit seinen Tieren. 21 Wölfe leben in seinem
Gehege im Wald von Merzig, einer kleinen Stadt im
Saarland: europäische und indische Wölfe, Arktis- und
Timberwölfe, aufgeteilt in vier Rudel. Und Werner
Freund hat sich, wie kaum ein Forscher zuvor, den
Tieren so angepasst, dass er von sich selbst sagt:
„Ich bin erstaunt, wie sehr ich schon selbst zu einem
Wolf geworden bin.“
Für seine Tiere ist er sogar so eine Art „Oberwolf“.
Sobald Werner Freund eines der Gehege betritt, geht
sofort ein „Begrüßungssturm“ los. Mit Riesensätzen
prescht der Rüde Igor heran, schnappt nach Freunds
Hand, schnuppert, winselt. Igor ist das so genannte
Alpha-Tier des Rudels, also der Anführer – und als
solcher hat er als Erster das Recht, Werner Freund zu
begrüßen.
Ungerührt lässt der Forscher es zu, dass der Wolf ihn
ableckt und ihm die schweren Pranken auf die Schul-
tern legt. Werner Freund spricht leise,
in einer Art geheimen Singsangs. Nach
Igor darf Kalinka, die Alpha-Wölfin, ihn
willkommen heißen und dann erst,
streng nach der Rangordnung, der Rest
des Rudels.
Als Gregor, ein rangniedriger Rüde, sich vordrängeln
will, wird Igor sofort wütend: Mit gefletschten Zähnen
weist der Alpha-Wolf den Schwächeren zurecht – und
Gregor duckt sich mit eingezogenem Schwanz. In so
einer Situation würde Werner Freund sich nie einmischen – denn Wolfsgesetze darf er nicht brechen.
Der Forscher kennt seine Tiere, seit sie Welpen waren:
Gemeinsam mit seiner Frau Erika hat er fast alle
aufgezogen, erst mit der Milchflasche, später mit
zerkleinertem Hackfleisch, das er den Welpen mit
dem Mund gab – genauso wie es Wolfseltern tun.
Monatelang hat er nachts mit den Kleinen im Gehege
geschlafen.
Selbst beim Füttern der erwachsenen Tiere verhält sich
Werner Freund wie ein Wolf: Wenn er mal wieder ein
Stück Fleisch anschleppt, gibt er es nicht einfach her.
Er zieht und zerrt daran, er knurrt und schlägt. Überließe er dem Rudel das Fleisch, ohne zu kämpfen,
würde er seine Stellung riskieren – nur ein schwacher
Wolf lässt sich seine Beute abnehmen. Und ein
schwacher Wolf wird schnell angegriffen. Aber Werner
Freund hat auch gelernt, sich in brenzligen Situationen
wie ein Wolf zu verteidigen. Als Igor ihm einmal durchs
Gesicht schleckte, dann aber plötzlich gefährlich die
Zähne an Freunds Hals fletschte, schlug der Mann
nach bester Wolfsart zurück: Er biss Igor in die Nase.
Und beendete damit den Streit.
Inka Schmeling, Geolino Nr. 4, April 2003, S. 14–18.
www.wild.unizh.ch/wolf/d/index.htm
Alles über den Wolf findest du auf dieser Seite.
www.wolves.de
Die deutsche Wolfsgemeinschaft gibt dir z.B. Fernsehtipps zum Thema Wolf.
Textverständnis trainieren – Arbeitstexte und Förderaufgaben
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FRAGEN ZUM
TE
TVERSTÄNDNIS
Unter wilden Wölfen
Lies die einzelnen Antworten aufmerksam und kreuze die jeweils richtige Lösung an.
Manchmal können auch mehrere Antworten richtig sein.
Viele Menschen glauben, Wölfe sind
scheu.
böse und heimtückisch.
gefährlich.
scheu und heimtückisch.
Seit wie vielen Jahren beschäftigt sich
der Forscher Werner Freund mit Wölfen?
Seit 21 Jahren.
Seit vier Jahren.
Seit 30 Jahren.
Seit 17 Jahren.
© Verlag an der Ruhr|Postfach 10 22 51|45422 Mülheim an der Ruhr|www.verlagruhr.de
Die Wölfe von Werner Freund leben
in einem Wildpark bei Merzig.
auf freier Wildbahn.
im Saarland.
in einem Gehege.
Werner Freund ist eine Art „Oberwolf“,
weil er von allen Bewohnern seiner Stadt als
heimtückisch und aggressiv bezeichnet wird.
weil er schon lange mit Wölfen lebt
und von ihnen akzeptiert wird.
weil er den Wölfen mit seinem Bart
sehr ähnlich sieht.
weil er alle seine Wölfe selbst aufgezogen hat.
Zur Begrüßung
beißt Igor in Freunds Hand.
leckt Igor den Forscher ab.
kommen alle Wölfe gleichzeitig zu Freund.
bekommen alle Wölfe ein großes Stück Fleisch.
Der Alpha-Wolf Igor
ist der Anführer des Wolfsrudels.
ist der Erstgeborene und somit der Älteste.
ist der einzige Rüde in dem Wolfsrudel.
ist der Oberwolf.
Wenn die Wölfe aneinander geraten,
schlichtet Werner Freund die Streitereien.
trennt Werner Freund die Wölfe und bringt
sie in unterschiedliche Gehege.
hält sich Werner Freund ganz raus.
holt Werner Freund schnell seine Frau,
um die Wölfe zu beruhigen.
Die Frau des Forschers, Erika,
hat alle Wölfe mit der Milchflasche
großgezogen.
hat mit den Wölfen und ihrem Mann
im Gehege übernachtet.
hat keine Kinder.
hat fast alle Wölfe gemeinsam mit ihrem
Mann mit Milch und Hackfleisch großgezogen.
Beim Füttern
kämpft der Forscher mit den Wölfen
um die Beute.
sieht der Forscher zu, wie die Wölfe
um die Beute kämpfen.
wollen die Wölfe in Ruhe gelassen werden.
zieht sich der Forscher zurück, damit
die Wölfe in Ruhe fressen können.
Als Igor Werner Freund einmal
gefährlich bedrohte,
biss der Forscher dem Wolf einfach
die Nase ab.
schlug ihn der Forscher mit seiner Hand
auf die Nase.
verteidigte der Forscher sich wie ein Wolf.
biss der Forscher dem Wolf in die Nase.
Was haltet ihr von dem engen Zusammenleben von Menschen mit wilden
Tieren wie es Werner Freund tut?
Textverständnis trainieren – Arbeitstexte und Förderaufgaben
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