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 PRESSEMITTEILUNG
PRESSEKONFERENZ
Freitag, 13.2.2015, 11 Uhr
ERÖFFNUNG
Freitag, 13.2.2015, 19 Uhr
AUSSTELLUNG
JAMES BENNING
DECODING FEAR
14.2. –10.5.2015
SPECIAL GUEST
MONTEZ PRESS
14.2. –10.5.2015
Kunstverein in Hamburg
Klosterwall 23
20095 Hamburg
T +49 40 322158
F+49 40 322159
[email protected]
www.kunstverein.de
JAMES BENNING
DECODING FEAR
Laufzeit: 14.2. –10.5.2015
Eröffnung: 13.2., 19 Uhr
Künstlergespräch: 14.2.2015, 14 Uhr
Dennis Lim (Film Society, Lincoln Center, NY) im Gespräch mit James Benning
(in englischer Sprache)
Two Cabins, neugerriemschneider, Berlin, 2012, Foto: Jens Ziehe, Berlin. Courtesy neugerriemschneider, Berlin.
„Things do not change; we change.“
Walden, Henry David Thoreau
Der Kunstverein in Hamburg zeigt mit Decoding Fear die erste institutionelle Einzelausstellung von
James Benning in Deutschland. Zusätzlich zu seinem wegweisenden filmischen Werk, setzt sich
Benning mit den Bedingungen technologischer Entwicklungen und ihren gesellschaftlichen Konsequenzen
auseinander. Die Ambivalenz des großen amerikanischen Traums von (technischem) Fortschritt,
unbegrenzten Möglichkeiten, Freiheit und Unabhängigkeit, spiegelt sich in seinen Installationen sowie
bildnerischen Arbeiten wider.
Benning eignet sich Leben und Geschichte von Outlaws wie dem Philosophen Henry David Thoreau
(1817–1862) oder dem als Unabomber bekannten Mathematiker Theodore Kaczynski (*1942) an.
Thoreaus Schrift Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat von 1849, die nicht nur die 1960erBewegung in Amerika, sondern auch Martin Luther King oder Mahatma Gandhi beeinflusste, stellt
autoritäre Strukturen in Frage. Kaczynski terrorisierte mit seinen Briefbombenattentaten 1978 bis 1995
die USA und verfasste zurückgezogen in den Bergen von Montana ein Manifest zum Widerstand gegen
die Technologisierung der Gesellschaft. Auch Thoreau zog es in die Einöde des Waldes und Benning
thematisiert dieses uramerikanische Moment der unabhängigen Selbstbestimmung, indem er in seiner
Ausstellung in Hamburg die von Thoreau und Kaczynski selbstgebauten Behausungen als abstrahierte
Nachbildungen zeigt. Ausgangspunkt dieser Installation sind Instandsetzungsarbeiten Bennings an
seinem eigenen Haus in Sierra Nevada, Kalifornien, nach deren Fertigstellung sich der Künstler sogleich
für ein neues Bauprojekt entschied und auf seinem eigenen Grundstück zuerst einen präzisen Nachbau
der Hütte von Thoreau realisierte und im Anschluss daran Kaczynskis Hütte reproduzierte. Beide Hütten
sind ursprünglich Zeichen der Angst vor dem Verlust der Freiheit, die nicht neu ist, aktuell aber wieder
aufflammt und vor allem neu bewertet wird.
In dem Film Stemple Pass (2012) führt Benning seine Auseinandersetzung weiter und zeigt in statischer
Einstellung die Landschaft Sierra Nevadas, in der die nachgebauten Hütten stehen. Die Jahreszeiten
machen den Wechsel der Bilder aus, zu denen Benning Passagen aus Kaczynskis Tagebucheinträgen
liest. Die Zweikanal-Videoprojektion Two Cabins (2011) greift den Blick von innen aus den Fenstern der
Hüttennachbauten auf und ist unterlegt mit dem Sound der Originalschauplätze. In seinem andauernden
Prozess des Nachempfindens und Reproduzierens sowie durch die Gegenüberstellung von Relikt und
Replik, treibt Benning die Frage nach Ursprünglichkeit und Autonomie ins Extrem. Indem Benning die
Gemälde der Outsider-Künstler Black Hawk, Bill Traylor, Martín Ramírez, Henry Darger, Jesse Howard,
Joseph Yoakum, William Hawkins und Moses Tolliver kopiert und in Beziehung zu einem Tagebuchauszug
Kaczynskis stellt, befragt er den Mythos des autonomen Künstlers, der abseits des zivilisatorischen
Spektakels praktiziert. Dass die Bilder der Outsider normalerweise in den nachgebauten Waldhütten
hängen, rundet den Kreis eines Werks ab, das selbst obsessive Züge trägt.
Eine weitere Arbeit in der Ausstellung ist die dreiteilige Installation After Gee’s Bend (Missouri Pettway),
deren Ausgangspunkt die Nachbildung eines Quilts von Missouri Pettway bildet: Den originalen
Flickenquilt fertigte sie 1941 aus Kleidungsstücken ihres verstorbenen Ehemanns zum Schutz vor Kälte
an. Benning ergänzt sein Exemplar um die Familiengeschichte der Frau, die als Sklavin auf einer
Baumwollplantage in Alabama lebte – zur gleichen Zeit als Mondrian Broadway Boogie-Woogie malte.
Die Glasarbeit, die Benning in Hamburg zeigt, variiert dieses Gemälde.
Die Geschichten, die Benning aufeinanderprallen lässt, werden nicht dokumentarisch verhandelt, sondern
entwickeln eine Geografie des Geistes. Die eindringliche Atmosphäre verdankt sich der Qualität von
Bennings Blick, der konzentriert gehalten, gelenkt von Obsession, über die bloße Narration hinausgeht.
James Bennning wurde 1942 in Milwaukee, Wisconsin, geboren und lebt in Val Verde, Kalifornien. Er
studierte Mathematik und im Anschluss Film an der University of Wisconsin. Seit 1987 ist er Professor
für Film am California Institute of the Arts in Valencia, Kalifornien. Seine Filme wurden auf internationalen
Festivals lange als Geheimtipp gefeiert, doch mit California Trilogy (1999–2001), 13 Lakes (2004),
Casting A Glance und RR (2007) wurde er weltbekannt.
Im Ausstellungskontext präsentierte Benning Arbeiten auf der Whitney Biennale (New York, 1980) und
im Walker Art Center (Minneapolis, MN, 2002). Ausstellungen im 21er Haus (Wien, 2012), im Hessel
Museum of Art am Bard College (Annandale-on-Hudson, NY, 2012), im Kunstmuseum Basel (Schweiz,
2013), im Artists Space (New York, 2013) und im Fridericianum (Kassel, 2014) folgten. In
Einzelausstellungen war sein Werk in der Galerie neugerriemschneider (Berlin, 2011, 2012, 2014), im
Argos, Centrum Voor Kunst en Media (Brüssel, 2012) und im Kunsthaus Graz (Österreich, 2014) zu
sehen.
Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz statt. Sie wird gefördert von der
Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg sowie der NORD/LB Kulturstiftung. Die Publikation
zur Ausstellung ist im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, erschienen. Das Filmprogramm
wird gemeinsam mit dem Metropolis Kino Hamburg umgesetzt.
Filmprogramm:
16.2., Ruhr (HD, 2009); 12.3., Farocki (HD, 2014); 16.4., 13 Lakes (16 mm, 2004)
im Metropolis Kino, Kleine Theaterstraße 10, Hamburg, 19 Uhr
SPECIAL GUEST
MONTEZ PRESS
Laufzeit: 14.2. – 10.5.2015
Lola Montez (1818–1861) war Anlass dafür, dass König Ludwig I. (1786–1868) eine Staatskrise
heraufbeschwor. Unsterblich hatte sich der bayerische Herrscher in die Tänzerin verliebt und machte sie
zur bekanntesten Mätresse des Freistaats. Die dominikanische Schauspielerin María Montez (1912–
1951) – the Queen of Technicolor – übernahm ihren Namen und der queere US-amerikanische
Schauspieler Mario Montez (1935–2013), der in Filmen von Jack Smith wie Flaming Creatures (1963)
oder in den frühen Filmen von Andy Warhol spielte, benannte sich wiederum nach der Schauspielerin.
Montez Press greift den Spirit auf: das Scheitern an den Konventionen, die Erschaffung von Identitäten,
das Auskosten der Freiheit. Seit 2012 geben Anja Dietmann, Christiane Blattmann, James Connick,
Than Hussein Clark und Will Joys Publikationen heraus, die den aktuellen Modalitäten der Kritik wie
theoretischen Dogmen und der gegenwärtigen Wissensökonomie etwas entgegensetzen. Das
Editionsmagazin Der Pfeil und die Zeitschrift Salt. Feminism and Contemporary Art sowie verschiedene
Künstlerbücher sind bisher in dem Hamburger Verlag erschienen.
Die Präsentation findet im Foyer des Kunstvereins mit freundlicher Unterstützung der Kulturbehörde der
Freien und Hansestadt Hamburg statt.
http://montezpress.com
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Nadine Droste, Presse und Öffentlichkeit
[email protected], T +49 40 32 21 58
Pressebilder finden Sie auf unserer Internetseite. Aktuelle Bilder zur Ausstellung stehen hier ab 13.2.
zum Download bereit.
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Benutzername: media
Kennwort: kvhh
KUNSTVEREIN
IN
HAMBURG
Klosterwall 23
20095 Hamburg
www.kunstverein.de
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 12–18 Uhr
Öffentliche Führungen: Jeden Donnerstag 17 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro