Koniferen - Kapraun Garten

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Koniferen - Kapraun Garten
März 2012
Kundenbrief Nr. 25
Nadelgehölze
Unseren 25. Kundenbrief möchten wir einer Pflanzengruppe widmen, die in den letzten Jahrzehnten ein wenig in Vergessenheit
geraten ist, bzw. auch ins Abseits gestellt wurde.
Wir sprechen von den Nadelgehölzen, botanisch Koniferen.
In den 80er Jahren bis heute wurden Koniferen generell aus sämtlichen Begrünungsplänen gestrichen. Jeder Häuslebauer kennt
die ihm zur Begrünung vorgeschriebenen Gehölze, wie z.B. Haselnuss, Schlehe, Heckenkirsche usw. Der dahinter stehende Gedanke war das ursprüngliche Landschaftsbild zu erhalten. Dies hat sicherlich seine Berechtigung im öffentlichen Grün oder im Industriebereich. Die Verwendung vieler dieser Gehölze im Privatbereich ist jedoch aufgrund der durchschnittlichen Grundstücksgröße
im Verhältnis der zu erwartenden Wuchsleistung unserer Meinung nach wenig sinnvoll.
Sicherlich gibt es ausreichend schwächer wachsende Laubgehölze, die auch in kleinen Gärten für Sichtschutz und Grün sorgen
können, so dass man gänzlich auf Nadelgehölze verzichten könnte. Unserer Ansicht nach macht es aber die gesunde Mischung,
um eine möglichst große Artenvielfalt zu erhalten. Die Zukunft wird dann zeigen, welche Pflanzen sich unter den gegebenen
Umständen etablieren können.
Die Diskussion ob heimisch oder nicht macht dabei für uns keinen Sinn mehr.
Allgemeines:
Koniferen gibt es in allen erdenklichen Wuchsformen und Farben. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie immergrün. Sie haben unterschiedliche Ansprüche, mit denen man vertraut sein sollte, sodass im Umgang mit ihnen keine Probleme entstehen.
Die größte Herausforderung stellt im Allgemeinen der Rückschnitt dar. Im Gegensatz zu den Laubgehölzen treiben Nadelgehölze
nicht mehr aus dem alten Holz. Das heißt in der Praxis: Schneide ich sie soweit zurück, dass kein Grün mehr vorhanden ist, wird
dort auch kein neuer Trieb mehr wachsen. Bevor die Schere oder Säge zum Einsatz kommt, immer die ursprüngliche Wuchsform
einprägen und dann alle Pflanzenteile gleichmäßig stutzen, damit die Form erhalten bleibt. Etwas anderes ist es, natürlich wenn
Sie die Form bewusst verändern wollen.
Eine Ausnahme bilden die Eiben, botanisch Taxus. Taxus treiben auch aus dem alten Holz neue Triebe und vertragen somit jeglichen Schnitt.
Nadelgehölze werden an Kontaktstellen relativ schnell braun und verlieren dort ihre Nadeln.
Wenn die daneben stehenden Gehölze zurückgeschnitten werden, sieht das unansehnlich aus. Deshalb sollten Koniferen solitär
stehen oder angrenzende Pflanzen rechtzeitig gestutzt werden.
Nadelgehölze brauchen, besonders wenn sie frisch gepflanzt sind auch im Winter Wasser um ihre Nadeln erhalten zu können. Bei
langen Frostperioden und tief gefrorenen Böden müssen die oberirdischen Pflanzenteile besprengt werden. (Dies gilt besonders
auch für alle immergrünen Laubgehölze wie Kirschlorbeer, Photinia, Bambus etc.)
Wir finden, dass Nadelgehölze in jedem Garten einen Platz verdient haben. Besonders im Winter, wenn
alles grau und trist ist, kann man sich an den oft majestätisch wirkenden Pflanzen erfreuen.
Koniferen sind edel, robust und wenig anfällig gegen Schädlinge, besonders wenn die Pflanzen gut mit Nährstoffen versorgt
werden.
März 2012
Kundenbrief Nr. 25
Besonderheiten der wichtigsten Gruppen:
z Kiefern (Pinus)
Sie bevorzugen sandige, durchlässige Böden und vertragen keine Nässe. Das Wurzelwerk ist relativ flach und gut verzweigt. Auf schweren Böden bitte erhöht pflanzen, damit überschüssiges Wasser seitlich abfließen kann. Auch bei den im Moment so beliebten Steinbeeten, die mit Vlies abgedeckt werden, müssen Kiefern höher als das Normalniveau stehen, um ein „Absaufen“ zu verhindern. Kiefern
können im Frühjahr während des Neuaustriebs, wenn die so genannten Kerzen entstehen, gestutzt werden. Man wartet dabei bis die
Kerzen ihre volle Länge erreicht haben (dann öffnen sich die Nadeln) und zwickt sie dann mit den Fingernägeln oder einer Schere ab. Die
Kiefer entwickelt dann einen ganz dichten, bonsaiartigen Wuchs. Ansonsten immer bis auf eine Seitenverzweigung zurück schneiden.
z
Thujen (Thuja) und Zypressen (Chamaecyparis)
Sie haben keine besonderen Ansprüche und wachsen auf jedem Gartenboden. Ihre Wuchsformen sind sehr
vielfältig. Es gibt „Zwerge“, „Säulenförmige“, „Breite“, „Flache“ etc. Am bekanntesten sind sie wahr
scheinlich als Heckenpflanzen und daher kommt wohl auch der Ruf als „Friedhofspflanze“. Über Optik
kann man streiten, aber der Zweck heiligt die Mittel. Es gibt kaum Alternativen für immergrüne, schmale,
pflegeleichte Hecken, die zudem noch preisgünstig sind.
Zypressen und Thujen als Hecke gepflanzt müssen von Anfang an den Spitzen und Seiten geschnitten werden. So erhält man eine dichte und kompakte Hecke . Lässt man sie ohne Schnitt wachsen, verkahlen sie im unteren Bereich und werden
oft sehr breit. Will man sie dann schmal schneiden, geht das nicht mehr ohne optischen Verlust, da die Pflanze nicht mehr aus dem alten
Holz austreibt und deshalb nur noch an den Spitzen grün ist.
z
Fichten (Picea) und Tannen (Abies)
Auch sie haben keine besonderen Ansprüche und wachsen auf jedem Gartenboden. Vielen ist der Unter
schied zwischen Tannen und Fichten nicht bekannt . Deshalb hier ganz kurz die auffälligsten Unterschiede.
Bei Fichten hängen die Zapfen und fallen als Ganzes ab. Bei Tannen stehen die Zapfen und nur die Samen
fallen ab, der mittlere Strunk bleibt stehen. Die Nadeln sind bei Fichten fest mit dem Holz verwachsen, bei
Tannen nur ein Gebilde der Oberhaut. Die unterschiedlichen Auswirkungen kann man sehr gut bei Weih
nachtsbäumen beobachten. Während bei der früher vorwiegend verwendeten Rotfichte die Nadeln bei Trockenheit schnell abgestoßen werden, bleibt bei der heute bevorzugten Nordmanntanne die Nadel an der Oberhaut hängen. Bei den
meisten Tannen sind die Nadeln weich, während die der Fichten meist unangenehm stechen.
Die Wuchsformen sind nicht so vielfältig wie die der Kiefer. Es gibt Zwergformen in verschiedenen Variationen und dann die verschiedenen baumartig wachsenden Arten.
Beim Schnitt gilt es wieder die gesamte Pflanze gleichmäßig zu schneiden um die Form zu erhalten. Wenn die Spitze gekappt wird,
empfiehlt es sich einen Seitentrieb als neue Spitze hoch zu binden. Macht man das nicht, dauert es 3- 4 Jahre bis der Baum von sich
aus eine neue Spitze bildet. Fichten vertragen keinerlei Berührung zu anderen Gehölzen, weil sie an den Kontaktstellen braun werden.
Tannen sind da etwas verträglicher, aber nicht auf Dauer.
z
Wacholder (Juniperus)
Dieser hat keine Ansprüche an den Boden. Der Wacholder ist das am weitesten verbreitete Nadelgehölz auf
der Erde. Er verträgt viel Sonne und Trockenheit. Er ist sehr vielfältig bei den Wuchsformen und den Farben.
Die Juniperus communis Typen werden hauptsächlich zur Gewinnung der beliebten Beeren verwendet. Die
Pflanzen sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die männlichen Pflanzen erkennt
man an den Blüten und dem gelben Blütenstaub im April bis Mai. Der Wacholder ist sehr gut schnittver
träglich und eignet sich auch zur Erziehung zum Formgehölz. Säulenwacholder sind aufgrund ihrer Frosthärte eine Alternative zu den Toscanazypressen.
z Eiben (Taxus)
Eiben haben keine besonderen Ansprüche an Boden, Klima und Standort. Sie können wie vorher bereits erwähnt aus dem alten Holz
austreiben und vertragen deshalb jeglichen Schnitt. Als Hecke oder als Formgehölz sind sie auf Dauer problemlos. Im Gegensatz zu allen
anderen Nadelgehölzen verträgt die Eibe auch schattige Standorte. Oft sucht man nach Gehölzen, die man unter alte Bäume pflanzen
kann um noch etwas Sichtschutz zu erhalten. Hierfür eignen sich Eiben besonders gut. Alle Pflanzenteile der Eibe sind giftig. Die Kerne
sind aufgrund ihres auffallenden roten Fruchtfleisches besonders für Kinder reizvoll, also Vorsicht! Es gibt Typen, die keine bzw. wenige
Beeren ausbilden.