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LESEPROBE
Vorwort
Wenn ihr jetzt denkt, ein Hund kann überhaupt gar kein Tagebuch führen, weil
Hunde ja auch nicht wie die Menschen schreiben können, sondern angeblich nur
bellen, geschweige denn komplizierte Gedanken in Worte fassen und diese dann
auch noch in einem Buch aufzuschreiben, dann zeigt das eigentlich nur, dass ihr
leider nur sehr, sehr wenig von uns oder über uns wisst. Dass wir durchaus
schreiben können, seht ihr ja gerade selbst, aber ihr werdet staunen, was wir Hunde
sonst noch so alles drauf haben, ohne das ihr es auch nur im Geringsten ahnt.
Ich behaupte mal: Wir Hunde sprechen die natürlichste Sprache, klar, direkt,
einfach hündisch. Das es aber sehr häufig weitaus mehr bedeuten kann, als nur ein
ganz normales mit dem Schwanz wedeln, Knurren oder Bellen, wie ihr es
wahrscheinlich tagtäglich irgendwo sehen oder hören könnt, das möchte ich euch
gern etwas ausführlicher erklären.
Und das geht am besten mit einem Tagebuch.
Jetzt habt ihr schon damit begonnen es zu lesen und ich wünsche mir vor allem,
dass es euch gefallen wird.
Also, wer von euch Lesern hat schon mal ein Hundetagebuch gelesen?
Leider kann ich als Tagebuchschreiber nicht sehen, wie viele Leser gerade mit der
Stirn runzeln oder mir einen Vogel zeigen, um damit zu signalisieren, dass ich sehr
wahrscheinlich nicht recht bei Verstand sei.
Und wer hat sich schon mal darüber Gedanken gemacht, wie unsere Sprache
funktioniert oder was diese Signale, wie beispielsweise mit dem Schwanz wedeln,
Knurren oder Bellen eventuell bedeuten könnten?
Wer uns Hunde so richtig verstehen möchte, der sollte vor allem auch auf unser
Gesicht achten. Falls einer meiner Artgenossen zufällig gerade in eurer Nähe sein
sollte, probiert es doch gleich mal aus. Ihr werdet es sicherlich gleich bemerken, wir
sprechen sogar mit unseren Augen, mit den Lefzen und den Barthaaren und
selbstverständlich auch mit unseren Ohren. Es ist genau wie bei den Menschen,
getreu nach dem Motto: Schau mir in die Augen, Kleines, wenn Du erfahren willst,
was ich gerade denke und fühle. Im Grunde sind wir mit euch Menschen in
mancherlei Hinsicht sogar viel ähnlicher als ihr es vielleicht glaubt. Schließlich sind
die Menschen mit uns Hunden seit über 20.000 Jahren in herzlicher Zuneigung
verbunden. Da lernt man schon so einiges voneinander. Natürlich gibt es auch
Angelegenheiten, die wir naturgemäß etwas anders zu verrichten pflegen als die
Menschen. Aber diese Dinge werdet ihr ganz bestimmt von ganz allein
herausfinden, vielleicht sogar mit Hilfe meiner Tagebuchaufzeichnungen.
Natürlich komme ich nicht jeden Tag zu einem Eintrag in mein Tagebuch. Es
passiert ja nun mal auch nicht jeden Tag etwas Weltbewegendes im Leben eines
Hundes. In eurem etwa? – Na also. Aber wenn wirklich etwas Schönes, seltsames,
bemerkenswertes oder manchmal auch trauriges passiert, dann schlage ich mein
Büchlein auf, nehme einen Bleistift in die Pfote und schreibe es einfach auf, so wie
es mir gerade in den Sinn kommt. Habt ihr das selbst auch schon mal probiert?
Wie alles begann
Frauchens Herrchen und Herrchens Frauchen nennen mich seit wir uns das erste
Mal begegnet sind „Soso“. Ich bin jetzt schon 2 ½ Jahre alt und ich lebe in der
größten Hundestadt, die es überhaupt in Deutschland gibt. 110.000 meiner
Artgenossen hat man hier jüngst gezählt, also kann man einigermaßen mit Fug und
Recht behaupten: Berlin ist eindeutig die Hundehauptstadt von Deutschland.
Warum das so ist, wissen nicht einmal die ganz klugen Leute.
Aber ich habe natürlich nicht immer hier gelebt. Geboren wurde ich in einem
kleinen Kaff in Norddeutschland, dessen Namen ich leider vergessen habe. Meine
Mama war eine reinrassige Brandlbracke und sehr adlig, also mit Stammbaum.
Meinen Vater kenne ich nur oberflächlich. Aber wie ich herausgefunden habe, war
er ein ausgebüchster Dorfköter, ein Schäferhundmix, und er verkehrte nur
kurzfristig in unserem Hause. Soweit ich mich daran erinnern kann, sprach meine
Mama nur sehr selten über ihn. Er muss wohl ein ziemlicher Hallodri gewesen sein.
Ich bin also nicht unbedingt das Ergebnis einer dauerhaften Liebesbeziehung.
Die Verbindung meiner Eltern war auf jeden Fall nicht arrangiert und deshalb auch
vom Herrchen meiner Mama, der ein strenger Brandlbrackenzüchter war, ganz und
gar nicht gewollt. Aber so was kommt ja bei Adeligen auch hin und wieder mal vor,
nicht wahr. Ich jedenfalls hatte noch weitere sechs Geschwister, alles kleine und
niedliche Brandlbracken-von-feinster-abstammung-mit-dahergelaufenenstraßenköter-schäferhund-mixturen, die gerade an jenem Tag, an dem mein Leben
sich grundlegend verändern sollte, als Annonce angeboten in der Ortszeitung
standen: Gesunde Mixwelpen kostengünstig abzugeben. Interessenten melden sich
bitte beim Wirt des Gasthauses „Sonne“.
An diesem denkwürdigen Tag, es war obendrein ein Sonntag, unternahmen zwei
Menschen aus der großen Stadt Berlin mit ihrem Auto einen Ausflug quer durchs
Land. Sie waren bereits schon auf der Heimreise, als sie plötzlich einen knurrenden
Magen verspürten, der sie auf den Einfall brachte, das nächstbeste Gasthaus
aufzusuchen. Ich weiß das natürlich alles von Frauchens Herrchen und Herrchens
Frauchen. Sie haben es mir schließlich oft genug erzählt. Ich selbst war ja damals
noch viel zu jung, um mich an alle wichtigen Details erinnern zu können, war ja
gerade erst acht Wochen alt. Jedenfalls fuhren die beiden damals vor zwei Jahren
mit knurrendem Magen zufällig durch unser kleines norddeutsche Kaff und lasen
plötzlich am Straßenrand ein Hinweisschild mit der Aufschrift: Gasthaus „Sonne“
– gutbürgerliche Küche.
Wir kleinen Welpen spielten und tobten gerade auf dem Hof herum, als das Auto
aus Berlin vor unserem Gasthaus anhielt. Herrchens Frauchen muss uns sogleich
bemerkt haben, denn sie fragte einen aus dem Gasthaus heraus stolpernden, nicht
mehr ganz nüchternen Herrn, wem wohl diese süßen Welpen gehören.
Dieser sagte nur: „Ach, die stehen heut in der Zeit-tung. Fragen Sie doch einfach
mal - hick - den Wirt.“ Dann stolperte er weiter und bekam einen heftigen
Schluckauf. Frauchen und Herrchen betraten daraufhin unser Gasthaus und beide
müssen wahrscheinlich auf der Stelle ihren Verstand verloren haben bei unserem
Anblick. Sie vergaßen sofort ihren leeren Magen, tollten dann eine Weile mit uns
Welpen auf dem Hof herum und nahmen schließlich mich in ihre Arme. Wir
machten wohl alle drei ein reichlich verklärtes Gesicht dabei.
Ich weiß natürlich heute, genau so sehen Menschen aus, die dem Charme eines
Welpen nicht widerstehen können. Was ja nichts weiter zu bedeuten hat, denn die
Menschen verlieren ja fast immer ihren Verstand, wenn sie die Empfindung spüren
glücklich zu sein. Der Wirt jedenfalls, der gleichzeitig auch Jägermeister und unser
strenger Brandlbrackenzüchter in einer Person war, steckte bald darauf einen
Geldschein in seine Hosentasche und war zufrieden - und mir blieb nur noch sehr
wenig Zeit, um mich von meiner Mama und meinen Geschwistern verabschieden
zu können. Eine halbe Stunde später wurde ich auch schon auf den Rücksitz des
Autos auf eine Decke gesetzt und trat meine erste lange Reise an, an die ich mich
sogar heute noch nur mit unangenehmen Schauder erinnern kann. Mir wurde
nämlich sehr bald speiübel. Alles roch so fremd und schaukelte unentwegt hin und
her. Ich glaube, ich hab sogar auf die Decke gepinkelt, die extra für mich auf dem
Rücksitz ausgebreitet war. Aber die beiden Menschen, die seit dieser Stunde mein
Frauchens Herrchen und mein Herrchens Frauchen waren, zeigten sich sehr
freundlich und gaben mir schon bald was zu fressen und zu saufen, obwohl sie ja
selbst Hunger hatten. Eine sehr noble Geste, wie ich finde. Vor lauter Aufregung
und Glückseligkeit hatten sie nämlich ganz und gar vergessen im Gasthaus „Sonne“
zu essen und so brausten wir nun gen Berlin, der Hundehauptstadt entgegen.
Wir waren noch nicht lange unterwegs, da kamen Frauchen und Herrchen bereits
auf die glorreiche Idee für mich einen Namen auszudenken. „Bienchen“ sollte ich
zunächst heißen, dann plötzlich „Paulemann“, doch das war wohl alles nix. Ein
Rufname wäre doch auch abhängig, ob ich ein Weibchen wäre oder ein Rüde. Ich
wusste damals allerdings selbst noch gar nicht genau, was ich bin. Ich war einfach
nur da auf dieser schönen Welt. Da sich die beiden Menschen jedoch ganz sicher
waren, das ich ein Rüde sei, wäre „Bienchen“ für mich als Name nicht geeignet.
Herrchens Frauchen hatte schließlich einen genialen Einfall. Sie sagte plötzlich:
„So-so - Soso ist der richtige Name!“ Denn alles geschah an einem Sonntag und in
einem Gasthaus welches „Sonne“ hieß. So – wie Sonntag – und So – wie Sonne,
also zweimal s und zweimal o.
So bin ich zu meinem Namen gekommen, und er gefiel mir gut. Trotzdem, mir war
während der ganzen Autofahrt bis nach Berlin kotzübel. Daran erinnere ich mich
noch heute sehr genau. Es war die Reise in mein neues Leben. Ich hatte damals
allerdings nicht die geringste Ahnung, was mich in meinem neuen Zuhause so alles
erwarten würde.
Mein neues Zuhause
Frauchen und Herrchen waren sich jedenfalls in dieser Angelegenheit gleich einig.
Ein Welpe muss zunächst erst mal was Vernünftiges lernen. Und am leichtesten
lernt man etwas durch Spaß und Spiel.
Ja, ihr habt richtig gelesen, durch Spaß und Spiel. Herrchens Frauchen hielt mir
zum Beispiel eine getragene Socke von Frauchens Herrchen vor die Nase. Ich
schnupperte sehr interessiert daran und lernte so ganz leicht und spielerisch, diesen
einmaligen Geruch von denen hunderttausender anderer Frauchens Herrchen zu
unterscheiden. Die Probe dieses meines ersten Lernerfolgs erfolgte gleich beim
nächsten gemeinsamen Spaziergang.
Im Stadtpark lenkte mich mein Frauchen mit einem ganz einfachen Trick ab und
ich konzentrierte mich einen Moment lang nur auf sie. Dabei bemerkte ich gar
nicht, dass sich Frauchens Herrchen in genau diesem Augenblick hinter einem
dicken Baumstamm versteckt hatte. Dann zog plötzlich mein Frauchen Herrchens
Socke aus der Manteltasche und hielt diese mir mit dem Worten „Such Herrchen!“
vor die Nase. Ich begriff natürlich sofort, was sie von mir erwartete. Frauchens
Herrchen war nicht in Sichtweite und ich sollte ihn deshalb im Stadtpark
wiederfinden. Aber ihr ahnt gar nicht, wie viele tausend solcher Sockengerüche
allein in einem Berliner Stadtpark zu erschnuppern sind. Es gibt ganz bestimmt
über 100.000 verschiedene Möglichkeiten, aber nur eine ganz bestimmte
Sockengeruchsnote gehört eindeutig zu meinem Herrchen.
Für mich als Welpe war es trotzdem eine leichte Übung, denn wir Hunde verfügen
mit etwa 220 Millionen Riechzellen über zehnmal mehr als die Menschen. Wir
können schätzungsweise eine Million verschiedene Gerüche unterscheiden, die
Menschen schaffen es dagegen nur auf schlappe 10.000.
Die 100.000 verschiedenen Sockengerüche im Stadtpark voneinander getrennt
wahrzunehmen sind daher, dank unserer besonderen Schnuppertechnik, eigentlich
nicht mehr als ein Kinderspiel. Ich habe also die ganze Übung als Spaß verstanden,
bin zunächst etwas aufgeregt hin und her gelaufen und habe dabei immer so getan,
als würde ich angestrengt nach der richtigen Spur suchen, die zu meinem
verlorenen Herrchen führt. Dabei wusste ich längst, wo es sich aufhielt. Frauchen
bereitete das offensichtlich ein großes Vergnügen. Schließlich stöberte ich mein
Herrchen in seinem Versteck auf und die Begeisterung auf allen Seiten war perfekt.
So können wir Hunde schon mit kleinen Dingen Frauchens Herrchen und
Herrchens Frauchen große Freude bringen.
Dieses Versteckspiel haben wir dann sehr oft wiederholt und Herrchen als auch
Frauchen haben sich immer neue und immer kompliziertere Tricks ausdenken
müssen. Natürlich lasse ich Herrchen und Frauchen im Glauben, das es mir jedes
Mal große Schnüffelanstrengungen bereitet, um einen der beiden mit der Nase
aufzuspüren. Ich werde dann immer sehr gelobt – und das tut einfach gut, wenn ihr
versteht. Außerdem, ich bin nun mal kein Spielverderber.
Aber mit solch simplen Trainingserfolgen geben sich die meisten Herrchen und
Frauchen lange noch nicht zufrieden. Sie wollen einfach immer mehr erreichen und
wir Hunde wollen das natürlich auch, denn lernen bereitet uns sehr viel Spaß. Und
damit jeder seine Reifeprüfung fürs Leben erhalten kann, geht’s ab auf eine
Hundeschule. Ihr kennt das ja vielleicht aus eigener Erfahrung, das ist so eine Art
Kindergarten. Genau da beginnt der eigentliche Ernst des Lebens. Nur leider
kommt der Spaß in einigen dieser Bildungseinrichtungen manchmal viel zu kurz.
Die vielen Frauchens und Herrchens werden dort zum Beispiel einfach nur
Hundehalter genannt. Ist das nicht blöd? Hundehalter! Ich selbst kenne zwar die
Begriffe Federhalter, Büstenhalter oder sogar Fahrzeughalter. Der tiefere Sinn des
Begriffs Hundehalter aber ist und bleibt mir nicht ganz verständlich. Ein Halter
hält doch immer etwas und eine Halterung bedeutet doch umgangssprachlich, dass
mindestens zwei Dinge zusammengehalten werden. Deshalb wäre der Begriff
„Hundeanleiner“ für mich ein viel geeigneteres Wort anstelle von Hundehalter.
Schließlich nennt kein Mensch einen Fahrzeughalter einen Fahrzeughalter, wenn
dieser mit seinem Auto fährt, sondern bezeichnet ihn als Autofahrer, selbst dann
auch noch, wenn er an der nächsten Ampelkreuzung bei Rot anhalten muss.
Obwohl er ja in diesem Moment eigentlich zu einem Fahrzeuganhalter wird, oder?
Machen wir die Probe aufs Exempel:
Was stellt ihr euch vor, wenn ihr an einen Federhalter denkt?
Ihr stellt euch wahrscheinlich ein Schreibgerät vor, in dessen vorderes Ende eine
Schreibfeder gesteckt ist, oder ihr erinnert euch vielleicht an den Füllfederhalter aus
der eigenen Schulzeit, mit dem ihr noch schreiben gelernt habt. Ich dagegen denke
bei diesem Wort ausschließlich nur an einen Vogel, denn nur diese gefiederten
Freunde können damit gemeint sein, wenn von Federhaltern die Rede ist.
Wie sieht es aber mit dem Begriff Büstenhalter aus? An welchen Gegenstand denkt
ihr hierbei? - - -
Aber das überlasse ich lieber eurer eigenen Phantasie.
Jedenfalls einem fachkundigen Hundelehrer braucht man als Welpe mit solcherlei
sprachlichen Spitzfindigkeiten gar nicht erst zu kommen, denn der interessiert sich
nur für unsere charakterliche Entwicklung, die er Prägung nennt. Seine Aufgabe ist
unsere Sozialisation. Und damit beginnt es bereits kompliziert zu werden. Für
manche Hunderabauken, und die gibt es ja wahrscheinlich fast in jeder Schulklasse,
ist die Sozialisation sogar ein sehr notwendiges Unterrichtsfach, schließlich muss
jeder lernen, wie man sich richtig in der Gesellschaft der Menschen verhält.
Nur ein gesellschaftsfähiger, also „erzogener“ Hund, kann schließlich alle
Freiheiten genießen, die er braucht, um ein artgerechtes und glückliches Leben
führen zu können. Es liegt nun mal in der Natur der Dinge, dass wir Hunde
gezwungen sind, uns in der menschlichen Gesellschaft, welche ja in sehr vielen
Dingen so gar nicht unserem natürlichen Wesen entsprechen, zu integrieren.
Das wichtigste Ziel einer erstklassigen Hundeschule sollte aber immer für alle
Frauchen und Herrchen darin bestehen, gemeinsam mit ihren Vierbeinern zu
lernen, wie man miteinander kommuniziert. Wenn dies gelingt, dann hat sich solch
ein Schulbesuch am Ende wirklich gelohnt. Oder wie seht ihr das?
Am letzten Schultag
Ab heute muss ich nun nicht mehr zur Hundeschule. Meine Erziehung ist jetzt
abgeschlossen. Ich bin nun stubenrein, bleibe sogar vor einem Geschäft sitzen,
wenn es von mir verlangt wird, damit drinnen Frauchen in Ruhe einkaufen kann,
habe auch gelernt, dass ich einem Jogger im Stadtpark nicht ins Hosenbein beißen
darf, lasse mich nicht von anderen Vertretern meiner Gattung mobben und aus der
Ruhe bringen, liebe alle Briefträger und kann sogar auch fast alle Gedanken von
Frauchen und Herrchen erraten, auch wenn diese nicht laut ausgesprochen werden.
Ich kenne ihre Körpersprache ganz genau und habe auch begriffen, auf ihre
Handzeichen, einfache Kunststücke auszuführen.
Offenbar bereitet es den Menschen ein großes Vergnügen, wenn wir auf ihren
Wunsch hin zum Beispiel „Männchen machen“. Sogar mein Hundelehrer war von
mir am letzten Schultag ganz begeistert. Er hält mich tatsächlich für einen gut
erzogenen Hund. Dabei war alles gar nicht so schwierig. Nur mit der
bedingungslosen Unterordnung hapert es noch etwas. Als Lebewesen mit meinen
natürlichen Talenten fühle ich mich manchmal nicht ganz ernst genommen.
Einige wichtige Dinge aber hat man mir leider in der Hundeschule nicht
beigebracht. Diese Bildungslücken musste ich schon selbst schließen. Ich habe
schreiben, lesen und sogar ein bisschen rechnen gelernt.
Wie ich das gemacht habe, verrate ich euch aber ein andermal, denn an dieser Stelle
beginnt mein eigentliches Tagebuch.
Hier ist gleich der erste Eintrag, von mir mit eigener Klaue aufgeschrieben an
meinem ersten Geburtstag.
Da ihr wahrscheinlich meine ganz persönliche Hundeklaue nicht wirklich entziffern
könntet, habe ich mir die Mühe gemacht und musste alles sicherheitshalber
nochmal extra für dieses Buch fein säuberlich abtippen. Also, los geht’s…