Manuel Reuter - ALT-OPEL
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Manuel Reuter - ALT-OPEL
TITEL Anne Radke, Florian Klein und Manuel Reuter im Gespräch in Oschersleben Im Gespräch: Manuel Reuter Florian Klein: Manuel, du bist sehr erfolgreicher Hobbytriathlet und Markenbotschafter bei Opel und als Geschäftsführer von Driving Performance führst du eine Eventagentur. Wer hatte die Idee für dieses Konzept und was macht Ihr genau? Ein paar Worte auch zum OPC Race Camp, eine tolle, medienwirksame Talentschule. Wird es eine Fortsetzung geben, nachdem im Jahr 2011 pausiert wurde? Manuel Reuter: Angefangen hat es Im Omega in Hockenheim 16 Clubmagazin Nr. 210 2006, als wir auf die Idee kamen ein Fahrtraining über das OPC (Opel Performance Center) anzubieten, wie es andere Hersteller bereits haben. Das Testcenter in Dudenhofen ist nahe am Rhein-Main Gebiet und somit nahe an Rüsselsheim. Opel hat dann die Investition in eine kleine Rennstrecke innerhalb des Testzentrums getätigt, die man darüber hinaus auch anderweitig nutzen kann. Das war der Grundstein dafür. Ende 2006 gab es die ersten Events. Zu der Zeit wurden Castings immer populärer und so entstand die Idee ein Rennfahrer-Casting einzuführen. Das hört sich einfacher an, als es war, ist aber eine schwierige Umsetzung. Ich habe dann mit Opel das Konzept aber umgesetzt und 2010 ging die zweite Staffel zu Ende. Beim 24 STD Rennen auf der Nordschleife sind beide Autos ins Ziel gekommen auf Platz zwei und drei ihrer Klasse und das beste Auto war sogar Gesamtneun- zehnter. Der eine oder andere Fahrer davon fährt heute noch Rennen. Opel hat damit ein ganz neues Feld vertreten. Andere Hersteller, zum Beispiel VW, haben sehr neidisch auf dieses Konzept geschaut. Wie sieht es mit dem weiteren motorsportlichen Weg von Opel aus, kannst du mit Neuigkeiten aufwarten? Was passiert muss man abwarten, es soll in Richtung Breitensport gehen. Da muss man abwarten, wie die Entscheidung von Opel ausfällt und in wieweit auch wieder ein Casting da reinpassen würde. Das Thema DTM wird den Premium-Herstellern überlassen laut Aussage des Herrn Stracke. Opel sieht sich im Breitensport, wobei die Frage ist, wie man den definiert. Es wird dann irgendwann mal entschieden sein. Eine derart lange Bindung an eine TITEL Marke ist eher die Ausnahme im Motorsport. Bist du mit dem Herzen ein echter Opelaner geworden? Es hat sich anfangs ergeben, dann hat man irgendwann immer mehr Freunde und bekannte Gesichter und in der Außenwahrnehmung wirst du dann immer mehr der Opel-Mann. Dann kam noch hinzu, dass ich die größten Erfolge auf der Rundstrecke für Opel hatte und so hat es sich über das aktive Ende hinaus ergeben, dass wir weiter zusammenarbeiten. Und wir konnten ja auch neue Akzente setzen. Ich bin beratend tätig in unterschiedlichen Bereichen, aber im Moment nicht mehr aktiv in dem Bereich Fahrtraining eingebunden. DTM 1993 Wir sitzen heute zusammen in Oschersleben. Ich erinnere mich an die Debütsaison 2000 der neuen DTM. Du warst auf Anhieb Vizemeister im Astra G Coupe, Opel gleich voll konkurrenzfähig. Vier Siege, zwei davon in Oschersleben. DTM 1994 ITC 1996 Werk oder von einem der Einsatzteams betrieben? Ende 1992 war das letztendlich klar, dass man in die neue DTM einsteigen möchte, das Debüt hatte ich ja erst Ende 1993 in Hockenheim. Aber bis dahin habe ich auch viel Testarbeit erledigt und das war der Auftakt für Opel in eine richtig erfolgreiche Zeit. Gegen Mercedes und gegen Alfa Romeo, das war schon gut. Wir wussten, dass wir 1993 noch nicht so konkurrenzfähig sind, wie wir das gerne hätten, aber wir wollten einen Einsatz fahren um auch von Seiten des Teams ein Gefühl zu bekommen wie es im Wettbewerb ist. Das war auch relativ wichtig für die Vorbereitung im Winter. Das stimmt, wir waren von Anfang an konkurrenzfähig. In der STW warst du mit dem frontgetriebenen Vectra B sehr erfolgreich, allein im Jahr 1998 hattest du drei mal die Pole Position und hast zwei Siege eingefahren, warst aber trotzdem so etwas wie der Pechvogel des Jahres. Dennoch eine tolle Saison. Im Vergleich zum allradgetriebenen DTM-Calibra aber doch eher ein Abstieg. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung? Der ITC-Calibra war hochtechnisiert, aber es hat uns glaube ich keiner zugetraut mit einer ganz anderen Technik erfolgreich zu sein. Ein paar technische Probleme und ein paar Ausfälle haben dann aber dafür gesorgt, dass es in der Meisterschaft nicht für ganz vorne gereicht hat. Gehen wir ziemlich genau 20 Jahre zurück, du bist, was viele sicherlich nicht unbedingt wissen, seit 1991 bei Opel. Wie stark warst du in die Entwicklung des DTM-Omega eingebunden? Wurde die Entwicklung vom Sowohl als auch, jedes Team hatte seine Aufgabe. Ich bin beim Team Schübel Testfahrer gewesen, die Testarbeit war gut und so habe ich den Fuß in die Tür bei Opel rein bekommen. Dein erstes Rennen war im Schübel Omega Evo 500 als Ersatz von Peter Oberndorfer. Wie kam es damals zu diesem Einsatz? Es lief sehr gut und die Testresultate konnten im Rennen umgesetzt werden, daher hat man entschieden mal den fahren zu lassen, der die Testarbeit macht. Das war das Bonbon für die Arbeit. Du bist seitdem fortlaufend bei Opel beschäftigt. Nach dem vorläufigen DTM-Aus nach der Saison 1991 bist du geblieben. Wann fiel die Entscheidung bei Opel weiter DTM zu machen und wann begann die Entwicklung des DTM-Calibra? Gehen wir genau 15 Jahre zurück. Wenn man mit Opel gewonnen hat, war man ein Held, mit Opel 1996 die Meisterschaft zu gewinnen hat Dich unsterblich gemacht. Ist dir das noch bewusst, spürst du das heute noch? Das war das Besondere an Opel, ich hab das mit Ferrari verglichen. Wenn du mit Opel gewonnen hast, war das was Besonderes. Bei Mercedes, Audi Clubmagazin Nr. 210 17 TITEL Starting Grid DTM Hockenheim 1995 Reuter vor Ludwig 1996 Le Mans 1996 Der 97er Calibra, der nie eingesetzt wurde, war ein Projekt von Zakspeed und Klaus Ludwig. Haben sie den komplett in Eigenregie entwickelt, der ITC-Ausstieg war ja bereits beschlossene Sache? Man orakelte ihm eine große Zukunft voraus. Es gab einen Auftrag von Opel an Zakspeed. Zakspeed hat das Projekt dann weitergeführt, aber dann kam ja der Bruch mit Zakspeed und Opel, aber das Auto war relativ weit. Hast du ihn jemals getestet? Nein gefahren habe ich ihn nicht, nur der Klaus (Ludwig). Damals war er seiner Zeit relativ weit voraus, was die Technologien angeht. 1997er Prototyp des Calibra oder BMW erwartet man Siege. Mit Opel solche Hersteller zu schlagen, war was ganz besonderes. Dann noch die Meisterschaft einfahren... umso mehr bist du im Kopf der Fans geblieben. Bist du abergläubisch? Ich kann mich erinnern, dass die Startnummer 7 für Dich immer von besonderer Bedeutung war... Man versucht die Dinge zu reproduzieren, ob das nun die Startnummer ist oder die Strümpfe. In gewisser Weise bin ich abergläubisch. Den neongelben Helm hattest du seit 1988, damals ans Design deines Ford Sierra abgestimmt. Der Farbe neongelb bist du bis dahin verbunden geblieben. Genau seit 1987 oder 1988 und seitdem ist das Design geblieben. 18 Clubmagazin Nr. 210 Dein zweiter Le Mans Sieg im TWRPorsche von Joest in Le Mans 1996 war sicherlich das Sahnehäubchen der Saison 1996. Ja das meine ich auch. Auch ein Tom Kristensen hat glaube ich acht Mal in Le Mans gewonnen oder? Er hat es aber nie geschafft im gleichen Jahr die DTM zu gewinnen. Das dauert bestimmt noch ein paar Jahre bis das auch einer schafft. Das war damals gar nichts so Besonderes, aber jetzt rückblickend muss man sagen, dass es schon eine tolle Leistung war. Wir sind auf einer Erfolgswelle gefahren, was wir gemacht haben, hat funktioniert. Würdest du dort heute noch antreten, als Familienvater denkt man da sicherlich anders. Ich glaube nicht. Die Tiefpunkte dieser Saison waren sicherlich Diepholz und Magny Cours. Diepholz nicht unbedingt, das war eher ein internes Kommunikationsproblem Mit Uwe Alzen... Das ist dann ein bisschen eskaliert, zwischen uns beiden, aber das gehört auch dazu. Da war viel Adrenalin und Emotion im Spiel. Damals gab es Platzierungsgewichte, ich bin ab Nürburgring immer mit 50 kg im Auto gefahren und man war nicht in der Lage ganz noch vorne zu fahren und musste schauen, dass man in die Top 5 kommt und hat teilweise im Qualifying schon in der Mitte gestanden. Der richtige Tiefpunkt war in Magny Cours wo ich mein Einsatzauto verloren habe, wo es abgeflammt ist. Dann habe ich den Testträger TITEL nehmen müssen, der hat auch nicht funktioniert in Mugello. War es nicht das Auto vom Oliver Gavin? Oder war es das Oliver Gavin Auto, kann sein. Mugello war auch ein Tiefpunkt muss ich sagen. Helsinki 1995 und 1996 waren sehr spannende Rennen. 1995 bist Du mit dem RC1 Baujahr 08/1992 angetreten. Das allererste Versuchsauto von Opel. Warum hast ausgerechnet du dieses Modell bekommen und dein Phase 4 Auto (95er Jahrgang) zu Hause gelassen? Der Wagen ging erstaunlich gut. Startplatz 3 vor den 95er Calibras. Worin lag der Vorteil des 94er Modells und war Euch das vorher bewusst? Das 95er Auto war damals zu technisiert. Wir haben zwei Schritte machen wollen und davon war einer zu viel. Im Rennen vorher in Mugello wurde mein Einsatzauto relativ stark beschädigt, also habe ich vorgeschlagen den RC1 zu nehmen. Ich wollte immer dieses Auto fahren, das Auto war richtig schnell, wir waren gut aussortiert und da ergab sich die Chance das Auto zu fahren. Das war ja auch dein WintertestAuto... Wir wussten, dass das Auto richtig schnell ist. Wenn wir mit dem Auto die ganze Saison gefahren wären, hätten wir damals schon, was die Meisterschaft und Siege angeht, sehr gut ausgeschaut. Aber aufgrund politischer Zwänge und der Weiterentwicklung des neuen Autos war das leider nicht möglich. Du hast 10 Runden lang geführt und wurdest dann von Larini im Alfa Romeo abgeschossen. Ja das Auto war richtig gut, wir waren da richtig schnell. Ein Jahr später hattest Du einen bösen Trainingsabflug und bist trotzdem noch auf dem Podium gelandet. Da bin ich wieder mit 50 kg Zusatzgewicht gefahren und wollte im Training ganz weit nach vorne fahren. Ich bin dann ganz leicht an der Mauer hängen geblieben und hatte einen heftigen Einschlag, aber die Jungs haben das Auto über Nacht wieder super hinbekommen und ich bin Zweiter geworden im Rennen. Das war mehr als maximal. Von der Berechnung war es gar nicht möglich so weit vorne zu fahren. Da hatten wir sehr, sehr gute Ergebnisse. Vectra STW 1998 Rosberg und Stuck sollen vor dem Rennen ordentlich um die Häuser gezogen sein, Gerücht oder ist da was dran? Der Hans und der Keke, das war eine ganz andere Generation von Rennfahrern. Für den einen oder anderen Sieg hat es dann schon gereicht, aber unterm Strich ist es dann schon schwer geworden für sie das zu reproduzieren. Das geht heute nicht mehr. Stichwort Helsinki, Singen, Wunstorf oder Diepholz. Vermisst du solche Veranstaltungen, die ihren eigenen Charme hatten? Es ist nur noch der Norisring übrig geblieben… Außer vielleicht Wunstorf, was nicht mehr zeitgemäß ist. Aber Singen und Helsinki gehört normalerweise auch in die aktuelle DTM wieder rein, mal schauen was die Zukunft so bringt. Wenn man da Projekte wiederbeleben würde, würde ich das unterstützen. Du hast Klaus Ludwig sehr schnell als Star bei Opel abgelöst und später auch als ARD-Kommentator bei der DTM. Wie ist Euer Verhältnis heute, nach Hockenheim 1996, wo er die Stallregie missachtete wart ihr Sicherlich nicht mehr die besten Freunde, oder hakt man so etwas schnell ab? Da müssten wir den Klaus fragen, ich habe mit ihm kein Problem. Ob er mir das persönlich übel nimmt, weiß ich nicht. Aber wir sind beide älter geworden, das relativiert sich alles. Podium 2005 Manuel Reuter und Volker Strycek Keke Rosberg war Dein Freund und auch Dein Manager, in seinem Team bist Du allerdings nie gefahren. War Joest dein Wunschteam? Seht ihr Euch noch? Ab und zu schaut er mal bei der DTM vorbei, er hat ja noch ein Team dort. Ich wollte zu dem Zeitpunkt bei Joest fahren, Joest war das erste Opel Team, das vom Keke kam erst später dazu. Ich habe mich bei Joest sehr wohl gefühlt das hat auch sehr gut funktioniert. Da war nie die Idee zu wechseln. Elektronisch gesteuerte und auf den Streckenabschnitt programmierbare Differenziale, ABS, halbautomatische Getriebe, pneumatische Ventile, Kühlerjalousien, die sich auf den Geraden schlossen und natürlich nach wie vor der Allradantrieb. Der Phase 5 Calibra des Jahrgangs 1996 ist sicherlich der komplizierteste Hightech-Tourenwagen aller Zeiten Clubmagazin Nr. 210 19 TITEL 24 Std. Rennen gewesen. wer beherrscht dieses komplexe Fahrzeug in der heutigen Zeit noch? Es wird ja gelegentlich noch auf der Rennstrecke gezeigt. Einfach starten und losfahren ist sicherlich nicht möglich. Beschreib mal, wie das abläuft. Mittlerweile ist das Fahrzeug bei weitem nicht mehr auf dem Stand den wir damals gefahren sind. Elektronik und Motor-Hydraulik hat man alles entfernt. Das wird auch heute noch von Phoenix gemacht, da der Ernst Moser damals ja bei Zakspeed war und auch der eine oder andere Mechaniker aus dieser Zeit das Auto noch kennt. Das sind nach wie vor die Spezialisten für dieses Auto. oder andere sehr interessante Anfrage, aber mit dem Ausstieg von Opel habe ich auch aufgehört. Ich bin der Meinung, dass man die Dinge konsequent machen sollte. Ich bin ja nach wie vor in der DTM mit der ARD, bin mittendrin und fahre die Autos bei der Streckenvorstellung. Das gibt es wohl in keiner anderen Sportart, mal einen Mercedes, mal einen Audi, also das ist schon unique. Ich kann in jedes Zelt reingehen, hab mit jedem ein gutes Verhältnis, mit den Fahrern und mit den Sportchefs. Das ist schon angenehm. Und wenn ich Competition brauche, dann mache ich das über meinen Triathlon. Hast du eigentlich mittlerweile schon am Iron Man auf Hawaii teilgenommen? Nein dafür fehlt mir im Moment noch die Zeit, die Mitteldistanz ist meine Geschichte die zeitlich ganz gut geht. In der Europameisterschaft bin ich dieses Jahr Dritter geworden, da bin ich sehr zufrieden. Du bist jetzt fitter als damals? Vermisst du das Rennfahren? Du hast Deine Karriere ja beendet, als Opel nach der Saison 2005 aus der DTM ausgestiegen ist. Anders fitter. Damals musste ich nicht 2 km schwimmen können. Aber unterm Strich bin ich heute nicht schlechter drauf, man lernt auch trainingsmethodisch dazu. Ich habe immer wieder mal die eine Bist du wirklich der Mann im Cliff- Duschgel-Werbespot? Ja den haben wir damals gedreht. Weg vom Motorsport, die Alt-OpelIG arbeitet sehr eng mit Wolfgang Scholz von Opel Classic zusammen. Habt ihr auch Berührungspunkte? Ich bin erst die Silvretta gefahren mit dem Ascona B, dem Trainingsauto vom Walter Röhrl. Das Vorbereiten und die Organisation macht natürlich der Wolfgang Scholz. Da ist ein enger Kontakt. Ist dir bewusst, dass die Calibra der Cliff-Edition in der Youngtimer-Szene sehr gesucht sind und am höchsten gehandelt werden, du also einen echten Klassiker erzeugt hast mit dem Gewinn der ITC 1996? Super schön. Das wusste ich nicht. Hast du einen Bezug zu alten Autos, du bist immerhin bei einem Abschleppunternehmer aufgewachsen? Nein aber ich habe einen Bezug zu allem was zwei bis vier Räder hat entwickelt und den habe ich heute noch. Was hat Manuel Reuter aktuell in der Garage stehen? Was ich in der Garage stehen habe? Insignia OPC. Als Dankeschön für dein Interview darf ich dir im Namen des Vorstandes ein Jahr Ehrenmitgliedschaft in der Alt-Opel-IG schenken. Du bekommst unser Clubmagazin „Der Zuverlässige“ somit ein Jahr lang zugestellt. Ich hoffe, du freust dich darüber. Vielleicht findest du ja noch den Bezug zu alten Opelfahrzeugen. Ich komme ja langsam in das Alter dafür. Super, sehr schön. OPC Race Camp 20 Clubmagazin Nr. 210 Das Interview führten Anne Radke und Florian Klein *3015