DOZ A4 - DOZ
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KONTAKTLINSE INTERVIEW Klein aber fein Ein Gespräch mit Randolf Klein über WUK Vision rechte und Pflichten übernommen und sich stets gegen massenweisen Onlinehandel und für individuelle, selektive Kontaktlinsenanpassung eingesetzt. Nach altersbedingtem Rückzug des verdienten Kontaktlinsenpioniers Willscheid hat vor etwa einem Jahr Randolf Klein die Geschäftsführung von WUK Vision übernommen. WUK Vision Geschäftsführer Randolf Klein. Die Firma WUK Vision hat seit etwa zwei Jahrzehnten einen guten Stand in der Kontaktlinsenbranche. Das W steht für den Firmengründer Klaus Willscheid, der sich nach langjähriger Tätigkeit bei Bausch & Lomb selbständig machte und seine bisher erworbenen Markt- und Fachkenntnisse einsetzte, um die besten Kontaktlinsen aus England auf den deutschen Markt zu bringen. Daher die Buchstaben UK für United Kingdom. Bald zeigte sich aber, dass in Fernost, besonders in Taiwan, hoch potente Kontaktlinsenhersteller für die damalige Zeit ungewöhnlich gute, individuelle Weichlinsen herstellten. Besonders torische Weichlinsen mit hohen Stärken in Sphäre und Zylinder und guten Stabilisierungseigenschaften waren damals in Europa gerade in den Anfangsstadien, z. B. Lunelle toric, Weicon toric, Optima toric, Weflex toric. Über WUK Vision aber waren die besten weichen Individuallinsen aus Fernost erreichbar, später auch aus Israel. WUK Vision war nie ein produzierender Hersteller, hat aber durch Übernahme der importierten Produkte in das eigene Markenportfolio die Hersteller- 84 DOZ 11 | 2011 Herr Klein, bitte charakterisieren Sie kurz Ihre bisherige Kontaktlinsenkarriere. Man kennt Sie in der Kontaktlinsenbrache als einen sehr aktiven und überzeugungsfähigen Außendienstler von Bausch & Lomb und dann als einen loyalen Entwicklungshelfer bei LensWista in Berlin Adlershof. Weil aber von dort in den zurückliegenden sieben Jahren nicht eine Linse ihre Marktreife erreichte, ist es nur verständlich, dass Sie die Chance bei WUK Vision ergriffen haben. Klein: Meinen Einstieg in die Kontaktlinsenbranche hatte ich vor 25 Jahren bei der Firma Menicon. Viel Erfahrung habe ich natürlich auch in den fast 14 Jahren bei Bausch & Lomb sammeln können, wo ich als Außendienstmitarbeiter begonnen habe, dann den Bereich Key-AccountManagement übernahm und zuletzt als Vertriebsleiter Süd zuständig war. Vor zwei Jahren bin ich bei WUK Vision eingestiegen und habe im April vergangenen Jahres die Geschäftsleitung übernommen. Ist es nicht ein großes Risiko, sich mit einem kleinen mittelständischen Unternehmen dem Konkurrenzdruck der Großen auszusetzen? Ganz und gar nicht. Unsere Kunden sind ja die individuell tätigen Anpasser und die suchen jede Hilfe wie einen rettenden Strohhalm, um sich durch individuelle Produkte und Leistungen vom Massengeschäft der Großen und vom Onlinehandel abzusetzen. Sehen Sie sich als Rettungsanker für die individuelle Kontaktlinsenanpassung? Ja, so ist es. Unsere Produkte sind für den Endverbraucher nicht vergleichbar und ermöglichen dem Anpasser durch die selektive Auswahl aus unserem großen Lieferprogramm eine individuelle Anpassung. Dabei können wir in vielen Fällen dem Anpasser günstigere Preise und Konditionen bieten als wenn er jede Linse in Einzelanfertigung herstellen ließe. Vielleicht sollten wir dazu zunächst klären, was den Unterschied zwischen selektiver Anpassung und Einzelanfertigung ausmacht? Selektive Anpassung ist die individuelle Auswahl aus einem großen Lieferprogramm, das größer als das der führenden Massenlinsenhersteller ist und teilweise auf Lager vorgehalten wird, mit dem Vorteil preislicher Vergünstigungen und schnellster Verfügbarkeit. Einzelanfertigung hingegen ist, wie das Wort schon ausdrückt, die unbedingte Unikatfertigung, die beim heutigen Stand der Technik auch sehr zeitnah realisierbar ist. In welchem Verhältnis etwa werden heute bei Ihnen selektive Linsen und Einzelanfertigungen bestellt, und wie ist die Tendenz? Auch bei uns ist das Thema Tauschsysteme ein Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist. Sieht man die Verhältnismäßigkeit von Tausch zu individuellen Systemen, so liegen wir umsatztechnisch etwa bei 50 zu 50. Das von Ihnen angesprochene Produktsegment der selektiven Linsen unterteilt sich zu 60 bis 70 Prozent in Lagerlinsen und 30 bis 40 Prozent in Einzelfertigung. Aus welchen Ländern beziehen Sie heute Ihre wichtigsten Produkte? Unsere innovativen und kompetenten Partner sind weltweit angesiedelt. Im Ranking sind die Länder heute nahezu gleichgestellt. Unsere wichtigsten Produkte kommen somit fast gleichwertig aus Taiwan, Israel und UK. Aber auch in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland bedienen wir uns. Wie lautet Ihr Leitsatz, Ihr Programm oder Ihr Credo? Besser zu sein als die Mehrheit, das heißt meist andere Wege gehen. Aus diesem Grunde orientieren wir uns seit über einem Jahrzehnt weltweit bei der Auswahl von Material und Linsendesign. Wir wollen, dass der Fehlsichtige qualitativ hochwertig versorgt wird. Werden Spezialsysteme für den medizinischen Einsatz benötigt, steht eine breite Palette an sphärischen und torischen Linsen für den Kontaktlinsenspezialisten bereit. Auf Endkundennachfrage vermitteln wir den nächsten kompetenten Anpasser, aber nicht die vermutlich nur ungefähr passende Linse, die sehr oft auch das Aus für das Kontaktlinsentragen eines an sich motivierten Endkunden wäre. Welches sind derzeit Ihre gängigsten Produkte? An Austauschlinsen bieten wir folgendes, angefangen mit der klassischen Switch-Reihe: Switch Premium: Wassergehalt: 55 %, Sechserpack, alle vier Wochen tauschen. Ein innovatives asphärisches Linsendesign ermöglicht ein verbessertes Kontrastsehen. Bei einem vorhandenen Astigmatismus bis –0.50 dpt erreicht man durch diese rotationssymmetrische Linse einen besseren Visus. Die Linse hat einen hohen Tragekomfort. Switch: Wassergehalt: 55 %, mehrere Basiskurven, Sechserpack, alle vier Wochen tauschen. Switch Toric: Wassergehalt: 55 %, +6,00 bis –8,00 dpt, Zylinder: –0,75 / –1,25 / –1,75 / –2,25, Achsen in 10° Abstufungen. Sechserpack, alle vier Wochen tauschen. Zweitens folgt die WUK-Familie: WUK Alpha 42: Wassergehalt: 42 %, alle vier Wochen tauschen. Ein modernes Austauschsystem für Linsenträger mit reduziertem Tränenfilm. Problemlose Handhabung, hoher Tragekomfort. WUK Alpha 55: Wassergehalt: 55 %, Sechserpack, alle vier Wochen tauschen. WUK siliconehydrogel in sphärischer und torischer Ausführung: Eine hochwertige neue Monatstauschlinse mit sehr hohem DK/t Wert von 160 bei –3,00 dpt. Die Linse kann, nach Anweisung des Kontaktlinsenspezialisten, über Nacht getragen werden. Basiskurve 8,60 mm, Durchmesser 14,00 mm, DK 128, Wassergehalt 48 %, Stärken +8,00 dpt bis –12,00 dpt und bei der torischen Variante vier Zylinder in 10° Abstufung. Drittens sei die For You Linie genannt: For You-Advance: Wird die bisherige For You-UV ersetzen, das Material ist Ocufilcon D. Die Anpasskompatibilität wurde in Tests bestätigt. Die For You-Advance zeichnet sich aus durch einfache Handhabung, verbessertes Randprofil bedeutet höheren Tragekomfort und höheren UV-Schutz (UVA 69 % und UVB 95,5 % bei –2,50 dpt). Die Linse hat eine asphärische Frontkurve, das bedeutet besserer Visus und ist in mehreren Basiskurven und einem Stärkenbereich von +8,00 bis –10,0 dpt erhältlich. For You-1-Day: Eine komfortable Eintageslinse mit hohem UV-Schutz (UVA 70 % und UVB 96 % bei –2,50 dpt), in den Stärken von +6,00 bis –10,00 dpt. Aus diesen drei Produktlinien mit ihren verschiedenen Materialien und unterschiedlichen Anpassparametern ergibt sich eine große Variationsbreite für eine individuellere Anpassung im Austauschlinsenbereich. Auf alle in Einzelanfertigung erhältlichen Speziallinsen zum Drei-Monats-, Sechs-Monats- oder Zwölf-Monatstausch einzugehen würde an dieser Stelle zu weit führen. Wir empfehlen unseren Katalog oder unsere Website. Wie sehen Sie die Situation der Kontaktlinsenbranche im kommenden Jahr und welche Erwartungen haben Sie persönlich? Seit vielen Jahren bewegt sich der Kontaktlinsenmarkt auf einem für Deutschland vergleichsweise niedrigen Niveau von vier bis fünf Prozent Kontaktlinsenträgern. Hier würde ich gute Chancen im kooperativen Vorgehen der gesamten Kontaktlinsenindustrie sehen, das Thema Kontaktlinse dem Verbraucher näher zu bringen und dadurch diese Zahlen nach oben zu verändern. Das Internet wird weiterhin ein wichtiger Kanal für den Verbraucher sein und meiner Meinung nach – zwar moderat – im nächsten Jahr ansteigen. Hier ist es für den Anpasser umso wichtiger auf Differenzierung zu setzen. Instrumente können Abo- und andere Kundenbindungssysteme sein oder Lieferanten wie WUK, die dem Anpasser entsprechende Ausweichmöglichkeiten anbieten. WUK Vision wird sich im nächsten Jahr, nach einigen Jahren Abwesenheit, wieder verstärkt dem Markt zeigen. So werden wir auf der opti ’12, der Contact ’12 und anderen Veranstaltungen ausstellen und unsere Produkte, Serviceund Dienstleistungen den Kunden präsentieren. Auch werbliche Aktivitäten in Fachzeitschriften sind geplant. Ziel ist es natürlich möglichst viele Kunden dadurch auf WUK Vision aufmerksam zu machen und bekannt zu machen, dass auch „kleine aber feine“ Unternehmen wie wir entsprechend gute und innovative Produkte anbieten und eine interessante Alternative zu international tätigen Unternehmen sind. Welche Bedeutung werden Ihrer Meinung nach anpasserkontrollierte OnlinePlattformen für Nachbestellungen erlangen und planen Sie auch in dieser Richtung? Ich denke dieses Thema polarisiert sehr stark. In Kundengesprächen finde ich sowohl Begeisterung für eine Alternative zum Internethandel, als auch strikte Ablehnung, da man um die Datensicherheit seiner Kundendaten fürchtet. Erfahrung im Bereich Home Delivery System konnte ich ja bei Bausch & Lomb sammeln. Dieses System war bereits erfolgreich in UK eingeführt und nun wollte man dies über ein unabhängiges drittes Logistikunternehmen in ganz Europa einführen. Der Erfolg war jedoch nicht wie erwartet – vielleicht war die Zeit damals noch nicht reif dafür. Natürlich beobachten wir die Entwicklung der von Wettbewerbern angebotenen Lösungen. Es wäre für WUK mit einem großen Verwaltungs- und ITtechnischen Aufwand verbunden, so ein System bei uns zu installieren. Deshalb ist es für die nahe Zukunft nicht eingeplant, zumal wir ja aufgrund unserer Struktur der Vertriebspolitik und Philosophie unseren Kunden die besten Möglichkeiten geben wollen, sich vom Internethandel zu distanzieren. Generell halte ich diese Plattformen für ein gutes Instrument zur Kundenbindung. Herr Klein, wir danken Ihnen für diese ausführlichen Informationen. n Ulrich Maxam DOZ 11 | 2011 85