VL Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Farbwahrnehmung
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VL Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Farbwahrnehmung
VL Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Farbwahrnehmung Macht der Farbe • „Er sah die Haut von Menschen, die Haut seiner Frau und seine eigene Haut als ein abstoßendes grau; „hautfarben“ erschien ihm nunmehr „Rattenfarben“… Die „Falschheit“ von allem war verstörend sogar ekelerregend… Er aß jetzt verstärkt schwarze und weiße Nahrungsmittel—schwarze Oliven und weißen Reis, schwarzen Kaffee und Joghurt. Diese erscheinen zumindest relativ normal, während andere Nahrungsmittel, normalerweise farbige, nun furchtbar unnormal aussahen.“ (Sacks & Wasserman, 1987) Wozu dienen Farben? • Erkennen von Objekten in natürlichen Szenen • Farben bilden Kontraste • Signalwirkung Original Helligkeitssignal Farbsignal Entwicklung • durch Evolution herausgebildet – spektrale Sensitivität der Zapfen optimal auf Bedürfnisse (z.B. Nahrungssuche) abgestimmt • Farbenblindheit – durch Unfälle: kortikale Blindheit – meist von Geburt an: Fehler einer Zapfenart Wiederholung: Licht • Sonnenlicht durch Prisma à Spektralfarben – – – – – – 400 – 450 nm 450 – 500 nm 500 – 570 nm 570 – 590 nm 590 – 620 nm 620 – 700 nm violett blau grün gelb orange rot Reflektanz • Reflektionseigenschaften eines Objekts bestimmt seine Farbe • Reflektanz bei einer bestimmten Wellenlänge à chromatische Farbe • Reflektanz über das ganze Spektrum à achromatische Farbe Farbensehen • Drei Eigenschaften von Farbe – Farbton – Sättigung: die „Reinheit“ der Farbe – Intensität: Helligkeit der Farbe • Gouras (1919): – Unterscheidung von 200 verschiedenen Farben – Unterscheidung von 500 Helligkeitsabstufungen. – Unterscheidung von 20 Sättigungsstufen. à Wir können (200 x 500 x 20 =) 2 Millionen Farben sehen. Dreifarbentheorie • Psychophysik: Farbmischexperimente • Thomas Young (1773 – 1829), Hermann von Helmholtz (1821 – 1894) • Herstellung einer Farbe aus 3 Wellenlängen • Metamerische Farben: derselbe Farbton aber physikalisch unterschiedlich • Farbmischung möglich mit 3 Wellenlängen à Young-Helmholtz‘sche Dreifarbentheorie Dreifarbentheorie • Farbwahrnehmung beruht auf drei Rezeptorsystemen • unterschiedliche spektrale Empfindlichkeit • Licht erregt Rezeptorsysteme in unterschiedlichem Maß • Aktivitätsmuster à Wahrnehmung einer Farbe Verhältnis der Zapfenantwort führt zu unterschiedlicher Farbwahrnehmung Neurophysiologische Evidenzen • Dartnall, Bowmaker & Mollon (1983): drei Zapfenarten mit unterschiedlichen Absorptionsmaxima – kurzwelliges Spektrum: K-Zapfen – mittelwelliges Spektrum: M-Zapfen – langwelliges Spektrum: L-Zapfen Farbmischung • Aktivitätsmuster erklärt Farbmischung • Mischung von Blau und Gelb = Weiß • additive Farbmischung – Mischung von Wellenlängen – Blau + Gelb = Weiß – Rot (700 nm) + Grün (560 nm) = Gelb (590 nm) Farbmischung • subtraktive Farbmischung – Farbmischung durch Kombination von Farbpigmenten – Pigmentfarbe absorbiert unterschiedliche Wellenlängen – Kombination absorbiert dieselben Farben wie die einzelnen Pigmentfarben Gegenfarbentheorie • Ewald Hering (1834-1918) • Rot-Grün und Blau-Gelb bilden Farbpaare – antagonistisch • Theorie gewonnen aus Beobachtungen: – Blindheit für Farbpaare rot-grün – Nachbilder Gegenfarbentheorie • Hering: drei Mechanismen, die entgegengesetzt auf Licht reagieren • Rot(+)-Grün(-): positiv auf Rot und negativ auf Grün • Blau(-)-Gelb(+): negativ auf Blau und positiv auf Gelb • Schwarz(-)-Weiß(+): reagiert positiv auf weißes Licht und negativ auf das Fehlen von Licht S- W+ R+ Gr - B- G+ Neurophysiologische Evidenzen • Neurone, die auf unterschiedliche Wellenlängen antagonistisch reagieren: Gegenfarbenzellen • Svaetichin (1956): auf Netzhaut • DaValois (1960): im CGL • reagiert positiv auf Licht von einem Ende des Spektrums; negativ vom anderen Ende • erhöhte Entladung bei Licht von einem Ende des Spektrums Gegenfarbenzelle • Gegenfarbenzellen im striären Kortex – durch Licht von einem Ende erregt – durch Licht vom anderen Ende gehemmt • zwei Typen: – Typ-1 Gegenfarbenzelle – Doppelte Gegenfarbenzelle Gegenfarbenzellen im Kortex Typ-1 Gegenfarbenzelle – rezeptives Feld mit On-Off-Organisation – Zentrum wird von bestimmter Wellenlänge erregt; Umfeld von antagonistischer Wellenlänge gehemmt Doppelte Gegenfarbenzelle – rezeptives Feld hat Zentrum mit einer Rot(+)-Grün(-) Gegenfarbenorganisation – das Umfeld eine Rot(-)-Grün(+) Organisation Gegenfarbenzellen • Livingston & Hubel (1984) – doppelte Gegenfarbenzellen Rot(+)-Grün(-)-Zentrum und Rot(-)Grün(+)-Umfeld der häufigsten Farbzellentypus beim Affen • Funktionalität: rote Früchte vor grünem Hintergrund • Gegenfarbenzellen in Blobs – keine orientierungssensitiven Zellen – vornehmlich farbsensitive Zellen Zwei-Prozess-Theorie • Hurvich & Jameson (1975) – erste Stufe: trichromatische Rezeptoren – zweite Stufe: Gegenfarbenprozess R+Gr- Zelle: • exitatorischer Input der L-Zapfen • inhibtorischer Input der M-Zapfen B+G- Zelle komplexer: • exitatorischer Input von S-Zapfen • inhibitorisch von Zelle A, die die Eingangssignale von M- und L-Zapfen zusammenfasst. Farbkonstanz • Farben müssen auch bei wechselnden Lichtverhältnissen gleich aussehen – Helligkeitsspektrum ändert sich im Verlauf des Tages – künstliches Licht höherer Anteil an langwelligem Licht als natürliches Licht Spektrum bei künstlichem zum Gelb-Rot Bereich verschoben. relative Stabilität der Farbwahrnehmung unter veränderten Lichtverhältnissen = Farbkonstanz Farbkonstanz durch… 1. Das Umfeld weniger gute FK, wenn Umfeld abgedeckt Mondrian-Vorlagen: komplexe Berechnung der Lichtreflexionen 2. Verhältnis der Zapfenantwort Foster & Nascimento (1994): Verhältnis der Zapfenantwort bleibt bei veränderten Lichtverhältnissen gleich Farbkonstanz durch… 3. Vorwissen geringer Anteil der FK geht auf unser Wissen über die Farbe von Objekt zurück Delk & Fillenbaum (1965): Farbengedächtnis typischerweise rote Objekte als „roter“ wahrgenommen Helligkeitskonstanz • äquivalent zur Farbkonstanz für achromatische Farben • schwarz, weiß, grau als gleichbleibend hell wahrgenommen graue Quadrate physikalisch unterschiedlich 1000 100 100 10 Verhältnisprinzip: zwei Flächen, die unterschiedlich viel Licht reflektieren, sehen gleich aus, wenn das Verhältnis zu ihrer Umgebung konstant bleibt. Farbfehlsichtigkeit • • verminderte Fähigkeit, Farben wahrzunehmen etwa jeder 12te Mensch leidet unter Farbfehlsichtigkeit 1. Momochromasie – – – – keine funktionsfähige Zapfen nur „Stäbchen“-Sehen: wie in gedämpftem Licht geringe Sehschärfe überempfindlich für helles Licht Farbfehlsichtigkeit 2. Dichromasie – Protanopie, Deuteranopie, Tritanopie – nehmen nur weniger Farben wahr – M- oder L-Zapfen fehlen L-Zapfen fehlen, kurzwelliges Licht wahrgenommen, langwellig à Gelb L-Zapfen fehlen, kurzwelliges Licht wahrgenommen, langwellig à Gelb kurzwelliges Licht = blau; Erhöhung der Wellenlänge à Rot Ishirhara Vorlagen