Effiziente Regelverwaltung im PCB-Design
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Effiziente Regelverwaltung im PCB-Design
18 E L E KT R O N I K F E R T I G UN G LEITERPLATTENLAYOUT www.polyscope.ch Bo ard unte r Kontrolle Effiziente Regelverwaltung im PCB-Design Ein typisches Leiterplattendesign beinhaltet heutzutage mehr und komplexere Regeln als früher. Eine effiziente und vereinheitlichte Verwaltungsoberfläche wird damit zum unverzichtbaren Werkzeug. » Simon Zubler Wo früher das ganze Design wenige Regeln enthielt, die zudem für jedes Netz einzeln definiert wurden, sind es heute ungleich mehr Regeln. Diese werden über einen hierarchischen Ansatz zuerst netzunabhängig definiert, verwaltet und anschliessend den Netzen zugeordnet. Cadence Design Systems hat diesen Trend schon vor Jahren erkannt und als erstes den damals in seiner Art einzigartigen Constraint-Manager für alle PCB-EditorProdukte eingeführt (Bild 1). In seiner neusten Version können darin alle Regeln (Constraints) zentral verwaltet werden. Dabei wird alles übersichtlich in die verschiedenen Disziplinen unterteilt: physikalische Regeln (Leiterbahnbreiten, Lagen, Durchkontaktierungen usw.), Abstandsregeln zwischen den verschiedenen Objekten (bedrahtete Pins, SMD-Pins Leiterbahnen, Flächen usw.) und elektrische Regeln (Topologie, absolute und relative Längenvorgaben, Impedanzen, differenzielle Leitungspaare, Übersprechen usw.). Regeln werden auf verschiedenen Ebenen hierarchisch definiert Neben den Vorgabewerten (blau) wird online angezeigt, ob die Regel erfüllt wird (grün) oder ein Konflikt besteht (rot). Neben dieser rein «digitalen» Prüfung (Konflikt ja oder nein) wird jederzeit auch der vorhandene, noch erlaubte Toleranzbereich (grüner Margin-Wert) angezeigt oder umgekehrt, wie stark die Regel überschritten wird (roter Margin-Wert). Der PCB-Layouter verfügt damit über eine Cockpitlösung, mit der er jederzeit sein Board unter Kontrolle hat (Bild 2). Bild 1: Der PCB-Editor von Cadence ist skalierbar von OrCAD bis Allegro GXL und weist ein einheitliches Datenformat auf Regeln werden je nach Bedarf auf verschiedenen Ebenen hierarchisch definiert: Busse, differenzielle Leitungspaare, Netze über passive Bauelemente hinaus (Xnet) oder Netze. Regeln, welche der Board-Designer an mehreren Stellen verwenden will, speichert er zentral als Regelsatz (Constraint-Set) ab und weist sie auf den verschiedenen hierarchischen Ebenen (System, Design, Bus, Diff-Pair, Xnet, Net, Match-Group oder Pin-Pair) zu. Nötige Änderungen werden zentral eingegeben und automatisch überall nachgeführt. Jederzeit ist auch nachvollziehbar, wo ein bestimmter Regelsatz überall angewendet wird. Wenn die zentral definierte Regel an einer bestimmten Stelle in einer unteren Hierarchiestufe überschrieben wird, dann gilt der nachgetragene Wert. Es wird protokolliert, dass es dort eine manuelle Änderung gab. Damit ist die Regelverwaltung zentral und schnell sowie lokal und flexibel. Man kann die Basisregeln variabel definieren Der Funktionsumfang im Constraint-Manager ist auf die Bedürfnisse des Anwenders skalierbar. Basisfunktionen sind Abstände zwischen den einzelnen Objekten und Leiterbahnbreiten. Diese Regeln lassen sich für das ganze Board definieren oder nach Bedarf auch für jede Lage einzeln. Polyscope 15/08 LEITERPLATTENLAYOUT E L E KT R O N I K F E R T I G UN G Bild 2: Der Funktionsumfang im AllegroConstraint-Manager ist auf die Bedürfnisse des Anwenders skalierbar Erweitern lässt sich dies mit den Bereichsregeln (Area-Rules). In dichten Packages wie BGAs können andere Einstellungen erwünscht sein als auf dem Rest der Leiterplatte. Übertritt eine Leiterbahn die Bereichsgrenze, werden automatisch die Leiterbahnbreiten und/oder deren Abstände zu benachbarten Objekten entsprechend den anderen Regeln geändert. Mehr Effizienz mit elektrischen Regeln Bei komplexeren Strukturen, zum Beispiel innerhalb von Bussen, wird die Topologie eines Netzes automatisch extrahiert. Die eingegebenen Regeln werden anschliessend automatisch für den ganzen Bus angewendet. Genauso lassen sich Regeln aus anderen Designs importieren. Bei identischer Topologie lassen sich Regeln (Sternpunkte, Pin-Pair-Regeln usw.) übertragen. Diese Regeln lassen sich auch skalierbar definieren, sodass sie sich der neuen Topologie anpassen. Topologische Regeln sind: Definition der Verbindungsreihenfolge innerhalb eines Netzes, Sternpunkte, Einschränkungen der Verbindungen auf interne, zwischen Planes liegende Innenlagen, Kontrolle der Parallelität zu anderen Netzen auf der gleichen Lage oder auf benachbarten Lagen. Unter elektrische Regeln fallen auch jegliche Arten von Längenvorgaben – absolut oder relativ, differenzielle Leitungspaare und Leitungen mit Zielimpedanzen. Bauteilinterne Signalverzögerungen (Pin-Delay) werden optional in die Leitungslängen mit einbezogen. Genauso können so genannte Z-Achsen-Verzögerungen berücksichtig werden. Denn auch beim Lagenwechsel im PCB wird eine gewisse Distanz zurückgelegt. Bei vorgegebenen Impedanzen rechnet der integrierte Fieldsolver die nötige Breite der Leiterbahn für jede Verbindung und jeden Layer aus. Bei der dargestellten Netztopologie in Bild 3 handelt es sich um ein so genanntes Xnet. Das Tool identifiziert automatisch serielle Terminierungswiderstände und stellt die zwei daran angeschlossenen Netze gleichzeitig dar. Dem PCB-Designer ermöglicht dies die Definition von Regeln über das erweiterte Xnet. Eine Längenvorgabe unabhängig von der Platzierung des Terminierungswiderstands stellt damit kein Problem dar. PCB-Editor erlaubt die Definition von Systemregeln Der PCB-Editor erlaubt durch die Erstellung eines Design-Links die Definition von Systemregeln. Längenvorgaben können so vom Lay- outer nicht nur innerhalb einer Leiterplatte kontrolliert werden. Viel mehr kann er die Längenvorgabe der Verbindung vom Sender über Stecker, Kabel bis zum Empfänger auf einem anderen Board prüfen. Stecker und Kabel werden über spezifische RLGC-MatrizenModelle (Resistance, Inductance, Conductance and Capacitance) beschrieben. Kauf oder Miete spart Kosten Bei Investitionen in jegliche Art von Werkzeugen stellt sich die Frage nach der Rentabilität. Einerseits können durch die Skalierbarkeit der Produkte schon Kosten optimiert werden. Um aber für selten genutzte Funktionen keine Abstriche machen zu müssen, hat Cadence ein neuartiges Lizenzierungsmodell geschaffen. Ähnlich wie beim PrepaidHandy können alle Produkte auch projektbezogen kurzfristig gemietet werden. Vorteile durch skalierbare Produktfamilie Der in allen PCB-Editor-Produkten (OrCAD und Allegro) verfügbare Constraint-Manager vereinfacht die Arbeit des PCB-Designers, indem er alle Regeln in einer vereinheitlichten Benutzeroberfläche verwaltet. Mit dem einheitlichen Datenformat entsteht die erste echte skalierbare Produktfamilie. Mit verschiedenen Lizenzmechanismen können Auslastungsspitzen abgefangen werden und der Mietansatz ist auch für selten genutzte Funktionen höherwertiger Ausbaustufen sehr geeignet. Damit macht der Einsatz eines professionellen Tools effizientes Arbeiten möglich und reduziert die Kosten auf ein Minimum. « Bild 3: Extraktion eines PCIx-Netzes Polyscope 15/08 Infoservice FlowCAD Schweiz AG Simon Zubler, Geschäftsleiter Mellingerstrasse 12, 5443 Niederrohrdorf Tel. 056 485 91 91, Fax 056 485 91 95 [email protected], www.FlowCAD.ch 19