Die Corporate Social Responsibility von Chiquita

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Die Corporate Social Responsibility von Chiquita
 Lausanne, 4. Juni 2015 Die Herausforderung von Corporate Social Responsbility in einem hart umkämpften Markt Die Corporate Social Responsibility von Chiquita unter der Lupe von Professor Palazzo der HEC‐UNIL Guido Palazzo, Professor für Wirtschaftsethik an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lausanne (HEC‐UNIL), hat in einer umfassenden Studie die soziale Verantwortung des multinationalen Konzerns Chiquita untersucht. Während einem Jahr konzentrierte er sich gemeinsam mit Dr. Dorothea Baur von der Universität St. Gallen insbesondere auf die Performance von Chiquitas Nachhaltigkeitsstrategie. Die beiden Forscher interviewten sowohl externe Anspruchsgruppen, Managementvertreter als auch Arbeiter auf den Plantagen in Lateinamerika. Die Fondation Guilé, die dieses Projekt begleitet hat, hat nun einen umfassenden Bericht mit den Resultaten dieser Studie publiziert. Diese neuartige Art der Forschung wurde möglich gemacht dank dem „open book“‐Ansatz, der von Chiquita vorgeschlagen wurde. Die Untersuchung wurde von unabhängigen Forschern durchgeführt, welche unbeschränkten Zugang zu internen und externen Quellen hatten, welche ihnen eine akribische und gründliche Studie ermöglichten. Das Ziel war es, den Hintergrund und die Entwicklung der sozialen Verantwortung von Chiquita umfassend zu verstehen. Das Resultat ist eine Studie, die es in dieser Form bisher noch nie gab, da sie den Blick von Insidern in die Komplexität der sozialen Verantwortung einer multinationalen Firma in einem der am härtesten umkämpften Märkte der Welt darlegt. Die Untersuchung folgte einer dreiteiligen Governance‐Struktur, in welcher die Fondation Guilé die Rolle eines unparteiischen Vermittlers zwischen Chiquita und den Forschern übernahm. Zentrale Elemente der Untersuchung:  In den frühen 1990er Jahren unternahm Chiquita eine intensive Analyse ihres Geschäftsmodells, die es ihnen erlaubte, sich von einem ‘Multi’, der scheinbar ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Konsequenzen seiner Tätigkeit handelte, zu einem “Corporate Citizen” mit einem umfassenden Bekenntnis zu den Anliegen verschiedener Anspruchsgruppen zu verwandeln. Trotz der daraus resultierenden globalen Nachhaltigkeitsstrategie und ‐politik gelang es Chiquita aber kaum, von diesen Bemühungen zu profitieren. Weder Einzelhändler noch Kunden scheinen bereit zu sein, diesen Wandel hin zu einer sozial und ökologisch engagierten Firma umfassend zu honorieren.  Die Tatsache, dass sich Chiquita in den letzten Jahren in grossen finanziellen Schwierigkeiten befand, schränkte den Umfang ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen ein. Chiquita sah sich kontinuierlich mit der Herausforderung konfrontiert, weiterhin in Nachhaltigkeit zu investieren, ohne selber signifikante Gewinne zu erwirtschaften. Trotz ihrer finanziellen Probleme hat Chiquita jedoch den Glauben an den strategischen Wert seiner Nachhaltigkeitsstrategie nie verloren. Faculty of Business and Economics of the University of Lausanne (HEC‐UNIL) | Dorigny, CH‐1015 Lausanne Communications Department | +41 (0)21 692 34 01 | [email protected] 
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Insbesondere die kontroverse Geschichte von Chiquita und die Debatte über die Schmiergeldzahlungen an Paramilitärs in Kolumbien verfolgen Chiquita bis heute und untergraben die Glaubwürdigkeit ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen insgesamt. Mit seiner CSR‐Strategie bemüht sich Chiquita, sich selber als glaubwürdiger Anbieter einer gleichwertigen Alternative zu Fairtrade zu positionieren. Chiquitas Behauptung, dass es ihnen unter anderem dank der Zertifizierung ihrer Plantagen durch die Rainforest Alliance gelingt, sozial und ökologisch verantwortungsvoll produzierte Bananen auf den Markt zu bringen, ohne den Bauern einen Mindestpreis zu garantieren, wird jedoch regelmässig kritisiert von Vertretern der Fairtrade‐Organisationen. Fairtrade‐Vertreter behaupten, dass es ohne Preisgarantie keine Gerechtigkeit geben kann. 
Trotz der Tatsache, dass Chiquita in vielerlei Hinsicht ein Pionier war, gerade auch im Bereich Umweltschutz, wird dieses Engagement von Kritikern immer wieder als reines “greenwashing”, also als Versuch, sich ein grünes Deckmäntelchen umzuhängen, abgetan. Die Untersuchung zeigt, dass Chiquita einen beeindruckenden Aufwand betrieben hat und viel Zeit investiert hat, um ihr soziales und ökologisches Commitment umzusetzen. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist fest in den täglichen Unternehmensroutinen verankert und die soziale und ökologische Verantwortung wurde zu einem zentralen Teil ihrer Unternehmenskultur. Trotzdem wird sich die Funktionsfähigkeit dieser Strategie erst anhand ihrer langfristigen Wirkungen zeigen und es bleibt aktuell insbesondere abzuwarten, ob Cutrale, der brasilianische Orangenproduzent und neue Besitzer von Chiquita, Chiquitas Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, welches vor mehr als 20 Jahren begann, weiterführen wird. Es bleibt insbesondere auch zu sehen, ob es Cutrale endlich gelingt, Chiquitas sozialen und ökologischen Bemühungen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen und sie schliesslich in greifbare Vorteile für die verschiedenen Anspruchsgruppen umzuwandeln. Die Studie von Dr. Baur und Professor Palazzo richtet sich insbesondere an Praktiker, Lehrpersonen und Studierende, sowie universitäre Forscher. Das Ziel ist es, das generelle Verständnis für die Nachhaltigkeitsstrategie von Chiquita zu steigern, um daraus auch Lehren für andere Unternehmen zu ziehen. Full GuiléAcademicAssessment Report on Chiquita: “The Corporate Social Responsibility Story of Chiquita”: http://www.guile.org/wp‐content/uploads/2015/06/Book‐Interactif_300dpi.pdf Kontakt: ‐ Guido Palazzo, Professor für Wirtschaftsethik an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lausanne (HEC‐UNIL): [email protected], +41 (0)79 543 04 27 ‐ Deborah Coia, Head of Communications HEC‐UNIL: [email protected], +41 (0)79 888 27 29 ‐ Doris Rochat Monnier, Managing Director Fondation Guilé: doris.rochat‐[email protected], 021 351 23 23 Weitere Links: ‐ Bilder von Prof. Palazzo and Dr. Baur: https://www.dropbox.com/sh/921aak8j93sqyzn/AABLU76oFSUeEa2fx49Uk1T_a?dl=0 ‐ Fondation Guilé: http://www.guile.org/ ‐ HEC‐UNIL: http://www.hec.unil.ch Faculty of Business and Economics of the University of Lausanne (HEC‐UNIL) | Dorigny, CH‐1015 Lausanne Communications Department | +41 (0)21 692 34 01 | [email protected] 

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