Lorenz von Ehren-Symposium `Standortfaktor Grün`

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Lorenz von Ehren-Symposium `Standortfaktor Grün`
Symposium in der Baumschule von Ehren
Hochrangig besetztes Branchentreffen in Marmstorf bei Hamburg: Weit über
200 Teilnehmer Landschaftsarchitekten und –planer sowie weitere Vertreter aus der grünen
Branche folgten am 17. September einer Einladung in die Baumschule Lorenz von Ehren: Die
Teilnehmer des siebten Lorenz von Ehren Symposiums waren sich einig: die geballte
Kompetenz der prominenten Referenten sorgte für neue Impulse und jede Menge
Inspiration für die eigene Arbeit.
Dr. Martina Oldengott, Landschaftsarchitektin und Kunsthistorikerin aus Essen, moderierte
die weit über die Grenzen Deutschlands anerkannte Veranstaltung. Tagungsort war ganz
stilecht die Lorenz von Ehren Halle, größte frei tragende Holzhalle Europas. Die Teilnehmer
reisten nicht nur aus ganz Deutschland an, sondern sogar aus Dänemark, Niederlanden,
Norwegen und der Schweiz.
Hochklassige Werkschau
„Standortfaktor Grün“ – unter diesem Motto stellten international renommierte
Landschaftsarchitekten ihre Ideen zur urbanen Park- und Gartengestaltung vor.
Wer befürchtet hatte, die Großprojekte prominenter Landschaftsarchitekten könne man
zwar bestaunen, aber deren Ideen seien nicht auf die eigene Arbeit vor Ort übertragbar, der
wurde von den spannenden Vorträgen der Referenten gleich dreifach eines Besseren
belehrt.
Katharina von Ehren, Geschäftsführerin der Baumschule Lorenz von Ehren, betonte in ihren
Begrüßungsworten die „Wertsteigerung durch Pflanzen“ und dass der „Wettbewerb der
Städte maßgeblich durch den Standortfaktor Grün beeinflusst werde.“ Als zweites zentrales
Thema des Symposiums nannte sie den Klimawandel. Er sorge dafür, dass sich in unseren
Breiten neue robustere Arten als Stadtbäume der Zukunft durchsetzen und das Bild der
Städte langfristig verändern werden.
Katharina von Ehren und Moderatorin Dr. Martina Oldengott begrüßen die Gäste des Symposiums.
Projekte - mal langwierig, mal blitzschnell
Die ersten beiden Referenten spielten sich bei ihrem Vortrag gekonnt die Bälle zu und
mussten am Ende sogar eine „Zugabe“ geben: Als Henning Breimann und Bertel Bruun,
Hamburg, aus Zeitgründen auf die Präsentation ihres Projekts Nikolaiquartier verzichten
wollten, protestierte das Publikum freundlichst, forderte weiteren Input und verzichtete
dafür sogar auf einen Teil der Pause.
Breimann und Bruun beschrieben auf kurzweilige und amüsante Art die langwierige und
ausgesprochen komplexe Umsetzung des Projektes BUGA in Schwerin und die im Vergleich
dazu fast blitzartige Neugestaltung des Hamburger Domplatzes. Dabei konnte und wollte
Breimann nicht verhehlen, dass seine beruflichen Wurzeln in der Werbebranche liegen: „Das
Gute, was wir tun, müssen wir auch vermarkten“, so sein Credo. Die Zukunft der grünen
Branche sieht er in den Städten.
Besonders spannend für die Teilnehmer: Breimann und Bruun stellten das in Deutschland
noch recht junge Konzept BID (Business Improvement District) anhand der Beispiele „Hohe
Bleichen“ und „Nikolaiquartier“ vor. Diese Idee wurde vor gut 30 Jahren in Kanada
entwickelt und wird seitdem in ganz Nordamerika erfolgreich umgesetzt. Der Grund für die
Entwicklung dieses Ansatzes war die wachsende Konkurrenz für die Innenstädte durch
Shopping-Center in den Außenbezirken. BID ermöglicht Grundeigentümern auf der
Grundlage einer gesetzlichen Regelung die Aufwertung ihres Quartiers mit privaten Mittel
und in Eigenregie. Diese werden in Form einer öffentlichen Abgabe vom Staat zuerst von den
Grundeigentümern eingezogen und dann – zur gezielten Investition in geeignete
Maßnahmen für eine Aufwertung des Standortes - wieder an diese ausgeschüttet.
Die Referenten Henning Breimann und Bertel Bruun mussten eine Zugabe geben.
Sinnliche Gartenkunst
Nach der Mittagspause begeisterte Prof. Cornelia Müller vom Büro Lützow 7, Berlin, mit
einem unglaublich informationsreichen Vortrag zu „Grün-Masterplänen“. Wer nach dem
Essen versucht war, seinem Biorhythmus zu folgen und in ein Leistungstief zu fallen, der
hatte dazu am heutigen Tag keine Chance – die Referentin forderte von sich und ihren
Zuhörern alles an Konzentration!
Mehrfach betonte sie, dass der den in den letzten Jahren vielfach entstandenen Gegensatz
zwischen Ästhetik und Funktion wieder aufgehoben werden müsse: „Dafür sollten sich
Landschaftsarchitekten unbedingt von Beginn an bei den Planungen für ein Projekt
einbringen, um im selbstbewussten Dialog mit Architekten und Städteplanern gemeinsam
ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickeln zu können – und um manchmal auch das auf den
ersten Blick Unmögliche doch umzusetzen.“ Frau Prof. Müller gab den Zuhörern einen
eindrucksvollen Einblick in die Projekte Düsseldorf Derendorf Stadtquartiere und in den
Masterplan für den Grangegorman Campus in Dublin/Irland.
Prof. Cornelia Müller faszinierte mit hoher Informationsdichte.
Für sie entstehen Magie und Anziehungskraft eines Ortes, an dem Menschen sich
wohlfühlen sollen, maßgeblich durch Licht und durch Farbkonzepte, die wiederum durch die
sensible Auswahl von Pflanzen und Baumaterial bestimmt werden. Dafür prägte sie den
schönen Begriff der „Vegetations-Inseln“. Für diese müsse man das Potential von Pflanzen
nutzen, Orte zu prägen und Assoziationen zu schaffen.
Das Ungewöhnliche als Prinzip
Zum Abschluss des Symposiums stellte Christian Dobrick vom Büro West 8 aus Rotterdam
„Urbane(n) Landschaften in verschiedenen Maßstäben“ vor. Sein Büro bearbeitet Aufträge in
Größenordnungen von 2000 m2 bis zu 120 ha. Im anschließenden Gespräch reduzierte er die
Philosophie der verschiedenen vorgestellten Objekte auf einen gemeinsamen Kern: „Egal
wie groß ein Projekt auch sein mag – der Wohlfühlfaktor für den Menschen bleibt das
entscheidende Kriterium, wenn man seinen Lebensraum verändern und gestalten will.“
Er schilderte die Umsetzung eines beeindruckenden Großprojektes in der spanischen
Hauptstadt Madrid: Durch die Verlegung eines Teilstücks der Stadtautobahn in einen Tunnel
war eine sechs Kilometer lange und 120 ha große Freifläche entstanden. Diese sollte
innerhalb kürzester Zeit zu einem Grüngürtel umgestaltet werden, um den innerstädtischen
Lebensraum aufzuwerten. Der Zeitdruck war bedingt durch die anstehende Wahl zum
Stadtparlament, bei der sich der Bürgermeister mit diesem „Geschenk“ an die Bürger
Madrids seine Wiederwahl sichern wollte – sein Plan ging auf, er erreichte 57 Prozent der
Stimmen.
Christian Dobrick stellt ein städtebauliches Großprojekt in Spaniens Hauptstadt Madrid vor.
Auch mit den ausgefallenen Ideen zur Belebung des Tempelhofer Hafens in Berlin und der
ausgesprochen innovativen Gestaltung eines Spaliergartens auf einem Privatgrundstück am
Aasee in Münster konnte Christian Dobrick die Zuhörer faszinieren.
Voller Erfolg
Die hochrangigen Referenten, das vielfältige Rahmenprogramm, die umsichtige Betreuung
durch die überaus freundlichen Mitarbeiter der Baumschule von Ehren sowie das sonnige
Spätsommerwetter sorgten für allerbeste Stimmung und gute Gespräche – wer das Glück
hatte, beim siebten Lorenz von Ehren Symposium dabei gewesen zu sein, konnte eine
Menge neuer Eindrücke und Anregungen für seine alltägliche Arbeit mitnehmen.
Am Ende eines ereignisreichen Tages zeigte sich Gastgeberin Katharina von Ehren denn auch
ausgesprochen zufrieden mit dem Symposium: „Die Qualität der Vorträge war
herausragend. Die Referenten haben das Thema ‚Standortfaktor Grün’ auf spannende Art
vermitteln können und anhand ihrer Beispiele gezeigt, wie groß der Einfluss der grünen
Branche auf gesamtstädtische Entwicklungen sein kann.“
Impressionen vom siebten Lorenz von Ehren-Symposium
Mehr als nur Rahmenprogramm
Für Teilnehmer an Kongressen oder Tagungen ist neben interessanten Vorträgen vor allem
die Kontaktpflege wichtig – das Lorenz von Ehren Symposium gilt in diesem Sinne als
besonders attraktiver Branchentreff.
Etliche Teilnehmer waren nicht zum ersten Mal beim LvE-Symposium dabei. Sie erschienen
statt in Anzug oder Business-Kostüm lieber in Jeans, Pulli und Windjacke – und waren damit
perfekt gerüstet für einen erlebnisreichen Tag in der Baumschule Lorenz von Ehren.
Schon vor dem ersten Vortrag versuchte sich das Publikum am Dendrologie-Quiz: Zwölf
Bäume mussten anhand der ausgestellten Zweige erkannt werden. Zu jedem Baum gab es
dann noch eine weitere vertiefende Frage. Gemeinsamer Nenner dieser Quiz-Bäume: sie alle
sind besonders trockentolerant und gelten damit in Zeiten des Klimawandels als Stadtbäume
der Zukunft. Auf der Besichtigungstour durch die ausgedehnten Quartiere der Baumschule
passierte man diese „Oliven des Nordens“ oder „Coffee-Trees“ dann später auch im Original.
Beim Dendrologie-Quiz mussten 12 Bäume erkannt werden.
Die Besichtigungstour durch die Quartiere der über 500 Hektar großen Baumschule startete
vor der Mittagspause. Die Gäste des Symposiums nahmen auf Cabrio-Anhängern mit
rustikalen Sitzen aus Strohballen Platz. Obwohl die meisten von ihnen fast täglich mit
Bäumen und Pflanzen zu tun haben, waren die Besucher sichtlich beeindruckt von der schier
unüberschaubaren Auswahl und der sehr guten Qualität von Bäumen, Sträuchern und
Gehölzen in der Baumschule von Ehren.
Auf der Besichtigungstour durch die Quartiere der Baumschule demonstrieren Mitarbeiter der Baumschule von
Ehren das behutsame Roden einer Pflanze mit einem Spezial-Unterschneider.
Spannende Pflanzenvorführungen und die Erklärungen der auf jedem Anhänger als
„Fremdenführer“ eingesetzten Mitarbeiter ermöglichten einen ausführlichen Blick hinter die
Kulissen der Baumschule. Das generationenübergreifende, nachhaltige Nutzungskonzept des
Familienbetriebs Baumschule Lorenz von Ehren wurde intensiv erlebbar. Eine Pause mit
einem kleinen Imbiss und Getränken sowie Live-Jazz-Musik im Quartier der Formgehölze und
Raritäten zwischen Bonsai-Kiefern, Hängeformen der Blutbuche und japanischem Ahorn
rundete das Programm ab. Selbst an gutes Wetter schienen die Veranstalter gedacht zu
haben: der September zeigte sich von seiner sonnigsten Seite und machte die Rundfahrt zu
einem besonderen Vergnügen.
Gute Gespräche in einem äußerst angenehmen Ambiente.
Egal, ob in Kaffee- oder Mittagspause: selten kommen Teilnehmer an einer Tagung so schnell
und unverkrampft miteinander und auch mit den Referenten ins Gespräch wie auf dieser
Veranstaltung. Man meinte so etwas wie ein „Wir-Gefühl“ spüren zu können, das die
anwesenden Vertreter der grünen Branche erfasste und für rundum zufriedene Gesichter
sorgte. Und wenn das Lorenz von Ehren Symposium dafür sorgen konnte, das
Selbstbewusstsein von Landschaftsarchitekten und -planern gegenüber Architekten und
Städteplanern weiter zu stärken, dann war das sicher nicht ganz unbeabsichtigt.
Fazit:
Margret Brandes, freie Mitarbeiterin bei Zeitnetz Freiraumplanung, Hamburg, gefiel
besonders die entspannte Atmosphäre auf dem Symposium: „Man kam durch die
angenehme Organisation der Veranstaltung sehr schnell mit anderen Kollegen in Gespräch.“
Olaf Poetsch, Leiter der Abteilung Garten- und Landschaftsbau bei der Firma VGR, Elmshorn,
war zum ersten Mal beim Lorenz von Ehren Symposium zu Gast: „Ich kann das hier Gehörte
ohne Probleme auf unsere Arbeit im Betrieb herunterbrechen und anwenden.“ Er bestätigte
den Trend, dass private Eigentümer immer mehr Wert auf hochwertig angelegte Gärten
legen und ihren persönlichen Stil nicht mehr nur im Inneren ihrer Häuser Ausdruck verleihen
wollen, sondern auf dem gesamten Grundstück.
Jörg Scherfer betreibt den Garten- und Landschaftsbau in Wächtersbach bei Frankfurt, ihn
beeindruckte besonders die Konsequenz bei der Umsetzung der vorgestellten Ideen: „Diese
Leute haben von Beginn an in der Städteplanung Verantwortung übernommen und eine
Menge Mut bewiesen, auch mal etwas anderes durchzusetzen.“
Gerald Boeckhoff, im Bezirksamt Harburg zuständig für den Öffentlichen Raum, war von den
Referenten begeistert und freute sich über einige Aha-Erlebnisse: „Die Vielfalt der Vorträge
gab viele Anregungen, den öffentlichen Raum im Stadtbereich zu gestalten und auch mal
völlig neue Ideen zu wagen.“
Katharina von Ehren, Cornelia Müller, Christian Dobrick und Martina Oldengott (v.r.n.l.)