der eidgenossen

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der eidgenossen
Die Oase
der Eidgenossen
Warum im Parkhotel Adler (Schwarzwald)
so viele Schweizer absteigen.
Schweizer willkommen! Im Parkhotel Adler in
Hinterzarten (Südschwarzwald) ist es unnötig,
dies zu erwähnen. Der Grossteil der Gäste reist
eh aus der benachbarten Schweiz an. Ein
«Hotelier»-Team wollte wissen: Warum zieht es
so viele Eidgenossen in den Schwarzwald?
Was bieten die Hotels am Titisee, was unsere
Hotellerie nicht bieten kann?
Parkhotel-Direktor Olaf Galaburda: «Wir sind im Schnitt,
gemessen an einem vergleichbaren Wellness-Hotel in der Schweiz,
etwa achtzehn Prozent günstiger.»
Text: Nicole Amrein
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rofessor Klaus Brinkmann war hier.
Ebenso Oberschwester Gabi Dohm
und Assistenzart Sascha Hehn. Kurz:
Als anno 1985 die legendäre TV-Serie
«Schwarzwald-Klinik» im Glottertal
gedreht wurde, war das Parkhotel Adler in Hinterzarten so etwas wie das Refugium der Schauspieler – verewigt auf schwarz-weissen Fotos im
Korridor des Small Leading Hotels, der damals
noch mit Rasenteppich ausstaffiert war und vom
Haupthaus zum einfach eingerichteten Wellnessbereich mit ordinärer Sauna und Kaltwasserbecken führte.
Heute, gelebte fünfundzwanzig Jahre später,
gehören Rasenteppich und gerahmte Porträt-Bilder der Vergangenheit an, lädt ein hoch moderner,
1200 Quadratmeter umfassender Wellness-Pavillon zum aktiven Entspannen ein; das rundum verglaste Schwimmbad mit Gegenstromanlage und
Massagedüsen, Vitaminbar, Sauna-Areal, Lichtbad, Fitnessraum und Beautyfarm mit ChakrenBalancierung und Shiatsu-Craniosakralbehandlung inklusive. Hier findet sich auch die einzige
Schweizerin unter den rund hundert Mitarbeitenden des Parkhotels Adler: Inge Cachemaille, Leiterin des Spa. Nicht wenige ihrer Landsleute pilgern ihretwegen in den Südschwarzwald, verkür-
zen sich die Zeit zwischen den wohltuenden Treatments mit einem
Spaziergang durch den vier Hektar grossen Privatpark mit eigenem
Wildgehege und Naturteich.
558 Jahre Familientradition
Derweilen die 17. Generation mit dem Zweirad durch die Lobby rast:
Louis, zwei Jahre jung, Sohn von Geschäftsführerin Katja Trescher,
ihrerseits Tochter von Dr. Klaus Trescher, einem im München lebenden Unternehmer und Investor. Auch die «Hotelier des Jahres 2004»
war in der bayerischen Metropole zuhause, als sie noch professionell als Sängerin auftrat und mit ihrem Gatten James Newman
zusammen eine florierende Bar im blau-weissen Herzen betrieb.
Sie, die Grossgewachsene mit der prägnanten Stimme, die Frontfrau, die Unzubändigende. Und die Frau mit dem «Stallgeruch».
Manch ein Stammgast erinnert sich mit einem gewissen Schaudern an die späten neunziger Jahre, als das Parkhotel in Hinterzarten von einem sehr englisch wirkenden, sehr distanzierten Gentleman geführt wurde. Ein Profi ohne Zweifel, aber einer ohne Herzblut, ohne familiäre Wurzeln.
558 Jahre Familientradition, Mut, Entschlossenheit und Optimismus brachte die damals 33-Jährige mit, als sie vor genau zehn Jahren die Geschicke des Hauses übernahm, die denkmalgeschützten
Mauern (das urige Schwarzwaldhaus stammt aus dem Jahr 1639,
das Haupthaus wurde 1904 erbaut), mit der ihr angeborenen Herzlichkeit, Offenheit und Lebensfreude erfüllte. «Wir sind zwar ein
Fünfstern-Hotel, aber weder elitär noch abgehoben», resümiert
Parkhotel-Direktor Olaf Galaburda den Lifestyle im Vorzeigebe- ›
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Blick über die Grenze Parkhotel Adler Schwarzwald
Das Parkhotel Adler in Hinterzarten, «Mekka»
der Schweizer im Schwarzwald. Bereits ab 250 Franken
erhält man hier ein Doppelzimmer mit Frühstück.
Und das in einem Luxushaus.
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Blick über die Grenze Parkhotel Adler Schwarzwald
trieb. Diese «Greifbarkeit» – die Gäste lieben sie:
rund 65 Prozent sind Widerkehrende. Manche
schon ein Leben lang, erfreuen sich immer wieder
aufs Neue über das stilvolle Miteinander von Tradition und Moderne. Das gilt für die Einrichtung
der 78 Zimmer, Suiten und Junior-Suiten genauso,
wie für das gastronomische Angebot.
Traditionelle, regionale Küche
als Erfolgsrezept?
Ob im «Wirtshus» am gemütlichen Kachelofen
oder im eleganten Adler-Fine-Dining mit seinen
verschiedenen Stuben – Simon Bragg-Coulthard
und sein 17-köpfiges Küchenteam zelebrieren
eine klassische badische Küche mit internationalem Einschlag. So kombiniert er ein Tartin
von der Stopfleber mit einem Bodensee-ApfelChutney, beträufelt ein Kürbis-Orangen-Sorbet
mit Himbeer-Balsamico, bringt einen gebratenen Loup de Mer mit einem Thymian-SteinpilzRisolée auf den Tisch, stets bemüht, die langjährigen Adler-Gäste mit seiner Kreativität nicht zu
überfordern. Denn zu viel Experimentierfreude
wird nicht geschätzt! Zum traditionellen «Rehrücken Baden-Baden» sollen es deshalb nicht
die vom Küchenchef angedachten RosmarinGnocchi sein, sondern wie eh und je die handgeschabten Spätzle. Und in Sachen Fisch sind
Forelle und Saibling aus der Region immer noch
die Hits, stets als ganze Fische vom lokalen Lieferanten bezogen.
Lokal koloriert ebenfalls, was ins Glas kommt. Die
junge Restaurant-Leiterin Christine Bruder kredenzt gekonnt zu jedem Gericht den passenden
Tropfen: angefangen vom Pinot Winzersekt aus
Burkheim bis hin zum Grauburgunder Likörwein
– ausgebaut im Portweinverfahren – alles aus
badischen Landen, alles von höchster Qualität
und meist stark begrenzter Quantität. Doch mag
ein Gewächs auch noch so limitiert sein, Christine Bruder treibt immer irgendwo ein Fläschchen
auf, sei es vom Ihringer Winklerberg Spätburgunder (Weingut Dr. Heger) oder der Riesling Spätlese «Alter Rebe» (Weingut Schloss Neuweier).
Gutes Preis-Leistungsverhältnis
zieht die Schweizer an
Wen wundert es in diesem Zusammenhang, dass
sich vier Fünftel der Hotelgäste ausschliesslich im
Hause verpflegen? Selbst für die nachmittägliche
Schwarzwälder Kirschtorte in behaglicher Wiener Kaffeehausatmosphäre ist auf dem Hotelareal
gesorgt: Im «Cafe Diva», einem mit Licht durchfluteten Glaspavillon im Stil der 30er-Jahre, trifft
der Wanderer auf den kulinarisch interessierten
Hotelgast, der Biker auf die Wellness-Kundin, der
Tagesausflügler aus Zürich auf jenen aus Basel. Für
beide ist Hinterzarten in weniger als einer Autostunde erreichbar. Sicher mit ein Grund, weshalb
das Parkhotel Adler vor allem von Schweizern frequentiert wird. Darüber hinaus bietet das Haus
Tradition, ohne verstaubt zu wirken, ist lebendig,
ohne laut zu sein und verfügt, neben der gut ausgebauten Hardware, über ein Preis-Leistungsverhältnis, das – gepaart mit der Freundlichkeit und
Aufmerksamkeit des Personals – selbst im touristisch gut erschlossenen Südschwarzwald seinesgleichen sucht.
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Blick über die Grenze Parkhotel Adler Schwarzwald
Warum so viele Edgenossen
in den Schwarzwald
pilgern
Ein Gespräch mit Parkhotel-Direktor
Olaf Galaburda über Swissness, Business-Kunden
und Yield-Management.
Gestern Abend, ein ganz normaler Freitag würde man sagen, war
mehr als die Hälfte der Bartische in der Leo-Lounge mit Schweizer
Gästen besetzt, darunter auffallend viele «Frauengruppen».
In der Tat erfreuen wir uns zahlreicher Schweizer Hotelgäste.
Gerade bei Frauen, die sich übers Wochenende mit ihren Freundinnen etwas Gutes tun wollen, ist unser Haus sehr beliebt.
Die Seele baumeln lassen – und dabei erst noch den Geldbeutel
schonen …
… Sie liegen richtig! Wir sind im Schnitt – gemessen an einem vergleichbaren Wellness-Hotel in der Schweiz – etwa 18 Prozent günstiger. Doch liegt es uns fern, die Leistungen des Parkhotels Adler
über den Preis zu verkaufen, damit würden wir unsere Glaubwürdigkeit bei den treuen und langjährigen Stammgästen aufs Spiel
setzen.
Also kein Yield Management auf Teufel komm raus?
Nein. Dafür bieten wir preislich attraktive Arrangements mit Mehrnutzen an, die im Übrigen sehr gut gebucht werden. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Special «Auf den Hund gekommen»: Bello
kriegt von uns sein eigenes Designer-Bett mit Napf und Verpflegung, darf sich unter Aufsicht im vier Hektar grossen Hotelpark
austoben – und wird darüber hinaus von einem Hundetrainer
besucht, der ihm Verhaltensregeln beibringt und bei eventuellen
Störungen eine Bachblütentherapie einleitet.
Was, wenn ich keinen Hund habe?
Dann sind Sie vielleicht Schweizer Visana-Kunde und haben von
der grossen Kundenaktion im Visana-Magazin profitiert. Über die
darin veröffentlichten Bons haben wir rund zweitausend Reservierungen aus der Schweiz erhalten – in gerade mal fünf Monaten!
Bonushefte, Gutscheine – erreichen Sie damit als Luxushaus
wirklich Ihre Zielgruppen?
Ich gebe Ihnen gerne ein Beispiel: Im vergangenen Jahr haben wir
bei einer Bonus-Aktion für die Zürcher Goldküste mitgemacht. Die
Gutscheine wurden an rund 40 000 Haushalte verteilt, wobei wir
einen Rücklauf von acht Prozent verzeichnen konnten. Das sind
hervorragende Werte!
Worin unterscheidet sich der Schweizer Gast von Gästen aus
Deutschland oder Frankreich?
Eigentlich gibt es keine grossen Unterschiede. Haben wir die Gäste
erst einmal im Haus, sind sie in der Regel gute Konsumenten.
Schweizer mögen im Speziellen gute Weine und geben auch entsprechend viel Geld dafür aus.
Wie wichtig sind für das Parkhotel Adler Schweizer
Business-Kunden?
Im Business-Bereich haben wir 2008/2009 den markantesten Rückgang hinnehmen müssen, was wir jedoch durch ein Plus an Hochzeiten wettmachen konnten. Grundsätzlich kann ich sagen, dass
– in welchem Gästesegment auch immer – sehr viel kurzfristiger
gebucht wird. Die Gäste entscheiden aufgrund des Wetters und der
beruflichen Situation. So haben wir festgestellt, dass gerade jüngere
Kaderleute mit ihren Familien Ferien im Schwarzwald einer langen Flugreise vorziehen, weil sie – sollte es Probleme in der Firma
geben – schneller wieder am Arbeitsplatz präsent sein können. H
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Hotel-Geschäftsführerin Katja Trescher,
Tochter von Dr. Klaus Trescher, einem im
München lebenden Unternehmer und
Investor. Vor sechs Jahren wurde der PowerFrau und Ex-Sängerin in Deutschland der
Titel «Hotelier des Jahres 2004» verliehen.
Das Hotel
Im 40 000 Quadratmeter grossen, hoteleigenen Privatpark liegen Gebäude
aus verschiedenen Epochen, die durch unterirdische Gänge miteinander
verbunden sind:
• Schwarzwaldhaus aus dem Jahr 1416; 1639 wieder aufgebaut:
Restaurants und Zimmer
• Haupthaus, erbaut um 1890:
Empfangshalle, Zimmer, Juniorsuiten und Suiten
• Residenz, 1978 angebaut:
Konferenzräume, Juniorsuiten und Suiten
• Wellness-Pavillon & Spa, eröffnet im August 1999
• Eröffnung des ehemaligen Pferdestalls im Oktober 2005 als Veranstaltungslokal
Zimmer
11 Einzelzimmer, 35 Doppelzimmer, 8 Suiten, 24 Junior Suiten
(insgesamt 146 Betten)
Gastronomie
295 Restaurantplätze in verschiedenen Räumlichkeiten: Stube (erbaut um 1639),
Adler-Abendrestaurant, Frühstücks-Pavillon, Adler-Wirtshus, Kaffee DIVA
www.parkhoteladler.de
Warum zieht es so viele Eidgenossen in den nahen Schwarzwald? Was
finden die Schweizer am Titisee Besonderes? Was zeichnet die Hotellerie im süddeutschen Raum aus? Tatsache ist: Fast alles, was der Schwarzwald touristisch bietet, bietet auch die Schweiz: Top-Hotels in jeder Kategorie mit Wellness, moderner Infrastruktur, hochstehender Gastronomie,
hinzu kommen schönste Wanderwege, unberührte Natur, frische Luft,
Berge, Wälder, Wiesen … Warum also in den Schwarzwald pilgern, wenn
das Gute so nahe liegt? Es gibt zwei Gründe: Preis und Phantasie.
Ja, ein Doppelzimmer mit Frühstück ist in einem Luxushaus im Schwarzwald bereits ab 250 Franken (für zwei Personen) zu haben. In der
Schweiz kriegt man das ab 400 bis 500 Franken. Und was erhält der Gast
für die 250 Franken im Schwarzwald? Vor allem sind es ungewöhnliche,
oft auch etwas spektakuläre Service-Leistungen. Das Angebot «Auf den
Hund gekommen» ist einmalig – und sehr erfolgreich. Die Idee mit den
Schweizer Visana-Kunden mag im ersten Moment nach Billig-Angebot
zum Discountpreis tönen, aber im Parkhotel Adler füllt man damit Betten
und Restaurants. Und da wäre noch die Küche zu erwähnen: Tradition
und Regionalität sind «in» im Adler. Der Gast mag hier keine besonders
innovative, abgehobene Küche. Eine perfekt gebratene SchwarzwaldForelle, der berühmte Rehrücken Baden-Baden mit Spätzle – das sind die
kulinarischen Highlights im Schwarzwald. Und die gibt es hier zu Preisen,
die sich auch der Schweizer Normalverdiener leisten kann.
Kurz und gut: Attraktive Preise, gepaart mit phantasievollen Aktionen
sind das Geheimrezept unserer Kollegen im nahen Norden. Und noch
etwas haben alle touristischen Gästeumfragen im Schwarzwald ergeben:
Man reist an den Titisee oder nach Hinterzarten wegen des „Gesamtpakets“, bestehend aus Hotel, Gastronomie, Natur, Freizeitangeboten, Preis/
Leistung, Distanz usw. Der Wald im Schwarzwald ist eher sekundär.
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