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Nach dem Vorbild der zurecht noch immer sehr beliebten GESCHICHTEN
AUS DER GRUFT, konnte Fernseh-Horrorexperte MICK GARRIS im letzten
Jahr einen amerikanischen TV-Sender überzeugen, eine neue Horror-anthologie zu finanzieren. Die Creme internationaler Kult-Horrorregisseure folgte dem Ruf des Ideengebers, literarische Vorlagen von höchster Qualität auf
den Schirm zu bringen und lieferte bis lang ein Dutzend äußerst gelungener
und überraschend heftiger Gruselfilme im angenehmen
Sechzigminutenformat ab. Sechs Teile der MASTERS OF HORROR erscheinen im März/April auf DVD, in den nächsten Teilen kommen unter Anderem
GEORGE A. ROMERO, LARRY COHEN und TAKASHI MIIKE zum Zuge.
Cigarette Burns
Chocolate
Jenifer
The Deer Woman
Homecoming
Dreams In The Witch House
Niemand Geringeres als UDO KIER spielt einen
besessenen Filmsammler, der auf der Suche
nach dem rarsten, weil schrecklichsten Horrorfilm ist. Ein Film so grausam, dass sich sein
Regisseur nach Vollendung selbst die Kehle
durchgeschnitten hat. Ein Requisit aus diesem
Film hat er schon. Einen Engel, der gefangen
im Privatkino des Filmgenießers auf die finale
Fortsetzung wartet.
JOHN CARPENTER ist ein wirklicher Master Of
Horror. Nach den zweifellos bahnbrechenden
Filmbeiträgen seiner Frühphase, hier seien nur
HALLOWEEN, THE FOG oder DIE KLAPPERSCHLANGE erwähnt, konnte der Regisseur nur
noch selten begeistern. CIGARETTE BURNS
dürfte des Meisters größter Treffer seit DIE
MÄCHTE DES WAHNSINNS sein, der immerhin
auch schon zwölf Jahre her ist. Carpenter
gelingt es, einen der härteren, auf jeden Fall
aber den unzugänglichsten, ja schlicht abgefahrensten Beitrag zur Serie zu veröffentlichen.
Wer hätte Gedacht, dass dieser Filmemacher
noch neben den eigenen sogar die ausgetrockneten Felder eines DAVID LYNCH, oder um im
Horrorkontext zu bleiben, CLIVE BARKER derart erfolgreich würde wieder urbar machen
können? CL
MICK GARRIS, bewandert als Chef am Set verschiedener sehr ordentlicher STEPHEN KING
Verfilmungen, etwa THE STAND, hat es sich
natürlich nicht nehmen lassen, selbst auch einmal auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen, für
die zu Grunde liegende Kurzgeschichte ist er
auch gleich selbst aufgekommen. CHOCOLATE
ist die wohl am Wenigstens im klassischen
Horror beheimatete Episode der Reihe. Eher
ein gar packender Psychothriller. Jamie (Henry
Thomas) ist frisch geschieden, suhlt sich im
Selbstmitleid seiner neuen Einsamkeit und hat
sich auch gleich auf Diät gesetzt. Alles läuft seinen jämmerlichen Gang, bis Catherine (Lucie
Laurier) in das leben des Pseudoasketen tritt.
Sie ist sein krasses Gegenteil. Eine lebensfrohe
Künstlerin, die ihr Dasein in vollen Zügen
genießt. Garris stellt die Frage, wer hier in wessen Leben getreten ist, wer wen von seinem
Lebensentwurf abbringen will und was alles
mit dem Genuss einer Tafel Schokolade ins
Rollen gebracht werden kann. CL
Was ist zu DARIO ARGENTO noch zu sagen?
Der Italiener zählt zu den größten
Horrorregisseuren überhaupt und führt seit
nunmehr vier Jahrzehnten die Tradition seines
Landsmannes und Mitvorbilds MARIO BAVA
fort, einen Film maßgeblich über Atmosphäre
und Bildkomposition zu erzählen. Nach den
wirklich beschissenen Arbeiten der letzten
Jahre, die Erwähnung des CARD PLAYER soll
hier reichen, zeigt der Maestro mit seiner Folge
der MASTERS OF HORROR, wo die Nudel
hängt. Die Jenifer (Carrie Anne Fleming) des
Titels ist ein im Gesicht schwer deformiertes
Mädchen und Star einer Freakshow. In ihrem
Wirkungskreis muss ein Polizist (Drehbuchautor STEVEN WEBBER) einen Mann erschießen, der Jenifer das Lebenslämpchen auspusten wollte. Zwischen der Verunstalteten und
dem Cop entsteht etwas, dass außerhalb der
Horrorkonventionen wohl als Lolita-Geschichte
bezeichnet werden könnte. Bei Argento, der
gleich auch noch einen der härtesten Episoden
der Reihe abliefert, werden wir allerdings
Zeuge einer Melange aus waschechtem ErotikHorror und traditionsbewusste Italo-Gores –
mit der Musik von CLAUDIO SIMONETTI! Es
scheint, der Herr findet langsam wieder zu sich.
CL
Polizist Faraday ermittelt in einer Mordserie
übelst zugerichteter Männer, die ihren Anfang
mit einem zerrissenen Trucker gefunden hat.
Zeugen berichten von einer dunklen Schönheit,
die sich kurz vor den vermutlichen Todeszeitpunkten in der Gegenwart der Opfer befunden
haben soll. Im Laufe der Ermittlungsarbeiten
stößt der Detective immer wieder auf Geschichten aus der Mythologie lokaler Indianerstämme, die von der Wiedergeburt eines Dämons
aus der Vergangenheit zu berichten weiß.
JOHN LANDIS siedelt seine Geschichte betont
auffällig in der Tradition der TALES FROM THE
CRYPT an. Das passt, war sein persönlicher
Überfilm, AN AMERICAN WEREWOLF Anfang
der Achtziger bereits hoch beim Chronologicum
amerikanischen A-Horrors verschuldet. DEER
WOMAN ist Hochglanz. Aber sympathischer
Hochglanz. Kein moderner GINGER SNAPS
Schrott. JOHN LANDIS ist immerhin der
Schöpfer des ersten Horrormusikvideos,
Kinderfreund Jacksons THRILLER. So ist zu
erwarten, dass der Zuschauer nicht allzu viele
Überraschungen zu sehen bekommt. Aber das
hat hier auch niemand beabsichtigt. CL
Eine preisgekrönte Kurzgeschichte von Dale
Bailey liefert JOE DANTE (The Howling,
Gremlins, Meine teuflischen Nachbarn) die
Vorlage zu HOMECOMING. Dante zeigt sich
erkenntlich dafür, dass er hier nach Jahren der
Kinderprogramm-Durststrecke – bis auf EERIE
INDIANA vielleicht - die Gelegenheit bekommt
zu zeigen, wieso er in den Achtzigern die erste
Anlaufstelle für geplante Adaptionen traditionsreicher Horrorideen war.
Mit HOMECOMING wagt sich Joe auf das
Terrain des politischen Statements via HorrorComedy. So wirkt die Geschichte von den im
Plastiksack heimgekehrten Golfkriegsveteranen,
die sich einmal ernsthaft mit ihrem Präsidenten
unterhalten wollen, auch wie eine boshafte,
weil tagesaktuell zynische Version des unpolitischen SHAUN OF THE DEAD. Auch wenn man
ein Wenig bei UNCLE SAM von BILL LUSTIG
geklaut hat. Dante holt alles aus den sechzig
Minuten raus und liefert einen politischen
Kommentar zum Elend des Hier und Heute ab,
den ich so von ihm nicht erwartet hätte.
Respekt. Lest übrigens mal die Namen auf den
Grabsteinen... CL
Wie belesene Fans erkennen, ist DREAMS eine
H.P. LOVECRAFT Adaption. Und damit kennt
sich STUART GORDON bekanntermaßen aus,
ist er doch der Regisseur mit den meisten
Verfilmungen des Einsiedlers von Providence
auf dem Resümee. DREAMS ist eine akkurate
Filmwerdung der Geschichte vom Studenten
Walter Gilman (Ezra Godden aus Gordons
DAGON). Gilman sucht in einer heruntergekommen Pension in Lovecrafts Neu-England, in
Ruhe seine Hausarbeiten zu verfassen, wird
dabei aber von unheimlichen Geräuschen in
den Wänden gestört. Diese Geräusche führen
in zu einer alleinerziehenden Mutter (Chelah
Horsdal), die mit ihrem kreischenden Kind in
der Nachbarschaft wohnt. Nachts ruinieren ihm
Albträume vom rattengesichtigen Zwergen und
Aufforderungen zu schwarzmagischen Ritualen
den Schlaf. Er macht sich auf in die Bibliothek
der legendären Miskantonic University, fest
entschlossen, sich mit Hilfe des Necronomicon
und eines Menschenopfers von den Rattenteufeln zu befreien. GORDON adaptiert sauber,
stellenweise zahm, kann aber von der
geräuschdurchsetzten Soundmalerei RICHARD
BANDs zehren. Ein weiterer guter Eintrag ins
Verzeichnis der Horrormeister. CL
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