Es war einmal... eine Podenca namens Chia hoch oben in den

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Es war einmal... eine Podenca namens Chia hoch oben in den
Es war einmal... eine Podenca namens Chia hoch oben in den Bergen Teneriffas. Sie lebte mit
einigen anderen Hunden dort schon lange Zeit zusammen in der sog. ‚Zona Recreativa Chio’...
...genauso könnte eigentlich Chias ganz persönliches Hunde-Märchen beginnen...
Die Zona Recreativa Chio ist ein großflächiges Naturschutzgebiet in der Nähe des Teide. Sie befindet
sich etwas abseits der typischen Touristen-Stopps im Parque National und wird überwiegend von
Einheimischen oder wenigen Touristen besucht, die sich nicht scheuen, mit dem Auto auch
entlegenere Gebiete zu erkunden ...
Für Elke ist Chio seit vielen Jahren schon fester Bestandteil ihrer Fütterungstour, denn schon immer
lebten dort wilde Hunde, die sie regelmäßig versorgt, denn außer idyllischer Natur gibt es hier zwar
Trinkwasser, aber dennoch kein Futter für die Vierbeiner und so macht sie sich mehrmals die Woche
auf den weiten Weg dorthin, um ihre Schützlinge versorgt zu wissen ...
Da wilde Hunderudel bekanntermaßen öfters auf Wanderschaft gehen, sind mal mehr, mal weniger
Hunde in Chio und von der ursprünglichen 9er-Mannschaft im Oktober 2004, verschwanden auch
einige wieder bis auf das Quartett, dem auch Chia angehörte. Viele viele Monate hat es gedauert,
bis Elke das Vertrauen dieser vier gewonnen hatte und noch im Juli 2005 fraßen sie uns zwar schon
aus der Hand, aber anfassen oder gar mitnehmen konnten wir uns aus dem Kopf schlagen – sie
blieben misstrauisch und scheu und trollten sich regelmäßig, nachdem sie sich die Bäuche
vollgeschlagen hatten, wieder von dannen ...
... doch die Zeit wird langsam knapp, denn die Geschlechtsreife der Hunde lässt die Problematik eher
größer, denn kleiner werden und so wartet Elke schon seit Wochen auf eine günstige Gelegenheit,
denn die Tiere müssen unbedingt kastriert werden. Geplant ist, sie danach wieder nach Chio in die
Freiheit zu entlassen, wo sie dann nach wie vor von uns versorgt werden, denn eine Vermittlung
dieser scheuen Wildlinge scheint ausgeschlossen ...
Ungefähr zur gleichen Zeit verbringt Familie Kunzelmann aus Duisburg ihren Urlaub auf Tenerife und
wie der Zufall es so will, sorgt eine herrenlose Katze am Urlaubsdomizil dafür, dass Fam.
Kunzelmann unsere Elke kennen lernt. Besonders Tochter Ricarda ist von Elke und ihrer
Tierschutzarbeit sehr angetan und so endet die Bekanntschaft über die Katze mit dem Versprechen,
dass Ricarda gerne noch öfter vorbeischauen kann, um vor Ort ein wenig Streicheldienst an den
vielen Vierbeinern zu leisten, die bei uns zuhause sind...
...an dieser Stelle nun möchten wir gerne Ricarda selbst die Geschichte ein Stück weiter erzählen
lassen:
„Ein paar Tage später fuhren meine Eltern und ich in die Berge. Auf dem Rückweg machten wir auf
einem Campingplatz Rast, den wir schon aus den letzten Urlauben in Teneriffa kannten. Wir blieben
eine Weile dort, aßen und tranken etwas. Plötzlich sahen wir, wie aus der Ferne 3 Hunde auf uns
zukamen. Wir wussten zwar, dass die Jäger ihre Hunde in den Bergen oft aussetzen, aber dass
direkt drei Hunde auf uns zukamen, erstaunte uns doch sehr. Alle 3 waren Hündinnen. Eine von
ihnen war eine Podenca. Sie war sehr dünn und tat uns am meisten leid. Außerdem sah sie unserem
eigenen Podenco Luca, der im heimischen Deutschland beim Oma und Opa verweilte, sehr ähnlich.
Wir fütterten die Hunde mit Hundefutter und gaben ihnen Wasser aus aufgeschnittenen
Wasserkanistern. Das haben wir immer dabei, wenn wir in die Berge fahren. Aber was konnten wir
sonst noch tun? Wir waren ratlos und traurig. 2 ½ Stunden blieben wir dort oben bei den Hunden,
versuchten sie weiter ans Auto zu locken, in der Hoffnung wenigstens einen von ihnen mitnehmen zu
können. Das klappte natürlich nicht, weil die Hunde viel zu vorsichtig waren und den Menschen so
weit auch nicht trauen. So fuhren wir wieder zurück nach Orotava, alle sehr bedrückt. Noch am
gleichen Abend gingen wir zu Elke und erzählten ihr alles. Zu unserer Erleichterung wusste sie sofort
Bescheid und erzählte uns, dass sie viele Futterstellen in den Bergen hat, auch dort am CampingPlatz bei Chio. Sie kannte alle Hunde, die dort zum Fressen kommen, füttert sie schon fast 2 Jahre
dort oben. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Ich glaube, meine Eltern und ich hatten alle denselben
Gedanken im Kopf. Wir fragten Elke, ob es nicht möglich wäre, dass sie die Podenco-Hündin
einfängt, denn wir waren uns ganz sicher: Wir wollten diesem Hund bei uns ein Zuhause geben! Elke
erklärte sich sofort dazu bereit, sagte uns aber direkt, dass wir Geduld haben müssten. Papa fragte,
ob es möglich sei, dass wir bei der nächsten Fütterung dabei sein dürften. Elke wollte dann
versuchen, den Hund einzufangen. Wir verabredeten uns für den nächsten Dienstag auf dem
Campingplatz. Doch kein Hund war zu sehen, sie waren anscheinend auf Wanderschaft, weit
entfernt. Ein paar Mal fuhren wir noch mit dem Vorsatz in die Berge, mit Leine, Beruhigungsmittel und
Futter ausgestattet, die Hündin einzufangen, doch keine Hunde ließen sich blicken. So ging unser
Urlaub zu Ende und Elke beruhigte uns: die Hunde kommen sicher wieder und irgendwie schaffe sie
es schon, die Hündin einzufangen. Zu Hause konnten wir nur noch an Chia denken, so sollte unser
Podenco-Mädchen nämlich heißen (benannt nach ihrem Fundort in der Zona recreativa in Chio).“
Am 10.08.2005 dann der große Tag, an dem es Elke gelungen ist – Wildfang Chia konnte
eingefangen werden!
Nun steht der armen Maus erst einmal das volle Klinikprogramm bevor, denn sie muss vorrangig
kastriert, geimpft u. entwurmt werden, ein großes Blutbild Aufschluss über mögliche (Mittelmeer-)
Krankheiten geben und so ist die arme Chia buchstäblich erst einmal völlig durch den Wind ... am
15.08.2005 jedoch hat sie dann endlich alles hinter sich. Sie ist kastriert, geimpft, entwurmt u. gechipt
und auch die Befunde sind alle o.k.
Nun können wir uns nun daran machen, ihre Ausreise nach Duisburg zu organisieren.
In Duisburg herrscht derweil helle Aufregung und die Vorfreude wird immer größer:
„Nach eineinhalb Wochen kam endlich der erlösende Anruf: Elke hatte Chia eingefangen! Wir haben
vor Freude geweint, sind total glücklich! Elke besucht sie in der Tierklinik und Chia freut sich schon,
wenn sie sie sieht.
Sie wird sich noch ein paar Wochen von den ganzen Anstrengungen bei Elke auf der Finca erholen,
dann kann sie zu uns nach Deutschland reisen.
Wir warten nun sehnsüchtig auf Chia, wissen aber, dass es ihr jetzt eigentlich schon ganz gut geht.
Ob sie wohl auch ahnt, dass für sie bald ein neues, schönes Leben beginnt?“
Am 09.09.05 ist es dann soweit. Chias Abreise steht bevor. Mit gemischten Gefühlen nehmen auch
wir auf Tenerife Abschied, denn sie ist uns in all den Jahren auch ans Herz gewachsen. Wird sie in
Deutschland klar kommen? Immerhin wird sie dort ja nun ein ganz anderes Leben führen – der
Umstand aber, dass uns ihre neue Familie ja nun bereits gut bekannt ist, Podenco-Erfahrung
vorhanden ist und Chia in bester Rüden-Gesellschaft leben kann, lassen uns zuversichtlich nach
vorne schauen ... im Auto versuchen wir der aufgeregten Maus Trost zu spenden... und dann heißt
es wirklich Abschied nehmen ...
Als uns nach wenigen Tagen am 18.09. die ersten Bilder per Mail erreichen, können wir kaum
glauben, dass das unsere Chia ist, die wir da sehen ... sie hat sich offenbar problemlos eingelebt, von
Misstrauen oder Scheu keine Spur – wir sind glücklich! (und Kunzelmanns sowieso...)
„Chia entwickelt sich prächtig, spielt manchmal sogar mit einem Stofftier. Ich muss mir noch bessere
Verstecke für Lebensmittel ausdenken, sie kann wirklich alles gebrauchen! Am Freitag hat sie sich
einen rohen Hefeteig geklaut, den ich zum "Gehen" in der Küche stehen hatte, sie vertilgt einfach
alles. Genauso gut kann sie aber auch Hosen, T-Shirts und Strümpfe gebrauchen, daraus baut sie
sich dann ein Nest. Dirk hat momentan Mittagschicht, das heißt, er kommt erst abends spät nach
Hause. Da freut sie sich dann schon richtig, rennt mit Luca zur Tür. Gestern hat sie zum erstenmal
freudig gebellt. Jeder Tag bringt etwas neues, es ist einfach schön.
Wir wissen: alles sollte so sein, alles richtig gemacht! Viele liebe Grüße Dirk, Andrea und Ricarda“
Es sind so wunderschöne und liebe Hunde, hoffentlich trauen sich bald mehr Menschen zu, ihnen ein
schönes Heim zu geben. So schwer ist das gar nicht!
Ricarda
Chia war für uns eine Vermittlung der besonderen Art, denn es ist sicher alles andere als alltäglich,
auf Menschen zu treffen, die vorbehaltlos nicht nur vor Ort helfen, wo Hilfe Not tut, sich zudem dann
auch noch bereit erklären, einem dieser Geschöpfe ein Zuhause zu geben und das Wagnis ‚wilder
Hund’ ohne Wenn und Aber eingegangen sind.
Danke, Familie Kunzelmann und einen ganz ganz lieben Gruß an ‚unsere’ Chia-Maus nach Duisburg!

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