hotel lux

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hotel lux
November 2011
www.trailer-ruhr.de
HOTEL LUX
EIN FILM VON LEANDER HAUSSMANN
www.hotel-lux-film.de
www
Ulrich Erben
Lust und Kalkül
5LRICH%RBEN0RËSENZ'ELB!USSCHNITT-USEUM7IESBADEN¥5LRICH%RBEN
Malerei aus fünf Jahrzehnten
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28. Okt. 2011 bis 29. Jan. 2012
-+--USEUM+àPPERSMàHLE$UISBURG
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SICHàBERDIE5NTERSTàTZUNGVON
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5
Euro - da haben wir den Salat, Foto: Stefan Lindauer
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I November 2011
5 DER EURO
Die Währungs-Krise betrifft uns alle
6 Themeninterview
„Die Zukunft liegt im Euro“
„Es wird am Euro gezündelt“
Bühne.
10 Theater Ruhr
„Der verlorene Drache“ an den Kammerspielen Bochum
11 Aalto Theater Essen
12 Premiere
Interview mit dem Autor Dirk Laucke über seine
Performance „Angst und Abscheu in der BRD“
14 Theater Ruhr
„Nibelungen #9: Ute, die Gute“ in Bochum/„Die Launen
der Marianne“ in Dortmund/„Coriolanus“ in Essen
„Die Dreigroschenoper“ in Bochum/„Green Frankenstein & Sexmonster“ in Dortmund/„Kaos“ in Mülheim
27 Theater Duisburg
Consol Theater Gelsenkirchen
18 Theater Ruhr
„Emilia Galotti“ am Theater Oberhausen
19 culture club
Die Live-Show „Ben Hur“
in der Lanxess Arena
GOP Varieté-Theater Essen
20 culture club
Ballettstück „Fantasia“ am Opernhaus Dortmund
21 Landestheater Neuss
Theater Oberhausen
22 Opernzeit
„Hoffmanns Erzählungen“ am Aalto-Theater Essen
23 Ebertbad Oberhausen
Theater Fletch Bizzel Dortmund
24 Komikzentrum Ruhr
Die Verleihung des Preises „Tegtmeiers Erben“
für Bühnen-Originale
25 Cabaret Queue Dortmund
26 Theater-Kalender Ruhr
Aktuelle Theater-Termine im November
Theater demnächst
„The Black Rider” in Essen
„Herrschaft, Arbeit und Soziales“
in Wuppertal
BÜHNE
Theater Ruhr
16
KINO
Kino.
Kunst.
31 Film-ABC
Vorspann
32 Film des Monats: „The Future“
Miranda Julys zweiter Langfilm
33 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
34 Hintergrund
„Hotel Lux“
38 Kino.Ruhr.
Raoul Hüster über das Galerie Cinema Essen
Film-Kritiken
37 Roter Teppich
Jürgen Vogel über „Hotel Lux“ und seine Anfänge
als Kindermodel
38 Hintergrund
„Cheyenne – This must be the Place“
39 culture club
UCI Kinocafé „Tatsächlich … Liebe“
41 Festival
Dokumentarfilmwoche in Duisburg
42 Festival
blicke – 19. Filmfestival des Ruhrgebiets
44 Foyer
Endstation Bochum/Lichtburg Essen/KoKi & End
station Bochum
Festival
Das 22. Kinofest Lünen im Cineworld
45 culture club
Double-Feature des „Studienkreis Film“ der Ruhr-Uni
2 Museum Küppersmühle
54 RuhrKunst
Klangarbeiten von Christina Kubisch/Ulrich Erben
in der Küppersmühle/Ausstellung „A40“ auf
Zollverein Essen
56 Kunstwandel
Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf
57 Kunst-Kalender NRW
www
Musik.
49 Kompakt Disk
Neue Alben im November
49 Matrix Bochum
Literatur.
51 Literatur-Portrait
Nuran David Calis’ Debütroman
52 Poetry
Die Kolumne von Sebastian23
53 Literaturkalender
Film des Monats
32
KINO
© 2011 Bavaria Pictures/Stephan Rabold
Kultur in NRW.
20 Oper in NRW
Cavallis Barock-Oper „L’Eliogabalo” in Dortmund
47 Musical in NRW
Neue Stücke in Köln, Neuss und Aachen
48 Improvisierte Musik in NRW
Die 32. Leverkusener Jazztage
50 Popkultur in NRW
Zwei neue Clubs beleben die Duisburger Konzertszene
54 Kunst in NRW
Jannis Kounellis in Kleve/Neupräsentation der
Sammlung Schloss Moyland
Klassik in NRW
Die Oper Köln gastiert am Oberlandesgericht
Theater in NRW
Das Netzwerk „west off“ fördert den Theateraustausch
Tanz in NRW
Vier Beispiele für gelungene Tanzförderung in NRW
trailer spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Interview mit dem Intendanten der Philharmonie Essen
9 Innovation
Produzieren Privathaushalte bald Wind-Energie?
58 Auswahl
62 Ausblick/Impressum/Magenbitter
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Hintergrund KUNST
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© Alex Majoli/Magnum Photos
Kunstwandel
56
Intro
-ruhr.de
November 2011
Das letzte Einhorn, Foto: Francis Lauenau
trailer + trailer-ruhr.de
Imbiss ist Imbiss?
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
In der Finanzwelt hat sich nichts geändert
Viele Menschen fragen sich dieser Tage: Wurde aus der vorangegangen Finanzkrise denn
gar nichts gelernt? trailer sprach mit Christof
Lützel, dem Pressesprecher der GLS-Bank,
über die aktuellen Spannungen.
Christof Lützel
Foto: GLS-Bank
Thema
Der Euro darf nicht scheitern
Sven Giegold vom Ausschuss für Wirtschaft
und Währung im Europaparlament sieht
durchaus Lerneffekte, die uns aus der aktuellen Krise entstehen können. Doch fürchtet er
auch um den Zusammenhalt Europas.
Sven Giegold
Foto: privat
Theater
Linke Theorien als Teil des Mainstreams
Theaterautor Dirk Laucke recherchiert seit über
einem Jahr in den extremen politischen Szenen Deutschlands, links wie rechts. Sein Stück
„Angst und Abscheu in der BRD“ sieht er auch
als eine Kritik am deutschen Mainstream.
Dirk Laucke
12
Wohnzimmerkino mit Kultfaktor
Raoul Hüster führt das Galeria Cinema in Essen, eines der ersten Programmkinos Deutschlands. Er freut sich, dass „Harold and Maude“
immer noch so gut angenommen wird – der
Film ist dort seit 36 Jahren im Programm.
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Raoul Hüster
Film
Vom Kindermodel zum Kinostar
Mit fünfzehn Jahren kam der Hamburger
durch ein Casting ganz zufällig zur Schauspielerei; für Schauspielschulen hatte Jürgen
Vogel nie etwas übrig. Seinem Erfolg hat das
jedoch nicht im Weg gestanden.
Nicht so sehr die innerdeutsche, sondern die innereuropäische Solidarität
macht uns in diesen Tagen zu schaffen. Über Rettungsschirme und Hebel
streitet die Politik. Die Bankenviertel werden besetzt, und in Athen gibt es
blutige Krawalle. Dabei wird oft vergessen, dass ohne die Griechen und ihre
Dichter unser Kontinent noch immer völlig namenslos wäre. trailer möchte
in diesem Monat die regionale Bedeutung der internationalen Krise beleuchten und widmet sich dem Thema EURO. Auch aus dem Südosten
Europas stammt die Familie des inzwischen renommierten Autors NURAN
DAVIS CALIS, den trailer mit seinem Buch DER MOND IST UNSERE SONNE
und seinem Bühnenstück NEXT GENERATION am Bochumer Schauspielhaus
vorstellt. Die KAMMERSPIELE BOCHUM bieten ebenso Interkulturelles. In
der Choreographie DER VERLORENE DRACHE trifft moderner Klassischer
Tanz auf Breakdance. Die Verbindung von Klassik und Jugendkultur wird
auch musikalisch in diesem Monat gesucht. Frank Zappa ist inzwischen reif
für viel Harmonie. Der Intendant der PHILHARMONIE ESSEN, JOHANNES
BULTMANN, gibt im Über Tage-Interview Auskunft über die Brücken zwischen Klassik und Moderne und die Brücken zwischen den Konzerthäusern
der Region. Kunst und Klang verbindet die Ausstellung CHRISTINA KUBISCH
– DICHTE WOLKEN im Dortmunder U. Der Besucher wandelt mit Kopfhörern
durch einen überdimensionalen Synthesizer, bestimmt mit seinen Bewegungen und Wegen die ihm zugeleiteten Geräusche.
www
Foto: Karoline Bofinger
Film
Weit gefehlt. Vor Tagen musste ich nach Dresden und hatte dann auch
noch abends Hunger. Fatal. Ich betrat eine chinesisch anmutende Gaststätte. Goldener Buddha in der Ecke. An den Wänden hing teils lose eine
seiden wirkende Tapete mit Schlangen drauf. Rote Laternen baumelten als
Beleuchtung vor den Fenstern. Hinterm Tresen stand ein mürrischer massiger Sachse, schnitt Fleisch von Drehspießen. „Chinesisch ist hier nicht.
Gyros oder Döner?“, bellte er mich an. Ich entschied mich für eine Hawaiipizza, um zumindest die Ahnung von fernöstlichem Geschmack im Gaumen
verspüren zu können. Und ich dachte, die ölüberschwemmte Teigkreation
vor mir, wehmütig an meine letzte Reise nach Dortmund. Gegenüber vom
U kehrte ich in ein Schnellrestaurant der besonderen Art ein. Im HEXENKESSEL gibt es liebevolle Currywurst mit selbstgemachtem Ketchup, dekoriert mit frischer Petersilie. Superlecker alles und in lustigem Ambiente.
Dazu eine freundliche Gastronomin. Die Pommesbude der Siebziger Jahre
wurde hier erfolgreich strukturgewandelt. Solange so etwas wie der Hexenkessel in Dresden nicht eröffnet wird, befürchte ich, muss es weiterhin den
Soli geben.
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Der November ist für die Kinolandschaft im Ruhrgebiet Festivalmonat. Das
22. KINOFEST LÜNEN verwandelt das Dorf meiner Jugend mal wieder für
vier Tage in ein Cannes an der Lippe. Nostalgische Gefühle werden auch bei
BLICKE – 19. FILMFESTIVALS DES RUHRGEBIETES zu Tage gefördert, wenn
unter anderem Super-8-Filme über die Leinwand zappeln.
Zu guter Letzt sei noch das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms STOFFE – DUISBURGER FILMWOCHE 35 empfohlen. Mehr Film in
einem Monat geht kaum.
LUTZ DEBUS
Jürgen Vogel
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Thema
Bauer oder Banker - wer verbrennt den Euro?, Grafik: Sven Siebenmorgen
Euro oder Ruhrtaler?
Die Krise der Gemeinschaftswährung hat auch etwas mit uns zu tun
Der Bürgermeister von Düsseldorf schäumt vor den Pott mit Europa. Der kleine und der große
Wut. Wenn Oberhausen nicht bald seine Finan- Schmelztiegel sollten sich gegenseitig inspirieren.
zen in Ordnung bringt, dann muss jene Stadt Ein großer Unterschied ist trotzdem auszumachen.
eben wieder ihre alte Währung einführen. In der Während das Ruhrgebiet über eine übergeordMetropole am Rhein möchte man nicht weiter nete Regierung verfügt, ist Europa mit einem fast
machtlosen Parlament,
für die Misswirtschaft
trailer-Thema im November:
einer fast machtlosen
an der Emscher bezahEuropäischen Kommislen, heißt es in einer
sion und einigen egogeharnischten PresseDie Eurokrise ist in aller Munde. Kein Tag vergeht, an
manischen Regierungserklärung. Und wenn
dem uns die Medien, seien es Fernsehen, Radio, Internet
chefs ausgestattet. Die
Dortmund,
Bochum,
und Zeitungen, nicht mit finanziellen SchreckensmelVereinigten Staaten von
Essen und Duisburg
dungen aus unseren Bündnisstaaten konfrontieren. WelEuropa, eine Fiktion, die
nicht aufpassen, dann
chen Einfluss aber hat die Krise auf die Menschen hier
im Ruhrgebiet, auf die heimische, exportorientierte Wirtin der Nachkriegszeit
droht denen das gleiche
schaft? Und beispielsweise auf die hier lebenden Griefür viele eine AlternaSchicksal. In Oberhauchen, wie stehen sie zur Lage in ihrem Herkunftsland?
tive zur Kleinstaaterei
sen wurde inzwischen
war, verliert an Strahlein Drittel der Stadtbediensteten entlassen. Gleichzeitig wurden alle kraft. Das Böse – diese Tendenz ist in politischen
kommunalen Steuern drastisch erhöht. Doch und ökonomischen Krisenzeiten oft zu beobachten
all diese Maßnahmen greifen nicht. Durch den – findet der Deutsche jenseits seiner Staatsgrenze.
massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Der faule Grieche, der korrupte Italiener, der unAbwanderung der letzten großen Firmen wächst terentwickelte Portugiese, der bankrotte Spanier,
sie alle bedrohen unsere stabile Wirtschaft.
das Haushaltsdefizit rapide.
Natürlich ist diese Vision eines auseinanderfallenden Nordrhein-Westfalens fast frei erfunden.
Würden wir aber ein geeinigtes Europa als genau- „Wie Monopoly: Du hast kein Geld mehr,
so eine Selbstverständlichkeit begreifen wie eine und der Nachbar baut auf der Schlossallee
geeinte Region und eine geeinte Nation, Politiker ein Hotel“
würden gar nicht auf die Idee kommen, südeuro- Hört man sich bei Menschen aus dem Ruhrgebiet
päischen Ländern unsere Hilfe zu verweigern, den um, die aus südeuropäischen Ländern stammen,
Staatsbankrott zu empfehlen oder sie aus der ge- erhält man aber ein differenzierteres Bild. Natürmeinsamen Währung auszuschließen. Warum also lich gibt es auch innerhalb jenes Personenkreises
ist das Modell NRW nicht auf den Euro-Raum zu Menschen, die über die Verhältnisse am Mittelübertragen? Der Gedanke eines geeinten Europas meer klagen. Korruption, Steuerhinterziehung, ein
verliert in weiten Teilen der Bevölkerung und auch aufgeblähter Staatsapparat, all diese Gründe für
bei vielen Politikern bei wachsenden Schwierig- die Schuldenkrise in den südeuropäischen Staaten
keiten weiter an Zustimmung. Dabei macht es das werden auch von vielen Menschen, die von dort
Ruhrgebiet seit Jahren und Jahrzehnten vor. Das stammen, gesehen und oft sogar noch vehementer
Nebeneinander verschiedener Lebensstandards kritisiert. Aber auch andere Gründe für die dround kultureller Identitäten ist zwischen Duis- henden Staatspleiten werden vorgebracht. Den
burg und Dortmund Realität. Schon während des Gesprächspartnern ist eines allerdings gemein, sie
Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 verglich man wollen nicht mit ihrem Namen zitiert werden. Zu
Der Euro
www
5
groß ist wohl noch immer die Scham der einstigen
Arbeitsemigranten und deren Nachkommen, ihr
einstiges Gastland, in dem sie jetzt heimisch geworden sind, offen zu kritisieren. Ein Dortmunder
Pizzeria-Besitzer gibt zu bedenken, dass Deutschland in Sachen Korruption in den letzten Jahren
gut aufgeholt hat. Vielleicht ist das kleine Bakschisch über den Amtstresen hier nicht so verbreitet wie in Sizilien, die Schmiergelder fließen, wenn
sie denn fließen, in Strömen – so seine Einschätzung. Gerade in der Rüstungsindustrie würden
zur politischen Landschaftspflege Millionen unrechtmäßig ihren Besitzer wechseln. Und gerade
die Griechen, verteidigt der gebürtige Bochumer
mit italienischen Wurzeln seine Nachbarn auf der
anderen Seite des Ionischen Meeres, hätten nicht
zuletzt so ein horrendes Staatsdefizit, weil sie
so viele Panzer aus Deutschland gekauft haben.
„Kraus-Maffei, Rheinmetall, denen ermöglichen
wir Steuerzahler nun, dass sie ihre Rechnungen
bezahlt bekommen.“ Ein türkischstämmiger Kaufmann aus Essen freut sich zunächst einmal etwas
hämisch über die Probleme, mit denen gerade
Griechenland zu kämpfen hat. Froh ist er, dass
die Türkei nicht in der Europäischen Union ist und
auch nicht in der Euro-Zone. „In Istanbul boomt
die Wirtschaft, und in Athen werden die Rollläden
runtergelassen.“ Dann aber wird der Geschäftsmann doch nachdenklich. „Es erinnert an das
Ende eines Monopoly-Spiels. Du hast kein Geld
mehr, hast alles verkauft oder verpfändet, und
dein Nachbar baut auf der Schlossallee ein Hotel.
Du hast keine Chance mehr.“ Ein gebürtiger Pole
aus Duisburg, dessen Heimatland ja noch nicht im
Euro-Raum gelandet ist, erinnert an die Schwierigkeiten der deutschen Vereinigung. „Wir haben
Milliarden in den Osten gepumpt. Und nun wollen
wir die Krisenstaaten im Süden im Stich lassen?“
Vielleicht sollten die Politiker in Berlin und Brüssel
mal durchs Ruhrgebiet touren. Inspirationen sind
hier an jeder Ecke zu haben.
LUTZ DEBUS
Thema
Allein gelassen in der Ägäis?, Foto: Francis Lauenau
Das Online-Hellas
Dimitrios Zachos betreibt eine Internetplattform für Griechen in Bochum
Kein Vorwurf an das Deutsche Bergbaumuseum,
die Jahrhunderthalle oder das Planetarium – doch
seit über 20 Jahren macht Dimitrios Zachos (55) in
Bochum als kundiger Reiseberater nicht nur seinen griechischen Landsleuten lieber die Sehenswürdigkeiten der historisch bedeutsamen Nation
rund um den Olymp schmackhaft. Ob kulturell geprägte Rundreise, modernes Insel-Hopping oder
Mitsegel-Touren durch die weißblaue Inselwelt
der Ägäis – der Tourismus-Profi hat unter seiner
Website www.griechenlandabc.de für jeden individuellen Wunsch eine häufig von ihm selbst erprobte Empfehlung parat. Daneben verantwortet
der Diplom-Ingenieur, der einst an der Universität
Essen studierte, als freiberuflicher Herausgeber
gleich zwei Online-Portale, die sich speziell an
Menschen mit griechischem Hintergrund richten.
So betreibt der große Fan des runden Leders im
Verein SV Hellas Bochum e.V. seit Herbst 2005
das jeden Dienstag aktualisierte Sportmagazin
www.ellassport.de mit News von Vereinen wie
Aris Wesseling oder Makedonikos Nürtingen.
Als Vorsitzender der „Interessengemeinschaft
griechischer Sportvereine in Deutschland“ hatte
Zachos in diesem Jahr das lobenswerte Bündnis
sogar auf Einladung im Bundeskanzleramt persönlich präsentiert.
Einen noch deutlich höheren Anspruch verfolgt
die Internet-Plattform „ellasnet.de - Das Magazin
der Griechen“. Sie versteht sich als Förderer einer
Gesellschaft selbstverantwortlicher griechischer
Bürger in Nordrhein-Westfalen. Das schrittweise
ausgebaute Informationsnetz soll die griechischen
Verbraucher anhand von persönlichen Profilen
vor falschen Angaben und mangelhaften Dienstleistungen schützen. Besonders hilfreich sind die
Adressenlisten von griechischen Vereinen, Gemeinden, Kirchen, Betrieben oder Dienstleistern.
„Einige Vollidioten drohen,
unsere deutschen Freunde zu verstimmen“
Für seine Wahlheimat legt sich der engagierte Unternehmer gerne ins Zeug: „Gerade wir Griechen in
Deutschland haben seit den frühen 1960er Jahren
ohne Günstlingswirtschaft, nur durch Fleiß und
Arbeit eine Anerkennung oder einen zufriedenen
Grad an Wohlstand erreicht. Dabei sind über die
Zeit neben einer vertrauensvollen Zusammenarbeit sehr viele feste Freundschaften entstanden.“
Vom aktuellen Chaos zu Füßen der Akropolis
distanziert sich Zachos deshalb mit deutlichen
Worten: „Es ist an der Zeit, dass wir Griechen
auf einige niveaulose Bilder reagieren, auf denen
einige Vollidioten oder Chaoten in Griechenland
unsere deutschen Freunde zu verstimmen drohen
– sie treffen damit auch uns.“ Der Experte für den
Fußball-Abonnementmeister Olympiakos Piräus,
Champions-League-Gruppengegner von Borussia
Dortmund, lässt an dieser Minderheit kein gutes
Haar: „Von Griechen, die in braunen Anzügen auf
den Straßen von Athen nun Deutschland schmähen wollen, distanzieren wir uns ausdrücklich. Es
zeigt sich, dass finanzielle und existenzielle Not
auch bei Söhnen so großartiger Philosophen den
Durchblick blockiert.“.
CHRISTIAN WERTHSCHULTE
www
„Die Zukunft liegt im Euro“
Christof Lützel über Euro- und Bankenkrise aus Bochumer Sicht
trailer: Herr Lützel, haben Sie Heimweh nach sicher angelegt ist, dann bei uns. Die Bereiche,
in denen wir Kredite vergeben, also zum Beispiel
der D-Mark?
Christof Lützel: Nein. Nach neuesten Umfragen ökologischer Landbau, Naturkostläden, regenerawünschen sich zwar über 50 Prozent der Bundes- tive Energien, Wohnprojekte, sind alles Wachsbürger die D-Mark zurück. Wenn man nun aber tumsmärkte.
wieder in die Kleinstaaterei zurückfallen würde,
Wurde aus der jüngsten Fiwären diese Menschen schnell
„Bei anderen Banken
nanzkrise also nichts gelernt?
belehrt. Wir leben in einer glowurde nach 2008 noch
Es hätte sich viel in der Fibalisierten Welt, in der China, Inmehr gezockt“
nanzwelt ändern müssen. Aber es
dien und weitere Staaten immer
wichtiger werden und Europa wirtschaftlich an hat sich kaum etwas geändert. Von neuen KolleBedeutung verliert. Die Zukunft liegt im Euro, al- gen, die zuvor bei anderen Banken gearbeitet haben, höre ich, dass dort nach 2008 noch mehr gelerdings in einem stabilen Euro.
zockt wurde, um die Verluste wieder reinzuholen.
Hat die GLS-Bank in Südeuropa Investitionen Wir stehen also drei Jahre nach der Finanzkrise
noch immer am selben Punkt. So gibt es zum Beiin den Sand gesetzt?
Unser Geschäftsmodell unterscheidet sich von spiel noch immer keine Finanztransaktionssteuer.
dem anderer Banken und funktioniert hervorragend. Wir haben weder jetzt noch im Jahr 2008 Kann der Einzelne etwas tun, wenn Politiker
Geld verloren. In den fast 40 Jahren unseres Be- versagen?
stehens hatten wir im Kreditbereich keine nen- Der Verbraucher hat eine noch immer unternenswerten Ausfälle. Wenn überhaupt noch Geld schätzte Macht. Sie können gesunde Kleidung
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46
kaufen, gesundes Essen kaufen – und sie können zu einer guten Bank gehen. Und natürlich kann jeder selbst politisch handeln. 2008
konnte man sich noch nicht vorstellen, wie die
Krise auf den Normalverbraucher durchschlägt.
Jetzt demonstrieren die Menschen in New
York und Washington. Vielleicht schwappt diese Bewegung nach Europa rüber. Wer weiß ….
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Christof Lützel ist Pressesprecher der GLS-Bank in Bochum.
Foto: GLS-Bank
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www
Über Tage
Steht für ein breitgefächertes Konzertangebot: die Philharmonie Essen, Foto: Sven Lorenz
„Ohne Kultur keine Zukunft!“
Johannes Bultmann über John Cage, Frank Zappa und das Ruhrgebiet
trailer: Herr Bultmann, ist die Musik, die Sie Wir drohten zu verstauben?
Europa litt hier tatsächlich unter seiner Traditianbieten, nur etwas für ältere Leute?
Johannes Bultmann: Ich glaube nicht. Unser on, denn diese kann auch eine Last werden. John
Programm deckt ein breites Spektrum ab. Wir Cage interessierte sich nicht, was zuvor in Europa
bieten Klassik, Jazz, Neue Musik, Operette bis hin geschah. Es sagte: „Ich bestimme nichts mehr.
zum Hip Hop und sprechen so alle Altersschich- Alles ist Zufall.“ Ob an dem Abend tatsächlich
ten und auch alle Gesellschaftsschichten an. das Stück von ihm gespielt wird, das angekündigt
Natürlich haben junge Menschen eher weniger war, ob ein Pianist spielt oder drei, ob ein halbes
oder ein ganzes Orchester
Zugang zur Klassischen Musik. Es
„Cage zog auf Sternenkarten
spielte, ob die Noten auf den
liegt an uns, Ideen zu entwickeln,
Linien. Wo ein Stern auf
Kopf gestellt werden, Cage war
wie man versucht, junge MenNotenlinien traf, schrieb er
offen für viele Experimente.
schen mit Klassik in Berührung
eine Note auf“
Cage zog auf Sternenkarten
zu bringen. Da sind wir aber sehr
fünf Linien, und dort, wo ein
kreativ, neue Wege zu gehen.
Stern auf die Notenlinien traf, schrieb er eine
Note auf. Hinter dieser Aleatorik, die das krasse
Hip Hop goes Beethoven?
In der neuen Spielzeit haben wir zwei Cluban- Gegenteil dessen war, was in jener Zeit in Europa
gebote. Bei einem arbeiten wir mit dem Sender entstand, stecken, obwohl man zunächst ProWDR EINSLIVE zusammen. Es trifft im Juni 2012 fanes vermutet, hohe philosophische Gedanken.
das WDR-Sinfonieorchester mit DJ Larse zu- Es geht um die Freiheit des Individuums.
sammen. Und bereits im Februar treffen die Hip
Hopper Miki & Curse auf die Bergischen Sympho- Sie erwähnen auch Frank Zappa. Ist Zappa
niker. Hemmschwellen werden so abgebaut. Wir nicht zu ordinär für so ein Hohes Haus wie den
wollen mit unserem Programm nicht ausgrenzen, Alfried Krupp Saal? Ich möchte manche seiner Texte an dieser Stelle nicht auf Deutsch
sondern integrieren.
zitieren …
Aber auch innerhalb der Klassik widmen Sie Zappa war zu seiner Zeit sicher ein Provokateur.
Heute aber kann man nicht mehr provozieren,
sich der Neuen Musik?
Über Jahrhunderte herrschte bei der E-Musik ein weil bereits mehr oder weniger alles gemacht
Eurozentrismus. Die meisten Komponisten kamen wurde. Die großen internationalen Ensembles,
aus Mitteleuropa. Der deutschsprachige Raum die sich an zeitgenössischer Musik ausrichten,
war immer ein Zentrum der Klassischen Musik. führen Zappa völlig selbstverständlich auf. Sein
In den USA wurde lange Zeit keine eigene Mu- Werk ist zum Teil noch gar nicht freigelegt. Ich
siksprache im Bereich der E-Musik entwickelt. meine nicht die Rock-Stücke, sondern seine
Erst ab 1950 bildete sie sich dort mit John Cage, „klassischen“ Kompositionen, die teilweise noch
der einen starken Einfluss auch auf Europa hat- für Orchester umgeschrieben werden müssen.
te. Später kam die Minimal Music von Reich und
Adams, und nicht zu vergessen ist Frank Zappa, Sind Sie froh, kein eigenes Orchester zu haben?
der Grenzgänger war und Grenzen überschritten Ein eigenes Orchester zu haben, hat Vor-, aber
hat. Diese vier Komponisten stellen wir in den auch Nachteile. Ich kann mir für alle Ideen, die
Mittelpunkt unseres Festivals „NOW! AMERICA“. mir im Kopf umherschwirren, weltweit die entWir wollen damit thematisieren, dass ab der Mit- sprechenden Spezialensembles und Dirigenten
te des letzten Jahrhunderts der Europazentrismus zusammensuchen und engagieren. Wenn ich ein
in der E-Musik überwunden wird und der alte Orchester habe, ist die Palette nicht ganz so bunt.
Kontinent das erste Mal Einflüsse von außen erhält. Die Neue Musik, wie sie sich nach dem Krieg Wie sieht es mit der Koordination mit und unin Europa entwickelt hat, war eine sehr rationale, ter den Nachbarstädten aus? Gibt es bereits
kopflastige Musik. Freie Kompositionsprozesse die Metropole Ruhr?
spielten keine Rolle.
Das Ruhrgebiet muss sich in Zukunft als Einheit
www
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begreifen. Daran führt kein Weg vorbei, obwohl
dies sicher ein langer und schwerer Prozess sein
wird, dorthin zu kommen. In der Region haben wir
eine weltweit wohl einmalige Dichte an Konzerthäusern: von der Tonhalle in Düsseldorf über die
neue Mercatorhalle in Duisburg, die Philharmonie
in Essen, das zukünftige Konzerthaus in Bochum
und im Osten das Konzerthaus Dortmund. Entscheidend ist, diese Häuser so zu positionieren,
dass das eine mit dem anderen leben kann. Es
gibt unterschiedliche Konzepte. Während die
Mercatorhalle und das Konzerthaus in Bochum
Heimat des jeweils eigenen Orchesters sein sollen, sind die Tonhalle, das Konzerthaus Dortmund
und auch wir in Essen eher Häuser, die primär
eine internationale Konzertplanung betreiben.
Insgesamt sind wir im Ruhrgebiet gut aufgestellt.
Wenn dies Finanzminister und Kämmerer hören, wollen sie bestimmt Ihre Etats kürzen.
Solange es Menschen gibt, die in Internetforen,
in Leserbriefen und an Stammtischen fordern, die
Kulturetats zu kürzen, ist das für mich ein Indiz
dafür, noch nicht genug Kultur anzubieten. Denn
auch diese Menschen müssen wir erreichen. Zivilisierte Gesellschaften konnten sich nur entwickeln, weil sie ihre Kultur förderten. Ohne Kultur
gibt es keine Zukunft!
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Johannes Bultmann ist Intendant
der Philharmonie Essen.
Foto: Sven Lorenz
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Gr
Innovation
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it
Se
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Kleinwind vor Himmelblau: RWE probiert seit 2009 zwei geräuscharme „Quiet Revolution 5“ auf dem Essener ETEC aus, Foto: RWE Innogy
Zeit, dass sich was dreht
Kleinwindanlagen haben mit vielen Problemen zu kämpfen
Windenergie soll bei der Stromerzeugung in NRW
eine deutlich größere Rolle spielen, wünscht sich
nicht nur Umweltminister Johannes Remmel. Der
Fokus liegt dabei auf Großanlagen. Doch angesichts des tragischen Scheiterns eines Großwindrades im Bochumer Norden fragt man sich: Geht
es vielleicht auch kleiner?
Auf Youtube ist er zu sehen: der Präsident der WeltWindenergie-Agentur, Dr. Anil Kane, wie er 2009 in
Husum die kühne Prognose wagt, in zehn Jahren
werde sich „auf jedem Hausdach in Deutschland
eine Kleinwindanlage drehen“. Man hört die Botschaft gern. Erstens ist dezentrale Energieerzeugung bei umweltbewussten Bürgern und kommunalen Stadtwerken grundsätzlich gut aufgehoben.
Und jede aus regenerativer Quelle fließende Kilowattstunde schützt das Klima des Planeten, den
man irgendwie lebenswert weiterreichen möchte.
Statt großer Propeller mit einer Gipfelhöhe
von 150 Metern, für die genehmigungsfähige
Standorte im Revier dünn gesät sind, also besser
Schwärme von kleinen Erzeugern? Die zwar nur
ein Promill bis ein Prozent der großen „Brüder“
leisten, dafür aber an tausenden Orten? Interessante Fragen, die die ersten Energieversorger in
der Region zu beantworten suchen.
Beispielsweise ELE, die Anfang September einen
5-kW-Rotor im Bottroper Gewerbegebiet aufstellte. Oder RWE Innogy. Der Grünstrom-Ableger des Energie-Multis hat sich mit ein bisschen
Risikokapital an dem britischen Hersteller „Quiet
Revolution“ beteiligt. Von der Insel stammt eine
4,6-kW-Mikroturbine, deren Blätter sich als „Horizontalläufer“ um eine aufrechte Achse drehen
– mithin an einen Rührquirl erinnern, den man
in die Bohrmaschine einspannt. Derzeitiger Tarif: etwa 35.000 Euro. Zwei Rotoren dieses Typs
stellte RWE zum Kulturhauptstadtjahr aufs Dach
des Essener ETEC. Der prominente Ort an der A40
war, so räumt Innogy-Sprecher Konrad Böcker
ein, mehr der Sichtbarkeit denn einer großen
Windausbeute verpflichtet.
Und wie lief’s? „Sie taten bisher, was sie tun
sollten“, sagt Böckers Kollege Thomas Drabik,
„aber das Produkt Kleinwind ist noch nichts für
die breite Masse. Unter einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde (das ist
Windstärke 3) braucht man sie nicht aufzustellen. Bei 5 m/s kommt man allerdings auf eine
Jahresleistung von 4.000 Kilowattstunden.“ Das
entspricht dem Verbrauch einer Fünf-PersonenFamilie. In NRW gebe es durchaus Standorte mit
so gutem Wind: das Kölner Umland beispielsweise oder auch das Münsterland.
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Den erzeugten Strom wie bei der Photovoltaik
ins Netz zu liefern, lohnt nicht. Denn auch nach
Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
werden Heim-Windräder fürs Einspeisen mit 9,2
Cent pro Kilowattstunde abgespeist. Zum Vergleich: Eine Solaranlage mit 5 kW Leistung kostet
aktuell etwa 13.000 Euro und produziert jährlich
mindestens 4.000 Kilowattstunden, die aber mit
dem Dreifachen vergütet werden.
ELE-Monteure errichten in Bottrop einen Horizontalläufer,
Foto: Tom Jost
Trotzdem laufen in Deutschland nach Schätzung des „Bundesverbandes Kleinwindanlagen“
etwa 10.000 Rotoren mit Leistungen zwischen
200 Watt und 25 Kilowatt. Darunter etliche
Bastlermodelle, aber auch halb-industriell gefertigte Maschinen wie die „Aircon 10 S“, die
man gewöhnlich auf einen 18-Meter-Gittermast
schraubt. Manch ein Eigner möchte sich so ein
Stück Autarkie sichern, manch ein Landwirt kann
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den erzeugten Strom voll in der Milchkühlung
unterbringen. „Doch gut die Hälfte der Anlagen“,
schätzt Deutschlands „Kleinwind-Papst“ Uwe
Hallenga, „läuft ohne Genehmigung.“
Ihre Baubehörde haben etliche Klein-Windmüller
nämlich als Bremser am Siegeswagen erlebt. Da
werden Gutachten zu Lärm- und Vogelschutz
gefordert, es kommen Flächennutzungsplan
oder gar der Denkmalschutz in die Quere. Und
schließlich kann der rotierende Propeller dem
lieben Nachbarn ein Dorn im Auge sein. Mangels
einer bundesweiten Regel würden Baufachämter kalkulierbar skeptisch bis feindlich reagieren,
kritisieren Fachleute wie Bernd Kammeyer vom
RSW-Rotorvertrieb Nord Energy, der rotierende
Horizontalläufer mit Werbebeschriftung vermarktet: „Wenn ich zum Bauamt gehe, dann sage
ich, dass ich eine Werbeanlage aufstellen will.
Und erst beim Rausgehen füge ich leise hinzu:
Das Ding produziert übrigens auch Strom.“ In der
neuen Düsseldorfer Verordnung zur Windnutzung tauchen Kleinwindanlagen jetzt wenigstens
redaktionell auf.
Freilich stellen sich auch Hersteller selbst ein
Bein. Diverse Maschinen aus Kleinserien weisen Konstruktions- oder Materialmängel auf
und besitzen nach zwei Herbststürmen nur
noch Schrottwert. Ihre Leistungsdaten kommen
aus dem Windkanal oder Rechner, haben aber
mit der Realität kaum zu tun. Erst ganz wenige Rotoren sind TÜV-zertifiziert. Und obwohl
kein deutscher Hersteller beteiligt war, liegt der
Branche der berüchtigte „Zeeland-Test“ schwer
im Magen. Im holländischen Schoondijke liefen zehn Rotoren über zwei Jahre im FreilandVergleich nebeneinander. Schlusslicht war eine
37.000-Euro-Maschine, die innerhalb eines
Jahres 485 Kilowattstunden Strom erzeugte. In
Deutschland hätte man dafür 44,62 Euro Einspeiseerlös erzielt.
Baumängel, Genehmigungshürden, mangelnde
Rentabilität: Kleinwindanlagen können als „Insellösung“ neben der Almhütte sinnvoll sein – in
der Praxis wird Dr. Kanes Wunschvorstellung so
schnell wohl kaum Realität. Zeit also, dass sich so
einiges dreht.
TOM JOST
Theater Ruhr
Die klassische Tänzerin Szu-Wei Wu im Sandkreis der Traurigkeit, Foto: Diana Küster
Die Menschen sind Sandkörner
„Der verlorene Drache“: Malou Airaudo in den Bochumer Kammerspielen
Sieben weiße Türen, dahinter metallischer Stangenwald, langsam rieselt
Sand auf den Boden. Das Stundenglas leert sich. Anders als bei
Flüssigkeiten strömen die Sandkörner gleichmäßig. Zeit zum Nachdenken,
reflektieren, sammeln. Wer gedacht hatte, dass Malou Airaudo bei ihrer
zweiten Choreografie mit dem Herner Tanztheater Renegade in den
Bochumer Kammerspielen wieder ein Feuerwerk abbrennen würde, wurde
großartig überrascht. Das Stück „Der verlorene Drache“ ist eine Hommage
an die vergehende Zeit, unaufgeregt, bewegungsstark und mächtig in der
Leere. Den Titel habe sie in einem Café aufgeschnappt, sagt Airaudo im
Interview. An Feuer und Energie habe sie das erinnert; mir schwebte
während der Performance eher das Bild des im Baum hängenden
Papierspielzeugs vor Augen, das verloren scheint, obwohl es eben noch der
Herrscher der Lüfte war. Traurigkeit ist eines der ganz wichtigen Elemente,
mit denen das Tanztheater spielt. Malou Airaudo, einst Tänzerin bei Pina
Bausch, hatte mit „Irgendwo“, einer Tanzorgie auf Holzkästen, im letzten
Jahr einen Publikumsrenner. Damals galt es als Wagnis, die B-Boys in eine
klassische Choreografie einzubauen. Doch das ist eigentlich nie geschehen.
Airaudo kreierte eine ziemlich ungewöhnliche Melange aus beiden Stilen,
die dann sogar als neue Tanzform gefeiert wurde.
Die neue Bühne hätte auch bei Pina Bausch in der Wuppertaler Oper stehen können, Türen sind eben auch Portale für Zwischenwelten und mythische Wege in menschenleere Ödnis. Die Choreografie lebt von den stillen,
sehr wirksamen Bildern, in denen sich die Tänzer bewegen, sie wiederholen Bewegungen seriell auf dem Boden über den Türen, gruppieren sich
um, bilden Paare oder Gruppen, während unten auf dem Parkett getanzt
wird. Es ist die sonderbare Mischung aus moderner Klassik und innovativem Breakdance, die den Reiz dieser magischen Stunde Theater ausmacht.
Eine Klammer für die eigentlich gar nicht vorhandene Geschichte vom
Drachen ist der Popping-Spezialist Christian „Robozee“ Zacharas. Er
bewegt sich im Stakkato eines Stroboskops über die Bühne und braucht
dafür nicht einmal Licht. Seine mechanischen Bewegungen kontrastieren
die anderen Tänzer, gestatten aber auch Überleitungen in neue Bilder, wo
die Bewegungen eher fließen oder die Akrobatik die Oberhand behält.
Insbesondere die grundsätzliche Widersprüchlichkeit, die durch die beiden
unterschiedlichen Tanzstile erzeugt wird, hält die Inszenierung in Bewegung und die Spannung hoch. Es ist ein Kommen und Gehen zwischen den
sieben Türen, die nicht nur Bühnenbild, sondern auch Spielfläche sind und
optischer Reiz. Das Licht wechselt sparsam, ändert sich wie im Lauf der
Jahreszeiten, während die Tänzer wie Siebengestirne die vergehende Zeit
vermessen. Das schönste und magischste Bild entsteht aber, wenn ein
großer Stein in die Mitte der Arena gebracht wird. Dient er anfangs noch
als Requisit für tänzerische Balance-Akte, wird er danach erst zum
Mittelpunkt eines geharkten Zen-Gartens, mutiert dann mit Hilfe des
Rechens endgültig zum Schallplattenhalter eines Spielers. Das ist ein phänomenaler Regieeinfall, der gleichzeitig auch den Spannbogen darstellt, in
dem das Stück angelegt ist. Danach wird die Fläche wieder zerstört, wie
ein Mandala, das Mönche nach wochenlanger Arbeit der Natur zurückgeben. Am Ende findet jeder Protagonist seine Tür, die er mit den Füßen im
gemeinsamen Rhythmus bewegt. Das Licht geht aus, der Beifallssturm
beginnt.
www
PETER ORTMANN
„Der verlorene Drache“
Mi 9.11. 19.30 Uhr
Kammerspiele Bochum
0234 33 33 55 55
10
10
Cool. Unsere Grugahalle
05 | 11 | 2011
Mario Barth
„Männer sind peinlich,
Frauen manchmal auch!“
12 | 11 | 2011
Presseball Rhein Ruhr
Glanzvolle Premiere
16 | 11 | 2011
Paul Panzer
„Hart Backbord – Noch
ist die Welt zu retten!“
26 | 11 | 2011
Subergs Ü-30 Party
Der Party-Spaß
03 | 12 | 2011
21. Oldie Night
u.a. mit Racey, T. Rex,
Dozy, Beaky, Mick & Tich
07 | 12 | 2011
Beatsteaks
Boom Box Tour
10 | 12 | 2011
Stille Nacht
Weihnachten mit Mitgliedern
der Kelly Family
11 | 12 | 2011
JMC Christmas Tour
Stars singen bekannte Weihnachtslieder
www
DER R OSE N KAVA L I E R
VON RIC H A R D STR AU SS
Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Anselm Weber
Bühne Thomas Dreißigacker
Kostüme Bettina J. Walter
Choreinstudierung Alexander Eberle
Wiederaufnahme 12. November 2011
Weitere Vorstellungen 18. November 2011; 8. Januar 2012
K A R T E N & A BOS
T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.theater-essen.de
17 | 12 | 2011
Wise Guys
Wunsch-Tour 2011
29 | 12 | 2011 –
02 | 01 | 2012
Holiday on Ice
mit neuer Show „Speed“
08 | 01 | 2012
Mother Africa
Circus der Sinne
18 | 01 | 2012
Rock meets Classic 2012
Rock-Hymnen im symphonischen
Breitwand-Sound
19 | 01 | 2012
Martin Rütter
„Hund – Deutsch /
Deutsch – Hund“
21 | 01 | 2012
Impact Wrestling Live
TNA Maximum Impact Tour 2012
03 | 02 | 2012
The Musical Box
Lamb Tour 2012
Terminstand: Oktober 2011 . Änderungen vorbehalten
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
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Ganz nah dran
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Premiere
Wie weit geht die Faust des kleinen Mannes, und was will er eigentlich?, Foto: Axel J. Scherer
„Ich möchte, dass viele gute Dinge in meinem Brötchen drin sind“
Dirk Laucke macht am Theater Oberhausen aus seiner Performance „Angst und Abscheu in der BRD“ einen politischen Theaterabend
Seit Sommer 2010 recherchiert der Autor Die Frage ist dann: Gibt es da Schnittpunkte?
Dirk Laucke zusammen mit seinem Mitstreiter
Veganer, Katholiken, Linke. Sie
Matthias Platz in den linken
„Das Stück ist auf keinen
thematisieren auch die Ideologien.
und rechten politischen SzeFall ein Plädoyer, aber es ist
Sind die nicht immer totalitär?
nen der Republik: Im Launatürlich eine Kritik am
Ja. Es gibt aber einen Unterschied.
fe dieser Reise ins Herz der
Mainstream“
Ob ich mir die Welt erkläre wie bei
Deutschen stoßen sie dabei
auf totalitäre Ideologien im Namen des Friedens, den Veganern, dass jedes biologische Wesen geder Arbeit, des Volkes, der Heimat, des Hasses, achtet werden muss, und dass das den Mittelauf revisionistische Sichtweisen der deutschen punkt meines Lebens darstellt, oder wie bei den
Vergangenheit und die Grenzen der Vernunft. Katholiken, dass Gott den Mittelpunkt darstellt,
Festgehalten wird dieses Material auf verschie- dann ist das erst mal jedermanns Privatsache.
denen Tonträgern, Filmmaterialien und in Texten. Totalitär wird es erst, wenn ich explizit versuche,
das auf die gesamte Gesellschaft zu übertragen.
trailer: Herr Laucke, die Piraten ziehen in die Par- Das hat meistens schon was mit Gewalt zu tun,
wie man durchsetzen möchte. Aber man muss
lamente ein. Hat die Linke nun ein Sprachrohr?
Dirk Laucke: Ich kann aus meiner persönlichen Unterschiede machen. Die Menschen in der
Erfahrung sagen, dass auch die Rechten die Pi- Friedensbewegung werden, selbst wenn man da
raten wählen. Ich habe vor zwei Jahren ein Stück psychologische Sehnsüchte nach Aggression unmit Hooligans gemacht, Ultras vom Halleschen terstellen kann, wahrscheinlich nicht die Waffe
FC. Viele von denen waren eindeutig rechts ge- in die Hand nehmen und an der Seite der Taliban
richtet. Weil die NPD ihnen nicht clever genug gegen die Bundeswehr kämpfen, obwohl wir so
erscheint – was ja richtig ist – wählen sie die ähnliche O-Töne haben.
Piraten. Oder die Linkspartei. Wenn das dann
öffentlich wird, kommt erst mal Verwirrung auf. Wo bleibt bei all der Politik die Kunst?
Wie kann es sein, dass Leute, die ganz klar rassi- Für das Theater, das wir hier schon einige Zeit
stisch sind und das im Stadion äußern, sich den machen, schaffe ich abgeschlossene Werke, die
Piraten zuwenden, bei denen man denkt, das sind ich abgebe, und dann zum nächsten gehe. Das
Linke? Da werden Hebel gezogen, Bilder erzeugt, heißt, ich produziere, bin ein Produzent. Das Prodie sich in die Köpfe prägen: Wir sind die Faust dukt hat hoffentlich etwas zu sagen und ist von
des kleinen Mannes, wir stemmen uns jetzt ge- mir ausgestattet mit Inhalten. Natürlich wäre
gen die Unsäglichen da oben. Im linken wie im es blöd, Produkte abzuliefern, die nicht gefallen
rechten Lager wird projiziert auf etwas Undurch- oder in irgendeiner Form nichtig sind. Ich möchschaubares, auf das, was oben ist, und gepocht te, dass viele gute Dinge in meinem Brötchen drin
auf ein natürliches, gegebenes Leben, und dieses sind. Aber Kunst ist keine interventionistische
natürliche Leben muss zu seinem Recht kommen. Maßnahme, durch die jetzt die Welt geändert
Ob das jetzt in der völkischen Einheit oder in die- wird. Es bleibt dem Betrachter überlassen, sich
sem Zusammenhalt besteht, sei es hier oder in in der Rezeption des Theaterstückes Gedanken zu
anderen Ländern, oder in der Fetischisierung des machen. Es ist toll, wenn das passiert, aber wir
Finanzkapitals als ein rächender Ungeist, der von machen kein Agitprop.
bestimmten wenigen Menschen gemacht wird,
und nicht ein großer Komplex, an dem ziemlich Ist der Text „Angst und Abscheu in der BRD“
also ein Plädoyer für den Mainstream?
viele Menschen schrauben.
Nein. Ganz und gar nicht. Der Titel sagt es ja selber schon, man kann auch Angst und Abscheu
Eine Problematik des Theaterstücks?
Das ist erst einmal Bestandteil der Recherche ge- vor dem Mainstream entwickeln. Wir haben zwar
wesen. Viel eindeutiger wird der Zusammenhang, rechte und linke Ideologien untersucht, aber tatwenn Rechte und Linke gegen den Afghanistan- sächlich ist es so, dass sich in einem Großteil der
krieg sind. Die Jungen Nationalisten, die sind Bevölkerung nach 1968 mehr oder weniger linke
gegen den Afghanistankrieg, und die machen für Theorien verfestigt haben. Da kann man ganz klar
die Haltung ordentlich Werbung im Internet. Die sagen, die sind ein Teil des Mainstreams geworLinken sind auch gegen den Afghanistankrieg. den. Wie beispielsweise die Aussage: Die USA
12
www
sind scheiße. Was auch immer damit gemeint ist.
Das Stück ist auf keinen Fall ein Plädoyer, aber es
ist natürlich eine Kritik am Mainstream.
Ist die breite Masse, der allgemeine Spießer,
nicht eher mit der rechten Ideologie vertraut?
Der allgemeine Spießer macht den Aufstand der
Anständigen mit. Wir waren auch in Dresden am
13. Februar, wo immer wieder dieser Naziaufmarsch stattfindet, und wo sich immer wieder
Gesamt-Dresden dagegenstellt. Natürlich sind
nicht nur die bürgerliche Mitte von der CDU über
die Kirchen, auch die Antifa und sonst welche
Gruppen gegen die Nazis. Innerhalb dieser Gruppen funktionieren aber zum Teil geschichtsrevisionistische Ideen, dass man beispielsweise trotz
des Widerstands gegen die Nazis der deutschen
Opfer gedenken möchte. Da vermischt sich das
total. Natürlich sind alle gegen Nazis, aber es gibt
total rechte Elemente, die da bei den Gegendemonstrationen mitlaufen.
Hörspiel, Performance, Theaterstück – welches
Medium ist am wirkungsvollsten?
Das kann man so nicht sagen. Jedes Medium hat
für sich eine eigene Qualität. In der Performance,
die wir im Ringlokschuppen gemacht haben, haben wir einen Reisebericht abgegeben. Das war
nicht gestylt. Im Hörspiel spielen die O-Töne eine
sehr massive Rolle. Und im Theaterstück erhält
das über die Schauspieler noch mal eine Fiktionalisierung. Aber ich kann nicht sagen, das ist am
wirkungsvollsten, sondern das sind in einer Linie
gedacht eher verschiedene Stadien.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Angst und Abscheu in der BRD“ I Do 10.11.,
19.30 Uhr (Uraufführung) I Theater Oberhausen
(Malersaal) I 0208 857 81 84
ZUR PERSON
Dirk Laucke wird 1982 in Schkeuditz/Sachsen geboren, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin.
Er gilt als einer der politischen Theaterautoren seiner Generation und erhält 2010
den Dramatikerpreis des Kulturkreises der
deutschen Wirtschaft im BDI. 2011 wird er
mit dem Georg-Kaiser-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt
ausgezeichnet. Das Theater Oberhausen realisiert in einer Koproduktion mit dem Ringlokschuppen Mülheim sein Herzensprojekt
„Angst und Abscheu in der BRD“.
Foto: Karoline Bofinger
KLANGLANDSCHAFT MADAGASKAR
GASY
FEO
13. NOVEMBER 2011, 20 UHR
KLANGLANDSCHAFTEN 2011 | 2012
KLANGLANDSCHAFT TÜRKEI
BIROL
TOPALOĞLU
1. DEZEMBER 2011, 20 UHR
VERANSTALTET VON
AFRIKA & ORIENT
Kulturpartner
NEUN KONZERTE VOM 10. OKTOBER 2011 BIS 27. APRIL 2012
INFOS UND KARTENRESERVIERUNG
www.theater-an-der-ruhr.de | Tel. 0208 . 599 01 88 und an allen bekannten CTS Vorverkaufsstellen | EUR 21,- | 10,- (erm.)
www
Theater Ruhr
„Nibelungen # 9“ in Bochum, Foto: Birgit Hupfeld
„Die Launen der Marianne“ in Dortmund, Foto: Birgit Hupfeld
„Coriolanus” in Essen, Foto: Birgit Hupfeld
Der Rest ist Geschichte Viel Schaum um Nichts Im Netz der Campaigner
„Nibelungen # 9: Ute, die Gute“ in Bochum
„Die Launen der Marianne“ in Dortmund
Shakespeares „Coriolanus“ in Essen
Ute, die Mutter Kriemhilds, Gunthers, Gernots und
Giselhers ist in der Geschichte der Nibelungen die
bescheidene Frau im Hintergrund. Die perfekte
Ehefrau, Königin und Mutter. Sie verkörpert ein
traditionelles Frauenbild. Doch was würde Ute
tun, dürfte sie ihr Leben noch einmal leben?
Die Inszenierung „Ute, die Gute“ von Michael
Lippold in der Rottstraße in Bochum zeigt eben
jene andere Möglichkeit, eine Ute (Karin Moog),
die nicht mehr nur die Gute sein will. Als mumifizierte Königin von Burgund erwacht sie in einem
Kühlschrank zu neuem Leben und beginnt, ihre
Geschichte neu zu erfinden. Eine Geschichte, in
der sie nicht verzichtet, nicht die treu liebende
Ehefrau eines stets abwesenden Ehemanns ist,
sondern die Geliebte ihres Schwagers Hagen. Sie
nimmt ihn sich zum Liebhaber und Spielzeug und
zeugt mit ihm die Tochter Kriemhild, lässt ihn jedoch in Ungewissheit darüber, ob diese sein Kind
ist. Auch das ein Spiel, eine Demonstration ihrer
Macht. Als die bereits gealterte Ute sich in ihrem
Bunker vor dem anmarschierenden Etzel verstecken muss, vergnügt sie sich mit Burgunder Wein
aus dem Tetrapak und verweigert sich den Medikamenten, die aus einem weiteren Kühlschrank
purzeln und sie zur Vernunft bringen sollen; sie
soll verraten, wo der Gürtel Brunhilds versteckt
ist. Doch Ute tut, was sie will, spuckt die Tabletten aus, die man ihr gibt, und statt zu fliehen oder
sich zu ergeben, erwartet sie Etzel und die Gefahr
in aller Seelenruhe. Der richtige Moment für einen
Tanz und Champagner, findet sie. Und so treibt
sie mit ihrer konservierten Schönheit ihr Spiel mit
dem nächsten Mann, Neidhard, dem Sohn Hagens. Den Gürtel in Form einer Schlange überlässt
sie schließlich ihm, nachdem sie ihn damit beinahe zu Tode gewürgt hat – sie lässt ihn entkommen
und nimmt sich selbst das Leben, bevor Etzel sie
ermorden kann.
Wieder einmal zeigt die Inszenierung in der Rottstraße vor allem eins: Die Nibelungensaga ist
(auch) eine Geschichte der Geschlechterrollen,
eine Geschichte starker (und nicht immer guter)
Frauenpersönlichkeiten. Der Aufstand Utes gegen diese ihr zugewiesene Rolle bleibt ein Traum.
Am Ende bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich
erneut zur Leiche zu maskieren und in ihr Grab
zurückzusteigen.
Die Tragikomödie „Die Launen der Marianne“
sollte wohl ein Sturm der Emotionen sein, ist
aber nur einer im Wasserglas geworden, dafür
aber mit extra Schaum. Die Handlung von Alfred
de Musset ist schnell erzählt: Coelio liebt Marianne, vor allem, weil sie so schön ist. Dummerweise ist sie mit einem betagten, eifersüchtigen
Richter verheiratet und erhört sein Schmachten
nicht, was den Jüngling natürlich zu noch heftigeren Liebesschwüren veranlasst. Er bittet seinen Freund, den Lebemann Octave, um Hilfe: Er
soll das Herz der Widerspenstigen für ihn zähmen. Aber wie das nun mal in Komödien so ist,
Octave verliebt sich in Marianne. Und weil es ja
eine tragische Komödie ist, gibt es zum Schluss
keine Hochzeit, sondern eine Leiche, denn da war
ja auch noch ein Ehemann. Diesen alten Liebeswirrwarr lässt Regisseur Jonas Fischer zunächst
ganz einfallsreich beginnen, indem er Cupido die
Protagonisten aus Kisten holen lässt. Der Liebesgott als perfider Puppenspieler arrangiert seine
willenlosen Marionetten und behält die Fäden
auch im weiteren Verlauf in der Hand. Gerade für
die Figur der Marianne wird so eine weitere Bedeutungsebene aufgemacht: eine hübsche Puppe,
von Männern drappiert, eine Projektionsfläche
ohne Eigenleben. Leider wird dieser Ansatz nicht
weiter verfolgt.
Marianne, von Bettina Lieder irgendwo zwischen
Pippi Langstrumpf, Marie Antoinette und Tochteraus-besserem-Hause-Zicke angelegt, bekommt
im Laufe der Inszenierung nicht die Chance, vom
Objekt zum Subjekt aufzusteigen. An einer Stelle reflektiert sie ihre Rolle als Frau und erkennt
sich selbst als Spielball männlich-egozentrischer
Liebe, begreift aber auch ihre Patt-Situation: Gibt
sie der Liebe nach, ist sie eine Schlampe, gibt sie
nicht nach, ist sie ein herzloses Biest. Daraus ließe sich was machen. Jonas Fischer benutzt es als
Gag. Die schöne Zicke erheischt so nur das Mitleid
von Octave. Und ewig manipuliert das Weib. Die
Unmengen an Schaum, die in der Inszenierung
fließen, machen diese alten Kamellen dann auch
nicht mehr frisch. Steht es jetzt für pochende
Emotionen, die buchstäblich überschäumen oder
für rasende, schäumende Eifersucht, hat es überhaupt eine tiefere, symbolische Bedeutung? So
oder so – weniger wäre mehr gewesen.
Caius Martius ist ein Mann der Tat. Keiner, der
gerne viele Worte macht. Als General im Krieg
muss er das auch nicht. Seine militärischen Erfolge sprechen für sich und bringen ihm Ruhm
und Ehre ein. So wird er zum umjubelten „Coriolanus“, dem Feldherrn, der die feindliche Stadt
Corioles quasi im Alleingang eingenommen hat.
Im zivilen Leben aber geht seine Strategie nicht
auf. Um Konsul zu werden, wie es seine ehrgeizige
Mutter für ihn vorgesehen hat, muss er sich vor
dem Volk gut verkaufen. Das liegt ihm nicht. Der
Offizier spricht gerne Klartext und teilt auch gerne
aus. Das kommt nicht gut an und wird schnell zum
Verhängnis. Denn seine politischen Gegner haben
nur darauf gewartet, ihm mit Hilfe einer ganzen
Meute junger eifriger Internet-„Campaigner“ jedes
Wort im Munde zu verdrehen. Der Kriegsheld wird
im mediokratischen Getriebe in Windeseile demontiert; das angestachelte Volk jagt Coriolanus
zum Teufel. Doch diese Niederlage lässt der Kämpfer nicht auf sich sitzen. Aus dem einstigen Vorzeige-Partrioten wird der nun gefährlichste Staatsfeind, der auf Rache und Vernichtung brennt.
Fünf Akte widmete William Shakespeare dem
Aufstieg und Fall des römischen Feldherrn Coriolanus. Zwar ist die Tragödie nicht unbedingt in
Vergessenheit geraten, auf die Bühne schafft sie
es heute allerdings nur noch selten. Das Schauspiel Essen geht das Wagnis ein, mit diesem eher
unpopulären, düsteren Shakespeare ihre Spielzeit
zu eröffnen. „Ich Widerstand“ ist diese überschrieben. Und dazu passend zeigt Regisseur Thomas
Krupa junge „Facebook-Revoluzzer“, die im Namen des Volkes den Umsturz mit Laptop und Internet herbeiführen wollen. Diese Idee allein wäre
noch nicht übermäßig originell. Allerdings liefern
Andreas Jander, Jana Findeklee und Joki Tewes
dazu überaus wirkungsvolle, aufwändig produzierte Videoeinspielungen, die auf drei Seiten der
offenen Raumbühne projiziert werden und die
sich verselbstständigende digitale PropagandaMaschinerie sinnlich erfahrbar machen.
Krupa zeigt in dieser Kulisse eine starke und
schlüssig aktualisierte Inszenierung, ohne dem
400 Jahre alten Text Gewalt anzutun. Letzteres
führt zwar auch dazu, dass die Aufführung mehr
als drei Stunden dauert. Langeweile kommt allerdings in keiner Sekunde auf.
„Nibelungen # 9: Ute, die Gute“ I 25.11., 19.30 Uhr
Rottstr 5 Theater, Bochum I 0163 761 50 71
„Die Launen der Marianne“ I 6.11., 18 Uhr
Schauspielhaus Dortmund, Studio I 0231 502 72 22
„Coriolanus“ I 1.11., 19 Uhr
Grillo Theater, Essen I 0201 812 22 00
ALEXANDRA BRUNDIERS
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Theater Ruhr
„Green Frankenstein & Sexmonster“, Foto: Birgit Hupfeld
„Die Dreigroschenoper“, Foto: Diana Küster
Simone Thoma liest, Foto: A. Köhring
Schau-Spiel für Hör-Spiel
Beefsteak Tartar
Stücke formbefreit
„Green Frankenstein & Sexmonster“
„Die Dreigroschenoper“ in Bochum
Ciulli choreografiert Luigi Pirandello
Abend in Dortmund. Die Jugend stürmt das
Theater. To the late night double feature radio
play, hey, hey, hey, hey. Monstershow von Jörg
Buttgereit. Keine Angst, es ist kein nekrophiler
Horrorabend, aber immerhin ein Loblied auf
die B-Movies der 1960er und 1970er Jahre. Bei
Green Frankenstein prallen in Japan Jack Arnolds „Schrecken vom Amazonas“ (1954) mit
Ishirō Hondas „Godzilla“ (1954) zusammen,
bilden ein neues ökologisches Monster, dessen
Bekämpfung wiederum stark an zeitgenössische japanische Anime-Filme erinnert. Die
Zuschauer sitzen auf Plastikstühlen im kleinen
Dortmunder Studio im Theater und doch im
Kino, allerdings verkehrt herum. Popcorn, Kaltgetränke, alles gibt es an der kleinen Bar auf
der rechten Seite, dummerweise nur für die
Schauspieler. In der Mitte stehen richtige Kinostühle, auch nur für die Mimen. Ein vom Film
transkribiertes Schauspiel findet nicht statt,
nur ein Schau-Spiel für ein Hör-Spiel. Die
überzeugenden Schauspieler hauchen den Radiostimmen Leben ein, der Barkeeper Dieter
Hebben produziert live die Geräusche dazu, die
Texte und Regieanweisungen werden hinter
den Zuschauern eingespielt, was am Anfang zu
lustigen Verrenkungen führt. Buttgereit wird
es freuen.
Im zweiten Teil des Abends geht es um die
„Sexmonster“, eine Hommage an Aufklärungsfilme, die in den Siebziger Jahren als Softpornos Kasse machten, alles war da noch brav in
pseudopädagogisches Gefasel eingekocht. Abstruse Geschichten wurden von pseudowissenschaftlichen Erläuterungen unterbrochen. Es
geht um Adam und um seinen Kumpel Dick.
Und um die Frage, ob ein langer Penis die
Gemütsverfassung eines 16Jährigen verbessern kann. Als Dick 1973 an einer damals noch
rätselhaften Viruserkrankung stirbt, transplantiert der irre Doc Cockburn Adam dessen Monstergeschlechtsteil. Dessen schüchterne Welt
verändert sich, das Monster zwischen seinen
Beinen hat ein eigenes Leben. Die Schauspieler
in ihren Kinosesseln leisten nun lautstark
Orgasmushilfe, die Blicke immer schön starr
auf die Texttafel. Der Barkeeper hantiert derweil mit Wasserspritze und Luftballons, bis die
platzen. Was dann auf den Dächern Manhattans passiert, das sollte man selbst erleben.
Eigentlich wünscht man sich nur, dass das
Schiff mit den acht Segeln kommt und mit 50
Kanonen die Bühne beschießt. Häufiger fragt
man sich: Was ist das für ein Geschrei? Regisseur Christoph Frick inszeniert am Bochumer
Schauspielhaus „Die Dreigroschenoper“ von
Bertolt Brecht als pseudoflippige Nummernrevue, die das Publikum brav mit ständigem
Zwischenapplaus goutiert. Die Bühne ist ein
leergefegtes Gerüst, auf dem die Protagonisten
des Stücks mit Musik in einem Vorspiel und
acht Bildern ständig anwesend sind, die
Requisiten auf- und abbauen und ihre Gesangspartien abliefern. Frick zelebriert Brecht
mit ideengespickter Beiläufigkeit. Auch die
interessante Liveband, eigentlich das Highlight
des Abends, muss nicht nur musizieren, sondern ab und an mitspielen.
Alles beginnt mit der Handtasche tragenden
Karikatur der englischen Queen (Raiko Küster),
die später zu Filch, dem Bettler, mutiert und
den Haifischsong intoniert. Dann ist auch
schon Hochzeit zwischen Mackie Messer
(Nicola Mastroberardino) und Polly Peachum
(Maja Beckmann) auf dem nackten Boden. Hier
beginnt bereits so etwas wie schlichtes Komödiantentum, die Persiflage einer Oper wird
zum zeitgenössisch designten Schwank, der
sich an den Liedern entlanghangelt. Dabei
erzeugt fast nur das Krachen eines Gerüsts in
die schiefe Ebene Emotionen. Doch der Schrecken liegt nicht am Regieeinfall, sondern eher
an der Lautstärke des Aufpralls. Alle Figuren
ersticken in der inszenierten Ode der Belanglosigkeit. Auch der militante Tiger Brown, exakt
übersetzt von Michael Schütz, kann als Anlage
nicht überzeugen, die teilweise gekonnten
Gesangparts gehen unter. Da bleiben nur die
Bilder am Ende, wenn Macheath im Netz der
bürgerlichen Gesellschaft hängenbleibt, nachdem sich alle betrogen und ans Messer geliefert haben. Wie ein Christus am Kreuz steht er
halbnackt da und erwartet den Strick. Doch
wie immer erscheint (leider) der reitende Bote,
der die Generalamnesie anlässlich der königlichen Hochzeit verkündet und so den Tod am
Galgen verhindert. Der Bösewicht ist gerettet,
gesungen werden muss jetzt nicht mehr. Und
das Schiff mit acht Segeln, und mit 50 Kanonen ist entschwunden mit mir.
Roberto Ciulli zelebriert das entschleunigte
Theater. „Kaos“ ist eine traumwandlerische
Auseinandersetzung mit Motiven und Texten
von Luigi Pirandello (1867-1936), der vor hundert Jahren den Versuch unternahm, nicht nur
das italienische Theater neu zu definieren,
indem er die Einbildungskraft analysierte und
dann die Zuschauer seiner Stücke in ein Gespinst aus Assoziation und Verwunderung zog.
Am Theater an der Ruhr beginnt alles mit dem
Text, der nicht gesprochen wird, einem Buch
entspringt und nur im Kopf der Leserin auf der
Bühne existiert. Ciulli choreografiert den Vorgang des Lesens als Trennung zwischen Kopf
und Körper: Während das Gehirn die Bilder für
die angespannte Leserin erzeugt, scheint der
Körper fast ein Eigenleben zu führen, wandert
auf der Stuhlfläche hin und her, kriecht über
den Boden, streckt und verrenkt sich, bis die
Figuren aus dem Buch aus dem Schatten treten, während die Leserin schläft. Kein Laut ist
zu hören während der ersten Minuten im kleinen Theater, nicht auf der Bühne, nicht im
Zuschauerraum, so stark ist die Imagination. Im
zweiten Bild sitzen vier Männer auf sechs
Stühlen. Auch sie sprechen kein Wort, aber sie
agieren, mit Bewegungen, die nicht eindeutig
zu benennen sind, die immer hastiger werden,
die sie zu Boden werfen oder erstarren lassen.
Es folgt das Ritual der täglichen Verrichtung.
Die Männer in weißer Unterwäsche rasieren
sich, knoten die Hemden zu Umhängen, doch
die Handlung wird von den zwanghaften Arbeiten durchbrochen. Den ersten Text haben
drei Frauen, die anschließend auf den Stühlen
sitzen. „Aus mir hätte ein Kunstwerk werden
können“ sagt eine und schleudert sich Puder ins
Gesicht. Viel Schminke und fahrige Bewegungen: Diese Frauen altern im Minutentakt,
schleppen sich über die Bühne, kehren zurück,
verwandeln sich in maskenhafte Huren, während hinten die Männer bereits auf der sündigen Meile flanieren. Was wären die Körper
ohne ihre Befindlichkeit? Roberto Ciulli arbeitet
in „Kaos“ mit der Improvisation der Themen, die
Pirandello Zeit seines Lebens beschäftigt haben. Von der Melancholie des Daseins, das auch
Tanzen bis zum Umfallen bedeuten kann, zeigt
er Bilder voller Transparenz und Undeutbarkeit.
Ein magischer Abend.
PETER ORTMANN
„Green Frankenstein & Sexmonster“
Do 3.11. 20 Uhr
Schauspiel Dortmund (Studio)
0231 502 72 22
„Die Dreigroschenoper“
So 6.11., 19 Uhr
Schauspielhaus Bochum
0234 33 33 55 55
„Kaos“
Mi 16.11. 19.30 Uhr
Theater an der Ruhr, Mülheim
0208 599 01 88
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Theater Ruhr
„Emilia Galotti“, Foto: Klaus Fröhlich
Schüsse aus der Reifrockhüfte
Ballett Dortmund
www.theaterdo.de | Karten und Infos 0231/50 27 222
Fantasia
18., 26. November | 02., 10., 18., 25. Dezember 2011
Körper.Tanzen.Formen
08., 22. Dezember 2011 | 06. Januar 2012
Herbert Fritsch inszeniert „Emilia Galotti“ in Oberhausen
Das Stück trägt an diesem Abend den falschen Titel. „Marinelli“ müsste
Lessings Trauerspiel heißen, denn der intrigante Strafgefangene des Bösen
ist der düstere Star des Abends. Wie Jürgen Sarkiss in schwarz-weißem
Ganzkörperanzug mit gelbem Halstuch seinen Körper unter alle Verbalknuten biegt und trotzdem seinen Perückenkopf oben behält, wie seine
Gesichtsmuskulatur sich in die verzerrtesten Fratzen hineinfrisst, seine Finger Lufttänze der Gespreiztheit ausführen und die Figur auf der messerscharfen Linie zwischen Lächerlichkeit und Menschenverachtung schlenzen
lässt, das ist schon ein Schauspiel für sich.
Herbert Fritsch inszeniert „Emilia Galotti“, das hat nach der viel gelobten
„Nora“ seine Logik. Bricht die bürgerliche Frau hier aus dem Laufstall der
Alltagslügen aus, so legt Lessing mit dem Mord des Vaters an seiner Tochter
Emilia als Rettung vor feudalen Lüsten dafür die ideologische Spur. Wie in
der „Nora“ ist auch hier Fritschs Frauenbild eher gewöhnungsbedürftig. Die
weiß geschminkte Emilia mit blassroter Nase (Angela Falkenhan) ist eine
Mischung aus Clown und Porzellanpuppe. Voller Faszination beobachtet sie
ihre sich langsam in der Luft drehenden Hände. Ein auf sich selbst bezogenes Wesen ohne Bodenhaftung, dem die Heirat mit dem Grafen Appiani
genauso gleichgültig ist wie dessen von Marinelli inszenierter Unfalltod
oder seine anschließende Verfrachtung in die feudale Lustgrotte des
Prinzen Gonzaga (Martin Hohner als weinerlich orgelndes, wutstampfendes
Kind).
Fritsch macht kaum einen Unterschied zwischen Adels- und Bürgerbrut: In
Anlehnung an Commedia dell’Arte, Stummfilm und Screwball Comedy werden die Münder wild aufgerissen, die Augen in den weiß geschminkten
Gesichtern gerollt, die Körper in den knallbunten historischen Kostümen
verdreht – und bürgerliche Hysterie wie feudale Geziertheit können gleichermaßen gemeint sein. Das schnurrt in seiner puppenhaften Adrettheit
ab wie ein durchgeknalltes Theatermaschinchen und entgeht anfangs nicht
der Gefahr selbstgenügsamen Virtuosentums. Ein Grundproblem von
Fritschs Inszenierungskunst. Man schaut den unglaublich präzisen Schauspielern zu und fragt sich irgendwann: Kommt da noch was?
Es kommt noch was. Schon die an Mozartkompositionen angelehnten Einwürfe von Otto Beatus am Flügel, der neben zwei Frauenportraits einzigen
Deko auf der Oberhausener Bühne, setzen einen wirkungsvollen Kontrapunkt. Die Brüchigkeit der überzüchteten Gräfin Orsina (Nora Buzalka) zwischen Tirilieren im Diskant und sarkastischen Schüssen aus der Reifrockhüfte bereiten dann den Showdown vor. Torsten Bauer als Vater
Odoardo laviert sonor zwischen Unterwerfung und Selbstbehauptung, um
seine Tochter aus dem adeligen Sündenpfuhl zu retten, während Marinelli
und der Prinz tief ins Fintenrepertoire greifen und schließlich den Pater
Familias aggressiv herumschubsen, während Mozarts Requiem – gesungen
vom Ensemble – das Geschehen untermalt. Der Zusammenprall von Pathos,
grotesker Übersteigerung und Brutalität funktioniert derart perfekt, dass
man sich in einem spannenden Krimi glaubt, der seine Leiche allerdings erst
ganz am Ende vorzeigt. Sehenswert.
www
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Emilia Galotti“
R: Herbert Fritsch
Theater Oberhausen
6.11. 18 Uhr, 21.12. 19.30 Uhr I 0208 857 81 84
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culture club
Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien
präsentiert: Show
Ben Hur
Geschichte wird lebendig. Wie vor 2000 Jahren können die Zuschauer das römische Reich erleben. Halsbrecherische Wagenrennen und
die Szenen einer antiken Seeschlacht wechseln mit den Auftritten von Gladiatoren, orgiastischen Festen und buntem arabischen
Markttreiben. 100 Mitwirkende, 100 Pferde und freifliegende Greifvögel, turmhohe Kulissen und Galeeren eingetaucht in ein Meer aus
Nebel und faszinierende Lichteffekte: Eine monumentale Inszenierung verbunden mit höchstem künstlerischen Anspruch. Präsentiert
wird die Show in einem 360°-Rund – wie in einer Arena der Antike.
Lanxess Arena
Willy-Brandt-Platz 3, Köln
Karten: 0221 80 20 I www.benhurlive.com
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trailer verlost jeweils 2x2 Tickets für den 10.12. und 11.12.
E-Mail bis 30.11. an [email protected], Kennwort: Ben Hur
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Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30
Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich
Sa, 10.12. um 15 Uhr und So, 11.12. 14 Uhr
www.theater-freudenhaus.de
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Spannend, komisch,
mitreißend – die Show
der kurzen Stories!
3. November bis 31. Dezember 2011
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19
Oper in NRW
culture club
präsentiert: Ballett
Der Kaiser (C. Strehl) und seine Intriganten (H. Brock und E. Ardam), Foto: Thomas Jauk
Fantasia
Der Kaiser lässt‘s ordentlich krachen
Francesco Cavallis Barock-Oper „L’Eliogabalo” in Dortmund
Alicia und Florian sind an den Rollstuhl gefesselt. Während der
Junge sich von seiner Umwelt abkapselt, kämpft sich das Mädchen
zurück in die Welt. Doch Alicia hat es nicht leicht, wieder Fuß zu
fassen im Leben. So muss sie gegen einen lebendigen Wald und
einen Schwarm wilder Raubvögel kämpfen, und schließlich steht
sie ihrem größten Gegner gegenüber: einem feuerspeienden Drachen. Mit „Fantasia“ hat Xin Peng Wang ein Märchenballett für
alle großen und kleinen Träumer geschaffen. Die Musik stammt von
Modest Mussorgsky, der selbst ein großer Phantast war.
Opernhaus Dortmund
Kuhstraße 12 I Karten: 0231 502 72 22 I www.theaterdo.de
trailer verlost 5x2 Karten. E-Mail bis 30.11. an
[email protected], Kennwort: Märchenballett
So, 25.12. um 18 Uhr
Highlights in Dortmund
01. – 04.12.2011
01.12.2011
03.12.2011
07.12.2011
10. – 11.12.2011
13. + 14.12.2011
13.12.2011
16.12.2011
17.12.2011
20.12.2011
26.12.2011
31.12.2011
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Änderungen vorbehalten
14.11 – 29.12.2011
26.11.2011
26.11.2011
26. + 27.11.2011
Von Karsten Mark
Mit herausragender Dekadenz und Exzentrik hat sich gleich eine ganze Reihe altrömischer Kaiser ihren Platz in der Weltgeschichte gesichert. Marcus Aurelius Antoninus, der später den Beinamen „Elagabal“ bekam, aber
sticht selbst aus diesem illustren Kreis noch hervor. In knapp vier Jahren
Regierungszeit (218-222) ließ er es – bis zu seiner Ermordung – ordentlich
krachen. Geprotzt wurde an seinem Hofe
„Schöne klare und wendige
bis an die Schmerzgrenze; AusschweiTimbres vor einem duftig
fungen und Orgien waren an der Tagesleichten Orchesterklang“
ordnung. Kein Wunder also, dass es den
venezianischen Komponisten Francesco Cavalli reizte, diesem schillernden
Eliogabal eine Oper zu widmen. Indes hatte Cavalli im Karneval 1668 die
Rechnung ohne den gewandelten Zeitgeist seiner Landsleute gemacht:
Denen war der Stoff einerseits zu brisant, Cavallis Musik andererseits zu
altmodisch. „L‘Eliogabalo“ fiel beim Publikum durch und wurde schon nach
wenigen Tagen durch eine gleichnamige und gefälligere Oper eines Konkurrenten ersetzt.
Cavallis Partitur landete für mehr als 300 Jahre in der Schublade, bis 2004
der belgische Barock-Spezialist René Jacobs sie wieder auf die Bühne
brachte. Es folgten einige weitere Produktionen in Europa. In Deutschland ist Cavallis „L‘Eliogabalo“ nun erstmals in Dortmund auf der Bühne
zu erleben. Regisseurin Katharina Thoma, die der neue Opern-Intendant
Jens-Daniel Herzog für zwei Jahre an sein Haus gebunden hat, gibt mit
ihrer Inszenierung einen starken Einstand. „Elio Gabalo“ wird darin zu einer
Luxusmarke, der Kaiser, der als Hohepriester eines orientalischen Sonnenkultes für seine auffälligen Gewänder bekannt war, ist ein ebenso reicher
wie exzentrischer Modezar, der in seiner Welt das alleinige Sagen hat.
Nicht nur die Inszenierung, die durch Witz, Originalität und eine solide
Personenführung überzeugt, holt den barocken Dreiakter aus der Spezialistenecke, sondern auch die Tatsache, dass die Produktion ohne viele Gäste auskommt. Solche Experten für Alte Musik sind Fausto Nardi am Dirigentenpult, der Cembalist Andreas Küppers und Johannes Vogt, der in der
kleinen Orchesterbesetzung die Theorbe, eine barocke Laute, spielt. Auf der
Bühne beweist unterdessen das neue Solistenensemble (nebst dem altbewährten Allround-Tenor Hannes Koch), wie gut es ohne Extra-Verstärkung
mit dem Barock-Genre zurechtkommt. Zentraler Auslöser der mehr amourösen als politischen Verwicklungen ist Christoph Strehl als Eliogabalo, ein
notorischer Schürzenjäger, der sich zur Abwechslung – wie das historische
Vorbild – auch gern mit knackigen Jünglingen umgibt.
Schöne klare und wendige Timbres vor einem duftig
leichten Orchesterklang machen den musikalischen
Spaß an dieser Produktion aus. Cavalli komponierte
beinahe übergangslos zwischen Rezitativen und Arien.
Seinen Zeitgenossen gefiel dieser Stil irgendwann nicht
mehr, weil er als altmodisch galt. Für heutige Ohren
Karsten Mark ist freier
klingt dieser sprachnahe Gestus dagegen eher unverJournalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und krampfter und natürlicher als die endlos redundanten
besonders das MuArien vieler Nachfolger Cavallis. Auch deshalb taugt
siktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. „L‘Eliogabalo“ nicht nur für eingefleischte Barock-Fans.
„L’Eliogabalo“ I Fr 4.11., 19.30 Uhr
Opernhaus Dortmund I 0231 502 72 22
20
Theater Aktuell
Michael Cooney
Das Sozialamt hat dich lieb
Boulevardkomödie
Premiere am Sa, 12.11.11, 20.00 Uhr
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Spielzeit 2011/12 – lieben!
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STÜCK
DES JAH
RES
2011
Opernzeit
„Hoffmanns Erzählungen“, Foto: Thilo Beu
Erzählen, um zu überleben
Hoffmanns Erzählungen von J. Offenbach am Aalto-Theater Essen
Ein großer romantischer Dichter mit seinen Fantasie- und Nachtstücken
steht im Mittelpunkt dieser letzten, unvollendet gebliebenen Oper Jacques Offenbachs: E.T.A. Hoffmann. Der Komponist und sein Librettist Jules
Barbier erfinden eine Geschichte rund um diese illustre Künstlerfigur, die
die Gratwanderung zwischen Genialität und Scheitern drastisch vor Augen führt.
T H EAT E R I M
PROGR AMM 11–011
Hoffmanns Beziehung mit der Sängerin Stella ist am Ende. Er betrinkt sich
und erzählt seinen Saufkumpanen von drei Liebensabenteuern, die allesamt
in der Katastrophe enden. Drei Erzählungen folgen aufeinander, die nicht
an etwas erinnern, was tatsächlich geschehen ist, sondern Projektionen der
dichterischen Phantasie sind, in denen er das Scheitern seiner Beziehung
verarbeitet. Er sieht drei Frauentypen in Stella: die seelenlose Olympia, die
Künstlerin Antonia und die Kurtisane Giuletta. Hoffmanns Erzählungen über
diese drei Frauen weichen atmosphärisch und stilistisch stark voneinander
ab. Der Gesellschaftssatire im operettenhaften Olympia-Akt folgt die Musiksprache der großen romantischen Oper des Antonia-Aktes, an den sich
das frivole Abenteuer mit Giuletta, ganz im Stile des Grand-Guignol, anschließt. In jedem der drei Akte verliebt sich Hoffmann, in jedem der drei
Akte scheitert er an seinem Rivalen Lindorf, der in unterschiedlichen Gestalten erscheint, ihm die Geliebte entreißt und sie in zwei der Erzählungen
sogar tötet: Olympia ist ein Automat, der am Ende außer Kontrolle gerät
und zerbricht, die lungenkranke Sängerin Antonia verführt sein Widersacher
zum todbringenden Gesang. Nur Giuletta, die Kurtisane, überlebt und verlacht Hoffmann, nachdem er im Eifersuchtswahn einen Wehrlosen ermordet
und sein eigenes Spiegelbild verloren hat.
Nach Offenbachs ursprünglichen Plänen sollten die vier Sopranpartien von
einer Sängerin gesungen werden, was dramaturgisch konsequent ist, aber
wegen der unterschiedlichen Stimmfächer enorme Anforderungen an die
Sängerin stellt und heute, je nach Besetzungsvermögen eines Theaters, unterschiedlich gelöst wird. Auch die Frage der Fassung stellt sich mit jeder
Inszenierung neu, da Offenbach vor Vollendung der Oper im Oktober 1880
starb und eine verwirrende Fülle von Skizzenmaterial hinterlassen hat.
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Alle drei Erzählungen enden mit einem verzweifelten, verlachten und vorgeführten Hoffmann. Sie beschreiben, wie er sich selbst im Verhältnis zur
Gesellschaft sieht: Er ist ein Außenseiter. Seine eigene zerrissene Gefühlswelt und sein zerrüttetes Verhältnis zu Stella hat er in seinen Geschichten
chiffriert und transformiert. Erzählendes Ich und erzähltes Ich gehen ineinander über und bespiegeln sich gegenseitig, die Realität geht in die Fiktion
über, und die Fiktion wirkt in die Realität hinein. Seine Sehnsucht nach
Liebe bleibt unerfüllt. Die musikalisch ergreifende Verklärung, die die Muse
am Ende der Erzählungen zu initiieren weiß, kann nicht über das Scheitern
Hoffmanns hinwegtäuschen. Er ist ein Opfer seines Alkoholismus, und auch
seine Saufkumpanen haben kein Mitleid mit ihm: Als Mensch bleibt er unverstanden und einsam.
KERSTIN MARIA PÖHLER
„Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach
Aalto-Theater Essen
1./4./6./10./13./17./19./27./30.11./26.12.
22
THEATER FLETCH BIZZEL
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44137 Dortmund
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„Geschichten in 1001 Genre“
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04.11.
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Mi.
09.11.
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„Monsieur Ibrahim und die Blumen...“
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„ZGbF - Zu Gast bei Freunden“
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Sa. 12.11. - So.20.11.2011.
Fr.
18.11.
Mi.
23.11.
LESART. FESTIVAL DORTMUND
UTA ROTERMUND
€ 19,-/14,-
„Können Männer denken?“
UTA ROTERMUND
€ 19,-/14,-
„Mittwochs mit Schmackes“
Sa.
26.11.
BJÖRN JUNG
„War das jetzt schon Sex?
oder Mann in Not“
Di.
bis
Fr.
€ 15,-/10,-
29.11.
EMSCHERBLUT
02.12.
„Alle Jahre wieder“
Weihnachts-Special-Impro-Show
€ 15,-/10,-
Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr
KINDER MUSIK & THEATER
Di. 8. - CLOWN UGOLINO · Do. 10. - I-PUNKT
Do. 17. - RALF BORNOW SKI · Do. 24. - SABINE KRETER-NEUHAUS · Di. 29. - LILA LINDWURM · jew. 10
Uhr
THEATER TURBINE
„Weihnachtspost für Wollebär“
So. 20.11. -11 Uhr · Mi. 23.11. -10 Uhr · So. 27.11 -11 Uhr · Mi. 30.11. -10 Uhr
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Komikzentrum Ruhr
Erhält den „Ehren-Tegtmeier“ in Form einer Bronzekappe: Urban Priol, Foto: Göttemann
Bronzekappe für Busse und Priol
Sechs Senkrechtstarter wollen „Tegtmeiers Erbe“ antreten
Freitag, 04.11.2011 / 20 Uhr
Freitag, 11.11.2011 / 20 Uhr
Samstag, 26.11.2011 / 20 Uhr
EIN SCHÖNER SCHLAWINER
Komödie von Pierre Chesnot
Samstag, 05.11.2011 / 20 Uhr
Samstag, 19.11.2011 / 20 Uhr
PLÖTZLICH UND UNERWARTET
Kriminalstück von Francis Durbridge
Samstag, 12.11.2011 / 19.30 Uhr
Gastspiel im Alten Bahnhof Kettwig
Zurück zum Happy End
Komödie von Frank Pinkus
Samstag, 12.11.2011 / 20 Uhr
Freitag, 25.11.2011 / 20 Uhr
JOB-SUEY ODER
KEIN DINNER FÜR SÜNDER
Komödie von Edward Taylor
Freitag, 18.11.2011 / 20 Uhr
GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
Schauspiel von Jean-Paul Sartre
Premiere:
Samstag, 19.11.2011 / 15.00 Uhr
Samstag, 26.11.2011 / 15.00 Uhr
Gute alte Zeit - Schöne neue Welt
Theaterstück von Christina Jonke
für Menschen ab 10 Jahren
Aktuelle Eintrittspreise:
Reihe 1 bis 4
Reihe 5 bis 7
Kinder bis 13 Jahre
Silvesterpremiere
15,- € / erm. 13,- €
13,- € / erm. 11,- €
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Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52
www.kleines-theater-essen.de · [email protected]
Die spannendste Frage in diesem Monat lautet: Wer wird demnächst als
„Tegtmeiers Erbe“ auftreten? Zum 8. Mal wird sowohl der Jury- als auch
der Publikumspreis verliehen, der seit 1997 alle zwei Jahre ausgelobt wird
und mit jeweils 4.000 Euro dotiert ist. – Für die Stadt Herne, die Jürgen von
Manger zu seiner Wahlheimat auserkoren hat, ein Ereignis. Und obwohl der
Kabarettist und Schauspieler bereits 1994 gestorben ist, kennt ihn immer
noch jedes Kind in der Region. Unverwechselbar, wie er war, mit seinem
Käppi, dem Schnäuzer und der hochgezogenen rechten Augenbraue gilt der
1923 in Koblenz geborene Erfinder der Kultfigur Adolf Tegtmeier als echtes
Ruhrgebiets-Original. „Also ährlich – Tegtmeier sacht, wie‘t is“, so der Titel
einer seiner zahllosen Sketche, in denen von Manger dem trockenen Witz
des „kleinen Mannes“ ein Denkmal gesetzt hat, an dem keiner vorbeikommt.
Unter 40 Kandidaten musste das Auswahlgremium sechs geeignete Kandidaten für den vier Tage andauernden Wettbewerb aussuchen. Anka Zink
ist mal wieder die einzige Frau unter den vielversprechenden Größen der
Kleinkunst, die im Fritz-Henßler-Haus (Dortmund) am 16.11., im Bahnhof
Langendreer (Bochum) am 17.11., im Ebertbad (Oberhausen) am 18.11.
und schließlich beim Finale am 19.11. im frisch renovierten Kulturzentrum
Herne gegeneinander antreten, wobei die Veranstaltung weiterhin vom
bewährten Team der Flottmann-Hallen organisiert wird. Neben Zink, der
Grande Dame des Kabaretts, werden sich Senkrecht-Starter wie Sebastian
Pufpaff, René Steinberg, Matthias Reuter, Gunzi Heil und David Werker
ins Zeug legen, um sowohl das Publikum als auch eine Jury von ihren komödiantischen Qualitäten zu überzeugen.
Und ja, Sebastian Pufpaff heißt wirklich so, genauer: Malte Sebastian Pufpaff, 1976 in Troisdorf geboren, hat vor seinem Sprung ins Humor-Gewerbe
Soziologie, Politik- und Rechtswissenschaften studiert, war Produktmoderator beim RTL-Shop, hat seinen Zivildienst in einer Schule für Körperbehinderte absolviert, war Kommunikationstrainer, Business-Actor (was auch
immer das ist), Regisseur und Mitglied des 2008 gegründeten „Bundeskabarett“. Kurz: Der Mann kennt sich auf den diversen Bühnen des Lebens
ziemlich gut aus.
René Steinberg wiederum hat sich seine Sporen als Radiosatiriker beim
WDR verdient: Seine Stimme kennt so mancher als „Sarko de Funes“ oder
aus dem Wochenrückblick „Zugabe“. Jetzt wird sich zeigen, ob man auch
sein Gesicht nicht vergisst. Um die vielfältigen Schrecken des Alltags dreht
sich das Programm des Musikkabarettisten Matthias Reuter, der aus dem
„oberhausigsten“ Teil des Ruhrgebiets kommt. Er weiß, wie es sich anhört,
wenn einer ihn fragt: „Hassu ‚n Problem oder wat?“. Vielfalt als Programm
hat sich Gunzi Heil aus Karlsruhe auf seine Fahne geschrieben. Der große
Blonde ist Liedermacher und Puppenspieler, Satiriker und Musiker. Kurz: ein
„Universal-Künstler“, der vor nichts zurückschreckt. Der Jüngste in der Riege heißt David Nikolas Werker, ist 1985 in Duisburg geboren und hat sich
einige Jahre später als Siegener Berufsstudent durchs Leben geschlagen.
Sein Programm heißt „Morgens 15.30 Uhr in Deutschland“ und handelt
vom Alltag eines frustrierten bis amüsierten Studiosus.
Der „Ehren-Tegtmeier“ in Form der 7,5 Kilogramm schweren TegtmeierBronzekappe geht an Urban Priol („Neues aus der Anstalt“), den „Jürgen
von Manger-Preis für ein Lebenswerk“ erhält der unvergleichliche Jochen
Busse. Beide werden Herne beim Finale mit ihrer Anwesenheit beglücken –
und natürlich auch Ihre stets über Tage lebende
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"Ist Europa noch zu retten?"
10.11. / DO / 20 Uhr
Tom Gerhardt "Nackt & in Farbe"
11.11. / FR / 20 Uhr
Rocky Votolato "True Devotion"
13.11. / SO / 19.30 Uhr
Ars Vitalis "Wir machen Musik"
15.11. / DI / 19.30 Uhr
Dirk Bernemann
16.11. / MI / 20 Uhr
Mutter "Mein kleiner Krieg"
17.11. / DO / 20 Uhr
Tegtmeiers Erben 2011
18.11. / FR / 20.30 Uhr
D.R.I. "Dirty Rotten Imbeciles"
19.11. / SA / 20.30 Uhr
Talco "La Cretina Commedia"
23.11. / MI / 20 Uhr
Stoppok "Solo"
24.11. / DO / 20 Uhr
Lars Reichow "Goldfinger"
25.11. / FR / 20 Uhr
TV Noir Konzert
27.11. / SO / 20 Uhr
Ton Steine Scherben Family
28. & 29.11. / MO & DI / 10 & 15 Uhr
"Die Brüder Löwenherz"
25. November:
„Comedy in Hülle und
Fülle!“
mit Daphne Deluxe
26. /27. November:
„Freundinnen“
Schauspiel mit Theater Boheme
2.+ 3. Dezember:
Regietheaterfestival
Das Finale !
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Café Cult im Girardet Haus
Telefon 0201-384 67 66
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Vorverkauf im Endstation.Kino Café
tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr
rt:
e
i
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prä
Highlights November
Sa. 29.10. und
1
1 Cabaret Queue
Ape & Feuerstein
Mo 31. 10.
2 Cabaret Queue
Che´Coolala-Party
2
So. 06.11. 4 Cabaret Queue
5 Cabaret Queue
Fr. 11.11.
3
Fr. 18.11.
Sa. 19.11.
So. 20.11.
Di. 22.11.
Fr. 02. 12. –
Mi. 14. 12.
5
Simone Fleck
Peter Vollmer
Cabaret Queue
Margie Kinsky
Blind
Cabaret Queue
Rohrmeisterei Schwerte
„Dat Rosi räumt auf“
„Frauen verblühen – Männer verduften“
„Römisches Herz und kölsches Blut“
„Mach blau Tour 2011/12“
Lioba Albus „Single bells“
jeden Dienstag CabaretQueue Tango Salon mit DJ Topolino
jeden Mittwoch CabaretQueue Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler
jeden Donnerstag CabaretQueue Thirty Wonderland die Ü-30-Party
Cabaret Queue
25
7
WDR2-Parodist „Steinberg dreht auf“
Date
Basta
6
„Mach mir den Prinz“
René Steinberg
Cabaret Queue
19.00 Uhr!
4
Sabine Wiegand
Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde
Di.-Sa.18°°-1°°
Tickets + Gastro 0231-413146
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Es lebe der König
So. 30.10.
Fr. 04. 11. 3 Cabaret Queue
Sa. 05.11. und
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6
8
7
8
9
9
10
10
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
= Premiere
= trailer Empfehlung
STADTTHEATER
SCHLOSSTHEATER MOERS
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MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
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SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Der Geizige
Do. 03.11. 19.30, Sa. 19.11. 19.30
Hin & Weg – Die Kunst des Abgangs
Fr. 04.11. 18.00, So. 06.11. 18.00, So. 13.11.
18.00, Do. 17.11. 19.30, Fr. 18.11. 19.30
Der Zauberberg
Sa. 05.11. 19.30, Mi. 16.11. 19.30, So. 27.11.
18.00
Die Seiltänzerin
Do. 10.11. 10.00, Sa. 12.11. 15.00, Mi. 16.11. 14.30
Nach Strich und Faden
Do. 24.11. 19.30
Merlin
Fr. 04.11. 19.30, So. 06.11. 18.00
Im weißen Rössl
Sa. 12.11. 19.30, Fr. 18.11. 19.30, Sa. 19.11.
19.30, Do. 24.11. 19.30, Fr. 25.11. 19.30, So.
27.11. 15.00
Klaus Hoffmann
Sa. 26.11. 20.00
Was ihr wollt
Sa. 05.11. 19.30, Fr. 11.11. 19.30, Mi. 16.11.
19.30, Di. 22.11. 19.30
+
Die Dreigroschenoper
So. 06.11. 19.00, So. 13.11. 17.00
Die kleine Hexe
Do. 17.11. 17.00, So. 20.11. 16.00, Mo. 21.11.
10.00, So. 27.11. 12.00 u. 17.00, Mo. 28.11.
10.00, Di. 29.11. 10.00
Woyzeck
Sa. 19.11. 19.30
Amerika
Mi. 23.11. 19.30
Drei Schwestern
Do. 24.11. 19.00
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
Fr. 25.11. 19.30
Faust
Sa. 26.11. 19.30
The Great Gatsby
Di. 29.11. 20.00
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Gespenster oder die Wiedergänger
Mi. 02.11. 19.30
Nora oder ein Puppenheim
Do. 03.11. 19.30, So. 13.11. 18.00
Embedded I ein Jahr Afghanistan
Fr. 04.11. 19.30
Woyzeck
Sa. 05.11. 19.30, Fr. 11.11. 19.30,
Die 39 Stufen
Sa.12.11. 19.30, So. 20.11. 18.00
Waisen
Fr. 18.11. 19.30
Bluthochzeit
Sa. 19.11. 19.30
Winkelmanns Reise ins U
Sa. 26.11. 19.30
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Hotel Paradiso
So. 06.11. 19.30
Pounding Nails in the Floor with my Forehead
Mi. 09.11. 20.00
Salzwasser
Mi. 16.11. 20.00
Ein neues Stück
Do. 24.11. 20.00, Fr. 25.11. 20.00
Der Weihnachtstannenmantelbaum
Sa. 26.11. 15.00
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
So. 27.11. 15.00
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Di. 29.11. 18.00, Mi. 30.11. 11.00
Solange die Musik in uns spielt
Mi. 30.11. 20.00
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Johnny Hübner greift ein
Di. 01.11 15:00, Sa. 12.11. 15.00, Mi 16.11.
10.30
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Coriolanus
Di. 01.11 19:00
Die Grönholm-Methode
Do. 03.11. 19.30
Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner
So. 06.11. 19.00, Mi. 09. 11. 19.30,
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Fr. 11.11. 10.30 & 15.00, So. 13.11. 17.00, Mo.
14.11. 10.30, So. 27.11. 17.00, Mo. 28.11. 10.30
Das Bergwerk
Sa. 12.11. 19.30
Ulrike Maria Stuart
Fr. 18.11. 19.30, Sa. 26.11. 19.30
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Sa. 19.11. 19.30
Prinz Friedrich von Homburg
Mo. 21.11 19.30
Jede Menge Kohle
Fr. 25.11. 19.30
THEATER AN DER RUHR MÜHLHEIM
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Di. 08.11. 19.30, Sa. 12.11. 19.30, Mo. 28.11.
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Kaos
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Mi. 23.11. 19.30, Do. 24.11. 19.30
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Iphigenie auf Tauris
Di. 29.11. 18.00, Mi. 30.11. 18.00
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Drei Schwestern
Sa. 05.11. 19.30
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Emilia Galotti
So. 06.11. 18.00
Der kleine Wassermann
So. 06.11. 15.00, Mo. 07.11. 10.00
Angst und Abscheu in der BRD
Do. 10.11. 19.30, Di. 22.11. 19.30, Mi. 30.11. 19.30
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Fr. 11.11. 19.30, So. 20.11. 18.00
Iphigenie auf Tauris
So. 13.11. 18.00
Traumnovelle
Di. 15.11. 19.30
Winterreise
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Fahrenheit 451
Sa. 19.11. 19.30
Beute
So. 20.11. 18.00
Cyrano
Fr. 25.11. 11.00 u. 19.30
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Hoffmanns Erzählungen
Di. 01.11. 18.00, Fr. 04.11. 19.30, So. 06.11.
18.00, Do. 10.11. 19.30, So. 13.11. 16.30, Do.
17.11. 19.30, So. 27.11. 18.00, Mo. 28.11. 19.30
Madama Butterfly
Sa. 05.11. 19.00,
11.11.11 –
Mit lustigen Streichen in die fünfte Jahreszeit!
Fr. 11.11. 19.00
Der Rosenkavalier
Sa. 12.11. 19.00, Fr. 18.11. 19.00
Benefizgala
Mo. 14.11. 19.30
Die Zeitmaschine
Di. 15.11 09.30 & 11.30
Der fliegende Holländer
So. 20.11. 18.00
Horch, was ist da drinnen los
Mo. 21.11. 09.30 & 11.15, Di. 22.11. 09.30
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Hercules
Sa. 26.11. 19.00
VARIETÉ + BOULEVARD
CABARET QUEUE DORTMUND
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Fr. 04.11.
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Sa. 05.11., So. 06.11.
René Steinberg
Fr. 11.11.
Peter Vollmer
Fr. 18.11.
Margie Kinsky
Sa. 19.11.
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52, Beginn 20.00
Ein schöner Schlawiner
Fr. 04.11. 20.00, Fr. 11.11. 20.00, Sa. 26.11.
20.00
Plötzlich und unerwartet
Sa. 05.11. 20.00, Sa. 19.11. 20.00
Gastspiel alter Bahnhof Kettwig. Zurück zum
Happy End
Sa. 12.11. 19.30
Job-Suey – oder kein Dinner für Sünder
Sa. 12.11. 20.00, Fr. 25.11. 20.00
Geschlossene Gesellschaft
Fr. 18.11. 20.00
Gute alte Zeit – Schöne neue Welt
Sa. 19.11. 15.00, Sa. 26.11. 15.00
GOP VARIETE ESSEN
0201 247 93 93
Short cuts
Ab Do. 03.11.
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Die Hochzeitsreise
Di. 01.11. – Sa. 19.11. jeweils 19.30; zusätzlich
Sa. 05.11. 16.00, Sa. 12.11. 16.00, So. 13.11.
15.30, Mi. 16.11. 16.00, Sa. 19.11. 16.00, So.
20.11. 15.30
Beamte sind auch nur Menschen
So. 20.11 19.00
Suche impotenten Mann fürs Leben
Mo. 21.11. – Fr. 25.11. jeweils 19.30
Haus, Frauen, Sex
Mo. 28.11. – Mi 30.11., jeweils 19.30
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VARIETÉ ET CETERA
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Die BOscar-Verleihung
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FREIE SZENE
BAHNHOF LANGENDREER BOCHUM
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Tom Gerhardt – „Nackt & in Farbe“
Do.10.11.
Die Brüder Löwenherz
Mo. 28.11. 10.00 & 15.00, Di. 29.11. 10.00 &
15.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Salto und Mortale
So. 06.11. 15.00, Di. 08.11. 10.30, Mi. 09.11. 10.30
Zaubernacht
So. 13.11. 15.00
Gegen den Fortschritt
Di. 15.11. 10.30, Mi. 16.11. 10.30 & 19.00
Adler an Falke
Sa. 19.11. 15.00, So. 20.11. 15.00, Mo. 21.11
11.00, Mi. 23.11. 11.00
Meins!
So. 27.11. 16.00, Mo. 28.11. 11.00, Di. 29.11. 11.00
26
36
+ = trailer Theaterkritik
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24 , Beginn 20.00
Andrea Badey
Fr. 04.11.
Rene Steinberg
Di. 08.11.
Kai Magnus Sting
Do 10.11.
Volker Pispers
Mo 14.11.
Horst Evers
So. 20.11.
Frank Goosen
Di. 29.11.
FLOTTMANN-HALLEN HERNE
02323 16 29 53
Thomas Reis
Mi. 09.11. 20.00
King Kongo – Eine bitterböse postkoloniale
Revue
Fr. 11.11. 20.00, Sa. 12.11. 20.00
Kanalhelden
Di. 15.11. 10.00 u. 12.00, Mi. 16.11. 10.00 u. 12.00
Superhero
Do. 24.11. 19.00, Sa. 26.11. 19:00
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Die Impro-Show - mit Emscherblut: „Geschichten in 1001 Genre“
Mi. 02.11. 20.30
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Fr. 04.11. 20.30, Sa. 05.11. 20.30
Golden Girl ! Best of all !
Fr. 11.11. 20.30, Sa. 12.11. 20.30
Können Männer denken?
Fr. 18.11. 20.30
Björn Jung
Sa. 26.11. 20.30
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
HerzFraß Hirn
Fr. 04.11. 20.00, Sa. 05.11. 20.00
History of Darkness
Sa.12.11. 19.30
FischBar
Do. 17.11. 20.00
Mr. Pilks Irrenhaus
Sa. 19.11. 20.00 So. 20.11. 19.00
Verehrt und Angespien!
Do. 24.11. 20.00
Papusha
Fr. 25.11. 20.00, Sa. 26.11. 20.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
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Die versunkene Welt
03.11. 19.30
Lieblingsmenschen
4.11. 19.30
Zoo Story
6.11. 19.30
Die Rückkehr
10.11. 19.30
Fräulein Julie
11.11. 19.30
Nibelungen #9: Ute, die Gute
12.11. 19.30, 25.11. 19.30
Macbeth Nachtmahr
17.11. 19.30
Nibelungen #7: Hagens Klage, danach Nibelungen #8: Loges Plan
18.11. 19.30
Der Großinquisator
20.11. 19.30
Geschlossene Gesellschaft
24.11. 19.30
Nibelungen #10: Volkers Lied
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November 2011
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
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27.10. 3.11. 10.11. 17.11.
45
DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI
43
ANONYMOUS
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ANOTHER EARTH
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ARTHUR WEIHNACHTSMANN
40
AUSHILFSGANGSTER
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CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE
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EINE DUNKLE BEGIERDE
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DER FALL CHODORKOWSKI
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THE FUTURE
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PHOENIX IN DER ASCHE
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STRAW DOGS
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ZWEI AN EINEM TAG
45
DER LETZTE ANGESTELLTE
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11.11.
X
15.12.
X
Hofft auf legendäre Filmmomente: Lisa Mertens
Der unsterbliche Film
Im November feiert das Medium Film sich selbst
Nur noch wenig erinnert in Hagen an die große Zwiebackmarke Brandt.
Wer am Hagener Hauptbahnhof ankommt, sieht als Relikt das zum Kult
gewordene Brandt-Kind im Andy Warhol-Style. In Haspe duftet es schon
lange nicht mehr so intensiv nach frischem Zwieback, und auch die Basketballmannschaft „Brandt Hagen“, einstmals fester Bestandteil der Ersten
Bundesliga, existiert nicht mehr. Dagegen stieg eine andere Mannschaft
aus der Versenkung auf: „Phoenix Hagen“. Den verhinderten Höhenflug der
Mannschaft dokumentierte Jens Pfeifer mit seinem Film „Phoenix in der
Asche“, der diesen Monat in ausgesuchten Kinos läuft. Der mythische Phoenix, der aus seiner eigenen Asche wieder neu entsteht, ist Symbol für Auferstehung und Unsterblichkeit. Für die Unsterblichkeit brannte Herostratos
den Tempel der Artemis ab, schrieb William Shakespeare Sonette. Unsterblich machten sich Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in „Casablanca“
oder Henry Fonda und Charles Bronson in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die
einen forcieren die Unsterblichkeit ihres Namens, die anderen verdienen
sie durch unvergessliche Momente. Wie kaum ein anderes Medium vermag
der Film, solche Momente hervorzubringen und Schauspieler, Charaktere,
Regisseure sowie sich selbst, um es pathetisch auszudrücken, zu Legenden
werden zu lassen.
Da ist es nicht verwunderlich, dass der Filmkunst mitunter große Veranstaltungen gewidmet werden: von A-Festivals bis hin zu kleinen SpartenFestivals. In diesem Monat kommen in der Region gleich drei Sparten zum
Ausdruck. Feierte im Oktober der Trash seine Existenz auf dem Festival des
psychotronischen Films, gibt es vom 7. bis zum 13. November ernsthafteren
Stoff. Stoffe, das ist das Thema der diesjährigen Duisburger Filmwoche, die
erneut mit einer ausgewogenen Auswahl an Dokumentarfilmen aufwartet.
Innerhalb einer Woche wird der Zuschauer nach Hiroshima, Senegal und
Oberammergau geführt, sieht er Musiker, Kühe und Propheten, wird aber
auch mit Ungerechtigkeit und Zerstörung konfrontiert. Die Beiträge der
Duisburger Filmwoche halten auf konzentrierte Weise unterschiedlichste
Aspekte des Lebens fest. Vom 10. bis zum 13. November folgt die Lünener
Härte. Das 22. Festival für den deutschen Film zeigt sich erneut sehr humanistisch. Menschen mit äußeren und inneren Konflikten, mit Wünschen und
Verwünschungen stehen im Mittelpunkt. Wie auch der Festivalbesucher,
der in die Vergabe der Preise involviert wird. Schauspieler und Regisseure
werden über den roten Teppich laufen, zu Gesprächen einladen und Lünen
vom Rand ins Zentrum verschieben, zumindest was den Deutschen Film
betrifft. Zum Ende des Monats werden in Bochum auf dem Filmfestival des
Ruhrgebiets „Blicke“ auf verschiedene künstlerische Filmformate geworfen.
Von Super-8 über experimentelle Kurzfilme bis hin zu Langfilmen, über und
aus dem Ruhrgebiet und weiter über den großen Teich: Vom 24. bis zum 27.
stellt sich das Medium Film breit gefächert dar.
Aber auch demjenigen, der nicht die Festivals besucht, seien unvergessliche
Kinomomente versprochen. Wer am Sonntag, den 20.11. Lust verspürt, beginnt um 10 Uhr den „Twilight“-Marathon. Oder aber, ganz im Gegensatz,
man schaut sich Dresens neues schonungsloses Drama „Halt auf freier Strecke“ an. Auch wenn nicht jeder Film das Zeug zu einer Legende hat und in
die Unsterblichkeit erhoben wird, bescheren auch sterbliche Filme immer
wieder wertvolle Stunden.
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1.12.
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24.11.
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Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
LISA MERTENS
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
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Film des Monats
Sitzen fest: Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater) auf ihrem Sofa
Stopptanz
„The Future“ von Miranda July
Ein Paar Mitte 30 sucht eine Aufgabe im Leben, will Verantwortung zeigen. Es entscheidet sich, eine Katze zu adoptieren, muss aber noch 30 Tage warten. Was sollen die
beiden nun mit den letzten Tagen ihrer Freiheit machen?
C Surreale Spekulation über Lebensziele
Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater), beide Mitte 30, leben
ohne großes Spektakel ihr Leben: Sie gibt Kindern Tanzunterricht, er hilft
vom heimischen Sofa aus per Headset Usern bei Computerproblemen. Alles
scheint soweit OK, aber irgendwas fehlt. Die beiden würden ihrem Leben
gerne einen neuen Sinn geben und Verantwortung übernehmen. Also wagen
sie den Schritt, und … adoptieren eine Katze. Doch „Pfötchen“ muss noch 30
Tage im Tierheim bleiben, bevor sie sie abholen können. Ihnen bleibt also
noch ein Monat der ihnen so vertrauten Verantwortungslosigkeit. Beide kündigen ihre Jobs und suchen die Erfüllung. Jason versucht, Bäume für eine
bessere Zukunft an die Leute zu bringen, bleibt aber bei einem schlüpfrigen
Alten und seinen verschrobenen Weisheiten hängen. Derweil scheitert Sophie
an ihrer Idee eines täglichen Tanzvideos für YouTube. Sie kappt daraufhin für
die nächsten 30 Tage die Internetverbindung und droht sich in einer Romanze mit einem älteren Herrn zu verlieren. Als die Beziehung der beiden auf der
Kippe steht, und sie sich einer Entscheidung von großer Tragweite gegenübersehen, hält Jason in purer Verzweiflung kurzentschlossen die Zeit an.
Das Mögliche und das Tatsächliche
„I have seen the Future“ – mit diesem Satz war das Ticket bedruckt, das
man auf dem Sundance Filmfestival nach dem Besuch der Weltpremiere
von Miranda Julys neuem Film „The Future“ erhalten hat. „It's useless, but
so many things you want are“, kommentiert die Künstlerin das Ticket auf
ihrer Webseite. Miranda July, Künstlerin, Schriftstellerin und Regisseurin,
interessiert sich sehr für scheinbar unnütze Dinge – und trotzt ihnen einen
Sinn ab. Und sie interessiert sich sehr für unsichtbare Dinge – und macht
sie sichtbar. „Das Gefühl ist das Wichtigste“ sagte sie nach der Europapremiere von „The Future“ auf der Berlinale. Ihre Erforschung des Gefühls,
der Emotionen führt oft in surreale Gefilde. In „Haysha Royko“ (2003),
einem ihrer Kurzfilme, sieht man drei Menschen in einer Wartehalle auf
einer Bank. Über ihnen wabern sich ständig verformende Flächen. Man
kann sie als Aufmerksamkeitsfelder der Figuren, oder abstrakter – als Energiefelder interpretieren. Die Visualisierung oder Verbalisierung zwischenmenschlicher Phänomene ist Julys Spezialität. Oft sind sie spielerisch als
Frage oder Aufforderung formuliert, wie in „Learning to love you more“,
einer sozialen Skulptur im Internet. Hier hat sie 70 Aufgaben verfasst, die
die Besucher der Webseite erfüllen und ihre Ergebnisse dann posten sollen
– als Text, Bild, Video oder Podcast. Die erste Anweisung lautet: „Make a
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
child's outfit in an adult size“. Eine solch groteske Sentimentalität entspringt nur scheinbar naiver Kindlichkeit. July will Gefühle evozieren, und
das gelingt mit ihrer Kunst. Viele von solchen sentimentalen und melancholischen Spielen baut sie in ihre Filme ein: Sich in fremde Leben hineinfantasieren ist ein wiederkehrendes Moment. Der Angriff auf die Diktatur
der Zeit ein weiteres. In ihrem Debüt „Ich und du und alle die wir kennen“
von 2005 wird ein kurzer Spaziergang zum Schnelldurchlauf des ganzen
kommenden Lebens. In „The Future“ geht es zur Gänze um die Ängste ihrer
Generation vor Bindung und Festlegung und die daraus resultierende Erstarrung: das Verharren im Möglichen, ohne im Tatsächlichen anzukommen. Julys Kunst spielt ständig zwischen diesen beiden Polen – dem
Möglichen und dem Tatsächlichen. Die Dramaturgie ihrer Filme schwankt
dazwischen hin und her und hebelt herkömmliches Storytelling aus. Auch
macht sie immer wieder kleine Ausfallschritte und baut mit Gedankenspielen, Assoziationen und Performanceeinlagen tragikomische und
anrührende Kunst-Griffe in die Filme ein.
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Kurzweiliger Stillstand
Das hat auch bei „The Future“ wieder eine Filmstruktur zur Folge, die ähnliche Reaktionen wie die zu „Beginners“ von Mike Mills („Thumbsucker“),
Julys Ehemann, provozieren könnte. „Filme sollten auf Drehbüchern und
nicht auf Skizzenbüchern basieren“, hatte ein amerikanischer Kollege über
Mills zweiten Kinofilm gespöttelt. Damit meint er Mills Hang, die schwere
Emotionalität seiner Figuren mit ironisch kommentierten Collagen abzufangen. Mit seinem zärtlichen Tonfall, orientierungslosen Thirtysomethings,
die immer noch den Weg ins selbstbestimmte Leben suchen, und sprechenden Tieren gibt es erstaunlich viele Parallelen zwischen den beiden
jeweils zweiten Filmen des Ehepaars – „Beginners“ und „The Future“. Mills
wie July nehmen sich die Freiheit, innerhalb der Gattung Spielfilm mehr zu
machen als Erzählkino. Sie brechen das dramaturgische Korsett einer klassischen Erzählung auf und ermöglichen damit überraschende Erfahrungen. Wenn man sich erst einmal diese Freiheit erlaubt, kann das ganz einfach sein. Wie stellt man wohl am besten dar, dass jemand in Angst um die
falsche Entscheidung am liebsten die Zeit anhalten würde? Man lässt ihn
eben die Zeit anhalten! Doch so kurzweilig wie Miranda July hält sonst
niemand die Zeit an.
CHRISTIAN MEYER
THE FUTURE
D/USA 2010 - Drama - Regie: Miranda July - Kamera: Nikolai von Graevenitz
mit: Miranda July, Joe Putterlik, Isabella Acres - Verleih: Alamode
Start: 27.10.
BO: Endstation, DO: Roxy
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
November 2011
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
Sebastian
Ko
Ingrid
Bartsch
R.-Ruediger
Hamacher
WAZ
WDR
1 LIVE
ARD
film-Dienst
Morgenmagazin
Anonymous Submarine
von
von
Herausragend R. Emmerich R. Ayoade
Eine dunkle
Begierde
von
D. Cronenberg
Anonymous
von
R. Emmerich
Bemerkenswert
Submarine
von
R. Ayoade
Fenster zum
Sommer
von
H.
Handloegten
Cheyenne This Must Be
the Place
von
P. Sorrentino
Best of
Comedy
Nur für
Personal!
von
P. Le Guay
Best of
Drama
Halt auf
freier
Strecke
von
A. Dresen
Another
Earth
von
M. Cahill
Cheyenne This Must Be
the Place
von
P. Sorrentino
Poliezei
von
Maïwenn
Besondere
Erwähnung
Die Abenteuer von Tim &
Struppi
von
S. Spielberg
Underwater
Love
von
S. Imaoka
The Future
von
M. July
I´m not a
f**king
Princess
von
E. Ionesco
The Future
von
M. July
Die Abenteuer Submarine
von Tim &
von
Struppi
R. Ayoade
von
S. Spielberg
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
Verena
Lueken
Michael
Kohler
Lars Olav
Beier
Katja
Nicodemus
Christina
Nord
Frank
Brenner
EPD-Film
Schnitt
choices
Kultur.Kino.Köln
FAZ
Frankfurter
Rundschau
Spiegel
Die Zeit
taz
trailer
Kultur.Kino.Ruhr
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Halt auf
freier
Strecke
von
A. Dresen
Eine dunkle
Begierde
von
D.
Cronenberg
Poliezei
von
Maïwenn
Halt auf
The Future
freier Strecke von
von
M. July
A. Dresen
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Halt auf
freier Strecke
von
A. Dresen
Die Abenteuer The Future
von Tim &
von
Struppi
M. July
von
S. Spielberg
Submarine
von
R. Ayoade
Anonymous
von
R. Emmerich
Der ganz
normale
Wahnsinn
von
D. McGrath
Die Abenteuer
von Tim &
Struppi
von
S. Spielberg
Die Abenteuer
von Tim &
Struppi
von
S. Spielberg
The Future
von
M. July
Poliezei
von
Maïwenn
Killer Elite
von
G. McKendry
Cheyenne This Must Be
the Place
von
P. Sorrentino
Submarine
von
R. Ayoade
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Fenster zum
Sommer
von
H.
Handloegten
Cheyenne This Must
Be the Place
von
P. Sorrentino
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Poliezei
von
Maïwenn
Die Höhle d.
vergessenen
Träume
von
W. Herzog
Halt auf
freier
Strecke
von
A. Dresen
Fenster zum
Sommer
von
H.
Handloegten
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
31.10., 20 Uhr THE FOUR-FACED LIAR – LIEBE FINDET IHREN WEG,
Cinemaxx Essen
Vier Menschen, drei Beziehungen. Der L(esbische) Film im Cinemaxx
14.11., 19 Uhr TASTE THE WASTE, Cineworld Lünen
Schonungslose Doku von Valentin Thurn
16.11., 20 Uhr THE HELP, Cinemaxx Essen
Gelungene Literaturverfilmung als Damen-Preview
1.11., 18/20.30 Uhr DIE FRAU DIE SINGT, Schauburg Gelsenkirchen
Das KoKi zeigt eine beschwerliche Suche nach den eigenen Wurzeln
16.11., 20.15 Uhr KLEINE WAHRE LÜGEN (OmU), Astra Theater Essen
Ein lockerer Film über Franzosen in der Midlife-Crisis
2.11., 14.30 Uhr DAS LABYRINTH DER WÖRTER, UCI BO/DU
Gérard Depardieu lernt eine alte Dame sowie Literatur kennen und
lieben
www
16.11., 20.15 Uhr TUCKER & DALE VS. EVIL, Uni-Film-Club DO
Im Unikino der TU Dortmund splattert‘s blutig vor sich hin
3.11., 20 Uhr LIVE IN PEEPLI, Babylon Hagen
Komödie aus Indien zum 50jährigen Jubiläum von Amnesty International
5.11., 14.30 Uhr ME TOO – WER WILL SCHON NORMAL SEIN?,
Lichtburg Essen
In der Reihe „Was ist normal?“ über das Leben mit Down-Syndrom
17.11., 20 Uhr HALT AUF FREIER STRECKE, Lichtburg Essen
Die NRW-Premiere in Anwesenheit von Regisseur Andreas Dresen
„Das Labyrinth der Wörter“
20.11., 16 Uhr NICHT GANZ KOSCHER, Kino im Walzenlager Oberhausen
Doku von Ruth Olshan über eine persönliche Suche
8.11., 18/20.30 Uhr WESTWIND, Schauburg Gelsenkirchen
Über die Grenzen hinweg entsteht und wächst eine deutschdeutsche Liebe
21.11., 14.30/17.30 Uhr SATTE FARBEN VOR SCHWARZ,
Casablanca Bochum
Bruno Ganz und Senta Berger blicken auf Glück und Geheimnis zurück
9.11., 20 Uhr ANONYMUS, Cinemaxx Mülheim
Die Preview offenbart Shakespeare als Fake
22.11., 18 Uhr IWANOW, Astra Theater Essen
Erster Film des VIII. Festival der russischen Kultur (21.–25.11.)
9.11., 19.30 Uhr IM BETT, StudienKreis Film Bochum
Intensive Zwischenmenschlichkeit von Matías Bize
23.11., 19 Uhr DER NACHTPORTIER, Endstation Kino Bochum
Umstrittenes Politdrama in der Reihe „Charlotte Rampling“.
Mit Vortrag.
9.11., 19.30 Uhr PHOENIX IN DER ASCHE, Sweet Sixteen Dortmund
Preview in Anwesenheit des Regisseurs
10.11., 20 Uhr KRIEG DER GÖTTER, Cinestar Dortmund
Mickey Rourke stürzt Menschen-und Götterwelt ins Chaos
„Me too –
Wer will schon normal sein?“
11.11., 22.45 Uhr WIR SIND WAS WIR SIND (OmU),
Eulenspiegel Essen
In Mexiko greift eine Familie zu ungewöhnlichen
Ernährungsmaßnahmen
25.11., 19 Uhr WENN KATELBACH KOMMT, Blackbox Düsseldorf
Psychoanalyse & Film lädt ein zu Polánskis frühem Werk
27.11., 17 Uhr DIE VORSTADTKROKODILE, Endstation Kino Bochum
In Anwesenheit des Regisseurs Christian Ditter
13.11., 14 Uhr PAPPA ANTE PORTAS, Cineworld Lünen
Loriot-Hommage auf dem Lünener Filmfest
29.11., 20 Uhr SO IST PARIS, Lichtburg Essen
Die Essener Philharmoniker begleiten den Stummfilm
13.11., 15 Uhr TOM SAWYER, Lichtburg Oberhausen
Preview der Neuverfilmung von Mark Twains Klassiker
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Tom Sawyer und Huck Finn
neu verfilmt
24.11., 19 Uhr KURZFILMPROGRAMM, Endstation Bochum
Das Blicke Festival (24.-27.11.) bietet Kurzfilmprogramme mit Bildern
der Region
11.11., 23 Uhr RED STATE, UCI BO/DU
Kevin Smiths Horror als Midnight Movie
13.11., 18.15 Uhr WEEKEND (OmU), Schauburg Dortmund
In der Filmreihe homochrom der Film von Andrew Haigh
23.11., 19.30 Uhr LADY SNOWBLOOD (OmU),
StudienKreis Film Bochum
Tarantinos Vorlage für „Die Braut“ im Rahmen der Japan-Woche,
Eintritt frei
Besonders hungrig:
„Wir sind was wir sind“
Über Grenzen: „Westwind“
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30.11., 20.30 Uhr IN TIME – DEINE ZEIT LÄUFT AB, Lichtburg
Oberhausen
Andrew Niccols Science Fiction-Thriller zur Männer-Preview
„Halt auf freier Strecke“
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
Der Feigling und die Kommunistin
Wodka mit Stalin
„Hotel Lux“ von Leander Haußmann
Ein unbedarfter Varieté-Schauspieler landet 1938 unverhofft in einem Moskauer
Exilantenhotel. Dort kommt es zu haarsträubenden Begegnungen.
C Charmante Verwechslungskomödie
Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann erweist sich im Kino nicht
eben als verlässliche Konstante: Kleine, gewitzte Kinoperlen à la „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ werden dort schon mal abgelöst von vergleichbar plumpen Klamotten wie „NVA“, „Warum Männer nicht zuhören und
Frauen schlecht einparken“ oder „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“.
Es scheint, als sei Haußmann besonders stark, wenn seine Filme von einem
besonderen historischen Kontext gerahmt werden, sprich: von der Berliner
Mauer oder deren Fall. „Hotel Lux“ ist früher angelegt: in Berlin und Moskau im Jahre 1938.
Hans Zeisig (Michael „Bully“ Herbig) ist Herzblut-Schauspieler in einem
Berliner Varieté-Theater. Gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Siggi
(Jürgen Vogel) parodiert er Hitler und Stalin. Das wiederum wissen die
Parteimitglieder im Saal nicht lange zu schätzen. Siggi geht in den Untergrund, und als die Lage auch für den politisch desinteressierten Zeisig
brenzlig wird, setzt der sich unter falschem Namen in ein Exilantenhotel in
Moskau ab, das Hotel Lux. Dort hält man ihn für Hitlers Astrologen, den
Stalin fortan umgarnt. Und dann steht auch noch eine alte Bekannte in der
Tür: die Kommunistin Frida (Thekla Reuten).
Haußmann liefert eine temporeiche Verwechslungskomödie, in der kleine
Kinder im Hausflur „Auf der Flucht erschossen“ spielen und Dolmetscher
die Konsequenzen eines Gesprächs unter vier Augen zu spüren bekommen.
Der Humor bewegt sich unbeschwert zwischen Ulk und Zynismus und gibt
sich dabei auch gelungen satirisch, wenn er Herrscherfiguren und Macht-
mechanismen vorführt. Allgegenwärtig bleiben bei aller Schmunzelei die
Ängste, die Repressionen, das Misstrauen, die blutige Willkür zweier diktatorischer Systeme, und das ist klug so. Haußmann nimmt Täter und Opfer
gleichermaßen ernst. Das gilt für einen Macken-behafteten Stalin und
dessen uniformierte Handlanger ebenso wie für Zeisig, den Mitläufer: ein
Duckmäuser, der sich verstellt, ein Chamäleon, das sich dem jeweiligen
System anpasst, um seine egoistischen Träume zu verfolgen. Die einzige
Größe, die Zeisig auszeichnet, ist die, dass er zu seiner Feigheit steht. Und
dies macht ihn am Ende, im Zusammenspiel mit seiner selbstüberschätzten Unbedarftheit, gar sympathisch.
„Hotel Lux“ verdient auch audiovisuell das Kino: Varieté-Choreografien,
tolle Kulissen in stimmungsvollen Bildern, witzige Schwarzweiß-Einspieler
und ein beschwingter Soundtrack füllen die Leinwand bis ins Detail mit
Größe. Details spiegeln sich auch im Humor, wenn man beispielsweise im
Exilantenhotel wiederholt mal eben künftigen DDR-Parteigrößen begegnet. Und so ist auch in diesem Haußmann-Film bereits die Mauer gegenwärtig, und der Film reiht sich damit ein in die Riege der gelungensten
Werke des Regisseurs: die seiner Mauer-Filme. Eine kluge, aber nicht verkopfte, gradlinig und gewitzt erzählte Komödie, bei der sich einzig die
Romanze zwischen Zeisig und Frida nicht so recht erschließen will. Ansonsten aber hält Haußmann die Zügel sicher in der Hand. HARTMUT ERNST
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HOTEL LUX
D 2011 - Tragikomödie - Regie: Leander Haußmann - Kamera: Hagen Bogdanski - mit:
Jürgen Vogel, M. Bully Herbig, Thekla Reuten - Verleih: Constantin
Start: 27.10.
BO: UCI, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
HOTEL LUX – Am Rande
Das wirklich existierende Hotel Lux diente in den Anfangsjahren der
Sowjetunion als Zufluchtsort für politische Exilanten. Es war bereits
1911 unter dem damaligen Namen „Hotel Franzija“ erbaut worden. In
den frühen 1930er Jahren erweiterte man das Gebäude um zwei
Etagen, so dass es mit 300 Zimmern bis zu 600 Gästen Unterbringung
oder eben -schlupf bot. Unter den dort vergleichsweise fürstlich logierenden „Gästen“ waren in erster Linie deutsche Exilanten, unter ihnen
Walter und Lotte Ulbricht, Ernst Reuter und Clara Zetkin. Zwischen
1936 und 1938 mussten sich einige der Hotelbewohner einer Razzia
mit anschließenden umfangreichen Verhören und teils Verurteilungen
bis hin zu Hinrichtungen durch das Innenministerium der UdSSR
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
(NKDW) unterziehen. 1941 wurde das gesamte Hotel wegen der nahenden deutschen Truppen evakuiert, was ohne weitreichende Folgen
blieb: Die Exilanten konnten kurze Zeit später in ihr Übergangsdomizil zurückkehren. Seit die letzten politisch verfolgten Dauermieter
das Hotel 1954 verlassen haben, ist das Gebäude an der Uliza
Twerskaja Nummer 10 wieder ein normales Hotel; wegen der einschlägigen Geschichte ist es kurzerhand in „Hotel Zentralnaja“ umbenannt worden. Mittlerweile wird das attraktiv gelegene Gebäude als
Büro an Unternehmen vermietet; geplant ist mittelfristig die ReUmnutzung als Hotel: um den Nostalgiefaktor wirtschaftlich abzuschöpfen als „Hotel Lux“.
LINDA HOEMBERG
34
36
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kino.Ruhr.
Galerie Cinema.
Neue Filme
Raoul Hüster in seinem 43-Zuschauer-Saal
Werner Herzog und seine Crew auf Zeitreise
Film-Archäologie
„Die Höhle der vergessenen Träume – 3D” von Werner Herzog
Das kleine Kino mit dem besonderen Charme in Essen-Rüttenscheid
liegt im Souterrain. Die Zuschauer betreten den 43 Plätze-Saal praktisch vom Bürgersteig direkt neben der Leinwand. Dann setzt man sich,
schaut sich die Werbung an und wartet auf den Vorführer, der am Platz
kassiert. Manchmal ist es Raoul Hüster, der Geschäftsführer.
trailer: Herr Hüster, die Galerie Cinema ist 1971 eröffnet worden. Was
war das vorher für ein Ort?
Raoul Hüster: Vorher war es eine Bildergalerie. Mein Vater Hanns-Peter
Hüster hat sie übernommen, aber jetzt ist es nur noch Kino.
Stimmt es, dass die Galerie das älteste Programmkino Deutschlands ist?
Es ist zumindest eines der ersten. Mein Vater machte früher gern Diskussionen nach dem Film. Ab und zu gab es auch Häppchen mit dabei. Das ging
bis in die frühen Morgenstunden.
Welche Filme laufen hier?
Wir zeigen hauptsächlich aktuelle Filme.
Ich habe die Galerie schon öfter ausverkauft erlebt.
Bei 43 Plätzen ist es sogar recht schnell ausverkauft. Häufig bei dem Film,
der seit 36 Jahren im Programm ist: „Harold and Maude“.
Sind es immer dieselben Leute, die den Film anschauen?
Sicher sind einige schon zigmal da gewesen, aber die bringen auch immer wieder
Leute mit. Das hat mittlerweile halt einen gewissen Kultfaktor.
Was machen Sie, wenn es keine 35mm-Filmkopie mehr gibt?
Auch die Galerie Cinema wird irgendwann digitale Projektionstechnik haben.
„Harold and Maude“ bleibt aber auf jeden Fall im Programm.
Was hat der Vorführer hier noch für Aufgaben?
Der Vorführer ist einfach alles: Er ist Entertainer, Putzmann, Kartenverkäufer.
Die Galerie Cinema ist ein Ein-Mann-Betrieb.
Hat es sich jemals als Problem herausgestellt, dass man direkt neben
der Leinwand das Kino betritt?
Wenn der Film gestartet hat, sind die Türen zu. Da kommt keiner rein. Selten, dass ich noch jemanden durch den Hausflur reinholen muss. Normalerweise sind die Leute, die zum ersten Mal in die Galerie kommen, erst mal
erstaunt, dass sie direkt im Kino stehen. Man erkennt sie immer daran, dass
sie nach hinten zum Vorführer kommen und bezahlen wollen. Die Tradition
ist, dass erst die Werbung läuft und dann am Platz kassiert wird.
Ehrliche Leute, die hinter der Kasse herrennen?
In die Galerie Cinema kommen nur ehrliche Leute. Ich habe es noch nie
erlebt, dass sich einer gedrückt hat. Diskussionen mit Leuten, die ihre Pizza
mitbringen, habe ich eher.
Pizza ist nicht erwünscht?
Nee. In dem kleinen Raum. Das riecht man ja.
Über 20.000 Jahre war ein in Südfrankreich gelegenes Höhlensystem von der Außenwelt abgeschnitten. Darin entdeckten Forscher perfekt erhaltene Höhlenzeichnungen,
die die ältesten von Menschenhand gefertigten Kunstwerke darstellen.
C Kino als dreidimensionales Museum
1994 entdeckte ein Forscherteam im Süden Frankreichs ein ausgeprägtes
Höhlensystem von der Größe eines Fußballfeldes, das nach einem Felssturz
über Jahrtausende von der Außenwelt abgeschottet war. Im Innern fanden
die Wissenschaftler Höhlenmalereien, die über 30.000 Jahre alt und somit
doppelt so alt wie die ältesten bislang bekannten prähistorischen Zeichnungen waren. Auch die Knochenüberreste von unterschiedlichen Tieren
ließen die Herzen der Forscher höher schlagen. Die fragile klimatische und
geologische Situation der nach ihrem Entdecker benannten Chauvet-Höhle
machte es notwendig, dass Besichtigungen und wissenschaftliche Exkursionen auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben. Dass Werner Herzog
mit einem vierköpfigen Team dennoch die Gelegenheit erhielt, die Höhle zu
besuchen, stellt eine womöglich einmalige Sondergenehmigung dar. Filmisch gesehen ist „Die Höhle der vergessenen Träume – 3D“ sicherlich eine
einmalige Angelegenheit, denn der Filmemacher nutzte diese Chance,
indem er in den engen Gängen der vom Sonnenlicht abgeschnittenen Welt
mit einer 3D-Kamera filmte. Damit ist es ihm gelungen, die fantastischen
Gemälde und vorzeitlichen Kunstwerke in einer faszinierenden Plastizität
abzubilden und die perspektivischen Feinheiten herauszuarbeiten, die sich
durch die Dreidimensionalität der aus Felsgestein bestehenden „Leinwände“ ergeben. Da man aus verständlichen Gründen die Höhle selbst niemals betreten dürfte, stellt Herzogs Film die ideale Möglichkeit dar, die
beachtlichen Kunstwerke nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu
machen, indem der Besuch dokumentarisch festgehalten wurde.
Für kunsthistorisch oder archäologisch interessierte Zuschauer bietet „Die
Höhle der vergessenen Träume“ vortreffliche Anblicke auf Höhlenmalereien,
deren Frische in dem abgeschlossenen Höhlensystem über Jahrtausende
auf beachtliche Weise erhalten blieb. Getrübt wird dieses besondere Filmerlebnis durch eine etwas anstrengende Musikuntermalung und die seltsam leidenschaftslose Erzählstimme von Regisseur Werner Herzog selbst.
Auch ein filmischer Exkurs am Ende des Films über ein Kraftwerk und ein
künstliches Biotop, in dem Krokodile „gezüchtet“ werden, hinterlässt eher
Verwunderung und will sich nicht so recht in das Gesamtkonzept einfügen.
Bei dem hat man indes großen Wert darauf gelegt, die Filmaufnahmen von
den Entdeckungen auch inhaltlich zu untermauern. So kommen Wissenschaftler zu Wort, die die Lebenssituationen der Höhlenkünstler zu rekonstruieren versuchen, die die Kunstwerke in einen zeitlichen Bezug zu anderen Funden setzen und Rückschlüsse auf Interaktionen mit der Tierwelt
oder mystische Rituale herstellen. So ist der Film nicht nur visuell zu einer
vielschichtigen Sache geworden, sondern bemüht sich auch auf seiner
inhaltlichen Ebene um Komplexität und Weitsicht.
FRANK BRENNER
www
DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME - 3D
USA/F/D/CDN 2010 - Doku. - Regie: Werner Herzog - Kamera: Peter Zeitlinger - mit:
Werner Herzog, Jean Clottes, Carole Fritz - Verleih: Ascot Elite
Start: 3.11.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, OB: Cinestar
INTERVIEW/FOTO: BETTY SCHIEL
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
35
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Neue Filme
Extremsituation für die ganze Familie
Spielrein (Keira Knightley) erzählt erstmals von ihren Gefühlen
Spielfreude
Nicht müde werden
„Eine dunkle Begierde“ von David Cronenberg
„Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen
Sabina Spielrein wird in eine Heilanstalt eingewiesen. Ihr Arzt C.G. Jung ist fasziniert
von ihrem Fall und erzählt seinem Kollegen Siegmund Freud davon.
C Emotionales Psychodrama
Ein junger Familienvater erfährt, dass er an einem inoperablen Hirntumor leidet und
nur noch wenige Monate zu leben hat.
C Schonungsloser Film über das Sterben
C.G. Jung (Michael Fassbender) legt die sexuellen Obsessionen von Sabina
Spielrein (Keira Knightley) frei, sie wird kurz darauf seine Geliebte. Doch
das bringt Jung in Konflikt mit seinem Berufsethos. Jungs Freundschaft zu
Freud hat bereits wegen beruflicher Differenzen gelitten, die Affäre mit
Spielrein ist nur der letzte Anstoß für den Bruch der beiden. Die fachlichen
Hintergründe werden in diesem Monat in der Doku „Nachtmeerfahrten“
seziert, Cronenberg ist mehr an den treibenden Momenten biografischer
Elemente interessiert. Doch wer hofft, der Meister der psychischen Auswüchse hätte die Themen Psychoanalyse und Masochismus dazu genutzt,
ans Eingemachte zu gehen, wird enttäuscht. „Eine dunkle Begierde“ ist ein
bestens besetztes Biopic, gleichermaßen mit Abgründen und Humor gewürzt.
CHRISTIAN MEYER
„Ich hab einen Gehirntumor. Und das ist nicht lustig.“ So unprätentiös fasst
Frank zusammen, was eigentlich nicht fassbar ist. Von einem Tag auf den
anderen wird aus dem glücklichen Ehemann und Vater ein Sterbenskranker, der Abschied nehmen muss. Andreas Dresen nähert sich dieser
Extremsituation gewohnt authentisch und ungeschönt: Die Nebenrollen
wurden mit echten Ärzten und Therapeuten besetzt, die Dialoge während
des Drehs improvisiert, es wird geweint, gesabbert und gekotzt. Immer wieder aber wird dieser schmerzhafte Realismus von komödiantischen
Momenten und surrealen Fantasien, von Leichtigkeit und Lebensfreude
durchbrochen. Dresen gelingt dabei Großes: ein Film über das Sterben, der
einem die Angst vor dem Leben nimmt.
MARIEKE STEINHOFF
HALT AUF FREIER STRECKE
EINE DUNKLE BEGIERDE
D/CDN/GB 2011 - Drama - Regie: David Cronenberg - Kamera: Peter Suschitzky - mit:
Keira Knightley, M. Fassbender, Viggo Mortensen - Verleih: Universal Start: 10.11.
BO: Union, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg
Cannes 2011: Un Certain Regard
D 2011 - Drama - Regie: Andreas Dresen - Kamera: Michael Hammon - mit:
Milan Peschel, Mika Seidel, Otto Mellies - Verleih: Pandora
Start: 17.11.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
www
Jean-Louis (Fabrice Luchini) hat sein altes Leben satt
Sind oft geschockt: Die Polizisten vom Jugendschutz
In den Abgrund blicken
Zeiten des Umbruchs
„Poliezei“ von Maïwenn
„Nur für Personal!“ von Philippe Le Guay
Die Arbeit in der Pariser Polizeieinheit für Jugendschutz ist schockierend: Die Männer
und Frauen erleben den Missbrauch Jugendlicher im Alltag hautnah.
C Dokumentarisch anmutender Polizeifilm
Paris, 1962: Der Börsenmakler Jean-Louis lernt über das neue Hausmädchen Maria
erstmals das Leben der Bediensteten unter dem Dachboden kennen.
C Humorvolles Nostalgiekino
Die Polizisten werden mit Missbrauchsfällen aller Art konfrontiert: Von
Kinderarbeit über sexuelle Nötigung unter Jugendlichen zur Vergewaltigung in der Familie – im ärmlichen Migrantenmilieu, dem Mittelstand oder
der Oberschicht. Der psychische Druck macht sich auch im Privatleben der
Polizisten bemerkbar. Als die Fotografin Melissa (Regisseurin Maïwenn) die
Truppe für eine Reportage begleiten soll, bringt dies zusätzlich Unruhe.
Maïwenn ist inzwischen ebenso erfolgreich als Regisseurin wie als Schauspielerin („Das fünfte Element“, „Leon – Der Profi“). Ihre mitunter dokumentarisch anmutende, hervorragend besetzte aktuelle Regiearbeit rechtfertigt diesen Erfolg.
CHRISTIAN MEYER
Der bürgerliche Hausherr taucht zum ersten Mal ein in eine Welt, die ihm
bislang vollkommen fremd war, und die sich doch nur eine Etage über seiner eigenen Wohnung befindet: im Angestelltentrakt. Zusammen mit JeanLouis wird auch der Zuschauer in ein ungewohntes Szenario entführt, denn
der Film spielt in einer Zeit vor so manchem gesellschaftlichen Umbruch.
Auch davon erzählt Philippe Le Guays Film auf augenzwinkernde Weise,
wenn er wie andere französische Erfolgsfilme à la „Der kleine Nick“ liebenswert eine vergangene Epoche heraufbeschwört. Das muntere Geschehen ist mit viel Witz und einem spielfreudigen Ensemble aus renommierten
französischen und spanischen Darstellern inszeniert.
FRANK BRENNER
POLIEZEI
NUR FÜR PERSONAL!
Cannes 2011: Preis der Jury
F 2011 - Drama - Regie: Maïwenn Le Besco - Kamera: Claire Mathon, Jowan Le Besco mit: Karin Viard, Joey Starr, Maïwenn Le Besco - Verleih: Wild Bunch
Start: 27.10.
BO: Metropolis/Casablanca
F 2011 - Komödie - Regie: Philippe Le Guay - Kamera: Jean-Claude Larrieu - mit:
Fabrice Luchini, Carmen Maura, Natalia Verbeke - Verleih: Concorde
Start: 3.11.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater,
MÜL: Cinemotion
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Roter Teppich
Kommt schließlich auch in Moskau an: Jürgen Vogel als Siggi Meyer im „Hotel Lux“
„Meine Milchzähne waren noch einwandfrei“
Jürgen Vogel über „Hotel Lux“, seine Liebe zu Serien und seine Anfänge als Kindermodel
Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Eigentlich haben wir uns zuvor bei einem ScreeSchauspielschulen nicht sein Ding waren: ning von „Die Welle“ bei der Constantin-Film
Trotzdem oder gerade deswegen wurde der kennengelernt. Das war für mich die erste Mög1968 in Hamburg geborene Jürgen Vogel in lichkeit, den Film im fertigen Schnitt zu sehen,
den letzten Jahren zu einem großen Publikums- bevor wir damals die Pressearbeit zum Film beund Kritikerliebling. Sein darstellerisches Ta- gonnen haben. Zu dieser Vorführung war auch
lent kann man in so unterschiedlichen Werken Bully eingeladen. Ich mochte ihn und seine Arwie „Die Welle“, „Der freie Wille“, „Das Le- beit vorher schon, und an diesem Tag hat er mir
ben ist eine Baustelle“ oder „Die kommenden gesagt, dass er irgendwo gelesen hat, dass ich am
Tage“ bewundern. Auch als „Bully und ich, wir beide sind 29. April 1968 geboren bin – geProduzent („This is Love“) ist unterschiedlich und gleich“ nau am selben Tag wie er! Und
dann begann so etwas wie eine
er erfolgreich. Nun kann man
ihn neben Bully Herbig in Leander Haußmanns Liebesbeziehung (lacht), ich hab mich sofort in
„Hotel Lux“ als Bühnenschauspieler auf der den Typen verknallt, und ich mag ihn unheimlich
Leinwand erleben, der als Hitler-Parodist die gern. Wir beide sind unterschiedlich und gleich.
Wir machen natürlich völlig verschiedene SaLacher auf seiner Seite hat.
chen, aber manche Wege führen uns dann zutrailer: Herr Vogel, „Hotel Lux“ und der kürz- sammen. In der Castingshow haben wir uns dann
lich gelaufene „Mein liebster Feind“ scheinen besser kennengelernt, das war eine tolle Zeit.
zu unterstreichen, dass es nun salonfähig geworden ist, in Deutschland Komödien über das Til Schweiger ist derzeit im Gespräch als neuer
Dritte Reich zu drehen …
„Tatort“-Kommissar. Wäre das für Sie eventuJürgen Vogel: Es stimmt, das war lange Zeit ver- ell auch einmal eine Option?
pönt. Aber ich glaube, dass Leander Haußmann Ich habe überhaupt nichts gegen „Tatort“, ich
einen ganz guten Ton getroffen hat. Er hat ge- habe auch schon in einigen mitgespielt. Ich finsagt, dass das seine Art ist, mit Dingen fertig zu de, die Reihe ist qualitativ eines der Highlights,
werden, die für ihn persönlich schlimm waren. Er die wir im deutschen Fernsehen so produzieren.
ist ja in der DDR groß geworden, und da ist das Das ist immer eine Frage des Konzepts, welche
für ihn als Künstler auch eine Art Schutzfunktion, Figur ich da spielen würde. Wenn ich das machen
als Mensch bei der Sache gut herauszukommen. sollte, würde ich dabei auch gerne weiter gehen
Indem man das Ganze humoristisch angeht, ist als das, was ich da bisher so gesehen habe. Indas dann eine bestimmte Form des Blickes, die sofern muss man mal abwarten, wie sich das in
nicht ganz so schmerzvoll ist, aber trotzdem al- den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelt.
les um einen herum wahrnimmt. Für Haußmann Aber es ist für mich kein No-Go, sondern etwas,
ist das ein Anfang, eine Form, Türen zu öffnen, das mich schon interessiert, wenn es gut ist.
den Menschen begreiflich zu machen, dass Stalin auch ein Diktator war, der grausame Sachen Also hätten Sie auch keine Berührungsängste,
gemacht hat. Wenn man das so geschickt macht, mit einer Figur in Serie zu gehen?
wie es mit der Figur Zeisigs auch funktioniert, Nein, ich liebe Serien! „Tatort“ bezeichne ich jetzt
dann ist diese Vorgehensweise meiner Meinung mal als Reihe, weil man nur so drei Episoden pro
nach durchaus legitim. Für mich ist der Film auch Jahr macht. Aber wenn es ein tolles Serienangekeine reine Komödie, für mich ist er eher ein ko- bot gäbe, wäre ich da gerne dabei. Ich bin großmödiantischer Abenteuerfilm, dem es gelingt, er Fan von vielen amerikanischen Serien, die ich
auch jüngere Zuschauer anzusprechen.
gesehen habe. Von „Californication“ bis „Breaking Bad“, von „Dexter“ über „The Wire“ bis „The
Bully haben Sie durch die Castingshow für den Shield“. Es gibt ganz tolle Serien mit großartigen
ersten Wickie-Film kennengelernt, es war also Schauspielerleistungen, tollen Ideen, tollen Autoeher Zufall?
ren. Da gibt es von meiner Seite keinerlei Berüh-
www
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
37
rungsängste. Wenn es gut ist, kann man das auf
jeden Fall machen.
Gibt es auch wieder ein neues eigenproduziertes Projekt von Ihnen?
Ich habe gerade wieder einen Film mitproduziert,
bei dem ich auch mitgespielt habe, der sich jetzt
in der Endfertigung befindet: „Gnade“ heißt der.
Der Film spielt in Norwegen, mit Birgit Minichmayr, die eine hervorragende Schauspielerin ist.
Wir versuchen, den nun fertigzustellen und dann
auf einem Festival zum Einsatz zu bringen.
Wie sind Sie damals an Ihre erste Schauspielrolle gekommen?
Ich hatte für einen Katalog Kindermodenfotos
gemacht. Damals hatte ich noch tolle Zähne, also
die Milchzähne waren noch einwandfrei. Als Kindermodel war ich bei einer Agentur, die sich dann
vergrößert hat und später auch für Werbung und
Film vermittelt hat. Mit fünfzehn Jahren war ich
dann bei einem Casting und bin auch für die Rolle
genommen worden. Das war also eher ein Zufall.
Wenn das damals mit dem Casting nicht geklappt
hätte, weiß ich gar nicht, ob ich Schauspieler geworden wäre. Das war 1984, der Kinofilm „Kinder aus Stein“ von Volker Maria Arend, mit Natja
Brunckhorst, die bekannt war aus „Wir Kinder
vom Bahnhof Zoo“, und mit Uwe Fellensiek und
Claude-Oliver Rudolph. Wenn man den heute
sieht, dann versteht man auch nicht, warum ich
Schauspieler geworden bin. Ich selbst finde, dass
ich darin furchtbar schlecht gespielt habe …
Gab es denn bei Ihnen immer schon den Drang
ins Scheinwerferlicht, haben Sie als Kindermodel freiwillig angefangen?
Na ja, das war natürlich auch nicht so richtig freiwillig. Ich hatte eine Freundin, die war neun, ich
war zehn Jahre alt, und deren Mutter war Fotografin. Das Mädchen hat schon gemodelt, und die
Mutter hatte Fotos von mir gemacht und diese
eingeschickt, ohne dass ich das wusste. Die haben mich dann zum Casting eingeladen, weil die
fanden, dass ich irgendwie ganz süß aussah. Wie
ein Mädchen sah ich damals aus. Das war schon
ein Zufall, dass ich damals da hineingerutscht bin.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
Eine Witzfigur? Der alternde Rockstar Cheyenne (Sean Penn)
Traurige Figur
„Cheyenne – This must be the place“ von Paolo Sorrentino
Einen abgewrackten Musiker verschlägt es in die USA, wo er sich auf die Spuren seines
verstorbenen Vaters begibt.
C Bildgewaltiges Drama
Er hat mit den Stones gesungen und war ein erfolgreicher Rockstar – jetzt
ist er fünfzig und lebt zurückgezogen in seiner Villa in Dublin. Seit mehr
als zwanzig Jahren ist es still um Cheyenne (Sean Penn), und inzwischen
sieht er aus wie die Karikatur seiner selbst: schwarze Mähne, Kajal-verschmierte Augen, Falten und eine gebrochene Fistelstimme, die der einstige Rockstar nur noch bemüht, um mit seiner lebenslustigen Frau (Frances
McDormand) zu kommunizieren. Den Rest des Tages trottet er beinahe
schlafwandlerisch durch seinen Besitz, sitzt verloren in der Ecke, wirkt
debil, depressiv, auf Drogen. Die Nachricht vom Tod seines Vaters in New
York bildet schließlich den Impuls für einen Aufbruch: Gefangen in seiner
Vergangenheit, genauer – Kindheit – lässt Cheyenne Haus und Frau zurück
und reist nach Amerika. Dort erfährt er, dass sein Vater bis zuletzt seinen
einstigen KZ-Peiniger suchte. Cheyenne folgt der Spur.
Der Film braucht seine Zeit. Zeit, die man benötigt, um die Hauptfigur einigermaßen greifen zu können. Bis man weiß, dass Cheyenne mehr ist als
eine infantile Witzfigur. Nämlich eine tief traurige Witzfigur. Nach und
nach füttert uns das Drama mit Fragmenten der Vergangenheit, die den
Typus erklären, den Sean Penn da so beeindruckend enthoben auf die
Leinwand bringt. Ein Star, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere tragisch
erstarrte. Der Jahrzehnte später endlich damit beginnt weiterzuleben. Der
schlaff, aber zielgerichtet durch die Vereinigten Staaten wandert, immer
den wackligen Trolley hinter sich herziehend, über Teer und Stock und
Stein. Der ausgerechnet in die USA reist, um erwachsen zu werden. Der
dort Menschen begegnet. Menschen und Freaks: Geschichtslehrer, Nazijäger und David Byrne.
Dublin, New York, New Mexico, Utah: „Cheyenne – This must be the place“
ist ein atemberaubendes Roadmovie, dessen Magie sich nicht allein durch
Sean Penns Spielkunst manifestiert, sondern ebenso durch die Inszenierung Paolo Sorrentinos. Der italienische Regisseur bewies bereits mit „Il
Divo – Der Göttliche“ sein kraftvolles, eigenwilliges kreatives Potential.
Seine erste US-Produktion entwickelt einen vergleichbar audiovisuellen
Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Spätestens in den
Staaten scheint die Kamera immer in Bewegung, schwebt unter, neben,
über dem Helden in magischen Bildern und Perspektiven. Es scheint
anfangs so, als vernachlässige Sorrentino gar ein wenig die Story für seine
Bild- und Sound-Collage. Doch am Ende weiß man, der Eindruck hat
getäuscht. Und man hat vielmehr das Verlangen, den Film noch einmal zu
sehen. Das Drama ist Sorrentinos erster künstlerischer Ausritt in die USA,
und er hat damit die dortige filmische Landschaft bereits bereichert. Wir
sind gespannt, wohin es ihn als nächstes verschlägt.
HARTMUT ERNST
www
CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE
Cannes 2011: Preis der ökumenischen Jury
I/F/IR 2011 - Drama / Thriller - Regie: Paolo Sorrentino - Kamera: Luca Bigazzi - mit:
Judd Hirsch, Sean Penn, David Byrne - Verleih: Delphi
Start: 10.11.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Camera, DU: UCI, E: Filmkunsttheater
CHEYENNE – Am Rande
Sehnsucht, Rausch, Sex, Drama und Zerstörung – der Rockstar ist eine
sehr beliebte Filmfigur. Das gilt nicht nur für fiktive Charaktere des
Spielfilms. Auch der Dokumentarfilm hat seit langem das emotionale
und dramatische Moment von Musikerbiografien erkannt. Es gibt
unzählige sogenannte Rockumentaries – ein großer Fan dieses Genres
ist Martin Scorsese, der sonst in Hollywood für seine Spielfilme gefeiert wird. Schon 1972 hat Scorsese für den letzten Film über Elvis
Presley „Elvis on Tour“ die Montage betreut. In Eigenregie drehte er
den Konzertfilm „The Last Waltz“ (1978), der den letzten Auftritt der
Rockband „The Band“ dokumentiert. 2003 produzierte Scorsese, der
Geschichte der Bluesmusik auf den Spuren, die Miniserie „The Blues“,
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
für die er selbst wie auch Wim Wenders und Clint Eastwood eine Folge
beisteuerte. Hier kamen insgesamt gut 780 Minuten fertiges Filmmaterial zusammen. Nur fünf Jahre später – kurz vor dem Start des
vierfachen Oscar-Gewinners „Departed – Unter Feinden“ – beschäftigt er sich in „No Direction Home“ (2005) mit der Folk- und
Rocklegende Bob Dylan. Scorsese folgt dem frühen Dylan zu Anfang
seiner Karriere und hat hierfür die Wegbereiter interviewt und
Archivmaterial zusammengetragen. Seine bisher letzte Rockumentary
ist wieder ein Konzertfilm: „Shine a Light“ (2008) setzt den Rolling
Stones ein weiteres Denkmal und feierte auf der Berlinale Weltpremiere.
INGA SELCK
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Neue Filme
culture club
cc
präsentiert: Kino Café
Chodorkowski unter strengster Bewachung
Tatsächlich … Liebe
Machtspiele
UCI
„Der Fall Chodorkowski“ von Cyril Tuschi
In der Vorweihnachtszeit werden die vielfältigen Liebesprobleme
einer ganzen Reihe von Personen geschildert, die sich in bester
Ensemblefilmtradition immer wieder begegnen und zum großen
Weihnachtsfinale (fast) alle glücklich werden dürfen. Moderner
Komödienklassiker mit einem bestens aufgelegten Ensemble – und
vielen kleinen, unvergesslichen Szenen.
Multimillionär Michail Chodorkowski, ehemaliger Mehrheitseigner der Ölfirma Jukos, ist
seit 2003 in Sibirien inhaftiert.
C Gut recherchierte Aufarbeitung
Man darf nicht erwarten, dass Cyril Tuschis Film viele neue Erkenntnisse zu
Tage fördert. Der Regisseur hat sich zwar mit etlichen der beteiligten Personen zu Interviews getroffen, um Licht ins Dunkel dieser komplexen Verstrickungen zwischen Politik und Wirtschaft zu bringen. Doch einige können
oder wollen sich nicht vor der Kamera äußern, weswegen kein lückenloses
Bild entstehen kann. Tuschi gelingt es aber anschaulich, den Werdegang
Chodorkowskis nachzuzeichnen, vom Chemiestudenten zu einer der finanzstärksten Wirtschaftsgrößen Russlands bis hin zu seiner gegenwärtigen
Inhaftierung. So kann der Regisseur die verzwickten Hintergründe auf kurzweilige und mitunter sogar spannende Weise zusammenfassen und liefert
eine mitreißende Aufarbeitung des Themas.
FRANK BRENNER
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum | Karten 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40 | Karten 0203 301 91 91
www.uci-kinowelt.de
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.11. an [email protected],
Kennwort: „Weihnachtsliebe Bochum“ oder „Weihnachtsliebe Duisburg“
DER FALL CHODORKOWSKI
D 2010 - Doku. - Regie: Cyril Tuschi - Kamera: Eugen Schlegel, P. Dörfler, Fr. Koch, C. Tuschi
mit: Joschka Fischer, Vladimir Putin, George W. Bush - Verleih: Farbfilm Start: 17.11.
E: Filmkunsttheater
Mi, 7.12. um 14.30 Uhr
www
Sucht sich anderswo: Rhoda (Brit Marling)
Imposante Trümmerskulptur von Anselm Kiefer
Projektion ins Weltall
Landschaftsgestaltung
„Another Earth“ von Mike Cahill
„Over your Cities Grass will grow“ von Sophie Fiennes
Rhonda hat schwere Schuld auf sich geladen. Nun versucht sie, ihre Tat wiedergutzumachen.
C Psychologischer Science Fiction
Der deutsche Künstler Anselm Kiefer hat in Frankreich ein großes Gelände mit seinen
archaisch-alchemistischen Eingriffen gestaltet.
C Atmosphärisches Künstlerportrait
Nachdem sie einen schweren Autounfall verursacht hat, sitzt Rhonda vier
Jahre im Gefängnis. Aber auch nach der Verbüßung der Strafe kann sie sich
nicht verzeihen und versucht sich in Wiedergutmachung. „Another Earth“
konfrontiert dieses irdische Drama mit der Idee einer zweiten Erde, die die
erste spiegelt. Cahills Debüt ist ob der stimmungsvollen Bilder schön anzusehen, und auch die Verzweiflung der Figuren und ihre moralischen Konflikte
werden spürbar. Doch der Science Fiction-Überbau, der dem eigentlichen
Konflikt nicht viel hinzufügen kann, lenkt zu sehr von den wirklich interessanten psychologischen und moralischen Fragen ab. Und so dient die zweite
Welt nicht nur den Protagonisten als Projektion, sondern auch dem Film.
Nach „Gerhard Richter Painting“ widmet sich nun auch dieser Film über
Anselm Kiefer einem bedeutenden deutschen Gegenwartskünstler. Die Regisseurin Sophie Fiennes, Schwester der Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes,
hat zuletzt den beeindruckenden Essayfilm „The Pervert's Guide to Cinema“
mit dem Philosphen Slavoj Žižek gedreht. Auch hier wird es philosophisch,
wenn Kiefer seine Arbeit auf dem Gelände „La Ribaute“ erläutert. Doch zuvor
erkundet der Film – begleitet von der eindringlichen Musik György Ligetis –
in langen Kamerafahrten durch die archaischen, alchemistisch verwandelten
Gänge, Höhlen und Hallen das Areal mit primär filmischen Mitteln und lässt
den Zuschauer den Ort intensiv erleben.
CHRISTIAN MEYER
CHRISTIAN MEYER
OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW
ANOTHER EARTH
Sundance 2011: Spezialpreis der Jury
USA 2011 - Drama - Regie: Mike Cahill - Kamera: Mike Cahill - mit: Jordan Baker, Brit
Marling, William Mapother - Verleih: Fox
Start: 20.10.
E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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F/NL/GB 2010 - Doku. - Regie: Sophie Fiennes - Kamera: Remko Schnorr, Sophie Fiennes,
R. Jaap De Lange - mit: A. Kiefer, Kl. Dermutz - Verleih: mindjazz pictures Start: 27.10.
BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Karten für die erste Spielwoche im sweetsixteen Dortmund.
E-Mail bis 30.10 an [email protected], Kennwort: Grow
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Neue Filme
Eine ganz heiße Nummer
Mein Freund, der Delfin
D 2011 - Komödie - Regie: Markus Goller - Verleih: Universum - Start: 27.10.
USA 2011 - Drama - Regie: Charles Martin Smith - Verleih: Warner - Start: 15.12.
Inzwischen ist die Wirtschaftskrise auch im gottesfürchtigen, bayerischen
Hinterland angekommen. Die drei Betreiberinnen eines Lebensmittelladens stehen
vor dem Ruin und erkennen schon bald, wie einträglich Telefonsex sein kann.
Hübsch instrumentierte, aber arg biedere Komödie über falsche Moral. Für
Musikantenstadl-Fans, die beim Lachen mal rot werden möchten.
HE
Es war einmal ein Delfinweibchen namens Winter, das verlor bei einem Unfall in
der Krebsreuse seine Schwanzflosse. Durch aufopferungsvolle Tierliebhaber, Prothesen-Experten und Meeresbiologen wurde der Meeressäuger geheilt. Regisseur
Charles Martin Smith drehte aus der wahren Geschichte einen Film mit Morgan
Freeman und Delfindame Winter, die sich selbst spielt.
HE
BO: UCI, DU: UCI, MÜL: Cinemotion
Killer Elite
Paranormal Activity 3
USA/AU 2011 - Action / Thriller - Regie: Gary McKendry - Verleih: Concorde - Start: 27.10.
USA 2011 - Horror - Regie: H. Joost, Ariel Schulman - Verleih: Paramount - Start: 3.11.
Einmal Killer, immer Killer: Danny (Jason Statham) und Hunter (Robert De Niro) sind
zwei ganz harte Jungs und gute Freunde, die sich als britische Spezialagenten durch
die Welt ballern. Hunter wird entführt, Danny soll im Austausch drei Mörder töten.
Clive Owen gibt dabei den smarten Gegner. Routiniert inszenierter Actionfilm, der auf
einer wahren Geschichte basiert.
HE
Während sich der erste Teil der Spuk-Mockumentary gelungen auf den effektvollen Grusel konzentrierte, versuchte Teil Zwei, neben netten Erweiterungen
vermehrt Handlung einzuflechten und verfiel dabei mit Dämonenpakt und
Erstgeborenen-Opfer in Klischee-Schablonen. Diese werden nun rückblickend
vertieft: Zwei Schwestern kramen dafür im privaten Video-Archiv.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemaxx, OB: Cinestar
Aushilfsgangster
Real Steel
USA 2011 - Action / Komödie - Regie: Brett Ratner - Verleih: Universal - Start: 3.11.
USA 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Gavin Wiesen - Verleih: Fox - Start: 3.11.
So langsam geht es den Wall-Street-Gaunern auch im Film an die Gurgel: Nachdem ein paar Typen von einem Banker übers Ohr gehauen wurden, wollen die sich
rächen und sich das Geld zurückholen. Dazu hecken sie einen Einbruch ins Wolkenkratzer-Penthouse des Ganoven aus. Komödie von „Rush Hour“-Regisseur Brett
Ratner mit Ben Stiller, Eddie Murphy und Matthew Broderick.
HE
Frauenschwarm Hugh Jackman spielt in diesem Sci-Fi-Actionspaß einen Ex-Boxer,
der kämpfenden Robotern die Arena überlassen muss. Gemeinsam mit seinem zehnjährigen Sohn holt er zum Gegenschlag aus und trainiert selbst einen künstlichen
Kampfkoloss. Damit eröffnet sich ihm ein Comeback. Regisseur Shawn Levy schuf
eine sportliche Transformers-Variante, Vater-Sohn-Drama inklusive.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar, Lichtburg
Phoenix in der Asche
Krieg der Götter 3D
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Jens Pfeifer - Verleih: RealFiction - Start: 10.11.
USA 2011 - Action / Drama - Regie: Tarsem Singh - Verleih: Constantin - Start: 11.11.
Einblicke in den Basketball-Club Phoenix Hagen nach dem Aufstieg in die Erste
Liga: Als Siege ausbleiben, verpflichtet man Michael Jordan. Schon bald kommt es
zu Zickereien. Einerseits eine Doku, die nah am Geschehen ist, andererseits werden
die Konflikte nur oberflächlich gespiegelt und eine zeitliche Einordnung ebenso wie
Tabellenstände verweigert, was auf Kosten der Spannung geht.
HE
Kinomagier Tarsem Singh („The Cell“, „The Fall“) wendet sich dem Archaischen
zu und schickt König Hyperion (Mickey Rourke) auf die Suche nach der Unbesiegbarkeit. Ein geheimnisvoller Bogen soll ihn zum Herrscher über Menschen
und Götter machen. Zeus (Luke Evans) aktiviert Theseus (Henry Cavill), der
Hyperion entgegentritt. Bildgewaltiges, opulentes Schlachtengemälde.
HE
DO: sweetSixteen
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemaxx, OB: Cinestar
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www
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Festival
„Der Schatten des Propheten“ von Philipp Mayrhofer und Christian Kobald
Der neue Materialismus
Viele „Stoffe“ bei der Duisburger Dokumentarfilmwoche
Alles entgleitet ins Digitale. Kein Aufhalten. Sogar der Überwachungsstaat
lässt sich nun mit Bundestrojanern realistischer darstellen als mit Spitzeln
aus Fleisch und Blut. Bitte nichts anfassen, nur Klicken. „Stoffe“ lautet der
Titel der 35. Duisburger Filmwoche.
Der Festivalflyer zeigt kopflose Gestalten in Arbeitskleidung oder im Trainingsanzug, echt und analog zum Anfassen nah. 25 Dokumentarfilme aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz gehen vom 7. bis 13. November
auf Tuchfühlung mit der Realität, parallel dazu feiert das Kinder- und Jugenddokumentarfilmfestival „doxs!“ mit zahlreichen internationalen Beiträgen sein zehnjähriges Jubiläum.
Der Eröffnungsfilm blickt auf den im April 2010 verstorbenen Regisseur
Werner Schroeter zurück. Schroeters langjährige Weggefährtin und Kamerafrau Elfi Mikesch hat seine Arbeit, sein Werk und den Kampf Schroeters gegen den Krebs in ihrem Film „Mondo Lux – Die Bilderwelten des
Werner Schroeter“ portraitiert. Überdurchschnittlich präsent im Programm
ist diesmal der Kontinent Afrika, seien es politische Ereignisse wie in den
nordafrikanischen Staaten oder dauerhafte Themen wie die Flüchtlingswellen von Afrika nach Europa. In letzteres Thema gibt Maria Fassbinder mit
„Fremd“ einen Einblick. Sie begleitet den Malinesen Mohammed auf seinem
Fluchtversuch, bei dem er Jacques, der ebenfalls nach Europa will, trifft.
Ein Stop‘n’Go-Trip, Zahlen, um näher an die Grenze zu kommen, Arbeiten,
um Geld zu verdienen, wieder Zahlen, um voranzukommen, ohne Obdach
und stets auf der Hut vor Polizei und Militär. Fassbinder schafft eine beeindruckende Unmittelbarkeit, die den Flüchtling als Menschen zeigt, ohne
dass ihr Film sich mit empathischen Szenen aufdrängen muss (8.11., 16.30
Uhr). Neue Bilder aus Afrika gibt es auch in Juliane Henrichs „Tahrir im
April“. Die Autorin begab sich zwei Monate nach dem Regimesturz auf den
zentralen Platz Kairos und sammelte Eindrücke von dem Ort, der inzwischen repräsentativ für den arabischen Frühling steht (11.11., 23.30 Uhr).
Der Senegalese Serigne Touba war ein islamischer Prophet und Gegner der
französischen Kolonialmacht, so erzählt man. Inmitten eines Netzes aus
Bildern, Legenden, Nachfahren und Traumerscheinungen subsistiert ein
einziges Foto vom Propheten, unauffindbar, unzählige Male vervielfacht.
„Der Schatten des Propheten“ führt auf eine uneindeutige Reise zwischen
Islam, Kult und der Suche nach nationaler Identität (10.11., 12 Uhr). Zurück
ins „Abendland“: Im gleichnamigen Film nähert sich Nikolaus Geyrhalter
mit einer narrationslosen Bilderreihe einem Europa in den Nachtstunden.
Meistens beobachtet die Kamera in statischen Einstellungen andere beim
Beobachten. Passanten, Areale, Pfleger, Polizisten, Sicherheitskräfte – zunächst langatmig, entwickelt der Film später eine kontrastreiche Dynamik
(9.11., 16.30 Uhr).
Es gibt aber auch akuten Mangel an Stoffen. Erstmals beim Festival findet
unter dem Titel „Zum Film überreden oder über den Film reden“ eine Diskussion über die Filmkritik im Fernsehen statt. Die abnehmende Tendenz
an Filmdiskussionen im Fernsehen trägt zur Sorge bei, dass man kritische
Filmbesprechungen bald nur noch im Netz finden kann. Wäre echter Stoff
dann doch nur online zu bekommen?
DAWID KASPROWICZ
OVER
YOUR
CITIES
GRASS
WILL
GROW
IM KINO
EIN FILM ÜBER
DAS WERK
ANSELM KIEFERS
EIN FILM VON
SOPHIE FIENNES
„Selten gelingen
solch einfühlsame
Künstler-Porträts.“
www.mindjazz-pictures.de
Action
Tragikomödi
Expressionistisch
Tragikomödie
Expressionist
Nouv
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Farbe 3DNe
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Katastrophen
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Horror
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Animation
Animatio
Expressionistisch
Expression
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Kinder Western
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Trickk
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3D
Drama
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ma
3DKoKomödie Tragödie
3D
Liebe
Komödie
KKo
Kom
die
komödie
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Melodrama
Melodram
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Jugend Monumental
Italienischer
talieenischer
eni
nischer
nischer
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Neorea
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Nouvelle Vague
Abenteuer
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Poetischer
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Realismus
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35. Duisburger Filmwoche I 7.-13.11. I Filmforum am Dellplatz Duisburg
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Festival
Neue Filme
Angespanntes Mutter-Tochter-Verhältnis
„Ach wie gut – dass niemand weiß: Zur Filmsprache von Werner Nekes“
Von Städten und Menschen
Lolita-Posen
Das 19. Filmfestival des Ruhrgebiets zeigt Visionen und Träume
Die meisten von uns werden in Nostalgie schwelgen, wenn sie an die alten
Super 8-Lehrfilme des FWU denken. Oder wenn sie die Szenen ihrer eigenen ersten Schritte sehen, festgehalten von den stolzen Eltern. Ein wenig
verfärbt und verregnet. Und laut. J.J. Abrams und Steven Spielberg setzten
dem Filmformat mit ihrem gleichnamigen Film ein Denkmal, das diesjährige
Filmfestival des Ruhrgebiets Blicke lädt zur langen Nacht der Super 8-Filme
ein und zollt auf diese Weise mit einem experimentellen Bilderrausch dem
Format seinen Respekt. Wieder einmal können wir im ebenfalls verfärbten
und verregneten November Blicke ins und aus dem Ruhrgebiet werfen. Bereits zum 19. Mal bietet „Blicke“ ein Programm aus ästhetischen Kunstfilmen, hypnotisierenden Video-Installationen, experimentellen Kurzfilmen,
animierten Dokumentationen, abseitigen Langfilmen und vielem mehr. Diskussionen, prominente Gäste, Film- sowie persönliche Gespräche bilden das
Rahmenprogramm und machten das Festival jedes Jahr zu einem bild- und
eindrucksreichen Erlebnis.
In diesem Jahr stehen zehn Filmblöcke mit insgesamt 32 Filmen über die
vier Tage vom 24. bis 27. November verteilt auf dem Programm. Eröffnet
wird das 19. Festival des Ruhrgebiets um 18.30 Uhr mit einem Sektempfang im Endstation Kino in Bochum-Langendreer. Beiträge u.a. aus Köln
und Essen zeigen Impressionen und Momente von Stadt und Menschen.
Während die Dokumentation „Opel“ Vision und Perspektive junger Bochumer Auszubildender festhält, vermittelt Kerstin Grambergs „Nekropolis“ in
s/w-Bildern das Crescendo und Decrescendo der Stadt an sich. In Buenos
Aires dagegen träumt ein kleines Mädchen, das als „Cartonera“ (inoffizielle
Kartonsammlerin, d. Red.) hart arbeitet, den großen Traum von einer Stadt
der Kinder und der Geborgenheit. Abwechslungsreich, mit verschiedenen
Medien und Blickrichtungen, führt das Festival den Zuschauer weiter: „Hut“
erzählt das Ende einer Tradition, das Aus eines Ladens für schöne Kopfbedeckungen. Fritz Gnads Installation „Euforia“ demonstriert Nähe und Distanz in einer ziellosen sozialen Masse ohne Kontur. Und in Irfan Akcadags
Doku „Glück“ freut sich ein Vater, der gegenüber der Integration gemischte
Gefühle hatte, über das Medizinstudium seiner Tochter. Am Samstag lädt
Blicke zu einem Ausflug in das Museum Folkwang ein. Im Mittelpunkt steht
die Entwicklung der Videokunst, wie sich das bewegte Bild und das doch oft
als statisch empfundene Museum annäherten. Nach weiteren Beiträgen am
Abend klingt die Nacht mit den erwähnten Super 8-Filmen in gemütlicher
Runde aus.
Am nächsten und letzten Tag des Festivals werden drei Langfilme präsentiert: „Scheich Ibrahim – Bruder Jihad“ porträtiert zwei religiös verankerte Menschen in Syrien, ihre Differenz im Glauben, aber auch ihre
tiefe Freundschaft. Der „Phoenix in der Asche“ führt wieder zurück vor
die Haustür. Jens Pfeifer drehte einen packenden Film über die desillusionierte Mannschaft „Phoenix Hagen“, die nicht an die Erfolge von „Brandt
Hagen“ anknüpfen konnte (s. trailer Filmkritik). Mit dem letzten Film „Die
Vorstadtkrokodile“ kommt Regisseur Christian Ditter für ein Filmgespräch
zu Besuch. Den Höhepunkt des Abends stellt aber die Verleihung der Preise dar, die die Jury an außergewöhnlich kreative und bemerkenswerte
Beiträge vergibt.
LISA MERTENS
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„I'm not a f**king Princess“ von Eva Ionesco
Paris in den 70ern: Eine Künstlerin fotografiert ihre kleine Tochter in verführerischen
Posen. Ein Skandal.
C Autobiografisches Drama
In den 1970er Jahren fotografiert die französische Fotografin Irina Ionesco
ihre junge Tochter Eva nackt in lasziven Posen. Die Bilder finden in Kunstkreisen Anerkennung, führen aber auch zum Sorgerechtsentzug. Für „I'm
not a f**king Princess“ ließ Eva Ionesco sich nun von ihrer eigenen Biografie inspirieren: Isabelle Huppert verkörpert darin die Mutter, die vor allem
aus blindem Egoismus und Geldsorgen zu den Skandal-Werken motiviert
wird. Das Töchterchen (überzeugend: Anamaria Vartolomei) hat vorerst
Spaß an den Lolita-Posen, doch irgendwann geht Mami zu weit. Die Regisseurin inszeniert einen optisch und atmosphärisch stimmigen, aber auch
sehr persönlichen Film. Dabei kommt vor allem der Kunst-Diskurs zu kurz,
denn die Figurenzeichnung der Mutter ist arg eindimensional ausgefallen.
HARTMUT ERNST
I'M NOT A F**KING PRINCESS
F 2011 - Drama - Regie: Eva Ionesco - Kamera: Jeanne Lapoirie - mit: Denis Lavant,
Isabelle Huppert, Georgetta Leahu - Verleih: X Verleih
Start: 27.10.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, E: Filmkunsttheater
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Miriam Makeba in Guinea
I sing the truth
„Mama Africa – Miriam Makeba“ von Mika Kaurismäki
Mika Kaurismäki widmet Miriam Makeba ein überfälliges filmisches Denkmal.
C Dokumentation über eine musikalische Botschafterin
„Pata Pata“ war der größte Hit von Miriam Makeba. Ein purer Gute-LauneSong, der eher untypisch ist für die Sängerin (1932-2008), die aus ihrer
Heimat Südafrika ins Exil getrieben wurde und ihre Lieder auch immer als
Botschaft verstand, ohne sich dabei als politisch zu bezeichnen: „I don’t
sing politics, I sing the truth“. Harry Belafonte gehörte zu ihren Förderern,
und so startete Makeba in den USA eine Blitzkarriere, um dort ebenso
schnell wieder fallengelassen zu werden, als sie den Black Panther-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete. Gelungen zeichnet Mika Kaurismäki
ihr abenteuerliches Leben nach. Ein bewegendes Portrait einer Künstlerin,
Botschafterin und Mutter, deren Optimismus vielen Schicksalsschlägen
trotzte.
HARTMUT ERNST
MAMA AFRICA – MIRIAM MAKEBA
D/SA/FIN 2011 - Biographie - Regie: Mika Kaurismäki - Kamera: Jacques Cheuiche,
Wolfgang Held - mit: H. Masekela, A. Kidjo - Verleih: Alpenrepublik
Start: 10.11.
DO: sweetSixteen
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Wer ist Shakespeare, und wer schrieb seine Stücke?
Wer war's?
„Anonymus“ von Roland Emmerich
Das wird den Briten nicht schmecken: Ein deutscher Regisseur sägt an einem ihrer
Denkmäler.
C Gewitztes, elisabethanisches Urheber-Drama
Die Zweifel daran, ob William Shakespeare der wahre Autor der Werke ist, die
unter seinem Namen veröffentlicht wurden, bestehen schon lang. Roland
Emmerich spinnt den Verdacht zu einem Spielfilm. In diesem ist es Edward de
Vere, ein Lord am Hofe Elisabeths I., der musisch talentiert ist, seine Bühnenstücke aber nicht unter seinem Namen veröffentlichen darf, weil dies bei Hofe
der Ketzerei gleichkommt. Also sucht er sich ein lebendes Pseudonym: den
Bühnenschauspieler Shakespeare. Emmerich hat sichtlich Spaß an der Entthronung, vielleicht sogar etwas zu viel. So kratzt er nicht nur ein Tabu an, sondern stempelt den Nationalhelden auch noch zum Arschloch. Insgesamt aber
ein gewitztes, spannendes und gelungen inszeniertes Drama. HARTMUT ERNST
ANONYMUS
GB/D 2011 - Drama - Regie: Roland Emmerich - Kamera: Alexander Fischerkoesen mit: Vanessa Redgrave, Rhys Ifans, Joely Richardson - Verleih: Sony
Start: 10.11.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
4erSet aus 2 ANZKA Vodka!
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Juliane will ihr Glück zurück
Zurück nach vorn
„Fenster zum Sommer“ von Hendrik Handloegten
Zusammen mit August verbringt Juliane ihren Urlaub in Finnland. Es ist traumhaft schön.
Doch ganz unvermittelt wacht sie im verschneiten Berlin auf – ein halbes Jahr zuvor.
C Philosophisches Psychospiel
Als Juliane morgens auf das verschneite Berlin blickt, ist sie schockiert. Sie
ist nicht mehr bei August in Finnland, sondern zusammen mit ihrem Mann
Philipp in ihrer alten Wohnung, hat ihren alten Job und trifft dort ihre
Kollegin Emily, die vor drei Monaten von einem Auto überfahren wurde.
Oder in drei Monaten von einem Auto überfahren werden wird? Juliane
versteht die Welt nicht mehr: In welcher Zeit lebt sie? Als sie kurz darauf
August trifft, erkennt er sie nicht. Aber sie will unbedingt in dieses andere
Leben zurück, in den Sommer, nach Finnland, mit August. Regisseur
Handloegten („Liegen lernen“) spielt in seinem psychologischen und philosophischen Film souverän und elegant mit den verschiedenen Zeit- und
Bewusstseinsebenen.
HARTMUT ERNST
FENSTER ZUM SOMMER
D/FIN 2011 - Drama - Regie: Hendrik Handloegten - Kamera: Peter Przybylski - mit:
Nina Hoss, Fritzi Haberlandt, Mark Waschke - Verleih: Prokino
Start: 10.11.
BO: Union, E: Filmkunsttheater
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Foyer
Festival
E. Wepper u. C. Zübert plauderten in der ausverkauften Lichtburg über „Dreiviertelmond“, Foto: Lisa Mertens
Dreimal Erlebniskino
„Entstehen eines Bildes“ im Endstation Bochum
Bochum, 28.9. – Man spürt die Vertrautheit des Filmemachers Christoph Böll
zum Künstler Hänner Schlieker, über den
er zehn Filme gedreht hat. Zwei Arbeiten „Hänner Schlieker: Entstehen eines
Bildes“ waren in Anwesenheit des Regisseurs im Endstation-Kino zu sehen.
Christoph Böll im Filmgespräch, Schlieker in seinem Atelier: Ein Bild
Foto: Betty Schiel
entsteht, und Böll nimmt sich alle Zeit,
dabei zuzuschauen. Farben werden gemischt, gespritzt, gesprüht, verwaschen; mit unterschiedlichen Techniken bearbeitet er die Leinwand Schicht
um Schicht. Als Zuschauer hat man das Privileg, diesem intimen künstlerischen Schaffen zu folgen. „Er konnte mit offenen Augen meditieren“,
erzählt Böll voller Respekt über Schlieker, der 2004 verstarb.
„Dreiviertelmond“ in der Lichtburg Essen
Essen, 13.10. – Wie jeden Monat lud die
Lichtburg in Kooperation mit dem Seniorenbeirat der Stadt Essen zum Seniorenkino ein. Zur Premiere der Tragikomödie „Dreiviertelmond“ drängten sich
bei sonnigem Herbstwetter Zuschauer
sowie Schaulustige vor dem Eingang
Elmar Wepper und Christian Zübert zu der Lichtburg. Anlass war der Besuch
Gast, Foto: Lisa Mertens des Hauptdarstellers Elmar Wepper und
des Regisseurs Christian Zübert. In dem vollbesetzen Filmpalast ließ sich
das Publikum von dem intensiven Spiel Weppers als griesgrämiger Taxifahrer und der kleinen, hartnäckigen Mercan Türkoglu begeistern. Wepper und
Zübert betonten im anschließenden Gespräch die familiäre Stimmung am
Set, aber auch die emotionale Leistung, die die Darstellung und Entwicklung der „mystischen Beziehung“ den beiden Protagonisten abverlangte.
„Der Zauberer von OZ“ im KoKi Bochum &
Endstation
Bochum, 19.10. – Schön, dass die Filmklassiker noch nicht ganz von der Leinwand verschwunden sind und dank der
engagierten Filmarbeit z. B. des Kommunalen Kinos der VHS Bochum nach
In der Reihe Déjà Vu stellt Rainer Vowe wie vor ihren Weg zum Publikum (zujeden Monat einen Repertoirefilm vor
und lädt zum Filmgespräch, Foto: Ann rück)finden. Trotz der vielen Jahre, die
Katrin Thöle der Fantasyfilm inzwischen auf dem Buckel hat, ist „Der Zauberer von Oz“ im Kino nach wie vor ein Erlebnis. Die
Geschichte vom Farmermädchen Dorothy, das sich in das Land Oz jenseits
des Regenbogens träumt, vermag mit seiner Farbgewalt, den Tanz- und
Songeinlagen und der ideenreichen Ausstattung noch immer zu verzaubern. Auf die filmhistorische Bedeutung dieses Technicolor-Meisterwerks
wies der Filmwissenschaftler Rainer Vowe in seiner Einführung hin.
BETTY SCHIEL /LISA MERTENS/ANN KATRIN THÖLE
Lesen Sie auch die Langfassungen der Texte unter:
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Nachrichten
Foyer
aus der Kino-Welt
Martina Gedeck und Markus Krojer liefern sich in „Bastard“ ein Psycho-Spiel
Blühende Landschaften
Das Kinofest Lünen feiert zum 22. Mal den Deutschen Film
Bedeutend und reich soll die antike Landschaft Lydia gewesen sein. Dem
Mythos nach befreite sich König Midas von dem Fluch des Goldes in dem
lydischen Fluss Paktolos und verhalf so dem Landstrich zu Macht und
Reichtum. Weniger von Mythos umsponnen, aber dennoch bedeutend
als Symbol für die deutsche Filmlandschaft ist Lüdia aus Lünen, der mit
10.000 Euro dotierte Hauptpreis des Kinofestes. Die Nachbildung der Blumenfrau des Lünener Marktplatzes wird seit 1997 dem besten deutschen
Nachwuchsregisseur überreicht. 1997 entschied das Publikum für die Satire
„Deckname Dennis“, die einen bitterbösen Blick auf die deutsche Mentalität
warf. Filme wie der traurig schöne 70plus-Heist-Movie „Jetzt oder nie –
Zeit ist Geld“ und die deutsch-türkische Komödie „Evet, ich will“ folgten
auf das Siegertreppchen und bewiesen die Vielfältigkeit und die Dynamik in
der oft als öde verschrienen deutschen Filmlandschaft. Für eine fruchtbare
Landschaft stehen auch die weiteren Preise des Kinofestes für Kurzfilm,
Filmmusik, Filmtitel und Kinderfilm. Zum Kinofest Lünen zu fahren, bedeutet neben dem Genuss anspruchsvoller Filme auch, die Köpfe hinter und in
den Filmen hautnah zu sehen. Prominenz, Premieren, Preise – was will man
von einem Festival mehr erwarten?
Im November lädt Lünen zum 22. Mal in die Säle der Cineworld ein und präsentiert ein Programm, das sich besonders durch die Darstellung intensiver
zwischenmenschlicher Beziehungen und innerer Konflikte auszeichnet. Den
Eröffnungsfilm am 10.11. übernimmt ein wahrer Klassiker: Kaum ein Kinderbuch wurde so oft verfilmt wie Mark Twains „Tom Sawyer“, diesmal mit
Heike Makatsch und Benno Fürmann. In den darauffolgenden drei Tagen
erwarten den Zuschauer zehn innovative Werke junger Filmemacher im
Programm Lüdia. Mit seinem Debüt „Kriegerin“ verlagert Regisseur David
Wendt nicht nur einfach „American History X“ nach Deutschland, es ist
vielmehr eine dichte Dokumentation über den langsamen und mühsamen
Weg aus der rechtsradikalen Gewalt. „Der Brand“ mit Wotan Wilke Möhring
beschreibt den beschwerlichen Weg der Gerechtigkeit, den die 35jährige
Judith nach ihrer Vergewaltigung antritt, um selber wieder zu gesunden.
Auch Carsten Ungers Psychothriller „Bastard“ mit Martina Gedeck in der
Rolle der Polizeipsychologin greift Gerechtigkeitsempfinden und von tiefer innerer Verletzung getriebene Rache auf. Die Jung-Schauspieler Markus
Krojer und Antonia Lingemann überzeugen als Jugendliche, die sich von
der Welt der Erwachsenen belogen und zurückgestoßen sehen. Neben Düsterem und Ernstem hat auch Komisch-Skurriles seinen Platz in Lünen: In
„Dicke Mädchen“ macht sich Sohn Sven mit Pfleger Daniel auf die Suche
nach seiner demenzkranken Mutter, die in einem Moment der Unachtsamkeit ausgebüxt ist. Doch am Ende der Suche steht nicht nur die Mutter,
sondern auch die leise Entwicklung der Liebe zwischen Sven und dem Familienvater Daniel. Abgerundet wird das Potpourri des Deutschen Films mit
einem abwechslungsreichen Kurzfilmprogramm, Portraits wie „Gerhard
Richter: Paintings“, Lünen-Premieren wie Tykwers „Drei“ und der Huldigung
des Meisters des feinen Humors Loriot mit „Pappa ante Portas“.
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Die deutsche Filmlandschaft mit der reichen Landschaft Lydia zu vergleichen, mag vermessen sein. Aber öde ist sie sicherlich nicht. Um es mit den
Worten Loriots auszudrücken: Letzten Endes, wer wollte das bestreiten!
LISA MERTENS
22. Kinofest Lünen I 10.-13.11. I Cineworld Lünen
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
culture club
Neue Filme
cc
präsentiert: Film
Tim und Kapitän Haddock stolpern von einer Gefahr in die nächste
Double Feature: Siffer Kiffer
Hagel und Granaten!
Studienkreis
Film
„Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“
von Steven Spielberg
Sie entstanden fast zeitgleich – und brachten dem drögen 90er
Jahre-Kino dann doch noch einen ordentlichen Schuss Kult- und
Mitternachtskinoflair: Jeff Bridges als lässiger, arbeitsloser Dude
in „The Big Lebowski“ von den Coen-Brothers und Johnny Depp als
dauerbekiffter Journalist in „Fear and Loathing in Las Vegas“ von
Terry Gilliam. Der „Studienkreis Film“ der Bochumer Ruhr-Uni zeigt
beide Komödien als Double Feature.
Nach vereinzelten, mäßigen Ansätzen hat Hergés Comicserie mit Steven Spielberg ihren
Meister fürs Kino gefunden.
C Umwerfendes Trickfilm-Abenteuer
Spielberg adaptiert recht frei das elfte Abenteuer des pfiffigen Journalisten,
das ihn über den Ozean bis nach Nordafrika verschlägt. Via Motion-Capturing
ist die Schauspiel-Prominenz (Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig) in der
Postproduktion vom Rechner übermalt und dem Aussehen der gezeichneten
Vorbilder dreidimensional angepasst. Von der Farbgestaltung bis hin zu vielen
kleinen Details ist das beseelt und mit Demut vor dem Original umgesetzt.
Doch das Kinoabenteuer punktet nicht nur optisch. Mit Tim hat Spielberg das
Alter Ego seines Indiana Jones gefunden. Entsprechend fährt er hier zu alter
Form auf und folgt dem Helden mit bewährt jugendlicher Leichtigkeit, Tempo
und Witz auf dessen Schatzsuche zu Land, Wasser und Luft, dass einem
Letztere wegbleibt.
HARTMUT ERNST
Ruhr-Uni Bochum
Hörsaalzentrum Ost/HZO 20
Karten an der Abendkasse
trailer verlost 2x2 Karten für den 10.11.
E-Mail bis 4.11. an [email protected], Kennwort: Siffer
DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI
Do, 10.11. und Di, 15.11. ab 18.30 Uhr
USA 2011 - Abenteuer / Trickfilm - Regie: Steven Spielberg - Verleih: Sony Start: 27.10.
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
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Finden nicht zusammen, kommen nicht voneinander los: Emma und Dexter
Kafkaesker Arbeitsalltag
Die durch die Hölle gehen
Magisches Datum
„Zwei an einem Tag“ von Lone Scherfig
„Der letzte Angestellte“ von Alexander Adolph
Nach einem One-Night-Stand am 15.7.1988 trennen sie sich, doch immer wieder
kreuzen sich in den nächsten 20 Jahren genau an diesem Datum ihre Wege.
C Bittersüße Liebesgeschichte
Ein Anwalt steht vorm sozialen Abstieg. Ein neuer Job ist ihm erst Rettung, dann
Schicksal.
C Packender Psychothriller
„Könnte passen“, denkt die verhuschte Emma, während Yuppi Dexter wechselnde Liebesabenteuer sucht. So bleiben sie nur Freunde. Die Dänin Lone Scherfig,
die einst mit „Italienisch für Anfänger“ die Leinwände der Welt eroberte, ist
über England („An Education“) nun in Hollywood gelandet. Scherfig hat die
gleichnamige Literaturvorlage von David Nichols schnörkellos umgesetzt. Mit
europäischer Stilsicherheit versteht sie es, ihre Protagonisten bis in die Nebenfiguren hinein authentisch wirken zu lassen. Hinzu kommen stimmungsvolle
Bilder von Kameramann Benoít Delhomme. Lachen, weinen, sich wohlfühlen – was
will man mehr von einer romantischen Komödie.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
Dem arbeitslosen Familienvater David eröffnet sich ein Job als Liquidator für
eine insolvente Firma. Als sich eine gekündigte Angestellte das Leben nimmt,
bekommt David Probleme. Regisseur Alexander Adolph („Die Hochstapler“,
„So glücklich war ich noch nie“) bastelt einen beängstigenden Psychothriller,
der die aktuellen gesellschaftlichen Sorgen umkreist. Angst um den Wohlstand, die Angst, die Familie nicht ernähren zu können, Konkurrenzdruck, Austauschbarkeit am Arbeitsplatz. Ängste, die Adolph zu einem gelungenen
Genrefilm inspirierten. Der Regisseur dehnt wirkungsvoll den Spannungsbogen und spielt gewitzt mit der Wahrnehmung, die deutsche Splatter-Ikone
Olaf Ittenbach kredenzt akzentuierte, blutige SFX-Einlagen. CHRISTIAN MEYER
ZWEI AN EINEM TAG
USA 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Lone Scherfig - Kamera: Benoît Delhomme - mit:
Anne Hathaway, Ken Stott, Patricia Clarkson - Verleih: Tobis
Start: 3.11.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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DER LETZTE ANGESTELLTE
D 2010 - Horror/Thriller - Regie: Alexander Adolph - Kamera: Jutta Pohlmann - mit:
Christian Berkel, Jule Ronstedt, Bibiana Beglau - Verleih: Zorro
Start: 27.10.
DO: sweetSixteen
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Neue Filme
Arthur Weihnachtsmann
The Thing
GB/USA 2011 - Trickfilm - Regie: Barry Cook, Sarah Smith - Verleih: Sony - Start: 17.11.
USA 2011 - Horror / SciFi - Regie: M. van Heijningen Jr. - Verleih: Universal - Start: 17.11.
Die Familie des Weihnachtsmanns umfasst derzeit drei Generationen: Grandsanta, Santa und dessen Söhne Arthur und Steve. Letzterer soll das Familienunternehmen übernehmen, erweist sich jedoch eher als Geschäftsmann und
weniger als Santa. So liegt es schließlich an Nesthäkchen Arthur, Ordnung ins
Chaos zu bringen. Weinachts-CG-Animationsmärchen in 3D.
HE
1982 schuf John Carpenter mit „The Thing“ ein überaus spannendes und blutiges
Remake des Originals von Howard Hawks aus dem Jahr 1951. Diese Version bildet nun das Prequel zu der Story um den Parasiten aus dem Weltall: Eine norwegische Forschercrew untersucht darin ein Raumschiff am Südpol und weckt ungewollt das Grauen. Der Niederländer Matthijs van Heijningen Jr. führte Regie. HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar
Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum
Tom Sawyer
USA 2011 - Komödie - Regie: Douglas McGrath - Verleih: Wild Bunch - Start: 17.11.
D 2011 - Abenteuer - Regie: Hermine Huntgeburth - Verleih: Majestic - Start: 17.11.
Sarah Jessica Parker („Sex in the City“) verkörpert in dieser romantischen Komödie
Kate, eine verheiratete Mutter zweier Kinder und Managerin einer Bostoner Fondsgesellschaft. Als sie ein Projekt nach New York ruft, ihr Mann einen Job in Aussicht
hat und Charmeur Jack (Pierce Brosnan) sie umgarnt, muss sich die Working Mum
einem Chaos stellen, das sie so noch nicht erlebt hat.
HE
Mark Twains beliebter Jugendroman erfuhr schon so manche gelungene Adaption. Regisseurin Hermine Huntgeburth („Die weiße Massai“) nahm sich des
Stoffes an und inszenierte eine nett besetzte (Heike Makatsch, Benno Führmann, Joachim Król), liebevolle Neuverfilmung, in der Tom und Huck am und
im Mississippi ihre Streiche aushecken und Abenteuer erleben.
HE
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE:
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Straw Dogs
Im Weltraum gibt es keine Gefühle
USA 2011 - Thriller - Regie: Rod Lurie - Verleih: Sony - Start: 1.12.
S 2010 - Komödie - Regie: Andreas Öhman - Verleih: Arsenal - Start: 24.11.
1971 sah Dustin Hoffman unter der Regie von Sam Peckinpah rot: Als Mathematikprofessor begab er sich samt Frau ins englische Hinterland, wo kleine Scherereien
mit den Einheimischen zur blutigen Eskalation führten. Nun folgt das Remake des
Gewaltexkurses, das Regisseur Rod Lurie in die USA verlegte. James Marsden („27
Dresses“) tritt dabei in Hoffmans Fußstapfen.
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Simon (Bill Skarsgård) ist 18 und leidet unter dem Asperger-Syndrom: Sein Leben verläuft nach Zahlen, Timing und vor allem Routinen. Läuft etwas außer der Reihe, versteckt er sich in seiner „Rakete“. Sein Bruder Sam (Martin Wallström) kümmert sich
um ihn. Als dessen Freundin Schluss macht, sucht Simon eine Neue. Märchenhafte
Tragikomödie aus ungewöhnlicher Perspektive.
HE
BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion
DO: sweetSixteen
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*Wellness (mit Florian Walter)
*Mara Minjoli Quintett
*3rd jazzplayseurope-laboratory
*JazzBrunch mit dem Lila Trio
*Theurer-Lovens-Hirt
*schultzing feat. Mateusz
Smoczynski.
6.
JAZZ | FEST | BOCHUM
18. bis 20. November 2011
www.jazzfest-bochum.de
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Musical in NRW
Peter Weck präsentiert eine Produktion von BB Promotion GmbH und Mehr! Entertainment GmbH
Elisabeth Ebeling als Hildegard Knef, Foto: Marie-Luise Manthei
Mal Ernst, mal Heiter
Musicals lassen Trude, Hilde und Lola wiederauferstehen
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Wer denkt, die Karnevalssession beginne am 11.11. – der irrt sich gewaltig!
Im Kölner Scala-Theater hat Wally Bockmayer sie mit „Trude zum Dessert“
schon Ende September eingeläutet. Pünktlich zum 20. Todestag der Ikone
des „kölschen Chansons“ schickt er sein travestieseliges Ensemble auf die
Bühne. Von Anfang an geht die Post ab. Oben im meist geschmacksfreien
Universum der Quallmann-Sippe und unten im Parkett, wo man es kaum
erwarten kann, mitsingen und -schunkeln zu können. Uns Trude (souverän:
Hilde Schmitz) spielt eigentlich nur eine Nebenrolle, wenn sie als angebliche Volksschauspielerin in die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Nachbarin
Meta (Gigi Herr) platzt, die ihre Tochter Trina (Natascha Balzat) mit dem
Türken Tufik (Markus Dietz) verheiraten will. Derweil träumen Metas zwei
anderen Töchter Stina (ebenfalls Markus Dietz) und Hanni (Ralf Borgartz)
von ganz anderen Karrieren. Dazwischen
„So oder so ist das Leben“
schwirrt immer wieder das „Prummen“Geschwader Strichnina (Sylvia Bartusek)
und Nutella (Katja Baum) durch die Szenerie und sorgt mit seinen Tanzeinlagen (Choreographie: Katja Baum) für Schwung. Grandios, wenn sie
die füllige Natascha Balzat – die ihnen in puncto Beweglichkeit in nichts
nachsteht – in ihre Mitte nehmen und zu dem ins Kölsche übertragenen
Musical-Song „There‘s gotta be something“ aus „Sweet Charity“ über die
Bühne wirbeln. Aber auch das übrige Ensemble, allen voran Trude Herrs –
im doppelten Sinne – einzig legitime Nachfolgerin, Gigi Herr, versprüht mit
seiner Spielfreude und seinem Improvisationstalent jene gute Laune, von
der man sich so gerne anstecken lässt: Musical alaaf!
Etwas ernster, aber nicht weniger unterhaltsam geht es in Aachen und Neuss zu. In der „Kammer“ wird die Hildegard Knef-Hommage „So oder So“ aufgeführt, im „Landestheater“ erlebt Rainer Werner Fassbinders „Lola“-Film
seine Theater-Premiere. Beide Stücke verbindet ihr politischer Hintergrund:
hier die Lebensgeschichte einer realen Diva, dort die einer fiktiven Symbolfigur für die BRD der 1950er Jahre. Während die intelligenten Lied- und
Buchtexte der Knef durch die authentische Interpretation der von Regisseur
Stefan Rogge präzis geführten Elisabeth Ebeling für sich sprechen, muss
sich das Neusser Ensemble schon etwas mehr mühen, um den Zuschauer
bei der Stange zu halten. Sein gesangliches Talent bleibt beim Trällern zeitgenössischer Schlager wie „Am Tag als der Regen kam“
meist hinter den schauspielerischen Fähigkeiten zurück.
Da auch die Inszenierung (Bettina Jahnke) das richtige
Timing vermissen lässt und sogar das Bühnenbild (Ivonne Theodora Storm) die Bewegungsabläufe abbremst,
kann man sich uneingeschränkt nur an den hübschen
Arrangements des Musikalischen Leiters Walter KiesRolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, bauer erfreuen. Immerhin macht „Lola“ neugierig auf
Journalist und im VorFassbinders Film. Sei es als „Ersteinsteiger“ oder als
stand des FilmkritikerVerbandes
„Wiederholungstäter“.
L!
DAS ORIGINAEN
IN OBERHAUS
CATS-Theaterzelt ∙ Am CentrO, Brammenring
10. Dez. 2011 - 22. Jan. 2012
www.cats.de
Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd.
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Improvisierte Musik in NRW
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Sing, sing, sing
Echter Jazzsänger: Kurt Elling, Foto: Timothy Saccenti
Leverkusen lässt singen
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HIGHLIGHTS
SAALBAUWITTEN
SAALBAU WITTEN
BERGERSTRASSE 25, 58452 WITTEN
Von Olaf Weiden
„Li-La-Leverkusen“ sang eine karnevalistische Lokalgröße der Farbenstadt am
Rhein irgendwann in den Siebzigern. Rund um den 11.11. liegen seit einigen Jahren die regelmäßig wiederkehrenden Leverkusener Jazztage, und in diesem Jahr
soll auch dort kräftig gesungen werden. Denn bei der 32. Ausgabe dieses überregional beliebten Musikfestes steht die menschliche Stimme im Mittelpunkt.
Gleich zum Auftakt singt die französische Chansonniere Zaz, die mit ihrer
bluesigen Stimme einen Talentwettbewerb gewinnen konnte. Dazu passt
Lisa Bassenge, die deutsch-iranische Stimme, die momentan hauptsächlich
in deutscher Sprache dichtet. Der Abend am 5.11. im Leverkusener Forum ist
bereits ausverkauft – ein guter Start in die Woche.
Nach den aktuellen Szene-Damen gastiert am folgenden Tag eine einzigartige Gesangslegende: Randy Crawford, die Stimme von „Streetlife“, und ihr
Mentor Joe Sample werden auch eine abgeklärte Version dieses CrusadersHits darbieten. Samples Sohn zupft üb- „Endlich ein Jazzsänger, der
rigens den Bass zu diesem romantischen Musik macht, ohne an VerSeniorentreffen – ein Familienidyll. Dekaufszahlen zu denken“
odato, der den Abend komplettiert, ist
aber nicht der Sohn von Deodato, sondern die Legende Deodato selbst. Wer
dachte, nur weil 40 Jahre lang Schweigen herrschte um diesen Künstler, sei
der Neuerfinder von „Also sprach Zarathustra“ nicht mehr im Rennen, hat
sich getäuscht: Die Legende lebt! Sie singt allerdings nicht.
Raphael Gualazzi, Zweitsieger beim Eurovision Song Contest 2011 – der in
Leverkusens Vorschau „Euroversion Song Contest“ heißt, was vielleicht beweisen soll, dass man dieses Kommerzspektakel nur vom Hörensagen kennt
– Gualazzi also tritt mit seiner Band auf, um seine Position „zwischen Andrea
Bocelli und Paolo Conte“ aktuell auszuloten – was zwischen diesen Polen
gähnt, dagegen ist der Marianengraben nur eine Nut. Kyle Eastwood, Sohn
von Clint, spielt Bass an diesem 9.11. in seiner eigenen Band, und langsam
drängt sich die Frage auf, ob ohne Großveranstaltungs-Hintergrund oder Vitamin Verwandtschaft überhaupt noch jemand auf die Bühne darf. Aber just
in diesem Moment taucht der Name Kurt Elling auf, endlich ein mehrfach
Grammy-dekorierter Jazzsänger, der tatsächlich ganz ernsthaft Musik macht,
ohne an Verkaufszahlen zu denken. Er verdient den Namen „Jazzsinger“, denn
auch improvisatorisch pflegt er eigene und traditionelle Wege.
Natürlich singen noch Souler (Maceo Parker), Funker (Larry Graham), Blueser
(Walter Trout) und richtige Schreihälse (Popa Chubby), bevor den krönenden
Forum-Abschluss am 12.11. zwei Generationen von Gesangsquartetten des Jazz
tätigen: Mit „The Manhattan Transfer“ gastieren die legendären Virtuosen dieses Fachs, „Birdland“ in ihrer Version wurde Erkennungsmelodie des gemischten
Doppels (Gründungsjahr 1972). Aber auch die Formation
„New York Voices“, ebenfalls ein gemischtes Quartett mit
Bandbegleitung, hat sich ihren guten Ruf verdient.
Neben dem Gesang stehen die Fusion-Musik und ihre
Vertreter in vielen Facetten auf dem Programm: Georg
Duke, Aldi Meola mit Gonzalo Rubalcaba, die Yellowjackets und Mezzoforte reisen an den Rhein, mit Musik
Olaf Weiden arbeitet
in jedem Härtegrad und einem netten Wiederhören mit
als Musiker und
Musikkritiker in NRW.
Stars von gestern: Vieles klingt vielversprechend!
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Do. 03.11.2011
Do. 10.11.2011
MICHAEL GANTEN- FATIH ÇEVIKKOLLU
BERG „URLAUB MIT „FATIHunser“
ESEL“ IM HAUS WITTEN
Fr. 11.11.2011
So. 13.11.2011
GEIERABEND 2011 – ACHIM REICHEL
COMEDY, KABARETT, „SOLO MIT EUCH“
KARNEVAL
Fr. 18.11.2011
Fr. 25.11.2011
SVEN HIERONYMUS MURAT TOPAL
„ICH WERD DEPP“ „MULTITOOL“
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Sa. 03.12.2011
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WUMME, NO CRY“
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„Leverkusener Jazztage“ I 5.-13.11. im Forum Leverkusen
www.leverkusener-jazztage.de
48
Kompakt Disk
Afrikanische Großraumdisco
Wenn Vokalakrobaten auf Vokalakrobaten treffen: Die New Yorker Dirty
Projectors haben mit Björk das Mini-Album „Mount Wittenberg Orca“ aufgenommen. Auf sieben Stücken und nur 20 Minuten entfalten sie eine so
liebliche, verspielte und dennoch höchst kunstvolle Musik, die man direkt
ins Herz schließt (Domino). Einst mit brachialem Noise Rock gestartet klingt
die Berliner Band Mutter um Max Müller inzwischen richtig sanft. Auf
dem neuen Album „Mein kleiner Krieg“ gibt es sogar Streicher. Doch der
Albumtitel verspricht, dass Müller nach wie vor singt, wie er denkt (Die
eigene Gesellschaft). Vor knapp 15 Jahren startete im Umfeld des Kölner
Plattenladens A-Musik das Label Sonig. Jan St. Werner von Mouse on Mars
und Frank Dommert haben seitdem unzählige Platten zwischen Tanzfläche und Sofa, zwischen elektronisch und akustisch – oft aber auch alles
zugleich – veröffentlicht. Das Überraschende, Unkonventionelle ist immer
die Messlatte. Das „Sonig Boxset Thing“ versammelt auf zwei CDs 30 Meilensteine des Katalogs (Mouse on Mars, Schlammpeitziger, Workshop,
Jason Forrest, Microstoria u.v.m.), eine DVD wird zum experimentellen
Musikfernsehen mit 30 Videos. Zugleich erscheint das neue Werk des Kölners Schlammpeitziger. Auf seinem neunten Album „Vorausschauende
Bebauung“ verschmilzt er per Synthesizer spielfreudig elektronische Wegmarken von Krautrock über New Wave bis Techno. Andreas Dorau hat einen Gastauftritt. Ebenfalls in Köln zu Hause ist Niobe. Hatten sich frühere
Alben mehr an einer subjektivistisch-psychedelischen Erinnerung an Soul
und Blues orientiert, nähert sie sich mit „The Cclose Calll“ dem guten alten Rock‘n‘Roll an, schwüles Exotica-Feeling beherrscht aber weiterhin ihre
komplexen, collagenartigen Songs (Tomlab).
Der reine Wahnsinn: Rustie, ein guter Kumpel von Hudson Mohawke,
schmeißt alle Gemeinheiten der 80er Jahre – von Chartssülze bis 8 BitKonsolensounds – in den Fleischwolf und macht daraus kleinteiligen Hackbraten mit glitzernder Soße. Fies und geil zugleich – genau wie dieses erschütternde Plattencover und der Titel „Glass Swords“. Daft Punk tragen
eine Mitschuld (Warp). Buraka Som Sistema machen ein electroides Update der Tanzmusik Kuduro aus Angola. Die portugiesische Crew klingt auf
ihrem zweiten Album „Komba“ immer noch überfallsmäßig brutal. So stelle ich mir in meiner grenzenlosen Naivität den Sound einer afrikanischen
Großraumdisco vor: roh und aggressiv. Die erste Single „Hangover“ beißt
einen gleich in Ohr (Rough Trade). Kinderzimmer Productions, die wohl
beste deutsche HipHop-Crew, hat sich nach 15 Jahren aufgelöst. Zum Abschied gibt es auf Platte ihr Konzert mit dem Radio Symphonie Orchester
Wien, das mit fetten Bläsern, Streichern und Beats gar nicht bieder, sondern ungeheuer gut und cool klingt (Trikont).
alva noto alias Carsten Nicolai arbeitet auch auf dem neuen Album „univrs“ höchst konzeptuell. Es geht um nichts weniger als die Ausdifferenzierung einer universellen Sprache. Jenseits des Konzepts klingen die messerscharfen Digitalsounds in ihrer minimalistischen Anordnung aber wieder
betörend wie eh und je (raster-noton). Das Berliner Zeitkratzer-Ensemble
interpretiert mit der Reihe „old school“ bedeutende Komponisten der Neuen Musik: Nach Cage u.a. folgt nun Karlheinz Stockhausen mit Intuitiver
Musik: Fünf der 15 Stücke von „Aus den sieben Tagen“ (1968) spielen Zeitkratzer in ihrer kühlen, metallischen Art und proklamieren den Unterschied
zwischen geleiteter Intuition und freier Improvisation.
CHRISTIAN MEYER
49
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Popkultur in NRW
Der High Five Club wird außerordentlich gut angenommen
Nach dem Monsun
Mit zwei neuen Clubs stellt sich die Duisburger Konzertszene neu auf
Von Christian Steinbrink
Es war, als hätten sich die Götter der Livemusik gegen Duisburg verschworen.
Die letzten zwei Jahre waren durchsetzt von Katastrophenmeldungen, und das
in einer Zeit, in der RUHR.2010 eigentlich die Wende für die gebeutelte Kultur des Landstrichs hätte bedeuten sollen.
„Einige Duisburger Aktivisten
Die Loveparade geriet zu dem bekannten
haben erkannt, dass es wenig
Desaster mit unerträglichen Folgeerscheibringt, sich an alten Strukturen
nungen, das Hundertmeister schlitterte in
festzuklammern“
die Pleite, Djäzz und sogar das kleine Goldengrün hatten mit dem Ordnungsamt der Stadt zu kämpfen. Mehrfach wurde
der Standort als Schauplatz von Livemusik für tot erklärt. Doch was geschah
wirklich? Aus den Ruinen wuchsen kleine Pflanzen, die sich als so widerständig
erweisen können, um der Musik in Duisburg eine Zukunft zu sichern.
Einige Duisburger Aktivisten haben erkannt, dass es wenig bringt, sich an alten
Strukturen festzuklammern. Dazu gehören zwei Party-Veranstalter aus dem
ehemaligen Hundertmeister, die sich nach Monaten der Unsicherheit über den
Fortgang ihrer Location zu einem gewagten Schritt entschlossen: Sie gründeten kurzentschlossen einen eigenen Club, der als High Five Club seit knapp drei
Monaten geöffnet ist. Der Club ist mitten in der Duisburger Innenstadt gelegen, in den Räumen des alten Europa Kinos – jedenfalls bis auf weiteres. Denn
die Konzession für den Club gilt vorerst bis Ende nächsten Jahres, irgendwann
danach soll der Bau abgerissen werden. Geschäftsführer des High Five Clubs
sind Carsten Butterwegge und Tim Wilke, die zu ihrem Posten wie die Jungfrau zum Kinde kamen. „Wir hatten den Gedanken, selbst eine Location für
unsere Partys zu betreiben, schon länger im Kopf. Dass es letztlich dieser Club
geworden ist, entsprang einer Verkettung von Zufällen“, erklärt Butterwegge.
Für viele der monatlichen Hundertmeister-Partys kam die Möglichkeit, in den
High Five Club zu ziehen, wie gerufen. Mittlerweile sind es fünf. Zusätzlich gibt
es ein Konzertprogramm, das auf Reggae und HipHop, den Steckenpferden der
Betreiber, fußt, aber auch für viele andere Genres offen ist.
Die zweite neue Blume in der Duisburger Konzertlandschaft ist das Grammatikoff. Obwohl der Club so neu nun auch nicht ist, schließlich residiert er
dort, wo das Hundertmeister im Frühjahr nach endlosen Querelen schloss.
Das Grammatikoff ist eine kommerziell geführte Spielstätte für Konzerte,
Lesungen, Kleinkunst und Partys. Betreiber sind die Macher des Steinbruch,
Rolf Stanietzki und Sebastian Schwenk. Schwenk fungiert als Programmverantwortlicher und hat seine Schlüsse aus der Geschichte des Hundertmeisters
gezogen: „Das Programm dort war gut, nur nicht vielseitig genug.“ Im Grammatikoff wird Comedy auf wenige gute Künstler beschränkt, Lesungen und
Partys sollen in ähnlichem Umfang stattfinden, zusätzlich
will Schwenk das Konzertprogramm wieder ausbauen. Stilistisch soll es sich an seine Arbeit im Steinbruch anlehnen,
in der „Genregrenzen auch nicht wirklich existieren“. Der
Betrieb des gastronomischen Bereichs und des Biergartens
bleiben in eigener Hand, zudem wird das Grammatikoff
im Vergleich zu früher ein Facelift erhalten. Die Besucher
Christian Steinbrink
des Dellplatzes dürfen also gespannt sein. Bis Redaktionslebt in Duisburg und
schreibt über Popmusik schluss ist der 4.11. als Eröffnungstermin angepeilt.
www
4.11. Grammatikoff-Eröffnung. Party mit diversen DJ-Teams
facebook.com/grammatikoff 16.11. Sola Rosa-Konzert im High Five Club
www.highfiveclub.de
50
Literatur-Portrait
Vom Türsteher zum viel beachteten Regisseur und Autor: Nuran David Calis, Foto: privat
Mach den Mond zur Sonne
Der ehemalige Türsteher Nuran David Calis über Theater und seinen Debütroman
Ein junger Mann, dessen Eltern aus der Türkei
nach Deutschland immigriert sind und der die
deutsche Sprache für sich entdeckt hat, um sie
auf dem Theater und in der Literatur in Szene zu setzen … – keine Angst, hier ist nicht das
Portrait von Feridun Zaimoglu (siehe trailerSeptemberausgabe) in eine Zeitschleife geraten,
sondern die Rede ist von Nuran David Calis, dessen Debütroman „Der Mond ist unsere Sonne“
seit kurzem im Handel erhältlich ist. Ähnlich wie
Zaimoglu stammt auch Calis aus einer Arbeiterfamilie, der Vater ein Gießereiarbeiter, die Mutter Putzfrau. Doch auch wenn der 1976 in einem
Bielefelder Sozialwohnungsbezirk geborene Calis
ein Gymnasium besuchte, sieht er in seinen Eltern
keine Wegbereiter für seine schriftstellerische
Karriere: „Eine Erziehung durch meine leiblichen
Eltern gab es praktisch nicht. Ich bin ihnen nicht
böse, ich blicke auch nicht mit Verbitterung auf
sie, aber Fakt ist: So einer wie ich wird eher von
einem Blitz getroffen, als dass er es raus schafft
aus dem toughen Milieu.“ Doch gerade weil sich
seine Eltern nur wenig um ihn gekümmert haben, richtete sich der Junge in der Literatur sein
Zuhause ein, ob im Lesen selbst, im Theater oder
im Film: „Meine Eltern sind die großen Autoren,
sie waren immer für mich da und sind es immer
noch.“ Seine leiblichen Eltern können diese Leidenschaft nicht teilen, können auch nur bedingt
am Erfolg des Sohnes teilhaben: „Das Buch oder
all meine Werke, die ich geschrieben habe, können meine Eltern nicht lesen, denn sie sind Analphabeten. Das tut sehr weh. Aber ab und zu lese
ich meiner Mutter was vor, auf Deutsch, dann
übersetze ich es für sie …“
Literarischer Untergrundkämpfer
Berührungspunkte zu Zaimoglu gibt es dann aber
doch noch, und zwar sehr direkt: Als Nuran David Calis in den 1990er Jahren die Bücher „Abschaum“ und „Kanak Sprak“ in die Hände fielen,
war dies die Initialzündung, ein eigenes literarisch-künstlerisches Bewusstsein zu entwickeln:
„Feridun Zaimoglu ist eine Ikone für mich. Seine
Werke befreiten mich, verhalfen mir zur Eigenständigkeit, im Denken, im Fühlen, in der Kunst.
Bis zu dem Zeitpunkt war ich aufgesogen von
den großen Meistern des Erzählens, von Camus,
Sartre, Schiller, Fontane, Dostojewski. Vor denen
hatte ich viel zu viel Erfurcht, um mein eigenes
Ding durchzuziehen.“
Das mag nun nach einem verkopften und introvertierten Jugendlichen klingen, doch auf der
anderen Seite jobbte der Literaturliebhaber ab
1992 als Türsteher. Hier sammelt er eine Menschenkenntnis, die ihm später zugute kommen
soll. Nach dem Abitur 1996 begann er ein Regiestudium an der renommierten Münchener
Otto-Falckenberg-Schule, das er 2000 abschloss.
Schon während der Zeit arbeitete er als Assistent
sowohl an den Münchner Kammerspielen und als
auch am Schauspielhaus Zürich. Mittlerweile inszenierte er am Thalia-Theater in Hamburg oder
am Volkstheater in Wien. Doch bereits zur Studienzeit juckte es ihn in den Fingern, nicht nur
fremden Texten zu Bühnenleben zu verhelfen:
„Während ich Regie studierte, wollte ich alles,
was ich in die Finger bekam, bearbeiten, überschreiben, selber schreiben. Ich wollte in den
direkten Kontakt mit Werken und Wirklichkeit
treten, mit meiner erlebten Wirklichkeit.“ Dieser
Drang entspringt nicht zuletzt seinem Empfinden, eine politische Verantwortung zu tragen:
„Sehr früh kam ich mir in diesem Land vor wie
Heiner Müller in der DDR. Ich empfinde mich hier
im Widerstand, wie ein Dissident, der Dinge anspricht, die tabu sind: Armut, Wut, soziale Ungerechtigkeit, Integrationsfehler der BRD in den
1950er Jahren.“ Er sieht sich als „eine Art ‚Untergrundkämpfer’, der den Traum der ‚heilen Welt’
für eine Lüge hält.“ Und so schreibt er auch von
Menschen, „die an den Rand der Gesellschaft gespült worden sind und sich zurückkämpfen wollen. Die ‚Aufklärung nach unten’ steht uns allen
noch bevor. Den Gesellschaftsschichten fehlen
die ‚Erkenntniswerkzeuge’ füreinander. An diesen
Werkzeugen arbeite ich, und wie sie benutzt werden können.“
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Theater bis zur Schmerzgrenze
Diesem Anspruch wird Nuran David Calis auch
gerecht, wenn er Bühnenstücke mit Jugendlichen
erarbeitet, zuletzt 2010 mit „Next Generation“
am Bochumer Schauspielhaus. Hier hat er mit Ju51
gendlichen aus dem gesamten Ruhrgebiet einen
rasanten Mix aus Tanz, Musik und Theater kreiert,
der sich trotzig über kulturelle und soziale Grenzen hinwegsetzt: „Bei diesen Arbeiten gehe ich
selber dahin, wo es weh tut. Ich sauge alles um
mich herum auf, dann tragen wir (das Theater)
alles auf die Bühne. Hier sehe ich in Christoph
Schlingensief ein großes Vorbild. Bei seinen Arbeiten gibt es keine ‚Pointe’, so wie bei meinen. Es
ist eine Wissenschaft für sich, die ‚totale Teilhabe’ bis an die Schmerzgrenze. Für alle Beteiligten,
die Zuschauer, die Akteure.“ Dieses Zusammentreffen von Theaterpublikum auf Straßenkultur
wurde von der Presse begeistert aufgenommen.
Und auch der Roman „Der Mond ist unsere Sonne“ über den armenisch-deutschen Türsteher und
seine Liebe zu einem Mädchen aus grün-alternativem Bürgertum ist geprägt von sprachlicher
Rauheit und Direktheit. Die Szene lässt ihn auch
weiterhin nicht los: Der nächste Roman, den
Calis, der als großes literarisches Vorbild Albert
Camus nennt, in Arbeit hat, trägt den Arbeitstitel „Rausch“ und spielt in der Stadt, in der der
Theatermacher seit einer Weile lebt: „Es wird ein
Münchener Roman. Es geht um das Nachtleben
dieser reichen, sehr schönen, sehr zweifelhaften
Stadt. Es geht um Menschen, die diese Nächte
gestalten, damit andere ihre Party schieben können. Es geht um Clubbesitzer, Barfrauen, Barmänner, Nutten, Zuhälter, Klofrauen, Türsteher,
Polizisten, Taxifahrer … – niemand stirbt, und es
sind alle keine Teenager mehr.“
FRANK SCHORNECK
Nuran David Calis: Der Mond ist unsere Sonne
Fischer Verlag, 17,95 Euro
„Next Generation“
10./29.11. I Schauspielhaus Bochum
Januar 2012: Calis’ Neubearbeitung von „Zoff in
Chioggia“ Premiere im Schauspielhaus Bochum
Lesen Sie auch die Kolumne
Textwelten zum 200. Geburtstag von Kleist
unter www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
Poetry
Die junge Angela Merkel, nachempfunden von einem Gebäude in Genua
Hinter jedem Biber
Sebastian23 zählt an: vierzehn – die Videokolumne
Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. Mein Haar ist biberfarben, und ich möchte nicht,
dass mein Zahnarzt denkt, ich würde in meiner Freizeit in Mischwäldern an
Rinden knabbern. Mein Zahnarzt ist nämlich ein sehr assoziativer Mensch.
Erst neulich hat er einem Berliner eine Marmeladenfüllung gemacht. Der
Hauptstädter reiste daraufhin mit bittersüßem Schmerz im Backenzahn an
die Spree zurück.
In Berlin sind heute ja nur noch Künstler, Nazis und Touristen. Ich kenne
sogar Leute, die sind alle drei Sachen zugleich. Die fliegen aus New York ein
und sitzen dann zwei Wochen lang in Straßencafés in Friedrichshain und
malen Bilder nur mit braun. Die haben nämlich dasselbe im Malkasten wie
im Kopf. Das ist nichts für mich, da will ich nicht hin.
Also trage ich lieber eine Mütze.
Im Grunde umrundet Rinde Bäume
Erst recht möchte ich keine dummen Anspielungen auf Justin Bieber hören, nur wegen meiner Haarfarbe. Bevor ich mit diesem quiekenden Batzen
nasser Zuckerwatte auf zwei Beinen in einem Satz genannt werde, baue ich
lieber einen Damm und/oder schlage mit meinem flachen Schwanz auf den
Waldboden.
Ich habe übrigens schon mal eine Weile im Wald gewohnt, aber irgendwann
hat es mir nicht mehr gefallen. Da kam immer so ein Grizzly zu mir, hat mich
so seltsam angeguckt und dann gesagt, er sei „Justin Bi-Bär“. Auf so was
lasse ich mich nicht ein. Ich hab ihm aber ein schönes Café in Friedrichshain
empfohlen. Braun war er ja.
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Doch ich trage lieber eine Mütze, denn ich möchte weder Bär, noch Biber
sein. Wie ging denn nochmal dieses eine Gedicht?
„Hinter eines Baumes Rinde
Saß die Made mit dem Kinde
Doch das ging nicht lang, mein Lieber
Denn sie beide fraß ein Biber!“
So ungefähr lief das in einem berühmten Poem von Heinz Erhardt. Hier in
Bochum wird übrigens momentan für eine Hommage an den wunderbaren
Rundmann und Vollkontaktpoet Erhardt geworben. Der Abend läuft unter
dem Titel: „Ein Mann wie Er-hardt.“ Ich meine, Justin Bi-Bär hätte das gefallen. Als ich den Titel las, sind mir jedoch alle Zehennägel gleichzeitig
abgefallen und nach Bielefeld ausgewandert.
Morgen ist auch noch ein Abend
Was kommt denn da als nächstes? Ein Goethe-Abend unter dem Titel „Abwarten und Goe-Tee trinken“? Und am Morgen danach treffen wir uns zum
„Früh-Schoppen-Hauer“?
Da füll ich mir doch lieber den Backenzahn mit Badesalz, weil mein Zahnarzt einen an der Wanne hat. Hauptsache, ich kann morgen noch munter
an der Rinde knuspern.
FOTO/TEXT: SEBASTIAN23
Sebastian23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf
www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
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Literatur-Kalender Ruhr
David Nicholls, Foto: Anita Affentranger
Die Literatur-Termine der Region
Bochum – Rotunde
0234 36 14 86
Essen – Museum Folkwang
0201 884 54 44
Jasper Fforde & Oliver Rohrbeck: Grau
Mi 9.11. 20 Uhr
Norbert Scheuer: Bis ich dies alles liebte
Fr 25.11. 20 Uhr
„Neue Heimatgedichte“ steht auf dem Band
von Norbert Scheuer – ein Teil der Gedichte
entstammt allerdings einem längst vergriffenen Band, den Scheuer veröffentlichte, bevor
er als Romanautor Erfolge feiern konnte.
Bochum – Schauspielhaus
0234 333 30
Dietmar Bär & Bastian Pastewka: Die Verwandlung
Fr 18.11. 20 Uhr
Auf der lit.COLOGNE haben der TatortKommissar und der Komiker erstmals Kafkas
berühmte Erzählung als dialogische Lesung
präsentiert. Zu schade für eine einmalige Veranstaltung ist das Projekt nun auch auf anderen Bühnen zu erleben.
Castrop-Rauxel – Stadthalle
02305 35 60 70
Jürgen von der Lippe: Best of eigenes
Fr 4.11. 20 Uhr
In seiner Fernsehsendung „Was liest Du?“
bricht der Hawaiihemdenträger eine Lanze für
komische, gern auch mal zotige Literatur. Seine
eigenen Texte reihen sich dort mühelos ein.
Dortmund – FZW
0231 286 80 89 10
LAUSCHER 21: Revolution Girl Style Now!
Mi 9.11. 20 Uhr
Katja Peglow und Jonas Engelmann widmen
sich in ihrem Buch „Riot Grrrl Revisited!“ der
Entwicklung von Bikini Kill bis Beth Ditto.
Dortmund – Thalia Buchhandlung
0231 931 48 60
David Nicholls: Zwei an einem Tag
Fr 4.11. 20 Uhr
Dortmund – verschiedene Orte
www.lesart-literaturfestival.de
Lesart-Festival
11.-20.11.
Das Lesart-Festival bietet wieder 10 Tage lang
buntes literarisches Programm, u.a. mit Olga
Tokarczuk, Nino Haratischwili, Albert Ostermaier oder Zsuzsanna Gahse, sowie Foren für
den Autorennachwuchs.
Duisburg – Buchhandlung Lesenswert
0203 578 31 60
Edda Minck: Ausgeträllert
Fr 18.11. 19.30 Uhr
Die Kriminalfälle um Maggie Abendroth sind
ein Leckerbissen für Leser, die Krimis nicht allzu ernst nehmen.
Duisburg – Museum der Deutschen Binnenschifffahrt 0203 808 89 40
Bukowski Waits For You: Unterm Säufermond
Fr 18.11. 20 Uhr
Empfehlungen von Frank Schorneck
Essen – Zeche Carl
0201 834 44 10
LitCarl: Ream ‘em all
Mi 2.11. 20 Uhr
Mit Till Burgwächter, Axel Klingenberg und
Frank Schäfer treffen drei Spezialisten für
Klänge härterer Gangart auf den PoetrySlammer Michael el Goehre. Von Erlebnissen
vor und auf der Bühne, vom Clubkonzert bis
Wacken reicht das Spektrum.
Essen – Filmstudio Glückauf
0201 27 55 55
Josef Bierbichler: Mittelreich
Mi 9.11. 20 Uhr
Der aus Theater und Film bekannte Schauspieler schlägt in seinem Romandebüt den
Handlungsbogen durch 100 Jahre deutsche
Geschichte.
Essen – Zentralbibliothek
0201 884 24 20
Michel Birbaek: Die Beste zum Schluss
Fr 11.11. 21 Uhr
Der sympathische Däne ist ein Spezialist für
tragikomische Liebesgeschichten und gilt als
Erfinder der Sitdown-Comedy.
Oberhausen – Galerie Ludwig
0208 412 49 28
Thomas Gsella: Blau unter Schwarzen
Do 17.11. 19.30 Uhr
Gsella kann nicht nur mit komischer Lyrik glänzen, sondern erweist sich auch in seinen Geschichten als sprachmächtiger Satiriker.
Recklinghausen – Vest Arena
02361 302 43 93
Christoph Maria Herbst: Ein Traum von einem
Schiff
Do 3.11. 20 Uhr
Der große Wurf ist Herbsts Schilderung einer
Kreuzfahrt nicht – aber live bestimmt recht
unterhaltsam.
Witten – Haus Witten
02302 581 24 24
Michael Gantenberg: Urlaub mit Esel
Do 3.11. 20 Uhr
Unfreiwillig mit einem Esel durch die Uckermark –
eigentlich ein locker-leichter Sommerroman,
der aber auch im November Licht in dunkle
Tage bringen kann.
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
53
11.11.2011 „Leidenschaft“
22.03.2011
Für immer anders – Wenn Familien
Nacht der Bibliotheken in NRW
Zeiten der Trauer erleben
Lesung mit dem Autor Dirk Brall
Kinder,
Jugendliche
und Weg“
Erwachsene
aus
seinem
Roman „Jakobs
haben vieleGestaltung:
Fragen und
Gedanken,
Musikalische
ChamberJazz
wenn
lebensbegrenzende
Dirk Brall brennt für die LiteraturKrankheit,
und liest
seine
mit das,
Feuerwas
unddanach
Gefühl, so
wie die
der Texte
Tod und
kommt,
Gruppe
ChamberJazz
ihre
Kompositionen
aktuell wird. Gespräch und Vortrag und
Improvisationen
mit ansteckender
anhand von Beispielen
aus derEnergie direkt
ins Herz des Hörers transportiert. Es wird ein
alltäglichen Trauerpraxis.
leidenschaftliches Treffen von Literatur und Musik
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
zur Nacht der Bibliotheken.
Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr
24.03.2011 Gott sei Dank in der Welt! der Unerwünschten – Eine
23.11.2011 Heimkehr
Ein Konzil verändert die Kirche
Geschichte der Juden in Deutschland nach
Auf der Grundlage der Publikation
1945
“Die Kirche
der Weltgesellschaft.
Lesung
und Gespräch
mit dem Journalisten Olivier
Das
II.
Vatikanische
und die
Guez aus seiner neustenKonzil
Publikation
Globalisierung
des
Katholizismus“
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
von Dr. Stefan Nacke sollen nach
– Mit Autoren
im Gespräch
25.11.2011 BücherLeben
einem Impulsreferat
des Autors
aus
Peter Härtling liest aus seinem großen neuen
unterschiedlichen Perspektiven die
Roman: „Liebste Fenchel! –
Herausforderungen, die heute mit
Das Leben der Fanny Hensel-Mendelssohn
Zweiten
Vatikanischen Konzil
in dem
Etüden
und Intermezzi
für die13,00
Menschen
verknüpft
Eintritt:
€ - 19.30
Uhr sind,
diskutiert werden.
Gott,
Imam!
28.11.2011 Grüß
Eintritt:
freiHerr
- 19.30
UhrEine Religion ist
angekommen
und Gespräch
mitWeltrettung
Benjamin Idriz, Imam der
30.03.2011 Lesung
Die hohe
Kunst der
islamischen Gemeinde Penzberg bei München
Das Komischste aus dem wirklich
Musikalische Gestaltung:
wahren Leben mit dem Kabarettisten
Schirin Partowi, persisch-deutsche Altistin
Kai Magnus
Eintritt:
9,00 € Sting
- 19.30 Uhr
Als Rastelli der gesprochenen und
30.11.2011 „Freakshow“
geschliffenen Rede, als gnadenloser
Lesung mit dem Krimiautor Jörg
Menschenbeobachter und MenschenJuretzka aus seinem neuesten Krimi
kenner,
alsund
Parodist
Lebens,
Furios,
witzig
immerdes
lässig
– Kryszinski in
Terrorist
des
Wortes
und
Meister
des
Bestform! Der Kult geht weiter! Kristof Kryszinski
hat verspricht
Sting seine
istZwischenmenschlichen
zurück, und sein zehnter Fall
wieder
jede
Menge durchgeknallte
Typen, staubtrockene
Lieblingsnummern
im Gepäck
und die
Kommentare
und unorthodoxe
Ermittlungsmethoden.
ein oder andere
neue Geschichte.
Eintritt:
8,00
€
19.30
Uhr
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
www
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Ruhrkunst
Christina Kubisch, Electrical Walk U, 2011 im Dortmunder U, © Christina Kubisch, Foto: Elvira Neuendank, courtesy Museum Ostwall
Hören lernen
Drei Klangarbeiten von Christina Kubisch im Dortmunder U
Die „Wolke“, die Christina Kubisch im Schaufenster des Museum Ostwall auf
der vierten Etage des Dortmunder U errichtet hat, ist ein guter Start in ihre
dortigen Beiträge. Von draußen durch die Glasscheibe zu sehen und drinnen
auf Augenhöhe zu umqueren, hängt ein locker gefasstes Bündel schwarzer
Kabel über dem Boden. Christina Kubischs „Cloud“ ist eine langgezogene
Skulptur, die Schwerelosigkeit verspricht und durchaus symbolträchtig zeigt,
um was es geht. Dazu setzt der Betrachter spezielle Kopfhörer auf und vernimmt sogleich „abstrakte“ Geräusche, die sich mit jeder Bewegung und der
Annäherung hin zu den Kabeln verändern, auch laut oder leise werden. Sie
lassen an das urbane Hintergrundrauschen und die Klangfarben der technischen Apparaturen denken, die uns allenthalben im Stadtraum umgeben.
Hier nun übersetzen die Kopfhörer die zirkulierenden Induktionsströme elektrischer Leitungen ins Akustische. Aber es ist der Betrachter, der dies durch
sein Verhalten steuert und dabei feststellt, wie unterschiedlich die Töne und
Klänge ausfallen. Das Ephemere wird zum anhaltenden Erlebnis.
Christina Kubisch nickt. „Klänge beeinflussen unsere Wahrnehmung viel
mehr, als wir glauben“, hat sie schon in einem Interview mit Uwe Rüth gesagt, anlässlich ihres „Electric Walk“ 2010 in der Kulturhauptstadt Ruhrgebiet. Seit 2004 errichtet sie solche Rundwege mit dafür sensiblen Kopfhörern,
auf der ganzen Welt.
Christina Kubisch gehört zu den Pionieren der Klangkunst in Deutschland. Geboren 1948 in Bremen hat sie Malerei an der Kunstakademie in Stuttgart und
Musik in Hamburg, Graz und Zürich studiert und anschließend ein Studium der
Komposition und Elektronischen Musik in Mailand absolviert. Bekannt wurde
sie in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mit Performances – teils gemeinsam
mit Fabrizio Plessi –, bei denen sie, verbunden mit weiteren Aktionen, Querflöte
spielte. Aber schon da war klar, dass sie an offenen Handlungsstrukturen interessiert ist, nicht an der Ich-Bezogenheit. Fortan delegiert sie die Aktivität an das
Publikum. Ab 1980 wendet sie sich Klanginstallationen und Klangskulpturen zu.
Ausgehend von ihrer Entdeckung der elektromagnetischen Induktion, die sie in
Mailand macht, errichtet sie Klangwerke im Innen- und Außenraum, etwa dunkle
Räume mit Schwarzlicht, in denen Kabel ausgelegt sind. Auch hat sie Klangfelder
mit Reihen von Lautsprechern angeordnet – immer ist Sound im Einsatz, meist
über Kopfhörer, seltener direkt hörbar. Sie wird zur Planerin, die für jede Ausstellung vorab vor Ort die unhörbaren Geräusche, die durch elektrische Leitungen
initiiert sind, aufspürt und in ihrem Tonstudio in der Nähe von Berlin mischt.
Kubisch, die seit 1994 eine Professur für audiovisuelle Kunst in Saarbrücken innehat, hat daraus auch Hörstücke entwickelt – „Flying magnetic“, das auf Geräuschen von Flughäfen in der ganzen Welt basiert, war im September innerhalb der
Reihe „Lautsprecher“ des Museum Ostwall zu hören. Ihre Arbeiten versteht sie
als musikalische Kompositionen; zugleich ist ihr wichtig, dass die elektronische
Seite erkennbar bleibt: Ja, diese und das Handwerkliche können sichtbar sein.
www
Klangrouten im Dortmunder U
Der „Electrical Walk“ im Dortmunder U hält mehrere Routen bereit. In einer Broschüre werden Haltepunkte auf den verschiedenen Stockwerken vorgeschlagen,
dann geht es mit den Kopfhörern aus dem Gebäude hinaus und hinunter zur UBahn. Wie hört es sich an, mit der Rolltreppe in den Untergrund zu fahren und
dort unten zu stehen? Etwas besonders ist es, wenn die U-Bahn einfährt, die
Türen sich öffnen und schließen, und sie wieder abfährt. Insgesamt wird deutlich, wie sehr wir von Elektrizität umzingelt sind und unser ganzen Leben von
dieser abhängig ist. Auch Geldautomaten und Neonröhren senden Geräusche
aus. Neben den globalen Sound-Erfahrungen aber verfügt jeder Ort über eine
besondere Klangkulisse, diese arbeitet Christina Kubisch mit ihren „Electrical
Walks“ heraus. Und im Laufen mit den Tönen aus den Kopfhörern erlebt man
seine Umgebung völlig neu, vielleicht sachlicher, nimmt etwa die Breite einer
Passage präziser wahr. Christina Kubisch empfiehlt jedoch, den Kopfhörer in
Phasen der Ruhe wieder abzusetzen und die Hörfähigkeit neu zu justieren. Natürlich ist der „Electrical Walk“ in der Sammlung des Museum Ostwall auch ein
Kommentar auf die Mode, Museen mit erklärenden Kopfhörern zu besuchen.
Unbedingt sollte man sich auf ihren Vorschlag der Führung mit der ganz anderen Wahrnehmung der Kunst einlassen.
THOMAS HIRSCH
„Christina Kubisch – Dichte Wolken“ I bis 15. Januar 2012
im Museum Ostwall im Dortmunder U I www.dortmunder-u.de
Lesen Sie weitere aktuelle Kunst-Besprechungen aus dem
Ruhrgebiet unter www.trailer-ruhr.de/kunst
54
Sammlung
Über die Utopie der Basisdemokratie. Aernout Mik „Communitas“ (2010), Drei-Kanal-Videoinstallation, Set-Foto: Florian Braun
„Wir müssen manchmal ein bisschen von den Lippen lesen“
Das Museum Folkwang widmet Aernout Mik die Ausstellung „Communitas“
Angefangen hat alles mit der Bildhauerei. ten nennen das die sogenannte Ein-Kanal-VideDoch nachdem der Künstler der Skulptur den oinstallation, sondern meistens mehrere Bilder,
lebenden Körper hinzufügte, entfernte er teilweise zweiteilige, dreiteilige oder achtteilige
sich schnell von dem, was eine Skulptur aus- Videoinstallationen. Dazwischen gibt es immer
macht. Das Museum Folkwang in Essen zeigt einen Vergleich. Zwischen verschiedenen Pereine große Retrospektive des niederländischen spektiven, verschiedenen räumlichen AnordKünstlers Aernout Mik. Es wird ein Überblick nungen, Handlungsweisen und -zeiten. Also,
der Arbeiten aus den letzten zehn Jahren mit auf dem linken Bild passiert etwas, was auf dem
besonderem Fokus auf die jüngeren Film- und rechten Bild anders und etwas später stattfindet.
Videoproduktionen und die in Deutschland
bis dato noch nicht ausgestellten Werke. Mik Die vertraute Welt gerät also ins Wanken. Ist
(geboren 1962 in Groningen) zählt zu den Mik nicht eher Zen-Meister denn Polit-Künstwichtigsten Künstlern der Niederlande. Seine ler?
Raum- und Videoinstallationen, die zahlreiche Ich weiß gar nicht, ob Aernout Mik überhaupt
Schnittstellen zwischen Film, Video, Perfor- als Politkünstler diskutiert wird. Als Zen-Meister
mance, Skulptur und Architektur aufweisen, würde er sich wohl auch nicht sehen. Beide Behaben den künstlerischen Umgang mit dem griffe passen auf ihn wirklich nicht. Aber er ist
bewegten Bild grundlegend weiterentwickelt. zutiefst politisch in der Form, wie er das, was uns
Sabine Maria Schmidt hat die Ausstellung ku- heute beschäftigt und aktuell passiert, darstellt.
ratiert, die nach Paris in Essen und dann in Und zwar in einer Weise, in der das, was wir zu
kennen glauben, durch eine ganz leichte VerAmsterdam gezeigt wird.
„Der Betrachter muss sich den Bil- schiebung zu etwas völlig
trailer: Frau Schmidt, eine dern gegenüber verhalten, muss um Fremdem gemacht wird. Wie
bei dem neu produzierten
Retrospektive mit Aernout
sie herumgehen und sich fragen:
Mik muss doch ein Höchst- Wo ist mein Part in dieser Rolle?“ Film „Shifting Sitting“, auf
den wir sehr stolz sind. Hier
maß an Unübersichtlichkeit
taucht eine sehr berühmte politische Figur auf,
bedeuten. Das gefällt dem Künstler sicher.
Sabine Maria Schmidt: Unübersichtlichkeit die aber nicht die Figur ist, die sie zu sein scheint.
kann ich in unserem Ausstellungsparcours gar Es ist ein Regierungsvertreter, den wir andauernd
nicht erkennen. Aernout Mik hat einen wirklich vor Gericht sehen. Und dass wir dieses Bild, in
einheitlichen Ausstellungsparcours entwickelt, in der wir diese Figur andauernd vor Gericht sehen,
dem die Besucher ihren Weg frei wählen können, mittlerweile als etwas Normales empfinden, das
aber vielleicht doch nicht so ganz frei, wie sie ist ja irgendwie eine perfektionierte Verrücktheit.
denken, dass sie es tun. Das hat schon mit vielen Die Ausnahmesituation ist plötzlich zu einem
Dingen der künstlerischen Arbeit zu tun, und mit Normalzustand geworden.
der Frage, welche Freiheit haben wir tatsächlich.
Es gibt insgesamt zehn größere Installationen. Aber sind die Videos nur Teil einer GesamtMik ist ein Videokünstler, der aber die Bilder nicht Installation?
direkt an die Wand projiziert. Für jede Arbeit ent- Die Installation oder der Rahmen, das architekwickelt er eine Architektur, einen Rahmen oder tonische Element ist sehr wichtig für die Arbeit.
ein Gerüst. Das ist sehr wichtig und ermöglicht Es gibt allerdings auch Videoarbeiten, die Mik auf
viele Dinge, die wir sonst in der Videokunst nicht Screens zeigt. Wir haben zum Beispiel in der Auskennen. Die Bilder stehen quasi auf dem Boden, stellung eine Arbeit, die er auf hängenden Screens
und das bedeutet, dass der Betrachter unmit- zeigt, die hat auch interessanterweise Ton. Aber
telbar physisch in das Bild hineingesogen wird, diese Rückführung des bewegten Bildes in den
auch in die Gruppen, die dort agieren. Sie sind oft Raum ist für ihn ein ganz essentieller Punkt, weil
sogar ein Teil dieser Gruppen. Dazu werden sie er nur so eine Begegnung des Betrachters mit
physisch einbezogen in die Kamerabewegungen, dem, was in den Bildern passiert, erreicht, die
man sonst nicht erreichen würde. Der Betrachter
die bei Aernout Mik eine große Rolle spielen.
muss sich den Bildern gegenüber verhalten, muss
um sie herumgehen und sich fragen: Wo ist mein
Im ablaufenden Film?
Sie sehen meist nicht nur ein Bild, Videoexper- Part in dieser Rolle?
www
55
Und das alles ohne Ton?
Das ist auch eines der erstaunlichen Elemente,
das Aernout Mik in der Videokunst eingeführt hat.
Alle seine Arbeiten funktionieren ohne Ton. Man
hat keine Geräusche, und das macht ein Ausstellungskonzept mit so einer Architektur überhaupt
erst möglich. Die Tonlosigkeit erfordert die noch
größere Schärfung des Betrachters, noch mehr
Nachdenken darüber, was da eigentlich passiert.
Die Figuren sprechen nicht, aber sie agieren. Wir
müssen manchmal ein bisschen von den Lippen
lesen, wir müssen Gesten erkennen können, wir
müssen rituelle Gesten erkennen, müssen Mimik
anders werten.
Noch ein Wort zum Titel „Communitas“.
Der Ausstellungstitel „Communitas“ ist einer Arbeit von Aernout Mik entlehnt, die er für seinen
großen Film gewählt hat, den er 2010 in Warschau gedreht hat. Er hat diesen Begriff vorrangig in den Schriften von Victor Turner kennengelernt. Turner ist ein britischer Anthropologe, der
Gesellschaften, insbesondere afrikanische Gesellschaften, untersucht hat und dabei Stammesrituale beobachtet hat, in denen in bestimmten Zuständen und Riten, die vor allen Dingen mit der
Verarbeitung von kolonialen Traumata zu tun haben, jegliche hierarchische Struktur wegfällt. Der
Rheinländer kennt das vielleicht ein bisschen aus
dem Karneval. Es gibt ein sehr starkes Moment,
dass plötzlich alle gleich sind und was völlig Verrücktes passiert. Darüber hat er recherchiert. Jean
Rouch hat das übrigens verfilmt in dem bedrückenden Film „Les Maitres Fous“ von 1954 über
ein Ritual der Hauka, einer Sekte in Westafrika,
deren Teilnehmer in Trance von Geistern besessen
waren, die für die europäischen Kolonialmächte
standen. Auch davon hat sich Aernout Mik sehr
inspirieren lassen. INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Aernout Mik – Communitas”
Museum Folkwang, Essen I 29.10.-29.1.2012
0201 884 54 44
ZUR PERSON
Dr. Sabine Maria Schmidt, geboren bei Osnabrück hat
Kunstgeschichte, Musikwissenschaft
und Germanistik in Münster studiert,
promovierte über „Die öffentlichen
Monumente von Eduardo Chillida“. Seit
2007 ist sie Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Museum Folkwang in
Essen.
Foto: privat
Kunst in NRW
Jannis Kounellis, Senza titolo, 2010, Installation Bernier/Eliades Gallery, Athen, je 200 x 180 cm,
© J. Kounellis, Foto: Manolis Baboussis
Kunstwandel
Mubarak-feindliche Demonstranten zünden auf dem Tahrir-Platz Spraydosen an,
Foto: Dominic Nahr/Magnum Photos
Zwei Magier am Niederrhein
Vom Bild zur Revolution
Von Thomas Hirsch
Die Ausstellung mit Jannis Kounellis passt genau hierher. Das Museum
Kurhaus Kleve führt mit ihr seine Reihe zu den Hauptvertretern der Arte
Povera fort, die seit den späten 1960er Jahren mit „billigen“ Materialien
v.a. der Natur und im Zugriff auf die Kultur der Antike eine neue Form von
Objektkunst zwischen Tradition und Avantgarde geschaffen haben. Aber
nicht deshalb allein ist die Klever Ausstellung wichtig: Der 1936 in Piräus
geborene, seit 1956 in Rom lebende Kounellis ist ein Künstler von Weltrang. Und jede seiner Ausstellungen, die er in der Regel selbst konzipiert,
liefert einen Einblick in den Kosmos seines Denkens. So ist es nun auch in
Kleve. Flankiert von zentralen Werken aus seinem gesamten Schaffen ist
eine neue Bildfolge zu sehen: Kounellis hat einen Mantel in Teer getaucht
und auf weiße Leinwände gedruckt, die ihrerseits mittig auf Stahlplatten aufgezogen sind, so dass sich der Abdruck
„Verwandte im Geiste“
mitunter auf diesen fortsetzt. Die Monotypien
selbst fallen verschieden aus, wobei sie stets von einer fragmentarischen
Ungegenständlichkeit und zugleich körperhaften Realität gekennzeichnet
sind. Immer sind sie auf den Menschen und seine Vergänglichkeit bezogen,
inszeniert als Drama der Existenz – wie im ganzen Werk von Kounellis.
Natürlich schwingt der Prozess der Entstehung mit, dazu trägt auch der
Teer bei: Kohle und Feuer gehören zur künstlerischen Substanz von Jannis
Kounellis, der auch theatralische Aktionen durchgeführt hat.
Natürlich ist Kounellis ein Verwandter im Geiste von Joseph Beuys, und
auch deshalb ist die Ausstellung hier am rechten Ort. Denn Beuys wurde
nicht nur 1921 in Kleve geboren, sondern hatte im späteren Museum Kurhaus 1957-64 sein Atelier. Beuys‘ frühe Förderer waren die Brüder Franz
Joseph und Hans van der Grinten, die Ausstellungen mit ihm am Niederrhein durchgeführt und seine Kunst in großen Mengen gesammelt haben
und diese später in eine Stiftungs-Konstruktion mit dem Land NRW sowie
der Familie von Steengracht als Hausherren eingebracht haben, um im Park
und Schloss Moyland ein Museum einzurichten. So wichtig und respektabel dieses Museum mit der weltweit größten Beuys-Sammlung seit seiner
Eröffnung 1997 auch ist, an der Konzeption der Brüder van der Grinten
entzündete sich schnell Widerspruch. Nach dem altersbedingten Rückzug
der Brüder als Direktoren flogen dann die Fetzen, aber mittlerweile scheint
unter der umsichtigen, dabei konsequenten Direktion von Bettina Paust
endlich Ruhe eingekehrt. Eine zentrale Maßnahme war die Umgestaltung
der Präsentation im Schloss, die seit einigen Wochen wieder zu sehen ist.
Nun hängen die Bilder sachlich linear nebeneinander; nun ist das Werk von
Beuys auch systematisch aufbereitet – und all die Bezüge, die sein Werk zu
Alchemie und Anthroposophie, zu Mystik und Theatralik hat und von ihm
noch mit seiner Biographie verwoben wurden, sind nun weiter anschaulich.
Natürlich sollte man von Kleve nach Moyland und von Moyland nach Kleve
fahren: Sie liegen am Niederrhein nur einen Steinwurf auseinander.
Ein Loblied auf den Kameramotor. Er macht es heute möglich, aus Hunderten Bildern den einen Schnappschuss herauszufiltern. Es gab Zeiten, da
war das anders, besonders für die Kriegsberichterstatter. Viel Erfahrung und
natürlich auch ein bisschen Glück lieferten Fotos, die sich in das kulturelle
Erbe des Weltgedächtnisses eingebrannt haben. Einer der bekanntesten
Schauplatzfotografen der Welt war Robert Capa. Sein Foto von der Sekunde
des Todes eines Soldaten ist zur Ikone geworden, auch wenn die Authentizität der Szene heute umstritten ist. Die Echtheit spielt für die Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf keine Rolle. Hier geht es um die
Frage nach der Wirksamkeit von Fotos, anhand von rund 200 Arbeiten von
neun Fotografen der berühmten Fotoagentur Magnum.
1947 wurde die von Capa, George Rodger, Henri Cartier-Bresson und David Seymour gegründet, einmal um der Abhängigkeit von den Medien zu
entgehen, andererseits aber auch, um hohe Maßstäbe an die Fotografie zu
setzen. Bis heute kann man sich dort nicht bewerben, man muss erwählt
werden, um Magnum-Fotograf zu werden. Wie die fünf jungen Fotografen,
deren Bilder auch in der Ausstellung zu sehen sind: Thomas Dworzak, Dominic Nahr, Moises Saman, Peter van Agtmael und Alex Majoli. Sie fotografieren in den Krisenherden von heute, liefern Material aus Nordafrika
und dem nahen Osten, sind gerade wieder unterwegs an die neuen Fronten.
Dabei kommen Bilder zustande, die sich mit den alten Fotografien nicht nur
über die bildnerische Qualität vergleichen lassen. Interessant ist auch die
Duplizität in den Peripherien der Motive. Schaut man bei David Seymour im
Foto „Extremadura“ (1936) auf die einzelne Figur im Zentrum der Betrachtung, sieht man neben der Bäuerin, die fast andächtig entrückt einer politischen Ansprache lauscht, auch ein junges Mädchen, das den Vorgang des
Fotografierens genau beobachtet. Ebenso ist das im Foto „Tripolis“ (2011)
von Moises Saman zu beobachten, wo sich Gaddafi-Anhänger freiwillig als
menschliche Schutzschilde zur Verfügung stellen. Auch hier die Entrückung
der Zentralfigur mit einem weniger beteiligten Beobachter. Dazu kommen
heute fast grafisch gestaltete Bildinhalte aus großer Entfernung, aber auch
Fotografien mit dem Potential auf Eingang ins kulturelle Gedächtnis.
Das ist heute angesichts der vielen digitalen Medien in privater Hand natürlich schwieriger geworden, dazu kommt, dass die laufenden Bilder in
Fernsehen und Internet den Magazinfotos bei der breiten Masse der Zuschauer den Rang abgelaufen haben. Was ist schon das Foto eines entrückten Kämpfers in Libyen gegen die live mitgefilmte Erschießung von
Gaddafi? Capas berühmter Satz: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind,
dann bist du nicht nah genug dran“ ist heute bei der Masse der Möglichkeiten für jedermann kaum noch hilfreich. Und doch sind die Aufnahmen
der Magnum-Fotografen etwas Besonderes: Sie frieren die 1/1000stel Sekunde, vielleicht für die Ewigkeit.
Kounellis im Kurhaus Kleve und Beuys im Schloss Moyland
Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf
www
PETER ORTMANN
„Jannis Kounellis“
bis 29.1. im Museum Kurhaus Kleve
www.museumkurhaus.de
„Neupräsentation der Sammlung“
bis auf weiteres im Museum Schloss Moyland bei Bedburg-Hau
www.moyland.de
„Frontline“
bis 8. Januar 2012
NRW-Forum Düsseldorf
0211 892 66 90
56
Kunst-Kalender
Blckl
Blckli`d8cckX^
l i`d8cckX
Ulrich Erben, Farben der Erinnerung, 1989/90, 150x230 cm, Sammlung Ströher, © U. Erben,
courtesy Küppersmühle, Duisburg
Die Kunst-Termine NRW
BEDBURG HAU – Museum Schloss Moyland
www.moyland.de
KÖLN – Kölnischer Kunstverein
www.koelnischerkunstverein.de
Alles Gute! bis 15.4.12
10 ehemalige Stipendiatinnen aus 20 Jahren
Künstlerinnenförderung in Nordrhein-Westfalen
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Omer Fast bis 18.12.
Videos des jungen israelischen Künstlers
Buddhas Spur bis 13.11.
Aktuelle Kunst aus dem asiatischen Raum
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
Max Beckmann: Grafik bis 21.12.
Druckgraphiken des expressionistischen politischen Künstlers, aus dem Museumsbestand
Thomas Rentmeister bis 5.2.12
Einblick in die verschiedenen Werkphasen des
1964 geborenen Bildhauers, der Alltagsmaterialien in eine skulpturale Präsenz überträgt
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Anime!, bis 8.1.2012
Ein umfassender Einblick in die Ästhetik und
die Produktionsweisen japanischer Animationsfilme
BOTTROP – Josef Albers Museum
www.quadrat-bottrop.de
Gotthard Graubner bis 25.1.12
Die Farbraumkörper des deutschen Hauptvertreters einer reinen Malerei im Dialog mit Albers
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.maxernstmuseum.lvr.de
George Grosz, bis 18.12.
Werkschau des politischen, zeitweilig den
Dadaisten zuzurechnenden Künstlers
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.smkp.de
Die Düsseldorfer Malerschule bis 22.1.12
Die heute international geschätzten Maler der
Kunstakademie Düsseldorf im 19. Jahrhundert
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.lehmbruckmuseum.de
100 Jahre Lehmbrucks Kniende, bis 22.1.12
Kunst und Kultur in Paris zu Beginn des 20. Jh.
DUISBURG – Küppersmühle
www.museum-kueppersmuehle.de
Ulrich Erben bis 29.1.12
Eine exemplarische Werkschau mit zwei
Wandmalereien des wichtigen Farbfeldmalers
GELSENKIRCHEN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de
Margaret C. Leiteritz bis 27.11.
Margaret C. Leiteritz (1907-76) hat am Bauhaus in Dessau studiert; mit ihren Malereien
und Tapisserien ist sie erst noch zu entdecken
HAGEN – Osthausmuseum
www.osthausmuseum.de
Michael Schnabel bis 6.11.
Landschaftsbilder des Stuttgarter Fotografen
HERFORD – Marta
www.marta-herford.de
Jetzt bis 6.11.
Zeitempfinden im Gegenwartsdesign
KLEVE – Museum Kurhaus
www.museumkurhaus.de
Jannis Kounellis, bis 29.1.
Der griechische Hauptvertreter der Arte Povera
mit einer bildnerischen Werkgruppe
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
?•k\le[BXgg\emfe
E`Zb`DXihlXi[k#D•eZ_\e
KÖLN – SK Stiftung Kultur
www.photographie-sk-kultur.de
Judith Joy Ross bis 5.2.12
Übersicht über die seit 1982 entstandenen
Portrait-Serien der amerikanischen Fotografin
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Frauenzimmer, bis 13.11.
Prozessual und installativ orientierte Werke
u.a. von Thea Djordjadze und Isa Genzken
MÖNCHENGLADBACH – Kunstverein
www.MMMIII.de
?\iYjkXljjk\ccle^mfd+%Y`j-%Efm\dY\i
N`i]i\l\elejXl]J`\
9c\`Z_jkiX\('s++./.9fZ_lds=fe&=Xo')*+-/'(0/
nnn%[\j`^e$_Xe[n\ib$[`Zb\i_f]]%[\
wall to wall bis 13.11.
Der Bildhauer Manuel Franke und die Malerin
Leni Hoffmann in einem raumbezogenen Dialog
MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteiberg
www.museum-abteiberg.de
Morgan Fisher bis 5.2.12
Die konzeptuelle Rekonstruktion einer Wandarbeit von Palermo (August-Pieper-Straße)
MÜLHEIM – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
Werner Gilles bis 8.1.12
Werkschau zum 50. Todestag des Malers und
Grafikers, der symbolhaft Mythen dargestellt hat
MÜNSTER – LWL-Landesmuseum
www.lwl-landesmuseum-muenster.de
Bildung für Ihren Erfolg
www
mit Brief und Siegel
Meisterkurse
keine Wartezeit nach Gesellenprüfung
Thomas Ruff bis 8.1.12
Vier Serien zu Sternen und zum Himmel des
konzeptuellen Künstlers mit der Fotografie
Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG
Vollzeit und berufsbegleitend
Module einzeln buchbar
Akademie für Unternehmensführung
NEUSS – Clemens-Sels-Museum
www.clemens-sels-museum-neuss.de
Aristide Maillol – Maurice Denis bis 8.1.12
Zwei Hauptvertreter der Klassischen Moderne
OBERHAUSEN - Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Walter Moers bis 15.1.12
Sammelsurium des schräg-genialen Comiczeichners und Schriftstellers
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
Rheinromantik bis 4.3.12
Die Landschaft am Rhein zwischen künstlerischer Überhöhung und Klischee
Studiengänge zum/zur Betriebswirt/in (HWK)
mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG
Management-Seminare
UnternehmensManager (HWK)
Sprachkurse
Kaufmännische Seminare
Technische Seminare
Inhouse-Schulungen
EDV-Seminare
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Alfred Sisley, bis 29.1.12
Übersicht über das Werk des berühmten
französischen Impressionisten (1839-1899)
Empfehlungen von Thomas Hirsch
57
Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund
Ihre Ansprechpartnerin: Monika Mederski • [email protected]
0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de
Auswahl
Bochum
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Fr 4.11. 19.30 Uhr, Kammerspiele
Tod eines Handlungsreisenden
(Premiere)
Das immer wiederkehrende Ende
eines amerikanischen Traums: Die
bekannte Handlung beschreibt Willy
Loman, den Handlungsreisenden, der
immer unterwegs ist, seinen Träumen
von Erfolg und Reichtum ein Leben
lang hinterjagt, immer einen Witz
und eine gute Idee parat hat, doch
irgendwann wird er müde und weiß
nicht mehr, wohin der Weg noch
führt. Die italienische Regisseurin
Agnese Cornelio, die zum ersten Mal
in Bochum inszeniert, geht mit
Arthur Millers wohl berühmtestem
Stück auf eine letzte Reise durch
pel
Amerika.
Sa 5.11. 19.30 Uhr,
Schauspielhaus
Was ihr wollt (Premiere)
Gibt es tatsächlich nur die eine
Identität, die wir zeitlebens mit uns
herumtragen? Shakespeare zeigt in
seiner melancholischsten Komödie,
was passiert, wenn sich nicht nur die
Geschlechter verdrehen, sondern
auch die Vorstellung von dem, was
wir sein wollen: Er schickt seine Viola
auf eine Reise durch Illyrien, das Land
des Rausches und der Liebe, und lässt
sie dort als Cesario in den Dienst des
Herzogs Orsino treten. In der Regie
vom Bochumer Hausregisseur Roger
Vontobel erkennt Viola schließlich: Ich
bin nicht, was ich bin – und auf jeden
pel
Fall mehr als eine.
Infos: 0234 33 33 55 55
Do 24.11. 20 Uhr (Halle)
STUDIOBÜHNE RUB
Goldfinger
Sa 26.11. 19.30 Uhr
BF LANGENDREER
Das neue Programm von Lars Reichow
strotzt vor Luxus. Alias Goldfinger
beschäftigt er sich mit dem edelsten
aller Tauschmittel und natürlich auch
mit der bürgerlichen Schwester des
Goldes, dem Geld. Die ganze Finanzwelt knöpft er sich dabei vor. Und er
findet sie, wo Dekadenz auf Dekantierkaraffen trifft. Am Krügerrand
der Gesellschaft muss der Dispo wohl
pel
grenzenlos sein.
Infos: 0234 687 16 10
Mi 16.11. 20 Uhr
Mutter
Die Berliner Band Mutter ist für
einen wichtigen Teil der Gegenöffentlichkeit der deutschsprachigen
Popmusik verantwortlich. Während
NDW, Hamburger Schule und Punkrock in bestimmten Phasen die
Wahrnehmung von deutscher Musik
prägten, waren Mutter immer da, mit
einem Sound, der nirgendwo andokkte und stets andere Möglichkeiten
dokumentierte. Brachial und ungemütlich, schmerzhaft und deutlich –
so klingen Mutter seit nun schon 25
cs
Jahren. Vorbildlich!
Infos: 0234 687 16 12
Astoria
PRINZ REGENT THEATER
Do 3.11. 20 Uhr
Die Durstigen (Premiere)
Ticketinfos unter: www.concertteam.de
tangodiesel
das neue Album I Out Herbst 2011
Single „Der Hoffnung entgegen“ I Out Oktober 2011
05.11. Frankfurt, Elfer Music Club …
18.11. Trier, Exhaus …
19.11. Aachen, Musikbunker …
25.11. Berlin, Jägerklause …
26.11. Dortmund, FZW (Club)
+69,,5:/(--,9
01.11.2011 Luxor Köln
02.11.2011 Luxor Köln
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www
Wajdi Mouawad ist mit „Die Durstigen“ ein raffiniert gebautes Stück
über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens gelungen, über Enttäuschungen und Aufbegehren, aber
auch über die Liebe und die Kraft der
Phantasie. Regie: Romy Schmidt. pel
Infos: 0234 477 20
Astoria ist ein fiktives Land, an das
sich im Stück die Hoffnungen und
Sehnsüchte der Protagonisten klammern. Ihre Träume werden immer
wieder durch die Unmöglichkeit der
Umsetzung zerstört. Heute ist es eine
exzellente Politfarce. Zynisch, manchmal derb und eine sehr humorvolle
Reflexion über Kapitalismus und
Staatsphilosophie. Regisseur Klemens
Gindl hat das Stück von 1936 unaufpel
fällig modernisiert.
Infos: 0234 322 28 36
MUSISCHES ZENTRUM
RUHR-UNI
18.-20.11.
Jazz-Fest-Bochum
Jazz-Highlight mitten im Semesterstress: Das jährliche Jazz-Fest präsentiert sich diesmal erstmalig auch
am Sonntag mit einem Jazz-Brunch
im Café „Hardys“, musikalisch begleitet von Lauras Sommer-Trio. Am
Freitag kann man mit Wellness eine
Symbiose aus improvisatorisch-situativem Jazz und zeitgenössischen
Tanz sehen. Anschließend gibt es Jazz
mit HipHop und AfroRhythmen bei
Mara Minjoli. Am Samstag wartet
das dritte jazzplayeurope auf die
Zuschauer - sieben Musiker aus fünf
dk
Nationen.
Infos: 0234 321 80 21
ROTUNDE
Mi 9.11. 20 Uhr
Jasper Fforde &
Oliver Rohrbeck: Grau
ROTTSTR5 THEATER
So 27.11. 16 Uhr
12.12.11 FZW, Dortmund
13.12.11 Underground, Köln
19. NOVEMBER 2011
DORTMUND WESTFALENHALLE
www.sade.com
14.01.2012 ZECHE
BOCHUM
27.01.2012 LUXOR
KÖLN
29.11.2011
LUXOR
KÖLN
www.prknet.de
21.01.2012
STAHLWERK
DÜSSELDORF
02.02.2012
DÜSSELDORF
MITSUBISHI ELECTRIC HALLE
07.01.2012
Köln
Essigfabrik
28.04.2012
DÜSSELDORF
MITSUBISHI
ELECTRIC HALLE
Special guest:
Winner of
Ronja Räubertochter
(Premiere)
Auch im kleinen Katakombentheater
ist bald Weihnachten: Hier erzählt man
die Geschichte Ronjas. Die ist die
Tochter des Räuberhauptmanns Mattis
und seiner Frau Lovis. Sie wächst auf
der Mattisburg im Mattiswald bei
ihren Eltern und deren Räuberbande
auf. Eines Tages lernt sie Birk Borkasohn, den Sohn des verfeindeten
Räuberhauptmanns Borka und dessen Frau Undis kennen. Das Verpel
wirrspiel beginnt.
Infos: 0163 761 50 71
WWW.LETHALDOSERECORDS.COM
58
Wenn der walisische Bestseller-Autor
Jasper Fforde in diesem Herbst seinen
neuesten Geniestreich in Deutschland vorstellt, führt ihn seine Lesereise lediglich in drei Städte: Neben
Berlin und Frankfurt ist dies Bochum!
In „Grau“ entwirft Fforde eine düstere Zukunft, in der die Menschen die
Fähigkeit, Farben zu sehen, weitestgehend eingebüßt haben. Doch keine
Sorge: Der Aberwitz, den die Fans
seiner Bücher um die Literaturagentin Thursday Next zu schätzen
wissen, herrscht auch hier. Freunde
von Douglas Adams oder Terry
Pratchett werden eine Menge Spaß
fs
haben.
Infos: 0234 36 14 86
Auswahl
Dortmund
THEATER DORTMUND
FLETCH BIZZEL
KONZERTHAUS DORTMUND
THALIA BUCHHANDLUNG
Fr 25.11. 20 Uhr (Studio)
Mi 9.11. 20.30 Uhr
Do 17.11. 20 Uhr
Fr 4.11. 20 Uhr
Naked Lenz (Premiere)
ZGbF – Zu Gast bei Freunden
Salut Salon
Regisseur Martin Laberenz nimmt die
Auseinandersetzung mit Georg Büchners Fragment „Lenz“ und David
Cronenbergs Filmadaption von William S. Burroughs‘ „Naked Lunch“
zum Ausgangspunkt, um über das
Verhältnis von Wirklichkeit und
Illusion im Theater nachzudenken.
Daraus leitet er Fragen an unsere
gegenwärtige Gesellschaft und ihre
spezifischen Wahnvorstellungen ab.
Ein geborenes Migrantenkind integriert, was das Zeug hält: Er ist begeisterter Zuhörer vom „Musikantenstadl“.
In seinem Programm redet Aydin Isik
über seine Sorgen, die mindestens so
groß sind wie die von Thilo Sarrazin:
über Deutschlands Zukunft, über die
beispielhafte Innen- und Außenpolitik
des Landes, über Kochsendungen und
pel
Hartz IV.
Infos: 0231 14 25 25
David Nicholls:
Zwei an einem Tag
pel
CABARET QUEUE
Sa 26.11. 19.30 Uhr
(Schauspielhaus)
Winkelmanns Reise ins U
(Premiere)
Es ist das Tagebuch eines Künstlers
im digitalen Zeitalter, ein erfundener
Tatsachenbericht mit zahlreichen
Foto- und Videodokumenten, die
seine Echtheit beweisen. Eine Expedition ins berühmte Wahrzeichen
einer Stadt mit vielen Geheimnissen
– und nicht zuletzt das Porträt eines
urbanen Ballungsraums auf der
Suche nach Identität, bis zur Verpel
ständlichkeit verzerrt.
Infos: 0231 50 27 22
Fr 11.11. 20 Uhr
Steinberg dreht auf
Rene Steinbergs Stimmen kennen
viele – er ist Vater der von der Leyens,
Sarko de Funes, Pofallaraff oder einfach nur er selber bei den zahlreichen
Comedy-Formaten auf WDR 2. Jetzt
entflieht er seinem Studiokabuff und
präsentiert im ersten Soloprogramm
seine bunte Welt voller Töne, Geräusche und Figuren live vor Publikum. Wie im Radio, aber ohne zu
schneiden, und mit Gesicht zur
pel
Stimme.
Infos: 0231 41 31 46
Es ist eines der ungeschriebenen
Gesetze, dass der Interpret Klassischer Musik sich ganz der Musik hingeben muss. Das Hamburger Quartett
Salut Salon demonstriert seit über
drei Jahren das Gegenteil und kombiniert Klassiker sowie Evergreens mit
originellen Choreographien, Schauspieleinlagen und Puppenspielen. Im
neuen Programm „Der Haifisch im
Aquarium“ nehmen die Hamburgerinnen Camille Saint-Saens’ „Karneval der Tiere“ und mischen ihn mit
Astor Piazollas Vorstellung vom Tango. Ein dynamisch-virtuoses Kamdk
merspielvergnügen.
Infos: 0231 22 69 62 00
www
Europas größtes
59
Tiermagazin
„Zwei an einem Tag“ war einer der
großen Bestseller des Jahres 2009.
Die Geschichte von Emma und
Dexter, die eine gemeinsame Nacht
erleben und darauf für die folgenden
20 Jahre jeweils am 15. Juli eine
Verabredung haben, konnte Literaturkritik und Leser gleichermaßen
begeistern. Nun kommt am 3. November die Romanverfilmung mit
Anne Hathaway und Jim Sturgess in
den Hauptrollen in die deutschen
Kinos und der Autor erstmalig nach
fs
Deutschland.
Infos: 0231 931 48 60
DEPOT
Fr 25.11. 20 Uhr
Papusha – Die Gipsy Operette
Papusha wächst bei dem Volk der
Zigeuner auf und lernt die Kunst der
Musik, des Geschichtenerzählens und
- der Magie. Mit ihrer Sippe und
einem Wagen voller Puppen reist sie
umher und erzählt die Geschichten
pel
ihrer geheimnisvollen Puppen.
Infos: 0231 982 23 36
Auswahl
Duisburg
Essen
THEATER DUISBURG
THEATER ESSEN
Do 24.11. 20 Uhr (Foyer III)
So 6.11. 19 Uhr (Grillo)
Tür auf, Tür zu (Uraufführung)
Benefiz (Premiere)
Raus und rein, rein und raus und so
weiter. So gesehen ist drinnen immer
draußen. Ingrid Lausunds neues Stück
erzählt vom drin Sein, draußen Sein,
dabei sein Wollen. Ein Abend über die
Phänomenologie der Tür, gnadenlos
auf die Spitze getrieben. Die Theatermacherin ist eine der meistgespielten
deutschen Gegenwartsautorinnen.
Ihre Stücke entwickelt sie am
Schreibtisch – und im Probenprozess
pel
mit Schauspielern.
Infos: 0203 300 91 00
Autorin Ingrid Lausund, die „Benefiz
– Jeder rettet einen Afrikaner” auch
nach der Uraufführung am Schauspiel Köln 2004 noch mehrfach selbst
inszenierte, nimmt mit ihrem Stück
nicht allein gutmenschliche Betroffenheitsveranstaltungen auf die
Schippe. Wenn bei der Probe um
jeden Satz gebuhlt und Solo-Nummern haarklein gegeneinander aufgerechnet werden, führt sie ebenso
geschickt die Eitelkeiten und Befindlichkeiten der fünf vermeintlichen
pel
Vorzeigebürger vor.
Infos: 0201 812 22 00
MUSEUM DER DEUTSCHEN
BINNENSCHIFFFAHRT
THEATER ESSEN
Fr 18.11. 20 Uhr
Di 1.11. 19.30 Uhr
Bukowski Waits For You:
Unterm Säufermond
Die Hochzeitsreise
Der PoesiePalastRuhr des Literaturbüros Ruhrgebiet bringt diese feine
Produktion in das „Schiffchen“ im
Binnenschifffahrtsmuseum. Die BarRevue „Bukowski Waits For You“
inszeniert Texte und Musik auf und
rund um den Barhocker. Die Gruppe
kombiniert in diesem Programm
Stories von Bukowski und anderen
Underground-Literaten mit Songs
von Tom Waits oder Nick Cave.
Geschichten von Liebe und Hass,
Sehnsucht und Abschied, Höhenflug
und Absturz werden zu trunkenem
fs
Leben erweckt.
Infos: 0203 808 89 40
GRAMMATIKOFF
Mo 28.11. 20.30 Uhr
Marissa Nadler
Nach dem Ende des Hundertmeisters
in Duisburg scheint es in den Hallen
am Dellplatz endlich wieder mit
schönen Folk- und Indie-Konzerten
weiterzugehen. Als ersten Act dieser
Art schiebt das neueröffnete Grammatikoff die surreal-hippieske Sängerin Marissa Nadler vor. Die in
Boston lebende Nadler singt Songs in
bester Tradition einer Joan Baez,
allerdings immer mit einem verschwommen bis verwunschen klingenden Kniff und entsprechenden
Effekten. Zwischen stimmungsvoll
und abstrakt und sehr, sehr gut. cs
Infos: facebook.com/grammatikoff
Elyot und Amanda sind glücklich
geschieden und doch schon wieder
auf Hochzeitsreise – aber mit ihren
neuen Ehepartnern Sybil und Victor.
Wie es der Zufall so will, haben sich
beide Paare, ohne voneinander zu
wissen, nicht nur die französische
Riviera, sondern auch ein und dasselbe Luxushotel mit benachbarten
Suiten als Ort für ihre jeweiligen
Flitterwochen ausgesucht. Es kommt,
wie es kommen muss: Noël Cowards
scharfzüngige Komödie über ein
Paar, das zwar nicht miteinander,
aber auf gar keinen Fall ohne einanpel
der kann.
Infos: 0201 245 55 55
PACT ZOLLVEREIN
Fr 18.11. 20 Uhr
(Einführung um 19.30 Uhr)
Antonia Baehr
lachen & for faces
Ein Performance über das Lachen als
solches. Antonia Baehr erforscht
Lachen als eigenständige Ausdrucksform, abgekoppelt von ihren Ursachen – Witzen, Erzählungen, Humor,
Freude –, und betrachtet das Phänomen selbst: den Klang und die Form,
die Musik, die Choreographie, den
Rhythmus und die Geste des Lachens.
Komik ist nicht ihr Ziel, aber Ansteckung ist eine unvermeidbare Nebenwirkung! In „For Faces“ bilden vier
Gesichter das Zentrum eines kleinen
Amphitheaters. Minimale oberflächliche Veränderungen enthüllen bekannte und unbekannte Territorien
des mimischen Ausdrucks. Auch das
Zuschauen selbst wird beleuchtet:
Die unmittelbaren Reaktionen des
Publikums auf das mikrochoreographische Gesichts-Quartett offenbaren nicht nur die Komplexität, die
sich hinter der vermeintlichen Normalität von Gesichtern verbirgt. Sie
enthüllen zugleich den fiktionalen
Charakter des Theaters und der
pel
Wirklichkeit.
Infos: 0201 812 22 00
www
VILLA HÜGEL
Gelsenkirchen
MUSIKTHEATER IM REVIER
Sa 12.11. 19.30 Uhr (Gr. Haus)
Im weißen Rössl (Premiere)
Altbackenes Intrigengewirr mitten in
der Hochsaison. Zahlkellner Leopold
Brandmeyer ist nicht der Erste, der
sein Herz an die handfeste Wirtin
Josepha Vogelhuber verliert. Aber am
Ende kann Kaiser Franz Joseph persönlich alles richten. Fast genau ein
Jahr, nachdem die Welt durch den
Zusammenbruch der New Yorker
Börse mit einem Schlag in eine globale Wirtschaftskrise gerissen wurde,
spiegelten Ralph Benatzky und sein
Autor Robert Gilbert mit ihrem
Auftragswerk für den welterfahrenen
Revuekönig Eric Charell die überschäumende Lebenslust der Berliner
Vergnügungskultur zwischen den
pel
Weltkriegen.
Infos: 0209 409 72 60
CONSOL THEATER
So 6.11. 15 Uhr
Salto und Mortale
Frustriert wirft der Clown seine rote
Nase in die Ecke. „Ich wünschte, ich
wäre tot“, jammert er. Aus dem
leichtfertig dahergesagten Spruch
wird bitterer Ernst. Denn da steht auf
einmal der Tod und will ihn mitnehmen. Der Clown beginnt um sein
Leben zu feilschen. Der Tod lässt sich
unter einer Bedingung auf den
Handel ein: Der Clown muss ihn zum
Lachen bringen. Ein Theaterstück
über das Leben. Über ein Leben, in
dem Scheitern, Lachen, Spielen und
pel
Träumen ihren Platz finden.
Infos: 0209 988 22 82
bis 11.12. Di-So 10-18 Uhr
Hagen
Krupp. Fotografien aus
zwei Jahrhunderten
OSTHAUS MUSEUM
Schon bald nach der Gründung ihrer
Gussstahlfabrik 1811 hat sich die
Familie Krupp der Fotografie zugewandt, zu Dokumentations-, Werbeund Repräsentationszwecken und
mit Interesse an der wechselnden
Technik dieses Mediums; schließlich
wurden auch professionelle KunstFotografen engagiert. Heute umfasst
das Archiv zwei Millionen Aufnahmen, aus denen nun exemplarisch
alle Bereiche vorgestellt werden. Daraus ist eine schöne historische
Ausstellung entstanden, im reizvollen
th
Ambiente der Villa Hügel.
Infos: 0201 61 62 90
60
20.11.-5.2.2012 Di/Mi/Fr 10-17,
Do 13-20, Sa/So 11-18 Uhr
Natur
Seit einiger Zeit tourt ein wechselnder Querschnitt aus der Kunstsammlung der Altana Kulturstiftung durch
deutsche Kunstinstitute. Thema ist
die „Natur“, auch in abstrakter Übersetzung. In Hagen sind jetzt u.a.
Werke von Anselm Kiefer, Marie-Jo
Lafontaine, Guiseppe Penone und
Gotthard Graubner zu sehen, die das
zeitgenössische Spektrum der Natur
in der Kunst ausloten. Diese wird als
transzendierte Erfahrung gezeigt und
unter ökologischen Gesichtspunkten
oder als Erfahrung von Geschichte
th
begriffen.
Infos: 02331 207 31 38
Auswahl
Hamm
Krefeld
Mülheim
GUSTAV-LÜBCKE-MUSEUM
KULTURFABRIK
THEATER AN DER RUHR
RINGLOKSCHUPPEN
12.11.-15.4.2012 Di-Sa 10-17,
Fr 25.11. 19.30 Uhr
Di 8.11. 19.30 Uhr
Sa 19.11. 19.30 Uhr
So 10-18 Uhr
Sebastian Sturm & Exile Airline
Es brennt (Premiere)
Die Verstörung
Frei nach Motiven aus „Mario und
der Zauberer“ von Thomas Mann. Die
1930 erschienene Novelle gehört zu
den meistgelesenen Werken des vielleicht wichtigsten deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts. Der nicht
nur sprachlich herausragende Text
weist über die ihm immer wieder
zugeschriebene Vorahnung des
Faschismus hinaus. Thomas Mann
beschreibt die Manipulationsbereitschaft des Menschen als eine
Grunddisposition. Die Inszenierung
von Jo Fabian hinterfragt und übersetzt die thematischen Motive aus
der Novelle in eine bildhafte, sinnlipel
che Versuchsanordnung.
Infos: 0208 599 01 88
Weihnachten in irgendeiner Stadt, ein
bitterkalter Winter. Falk Richters Stück
markiert eine Gesellschaft im Übergang. Die allgegenwärtige Überforderung in Beruf und Privatleben überpel
steigt das menschlich Mögliche.
Infos: 0208 99 31 60
Von der Mumienmaske
zur Moderne
Aus Anlass des 125. Geburtstags des
Museumsvereins werden dessen
Schenkungen an das Museum vorgestellt. Zwischen Kunst, kulturhistorischer Sensation und Kuriosa ist vielerlei zu sehen, etwa eine Mumienmaske, Porzellan und Mobiliar, aber
auch Bilder etwa von Wilhelm
Morgner und Bernard Schultze. Mit
dieser Ausstelllung wird zugleich die
Entwicklung und Profilierung des
städtischen Museums in Hamm nachvollzogen; zu einem Thema wird die
Frage, was in ein Museum gehört und
th
was eine Sammlung ausmacht.
Infos: 02381 17 57 14
Herne
FLOTTMANNHALLEN
Sebastian Sturm und seine Exile
Airline lassen auch beim neuen Album nichts anbrennen. Texte bis auf
den Nerv des Bürgers, Klagen gegen
ein selbstergötzendes Finanzsystem
und viele, viele ohrwurmverdächtige
Refrains – und obendrauf rootsgetränkte Rhythmen, mehr denn je auf
einer Sebastian Sturm-Platte. Live
wird der Aachener da keine Abstriche
machen und wieder viele AkustikSets mit besonderer „One Love“Atmosphäre spielen. Der Genuss liegt
dk
hier bereits in der Erwartung.
Infos: 02151 85 86 87
RWE HALLE
So 13.11. 20 Uhr
Alice Cooper
Ein erstes Highlight in der 2005
eröffneten RWE Sporthalle wird das
Konzert des ehemaligen Shock
Rockers Alice Cooper im Rahmen seiner programmatisch betitelten Tour
„No more Mr. Nice Guy“ sein. Den
Besucher erwarten alte und unzerstörbare Rockklassiker, aufbereitet
mit ordentlich Brimborium, Feuerwerk, Schminke und Artistik. Hoffentlich steht die Halle nach diesem
cs
Gig noch.
Infos: 01805 57 00 70
So 13.11. 19 Uhr
Marcin Wasilewski Trio
Slawische Schwere oder die folkloristische Heiterkeit sind nicht ihr Fall.
Das Marcin Wasilewski Trio macht
spielerisch raffinierten, postmodernen Jazz, und das in international
bestechender Weise. Bandleader und
Pianist Marcin Wasilewski erzeugt
vielseitige, helle Klangfarben, mal im
Up-Tempo, mal in zerfaserten, arhythmischen Passagen. Slawomir Kurkiewicz (Bass) und Drummer Michal
Miskiewicz reißen dabei nie ab und
runden damit das Werk derer ab, die
man eine der heißesten Bands im
dk
zeitgenössischen Jazz nennt.
Infos: 02323 16 29 53
Marl
SKULPTURENMUSEUM
GLASKASTEN
bis 4.12. Di-So 10-18 Uhr
Ansgar Nierhoff
Man hüte sich, Ansgar Nierhoff
(1941-2010) als „klassischen“ Eisenbildhauer zu bezeichnen. Er hat ein
für die Kunst relativ verbrauchtes
Material aus der industriellen Nutzung in eine neue Form überführt.
Die Spuren, die durch Streckungen
oder Knicke entstehen, sind Teil der
Arbeit und lassen sich der Prozessth
kunst zurechnen.
Infos: 02365 99 22 57
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19. filmfestival des ruhrgebiets
24 .- 27. 11. 2011 www.blicke.org
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61
Magenbitter
Auswahl
Oberhausen
THEATER OBERHAUSEN
DRUCKLUFT
Fr 11.11. 19.30 Uhr (Bühne)
Do 3.11. 21 Uhr
Wer hat Angst vor
Virginia Woolf (Premiere)
Egotronic
Intendant Peter Carp führt die
Zuschauer mal wieder in die lange
Nacht in einem US-amerikanischen
Provinz-College und in die tiefe
Nacht des Ehekriegs zwischen
George, einem Geschichtsprofessor,
und seiner Frau Martha, die sich als
Tochter des College-Präsidenten
wohl einen ehrgeizigeren Ehemann
gewünscht hätte. Jung und ehrgeizig
karrierebewusst ist dagegen Nick, ein
neuer Dozent auf dem Schlachtfeld
des Colleges. Nach einer Party mit
den Kollegen wird er zusammen mit
seiner Frau „Honey“ noch zu einem
Drink ins Haus von George und
Martha eingeladen. Und die Spiele
pel
können beginnen.
Infos: 0208 857 81 84
EBERTBAD
Fr 11.11. 20 Uhr
Die Fertigen Finger
Wenn ein Zauberer auf der Bühne
schon immer fragwürdig war – die
Fertigen Finger kommen zu zehnt.
Jeder Einzelne ist erfolgreicher
Solokünstler, und zusammen bilden
sie ein einzigartiges Ensemble. In
ihrem Programm „Frag niemals Wie!“
versuchen sie zwischendurch auch
als Team, einen gescheiterten Kartentrick zu retten, oder erklären im
Stil der Halbzeitanalyse einen soeben
gezeigten Trick in Zeitlupenwiederholung mit zwei Live-Kommentatoren. Entstanden ist dieses einzigartige Ensemble anlässlich der Vorbereitung für den Weltkongress der
Zauberkunst 1997 in Dresden. Zehn
der besten deutschen Zauberkünstler
wurden mit ihrer Show zum Überraschungserfolg des Kongresses. Ein
Jahr später, in Las Vegas, verliehen
Siegfried & Roy den Fertigen Fingern
den Sarmoti Award, eine der renommiertesten Auszeichnungen der
pel
Branche.
Infos: 0208 205 40 24
Politisch linksgerichtete Agitation
und der Wunsch nach Exzess und
Party müssen sich nicht ausschließen,
das beweist niemand so prägnant wie
Egotronic aus Berlin. Das Trio aus
dem Umfeld des Hamburger Labels
Audiolith hat den Punk ins Zeitalter
der Elektronik herübergeholt und
macht daraus eine übergeschnappte
Pogo-Party mit einem schneidigen
Style, explizite Texte inklusive. Am
4.11. sind Egotronic gleich nochmal
zu sehen, und zwar in der Werkstatt
cs
in Witten.
Infos: 0208 85 24 54
IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer Verlag Joachim Berndt
Redaktion:
Inga Selck (v.i.S.d.P.),
Linda Hoemberg, Thomas Müller
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Frank Brenner, Alexandra Brundiers
Lutz Debus, Hartmut Ernst,
Rolf-Ruediger Hamacher,
Thomas Hirsch, Tom Jost,
Dawid Kasprowicz, Maren Lupberger,
Karsten Mark, Lisa Mertens,
Christian Meyer, Anne Nüme,
Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler,
Betty Schiel, Anna Schiff,
Frank Schorneck, Sebastian23,
Christian Steinbrink, Marieke Steinhoff,
Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden,
Christian Werthschulte
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik:
Michael Hennemann, Lena Hensel,
Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media,
Joachim Berndt www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
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Fax 0234-9419191
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Druck: Henke Druck
Foto: Martin Fiedler/pixelio.de
Foto: Paul Marx/pixelio.de
Wege aus der Erinnerungskultur
Skulpturen: Erst Schuhe putzen, dann ärgern
Von Peter Ortmann
So ein Mist. Auf dem Weg zum RuhrMuseum goss es in Strömen, der
Schirm lag wie immer zu Hause im Trockenen. Leicht derangiert und
aufgeweicht eilte ich durch Design- und Baukultur, biologischen
Skulpturen und real existierenden Schrott-Installationen der Kunst
entgegen. Das Weltkulturerbe Zollverein in Essen ist eben ein Areal zwischen Solitärpflanzbesatz und nicht enden wollender Objets
Trouves par excellence, und jetzt der Clou: Es beherbergt auch die
längste Schuhputzanlage im Revier. Ein interaktives Kunstwerk der
ellenlangen Rolltreppenmechanik, gepaart mit einer ebenso langen
Bürstenvorrichtung, die, wenn man sie geschickt nutzt, auch das
Schuhwerk designgerecht wieder aufpoliert. Alles in Aluminium
und Kunststoff, visuell durchleuchtend und noch ohne Überwachungseinrichtung (denke ich). Penible Menschen müssen natürlich
die rollenden Treppen in beide Richtungen befahren, was natürlich
dazu führt, dass das Paar Lackschuhe sauber sind, sie selbst aber
wieder im Regen stehen. Dafür können die Saubermänner dann natürlich den Reiz der weiten Tunnel-Perspektive viermal genießen,
aber Achtung, es ist kaum möglich, diesen Aufgang zu nutzen, ohne
auf digitalen Bildern selbst ernannter Ruhrgebiets-Fotodokumenteure aufzutauchen. Und die sind überall, denn unsere Region hat
merkwürdige Kunstwerke auf jedem Hügel, der sich nur bietet. Die
Frage, ob das immer Kunst ist, würde jetzt den Rahmen sprengen,
deshalb sei nur angemerkt: Manches ist tatsächlich merkwürdig.
www
Ganz neu ist eine „Skulptur“ am Kamener Kreuz. Ein Highlight
für alle Revierbesucher, die dort bekanntermaßen immer viel Zeit
verbringen müssen. Und so geschah es, dass die Erinnerungskultur im Ruhrgebiet Myzele bildete, deren Hyphen jetzt diesen Hügel am Schnittpunkt zweier Autobahnen erreichten, und sich acht
stählerne Engel herniederließen, um theatralisch einen gelben 1,8
Tonnen-Hubschrauber zu Grabe zu tragen. Das ist nicht nur Denkmalkultur vom Allerfeinsten, das ist auch ein Fanal für neue Wege
in der Abfallentsorgung. Gepaart mit der Thematik „Sicherheit
an Autobahnen“ denn dieser Rettungshelikopter „wacht“ nun als
7,5 Meter hohe Skulptur über den Verkehr. Zusätzlich soll er „die
Monotonie des Fahrens durch Kunstobjekte unterbrechen und so
die Wachsamkeit der Verkehrsteilnehmer erhöhen“ (kein Jux von
Straßen-NRW). Dass es dieses Deko-Monstrum aus geschnittenen
Zweizentimeter-Stahlplatten und einem Ensemble aus nicht mehr
flugtauglichem Blech mit Kunststoff einmal in eine Kunst-Arche
des 21. Jahrhundert schaffen wird, ist nicht anzunehmen, aber es
wird meinen regelmäßigen Weg aus der polyzentrischen Metropole
in die Bundeshauptstadt verändern. Nicht nur, dass meine visuelle
Wahrnehmung getrübt wird, denn es ist ja nun darauf zu achten,
dieses Ding nicht sehen zu müssen; es wird auch meine Gedanken
darüber über mehrere hundert Kilometer vergiften, bis ich die kleine
steinerne Bärenskulptur sehe.
Verbreitete Auflage:
32.102 Exemplare, IVW III/2011
Nicht gesondert gekennzeichnete
Bilder sind Pressefotos.
62
xxxx
www
Bochum
Im Kortumhaus
Kortumstraße 72
Tel.: 0234/61057-0
Fax: 0234/61057-101
www.saturn.de
November 2011
www.trailer-ruhr.de
www
CHEYENNE
THIS MUST BE THE PLACE
EIN FILM VON PAOLO SORRENTINO
www.cheyenne-derfilm.de
ab 10.11. im Kino

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