hotel lux
Transcription
hotel lux
November 2011 www.trailer-ruhr.de HOTEL LUX EIN FILM VON LEANDER HAUSSMANN www.hotel-lux-film.de www Ulrich Erben Lust und Kalkül 5LRICH%RBEN0RËSENZ'ELB!USSCHNITT-USEUM7IESBADEN¥5LRICH%RBEN Malerei aus fünf Jahrzehnten www 28. Okt. 2011 bis 29. Jan. 2012 -+--USEUM+àPPERSMàHLE$UISBURG WWWMUSEUMKUEPPERSMUEHLEDE $AS-USEUM+àPPERSMàHLEFREUT SICHàBERDIE5NTERSTàTZUNGVON $IE!USSTELLUNGWIRDGEFÚRDERTVON 5 Euro - da haben wir den Salat, Foto: Stefan Lindauer trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I November 2011 5 DER EURO Die Währungs-Krise betrifft uns alle 6 Themeninterview „Die Zukunft liegt im Euro“ „Es wird am Euro gezündelt“ Bühne. 10 Theater Ruhr „Der verlorene Drache“ an den Kammerspielen Bochum 11 Aalto Theater Essen 12 Premiere Interview mit dem Autor Dirk Laucke über seine Performance „Angst und Abscheu in der BRD“ 14 Theater Ruhr „Nibelungen #9: Ute, die Gute“ in Bochum/„Die Launen der Marianne“ in Dortmund/„Coriolanus“ in Essen „Die Dreigroschenoper“ in Bochum/„Green Frankenstein & Sexmonster“ in Dortmund/„Kaos“ in Mülheim 27 Theater Duisburg Consol Theater Gelsenkirchen 18 Theater Ruhr „Emilia Galotti“ am Theater Oberhausen 19 culture club Die Live-Show „Ben Hur“ in der Lanxess Arena GOP Varieté-Theater Essen 20 culture club Ballettstück „Fantasia“ am Opernhaus Dortmund 21 Landestheater Neuss Theater Oberhausen 22 Opernzeit „Hoffmanns Erzählungen“ am Aalto-Theater Essen 23 Ebertbad Oberhausen Theater Fletch Bizzel Dortmund 24 Komikzentrum Ruhr Die Verleihung des Preises „Tegtmeiers Erben“ für Bühnen-Originale 25 Cabaret Queue Dortmund 26 Theater-Kalender Ruhr Aktuelle Theater-Termine im November Theater demnächst „The Black Rider” in Essen „Herrschaft, Arbeit und Soziales“ in Wuppertal BÜHNE Theater Ruhr 16 KINO Kino. Kunst. 31 Film-ABC Vorspann 32 Film des Monats: „The Future“ Miranda Julys zweiter Langfilm 33 Kritikerspiegel Ruhr Kino-Kalender Ruhr 34 Hintergrund „Hotel Lux“ 38 Kino.Ruhr. Raoul Hüster über das Galerie Cinema Essen Film-Kritiken 37 Roter Teppich Jürgen Vogel über „Hotel Lux“ und seine Anfänge als Kindermodel 38 Hintergrund „Cheyenne – This must be the Place“ 39 culture club UCI Kinocafé „Tatsächlich … Liebe“ 41 Festival Dokumentarfilmwoche in Duisburg 42 Festival blicke – 19. Filmfestival des Ruhrgebiets 44 Foyer Endstation Bochum/Lichtburg Essen/KoKi & End station Bochum Festival Das 22. Kinofest Lünen im Cineworld 45 culture club Double-Feature des „Studienkreis Film“ der Ruhr-Uni 2 Museum Küppersmühle 54 RuhrKunst Klangarbeiten von Christina Kubisch/Ulrich Erben in der Küppersmühle/Ausstellung „A40“ auf Zollverein Essen 56 Kunstwandel Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf 57 Kunst-Kalender NRW www Musik. 49 Kompakt Disk Neue Alben im November 49 Matrix Bochum Literatur. 51 Literatur-Portrait Nuran David Calis’ Debütroman 52 Poetry Die Kolumne von Sebastian23 53 Literaturkalender Film des Monats 32 KINO © 2011 Bavaria Pictures/Stephan Rabold Kultur in NRW. 20 Oper in NRW Cavallis Barock-Oper „L’Eliogabalo” in Dortmund 47 Musical in NRW Neue Stücke in Köln, Neuss und Aachen 48 Improvisierte Musik in NRW Die 32. Leverkusener Jazztage 50 Popkultur in NRW Zwei neue Clubs beleben die Duisburger Konzertszene 54 Kunst in NRW Jannis Kounellis in Kleve/Neupräsentation der Sammlung Schloss Moyland Klassik in NRW Die Oper Köln gastiert am Oberlandesgericht Theater in NRW Das Netzwerk „west off“ fördert den Theateraustausch Tanz in NRW Vier Beispiele für gelungene Tanzförderung in NRW trailer spezial. 4 Intro 8 Über Tage Interview mit dem Intendanten der Philharmonie Essen 9 Innovation Produzieren Privathaushalte bald Wind-Energie? 58 Auswahl 62 Ausblick/Impressum/Magenbitter Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Hintergrund KUNST 37 © Alex Majoli/Magnum Photos Kunstwandel 56 Intro -ruhr.de November 2011 Das letzte Einhorn, Foto: Francis Lauenau trailer + trailer-ruhr.de Imbiss ist Imbiss? Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 In der Finanzwelt hat sich nichts geändert Viele Menschen fragen sich dieser Tage: Wurde aus der vorangegangen Finanzkrise denn gar nichts gelernt? trailer sprach mit Christof Lützel, dem Pressesprecher der GLS-Bank, über die aktuellen Spannungen. Christof Lützel Foto: GLS-Bank Thema Der Euro darf nicht scheitern Sven Giegold vom Ausschuss für Wirtschaft und Währung im Europaparlament sieht durchaus Lerneffekte, die uns aus der aktuellen Krise entstehen können. Doch fürchtet er auch um den Zusammenhalt Europas. Sven Giegold Foto: privat Theater Linke Theorien als Teil des Mainstreams Theaterautor Dirk Laucke recherchiert seit über einem Jahr in den extremen politischen Szenen Deutschlands, links wie rechts. Sein Stück „Angst und Abscheu in der BRD“ sieht er auch als eine Kritik am deutschen Mainstream. Dirk Laucke 12 Wohnzimmerkino mit Kultfaktor Raoul Hüster führt das Galeria Cinema in Essen, eines der ersten Programmkinos Deutschlands. Er freut sich, dass „Harold and Maude“ immer noch so gut angenommen wird – der Film ist dort seit 36 Jahren im Programm. 35 Raoul Hüster Film Vom Kindermodel zum Kinostar Mit fünfzehn Jahren kam der Hamburger durch ein Casting ganz zufällig zur Schauspielerei; für Schauspielschulen hatte Jürgen Vogel nie etwas übrig. Seinem Erfolg hat das jedoch nicht im Weg gestanden. Nicht so sehr die innerdeutsche, sondern die innereuropäische Solidarität macht uns in diesen Tagen zu schaffen. Über Rettungsschirme und Hebel streitet die Politik. Die Bankenviertel werden besetzt, und in Athen gibt es blutige Krawalle. Dabei wird oft vergessen, dass ohne die Griechen und ihre Dichter unser Kontinent noch immer völlig namenslos wäre. trailer möchte in diesem Monat die regionale Bedeutung der internationalen Krise beleuchten und widmet sich dem Thema EURO. Auch aus dem Südosten Europas stammt die Familie des inzwischen renommierten Autors NURAN DAVIS CALIS, den trailer mit seinem Buch DER MOND IST UNSERE SONNE und seinem Bühnenstück NEXT GENERATION am Bochumer Schauspielhaus vorstellt. Die KAMMERSPIELE BOCHUM bieten ebenso Interkulturelles. In der Choreographie DER VERLORENE DRACHE trifft moderner Klassischer Tanz auf Breakdance. Die Verbindung von Klassik und Jugendkultur wird auch musikalisch in diesem Monat gesucht. Frank Zappa ist inzwischen reif für viel Harmonie. Der Intendant der PHILHARMONIE ESSEN, JOHANNES BULTMANN, gibt im Über Tage-Interview Auskunft über die Brücken zwischen Klassik und Moderne und die Brücken zwischen den Konzerthäusern der Region. Kunst und Klang verbindet die Ausstellung CHRISTINA KUBISCH – DICHTE WOLKEN im Dortmunder U. Der Besucher wandelt mit Kopfhörern durch einen überdimensionalen Synthesizer, bestimmt mit seinen Bewegungen und Wegen die ihm zugeleiteten Geräusche. www Foto: Karoline Bofinger Film Weit gefehlt. Vor Tagen musste ich nach Dresden und hatte dann auch noch abends Hunger. Fatal. Ich betrat eine chinesisch anmutende Gaststätte. Goldener Buddha in der Ecke. An den Wänden hing teils lose eine seiden wirkende Tapete mit Schlangen drauf. Rote Laternen baumelten als Beleuchtung vor den Fenstern. Hinterm Tresen stand ein mürrischer massiger Sachse, schnitt Fleisch von Drehspießen. „Chinesisch ist hier nicht. Gyros oder Döner?“, bellte er mich an. Ich entschied mich für eine Hawaiipizza, um zumindest die Ahnung von fernöstlichem Geschmack im Gaumen verspüren zu können. Und ich dachte, die ölüberschwemmte Teigkreation vor mir, wehmütig an meine letzte Reise nach Dortmund. Gegenüber vom U kehrte ich in ein Schnellrestaurant der besonderen Art ein. Im HEXENKESSEL gibt es liebevolle Currywurst mit selbstgemachtem Ketchup, dekoriert mit frischer Petersilie. Superlecker alles und in lustigem Ambiente. Dazu eine freundliche Gastronomin. Die Pommesbude der Siebziger Jahre wurde hier erfolgreich strukturgewandelt. Solange so etwas wie der Hexenkessel in Dresden nicht eröffnet wird, befürchte ich, muss es weiterhin den Soli geben. 37 Der November ist für die Kinolandschaft im Ruhrgebiet Festivalmonat. Das 22. KINOFEST LÜNEN verwandelt das Dorf meiner Jugend mal wieder für vier Tage in ein Cannes an der Lippe. Nostalgische Gefühle werden auch bei BLICKE – 19. FILMFESTIVALS DES RUHRGEBIETES zu Tage gefördert, wenn unter anderem Super-8-Filme über die Leinwand zappeln. Zu guter Letzt sei noch das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms STOFFE – DUISBURGER FILMWOCHE 35 empfohlen. Mehr Film in einem Monat geht kaum. LUTZ DEBUS Jürgen Vogel 44 Thema Bauer oder Banker - wer verbrennt den Euro?, Grafik: Sven Siebenmorgen Euro oder Ruhrtaler? Die Krise der Gemeinschaftswährung hat auch etwas mit uns zu tun Der Bürgermeister von Düsseldorf schäumt vor den Pott mit Europa. Der kleine und der große Wut. Wenn Oberhausen nicht bald seine Finan- Schmelztiegel sollten sich gegenseitig inspirieren. zen in Ordnung bringt, dann muss jene Stadt Ein großer Unterschied ist trotzdem auszumachen. eben wieder ihre alte Währung einführen. In der Während das Ruhrgebiet über eine übergeordMetropole am Rhein möchte man nicht weiter nete Regierung verfügt, ist Europa mit einem fast machtlosen Parlament, für die Misswirtschaft trailer-Thema im November: einer fast machtlosen an der Emscher bezahEuropäischen Kommislen, heißt es in einer sion und einigen egogeharnischten PresseDie Eurokrise ist in aller Munde. Kein Tag vergeht, an manischen Regierungserklärung. Und wenn dem uns die Medien, seien es Fernsehen, Radio, Internet chefs ausgestattet. Die Dortmund, Bochum, und Zeitungen, nicht mit finanziellen SchreckensmelVereinigten Staaten von Essen und Duisburg dungen aus unseren Bündnisstaaten konfrontieren. WelEuropa, eine Fiktion, die nicht aufpassen, dann chen Einfluss aber hat die Krise auf die Menschen hier im Ruhrgebiet, auf die heimische, exportorientierte Wirtin der Nachkriegszeit droht denen das gleiche schaft? Und beispielsweise auf die hier lebenden Griefür viele eine AlternaSchicksal. In Oberhauchen, wie stehen sie zur Lage in ihrem Herkunftsland? tive zur Kleinstaaterei sen wurde inzwischen war, verliert an Strahlein Drittel der Stadtbediensteten entlassen. Gleichzeitig wurden alle kraft. Das Böse – diese Tendenz ist in politischen kommunalen Steuern drastisch erhöht. Doch und ökonomischen Krisenzeiten oft zu beobachten all diese Maßnahmen greifen nicht. Durch den – findet der Deutsche jenseits seiner Staatsgrenze. massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Der faule Grieche, der korrupte Italiener, der unAbwanderung der letzten großen Firmen wächst terentwickelte Portugiese, der bankrotte Spanier, sie alle bedrohen unsere stabile Wirtschaft. das Haushaltsdefizit rapide. Natürlich ist diese Vision eines auseinanderfallenden Nordrhein-Westfalens fast frei erfunden. Würden wir aber ein geeinigtes Europa als genau- „Wie Monopoly: Du hast kein Geld mehr, so eine Selbstverständlichkeit begreifen wie eine und der Nachbar baut auf der Schlossallee geeinte Region und eine geeinte Nation, Politiker ein Hotel“ würden gar nicht auf die Idee kommen, südeuro- Hört man sich bei Menschen aus dem Ruhrgebiet päischen Ländern unsere Hilfe zu verweigern, den um, die aus südeuropäischen Ländern stammen, Staatsbankrott zu empfehlen oder sie aus der ge- erhält man aber ein differenzierteres Bild. Natürmeinsamen Währung auszuschließen. Warum also lich gibt es auch innerhalb jenes Personenkreises ist das Modell NRW nicht auf den Euro-Raum zu Menschen, die über die Verhältnisse am Mittelübertragen? Der Gedanke eines geeinten Europas meer klagen. Korruption, Steuerhinterziehung, ein verliert in weiten Teilen der Bevölkerung und auch aufgeblähter Staatsapparat, all diese Gründe für bei vielen Politikern bei wachsenden Schwierig- die Schuldenkrise in den südeuropäischen Staaten keiten weiter an Zustimmung. Dabei macht es das werden auch von vielen Menschen, die von dort Ruhrgebiet seit Jahren und Jahrzehnten vor. Das stammen, gesehen und oft sogar noch vehementer Nebeneinander verschiedener Lebensstandards kritisiert. Aber auch andere Gründe für die dround kultureller Identitäten ist zwischen Duis- henden Staatspleiten werden vorgebracht. Den burg und Dortmund Realität. Schon während des Gesprächspartnern ist eines allerdings gemein, sie Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 verglich man wollen nicht mit ihrem Namen zitiert werden. Zu Der Euro www 5 groß ist wohl noch immer die Scham der einstigen Arbeitsemigranten und deren Nachkommen, ihr einstiges Gastland, in dem sie jetzt heimisch geworden sind, offen zu kritisieren. Ein Dortmunder Pizzeria-Besitzer gibt zu bedenken, dass Deutschland in Sachen Korruption in den letzten Jahren gut aufgeholt hat. Vielleicht ist das kleine Bakschisch über den Amtstresen hier nicht so verbreitet wie in Sizilien, die Schmiergelder fließen, wenn sie denn fließen, in Strömen – so seine Einschätzung. Gerade in der Rüstungsindustrie würden zur politischen Landschaftspflege Millionen unrechtmäßig ihren Besitzer wechseln. Und gerade die Griechen, verteidigt der gebürtige Bochumer mit italienischen Wurzeln seine Nachbarn auf der anderen Seite des Ionischen Meeres, hätten nicht zuletzt so ein horrendes Staatsdefizit, weil sie so viele Panzer aus Deutschland gekauft haben. „Kraus-Maffei, Rheinmetall, denen ermöglichen wir Steuerzahler nun, dass sie ihre Rechnungen bezahlt bekommen.“ Ein türkischstämmiger Kaufmann aus Essen freut sich zunächst einmal etwas hämisch über die Probleme, mit denen gerade Griechenland zu kämpfen hat. Froh ist er, dass die Türkei nicht in der Europäischen Union ist und auch nicht in der Euro-Zone. „In Istanbul boomt die Wirtschaft, und in Athen werden die Rollläden runtergelassen.“ Dann aber wird der Geschäftsmann doch nachdenklich. „Es erinnert an das Ende eines Monopoly-Spiels. Du hast kein Geld mehr, hast alles verkauft oder verpfändet, und dein Nachbar baut auf der Schlossallee ein Hotel. Du hast keine Chance mehr.“ Ein gebürtiger Pole aus Duisburg, dessen Heimatland ja noch nicht im Euro-Raum gelandet ist, erinnert an die Schwierigkeiten der deutschen Vereinigung. „Wir haben Milliarden in den Osten gepumpt. Und nun wollen wir die Krisenstaaten im Süden im Stich lassen?“ Vielleicht sollten die Politiker in Berlin und Brüssel mal durchs Ruhrgebiet touren. Inspirationen sind hier an jeder Ecke zu haben. LUTZ DEBUS Thema Allein gelassen in der Ägäis?, Foto: Francis Lauenau Das Online-Hellas Dimitrios Zachos betreibt eine Internetplattform für Griechen in Bochum Kein Vorwurf an das Deutsche Bergbaumuseum, die Jahrhunderthalle oder das Planetarium – doch seit über 20 Jahren macht Dimitrios Zachos (55) in Bochum als kundiger Reiseberater nicht nur seinen griechischen Landsleuten lieber die Sehenswürdigkeiten der historisch bedeutsamen Nation rund um den Olymp schmackhaft. Ob kulturell geprägte Rundreise, modernes Insel-Hopping oder Mitsegel-Touren durch die weißblaue Inselwelt der Ägäis – der Tourismus-Profi hat unter seiner Website www.griechenlandabc.de für jeden individuellen Wunsch eine häufig von ihm selbst erprobte Empfehlung parat. Daneben verantwortet der Diplom-Ingenieur, der einst an der Universität Essen studierte, als freiberuflicher Herausgeber gleich zwei Online-Portale, die sich speziell an Menschen mit griechischem Hintergrund richten. So betreibt der große Fan des runden Leders im Verein SV Hellas Bochum e.V. seit Herbst 2005 das jeden Dienstag aktualisierte Sportmagazin www.ellassport.de mit News von Vereinen wie Aris Wesseling oder Makedonikos Nürtingen. Als Vorsitzender der „Interessengemeinschaft griechischer Sportvereine in Deutschland“ hatte Zachos in diesem Jahr das lobenswerte Bündnis sogar auf Einladung im Bundeskanzleramt persönlich präsentiert. Einen noch deutlich höheren Anspruch verfolgt die Internet-Plattform „ellasnet.de - Das Magazin der Griechen“. Sie versteht sich als Förderer einer Gesellschaft selbstverantwortlicher griechischer Bürger in Nordrhein-Westfalen. Das schrittweise ausgebaute Informationsnetz soll die griechischen Verbraucher anhand von persönlichen Profilen vor falschen Angaben und mangelhaften Dienstleistungen schützen. Besonders hilfreich sind die Adressenlisten von griechischen Vereinen, Gemeinden, Kirchen, Betrieben oder Dienstleistern. „Einige Vollidioten drohen, unsere deutschen Freunde zu verstimmen“ Für seine Wahlheimat legt sich der engagierte Unternehmer gerne ins Zeug: „Gerade wir Griechen in Deutschland haben seit den frühen 1960er Jahren ohne Günstlingswirtschaft, nur durch Fleiß und Arbeit eine Anerkennung oder einen zufriedenen Grad an Wohlstand erreicht. Dabei sind über die Zeit neben einer vertrauensvollen Zusammenarbeit sehr viele feste Freundschaften entstanden.“ Vom aktuellen Chaos zu Füßen der Akropolis distanziert sich Zachos deshalb mit deutlichen Worten: „Es ist an der Zeit, dass wir Griechen auf einige niveaulose Bilder reagieren, auf denen einige Vollidioten oder Chaoten in Griechenland unsere deutschen Freunde zu verstimmen drohen – sie treffen damit auch uns.“ Der Experte für den Fußball-Abonnementmeister Olympiakos Piräus, Champions-League-Gruppengegner von Borussia Dortmund, lässt an dieser Minderheit kein gutes Haar: „Von Griechen, die in braunen Anzügen auf den Straßen von Athen nun Deutschland schmähen wollen, distanzieren wir uns ausdrücklich. Es zeigt sich, dass finanzielle und existenzielle Not auch bei Söhnen so großartiger Philosophen den Durchblick blockiert.“. CHRISTIAN WERTHSCHULTE www „Die Zukunft liegt im Euro“ Christof Lützel über Euro- und Bankenkrise aus Bochumer Sicht trailer: Herr Lützel, haben Sie Heimweh nach sicher angelegt ist, dann bei uns. Die Bereiche, in denen wir Kredite vergeben, also zum Beispiel der D-Mark? Christof Lützel: Nein. Nach neuesten Umfragen ökologischer Landbau, Naturkostläden, regenerawünschen sich zwar über 50 Prozent der Bundes- tive Energien, Wohnprojekte, sind alles Wachsbürger die D-Mark zurück. Wenn man nun aber tumsmärkte. wieder in die Kleinstaaterei zurückfallen würde, Wurde aus der jüngsten Fiwären diese Menschen schnell „Bei anderen Banken nanzkrise also nichts gelernt? belehrt. Wir leben in einer glowurde nach 2008 noch Es hätte sich viel in der Fibalisierten Welt, in der China, Inmehr gezockt“ nanzwelt ändern müssen. Aber es dien und weitere Staaten immer wichtiger werden und Europa wirtschaftlich an hat sich kaum etwas geändert. Von neuen KolleBedeutung verliert. Die Zukunft liegt im Euro, al- gen, die zuvor bei anderen Banken gearbeitet haben, höre ich, dass dort nach 2008 noch mehr gelerdings in einem stabilen Euro. zockt wurde, um die Verluste wieder reinzuholen. Hat die GLS-Bank in Südeuropa Investitionen Wir stehen also drei Jahre nach der Finanzkrise noch immer am selben Punkt. So gibt es zum Beiin den Sand gesetzt? Unser Geschäftsmodell unterscheidet sich von spiel noch immer keine Finanztransaktionssteuer. dem anderer Banken und funktioniert hervorragend. Wir haben weder jetzt noch im Jahr 2008 Kann der Einzelne etwas tun, wenn Politiker Geld verloren. In den fast 40 Jahren unseres Be- versagen? stehens hatten wir im Kreditbereich keine nen- Der Verbraucher hat eine noch immer unternenswerten Ausfälle. Wenn überhaupt noch Geld schätzte Macht. Sie können gesunde Kleidung 6 46 kaufen, gesundes Essen kaufen – und sie können zu einer guten Bank gehen. Und natürlich kann jeder selbst politisch handeln. 2008 konnte man sich noch nicht vorstellen, wie die Krise auf den Normalverbraucher durchschlägt. Jetzt demonstrieren die Menschen in New York und Washington. Vielleicht schwappt diese Bewegung nach Europa rüber. Wer weiß …. INTERVIEW: LUTZ DEBUS ZUR PERSON Christof Lützel ist Pressesprecher der GLS-Bank in Bochum. Foto: GLS-Bank Lesen Sie weitere Themen-Texte und -Interviews unter www.trailer-ruhr.de/thema www Über Tage Steht für ein breitgefächertes Konzertangebot: die Philharmonie Essen, Foto: Sven Lorenz „Ohne Kultur keine Zukunft!“ Johannes Bultmann über John Cage, Frank Zappa und das Ruhrgebiet trailer: Herr Bultmann, ist die Musik, die Sie Wir drohten zu verstauben? Europa litt hier tatsächlich unter seiner Traditianbieten, nur etwas für ältere Leute? Johannes Bultmann: Ich glaube nicht. Unser on, denn diese kann auch eine Last werden. John Programm deckt ein breites Spektrum ab. Wir Cage interessierte sich nicht, was zuvor in Europa bieten Klassik, Jazz, Neue Musik, Operette bis hin geschah. Es sagte: „Ich bestimme nichts mehr. zum Hip Hop und sprechen so alle Altersschich- Alles ist Zufall.“ Ob an dem Abend tatsächlich ten und auch alle Gesellschaftsschichten an. das Stück von ihm gespielt wird, das angekündigt Natürlich haben junge Menschen eher weniger war, ob ein Pianist spielt oder drei, ob ein halbes oder ein ganzes Orchester Zugang zur Klassischen Musik. Es „Cage zog auf Sternenkarten spielte, ob die Noten auf den liegt an uns, Ideen zu entwickeln, Linien. Wo ein Stern auf Kopf gestellt werden, Cage war wie man versucht, junge MenNotenlinien traf, schrieb er offen für viele Experimente. schen mit Klassik in Berührung eine Note auf“ Cage zog auf Sternenkarten zu bringen. Da sind wir aber sehr fünf Linien, und dort, wo ein kreativ, neue Wege zu gehen. Stern auf die Notenlinien traf, schrieb er eine Note auf. Hinter dieser Aleatorik, die das krasse Hip Hop goes Beethoven? In der neuen Spielzeit haben wir zwei Cluban- Gegenteil dessen war, was in jener Zeit in Europa gebote. Bei einem arbeiten wir mit dem Sender entstand, stecken, obwohl man zunächst ProWDR EINSLIVE zusammen. Es trifft im Juni 2012 fanes vermutet, hohe philosophische Gedanken. das WDR-Sinfonieorchester mit DJ Larse zu- Es geht um die Freiheit des Individuums. sammen. Und bereits im Februar treffen die Hip Hopper Miki & Curse auf die Bergischen Sympho- Sie erwähnen auch Frank Zappa. Ist Zappa niker. Hemmschwellen werden so abgebaut. Wir nicht zu ordinär für so ein Hohes Haus wie den wollen mit unserem Programm nicht ausgrenzen, Alfried Krupp Saal? Ich möchte manche seiner Texte an dieser Stelle nicht auf Deutsch sondern integrieren. zitieren … Aber auch innerhalb der Klassik widmen Sie Zappa war zu seiner Zeit sicher ein Provokateur. Heute aber kann man nicht mehr provozieren, sich der Neuen Musik? Über Jahrhunderte herrschte bei der E-Musik ein weil bereits mehr oder weniger alles gemacht Eurozentrismus. Die meisten Komponisten kamen wurde. Die großen internationalen Ensembles, aus Mitteleuropa. Der deutschsprachige Raum die sich an zeitgenössischer Musik ausrichten, war immer ein Zentrum der Klassischen Musik. führen Zappa völlig selbstverständlich auf. Sein In den USA wurde lange Zeit keine eigene Mu- Werk ist zum Teil noch gar nicht freigelegt. Ich siksprache im Bereich der E-Musik entwickelt. meine nicht die Rock-Stücke, sondern seine Erst ab 1950 bildete sie sich dort mit John Cage, „klassischen“ Kompositionen, die teilweise noch der einen starken Einfluss auch auf Europa hat- für Orchester umgeschrieben werden müssen. te. Später kam die Minimal Music von Reich und Adams, und nicht zu vergessen ist Frank Zappa, Sind Sie froh, kein eigenes Orchester zu haben? der Grenzgänger war und Grenzen überschritten Ein eigenes Orchester zu haben, hat Vor-, aber hat. Diese vier Komponisten stellen wir in den auch Nachteile. Ich kann mir für alle Ideen, die Mittelpunkt unseres Festivals „NOW! AMERICA“. mir im Kopf umherschwirren, weltweit die entWir wollen damit thematisieren, dass ab der Mit- sprechenden Spezialensembles und Dirigenten te des letzten Jahrhunderts der Europazentrismus zusammensuchen und engagieren. Wenn ich ein in der E-Musik überwunden wird und der alte Orchester habe, ist die Palette nicht ganz so bunt. Kontinent das erste Mal Einflüsse von außen erhält. Die Neue Musik, wie sie sich nach dem Krieg Wie sieht es mit der Koordination mit und unin Europa entwickelt hat, war eine sehr rationale, ter den Nachbarstädten aus? Gibt es bereits kopflastige Musik. Freie Kompositionsprozesse die Metropole Ruhr? spielten keine Rolle. Das Ruhrgebiet muss sich in Zukunft als Einheit www 8 begreifen. Daran führt kein Weg vorbei, obwohl dies sicher ein langer und schwerer Prozess sein wird, dorthin zu kommen. In der Region haben wir eine weltweit wohl einmalige Dichte an Konzerthäusern: von der Tonhalle in Düsseldorf über die neue Mercatorhalle in Duisburg, die Philharmonie in Essen, das zukünftige Konzerthaus in Bochum und im Osten das Konzerthaus Dortmund. Entscheidend ist, diese Häuser so zu positionieren, dass das eine mit dem anderen leben kann. Es gibt unterschiedliche Konzepte. Während die Mercatorhalle und das Konzerthaus in Bochum Heimat des jeweils eigenen Orchesters sein sollen, sind die Tonhalle, das Konzerthaus Dortmund und auch wir in Essen eher Häuser, die primär eine internationale Konzertplanung betreiben. Insgesamt sind wir im Ruhrgebiet gut aufgestellt. Wenn dies Finanzminister und Kämmerer hören, wollen sie bestimmt Ihre Etats kürzen. Solange es Menschen gibt, die in Internetforen, in Leserbriefen und an Stammtischen fordern, die Kulturetats zu kürzen, ist das für mich ein Indiz dafür, noch nicht genug Kultur anzubieten. Denn auch diese Menschen müssen wir erreichen. Zivilisierte Gesellschaften konnten sich nur entwickeln, weil sie ihre Kultur förderten. Ohne Kultur gibt es keine Zukunft! INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Johannes Bultmann ist Intendant der Philharmonie Essen. Foto: Sven Lorenz e ün Gr Innovation en it Se 11 20 Kleinwind vor Himmelblau: RWE probiert seit 2009 zwei geräuscharme „Quiet Revolution 5“ auf dem Essener ETEC aus, Foto: RWE Innogy Zeit, dass sich was dreht Kleinwindanlagen haben mit vielen Problemen zu kämpfen Windenergie soll bei der Stromerzeugung in NRW eine deutlich größere Rolle spielen, wünscht sich nicht nur Umweltminister Johannes Remmel. Der Fokus liegt dabei auf Großanlagen. Doch angesichts des tragischen Scheiterns eines Großwindrades im Bochumer Norden fragt man sich: Geht es vielleicht auch kleiner? Auf Youtube ist er zu sehen: der Präsident der WeltWindenergie-Agentur, Dr. Anil Kane, wie er 2009 in Husum die kühne Prognose wagt, in zehn Jahren werde sich „auf jedem Hausdach in Deutschland eine Kleinwindanlage drehen“. Man hört die Botschaft gern. Erstens ist dezentrale Energieerzeugung bei umweltbewussten Bürgern und kommunalen Stadtwerken grundsätzlich gut aufgehoben. Und jede aus regenerativer Quelle fließende Kilowattstunde schützt das Klima des Planeten, den man irgendwie lebenswert weiterreichen möchte. Statt großer Propeller mit einer Gipfelhöhe von 150 Metern, für die genehmigungsfähige Standorte im Revier dünn gesät sind, also besser Schwärme von kleinen Erzeugern? Die zwar nur ein Promill bis ein Prozent der großen „Brüder“ leisten, dafür aber an tausenden Orten? Interessante Fragen, die die ersten Energieversorger in der Region zu beantworten suchen. Beispielsweise ELE, die Anfang September einen 5-kW-Rotor im Bottroper Gewerbegebiet aufstellte. Oder RWE Innogy. Der Grünstrom-Ableger des Energie-Multis hat sich mit ein bisschen Risikokapital an dem britischen Hersteller „Quiet Revolution“ beteiligt. Von der Insel stammt eine 4,6-kW-Mikroturbine, deren Blätter sich als „Horizontalläufer“ um eine aufrechte Achse drehen – mithin an einen Rührquirl erinnern, den man in die Bohrmaschine einspannt. Derzeitiger Tarif: etwa 35.000 Euro. Zwei Rotoren dieses Typs stellte RWE zum Kulturhauptstadtjahr aufs Dach des Essener ETEC. Der prominente Ort an der A40 war, so räumt Innogy-Sprecher Konrad Böcker ein, mehr der Sichtbarkeit denn einer großen Windausbeute verpflichtet. Und wie lief’s? „Sie taten bisher, was sie tun sollten“, sagt Böckers Kollege Thomas Drabik, „aber das Produkt Kleinwind ist noch nichts für die breite Masse. Unter einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde (das ist Windstärke 3) braucht man sie nicht aufzustellen. Bei 5 m/s kommt man allerdings auf eine Jahresleistung von 4.000 Kilowattstunden.“ Das entspricht dem Verbrauch einer Fünf-PersonenFamilie. In NRW gebe es durchaus Standorte mit so gutem Wind: das Kölner Umland beispielsweise oder auch das Münsterland. www Den erzeugten Strom wie bei der Photovoltaik ins Netz zu liefern, lohnt nicht. Denn auch nach Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden Heim-Windräder fürs Einspeisen mit 9,2 Cent pro Kilowattstunde abgespeist. Zum Vergleich: Eine Solaranlage mit 5 kW Leistung kostet aktuell etwa 13.000 Euro und produziert jährlich mindestens 4.000 Kilowattstunden, die aber mit dem Dreifachen vergütet werden. ELE-Monteure errichten in Bottrop einen Horizontalläufer, Foto: Tom Jost Trotzdem laufen in Deutschland nach Schätzung des „Bundesverbandes Kleinwindanlagen“ etwa 10.000 Rotoren mit Leistungen zwischen 200 Watt und 25 Kilowatt. Darunter etliche Bastlermodelle, aber auch halb-industriell gefertigte Maschinen wie die „Aircon 10 S“, die man gewöhnlich auf einen 18-Meter-Gittermast schraubt. Manch ein Eigner möchte sich so ein Stück Autarkie sichern, manch ein Landwirt kann 9 den erzeugten Strom voll in der Milchkühlung unterbringen. „Doch gut die Hälfte der Anlagen“, schätzt Deutschlands „Kleinwind-Papst“ Uwe Hallenga, „läuft ohne Genehmigung.“ Ihre Baubehörde haben etliche Klein-Windmüller nämlich als Bremser am Siegeswagen erlebt. Da werden Gutachten zu Lärm- und Vogelschutz gefordert, es kommen Flächennutzungsplan oder gar der Denkmalschutz in die Quere. Und schließlich kann der rotierende Propeller dem lieben Nachbarn ein Dorn im Auge sein. Mangels einer bundesweiten Regel würden Baufachämter kalkulierbar skeptisch bis feindlich reagieren, kritisieren Fachleute wie Bernd Kammeyer vom RSW-Rotorvertrieb Nord Energy, der rotierende Horizontalläufer mit Werbebeschriftung vermarktet: „Wenn ich zum Bauamt gehe, dann sage ich, dass ich eine Werbeanlage aufstellen will. Und erst beim Rausgehen füge ich leise hinzu: Das Ding produziert übrigens auch Strom.“ In der neuen Düsseldorfer Verordnung zur Windnutzung tauchen Kleinwindanlagen jetzt wenigstens redaktionell auf. Freilich stellen sich auch Hersteller selbst ein Bein. Diverse Maschinen aus Kleinserien weisen Konstruktions- oder Materialmängel auf und besitzen nach zwei Herbststürmen nur noch Schrottwert. Ihre Leistungsdaten kommen aus dem Windkanal oder Rechner, haben aber mit der Realität kaum zu tun. Erst ganz wenige Rotoren sind TÜV-zertifiziert. Und obwohl kein deutscher Hersteller beteiligt war, liegt der Branche der berüchtigte „Zeeland-Test“ schwer im Magen. Im holländischen Schoondijke liefen zehn Rotoren über zwei Jahre im FreilandVergleich nebeneinander. Schlusslicht war eine 37.000-Euro-Maschine, die innerhalb eines Jahres 485 Kilowattstunden Strom erzeugte. In Deutschland hätte man dafür 44,62 Euro Einspeiseerlös erzielt. Baumängel, Genehmigungshürden, mangelnde Rentabilität: Kleinwindanlagen können als „Insellösung“ neben der Almhütte sinnvoll sein – in der Praxis wird Dr. Kanes Wunschvorstellung so schnell wohl kaum Realität. Zeit also, dass sich so einiges dreht. TOM JOST Theater Ruhr Die klassische Tänzerin Szu-Wei Wu im Sandkreis der Traurigkeit, Foto: Diana Küster Die Menschen sind Sandkörner „Der verlorene Drache“: Malou Airaudo in den Bochumer Kammerspielen Sieben weiße Türen, dahinter metallischer Stangenwald, langsam rieselt Sand auf den Boden. Das Stundenglas leert sich. Anders als bei Flüssigkeiten strömen die Sandkörner gleichmäßig. Zeit zum Nachdenken, reflektieren, sammeln. Wer gedacht hatte, dass Malou Airaudo bei ihrer zweiten Choreografie mit dem Herner Tanztheater Renegade in den Bochumer Kammerspielen wieder ein Feuerwerk abbrennen würde, wurde großartig überrascht. Das Stück „Der verlorene Drache“ ist eine Hommage an die vergehende Zeit, unaufgeregt, bewegungsstark und mächtig in der Leere. Den Titel habe sie in einem Café aufgeschnappt, sagt Airaudo im Interview. An Feuer und Energie habe sie das erinnert; mir schwebte während der Performance eher das Bild des im Baum hängenden Papierspielzeugs vor Augen, das verloren scheint, obwohl es eben noch der Herrscher der Lüfte war. Traurigkeit ist eines der ganz wichtigen Elemente, mit denen das Tanztheater spielt. Malou Airaudo, einst Tänzerin bei Pina Bausch, hatte mit „Irgendwo“, einer Tanzorgie auf Holzkästen, im letzten Jahr einen Publikumsrenner. Damals galt es als Wagnis, die B-Boys in eine klassische Choreografie einzubauen. Doch das ist eigentlich nie geschehen. Airaudo kreierte eine ziemlich ungewöhnliche Melange aus beiden Stilen, die dann sogar als neue Tanzform gefeiert wurde. Die neue Bühne hätte auch bei Pina Bausch in der Wuppertaler Oper stehen können, Türen sind eben auch Portale für Zwischenwelten und mythische Wege in menschenleere Ödnis. Die Choreografie lebt von den stillen, sehr wirksamen Bildern, in denen sich die Tänzer bewegen, sie wiederholen Bewegungen seriell auf dem Boden über den Türen, gruppieren sich um, bilden Paare oder Gruppen, während unten auf dem Parkett getanzt wird. Es ist die sonderbare Mischung aus moderner Klassik und innovativem Breakdance, die den Reiz dieser magischen Stunde Theater ausmacht. Eine Klammer für die eigentlich gar nicht vorhandene Geschichte vom Drachen ist der Popping-Spezialist Christian „Robozee“ Zacharas. Er bewegt sich im Stakkato eines Stroboskops über die Bühne und braucht dafür nicht einmal Licht. Seine mechanischen Bewegungen kontrastieren die anderen Tänzer, gestatten aber auch Überleitungen in neue Bilder, wo die Bewegungen eher fließen oder die Akrobatik die Oberhand behält. Insbesondere die grundsätzliche Widersprüchlichkeit, die durch die beiden unterschiedlichen Tanzstile erzeugt wird, hält die Inszenierung in Bewegung und die Spannung hoch. Es ist ein Kommen und Gehen zwischen den sieben Türen, die nicht nur Bühnenbild, sondern auch Spielfläche sind und optischer Reiz. Das Licht wechselt sparsam, ändert sich wie im Lauf der Jahreszeiten, während die Tänzer wie Siebengestirne die vergehende Zeit vermessen. Das schönste und magischste Bild entsteht aber, wenn ein großer Stein in die Mitte der Arena gebracht wird. Dient er anfangs noch als Requisit für tänzerische Balance-Akte, wird er danach erst zum Mittelpunkt eines geharkten Zen-Gartens, mutiert dann mit Hilfe des Rechens endgültig zum Schallplattenhalter eines Spielers. Das ist ein phänomenaler Regieeinfall, der gleichzeitig auch den Spannbogen darstellt, in dem das Stück angelegt ist. Danach wird die Fläche wieder zerstört, wie ein Mandala, das Mönche nach wochenlanger Arbeit der Natur zurückgeben. Am Ende findet jeder Protagonist seine Tür, die er mit den Füßen im gemeinsamen Rhythmus bewegt. Das Licht geht aus, der Beifallssturm beginnt. www PETER ORTMANN „Der verlorene Drache“ Mi 9.11. 19.30 Uhr Kammerspiele Bochum 0234 33 33 55 55 10 10 Cool. Unsere Grugahalle 05 | 11 | 2011 Mario Barth „Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!“ 12 | 11 | 2011 Presseball Rhein Ruhr Glanzvolle Premiere 16 | 11 | 2011 Paul Panzer „Hart Backbord – Noch ist die Welt zu retten!“ 26 | 11 | 2011 Subergs Ü-30 Party Der Party-Spaß 03 | 12 | 2011 21. Oldie Night u.a. mit Racey, T. Rex, Dozy, Beaky, Mick & Tich 07 | 12 | 2011 Beatsteaks Boom Box Tour 10 | 12 | 2011 Stille Nacht Weihnachten mit Mitgliedern der Kelly Family 11 | 12 | 2011 JMC Christmas Tour Stars singen bekannte Weihnachtslieder www DER R OSE N KAVA L I E R VON RIC H A R D STR AU SS Musikalische Leitung Stefan Soltesz Inszenierung Anselm Weber Bühne Thomas Dreißigacker Kostüme Bettina J. Walter Choreinstudierung Alexander Eberle Wiederaufnahme 12. November 2011 Weitere Vorstellungen 18. November 2011; 8. Januar 2012 K A R T E N & A BOS T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.theater-essen.de 17 | 12 | 2011 Wise Guys Wunsch-Tour 2011 29 | 12 | 2011 – 02 | 01 | 2012 Holiday on Ice mit neuer Show „Speed“ 08 | 01 | 2012 Mother Africa Circus der Sinne 18 | 01 | 2012 Rock meets Classic 2012 Rock-Hymnen im symphonischen Breitwand-Sound 19 | 01 | 2012 Martin Rütter „Hund – Deutsch / Deutsch – Hund“ 21 | 01 | 2012 Impact Wrestling Live TNA Maximum Impact Tour 2012 03 | 02 | 2012 The Musical Box Lamb Tour 2012 Terminstand: Oktober 2011 . Änderungen vorbehalten MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ganz nah dran mit dem QR-Code. A ALTO-TH EAT ER Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr [email protected] . www.grugahalle.de Premiere Wie weit geht die Faust des kleinen Mannes, und was will er eigentlich?, Foto: Axel J. Scherer „Ich möchte, dass viele gute Dinge in meinem Brötchen drin sind“ Dirk Laucke macht am Theater Oberhausen aus seiner Performance „Angst und Abscheu in der BRD“ einen politischen Theaterabend Seit Sommer 2010 recherchiert der Autor Die Frage ist dann: Gibt es da Schnittpunkte? Dirk Laucke zusammen mit seinem Mitstreiter Veganer, Katholiken, Linke. Sie Matthias Platz in den linken „Das Stück ist auf keinen thematisieren auch die Ideologien. und rechten politischen SzeFall ein Plädoyer, aber es ist Sind die nicht immer totalitär? nen der Republik: Im Launatürlich eine Kritik am Ja. Es gibt aber einen Unterschied. fe dieser Reise ins Herz der Mainstream“ Ob ich mir die Welt erkläre wie bei Deutschen stoßen sie dabei auf totalitäre Ideologien im Namen des Friedens, den Veganern, dass jedes biologische Wesen geder Arbeit, des Volkes, der Heimat, des Hasses, achtet werden muss, und dass das den Mittelauf revisionistische Sichtweisen der deutschen punkt meines Lebens darstellt, oder wie bei den Vergangenheit und die Grenzen der Vernunft. Katholiken, dass Gott den Mittelpunkt darstellt, Festgehalten wird dieses Material auf verschie- dann ist das erst mal jedermanns Privatsache. denen Tonträgern, Filmmaterialien und in Texten. Totalitär wird es erst, wenn ich explizit versuche, das auf die gesamte Gesellschaft zu übertragen. trailer: Herr Laucke, die Piraten ziehen in die Par- Das hat meistens schon was mit Gewalt zu tun, wie man durchsetzen möchte. Aber man muss lamente ein. Hat die Linke nun ein Sprachrohr? Dirk Laucke: Ich kann aus meiner persönlichen Unterschiede machen. Die Menschen in der Erfahrung sagen, dass auch die Rechten die Pi- Friedensbewegung werden, selbst wenn man da raten wählen. Ich habe vor zwei Jahren ein Stück psychologische Sehnsüchte nach Aggression unmit Hooligans gemacht, Ultras vom Halleschen terstellen kann, wahrscheinlich nicht die Waffe FC. Viele von denen waren eindeutig rechts ge- in die Hand nehmen und an der Seite der Taliban richtet. Weil die NPD ihnen nicht clever genug gegen die Bundeswehr kämpfen, obwohl wir so erscheint – was ja richtig ist – wählen sie die ähnliche O-Töne haben. Piraten. Oder die Linkspartei. Wenn das dann öffentlich wird, kommt erst mal Verwirrung auf. Wo bleibt bei all der Politik die Kunst? Wie kann es sein, dass Leute, die ganz klar rassi- Für das Theater, das wir hier schon einige Zeit stisch sind und das im Stadion äußern, sich den machen, schaffe ich abgeschlossene Werke, die Piraten zuwenden, bei denen man denkt, das sind ich abgebe, und dann zum nächsten gehe. Das Linke? Da werden Hebel gezogen, Bilder erzeugt, heißt, ich produziere, bin ein Produzent. Das Prodie sich in die Köpfe prägen: Wir sind die Faust dukt hat hoffentlich etwas zu sagen und ist von des kleinen Mannes, wir stemmen uns jetzt ge- mir ausgestattet mit Inhalten. Natürlich wäre gen die Unsäglichen da oben. Im linken wie im es blöd, Produkte abzuliefern, die nicht gefallen rechten Lager wird projiziert auf etwas Undurch- oder in irgendeiner Form nichtig sind. Ich möchschaubares, auf das, was oben ist, und gepocht te, dass viele gute Dinge in meinem Brötchen drin auf ein natürliches, gegebenes Leben, und dieses sind. Aber Kunst ist keine interventionistische natürliche Leben muss zu seinem Recht kommen. Maßnahme, durch die jetzt die Welt geändert Ob das jetzt in der völkischen Einheit oder in die- wird. Es bleibt dem Betrachter überlassen, sich sem Zusammenhalt besteht, sei es hier oder in in der Rezeption des Theaterstückes Gedanken zu anderen Ländern, oder in der Fetischisierung des machen. Es ist toll, wenn das passiert, aber wir Finanzkapitals als ein rächender Ungeist, der von machen kein Agitprop. bestimmten wenigen Menschen gemacht wird, und nicht ein großer Komplex, an dem ziemlich Ist der Text „Angst und Abscheu in der BRD“ also ein Plädoyer für den Mainstream? viele Menschen schrauben. Nein. Ganz und gar nicht. Der Titel sagt es ja selber schon, man kann auch Angst und Abscheu Eine Problematik des Theaterstücks? Das ist erst einmal Bestandteil der Recherche ge- vor dem Mainstream entwickeln. Wir haben zwar wesen. Viel eindeutiger wird der Zusammenhang, rechte und linke Ideologien untersucht, aber tatwenn Rechte und Linke gegen den Afghanistan- sächlich ist es so, dass sich in einem Großteil der krieg sind. Die Jungen Nationalisten, die sind Bevölkerung nach 1968 mehr oder weniger linke gegen den Afghanistankrieg, und die machen für Theorien verfestigt haben. Da kann man ganz klar die Haltung ordentlich Werbung im Internet. Die sagen, die sind ein Teil des Mainstreams geworLinken sind auch gegen den Afghanistankrieg. den. Wie beispielsweise die Aussage: Die USA 12 www sind scheiße. Was auch immer damit gemeint ist. Das Stück ist auf keinen Fall ein Plädoyer, aber es ist natürlich eine Kritik am Mainstream. Ist die breite Masse, der allgemeine Spießer, nicht eher mit der rechten Ideologie vertraut? Der allgemeine Spießer macht den Aufstand der Anständigen mit. Wir waren auch in Dresden am 13. Februar, wo immer wieder dieser Naziaufmarsch stattfindet, und wo sich immer wieder Gesamt-Dresden dagegenstellt. Natürlich sind nicht nur die bürgerliche Mitte von der CDU über die Kirchen, auch die Antifa und sonst welche Gruppen gegen die Nazis. Innerhalb dieser Gruppen funktionieren aber zum Teil geschichtsrevisionistische Ideen, dass man beispielsweise trotz des Widerstands gegen die Nazis der deutschen Opfer gedenken möchte. Da vermischt sich das total. Natürlich sind alle gegen Nazis, aber es gibt total rechte Elemente, die da bei den Gegendemonstrationen mitlaufen. Hörspiel, Performance, Theaterstück – welches Medium ist am wirkungsvollsten? Das kann man so nicht sagen. Jedes Medium hat für sich eine eigene Qualität. In der Performance, die wir im Ringlokschuppen gemacht haben, haben wir einen Reisebericht abgegeben. Das war nicht gestylt. Im Hörspiel spielen die O-Töne eine sehr massive Rolle. Und im Theaterstück erhält das über die Schauspieler noch mal eine Fiktionalisierung. Aber ich kann nicht sagen, das ist am wirkungsvollsten, sondern das sind in einer Linie gedacht eher verschiedene Stadien. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Angst und Abscheu in der BRD“ I Do 10.11., 19.30 Uhr (Uraufführung) I Theater Oberhausen (Malersaal) I 0208 857 81 84 ZUR PERSON Dirk Laucke wird 1982 in Schkeuditz/Sachsen geboren, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Er gilt als einer der politischen Theaterautoren seiner Generation und erhält 2010 den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI. 2011 wird er mit dem Georg-Kaiser-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Das Theater Oberhausen realisiert in einer Koproduktion mit dem Ringlokschuppen Mülheim sein Herzensprojekt „Angst und Abscheu in der BRD“. Foto: Karoline Bofinger KLANGLANDSCHAFT MADAGASKAR GASY FEO 13. NOVEMBER 2011, 20 UHR KLANGLANDSCHAFTEN 2011 | 2012 KLANGLANDSCHAFT TÜRKEI BIROL TOPALOĞLU 1. DEZEMBER 2011, 20 UHR VERANSTALTET VON AFRIKA & ORIENT Kulturpartner NEUN KONZERTE VOM 10. OKTOBER 2011 BIS 27. APRIL 2012 INFOS UND KARTENRESERVIERUNG www.theater-an-der-ruhr.de | Tel. 0208 . 599 01 88 und an allen bekannten CTS Vorverkaufsstellen | EUR 21,- | 10,- (erm.) www Theater Ruhr „Nibelungen # 9“ in Bochum, Foto: Birgit Hupfeld „Die Launen der Marianne“ in Dortmund, Foto: Birgit Hupfeld „Coriolanus” in Essen, Foto: Birgit Hupfeld Der Rest ist Geschichte Viel Schaum um Nichts Im Netz der Campaigner „Nibelungen # 9: Ute, die Gute“ in Bochum „Die Launen der Marianne“ in Dortmund Shakespeares „Coriolanus“ in Essen Ute, die Mutter Kriemhilds, Gunthers, Gernots und Giselhers ist in der Geschichte der Nibelungen die bescheidene Frau im Hintergrund. Die perfekte Ehefrau, Königin und Mutter. Sie verkörpert ein traditionelles Frauenbild. Doch was würde Ute tun, dürfte sie ihr Leben noch einmal leben? Die Inszenierung „Ute, die Gute“ von Michael Lippold in der Rottstraße in Bochum zeigt eben jene andere Möglichkeit, eine Ute (Karin Moog), die nicht mehr nur die Gute sein will. Als mumifizierte Königin von Burgund erwacht sie in einem Kühlschrank zu neuem Leben und beginnt, ihre Geschichte neu zu erfinden. Eine Geschichte, in der sie nicht verzichtet, nicht die treu liebende Ehefrau eines stets abwesenden Ehemanns ist, sondern die Geliebte ihres Schwagers Hagen. Sie nimmt ihn sich zum Liebhaber und Spielzeug und zeugt mit ihm die Tochter Kriemhild, lässt ihn jedoch in Ungewissheit darüber, ob diese sein Kind ist. Auch das ein Spiel, eine Demonstration ihrer Macht. Als die bereits gealterte Ute sich in ihrem Bunker vor dem anmarschierenden Etzel verstecken muss, vergnügt sie sich mit Burgunder Wein aus dem Tetrapak und verweigert sich den Medikamenten, die aus einem weiteren Kühlschrank purzeln und sie zur Vernunft bringen sollen; sie soll verraten, wo der Gürtel Brunhilds versteckt ist. Doch Ute tut, was sie will, spuckt die Tabletten aus, die man ihr gibt, und statt zu fliehen oder sich zu ergeben, erwartet sie Etzel und die Gefahr in aller Seelenruhe. Der richtige Moment für einen Tanz und Champagner, findet sie. Und so treibt sie mit ihrer konservierten Schönheit ihr Spiel mit dem nächsten Mann, Neidhard, dem Sohn Hagens. Den Gürtel in Form einer Schlange überlässt sie schließlich ihm, nachdem sie ihn damit beinahe zu Tode gewürgt hat – sie lässt ihn entkommen und nimmt sich selbst das Leben, bevor Etzel sie ermorden kann. Wieder einmal zeigt die Inszenierung in der Rottstraße vor allem eins: Die Nibelungensaga ist (auch) eine Geschichte der Geschlechterrollen, eine Geschichte starker (und nicht immer guter) Frauenpersönlichkeiten. Der Aufstand Utes gegen diese ihr zugewiesene Rolle bleibt ein Traum. Am Ende bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich erneut zur Leiche zu maskieren und in ihr Grab zurückzusteigen. Die Tragikomödie „Die Launen der Marianne“ sollte wohl ein Sturm der Emotionen sein, ist aber nur einer im Wasserglas geworden, dafür aber mit extra Schaum. Die Handlung von Alfred de Musset ist schnell erzählt: Coelio liebt Marianne, vor allem, weil sie so schön ist. Dummerweise ist sie mit einem betagten, eifersüchtigen Richter verheiratet und erhört sein Schmachten nicht, was den Jüngling natürlich zu noch heftigeren Liebesschwüren veranlasst. Er bittet seinen Freund, den Lebemann Octave, um Hilfe: Er soll das Herz der Widerspenstigen für ihn zähmen. Aber wie das nun mal in Komödien so ist, Octave verliebt sich in Marianne. Und weil es ja eine tragische Komödie ist, gibt es zum Schluss keine Hochzeit, sondern eine Leiche, denn da war ja auch noch ein Ehemann. Diesen alten Liebeswirrwarr lässt Regisseur Jonas Fischer zunächst ganz einfallsreich beginnen, indem er Cupido die Protagonisten aus Kisten holen lässt. Der Liebesgott als perfider Puppenspieler arrangiert seine willenlosen Marionetten und behält die Fäden auch im weiteren Verlauf in der Hand. Gerade für die Figur der Marianne wird so eine weitere Bedeutungsebene aufgemacht: eine hübsche Puppe, von Männern drappiert, eine Projektionsfläche ohne Eigenleben. Leider wird dieser Ansatz nicht weiter verfolgt. Marianne, von Bettina Lieder irgendwo zwischen Pippi Langstrumpf, Marie Antoinette und Tochteraus-besserem-Hause-Zicke angelegt, bekommt im Laufe der Inszenierung nicht die Chance, vom Objekt zum Subjekt aufzusteigen. An einer Stelle reflektiert sie ihre Rolle als Frau und erkennt sich selbst als Spielball männlich-egozentrischer Liebe, begreift aber auch ihre Patt-Situation: Gibt sie der Liebe nach, ist sie eine Schlampe, gibt sie nicht nach, ist sie ein herzloses Biest. Daraus ließe sich was machen. Jonas Fischer benutzt es als Gag. Die schöne Zicke erheischt so nur das Mitleid von Octave. Und ewig manipuliert das Weib. Die Unmengen an Schaum, die in der Inszenierung fließen, machen diese alten Kamellen dann auch nicht mehr frisch. Steht es jetzt für pochende Emotionen, die buchstäblich überschäumen oder für rasende, schäumende Eifersucht, hat es überhaupt eine tiefere, symbolische Bedeutung? So oder so – weniger wäre mehr gewesen. Caius Martius ist ein Mann der Tat. Keiner, der gerne viele Worte macht. Als General im Krieg muss er das auch nicht. Seine militärischen Erfolge sprechen für sich und bringen ihm Ruhm und Ehre ein. So wird er zum umjubelten „Coriolanus“, dem Feldherrn, der die feindliche Stadt Corioles quasi im Alleingang eingenommen hat. Im zivilen Leben aber geht seine Strategie nicht auf. Um Konsul zu werden, wie es seine ehrgeizige Mutter für ihn vorgesehen hat, muss er sich vor dem Volk gut verkaufen. Das liegt ihm nicht. Der Offizier spricht gerne Klartext und teilt auch gerne aus. Das kommt nicht gut an und wird schnell zum Verhängnis. Denn seine politischen Gegner haben nur darauf gewartet, ihm mit Hilfe einer ganzen Meute junger eifriger Internet-„Campaigner“ jedes Wort im Munde zu verdrehen. Der Kriegsheld wird im mediokratischen Getriebe in Windeseile demontiert; das angestachelte Volk jagt Coriolanus zum Teufel. Doch diese Niederlage lässt der Kämpfer nicht auf sich sitzen. Aus dem einstigen Vorzeige-Partrioten wird der nun gefährlichste Staatsfeind, der auf Rache und Vernichtung brennt. Fünf Akte widmete William Shakespeare dem Aufstieg und Fall des römischen Feldherrn Coriolanus. Zwar ist die Tragödie nicht unbedingt in Vergessenheit geraten, auf die Bühne schafft sie es heute allerdings nur noch selten. Das Schauspiel Essen geht das Wagnis ein, mit diesem eher unpopulären, düsteren Shakespeare ihre Spielzeit zu eröffnen. „Ich Widerstand“ ist diese überschrieben. Und dazu passend zeigt Regisseur Thomas Krupa junge „Facebook-Revoluzzer“, die im Namen des Volkes den Umsturz mit Laptop und Internet herbeiführen wollen. Diese Idee allein wäre noch nicht übermäßig originell. Allerdings liefern Andreas Jander, Jana Findeklee und Joki Tewes dazu überaus wirkungsvolle, aufwändig produzierte Videoeinspielungen, die auf drei Seiten der offenen Raumbühne projiziert werden und die sich verselbstständigende digitale PropagandaMaschinerie sinnlich erfahrbar machen. Krupa zeigt in dieser Kulisse eine starke und schlüssig aktualisierte Inszenierung, ohne dem 400 Jahre alten Text Gewalt anzutun. Letzteres führt zwar auch dazu, dass die Aufführung mehr als drei Stunden dauert. Langeweile kommt allerdings in keiner Sekunde auf. „Nibelungen # 9: Ute, die Gute“ I 25.11., 19.30 Uhr Rottstr 5 Theater, Bochum I 0163 761 50 71 „Die Launen der Marianne“ I 6.11., 18 Uhr Schauspielhaus Dortmund, Studio I 0231 502 72 22 „Coriolanus“ I 1.11., 19 Uhr Grillo Theater, Essen I 0201 812 22 00 ALEXANDRA BRUNDIERS www ANNA SCHIFF 14 KARSTEN MARK OXIWKDQVDFRP (XURSDKLQ ]%5RP XQG]XUđFN 0DGULG 3DULV DE ř %XGDSHVW www *đQVWLJZHJ (LQ3URGXNWYRQ/XIWKDQVD 45&RGHVFDQQHQXQGVRIRUW PHKUđEHU(XURSDVJUùćWHV 5HLVHWDJHEXFKHUIDKUHQ 'LUHNWDE'đVVHOGRUI ]XđEHU(XURSD]LHOHQ -HW]WEXFKHQXQWHUOXIWKDQVDFRP RGHULQ,KUHP5HLVHEđUR -HW]W PLWP DFKH JUùćW HP5 QEHL(XU R HLVHWD JHEX SDV 3HUVù QOLFKH FK 5HLV HH KRFKOD GHQ UOHEQLVVH XQG OXIWKD JHZLQQHQ YRWHQ 0HK QVDF U RPH XURSH XQWHU DQGLD ULHV )đU'LUHNWIOđJH]XđEHU=LHOHQLQ(XURSDEHL%XFKXQJXQWHUOXIWKDQVDFRP%HJUHQ]WHV6LW]SODW]DQJHERW Theater Ruhr „Green Frankenstein & Sexmonster“, Foto: Birgit Hupfeld „Die Dreigroschenoper“, Foto: Diana Küster Simone Thoma liest, Foto: A. Köhring Schau-Spiel für Hör-Spiel Beefsteak Tartar Stücke formbefreit „Green Frankenstein & Sexmonster“ „Die Dreigroschenoper“ in Bochum Ciulli choreografiert Luigi Pirandello Abend in Dortmund. Die Jugend stürmt das Theater. To the late night double feature radio play, hey, hey, hey, hey. Monstershow von Jörg Buttgereit. Keine Angst, es ist kein nekrophiler Horrorabend, aber immerhin ein Loblied auf die B-Movies der 1960er und 1970er Jahre. Bei Green Frankenstein prallen in Japan Jack Arnolds „Schrecken vom Amazonas“ (1954) mit Ishirō Hondas „Godzilla“ (1954) zusammen, bilden ein neues ökologisches Monster, dessen Bekämpfung wiederum stark an zeitgenössische japanische Anime-Filme erinnert. Die Zuschauer sitzen auf Plastikstühlen im kleinen Dortmunder Studio im Theater und doch im Kino, allerdings verkehrt herum. Popcorn, Kaltgetränke, alles gibt es an der kleinen Bar auf der rechten Seite, dummerweise nur für die Schauspieler. In der Mitte stehen richtige Kinostühle, auch nur für die Mimen. Ein vom Film transkribiertes Schauspiel findet nicht statt, nur ein Schau-Spiel für ein Hör-Spiel. Die überzeugenden Schauspieler hauchen den Radiostimmen Leben ein, der Barkeeper Dieter Hebben produziert live die Geräusche dazu, die Texte und Regieanweisungen werden hinter den Zuschauern eingespielt, was am Anfang zu lustigen Verrenkungen führt. Buttgereit wird es freuen. Im zweiten Teil des Abends geht es um die „Sexmonster“, eine Hommage an Aufklärungsfilme, die in den Siebziger Jahren als Softpornos Kasse machten, alles war da noch brav in pseudopädagogisches Gefasel eingekocht. Abstruse Geschichten wurden von pseudowissenschaftlichen Erläuterungen unterbrochen. Es geht um Adam und um seinen Kumpel Dick. Und um die Frage, ob ein langer Penis die Gemütsverfassung eines 16Jährigen verbessern kann. Als Dick 1973 an einer damals noch rätselhaften Viruserkrankung stirbt, transplantiert der irre Doc Cockburn Adam dessen Monstergeschlechtsteil. Dessen schüchterne Welt verändert sich, das Monster zwischen seinen Beinen hat ein eigenes Leben. Die Schauspieler in ihren Kinosesseln leisten nun lautstark Orgasmushilfe, die Blicke immer schön starr auf die Texttafel. Der Barkeeper hantiert derweil mit Wasserspritze und Luftballons, bis die platzen. Was dann auf den Dächern Manhattans passiert, das sollte man selbst erleben. Eigentlich wünscht man sich nur, dass das Schiff mit den acht Segeln kommt und mit 50 Kanonen die Bühne beschießt. Häufiger fragt man sich: Was ist das für ein Geschrei? Regisseur Christoph Frick inszeniert am Bochumer Schauspielhaus „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht als pseudoflippige Nummernrevue, die das Publikum brav mit ständigem Zwischenapplaus goutiert. Die Bühne ist ein leergefegtes Gerüst, auf dem die Protagonisten des Stücks mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern ständig anwesend sind, die Requisiten auf- und abbauen und ihre Gesangspartien abliefern. Frick zelebriert Brecht mit ideengespickter Beiläufigkeit. Auch die interessante Liveband, eigentlich das Highlight des Abends, muss nicht nur musizieren, sondern ab und an mitspielen. Alles beginnt mit der Handtasche tragenden Karikatur der englischen Queen (Raiko Küster), die später zu Filch, dem Bettler, mutiert und den Haifischsong intoniert. Dann ist auch schon Hochzeit zwischen Mackie Messer (Nicola Mastroberardino) und Polly Peachum (Maja Beckmann) auf dem nackten Boden. Hier beginnt bereits so etwas wie schlichtes Komödiantentum, die Persiflage einer Oper wird zum zeitgenössisch designten Schwank, der sich an den Liedern entlanghangelt. Dabei erzeugt fast nur das Krachen eines Gerüsts in die schiefe Ebene Emotionen. Doch der Schrecken liegt nicht am Regieeinfall, sondern eher an der Lautstärke des Aufpralls. Alle Figuren ersticken in der inszenierten Ode der Belanglosigkeit. Auch der militante Tiger Brown, exakt übersetzt von Michael Schütz, kann als Anlage nicht überzeugen, die teilweise gekonnten Gesangparts gehen unter. Da bleiben nur die Bilder am Ende, wenn Macheath im Netz der bürgerlichen Gesellschaft hängenbleibt, nachdem sich alle betrogen und ans Messer geliefert haben. Wie ein Christus am Kreuz steht er halbnackt da und erwartet den Strick. Doch wie immer erscheint (leider) der reitende Bote, der die Generalamnesie anlässlich der königlichen Hochzeit verkündet und so den Tod am Galgen verhindert. Der Bösewicht ist gerettet, gesungen werden muss jetzt nicht mehr. Und das Schiff mit acht Segeln, und mit 50 Kanonen ist entschwunden mit mir. Roberto Ciulli zelebriert das entschleunigte Theater. „Kaos“ ist eine traumwandlerische Auseinandersetzung mit Motiven und Texten von Luigi Pirandello (1867-1936), der vor hundert Jahren den Versuch unternahm, nicht nur das italienische Theater neu zu definieren, indem er die Einbildungskraft analysierte und dann die Zuschauer seiner Stücke in ein Gespinst aus Assoziation und Verwunderung zog. Am Theater an der Ruhr beginnt alles mit dem Text, der nicht gesprochen wird, einem Buch entspringt und nur im Kopf der Leserin auf der Bühne existiert. Ciulli choreografiert den Vorgang des Lesens als Trennung zwischen Kopf und Körper: Während das Gehirn die Bilder für die angespannte Leserin erzeugt, scheint der Körper fast ein Eigenleben zu führen, wandert auf der Stuhlfläche hin und her, kriecht über den Boden, streckt und verrenkt sich, bis die Figuren aus dem Buch aus dem Schatten treten, während die Leserin schläft. Kein Laut ist zu hören während der ersten Minuten im kleinen Theater, nicht auf der Bühne, nicht im Zuschauerraum, so stark ist die Imagination. Im zweiten Bild sitzen vier Männer auf sechs Stühlen. Auch sie sprechen kein Wort, aber sie agieren, mit Bewegungen, die nicht eindeutig zu benennen sind, die immer hastiger werden, die sie zu Boden werfen oder erstarren lassen. Es folgt das Ritual der täglichen Verrichtung. Die Männer in weißer Unterwäsche rasieren sich, knoten die Hemden zu Umhängen, doch die Handlung wird von den zwanghaften Arbeiten durchbrochen. Den ersten Text haben drei Frauen, die anschließend auf den Stühlen sitzen. „Aus mir hätte ein Kunstwerk werden können“ sagt eine und schleudert sich Puder ins Gesicht. Viel Schminke und fahrige Bewegungen: Diese Frauen altern im Minutentakt, schleppen sich über die Bühne, kehren zurück, verwandeln sich in maskenhafte Huren, während hinten die Männer bereits auf der sündigen Meile flanieren. Was wären die Körper ohne ihre Befindlichkeit? Roberto Ciulli arbeitet in „Kaos“ mit der Improvisation der Themen, die Pirandello Zeit seines Lebens beschäftigt haben. Von der Melancholie des Daseins, das auch Tanzen bis zum Umfallen bedeuten kann, zeigt er Bilder voller Transparenz und Undeutbarkeit. Ein magischer Abend. PETER ORTMANN „Green Frankenstein & Sexmonster“ Do 3.11. 20 Uhr Schauspiel Dortmund (Studio) 0231 502 72 22 „Die Dreigroschenoper“ So 6.11., 19 Uhr Schauspielhaus Bochum 0234 33 33 55 55 „Kaos“ Mi 16.11. 19.30 Uhr Theater an der Ruhr, Mülheim 0208 599 01 88 www 16 DF9A=9F9UaGc $*"%%"ia%)"$$I\fkY]hYfYJcfghY``ib[Yb Ua8] $,"%%"ia%("'$I\fibXA] $-"%%"ia%$"'$I\f * GU`hcibXAcfhU`Y 9]bY7`ckbg[YgW\]W\hYjcbD"8Yb]ncb A"GW\fUaaibXG"N]YgYf :f %%"%%"ia&$"$$I\f]bXYf?Y``YfVUf Jcb@]YVY @]ghibX9][Ybg]bb ;YgW\]W\hYbUiZ7cbgc`a]hAY`cXmFcgn_]Yk]Wn GU %&"%%"ia&$"$$I\f]bXYf?Y``YfVUf =adfcg\cka]hDUb\Ug =adfch\YUhYfUig;Y`gYb_]fW\Yb ( Gc %'"%%"ia%)"$$I\f NUiVYfbUW\h ;Ughgd]Y`XYgH\YUhYf"Dib_h Gc %'"%%"ia%,"$$I\f]bXYf?Y``YfVUf FYj]YfkY]VYf 8]Y6iW\YW_Yfb`YgYb""" 8] %)"%%"ia%$"'$I\f A] %*"%%"ia%$"'$I\fibX%-"$$I\f %) ;Y[YbXYb:cfhgW\f]hh ;fchYg_YGnYbYbVYfXYbNighUbXXYfKY`hZfNigW\UiYfUV%)>U\fYb www 8] %)"%%"ia%-"$$I\f]bXYf?Y``YfVUf ?CbnYfhA98]XUh]cb ?`Ub[ibXGh]``Ya]hA]W\UY`;YYg :f %,"%%"ia&$"$$I\f AUhh\]UgGW\f]YÊHf]c ;9^UnnhUiZ7cbgc` ( Gc &$"%%"ia%)"$$I\f Ac &%"ibXA] &'"%%"ia%%"$$I\f 5X`YfUb:U`_Y Y]bH\YUhYfghW_Zf?]bXYfUV(>U\fYb Gc &+"%%"ia%*"$$I\f Ac &,"%%"ibX8] &-"%%"ia%%"$$I\f & AY]bg HUbnh\YUhYfZf?]bXYfUV&>U\fYb 17 6]gaUfW_ghfUY&($ (),,-;Y`gYb_]fW\Yb HY`".$&$--,,&&,& 9!AU]`._cbhU_h4Wcbgc`h\YUhYf"XY kkk"Wcbgc`h\YUhYf"XY Theater Ruhr „Emilia Galotti“, Foto: Klaus Fröhlich Schüsse aus der Reifrockhüfte Ballett Dortmund www.theaterdo.de | Karten und Infos 0231/50 27 222 Fantasia 18., 26. November | 02., 10., 18., 25. Dezember 2011 Körper.Tanzen.Formen 08., 22. Dezember 2011 | 06. Januar 2012 Herbert Fritsch inszeniert „Emilia Galotti“ in Oberhausen Das Stück trägt an diesem Abend den falschen Titel. „Marinelli“ müsste Lessings Trauerspiel heißen, denn der intrigante Strafgefangene des Bösen ist der düstere Star des Abends. Wie Jürgen Sarkiss in schwarz-weißem Ganzkörperanzug mit gelbem Halstuch seinen Körper unter alle Verbalknuten biegt und trotzdem seinen Perückenkopf oben behält, wie seine Gesichtsmuskulatur sich in die verzerrtesten Fratzen hineinfrisst, seine Finger Lufttänze der Gespreiztheit ausführen und die Figur auf der messerscharfen Linie zwischen Lächerlichkeit und Menschenverachtung schlenzen lässt, das ist schon ein Schauspiel für sich. Herbert Fritsch inszeniert „Emilia Galotti“, das hat nach der viel gelobten „Nora“ seine Logik. Bricht die bürgerliche Frau hier aus dem Laufstall der Alltagslügen aus, so legt Lessing mit dem Mord des Vaters an seiner Tochter Emilia als Rettung vor feudalen Lüsten dafür die ideologische Spur. Wie in der „Nora“ ist auch hier Fritschs Frauenbild eher gewöhnungsbedürftig. Die weiß geschminkte Emilia mit blassroter Nase (Angela Falkenhan) ist eine Mischung aus Clown und Porzellanpuppe. Voller Faszination beobachtet sie ihre sich langsam in der Luft drehenden Hände. Ein auf sich selbst bezogenes Wesen ohne Bodenhaftung, dem die Heirat mit dem Grafen Appiani genauso gleichgültig ist wie dessen von Marinelli inszenierter Unfalltod oder seine anschließende Verfrachtung in die feudale Lustgrotte des Prinzen Gonzaga (Martin Hohner als weinerlich orgelndes, wutstampfendes Kind). Fritsch macht kaum einen Unterschied zwischen Adels- und Bürgerbrut: In Anlehnung an Commedia dell’Arte, Stummfilm und Screwball Comedy werden die Münder wild aufgerissen, die Augen in den weiß geschminkten Gesichtern gerollt, die Körper in den knallbunten historischen Kostümen verdreht – und bürgerliche Hysterie wie feudale Geziertheit können gleichermaßen gemeint sein. Das schnurrt in seiner puppenhaften Adrettheit ab wie ein durchgeknalltes Theatermaschinchen und entgeht anfangs nicht der Gefahr selbstgenügsamen Virtuosentums. Ein Grundproblem von Fritschs Inszenierungskunst. Man schaut den unglaublich präzisen Schauspielern zu und fragt sich irgendwann: Kommt da noch was? Es kommt noch was. Schon die an Mozartkompositionen angelehnten Einwürfe von Otto Beatus am Flügel, der neben zwei Frauenportraits einzigen Deko auf der Oberhausener Bühne, setzen einen wirkungsvollen Kontrapunkt. Die Brüchigkeit der überzüchteten Gräfin Orsina (Nora Buzalka) zwischen Tirilieren im Diskant und sarkastischen Schüssen aus der Reifrockhüfte bereiten dann den Showdown vor. Torsten Bauer als Vater Odoardo laviert sonor zwischen Unterwerfung und Selbstbehauptung, um seine Tochter aus dem adeligen Sündenpfuhl zu retten, während Marinelli und der Prinz tief ins Fintenrepertoire greifen und schließlich den Pater Familias aggressiv herumschubsen, während Mozarts Requiem – gesungen vom Ensemble – das Geschehen untermalt. Der Zusammenprall von Pathos, grotesker Übersteigerung und Brutalität funktioniert derart perfekt, dass man sich in einem spannenden Krimi glaubt, der seine Leiche allerdings erst ganz am Ende vorzeigt. Sehenswert. www HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Emilia Galotti“ R: Herbert Fritsch Theater Oberhausen 6.11. 18 Uhr, 21.12. 19.30 Uhr I 0208 857 81 84 18 culture club Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien präsentiert: Show Ben Hur Geschichte wird lebendig. Wie vor 2000 Jahren können die Zuschauer das römische Reich erleben. Halsbrecherische Wagenrennen und die Szenen einer antiken Seeschlacht wechseln mit den Auftritten von Gladiatoren, orgiastischen Festen und buntem arabischen Markttreiben. 100 Mitwirkende, 100 Pferde und freifliegende Greifvögel, turmhohe Kulissen und Galeeren eingetaucht in ein Meer aus Nebel und faszinierende Lichteffekte: Eine monumentale Inszenierung verbunden mit höchstem künstlerischen Anspruch. Präsentiert wird die Show in einem 360°-Rund – wie in einer Arena der Antike. Lanxess Arena Willy-Brandt-Platz 3, Köln Karten: 0221 80 20 I www.benhurlive.com „U trailer verlost jeweils 2x2 Tickets für den 10.12. und 11.12. E-Mail bis 30.11. an [email protected], Kennwort: Ben Hur ke m o D e u e n r De ober t k O b a — “ n ter La ppen im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30 Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich Sa, 10.12. um 15 Uhr und So, 11.12. 14 Uhr www.theater-freudenhaus.de E www Spannend, komisch, mitreißend – die Show der kurzen Stories! 3. November bis 31. Dezember 2011 ts a b Ticke uro ! 23 E Rottstraße 30 · 45127 Essen · Tickethotline: (02 01) 2 47 93 93 · variete.de 19 Oper in NRW culture club präsentiert: Ballett Der Kaiser (C. Strehl) und seine Intriganten (H. Brock und E. Ardam), Foto: Thomas Jauk Fantasia Der Kaiser lässt‘s ordentlich krachen Francesco Cavallis Barock-Oper „L’Eliogabalo” in Dortmund Alicia und Florian sind an den Rollstuhl gefesselt. Während der Junge sich von seiner Umwelt abkapselt, kämpft sich das Mädchen zurück in die Welt. Doch Alicia hat es nicht leicht, wieder Fuß zu fassen im Leben. So muss sie gegen einen lebendigen Wald und einen Schwarm wilder Raubvögel kämpfen, und schließlich steht sie ihrem größten Gegner gegenüber: einem feuerspeienden Drachen. Mit „Fantasia“ hat Xin Peng Wang ein Märchenballett für alle großen und kleinen Träumer geschaffen. Die Musik stammt von Modest Mussorgsky, der selbst ein großer Phantast war. Opernhaus Dortmund Kuhstraße 12 I Karten: 0231 502 72 22 I www.theaterdo.de trailer verlost 5x2 Karten. E-Mail bis 30.11. an [email protected], Kennwort: Märchenballett So, 25.12. um 18 Uhr Highlights in Dortmund 01. – 04.12.2011 01.12.2011 03.12.2011 07.12.2011 10. – 11.12.2011 13. + 14.12.2011 13.12.2011 16.12.2011 17.12.2011 20.12.2011 26.12.2011 31.12.2011 31.12.2011 Kartbahn Westfalenhallen 7. Kinderlachen – Gala K.I.Z DORTMUNDER ANTIK- UND SAMMLERMARKT Holiday on Ice Prinzessin Lillifee Suberg`s ü30 Party Martin Rütter APASSIONATA AIDA Night Of The Proms Eckart von Hirschhausen BROILERS Mario Barth SCHILLER Onlineprinters Cup neues LIEBESPERLEN TURKA - Die Silvesterparty 06. – 08.01.2012 ADAC - Supercross Nutzen auch Sie die Möglichkeit, als Erster über neue Veranstaltungen in den Westfalenhallen informiert zu sein und bestellen den kostenlosen e-mail-Newsletter: www.newsletter.westfalenhallen.de. TICKETING WESTFALENHALLEN · Telefon 01805 16 05 16 (14 ct/Minute, Mobilfunkpreise max. 42 ct/Minute) · www.westfalenhallen.de Besuchen Sie uns auch auf facebook. www Änderungen vorbehalten 14.11 – 29.12.2011 26.11.2011 26.11.2011 26. + 27.11.2011 Von Karsten Mark Mit herausragender Dekadenz und Exzentrik hat sich gleich eine ganze Reihe altrömischer Kaiser ihren Platz in der Weltgeschichte gesichert. Marcus Aurelius Antoninus, der später den Beinamen „Elagabal“ bekam, aber sticht selbst aus diesem illustren Kreis noch hervor. In knapp vier Jahren Regierungszeit (218-222) ließ er es – bis zu seiner Ermordung – ordentlich krachen. Geprotzt wurde an seinem Hofe „Schöne klare und wendige bis an die Schmerzgrenze; AusschweiTimbres vor einem duftig fungen und Orgien waren an der Tagesleichten Orchesterklang“ ordnung. Kein Wunder also, dass es den venezianischen Komponisten Francesco Cavalli reizte, diesem schillernden Eliogabal eine Oper zu widmen. Indes hatte Cavalli im Karneval 1668 die Rechnung ohne den gewandelten Zeitgeist seiner Landsleute gemacht: Denen war der Stoff einerseits zu brisant, Cavallis Musik andererseits zu altmodisch. „L‘Eliogabalo“ fiel beim Publikum durch und wurde schon nach wenigen Tagen durch eine gleichnamige und gefälligere Oper eines Konkurrenten ersetzt. Cavallis Partitur landete für mehr als 300 Jahre in der Schublade, bis 2004 der belgische Barock-Spezialist René Jacobs sie wieder auf die Bühne brachte. Es folgten einige weitere Produktionen in Europa. In Deutschland ist Cavallis „L‘Eliogabalo“ nun erstmals in Dortmund auf der Bühne zu erleben. Regisseurin Katharina Thoma, die der neue Opern-Intendant Jens-Daniel Herzog für zwei Jahre an sein Haus gebunden hat, gibt mit ihrer Inszenierung einen starken Einstand. „Elio Gabalo“ wird darin zu einer Luxusmarke, der Kaiser, der als Hohepriester eines orientalischen Sonnenkultes für seine auffälligen Gewänder bekannt war, ist ein ebenso reicher wie exzentrischer Modezar, der in seiner Welt das alleinige Sagen hat. Nicht nur die Inszenierung, die durch Witz, Originalität und eine solide Personenführung überzeugt, holt den barocken Dreiakter aus der Spezialistenecke, sondern auch die Tatsache, dass die Produktion ohne viele Gäste auskommt. Solche Experten für Alte Musik sind Fausto Nardi am Dirigentenpult, der Cembalist Andreas Küppers und Johannes Vogt, der in der kleinen Orchesterbesetzung die Theorbe, eine barocke Laute, spielt. Auf der Bühne beweist unterdessen das neue Solistenensemble (nebst dem altbewährten Allround-Tenor Hannes Koch), wie gut es ohne Extra-Verstärkung mit dem Barock-Genre zurechtkommt. Zentraler Auslöser der mehr amourösen als politischen Verwicklungen ist Christoph Strehl als Eliogabalo, ein notorischer Schürzenjäger, der sich zur Abwechslung – wie das historische Vorbild – auch gern mit knackigen Jünglingen umgibt. Schöne klare und wendige Timbres vor einem duftig leichten Orchesterklang machen den musikalischen Spaß an dieser Produktion aus. Cavalli komponierte beinahe übergangslos zwischen Rezitativen und Arien. Seinen Zeitgenossen gefiel dieser Stil irgendwann nicht mehr, weil er als altmodisch galt. Für heutige Ohren Karsten Mark ist freier klingt dieser sprachnahe Gestus dagegen eher unverJournalist und lebt im Ruhrgebiet. Kultur und krampfter und natürlicher als die endlos redundanten besonders das MuArien vieler Nachfolger Cavallis. Auch deshalb taugt siktheater gehören zu seinen Schwerpunkten. „L‘Eliogabalo“ nicht nur für eingefleischte Barock-Fans. „L’Eliogabalo“ I Fr 4.11., 19.30 Uhr Opernhaus Dortmund I 0231 502 72 22 20 Theater Aktuell Michael Cooney Das Sozialamt hat dich lieb Boulevardkomödie Premiere am Sa, 12.11.11, 20.00 Uhr .J %P 4B 'S %J .P 6IS 6IS 6IS 6IS 6IS 6IS 4P .P %J 4B 4P %J 6IS 6IS 6IS 6IS 6IS 6IS www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 Spielzeit 2011/12 – lieben! %BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT www STÜCK DES JAH RES 2011 Opernzeit „Hoffmanns Erzählungen“, Foto: Thilo Beu Erzählen, um zu überleben Hoffmanns Erzählungen von J. Offenbach am Aalto-Theater Essen Ein großer romantischer Dichter mit seinen Fantasie- und Nachtstücken steht im Mittelpunkt dieser letzten, unvollendet gebliebenen Oper Jacques Offenbachs: E.T.A. Hoffmann. Der Komponist und sein Librettist Jules Barbier erfinden eine Geschichte rund um diese illustre Künstlerfigur, die die Gratwanderung zwischen Genialität und Scheitern drastisch vor Augen führt. T H EAT E R I M PROGR AMM 11–011 Hoffmanns Beziehung mit der Sängerin Stella ist am Ende. Er betrinkt sich und erzählt seinen Saufkumpanen von drei Liebensabenteuern, die allesamt in der Katastrophe enden. Drei Erzählungen folgen aufeinander, die nicht an etwas erinnern, was tatsächlich geschehen ist, sondern Projektionen der dichterischen Phantasie sind, in denen er das Scheitern seiner Beziehung verarbeitet. Er sieht drei Frauentypen in Stella: die seelenlose Olympia, die Künstlerin Antonia und die Kurtisane Giuletta. Hoffmanns Erzählungen über diese drei Frauen weichen atmosphärisch und stilistisch stark voneinander ab. Der Gesellschaftssatire im operettenhaften Olympia-Akt folgt die Musiksprache der großen romantischen Oper des Antonia-Aktes, an den sich das frivole Abenteuer mit Giuletta, ganz im Stile des Grand-Guignol, anschließt. In jedem der drei Akte verliebt sich Hoffmann, in jedem der drei Akte scheitert er an seinem Rivalen Lindorf, der in unterschiedlichen Gestalten erscheint, ihm die Geliebte entreißt und sie in zwei der Erzählungen sogar tötet: Olympia ist ein Automat, der am Ende außer Kontrolle gerät und zerbricht, die lungenkranke Sängerin Antonia verführt sein Widersacher zum todbringenden Gesang. Nur Giuletta, die Kurtisane, überlebt und verlacht Hoffmann, nachdem er im Eifersuchtswahn einen Wehrlosen ermordet und sein eigenes Spiegelbild verloren hat. Nach Offenbachs ursprünglichen Plänen sollten die vier Sopranpartien von einer Sängerin gesungen werden, was dramaturgisch konsequent ist, aber wegen der unterschiedlichen Stimmfächer enorme Anforderungen an die Sängerin stellt und heute, je nach Besetzungsvermögen eines Theaters, unterschiedlich gelöst wird. Auch die Frage der Fassung stellt sich mit jeder Inszenierung neu, da Offenbach vor Vollendung der Oper im Oktober 1880 starb und eine verwirrende Fülle von Skizzenmaterial hinterlassen hat. www Alle drei Erzählungen enden mit einem verzweifelten, verlachten und vorgeführten Hoffmann. Sie beschreiben, wie er sich selbst im Verhältnis zur Gesellschaft sieht: Er ist ein Außenseiter. Seine eigene zerrissene Gefühlswelt und sein zerrüttetes Verhältnis zu Stella hat er in seinen Geschichten chiffriert und transformiert. Erzählendes Ich und erzähltes Ich gehen ineinander über und bespiegeln sich gegenseitig, die Realität geht in die Fiktion über, und die Fiktion wirkt in die Realität hinein. Seine Sehnsucht nach Liebe bleibt unerfüllt. Die musikalisch ergreifende Verklärung, die die Muse am Ende der Erzählungen zu initiieren weiß, kann nicht über das Scheitern Hoffmanns hinwegtäuschen. Er ist ein Opfer seines Alkoholismus, und auch seine Saufkumpanen haben kein Mitleid mit ihm: Als Mensch bleibt er unverstanden und einsam. KERSTIN MARIA PÖHLER „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach Aalto-Theater Essen 1./4./6./10./13./17./19./27./30.11./26.12. 22 THEATER FLETCH BIZZEL Mi. 02.11. Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW € 15,-/10,- „Geschichten in 1001 Genre“ Fr. Sa. 04.11. 05.11. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL Mi. 09.11. AYDIN ISIS „Monsieur Ibrahim und die Blumen...“ 11.11. 12.11. € 15,-/10,- € 15,-/13,- „ZGbF - Zu Gast bei Freunden“ Fr. Sa. Nov. 11 UTA ROTERMUND € 19,-/14,- „Golden Girl! Best of all!“ Sa. 12.11. - So.20.11.2011. Fr. 18.11. Mi. 23.11. LESART. FESTIVAL DORTMUND UTA ROTERMUND € 19,-/14,- „Können Männer denken?“ UTA ROTERMUND € 19,-/14,- „Mittwochs mit Schmackes“ Sa. 26.11. BJÖRN JUNG „War das jetzt schon Sex? oder Mann in Not“ Di. bis Fr. € 15,-/10,- 29.11. EMSCHERBLUT 02.12. „Alle Jahre wieder“ Weihnachts-Special-Impro-Show € 15,-/10,- Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr KINDER MUSIK & THEATER Di. 8. - CLOWN UGOLINO · Do. 10. - I-PUNKT Do. 17. - RALF BORNOW SKI · Do. 24. - SABINE KRETER-NEUHAUS · Di. 29. - LILA LINDWURM · jew. 10 Uhr THEATER TURBINE „Weihnachtspost für Wollebär“ So. 20.11. -11 Uhr · Mi. 23.11. -10 Uhr · So. 27.11 -11 Uhr · Mi. 30.11. -10 Uhr www Komikzentrum Ruhr Erhält den „Ehren-Tegtmeier“ in Form einer Bronzekappe: Urban Priol, Foto: Göttemann Bronzekappe für Busse und Priol Sechs Senkrechtstarter wollen „Tegtmeiers Erbe“ antreten Freitag, 04.11.2011 / 20 Uhr Freitag, 11.11.2011 / 20 Uhr Samstag, 26.11.2011 / 20 Uhr EIN SCHÖNER SCHLAWINER Komödie von Pierre Chesnot Samstag, 05.11.2011 / 20 Uhr Samstag, 19.11.2011 / 20 Uhr PLÖTZLICH UND UNERWARTET Kriminalstück von Francis Durbridge Samstag, 12.11.2011 / 19.30 Uhr Gastspiel im Alten Bahnhof Kettwig Zurück zum Happy End Komödie von Frank Pinkus Samstag, 12.11.2011 / 20 Uhr Freitag, 25.11.2011 / 20 Uhr JOB-SUEY ODER KEIN DINNER FÜR SÜNDER Komödie von Edward Taylor Freitag, 18.11.2011 / 20 Uhr GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT Schauspiel von Jean-Paul Sartre Premiere: Samstag, 19.11.2011 / 15.00 Uhr Samstag, 26.11.2011 / 15.00 Uhr Gute alte Zeit - Schöne neue Welt Theaterstück von Christina Jonke für Menschen ab 10 Jahren Aktuelle Eintrittspreise: Reihe 1 bis 4 Reihe 5 bis 7 Kinder bis 13 Jahre Silvesterpremiere 15,- € / erm. 13,- € 13,- € / erm. 11,- € 8,- € pro Platz 35,- € Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52 www.kleines-theater-essen.de · [email protected] Die spannendste Frage in diesem Monat lautet: Wer wird demnächst als „Tegtmeiers Erbe“ auftreten? Zum 8. Mal wird sowohl der Jury- als auch der Publikumspreis verliehen, der seit 1997 alle zwei Jahre ausgelobt wird und mit jeweils 4.000 Euro dotiert ist. – Für die Stadt Herne, die Jürgen von Manger zu seiner Wahlheimat auserkoren hat, ein Ereignis. Und obwohl der Kabarettist und Schauspieler bereits 1994 gestorben ist, kennt ihn immer noch jedes Kind in der Region. Unverwechselbar, wie er war, mit seinem Käppi, dem Schnäuzer und der hochgezogenen rechten Augenbraue gilt der 1923 in Koblenz geborene Erfinder der Kultfigur Adolf Tegtmeier als echtes Ruhrgebiets-Original. „Also ährlich – Tegtmeier sacht, wie‘t is“, so der Titel einer seiner zahllosen Sketche, in denen von Manger dem trockenen Witz des „kleinen Mannes“ ein Denkmal gesetzt hat, an dem keiner vorbeikommt. Unter 40 Kandidaten musste das Auswahlgremium sechs geeignete Kandidaten für den vier Tage andauernden Wettbewerb aussuchen. Anka Zink ist mal wieder die einzige Frau unter den vielversprechenden Größen der Kleinkunst, die im Fritz-Henßler-Haus (Dortmund) am 16.11., im Bahnhof Langendreer (Bochum) am 17.11., im Ebertbad (Oberhausen) am 18.11. und schließlich beim Finale am 19.11. im frisch renovierten Kulturzentrum Herne gegeneinander antreten, wobei die Veranstaltung weiterhin vom bewährten Team der Flottmann-Hallen organisiert wird. Neben Zink, der Grande Dame des Kabaretts, werden sich Senkrecht-Starter wie Sebastian Pufpaff, René Steinberg, Matthias Reuter, Gunzi Heil und David Werker ins Zeug legen, um sowohl das Publikum als auch eine Jury von ihren komödiantischen Qualitäten zu überzeugen. Und ja, Sebastian Pufpaff heißt wirklich so, genauer: Malte Sebastian Pufpaff, 1976 in Troisdorf geboren, hat vor seinem Sprung ins Humor-Gewerbe Soziologie, Politik- und Rechtswissenschaften studiert, war Produktmoderator beim RTL-Shop, hat seinen Zivildienst in einer Schule für Körperbehinderte absolviert, war Kommunikationstrainer, Business-Actor (was auch immer das ist), Regisseur und Mitglied des 2008 gegründeten „Bundeskabarett“. Kurz: Der Mann kennt sich auf den diversen Bühnen des Lebens ziemlich gut aus. René Steinberg wiederum hat sich seine Sporen als Radiosatiriker beim WDR verdient: Seine Stimme kennt so mancher als „Sarko de Funes“ oder aus dem Wochenrückblick „Zugabe“. Jetzt wird sich zeigen, ob man auch sein Gesicht nicht vergisst. Um die vielfältigen Schrecken des Alltags dreht sich das Programm des Musikkabarettisten Matthias Reuter, der aus dem „oberhausigsten“ Teil des Ruhrgebiets kommt. Er weiß, wie es sich anhört, wenn einer ihn fragt: „Hassu ‚n Problem oder wat?“. Vielfalt als Programm hat sich Gunzi Heil aus Karlsruhe auf seine Fahne geschrieben. Der große Blonde ist Liedermacher und Puppenspieler, Satiriker und Musiker. Kurz: ein „Universal-Künstler“, der vor nichts zurückschreckt. Der Jüngste in der Riege heißt David Nikolas Werker, ist 1985 in Duisburg geboren und hat sich einige Jahre später als Siegener Berufsstudent durchs Leben geschlagen. Sein Programm heißt „Morgens 15.30 Uhr in Deutschland“ und handelt vom Alltag eines frustrierten bis amüsierten Studiosus. Der „Ehren-Tegtmeier“ in Form der 7,5 Kilogramm schweren TegtmeierBronzekappe geht an Urban Priol („Neues aus der Anstalt“), den „Jürgen von Manger-Preis für ein Lebenswerk“ erhält der unvergleichliche Jochen Busse. Beide werden Herne beim Finale mit ihrer Anwesenheit beglücken – und natürlich auch Ihre stets über Tage lebende www ANNE NÜME 24 Girardetstraße 2-38 45131 Essen www.ruebuehne.de 04.11. / FR / 20 Uhr Henning Schmidtke 10.11. / DO / 19.30 Uhr "Ist Europa noch zu retten?" 10.11. / DO / 20 Uhr Tom Gerhardt "Nackt & in Farbe" 11.11. / FR / 20 Uhr Rocky Votolato "True Devotion" 13.11. / SO / 19.30 Uhr Ars Vitalis "Wir machen Musik" 15.11. / DI / 19.30 Uhr Dirk Bernemann 16.11. / MI / 20 Uhr Mutter "Mein kleiner Krieg" 17.11. / DO / 20 Uhr Tegtmeiers Erben 2011 18.11. / FR / 20.30 Uhr D.R.I. "Dirty Rotten Imbeciles" 19.11. / SA / 20.30 Uhr Talco "La Cretina Commedia" 23.11. / MI / 20 Uhr Stoppok "Solo" 24.11. / DO / 20 Uhr Lars Reichow "Goldfinger" 25.11. / FR / 20 Uhr TV Noir Konzert 27.11. / SO / 20 Uhr Ton Steine Scherben Family 28. & 29.11. / MO & DI / 10 & 15 Uhr "Die Brüder Löwenherz" 25. November: „Comedy in Hülle und Fülle!“ mit Daphne Deluxe 26. /27. November: „Freundinnen“ Schauspiel mit Theater Boheme 2.+ 3. Dezember: Regietheaterfestival Das Finale ! www.versionale.de VORVERKAUF: Café Cult im Girardet Haus Telefon 0201-384 67 66 [email protected] Vorverkauf im Endstation.Kino Café tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr rt: e i t n e s prä Highlights November Sa. 29.10. und 1 1 Cabaret Queue Ape & Feuerstein Mo 31. 10. 2 Cabaret Queue Che´Coolala-Party 2 So. 06.11. 4 Cabaret Queue 5 Cabaret Queue Fr. 11.11. 3 Fr. 18.11. Sa. 19.11. So. 20.11. Di. 22.11. Fr. 02. 12. – Mi. 14. 12. 5 Simone Fleck Peter Vollmer Cabaret Queue Margie Kinsky Blind Cabaret Queue Rohrmeisterei Schwerte „Dat Rosi räumt auf“ „Frauen verblühen – Männer verduften“ „Römisches Herz und kölsches Blut“ „Mach blau Tour 2011/12“ Lioba Albus „Single bells“ jeden Dienstag CabaretQueue Tango Salon mit DJ Topolino jeden Mittwoch CabaretQueue Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler jeden Donnerstag CabaretQueue Thirty Wonderland die Ü-30-Party Cabaret Queue 25 7 WDR2-Parodist „Steinberg dreht auf“ Date Basta 6 „Mach mir den Prinz“ René Steinberg Cabaret Queue 19.00 Uhr! 4 Sabine Wiegand Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 www Es lebe der König So. 30.10. Fr. 04. 11. 3 Cabaret Queue Sa. 05.11. und www.CabaretQueue.de 6 8 7 8 9 9 10 10 Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region = Premiere = trailer Empfehlung STADTTHEATER SCHLOSSTHEATER MOERS 02841 20 17 31 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Der Geizige Do. 03.11. 19.30, Sa. 19.11. 19.30 Hin & Weg – Die Kunst des Abgangs Fr. 04.11. 18.00, So. 06.11. 18.00, So. 13.11. 18.00, Do. 17.11. 19.30, Fr. 18.11. 19.30 Der Zauberberg Sa. 05.11. 19.30, Mi. 16.11. 19.30, So. 27.11. 18.00 Die Seiltänzerin Do. 10.11. 10.00, Sa. 12.11. 15.00, Mi. 16.11. 14.30 Nach Strich und Faden Do. 24.11. 19.30 Merlin Fr. 04.11. 19.30, So. 06.11. 18.00 Im weißen Rössl Sa. 12.11. 19.30, Fr. 18.11. 19.30, Sa. 19.11. 19.30, Do. 24.11. 19.30, Fr. 25.11. 19.30, So. 27.11. 15.00 Klaus Hoffmann Sa. 26.11. 20.00 Was ihr wollt Sa. 05.11. 19.30, Fr. 11.11. 19.30, Mi. 16.11. 19.30, Di. 22.11. 19.30 + Die Dreigroschenoper So. 06.11. 19.00, So. 13.11. 17.00 Die kleine Hexe Do. 17.11. 17.00, So. 20.11. 16.00, Mo. 21.11. 10.00, So. 27.11. 12.00 u. 17.00, Mo. 28.11. 10.00, Di. 29.11. 10.00 Woyzeck Sa. 19.11. 19.30 Amerika Mi. 23.11. 19.30 Drei Schwestern Do. 24.11. 19.00 Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui Fr. 25.11. 19.30 Faust Sa. 26.11. 19.30 The Great Gatsby Di. 29.11. 20.00 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Gespenster oder die Wiedergänger Mi. 02.11. 19.30 Nora oder ein Puppenheim Do. 03.11. 19.30, So. 13.11. 18.00 Embedded I ein Jahr Afghanistan Fr. 04.11. 19.30 Woyzeck Sa. 05.11. 19.30, Fr. 11.11. 19.30, Die 39 Stufen Sa.12.11. 19.30, So. 20.11. 18.00 Waisen Fr. 18.11. 19.30 Bluthochzeit Sa. 19.11. 19.30 Winkelmanns Reise ins U Sa. 26.11. 19.30 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Hotel Paradiso So. 06.11. 19.30 Pounding Nails in the Floor with my Forehead Mi. 09.11. 20.00 Salzwasser Mi. 16.11. 20.00 Ein neues Stück Do. 24.11. 20.00, Fr. 25.11. 20.00 Der Weihnachtstannenmantelbaum Sa. 26.11. 15.00 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren So. 27.11. 15.00 Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Di. 29.11. 18.00, Mi. 30.11. 11.00 Solange die Musik in uns spielt Mi. 30.11. 20.00 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 Johnny Hübner greift ein Di. 01.11 15:00, Sa. 12.11. 15.00, Mi 16.11. 10.30 + Coriolanus Di. 01.11 19:00 Die Grönholm-Methode Do. 03.11. 19.30 Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner So. 06.11. 19.00, Mi. 09. 11. 19.30, Die kleine Meerjungfrau Fr. 11.11. 10.30 & 15.00, So. 13.11. 17.00, Mo. 14.11. 10.30, So. 27.11. 17.00, Mo. 28.11. 10.30 Das Bergwerk Sa. 12.11. 19.30 Ulrike Maria Stuart Fr. 18.11. 19.30, Sa. 26.11. 19.30 Buddenbrooks Sa. 19.11. 19.30 Prinz Friedrich von Homburg Mo. 21.11 19.30 Jede Menge Kohle Fr. 25.11. 19.30 THEATER AN DER RUHR MÜHLHEIM 0208 96 09 60 Es brennt Di. 08.11. 19.30, Sa. 12.11. 19.30, Mo. 28.11. 18.00 + Kaos Mi 16.11. 19.30, Sa. 26.11. 19.30 Nase Sa. 19.11. 16.00, Sa. 26.11. 16.00 Schneewittchen So. 20.11. 16.00 u. 17.30 Verbrechen Mi. 23.11. 19.30, Do. 24.11. 19.30 Was ihr wollt So. 27.11. 19.30 Iphigenie auf Tauris Di. 29.11. 18.00, Mi. 30.11. 18.00 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Nora oder Ein Puppenhaus Fr. 04.11. 19.30 Die Geister von Amna Fr. 04.11. 19.30, Mi 16.11. 19.30 Drei Schwestern Sa. 05.11. 19.30 + Emilia Galotti So. 06.11. 18.00 Der kleine Wassermann So. 06.11. 15.00, Mo. 07.11. 10.00 Angst und Abscheu in der BRD Do. 10.11. 19.30, Di. 22.11. 19.30, Mi. 30.11. 19.30 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Fr. 11.11. 19.30, So. 20.11. 18.00 Iphigenie auf Tauris So. 13.11. 18.00 Traumnovelle Di. 15.11. 19.30 Winterreise Fr. 18.11. 19.30, Sa. 19.11. 19.30 Fahrenheit 451 Sa. 19.11. 19.30 Beute So. 20.11. 18.00 Cyrano Fr. 25.11. 11.00 u. 19.30 MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 Hoffmanns Erzählungen Di. 01.11. 18.00, Fr. 04.11. 19.30, So. 06.11. 18.00, Do. 10.11. 19.30, So. 13.11. 16.30, Do. 17.11. 19.30, So. 27.11. 18.00, Mo. 28.11. 19.30 Madama Butterfly Sa. 05.11. 19.00, 11.11.11 – Mit lustigen Streichen in die fünfte Jahreszeit! Fr. 11.11. 19.00 Der Rosenkavalier Sa. 12.11. 19.00, Fr. 18.11. 19.00 Benefizgala Mo. 14.11. 19.30 Die Zeitmaschine Di. 15.11 09.30 & 11.30 Der fliegende Holländer So. 20.11. 18.00 Horch, was ist da drinnen los Mo. 21.11. 09.30 & 11.15, Di. 22.11. 09.30 u.11.15, Mi. 23.11. 09.30 & 11.15 Hercules Sa. 26.11. 19.00 VARIETÉ + BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42, Beginn 20.00 Sabine Wiegand Fr. 04.11. Simone Fleck Sa. 05.11., So. 06.11. René Steinberg Fr. 11.11. Peter Vollmer Fr. 18.11. Margie Kinsky Sa. 19.11. DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52, Beginn 20.00 Ein schöner Schlawiner Fr. 04.11. 20.00, Fr. 11.11. 20.00, Sa. 26.11. 20.00 Plötzlich und unerwartet Sa. 05.11. 20.00, Sa. 19.11. 20.00 Gastspiel alter Bahnhof Kettwig. Zurück zum Happy End Sa. 12.11. 19.30 Job-Suey – oder kein Dinner für Sünder Sa. 12.11. 20.00, Fr. 25.11. 20.00 Geschlossene Gesellschaft Fr. 18.11. 20.00 Gute alte Zeit – Schöne neue Welt Sa. 19.11. 15.00, Sa. 26.11. 15.00 GOP VARIETE ESSEN 0201 247 93 93 Short cuts Ab Do. 03.11. THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Die Hochzeitsreise Di. 01.11. – Sa. 19.11. jeweils 19.30; zusätzlich Sa. 05.11. 16.00, Sa. 12.11. 16.00, So. 13.11. 15.30, Mi. 16.11. 16.00, Sa. 19.11. 16.00, So. 20.11. 15.30 Beamte sind auch nur Menschen So. 20.11 19.00 Suche impotenten Mann fürs Leben Mo. 21.11. – Fr. 25.11. jeweils 19.30 Haus, Frauen, Sex Mo. 28.11. – Mi 30.11., jeweils 19.30 www VARIETÉ ET CETERA 0234 130 03 Die BOscar-Verleihung Ab Fr. 04.11. FREIE SZENE BAHNHOF LANGENDREER BOCHUM 0234 687 16 10 Tom Gerhardt – „Nackt & in Farbe“ Do.10.11. Die Brüder Löwenherz Mo. 28.11. 10.00 & 15.00, Di. 29.11. 10.00 & 15.00 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Salto und Mortale So. 06.11. 15.00, Di. 08.11. 10.30, Mi. 09.11. 10.30 Zaubernacht So. 13.11. 15.00 Gegen den Fortschritt Di. 15.11. 10.30, Mi. 16.11. 10.30 & 19.00 Adler an Falke Sa. 19.11. 15.00, So. 20.11. 15.00, Mo. 21.11 11.00, Mi. 23.11. 11.00 Meins! So. 27.11. 16.00, Mo. 28.11. 11.00, Di. 29.11. 11.00 26 36 + = trailer Theaterkritik EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 , Beginn 20.00 Andrea Badey Fr. 04.11. Rene Steinberg Di. 08.11. Kai Magnus Sting Do 10.11. Volker Pispers Mo 14.11. Horst Evers So. 20.11. Frank Goosen Di. 29.11. FLOTTMANN-HALLEN HERNE 02323 16 29 53 Thomas Reis Mi. 09.11. 20.00 King Kongo – Eine bitterböse postkoloniale Revue Fr. 11.11. 20.00, Sa. 12.11. 20.00 Kanalhelden Di. 15.11. 10.00 u. 12.00, Mi. 16.11. 10.00 u. 12.00 Superhero Do. 24.11. 19.00, Sa. 26.11. 19:00 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Die Impro-Show - mit Emscherblut: „Geschichten in 1001 Genre“ Mi. 02.11. 20.30 Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran Fr. 04.11. 20.30, Sa. 05.11. 20.30 Golden Girl ! Best of all ! Fr. 11.11. 20.30, Sa. 12.11. 20.30 Können Männer denken? Fr. 18.11. 20.30 Björn Jung Sa. 26.11. 20.30 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 HerzFraß Hirn Fr. 04.11. 20.00, Sa. 05.11. 20.00 History of Darkness Sa.12.11. 19.30 FischBar Do. 17.11. 20.00 Mr. Pilks Irrenhaus Sa. 19.11. 20.00 So. 20.11. 19.00 Verehrt und Angespien! Do. 24.11. 20.00 Papusha Fr. 25.11. 20.00, Sa. 26.11. 20.00 THEATER ROTTSTR5 BOCHUM 0163 761 50 71 Die versunkene Welt 03.11. 19.30 Lieblingsmenschen 4.11. 19.30 Zoo Story 6.11. 19.30 Die Rückkehr 10.11. 19.30 Fräulein Julie 11.11. 19.30 Nibelungen #9: Ute, die Gute 12.11. 19.30, 25.11. 19.30 Macbeth Nachtmahr 17.11. 19.30 Nibelungen #7: Hagens Klage, danach Nibelungen #8: Loges Plan 18.11. 19.30 Der Großinquisator 20.11. 19.30 Geschlossene Gesellschaft 24.11. 19.30 Nibelungen #10: Volkers Lied 26.11. 19.30 Ronja Räubertochter 27.11. 16.00 Jungfrau – Fast Forward 30.11. 19.30 Sparkasse Dortmund präsentiert: www Vvk-Start: Sa. 15. Oktober Zeche Zollern II/IV 44388 Dortmund Eintritt: € 32,00 Ermässigt: € 20,90 alle preise inkl. vvk bei bedarf zzgl. versandkosten Vorverkauf: KulturInfoShop | TanteAmanda Leserläden der WAZ Mediengruppe & Leserservice Weitere Infos: Theater Fletch Bizzel Werktags 1500 - 1800 Tel: 02 31 - 14 25 25 Online-Verkauf & alle Infos 5. Januar - 21. Februar www.geierabend.de Effizienz zahlt sich aus! Jetzt auf eine neue C-Klasse umsteigen und 3.000 Euro Eintauschprämie¹ sichern. . Sparsame Kraft: neueste Benzinmotoren-Generation mit Direkteinspritzung und serienmäßiger ECO StartStopp-Funktion . Individuell: Das AGILITY CONTROL-Fahrwerk passt sich der Straßenlage an . Inklusive einer monatlichen Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung für 19 Euro. Ein Privat-Leasing plus Beispiel der Mercedes-Benz Leasing GmbH² für eine C 180 BlueEFFICIENCY Limousine³ www 399 € plus Anzahlung Fahrzeug-Werke Lueg Fahrzeug-Werke AG, -, www.lueg.de, [email protected] LUEGE-Mail: AG • Autorisierter Mercedes-Benz Verkauf und Service 14 Center im Ruhrgebiet • Kostenloses Info-Telefon: 0800/82 82 82 3 • www.lueg.de ¹Angebot gültig vom 1.9.–31.12.11 f. Neufahrzeuge der C-Kl., Eintauschprämie gemäß Richtlinien d. Mercedes-Benz Gebrauchtwagen-Inzahlungnahme. Weiterführende Informationen erhalten Sie bei uns. ²Kaufpreis ab Werk 32.695,25 €, Leasing-Sonderzahlung 6.698,51 €, Laufzeit 36 Monate, Gesamtlaufleistung 45.000 km, mtl. Rate Leasing 380 €, mtl. Rate Haftpflicht und Vollkasko 19 €, mtl. Gesamtrate Privat-Leasing plus 399 €. Versicherer: HDI Direkt Versicherung AG, vermittelt durch d. Mercedes-Benz Bank AG. Vergünstigte Versicherungsprämie v. 19 € nur gültig am 24.9. f. ausgewiesene Aktionsfahrzeuge. ³Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 9,6–9,3/5,9–5,2/7,3–6,7 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 169–157 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Abb. enthält Sonderausstattungen. www.trailer-ruhr.de www.facebook.com/trailerruhr www HALT AUF FREIER STRECKE EIN FILM VON ANDREAS DRESEN www.halt-auf-freier-strecke.pandorafilm.de ab 17.11. im Kino DIE MEISTERWERKE MENSCHHEIT... IN 3D VERLORENEN EIN AUSSERGEWÖHNLICHES DER ERLEBNIS. 3D FANS, HERZOG-ANHÄNGER, HÖHLENFORSCHER BRINGT ER ZUM SCHWÄRMEN. DIE ZEIT ER DIESEN FILM MÜSSEN SIE SEHEN. ENTFÜHRT AN EINEN ORT, DEN MAN NICHT MEHR SO SCHNELL VERGESSEN WIRD. CHICAGO TRIBUNE www EIN FILM VON WERNER AB 3. NOVEMBER HERZOG IM KINO WWW.HOEHLEDERVERGESSENENTRAEUME.DE Film-ABC Vorspann Mutter Hannah und Tochter Violetta haben ein schwieriges Verhältnis. Kritik: „I‘m not ...“, S. 42 KULTUR.KINO.RUHR. November 2011 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 27.10. 3.11. 10.11. 17.11. 45 DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI 43 ANONYMOUS X 39 ANOTHER EARTH X 46 ARTHUR WEIHNACHTSMANN 40 AUSHILFSGANGSTER 38 CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE X 36 EINE DUNKLE BEGIERDE X 39 DER FALL CHODORKOWSKI 32 THE FUTURE 36 HALT AUF FREIER STRECKE 40 EINE GANZ HEISSE NUMMER 35 DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME 34 HOTEL LUX X 42 I’M NOT A F*** PRINCESS X 40 KILLER ELITE X 40 KRIEG DER GÖTTER 3D 42 MAMA AFRICA 40 MEIN FREUND, DER DELFIN 36 NUR FÜR PERSONAL! 39 OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW 40 PARANORMAL ACTIVITY 3 40 PHOENIX IN DER ASCHE 36 POLIEZEI 40 REAL STEEL 46 STRAW DOGS 46 THE THING 46 TOM SAWYER 46 IM WELTRAUM GIBT ES KEINE GEFÜHLE 46 WORKING MUM 45 ZWEI AN EINEM TAG 45 DER LETZTE ANGESTELLTE X X X X X X X X 11.11. X 15.12. X Hofft auf legendäre Filmmomente: Lisa Mertens Der unsterbliche Film Im November feiert das Medium Film sich selbst Nur noch wenig erinnert in Hagen an die große Zwiebackmarke Brandt. Wer am Hagener Hauptbahnhof ankommt, sieht als Relikt das zum Kult gewordene Brandt-Kind im Andy Warhol-Style. In Haspe duftet es schon lange nicht mehr so intensiv nach frischem Zwieback, und auch die Basketballmannschaft „Brandt Hagen“, einstmals fester Bestandteil der Ersten Bundesliga, existiert nicht mehr. Dagegen stieg eine andere Mannschaft aus der Versenkung auf: „Phoenix Hagen“. Den verhinderten Höhenflug der Mannschaft dokumentierte Jens Pfeifer mit seinem Film „Phoenix in der Asche“, der diesen Monat in ausgesuchten Kinos läuft. Der mythische Phoenix, der aus seiner eigenen Asche wieder neu entsteht, ist Symbol für Auferstehung und Unsterblichkeit. Für die Unsterblichkeit brannte Herostratos den Tempel der Artemis ab, schrieb William Shakespeare Sonette. Unsterblich machten sich Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in „Casablanca“ oder Henry Fonda und Charles Bronson in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die einen forcieren die Unsterblichkeit ihres Namens, die anderen verdienen sie durch unvergessliche Momente. Wie kaum ein anderes Medium vermag der Film, solche Momente hervorzubringen und Schauspieler, Charaktere, Regisseure sowie sich selbst, um es pathetisch auszudrücken, zu Legenden werden zu lassen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Filmkunst mitunter große Veranstaltungen gewidmet werden: von A-Festivals bis hin zu kleinen SpartenFestivals. In diesem Monat kommen in der Region gleich drei Sparten zum Ausdruck. Feierte im Oktober der Trash seine Existenz auf dem Festival des psychotronischen Films, gibt es vom 7. bis zum 13. November ernsthafteren Stoff. Stoffe, das ist das Thema der diesjährigen Duisburger Filmwoche, die erneut mit einer ausgewogenen Auswahl an Dokumentarfilmen aufwartet. Innerhalb einer Woche wird der Zuschauer nach Hiroshima, Senegal und Oberammergau geführt, sieht er Musiker, Kühe und Propheten, wird aber auch mit Ungerechtigkeit und Zerstörung konfrontiert. Die Beiträge der Duisburger Filmwoche halten auf konzentrierte Weise unterschiedlichste Aspekte des Lebens fest. Vom 10. bis zum 13. November folgt die Lünener Härte. Das 22. Festival für den deutschen Film zeigt sich erneut sehr humanistisch. Menschen mit äußeren und inneren Konflikten, mit Wünschen und Verwünschungen stehen im Mittelpunkt. Wie auch der Festivalbesucher, der in die Vergabe der Preise involviert wird. Schauspieler und Regisseure werden über den roten Teppich laufen, zu Gesprächen einladen und Lünen vom Rand ins Zentrum verschieben, zumindest was den Deutschen Film betrifft. Zum Ende des Monats werden in Bochum auf dem Filmfestival des Ruhrgebiets „Blicke“ auf verschiedene künstlerische Filmformate geworfen. Von Super-8 über experimentelle Kurzfilme bis hin zu Langfilmen, über und aus dem Ruhrgebiet und weiter über den großen Teich: Vom 24. bis zum 27. stellt sich das Medium Film breit gefächert dar. Aber auch demjenigen, der nicht die Festivals besucht, seien unvergessliche Kinomomente versprochen. Wer am Sonntag, den 20.11. Lust verspürt, beginnt um 10 Uhr den „Twilight“-Marathon. Oder aber, ganz im Gegensatz, man schaut sich Dresens neues schonungsloses Drama „Halt auf freier Strecke“ an. Auch wenn nicht jeder Film das Zeug zu einer Legende hat und in die Unsterblichkeit erhoben wird, bescheren auch sterbliche Filme immer wieder wertvolle Stunden. www X X X X X 1.12. X X 24.11. X X X Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung LISA MERTENS Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / news Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet 31 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film des Monats Sitzen fest: Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater) auf ihrem Sofa Stopptanz „The Future“ von Miranda July Ein Paar Mitte 30 sucht eine Aufgabe im Leben, will Verantwortung zeigen. Es entscheidet sich, eine Katze zu adoptieren, muss aber noch 30 Tage warten. Was sollen die beiden nun mit den letzten Tagen ihrer Freiheit machen? C Surreale Spekulation über Lebensziele Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater), beide Mitte 30, leben ohne großes Spektakel ihr Leben: Sie gibt Kindern Tanzunterricht, er hilft vom heimischen Sofa aus per Headset Usern bei Computerproblemen. Alles scheint soweit OK, aber irgendwas fehlt. Die beiden würden ihrem Leben gerne einen neuen Sinn geben und Verantwortung übernehmen. Also wagen sie den Schritt, und … adoptieren eine Katze. Doch „Pfötchen“ muss noch 30 Tage im Tierheim bleiben, bevor sie sie abholen können. Ihnen bleibt also noch ein Monat der ihnen so vertrauten Verantwortungslosigkeit. Beide kündigen ihre Jobs und suchen die Erfüllung. Jason versucht, Bäume für eine bessere Zukunft an die Leute zu bringen, bleibt aber bei einem schlüpfrigen Alten und seinen verschrobenen Weisheiten hängen. Derweil scheitert Sophie an ihrer Idee eines täglichen Tanzvideos für YouTube. Sie kappt daraufhin für die nächsten 30 Tage die Internetverbindung und droht sich in einer Romanze mit einem älteren Herrn zu verlieren. Als die Beziehung der beiden auf der Kippe steht, und sie sich einer Entscheidung von großer Tragweite gegenübersehen, hält Jason in purer Verzweiflung kurzentschlossen die Zeit an. Das Mögliche und das Tatsächliche „I have seen the Future“ – mit diesem Satz war das Ticket bedruckt, das man auf dem Sundance Filmfestival nach dem Besuch der Weltpremiere von Miranda Julys neuem Film „The Future“ erhalten hat. „It's useless, but so many things you want are“, kommentiert die Künstlerin das Ticket auf ihrer Webseite. Miranda July, Künstlerin, Schriftstellerin und Regisseurin, interessiert sich sehr für scheinbar unnütze Dinge – und trotzt ihnen einen Sinn ab. Und sie interessiert sich sehr für unsichtbare Dinge – und macht sie sichtbar. „Das Gefühl ist das Wichtigste“ sagte sie nach der Europapremiere von „The Future“ auf der Berlinale. Ihre Erforschung des Gefühls, der Emotionen führt oft in surreale Gefilde. In „Haysha Royko“ (2003), einem ihrer Kurzfilme, sieht man drei Menschen in einer Wartehalle auf einer Bank. Über ihnen wabern sich ständig verformende Flächen. Man kann sie als Aufmerksamkeitsfelder der Figuren, oder abstrakter – als Energiefelder interpretieren. Die Visualisierung oder Verbalisierung zwischenmenschlicher Phänomene ist Julys Spezialität. Oft sind sie spielerisch als Frage oder Aufforderung formuliert, wie in „Learning to love you more“, einer sozialen Skulptur im Internet. Hier hat sie 70 Aufgaben verfasst, die die Besucher der Webseite erfüllen und ihre Ergebnisse dann posten sollen – als Text, Bild, Video oder Podcast. Die erste Anweisung lautet: „Make a www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino child's outfit in an adult size“. Eine solch groteske Sentimentalität entspringt nur scheinbar naiver Kindlichkeit. July will Gefühle evozieren, und das gelingt mit ihrer Kunst. Viele von solchen sentimentalen und melancholischen Spielen baut sie in ihre Filme ein: Sich in fremde Leben hineinfantasieren ist ein wiederkehrendes Moment. Der Angriff auf die Diktatur der Zeit ein weiteres. In ihrem Debüt „Ich und du und alle die wir kennen“ von 2005 wird ein kurzer Spaziergang zum Schnelldurchlauf des ganzen kommenden Lebens. In „The Future“ geht es zur Gänze um die Ängste ihrer Generation vor Bindung und Festlegung und die daraus resultierende Erstarrung: das Verharren im Möglichen, ohne im Tatsächlichen anzukommen. Julys Kunst spielt ständig zwischen diesen beiden Polen – dem Möglichen und dem Tatsächlichen. Die Dramaturgie ihrer Filme schwankt dazwischen hin und her und hebelt herkömmliches Storytelling aus. Auch macht sie immer wieder kleine Ausfallschritte und baut mit Gedankenspielen, Assoziationen und Performanceeinlagen tragikomische und anrührende Kunst-Griffe in die Filme ein. www Kurzweiliger Stillstand Das hat auch bei „The Future“ wieder eine Filmstruktur zur Folge, die ähnliche Reaktionen wie die zu „Beginners“ von Mike Mills („Thumbsucker“), Julys Ehemann, provozieren könnte. „Filme sollten auf Drehbüchern und nicht auf Skizzenbüchern basieren“, hatte ein amerikanischer Kollege über Mills zweiten Kinofilm gespöttelt. Damit meint er Mills Hang, die schwere Emotionalität seiner Figuren mit ironisch kommentierten Collagen abzufangen. Mit seinem zärtlichen Tonfall, orientierungslosen Thirtysomethings, die immer noch den Weg ins selbstbestimmte Leben suchen, und sprechenden Tieren gibt es erstaunlich viele Parallelen zwischen den beiden jeweils zweiten Filmen des Ehepaars – „Beginners“ und „The Future“. Mills wie July nehmen sich die Freiheit, innerhalb der Gattung Spielfilm mehr zu machen als Erzählkino. Sie brechen das dramaturgische Korsett einer klassischen Erzählung auf und ermöglichen damit überraschende Erfahrungen. Wenn man sich erst einmal diese Freiheit erlaubt, kann das ganz einfach sein. Wie stellt man wohl am besten dar, dass jemand in Angst um die falsche Entscheidung am liebsten die Zeit anhalten würde? Man lässt ihn eben die Zeit anhalten! Doch so kurzweilig wie Miranda July hält sonst niemand die Zeit an. CHRISTIAN MEYER THE FUTURE D/USA 2010 - Drama - Regie: Miranda July - Kamera: Nikolai von Graevenitz mit: Miranda July, Joe Putterlik, Isabella Acres - Verleih: Alamode Start: 27.10. BO: Endstation, DO: Roxy 32 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kritikerspiegel Ruhr November 2011 Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann Sebastian Ko Ingrid Bartsch R.-Ruediger Hamacher WAZ WDR 1 LIVE ARD film-Dienst Morgenmagazin Anonymous Submarine von von Herausragend R. Emmerich R. Ayoade Eine dunkle Begierde von D. Cronenberg Anonymous von R. Emmerich Bemerkenswert Submarine von R. Ayoade Fenster zum Sommer von H. Handloegten Cheyenne This Must Be the Place von P. Sorrentino Best of Comedy Nur für Personal! von P. Le Guay Best of Drama Halt auf freier Strecke von A. Dresen Another Earth von M. Cahill Cheyenne This Must Be the Place von P. Sorrentino Poliezei von Maïwenn Besondere Erwähnung Die Abenteuer von Tim & Struppi von S. Spielberg Underwater Love von S. Imaoka The Future von M. July I´m not a f**king Princess von E. Ionesco The Future von M. July Die Abenteuer Submarine von Tim & von Struppi R. Ayoade von S. Spielberg Sascha Westphal Marieke Steinhoff Christian Meyer Verena Lueken Michael Kohler Lars Olav Beier Katja Nicodemus Christina Nord Frank Brenner EPD-Film Schnitt choices Kultur.Kino.Köln FAZ Frankfurter Rundschau Spiegel Die Zeit taz trailer Kultur.Kino.Ruhr Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Halt auf freier Strecke von A. Dresen Eine dunkle Begierde von D. Cronenberg Poliezei von Maïwenn Halt auf The Future freier Strecke von von M. July A. Dresen Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Halt auf freier Strecke von A. Dresen Die Abenteuer The Future von Tim & von Struppi M. July von S. Spielberg Submarine von R. Ayoade Anonymous von R. Emmerich Der ganz normale Wahnsinn von D. McGrath Die Abenteuer von Tim & Struppi von S. Spielberg Die Abenteuer von Tim & Struppi von S. Spielberg The Future von M. July Poliezei von Maïwenn Killer Elite von G. McKendry Cheyenne This Must Be the Place von P. Sorrentino Submarine von R. Ayoade Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Fenster zum Sommer von H. Handloegten Cheyenne This Must Be the Place von P. Sorrentino Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Poliezei von Maïwenn Die Höhle d. vergessenen Träume von W. Herzog Halt auf freier Strecke von A. Dresen Fenster zum Sommer von H. Handloegten Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 31.10., 20 Uhr THE FOUR-FACED LIAR – LIEBE FINDET IHREN WEG, Cinemaxx Essen Vier Menschen, drei Beziehungen. Der L(esbische) Film im Cinemaxx 14.11., 19 Uhr TASTE THE WASTE, Cineworld Lünen Schonungslose Doku von Valentin Thurn 16.11., 20 Uhr THE HELP, Cinemaxx Essen Gelungene Literaturverfilmung als Damen-Preview 1.11., 18/20.30 Uhr DIE FRAU DIE SINGT, Schauburg Gelsenkirchen Das KoKi zeigt eine beschwerliche Suche nach den eigenen Wurzeln 16.11., 20.15 Uhr KLEINE WAHRE LÜGEN (OmU), Astra Theater Essen Ein lockerer Film über Franzosen in der Midlife-Crisis 2.11., 14.30 Uhr DAS LABYRINTH DER WÖRTER, UCI BO/DU Gérard Depardieu lernt eine alte Dame sowie Literatur kennen und lieben www 16.11., 20.15 Uhr TUCKER & DALE VS. EVIL, Uni-Film-Club DO Im Unikino der TU Dortmund splattert‘s blutig vor sich hin 3.11., 20 Uhr LIVE IN PEEPLI, Babylon Hagen Komödie aus Indien zum 50jährigen Jubiläum von Amnesty International 5.11., 14.30 Uhr ME TOO – WER WILL SCHON NORMAL SEIN?, Lichtburg Essen In der Reihe „Was ist normal?“ über das Leben mit Down-Syndrom 17.11., 20 Uhr HALT AUF FREIER STRECKE, Lichtburg Essen Die NRW-Premiere in Anwesenheit von Regisseur Andreas Dresen „Das Labyrinth der Wörter“ 20.11., 16 Uhr NICHT GANZ KOSCHER, Kino im Walzenlager Oberhausen Doku von Ruth Olshan über eine persönliche Suche 8.11., 18/20.30 Uhr WESTWIND, Schauburg Gelsenkirchen Über die Grenzen hinweg entsteht und wächst eine deutschdeutsche Liebe 21.11., 14.30/17.30 Uhr SATTE FARBEN VOR SCHWARZ, Casablanca Bochum Bruno Ganz und Senta Berger blicken auf Glück und Geheimnis zurück 9.11., 20 Uhr ANONYMUS, Cinemaxx Mülheim Die Preview offenbart Shakespeare als Fake 22.11., 18 Uhr IWANOW, Astra Theater Essen Erster Film des VIII. Festival der russischen Kultur (21.–25.11.) 9.11., 19.30 Uhr IM BETT, StudienKreis Film Bochum Intensive Zwischenmenschlichkeit von Matías Bize 23.11., 19 Uhr DER NACHTPORTIER, Endstation Kino Bochum Umstrittenes Politdrama in der Reihe „Charlotte Rampling“. Mit Vortrag. 9.11., 19.30 Uhr PHOENIX IN DER ASCHE, Sweet Sixteen Dortmund Preview in Anwesenheit des Regisseurs 10.11., 20 Uhr KRIEG DER GÖTTER, Cinestar Dortmund Mickey Rourke stürzt Menschen-und Götterwelt ins Chaos „Me too – Wer will schon normal sein?“ 11.11., 22.45 Uhr WIR SIND WAS WIR SIND (OmU), Eulenspiegel Essen In Mexiko greift eine Familie zu ungewöhnlichen Ernährungsmaßnahmen 25.11., 19 Uhr WENN KATELBACH KOMMT, Blackbox Düsseldorf Psychoanalyse & Film lädt ein zu Polánskis frühem Werk 27.11., 17 Uhr DIE VORSTADTKROKODILE, Endstation Kino Bochum In Anwesenheit des Regisseurs Christian Ditter 13.11., 14 Uhr PAPPA ANTE PORTAS, Cineworld Lünen Loriot-Hommage auf dem Lünener Filmfest 29.11., 20 Uhr SO IST PARIS, Lichtburg Essen Die Essener Philharmoniker begleiten den Stummfilm 13.11., 15 Uhr TOM SAWYER, Lichtburg Oberhausen Preview der Neuverfilmung von Mark Twains Klassiker Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … Tom Sawyer und Huck Finn neu verfilmt 24.11., 19 Uhr KURZFILMPROGRAMM, Endstation Bochum Das Blicke Festival (24.-27.11.) bietet Kurzfilmprogramme mit Bildern der Region 11.11., 23 Uhr RED STATE, UCI BO/DU Kevin Smiths Horror als Midnight Movie 13.11., 18.15 Uhr WEEKEND (OmU), Schauburg Dortmund In der Filmreihe homochrom der Film von Andrew Haigh 23.11., 19.30 Uhr LADY SNOWBLOOD (OmU), StudienKreis Film Bochum Tarantinos Vorlage für „Die Braut“ im Rahmen der Japan-Woche, Eintritt frei Besonders hungrig: „Wir sind was wir sind“ Über Grenzen: „Westwind“ 33 30.11., 20.30 Uhr IN TIME – DEINE ZEIT LÄUFT AB, Lichtburg Oberhausen Andrew Niccols Science Fiction-Thriller zur Männer-Preview „Halt auf freier Strecke“ www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Hintergrund Der Feigling und die Kommunistin Wodka mit Stalin „Hotel Lux“ von Leander Haußmann Ein unbedarfter Varieté-Schauspieler landet 1938 unverhofft in einem Moskauer Exilantenhotel. Dort kommt es zu haarsträubenden Begegnungen. C Charmante Verwechslungskomödie Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann erweist sich im Kino nicht eben als verlässliche Konstante: Kleine, gewitzte Kinoperlen à la „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ werden dort schon mal abgelöst von vergleichbar plumpen Klamotten wie „NVA“, „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ oder „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“. Es scheint, als sei Haußmann besonders stark, wenn seine Filme von einem besonderen historischen Kontext gerahmt werden, sprich: von der Berliner Mauer oder deren Fall. „Hotel Lux“ ist früher angelegt: in Berlin und Moskau im Jahre 1938. Hans Zeisig (Michael „Bully“ Herbig) ist Herzblut-Schauspieler in einem Berliner Varieté-Theater. Gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Siggi (Jürgen Vogel) parodiert er Hitler und Stalin. Das wiederum wissen die Parteimitglieder im Saal nicht lange zu schätzen. Siggi geht in den Untergrund, und als die Lage auch für den politisch desinteressierten Zeisig brenzlig wird, setzt der sich unter falschem Namen in ein Exilantenhotel in Moskau ab, das Hotel Lux. Dort hält man ihn für Hitlers Astrologen, den Stalin fortan umgarnt. Und dann steht auch noch eine alte Bekannte in der Tür: die Kommunistin Frida (Thekla Reuten). Haußmann liefert eine temporeiche Verwechslungskomödie, in der kleine Kinder im Hausflur „Auf der Flucht erschossen“ spielen und Dolmetscher die Konsequenzen eines Gesprächs unter vier Augen zu spüren bekommen. Der Humor bewegt sich unbeschwert zwischen Ulk und Zynismus und gibt sich dabei auch gelungen satirisch, wenn er Herrscherfiguren und Macht- mechanismen vorführt. Allgegenwärtig bleiben bei aller Schmunzelei die Ängste, die Repressionen, das Misstrauen, die blutige Willkür zweier diktatorischer Systeme, und das ist klug so. Haußmann nimmt Täter und Opfer gleichermaßen ernst. Das gilt für einen Macken-behafteten Stalin und dessen uniformierte Handlanger ebenso wie für Zeisig, den Mitläufer: ein Duckmäuser, der sich verstellt, ein Chamäleon, das sich dem jeweiligen System anpasst, um seine egoistischen Träume zu verfolgen. Die einzige Größe, die Zeisig auszeichnet, ist die, dass er zu seiner Feigheit steht. Und dies macht ihn am Ende, im Zusammenspiel mit seiner selbstüberschätzten Unbedarftheit, gar sympathisch. „Hotel Lux“ verdient auch audiovisuell das Kino: Varieté-Choreografien, tolle Kulissen in stimmungsvollen Bildern, witzige Schwarzweiß-Einspieler und ein beschwingter Soundtrack füllen die Leinwand bis ins Detail mit Größe. Details spiegeln sich auch im Humor, wenn man beispielsweise im Exilantenhotel wiederholt mal eben künftigen DDR-Parteigrößen begegnet. Und so ist auch in diesem Haußmann-Film bereits die Mauer gegenwärtig, und der Film reiht sich damit ein in die Riege der gelungensten Werke des Regisseurs: die seiner Mauer-Filme. Eine kluge, aber nicht verkopfte, gradlinig und gewitzt erzählte Komödie, bei der sich einzig die Romanze zwischen Zeisig und Frida nicht so recht erschließen will. Ansonsten aber hält Haußmann die Zügel sicher in der Hand. HARTMUT ERNST www HOTEL LUX D 2011 - Tragikomödie - Regie: Leander Haußmann - Kamera: Hagen Bogdanski - mit: Jürgen Vogel, M. Bully Herbig, Thekla Reuten - Verleih: Constantin Start: 27.10. BO: UCI, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion HOTEL LUX – Am Rande Das wirklich existierende Hotel Lux diente in den Anfangsjahren der Sowjetunion als Zufluchtsort für politische Exilanten. Es war bereits 1911 unter dem damaligen Namen „Hotel Franzija“ erbaut worden. In den frühen 1930er Jahren erweiterte man das Gebäude um zwei Etagen, so dass es mit 300 Zimmern bis zu 600 Gästen Unterbringung oder eben -schlupf bot. Unter den dort vergleichsweise fürstlich logierenden „Gästen“ waren in erster Linie deutsche Exilanten, unter ihnen Walter und Lotte Ulbricht, Ernst Reuter und Clara Zetkin. Zwischen 1936 und 1938 mussten sich einige der Hotelbewohner einer Razzia mit anschließenden umfangreichen Verhören und teils Verurteilungen bis hin zu Hinrichtungen durch das Innenministerium der UdSSR www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino (NKDW) unterziehen. 1941 wurde das gesamte Hotel wegen der nahenden deutschen Truppen evakuiert, was ohne weitreichende Folgen blieb: Die Exilanten konnten kurze Zeit später in ihr Übergangsdomizil zurückkehren. Seit die letzten politisch verfolgten Dauermieter das Hotel 1954 verlassen haben, ist das Gebäude an der Uliza Twerskaja Nummer 10 wieder ein normales Hotel; wegen der einschlägigen Geschichte ist es kurzerhand in „Hotel Zentralnaja“ umbenannt worden. Mittlerweile wird das attraktiv gelegene Gebäude als Büro an Unternehmen vermietet; geplant ist mittelfristig die ReUmnutzung als Hotel: um den Nostalgiefaktor wirtschaftlich abzuschöpfen als „Hotel Lux“. LINDA HOEMBERG 34 36 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kino.Ruhr. Galerie Cinema. Neue Filme Raoul Hüster in seinem 43-Zuschauer-Saal Werner Herzog und seine Crew auf Zeitreise Film-Archäologie „Die Höhle der vergessenen Träume – 3D” von Werner Herzog Das kleine Kino mit dem besonderen Charme in Essen-Rüttenscheid liegt im Souterrain. Die Zuschauer betreten den 43 Plätze-Saal praktisch vom Bürgersteig direkt neben der Leinwand. Dann setzt man sich, schaut sich die Werbung an und wartet auf den Vorführer, der am Platz kassiert. Manchmal ist es Raoul Hüster, der Geschäftsführer. trailer: Herr Hüster, die Galerie Cinema ist 1971 eröffnet worden. Was war das vorher für ein Ort? Raoul Hüster: Vorher war es eine Bildergalerie. Mein Vater Hanns-Peter Hüster hat sie übernommen, aber jetzt ist es nur noch Kino. Stimmt es, dass die Galerie das älteste Programmkino Deutschlands ist? Es ist zumindest eines der ersten. Mein Vater machte früher gern Diskussionen nach dem Film. Ab und zu gab es auch Häppchen mit dabei. Das ging bis in die frühen Morgenstunden. Welche Filme laufen hier? Wir zeigen hauptsächlich aktuelle Filme. Ich habe die Galerie schon öfter ausverkauft erlebt. Bei 43 Plätzen ist es sogar recht schnell ausverkauft. Häufig bei dem Film, der seit 36 Jahren im Programm ist: „Harold and Maude“. Sind es immer dieselben Leute, die den Film anschauen? Sicher sind einige schon zigmal da gewesen, aber die bringen auch immer wieder Leute mit. Das hat mittlerweile halt einen gewissen Kultfaktor. Was machen Sie, wenn es keine 35mm-Filmkopie mehr gibt? Auch die Galerie Cinema wird irgendwann digitale Projektionstechnik haben. „Harold and Maude“ bleibt aber auf jeden Fall im Programm. Was hat der Vorführer hier noch für Aufgaben? Der Vorführer ist einfach alles: Er ist Entertainer, Putzmann, Kartenverkäufer. Die Galerie Cinema ist ein Ein-Mann-Betrieb. Hat es sich jemals als Problem herausgestellt, dass man direkt neben der Leinwand das Kino betritt? Wenn der Film gestartet hat, sind die Türen zu. Da kommt keiner rein. Selten, dass ich noch jemanden durch den Hausflur reinholen muss. Normalerweise sind die Leute, die zum ersten Mal in die Galerie kommen, erst mal erstaunt, dass sie direkt im Kino stehen. Man erkennt sie immer daran, dass sie nach hinten zum Vorführer kommen und bezahlen wollen. Die Tradition ist, dass erst die Werbung läuft und dann am Platz kassiert wird. Ehrliche Leute, die hinter der Kasse herrennen? In die Galerie Cinema kommen nur ehrliche Leute. Ich habe es noch nie erlebt, dass sich einer gedrückt hat. Diskussionen mit Leuten, die ihre Pizza mitbringen, habe ich eher. Pizza ist nicht erwünscht? Nee. In dem kleinen Raum. Das riecht man ja. Über 20.000 Jahre war ein in Südfrankreich gelegenes Höhlensystem von der Außenwelt abgeschnitten. Darin entdeckten Forscher perfekt erhaltene Höhlenzeichnungen, die die ältesten von Menschenhand gefertigten Kunstwerke darstellen. C Kino als dreidimensionales Museum 1994 entdeckte ein Forscherteam im Süden Frankreichs ein ausgeprägtes Höhlensystem von der Größe eines Fußballfeldes, das nach einem Felssturz über Jahrtausende von der Außenwelt abgeschottet war. Im Innern fanden die Wissenschaftler Höhlenmalereien, die über 30.000 Jahre alt und somit doppelt so alt wie die ältesten bislang bekannten prähistorischen Zeichnungen waren. Auch die Knochenüberreste von unterschiedlichen Tieren ließen die Herzen der Forscher höher schlagen. Die fragile klimatische und geologische Situation der nach ihrem Entdecker benannten Chauvet-Höhle machte es notwendig, dass Besichtigungen und wissenschaftliche Exkursionen auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben. Dass Werner Herzog mit einem vierköpfigen Team dennoch die Gelegenheit erhielt, die Höhle zu besuchen, stellt eine womöglich einmalige Sondergenehmigung dar. Filmisch gesehen ist „Die Höhle der vergessenen Träume – 3D“ sicherlich eine einmalige Angelegenheit, denn der Filmemacher nutzte diese Chance, indem er in den engen Gängen der vom Sonnenlicht abgeschnittenen Welt mit einer 3D-Kamera filmte. Damit ist es ihm gelungen, die fantastischen Gemälde und vorzeitlichen Kunstwerke in einer faszinierenden Plastizität abzubilden und die perspektivischen Feinheiten herauszuarbeiten, die sich durch die Dreidimensionalität der aus Felsgestein bestehenden „Leinwände“ ergeben. Da man aus verständlichen Gründen die Höhle selbst niemals betreten dürfte, stellt Herzogs Film die ideale Möglichkeit dar, die beachtlichen Kunstwerke nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, indem der Besuch dokumentarisch festgehalten wurde. Für kunsthistorisch oder archäologisch interessierte Zuschauer bietet „Die Höhle der vergessenen Träume“ vortreffliche Anblicke auf Höhlenmalereien, deren Frische in dem abgeschlossenen Höhlensystem über Jahrtausende auf beachtliche Weise erhalten blieb. Getrübt wird dieses besondere Filmerlebnis durch eine etwas anstrengende Musikuntermalung und die seltsam leidenschaftslose Erzählstimme von Regisseur Werner Herzog selbst. Auch ein filmischer Exkurs am Ende des Films über ein Kraftwerk und ein künstliches Biotop, in dem Krokodile „gezüchtet“ werden, hinterlässt eher Verwunderung und will sich nicht so recht in das Gesamtkonzept einfügen. Bei dem hat man indes großen Wert darauf gelegt, die Filmaufnahmen von den Entdeckungen auch inhaltlich zu untermauern. So kommen Wissenschaftler zu Wort, die die Lebenssituationen der Höhlenkünstler zu rekonstruieren versuchen, die die Kunstwerke in einen zeitlichen Bezug zu anderen Funden setzen und Rückschlüsse auf Interaktionen mit der Tierwelt oder mystische Rituale herstellen. So ist der Film nicht nur visuell zu einer vielschichtigen Sache geworden, sondern bemüht sich auch auf seiner inhaltlichen Ebene um Komplexität und Weitsicht. FRANK BRENNER www DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME - 3D USA/F/D/CDN 2010 - Doku. - Regie: Werner Herzog - Kamera: Peter Zeitlinger - mit: Werner Herzog, Jean Clottes, Carole Fritz - Verleih: Ascot Elite Start: 3.11. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, OB: Cinestar INTERVIEW/FOTO: BETTY SCHIEL Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 35 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Filme Extremsituation für die ganze Familie Spielrein (Keira Knightley) erzählt erstmals von ihren Gefühlen Spielfreude Nicht müde werden „Eine dunkle Begierde“ von David Cronenberg „Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen Sabina Spielrein wird in eine Heilanstalt eingewiesen. Ihr Arzt C.G. Jung ist fasziniert von ihrem Fall und erzählt seinem Kollegen Siegmund Freud davon. C Emotionales Psychodrama Ein junger Familienvater erfährt, dass er an einem inoperablen Hirntumor leidet und nur noch wenige Monate zu leben hat. C Schonungsloser Film über das Sterben C.G. Jung (Michael Fassbender) legt die sexuellen Obsessionen von Sabina Spielrein (Keira Knightley) frei, sie wird kurz darauf seine Geliebte. Doch das bringt Jung in Konflikt mit seinem Berufsethos. Jungs Freundschaft zu Freud hat bereits wegen beruflicher Differenzen gelitten, die Affäre mit Spielrein ist nur der letzte Anstoß für den Bruch der beiden. Die fachlichen Hintergründe werden in diesem Monat in der Doku „Nachtmeerfahrten“ seziert, Cronenberg ist mehr an den treibenden Momenten biografischer Elemente interessiert. Doch wer hofft, der Meister der psychischen Auswüchse hätte die Themen Psychoanalyse und Masochismus dazu genutzt, ans Eingemachte zu gehen, wird enttäuscht. „Eine dunkle Begierde“ ist ein bestens besetztes Biopic, gleichermaßen mit Abgründen und Humor gewürzt. CHRISTIAN MEYER „Ich hab einen Gehirntumor. Und das ist nicht lustig.“ So unprätentiös fasst Frank zusammen, was eigentlich nicht fassbar ist. Von einem Tag auf den anderen wird aus dem glücklichen Ehemann und Vater ein Sterbenskranker, der Abschied nehmen muss. Andreas Dresen nähert sich dieser Extremsituation gewohnt authentisch und ungeschönt: Die Nebenrollen wurden mit echten Ärzten und Therapeuten besetzt, die Dialoge während des Drehs improvisiert, es wird geweint, gesabbert und gekotzt. Immer wieder aber wird dieser schmerzhafte Realismus von komödiantischen Momenten und surrealen Fantasien, von Leichtigkeit und Lebensfreude durchbrochen. Dresen gelingt dabei Großes: ein Film über das Sterben, der einem die Angst vor dem Leben nimmt. MARIEKE STEINHOFF HALT AUF FREIER STRECKE EINE DUNKLE BEGIERDE D/CDN/GB 2011 - Drama - Regie: David Cronenberg - Kamera: Peter Suschitzky - mit: Keira Knightley, M. Fassbender, Viggo Mortensen - Verleih: Universal Start: 10.11. BO: Union, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg Cannes 2011: Un Certain Regard D 2011 - Drama - Regie: Andreas Dresen - Kamera: Michael Hammon - mit: Milan Peschel, Mika Seidel, Otto Mellies - Verleih: Pandora Start: 17.11. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater www Jean-Louis (Fabrice Luchini) hat sein altes Leben satt Sind oft geschockt: Die Polizisten vom Jugendschutz In den Abgrund blicken Zeiten des Umbruchs „Poliezei“ von Maïwenn „Nur für Personal!“ von Philippe Le Guay Die Arbeit in der Pariser Polizeieinheit für Jugendschutz ist schockierend: Die Männer und Frauen erleben den Missbrauch Jugendlicher im Alltag hautnah. C Dokumentarisch anmutender Polizeifilm Paris, 1962: Der Börsenmakler Jean-Louis lernt über das neue Hausmädchen Maria erstmals das Leben der Bediensteten unter dem Dachboden kennen. C Humorvolles Nostalgiekino Die Polizisten werden mit Missbrauchsfällen aller Art konfrontiert: Von Kinderarbeit über sexuelle Nötigung unter Jugendlichen zur Vergewaltigung in der Familie – im ärmlichen Migrantenmilieu, dem Mittelstand oder der Oberschicht. Der psychische Druck macht sich auch im Privatleben der Polizisten bemerkbar. Als die Fotografin Melissa (Regisseurin Maïwenn) die Truppe für eine Reportage begleiten soll, bringt dies zusätzlich Unruhe. Maïwenn ist inzwischen ebenso erfolgreich als Regisseurin wie als Schauspielerin („Das fünfte Element“, „Leon – Der Profi“). Ihre mitunter dokumentarisch anmutende, hervorragend besetzte aktuelle Regiearbeit rechtfertigt diesen Erfolg. CHRISTIAN MEYER Der bürgerliche Hausherr taucht zum ersten Mal ein in eine Welt, die ihm bislang vollkommen fremd war, und die sich doch nur eine Etage über seiner eigenen Wohnung befindet: im Angestelltentrakt. Zusammen mit JeanLouis wird auch der Zuschauer in ein ungewohntes Szenario entführt, denn der Film spielt in einer Zeit vor so manchem gesellschaftlichen Umbruch. Auch davon erzählt Philippe Le Guays Film auf augenzwinkernde Weise, wenn er wie andere französische Erfolgsfilme à la „Der kleine Nick“ liebenswert eine vergangene Epoche heraufbeschwört. Das muntere Geschehen ist mit viel Witz und einem spielfreudigen Ensemble aus renommierten französischen und spanischen Darstellern inszeniert. FRANK BRENNER POLIEZEI NUR FÜR PERSONAL! Cannes 2011: Preis der Jury F 2011 - Drama - Regie: Maïwenn Le Besco - Kamera: Claire Mathon, Jowan Le Besco mit: Karin Viard, Joey Starr, Maïwenn Le Besco - Verleih: Wild Bunch Start: 27.10. BO: Metropolis/Casablanca F 2011 - Komödie - Regie: Philippe Le Guay - Kamera: Jean-Claude Larrieu - mit: Fabrice Luchini, Carmen Maura, Natalia Verbeke - Verleih: Concorde Start: 3.11. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 36 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Roter Teppich Kommt schließlich auch in Moskau an: Jürgen Vogel als Siggi Meyer im „Hotel Lux“ „Meine Milchzähne waren noch einwandfrei“ Jürgen Vogel über „Hotel Lux“, seine Liebe zu Serien und seine Anfänge als Kindermodel Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Eigentlich haben wir uns zuvor bei einem ScreeSchauspielschulen nicht sein Ding waren: ning von „Die Welle“ bei der Constantin-Film Trotzdem oder gerade deswegen wurde der kennengelernt. Das war für mich die erste Mög1968 in Hamburg geborene Jürgen Vogel in lichkeit, den Film im fertigen Schnitt zu sehen, den letzten Jahren zu einem großen Publikums- bevor wir damals die Pressearbeit zum Film beund Kritikerliebling. Sein darstellerisches Ta- gonnen haben. Zu dieser Vorführung war auch lent kann man in so unterschiedlichen Werken Bully eingeladen. Ich mochte ihn und seine Arwie „Die Welle“, „Der freie Wille“, „Das Le- beit vorher schon, und an diesem Tag hat er mir ben ist eine Baustelle“ oder „Die kommenden gesagt, dass er irgendwo gelesen hat, dass ich am Tage“ bewundern. Auch als „Bully und ich, wir beide sind 29. April 1968 geboren bin – geProduzent („This is Love“) ist unterschiedlich und gleich“ nau am selben Tag wie er! Und dann begann so etwas wie eine er erfolgreich. Nun kann man ihn neben Bully Herbig in Leander Haußmanns Liebesbeziehung (lacht), ich hab mich sofort in „Hotel Lux“ als Bühnenschauspieler auf der den Typen verknallt, und ich mag ihn unheimlich Leinwand erleben, der als Hitler-Parodist die gern. Wir beide sind unterschiedlich und gleich. Wir machen natürlich völlig verschiedene SaLacher auf seiner Seite hat. chen, aber manche Wege führen uns dann zutrailer: Herr Vogel, „Hotel Lux“ und der kürz- sammen. In der Castingshow haben wir uns dann lich gelaufene „Mein liebster Feind“ scheinen besser kennengelernt, das war eine tolle Zeit. zu unterstreichen, dass es nun salonfähig geworden ist, in Deutschland Komödien über das Til Schweiger ist derzeit im Gespräch als neuer Dritte Reich zu drehen … „Tatort“-Kommissar. Wäre das für Sie eventuJürgen Vogel: Es stimmt, das war lange Zeit ver- ell auch einmal eine Option? pönt. Aber ich glaube, dass Leander Haußmann Ich habe überhaupt nichts gegen „Tatort“, ich einen ganz guten Ton getroffen hat. Er hat ge- habe auch schon in einigen mitgespielt. Ich finsagt, dass das seine Art ist, mit Dingen fertig zu de, die Reihe ist qualitativ eines der Highlights, werden, die für ihn persönlich schlimm waren. Er die wir im deutschen Fernsehen so produzieren. ist ja in der DDR groß geworden, und da ist das Das ist immer eine Frage des Konzepts, welche für ihn als Künstler auch eine Art Schutzfunktion, Figur ich da spielen würde. Wenn ich das machen als Mensch bei der Sache gut herauszukommen. sollte, würde ich dabei auch gerne weiter gehen Indem man das Ganze humoristisch angeht, ist als das, was ich da bisher so gesehen habe. Indas dann eine bestimmte Form des Blickes, die sofern muss man mal abwarten, wie sich das in nicht ganz so schmerzvoll ist, aber trotzdem al- den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelt. les um einen herum wahrnimmt. Für Haußmann Aber es ist für mich kein No-Go, sondern etwas, ist das ein Anfang, eine Form, Türen zu öffnen, das mich schon interessiert, wenn es gut ist. den Menschen begreiflich zu machen, dass Stalin auch ein Diktator war, der grausame Sachen Also hätten Sie auch keine Berührungsängste, gemacht hat. Wenn man das so geschickt macht, mit einer Figur in Serie zu gehen? wie es mit der Figur Zeisigs auch funktioniert, Nein, ich liebe Serien! „Tatort“ bezeichne ich jetzt dann ist diese Vorgehensweise meiner Meinung mal als Reihe, weil man nur so drei Episoden pro nach durchaus legitim. Für mich ist der Film auch Jahr macht. Aber wenn es ein tolles Serienangekeine reine Komödie, für mich ist er eher ein ko- bot gäbe, wäre ich da gerne dabei. Ich bin großmödiantischer Abenteuerfilm, dem es gelingt, er Fan von vielen amerikanischen Serien, die ich auch jüngere Zuschauer anzusprechen. gesehen habe. Von „Californication“ bis „Breaking Bad“, von „Dexter“ über „The Wire“ bis „The Bully haben Sie durch die Castingshow für den Shield“. Es gibt ganz tolle Serien mit großartigen ersten Wickie-Film kennengelernt, es war also Schauspielerleistungen, tollen Ideen, tollen Autoeher Zufall? ren. Da gibt es von meiner Seite keinerlei Berüh- www Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 37 rungsängste. Wenn es gut ist, kann man das auf jeden Fall machen. Gibt es auch wieder ein neues eigenproduziertes Projekt von Ihnen? Ich habe gerade wieder einen Film mitproduziert, bei dem ich auch mitgespielt habe, der sich jetzt in der Endfertigung befindet: „Gnade“ heißt der. Der Film spielt in Norwegen, mit Birgit Minichmayr, die eine hervorragende Schauspielerin ist. Wir versuchen, den nun fertigzustellen und dann auf einem Festival zum Einsatz zu bringen. Wie sind Sie damals an Ihre erste Schauspielrolle gekommen? Ich hatte für einen Katalog Kindermodenfotos gemacht. Damals hatte ich noch tolle Zähne, also die Milchzähne waren noch einwandfrei. Als Kindermodel war ich bei einer Agentur, die sich dann vergrößert hat und später auch für Werbung und Film vermittelt hat. Mit fünfzehn Jahren war ich dann bei einem Casting und bin auch für die Rolle genommen worden. Das war also eher ein Zufall. Wenn das damals mit dem Casting nicht geklappt hätte, weiß ich gar nicht, ob ich Schauspieler geworden wäre. Das war 1984, der Kinofilm „Kinder aus Stein“ von Volker Maria Arend, mit Natja Brunckhorst, die bekannt war aus „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, und mit Uwe Fellensiek und Claude-Oliver Rudolph. Wenn man den heute sieht, dann versteht man auch nicht, warum ich Schauspieler geworden bin. Ich selbst finde, dass ich darin furchtbar schlecht gespielt habe … Gab es denn bei Ihnen immer schon den Drang ins Scheinwerferlicht, haben Sie als Kindermodel freiwillig angefangen? Na ja, das war natürlich auch nicht so richtig freiwillig. Ich hatte eine Freundin, die war neun, ich war zehn Jahre alt, und deren Mutter war Fotografin. Das Mädchen hat schon gemodelt, und die Mutter hatte Fotos von mir gemacht und diese eingeschickt, ohne dass ich das wusste. Die haben mich dann zum Casting eingeladen, weil die fanden, dass ich irgendwie ganz süß aussah. Wie ein Mädchen sah ich damals aus. Das war schon ein Zufall, dass ich damals da hineingerutscht bin. INTERVIEW: FRANK BRENNER www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Hintergrund Eine Witzfigur? Der alternde Rockstar Cheyenne (Sean Penn) Traurige Figur „Cheyenne – This must be the place“ von Paolo Sorrentino Einen abgewrackten Musiker verschlägt es in die USA, wo er sich auf die Spuren seines verstorbenen Vaters begibt. C Bildgewaltiges Drama Er hat mit den Stones gesungen und war ein erfolgreicher Rockstar – jetzt ist er fünfzig und lebt zurückgezogen in seiner Villa in Dublin. Seit mehr als zwanzig Jahren ist es still um Cheyenne (Sean Penn), und inzwischen sieht er aus wie die Karikatur seiner selbst: schwarze Mähne, Kajal-verschmierte Augen, Falten und eine gebrochene Fistelstimme, die der einstige Rockstar nur noch bemüht, um mit seiner lebenslustigen Frau (Frances McDormand) zu kommunizieren. Den Rest des Tages trottet er beinahe schlafwandlerisch durch seinen Besitz, sitzt verloren in der Ecke, wirkt debil, depressiv, auf Drogen. Die Nachricht vom Tod seines Vaters in New York bildet schließlich den Impuls für einen Aufbruch: Gefangen in seiner Vergangenheit, genauer – Kindheit – lässt Cheyenne Haus und Frau zurück und reist nach Amerika. Dort erfährt er, dass sein Vater bis zuletzt seinen einstigen KZ-Peiniger suchte. Cheyenne folgt der Spur. Der Film braucht seine Zeit. Zeit, die man benötigt, um die Hauptfigur einigermaßen greifen zu können. Bis man weiß, dass Cheyenne mehr ist als eine infantile Witzfigur. Nämlich eine tief traurige Witzfigur. Nach und nach füttert uns das Drama mit Fragmenten der Vergangenheit, die den Typus erklären, den Sean Penn da so beeindruckend enthoben auf die Leinwand bringt. Ein Star, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere tragisch erstarrte. Der Jahrzehnte später endlich damit beginnt weiterzuleben. Der schlaff, aber zielgerichtet durch die Vereinigten Staaten wandert, immer den wackligen Trolley hinter sich herziehend, über Teer und Stock und Stein. Der ausgerechnet in die USA reist, um erwachsen zu werden. Der dort Menschen begegnet. Menschen und Freaks: Geschichtslehrer, Nazijäger und David Byrne. Dublin, New York, New Mexico, Utah: „Cheyenne – This must be the place“ ist ein atemberaubendes Roadmovie, dessen Magie sich nicht allein durch Sean Penns Spielkunst manifestiert, sondern ebenso durch die Inszenierung Paolo Sorrentinos. Der italienische Regisseur bewies bereits mit „Il Divo – Der Göttliche“ sein kraftvolles, eigenwilliges kreatives Potential. Seine erste US-Produktion entwickelt einen vergleichbar audiovisuellen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Spätestens in den Staaten scheint die Kamera immer in Bewegung, schwebt unter, neben, über dem Helden in magischen Bildern und Perspektiven. Es scheint anfangs so, als vernachlässige Sorrentino gar ein wenig die Story für seine Bild- und Sound-Collage. Doch am Ende weiß man, der Eindruck hat getäuscht. Und man hat vielmehr das Verlangen, den Film noch einmal zu sehen. Das Drama ist Sorrentinos erster künstlerischer Ausritt in die USA, und er hat damit die dortige filmische Landschaft bereits bereichert. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes verschlägt. HARTMUT ERNST www CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE Cannes 2011: Preis der ökumenischen Jury I/F/IR 2011 - Drama / Thriller - Regie: Paolo Sorrentino - Kamera: Luca Bigazzi - mit: Judd Hirsch, Sean Penn, David Byrne - Verleih: Delphi Start: 10.11. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Camera, DU: UCI, E: Filmkunsttheater CHEYENNE – Am Rande Sehnsucht, Rausch, Sex, Drama und Zerstörung – der Rockstar ist eine sehr beliebte Filmfigur. Das gilt nicht nur für fiktive Charaktere des Spielfilms. Auch der Dokumentarfilm hat seit langem das emotionale und dramatische Moment von Musikerbiografien erkannt. Es gibt unzählige sogenannte Rockumentaries – ein großer Fan dieses Genres ist Martin Scorsese, der sonst in Hollywood für seine Spielfilme gefeiert wird. Schon 1972 hat Scorsese für den letzten Film über Elvis Presley „Elvis on Tour“ die Montage betreut. In Eigenregie drehte er den Konzertfilm „The Last Waltz“ (1978), der den letzten Auftritt der Rockband „The Band“ dokumentiert. 2003 produzierte Scorsese, der Geschichte der Bluesmusik auf den Spuren, die Miniserie „The Blues“, www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino für die er selbst wie auch Wim Wenders und Clint Eastwood eine Folge beisteuerte. Hier kamen insgesamt gut 780 Minuten fertiges Filmmaterial zusammen. Nur fünf Jahre später – kurz vor dem Start des vierfachen Oscar-Gewinners „Departed – Unter Feinden“ – beschäftigt er sich in „No Direction Home“ (2005) mit der Folk- und Rocklegende Bob Dylan. Scorsese folgt dem frühen Dylan zu Anfang seiner Karriere und hat hierfür die Wegbereiter interviewt und Archivmaterial zusammengetragen. Seine bisher letzte Rockumentary ist wieder ein Konzertfilm: „Shine a Light“ (2008) setzt den Rolling Stones ein weiteres Denkmal und feierte auf der Berlinale Weltpremiere. INGA SELCK 38 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Neue Filme culture club cc präsentiert: Kino Café Chodorkowski unter strengster Bewachung Tatsächlich … Liebe Machtspiele UCI „Der Fall Chodorkowski“ von Cyril Tuschi In der Vorweihnachtszeit werden die vielfältigen Liebesprobleme einer ganzen Reihe von Personen geschildert, die sich in bester Ensemblefilmtradition immer wieder begegnen und zum großen Weihnachtsfinale (fast) alle glücklich werden dürfen. Moderner Komödienklassiker mit einem bestens aufgelegten Ensemble – und vielen kleinen, unvergesslichen Szenen. Multimillionär Michail Chodorkowski, ehemaliger Mehrheitseigner der Ölfirma Jukos, ist seit 2003 in Sibirien inhaftiert. C Gut recherchierte Aufarbeitung Man darf nicht erwarten, dass Cyril Tuschis Film viele neue Erkenntnisse zu Tage fördert. Der Regisseur hat sich zwar mit etlichen der beteiligten Personen zu Interviews getroffen, um Licht ins Dunkel dieser komplexen Verstrickungen zwischen Politik und Wirtschaft zu bringen. Doch einige können oder wollen sich nicht vor der Kamera äußern, weswegen kein lückenloses Bild entstehen kann. Tuschi gelingt es aber anschaulich, den Werdegang Chodorkowskis nachzuzeichnen, vom Chemiestudenten zu einer der finanzstärksten Wirtschaftsgrößen Russlands bis hin zu seiner gegenwärtigen Inhaftierung. So kann der Regisseur die verzwickten Hintergründe auf kurzweilige und mitunter sogar spannende Weise zusammenfassen und liefert eine mitreißende Aufarbeitung des Themas. FRANK BRENNER UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum | Karten 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 | Karten 0203 301 91 91 www.uci-kinowelt.de trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.11. an [email protected], Kennwort: „Weihnachtsliebe Bochum“ oder „Weihnachtsliebe Duisburg“ DER FALL CHODORKOWSKI D 2010 - Doku. - Regie: Cyril Tuschi - Kamera: Eugen Schlegel, P. Dörfler, Fr. Koch, C. Tuschi mit: Joschka Fischer, Vladimir Putin, George W. Bush - Verleih: Farbfilm Start: 17.11. E: Filmkunsttheater Mi, 7.12. um 14.30 Uhr www Sucht sich anderswo: Rhoda (Brit Marling) Imposante Trümmerskulptur von Anselm Kiefer Projektion ins Weltall Landschaftsgestaltung „Another Earth“ von Mike Cahill „Over your Cities Grass will grow“ von Sophie Fiennes Rhonda hat schwere Schuld auf sich geladen. Nun versucht sie, ihre Tat wiedergutzumachen. C Psychologischer Science Fiction Der deutsche Künstler Anselm Kiefer hat in Frankreich ein großes Gelände mit seinen archaisch-alchemistischen Eingriffen gestaltet. C Atmosphärisches Künstlerportrait Nachdem sie einen schweren Autounfall verursacht hat, sitzt Rhonda vier Jahre im Gefängnis. Aber auch nach der Verbüßung der Strafe kann sie sich nicht verzeihen und versucht sich in Wiedergutmachung. „Another Earth“ konfrontiert dieses irdische Drama mit der Idee einer zweiten Erde, die die erste spiegelt. Cahills Debüt ist ob der stimmungsvollen Bilder schön anzusehen, und auch die Verzweiflung der Figuren und ihre moralischen Konflikte werden spürbar. Doch der Science Fiction-Überbau, der dem eigentlichen Konflikt nicht viel hinzufügen kann, lenkt zu sehr von den wirklich interessanten psychologischen und moralischen Fragen ab. Und so dient die zweite Welt nicht nur den Protagonisten als Projektion, sondern auch dem Film. Nach „Gerhard Richter Painting“ widmet sich nun auch dieser Film über Anselm Kiefer einem bedeutenden deutschen Gegenwartskünstler. Die Regisseurin Sophie Fiennes, Schwester der Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes, hat zuletzt den beeindruckenden Essayfilm „The Pervert's Guide to Cinema“ mit dem Philosphen Slavoj Žižek gedreht. Auch hier wird es philosophisch, wenn Kiefer seine Arbeit auf dem Gelände „La Ribaute“ erläutert. Doch zuvor erkundet der Film – begleitet von der eindringlichen Musik György Ligetis – in langen Kamerafahrten durch die archaischen, alchemistisch verwandelten Gänge, Höhlen und Hallen das Areal mit primär filmischen Mitteln und lässt den Zuschauer den Ort intensiv erleben. CHRISTIAN MEYER CHRISTIAN MEYER OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW ANOTHER EARTH Sundance 2011: Spezialpreis der Jury USA 2011 - Drama - Regie: Mike Cahill - Kamera: Mike Cahill - mit: Jordan Baker, Brit Marling, William Mapother - Verleih: Fox Start: 20.10. E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 39 F/NL/GB 2010 - Doku. - Regie: Sophie Fiennes - Kamera: Remko Schnorr, Sophie Fiennes, R. Jaap De Lange - mit: A. Kiefer, Kl. Dermutz - Verleih: mindjazz pictures Start: 27.10. BO: Endstation, DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater trailer verlost 3x2 Karten für die erste Spielwoche im sweetsixteen Dortmund. E-Mail bis 30.10 an [email protected], Kennwort: Grow www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Filme Eine ganz heiße Nummer Mein Freund, der Delfin D 2011 - Komödie - Regie: Markus Goller - Verleih: Universum - Start: 27.10. USA 2011 - Drama - Regie: Charles Martin Smith - Verleih: Warner - Start: 15.12. Inzwischen ist die Wirtschaftskrise auch im gottesfürchtigen, bayerischen Hinterland angekommen. Die drei Betreiberinnen eines Lebensmittelladens stehen vor dem Ruin und erkennen schon bald, wie einträglich Telefonsex sein kann. Hübsch instrumentierte, aber arg biedere Komödie über falsche Moral. Für Musikantenstadl-Fans, die beim Lachen mal rot werden möchten. HE Es war einmal ein Delfinweibchen namens Winter, das verlor bei einem Unfall in der Krebsreuse seine Schwanzflosse. Durch aufopferungsvolle Tierliebhaber, Prothesen-Experten und Meeresbiologen wurde der Meeressäuger geheilt. Regisseur Charles Martin Smith drehte aus der wahren Geschichte einen Film mit Morgan Freeman und Delfindame Winter, die sich selbst spielt. HE BO: UCI, DU: UCI, MÜL: Cinemotion Killer Elite Paranormal Activity 3 USA/AU 2011 - Action / Thriller - Regie: Gary McKendry - Verleih: Concorde - Start: 27.10. USA 2011 - Horror - Regie: H. Joost, Ariel Schulman - Verleih: Paramount - Start: 3.11. Einmal Killer, immer Killer: Danny (Jason Statham) und Hunter (Robert De Niro) sind zwei ganz harte Jungs und gute Freunde, die sich als britische Spezialagenten durch die Welt ballern. Hunter wird entführt, Danny soll im Austausch drei Mörder töten. Clive Owen gibt dabei den smarten Gegner. Routiniert inszenierter Actionfilm, der auf einer wahren Geschichte basiert. HE Während sich der erste Teil der Spuk-Mockumentary gelungen auf den effektvollen Grusel konzentrierte, versuchte Teil Zwei, neben netten Erweiterungen vermehrt Handlung einzuflechten und verfiel dabei mit Dämonenpakt und Erstgeborenen-Opfer in Klischee-Schablonen. Diese werden nun rückblickend vertieft: Zwei Schwestern kramen dafür im privaten Video-Archiv. HE BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar Aushilfsgangster Real Steel USA 2011 - Action / Komödie - Regie: Brett Ratner - Verleih: Universal - Start: 3.11. USA 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Gavin Wiesen - Verleih: Fox - Start: 3.11. So langsam geht es den Wall-Street-Gaunern auch im Film an die Gurgel: Nachdem ein paar Typen von einem Banker übers Ohr gehauen wurden, wollen die sich rächen und sich das Geld zurückholen. Dazu hecken sie einen Einbruch ins Wolkenkratzer-Penthouse des Ganoven aus. Komödie von „Rush Hour“-Regisseur Brett Ratner mit Ben Stiller, Eddie Murphy und Matthew Broderick. HE Frauenschwarm Hugh Jackman spielt in diesem Sci-Fi-Actionspaß einen Ex-Boxer, der kämpfenden Robotern die Arena überlassen muss. Gemeinsam mit seinem zehnjährigen Sohn holt er zum Gegenschlag aus und trainiert selbst einen künstlichen Kampfkoloss. Damit eröffnet sich ihm ein Comeback. Regisseur Shawn Levy schuf eine sportliche Transformers-Variante, Vater-Sohn-Drama inklusive. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar, Lichtburg Phoenix in der Asche Krieg der Götter 3D D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Jens Pfeifer - Verleih: RealFiction - Start: 10.11. USA 2011 - Action / Drama - Regie: Tarsem Singh - Verleih: Constantin - Start: 11.11. Einblicke in den Basketball-Club Phoenix Hagen nach dem Aufstieg in die Erste Liga: Als Siege ausbleiben, verpflichtet man Michael Jordan. Schon bald kommt es zu Zickereien. Einerseits eine Doku, die nah am Geschehen ist, andererseits werden die Konflikte nur oberflächlich gespiegelt und eine zeitliche Einordnung ebenso wie Tabellenstände verweigert, was auf Kosten der Spannung geht. HE Kinomagier Tarsem Singh („The Cell“, „The Fall“) wendet sich dem Archaischen zu und schickt König Hyperion (Mickey Rourke) auf die Suche nach der Unbesiegbarkeit. Ein geheimnisvoller Bogen soll ihn zum Herrscher über Menschen und Götter machen. Zeus (Luke Evans) aktiviert Theseus (Henry Cavill), der Hyperion entgegentritt. Bildgewaltiges, opulentes Schlachtengemälde. HE DO: sweetSixteen BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino www 40 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Festival „Der Schatten des Propheten“ von Philipp Mayrhofer und Christian Kobald Der neue Materialismus Viele „Stoffe“ bei der Duisburger Dokumentarfilmwoche Alles entgleitet ins Digitale. Kein Aufhalten. Sogar der Überwachungsstaat lässt sich nun mit Bundestrojanern realistischer darstellen als mit Spitzeln aus Fleisch und Blut. Bitte nichts anfassen, nur Klicken. „Stoffe“ lautet der Titel der 35. Duisburger Filmwoche. Der Festivalflyer zeigt kopflose Gestalten in Arbeitskleidung oder im Trainingsanzug, echt und analog zum Anfassen nah. 25 Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gehen vom 7. bis 13. November auf Tuchfühlung mit der Realität, parallel dazu feiert das Kinder- und Jugenddokumentarfilmfestival „doxs!“ mit zahlreichen internationalen Beiträgen sein zehnjähriges Jubiläum. Der Eröffnungsfilm blickt auf den im April 2010 verstorbenen Regisseur Werner Schroeter zurück. Schroeters langjährige Weggefährtin und Kamerafrau Elfi Mikesch hat seine Arbeit, sein Werk und den Kampf Schroeters gegen den Krebs in ihrem Film „Mondo Lux – Die Bilderwelten des Werner Schroeter“ portraitiert. Überdurchschnittlich präsent im Programm ist diesmal der Kontinent Afrika, seien es politische Ereignisse wie in den nordafrikanischen Staaten oder dauerhafte Themen wie die Flüchtlingswellen von Afrika nach Europa. In letzteres Thema gibt Maria Fassbinder mit „Fremd“ einen Einblick. Sie begleitet den Malinesen Mohammed auf seinem Fluchtversuch, bei dem er Jacques, der ebenfalls nach Europa will, trifft. Ein Stop‘n’Go-Trip, Zahlen, um näher an die Grenze zu kommen, Arbeiten, um Geld zu verdienen, wieder Zahlen, um voranzukommen, ohne Obdach und stets auf der Hut vor Polizei und Militär. Fassbinder schafft eine beeindruckende Unmittelbarkeit, die den Flüchtling als Menschen zeigt, ohne dass ihr Film sich mit empathischen Szenen aufdrängen muss (8.11., 16.30 Uhr). Neue Bilder aus Afrika gibt es auch in Juliane Henrichs „Tahrir im April“. Die Autorin begab sich zwei Monate nach dem Regimesturz auf den zentralen Platz Kairos und sammelte Eindrücke von dem Ort, der inzwischen repräsentativ für den arabischen Frühling steht (11.11., 23.30 Uhr). Der Senegalese Serigne Touba war ein islamischer Prophet und Gegner der französischen Kolonialmacht, so erzählt man. Inmitten eines Netzes aus Bildern, Legenden, Nachfahren und Traumerscheinungen subsistiert ein einziges Foto vom Propheten, unauffindbar, unzählige Male vervielfacht. „Der Schatten des Propheten“ führt auf eine uneindeutige Reise zwischen Islam, Kult und der Suche nach nationaler Identität (10.11., 12 Uhr). Zurück ins „Abendland“: Im gleichnamigen Film nähert sich Nikolaus Geyrhalter mit einer narrationslosen Bilderreihe einem Europa in den Nachtstunden. Meistens beobachtet die Kamera in statischen Einstellungen andere beim Beobachten. Passanten, Areale, Pfleger, Polizisten, Sicherheitskräfte – zunächst langatmig, entwickelt der Film später eine kontrastreiche Dynamik (9.11., 16.30 Uhr). Es gibt aber auch akuten Mangel an Stoffen. Erstmals beim Festival findet unter dem Titel „Zum Film überreden oder über den Film reden“ eine Diskussion über die Filmkritik im Fernsehen statt. Die abnehmende Tendenz an Filmdiskussionen im Fernsehen trägt zur Sorge bei, dass man kritische Filmbesprechungen bald nur noch im Netz finden kann. Wäre echter Stoff dann doch nur online zu bekommen? DAWID KASPROWICZ OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW IM KINO EIN FILM ÜBER DAS WERK ANSELM KIEFERS EIN FILM VON SOPHIE FIENNES „Selten gelingen solch einfühlsame Künstler-Porträts.“ www.mindjazz-pictures.de Action Tragikomödi Expressionistisch Tragikomödie Expressionist Nouv SSchwarz h Farbe 3DNe Western We Wes West este Liebe KinderHistorie Krieg Stumm Schwarzweiß Western ern AbenteA www Expressionistisch essionistisc Western Italienischer usAAntikr Farbe Neorealismus 3D n Heima Heimat Monumental Monume alErotik Historie ThrillerLiebe Nouvelle Vague Mysstery Myster Mystery ste ster tem noirIndependent InStumm d dent New Hollywood d Fantasy Fant F tasy t ta y or Katasstrophen Katastrophen t phen ph Expressionistisch Ju Schwarzweiß Schwar AnimationJJugend Liebe Farbe Realismus Poetis Kinder Tragödie Ab tWestern uerrPoetischer 3D Abenteu KAction Antikrieg Krimi Autoren Auto Trick Historie Science-Fiction Th Liebe Thriller Erotikk Heimat Krieg Film noir n Stumm no Hor Horror Ho Animation Animatio Expressionistisch Expression Trag Kinder Western Tragödie Komödie Tr A Trickk Heimat Antikrieg 3D Drama Dr ma 3DKoKomödie Tragödie 3D Liebe Komödie KKo Kom die komödie ie Melodrama Melodram o odra od Komödie Action AAct ct n Tragödie Action ion nm Science-Fiction Katastrophen Fam Fantasy Komödie ödie Tragikomödie g Neoreal Italienischer Familie ilieFantasy F Katastrophen Jugend Monumental Italienischer talieenischer eni nischer nischer is err Neorealis Neorea Nee alismus Nouvelle Vague Abenteuer enteuer Monum Mon Monu Krimi Nouvelle Vague guee ik IndependentFr Frauen Film Erotik noir Independent Independe Independen dFFra rau auuen Film lm noir n Ne New ew Hollywood HHoll Hollywo Horror H y dNew Hollywood SSchwarzweiß chwarzwe h weiß we ißhwarzwe Tragödie Poetischer Po P ti Realismus smus us Tragödie Poetischer etischer tische Realismus Farbee 3D DFarb Melodrama Action Act 3D Autoren Au Melodrama LLieb Li ebe Stumm Stum mm öLie ödie öd ietumm Action Autoren rKr KKrrieg ri r Tragikomödie Li b Anim mation ma n ilie Tragikomödie ernn Krieg Animation Antikrieg Antik Trick k eimat Familie Western Antikrieg Heimat Jugendd Frauen Jugend y Expressionistisch KINO Alle Filme, alle Kinos, alle Termine, Interviews und Links: trailer-ruhr.de facebook.com/trailerRuhr 35. Duisburger Filmwoche I 7.-13.11. I Filmforum am Dellplatz Duisburg 0203 283 41 87 Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 41 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Festival Neue Filme Angespanntes Mutter-Tochter-Verhältnis „Ach wie gut – dass niemand weiß: Zur Filmsprache von Werner Nekes“ Von Städten und Menschen Lolita-Posen Das 19. Filmfestival des Ruhrgebiets zeigt Visionen und Träume Die meisten von uns werden in Nostalgie schwelgen, wenn sie an die alten Super 8-Lehrfilme des FWU denken. Oder wenn sie die Szenen ihrer eigenen ersten Schritte sehen, festgehalten von den stolzen Eltern. Ein wenig verfärbt und verregnet. Und laut. J.J. Abrams und Steven Spielberg setzten dem Filmformat mit ihrem gleichnamigen Film ein Denkmal, das diesjährige Filmfestival des Ruhrgebiets Blicke lädt zur langen Nacht der Super 8-Filme ein und zollt auf diese Weise mit einem experimentellen Bilderrausch dem Format seinen Respekt. Wieder einmal können wir im ebenfalls verfärbten und verregneten November Blicke ins und aus dem Ruhrgebiet werfen. Bereits zum 19. Mal bietet „Blicke“ ein Programm aus ästhetischen Kunstfilmen, hypnotisierenden Video-Installationen, experimentellen Kurzfilmen, animierten Dokumentationen, abseitigen Langfilmen und vielem mehr. Diskussionen, prominente Gäste, Film- sowie persönliche Gespräche bilden das Rahmenprogramm und machten das Festival jedes Jahr zu einem bild- und eindrucksreichen Erlebnis. In diesem Jahr stehen zehn Filmblöcke mit insgesamt 32 Filmen über die vier Tage vom 24. bis 27. November verteilt auf dem Programm. Eröffnet wird das 19. Festival des Ruhrgebiets um 18.30 Uhr mit einem Sektempfang im Endstation Kino in Bochum-Langendreer. Beiträge u.a. aus Köln und Essen zeigen Impressionen und Momente von Stadt und Menschen. Während die Dokumentation „Opel“ Vision und Perspektive junger Bochumer Auszubildender festhält, vermittelt Kerstin Grambergs „Nekropolis“ in s/w-Bildern das Crescendo und Decrescendo der Stadt an sich. In Buenos Aires dagegen träumt ein kleines Mädchen, das als „Cartonera“ (inoffizielle Kartonsammlerin, d. Red.) hart arbeitet, den großen Traum von einer Stadt der Kinder und der Geborgenheit. Abwechslungsreich, mit verschiedenen Medien und Blickrichtungen, führt das Festival den Zuschauer weiter: „Hut“ erzählt das Ende einer Tradition, das Aus eines Ladens für schöne Kopfbedeckungen. Fritz Gnads Installation „Euforia“ demonstriert Nähe und Distanz in einer ziellosen sozialen Masse ohne Kontur. Und in Irfan Akcadags Doku „Glück“ freut sich ein Vater, der gegenüber der Integration gemischte Gefühle hatte, über das Medizinstudium seiner Tochter. Am Samstag lädt Blicke zu einem Ausflug in das Museum Folkwang ein. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Videokunst, wie sich das bewegte Bild und das doch oft als statisch empfundene Museum annäherten. Nach weiteren Beiträgen am Abend klingt die Nacht mit den erwähnten Super 8-Filmen in gemütlicher Runde aus. Am nächsten und letzten Tag des Festivals werden drei Langfilme präsentiert: „Scheich Ibrahim – Bruder Jihad“ porträtiert zwei religiös verankerte Menschen in Syrien, ihre Differenz im Glauben, aber auch ihre tiefe Freundschaft. Der „Phoenix in der Asche“ führt wieder zurück vor die Haustür. Jens Pfeifer drehte einen packenden Film über die desillusionierte Mannschaft „Phoenix Hagen“, die nicht an die Erfolge von „Brandt Hagen“ anknüpfen konnte (s. trailer Filmkritik). Mit dem letzten Film „Die Vorstadtkrokodile“ kommt Regisseur Christian Ditter für ein Filmgespräch zu Besuch. Den Höhepunkt des Abends stellt aber die Verleihung der Preise dar, die die Jury an außergewöhnlich kreative und bemerkenswerte Beiträge vergibt. LISA MERTENS www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino „I'm not a f**king Princess“ von Eva Ionesco Paris in den 70ern: Eine Künstlerin fotografiert ihre kleine Tochter in verführerischen Posen. Ein Skandal. C Autobiografisches Drama In den 1970er Jahren fotografiert die französische Fotografin Irina Ionesco ihre junge Tochter Eva nackt in lasziven Posen. Die Bilder finden in Kunstkreisen Anerkennung, führen aber auch zum Sorgerechtsentzug. Für „I'm not a f**king Princess“ ließ Eva Ionesco sich nun von ihrer eigenen Biografie inspirieren: Isabelle Huppert verkörpert darin die Mutter, die vor allem aus blindem Egoismus und Geldsorgen zu den Skandal-Werken motiviert wird. Das Töchterchen (überzeugend: Anamaria Vartolomei) hat vorerst Spaß an den Lolita-Posen, doch irgendwann geht Mami zu weit. Die Regisseurin inszeniert einen optisch und atmosphärisch stimmigen, aber auch sehr persönlichen Film. Dabei kommt vor allem der Kunst-Diskurs zu kurz, denn die Figurenzeichnung der Mutter ist arg eindimensional ausgefallen. HARTMUT ERNST I'M NOT A F**KING PRINCESS F 2011 - Drama - Regie: Eva Ionesco - Kamera: Jeanne Lapoirie - mit: Denis Lavant, Isabelle Huppert, Georgetta Leahu - Verleih: X Verleih Start: 27.10. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, E: Filmkunsttheater www Miriam Makeba in Guinea I sing the truth „Mama Africa – Miriam Makeba“ von Mika Kaurismäki Mika Kaurismäki widmet Miriam Makeba ein überfälliges filmisches Denkmal. C Dokumentation über eine musikalische Botschafterin „Pata Pata“ war der größte Hit von Miriam Makeba. Ein purer Gute-LauneSong, der eher untypisch ist für die Sängerin (1932-2008), die aus ihrer Heimat Südafrika ins Exil getrieben wurde und ihre Lieder auch immer als Botschaft verstand, ohne sich dabei als politisch zu bezeichnen: „I don’t sing politics, I sing the truth“. Harry Belafonte gehörte zu ihren Förderern, und so startete Makeba in den USA eine Blitzkarriere, um dort ebenso schnell wieder fallengelassen zu werden, als sie den Black Panther-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete. Gelungen zeichnet Mika Kaurismäki ihr abenteuerliches Leben nach. Ein bewegendes Portrait einer Künstlerin, Botschafterin und Mutter, deren Optimismus vielen Schicksalsschlägen trotzte. HARTMUT ERNST MAMA AFRICA – MIRIAM MAKEBA D/SA/FIN 2011 - Biographie - Regie: Mika Kaurismäki - Kamera: Jacques Cheuiche, Wolfgang Held - mit: H. Masekela, A. Kidjo - Verleih: Alpenrepublik Start: 10.11. DO: sweetSixteen 42 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Wer ist Shakespeare, und wer schrieb seine Stücke? Wer war's? „Anonymus“ von Roland Emmerich Das wird den Briten nicht schmecken: Ein deutscher Regisseur sägt an einem ihrer Denkmäler. C Gewitztes, elisabethanisches Urheber-Drama Die Zweifel daran, ob William Shakespeare der wahre Autor der Werke ist, die unter seinem Namen veröffentlicht wurden, bestehen schon lang. Roland Emmerich spinnt den Verdacht zu einem Spielfilm. In diesem ist es Edward de Vere, ein Lord am Hofe Elisabeths I., der musisch talentiert ist, seine Bühnenstücke aber nicht unter seinem Namen veröffentlichen darf, weil dies bei Hofe der Ketzerei gleichkommt. Also sucht er sich ein lebendes Pseudonym: den Bühnenschauspieler Shakespeare. Emmerich hat sichtlich Spaß an der Entthronung, vielleicht sogar etwas zu viel. So kratzt er nicht nur ein Tabu an, sondern stempelt den Nationalhelden auch noch zum Arschloch. Insgesamt aber ein gewitztes, spannendes und gelungen inszeniertes Drama. HARTMUT ERNST ANONYMUS GB/D 2011 - Drama - Regie: Roland Emmerich - Kamera: Alexander Fischerkoesen mit: Vanessa Redgrave, Rhys Ifans, Joely Richardson - Verleih: Sony Start: 10.11. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg 4erSet aus 2 ANZKA Vodka! in e t s lo r D trailer ve y und 1 Flasche g r e x e s y“ Tray r-sexerg „traile tichwort e S m e d it d E-Mail m g@trailer-ruhr. n u s o rl e v an www Juliane will ihr Glück zurück Zurück nach vorn „Fenster zum Sommer“ von Hendrik Handloegten Zusammen mit August verbringt Juliane ihren Urlaub in Finnland. Es ist traumhaft schön. Doch ganz unvermittelt wacht sie im verschneiten Berlin auf – ein halbes Jahr zuvor. C Philosophisches Psychospiel Als Juliane morgens auf das verschneite Berlin blickt, ist sie schockiert. Sie ist nicht mehr bei August in Finnland, sondern zusammen mit ihrem Mann Philipp in ihrer alten Wohnung, hat ihren alten Job und trifft dort ihre Kollegin Emily, die vor drei Monaten von einem Auto überfahren wurde. Oder in drei Monaten von einem Auto überfahren werden wird? Juliane versteht die Welt nicht mehr: In welcher Zeit lebt sie? Als sie kurz darauf August trifft, erkennt er sie nicht. Aber sie will unbedingt in dieses andere Leben zurück, in den Sommer, nach Finnland, mit August. Regisseur Handloegten („Liegen lernen“) spielt in seinem psychologischen und philosophischen Film souverän und elegant mit den verschiedenen Zeit- und Bewusstseinsebenen. HARTMUT ERNST FENSTER ZUM SOMMER D/FIN 2011 - Drama - Regie: Hendrik Handloegten - Kamera: Peter Przybylski - mit: Nina Hoss, Fritzi Haberlandt, Mark Waschke - Verleih: Prokino Start: 10.11. BO: Union, E: Filmkunsttheater Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 43 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Foyer Festival E. Wepper u. C. Zübert plauderten in der ausverkauften Lichtburg über „Dreiviertelmond“, Foto: Lisa Mertens Dreimal Erlebniskino „Entstehen eines Bildes“ im Endstation Bochum Bochum, 28.9. – Man spürt die Vertrautheit des Filmemachers Christoph Böll zum Künstler Hänner Schlieker, über den er zehn Filme gedreht hat. Zwei Arbeiten „Hänner Schlieker: Entstehen eines Bildes“ waren in Anwesenheit des Regisseurs im Endstation-Kino zu sehen. Christoph Böll im Filmgespräch, Schlieker in seinem Atelier: Ein Bild Foto: Betty Schiel entsteht, und Böll nimmt sich alle Zeit, dabei zuzuschauen. Farben werden gemischt, gespritzt, gesprüht, verwaschen; mit unterschiedlichen Techniken bearbeitet er die Leinwand Schicht um Schicht. Als Zuschauer hat man das Privileg, diesem intimen künstlerischen Schaffen zu folgen. „Er konnte mit offenen Augen meditieren“, erzählt Böll voller Respekt über Schlieker, der 2004 verstarb. „Dreiviertelmond“ in der Lichtburg Essen Essen, 13.10. – Wie jeden Monat lud die Lichtburg in Kooperation mit dem Seniorenbeirat der Stadt Essen zum Seniorenkino ein. Zur Premiere der Tragikomödie „Dreiviertelmond“ drängten sich bei sonnigem Herbstwetter Zuschauer sowie Schaulustige vor dem Eingang Elmar Wepper und Christian Zübert zu der Lichtburg. Anlass war der Besuch Gast, Foto: Lisa Mertens des Hauptdarstellers Elmar Wepper und des Regisseurs Christian Zübert. In dem vollbesetzen Filmpalast ließ sich das Publikum von dem intensiven Spiel Weppers als griesgrämiger Taxifahrer und der kleinen, hartnäckigen Mercan Türkoglu begeistern. Wepper und Zübert betonten im anschließenden Gespräch die familiäre Stimmung am Set, aber auch die emotionale Leistung, die die Darstellung und Entwicklung der „mystischen Beziehung“ den beiden Protagonisten abverlangte. „Der Zauberer von OZ“ im KoKi Bochum & Endstation Bochum, 19.10. – Schön, dass die Filmklassiker noch nicht ganz von der Leinwand verschwunden sind und dank der engagierten Filmarbeit z. B. des Kommunalen Kinos der VHS Bochum nach In der Reihe Déjà Vu stellt Rainer Vowe wie vor ihren Weg zum Publikum (zujeden Monat einen Repertoirefilm vor und lädt zum Filmgespräch, Foto: Ann rück)finden. Trotz der vielen Jahre, die Katrin Thöle der Fantasyfilm inzwischen auf dem Buckel hat, ist „Der Zauberer von Oz“ im Kino nach wie vor ein Erlebnis. Die Geschichte vom Farmermädchen Dorothy, das sich in das Land Oz jenseits des Regenbogens träumt, vermag mit seiner Farbgewalt, den Tanz- und Songeinlagen und der ideenreichen Ausstattung noch immer zu verzaubern. Auf die filmhistorische Bedeutung dieses Technicolor-Meisterwerks wies der Filmwissenschaftler Rainer Vowe in seiner Einführung hin. BETTY SCHIEL /LISA MERTENS/ANN KATRIN THÖLE Lesen Sie auch die Langfassungen der Texte unter: www.trailer-ruhr.de/foyer www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Nachrichten Foyer aus der Kino-Welt Martina Gedeck und Markus Krojer liefern sich in „Bastard“ ein Psycho-Spiel Blühende Landschaften Das Kinofest Lünen feiert zum 22. Mal den Deutschen Film Bedeutend und reich soll die antike Landschaft Lydia gewesen sein. Dem Mythos nach befreite sich König Midas von dem Fluch des Goldes in dem lydischen Fluss Paktolos und verhalf so dem Landstrich zu Macht und Reichtum. Weniger von Mythos umsponnen, aber dennoch bedeutend als Symbol für die deutsche Filmlandschaft ist Lüdia aus Lünen, der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis des Kinofestes. Die Nachbildung der Blumenfrau des Lünener Marktplatzes wird seit 1997 dem besten deutschen Nachwuchsregisseur überreicht. 1997 entschied das Publikum für die Satire „Deckname Dennis“, die einen bitterbösen Blick auf die deutsche Mentalität warf. Filme wie der traurig schöne 70plus-Heist-Movie „Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ und die deutsch-türkische Komödie „Evet, ich will“ folgten auf das Siegertreppchen und bewiesen die Vielfältigkeit und die Dynamik in der oft als öde verschrienen deutschen Filmlandschaft. Für eine fruchtbare Landschaft stehen auch die weiteren Preise des Kinofestes für Kurzfilm, Filmmusik, Filmtitel und Kinderfilm. Zum Kinofest Lünen zu fahren, bedeutet neben dem Genuss anspruchsvoller Filme auch, die Köpfe hinter und in den Filmen hautnah zu sehen. Prominenz, Premieren, Preise – was will man von einem Festival mehr erwarten? Im November lädt Lünen zum 22. Mal in die Säle der Cineworld ein und präsentiert ein Programm, das sich besonders durch die Darstellung intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen und innerer Konflikte auszeichnet. Den Eröffnungsfilm am 10.11. übernimmt ein wahrer Klassiker: Kaum ein Kinderbuch wurde so oft verfilmt wie Mark Twains „Tom Sawyer“, diesmal mit Heike Makatsch und Benno Fürmann. In den darauffolgenden drei Tagen erwarten den Zuschauer zehn innovative Werke junger Filmemacher im Programm Lüdia. Mit seinem Debüt „Kriegerin“ verlagert Regisseur David Wendt nicht nur einfach „American History X“ nach Deutschland, es ist vielmehr eine dichte Dokumentation über den langsamen und mühsamen Weg aus der rechtsradikalen Gewalt. „Der Brand“ mit Wotan Wilke Möhring beschreibt den beschwerlichen Weg der Gerechtigkeit, den die 35jährige Judith nach ihrer Vergewaltigung antritt, um selber wieder zu gesunden. Auch Carsten Ungers Psychothriller „Bastard“ mit Martina Gedeck in der Rolle der Polizeipsychologin greift Gerechtigkeitsempfinden und von tiefer innerer Verletzung getriebene Rache auf. Die Jung-Schauspieler Markus Krojer und Antonia Lingemann überzeugen als Jugendliche, die sich von der Welt der Erwachsenen belogen und zurückgestoßen sehen. Neben Düsterem und Ernstem hat auch Komisch-Skurriles seinen Platz in Lünen: In „Dicke Mädchen“ macht sich Sohn Sven mit Pfleger Daniel auf die Suche nach seiner demenzkranken Mutter, die in einem Moment der Unachtsamkeit ausgebüxt ist. Doch am Ende der Suche steht nicht nur die Mutter, sondern auch die leise Entwicklung der Liebe zwischen Sven und dem Familienvater Daniel. Abgerundet wird das Potpourri des Deutschen Films mit einem abwechslungsreichen Kurzfilmprogramm, Portraits wie „Gerhard Richter: Paintings“, Lünen-Premieren wie Tykwers „Drei“ und der Huldigung des Meisters des feinen Humors Loriot mit „Pappa ante Portas“. www Die deutsche Filmlandschaft mit der reichen Landschaft Lydia zu vergleichen, mag vermessen sein. Aber öde ist sie sicherlich nicht. Um es mit den Worten Loriots auszudrücken: Letzten Endes, wer wollte das bestreiten! LISA MERTENS 22. Kinofest Lünen I 10.-13.11. I Cineworld Lünen 44 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet culture club Neue Filme cc präsentiert: Film Tim und Kapitän Haddock stolpern von einer Gefahr in die nächste Double Feature: Siffer Kiffer Hagel und Granaten! Studienkreis Film „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ von Steven Spielberg Sie entstanden fast zeitgleich – und brachten dem drögen 90er Jahre-Kino dann doch noch einen ordentlichen Schuss Kult- und Mitternachtskinoflair: Jeff Bridges als lässiger, arbeitsloser Dude in „The Big Lebowski“ von den Coen-Brothers und Johnny Depp als dauerbekiffter Journalist in „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Terry Gilliam. Der „Studienkreis Film“ der Bochumer Ruhr-Uni zeigt beide Komödien als Double Feature. Nach vereinzelten, mäßigen Ansätzen hat Hergés Comicserie mit Steven Spielberg ihren Meister fürs Kino gefunden. C Umwerfendes Trickfilm-Abenteuer Spielberg adaptiert recht frei das elfte Abenteuer des pfiffigen Journalisten, das ihn über den Ozean bis nach Nordafrika verschlägt. Via Motion-Capturing ist die Schauspiel-Prominenz (Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig) in der Postproduktion vom Rechner übermalt und dem Aussehen der gezeichneten Vorbilder dreidimensional angepasst. Von der Farbgestaltung bis hin zu vielen kleinen Details ist das beseelt und mit Demut vor dem Original umgesetzt. Doch das Kinoabenteuer punktet nicht nur optisch. Mit Tim hat Spielberg das Alter Ego seines Indiana Jones gefunden. Entsprechend fährt er hier zu alter Form auf und folgt dem Helden mit bewährt jugendlicher Leichtigkeit, Tempo und Witz auf dessen Schatzsuche zu Land, Wasser und Luft, dass einem Letztere wegbleibt. HARTMUT ERNST Ruhr-Uni Bochum Hörsaalzentrum Ost/HZO 20 Karten an der Abendkasse trailer verlost 2x2 Karten für den 10.11. E-Mail bis 4.11. an [email protected], Kennwort: Siffer DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI Do, 10.11. und Di, 15.11. ab 18.30 Uhr USA 2011 - Abenteuer / Trickfilm - Regie: Steven Spielberg - Verleih: Sony Start: 27.10. BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg www Finden nicht zusammen, kommen nicht voneinander los: Emma und Dexter Kafkaesker Arbeitsalltag Die durch die Hölle gehen Magisches Datum „Zwei an einem Tag“ von Lone Scherfig „Der letzte Angestellte“ von Alexander Adolph Nach einem One-Night-Stand am 15.7.1988 trennen sie sich, doch immer wieder kreuzen sich in den nächsten 20 Jahren genau an diesem Datum ihre Wege. C Bittersüße Liebesgeschichte Ein Anwalt steht vorm sozialen Abstieg. Ein neuer Job ist ihm erst Rettung, dann Schicksal. C Packender Psychothriller „Könnte passen“, denkt die verhuschte Emma, während Yuppi Dexter wechselnde Liebesabenteuer sucht. So bleiben sie nur Freunde. Die Dänin Lone Scherfig, die einst mit „Italienisch für Anfänger“ die Leinwände der Welt eroberte, ist über England („An Education“) nun in Hollywood gelandet. Scherfig hat die gleichnamige Literaturvorlage von David Nichols schnörkellos umgesetzt. Mit europäischer Stilsicherheit versteht sie es, ihre Protagonisten bis in die Nebenfiguren hinein authentisch wirken zu lassen. Hinzu kommen stimmungsvolle Bilder von Kameramann Benoít Delhomme. Lachen, weinen, sich wohlfühlen – was will man mehr von einer romantischen Komödie. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Dem arbeitslosen Familienvater David eröffnet sich ein Job als Liquidator für eine insolvente Firma. Als sich eine gekündigte Angestellte das Leben nimmt, bekommt David Probleme. Regisseur Alexander Adolph („Die Hochstapler“, „So glücklich war ich noch nie“) bastelt einen beängstigenden Psychothriller, der die aktuellen gesellschaftlichen Sorgen umkreist. Angst um den Wohlstand, die Angst, die Familie nicht ernähren zu können, Konkurrenzdruck, Austauschbarkeit am Arbeitsplatz. Ängste, die Adolph zu einem gelungenen Genrefilm inspirierten. Der Regisseur dehnt wirkungsvoll den Spannungsbogen und spielt gewitzt mit der Wahrnehmung, die deutsche Splatter-Ikone Olaf Ittenbach kredenzt akzentuierte, blutige SFX-Einlagen. CHRISTIAN MEYER ZWEI AN EINEM TAG USA 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Lone Scherfig - Kamera: Benoît Delhomme - mit: Anne Hathaway, Ken Stott, Patricia Clarkson - Verleih: Tobis Start: 3.11. BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 45 DER LETZTE ANGESTELLTE D 2010 - Horror/Thriller - Regie: Alexander Adolph - Kamera: Jutta Pohlmann - mit: Christian Berkel, Jule Ronstedt, Bibiana Beglau - Verleih: Zorro Start: 27.10. DO: sweetSixteen www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Filme Arthur Weihnachtsmann The Thing GB/USA 2011 - Trickfilm - Regie: Barry Cook, Sarah Smith - Verleih: Sony - Start: 17.11. USA 2011 - Horror / SciFi - Regie: M. van Heijningen Jr. - Verleih: Universal - Start: 17.11. Die Familie des Weihnachtsmanns umfasst derzeit drei Generationen: Grandsanta, Santa und dessen Söhne Arthur und Steve. Letzterer soll das Familienunternehmen übernehmen, erweist sich jedoch eher als Geschäftsmann und weniger als Santa. So liegt es schließlich an Nesthäkchen Arthur, Ordnung ins Chaos zu bringen. Weinachts-CG-Animationsmärchen in 3D. HE 1982 schuf John Carpenter mit „The Thing“ ein überaus spannendes und blutiges Remake des Originals von Howard Hawks aus dem Jahr 1951. Diese Version bildet nun das Prequel zu der Story um den Parasiten aus dem Weltall: Eine norwegische Forschercrew untersucht darin ein Raumschiff am Südpol und weckt ungewollt das Grauen. Der Niederländer Matthijs van Heijningen Jr. führte Regie. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum Tom Sawyer USA 2011 - Komödie - Regie: Douglas McGrath - Verleih: Wild Bunch - Start: 17.11. D 2011 - Abenteuer - Regie: Hermine Huntgeburth - Verleih: Majestic - Start: 17.11. Sarah Jessica Parker („Sex in the City“) verkörpert in dieser romantischen Komödie Kate, eine verheiratete Mutter zweier Kinder und Managerin einer Bostoner Fondsgesellschaft. Als sie ein Projekt nach New York ruft, ihr Mann einen Job in Aussicht hat und Charmeur Jack (Pierce Brosnan) sie umgarnt, muss sich die Working Mum einem Chaos stellen, das sie so noch nicht erlebt hat. HE Mark Twains beliebter Jugendroman erfuhr schon so manche gelungene Adaption. Regisseurin Hermine Huntgeburth („Die weiße Massai“) nahm sich des Stoffes an und inszenierte eine nett besetzte (Heike Makatsch, Benno Führmann, Joachim Król), liebevolle Neuverfilmung, in der Tom und Huck am und im Mississippi ihre Streiche aushecken und Abenteuer erleben. HE BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg Straw Dogs Im Weltraum gibt es keine Gefühle USA 2011 - Thriller - Regie: Rod Lurie - Verleih: Sony - Start: 1.12. S 2010 - Komödie - Regie: Andreas Öhman - Verleih: Arsenal - Start: 24.11. 1971 sah Dustin Hoffman unter der Regie von Sam Peckinpah rot: Als Mathematikprofessor begab er sich samt Frau ins englische Hinterland, wo kleine Scherereien mit den Einheimischen zur blutigen Eskalation führten. Nun folgt das Remake des Gewaltexkurses, das Regisseur Rod Lurie in die USA verlegte. James Marsden („27 Dresses“) tritt dabei in Hoffmans Fußstapfen. HE Simon (Bill Skarsgård) ist 18 und leidet unter dem Asperger-Syndrom: Sein Leben verläuft nach Zahlen, Timing und vor allem Routinen. Läuft etwas außer der Reihe, versteckt er sich in seiner „Rakete“. Sein Bruder Sam (Martin Wallström) kümmert sich um ihn. Als dessen Freundin Schluss macht, sucht Simon eine Neue. Märchenhafte Tragikomödie aus ungewöhnlicher Perspektive. HE BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion DO: sweetSixteen www *Wellness (mit Florian Walter) *Mara Minjoli Quintett *3rd jazzplayseurope-laboratory *JazzBrunch mit dem Lila Trio *Theurer-Lovens-Hirt *schultzing feat. Mateusz Smoczynski. 6. JAZZ | FEST | BOCHUM 18. bis 20. November 2011 www.jazzfest-bochum.de www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 46 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Musical in NRW Peter Weck präsentiert eine Produktion von BB Promotion GmbH und Mehr! Entertainment GmbH Elisabeth Ebeling als Hildegard Knef, Foto: Marie-Luise Manthei Mal Ernst, mal Heiter Musicals lassen Trude, Hilde und Lola wiederauferstehen Von Rolf-Ruediger Hamacher Wer denkt, die Karnevalssession beginne am 11.11. – der irrt sich gewaltig! Im Kölner Scala-Theater hat Wally Bockmayer sie mit „Trude zum Dessert“ schon Ende September eingeläutet. Pünktlich zum 20. Todestag der Ikone des „kölschen Chansons“ schickt er sein travestieseliges Ensemble auf die Bühne. Von Anfang an geht die Post ab. Oben im meist geschmacksfreien Universum der Quallmann-Sippe und unten im Parkett, wo man es kaum erwarten kann, mitsingen und -schunkeln zu können. Uns Trude (souverän: Hilde Schmitz) spielt eigentlich nur eine Nebenrolle, wenn sie als angebliche Volksschauspielerin in die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Nachbarin Meta (Gigi Herr) platzt, die ihre Tochter Trina (Natascha Balzat) mit dem Türken Tufik (Markus Dietz) verheiraten will. Derweil träumen Metas zwei anderen Töchter Stina (ebenfalls Markus Dietz) und Hanni (Ralf Borgartz) von ganz anderen Karrieren. Dazwischen „So oder so ist das Leben“ schwirrt immer wieder das „Prummen“Geschwader Strichnina (Sylvia Bartusek) und Nutella (Katja Baum) durch die Szenerie und sorgt mit seinen Tanzeinlagen (Choreographie: Katja Baum) für Schwung. Grandios, wenn sie die füllige Natascha Balzat – die ihnen in puncto Beweglichkeit in nichts nachsteht – in ihre Mitte nehmen und zu dem ins Kölsche übertragenen Musical-Song „There‘s gotta be something“ aus „Sweet Charity“ über die Bühne wirbeln. Aber auch das übrige Ensemble, allen voran Trude Herrs – im doppelten Sinne – einzig legitime Nachfolgerin, Gigi Herr, versprüht mit seiner Spielfreude und seinem Improvisationstalent jene gute Laune, von der man sich so gerne anstecken lässt: Musical alaaf! Etwas ernster, aber nicht weniger unterhaltsam geht es in Aachen und Neuss zu. In der „Kammer“ wird die Hildegard Knef-Hommage „So oder So“ aufgeführt, im „Landestheater“ erlebt Rainer Werner Fassbinders „Lola“-Film seine Theater-Premiere. Beide Stücke verbindet ihr politischer Hintergrund: hier die Lebensgeschichte einer realen Diva, dort die einer fiktiven Symbolfigur für die BRD der 1950er Jahre. Während die intelligenten Lied- und Buchtexte der Knef durch die authentische Interpretation der von Regisseur Stefan Rogge präzis geführten Elisabeth Ebeling für sich sprechen, muss sich das Neusser Ensemble schon etwas mehr mühen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Sein gesangliches Talent bleibt beim Trällern zeitgenössischer Schlager wie „Am Tag als der Regen kam“ meist hinter den schauspielerischen Fähigkeiten zurück. Da auch die Inszenierung (Bettina Jahnke) das richtige Timing vermissen lässt und sogar das Bühnenbild (Ivonne Theodora Storm) die Bewegungsabläufe abbremst, kann man sich uneingeschränkt nur an den hübschen Arrangements des Musikalischen Leiters Walter KiesRolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, bauer erfreuen. Immerhin macht „Lola“ neugierig auf Journalist und im VorFassbinders Film. Sei es als „Ersteinsteiger“ oder als stand des FilmkritikerVerbandes „Wiederholungstäter“. L! DAS ORIGINAEN IN OBERHAUS CATS-Theaterzelt ∙ Am CentrO, Brammenring 10. Dez. 2011 - 22. Jan. 2012 www.cats.de Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd. *QYCTF2CPVGTHQT4QEM[*QTTQT%QORCP[.KOKVGFCPF/KEJCGN$TGPPGTHQT$$2TQOQVKQP)OD*RTGUGPV $#&$+<#44'#0&$.11&;$4+..+#06 www 5 *+)*.+)*6#7 ! 55 # 9'66'0& -²0+)2+.5'0'4#4'0#1$'4*#75'0 YYYTQEM[JQTTQTUJQYFG www.scala-koeln.de www.theateraachen.de www.rlt-neuss.de 47 6+%-'65∙YYYMCTVGPMCWHGPFG YYYDDRTQOQVKQPEQO www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino a/KPCWUFGO(GUVPGV\/QDKNHWPMOCZa/KP Improvisierte Musik in NRW /.ß!)2ß&!-),9ß%.4%24!).-%.4ß02_3%.4)%24 Sing, sing, sing Echter Jazzsänger: Kurt Elling, Foto: Timothy Saccenti Leverkusen lässt singen WWWCINDERELLAPOPMUSICALDE %33%. $%: #/,/33%5-ßßßßßßß5HR 7500%24!, $%: ()34ß34!$4(!,,%ßßß5HR 4ICKETSßWWWEVENTIMDEßUNDßANßVIELENß6ORVERKAUFSSTELLEN (OTLINEß ßßß ßàMINß-OBILFUNKPREISEßMAXßßàMIN HIGHLIGHTS SAALBAUWITTEN SAALBAU WITTEN BERGERSTRASSE 25, 58452 WITTEN Von Olaf Weiden „Li-La-Leverkusen“ sang eine karnevalistische Lokalgröße der Farbenstadt am Rhein irgendwann in den Siebzigern. Rund um den 11.11. liegen seit einigen Jahren die regelmäßig wiederkehrenden Leverkusener Jazztage, und in diesem Jahr soll auch dort kräftig gesungen werden. Denn bei der 32. Ausgabe dieses überregional beliebten Musikfestes steht die menschliche Stimme im Mittelpunkt. Gleich zum Auftakt singt die französische Chansonniere Zaz, die mit ihrer bluesigen Stimme einen Talentwettbewerb gewinnen konnte. Dazu passt Lisa Bassenge, die deutsch-iranische Stimme, die momentan hauptsächlich in deutscher Sprache dichtet. Der Abend am 5.11. im Leverkusener Forum ist bereits ausverkauft – ein guter Start in die Woche. Nach den aktuellen Szene-Damen gastiert am folgenden Tag eine einzigartige Gesangslegende: Randy Crawford, die Stimme von „Streetlife“, und ihr Mentor Joe Sample werden auch eine abgeklärte Version dieses CrusadersHits darbieten. Samples Sohn zupft üb- „Endlich ein Jazzsänger, der rigens den Bass zu diesem romantischen Musik macht, ohne an VerSeniorentreffen – ein Familienidyll. Dekaufszahlen zu denken“ odato, der den Abend komplettiert, ist aber nicht der Sohn von Deodato, sondern die Legende Deodato selbst. Wer dachte, nur weil 40 Jahre lang Schweigen herrschte um diesen Künstler, sei der Neuerfinder von „Also sprach Zarathustra“ nicht mehr im Rennen, hat sich getäuscht: Die Legende lebt! Sie singt allerdings nicht. Raphael Gualazzi, Zweitsieger beim Eurovision Song Contest 2011 – der in Leverkusens Vorschau „Euroversion Song Contest“ heißt, was vielleicht beweisen soll, dass man dieses Kommerzspektakel nur vom Hörensagen kennt – Gualazzi also tritt mit seiner Band auf, um seine Position „zwischen Andrea Bocelli und Paolo Conte“ aktuell auszuloten – was zwischen diesen Polen gähnt, dagegen ist der Marianengraben nur eine Nut. Kyle Eastwood, Sohn von Clint, spielt Bass an diesem 9.11. in seiner eigenen Band, und langsam drängt sich die Frage auf, ob ohne Großveranstaltungs-Hintergrund oder Vitamin Verwandtschaft überhaupt noch jemand auf die Bühne darf. Aber just in diesem Moment taucht der Name Kurt Elling auf, endlich ein mehrfach Grammy-dekorierter Jazzsänger, der tatsächlich ganz ernsthaft Musik macht, ohne an Verkaufszahlen zu denken. Er verdient den Namen „Jazzsinger“, denn auch improvisatorisch pflegt er eigene und traditionelle Wege. Natürlich singen noch Souler (Maceo Parker), Funker (Larry Graham), Blueser (Walter Trout) und richtige Schreihälse (Popa Chubby), bevor den krönenden Forum-Abschluss am 12.11. zwei Generationen von Gesangsquartetten des Jazz tätigen: Mit „The Manhattan Transfer“ gastieren die legendären Virtuosen dieses Fachs, „Birdland“ in ihrer Version wurde Erkennungsmelodie des gemischten Doppels (Gründungsjahr 1972). Aber auch die Formation „New York Voices“, ebenfalls ein gemischtes Quartett mit Bandbegleitung, hat sich ihren guten Ruf verdient. Neben dem Gesang stehen die Fusion-Musik und ihre Vertreter in vielen Facetten auf dem Programm: Georg Duke, Aldi Meola mit Gonzalo Rubalcaba, die Yellowjackets und Mezzoforte reisen an den Rhein, mit Musik Olaf Weiden arbeitet in jedem Härtegrad und einem netten Wiederhören mit als Musiker und Musikkritiker in NRW. Stars von gestern: Vieles klingt vielversprechend! www Do. 03.11.2011 Do. 10.11.2011 MICHAEL GANTEN- FATIH ÇEVIKKOLLU BERG „URLAUB MIT „FATIHunser“ ESEL“ IM HAUS WITTEN Fr. 11.11.2011 So. 13.11.2011 GEIERABEND 2011 – ACHIM REICHEL COMEDY, KABARETT, „SOLO MIT EUCH“ KARNEVAL Fr. 18.11.2011 Fr. 25.11.2011 SVEN HIERONYMUS MURAT TOPAL „ICH WERD DEPP“ „MULTITOOL“ TICKETS 02302 581 2441 Sa. 03.12.2011 BEI ALLEN BEKANNTEN VERKAUF VORVERKAUFSSTELLEN UND HENNING SCHMIDTKE „NO WUMME, NO CRY“ INFOS UNTER WWW.SAALBAU-WITTEN.DE WWW.LUDWIG-SERVICE.DE „Leverkusener Jazztage“ I 5.-13.11. im Forum Leverkusen www.leverkusener-jazztage.de 48 Kompakt Disk Afrikanische Großraumdisco Wenn Vokalakrobaten auf Vokalakrobaten treffen: Die New Yorker Dirty Projectors haben mit Björk das Mini-Album „Mount Wittenberg Orca“ aufgenommen. Auf sieben Stücken und nur 20 Minuten entfalten sie eine so liebliche, verspielte und dennoch höchst kunstvolle Musik, die man direkt ins Herz schließt (Domino). Einst mit brachialem Noise Rock gestartet klingt die Berliner Band Mutter um Max Müller inzwischen richtig sanft. Auf dem neuen Album „Mein kleiner Krieg“ gibt es sogar Streicher. Doch der Albumtitel verspricht, dass Müller nach wie vor singt, wie er denkt (Die eigene Gesellschaft). Vor knapp 15 Jahren startete im Umfeld des Kölner Plattenladens A-Musik das Label Sonig. Jan St. Werner von Mouse on Mars und Frank Dommert haben seitdem unzählige Platten zwischen Tanzfläche und Sofa, zwischen elektronisch und akustisch – oft aber auch alles zugleich – veröffentlicht. Das Überraschende, Unkonventionelle ist immer die Messlatte. Das „Sonig Boxset Thing“ versammelt auf zwei CDs 30 Meilensteine des Katalogs (Mouse on Mars, Schlammpeitziger, Workshop, Jason Forrest, Microstoria u.v.m.), eine DVD wird zum experimentellen Musikfernsehen mit 30 Videos. Zugleich erscheint das neue Werk des Kölners Schlammpeitziger. Auf seinem neunten Album „Vorausschauende Bebauung“ verschmilzt er per Synthesizer spielfreudig elektronische Wegmarken von Krautrock über New Wave bis Techno. Andreas Dorau hat einen Gastauftritt. Ebenfalls in Köln zu Hause ist Niobe. Hatten sich frühere Alben mehr an einer subjektivistisch-psychedelischen Erinnerung an Soul und Blues orientiert, nähert sie sich mit „The Cclose Calll“ dem guten alten Rock‘n‘Roll an, schwüles Exotica-Feeling beherrscht aber weiterhin ihre komplexen, collagenartigen Songs (Tomlab). Der reine Wahnsinn: Rustie, ein guter Kumpel von Hudson Mohawke, schmeißt alle Gemeinheiten der 80er Jahre – von Chartssülze bis 8 BitKonsolensounds – in den Fleischwolf und macht daraus kleinteiligen Hackbraten mit glitzernder Soße. Fies und geil zugleich – genau wie dieses erschütternde Plattencover und der Titel „Glass Swords“. Daft Punk tragen eine Mitschuld (Warp). Buraka Som Sistema machen ein electroides Update der Tanzmusik Kuduro aus Angola. Die portugiesische Crew klingt auf ihrem zweiten Album „Komba“ immer noch überfallsmäßig brutal. So stelle ich mir in meiner grenzenlosen Naivität den Sound einer afrikanischen Großraumdisco vor: roh und aggressiv. Die erste Single „Hangover“ beißt einen gleich in Ohr (Rough Trade). Kinderzimmer Productions, die wohl beste deutsche HipHop-Crew, hat sich nach 15 Jahren aufgelöst. Zum Abschied gibt es auf Platte ihr Konzert mit dem Radio Symphonie Orchester Wien, das mit fetten Bläsern, Streichern und Beats gar nicht bieder, sondern ungeheuer gut und cool klingt (Trikont). alva noto alias Carsten Nicolai arbeitet auch auf dem neuen Album „univrs“ höchst konzeptuell. Es geht um nichts weniger als die Ausdifferenzierung einer universellen Sprache. Jenseits des Konzepts klingen die messerscharfen Digitalsounds in ihrer minimalistischen Anordnung aber wieder betörend wie eh und je (raster-noton). Das Berliner Zeitkratzer-Ensemble interpretiert mit der Reihe „old school“ bedeutende Komponisten der Neuen Musik: Nach Cage u.a. folgt nun Karlheinz Stockhausen mit Intuitiver Musik: Fünf der 15 Stücke von „Aus den sieben Tagen“ (1968) spielen Zeitkratzer in ihrer kühlen, metallischen Art und proklamieren den Unterschied zwischen geleiteter Intuition und freier Improvisation. CHRISTIAN MEYER 49 www Popkultur in NRW Der High Five Club wird außerordentlich gut angenommen Nach dem Monsun Mit zwei neuen Clubs stellt sich die Duisburger Konzertszene neu auf Von Christian Steinbrink Es war, als hätten sich die Götter der Livemusik gegen Duisburg verschworen. Die letzten zwei Jahre waren durchsetzt von Katastrophenmeldungen, und das in einer Zeit, in der RUHR.2010 eigentlich die Wende für die gebeutelte Kultur des Landstrichs hätte bedeuten sollen. „Einige Duisburger Aktivisten Die Loveparade geriet zu dem bekannten haben erkannt, dass es wenig Desaster mit unerträglichen Folgeerscheibringt, sich an alten Strukturen nungen, das Hundertmeister schlitterte in festzuklammern“ die Pleite, Djäzz und sogar das kleine Goldengrün hatten mit dem Ordnungsamt der Stadt zu kämpfen. Mehrfach wurde der Standort als Schauplatz von Livemusik für tot erklärt. Doch was geschah wirklich? Aus den Ruinen wuchsen kleine Pflanzen, die sich als so widerständig erweisen können, um der Musik in Duisburg eine Zukunft zu sichern. Einige Duisburger Aktivisten haben erkannt, dass es wenig bringt, sich an alten Strukturen festzuklammern. Dazu gehören zwei Party-Veranstalter aus dem ehemaligen Hundertmeister, die sich nach Monaten der Unsicherheit über den Fortgang ihrer Location zu einem gewagten Schritt entschlossen: Sie gründeten kurzentschlossen einen eigenen Club, der als High Five Club seit knapp drei Monaten geöffnet ist. Der Club ist mitten in der Duisburger Innenstadt gelegen, in den Räumen des alten Europa Kinos – jedenfalls bis auf weiteres. Denn die Konzession für den Club gilt vorerst bis Ende nächsten Jahres, irgendwann danach soll der Bau abgerissen werden. Geschäftsführer des High Five Clubs sind Carsten Butterwegge und Tim Wilke, die zu ihrem Posten wie die Jungfrau zum Kinde kamen. „Wir hatten den Gedanken, selbst eine Location für unsere Partys zu betreiben, schon länger im Kopf. Dass es letztlich dieser Club geworden ist, entsprang einer Verkettung von Zufällen“, erklärt Butterwegge. Für viele der monatlichen Hundertmeister-Partys kam die Möglichkeit, in den High Five Club zu ziehen, wie gerufen. Mittlerweile sind es fünf. Zusätzlich gibt es ein Konzertprogramm, das auf Reggae und HipHop, den Steckenpferden der Betreiber, fußt, aber auch für viele andere Genres offen ist. Die zweite neue Blume in der Duisburger Konzertlandschaft ist das Grammatikoff. Obwohl der Club so neu nun auch nicht ist, schließlich residiert er dort, wo das Hundertmeister im Frühjahr nach endlosen Querelen schloss. Das Grammatikoff ist eine kommerziell geführte Spielstätte für Konzerte, Lesungen, Kleinkunst und Partys. Betreiber sind die Macher des Steinbruch, Rolf Stanietzki und Sebastian Schwenk. Schwenk fungiert als Programmverantwortlicher und hat seine Schlüsse aus der Geschichte des Hundertmeisters gezogen: „Das Programm dort war gut, nur nicht vielseitig genug.“ Im Grammatikoff wird Comedy auf wenige gute Künstler beschränkt, Lesungen und Partys sollen in ähnlichem Umfang stattfinden, zusätzlich will Schwenk das Konzertprogramm wieder ausbauen. Stilistisch soll es sich an seine Arbeit im Steinbruch anlehnen, in der „Genregrenzen auch nicht wirklich existieren“. Der Betrieb des gastronomischen Bereichs und des Biergartens bleiben in eigener Hand, zudem wird das Grammatikoff im Vergleich zu früher ein Facelift erhalten. Die Besucher Christian Steinbrink des Dellplatzes dürfen also gespannt sein. Bis Redaktionslebt in Duisburg und schreibt über Popmusik schluss ist der 4.11. als Eröffnungstermin angepeilt. www 4.11. Grammatikoff-Eröffnung. Party mit diversen DJ-Teams facebook.com/grammatikoff 16.11. Sola Rosa-Konzert im High Five Club www.highfiveclub.de 50 Literatur-Portrait Vom Türsteher zum viel beachteten Regisseur und Autor: Nuran David Calis, Foto: privat Mach den Mond zur Sonne Der ehemalige Türsteher Nuran David Calis über Theater und seinen Debütroman Ein junger Mann, dessen Eltern aus der Türkei nach Deutschland immigriert sind und der die deutsche Sprache für sich entdeckt hat, um sie auf dem Theater und in der Literatur in Szene zu setzen … – keine Angst, hier ist nicht das Portrait von Feridun Zaimoglu (siehe trailerSeptemberausgabe) in eine Zeitschleife geraten, sondern die Rede ist von Nuran David Calis, dessen Debütroman „Der Mond ist unsere Sonne“ seit kurzem im Handel erhältlich ist. Ähnlich wie Zaimoglu stammt auch Calis aus einer Arbeiterfamilie, der Vater ein Gießereiarbeiter, die Mutter Putzfrau. Doch auch wenn der 1976 in einem Bielefelder Sozialwohnungsbezirk geborene Calis ein Gymnasium besuchte, sieht er in seinen Eltern keine Wegbereiter für seine schriftstellerische Karriere: „Eine Erziehung durch meine leiblichen Eltern gab es praktisch nicht. Ich bin ihnen nicht böse, ich blicke auch nicht mit Verbitterung auf sie, aber Fakt ist: So einer wie ich wird eher von einem Blitz getroffen, als dass er es raus schafft aus dem toughen Milieu.“ Doch gerade weil sich seine Eltern nur wenig um ihn gekümmert haben, richtete sich der Junge in der Literatur sein Zuhause ein, ob im Lesen selbst, im Theater oder im Film: „Meine Eltern sind die großen Autoren, sie waren immer für mich da und sind es immer noch.“ Seine leiblichen Eltern können diese Leidenschaft nicht teilen, können auch nur bedingt am Erfolg des Sohnes teilhaben: „Das Buch oder all meine Werke, die ich geschrieben habe, können meine Eltern nicht lesen, denn sie sind Analphabeten. Das tut sehr weh. Aber ab und zu lese ich meiner Mutter was vor, auf Deutsch, dann übersetze ich es für sie …“ Literarischer Untergrundkämpfer Berührungspunkte zu Zaimoglu gibt es dann aber doch noch, und zwar sehr direkt: Als Nuran David Calis in den 1990er Jahren die Bücher „Abschaum“ und „Kanak Sprak“ in die Hände fielen, war dies die Initialzündung, ein eigenes literarisch-künstlerisches Bewusstsein zu entwickeln: „Feridun Zaimoglu ist eine Ikone für mich. Seine Werke befreiten mich, verhalfen mir zur Eigenständigkeit, im Denken, im Fühlen, in der Kunst. Bis zu dem Zeitpunkt war ich aufgesogen von den großen Meistern des Erzählens, von Camus, Sartre, Schiller, Fontane, Dostojewski. Vor denen hatte ich viel zu viel Erfurcht, um mein eigenes Ding durchzuziehen.“ Das mag nun nach einem verkopften und introvertierten Jugendlichen klingen, doch auf der anderen Seite jobbte der Literaturliebhaber ab 1992 als Türsteher. Hier sammelt er eine Menschenkenntnis, die ihm später zugute kommen soll. Nach dem Abitur 1996 begann er ein Regiestudium an der renommierten Münchener Otto-Falckenberg-Schule, das er 2000 abschloss. Schon während der Zeit arbeitete er als Assistent sowohl an den Münchner Kammerspielen und als auch am Schauspielhaus Zürich. Mittlerweile inszenierte er am Thalia-Theater in Hamburg oder am Volkstheater in Wien. Doch bereits zur Studienzeit juckte es ihn in den Fingern, nicht nur fremden Texten zu Bühnenleben zu verhelfen: „Während ich Regie studierte, wollte ich alles, was ich in die Finger bekam, bearbeiten, überschreiben, selber schreiben. Ich wollte in den direkten Kontakt mit Werken und Wirklichkeit treten, mit meiner erlebten Wirklichkeit.“ Dieser Drang entspringt nicht zuletzt seinem Empfinden, eine politische Verantwortung zu tragen: „Sehr früh kam ich mir in diesem Land vor wie Heiner Müller in der DDR. Ich empfinde mich hier im Widerstand, wie ein Dissident, der Dinge anspricht, die tabu sind: Armut, Wut, soziale Ungerechtigkeit, Integrationsfehler der BRD in den 1950er Jahren.“ Er sieht sich als „eine Art ‚Untergrundkämpfer’, der den Traum der ‚heilen Welt’ für eine Lüge hält.“ Und so schreibt er auch von Menschen, „die an den Rand der Gesellschaft gespült worden sind und sich zurückkämpfen wollen. Die ‚Aufklärung nach unten’ steht uns allen noch bevor. Den Gesellschaftsschichten fehlen die ‚Erkenntniswerkzeuge’ füreinander. An diesen Werkzeugen arbeite ich, und wie sie benutzt werden können.“ www Theater bis zur Schmerzgrenze Diesem Anspruch wird Nuran David Calis auch gerecht, wenn er Bühnenstücke mit Jugendlichen erarbeitet, zuletzt 2010 mit „Next Generation“ am Bochumer Schauspielhaus. Hier hat er mit Ju51 gendlichen aus dem gesamten Ruhrgebiet einen rasanten Mix aus Tanz, Musik und Theater kreiert, der sich trotzig über kulturelle und soziale Grenzen hinwegsetzt: „Bei diesen Arbeiten gehe ich selber dahin, wo es weh tut. Ich sauge alles um mich herum auf, dann tragen wir (das Theater) alles auf die Bühne. Hier sehe ich in Christoph Schlingensief ein großes Vorbild. Bei seinen Arbeiten gibt es keine ‚Pointe’, so wie bei meinen. Es ist eine Wissenschaft für sich, die ‚totale Teilhabe’ bis an die Schmerzgrenze. Für alle Beteiligten, die Zuschauer, die Akteure.“ Dieses Zusammentreffen von Theaterpublikum auf Straßenkultur wurde von der Presse begeistert aufgenommen. Und auch der Roman „Der Mond ist unsere Sonne“ über den armenisch-deutschen Türsteher und seine Liebe zu einem Mädchen aus grün-alternativem Bürgertum ist geprägt von sprachlicher Rauheit und Direktheit. Die Szene lässt ihn auch weiterhin nicht los: Der nächste Roman, den Calis, der als großes literarisches Vorbild Albert Camus nennt, in Arbeit hat, trägt den Arbeitstitel „Rausch“ und spielt in der Stadt, in der der Theatermacher seit einer Weile lebt: „Es wird ein Münchener Roman. Es geht um das Nachtleben dieser reichen, sehr schönen, sehr zweifelhaften Stadt. Es geht um Menschen, die diese Nächte gestalten, damit andere ihre Party schieben können. Es geht um Clubbesitzer, Barfrauen, Barmänner, Nutten, Zuhälter, Klofrauen, Türsteher, Polizisten, Taxifahrer … – niemand stirbt, und es sind alle keine Teenager mehr.“ FRANK SCHORNECK Nuran David Calis: Der Mond ist unsere Sonne Fischer Verlag, 17,95 Euro „Next Generation“ 10./29.11. I Schauspielhaus Bochum Januar 2012: Calis’ Neubearbeitung von „Zoff in Chioggia“ Premiere im Schauspielhaus Bochum Lesen Sie auch die Kolumne Textwelten zum 200. Geburtstag von Kleist unter www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw Poetry Die junge Angela Merkel, nachempfunden von einem Gebäude in Genua Hinter jedem Biber Sebastian23 zählt an: vierzehn – die Videokolumne Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. Mein Haar ist biberfarben, und ich möchte nicht, dass mein Zahnarzt denkt, ich würde in meiner Freizeit in Mischwäldern an Rinden knabbern. Mein Zahnarzt ist nämlich ein sehr assoziativer Mensch. Erst neulich hat er einem Berliner eine Marmeladenfüllung gemacht. Der Hauptstädter reiste daraufhin mit bittersüßem Schmerz im Backenzahn an die Spree zurück. In Berlin sind heute ja nur noch Künstler, Nazis und Touristen. Ich kenne sogar Leute, die sind alle drei Sachen zugleich. Die fliegen aus New York ein und sitzen dann zwei Wochen lang in Straßencafés in Friedrichshain und malen Bilder nur mit braun. Die haben nämlich dasselbe im Malkasten wie im Kopf. Das ist nichts für mich, da will ich nicht hin. Also trage ich lieber eine Mütze. Im Grunde umrundet Rinde Bäume Erst recht möchte ich keine dummen Anspielungen auf Justin Bieber hören, nur wegen meiner Haarfarbe. Bevor ich mit diesem quiekenden Batzen nasser Zuckerwatte auf zwei Beinen in einem Satz genannt werde, baue ich lieber einen Damm und/oder schlage mit meinem flachen Schwanz auf den Waldboden. Ich habe übrigens schon mal eine Weile im Wald gewohnt, aber irgendwann hat es mir nicht mehr gefallen. Da kam immer so ein Grizzly zu mir, hat mich so seltsam angeguckt und dann gesagt, er sei „Justin Bi-Bär“. Auf so was lasse ich mich nicht ein. Ich hab ihm aber ein schönes Café in Friedrichshain empfohlen. Braun war er ja. www Doch ich trage lieber eine Mütze, denn ich möchte weder Bär, noch Biber sein. Wie ging denn nochmal dieses eine Gedicht? „Hinter eines Baumes Rinde Saß die Made mit dem Kinde Doch das ging nicht lang, mein Lieber Denn sie beide fraß ein Biber!“ So ungefähr lief das in einem berühmten Poem von Heinz Erhardt. Hier in Bochum wird übrigens momentan für eine Hommage an den wunderbaren Rundmann und Vollkontaktpoet Erhardt geworben. Der Abend läuft unter dem Titel: „Ein Mann wie Er-hardt.“ Ich meine, Justin Bi-Bär hätte das gefallen. Als ich den Titel las, sind mir jedoch alle Zehennägel gleichzeitig abgefallen und nach Bielefeld ausgewandert. Morgen ist auch noch ein Abend Was kommt denn da als nächstes? Ein Goethe-Abend unter dem Titel „Abwarten und Goe-Tee trinken“? Und am Morgen danach treffen wir uns zum „Früh-Schoppen-Hauer“? Da füll ich mir doch lieber den Backenzahn mit Badesalz, weil mein Zahnarzt einen an der Wanne hat. Hauptsache, ich kann morgen noch munter an der Rinde knuspern. FOTO/TEXT: SEBASTIAN23 Sebastian23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw 52 Literatur-Kalender Ruhr David Nicholls, Foto: Anita Affentranger Die Literatur-Termine der Region Bochum – Rotunde 0234 36 14 86 Essen – Museum Folkwang 0201 884 54 44 Jasper Fforde & Oliver Rohrbeck: Grau Mi 9.11. 20 Uhr Norbert Scheuer: Bis ich dies alles liebte Fr 25.11. 20 Uhr „Neue Heimatgedichte“ steht auf dem Band von Norbert Scheuer – ein Teil der Gedichte entstammt allerdings einem längst vergriffenen Band, den Scheuer veröffentlichte, bevor er als Romanautor Erfolge feiern konnte. Bochum – Schauspielhaus 0234 333 30 Dietmar Bär & Bastian Pastewka: Die Verwandlung Fr 18.11. 20 Uhr Auf der lit.COLOGNE haben der TatortKommissar und der Komiker erstmals Kafkas berühmte Erzählung als dialogische Lesung präsentiert. Zu schade für eine einmalige Veranstaltung ist das Projekt nun auch auf anderen Bühnen zu erleben. Castrop-Rauxel – Stadthalle 02305 35 60 70 Jürgen von der Lippe: Best of eigenes Fr 4.11. 20 Uhr In seiner Fernsehsendung „Was liest Du?“ bricht der Hawaiihemdenträger eine Lanze für komische, gern auch mal zotige Literatur. Seine eigenen Texte reihen sich dort mühelos ein. Dortmund – FZW 0231 286 80 89 10 LAUSCHER 21: Revolution Girl Style Now! Mi 9.11. 20 Uhr Katja Peglow und Jonas Engelmann widmen sich in ihrem Buch „Riot Grrrl Revisited!“ der Entwicklung von Bikini Kill bis Beth Ditto. Dortmund – Thalia Buchhandlung 0231 931 48 60 David Nicholls: Zwei an einem Tag Fr 4.11. 20 Uhr Dortmund – verschiedene Orte www.lesart-literaturfestival.de Lesart-Festival 11.-20.11. Das Lesart-Festival bietet wieder 10 Tage lang buntes literarisches Programm, u.a. mit Olga Tokarczuk, Nino Haratischwili, Albert Ostermaier oder Zsuzsanna Gahse, sowie Foren für den Autorennachwuchs. Duisburg – Buchhandlung Lesenswert 0203 578 31 60 Edda Minck: Ausgeträllert Fr 18.11. 19.30 Uhr Die Kriminalfälle um Maggie Abendroth sind ein Leckerbissen für Leser, die Krimis nicht allzu ernst nehmen. Duisburg – Museum der Deutschen Binnenschifffahrt 0203 808 89 40 Bukowski Waits For You: Unterm Säufermond Fr 18.11. 20 Uhr Empfehlungen von Frank Schorneck Essen – Zeche Carl 0201 834 44 10 LitCarl: Ream ‘em all Mi 2.11. 20 Uhr Mit Till Burgwächter, Axel Klingenberg und Frank Schäfer treffen drei Spezialisten für Klänge härterer Gangart auf den PoetrySlammer Michael el Goehre. Von Erlebnissen vor und auf der Bühne, vom Clubkonzert bis Wacken reicht das Spektrum. Essen – Filmstudio Glückauf 0201 27 55 55 Josef Bierbichler: Mittelreich Mi 9.11. 20 Uhr Der aus Theater und Film bekannte Schauspieler schlägt in seinem Romandebüt den Handlungsbogen durch 100 Jahre deutsche Geschichte. Essen – Zentralbibliothek 0201 884 24 20 Michel Birbaek: Die Beste zum Schluss Fr 11.11. 21 Uhr Der sympathische Däne ist ein Spezialist für tragikomische Liebesgeschichten und gilt als Erfinder der Sitdown-Comedy. Oberhausen – Galerie Ludwig 0208 412 49 28 Thomas Gsella: Blau unter Schwarzen Do 17.11. 19.30 Uhr Gsella kann nicht nur mit komischer Lyrik glänzen, sondern erweist sich auch in seinen Geschichten als sprachmächtiger Satiriker. Recklinghausen – Vest Arena 02361 302 43 93 Christoph Maria Herbst: Ein Traum von einem Schiff Do 3.11. 20 Uhr Der große Wurf ist Herbsts Schilderung einer Kreuzfahrt nicht – aber live bestimmt recht unterhaltsam. Witten – Haus Witten 02302 581 24 24 Michael Gantenberg: Urlaub mit Esel Do 3.11. 20 Uhr Unfreiwillig mit einem Esel durch die Uckermark – eigentlich ein locker-leichter Sommerroman, der aber auch im November Licht in dunkle Tage bringen kann. = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de 53 11.11.2011 „Leidenschaft“ 22.03.2011 Für immer anders – Wenn Familien Nacht der Bibliotheken in NRW Zeiten der Trauer erleben Lesung mit dem Autor Dirk Brall Kinder, Jugendliche und Weg“ Erwachsene aus seinem Roman „Jakobs haben vieleGestaltung: Fragen und Gedanken, Musikalische ChamberJazz wenn lebensbegrenzende Dirk Brall brennt für die LiteraturKrankheit, und liest seine mit das, Feuerwas unddanach Gefühl, so wie die der Texte Tod und kommt, Gruppe ChamberJazz ihre Kompositionen aktuell wird. Gespräch und Vortrag und Improvisationen mit ansteckender anhand von Beispielen aus derEnergie direkt ins Herz des Hörers transportiert. Es wird ein alltäglichen Trauerpraxis. leidenschaftliches Treffen von Literatur und Musik Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr zur Nacht der Bibliotheken. Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr 24.03.2011 Gott sei Dank in der Welt! der Unerwünschten – Eine 23.11.2011 Heimkehr Ein Konzil verändert die Kirche Geschichte der Juden in Deutschland nach Auf der Grundlage der Publikation 1945 “Die Kirche der Weltgesellschaft. Lesung und Gespräch mit dem Journalisten Olivier Das II. Vatikanische und die Guez aus seiner neustenKonzil Publikation Globalisierung des Katholizismus“ Eintritt: frei - 19.30 Uhr von Dr. Stefan Nacke sollen nach – Mit Autoren im Gespräch 25.11.2011 BücherLeben einem Impulsreferat des Autors aus Peter Härtling liest aus seinem großen neuen unterschiedlichen Perspektiven die Roman: „Liebste Fenchel! – Herausforderungen, die heute mit Das Leben der Fanny Hensel-Mendelssohn Zweiten Vatikanischen Konzil in dem Etüden und Intermezzi für die13,00 Menschen verknüpft Eintritt: € - 19.30 Uhr sind, diskutiert werden. Gott, Imam! 28.11.2011 Grüß Eintritt: freiHerr - 19.30 UhrEine Religion ist angekommen und Gespräch mitWeltrettung Benjamin Idriz, Imam der 30.03.2011 Lesung Die hohe Kunst der islamischen Gemeinde Penzberg bei München Das Komischste aus dem wirklich Musikalische Gestaltung: wahren Leben mit dem Kabarettisten Schirin Partowi, persisch-deutsche Altistin Kai Magnus Eintritt: 9,00 € Sting - 19.30 Uhr Als Rastelli der gesprochenen und 30.11.2011 „Freakshow“ geschliffenen Rede, als gnadenloser Lesung mit dem Krimiautor Jörg Menschenbeobachter und MenschenJuretzka aus seinem neuesten Krimi kenner, alsund Parodist Lebens, Furios, witzig immerdes lässig – Kryszinski in Terrorist des Wortes und Meister des Bestform! Der Kult geht weiter! Kristof Kryszinski hat verspricht Sting seine istZwischenmenschlichen zurück, und sein zehnter Fall wieder jede Menge durchgeknallte Typen, staubtrockene Lieblingsnummern im Gepäck und die Kommentare und unorthodoxe Ermittlungsmethoden. ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 8,00 € 19.30 Uhr Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr www Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Ruhrkunst Christina Kubisch, Electrical Walk U, 2011 im Dortmunder U, © Christina Kubisch, Foto: Elvira Neuendank, courtesy Museum Ostwall Hören lernen Drei Klangarbeiten von Christina Kubisch im Dortmunder U Die „Wolke“, die Christina Kubisch im Schaufenster des Museum Ostwall auf der vierten Etage des Dortmunder U errichtet hat, ist ein guter Start in ihre dortigen Beiträge. Von draußen durch die Glasscheibe zu sehen und drinnen auf Augenhöhe zu umqueren, hängt ein locker gefasstes Bündel schwarzer Kabel über dem Boden. Christina Kubischs „Cloud“ ist eine langgezogene Skulptur, die Schwerelosigkeit verspricht und durchaus symbolträchtig zeigt, um was es geht. Dazu setzt der Betrachter spezielle Kopfhörer auf und vernimmt sogleich „abstrakte“ Geräusche, die sich mit jeder Bewegung und der Annäherung hin zu den Kabeln verändern, auch laut oder leise werden. Sie lassen an das urbane Hintergrundrauschen und die Klangfarben der technischen Apparaturen denken, die uns allenthalben im Stadtraum umgeben. Hier nun übersetzen die Kopfhörer die zirkulierenden Induktionsströme elektrischer Leitungen ins Akustische. Aber es ist der Betrachter, der dies durch sein Verhalten steuert und dabei feststellt, wie unterschiedlich die Töne und Klänge ausfallen. Das Ephemere wird zum anhaltenden Erlebnis. Christina Kubisch nickt. „Klänge beeinflussen unsere Wahrnehmung viel mehr, als wir glauben“, hat sie schon in einem Interview mit Uwe Rüth gesagt, anlässlich ihres „Electric Walk“ 2010 in der Kulturhauptstadt Ruhrgebiet. Seit 2004 errichtet sie solche Rundwege mit dafür sensiblen Kopfhörern, auf der ganzen Welt. Christina Kubisch gehört zu den Pionieren der Klangkunst in Deutschland. Geboren 1948 in Bremen hat sie Malerei an der Kunstakademie in Stuttgart und Musik in Hamburg, Graz und Zürich studiert und anschließend ein Studium der Komposition und Elektronischen Musik in Mailand absolviert. Bekannt wurde sie in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre mit Performances – teils gemeinsam mit Fabrizio Plessi –, bei denen sie, verbunden mit weiteren Aktionen, Querflöte spielte. Aber schon da war klar, dass sie an offenen Handlungsstrukturen interessiert ist, nicht an der Ich-Bezogenheit. Fortan delegiert sie die Aktivität an das Publikum. Ab 1980 wendet sie sich Klanginstallationen und Klangskulpturen zu. Ausgehend von ihrer Entdeckung der elektromagnetischen Induktion, die sie in Mailand macht, errichtet sie Klangwerke im Innen- und Außenraum, etwa dunkle Räume mit Schwarzlicht, in denen Kabel ausgelegt sind. Auch hat sie Klangfelder mit Reihen von Lautsprechern angeordnet – immer ist Sound im Einsatz, meist über Kopfhörer, seltener direkt hörbar. Sie wird zur Planerin, die für jede Ausstellung vorab vor Ort die unhörbaren Geräusche, die durch elektrische Leitungen initiiert sind, aufspürt und in ihrem Tonstudio in der Nähe von Berlin mischt. Kubisch, die seit 1994 eine Professur für audiovisuelle Kunst in Saarbrücken innehat, hat daraus auch Hörstücke entwickelt – „Flying magnetic“, das auf Geräuschen von Flughäfen in der ganzen Welt basiert, war im September innerhalb der Reihe „Lautsprecher“ des Museum Ostwall zu hören. Ihre Arbeiten versteht sie als musikalische Kompositionen; zugleich ist ihr wichtig, dass die elektronische Seite erkennbar bleibt: Ja, diese und das Handwerkliche können sichtbar sein. www Klangrouten im Dortmunder U Der „Electrical Walk“ im Dortmunder U hält mehrere Routen bereit. In einer Broschüre werden Haltepunkte auf den verschiedenen Stockwerken vorgeschlagen, dann geht es mit den Kopfhörern aus dem Gebäude hinaus und hinunter zur UBahn. Wie hört es sich an, mit der Rolltreppe in den Untergrund zu fahren und dort unten zu stehen? Etwas besonders ist es, wenn die U-Bahn einfährt, die Türen sich öffnen und schließen, und sie wieder abfährt. Insgesamt wird deutlich, wie sehr wir von Elektrizität umzingelt sind und unser ganzen Leben von dieser abhängig ist. Auch Geldautomaten und Neonröhren senden Geräusche aus. Neben den globalen Sound-Erfahrungen aber verfügt jeder Ort über eine besondere Klangkulisse, diese arbeitet Christina Kubisch mit ihren „Electrical Walks“ heraus. Und im Laufen mit den Tönen aus den Kopfhörern erlebt man seine Umgebung völlig neu, vielleicht sachlicher, nimmt etwa die Breite einer Passage präziser wahr. Christina Kubisch empfiehlt jedoch, den Kopfhörer in Phasen der Ruhe wieder abzusetzen und die Hörfähigkeit neu zu justieren. Natürlich ist der „Electrical Walk“ in der Sammlung des Museum Ostwall auch ein Kommentar auf die Mode, Museen mit erklärenden Kopfhörern zu besuchen. Unbedingt sollte man sich auf ihren Vorschlag der Führung mit der ganz anderen Wahrnehmung der Kunst einlassen. THOMAS HIRSCH „Christina Kubisch – Dichte Wolken“ I bis 15. Januar 2012 im Museum Ostwall im Dortmunder U I www.dortmunder-u.de Lesen Sie weitere aktuelle Kunst-Besprechungen aus dem Ruhrgebiet unter www.trailer-ruhr.de/kunst 54 Sammlung Über die Utopie der Basisdemokratie. Aernout Mik „Communitas“ (2010), Drei-Kanal-Videoinstallation, Set-Foto: Florian Braun „Wir müssen manchmal ein bisschen von den Lippen lesen“ Das Museum Folkwang widmet Aernout Mik die Ausstellung „Communitas“ Angefangen hat alles mit der Bildhauerei. ten nennen das die sogenannte Ein-Kanal-VideDoch nachdem der Künstler der Skulptur den oinstallation, sondern meistens mehrere Bilder, lebenden Körper hinzufügte, entfernte er teilweise zweiteilige, dreiteilige oder achtteilige sich schnell von dem, was eine Skulptur aus- Videoinstallationen. Dazwischen gibt es immer macht. Das Museum Folkwang in Essen zeigt einen Vergleich. Zwischen verschiedenen Pereine große Retrospektive des niederländischen spektiven, verschiedenen räumlichen AnordKünstlers Aernout Mik. Es wird ein Überblick nungen, Handlungsweisen und -zeiten. Also, der Arbeiten aus den letzten zehn Jahren mit auf dem linken Bild passiert etwas, was auf dem besonderem Fokus auf die jüngeren Film- und rechten Bild anders und etwas später stattfindet. Videoproduktionen und die in Deutschland bis dato noch nicht ausgestellten Werke. Mik Die vertraute Welt gerät also ins Wanken. Ist (geboren 1962 in Groningen) zählt zu den Mik nicht eher Zen-Meister denn Polit-Künstwichtigsten Künstlern der Niederlande. Seine ler? Raum- und Videoinstallationen, die zahlreiche Ich weiß gar nicht, ob Aernout Mik überhaupt Schnittstellen zwischen Film, Video, Perfor- als Politkünstler diskutiert wird. Als Zen-Meister mance, Skulptur und Architektur aufweisen, würde er sich wohl auch nicht sehen. Beide Behaben den künstlerischen Umgang mit dem griffe passen auf ihn wirklich nicht. Aber er ist bewegten Bild grundlegend weiterentwickelt. zutiefst politisch in der Form, wie er das, was uns Sabine Maria Schmidt hat die Ausstellung ku- heute beschäftigt und aktuell passiert, darstellt. ratiert, die nach Paris in Essen und dann in Und zwar in einer Weise, in der das, was wir zu kennen glauben, durch eine ganz leichte VerAmsterdam gezeigt wird. „Der Betrachter muss sich den Bil- schiebung zu etwas völlig trailer: Frau Schmidt, eine dern gegenüber verhalten, muss um Fremdem gemacht wird. Wie bei dem neu produzierten Retrospektive mit Aernout sie herumgehen und sich fragen: Mik muss doch ein Höchst- Wo ist mein Part in dieser Rolle?“ Film „Shifting Sitting“, auf den wir sehr stolz sind. Hier maß an Unübersichtlichkeit taucht eine sehr berühmte politische Figur auf, bedeuten. Das gefällt dem Künstler sicher. Sabine Maria Schmidt: Unübersichtlichkeit die aber nicht die Figur ist, die sie zu sein scheint. kann ich in unserem Ausstellungsparcours gar Es ist ein Regierungsvertreter, den wir andauernd nicht erkennen. Aernout Mik hat einen wirklich vor Gericht sehen. Und dass wir dieses Bild, in einheitlichen Ausstellungsparcours entwickelt, in der wir diese Figur andauernd vor Gericht sehen, dem die Besucher ihren Weg frei wählen können, mittlerweile als etwas Normales empfinden, das aber vielleicht doch nicht so ganz frei, wie sie ist ja irgendwie eine perfektionierte Verrücktheit. denken, dass sie es tun. Das hat schon mit vielen Die Ausnahmesituation ist plötzlich zu einem Dingen der künstlerischen Arbeit zu tun, und mit Normalzustand geworden. der Frage, welche Freiheit haben wir tatsächlich. Es gibt insgesamt zehn größere Installationen. Aber sind die Videos nur Teil einer GesamtMik ist ein Videokünstler, der aber die Bilder nicht Installation? direkt an die Wand projiziert. Für jede Arbeit ent- Die Installation oder der Rahmen, das architekwickelt er eine Architektur, einen Rahmen oder tonische Element ist sehr wichtig für die Arbeit. ein Gerüst. Das ist sehr wichtig und ermöglicht Es gibt allerdings auch Videoarbeiten, die Mik auf viele Dinge, die wir sonst in der Videokunst nicht Screens zeigt. Wir haben zum Beispiel in der Auskennen. Die Bilder stehen quasi auf dem Boden, stellung eine Arbeit, die er auf hängenden Screens und das bedeutet, dass der Betrachter unmit- zeigt, die hat auch interessanterweise Ton. Aber telbar physisch in das Bild hineingesogen wird, diese Rückführung des bewegten Bildes in den auch in die Gruppen, die dort agieren. Sie sind oft Raum ist für ihn ein ganz essentieller Punkt, weil sogar ein Teil dieser Gruppen. Dazu werden sie er nur so eine Begegnung des Betrachters mit physisch einbezogen in die Kamerabewegungen, dem, was in den Bildern passiert, erreicht, die man sonst nicht erreichen würde. Der Betrachter die bei Aernout Mik eine große Rolle spielen. muss sich den Bildern gegenüber verhalten, muss um sie herumgehen und sich fragen: Wo ist mein Im ablaufenden Film? Sie sehen meist nicht nur ein Bild, Videoexper- Part in dieser Rolle? www 55 Und das alles ohne Ton? Das ist auch eines der erstaunlichen Elemente, das Aernout Mik in der Videokunst eingeführt hat. Alle seine Arbeiten funktionieren ohne Ton. Man hat keine Geräusche, und das macht ein Ausstellungskonzept mit so einer Architektur überhaupt erst möglich. Die Tonlosigkeit erfordert die noch größere Schärfung des Betrachters, noch mehr Nachdenken darüber, was da eigentlich passiert. Die Figuren sprechen nicht, aber sie agieren. Wir müssen manchmal ein bisschen von den Lippen lesen, wir müssen Gesten erkennen können, wir müssen rituelle Gesten erkennen, müssen Mimik anders werten. Noch ein Wort zum Titel „Communitas“. Der Ausstellungstitel „Communitas“ ist einer Arbeit von Aernout Mik entlehnt, die er für seinen großen Film gewählt hat, den er 2010 in Warschau gedreht hat. Er hat diesen Begriff vorrangig in den Schriften von Victor Turner kennengelernt. Turner ist ein britischer Anthropologe, der Gesellschaften, insbesondere afrikanische Gesellschaften, untersucht hat und dabei Stammesrituale beobachtet hat, in denen in bestimmten Zuständen und Riten, die vor allen Dingen mit der Verarbeitung von kolonialen Traumata zu tun haben, jegliche hierarchische Struktur wegfällt. Der Rheinländer kennt das vielleicht ein bisschen aus dem Karneval. Es gibt ein sehr starkes Moment, dass plötzlich alle gleich sind und was völlig Verrücktes passiert. Darüber hat er recherchiert. Jean Rouch hat das übrigens verfilmt in dem bedrückenden Film „Les Maitres Fous“ von 1954 über ein Ritual der Hauka, einer Sekte in Westafrika, deren Teilnehmer in Trance von Geistern besessen waren, die für die europäischen Kolonialmächte standen. Auch davon hat sich Aernout Mik sehr inspirieren lassen. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Aernout Mik – Communitas” Museum Folkwang, Essen I 29.10.-29.1.2012 0201 884 54 44 ZUR PERSON Dr. Sabine Maria Schmidt, geboren bei Osnabrück hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Germanistik in Münster studiert, promovierte über „Die öffentlichen Monumente von Eduardo Chillida“. Seit 2007 ist sie Kuratorin für Zeitgenössische Kunst am Museum Folkwang in Essen. Foto: privat Kunst in NRW Jannis Kounellis, Senza titolo, 2010, Installation Bernier/Eliades Gallery, Athen, je 200 x 180 cm, © J. Kounellis, Foto: Manolis Baboussis Kunstwandel Mubarak-feindliche Demonstranten zünden auf dem Tahrir-Platz Spraydosen an, Foto: Dominic Nahr/Magnum Photos Zwei Magier am Niederrhein Vom Bild zur Revolution Von Thomas Hirsch Die Ausstellung mit Jannis Kounellis passt genau hierher. Das Museum Kurhaus Kleve führt mit ihr seine Reihe zu den Hauptvertretern der Arte Povera fort, die seit den späten 1960er Jahren mit „billigen“ Materialien v.a. der Natur und im Zugriff auf die Kultur der Antike eine neue Form von Objektkunst zwischen Tradition und Avantgarde geschaffen haben. Aber nicht deshalb allein ist die Klever Ausstellung wichtig: Der 1936 in Piräus geborene, seit 1956 in Rom lebende Kounellis ist ein Künstler von Weltrang. Und jede seiner Ausstellungen, die er in der Regel selbst konzipiert, liefert einen Einblick in den Kosmos seines Denkens. So ist es nun auch in Kleve. Flankiert von zentralen Werken aus seinem gesamten Schaffen ist eine neue Bildfolge zu sehen: Kounellis hat einen Mantel in Teer getaucht und auf weiße Leinwände gedruckt, die ihrerseits mittig auf Stahlplatten aufgezogen sind, so dass sich der Abdruck „Verwandte im Geiste“ mitunter auf diesen fortsetzt. Die Monotypien selbst fallen verschieden aus, wobei sie stets von einer fragmentarischen Ungegenständlichkeit und zugleich körperhaften Realität gekennzeichnet sind. Immer sind sie auf den Menschen und seine Vergänglichkeit bezogen, inszeniert als Drama der Existenz – wie im ganzen Werk von Kounellis. Natürlich schwingt der Prozess der Entstehung mit, dazu trägt auch der Teer bei: Kohle und Feuer gehören zur künstlerischen Substanz von Jannis Kounellis, der auch theatralische Aktionen durchgeführt hat. Natürlich ist Kounellis ein Verwandter im Geiste von Joseph Beuys, und auch deshalb ist die Ausstellung hier am rechten Ort. Denn Beuys wurde nicht nur 1921 in Kleve geboren, sondern hatte im späteren Museum Kurhaus 1957-64 sein Atelier. Beuys‘ frühe Förderer waren die Brüder Franz Joseph und Hans van der Grinten, die Ausstellungen mit ihm am Niederrhein durchgeführt und seine Kunst in großen Mengen gesammelt haben und diese später in eine Stiftungs-Konstruktion mit dem Land NRW sowie der Familie von Steengracht als Hausherren eingebracht haben, um im Park und Schloss Moyland ein Museum einzurichten. So wichtig und respektabel dieses Museum mit der weltweit größten Beuys-Sammlung seit seiner Eröffnung 1997 auch ist, an der Konzeption der Brüder van der Grinten entzündete sich schnell Widerspruch. Nach dem altersbedingten Rückzug der Brüder als Direktoren flogen dann die Fetzen, aber mittlerweile scheint unter der umsichtigen, dabei konsequenten Direktion von Bettina Paust endlich Ruhe eingekehrt. Eine zentrale Maßnahme war die Umgestaltung der Präsentation im Schloss, die seit einigen Wochen wieder zu sehen ist. Nun hängen die Bilder sachlich linear nebeneinander; nun ist das Werk von Beuys auch systematisch aufbereitet – und all die Bezüge, die sein Werk zu Alchemie und Anthroposophie, zu Mystik und Theatralik hat und von ihm noch mit seiner Biographie verwoben wurden, sind nun weiter anschaulich. Natürlich sollte man von Kleve nach Moyland und von Moyland nach Kleve fahren: Sie liegen am Niederrhein nur einen Steinwurf auseinander. Ein Loblied auf den Kameramotor. Er macht es heute möglich, aus Hunderten Bildern den einen Schnappschuss herauszufiltern. Es gab Zeiten, da war das anders, besonders für die Kriegsberichterstatter. Viel Erfahrung und natürlich auch ein bisschen Glück lieferten Fotos, die sich in das kulturelle Erbe des Weltgedächtnisses eingebrannt haben. Einer der bekanntesten Schauplatzfotografen der Welt war Robert Capa. Sein Foto von der Sekunde des Todes eines Soldaten ist zur Ikone geworden, auch wenn die Authentizität der Szene heute umstritten ist. Die Echtheit spielt für die Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf keine Rolle. Hier geht es um die Frage nach der Wirksamkeit von Fotos, anhand von rund 200 Arbeiten von neun Fotografen der berühmten Fotoagentur Magnum. 1947 wurde die von Capa, George Rodger, Henri Cartier-Bresson und David Seymour gegründet, einmal um der Abhängigkeit von den Medien zu entgehen, andererseits aber auch, um hohe Maßstäbe an die Fotografie zu setzen. Bis heute kann man sich dort nicht bewerben, man muss erwählt werden, um Magnum-Fotograf zu werden. Wie die fünf jungen Fotografen, deren Bilder auch in der Ausstellung zu sehen sind: Thomas Dworzak, Dominic Nahr, Moises Saman, Peter van Agtmael und Alex Majoli. Sie fotografieren in den Krisenherden von heute, liefern Material aus Nordafrika und dem nahen Osten, sind gerade wieder unterwegs an die neuen Fronten. Dabei kommen Bilder zustande, die sich mit den alten Fotografien nicht nur über die bildnerische Qualität vergleichen lassen. Interessant ist auch die Duplizität in den Peripherien der Motive. Schaut man bei David Seymour im Foto „Extremadura“ (1936) auf die einzelne Figur im Zentrum der Betrachtung, sieht man neben der Bäuerin, die fast andächtig entrückt einer politischen Ansprache lauscht, auch ein junges Mädchen, das den Vorgang des Fotografierens genau beobachtet. Ebenso ist das im Foto „Tripolis“ (2011) von Moises Saman zu beobachten, wo sich Gaddafi-Anhänger freiwillig als menschliche Schutzschilde zur Verfügung stellen. Auch hier die Entrückung der Zentralfigur mit einem weniger beteiligten Beobachter. Dazu kommen heute fast grafisch gestaltete Bildinhalte aus großer Entfernung, aber auch Fotografien mit dem Potential auf Eingang ins kulturelle Gedächtnis. Das ist heute angesichts der vielen digitalen Medien in privater Hand natürlich schwieriger geworden, dazu kommt, dass die laufenden Bilder in Fernsehen und Internet den Magazinfotos bei der breiten Masse der Zuschauer den Rang abgelaufen haben. Was ist schon das Foto eines entrückten Kämpfers in Libyen gegen die live mitgefilmte Erschießung von Gaddafi? Capas berühmter Satz: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, dann bist du nicht nah genug dran“ ist heute bei der Masse der Möglichkeiten für jedermann kaum noch hilfreich. Und doch sind die Aufnahmen der Magnum-Fotografen etwas Besonderes: Sie frieren die 1/1000stel Sekunde, vielleicht für die Ewigkeit. Kounellis im Kurhaus Kleve und Beuys im Schloss Moyland Ausstellung „Frontline“ im NRW-Forum Düsseldorf www PETER ORTMANN „Jannis Kounellis“ bis 29.1. im Museum Kurhaus Kleve www.museumkurhaus.de „Neupräsentation der Sammlung“ bis auf weiteres im Museum Schloss Moyland bei Bedburg-Hau www.moyland.de „Frontline“ bis 8. Januar 2012 NRW-Forum Düsseldorf 0211 892 66 90 56 Kunst-Kalender Blckl Blckli`d8cckX^ l i`d8cckX Ulrich Erben, Farben der Erinnerung, 1989/90, 150x230 cm, Sammlung Ströher, © U. Erben, courtesy Küppersmühle, Duisburg Die Kunst-Termine NRW BEDBURG HAU – Museum Schloss Moyland www.moyland.de KÖLN – Kölnischer Kunstverein www.koelnischerkunstverein.de Alles Gute! bis 15.4.12 10 ehemalige Stipendiatinnen aus 20 Jahren Künstlerinnenförderung in Nordrhein-Westfalen BOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Omer Fast bis 18.12. Videos des jungen israelischen Künstlers Buddhas Spur bis 13.11. Aktuelle Kunst aus dem asiatischen Raum BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Max Beckmann: Grafik bis 21.12. Druckgraphiken des expressionistischen politischen Künstlers, aus dem Museumsbestand Thomas Rentmeister bis 5.2.12 Einblick in die verschiedenen Werkphasen des 1964 geborenen Bildhauers, der Alltagsmaterialien in eine skulpturale Präsenz überträgt BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Anime!, bis 8.1.2012 Ein umfassender Einblick in die Ästhetik und die Produktionsweisen japanischer Animationsfilme BOTTROP – Josef Albers Museum www.quadrat-bottrop.de Gotthard Graubner bis 25.1.12 Die Farbraumkörper des deutschen Hauptvertreters einer reinen Malerei im Dialog mit Albers BRÜHL – Max Ernst Museum www.maxernstmuseum.lvr.de George Grosz, bis 18.12. Werkschau des politischen, zeitweilig den Dadaisten zuzurechnenden Künstlers DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.smkp.de Die Düsseldorfer Malerschule bis 22.1.12 Die heute international geschätzten Maler der Kunstakademie Düsseldorf im 19. Jahrhundert DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de 100 Jahre Lehmbrucks Kniende, bis 22.1.12 Kunst und Kultur in Paris zu Beginn des 20. Jh. DUISBURG – Küppersmühle www.museum-kueppersmuehle.de Ulrich Erben bis 29.1.12 Eine exemplarische Werkschau mit zwei Wandmalereien des wichtigen Farbfeldmalers GELSENKIRCHEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de Margaret C. Leiteritz bis 27.11. Margaret C. Leiteritz (1907-76) hat am Bauhaus in Dessau studiert; mit ihren Malereien und Tapisserien ist sie erst noch zu entdecken HAGEN – Osthausmuseum www.osthausmuseum.de Michael Schnabel bis 6.11. Landschaftsbilder des Stuttgarter Fotografen HERFORD – Marta www.marta-herford.de Jetzt bis 6.11. Zeitempfinden im Gegenwartsdesign KLEVE – Museum Kurhaus www.museumkurhaus.de Jannis Kounellis, bis 29.1. Der griechische Hauptvertreter der Arte Povera mit einer bildnerischen Werkgruppe KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de ?k\le[BXgg\emfe E`Zb`DXihlXi[k#DeZ_\e KÖLN – SK Stiftung Kultur www.photographie-sk-kultur.de Judith Joy Ross bis 5.2.12 Übersicht über die seit 1982 entstandenen Portrait-Serien der amerikanischen Fotografin LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de Frauenzimmer, bis 13.11. Prozessual und installativ orientierte Werke u.a. von Thea Djordjadze und Isa Genzken MÖNCHENGLADBACH – Kunstverein www.MMMIII.de ?\iYjkXljjk\ccle^mfd+%Y`j-%Efm\dY\i N`i]i\l\elejXl]J`\ 9c\`Z_jkiX\('s++./.9fZ_lds=fe&=Xo')*+-/'(0/ nnn%[\j`^e$_Xe[n\ib$[`Zb\i_f]]%[\ wall to wall bis 13.11. Der Bildhauer Manuel Franke und die Malerin Leni Hoffmann in einem raumbezogenen Dialog MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteiberg www.museum-abteiberg.de Morgan Fisher bis 5.2.12 Die konzeptuelle Rekonstruktion einer Wandarbeit von Palermo (August-Pieper-Straße) MÜLHEIM – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Werner Gilles bis 8.1.12 Werkschau zum 50. Todestag des Malers und Grafikers, der symbolhaft Mythen dargestellt hat MÜNSTER – LWL-Landesmuseum www.lwl-landesmuseum-muenster.de Bildung für Ihren Erfolg www mit Brief und Siegel Meisterkurse keine Wartezeit nach Gesellenprüfung Thomas Ruff bis 8.1.12 Vier Serien zu Sternen und zum Himmel des konzeptuellen Künstlers mit der Fotografie Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Vollzeit und berufsbegleitend Module einzeln buchbar Akademie für Unternehmensführung NEUSS – Clemens-Sels-Museum www.clemens-sels-museum-neuss.de Aristide Maillol – Maurice Denis bis 8.1.12 Zwei Hauptvertreter der Klassischen Moderne OBERHAUSEN - Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Walter Moers bis 15.1.12 Sammelsurium des schräg-genialen Comiczeichners und Schriftstellers REMAGEN – Arp Museum Rolandseck www.arpmuseum.de Rheinromantik bis 4.3.12 Die Landschaft am Rhein zwischen künstlerischer Überhöhung und Klischee Studiengänge zum/zur Betriebswirt/in (HWK) mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Management-Seminare UnternehmensManager (HWK) Sprachkurse Kaufmännische Seminare Technische Seminare Inhouse-Schulungen EDV-Seminare WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Alfred Sisley, bis 29.1.12 Übersicht über das Werk des berühmten französischen Impressionisten (1839-1899) Empfehlungen von Thomas Hirsch 57 Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund Ihre Ansprechpartnerin: Monika Mederski • [email protected] 0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de Auswahl Bochum SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Fr 4.11. 19.30 Uhr, Kammerspiele Tod eines Handlungsreisenden (Premiere) Das immer wiederkehrende Ende eines amerikanischen Traums: Die bekannte Handlung beschreibt Willy Loman, den Handlungsreisenden, der immer unterwegs ist, seinen Träumen von Erfolg und Reichtum ein Leben lang hinterjagt, immer einen Witz und eine gute Idee parat hat, doch irgendwann wird er müde und weiß nicht mehr, wohin der Weg noch führt. Die italienische Regisseurin Agnese Cornelio, die zum ersten Mal in Bochum inszeniert, geht mit Arthur Millers wohl berühmtestem Stück auf eine letzte Reise durch pel Amerika. Sa 5.11. 19.30 Uhr, Schauspielhaus Was ihr wollt (Premiere) Gibt es tatsächlich nur die eine Identität, die wir zeitlebens mit uns herumtragen? Shakespeare zeigt in seiner melancholischsten Komödie, was passiert, wenn sich nicht nur die Geschlechter verdrehen, sondern auch die Vorstellung von dem, was wir sein wollen: Er schickt seine Viola auf eine Reise durch Illyrien, das Land des Rausches und der Liebe, und lässt sie dort als Cesario in den Dienst des Herzogs Orsino treten. In der Regie vom Bochumer Hausregisseur Roger Vontobel erkennt Viola schließlich: Ich bin nicht, was ich bin – und auf jeden pel Fall mehr als eine. Infos: 0234 33 33 55 55 Do 24.11. 20 Uhr (Halle) STUDIOBÜHNE RUB Goldfinger Sa 26.11. 19.30 Uhr BF LANGENDREER Das neue Programm von Lars Reichow strotzt vor Luxus. Alias Goldfinger beschäftigt er sich mit dem edelsten aller Tauschmittel und natürlich auch mit der bürgerlichen Schwester des Goldes, dem Geld. Die ganze Finanzwelt knöpft er sich dabei vor. Und er findet sie, wo Dekadenz auf Dekantierkaraffen trifft. Am Krügerrand der Gesellschaft muss der Dispo wohl pel grenzenlos sein. Infos: 0234 687 16 10 Mi 16.11. 20 Uhr Mutter Die Berliner Band Mutter ist für einen wichtigen Teil der Gegenöffentlichkeit der deutschsprachigen Popmusik verantwortlich. Während NDW, Hamburger Schule und Punkrock in bestimmten Phasen die Wahrnehmung von deutscher Musik prägten, waren Mutter immer da, mit einem Sound, der nirgendwo andokkte und stets andere Möglichkeiten dokumentierte. Brachial und ungemütlich, schmerzhaft und deutlich – so klingen Mutter seit nun schon 25 cs Jahren. Vorbildlich! Infos: 0234 687 16 12 Astoria PRINZ REGENT THEATER Do 3.11. 20 Uhr Die Durstigen (Premiere) Ticketinfos unter: www.concertteam.de tangodiesel das neue Album I Out Herbst 2011 Single „Der Hoffnung entgegen“ I Out Oktober 2011 05.11. Frankfurt, Elfer Music Club … 18.11. Trier, Exhaus … 19.11. Aachen, Musikbunker … 25.11. Berlin, Jägerklause … 26.11. Dortmund, FZW (Club) +69,,5:/(--,9 01.11.2011 Luxor Köln 02.11.2011 Luxor Köln <UKLYNYV\UK2SU 8QGHUJURXQG.|OQ www Wajdi Mouawad ist mit „Die Durstigen“ ein raffiniert gebautes Stück über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens gelungen, über Enttäuschungen und Aufbegehren, aber auch über die Liebe und die Kraft der Phantasie. Regie: Romy Schmidt. pel Infos: 0234 477 20 Astoria ist ein fiktives Land, an das sich im Stück die Hoffnungen und Sehnsüchte der Protagonisten klammern. Ihre Träume werden immer wieder durch die Unmöglichkeit der Umsetzung zerstört. Heute ist es eine exzellente Politfarce. Zynisch, manchmal derb und eine sehr humorvolle Reflexion über Kapitalismus und Staatsphilosophie. Regisseur Klemens Gindl hat das Stück von 1936 unaufpel fällig modernisiert. Infos: 0234 322 28 36 MUSISCHES ZENTRUM RUHR-UNI 18.-20.11. Jazz-Fest-Bochum Jazz-Highlight mitten im Semesterstress: Das jährliche Jazz-Fest präsentiert sich diesmal erstmalig auch am Sonntag mit einem Jazz-Brunch im Café „Hardys“, musikalisch begleitet von Lauras Sommer-Trio. Am Freitag kann man mit Wellness eine Symbiose aus improvisatorisch-situativem Jazz und zeitgenössischen Tanz sehen. Anschließend gibt es Jazz mit HipHop und AfroRhythmen bei Mara Minjoli. Am Samstag wartet das dritte jazzplayeurope auf die Zuschauer - sieben Musiker aus fünf dk Nationen. Infos: 0234 321 80 21 ROTUNDE Mi 9.11. 20 Uhr Jasper Fforde & Oliver Rohrbeck: Grau ROTTSTR5 THEATER So 27.11. 16 Uhr 12.12.11 FZW, Dortmund 13.12.11 Underground, Köln 19. NOVEMBER 2011 DORTMUND WESTFALENHALLE www.sade.com 14.01.2012 ZECHE BOCHUM 27.01.2012 LUXOR KÖLN 29.11.2011 LUXOR KÖLN www.prknet.de 21.01.2012 STAHLWERK DÜSSELDORF 02.02.2012 DÜSSELDORF MITSUBISHI ELECTRIC HALLE 07.01.2012 Köln Essigfabrik 28.04.2012 DÜSSELDORF MITSUBISHI ELECTRIC HALLE Special guest: Winner of Ronja Räubertochter (Premiere) Auch im kleinen Katakombentheater ist bald Weihnachten: Hier erzählt man die Geschichte Ronjas. Die ist die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis und seiner Frau Lovis. Sie wächst auf der Mattisburg im Mattiswald bei ihren Eltern und deren Räuberbande auf. Eines Tages lernt sie Birk Borkasohn, den Sohn des verfeindeten Räuberhauptmanns Borka und dessen Frau Undis kennen. Das Verpel wirrspiel beginnt. Infos: 0163 761 50 71 WWW.LETHALDOSERECORDS.COM 58 Wenn der walisische Bestseller-Autor Jasper Fforde in diesem Herbst seinen neuesten Geniestreich in Deutschland vorstellt, führt ihn seine Lesereise lediglich in drei Städte: Neben Berlin und Frankfurt ist dies Bochum! In „Grau“ entwirft Fforde eine düstere Zukunft, in der die Menschen die Fähigkeit, Farben zu sehen, weitestgehend eingebüßt haben. Doch keine Sorge: Der Aberwitz, den die Fans seiner Bücher um die Literaturagentin Thursday Next zu schätzen wissen, herrscht auch hier. Freunde von Douglas Adams oder Terry Pratchett werden eine Menge Spaß fs haben. Infos: 0234 36 14 86 Auswahl Dortmund THEATER DORTMUND FLETCH BIZZEL KONZERTHAUS DORTMUND THALIA BUCHHANDLUNG Fr 25.11. 20 Uhr (Studio) Mi 9.11. 20.30 Uhr Do 17.11. 20 Uhr Fr 4.11. 20 Uhr Naked Lenz (Premiere) ZGbF – Zu Gast bei Freunden Salut Salon Regisseur Martin Laberenz nimmt die Auseinandersetzung mit Georg Büchners Fragment „Lenz“ und David Cronenbergs Filmadaption von William S. Burroughs‘ „Naked Lunch“ zum Ausgangspunkt, um über das Verhältnis von Wirklichkeit und Illusion im Theater nachzudenken. Daraus leitet er Fragen an unsere gegenwärtige Gesellschaft und ihre spezifischen Wahnvorstellungen ab. Ein geborenes Migrantenkind integriert, was das Zeug hält: Er ist begeisterter Zuhörer vom „Musikantenstadl“. In seinem Programm redet Aydin Isik über seine Sorgen, die mindestens so groß sind wie die von Thilo Sarrazin: über Deutschlands Zukunft, über die beispielhafte Innen- und Außenpolitik des Landes, über Kochsendungen und pel Hartz IV. Infos: 0231 14 25 25 David Nicholls: Zwei an einem Tag pel CABARET QUEUE Sa 26.11. 19.30 Uhr (Schauspielhaus) Winkelmanns Reise ins U (Premiere) Es ist das Tagebuch eines Künstlers im digitalen Zeitalter, ein erfundener Tatsachenbericht mit zahlreichen Foto- und Videodokumenten, die seine Echtheit beweisen. Eine Expedition ins berühmte Wahrzeichen einer Stadt mit vielen Geheimnissen – und nicht zuletzt das Porträt eines urbanen Ballungsraums auf der Suche nach Identität, bis zur Verpel ständlichkeit verzerrt. Infos: 0231 50 27 22 Fr 11.11. 20 Uhr Steinberg dreht auf Rene Steinbergs Stimmen kennen viele – er ist Vater der von der Leyens, Sarko de Funes, Pofallaraff oder einfach nur er selber bei den zahlreichen Comedy-Formaten auf WDR 2. Jetzt entflieht er seinem Studiokabuff und präsentiert im ersten Soloprogramm seine bunte Welt voller Töne, Geräusche und Figuren live vor Publikum. Wie im Radio, aber ohne zu schneiden, und mit Gesicht zur pel Stimme. Infos: 0231 41 31 46 Es ist eines der ungeschriebenen Gesetze, dass der Interpret Klassischer Musik sich ganz der Musik hingeben muss. Das Hamburger Quartett Salut Salon demonstriert seit über drei Jahren das Gegenteil und kombiniert Klassiker sowie Evergreens mit originellen Choreographien, Schauspieleinlagen und Puppenspielen. Im neuen Programm „Der Haifisch im Aquarium“ nehmen die Hamburgerinnen Camille Saint-Saens’ „Karneval der Tiere“ und mischen ihn mit Astor Piazollas Vorstellung vom Tango. Ein dynamisch-virtuoses Kamdk merspielvergnügen. Infos: 0231 22 69 62 00 www Europas größtes 59 Tiermagazin „Zwei an einem Tag“ war einer der großen Bestseller des Jahres 2009. Die Geschichte von Emma und Dexter, die eine gemeinsame Nacht erleben und darauf für die folgenden 20 Jahre jeweils am 15. Juli eine Verabredung haben, konnte Literaturkritik und Leser gleichermaßen begeistern. Nun kommt am 3. November die Romanverfilmung mit Anne Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen in die deutschen Kinos und der Autor erstmalig nach fs Deutschland. Infos: 0231 931 48 60 DEPOT Fr 25.11. 20 Uhr Papusha – Die Gipsy Operette Papusha wächst bei dem Volk der Zigeuner auf und lernt die Kunst der Musik, des Geschichtenerzählens und - der Magie. Mit ihrer Sippe und einem Wagen voller Puppen reist sie umher und erzählt die Geschichten pel ihrer geheimnisvollen Puppen. Infos: 0231 982 23 36 Auswahl Duisburg Essen THEATER DUISBURG THEATER ESSEN Do 24.11. 20 Uhr (Foyer III) So 6.11. 19 Uhr (Grillo) Tür auf, Tür zu (Uraufführung) Benefiz (Premiere) Raus und rein, rein und raus und so weiter. So gesehen ist drinnen immer draußen. Ingrid Lausunds neues Stück erzählt vom drin Sein, draußen Sein, dabei sein Wollen. Ein Abend über die Phänomenologie der Tür, gnadenlos auf die Spitze getrieben. Die Theatermacherin ist eine der meistgespielten deutschen Gegenwartsautorinnen. Ihre Stücke entwickelt sie am Schreibtisch – und im Probenprozess pel mit Schauspielern. Infos: 0203 300 91 00 Autorin Ingrid Lausund, die „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner” auch nach der Uraufführung am Schauspiel Köln 2004 noch mehrfach selbst inszenierte, nimmt mit ihrem Stück nicht allein gutmenschliche Betroffenheitsveranstaltungen auf die Schippe. Wenn bei der Probe um jeden Satz gebuhlt und Solo-Nummern haarklein gegeneinander aufgerechnet werden, führt sie ebenso geschickt die Eitelkeiten und Befindlichkeiten der fünf vermeintlichen pel Vorzeigebürger vor. Infos: 0201 812 22 00 MUSEUM DER DEUTSCHEN BINNENSCHIFFFAHRT THEATER ESSEN Fr 18.11. 20 Uhr Di 1.11. 19.30 Uhr Bukowski Waits For You: Unterm Säufermond Die Hochzeitsreise Der PoesiePalastRuhr des Literaturbüros Ruhrgebiet bringt diese feine Produktion in das „Schiffchen“ im Binnenschifffahrtsmuseum. Die BarRevue „Bukowski Waits For You“ inszeniert Texte und Musik auf und rund um den Barhocker. Die Gruppe kombiniert in diesem Programm Stories von Bukowski und anderen Underground-Literaten mit Songs von Tom Waits oder Nick Cave. Geschichten von Liebe und Hass, Sehnsucht und Abschied, Höhenflug und Absturz werden zu trunkenem fs Leben erweckt. Infos: 0203 808 89 40 GRAMMATIKOFF Mo 28.11. 20.30 Uhr Marissa Nadler Nach dem Ende des Hundertmeisters in Duisburg scheint es in den Hallen am Dellplatz endlich wieder mit schönen Folk- und Indie-Konzerten weiterzugehen. Als ersten Act dieser Art schiebt das neueröffnete Grammatikoff die surreal-hippieske Sängerin Marissa Nadler vor. Die in Boston lebende Nadler singt Songs in bester Tradition einer Joan Baez, allerdings immer mit einem verschwommen bis verwunschen klingenden Kniff und entsprechenden Effekten. Zwischen stimmungsvoll und abstrakt und sehr, sehr gut. cs Infos: facebook.com/grammatikoff Elyot und Amanda sind glücklich geschieden und doch schon wieder auf Hochzeitsreise – aber mit ihren neuen Ehepartnern Sybil und Victor. Wie es der Zufall so will, haben sich beide Paare, ohne voneinander zu wissen, nicht nur die französische Riviera, sondern auch ein und dasselbe Luxushotel mit benachbarten Suiten als Ort für ihre jeweiligen Flitterwochen ausgesucht. Es kommt, wie es kommen muss: Noël Cowards scharfzüngige Komödie über ein Paar, das zwar nicht miteinander, aber auf gar keinen Fall ohne einanpel der kann. Infos: 0201 245 55 55 PACT ZOLLVEREIN Fr 18.11. 20 Uhr (Einführung um 19.30 Uhr) Antonia Baehr lachen & for faces Ein Performance über das Lachen als solches. Antonia Baehr erforscht Lachen als eigenständige Ausdrucksform, abgekoppelt von ihren Ursachen – Witzen, Erzählungen, Humor, Freude –, und betrachtet das Phänomen selbst: den Klang und die Form, die Musik, die Choreographie, den Rhythmus und die Geste des Lachens. Komik ist nicht ihr Ziel, aber Ansteckung ist eine unvermeidbare Nebenwirkung! In „For Faces“ bilden vier Gesichter das Zentrum eines kleinen Amphitheaters. Minimale oberflächliche Veränderungen enthüllen bekannte und unbekannte Territorien des mimischen Ausdrucks. Auch das Zuschauen selbst wird beleuchtet: Die unmittelbaren Reaktionen des Publikums auf das mikrochoreographische Gesichts-Quartett offenbaren nicht nur die Komplexität, die sich hinter der vermeintlichen Normalität von Gesichtern verbirgt. Sie enthüllen zugleich den fiktionalen Charakter des Theaters und der pel Wirklichkeit. Infos: 0201 812 22 00 www VILLA HÜGEL Gelsenkirchen MUSIKTHEATER IM REVIER Sa 12.11. 19.30 Uhr (Gr. Haus) Im weißen Rössl (Premiere) Altbackenes Intrigengewirr mitten in der Hochsaison. Zahlkellner Leopold Brandmeyer ist nicht der Erste, der sein Herz an die handfeste Wirtin Josepha Vogelhuber verliert. Aber am Ende kann Kaiser Franz Joseph persönlich alles richten. Fast genau ein Jahr, nachdem die Welt durch den Zusammenbruch der New Yorker Börse mit einem Schlag in eine globale Wirtschaftskrise gerissen wurde, spiegelten Ralph Benatzky und sein Autor Robert Gilbert mit ihrem Auftragswerk für den welterfahrenen Revuekönig Eric Charell die überschäumende Lebenslust der Berliner Vergnügungskultur zwischen den pel Weltkriegen. Infos: 0209 409 72 60 CONSOL THEATER So 6.11. 15 Uhr Salto und Mortale Frustriert wirft der Clown seine rote Nase in die Ecke. „Ich wünschte, ich wäre tot“, jammert er. Aus dem leichtfertig dahergesagten Spruch wird bitterer Ernst. Denn da steht auf einmal der Tod und will ihn mitnehmen. Der Clown beginnt um sein Leben zu feilschen. Der Tod lässt sich unter einer Bedingung auf den Handel ein: Der Clown muss ihn zum Lachen bringen. Ein Theaterstück über das Leben. Über ein Leben, in dem Scheitern, Lachen, Spielen und pel Träumen ihren Platz finden. Infos: 0209 988 22 82 bis 11.12. Di-So 10-18 Uhr Hagen Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten OSTHAUS MUSEUM Schon bald nach der Gründung ihrer Gussstahlfabrik 1811 hat sich die Familie Krupp der Fotografie zugewandt, zu Dokumentations-, Werbeund Repräsentationszwecken und mit Interesse an der wechselnden Technik dieses Mediums; schließlich wurden auch professionelle KunstFotografen engagiert. Heute umfasst das Archiv zwei Millionen Aufnahmen, aus denen nun exemplarisch alle Bereiche vorgestellt werden. Daraus ist eine schöne historische Ausstellung entstanden, im reizvollen th Ambiente der Villa Hügel. Infos: 0201 61 62 90 60 20.11.-5.2.2012 Di/Mi/Fr 10-17, Do 13-20, Sa/So 11-18 Uhr Natur Seit einiger Zeit tourt ein wechselnder Querschnitt aus der Kunstsammlung der Altana Kulturstiftung durch deutsche Kunstinstitute. Thema ist die „Natur“, auch in abstrakter Übersetzung. In Hagen sind jetzt u.a. Werke von Anselm Kiefer, Marie-Jo Lafontaine, Guiseppe Penone und Gotthard Graubner zu sehen, die das zeitgenössische Spektrum der Natur in der Kunst ausloten. Diese wird als transzendierte Erfahrung gezeigt und unter ökologischen Gesichtspunkten oder als Erfahrung von Geschichte th begriffen. Infos: 02331 207 31 38 Auswahl Hamm Krefeld Mülheim GUSTAV-LÜBCKE-MUSEUM KULTURFABRIK THEATER AN DER RUHR RINGLOKSCHUPPEN 12.11.-15.4.2012 Di-Sa 10-17, Fr 25.11. 19.30 Uhr Di 8.11. 19.30 Uhr Sa 19.11. 19.30 Uhr So 10-18 Uhr Sebastian Sturm & Exile Airline Es brennt (Premiere) Die Verstörung Frei nach Motiven aus „Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann. Die 1930 erschienene Novelle gehört zu den meistgelesenen Werken des vielleicht wichtigsten deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts. Der nicht nur sprachlich herausragende Text weist über die ihm immer wieder zugeschriebene Vorahnung des Faschismus hinaus. Thomas Mann beschreibt die Manipulationsbereitschaft des Menschen als eine Grunddisposition. Die Inszenierung von Jo Fabian hinterfragt und übersetzt die thematischen Motive aus der Novelle in eine bildhafte, sinnlipel che Versuchsanordnung. Infos: 0208 599 01 88 Weihnachten in irgendeiner Stadt, ein bitterkalter Winter. Falk Richters Stück markiert eine Gesellschaft im Übergang. Die allgegenwärtige Überforderung in Beruf und Privatleben überpel steigt das menschlich Mögliche. Infos: 0208 99 31 60 Von der Mumienmaske zur Moderne Aus Anlass des 125. Geburtstags des Museumsvereins werden dessen Schenkungen an das Museum vorgestellt. Zwischen Kunst, kulturhistorischer Sensation und Kuriosa ist vielerlei zu sehen, etwa eine Mumienmaske, Porzellan und Mobiliar, aber auch Bilder etwa von Wilhelm Morgner und Bernard Schultze. Mit dieser Ausstelllung wird zugleich die Entwicklung und Profilierung des städtischen Museums in Hamm nachvollzogen; zu einem Thema wird die Frage, was in ein Museum gehört und th was eine Sammlung ausmacht. Infos: 02381 17 57 14 Herne FLOTTMANNHALLEN Sebastian Sturm und seine Exile Airline lassen auch beim neuen Album nichts anbrennen. Texte bis auf den Nerv des Bürgers, Klagen gegen ein selbstergötzendes Finanzsystem und viele, viele ohrwurmverdächtige Refrains – und obendrauf rootsgetränkte Rhythmen, mehr denn je auf einer Sebastian Sturm-Platte. Live wird der Aachener da keine Abstriche machen und wieder viele AkustikSets mit besonderer „One Love“Atmosphäre spielen. Der Genuss liegt dk hier bereits in der Erwartung. Infos: 02151 85 86 87 RWE HALLE So 13.11. 20 Uhr Alice Cooper Ein erstes Highlight in der 2005 eröffneten RWE Sporthalle wird das Konzert des ehemaligen Shock Rockers Alice Cooper im Rahmen seiner programmatisch betitelten Tour „No more Mr. Nice Guy“ sein. Den Besucher erwarten alte und unzerstörbare Rockklassiker, aufbereitet mit ordentlich Brimborium, Feuerwerk, Schminke und Artistik. Hoffentlich steht die Halle nach diesem cs Gig noch. Infos: 01805 57 00 70 So 13.11. 19 Uhr Marcin Wasilewski Trio Slawische Schwere oder die folkloristische Heiterkeit sind nicht ihr Fall. Das Marcin Wasilewski Trio macht spielerisch raffinierten, postmodernen Jazz, und das in international bestechender Weise. Bandleader und Pianist Marcin Wasilewski erzeugt vielseitige, helle Klangfarben, mal im Up-Tempo, mal in zerfaserten, arhythmischen Passagen. Slawomir Kurkiewicz (Bass) und Drummer Michal Miskiewicz reißen dabei nie ab und runden damit das Werk derer ab, die man eine der heißesten Bands im dk zeitgenössischen Jazz nennt. Infos: 02323 16 29 53 Marl SKULPTURENMUSEUM GLASKASTEN bis 4.12. Di-So 10-18 Uhr Ansgar Nierhoff Man hüte sich, Ansgar Nierhoff (1941-2010) als „klassischen“ Eisenbildhauer zu bezeichnen. Er hat ein für die Kunst relativ verbrauchtes Material aus der industriellen Nutzung in eine neue Form überführt. Die Spuren, die durch Streckungen oder Knicke entstehen, sind Teil der Arbeit und lassen sich der Prozessth kunst zurechnen. Infos: 02365 99 22 57 lq}n| rw|}nrpn{vxmnuuÕ www Uȗ jkrjÕ nrwn vj{tjw}n ruqx~n}}n vr} mnv t{jo}xuu pn|}ju}n}nw nlt vjlq} mn~}urlq à knrv jkrj r{m o{r|lqn| n|rpw p{x¿ pn|lq{rnknwÕ knwojuu| wrlq} tunrwurlqØ mrn rlqn{ß qnr}|j~||}j}}~wp vr} rw|pn|jv} ě ȗr{kjp| ~wm mrn |n{rnwv¿rpn |xorx{kn{nr}~wpÕ j v²lq}n vjw nrwojlq |xox{} nrw|}nrpnw ~wm ux|ojq{nwÕ Ȗnr ~w| jk ĖĖÕĞĝĕÖß ĎÕ blicke {jo}|}xoon{k{j~lq oÆ{ mrn Uȗ jkrj rvx~|rwn ĖÖė uÖ ĚĖ t ìěĞ íÖ rw uăĖĕĕ tv wjlq {~wm{rlq}urwrn ĝĕăĖėěĝăØ txvkrwrn{} ìĚÖĚíÖ rwwn{x{}| ìĜÖĘíÖ j~¿n{x{}| ìęÖĚíÕ ėßvr||rxwnw txvkrwrn{} rw pătvØ ĖėĝÕ 19. filmfestival des ruhrgebiets 24 .- 27. 11. 2011 www.blicke.org ȗ~}xvxkrun {rnmnw|nrlqn vk j|}{xyn{ nuunp ĖĕĞÖ ęęĝĕĚ Ȗxlq~v nuØ ĕėĘę ĘĚėĞĖęÖ jØ ĕėĘę ĞĘěėĖĝě o{rnmnw|nrlqnÕpoûyj{}wn{Õ|txmjßj~}xÕmn Õj~}xvxkrunßo{rnmnw|nrlqnÕmn 61 Magenbitter Auswahl Oberhausen THEATER OBERHAUSEN DRUCKLUFT Fr 11.11. 19.30 Uhr (Bühne) Do 3.11. 21 Uhr Wer hat Angst vor Virginia Woolf (Premiere) Egotronic Intendant Peter Carp führt die Zuschauer mal wieder in die lange Nacht in einem US-amerikanischen Provinz-College und in die tiefe Nacht des Ehekriegs zwischen George, einem Geschichtsprofessor, und seiner Frau Martha, die sich als Tochter des College-Präsidenten wohl einen ehrgeizigeren Ehemann gewünscht hätte. Jung und ehrgeizig karrierebewusst ist dagegen Nick, ein neuer Dozent auf dem Schlachtfeld des Colleges. Nach einer Party mit den Kollegen wird er zusammen mit seiner Frau „Honey“ noch zu einem Drink ins Haus von George und Martha eingeladen. Und die Spiele pel können beginnen. Infos: 0208 857 81 84 EBERTBAD Fr 11.11. 20 Uhr Die Fertigen Finger Wenn ein Zauberer auf der Bühne schon immer fragwürdig war – die Fertigen Finger kommen zu zehnt. Jeder Einzelne ist erfolgreicher Solokünstler, und zusammen bilden sie ein einzigartiges Ensemble. In ihrem Programm „Frag niemals Wie!“ versuchen sie zwischendurch auch als Team, einen gescheiterten Kartentrick zu retten, oder erklären im Stil der Halbzeitanalyse einen soeben gezeigten Trick in Zeitlupenwiederholung mit zwei Live-Kommentatoren. Entstanden ist dieses einzigartige Ensemble anlässlich der Vorbereitung für den Weltkongress der Zauberkunst 1997 in Dresden. Zehn der besten deutschen Zauberkünstler wurden mit ihrer Show zum Überraschungserfolg des Kongresses. Ein Jahr später, in Las Vegas, verliehen Siegfried & Roy den Fertigen Fingern den Sarmoti Award, eine der renommiertesten Auszeichnungen der pel Branche. Infos: 0208 205 40 24 Politisch linksgerichtete Agitation und der Wunsch nach Exzess und Party müssen sich nicht ausschließen, das beweist niemand so prägnant wie Egotronic aus Berlin. Das Trio aus dem Umfeld des Hamburger Labels Audiolith hat den Punk ins Zeitalter der Elektronik herübergeholt und macht daraus eine übergeschnappte Pogo-Party mit einem schneidigen Style, explizite Texte inklusive. Am 4.11. sind Egotronic gleich nochmal zu sehen, und zwar in der Werkstatt cs in Witten. Infos: 0208 85 24 54 IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Inga Selck (v.i.S.d.P.), Linda Hoemberg, Thomas Müller Mitarbeit an dieser Ausgabe: Frank Brenner, Alexandra Brundiers Lutz Debus, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Maren Lupberger, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Betty Schiel, Anna Schiff, Frank Schorneck, Sebastian23, Christian Steinbrink, Marieke Steinhoff, Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden, Christian Werthschulte Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Lena Hensel, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf Anzeigenverwaltung: Berndt Media, Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Telefon 0234-941910 Fax 0234-9419191 E-Mail: [email protected] Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Foto: Martin Fiedler/pixelio.de Foto: Paul Marx/pixelio.de Wege aus der Erinnerungskultur Skulpturen: Erst Schuhe putzen, dann ärgern Von Peter Ortmann So ein Mist. Auf dem Weg zum RuhrMuseum goss es in Strömen, der Schirm lag wie immer zu Hause im Trockenen. Leicht derangiert und aufgeweicht eilte ich durch Design- und Baukultur, biologischen Skulpturen und real existierenden Schrott-Installationen der Kunst entgegen. Das Weltkulturerbe Zollverein in Essen ist eben ein Areal zwischen Solitärpflanzbesatz und nicht enden wollender Objets Trouves par excellence, und jetzt der Clou: Es beherbergt auch die längste Schuhputzanlage im Revier. Ein interaktives Kunstwerk der ellenlangen Rolltreppenmechanik, gepaart mit einer ebenso langen Bürstenvorrichtung, die, wenn man sie geschickt nutzt, auch das Schuhwerk designgerecht wieder aufpoliert. Alles in Aluminium und Kunststoff, visuell durchleuchtend und noch ohne Überwachungseinrichtung (denke ich). Penible Menschen müssen natürlich die rollenden Treppen in beide Richtungen befahren, was natürlich dazu führt, dass das Paar Lackschuhe sauber sind, sie selbst aber wieder im Regen stehen. Dafür können die Saubermänner dann natürlich den Reiz der weiten Tunnel-Perspektive viermal genießen, aber Achtung, es ist kaum möglich, diesen Aufgang zu nutzen, ohne auf digitalen Bildern selbst ernannter Ruhrgebiets-Fotodokumenteure aufzutauchen. Und die sind überall, denn unsere Region hat merkwürdige Kunstwerke auf jedem Hügel, der sich nur bietet. Die Frage, ob das immer Kunst ist, würde jetzt den Rahmen sprengen, deshalb sei nur angemerkt: Manches ist tatsächlich merkwürdig. www Ganz neu ist eine „Skulptur“ am Kamener Kreuz. Ein Highlight für alle Revierbesucher, die dort bekanntermaßen immer viel Zeit verbringen müssen. Und so geschah es, dass die Erinnerungskultur im Ruhrgebiet Myzele bildete, deren Hyphen jetzt diesen Hügel am Schnittpunkt zweier Autobahnen erreichten, und sich acht stählerne Engel herniederließen, um theatralisch einen gelben 1,8 Tonnen-Hubschrauber zu Grabe zu tragen. Das ist nicht nur Denkmalkultur vom Allerfeinsten, das ist auch ein Fanal für neue Wege in der Abfallentsorgung. Gepaart mit der Thematik „Sicherheit an Autobahnen“ denn dieser Rettungshelikopter „wacht“ nun als 7,5 Meter hohe Skulptur über den Verkehr. Zusätzlich soll er „die Monotonie des Fahrens durch Kunstobjekte unterbrechen und so die Wachsamkeit der Verkehrsteilnehmer erhöhen“ (kein Jux von Straßen-NRW). Dass es dieses Deko-Monstrum aus geschnittenen Zweizentimeter-Stahlplatten und einem Ensemble aus nicht mehr flugtauglichem Blech mit Kunststoff einmal in eine Kunst-Arche des 21. Jahrhundert schaffen wird, ist nicht anzunehmen, aber es wird meinen regelmäßigen Weg aus der polyzentrischen Metropole in die Bundeshauptstadt verändern. Nicht nur, dass meine visuelle Wahrnehmung getrübt wird, denn es ist ja nun darauf zu achten, dieses Ding nicht sehen zu müssen; es wird auch meine Gedanken darüber über mehrere hundert Kilometer vergiften, bis ich die kleine steinerne Bärenskulptur sehe. Verbreitete Auflage: 32.102 Exemplare, IVW III/2011 Nicht gesondert gekennzeichnete Bilder sind Pressefotos. 62 xxxx www Bochum Im Kortumhaus Kortumstraße 72 Tel.: 0234/61057-0 Fax: 0234/61057-101 www.saturn.de November 2011 www.trailer-ruhr.de www CHEYENNE THIS MUST BE THE PLACE EIN FILM VON PAOLO SORRENTINO www.cheyenne-derfilm.de ab 10.11. im Kino