it support degussa
Transcription
it support degussa
060487_deg_elements_d 17.02.2006 13:59 Uhr Seite 8 K AT E G O R I E N E U E P R O D U K T E NEUE DISPERGIERMITTEL Wer hat nicht schon einmal selbst zu Tapete, Farbe und Pinsel gegriffen, um das Kinderzimmer auf Vordermann zu bringen? Wer hat nicht schon einmal im Baumarkt nach der richtigen Abtönfarbe gesucht oder sogar einen ganz bestimmten Ton anmischen lassen, weil die fertigen Produkte immer haarscharf neben der eigenen Vorstellung lagen? Meist ohne es zu wissen sind Do-it-yourself-Spezialisten so mit Pigmentkonzentraten in Berührung gekommen, die eine große Bedeutung für die Industrie der Farben und Lacke haben. Bei ihrer Herstellung und Verarbeitung ist eine Vielzahl an Faktoren zu berücksichtigen, damit am Ende das Resultat auf Decken und Wänden, auf Holz, Metall und Beton auch stimmt. 8 ❚ elements ❘ degussa ScienceNewsletter ❘ 14 ❘ 2006 ermöglichen 060487_deg_elements_d 17.02.2006 13:59 Uhr Seite 9 D E G U S S A I N N O VAT I O N S P R E I S 2 0 0 5 universelle Pigmentkonzentrate Universell: Die neuen Dispergiermittel können sowohl für wasserals auch für lösemittelbasierte Systeme und für alle heute genutzten Pigmente eingesetzt werden Um derartige Pigmentkonzentrate herzustellen, sind Netz- und Dispergieradditive für die Einarbeitung von Pigmenten und Füllstoffen zwingend erforderlich. Neben den Pigmenten bestimmen gerade sie als wichtige Formulierungsbestandteile ganz wesentlich das optische Erscheinungsbild und die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Beschichtungen. Pigmente sind in einem Lack oder in einer Anstrichfarbe grundsätzlich die teuerste Komponente, die durch Dispergiermittel einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt wird. Die trockenen Pigmentpulver neigen wegen ihrer reaktiven Oberfläche dazu, Aggregate und Agglomerate zu bilden, die zu einer negativen Beeinflussung von Farbstärke, Reinheit, Glanz oder Deckvermögen führen können. Dispergiermittel garantieren eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Pigmente ohne Sedimentation, eine hohe und lange Stabilität der Dispersionen sowie eine gute Verarbeitbarkeit, wenn sie bei entsprechender Einbringung von Scherenergie gleichmäßig und dauerhaft auf die Pigmentoberflächen aufgezogen sind. Bisher wurden diese Aufgaben in universellen Pigmentkonzentraten unter anderem von Alkylphenolethoxylaten (APE) erfüllt, deren Einsatz aus ökotoxikologischen Gründen jedoch zunehmend als bedenklich angesehen wird. Ein gemischtes Team aus Mitarbeitern des ehemaligen Geschäftsbereichs Oligomers & Silicones – seine Aktivitäten wurden im Rahmen der Degussa Neuorganisation zum 1. Januar 2006 den beiden Geschäftsbereichen Care & Surface Specialties sowie Coatings & Colorants zugeordnet – hat mit der Additivfamilie TEGO Dispers 65X eine wegweisende, umweltverträgliche Alternative entwickelt und dafür den Degussa Innovationspreis 2005 in der Kategorie „Neue Produkte“ gewonnen. Die Marktrelevanz der neuartigen Additive ist ausgesprochen hoch, da diese Technologie nicht nur für Do-ityourself-Produkte im Baumarktbereich geeignet ist, sondern auch den höheren Ansprüchen von Handwerk und Industrie gerecht wird. Die Leistungsfähigkeit wird jedoch vor allem durch die Universalität im Einsatzspektrum deutlich: Die neuen Dispergiermittel lassen keine Schwächen erkennen – weder in Bezug auf irgendein heute genutztes Pigment noch hinsichtlich des Lösemittels, das für die Herstellung des Lacks verwendet wird. Das Konzept ist daher gleichermaßen für die Einfärbung von wässrigen und lösemittelhaltigen Lacken und Farben geeignet. Wässrige Lacke und Farben dominieren zwar bereits heute in Nord- und Westeuropa, aber lösemittelbasierte Systeme spielen hier und in Amerika oder Asien immer noch eine wichtige Rolle. Universalität bezüglich Pigmenten und Lösemitteln war deshalb ein besonderer Anspruch der Entwicklung. ❘ ❘ ❘ elements degussa ScienceNewsletter 14 2006 ❚9 060487_deg_elements_d 17.02.2006 13:59 Uhr Seite 10 K AT E G O R I E N E U E P R O D U K T E Organische Pigmente lassen sich mit TEGO Dispers 65X (links) deutlich besser dispergieren als mit herkömmlichen Fettalkoholethoxylaten (rechts). Grund sind die aromatischen Ringstrukturen, die gegenüber hydrophoben Pigmentoberflächen eine hohe Pigmentaffinität aufweisen Styroloxid – Schlüssel zum Erfolg Für die neue Produktidee wurde die vorhandene Erfahrung bei der Herstellung von Polyethern mit der Verwendung ungewöhnlicher aromatischer Epoxide kombiniert. Degussa verfügt hier über eine ausgewiesene Expertise, wobei als Monomerbausteine bisher Ethylen-, Propylenund Butylenoxid, nicht aber Styroloxid kommerziell verwendet wurden. Für die neuen Additive stellte sich dagegen der Einsatz von Styroloxid als essenziell heraus. Die aromatischen Ringstrukturen in diesen Dispergiermitteln zeigen gegenüber gewöhnlichen Fettalkoholethoxylaten eine deutliche Verbesserung gerade in Bezug auf organische Pigmente und übertreffen die etablierten APEProdukte deutlich. Grund ist die variablere Einführung von ausgeprägten Donorzentren durch die Verwendung von Styroloxid in der Strukturfolge. Degussa hat frühzeitig die Bedeutung des industriell bisher anderweitig genutzten Styroloxids für Polyetherstrukturen erkannt. Ausgehend von einer gesicherten IP-Position kann Styroloxid hier zukünftig in einer Vielzahl von Anwendungen kommerziell erfolgreich genutzt werden. Nachdem der grundsätzliche Syntheseweg gefunden war, erfolgte die weitere Entwicklung im direkten Austausch mit einem der weltweit größten Hersteller von Farben und Lacken. Gemeinsam wurden Prozessmeilensteine definiert, die Ergebnisse regelmäßig vorgestellt und diskutiert und das weitere Vorgehen gegebenenfalls angepasst. Ein Schwerpunkt des Projekts waren die Synthesearbeiten: Um den immer anspruchsvolleren Fragen des Kunden zum Beispiel zu Pigmenten oder Trocknungsverhalten gerecht zu werden, mussten fortwährend modifizierte Strukturen bereitgestellt werden. Darüber hinaus unterstützten die Anwendungstechniker und Entwickler von Degussa den Kunden auch mit ihrem Formulierungs-Know-how. Sie erarbeiteten dazu eigene Pigmentpastenrezepturen und testeten sie in zahlreichen kommerziellen und selbst formulierten Farben und Lacken. Für einzelne Systeme positionierten sie sogar zusätzliche Coadditive in einem Modulsystem und entwickelten so ein umfangreiches Wissen über die Wechselwirkung der Bestandteile der Endformulierung. Nur mit diesem kooperativen Ansatz war es möglich, ein völlig neues Additivkonzept in einer Branche durchzusetzen, die bereits seit den 1960er Jahren an den Einsatz und den günstigen Preis von APE gewohnt war. Begünstigt wurde die Akzeptanz der Degussa Polyether nicht zuletzt auch durch die anhaltende Debatte um APE, die sogar ein Verbot der Substanzen zumindest in Europa und Nordamerika nicht ausgeschlossen erscheinen lässt. Eine Additivfamilie für alle Zwecke Als Resultat dieser im Jahr 2000 gestarteten Entwicklungsarbeiten vermarktet Degussa derzeit bereits drei Produkte der TEGO-Dispers-Familie: TEGO Dispers 650 ist ein bei Raumtemperatur flüssiges, 100 %iges Produkt für organische Pigmente. Alternativ steht Tego Dispers 651 für anorganische und organische Pigmente zur Verfügung (30 %iges Polyetherphosphat in wässriger Lösung, neutralisiert). Tego Dispers 655 (100 Prozent Aktivität) ist aufgrund seiner endständigen Säuregruppe insbesondere für anorganische Pigmente geeignet. Hinzu kommen weitere Typen, die speziell für einzelne Kunden entwickelt wurden. Degussa ist damit das erste Unternehmen weltweit, dem es gelungen ist, Produkte auf der Grundlage von Styroloxid großtechnisch anzubieten. Ein entscheidender Vorteil der neuen Technologie ist ihre große Variabilität und die damit zugängliche Strukturvielfalt, die die Polyether breit einsetzbar macht. So lassen sich die Polyethermoleküle über verschiedene Stellschrauben beeinflussen und maßschneidern. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Polyethern können sie nicht nur durch die Wahl des Startalkohols und damit die Länge des Alkylsegments variiert werden, sondern auch durch die Nutzung des Styroloxids. Damit sind vielfältige aro- Bautenfarben sind nur ein Beispiel dafür, wo die neuen Dispergiermittel zum Einsatz kommen: Wegen der großen Strukturvariabilität lassen sich die Polyether für jeden Verwendungszweck maßschneidern 10 ❚ elements ❘ degussa ScienceNewsletter ❘ 14 ❘ 2006 060487_deg_elements_d 17.02.2006 13:59 Uhr Seite 11 D E G U S S A I N N O VAT I O N S P R E I S 2 0 0 5 wird wohl zu Recht erwartet, dass die neue Technologie überdurchschnittlich + n O CxHy OH + m an der Substitution von APE partizipieren wird. Degussa hat sich damit in eine Topposition im Markt der DispergiermittelanbieOptional: Linearer oder Phosphoryverzweigter ter gebracht, dessen VoluCxHy O CH 2 CH O CH 2 CH2 O H lierung Alkylrest men Experten für 2008 n auf mehrere tausend Tonnen Additive schätzen. Hier wird Degussa einen m Breites signifikanten Marktanteil Spektrum möglich erreichen, da die Wettbewerbs- und Patentsituation Strukturvielfalt: Da die Polyether sowohl im aliphatischen als auch im aromatischen Teil variiert sehr günstig ist. werden können, lässt sich ihre Hydrophobie in einem breiten Bereich gezielt einstellen. Zusätzlich kann Darüber hinaus ergedie endständige OH-Gruppe z. B. durch Phosphorylierung anionisch modifiziert werden ben sich beachtliche Synergien innerhalb des Konzerns. So ist die Schweizer matische Strukturen zugänglich, die selbst das Eigen- Bauchemie-Tochter Conica der weltweit führende Herschaftsprofil der APE übertreffen. So kann das Molge- steller von Sport- und Industrieböden, die aus maßgewicht im Rahmen eines breiten HLB-Spektrums (Hydro- schneiderten Polyurethan- und Epoxidharzsystemen philic Lipophilic Balance) deutlich stärker variiert und vor bestehen. Üblicherweise haben Laufbahnen die typische allem auch zu deutlich hydrophoberen Molekülen hin rote Farbe, die an die gute, alte Asche erinnert. Es gibt gestaltet werden, wie sie auf Basis existenter Polyether aber auch Ausnahmen wie das Olympiastadion in Berlin, bisher nicht realisierbar waren. in dem die gesamte Fläche um den Rasen herum im traÜber die Verwendung weiterer Monomere kann dann ditionsreichen „Hertha-Blau“ gestaltet wurde. Für die die Performance zusätzlich angepasst werden. Gerade die Einfärbung solcher Fußbodensysteme finden die neuen Ausprägung der Hydrophobie im entscheidenden Struk- Dispergiermittel Verwendung. Auch das Colortrend-Team, tursegment des Dispergiermittels ließ es zu, den univer- das komplette Pigmentpasten für seine Kunden anbietet, sellen Charakter der Dispergiermittel im Bereich der löse- und das Colorants-Support-Labor in Marl profitieren von mittelhaltigen Lacke zu gestalten, denn neben den eher der Entwicklung der neuartigen Dispergiermittel. unkritischen wässrigen Farben und lösemittelhaltigen AlMit den innovativen Produkten ist Degussa weltweit kydlacken auf Basis von Testbenzin mussten auch Isopa- das erste Unternehmen, das Polyether auf Basis von raffinsysteme einfärbbar sein. Eine weitere Möglichkeit Styroloxid kommerzialisiert hat. Damit besitzt es eine zur Gestaltung der Struktur bietet die endständige OH- klare Nummer-eins-Position bei Dispergieradditiven für Gruppe, die etwa durch Phosphorylierung anionisch mo- universell anwendbare Farbkonzentrate. Sie reduzieren difiziert werden kann. signifikant die Komplexität bei Herstellung und Lagerhaltung von Farben und Lacken, weil sie gleichermaßen Erfolgreich auf großtechnischen Prozess umgestellt wasserlösliche und lösemittelhaltige Anwendungen abdecken. Entsprechend groß ist das Interesse der FarEine derart weit reichende Umstellung auf ein neues ben- und Lackhersteller. Produkt erfordert gegenüber dem Kunden ein HöchstTEGO Dispers 65X ist deutlich als Alternative zu den maß an Versorgungssicherheit. Die Produktion der Poly- APE in sämtlichen Einsatzgebieten positioniert. Derzeit ether wurde zunächst in einem geschlossenen Reaktor werden weltweit immer noch 450.000 Tonnen APE ermit einem Fassungsvermögen von 1,4 Kubikmetern be- zeugt und für vielfältige Anwendungen genutzt – nicht trieben. 2005 gelang dann ein Upscaling auf einen Loop- nur in Farben und Lacken, sondern auch z.B. in WaschReaktor mit dem 20fachen Volumen. Da Styroloxid eine mitteln und Kunststoffen, in der Papier- und der Agrobesonders sichere Handhabung erfordert, wurden am chemie. Das Potenzial der neuen Verbindungen ist desStandort Essen nicht nur Produktionsanlagen errichtet, halb in einem Konzern wie Degussa auch für andere Ansondern auch Lagerkapazitäten und Transporteinheiten wendungsgebiete zukunftsträchtig. Das Umdenken in den für eine sichere Versorgungskette mit dem Rohmaterial beteiligten Branchen hat aufgrund der großen Vorteile etabliert. Allein in die Lagerlogistik hat Degussa etwa des neuen Ansatzes längst begonnen. ■ eine Million Euro investiert. Diesem Aufwand stehen berechtigte kommerzielle Erwartungen gegenüber. Der Markt für Dispergieradditive ANSPRECHPARTNER entwickelt sich weltweit weiter positiv und Degussa war Frank Kleinsteinberg eines der ersten Unternehmen, das eine Alternative zu Technical Service Manager den APE anbieten konnte. Weil die gefundene Lösung uniGeschäftsbereich Specialty Materials versell sowohl für wasser- als auch für lösemittelbasierte +49 201 173-2274 [email protected] Systeme und alle heute genutzten Pigmente einsetzbar ist, O Wärme Katalysator ❘ ❘ ❘ elements degussa ScienceNewsletter 14 2006 ❚ 11