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BRIEF AUS DEM
35. Jahrgang | 2016 | Nr. 2
HAUS SCHLESIEN
Der neu gewählte Vorstand. V.l.n.r. Prof. Michael Pietsch, Karl-Heinz Nagel, Adrian Sobek, Dr. Albrecht Tyrell, Nicola Remig, Kristian Bielow und Ernst Kückels.
„HAUS SCHLESIEN IST
ETWAS BESONDERES“
Unsere Mitgliederversammlung 2016
Der neugestaltete Eichendorffsaal im
HAUS SCHLESIEN erlebte am Wochenende des 16./17. April seine erste Bewährung. Die Akustikprobe bestand er schon
am Vorabend der Mitgliederversammlung. Unser Prof. Linke hatte zur Ehre der
Europäischen Kulturhauptstadt 2016 ein
Konzert mit den „fünf Sträußen“ zur Erinnerung daran zusammengestellt, dass
Breslau außer Wien weltweit die einzige
Stadt gewesen ist, in der alle Mitglieder
der Strauss-Dynastie aufgetreten sind.
Zur im dreijährigen Turnus fälligen Vorstandswahl waren mit 106 mehr als zehn
Prozent der Vereinsmitglieder anwesend.
Von 1007 Mitgliedern zu Beginn des Jahres 2015 verlor der Verein bis zum Jahresende 30 durch Tod und 25 durch Austritt;
Die Koloratursopranistinnen Stefanie wir begrüßten 22 neue Mitglieder.
Bußkönning und Elvira Stroop und Norbert Linke selbst am Gerhart-Hauptmann- Nach der Erfüllung der notwendigen
Flügel bereiteten ihren Hörern einen hei- Formalitäten und der Totenehrung konnteren Genuss, zu dem natürlich auch die ten die fünf Vorstandsmitglieder übergewohnt anekdotenreiche Moderation wiegend Positives berichten. Finanzamt,
des Pianisten beitrug.
Rechnungsprüfung und Mittelverwen-
Mitgliederversammlung
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
dungsbericht haben dem Vorstand erneut Fachmann, stellte sich den Mitgliedern
den korrekten Umgang mit den Geldmit- auch persönlich vor (s. S. 6).
teln des Vereins und den Zuschüssen der
öffentlichen Hand bescheinigt.
Umsichtig und umfassend informierte
Nicola Remig, die Leiterin unseres DokuBeruhigend für die Anwesenden war, mentations- und Informationszentrums
dass die Neugestaltung des Doppelsaals (DIZ), über die vielfältige Kulturarbeit
Riesengebirge („Wohlau-Steinau“ und des Hauses. Der Beifall der Mitglieder
Gremium in der Übergangsphase ohne
Präsidenten einwandfrei gearbeitet hat
und den Nachfolgern ein geordnetes
Haus übergeben kann.
„Rudolf Irmler“) mit Garderobe und eigener Toilette und des Eichendorffsaals
ganz aus Zuwendungen der Theodor-und
Erna-Elsner-Stiftung und aus verfügbaren
Nachlassmitteln finanziert werden konnte. Das unter den besonderen Bedingungen des Jahres 2014 entstandene Defizit
in der Gastronomie konnte bereits wieder
um mehr als die Hälfte reduziert werden.
Zu den zur weiteren Verbesserung eingeleiteten Maßnahmen gehört auch die
Einstellung des neuen Geschäftsführers.
Dirk Kersthold, ein in den Bereichen Hotelmanagement, Küche und Tourismuswesen ausgebildeter und erfolgreicher
standsarbeit nutzbar zu machen, schlugen sie für die Vervollständigung des
Gremiums die Wahl von Frau Remig und
von Rechtsanwalt Kristian Bielow vor.
Letzterer kennt das Haus inzwischen sehr
gut, weil er in den beiden letzten Jahren
als Vorstandssekretär fungiert hat. Andere Kandidaten wurden weder im Vorfeld
noch in der Versammlung benannt. Zum
Präsidenten wählte die Versammlung den
langjährigen Ersten Stellvertreter des Präsidenten, Prof. Dr. Michael Pietsch. Seine
Stellvertreter sind nunmehr Dr. Albrecht
Tyrell und Adrian Sobek, Schatzmeister
bleibt Ernst Kückels. “Weitere Vorstandsmitglieder“, wie die Satzung sie nennt,
sind die Beisitzer Karl-Heinz Nagel, Nicola
Remig und Kristian Bielow. Die Wahl ergab für alle sieben Bewerber jeweils einen
überwältigenden Vertrauensbeweis.
schloss den Dank an ihre Mitarbeiter Silke
Findeisen, Bernadett Fischer und Adam
Wojtala und an die vielen ehrenamtlichen
Helfer ein, die Woche für Woche als Team
mit hohem Einsatz gute Arbeit machen.
Anschließend an das gemeinsame Mittagessen, das Küche und Service wieder
schmackhaft angerichtet und zügig aufgetragen hatten, und die Aussprache
über die Berichte des Vormittags wurde
der Rechnungsprüfungsbericht verlesen
und einstimmig gebilligt. Mit der ebenso
einstimmigen Entlastung des Vorstands
bestätigte die Versammlung, dass dieses
Zur Neuwahl stellten sich die fünf bisherigen Vorstandsmitglieder. Um zusätzlich
Sachverstand und Erfahrung für die Vor-
Mit einem optimistischen Ausblick auf
die Zukunft des Hauses beendete Prof.
Pietsch die ausgesprochen harmonisch
verlaufene Versammlung, die den Appell
des Schatzmeisters mit einer beachtlichen Spende honorierte.
Als Termin für die nächste Mitgliederversammlung wurde Sonntag, der 2. April
2017, bekanntgegeben.
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BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Mitgliederversammlung
AUS DER REDE VON PROF. DR. MICHAEL PIETSCH
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe schlesische Landsleute,
HAUS SCHLESIEN ist etwas Besonderes!
Und das in zweierlei Hinsicht: emotional
für uns einerseits, die wir uns Schlesien
verbunden fühlen, die wir Verantwortung
für das Erbe unserer Vorfahren tragen und
die wir uns eine Welt ohne schlesisches
Element gar nicht vorstellen können und
wollen. Andererseits findet man ein solches Ensemble aus imposantem Anwesen,
Zusammenballung von Kunst und Kultur
unserer Region und der gleichzeitigen
Gelegenheit, an diesem Ort mit Übernachtungsmöglichkeit und Restauration verweilen zu können, kein zweites Mal. HAUS
SCHLESIEN als emotionalen Ort auf sicherer
wirtschaftlicher Grundlage zu erhalten und
weiter zu entwickeln, war sicherlich das Bestreben aller Vorstände in den vergangenen
Jahrzehnten. Das war mehr oder weniger
gelungen. HAUS SCHLESIEN gibt es nach
wie vor und wird es ganz sicher auch weiterhin geben! Wenn ich das an dieser Stelle
beim Bericht über die Vorstandstätigkeit
der vergangenen drei Jahre betone, will
ich mich noch einmal vor den enormen
Verdiensten des vor drei Jahren wiedergewählten Präsidenten Reinhard Blaschke
verneigen. Ohne sein beständiges, mit hohem persönlichem Einsatz verbundenes
Wirken über fast anderthalb Jahrzehnte
tung von HAUS SCHLESIEN. Wir bleiben
weiterhin das kulturelle Zentrum für alle
an unserer Heimat interessierten Menschen im Westen Deutschlands. Hier ist der
Erzähl- und Lernort über die geschichtliche
Entwicklung Schlesiens von Anfang an und
im besonderen Zusammenhang mit dem,
was viele von Ihnen selbst oder unsere
Eltern und Großeltern im Rahmen der Vertreibung und beim Wiederaufbau erlebt
haben. Erzählen wollen wir das nicht nur
den deutschen Landsleuten, sondern auch
den Menschen, die heute in Schlesien gemeinsam mit denen, die dort als Deutsche
geblieben sind, zusammen leben. Und
da interessiert uns vor allem die Jugend,
die mit offenen Augen durch unser Haus
geht und die Berichte der Zeitzeugen bei
den Studentenseminaren mit schlesischen
Hochschulen aufmerksam hört.
Wie Sie wissen, komme ich ursprünglich
aus der landsmannschaftlichen Arbeit. Die
gute Zusammenarbeit zwischen HAUS
SCHLESIEN und der Landsmannschaft
Schlesien war mir immer ein wichtiges Anliegen. Nach den Turbulenzen 2013 waren
wir als Vorstand und auch ich ganz persönlich daran interessiert, wieder freundschaftlich zusammenarbeiten zu können
– zum Wohle Schlesiens. Ich will deshalb
Herrn Rauhut und Herrn Spielvogel sehr
herzlich dafür danken, dass wir rasch fest-
Am Vorstandstisch, von links: Karl-Heinz Nagel, Ernst Kückels, Prof. Pietsch, Dr. Tyrell
gäbe es HAUS SCHLESIEN nicht mehr. Die
Mitglieder unseres Vereins und der jetzige
Vorstand wollen Herrn Blaschke noch einmal für diese unvergessliche Lebensleistung tiefen Dank abstatten!
In unserem Haus haben in den vergangenen zwei Jahren etliche organisatorische
Veränderungen stattgefunden, insbesondere unter der Verantwortung von Herrn
Dr. Tyrell als ehrenamtlichem Geschäftsführer. Dies und die momentane Fokussierung
auf die wirtschaftlichen Belange bedeuten
jedoch keine Veränderung der Ausrich-
stellen konnten, auf der gleichen Wellenlänge zu liegen. Jetzt ist mit der Bundesgruppe alles wieder im Lot.
Schlesien erlebt man im HAUS SCHLESIEN.
Aber natürlich auch in Schlesien selbst. Wir
haben schon seit Jahren vielfältige Beziehungen in die Heimat. Frau Remig, Herr
Wojtala und Frau Beringer haben gerade
erst wieder eine Rundreise zu schlesischen
Hochschulen absolviert und dabei neue
Kontakte aufgenommen. Ich bin gestern
aus Görlitz zurückgekehrt. Herr Sobek ist
kontinuierlich in Oberschlesien. Es gehört
Prof. Pietsch berichtet.
für uns ganz selbstverständlich zu unseren
Aufgaben, uns auch in die Entwicklung
Schlesiens vor Ort einzubringen.
HAUS SCHLESIEN ist wie ein großes Schiff,
das durch den Ozean der wogenden Zeitenläufte gelenkt werden muss. Von den
bald tausend schlesischen Jahren haben
wir das letzte halbe Jahrhundert an diesem Ort hier mitgestaltet. Morgens mit
den ersten Sonnenstrahlen beginnt das
Leben in unseren Mauern. Erst zaghaft in
der Rübezahlstube, dann in der Rezeption, im DIZ, im Museum, im Garten, wenn
der Rasen wieder gemäht werden muss.
Tagsüber geschäftiges Treiben, Klappern
von Kaffeetassen, Führungen durch das
Museum, Hämmern von Handwerkern
– frühe hätte man gesagt: das Klackern
von Schreibmaschinentasten, das es ja im
Computerzeitalter nicht mehr gibt. Dann
geht es dem Abend entgegen. Es wird
ruhiger im Haus, die Mitarbeiter fahren
nach Hause. Irgendwann spät schließt die
Rübezahlstube. Der Letzte macht unsere
großen Tore zu. Es herrscht Ruhe bis zum
nächsten Morgen, wenn das Treiben im
Haus wieder beginnt. So ist es seit langer
Zeit jahrein und jahraus. Und so wird es in
den vielen kommenden Jahren auch bleiben. Der Vorstand hat in den vergangenen Jahren dafür gearbeitet, dass es auch
so sein kann und wird. Die uns übertragene Verantwortung geben wir am heutigen
Tag in Ihre Hände zurück.
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Mitgliederversammlung
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
AUS DER REDE DES NEUEN ERSTEN VIZEPRÄSIDENTEN
Liebe Mitglieder,
Für das jetzt vergangene Jahr hatten wir
uns vorgenommen, die Präsidentenfrage
zu lösen und den Vorstand zu vervollständigen. Wir wollten die Stabilisierung des
Hauses fortführen durch den Abbau der
externen Beratungsleistungen und durch
die Optimierung der Arbeitsabläufe in den
Problembereichen, insbesondere im Wirtschaftsbetrieb, mit dem Ziel, den neuen
Vorstand vom Tagesgeschäft zu entlasten
und ihm Freiraum dafür zu schaffen, sich
vorrangig den ideellen Kernaufgaben des
Vereins zu widmen.
Wenn wir die Vereinsführung heute wieder
auf die satzungsgemäße Zahl von sieben
Mitgliedern bringen wollen, tun wir das
nicht, um der Form zu genügen, sondern es
geht uns darum, mit unseren Kandidaten
zusätzlichen Sachverstand und Erfahrung
in das Entscheidungsgremium zu holen.
Im vorigen Jahr habe ich Sie begrüßt „Willkommen auf der Baustelle HAUS SCHLESIEN“ – Baustelle im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Heute können wir Ihnen
Ergebnisse vorzeigen:
Medientechnik, mit neugestaltetem Lager- selbst ehrenamtlich die Geschäftsführung
und Vorratsraum für den Service.
übernahm und sich dabei auf externe Berater stützte, konnte in der Praxis nicht als
Wenn HAUS SCHLESIEN auch in Zukunft Dauerlösung bestehen bleiben. Immerhin
stabil und erfolgreich sein will, darf es hat sich die damals eingeführte Reduzienicht nur in seiner kulturellen Strahlkraft rung der Arbeitsbereiche von vier auf zwei
attraktiv sein, die uns inzwischen auch in – unter Frau Remig und Frau Morcinek – beSchlesien selbst bescheinigt wird. Es muss währt. Beide Damen verdienen für ihren groauch als gastliche Stätte für Einzelbesucher ßen persönlichen Einsatz hohes Lob. Und es
und Gruppen, für Übernachtungs- und wurde der Boden für eine Lösung bereitet,
Veranstaltungsgäste mit Qualität werben. die das Potential von HAUS SCHLESIEN wirZukunft hat HAUS SCHLESIEN nur, wenn kungsvoller zur Geltung bringen kann.
es attraktiv bleibt – und wo es das nicht
mehr ist, müssen überlegt und abgewogen
Handgriffe getan werden, die weiterhelfen.
Die Entscheidung für die genannten Maßnahmen hat der Vorstand erst getroffen,
nachdem die Finanzierung sichergestellt
war. Die Kosten wurden jeweils vollständig
aus den dafür verfügbaren Mitteln gedeckt.
Von der Erna-und-Theodor-Elsner-Stiftung
kamen 2015 100.000 und 2016 50.000 EUR.
Für die übrigen Kosten wurden Mittel aus
dem vorhandenen, nicht durch Zweckbindung beschränkten Vereinsvermögen aufgewendet, darunter neuerlich ein großer
Nachlass.
Dass weitere Verbesserungen wünschenswert sind – bei der Ausstattung der Gästezimmer, stabile Fernseh- und WLAN-Verbindungen, Erhaltung und Verfeinerung
des schlesischen Ambiente –, verlieren wir
nicht aus den Augen. Die noch vor wenigen
Jahren erwogenen Aus- und Anbaupläne
auf der Gartenseite und hinter dem Haus
gingen ja in eine ähnliche Richtung.
Den neugestalteten Saal Riesengebirge mit
Garderobe und eigenen Toiletten, mit neuer, energiesparender Beleuchtung und eingebauter moderner Medientechnik.
Den Eichendorffsaal, seit wenigen Wochen
mit neuer Deckenkonstruktion und neuem Fußboden – nach 25 Jahren intensiver
Benutzung lösten sich die alten Platten – ,
mit neuer, ebenfalls energiesparender Beleuchtung für Veranstaltungs- und zusätz- Nun zur Neuordnung im Bereich der Organilich für Ausstellungszwecke, mit moderner sation. Dass der Vorstand im Sommer 2014
Prof. Pietsch dankte im Namen der Mitglieder Dr. Tyrell und seiner Frau für seinen ehrenamtlichen Einsatz und
ihr Verständnis dafür.
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Der neugestaltete Saal Riesengebirge.
Das Hauptproblem des Hauses über viele
Jahre, eigentlich über Jahrzehnte, bestand
darin, dass die Tagungs- und Begegnungsstätte mit ihrem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb, sprich Gastronomie und Logis, nicht
so florierte, wie es möglich schien und wie
es für die Zukunftssicherung des Gesamtprojekts HAUS SCHLESIEN notwendig ist.
Ich erinnere daran, dass in früheren Mitgliederversammlungen immer wieder angeregt
und darüber diskutiert worden ist, den Wirtschaftsbetrieb zu verpachten, um ihn professionell führen zu lassen. Dieser Gedanke
ist aus anderen Gründen bisher immer verworfen worden und auch jetzt nicht aktuell.
Der Vorstand hat im vergangenen Jahr eine
Lösung eingeleitet, die Sachverstand und
Erfahrung in diesen Bereich einbringt. Ein
intensiver Auswahlprozess aus mehr als 70
qualifizierten Bewerbungen hat dazu geführt, dass wir zum 1. März des Jahres Herrn
Dirk Kersthold als Geschäftsführer eingestellt
haben, einen im Bereich Hotelmanagement,
Küche und Tourismuswesen ausgebildeten
und beruflich erfolgreichen Fachmann. Bei
der Einführung in den umfangreichen Gesamtaufgabenbereich des Hauses arbeite
ich zur Zeit eng mit ihm zusammen.
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
An dieser Stelle gestatte ich mir, ein persönliches Wort einzufügen. Die vielfältigen
Arbeitsfelder des Geschäftsführers, die
mir – nach sieben Jahren an der Seite von
Reinhard Blaschke – seit Ende 2013 erneut
einen ausgedehnten Berufsalltag im HAUS
SCHLESIEN beschert haben, gehen nun in
andere Hände über. Das gibt mir die Chance, zehn Jahre nach dem ersten Versuch, als
Rentner zu leben, einen zweiten zu starten
– das hofft meine Frau. Ich will sie diesmal
nicht enttäuschen.
Ich würde aber, falls Sie mich wieder mit
einem Amt betrauen wollen, einen Teil der
wiedergewonnenen Freiheit dazu verwenden, aus der Erfahrung von 30 Jahren HAUS
SCHLESIEN unserem Dokumentations- und
Informationszentrum weiter mit Rat und
Tat zur Seite zu stehen.
Mitgliederversammlung
Die Zeiten und die Menschen ändern sich.
Angestoßen von außen – das sei zugegeben
– haben wir uns selbst die Aufgabe gestellt,
unsere ideellen Ziele zu überprüfen und
das Profil von HAUS SCHLESIEN zu schärfen,
damit wir durch unsere Arbeit generationsübergreifend ein Publikum auch ohne persönlichen Bezug zu Schlesien anziehen.
Die Vorbereitungen für die Neuausrichtung
der Dauerausstellung gehen schrittweise voran. Die Grundzüge haben wir in der vorigen
Mitgliederversammlung ausführlich erörtert.
Das vorgesehene erste Modul ist als Konzentrat unserer vorjährigen Sonderausstellung
„Der Weg ins Ungewisse. Vertreibung aus
und nach Schlesien 1945-1947“ bearbeitet.
Die Ausstellung selbst wird erfolgreich in
Vorstand und Mitarbeiter haben intensiv Deutschland und in Polen gezeigt.
über das Selbstverständnis und die Aufgaben des HAUS SCHLESIEN als Erinnerungs- In diesem Zusammenhang möchte ich
ort, als Lern- und Bildungsstätte und als abschließend noch eine Aufgabe nennen,
gastliches Haus beraten. Wir sind dabei, ein die der jetzt scheidende Vorstand bewusst
Leitbild zu formulieren, das für uns selbst dem neuen kompletten Vorstand zuweist:
und für die Öffentlichkeit Antwort auf die die Überprüfung der Satzung insbesondeFrage gibt: Was will und wohin will HAUS re auch unter dem Gesichtspunkt, dass die
SCHLESIEN? Mit dem Ergebnis der noch in- Aufgaben-Definition im § 2 mit der Neuternen Beratungen werden wir uns später in ausrichtung unserer ideellen Ziele übereingeeigneter Form an die Mitglieder wenden. stimmen muss.
DANK AN DR. ALBRECHT TYRELL!
Dr. Tyrell an seinem Schreibtisch im Vorstandsbüro.
„Erstens kommt es anders, und zweitens
als man denkt“... Das muss sich nach mehrjährigem Rentnerdasein unser Vizepräsident Dr. Albrecht Tyrell vor zwei Jahren gedacht haben, als er unerwartet geradezu
wieder ins Arbeitsleben eingestiegen ist.
HAUS SCHLESIEN musste in den vergangenen zweieinhalb Jahren nach dem Ausscheiden des früheren Präsidenten weiter für die
Zukunft fit gemacht werden. Der Vorstand
hatte deshalb im Juni 2014 beschlossen,
durch personelle Veränderungen im Zeitraum bis zur Neuwahl im April 2016 eine
größere Bewegungsfreiheit zu gewinnen
und Probleme, die in einem Diskussionsprozess vom Vorstand erkannt worden waren, mit fachlicher Kompetenz zu lösen. Die
in der Satzung vorgesehene Funktion des
Geschäftsführers wurde an den 2. Vizepräsidenten, Dr. Albrecht Tyrell, der bereits bis
1999 viele Jahre die Geschicke des Hauses
hauptamtlich mitbestimmt hatte, ehrenamtlich übertragen. Die Bearbeitung wesentlicher juristischer, organisatorischer und
technischer Angelegenheiten erfolgte fortan durch einen Vorstandssekretär auf Honorarbasis im Zusammenwirken mit Dr. Tyrell.
Der Geschäftsführer von HAUS SCHLESIEN
führt – wie der Name sagt – verantwortlich
die Geschäfte des Vereins und des gesamten Hauses. Das geht nur mit einem sehr
hohem Zeitaufwand. Dr. Tyrell wusste das
durchaus und hat sich trotzdem dieser
Aufgabe gestellt. Er hat sich ihr mit außerordentlichem Engagement, Fachkompetenz und gesundem Menschenverstand
gewidmet und regelmäßig weit mehr als
40 Stunden wöchentlich im und für das
Haus gearbeitet. Mit seinem damals neu
beschafften iPad war er selbst im Urlaub
erreichbar!
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Geschäftsführer
Die Mitglieder des Vorstands und sicherlich auch des ganzen Vereins wie auch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danken
Dr. Tyrell für diesen enormen Einsatz auf
das herzlichste! Nur durch sein Wirken
konnten die vom Vorstand beschlossenen
Veränderungen erfolgreich umgesetzt
werden. Die sehr vielfältigen, für den Betrieb eines solchen Hauses notwendigen
Arbeiten wurden durch ihn selbst oder
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
durch die von ihm angeleiteten Mitarbei- langen Jahren der Berufstätigkeit – früher
ter so bewältigt, dass unser HAUS SCHLE- auch im HAUS SCHLESIEN – erneut so enSIEN sich heute bestens präsentiert.
gagiert unterstützt hat.
All das war nur möglich durch Verständnis und Mitwirkung seiner verehrten
Frau, Lore-Sibylle Tyrell. Im Namen des
ganzen Vereins danken wir ihr sehr, dass
sie die ungeheuer zeitaufwendige ehrenamtliche Arbeit ihres Mannes wie in den
Für den Vorstand
des Vereins HAUS SCHLESIEN:
Prof. Dr. Michael Pietsch, Präsident von
HAUS SCHLESIEN
DIRK KERSTHOLD – UNSER NEUER GESCHÄFTSFÜHRER STELLT SICH VOR.
Der neue Geschäftsführer Dirk Kersthold
Vor 52 Jahre bin ich in Hagen (Westfalen)
geboren. Als ältester Sohn eines selbstständigen Bauunternehmers bin ich dort
aufgewachsen und habe zuerst in Hagen,
dann auf dem Internat Schloss Buldern
nahe Münster ein privates Gymnasium
besucht. Zum Entsetzen meiner Eltern
wählte ich beruflich einen ganz klassischen Weg: Lehre als Koch, Saisonarbeit,
Fachschule für Ernährungswirtschaft, einige Jahre als Schiffskoch, Proviantmeister und Küchenchef, dann Aufstieg in die
F & B - Leitung der Hotellerie, berufsbegleitendes Fernstudium im Fach Betriebswirtschaftliche Auswertung, Aufstieg zum
Hotelleiter. Weitere Stationen waren das
Generalmanagement einer deutschen
Investmentgruppe im Hotellerie-Bereich
in Polen und der Aufbau und die Leitung
zweier Generalagenturen für große deutsche Reiseveranstalter. Seit 2004 war ich
als Krisenmanager für private Hotels in
der Bundesrepublik im Auftrag der Eigentümer oder einer Insolvenzverwaltung
tätig. Zuletzt führte ich von 2013 bis 2016
ein polnisches Unternehmen im Bereich
Touristik, Hotellerie und Gastronomie. In
Puck, früher Putzig, an der Danziger Bucht
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gehört mir außerdem ein kleines Hotel mit Werte weiter zu geben, an Traditionen
eigener Reiseagentur.
festzuhalten und sich gemeinsam für die
Ziele des Vereins einzusetzen.
1998 habe ich meine Frau kennen gelernt.
Sie ist Polin, Germanistin mit abgeschlosse- Ich selbst habe hier noch viel zu lernen – vor
nem Diplom-Studium (u.a. in Bonn) und seit allem im Bereich des Dokumentations- und
vielen Jahren im Lehramt und als staatlich Informationszentrums (DIZ) mit seinen vievereidigte Dolmetscherin tätig. Außerdem len Arbeitsfeldern. Ich bin mir aber sicher,
leitet sie unseren kleinen Hotelbetrieb. Wir dem Haus auch viel geben zu können.
haben einen 10 jährigen Sohn.
Zu Schlesien habe ich keinen familiären
Da ich in den vergangenen Jahren auf- Bezug, zu dem Thema Flucht schon. Meigrund meiner beruflichen Tätigkeit kaum ne Großeltern mussten 1945 aus dem
Zeit für meine Familie hatte und sehr viel Wartheland fliehen, aus Rawitsch an der
in Deutschland und Polen reisen musste, Nordgrenze Schlesiens, wo mein Großvahaben wir schon längere Zeit nach einer ter väterlicherseits tätig war. Meine Großneuen, langfristig angelegten Aufgabe für eltern mütterlicherseits flohen 1952 aus
mich Ausschau gehalten, die zum einen dem Gebiet der DDR, da mein Großvater
unserem Familienleben eine echte Pers- sich den Land- und Wirtschaftsreformen
pektive bietet und zum anderen deutlich der dortigen Behörden widersetzte.
über die reine Hotelarbeit hinaus geht.
In den Jahren an der polnischen Küste
Ende vergangenen Jahres bin ich da- lernt ich natürlich sehr viele Menschen
durch mit HAUS SCHLESIEN in Kontakt kennen und schätzen, die aus Ost- oder
gekommen – nach einigen persönlichen Westpreußen vertrieben worden waren.
Gesprächen mit dem Vorstand und ersten Ich verstehe daher, was es heißt, Heimat,
Einblicken in die vielfältigen Aktivitäten Freunde und Familie zu verlieren, sich neu
des Hauses haben meine Frau und ich an organisieren zu müssen und all die Probledieser neuen Aufgabe Gefallen gefunden. me, welche diese Veränderungen mit sich
bringen, auf sich zu nehmen.
Seit gut sechs Wochen arbeite ich nun hier
und begegne der Herausforderung mit Daher gehe ich mit besonderer Freude
viel Respekt – Respekt auch für Prof. Dr. an die Aufgabe, mit meinen beruflichen
Pietsch und Dr. Tyrell mit ihren Vorstands- Fähigkeiten und Erfahrungen die Grundkollegen, die zusätzlich zu ihren privaten lagen für eine positive Entwicklung des
und beruflichen Aufgaben ehrenamtlich Hauses zu festigen und an der Bewahrung
die Geschäfte dieser doch sehr umfangrei- von Traditionen, an einem funktioniechen Einrichtung geführt haben.
renden Kultur- und Gemeinschaftsleben,
am Austausch von Wissen und Erfahrung
Sich den besonderen Anforderungen und nicht nur mitwirken, sondern auch ein weAnsprüchen des ganzen HAUS SCHLESIEN nig mitgestalten zu dürfen. Dazu hoffe ich
zu stellen, halte ich für sehr lohnenswert. auch auf Ihre Unterstützung.
Ich finde es persönlich sehr schön, dass
es hier so viele Menschen gibt, die bereit
sind, auf Dritte zuzugehen, Wissen und
Breslau 2016
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
DAS OPPENHEIM-HAUS IN BRESLAU
Blücherplatz Nordwestecke 1840
ca. 1932-1937
Historischer Mikrokosmos hinter grüner den Nachfahren der vormaligen Bewohner
Barockfassade
auf. Das Ergebnis ihrer Recherchen macht
deutlich, wie eng die deutsche, jüdische
Der Salzmarkt in Breslau, der von 1827 bis und polnische Geschichte in Breslau mit1945 Blücherplatz hieß, ist von architekto- einander verwoben ist.
nischen Juwelen umschlossen. Die Nordseite wird dominiert von der Fassade der Im Jahr 1810, noch zwei Jahre vor dem Preuab 1930 erbauten Sparkasse, der jetzigen ßischen Judenedikt von 1812, welches die in
Bank Zachodni. Daneben die 1928 im Stil Breslau lebenden Juden den anderen Bürder Moderne verkleidete Mohrenapotheke, gern gleichstellte, erwirbt Heymann Oppender heutige Sitz der „Gazeta Wyborcza“. An heim das Grundstück am Salzmarkt 4. Der
das Zeitungshaus schließt sich die lindgrü- Bankier und seine Ehefrau Rebecca lassen
ne Barockfassade des Oppenheim-Hauses das auf den mittelalterlichen Fundamenten
an. Derzeit wird das gern auch als Palais be- errichtete Gebäude umgestalten und mit
zeichnete Gebäude restauriert. Im Herbst einer zeitgenössischen Fassade versehen.
2016 wird die Fassade in neuem Glanz er- Über dem Portal lassen sie ein repräsentatistrahlen und ein neu eingerichtetes Begeg- ves Sandsteinwappen anbringen, das auch
nungszentrum für Kultur und Gastronomie heute noch zu sehen ist. 1860 verlässt die Faeröffnet werden. Ermöglicht wird dieses milie Oppenheim die schlesische Metropole
Projekt durch die heutige Eigentümerin in Richtung Berlin. Das Haus überschreibt
des Plac Solny 4, unser Mitglied Viola Woj- die Familie der Breslauer jüdischen Gemeinnowski. Die in Deutschland lebende Polin de. Die Mieteinnahmen sollten in eine Stiferwarb das Haus bei einer Versteigerung tung zur Armenpflege und Förderung jüdiund möchte mit der aus eigenen Mitteln scher Wohlfahrtsverbände fließen.
finanzierten umfassenden Restaurierung
einen Ort schaffen, „der der Geschichte der Mit dem Jahr 1894 beginnt ein neuer AbStadt und der Kultur gehört.“
schnitt in der Geschichte des Hauses. In
diesem Jahr mietet sich der Schuhmacher
Zu dem Projekt gehört für sie auch die Ludwig Herz in das Erdgeschoss ein und
Erschließung der Geschichte des Hau- eröffnet ein Schuhgeschäft, dessen Qualises. Hierfür konnte sie die Axel-Springer- tätswaren rasch über die Grenzen Breslaus
Stiftungsprofessur gewinnen, die eine hinaus bekannt werden. Mit dem MachtMasterarbeit über das Oppenheim-Haus antritt der Nationalsozialisten müssen die
ausgeschrieben hat. Bekommen hat das jüdischen Bewohner nach und nach ausStipendium Lisa Höhenleitner von der Eu- ziehen. Das Schuhgeschäft existiert bis
ropa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, zur Pogromnacht am 9. November 1938.
durch deren Verdienst die Chronik des Die jüdische Gemeinde als Eigentümer
Oppenheim-Hauses wieder nachvollzieh- wird enteignet. Der Familie Herz gelingt
bar ist. Sie recherchierte in polnischen und die Flucht aus Deutschland, sie wandert
deutschen Archiven und nahm Kontakt zu am 1. August 1939 nach Chile aus. Diesem
2015
Umstand ist es zu verdanken, dass Lisa Höhenleitner das Kapitel über die Familie Herz
so plastisch darzustellen vermag, da sie mit
den Überlebenden der Familie Kontakt aufnehmen konnte. Steffi Herz, 1928 in Breslau geboren, lebt heute im argentinischen
Buenos Aires und stellte der Studentin ein
Konvolut an Familienunterlagen zur Verfügung. Darunter auch einen Brief von Olga
Herz vom 15. März 1940 aus Breslau an ihre
Enkelin Steffi. Diese hat ihre Großmutter
nie wieder gesehen, sie starb Ende 1942 in
Theresienstadt. Zur Eröffnung des Begegnungszentrums in ihrem Geburtshaus will
die heute 88jährige nach Breslau reisen,
um an diesem geschichtsträchtigen Ereignis teilzunehmen.
Das Palais überstand den Zweiten Weltkrieg
unversehrt, im Gegensatz zu 70 Prozent der
Gebäude Breslaus. Doch der Zahn der Zeit
nagte nicht nur an der Fassade. Die Deutschen mussten das Gebäude verlassen und
es ging in polnische Hand über. Mit Bewohnern aus der Zeit der Volksrepublik Polen
hat Lisa Höhenleitner auch gesprochen.
„Die Erinnerungen weisen nicht nur auf
die unzureichenden Wohnverhältnisse hin.
Während der Solidarność-Demonstrationen
suchten Demonstranten Schutz bei den
Mietern des Hauses, wenn die Polizei sie
verfolgte.“ – Breslau als Ort des Widerstandes, auch dieser Teil der Stadtgeschichte
ist Bestandteil des Mikrokosmos hinter der
lindgrünen Barockfassade.
1997 erlässt die polnische Regierung ein
Restitutionsgesetz, danach hätte die jüdische Gemeinde Breslau wieder ein Eigentumsrecht am Oppenheim-Palais. Trotz7
Breslau 2016
dem erhielt die Gemeinde Plac Solny 4 aber
nicht zurück. Die Historikerin Höhenleitner
hat für dieses Vorgehen bisher keine Erklärung finden können.
Im Herbst 2016 beginnt ein neues Kapitel
für das Oppenheim-Haus. Das hier entstehende Begegnungszentrum, zu dem u.a.
eine Kochschule, eine Kunstgalerie sowie
Arbeitsräume für junge Künstler gehören,
soll den kulturellen Austausch zwischen
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Breslau und Berlin pflegen und fördern
und die Kulturentwicklung durch Ausstellungen und Veranstaltungen einer breiten
Öffentlichkeit näher bringen. Im Zentrum
steht dabei die Förderung von Projekten
der zeitgenössischen Bildenden Kunst,
wobei der bilaterale Austausch und der
Ausbau eines künstlerischen Netzwerks
gefördert werden soll. Ziel ist die Förderung des kulturellen Verständnisses für die
jeweils andere Nation und die nachhaltige
Festigung des Interesses für deutsche und
polnische Kunst und Kultur.
Den Auftakt wird eine Ausstellung mit frühen Zeichnungen des Pop-Art-Künstlers
Andy Warhol aus der Sammlung des renommierten Berliner Kunsthändlers Erich
Marx machen. Nähere Informationen zu
dem neuen Begegnungszentrum und seinen Aktivitäten unter www.oppenheim.org.
BF
JUNGE KUNST AUS BRESLAU
Die Breslauer Delegatioin mit den Bildhauern Stanisław und Michał Wysocki, Małgorzata Zukterowska, Dr. Maciej Łagiewski und Frau sowie Łukasz Morawski.
Künstlerbegegnung am 13. März 2016
Und das Interesse ist groß – zu der Begegnung mit den Gästen aus Polen waren
rund sechzig Gäste in den Eichendorffsaal
gekommen. „Meine Bilder zeigen Stillleben und Landschaften. Die Reihe »Karussell« hat sehr viel mit meinen eigenen
Gefühlen zu tun, mit meiner Existenz. Anhand verschiedener Elemente baue ich
eine eigene Welt auf. Die Bilder befinden
sich in meinem Inneren und ich trage sie
durch meine Malerei nach außen“, erläuterte Małgorzata Zukterowska den Gästen
ihr Werk. Ihre Malerei findet bei den Besuchern großen Anklang. Nach einem Besuch im HAUS SCHLESIEN entschied sich
die Leiterin des Haus der Heimat in Stuttgart, Dr. Christine Absmeier, weitere Bilder
der Künstlerin vom 4. Mai bis 2. Juni 2016
in Stuttgart zu zeigen.
„Breslau bietet gerade in diesen Tagen eine
Vielfalt von Veranstaltungen. Mein besonderer Dank gilt HAUS SCHLESIEN für die
ständige und gute Zusammenarbeit und
das gezeigte Engagement“, betonte Dr. Maciej Łagiewski, Direktor des Breslauer Stadtmuseums, in seinem Grußwort während
der Künstlerbegegnung. HAUS SCHLESIEN
feiert mit der Stadt mit, die in diesem Jahr
den renommierten Titel Europäische Kulturhauptstadt trägt, und zeigt aus diesem
Anlass noch bis zum 14. August 2016 Werke
von Małgorzata Zukterowska und Łukasz
Morawski. „Wir sind mit der Kunstszene in
Schlesien sehr gut vernetzt“, sagte Nicola
Remig, Leiterin des Dokumentations- und
Informationszentrums für schlesische Landeskunde. Sie freue sich, mit den beiden
Breslauer Künstlern hier im Rheinland auf Łukasz Morawski, der seine Landschaftsdie aktuelle Kunstszene in Breslau beispiel- bilder bevorzugt in der freien Natur malt
haft aufmerksam machen zu können.
und dessen Ölgemälde sich dem Auge des
8
Betrachters oft erst mit etwas Abstand klar
erschließen, dankte dem HAUS SCHLESIEN nochmals für die seinerzeitige Unterstützung im Rahmen seiner Doktorarbeit.
Heute wirkt er als Dozent an seiner Alma
Mater, der Breslauer Kunstakademie.
Die Impressionen, die die beiden aus der
Europäischen Kulturhauptstadt 2016 nach
Heisterbacherrott gebracht hatten, gaben
hinreichend Gelegenheit zu intensiven
Gesprächen, so dass dieses Künstlergespräch seinem Namen alle Ehre machte.
Wer sich gar nicht satt sehen kann, hat
während der gesamten Ausstellungszeit
die Möglichkeit, die Bilder zu erwerben.
Eine Preisliste liegt an der Kasse des Museums zur Einsicht aus. Ein Teil des Erlöses
kommt der Kulturarbeit des Dokumentations- und Informationszentrums für
schlesische Landeskunde zugute.
BF
Breslau 2016
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
EIN BLICK IN BRESLAUS WECHSELVOLLE GESCHICHTE –
DIE „WRATISLAVIA DIGITALIS“
„Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden,
König von Preußen, [...] vernehmen mit vielem Mißvergnügen, daß sich unter Unseren
getreuen Schlesischen Unterthanen, theils
im Gebürge, theils in der Stadt Breslau, Ruhestörer eingefunden, welche durch Ausstreuung schändlicher Aufruhr-Zettel und
Ausbreitung verkehrter Begriffe von Freiheit
und Gleichheit, bey den schwachen Gemüthern einige Unserer dortigen Unterthanen,
die nicht fähig sind, Wahrheit vom Schein
zu unterscheiden, sich Eingang und Beifall zu verschaffen gesucht, und hierdurch
manchen, sonst gut gesinnten Professionisten und Arbeiter aus der Volks-Klaße zur
Unzufriedenheit mit seiner Lage gereizt,
ihm bessere Verhältniße vorgespiegelt, unerreichbare Wünsche in ihm erregt, und zur
Gewinnung derselben, gesetzwidrige Wege
vorgeschlagen haben. […]“
Mit dem am 20. Mai 1793 verfassten „Patent wegen der in Schlesien ausgebrochenen Unruhen“, verurteilte König Friedrich
Wilhelm II. (1744-1797) gleichermaßen
die Weberaufstände im schlesischen Bergland wie auch den Aufruhr in Breslau und
drohte den Rädelsführern hohe Strafen an.
Provinzialminister Graf von Hoym (17391807) wie auch der Monarch selbst waren
der festen Überzeugung, dass die Unruhen in Schlesien auch auf aufrührerisches
Gedankengut der französischen Revolutionäre zurückzuführen seien. Hierfür gab
es jedoch keinerlei Belege und auch eine
nach dem Breslauer Aufstand eingesetzte
Untersuchungskommission konnte keine
„französische Gesinnung“ als Auslöser der
Proteste erkennen. Vielmehr führten die
Agrarkrise und die Umstrukturierung der
traditionellen Textilproduktion sowie die
daraus resultierenden wirtschaftlichen
und sozialen Missstände zu Unruhen in
Teilen der Bevölkerung. Bei dem Gesellenaufstand am 15. April 1793 in Breslau standen jedoch nicht die steigenden Lebensmittelpreise im Vordergrund, sondern die
Ehre und Autonomie der Gesellenschaften. Ausgelöst durch ein vergleichsweise unbedeutendes Ereignis, forderte die
durch die Breslauer Schneidergesellen
entfesselte Revolte 53 Opfer, so viel wie
kein anderer Gesellenaufstand im 18. Jahrhundert, und wurde erst nach mehr als
zwei Wochen beigelegt.
Das „Patent wegen der in Schlesien ausgebrochenen Unruhen“ als historische Quelle der Breslauer Geschichte, ist eines von
zahlreichen vergleichbaren Dokumenten,
die sich im Archiv von HAUS SCHLESIEN
befinden. Die Edikte, Verordnungen und
Kleindrucke sind für Stadtchronisten kleine Schätze und stehen forschenden und
interessierten Besuchern in HAUS SCHLESIEN zur Einsicht zur Verfügung. Bislang
jedoch nur dort. Das Kulturhauptstadtjahr
2016 gibt nun den Anstoß, solche Schriften, wie auch alte Chroniken, Bildmaterial
und andere historische Quellen aus und
über Breslau einer breiten Öffentlichkeit
in einer digitalen Bibliothek zur Verfügung
zu stellen.
Unter der Federführung des „Digitalen Forums Mittel- und Osteuropa e.V.“ (DiFMOE,
München) in Zusammenarbeit mit Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen aus
Deutschland, Polen und der Slowakei soll
auf diese Weise einem interessierten Publikum kostenfrei und ortsunabhängig die
reiche und wechselvolle Vergangenheit
der Stadt in schriftlichen und bildlichen
Quellen zugänglich gemacht werden.
Hierfür wurde eine vielfältige Auswahl
des in Breslau entstandenen bzw. sich auf
Breslau beziehenden Schriftgutes sowie
Bildmaterials digitalisiert. Der Zeitraum
erstreckt sich dabei vom 16. Jahrhundert
bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Edikt die Unruhen in Schlesien betreffend vom
Mai 1793
dokumente“, vor allem aus dem täglichen
Wirtschaftsleben der Stadt.
Ein Bestand von rund 500 Ansichtskarten
ermöglicht es dem Betrachter, sich einen
Eindruck des historischen Breslau zu verschaffen – von seinen Straßen, Plätzen,
Gebäuden und Bewohnern. Eine räumliche Zuordnung von Text- und Bildinhalten
erfolgt durch eine große Auswahl von alUnter den ausgewählten Titeln, Doku- ten Stadtplänen und Landkarten.
menten und Bildzeugnissen finden sich im
Wesentlichen solche, die in Breslau selbst Insbesondere zu den Sondersammlungen
gedruckt wurden. Auf den Besucher war- konnte HAUS SCHLESIEN aus seinen Beten Zeitschriften, Adressbücher, Jahresbe- ständen zahlreiche und seltene Dokumenrichte der zahlreichen Breslauer Vereine te zur Verfügung stellen. Darüber hinaus
und Gesellschaften sowie ein umfangrei- ist ein kleiner Teil der sehr umfangreichen
cher Bestand der Breslauer statistischen Ansichtspostkartensammlung des Hauses
Jahrbücher ebenso wie wissenschaftliche nun über die Wratislavia Digitalis auch onLiteratur, Lehr- und Sachbücher, religiö- line einsehbar.
se Schriften, verschiedenste Sorten der
Belletristik und Vieles mehr. Der Schwer- Nach der Cassovia Digitalis, der Riga
punkt liegt hierbei auf Werken zur Stadt- Digitalis und der Pilsna Digitalis ist die
geschichte Breslaus sowie zur Geschichte Wratislavia Digitalis das vierte Kulturund Bevölkerung Niederschlesiens und hauptstadtprojekt des Digitalen Forums
Schlesiens allgemein. Hinzu kommen zwei Mittel- und Osteuropa. Die digitale BresSondersammlungen: Schlesische bzw. lauer Bibliothek wird ab Mai 2016 unter
Breslauer „Edikte und Verordnungen“ mit dem Link www.wratislavia-digitalis.eu
zahlreichen Rara aus dem 16., 17., 18. und verfügbar sein.
SF
19. Jahrhundert und historische „Alltags-
9
Seminare
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
NETZAUSBAU
Besuch in der neuen bilingualen Grundschule Oppeln-Malina. Zweite von rechts die Initiatorin Dr. M. Wysdack.
Die Außenwirkung von HAUS SCHLESIEN
mit seinem Kultur- und Bildungsprogramm
lebt sehr wesentlich von einer kontinuierlichen Kontaktpflege. Diese ermöglicht es,
die Arbeit des Hauses und damit vor allem
die Wahrnehmung von Schlesien als spannende Kulturregion mitten in Europa mit
ihrer facettenreichen Geschichte weithin
bekannt zu machen.
Neben den vielfältigen Kontakten zu Institutionen in der Region und in ganz
Deutschland ist das Netzwerk der Partner
in Schlesien in den vergangenen Jahren
durch das Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde
(DIZ) weiter ausgebaut und vor allem das
gegenseitige Vertrauensverhältnis wesentlich vertieft worden. Gemeinsame Ausstellungen und Tagungen tragen hierzu bei.
Über diese Aktivitäten werden neue Mitglieder für den Trägerverein gewonnen,
aber auch immer wieder neue Partner.
Dem HAUS SCHLESIEN – so die Erfahrung
aus den Gesprächen mit den Verantwortlichen der unterschiedlichsten Institutionen
in Schlesien – eilt ein guter Ruf voraus und
viele suchen die Zusammenarbeit.
Eine Reise zu den Partnerhochschulen
Anfang April zeigte diese Akzeptanz aufs
Neue. Die Weiterentwicklung der Programme für die „Schlesischen Begegnungen“,
d.h. die Studienseminare mit den Germanistischen Instituten der Universitäten und
Fachhochschulen, die Vernetzung der Ausstellungsthemen mit der Seminararbeit,
die Qualität der Betreuung durch Herbert
Cremer und Adam Wojtala und nicht zuletzt das Wohlfühlen im HAUS SCHLESIEN
10
– all‘ dies trägt zu einer positiven Mundzu-Mundpropaganda unter den jungen
Leuten bei, so dass großes Interesse an
den Seminaren besteht. Eine hieraus initiierte vertiefte Beschäftigung mit Schlesien
findet manches Mal ihren späteren Niederschlag in Examensarbeiten.
Die Einrichtung neuer Schwerpunktstudiengänge an den Hochschulen, die sich
mit der Landeskunde Schlesiens beschäftigen, von Fachschaften, die über das Regelstudium hinaus eine Auseinandersetzung mit schlesischen Themen pflegen,
Ausstellungsprojekte, die sich explizit mit
der deutschen Vergangenheit beschäftigen, die Offenheit für die zweisprachigen
landeskundlichen Ausstellungen des DIZ
auch zu bilateral belasteten Themen und
die immer weiter verbreitete Anrechnung
der Studienseminare im HAUS SCHLESIEN für den Bacherlorabschluss sowie die
Nachfrage nach Praktikantenplätzen sind
allesamt positive Signale einer sich mehr
und mehr vertiefenden Beschäftigung in
Polen mit Schlesiens Vergangenheit. Anstöße hierzu gibt oftmals der Aufenthalt
im HAUS SCHLESIEN, wie uns die Institutsleiter versicherten.
HAUS SCHLESIEN wirkt zudem als ein Ort
der Vermittlung neuer Kontakte zwischen
deutschen und polnischen Institutionen
der „schlesischen Szene“. Dies ist ein Ergebnis seiner Fachtagungen, bei denen
Vertreter der verschiedenen Einrichtungen
miteinander diskutieren und gegenseitig
ihre Projekte kennen lernen. Es ist erfreulich zu erfahren, dass sich anschließend
auch in Schlesien neue Kooperationspart-
ner für gemeinsame Ausstellungsprojekte
zusammen finden.
Offen ist zur Zeit noch die Lage in der Außenstelle Kloster Leubus, da der Vorstand
der Trägerstiftung Fundacja Lubiąż bislang
weder für die Verantwortlichen im Landkreis Wohlau, noch in der Woiwodschaft
Niederschlesien noch für HAUS SCHLESIEN
als langjährigem Partner ein Konzept für
den Erhalt des Gebäudes und seine Zukunftssicherung erkennen lässt. Solange
die weitere Zusammenarbeit nicht geklärt
ist, werden seitens unseres Hauses vorläufig keine neuen Aktivitäten dort stattfinden. Die Fülle weiterer Orte, an denen die
zweisprachigen Wanderausstellungen des
DIZ in Schlesien präsent sind, gleicht dies
etwas aus. In diesem Jahr können Ausstellungen von HAUS SCHLESIEN in Breslau,
Landeshut, Rauden/OS, Neisse, Reichenbach und Oppeln besichtigt werden.
Nach 17 Gesprächsterminen von Grünberg
bis Kattowitz in fünf Tagen und 2.500 Kilometern konnte als Fazit mit nach Hause
genommen werden, dass die in vielen Jahren aufgebauten Verbindungen trotz der
politischen Großwetterlage in Polen aktuell und wohl auch künftig eine tragfähige
Grundlage für die Vermittlung von historischem und landeskundlichem Wissen rund
um Schlesien bilden. Das bislang Erreichte
hält dem rauen Wind aus Warschau aufgrund des persönlichen Vertrauensverhältnisses offenbar stand. Wir sind zuversichtlich, dass die Vermittlungsarbeit – nicht
zuletzt dank öffentlicher Förderung – auch
in Zukunft ausgebaut werden kann. NR
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Seminare
STUDENTENRÄTSEL
Eine Gruppe aus dem Teilnehmerkreis der
Philologischen Hochschule Breslau hatte
im Rahmen ihres Studienseminars im HAUS
SCHLESIEN das Thema Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg bearbeitet. Die
Studenten fanden in der Präsentation ihrer
Ergebnisse in diesem Kontext aber auch sehr
treffende Worte zum Sinn und Zweck von
HAUS SCHLESIEN.
„Die vertriebenen Deutschen mussten ein
Unsere Definition vom
HAUS SCHLESIEN:
„Ein Ort, der sich um die Erinnerung an die
Schlesier kümmert. Man kann sich hier in
schöner Umgebung erholen, ein Museum besichtigen und viele Informationen,
Wir haben ein Kreuzworträtsel vorbereitet. die Schlesien betreffen, sammeln. Wenn
Die Fragen werden wir auf dem Bildschirm jemand in freundlicher Atmosphäre eine
zeigen. Wenn jemand die Antwort kennt, Zeit verbringen möchte, soll er HAUS
der soll sich melden.“
SCHLESIEN besuchen.“
neues Zuhause im Westen finden. Die Situation war sehr schwer. Oft mussten sie mit
fremden, deutschen Familien zusammenwohnen. Sie sehen einen kurzen Film, der
die Erinnerungen an diese Zeit schildert.
HILFE FÜR BEDROHTE HEIMATSAMMLUNGEN – TAGUNG AM 16./17. JUNI
Derzeit bestehen in der Bundesrepublik
Deutschland über 500 Heimatsammlungen aus zwanzig ehemals ostdeutschen
Regionen. Sie entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als soziale Begegnungsstätten, teilweise auch schon als
kleine museale Einrichtungen. Flüchtlinge
und Vertriebene haben sie, parallel zu ihrem Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands, in jahrelangem ehrenamtlichen
Engagement aufgebaut. Als Schaufenster
der jeweiligen ostdeutschen Region informieren sie über deren historische und
aktuelle Bedeutung in Europa. Integriert
in bundesdeutsche Kommunen sind sie
zudem ein wertvolles Zeugnis deutscher
Nachkriegsgeschichte.
Gleichwohl ist der Bestand vieler dieser
mit viel ehrenamtlichem Engagement
betriebenen Heimatsammlungen akut
bedroht, sei es durch zunehmende Raum-
kündigungen seitens der Kommunen aus
finanziellen Gründen, sei es durch den
Rückgang des Betreuungspersonals aus
Altersgründen. Etliche Sammlungen wurden in den vergangenen Jahren bereits
aufgelöst, ohne dass der Verbleib der Bestände bekannt ist.
Anknüpfend an die Ergebnisse des auf
Schlesien beschränkten Heimatstuben-Projekts, das HAUS SCHLESIEN 2011/12 durchgeführt hat, betreibt die Kulturstiftung der
deutschen Vertriebenen in Verbindung
mit HAUS SCHLESIEN und mit Förderung
durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Jahre 2016
ein Projekt, das einen effektiven Beitrag
dazu leisten soll, die Sammlungen nachhaltig zu sichern. Sie sollen nach Möglichkeit
innerhalb der Kommunen, in denen sie in
der Nachkriegszeit entstanden sind, erhalten bleiben. Notfalls sollen ihre Bestände
im Rahmen anderer Institutionen gesichert
werden und weiter der Öffentlichkeit zugänglich sein. Dies soll durch Beratung vor
Ort, Hilfe in Notfallsituationen, Unterstützung bei Inventarisierung, Archivierung,
zeitgemäßer Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit erfolgen.
Am 16. und 17. Juni 2016 wird eine Tagung
für die Mitarbeiter der Heimatsammlungen im HAUS SCHLESIEN stattfinden. Diese
dient sowohl der praxisnahen Vermittlung
von Informationen über organisatorische
und rechtliche Möglichkeiten und museumstechnische Maßnahmen als auch dem
gegenseitigen Austausch.
Nähere Informationen erhalten Interessierte bei Elke Wilming, Kulturstiftung
der deutschen Vertriebenen, Kaiserstr.
113, 53113 Bonn, Tel. 0228 915120, E-Mail
[email protected].
EW
11
Veranstaltungen
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
VERANSTALTUNGSKALENDER AB MAI 2016
bis 14.08. Sonderausstellung JUNGE KUNST AUS BRESLAU. Małgorzata Zukterowska und
Łukasz Morawski zu Gast im HAUS SCHLESIEN (Eichendorffsaal).
22.05. bis 11.09. BRESLAU PERSÖNLICH. Biografische Blicke auf die Europäische Kulturhauptstadt
2016 (Großer Ausstellungsraum).
01.05. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
05.05. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET an Christi Himmelfahrt 21,90 €
08.05. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
08. – 14.05. Seminar „Schlesische Begegnungen“ mit Studenten der Akademie Tschenstochau
15.05. 12-14.30 h PFINGSTBUFFET 27,90 €, s. S. 23.
16.05. 12-14.30 h PFINGSTBUFFET 27,90 €, s. S. 23.
19.05. 14:30 h Öffentliche Führung „Schlesische Dreiviertelstunde“, Thema: Zwischen Flucht und
Vertreibung. Ein Überblick über die Jahre 1945-1947 in Schlesien. Die Führung ist kostenlos, Eintritt 3,- €, ermäßigt 1,50 €.
22.05. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
22.05. 15 h Eröffnung der Sonderausstellung BRESLAU PERSÖNLICH. Biografische Blicke auf die Kulturhauptstadt 2016 (Eichendorffsaal).
29.05. FAMILIENBUFFET 21,90 €
12-14.30 h 03.-04.06. Tagung „Breslau/Wrocław – Eine Metropole im Umbruch“. In Kooperation mit dem
Gerhart-Hauptmann-Haus, Düsseldorf, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa,
Potsdam und der Breslauer Sammlung, Köln. Nähere Informationen und Anmeldungen zur Tagung unter 02244 886 231 oder [email protected]. s. S. 22
05.06. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
12.06. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
19.06. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
24.06. 17 h Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung BRESLAU PERSÖNLICH. Biografische Blicke auf die Kulturhauptstadt 2016. Anmeldung und Informationen über die VHS-Siebengebirge unter Telefon 02244 889 327 oder www.vhs-koenigswinter.de. Entgelt 6,- €
26.06. FAMILIENBUFFET 21,90 €
12-14.30 h 30.06. 12
Einsendeschluss für den Fotowettbewerb „Breslau im Fokus. Fotografische Blicke auf
die Kulturhauptstadt 2016“. Einsendungen an [email protected].
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Veranstaltungen
30.06. 15 Uhr KaffeePLUS zum Thema „Breslau hat eine Geschichte zu erzählen“, Entgelt 9,- € (inkl.
Kaffee und Kuchen sowie Eintritt in dieAusstellung) s. S. 22.
03.07. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
10.07. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
17.07. 15 h Öffentlicher Vortrag von PD Dr. Jürgen Nelles, Universität Bonn: Kulturhauptstadt und Mordmetropole - Breslau in den Gesellschaftskrimis von Marek Krajewski“. Eintritt 3,- € (inkl. Eintritt in die Ausstellung), s. S. 22
17.07. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
24.07. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
31.07. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
07.08. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
14.08. Sommer- und Stiftungsfest des Vereins HAUS SCHLESIEN e.V. mit Aktionen, öffentli
cher Führung und schlesischen Spezialitäten. Der Eintritt in die Ausstellungen des
Dokumentations- und Informationszentrum ist an diesem Tag frei.
21.08. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
23.8. 19 h Prominenten-Gespräch mit Joachim Kardinal Meisner im Gespräch mit
Gudrun Schmidt. Der Eintritt ist frei.
04.09. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
11.09. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
11.09. 16:30 h Finissage der Ausstellung BRESLAU PERSÖNLICH. Biografische Blicke auf die Kulturhauptstadt 2016 mit einem musikalisch-literarischen Streifzug durch das Schaffen von Edmund Nick. Kornelia Reinke, Petra Kalkutschke und Kerstin Mörk tragen Vertonungen der humorvollen Texte von Erich Kästner vor.
11.-17.09. Studienreise „Breslau – Kulturmetropole früher und heute“ unter Leitung von
Thomas Maruck. Informationen und Anmeldung unter 03581 400520 oder
[email protected]. Anmeldeschluss ist der 31. Mai 2016.
18.09. 12-14.30 h FAMILIENBUFFET 21,90 €
BEI BUFFETS GILT FOLGENDE ERMÄSSIGUNG FÜR UNSERE JUNGEN GÄSTE:
KINDER BIS 6 JAHRE FREI, BIS 12 JAHRE 50 %.
TISCHRESERVIERUNGEN UNTER 02244 886 0 ODER 886 261.
13
Mitglieder
EIN HERZLICHES WILLKOMMEN UNSEREN
NEUEN MITGLIEDERN
Rudi Girth, Ingo von Garnier, Heinz Jonas,
Dirk Kersthold, Adam Wojtala
MIT DEN ANGEHÖRIGEN TRAUERN WIR UM
Gabriele von Altrock, Dr. Edmund Buchta,
Horst Dintelmann, Ingeborg Kahl, Gertrud
Knappe, Prof. Dr. Neidhard Paweletz, Jochen Schulz-Thomale, Lore Weidtmann,
Eckhard Müßigbrodt (Vorsitzender Heimatkreis Löwenberg e.V.)
RUNDE GEBURTSTAGE
IM JULI
Dr. Diethart Heimann, Freiherr Christian
von Gersdorff, Rose M. Gräfin von Königsdorff, Edeltraud Müller, Dr. med. Christoph
Otto
RUNDE GEBURTSTAGE
IM AUGUST
Lothar Fischer, Ursula Golding, Willi Gottschling, Ingetraut Köhler, Ernst Kückels,
Waltraud Lutz, Birgit Offermann, Johannes Stawicki, Ellenore Surek
RUNDE GEBURTSTAGE
IM SEPTEMBER
Irmingard Gattner, Klaus Gebauer, Ulrike
Sabine Grave, Hans-Heinrich Koerner,
Dipl.-Ing. Gerhard Mauk, Annaluise Preuß
SPENDERLISTE VOM
16. JANUAR BIS
1. APRIL 2016
Hannelore und Hubert Adam, Bernhard
Amann und Frau Eva Amann-Brockhaus,
Horst Behr, Helga Blaum, Dr. Christian
Blezinger, Dr. Alexander Boos, Magdalene
Botschek, Dr. Eckart von Braun, Dr. Hans
Dieter Bretzinger, Bridgeclub am Oelberg,
Krista Buchholz, Ingo Casper, Dr. Jürgen
14
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Dettmann, Dr. Ing. Walter Durschlag, Dieter Eberle, Vereinigung Schlesischer Adel
f.ro GmbH, Edith Faerber, Eva Fischer,
Ernst Franke, Winfried Friemelt, Karl und
Hannelore Frommhold, Ingo von Garnier,
Familientreffen Glaubitz, Werner Glaubitz, Ursula Gruber, Renate Gundermann,
Irene Güttler, Hildegard Hanke, Ingeborg
Hauptmann, Dr. Hedwig Heider-Heil, Dipl.Ing. Peter Heinelt, Wolfgang Hellmich, Albrecht Helmts, Ludwig Hersel, Dipl.-Ing.
Burckhard Peter Hinke, Dr. Monika Hoffmann, Werner Hoffmann, Klaus Höhn,
Dieter Hoinkis, Sigrun Iffland, Stephanie
Jensen-Maertz, Dr. Gero Jentsch, Peter
Kalusche, Charlotte Kern, Rüdiger und Elisabeth Kern, Peter-Karl Kiefer, Ernst Kiehl,
Magda und Josef Kirchniawy, Werner
Klein, Lieselotte Knüpfer, Waldtraut Koch,
Josef Kögel, Reinhard Konschak, Friedhelm Krause, Walter Kuche, Max Wolfgang
Kunze, Norbert Kurzbach, Egon Rudolf
Kusche, Anne Kuschel, Ingeborg Lindner,
Günter Margane, S.E. Joachim Kardinal
Meisner, Renate Mölder, Gunther Molle,
Anne-Marie Montberg, Marianne Moritz,
Landsmannschaft Schlesien Kreisgruppe Mülheim/Ruhr, Ulrich Müller, Dr. Peter
Negwer, Dr. Eva Neuber, Margaretha Neumann, Brigitte Niesslony, Hans Joachim
Nitschke, Helga Nolte, Annette Paffrath,
Dr. Werner Paschke, Heinz Pohl, Annaluise
und Joachim Preuß, Dipl.-Ing. Christoph
Regel, Hilde Reis, Rosenfreunde Bonn, Georg Sandmann, Dr. med. Robert D. Schäfer,
Dorothea Schittko, Dr. Rudolf Schmidt,
Eberhard Scholz, Renate Scholz, Siegfried
Scholz, Hanna Schroeter, Waltraud SchulzWarber, Ansgar Schweikert, Ursula Seewald, Waltraud Seidel, Bund der Vertriebenen Ortsverband Sennestadt, Dr. Joachim
Sobotta, Ilona und Winfried SongalamaBungter, Hans-Dieter Sperling, Oliver Sperling, Dr. Johannes Steinert, Wilfried Stephan, Dora Stiller, Erna Stiller-Trumpoldt,
Gerda Stock, Ilse Störmer, Dr. Christoph
Studt, Ilse Supper, Gerhard Teuber, Ruth
Timm, Ulrike und Dieter Trebeck, Margot Bartsch für die Bundesheimatgruppe
Trebnitz, Barbara Tuckermann, Theodora Tuckermann, Klaus Vogel, Helga Vogt,
Rita Walla, Barbara Weber-Heinrich, Dr.
Karl-Wilhelm Wedel, Wolf Dietrich Weidner, Helga Weinhold, Edith Weißhuhn,
Ursula und Bertram Welz, Anni Werner, Dr.
Hans-Joachim Werner, Hannelore Wetzer,
Bernhard Wiechulla, Johannes Woischnik,
Otto Wolf
GEBURTSTAGE
Wilfried von Korn:
Herzlichen Glückwunsch!
Wilfried von Korn, der frühere Präsident von
HAUS SCHLESIEN, hat am 17. März sein 90.
Lebensjahr vollendet. Der Vorstand und die
Mitglieder unseres Vereins gratulieren ihm
in tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit zu
diesem runden Geburtstag! Wer ihn kennt
und bei unserer letzten Mitgliederversammlung wieder erlebt hat, kann eigentlich diese Altersangabe – die allerdings in
der Geburtsurkunde verbürgt ist! – fast
nicht glauben.
Herr von Korn wurde in Rudelsdorf im Kreis
Groß Wartenberg geboren. Nach dem Besuch der Ritterakademie in Liegnitz und
dem Kriegsabitur erfolgte die Einberufung
zur Wehrmacht, erst zur Flak in Pommern
und dann zum Panzerregiment in Sagan.
Nach der Vertreibung war er zunächst in
der väterlichen Landwirtschaft tätig. Nach
der Ausbildung zum Industriekaufmann
wurde er Mitarbeiter verschiedener Unternehmen, zum Schluss auch in Direktorenposition. Herr von Korn hat sich lange Zeit
als Heimatkreisvertrauensmann der Groß
Wartenberger engagiert. 1988 erfolgte
erstmals die Wahl in den Vorstand unseres
Vereins. 1996 bis 1999 bekleidete er das
Amt des Präsidenten.
Der ehemalige Präsident Wilfried von Korn
Unser Verein hat im besten Sinne des Wortes einige Grandseigneurs in seinen Reihen.
Wilfried von Korn gehört nicht nur durch
seine aufrechte und gradlinige Haltung
dazu. Er verkörpert auch die typische Ei-
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
genschaft des schlesischen Adels, sich trotz
stolzen Standesbewusstseins immer für
die Belange der anvertrauten Menschen
zu engagieren. Dazu gehört insbesondere
die Gabe auszugleichen, zu verbinden und
zum Schluss jedem zu seinem Recht zu
verhelfen. Die Vorstandsmitglieder wissen,
dass sie auf diese Eigenschaften unseres
früheren Präsidenten jederzeit vertrauen
können. Wir wünschen Wilfried von Korn
noch viele weitere Jahre in Gesundheit und
mit Gottvertrauen!
Für den Vorstand:
Prof. Dr. Michael Pietsch, Präsident
Dr. Albrecht Tyrell, 1. Vizepräsident
Adrian Sobek, 2. Vizepräsident
tensiv mit seiner oberschlesischen Heimat
beschäftigt, historische Abhandlungen
veröffentlicht, die Menschen in seiner Heimat vor allem in schwierigen Jahren mit
Hilfslieferungen unterstützt und gilt zu
Recht als Brückenbauer einer Annäherung
zwischen der katholischen Kirche Deutschlands und Polens. Sein Briefwechsel mit
dem Breslauer Administrator und späteren
Bischof Bolesław Kominek war einer der
Vorläufer des für die deutsch-polnischen
Nachkriegsbeziehungen so bedeutsamen
Briefwechsels zwischen dem polnischen
und dem deutschen Episkopat 1965.
Gabriele von Altrock bei der Verleihung der Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens, 1985
Gabriele von Altrock †
Am 10. März 2016 ist im Alter von 94 Jahren
in Frankfurt a.M. Gabriele von Altrock, geb.
v. Biegnitz-Jagwitz, gestorben, die dem
Katharina Schuster †
Verein HAUS SCHLESIEN seit 1988 angeAm 10. März 2016 ist unsere langjährige eh- hörte und oft und gern im Hause war. Als
renamtliche Mitarbeiterin Katharina Schus- Rittergutsbesitzerstochter 1922 auf Schloss
ter nach kurzer schwerer Krankheit im Alter Biegnitz bei Glogau geboren, engagierte
von 78 Jahren verstorben.
sie sich bereits in Breslau und nach der Vertreibung in Marburg in der Evangelischen
Studentengemeinde.
NACHRUFE
Viele Jahre lang hat die gebürtige Grafschafterin das ehrenamtliche Kassenteam
im HAUS SCHLESIEN unterstützt. Trotz einer umständlichen und zeitaufwendigen
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
hat sie regelmäßig samstags ihren Dienst
angetreten. Die Unterstützung des Hauses
und der Kontakt zu den Landsleuten waren
für sie eine Herzensangelegenheit. Mit viel
Engagement und sehr eindrücklich hat sie
gegenüber Schülern und Studenten immer
wieder als Zeitzeugin von ihren Erlebnissen
am Kriegsende sowie von der Vertreibung
aus ihrem Geburtsort Bad Kudowa berichtet. Dankbar für ihre langjährige Unterstützung werden wir Katharina Schuster in guter Erinnerung behalten.
Mitglieder
Auf die Glückwünsche zu seinem 95. Geburtstag im November 2015 schrieb er
noch im Januar, als er bereits von schwerer Krankheit gezeichnet war, an Vizepräsident Dr. Albrecht Tyrell: „ ... Gerne erinnere
ich meiner leider nur seltenen Besuche im
Haus Schlesien, in dem man sich um die
Erhaltung wertvollen schlesischen Kulturgutes bemüht, durch Kurse und Seminare der Verständigung mit dem östlichen
Nachbarn dient, aber auch durch vielseitige Ausstellungen und Veranstaltungen die
Kenntnis über die schlesische Geschichte
und Kultur verbreitet. Bei den mangelnden
Geschichtskenntnissen vor allem der jüngeren Generation eine wichtige Aufgabe.
In diesem Sinne wünsche ich dem Haus
Schlesien und seinen Mitarbeitern bei ihren Bemühungen auch in Zukunft guten
Erfolg.“
Die erbärmlichen Lebensumstände, die die
Diplom-Bibliothekarin und Buchhändlerin
bei ihrer Schlesienreise 1988 besonders
auf dem Lande beobachtete, veranlassten
sie, Hilfsaktionen zu organisieren, die bald
großen Umfang annahmen. Schon bis zum
Dezember 2000 wurden im Rahmen ihrer
„ Humanitären Hilfe für Schlesien“ in 114 Wir denken mit Dankbarkeit an Abt AdalTransporten rund 250 Tonnen Hilfsgüter bert Kurzeja und sein Interesse für Haus
dorthin gebracht. Für ihre Verdienste um Schlesien zurück.
die Deutsche Volksgruppe in Schlesien,
insbesondere auch um den Deutschunterricht für Kinder und Jugendliche, wurde sie
mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
und durch den von Bundespräsident Rau
überreichten Preis der Bosch-Stiftung
geehrt. Den Kulturpreis der Erika-SimonStiftung 2000 erhielt sie seinerzeit im Eichendorffsaal des HAUS SCHLESIEN, das
seiner langjährigen Freundin ein ehrendes
Andenken bewahren wird.
Altabt Adalbert Kurzeja †
Der langjährige Abt des Benediktinerklosters Maria Laach, Dr. Adalbert Kurzeja OSB,
ist am 12. April 2016 im Alter von 95 Jahren
verstorben. Der Ordensgeistliche stammte
aus einer kinderreichen Familie in Ratiborhammer. Zeit seines Lebens hat er sich in-
15
Rückblick
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
WIE ES ANFING, WIE ES WEITERGING ...
Dokumente und Bilder aus der
Geschichte von HAUS SCHLESIEN
(30. Folge)
Zusammengestellt von
Dr. Albrecht Tyrell
Im fünften Jahr seiner Bemühungen um die
Gründung eines schlesischen Begegnungsund Kulturzentrums hatte der Verein Haus
Schlesien am 22. Juni 1978 von der Stadt Königswinter den Fronhof in Heisterbacherrott
erworben. Nach der weitgehenden Fertigstellung der drei vorderen Gebäude lud der
Verein zum 5. Juli 1981 Mitglieder, Ortsansässige, Freunde und Prominenz zur feierlichen Eröffnung ein.
Ehrung für HAUS SCHLESIEN
Den von der FDP Königswinter gestifteten
Umweltschutzpreis verlieh eine unabhängige Jury für 1981 an den Verein HAUS
SCHLESIEN mit folgender Begründung:
„Der erste Preis steht dem Ausgezeichneten zu, weil er mit Hilfe von freiwilligen
Spenden die dem Verfall preisgegebene
historische Hofanlage des Fronhofes angekauft und so restauriert hat, dass das
alte Orts- und Landschaftsbild im Raum
Fehler-Quiz im General-Anzeiger
„Innerhalb von drei Jahren haben die
Schlesier aus dem verrotteten, verkommenen, aber historisch wertvollen Fronhof ein Schmuckstück geschaffen, auf das
sie sich freuen können“, lobte der Bonner
General-Anzeiger am Vortag der Einweihungsfeier.
Beim Umgang mit dem neuen Thema
zeigte sich der Berichterstatter allerdings
noch nicht sattelfest. In der einen Zeile
unter dem Bild mit der Heimleiterin unterliefen ihm außer dem falschen Namen
zwei Fehler, die zu erkennen einem Schlesier damals wenig Mühe gemacht haben
dürfte.
Edith Harbarth ist, wie im letzten Brief aus
dem HAUS SCHLESIEN berichtet, 91jährig
am 8. Dezember 2015 verstorben.
16
Heisterbach am Fuße des Siebengebirges in früherer Schönheit wiedererstanden ist.
Aus der Hand der FDP-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Frau Ilse Kehren, übernahmen Dr. Wolfgang Schneider (links) und
Robert Müller-Kox am 5. Juni die Verleihungsurkunde.
„MüKo“, über Jahrzehnte das verdienstvolle „Mädchen für alles“ im Vorstand, hätte
übrigens am 16. Mai 2016 seinen 100. Geburtstag gefeiert.
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Bonner Rundschau, 6. Juni 1981
Aus der Ansprache von Bürgermeister
Günter Hank
Schlesien war immer weit von uns entfernt. Es gab jedoch zwei Verbindungen:
Die Regimenter wurden häufig aus Rheinländern und Schlesiern gemischt. Die
Rückblick
General-Anzeiger, 6. Juni 1981
Rheinländer brachten die Heiterkeit und
die Schlesier brachten die Rheinländer
dann zum Marschieren. Außerdem gab es
in der preußischen Verwaltung den Austausch innerhalb der Beamtenschaft.
Die Entscheidung im Stadtrat zum Fronhof
war kontrovers – es gab 12 Gegenstim-
men. Das alte, historische Gebäude ist nun
in einen neuen Hof verwandelt worden.
Damit war die damalige Verkaufsentscheidung richtig. Die gesamte Bevölkerung
Königswinters steht hinter unserer damaligen Entscheidung.
17
Rückblick
18
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
Sammlung
AUS DEM NACHLASS VON ALOYS BERNATZKY
Im Herbst 2015 erhielt die Bibliothek von
HAUS SCHLESIEN etliche Bücher und
Schriftstücke aus dem Nachlass von Aloys
Bernatzky (1910-1992), der insbesondere
in der Grafschaft Glatzer Heimatgemeinde
bis heute unvergessen ist. Aloys Bernatzky stammte aus Leobschütz/Oberschlesien und kam als 20jähriger Student mit
seiner Familie 1930 nach Wünschelburg/
Grafschaf Glatz. Er studierte zunächst
Aloys Bernatzky 1987
(Zeichnung: Erich Dittmann)
Philosophie und Theologie in Breslau,
anschließend bis 1938 Gartenarchitektur, Landschaftspflege und Städtebau in
Berlin sowie nach dem Krieg Geographie,
Botanik und Völkerkunde in Frankfurt am
Main, wo er zum Dr. phil. nat. promovierte.
Neben seinen breit angelegten wissenschaftlichen Interessen pflegte er auch
seine künstlerischen Begabungen durch
ein Studium von Zeichnung und Aquarell
an der Universität Berlin; zudem war er ein
ausgezeichneter Fotograf.
Mittelmeerländer, den Vorderen Orient
und die USA. Seine fünf Gartenbücher erzielten mehrere Auflagen und wurden in
den USA ins Englische übersetzt; zuletzt
erschien 1988 sein auch heute noch aktuelles Buch „Leben mit Bäumen“. Unter den
Fachleuten galt er als der „Baumpapst“
und „Pionier der Stadtökologie“, der wesentliche Impulse für die Verbesserung
des Stadtklimas und den Umweltschutz
gab und dafür 1984 mit der „Alexandervon Humboldt-Medaille“ ausgezeichnet
wurde. Der „Spiegel“ betitelte ihn 1981
im Interview „Im Jahr 2000 keine Straßenbäume mehr: Wie Rathauspolitiker das innerstädtische Grün zugrunde richten“ als
„Nestor der deutschen Gartenarchitekten“
(Der Spiegel, 48/1981).
Neben diesen vielfältigen beruflichen Aktivitäten vergaß Aloys Bernatzky nie seine
schlesische Heimat und insbesondere die
Grafschaft Glatz. Bis ins hohe Alter setzte
er sich für die Belange seiner schlesischen
Heimat ein. Im Jahr 1948 gründete er in
Frankfurt die Eichendorff-Gilde, den ersten Zusammenschluss vertriebener Schlesier. Von 1950 bis 1955 war er hessischer
Landeskulturreferent der Landsmannschaft Schlesien. 1953 gründete er die Heimatgruppe Grafschaft Glatz in Frankfurt,
deren Vorsitzender er bis 1983 blieb (und
die bis heute existiert). Daneben hielt er in
mehreren Bundesländern eine Fülle von
Lichtbildvorträgen über schlesische kulturelle Themen. Nach 1954 kamen Volks-
hochschulkurse in Frankfurt über die Geschichte und Kultur Schlesiens hinzu.
Diese Kulturarbeit fand in zwei bis heute
aktuellen Büchern ihren Abschluss: im
Marx-Verlag erschien 1984 sein „Lexikon
der Grafschaft Glatz“ (2. Auflage 1994)
sowie 1988 seine „Landeskunde der Grafschaft Glatz“. Allein diese beiden Standardwerke erhalten ihn unvergessen im
Gedächtnis der Schlesier (Dieter Pohl:
Nachruf auf Dr. Aloys Bernatzky, Grafschafter Bote, 4/1992).
Die Bibliothek im HAUS SCHLESIEN besitzt mehrere Werke von Aloys Bernatzky, neben den beiden Glatzer Büchern
existieren u. a. zwei Hefte. Das erste Heft
von 1949 thematisiert als Frucht seines
Völkerkundestudiums „Aus Schlesiens
Vorgeschichte und Geschichte – Realitäten eines deutschen Landes“. Das zweite
Heft „Heimat Schlesien“ enthält mehrere Beiträge, und zwar von 1951 über die
„Kirchenbaukunst in Schlesien“ mit seinen
eigenen Strichzeichnungen illustriert, die
Texte von vier Rundfunksendungen Radio Frankfurt 1951/53 über das „Land der
Sehnsucht Schlesien – Erinnerungen an
eine deutsche Landschaft“, aus den 1950er
Jahren vom „Weihnachtlichen Brauchtum
in Schlesien“ und zum UN-Weltflüchtlingsjahr 1960 sein Vortragsmanuskript „Schlesien – Erbe und Aufgabe“.
MS
Im Gartenbauamt der Stadt Frankfurt am
Main fand Bernatzky von 1946 bis 1972
seine berufliche Heimat. Dort war er
verantwortlich für Grünplanung, Naturschutz, Umweltschutz und Baumschutz;
dort entwickelte er sich zum international
anerkannten Spezialisten der Gartenbaukunst und der Baumkunde. Zahlreiche
Aufsätze in Fachzeitschriften zeugen von
seinem großen Engagement. Studienreisen brachten ihn nach Frankreich, in die
19
Sammlung
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
NEUANFANG IN DER DIASPORA AUS DER KORRESPONDENZ EINES SCHWEIDNITZER GEISTLICHEN
Postkarte einer ehemaligen Schülerin von Alfred Schulz aus Bad Charlottenbrunn (1946), bereits umbenannt
in „Zdrojowiec“.
Weihnachtskarte vom 20. Dezember 1945 an Alfred
Schulz.
EIN WERTVOLLER BESTAND
geprägten Gegenden als Schock. An ein
Leben in der Stadt gewohnt, beschrieb
ein Lehrer in etwas sarkastischer Form
seinen Lebensalltag „in den Tiefen des urwaldähnlichen Böhmerwaldes“.
sammen. Letztere wurden im Rundlauf
versendet oder an ca. 100 Standorten, z.
B. Kirchen, zur Einsichtnahme ausgelegt.
Bewegende Dankesbriefe zeigen, dass A.
Schulz Tätigkeit in vielen Fällen Erfolg hatte und getrennte Familienmitglieder wieder zusammenfanden. Erstaunlich ist, wie
trotz Papiermangel und allgemein knapper Ressourcen diese höchst zeitaufwendige Arbeit vollbracht werden konnte. An
manchen Tagen trafen 80 - 100 Briefe bei
ihm ein, deren Absender sehnlich auf eine
Nachricht warteten.
Mehrere Paketkartons umfasst der Briefenachlass des katholischen Pastors
Alfred Schulz aus Schweidnitz. Nach dem
Krieg kümmerte er sich zunächst in Regensburg, später in Norddeutschland um
vertriebene Landsleute. Bei den mehreren hundert Briefen und Postkarten aus
der Zeit zwischen 1945 und Anfang der
1950er Jahre handelt es sich zumeist um
Schreiben ehemaliger Schweidnitzer Einwohner an ihren Seelsorger. Sie dokumentieren, gewissermaßen in Form kleiner schriftlicher Momentaufnahmen, die
Lebensumstände der Schlesier nach dem LEIDEN UND TROST
Krieg und zeichnen ein anschauliches Bild
von den Erlebnissen und Erfahrungen der In vielen Briefen berichten die Absender
Alfred Schulz über ihre Nöte und Beentwurzelten Bevölkerung.
drängnisse. Sie versuchten, die Erlebnisse
während der Flucht, Besatzung und Ausweisung in Worte zu fassen. „Wie furchtKIRCHLICHER SUCHDIENST
bar die Flucht war, davon können sich
Die größte Sorge vieler Flüchtlinge war die anderen Menschen keinen Begriff
zunächst der Verbleib vermisster Angehö- machen, wenn sie es nicht selbst erlebt
riger. „Dass ich von Mutter und Schwester haben“, heißt es an einer Stelle. Auch das
nichts weiß, ist grausam und oft kann ich Leben nach der Ankunft im Westen, das
nicht mehr. Ich sitze mitunter in der Stra- Unverständnis der einheimischen Bevölßenbahn und kann es nicht ändern, dass kerung oder materielle Nöte kommen in
mir die Tränen rollen“. Alfred Schulz nahm vielfältigen Schilderungen zur Sprache.
an der kirchlichen Suchstelle in Regensburg Anfragen auf, sammelte Adressen Viele Schweidnitzer erlebten die Ankunft
und stellte sie in Karteien und Listen zu- in den kulturell in vielerlei Hinsicht anders
20
Manche äußerten, dass sie Ablehnung
durch die eingesessene Bevölkerung erfuhren: „Wir Preußen sind den Bayern viel
zu verhasst“. Es wird berichtet, dass selbst
von der Kanzel den Flüchtlingen harte
Worte entgegenschlugen. Schlesier wurden bisweilen als „Preußen“ kollektiv für
den Krieg und seine Folgen verantwortlich gemacht. Immer wieder tritt in den
Briefen ein Gefühl in den Vordergrund:
die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat sowie die Hoffnung, aber auch die
Ungewissheit, jemals dorthin wieder zurückkehren zu können. „Ob wir jemals
wieder einmal nach Hause können? Ob
überhaupt alles wieder einmal gut wird?
Für uns Schlesier wahrscheinlich in vielen
Jahren nicht“.
Um den Zusammenhalt der Schweidnitzer zu festigen, schrieb und versendete
A. Schulz mehrere Rundbriefe, die ebenso wie die Suchlisten von vielen sehnlich
erwartet wurden. „Der Brief war doch wieder ein Stück Heimat“, schrieb eine dankbare Empfängerin an ihren Pastor.
Sammlung
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
ten lässt. Die Archivierung von Zeitzeugnissen dieser Art, die auf den ersten Blick
eher unspektakulär aussehen, ist aus vielerlei Gründen wichtig und sinnvoll. Sie
können für regionalgeschichtliche Studien ebenso gewinnbringend sein wie
für die Familienforschung. Wer sich für
Vertriebenenkultur, religiöses Leben oder
das Alltagsleben in der Nachkriegszeit
interessiert, kann darin ebenfalls fündig
werden. Nicht zuletzt machen solche Zeitzeugnisse deutlich, dass Frieden und Zusammenarbeit zwischen Menschen und
Nationen ein kostbares Gut sind, das nicht
hoch genug geschätzt werden kann.
LB
NACHLÄSSE FÜR HAUS SCHLESIEN
Postkarte der „Umquartiertenseelsorge“ an Alfred Schulz, Dezember 1945.
NACHRICHTEN AUS DER
HEIMAT
Manche Briefe und Dokumente bieten
Einblicke in die Situation der in Schweidnitz verbliebenen deutschen Restbevölkerung. In einem Schreiben vom September 1945 ist von etwa 10.000 deutschen
Einwohnern die Rede, die dort unter
schwierigsten Bedingungen lebten. Aber
auch aus anderen Städten Schlesiens trafen Berichte ein. Ein Amtsbruder aus Liegnitz schrieb 1946 mit Galgenhumor: „Ich
bin nun offiziell Deutschenseelsorger für
das gesamte Dekanat, der letzte Mohikaner. Es macht mir aber viel Freude. Man
braucht dazu Unternehmungsgeist und
einen guten Schuss Humor (wenn man
trotzdem lacht). Beides besitze ich.“
Etwa drei Jahre nach Kriegsende ist in den
Briefen an A. Schulz häufiger von einer
verbesserten Versorgungslage die Rede,
etwa mit Brennmaterial oder Nahrungsmitteln. Etliche Schweidnitzer konnten
neue Anstellungen finden, z. B. als Personal bei den Alliierten. Viele zogen um,
wieder in andere Gegenden. Auch wenn
es langsam für viele nach vorne ging, gibt
es immer wieder Berichte darüber, dass
sie sich im neuen Leben fremd fühlten.
FAZIT
Die Korrespondenz von A. Schulz ist ein
reicher Quellenbestand, mit dem sich
die Lebenssituation der Schlesier nach
dem Krieg aus vielen Facetten beleuch-
Alte Briefe, Dokumente oder Fotografien,
häufig vergilbt, angerissen und sowieso
veraltet... Was auf den ersten Blick alltäglich oder gar unnütz erscheint, kann, wenn
es im Kontext steht, viel erzählen: über die
Menschen, die es verfasst oder besessen
haben, und über die Zeiten, aus denen es
stammt.
In der Sammlung von HAUS SCHLESIEN
findet sich eine Vielzahl solcher Objekte
und Unterlagen aus und über Schlesien,
denn sie stellen eine wertvolle Quelle zu
Geschichte und Alltagskultur der Region
dar. HAUS SCHLESIEN nimmt gerne Konvolute und Nachlässe mit Schlesien betreffenden Dokumenten entgegen, wertet
diese aus und archiviert sie, sodass sie als
Zeugnisse bewahrt werden und Laien wie
Wissenschaftlern für Forschungszwecke
zur Verfügung stehen.
LEBEN IN DER DIASPORA
Zeitgleich mit den Ausweisungen zahlreicher Schlesier Mitte 1946 verließ A. Schulz
seinen Posten in Regensburg beim kirchlichen Suchdienst und zog in die Nähe von
Bremen, wo seine Eltern untergekommen
waren. In Bruchhausen-Vilsen (Landkreis
Grafschaft Hoya) nahm er eine Tätigkeit
als Pfarrer für zumeist aus Schlesien stammende Katholiken an - in einer Gegend,
in der zuvor fast nur evangelische Einwohner gelebt hatten. Mit vielen seiner
Schweidnitzer Landsleute bleib er weiterhin durch Briefverkehr in Kontakt.
Karte einer ehemaligen Schweidnitzerin aus Bielefeld, 23. Dezember 1947.
21
Veranstaltungen
ADELSSITZE IN
NIEDERSCHLESIEN
Von Burgen, Schlössern und
Herrenhäusern
Schon als Student ist dem Kunsthistoriker
Arne Franke die erstaunliche Dichte an
herrschaftlichen Anlagen in Schlesien aufgefallen. Seit über 20 Jahren reist er regelmäßig durch Schlesien, immer auf der Suche nach Adelssitzen. Bisher hat er nahezu
3.000 Adelssitze erfasst. aber beendet ist
seine Arbeit damit noch nicht. Mit dieser
hohen Konzentration zählt Schlesien zu einer der am dichtesten mit Adelssitzen besetzten Kulturlandschaften Mitteleuropas.
Mit seiner „Kleinen Kulturgeschichte der
schlesischen Schlösser“, in der er 150 Adelssitze exemplarisch vorstellt, möchte er vor
allem eine jüngere Generation für diese
reiche Kulturlandschaft begeistern und zu
weitergehenden Forschungen zur Architektur und Geschichte Schlesiens anregen.
Sein neues Buch eignet sich aber auch hervorragend als Schlösser-Reiseführer, auch
wenn nach einem Vortrag von Arne Franke,
in dem er seine Zuhörer für Schlesien und
seine Kleinode begeistern kann, ein Buch
nur ein Ersatz zu sein scheint. Viel lieber
möchte man ihn auf seinen Reisen begleiten und sich beispielsweise die Geschichte des Wohnturms in Boberröhrsdorf von
ihm so anschaulich und lebendig erzählen
lassen, wie er sie den Besuchern im HAUS
SCHLESIEN vorgetragen hat. Ein herzliches
Dankeschön an den Referenten für einen
kurzweiligen und eindrucksvollen Abend
und an die zahlreichen Gäste, die den Weg
nach Heisterbacherrott gefunden haben.
Interessenten können an der Museumskasse von HAUS SCHLESIEN das Buch „Adelssitze in Niederschlesien“ erwerben.
BRESLAU/WROCŁAW
– EINE METROPOLE IM
UMBRUCH
Fachtagung zur Europäischen
Kulturhauptstadt 2016
Breslau hat eine bewegte Geschichte, die
ihre Spuren überall in der Stadt hinterlassen hat. Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres geht HAUS SCHLESIEN diesen Spu-
22
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
ren nach und möchte die vielen Facetten sie bald selbst Erinnerungen an diese inBreslaus darstellen und durch persönliche teressante und sehenswerte Stadt haben
Geschichten und Erinnerungen vielfältige werden.
Blicke auf die Stadt ermöglichen.
In Kooperation mit dem Gerhart-Hauptmann-Haus, Düsseldorf, der Breslauer
Sammlung, Köln, und dem Deutschem Kulturforum östliches Europa, Potsdam, findet
in Ergänzung zur Ausstellung „BRESLAU
PERSÖNLICH. Biografische Blicke auf die
Kulturhauptstadt 2016“ eine Tagung statt.
Historiker, Kunsthistoriker, Geographen
und Literaturwissenschaftler setzen sich
in ihren Vorträgen mit der „Metropole im
Umbruch“ vielschichtig und anschaulich
auseinander. Die Tagung ist offen für alle
Interessierten.
TERMIN
Donnerstag, 30. Juni 2016, um 15 Uhr
Entgelt 9,- € (inkl. Kaffee und Kuchen sowie
Eintritt in die Ausstellung)
KULTURHAUPTSTADT &
MORDMETROPOLE
Breslau in den Gesellschaftskrimis
von Marek Krajewski – Vortrag von
PD Dr. Jürgen Nelles, Universität Bonn
Die Gesellschaftskrimis des polnischen
Schriftstellers Marek Krajewski haben vor
allem beim deutschen Lesepublikum für
Furore gesorgt – nicht zuletzt weil sie im
damals noch deutschen Breslau vor dem
oder im Zweiten Weltkrieg spielen (wie
„Tod in Breslau“, „Gespenster in Breslau“,
„Festung Breslau“ u.a.). Neben dem authentisch wirkenden Lokal- und Zeitkolorit
vermögen besonders die Gestalt des exTERMIN
zentrischen Kriminalisten Eberhard Mock
und seine ungewöhnlichen ErmittlungsFreitag, 3. Juni 2016 ab 14 Uhr bis
und Lebensgewohnheiten in einer pulsieSamstag, 4. Juni 2016 bis 17:30 Uhr
renden Großstadt zu faszinieren. Der Vortrag mustert die Entwicklungsgeschichte
dieser außergewöhnlichen Romanfigur
und verfolgt deren Spuren vor dem historischen Hintergrund einer vergangenen
Breslau ist Europäische Kulturhauptstadt
Epoche.
2016, gilt als Venedig des Ostens und ist seit
einiger Zeit die Stadt der Zwerge. Breslau
Dr. Jürgen Nelles hat Germanistik, Philosoist Universitätsstadt, gilt als Blume Europas
phie und Pädagogik studiert. Nach seiner
und ist die Stadt der Begegnung. Breslau
Promotion mit der Dissertation „Denkspieist eine Stadt mit vielen Facetten, und auch
le der Poesie“ über den Hörspielmacher
wer schon mehrfach dort war, kann immer
und Schriftsteller Paul Wühr im Jahr 1990
wieder Neues entdecken, denn Breslau hat
folgte eine Assistenzzeit an der Fernunivereine wechselvolle Geschichte, ist aber zusität Hagen und im Jahr 2000 seine Habigleich eine junge und dynamische Stadt,
litation an der Uni Bonn mit einer Studie
die wächst und sich verändert.
über das Medium Buch in den Romanen
des 18. und 19. Jahrhunderts. Dr. Nelles,
Bei Kaffee und Kuchen werden ein paar
der für zahlreiche Bildungseinrichtungen
dieser Facetten näher betrachtet, wird von
und Kulturinstitute als Referent aktiv ist,
Vergangenem und Neuem erzählt, werden
lebt und lehrt in Bonn.
die Umbrüche der Stadt aufgezeigt und
einige Besonderheiten dargelegt. Alle, die
TERMIN
Breslau kennen und lieben, können dabei
Erinnerungen austauschen oder auch die
Sonntag, 17. Juli 2016, um 15 Uhr
Stadt aus neuen Blickwinkeln kennenlerEintritt 3,- € (incl. Eintritt in die Ausstellung)
nen, alle anderen werden neugierig gemacht und können gleich ein paar Tipps
für ihre Reise dorthin mitnehmen, damit
Die Tagungspauschale incl. Mahlzeiten
und Kaffeepausen beträgt 55,- EUR pro
Person, die Tagungspauschale incl. Übernachtung, Mahlzeiten und Kaffeepausen
beträgt 104,- EUR pro Person. Anmeldungen und nähere Informationen zum Tagungsprogramm erhalten Sie unter 02244
886 231 und [email protected].
KaffeePLUS
Gastronomie
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
UNSERE GASTRONOMIE
Die klassische Küchenbrigade mit Küchenchef, Souschef, Jungköchen und Auszubildenden, mit der wir im HAUS SCHLESIEN
arbeiten, ist in Zeiten der Fertigprodukte
und Personaleinsparungen schon etwas
Besonderes. Hier nehmen wir uns noch
die Zeit mit frischen Produkten zu arbeiten, klassische Produktionsverfahren anzuwenden und alle Speisen, Suppen und
Gerichte ohne vorgefertigte Lebensmittel
zu erstellen. Auf die solide Ausbildung junger Menschen in Küche und Gastbereich
wollen wir besonderen Wert legen.
Meine berufliche Karriere habe ich als
Koch begonnen und viele Jahre auf Saison, auf See und in bekannten Restaurants
als Jungkoch, Koch und Küchenchef gearbeitet. Ich möchte die Geschichte einer
Speise kennen. Ich möchte wissen, woher
die Nahrung kommt. Ich stelle mir gerne
die Hände derer vor, die das, was ich esse,
PFINGSTBUFFET
Vorspeisen
angebaut, verarbeitet und gekocht haben.
Besonders viel Spaß macht es mir, wenn
ich alte Traditionsrezepte nachkochen
oder „neu erfinden“ kann.
Quiche von Ratatouille mit
Bärlauch-Creme
Unseren schönen Innenhof mit seinem Biergarten möchte ich noch stärker beleben –
dazu wird es besondere Angebote geben.
Hauptgang
Mediterrane kleine Hackfleischtomaten in
tomatisierter Fleischsauce
Dies soll der Leitsatz unserer Küche in den
Schaumbrot vom Plattfisch mit
kommenden Jahren sein. Dazu möchte
Estragon-Knoblauch-Mayonnaise
ich zum einen eine moderne und junge
Küche mit regionalen Lebensmitteln von
Kalbstafelspitz-Sülze mit Grüner Sauce
heimischen Produzenten anbieten, zum
Eine saisonale Auswahl an Salaten
anderen aber verstärkt auch die „alten“
sowie zweierlei Dressings
schlesischen Rezepturen, da schon unHausgemachtes Kräuter-Schmelzkäsesere Großmütter sehr gut wussten, was
Brot, Baguette
schmeckt und satt macht. Alle Gerichte
sollen auch als „Seniorenportion“ zu erhalTomatenbutter und Bärlauchbutter
ten sein.
Wir haben das Glück, in unserem Haus MitSuppe
arbeiter aus verschiedenen Ländern Europas zu beschäftigen, und daher möchte
Bärlauch-Schaumsüppchen mit
ich deren Kenntnisse einer anderen Essknusprigem Speckgebäck
kultur sehr gerne mit in unsere KartengeKalbstafelspitzbrühe mit Fleischeinlage
staltung einfließen lassen. und frischen Kräutern
Zum 1. Mai 2016 ist der Start der neuen
Speisekarte geplant – dann gleich mit einem meiner persönlichen Favoriten, der
„Spargelkarte“. Für die kommenden Monate können wir uns auf Sonderkarten zu
den Themen „Erdbeeren“, „Matjes“, „Pilze“
und „junges Gemüse“ freuen.
Röllchen von Maischollenfilet mit
Mangoldkresse
in Weißwein-Rahm-Sauce,
dazu gebutterter Duftreis
Geschmorte Ochsenbeinscheiben an
Schmorrüben und Bechamel-Kartoffeln
DK
Gefüllte Putenoberkeule mild gegart,
tranchiert, auf Beet von Marktgemüse im
eigenen Sud
Dessert
Mandel-Orangen-Tuiles mit
Schokoladen-Kirsch-Dip
Pfingstwecken glasiert,
mit Vanille-Creme gefüllt
Halbgefrorenes von Basilikum
an Himbeersauce
Mohn-Rum-Bällchen im Glitzer-Mantel
Preis: € 27,90
Reservierungen unter 02244 886 286 oder [email protected]
23
Zu guter Letzt
BRIEF AUS DEM HAUS SCHLESIEN – NR. 2 | 2016
BRIEF AUS DEM
HAUS SCHLESIEN
IM FOKUS
Herausgeber
HAUS SCHLESIEN
–Deutsches Kultur- und
Bildungszentrum e. V. –
FOTOWETTBEWERB
KONKURS FOTOGRAFICZNY
V.i.S.d.P.R.
Dr. Albrecht Tyrell
Redaktion
Bernadett Fischer
Begleitend zur Ausstellung BRESLAU PERSÖNLICH schreibt HAUS
SCHLESIEN einen Fotowettbewerb aus. Die 14 besten Einsendungen
werden ab 21. August 2016 ausgestellt. Einsendeschluss ist der 30. Juni
2016. Nähere Informationen unter 02244 886 231, kultur@hausschlesien.
de oder www.hausschlesien.de.
KONTAKT
ÖFFNUNGSZEITEN
HAUS SCHLESIEN
Dollendorfer Str. 412
53639 Königswinter
Tel. +49 (0)2244 886-0
Fax +49 (0)2244 886-100
RÜBEZAHLSTUBE
Di-So 06:30-23 Uhr
Küche bis 22 Uhr
AUSSTELLUNGEN
Di-Fr 10-12 Uhr und 13-17 Uhr
Sa, So und Feiertage 11-18 Uhr
[email protected]
www.hausschlesien.de
www.facebook.com/hausschlesien
Montags Ruhetag
Von Köln oder Koblenz mit der DB nach Von Bonn und Königswinter Linie 66 bis
Niederdollendorf Bahnhof, weiter mit Bus Oberdollendorf, weiter mit dem Bus Linie
Linie 520 bis Heisterbacherrott
520 bis Heisterbacherrott
A59
Druck
Siebengebirgsdruck GmbH & Co. KG,
Bad Honnef
Auflage
3500 Exemplare
Namentlich gekennzeichnete
Beiträge geben nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion wieder.
A3
B42
Bonn
L268
A562
B9
HAUS SCHLESIEN
L268
Bonn
Bad Godesberg
Heisterbacherrott
Königswinter
24
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L193
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Sabine Beringer
Lars Busch
Silke Findeisen
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Dirk Kersthold
Sydonia Morcinek
Prof. Dr. Michael Pietsch
Nicola Remig
Manfred Spata
Dr. Albrecht Tyrell
Elke Wilming
Oberpleis
Ausfahrt
Siebengebirge
L331
Der nächste Brief aus dem
HAUS SCHLESIEN erscheint
im August 2016.