Bauernhaus - Datenbank Bauforschung/ Restaurierung

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Bauernhaus - Datenbank Bauforschung/ Restaurierung
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Datenbank Bauforschung/Restaurierung
Bauernhaus
Bauernhaus
http://www.bauforschung-bw.de/objekt/id/132381840318/
ID: 132381840318
Datum: 05.03.2013
Datenbestand:
Bauforschung
Objektdaten
Straße:
Hauptstraße
Hausnummer:
69
Postleitzahl:
89567
Stadt:
Sontheim
Regierungsbezirk:
Stuttgart
Kreis:
Heidenheim (Landkreis)
Gemeinde:
Sontheim an der Brenz
Wohnplatz:
Sontheim an der Brenz
Wohnplatzschlüssel:
8135031004
Flurstücknummer:
keine
Historischer Straßenname:
keiner
Historische Gebäudenummer:
keine
Lage des Wohnplatzes
Fotos
keine
Objektbeziehungen
keine
Umbauzuordnung
keine
Bauphasen
Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:
Das Gebäude wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet (d). Mehrere Umbaumaßnahmen erfolgten
wohl im 19. Jh. (gk).
1. Bauphase:
(1650 - 1655)
Erbauung des Gebäudes zwischen 1650-1655 (d).
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Betroffene Gebäudeteile:
keine
Besitzer
keine Angaben
Zugeordnete Dokumentationen
• Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht schräg gegenüber der Kirche. Zwischen der
Straße und dem Gebäude ist ein kleiner Garten angelegt, bei dem es
sich um einen ehemaligen Bauerngarten handelt.
Lagedetail:
• Siedlung
• Dorf
Bauwerkstyp:
• Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
• Bauernhaus
Baukörper/Objektform
(Kurzbeschreibung):
Das Gebäude ist eingeschossig. Im Südgiebel sind die Stockwerke ab
dem 2. DG auskragend. Die Umfassungswände im Erdgeschoss sind
massiv ausgeführt. Der Giebel ist derzeit verputzt, wurde jedoch zur
Erbauungszeit als Sichtfachwerk angelegt. Das Gebäude wird
traufseitig vom Wirtschaftshof aus erschlossen. Mit 11,50 m Breite und
einer ursprünglichen Länge von ca. 18 m hatte man diese Hofanlage
recht großzügig angelegt. Ihre repräsentative Lage im Ort (gegenüber
der Kirche) zeugt von einer gewissen Wohlstand der Bewohner zur
Bauzeit; auch der Fachwerkgiebel ist aufwendig und schmuckvoll
gestaltet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist zweischiffig; drei Zonen sind noch erhalten. Der
nördliche Ökonomieteil wurde neu angelegt. Die Grundrissgliederung
und Nutzung im Erdgeschoss sowie im 1. und 2. Dachgeschoss ist
bauzeitlich. In jüngerer Zeit wurden zusätzliche Fachwerkwände in die
bestehenden Grundrisse eingezogen.
Vorgefundener Zustand (z.B.
Schäden, Vorzustand):
Im Bereich des ehemaligen Gewölbekellers weist die Traufwand
Verformungen auf und im 1. Dachstock ist die Pfette durch das
Herausnehmen des Stuhständers abgesägt.
Bestand/Ausstattung:
Am gesamten Giebeldreieck fällt insbesondere die außergewöhnliche
Häufung von Zierelementen auf. Im obersten Giebeldreieck
(Spitzdreieck) weist der Mittelstiel eine starke Verdichtung auf, die von
innen zwar erkennbar ist, jedoch an seiner Außenseite mit einer
Putzschicht zugedeckt ist. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen,
dass hier an der Außenseite Inschriften oder hochwertiges Schnitzwerk
zum Vorschein kommen wird, wenn der Putz abgenommen werden
sollte.
Die elegant geschwungenen und geschnitzten Knaggen an den
Bundständern, die Feuerstühle in den Brüstungsfeldern und ein
trapezförmiger Falz am oberen Dachfenster bezeugen einen gewissen
Wohlstand der Bewohner dieser Hofanlage.
Auf dem First befindet sich noch ein Blitzableiter aus der Zeit um die
Jahrhundertwende.
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Konstruktionen
Konstruktionsdetail:
• Dachgerüst Grundsystem
• Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
• Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
• Dachgerüst, verstärkende Einbauten
• Unter-, Überzüge, Pfetten
• Gestaltungselemente
• Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
Erdgeschoss und Keller:
Der Grundriss im Erdgeschoss ist zweischiffig und dreizonig gegliedert.
Durch die gefügekundliche Untersuchung wurde jedoch festgestellt,
dass eine weitere vierte Zone nachweisbar ist.
In Zone 3 und 4 befand sich der Ökonomieteil. Dieser Bereich ist nicht
mehr in seiner ursprünglichen Ausführung erhalten. Dagegen sind
Wohnteil und Erschließungszone (Flurzone) in ihrer Nutzung und
Gliederung erhalten geblieben. Die Flurzone erschließt die Stube,
Küche und Keller, bzw. den Ökonomie-teil der nördlichen Zonen.
Im östlichen Schiff der südlichen Zone ist die Stube angelegt. Mit ihrer
Lage an dieser Stelle kontrolliert sie die Hofeinfahrt, die Eingangstür,
den Kirchplatz und den südöstlichen Teil der dorfauswärts führenden
Hauptstraße. In der südlichen Stubenwand befindet sich ein kleiner
Wandschrank.
Zwischen Stube und Küche befindet sich eine Schlafkammer.
Möglicherweise handelt es sich bei ihr um einen nachträglichen
Einbau. Eine genaue Zeitangabe über diese Kammer lässt sich im
jetzigen verputzten Zustand nicht machen. Stube, Küche und
Schlafkammer stehen jedoch immer in direkter Verbindung zueinander
(Beheizbarkeit der Räume).
Dabei wäre die Frage zu prüfen, ob die Schlafkammer möglicherweise
über der Stube lag und nur von einer schmalen Stiege vom Wohnraum
aus erschlossen war. Diese Nutzungsvariante trifft man auch bei
oberschwäbischen Bauernhäusern an. Sontheim liegt am Rand dieser
Hauslandschaft.
Um diese Frage zu klären ist es aber notwendig, dass man den
Verputz von den Wänden und der Decke abnimmt.
Das Erdgeschoss ist gegenüber dem Außengelände leicht erhöht. Die
Treppe liegt in ursprünglicher Lage und erschließt von hier aus den 1.
Dachstock.
Die nördlichen Hauszonen weisen noch die massiven Außenmauern
auf. Die innere Raumteilung ist nicht mehr bauzeitlich. Die nördliche
Trennwand des heutigen Kuhstalls enthält vermutlich noch
Mauer-Reste aus der Erbauungszeit.
Die Flurzone erschließt im westlichen Schiff einen halb ins Erdreich
eingetieften Keller. Er war ursprünglich eingewölbt. Der Bogenansatz
ist noch ablesbar. Der ehemalige Gewölbekeller reichte ein Stück unter
die Küche. Wegen des relativ hohen Grundwasserspiegels (zur
damaligen Zeit) konnte er nicht tiefer angelegt werden. Verformungen
in diesem Bereich der Außenwand sind auf den auftretenden
Gewölbeschub zurückzuführen, der hier wirksam wurde.
1. Dachstock, Dachwerk:
Die ursprüngliche Grundrissgliederung ist im 1. Dachstock weitgehend
erhalten geblieben. Die beiden inneren Wand- Querachsen vom
Erdgeschoss setzten sich im 1. Dachstock fort. Eine Längsachse
gliedert den Dachraum in der südlichen Zone in zwei gleich große
Kammern. In jüngerer Zeit erhielt der 1.Dachstock eine neue
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Grundrissgliederung. dabei wurde vom Altbestand nur die südöstliche
Flur-Querwand herausgenommen und in diesem Bereich eine kleine
Küche eingerichtet. Durch die Herausnahme dieses Stuhlständers
begann sich die Stuhlpfette zu setzten.
Dendrochronologisch lässt sich das Alter der nachträglich eingebauten
jüngeren Fachwerkwände nicht ermitteln. Sie wurden überwiegend aus
wieder verwendetem Holz errichtet. Gefügekundlich lassen sie sich
etwa ins 19. Jh. (gk) einordnen.
Die 3. und 4.Zone (Ökonomieteil) wurde als offener Dachraum zu
Lagerzwecken genutzt.
Das Dachgerüst ist zweistöckig mit Spitzboden aufgerichtet. Es besitzt
im 1.Dachstock im Bereich der Wohn- und Erschließungszone einen
dreifach stehenden Stuhl.
In den Zonen des Ökonomieteils geht er in einen zweifach liegenden
Stuhl und einer unterstützten Mittelpfette über.
Alle Hölzer sind miteinander verzapft. Über die vom Zimmermann
eingeschlagenen Abbundzeichen lassen sich vier Achsen nachweisen.
Die Sparren sind am First miteinander verschlitzt. Sparren und
Stuhlständer zapfen in die Dachbalken ein. Aufschieblinge sind für den
Dachüberstand an den Traufen notwendig. Die Stockwerke kragen am
Südgiebel mit Stichbalken aus.
Das gesamte Fachwerk des Südgiebels bis zum ersten Gespärre ist
ausschließlich aus Eichenholz gefertigt. Im weiteren Verlauf des
Dachwerkes wurde für Sparren und Kehlbalken auch Pappelholz
verwendet. Die Längsaussteifung des Dachwerks erfolgte über
verzapfte Kopfstreben an den Stuhlständern und einer
Fachwerk-Längswand in Zone 1.
2. Dachstock:
Die Querachse 2 mit den Abbundzeichen teilt den 2. Dachstock die
Zone 1 vom übrigen offenen Raum ab. Die Fachwerkwand ist einfach
verriegelt und mit Lehmflechtwerk ausgefüllt. Die gefassten Türständer
sind noch erhalten.
Die Längstrennwand in Zone 1 wurde nachträglich eingezogen. Dabei
hatten die Zimmerleute wiederverwendetes Holz verbaut.
Das Dachgerüst besteht im 2. Dachstock aus einem zweifach
stehenden Stuhl. Alle Hölzer sind miteinander verzapft.
Fassade:
Über die ursprüngliche Gestaltung der beiden massiven Traufwände
lässt sich im heutigen verputzten Zustand wenig aussagen.
Möglicherweise wurden aber hier wie auch am Südgiebel die
Fensteröffnungen bei der letzten Sanierung den heutigen Bedürfnissen
in Größe und Form nach verändert.
Dagegen konnte das Giebeldreieck trotz des verputzten Zustandes
zum größten Teil aufgenommen werden. Im 2. Dachstock und im
Spitzboden liegt das Fachwerk von innen her frei.
Im 1. Dachstock weist der Putz an der Außenseite eine so starke
Rissbildung entlang der Hölzer auf, dass auch hier das
darunterliegende Fachwerkbild aufgenommen werden konnte. Bis auf
die Fensteraufteilung im 1.Dachstock ist der gesamte Südgiebel noch
erhalten.
Er ist ganz aus Eichenholz gefertigt. Die Fachwerkwände sind zweifach
verriegelt. Die Bundständer werden durch hohe geschwungene
Fußstreben ausgesteift. Der Mittelstiel im Spitz-Dreieck besitzt zwei
kurze abgewinkelte Fußstreben.
Am gesamten Giebeldreieck fällt insbesondere die außergewöhnliche
Häufung von Zierelementen auf. Im obersten Giebeldreieck
(Spitzdreieck) weist der Mittelstiel eine starke Verdichtung auf, die von
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innen zwar erkennbar ist, jedoch an seiner Außenseite mit einer
Putzschicht zugedeckt ist. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen,
dass hier an der Außenseite Inschriften oder hochwertiges Schnitzwerk
zum Vorschein kommen werden, wenn der Putz abgenommen werden
sollte.
Die elegant geschwungenen und geschnitzten Knaggen an den
Bundständern, die Feuerstühle in den Brüstungsfeldern und ein
trapezförmiger Falz am oberen Dachfenster zeigen eine gewisse
Wohlhabenheit und Repräsentanz dieser Hofanlage an.
Auf dem First befindet sich noch ein Blitzableiter aus der Zeit um die
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