Anti-HIV-Medikamente

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Anti-HIV-Medikamente
Anti-HIV-Medikamente
2012 Zweite Auflage
In collaboration with:
Impressum
Redaktion: Keith Alcorn, Selina Corkery
und Greta Hughson
Zweite deutsche Auflage – 2012
(Grundlage: Elfte englische Auflage – 2012)
Übersetzung: Holger Sweers
Inhalt und Gestaltung wurden vom NHS
Pan-London HIV Prevention Programme und
dem Department of Health (Großbritannien)
finanziell unterstützt, die Übersetzung von
Merck, Sharp und Dohme.
Eine PDF-Version in Großdruck steht unter
www.aidsmap.com zum Download zur
Verfügung.
Die in dieser Broschüre wiedergegebenen
Informationen entsprechen den europäischen
Leitlinien für die Behandlung der HIV-Infektion.
Anti-HIV-Medikamente
Diese Broschüre bietet einen ersten Überblick für alle, die sich über die HIV-Behandlung
informieren möchten. Sie enthält Basisinformationen über die Medikamente gegen HIV – die
sogenannten antiretroviralen Medikamente – und geht kurz auf Dosierung, Nebenwirkungen,
Wechselwirkungen und Medikamentenresistenzen ein.
Die hier wiedergegebenen Informationen sind von einem Gremium aus medizinischen
Expert(inn)en überprüft worden. Ausführliche Informationen zu Neben- und Wechselwirkungen
der einzelnen Medikamente sind den Beipackzetteln der Hersteller zu entnehmen.
Die Broschüre entspricht dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung der englischen
Originalfassung (März 2012); sie bezieht sich auf Medikamente, die in der Europäischen Union
zugelassen sind.
Diese Veröffentlichung soll Ihnen dabei helfen, Ihre Fragen zu den Therapiemöglichkeiten für
das Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu formulieren. Sie soll und kann dieses Gespräch
keineswegs ersetzen.
Inhalt
HIV und Anti-HIV-Medikamente
OOWie antiretrovirale Medikamente funktionieren
OODas Ziel der Behandlung
OOHIV-Therapieleitlinien
OOWann mit der Therapie beginnen?
OOBeginn der HIV-Therapie bei niedriger CD4-Zellzahl
OOWichtig: regelmäßige Check-ups!
OODie Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung kontrollieren
OOSich auf die Therapie vorbereiten
OODie Medikamente einnehmen
OONebenwirkungen
OOWechselwirkungen
OOHIV-Therapie und Schwangerschaft
OOWie Sie Ihre HIV-Medikamente bekommen
OONamen von Anti-HIV-Medikamenten
OOTypen antiretroviraler Medikamente
1
1
1
2
3
4
5
5
6
8
9
11
15
16
18
18
Kombinationspräparate
OOAtripla
OOEviplera
20
21
22
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
OOCombivir
OOKivexa
OOTrizivir
OOTruvada
OO3TC
OOAbacavir
OOAZT
OOFTC
OOTenofovir
24
24
25
26
28
29
30
32
33
34
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
OOEfavirenz
OOEtravirin
OONevirapin
OORilpivirin
37
37
39
42
45
Protease-Inhibitoren
OOAtazanavir OODarunavir
OOFosamprenavir
OOLopinavir/Ritonavir (Kaletra)
OORitonavir
OOTipranavir
47
50
52
53
54
56
58
Fusions-Inhibitoren
60
CCR5-Blocker
OOMaraviroc
60
60
Integrase-Inhibitoren
OORaltegravir
62
62
Zusammenfassung
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HIV und Anti-HIV-Medikamente
HIV und Anti-HIVMedikamente
Wie antiretrovirale Medikamente
funktionieren
HIV befällt vor allem Zellen des Immunsystems,
die man CD4-Zellen nennt. Bei HIV-Infizierten
sinkt die Zahl der CD4-Zellen über die Jahre
langsam, aber kontinuierlich ab, und das
Immunsystem wird immer mehr geschwächt.
Irgendwann kann es dann keine Infektionen
mehr bekämpfen – man spricht vom Stadium
Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome
= erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom).
Antiretrovirale Medikamente stoppen
diesen Prozess.
HIV ist ein Virus, welches das Immunsystem
angreift – das Abwehrsystem des Körpers
gegen Infektionen und Krankheiten. Wenn Sie
HIV-infiziert sind, können Sie Medikamente
einnehmen, um die HIV-Menge („Viruslast“) im
Körper zu senken. Dadurch können Sie einer
Schädigung des Immunsystems vorbeugen
oder sie hinauszögern. Heilen können diese
Medikamente nicht. Sie können Ihnen aber
dabei helfen, bei guter Lebensqualität ein
langes, gesundes Leben mit HIV zu führen.
Anti-HIV-Medikamente nennt man auch
antiretrovirale Medikamente.
Das Ziel der Behandlung
Ein unbehandelter Mensch mit HIV kann
Tausende oder sogar Millionen von HIVPartikeln („Viruskopien“) in jedem Milliliter
1
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Blut haben. Ziel der Behandlung ist es, die
HIV-Menge („Viruslast“) unter die sogenannte
Nachweisgrenze zu senken („Viruslast nicht
mehr nachweisbar“). Diese Grenze liegt im
Allgemeinen bei 50 Viruskopien pro Milliliter
Blut, einige hoch empfindliche Tests können
auch noch Virusmengen unter 20 Kopien/ml
nachweisen.
(manchmal auch hoch aktive antiretrovirale
Therapie oder HAART genannt). Wenn Ihre
Viruslast unter die Nachweisgrenze gesunken
ist, erholt sich das Immunsystem in der Regel
wieder – es ist dann immer besser dazu in
der Lage, Infektionen zu bekämpfen, und Ihr
allgemeiner Gesundheitszustand verbessert
sich.
Weitere Informationen zur Viruslastmessung
finden Sie in der NAM-Broschüre CD4-Zellzahl,
Viruslast und andere Untersuchungen.
HIV-Therapieleitlinien
Die in dieser Broschüre enthaltenen
Informationen basieren auf den HIVTherapieleitlinien der Europäischen AIDSGesellschaft (European AIDS Clinical Society).
Daneben gibt es vielen Ländern auch
nationale Therapieleitlinien, die davon leicht
abweichen können.
Um die Virusmenge im Blut unter die
Nachweisgrenze zu senken, wird Ihr Arzt/
Ihre Ärztin Ihnen in der Regel empfehlen, eine
wirkungsvolle Kombination aus mindestens
drei antiretroviralen Substanzen einzunehmen
2
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Bei Krankheitssymptomen der HIV-Infektion
und bei aidsdefinierenden Erkrankungen
sollten Sie sofort mit einer HIV-Therapie
beginnen.
Diese Leitlinien sind kein „Rezeptbuch“ für die
Behandlung Ihrer HIV-Infektion. HIV erfordert
immer eine individuell zugeschnittene Therapie,
die sich an Ihrer Krankengeschichte, Ihrem
aktuellen Gesundheitszustand und den Faktoren
orientiert, die Ihr tägliches Leben beeinflussen.
Bei symptomloser Infektion empfehlen die
Leitlinien einen Behandlungsbeginn bei
CD4-Zellzahlen um 350. CD4-Zellen sind
Immunzellen, ihre Anzahl ist für Ärztinnen und
Ärzte ein wichtiger Hinweis auf den Zustand
Ihres Immunsystems. Bei Blutuntersuchungen
kann die Zahl der CD4-Zellen pro Milliliter Blut
gemessen werden. Bei HIV-Negativen liegt sie
in der Regel zwischen 500 und 1500. Weitere
Informationen zur CD4-Zellzahl finden Sie in
der NAM-Broschüre CD4-Zellzahl, Viruslast und
andere Untersuchungen.
Wann mit der Therapie beginnen?
Es gibt keinen klar definierten
„allgemeingültigen“ Zeitpunkt, an dem man
mit einer antiretroviralen Therapie beginnen
sollte. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird eine Reihe
von Themen mit Ihnen besprechen, bevor
Sie gemeinsam entscheiden, wann Sie mit
der Behandlung beginnen. Dazu gehört die
Abwägung des voraussichtlichen Nutzens und
der möglichen Risiken eines sofortigen und
eines späteren Therapiebeginns.
3
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Möglicherweise wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin
Sie fragen, ob Sie an einer klinischen Studie
teilnehmen wollen. Solche Studien können
sich zum Beispiel mit dem besten Zeitpunkt für
den Beginn einer HIV-Therapie beschäftigen
oder verschiedene Kombinationen von HIVMedikamenten miteinander vergleichen.
Weitere Informationen zur Teilnahme an
klinischen Studien finden Sie unter
www.aidsmap.com/factsheets (in
englischer Sprache).
Wenn Ihre CD4-Zellzahl sich der Grenze
von 350 annähert, sollte Ihre Ärztin oder
Ihr Arzt mit Ihnen über die HIV-Behandlung
sprechen. Wenn Ihre CD4-Zahl diesen Wert
dann erreicht, sollten Sie mit der Therapie
beginnen, sobald Sie dazu bereit sind. In
bestimmten Situationen – zum Beispiel, wenn
Sie auch noch eine Hepatitis-Infektion haben
– wird man Ihnen möglicherweise schon bei
CD4-Zellzahlen über 350 empfehlen, mit
einer Behandlung zu beginnen. Studien zur
Bestimmung des bestmöglichen Startpunkts
für eine HIV-Therapie werden derzeit
durchgeführt.
Beginn der HIV-Therapie bei niedriger
CD4-Zellzahl
Moderne HIV-Therapien sind hoch wirksam.
Bei vielen Menschen, die erst bei niedriger
CD4-Zellzahl (200 oder darunter) mit einer
Behandlung beginnen, steigt diese Zahl
Weitere Informationen zu den HIVTherapieleitlinien finden Sie in der NAMBroschüre HIV-Therapie.
4
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Auch wenn Sie noch keine antiretroviralen
Medikamente nehmen müssen, sind
regelmäßige Blutuntersuchungen wichtig,
weil sie Auskunft über den Zustand Ihres
Immunsystems geben und Anhaltspunkte
dafür liefern, wann Sie über den Beginn einer
HIV-Therapie nachdenken sollten.
nach dem Therapiestart wieder an und kann
bei langfristiger Behandlung sogar wieder
Werte erreichen, die für Personen dieser
Altersgruppe normal sind. Am besten fängt
man aber mit der HIV-Therapie an, bevor die
CD4-Zellzahl so stark absinkt – wenn sie einmal
einen solch tiefen Wert erreicht hat, kann es
schwieriger sein, wieder zu normalen Werten
zurückzukehren.
Die Sicherheit und Wirksamkeit der
Behandlung kontrollieren
Vor dem Beginn einer antiretroviralen
Therapie oder dem Wechsel zu einer
neuen Kombination empfehlen sich
verschiedene Bluttests.
Wichtig: regelmäßige Check-ups!
HIV-Infizierte sollten sich regelmäßig ärztlich
untersuchen lassen. Die meisten Menschen
mit HIV werden in Spezialkliniken für sexuelle
Gesundheit oder HIV-Ambulanzen von
speziell ausgebildeten Ärztinnen, Ärzten und
sonstigen Mitarbeitern betreut.
Die Viruslast und die CD4-Zellzahl geben
Auskunft über die Entwicklung der HIV-Infektion
und den Zustand Ihres Immunsystems.
5
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Zur Behandlung gehören darüber
hinaus auch noch eine Reihe anderer
Routine-Untersuchungen, um Ihren
Gesundheitszustand und mögliche
Nebenwirkungen der Therapie zu
überwachen.
Innerhalb eines Monats nach dem
Start mit (oder dem Wechsel zu) einer
Medikamentenkombination werden erneut die
Viruslast und die CD4-Zellzahl bestimmt, um
zu überprüfen, ob die Medikamente wirken.
Danach erfolgen diese Untersuchungen
normalerweise im Abstand von drei oder vier
Monaten. Einige Ärztinnen und Ärzte führen
zu Beginn häufiger Tests durch und vergrößern
dann die Abstände, wenn Sie mit der Therapie
gut zurechtkommen und es Ihnen gut geht.
Weitere Informationen bietet die NAMBroschüre CD4-Zellzahl, Viruslast und
andere Untersuchungen.
Sich auf die Therapie vorbereiten
Eine antiretrovirale Therapie ist eine
langfristige Angelegenheit – nachdem Sie
mit der Medikamenteneinnahme begonnen
haben, müssen Sie nach heutigem Wissen
die Behandlung lebenslang fortsetzen.
Im Rahmen der HIV-Therapie werden des
Weiteren die Leber- und Nierenfunktion sowie
die Blutfett- und Blutzuckerwerte bestimmt,
um mögliche Auswirkungen der Medikamente
auf diese Systeme zu überprüfen.
6
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin,
speziellen Fachkräften („Adherence nurses“)
oder dem Apotheker/der Apothekerin
über die besten Zeitpunkte für die
Medikamenteneinahme und mögliche
Bedenken oder Unsicherheiten. Es bestehen
gute Chancen, eine Kombination zu finden, die
überhaupt keine oder nur leichte Änderungen
Ihrer Gewohnheiten erforderlich macht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihre HIVMedikamente nach Vorschrift einnehmen, ist
höher, wenn Sie in die Entscheidung über den
Therapiebeginn und die Medikamente der
ersten Kombination einbezogen werden.
Um die für Sie am besten passende
Medikamentenkombination zu finden,
sollten Sie sich selbst und Ihrem Arzt/Ihrer
Ärztin gegenüber ehrlich sein, was Ihren
Lebensstil anbelangt. Wichtig ist, keine
unrealistisch hohen Ansprüche an sich selbst
zu stellen und darüber nachzudenken, wie die
Medikamenteneinnahme zu Ihren Ess- und
Schlafgewohnheiten, Ihrer Arbeit sowie Ihrem
Familien- und Sozialleben passt.
Zunächst aber wird Ihr Arzt oder Ihre
Ärztin mit einem Test überprüfen, ob bei
Ihnen bereits Resistenzen gegen Anti-HIVMedikamente vorliegen. Man kann sich
nämlich mit Virusstämmen infizieren, die
bereits gegen bestimmte Medikamente
resistent = unempfindlich sind, sodass diese
Medikamente nicht mehr ausreichend wirken.
7
HIV und Anti-HIV-Medikamente
resistent werden – manchmal auch gegen
andere Medikamente derselben Klasse. Das
bedeutet, dass die Medikamente nicht mehr
wirken. Um keine Dosis zu vergessen, sind
Routinen und Erinnerungshilfen wie der
Alarm an Ihrem Handy oder eine Pillenbox mit
Alarmfunktion hilfreich.
Außerdem wird ein genetischer Test
namens HLA-B*5701-Test durchgeführt, um
festzustellen, ob bei Ihnen ein erhöhtes Risiko
für eine allergische (Hypersensitivitäts-)
Reaktion auf die antiretrovirale Substanz
Abacavir besteht (Ziagen, auch in den
Kombinationspräparaten Kivexa und Trizivir
enthalten). Weitere Informationen bietet die
NAM-Broschüre Nebenwirkungen.
Um die für Sie richtige Medikamentenkombination zu ermitteln, sollten Sie vor dem
Therapiebeginn mit einem Resistenztest
überprüfen lassen, ob bei Ihnen bereits
Medikamentenresistenzen vorliegen.
Die Medikamente einnehmen
Es ist sehr wichtig, keine Dosis Ihrer
HIV-Medikamente auszulassen und die
Medikamente genau nach Vorschrift
einzunehmen. Wenn Sie Dosen auslassen
oder die Medikamente nicht nach Vorschrift
einnehmen, erhöht sich das Risiko, dass die
Viren in Ihrem Körper gegen die Medikamente
Wenn Sie die HIV-Therapie umstellen
müssen, weil Ihre Viruslast wieder über der
Nachweisgrenze liegt, sollten Sie vor der
Zusammenstellung der neuen Kombination
8
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über andere
Kombinationen sprechen, die für Sie einfacher
einzunehmen sein könnten. Außerdem gibt
es viele Tipps und Hilfestellungen, wie Sie Ihre
Therapietreue verbessern können – fragen
Sie jemanden aus dem medizinischen Team,
das Sie betreut, oder besuchen Sie die NAMWebsite unter www.aidsmap.com. erneut einen Resistenztest durchführen
lassen, um die für sie geeigneten Medikamente
herauszufinden.
Selbst wenn bei Ihnen bereits Resistenzen
gegen mehrere Medikamente vorliegen, haben
Sie aufgrund der Fülle der verschiedenen
Anti-HIV-Medikamente in der Regel immer
noch Optionen. Eine Viruslast unter der
Nachweisgrenze ist für nahezu jeden Patienten
ein realistisches Ziel – auch für jene, die
schon viele verschiedene antiretrovirale
Medikamente genommen und bei denen
sich medikamentenresistente Virusstämme
entwickelt haben.
Nebenwirkungen
Wie alle Medikamente können auch AntiHIV-Medikamente Nebenwirkungen haben.
Häufig treten diese in den ersten Wochen
nach Therapiebeginn auf. Ihre Ärztin oder Ihre
Arzt kann Ihnen verschiedene Medikamente
verschreiben, um in dieser Phase besser
zurechtzukommen.
Bei Schwierigkeiten, die Medikamente nach
Vorschrift einzunehmen, sollten Sie mit
9
HIV und Anti-HIV-Medikamente
In dieser Broschüre unterscheiden wir zwei
Klassen von Nebenwirkungen:
Die häufigsten Nebenwirkungen sind
Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und
Müdigkeit. Nebenwirkungen sollte man nicht
aus falsch verstandener „Tapferkeit“ stumm
ertragen, sondern mit seiner Ärztin oder
seinem Arzt besprechen, insbesondere dann,
wenn sie die Lebensqualität beeinträchtigen.
Oft gibt es andere Medikamente, die Sie
vielleicht besser vertragen.
zzHäufige Nebenwirkungen: Sie treten bei
mindestens einem von hundert Patienten
auf, die dieses Medikament nehmen.
zzSeltene Nebenwirkungen: Sie treten bei
weniger als einem von hundert Patenten
auf, die dieses Medikament nehmen. Seltene
Nebenwirkungen nennen wir, wenn sie
potenziell gefährlich sind.
Bestimmte Nebenwirkungen wie
Hautausschläge oder Fieber sollten Sie sofort
mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen.
Informationen zu möglichen gefährlichen
Nebenwirkungen, die schnelles Handeln
erfordern, finden Sie in den Einträgen zu den
einzelnen Medikamenten.
Bei Ihren regelmäßigen Untersuchungen durch
den HIV-Spezialisten oder die HIV-Spezialistin
wird man auch überprüfen, ob Nebenwirkungen
vorliegen, die zu längerfristigen
gesundheitlichen Problemen führen können.
10
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Weitere Informationen zu Nebenwirkungen
und zum Umgang mit ihnen bietet die NAMBroschüre Nebenwirkungen.
Ärzt(inn)en verschrieben worden sind, frei
verkäufliche Mittel, pflanzliche und alternative
Medikamente oder „Freizeitdrogen“.
Wechselwirkungen
Wenn man zwei oder mehre Medikamente
zusammen einnimmt, kann sich dies auf die
Wirksamkeit oder die Nebenwirkungen eines
oder mehrerer dieser Medikamente auswirken.
Einige Substanzen sollte man nicht in
Kombination mit bestimmten antiretroviralen
Medikamenten einnehmen.
Einige Medikamentenkombinationen sind
kontraindiziert, das heißt, Sie sollten diese
Medikamente auf keinen Fall zusammen
einnehmen. Tun Sie das doch, kann es
zu schweren Nebenwirkungen oder zu
Wechselwirkungen kommen, durch die eines
oder beide der Medikamente ihre Wirksamkeit
verlieren oder giftig wirken können. Es ist daher wichtig, dass Ihr Arzt/Ihre Ärztin
oder Ihr Pharmazeut/Ihre Pharmazeutin über
alle Medikamente und auch Drogen Bescheid
weiß, die Sie sonst noch einnehmen. Dazu
gehören z. B. Medikamente, die von anderen
Andere Wechselwirkungen sind zwar
weniger gefährlich, sollten aber trotzdem
ernst genommen werden, z. B., weil sich die
im Blut verfügbare Wirkstoffmenge bei einem
oder beiden Medikamenten verändert, sodass
11
HIV und Anti-HIV-Medikamente
können zu einer Erhöhung des Blutspiegels
von Viagra und ähnlichen Medikamenten
führen, sodass das Risiko von Nebenwirkungen
steigt.
eine Dosisanpassung erforderlich werden
kann.
Ihr HIV-Spezialist/Ihre HIV-Spezialistin oder Ihr
Pharmazeut/Ihre Pharmazeutin wird mögliche
Nebenwirkungen überprüfen, bevor Sie ein
neues Medikament verschrieben bekommen
oder zum ersten Mal einnehmen.
Informieren Sie Ihren HIV-Arzt/Ihre HIV-Ärztin
auch darüber, wenn Sie frei verkäufliche
Medikamente (zum Beispiel in der Apotheke
gekaufte oder im Internet bestellte Mittel)
nehmen. Einige HIV-Medikamente können
zu Wechselwirkungen mit Antihistaminika,
Asthma-Medikamenten (Steroide), Mitteln
gegen Magenprobleme und Statinen (Mittel
zur Kontrolle des Cholesterinspiegels/
Blutfettsenker) führen. Solche Medikamente
können entweder verschrieben werden oder
sind frei verkäuflich.
Wenn Ihnen andere Ärztinnen oder Ärzte
Medikamente verschreiben oder empfehlen,
müssen sie wissen, welche HIV-Medikamente
Sie einnehmen. So weiß man z. B., dass Mittel
zur Behandlung von Erektionsstörungen wie
Viagra mit Protease-Inhibitoren (PIs) und
Nicht-nukleosidalen Reverse-TranskriptaseInhibitoren (NNRTIs) wechselwirken können.
Wechselwirkungen mit Protease-Inhibitoren
12
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Über Wechselwirkungen mit Partydrogen
ist weniger bekannt. Man weiß aber,
dass es potenzielle Wechselwirkungen
zwischen Drogen wie Ketamin, Ecstasy und
Methamphetamin (Crystal Meth) sowie einigen
NNRTIs und PIs gibt. Wenn Sie Partydrogen
konsumieren, ist es ratsam, das mit Ihrem
Arzt/Ihrer Ärztin, einem Pharmazeuten/
einer Pharmazeutin oder einem Berater/einer
Beraterin zu besprechen.
Wenn Sie darüber nachdenken, weitere
Medikamente zu nehmen, sollten Sie mit Ihrem
Arzt oder Pharmazeuten darüber sprechen,
damit sie mögliche Wechselwirkungen
überprüfen und Ihnen die bestmögliche
Behandlung empfehlen können. Wenn
Sie rezeptfreie Mittel kaufen, möchten
Sie den Apotheker oder die Apothekerin
vielleicht darüber informieren, welche AntiHIV-Medikamente Sie einnehmen – viele
Apotheken verfügen über einen geschützten
Beratungsbereich. Sie können die Namen
Ihrer HIV-Medikamente auch auf einen
Zettel schreiben und ihm oder ihr diesen
Zettel geben. Sollten Sie den Namen Ihrer
antiretroviralen Medikamente nennen müssen,
ist es eher unwahrscheinlich, dass andere
Kunden wissen, wozu sie eingesetzt werden.
Auch mit pflanzlichen und alternativen
Mitteln können antiretrovirale Medikamente
interagieren. In vielen Fällen sind diese
Wechselwirkungen eher eine theoretische
Möglichkeit oder wurden nur im Reagenzglas
beobachtet – über die Wahrscheinlichkeit,
dass sie auch in der Realität auftreten, weiß
13
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen
(z. B. Nurofen) können Sie auch bei einer
HIV-Therapie nehmen, es sei denn, andere
medizinische Gründe sprechen dagegen.
man noch nicht genug. Bekannt ist, dass
Johanniskraut, ein pflanzliches Mittel gegen
Angstzustände und Depressionen, die
Blutspiegel von NNRTIs und PIs senken kann.
Laborversuche weisen außerdem darauf hin,
dass auch die „Afrikanische Kartoffel“ und
Sutherlandia die Wirkspiegel von PIs, NNRTIs
sowie Maraviroc (Celsentri) senken können.
Informieren Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt
und den HIV-Pharmazeuten/die HIVPharmazeutin über alle Medikamente
oder Heilmittel, die Sie einnehmen.
Dazu gehören ärztlich verschriebene
Medikamente, frei verkäufliche Mittel,
pflanzliche oder traditionelle Mittel und
Partydrogen. Prüfen Sie darüber hinaus
mögliche Wechselwirkungen, bevor Sie
ein neues Mittel einnehmen (das gilt für
frei verkäufliche Substanzen ebenso wie
für Medikamente, die Ihnen Ihr Arzt oder
Zahnarzt verschrieben hat).
Wechselwirkungen können auch mit
Mitteln auftreten, die man nicht über den
Mund einnimmt. So kann etwa Ritonavir
mit Inhalationsmitteln und Nasensprays
interagieren, die Fluticason oder Salmeterol
enthalten (z. B. Flixotide, Flixonase,
Seretide oder Serevent), und zu schweren
Nebenwirkungen führen.
14
HIV und Anti-HIV-Medikamente
HIV-Therapie und Schwangerschaft
Antiretrovirale Medikamente werden in
der Schwangerschaft als effektive Mittel
eingesetzt, um eine HIV-Übertragung von der
Mutter auf das Baby zu verhindern. Es liegen
immer mehr Daten vor, denen zufolge eine
HIV-Behandlung in der Schwangerschaft kein
Risiko darstellt. Eine solche Therapie senkt das
Risiko einer HIV-Übertragung auf das Kind so
entscheidend, dass dieser Nutzen mögliche
Risiken bei Weitem übersteigt.
24. Schwangerschaftswoche mit der HIVTherapie zu beginnen (in Abhängigkeit vom
Gesundheitszustand und der Viruslast),
sofern sie nicht mit Blick auf ihre eigene
Gesundheit schon früher mit der Einnahme
von HIV-Medikamenten anfangen sollten.
Auch bei hoher Viruslast kann ein früherer
Therapiebeginn ratsam sein.
Sobald sich der Gesundheitszustand einer
Frau durch eine antiretrovirale Therapie
verbessert, kann sich auch ihre Fruchtbarkeit
erhöhen. Wenn Sie über eine Schwangerschaft
nachdenken, sollten Sie darüber mit Ihrem
HIV-Arzt oder Ihrer HIV-Ärztin sprechen, bevor
Sie schwanger zu werden versuchen. Wird
bei Ihnen eine Schwangerschaft festgestellt,
sollten Sie das sofort Ihrem Arzt oder Ihrer
Im Allgemeinen werden in den ersten drei
Monaten der Schwangerschaft keine AntiHIV-Medikamente eingesetzt – es sei denn,
die Frau macht bereits eine antiretrovirale
Therapie. HIV-infizierten Schwangeren
wird empfohlen, zwischen der 14. und
15
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Weitere Informationen über die verschiedenen
Verhütungsmöglichkeiten bekommen Sie bei
Ihrem Behandlungsteam und in der NAMBroschüre HIV und Frauen.
Ärztin mitteilen. Er oder sie wird dann mit
Ihnen über Ihre Therapieoptionen sprechen
und häufig auch dabei helfen, zusammen
mit anderen Beteiligten wie einer Hebamme
oder einem Geburtshelfer Ihre medizinische
Versorgung bis zur Geburt so zu organisieren,
dass Sie optimal betreut werden.
Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass eine
antiretrovirale Behandlung des Vaters das
Risiko einer Schädigung des Kindes mit sich
bringen könnte.
Viele HIV-Medikamente setzen aufgrund
von Wechselwirkungen die Wirksamkeit
bestimmter hormoneller Verhütungsmittel
(z. B. Hormonpflaster oder -stäbchen) herab.
Die meisten anderen Verhütungsmittel sind
nicht von der HIV-Infektion oder der HIVTherapie betroffen, und einige neuere HIVMedikamente schränken die Wirksamkeit von
Verhütungsmitteln nicht ein.
Wie Sie Ihre HIV-Medikamente bekommen
Mit dem Rezept für Ihre HIV-Medikamente,
das Sie bei Ihren regelmäßigen Besuchen in
der HIV-Ambulanz bekommen, gehen Sie
entweder zur HIV-Medikamentenausgabe
(„HIV pharmacy“, in größeren Krankenhäusern)
oder zur Medikamentenausgabestelle des
Krankenhauses für ambulante Patienten
16
HIV und Anti-HIV-Medikamente
überwacht werden kann. Achten Sie stets
darauf, dass Sie bis zum nächsten Termin
in der Klinik noch genügend Medikamente
haben. Wenn abzusehen ist, dass Ihnen die
Medikamente vorher ausgehen, setzen Sie sich
schnellstmöglich mit der Klinik in Verbindung,
um Ihre Versorgung mit HIV-Medikamenten
sicherzustellen.
(„outpatient pharmacy“). In einer normalen
Apotheke werden normalerweise keine HIVMedikamente ausgegeben, es sei denn, Ihre
Klinik arbeitet mit einer bestimmten Apotheke
zusammen.
Ihre Medikamente sollten bis zu Ihrem
nächsten Besuch in der Klinik ausreichen.
Sobald Ihre HIV-Therapie stabil verläuft und
die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt,
können Sie vielleicht auch mit der Klinik
vereinbaren, dass Ihnen die Medikamente
nach Hause geliefert werden (weitere
Informationen zum Thema „home delivery“,
auch „local delivery“ genannt, finden Sie
unter www.aidsmap.com). Sie müssen
aber weiterhin regelmäßig Ihre HIV-Klinik
aufsuchen, damit Ihr Gesundheitszustand
Der Pharmazeut oder die Pharmazeutin
wird Sie nach Allergien gegen Medikamente
fragen und Ihnen erklären, wie Sie die Ihnen
verschriebenen Medikamente nehmen sollen.
Er oder sie kann Ihnen auch dabei helfen,
mit Ihrer Therapie gut zurechtzukommen,
und weiß Rat zu Fragen wie Therapietreue,
Nebenwirkungen, Wechselwirkungen,
Vorschriften zur Nahrungs- und
17
HIV und Anti-HIV-Medikamente
bestimmten Unternehmen gehört.
Markennamen werden in dieser Broschüre
kursiv geschrieben (z. B. Sustiva).
Flüssigkeitsaufnahme, Aufbewahrung,
Schlucken der Pillen und Einnahme der
Medikamente auf Reisen.
Namen von Anti-HIV-Medikamenten
Pharmazeutische Medikamente bekommen
verschiedene Namen: In dieser Broschüre werden die verschiedenen
Bezeichnungen eines Medikaments zu Beginn
der Einträge genannt, im Text wird dann
jeweils die gebräuchlichste Bezeichnung
verwendet.
zzzuerst einen Forschungsnamen, der etwas
mit der chemischen Struktur oder dem
forschenden Unternehmen zu tun hat (z. B.
DMP266),
Typen antiretroviraler Medikamente
Es gibt sechs Haupttypen („Klassen“)
antiretroviraler Substanzen: zzdann einen „generischen Namen“, der für
alle Arzneimittel mit derselben chemischen
Struktur gilt (z. B. Efavirenz) und
Nukleosidale Reverse-TranskriptaseInhibitoren (NRTIs) und Nukleotidale ReverseTranskriptase-Inhibitoren (NtRTIs) setzen
an einem HIV-Enzym namens Reverse
zzdrittens einen Markennamen, der einem
18
HIV und Anti-HIV-Medikamente
Typen: Fusions-Inhibitoren und CCR5-Blocker.
CCR5-Blocker wirken nicht bei allen Patientinnen
und Patienten und werden nur selten für die
erste Medikamentenkombination verschrieben.
Bevor ein CCR5-Blocker eingesetzt werden
kann, muss mit einem Test überprüft werden,
ob er überhaupt wirksam wäre.
Transkriptase an. Medikamente aus dieser
Klasse stellen das „Rückgrat“ einer HIVErsttherapie dar; sie werden normalerweise in
Form von Kombinationspräparaten eingesetzt,
die mehrere Wirkstoffe in einer Tablette oder
Pille kombinieren.
Nicht-nukleosidale Reverse-TranskriptaseInhibitoren (NNRTIs) setzen ebenfalls an der
Reversen Transkriptase an, haben aber einen
anderen Wirkmechanismus als NRTIs und
NtRTIs.
Integrase-Inhibitoren setzen an einem HIVEnzym namens Integrase an und verhindern,
dass die Virus-Erbsubstanz in die DNA der
menschlichen Zelle integriert wird.
Jede Medikamentenklasse bekämpft HIV auf
einem anderen Weg. Im Allgemeinen werden
Medikamente aus zwei (manchmal auch drei)
Klassen kombiniert, um eine größtmögliche
Wirksamkeit zu erreichen.
Protease-Inhibitoren (PIs) blockieren ein HIVEnzym namens Protease.
Entry-Inhibitoren hindern HIV daran, in
menschliche Zellen einzudringen. Es gibt zwei
19
Kombinationspräparate
Kombinationspräparate
Die in dieser Broschüre genannten
Medikamente sind für den Einsatz in der
Europäischen Union zugelassen und werden
in Therapieleitlinien empfohlen. Es kann
darüber hinaus auch Situationen geben, in
denen aufgrund besonderer Umstände andere
(hier nicht beschriebene) HIV-Medikamente
verschrieben werden. Weitere Informationen
dazu finden Sie auf der NAM-Website
www.aidsmap.com.
Mittlerweile gibt es Präparate, die drei
Anti-HIV-Medikamente aus mehr als einer
Klasse in einer Pille kombinieren. Diese
Kombinationspräparate machen es möglich,
dass viele HIV-Patientinnen und -Patienten
nur einmal täglich eine einzige Pille nehmen
müssen.
Daneben gibt es weitere
Kombinationspräparate, die zwei
Medikamente aus derselben Klasse enthalten.
Auch sie können die Zahl der täglich
einzunehmenden Tabletten senken, müssen
aber immer mit mindestens einem weiteren
Medikament zusammen eingenommen
werden. Diese Kombinationspräparate
20
Kombinationspräparate
Blut-Phosphatgehalt, Schwächegefühl,
Magenschmerzen und Blähungen.
Ausführliche Informationen finden Sie in den
Einträgen zu FTC, Tenofovir und Efavirenz.
werden in dieser Broschüre unter ihren
Medikamentenklassen aufgeführt.
Atripla
Atripla stellt eine HIV-Dreier-Kombinationstherapie in Form einer einzigen, einmal täglich
einzunehmenden Pille dar. Eine Tablette
enthält 200 mg FTC (Emtricitabin), 300 mg
Tenofovir und 600 mg Efavirenz. Dosierung:
einmal täglich eine pinkfarbene Tablette.
Einnahmehinweise: Einmal täglich eine
Tablette einnehmen. In Europa wird
empfohlen, Atripla auf nüchternen Magen
zu nehmen. Einige Patient(inn)en haben
aber die Erfahrung gemacht, dass weniger
Nebenwirkungen auftreten, wenn sie die
Tablette zusammen mit einer Mahlzeit
einnehmen. Wenn Ihnen das hilft, können
Sie das auch so machen. Sie sollten dieses
Medikament aber nicht zusammen mit
fettreichem Essen einnehmen, weil das die
Aufnahme des Medikaments verbessern
und Nebenwirkungen verstärken könnte.
Nebenwirkungen: Am häufigsten sind
Schlafstörungen, Müdigkeit, lebhafte Träume,
Konzentrationsstörungen, Schwindelgefühl,
Hautauschlag, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Kopfschmerzen, Angstgefühle, depressive
Verstimmungen, erhöhte KreatinkinaseWerte, Hautverfärbungen, erniedrigter
21
Kombinationspräparate
Eviplera
Falls Atripla (aufgrund des darin enthaltenen
Efavirenz) zu Verwirrtheit oder Benommenheit
führt, was in den ersten paar Wochen der
Therapie häufig vorkommt, kann es hilfreich
sein, das Medikament vor dem Schlafengehen
einzunehmen.
Eviplera bietet eine DreierKombinationsbehandlung in Form einer einmal
täglich einzunehmenden Pille. Sie enthält 200
mg FTC (Emtricitabin), 25 mg Rilpivirin und
245 mg Renofovir in einer violett-rosafarbenen
Tablette.
Resistenz: Eine Resistenz gegen Efavirenz ist
normalerweise mit einer Resistenz gegen den
NNRTI Nevirapin und möglicherweise gegen
den NNRTI Rilpivirin verbunden. In diesem Fall
wirkt aber wahrscheinlich noch der
NNRTI Etravirin.
Einnahmehinweise: Einmal täglich eine
Tablette zu einer Mahlzeit einnehmen.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Schwindelgefühl,
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen,
Schwächegefühl, Hautausschlag,
Magenschmerzen, Mattigkeit, Blähungen,
Veränderung der Nierenfunktion, erhöhte
Kreatinkinase-Werte, erniedrigter Blut-
Wichtige Wechselwirkungen: siehe die
Einträge zu FTC, Tenofovir und Efavirenz
22
Kombinationspräparate
Verdauungsstörungen oder Kalziumpräparate
nehmen, sollten Sie diese spätestens zwei
Stunden vor oder frühestens vier Stunden nach
der Einnahme von Eviplera einnehmen, da
auch solche Mittel die Aufnahme von Eviplera
behindern können.
Phosphatgehalt, Hautverfärbungen. Eviplera
kann Stimmungsschwankungen und
Depressionen auslösen. Weitere Informationen
finden Sie in den Einträgen zu FTC, Rilpivirin
und Tenofovir.
Seltene Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung).
Weitere Informationen finden Sie in den
Einträgen zu FTC, Rilpivirin und Tenofovir.
Wichtige Wechselwirkungen: Medikamente
zur Regulierung der Magensäureproduktion
können die Aufnahme von Eviplera blockieren.
Nehmen Sie Protonenpumpen-Inhibitoren
(PPIs) wie Omeprazol nicht zusammen mit
Eviplera ein. H2-Blocker sollten Sie spätestens
12 Stunden vor oder frühestens vier Stunden
nach der Einnahme von Eviplera nehmen.
Wenn Sie andere Mittel gegen Magen- und
23
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Nukleosidale/
Nukleotidale ReverseTranskriptaseInhibitoren (NRTIs/
NtRTIs)
Combivir
Hierbei handelt es sich um eine Kombination
aus AZT (Zidovudin) und 3TC (Lamivudin).
Dosierung: zweimal täglich eine weiße Tablette
(150 mg 3TC und 300 mg AZT).
Nebenwirkungen: Am häufigsten sind
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Müdigkeit,
Kopfschmerzen, Schwindelgefühl/
Benommenheit, Schwächegefühl,
Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit,
Fieber, Bauchschmerzen, Haarausfall,
Schlafstörungen, Hautausschlag, laufende Nase,
Gelenkschmerzen. Weitere Informationen
finden Sie in den Einträgen zu AZT und 3TC.
Die meisten Patient(inn)en nehmen
diese Medikamente heute in Form
von Kombinationspräparaten ein, die
verschiedene Substanzen enthalten. Diese
Kombinationspräparate führen wir im
Folgenden an erster Stelle auf, die darin
enthaltenen Substanzen werden aber
auch einzeln genannt.
Einnahmehinweise: Zweimal täglich eine
Tablette (mit oder ohne Nahrung).
24
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Wichtige Wechselwirkungen: siehe die
Einträge zu AZT und 3TC.
FALL Kivexa einnehmen. Fällt der Test
negativ aus, ist eine allergische Reaktion
höchst unwahrscheinlich. Wenn sich Ihr
Gesundheitszustand nach der Einnahme des
Medikaments aber verschlechtert, sollten
Sie unverzüglich Ihre HIV-Klinik informieren
(außerhalb der Öffnungszeiten
die Notaufnahme).
Kivexa
Dieses Medikament kombiniert 3TC
(Lamivudin) und Abacavir. Dosierung: einmal
täglich eine orangefarbene Tablette (600 mg
Abacavir und 300 mg 3TC).
Nebenwirkungen: Abacavir kann
insbesondere bei Vorliegen eines bestimmten
Gens eine schwere Hypersensitivitätsreaktion
(HSR) auslösen. Vor dem Start einer Therapie
mit Kivexa (oder einem anderen Medikament,
das Abacavir enthält) sollte ein HLA-B*5701Test durchgeführt werden, um festzustellen,
ob dieses Gen bei Ihnen vorliegt. Fällt der
Test positiv aus, DÜRFEN Sie AUF KEINEN
In der Medikamentenschachtel befindet sich
eine „Warnkarte“, die Sie in den ersten sechs
Wochen der Therapie mit Kivexa bei sich
haben sollten. Achten Sie in dieser Zeit auf die
folgenden Nebenwirkungen:
zzHautausschlag ODER
zzeines oder mehrere Symptome aus
mindestens ZWEI der folgenden Gruppen:
25
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Einnahmehinweise: Einmal täglich eine
Tablette, mit oder ohne Nahrung.
Fieber
Kurzatmigkeit, Halsschmerzen oder
Husten
Übelkeit oder Erbrechen oder Durchfall
oder Bauchschmerzen
schwere Müdigkeit oder Schmerzen oder
allgemeines Krankheitsgefühl.
Wichtige Wechselwirkungen: siehe die
Einträge zu 3TC und Abacavir.
Trizivir
Dieses Medikament ist eine Kombination
aus 3TC (Lamivudin), Abacavir und AZT
(Zidovudin). Die Dosierung ist zweimal täglich
eine grüne Tablette (300 mg AZT, 150 mg 3TC
und 300 mg Abacavir).
Zu den weiteren Nebenwirkungen
gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Haarausfall,
Fieber, Schlafstörungen, Hautausschlag,
Müdigkeit, Appetitlosigkeit, laufende Nase und
Gelenkschmerzen.
Eine Behandlung mit Trizivir wird nicht
allgemein empfohlen. Die antiretrovirale
Wirkung ist häufig nicht stark genug, um die
Viruslast unter die Nachweisgrenze zu senken.
Außerdem enthält das Medikament AZT, das
Weitere Informationen finden Sie in den
Einträgen zu 3TC und Abacavir.
26
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Lipoatrophie verursachen kann. Trizivir sollte
daher nicht eingesetzt werden, solange es
noch andere Behandlungsoptionen gibt.
sollten Sie unverzüglich Ihre HIV-Klinik
informieren (außerhalb der Öffnungszeiten die
Notaufnahme).
Nebenwirkungen: Abacavir kann
insbesondere bei Vorliegen eines bestimmten
Gens eine schwere Hypersensitivitätsreaktion
(HSR) auslösen. Vor dem Start einer
Therapie mit Trizivir (oder einem anderen
Medikament, das Abacavir enthält) sollte
ein HLA-B*5701-Test durchgeführt werden,
um festzustellen, ob dieses Gen bei Ihnen
vorliegt. Fällt der Test positiv aus, DÜRFEN
Sie AUF KEINEN FALL Trizivir einnehmen.
Fällt der Test negativ aus, ist eine allergische
Reaktion höchst unwahrscheinlich. Wenn sich
Ihr Gesundheitszustand nach der Einnahme
des Medikaments aber verschlechtert,
In der Medikamentenschachtel befindet sich
eine „Warnkarte“, die Sie in den ersten sechs
Wochen der Therapie mit Trizivir bei sich
haben sollten. Achten Sie in dieser Zeit auf die
folgenden Nebenwirkungen:
zzHautausschlag ODER
zzeines oder mehrere Symptome aus
mindestens ZWEI der folgenden Gruppen:
Fieber
Kurzatmigkeit, Halsschmerzen oder
Husten
Übelkeit oder Erbrechen oder Durchfall
oder Bauchschmerzen
27
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Truvada
schwere Müdigkeit oder Schmerzen oder
allgemeines Krankheitsgefühl.
Dieses Medikament enthält FTC und Tenofovir.
Dosis: einmal täglich eine blaue Tablette (200
mg FTC und 245 mg Tenofovir).
Zu den weiteren Nebenwirkungen gehören
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Haarausfall, Fieber,
Schlafstörungen, Hautausschlag, Müdigkeit,
laufende Nase, Gelenkschmerzen, Schwächegefühl, Muskelschmerzen und Appetitlosigkeit.
Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall, Schwindelgefühl/Benommenheit,
Kopfschmerzen, Hautausschlag, Schwächegefühl, Bauchschmerzen, Erschöpfung, Blähungen,
erhöhte Kreatinkinase-Werte, erniedrigter BlutPhosphatgehalt, Hautverfärbungen. Weitere
Informationen finden Sie in den Einträgen zu
FTC und Tenofovir.
Weitere Informationen finden Sie in den
Einträgen zu 3TC, Abacavir und AZT.
Einnahmehinweise: Zweimal täglich eine
Tablette, mit oder ohne Nahrung.
Einnahmehinweise: Einmal täglich möglichst
zusammen mit einer Mahlzeit einnehmen. Sie
können Truvada aber auch auf nüchternen
Magen nehmen.
Wichtige Wechselwirkungen: siehe die
Einträge zu 3TC, Abacavir und AZT.
28
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Kinder: Für die Behandlung von Kindern
zugelassen; auch als flüssige Suspension
erhältlich.
Wichtige Wechselwirkungen: siehe die
Einträge zu FTC und Tenofovir.
3TC
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden.
Namen: 3TC, Lamivudin, Epivir Zugelassene Dosierung: 300 mg täglich –
zweimal täglich eine weiße 150-mg-Tablette,
einmal täglich zwei weiße 150-mg-Tabletten
oder einmal täglich eine größere, graue
300-mg-Tablette. Auch zusammen mit AZT
als Kombinationspräparat unter dem Namen
Combivir, zusammen mit AZT und Abacavir
unter dem Namen Trizivir und in Kombination
mit Abacavir unter dem Namen Kivexa
erhältlich.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen,
Bauchschmerzen, Haarausfall, Fieber,
Schlafstörungen, Hautausschlag, Müdigkeit
und Gelenkschmerzen.
Seltene Nebenwirkungen: Laktatazidose,
Leberschäden.
Wichtige Wechselwirkungen: 3TC sollte nicht
zusammen mit dem HIV-Medikament FTC
29
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. eingenommen werden. 3TC nicht mit hohen
Dosen des Antibiotikums Cotrimoxazol
einnehmen.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Fieber, Kopfschmerzen,
Bauchschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.
Abacavir
Namen: Abacavir, Ziagen Seltene Nebenwirkungen:
Hypersensitivitätsreaktion, Laktatazidose.
Einige, aber nicht alle Studien bringen
Abacavir mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko
in Verbindung. Aus diesem Grund wird
Abacavir nicht empfohlen, wenn bei Ihnen
weitere Risikofaktoren für Herz-KreislaufErkrankungen vorliegen. Ihre Ärztin oder Ihr
Arzt wird mit das mit Ihnen besprechen.
Zugelassene Dosierung: 600 mg täglich,
entweder zweimal täglich eine gelbe
300-mg-Tablette oder einmal täglich zwei
300-mg-Tabletten. Abacavir und 3TC sind auch
als Kombinationspräparat unter dem Namen
Kivexa erhältlich. Abacavir ist zusammen mit
AZT und 3TC auch als feste Kombination unter
dem Namen Trizivir erhältlich.
Kinder: Auch in flüssiger Formulierung erhältlich. 30
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Wichtiger Warnhinweis: Abacavir kann
insbesondere bei Vorliegen eines bestimmten
Gens eine schwere Hypersensitivitätsreaktion
(HSR) auslösen. Vor dem Start einer
Therapie mit Abacavir (oder einem anderen
Medikament, das Abacavir enthält) sollte
ein HLA-B*5701-Test durchgeführt werden,
um festzustellen, ob dieses Gen bei Ihnen
vorliegt. Fällt der Test positiv aus, DÜRFEN
Sie AUF KEINEN FALL Abacavir einnehmen.
Fällt der Test negativ aus, ist eine allergische
Reaktion höchst unwahrscheinlich. Wenn sich
Ihr Gesundheitszustand nach der Einnahme
des Medikaments aber verschlechtert,
sollten Sie unverzüglich Ihre HIV-Klinik
informieren (außerhalb der Öffnungszeiten die
Notaufnahme).
In der Medikamentenschachtel befindet sich
eine „Warnkarte“, die Sie in den ersten sechs
Wochen der Therapie mit Abacavir immer bei
sich haben sollten. Achten Sie in dieser Zeit auf
die folgenden Nebenwirkungen:
zzHautausschlag ODER
zzeines oder mehrere Symptome aus
mindestens ZWEI der folgenden Gruppen:
Fieber
Kurzatmigkeit, Halsschmerzen oder
Husten
Übelkeit oder Erbrechen oder Durchfall
oder Bauchschmerzen
schwere Müdigkeit oder Schmerzen oder
allgemeines Krankheitsgefühl.
31
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Zugelassen ist das Mittel in der Dosierung
zweimal täglich eine 250-mg-Kapsel. Für
Dosisanpassungen ist eine 100-mg-Kapsel
verfügbar. Auch in Kombination mit 3TC als
Combivir und in Kombination mit 3TC und
Abacavir als Trizivir erhältlich.
Wenn eine solche allergische Reaktion bei Ihnen
aufgetreten ist, sollten Sie niemals (wieder)
Abacavir, Trizivir oder Kivexa einnehmen.
Wichtige Wechselwirkungen: Vorsicht ist
angezeigt, wenn Abacavir zusammen mit
dem zur Hepatitis-C-Therapie eingesetzten
Medikament Ribavirin genommen werden soll.
Auch Phenytoin, ein Mittel zur Behandlung
der Epilepsie, kann zu Wechselwirkungen mit
Abacavir führen.
Kinder: Für die Behandlung von Kindern
zugelassen. Flüssige Formulierung erhältlich.
Namen: AZT, Zidovudin
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. Einnahme
zusammen mit Nahrung kann Übelkeit
reduzieren.
Zugelassene Dosierung: AZT ist als Generikum
erhältlich, das Aussehen kann sich von Klinik zu
Klinik unterscheiden.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, Erschöpfung, Kopfschmerzen,
Schwindelgefühl/Benommenheit,
AZT
32
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Schwächegefühl, Muskelschmerzen,
Appetitlosigkeit, Fieber.
Ärztin oder Ihren Arzt darüber informieren,
welche Medikamente und Substanzen Sie
sonst noch nehmen. Dazu gehören auch
(aber nicht nur) Methadon sowie Medikamente
zur Behandlung von Infektionen, Krebs
und Malaria.
Seltene Nebenwirkungen:
Blutbildungsstörungen, Lipoatrophie,
Laktatazidose.
FTC
Wichtige Wechselwirkungen: Nicht
zusammen mit dem HIV-Medikament
Tipranavir nehmen. Wird AZT zusammen
mit dem Antibiotikum Clarithromycin oder
dem Epilepsiemedikament Phenytoin
genommen, muss der Medikamentenspiegel
eng überwacht und gegebenenfalls die Dosis
angepasst werden. Bei zahlreichen anderen
Medikamenten können sich bei gleichzeitiger
Anwendung von AZT die Nebenwirkungen
verstärken. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre
Namen: FTC, Emtricitabin, Emtriva Zugelassene Dosierung: Einmal täglich eine
blau-weiße 200-mg-Kapsel. FTC ist auch in
einer festen Kombination mit Tenofovir unter
dem Namen Truvada, in fester Kombination
mit Tenofovir und Efavirenz unter dem Namen
Atripla sowie in Kombination mit Rilpivirin und
Tenofovir unter dem Namen Eviplera erhältlich.
33
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Hinweis: Patient(inn)en mit
Nierenfunktionsstörungen kann der Arzt/die
Ärztin eine niedrigere Dosierung empfehlen.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall,
Kopfschmerzen, erhöhte Kreatinkinase-Werte,
Hautverfärbungen.
Kinder: Für die Behandlung von Kindern ab
vier Monaten zugelassen.
Seltene Nebenwirkungen: Laktatazidose,
Leberschädigung.
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. In Europa
wird empfohlen, Atripla auf nüchternen Magen
einzunehmen. Einige Patient(inn)en haben
weniger Nebenwirkungen, wenn sie die Tablette
zusammen mit einer Mahlzeit einnehmen.
Nehmen Sie Atripla aber nicht zusammen mit
fettreichem Essen ein, weil das die Aufnahme des
Medikaments verbessern und Nebenwirkungen
verstärken könnte. Eviplera sollte immer zu einer
Mahlzeit eingenommen werden.
Wichtige Wechselwirkungen: FTC sollte nicht
zusammen mit dem HIV-Medikament 3TC
(Lamivudin) eingesetzt werden.
Tenofovir
Namen: Tenofovir, Viread Zugelassene Dosierung: Einmal täglich eine
blaue 245-mg-Tablette. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion kann die Dosierung
angepasst werden. Zusammen mit FTC
34
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
verstärken. Eviplera sollte grundsätzlich zu
einer Mahlzeit eingenommen werden.
auch als Kombinationspräparat unter dem
Namen Truvada erhältlich, in Kombination
mit FTC und Efavirenz unter dem Namen
Atripla und zusammen mit Rilpivirin als
Kombinationspräparat Eviplera.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Blähungen,
Schwindelgefühl/Benommenheit, niedrige
Phosphatspiegel im Blut, Schwächegefühl,
Hautausschlag, Kopfschmerzen,
Magenschmerzen und Abgeschlagenheit.
Einnahmehinweise: Zusammen mit
Nahrung einnehmen, um die Aufnahme zu
verbessern. Kann nach den US-amerikanischen
Empfehlungen mit oder ohne Nahrung
eingenommen werden. In Europa wird
empfohlen, Atripla auf nüchternen Magen
einzunehmen. Einige Patienten berichten, die
Einnahme zusammen mit Nahrung reduziere
die Nebenwirkungen. Nehmen Sie Atripla aber
nicht zusammen mit fettreichen Speisen ein.
Das könnte die Aufnahme des Medikaments
verbessern und die Nebenwirkungen
Seltene Nebenwirkungen: Nierenprobleme,
Abnahme der Knochendichte.
Wichtige Wechselwirkungen: Werden
Tenofovir und Atazanavir zusammen
eingenommen, senkt dies den Wirkspiegel
von Atazanavir. Atazanavir sollte deshalb nur
eingesetzt werden, wenn es mit Ritonavir
35
Nukleosidale/Nukleotidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs/NtRTIs)
Fall, wenn Sie ein Kreatin-Präparat nehmen,
und nehmen Sie das Präparat an den beiden
Tagen vor Blutuntersuchungen nicht ein.
geboostert wird. Protease-Inhibitoren können
den Tenofovir-Wirkspiegel anheben – wird
diese Kombination eingesetzt, sollte Ihr
HIV-Team Sie sorgfältig auf Nebenwirkungen
überwachen.
Nehmen Sie Tenofovir nicht zur selben Zeit wie
das Hepatitis-Medikament Adefovirdipivoxil
(Hepsera) ein.
Es ist wichtig, dass Ihr Arzt über andere
Medikamente und Substanzen, die Sie
nehmen, Bescheid weiß, falls diese das Risiko
für Nierenprobleme erhöhen. Dazu gehören
auch Kreatin-Präparate zur Steigerung der
körperlichen Leistungsfähigkeit, da sie das
Ergebnis von Nierenfunktionstests verfälschen
können. Informieren Sie Ihren Arzt auf jeden
36
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Nicht-nukleosidale
Reverse-TranskriptaseInhibitoren (NNRTIs)
oder Kapseln, bitte beachten). Einnahmehinweise: Empfohlen wird die
Einnahme auf nüchternen Magen. Einige
Patienten berichten, die Einnahme
zusammen mit Nahrung reduziere die
Nebenwirkungen. Nehmen Sie Efavirenz
aber nicht zusammen mit fettreichen
Speisen ein. Das könnte die Aufnahme
des Medikaments verbessern und die
Nebenwirkungen verstärken. Wenn
Efavirenz zu Verwirrtheit oder
Schwindelgefühl/Benommenheit führt,
kann es helfen, das Medikament vor dem
Schlafengehen einzunehmen.
Efavirenz
Namen: Efavirenz, Sustiva Zugelassene Dosierung: Einmal täglich eine
dunkelgelbe 600-mg-Tablette oder einmal
täglich drei dunkelgelbe 200-mg-Kapseln.
Efavirenz ist auch in Kombination mit FTC und
Tenofovir erhältlich (Atripla).
Kinder: Für die Behandlung von Kindern ab
3 Jahren mit mehr als 13 kg Körpergewicht
zugelassen. Auch als orale Lösung erhältlich
(aber in anderer Dosierung als die Tabletten
Häufige Nebenwirkungen: Hautausschlag,
Schwindelgefühl/Benommenheit,
37
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
und Müdigkeit.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt dann über andere
Behandlungsmöglichkeiten.
Efavirenz kann Stimmungs- und
Schlafprobleme verursachen, vor allem in
den ersten vier Behandlungswochen. Dazu
gehören „Verstimmungen“, Verwirrtheit,
Konzentrationsschwierigkeiten,
Schlafstörungen, lebhafte Träume,
Angstgefühle und Depressionen. In
den meisten Fällen verschwinden diese
Nebenwirkungen von selbst wieder, sodass
Efavirenz nicht abgesetzt werden muss. Einige
Patienten empfinden die Nebenwirkungen
allerdings als unerträglich und müssen daher
die Kombination wechseln. Wenn Sie bereits
psychische Probleme hatten, ist Efavirenz
möglicherweise keine gute Wahl für Sie.
Seltene Nebenwirkungen: Schwerer
Hautausschlag, Psychose, Leberschäden.
Resistenz gegen Efavirenz: Führt
wahrscheinlich auch zu einer Resistenz gegen
Nevirapin und möglicherweise gegen Rilpivirin. Wichtige Wechselwirkungen: Einige
Medikamente können in Kombination mit
Efavirenz gefährliche Wechselwirkungen
auslösen. Efavirenz nicht zusammen
einnehmen mit dem Hepatitis-Medikament
Boceprevir, Ergotalkaloiden (zur Behandlung
von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen
sowie als Wehenmittel eingesetzt), dem
38
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Schlafmittel Midazolam, Pimozid (einem Mittel
zur Behandlung bestimmter psychischer
Störungen) oder Johanniskraut.
Efavirenz kann die Wirksamkeit einiger
hormoneller Verhütungsmittel (z. B. die „Pille“,
Hormonpflaster oder Hormonimplantate)
herabsetzen. Wenn Sie solche Mittel zur
Verhütung einer Schwangerschaft anwenden,
sollten Sie ein zusätzliches oder ein anderes
Verhütungsmittel wählen.
Einige Medikamente können mit Efavirenz so
interagieren, dass der Blutspiegel eines oder
beider Medikamente beeinflusst wird und eine
Dosisanpassung erforderlich werden kann. Das
ist der Fall bei den HIV-Medikamenten Darunavir,
Lopinavir/Ritonavir (Kaletra), Ritonavir, mit
Ritonavir geboostertem Atazanavir, Fosamprenavir
und Maraviroc. Darüber hinaus trifft dies auch
auf einige Mittel zur Behandlung bakterieller
Infektionen wie Tuberkulose (einschließlich
Clarithromycin, Rifabutin und Rifampicin), Mittel
gegen Pilzerkrankungen, Antikonvulsiva, Statine,
Methadon, Sertralin, Kalziumkanalblocker,
Immunsuppressiva und Warfarin zu.
Etravirin
Namen: Etravirin, Intelence
Zugelassene Dosierung: Zweimal täglich eine
weiße 200-mg-Tablette oder zwei weiße 100mg-Tabletten. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann
Ihnen auch empfehlen, einmal täglich 400 mg
zu nehmen. Ändern Sie die Dosierung jedoch
nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt.
39
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Einnahmehinweise: Zu einer Mahlzeit
einnehmen. Wenn Sie Schwierigkeiten haben,
die Tablette im Ganzen zu schlucken, können
Sie sie auch in einem Glas Wasser auflösen.
Dann bitte umrühren und sofort trinken.
Anschließend etwas Wasser nachfüllen,
umrühren und das Glas austrinken, um
sicherzustellen, dass die gesamte Dosis
aufgenommen wird.
Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, extreme
Müdigkeit, Muskel- oder Gelenkschmerzen,
orale Läsionen, Augenentzündungen,
Schwellungen im Gesicht und/oder Zeichen
oder Symptome von Leberproblemen
(z. B. Gelbfärbung der Haut und der
Augen, dunkler Urin, heller Stuhl, Übelkeit,
Erbrechen, Appetitlosigkeit, Schmerzen
oder Druckempfindlichkeit auf der rechten
Körperseite unter den Rippen). Wenn diese
Symptome nach der Einnahme von Etravirin
bei Ihnen auftreten, sollten Sie unverzüglich
Ihre HIV-Ärztin/Ihren HIV-Arzt oder eine
Notaufnahme aufsuchen.
Häufige Nebenwirkungen: Hautausschlag,
periphere Neuropathie.
Seltene Nebenwirkungen: Schwerer
Hautausschlag einschließlich StevensJohnson-Syndrom. Achten Sie auf folgende
Symptome zusätzlich zu einem Hautausschlag
nach Beginn der Einnahme von Etravirin:
Resistenz: Etravirin kann bei Patient(inn)en
wirksam sein, bei denen bereits Resistenzen
gegen andere NNRTIs vorliegen.
40
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Wichtige Wechselwirkungen: Nicht
zusammen mit den HIV-Medikamenten
Fosamprenavir/Ritonavir und Atazanavir/
Ritonavir, nicht mit Protease-Inhibitoren
ohne Ritonavir und nicht mit anderen
NNRTIs nehmen. Etravirin sollte auch nicht
zusammen mit bestimmten Medikamenten
zur Behandlung von Epilepsie, mit Rifampicin
(einem Antibiotikum, das auch zur Behandlung
von Tuberkulose eingesetzt wird) oder mit
Johanniskraut eingenommen werden.
Einige Medikamente können mit Etravirin so
interagieren, dass der Blutspiegel eines oder
beider Medikamente beeinflusst wird und eine
Dosisanpassung erforderlich werden kann.
Wichtig ist, dass Ihr Arzt oder Ihre Ärztin über
alle Medikamente, die Sie sonst noch nehmen,
Bescheid weiß, zum Beispiel über Mittel zur
Behandlung bakterieller Infektionen wie
Tuberkulose (einschließlich Clarithromycin
und Rifabutin), Statine, Herzmedikamente,
Mittel gegen Pilzerkrankungen,
Immunsuppressiva, Mittel zur Behandlung
von Erektionsstörungen, Clopidogrel,
Dexamethason, Diazepam und Warfarin.
Wird Etravirin zusammen mit dem HIVMedikament Maraviroc und einem
Protease-Inhibitor eingenommen, kann
eine Dosisanpassung für Maraviroc
erforderlich sein.
Etravirin kann die Wirksamkeit einiger
hormoneller Verhütungsmittel (z. B. die „Pille“,
Hormonpflaster oder Hormonimplantate)
41
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
täglich eine 200-mg-Tablette.
herabsetzen. Wenn Sie solche Mittel zur
Verhütung einer Schwangerschaft anwenden,
sollten Sie ein zusätzliches oder ein anderes
Verhütungsmittel wählen.
Alternative: einmal täglich eine gelbe 400-mgTablette (Viramune Retard) mit verlängerter
Wirkstofffreisetzung. In den ersten beiden
Wochen einer HIV-Behandlung nimmt man
dann einmal täglich 200 mg „normales“
Nevirapin mit sofortiger Wirkstofffreisetzung,
um das Risiko eines Hautausschlags zu
senken – eine besonders in den ersten
Behandlungswochen häufig auftretende
Nebenwirkung von Nevirapin. Die Behandlung
mit Viramune Retard sollte ggf. erst nach dem
Abklingen des Ausschlags begonnen werden.
Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt
grundsätzlich sofort, wenn bei Ihnen unter
einer Behandlung mit Nevirapin Hautausschlag
auftritt. Hält ein solcher Ausschlag länger als
Nevirapin
Namen: Nevirapin, Viramune, Viramune Retard
Zugelassene Dosierung: Männer sollten nicht
mit Nevirapin behandelt werden, solange ihre
CD4-Zellzahl über 400 liegt, Frauen sollten
keine Behandlung mit Nevirapin beginnen,
solange ihre CD4-Zellzahl über 250 liegt, da
ansonsten das Risiko potenziell gefährlicher
Nebenwirkungen steigt.
In den ersten beiden Wochen einmal täglich
eine weiße 200-mg-Tablette, danach zweimal
42
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
sechs Behandlungswochen). In den ersten
18 Wochen einer Behandlung mit Nevirapin
sollte der Zustand Ihrer Leber engmaschig
kontrolliert werden; man wird Ihnen
empfehlen, in den ersten sechs Wochen
einmal wöchentlich oder alle 14 Tage einen
Leberfunktionstest zu machen.
einen Monat an oder verschlimmert er sich,
sollte ein anderes Medikament eingesetzt
werden.
Kinder: auch als Sirup erhältlich
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. Viramune
Retard muss im Ganzen geschluckt werden
und darf nicht zerstoßen, zerkaut oder zerteilt
werden.
Seltene Nebenwirkungen: Schwerer
Hautausschlag (Stevens-JohnsonSyndrom). Zu den Symptomen gehören
Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl,
extreme Müdigkeit, Muskel- oder
Gelenkschmerzen, Bläschen, orale Läsionen,
Augenentzündungen, Schwellungen im
Gesicht, Zeichen oder Symptome von
Leberproblemen (z. B. Gelbfärbung der
Haut und der Augen, dunkler Urin, heller
Häufige Nebenwirkungen: Allergische
Reaktion, Kopfschmerzen, Hautausschlag
(üblicherweise in den ersten sechs
Behandlungswochen), Abgeschlagenheit,
Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit und
Leberprobleme (üblicherweise in den ersten
43
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
sie unter Umständen nicht mehr richtig wirken
oder Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu
gehören die HIV-Medikamente Atazanavir,
Lopinavir/Ritonavir (Kaletra), Fosamprenavir
und Efavirenz.
Stuhl, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit,
Schmerzen oder Druckempfindlichkeit auf der
rechten Seite unter den Rippen). Wenn diese
Symptome bei Ihnen auftreten, sollten Sie
unverzüglich Ihre HIV-Ärztin/Ihren HIV-Arzt
oder eine Notaufnahme aufsuchen.
Es ist sehr wichtig ist, dass Ihr Arzt oder Ihre Ärztin
informiert ist, wenn Sie eines der folgenden
Medikamente zusammen mit Nevirapin nehmen,
damit er oder sie mögliche Wechselwirkungen
überwachen kann: Antibiotika zur Behandlung
bakterieller Infektionen wie Tuberkulose
(einschließlich Rifampicin, Rifabutin und
Clarithromycin), Mittel gegen Pilzerkrankungen,
Methadon und Warfarin.
Resistenz gegen Nevirapin: Eine solche
Resistenz führt wahrscheinlich auch zu einer
Resistenz gegen Efavirenz und möglicherweise
gegen Rilpivirin.
Wichtige Wechselwirkungen: Nevirapin nicht
zusammen mit Johanniskraut einnehmen.
Einige Medikamente können so mit Nevirapin
interagieren, dass der Blutspiegel eines oder
beider Medikamente beeinflusst wird, sodass
Nevirapin kann die Wirksamkeit einiger
hormoneller Verhütungsmittel (z. B. die „Pille“,
44
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautausschlag,
erhöhte Leberwerte, Depression,
Schwindelgefühl/Benommenheit,
Magenschmerzen, Erbrechen.
Hormonpflaster oder Hormonimplantate)
herabsetzen. Wenn Sie solche Mittel zur
Verhütung einer Schwangerschaft anwenden,
sollten Sie ein zusätzliches oder ein anderes
Verhütungsmittel wählen.
Seltene Nebenwirkungen: Bei Dosierungen
über 25 mg sind Herzrhythmusstörungen (QTVerlängerung) möglich.
Rilpivirin
Namen: Rilpivirin, Edurant
Wichtige Wechselwirkungen: Rilpivirin
sollte nicht zusammen mit anderen NNRTIs
genommen werden.
Zugelassene Dosierung: Einmal täglich eine
weiße 25-mg-Tablette. Zusammen mit FTC
und Tenofovir auch als Kombinationspräparat
erhältlich (Eviplera).
Nicht zusammen mit den Antikonvulsiva
Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital
oder Phenytoin und nicht zusammen mit
Johanniskraut einnehmen. Rilpivirin sollte
außerdem nicht zur gleichen Zeit wie
Einnahmehinweise: Immer zu einer Mahlzeit
einnehmen.
Häufige Nebenwirkungen: Schlafstörungen,
45
Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs)
Stunden vor oder frühestens vier Stunden
nach der Einnahme von Rilpivirin einnehmen,
weil sonst die Rilpivirin-Aufnahme behindert
werden kann.
die (häufig zur Tuberkulosebehandlung
eingesetzten) Antibiotika Rifampicin und
Rifabutin genommen werden. Einige
Antibiotika können die Rilpivirin-Blutspiegel
erhöhen.
Wird Methadon zur gleichen Zeit wie Rilpivirin
genommen, muss möglicherweise die
Methadon-Dosis erhöht werden.
Medikamente zur Regulierung der
Magensäureproduktion können die Aufnahme
von Rilpivirin behindern, deshalb keine
Protonenpumpen-Inhibitoren wie Omeprazol
zusammen mit Rilpivirin einnehmen.
Sogenannte H2-Blocker wie Ranitidin (Zantac)
sollten spätestens 12 Stunden vor oder
frühestens vier Stunden nach der Einnahme
von Rilpivirin eingenommen werden.
Wenn Sie andere Mittel gegen Magen- und
Verdauungsstörungen oder Kalziumpräparate
nehmen, sollten Sie diese spätestens zwei
46
Protease-Inhibitoren
Protease-Inhibitoren
Nehmen Sie Protease-Inhibitoren nicht
zusammen ein mit:
Die meisten Protease-Inhibitoren werden
zusammen mit dem Medikament Ritonavir
eingesetzt, das ebenfalls ein Protease-Inhibitor ist
und die Wirkung des anderen Protease-Inhibitors
verstärkt („boostert“). Ohne Ritonavir würde
Ihr Körper diesen Protease-Inhibitor zu schnell
verstoffwechseln (abbauen), und er könnte dann
nicht wirksam die Virusvermehrung bekämpfen.
zzMedikamenten gegen Herzprobleme, zum
Beispiel Amiodaron, Astemizol, Flecainid,
Lercanidipin, Quinidin und Dabigatran
zzAlfuzosin (zur Behandlung von
Harnabflussstörungen)
zzdem Tuberkulose-Medikament Rifampicin
Wechselwirkungen: Protease-Inhibitoren
einschließlich Ritonavir lösen verschiedene
Wechselwirkungen aus. Die meisten gehen
auf den verstärkenden Effekt von Ritonavir
zurück, wodurch die Wirkspiegel vieler
anderer Medikamente (einschließlich anderer
Protease-Inhibitoren) ansteigen.
zzdem Lipidsenker Simvastatin (andere Statine
wie Rosuvastatin und Atorvastatin können
eingesetzt werden, aber in niedrigerer
Dosierung)
zzdem Blutgerinnungshemmer Rivaroxaban
47
Protease-Inhibitoren
zzdem pflanzlichen Antidepressivum
Johanniskraut.
zzMidazolam, einem Benzodiazepin, das
bei oraler Einnahme schlaffördernd
wirkt und vor bestimmten Eingriffen als
Narkoseeinleitung gespritzt wird
Manche Medikamente können so mit
Protease-Inhibitoren wechselwirken, dass sich
die Blutspiegel eines oder beider Medikamente
ändern und eine Dosisanpassung erforderlich
werden kann. Dies ist der Fall bei:
zzMitteln zur Behandlung von
Erektionsstörungen wie Sildenafil (Viagra),
Tadalafil (Cialis) oder Vardenafil (Levitra) in
voller Dosierung. Lassen Sie sich von Ihrem
HIV-Arzt oder Ihrem HIV-Pharmazeuten
beraten, bevor Sie Mittel zur Behandlung
von Potenzstörungen einnehmen
zzKalziumkanalblockern (z. B. Diltiazem und
Verapamil)
zzdem Herzmittel Digoxin
zzErgotalkaloiden (zur Behandlung von
Clusterkopfschmerzen und Migräne sowie
als Wehenmittel eingesetzt)
zzdem Blutgerinnungshemmer Warfarin
(Ausnahme: Atazanavir)
zzdem Malariamittel Halofantrin
zzden Asthma- und Allergiemedikamenten
48
Protease-Inhibitoren
oder Carbamazepin). Einige Antikonvulsiva
sollten grundsätzlich nicht mit bestimmten
Protease-Inhibitoren eingesetzt werden
(siehe dazu die einzelnen Einträge)
Fluticason, Salmeterol und Budesonid
(einschließlich Inhalatoren oder
Nasensprays)
zzMedikamenten zur Behandlung
von chronischem Sodbrennen und
Magengeschwüren (ProtonenpumpenInhibitoren und H2-Rezeptor-Antagonisten)
zzden Tuberkulose-Medikamenten Rifabutin
und Rifapentin
zzImmunsuppressiva
zzMedikamenten zur Behandlung
von Magenverstimmungen/
Verdauungsstörungen
zzinjizierbaren Steroiden wie Triamcinolon
(Kenalog)
zzeinigen Anti-Pilz-Mitteln (mit Ausnahme von
Shampoos)
zzeinigen Substanzen, die bei einer
Chemotherapie eingesetzt werden.
zzAntikonvulsiva (Medikamente zur
Behandlung von Epilepsie, z. B. Phenytoin
Der Methadonspiegel kann durch ProteaseInhibitoren gesenkt werden, sodass die
49
Protease-Inhibitoren
liegt die Dosis bei einmal täglich 400 mg (zwei
türkisfarbene 200-mg-Kapseln) plus eine 100mg-Tablette Ritonavir.
Dosis erhöht werden muss, um denselben
gewünschten Effekt zu erzielen.
Protease-Inhibitoren können die Wirksamkeit
einiger hormoneller Verhütungsmittel (z. B. die
„Pille“, Hormonpflaster oder Hormonimplantate)
herabsetzen. Wenn Sie solche Mittel zur
Verhütung einer Schwangerschaft anwenden,
sollten Sie ein zusätzliches oder ein anderes
Verhütungsmittel wählen.
Einnahmehinweise: Zusammen mit Nahrung
aufnehmen, um die Aufnahme zu verbessern.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit,
Durchfall, Hautausschlag, Magenschmerzen,
Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Erbrechen,
Sodbrennen, Hyperbilirubinämie (erhöhter
Bilirubinspiegel, manchmal mit Gelbfärbung
der Haut), Lipodystrophie, Leberprobleme,
Diabetes.
Atazanavir
Namen: Atazanavir, Reyataz Zugelassene Dosierung: einmal täglich eine
rote und blaue 300-mg-Kapsel plus eine
weiße 100-mg-Tablette Ritonavir. Enthält Ihre
Medikamentenkombination auch Efavirenz,
Seltene Nebenwirkungen: Nierensteine,
Störungen der Leberfunktion, Veränderungen
des Herzrhythmus
50
Protease-Inhibitoren
zzH2-Rezeptor-Antagonisten (Medikamente
zur Behandlung von Magengeschwüren wie
Ranitidin [Zantac]) sollten nur einmal täglich
eingenommen werden, und zwar 4 bis 12
Stunden nach Atazanavir. Wird Atazanavir
zusammen mit Tenofovir eingesetzt,
sollten Sie grundsätzlich keine H2-RezeptorAntagonisten einnehmen.
Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Medikamente, die sich auf die
Magensäureproduktion und den
Verdauungstrakt auswirken, können die
Aufnahme von Atazanavir blockieren, sodass
das Medikament nicht richtig wirkt:
zzMittel zur Behandlung von
Verdauungsstörungen oder
Kalziumpräparate sollten spätestens
zwei Stunden vor oder eine Stunde nach
der Einnahme von Atazanavir genommen
werden.
zzProtonenpumpen-Inhibitoren (Medikamente
zur Senkung der Magensäureproduktion wie
Lansoprazol oder Omeprazol) sollten nicht
zusammen mit Atazanavir eingenommen
werden, es sei denn, Sie wurden Ihnen
von Ihrem HIV-Arzt verschrieben und die
Atazanavir-Dosis wurde angepasst.
zz„Gepufferte“ Medikamente, die langsam
vom Körper aufgenommen werden, sollten
51
Protease-Inhibitoren
Darunavir
spätestens zwei Stunden vor oder eine
Stunde nach Atazanavir eingenommen
werden.
Namen: Darunavir, Prezista Zugelassene Dosierung: Einmal täglich 800
mg (zwei orangefarbene 400-mg-Tabletten)
plus eine weiße 100-mg-Tablette Ritonavir.
Bei bestimmten HIV-Stämmen kann Ihr Arzt
Ihnen auch die Dosierung zweimal täglich eine
600-mg-Tablette Darunavir plus eine 100-mgTablette Ritonavir verschreiben.
Sprechen Sie mit Ihrem HIV-Arzt oder Ihrem
Pharmazeuten, wenn Sie ein Medikament aus
diesen Gruppen zusammen mit Atazanavir
einsetzen wollen.
Atazanavir sollte nicht zusammen mit dem
HIV-Medikament Nevirapin oder dem
Chemotherapeutikum Irinotecan eingesetzt
werden.
Einnahmehinweise: Muss zusammen mit
Nahrung eingenommen werden, um die
Aufnahme zu verbessern.
Die HIV-Medikamente Efavirenz und Nevirapin
senken den Wirkspiegel von Atazanavir im
Körper; eine Anpassung der Atazanavir-Dosis
wird empfohlen.
Häufige Nebenwirkungen: Durchfall, Übelkeit,
Hautausschlag, Magenschmerzen, Erbrechen,
Kopfschmerzen, Fieber, Lipodystrophie,
52
Protease-Inhibitoren
Leberschäden, Diabetes.
bei Einsatz von Darunavir nur mit Vorsicht
angewendet werden.
Seltene Nebenwirkungen:
Leberfunktionsstörungen,
Herzrhythmusstörungen.
Namen: Fosamprenavir, Telzir Resistenz gegen Darunavir: Gute Wirkung bei
vielen Patient(inn)en mit Resistenzen gegen
andere Protease-Inhibitoren.
Zugelassene Dosierung: Zweimal täglich
eine pinkfarbene 700-mg-Tablette mit einer
cremefarbenen 100-mg-Kapsel Ritonavir. Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden.
Fosamprenavir
Häufige Nebenwirkungen: Erhöhte
Blutfettwerte, Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall, Hautausschlag, Bauchschmerzen,
Kopfschmerzen, Schwindelgefühl/
Benommenheit, Müdigkeit, Kribbeln um
Nehmen Sie Darunavir nicht zusammen mit
dem HIV-Medikament Lopinavir/Ritonavir
(Kaletra) ein. Der Lipidsenker Pravastatin sollte
53
Protease-Inhibitoren
den Mund, Veränderungen der Leber- und
Bauchspeicheldrüsenfunktion, Lipodystrophie,
Leberschäden, Diabetes.
mit den HIV-Medikamenten Etravirin und
Tipranavir ein. Fosamprenavir nicht zusammen
mit dem Hepatitis-Medikament Telaprevir oder
dem Malariamittel Halofantrin einsetzen.
Seltene Nebenwirkungen: Schwerer
Hautausschlag, Veränderungen des
Herzrhythmus.
Lopinavir/Ritonavir (Kaletra)
Namen: Lopinavir/Ritonavir, Kaletra Resistenz gegen Fosamprenavir: führt
wahrscheinlich auch zu einer Resistenz gegen
Ritonavir. Hinweis: Lopinavir ist nur in Kombination mit
Ritonavir erhältlich.
Zugelassene Dosierung: Zweimal täglich
400 mg Lopinavir plus 100 mg Ritonavir
(zweimal täglich zwei gelbe Tabletten mit
200 mg Lopinavir und 50 mg Ritonavir). Für
Therapieeinsteiger steht auch die Dosierung
einmal täglich vier gelbe Tabletten mit 200 mg
Lopinavir und 50 mg Ritonavir zur Verfügung.
Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Nehmen Sie Fosamprenavir nicht zusammen
54
Protease-Inhibitoren
Kinder: Für Kinder, die bereits Tabletten
schlucken können, gibt es Kaletra-Tabletten
mit 100 mg Lopinavir und 25 mg Ritonavir,
außerdem ist eine flüssige Formulierung
erhältlich. Seltene Nebenwirkungen: Veränderungen des
Herzrhythmus.
Resistenz gegen Lopinavir/Ritonavir: führt
wahrscheinlich zu einer Kreuzresistenz mit
Ritonavir und in gewissem Ausmaß mit
Fosamprenavir. Eine hochgradige Resistenz
gegen andere Protease-Inhibitoren kann
die Wirksamkeit von Lopinavir/Ritonavir
einschränken.
Einnahmehinweise: Die Tabletten können mit
oder Nahrung eingenommen werden, dürfen
aber nicht zerbrochen, zerkaut oder zerstoßen
werden. Die Einnahme zusammen mit
Nahrung kann das Risiko von Magenproblemen
senken.
Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Häufige Nebenwirkungen: Lipodystrophie,
erhöhte Leberwerte, Übelkeit, Erbrechen,
Durchfall, Bauchschmerzen, Schwächegefühl,
Kopfschmerzen, Sodbrennen, erhöhte
Blutfettwerte, Leberschäden, Diabetes.
Efavirenz und Nevirapin senken den
Wirkspiegel von Kaletra, sodass bei zweimal
55
Protease-Inhibitoren
Ritonavir
täglicher Einnahme von Kaletra manchmal
eine Dosisanpassung empfohlen wird. Einmal
täglich eingenommenes Kaletra sollte weder
mit Efavirenz noch mit Nevirapin kombiniert
werden. Kaletra sollte nicht mit Tipranavir/
Ritonavir oder mit Darunavir zusammen
eingesetzt werden.
Namen: Ritonavir, Norvir Zugelassene Dosierung: Ritonavir war einer
der ersten Protease-Inhibitoren, wird heute
aber aufgrund seiner Nebenwirkungen so
gut wie nicht mehr als HIV-Medikament
einsetzt, sondern in sehr geringer Dosierung
(zu gering für eine Wirkung gegen HIV) als
Verstärker („Booster“), der den Wirkspiegel
anderer PIs anhebt. Zum Boostern wird
Ritonavir normalerweise in der Dosierung
ein- oder zweimal täglich 100 oder 200 mg
verwendet (je nach Einnahmehäufigkeit des zu
verstärkenden Protease-Inhibitors).
Einmal täglich eingenommenes Kaletra
sollte nicht zusammen mit Carbamazepin,
Phenobarbital oder Phenytoin (Mittel zur
Behandlung von Epilepsie) eingesetzt werden.
Kaletra nicht zusammen mit dem HepatitisMedikament Telaprevir, dem Schmerzmittel
Fentanyl, mit Trazodon, Zyban oder
Krebsmedikamenten aus der Reihe der
Tyrosinkinase-Inhibitoren einsetzen.
Ritonavir ist für den Einsatz als HIV-Medikament
in einer Dosierung von 600 mg zugelassen.
56
Protease-Inhibitoren
Seltene Nebenwirkungen: Veränderungen des
Herzrhythmus.
Einnahmehinweise: Zusammen mit Nahrung
einnehmen, um Übelkeit zu vermeiden.
Nicht kauen, zerteilen oder zerstoßen.
Ritonavir-Saft und -Tabletten sollten immer bei
Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Resistenz gegen Ritonavir: führt
wahrscheinlich zu einer gewissen Resistenz
gegen Fosamprenavir. Häufige Nebenwirkungen (bei voller
Dosierung): Erhöhte Lipid- und
Leberwerte, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Bauchschmerzen, Kopfschmerzen,
Schwächegefühl, Taubheitsgefühl um den
Mund, unangenehmer Geschmack im Mund,
Lipodystrophie, Leberschäden, Diabetes.
Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Ritonavir führt zu Wechselwirkungen
mit zahlreichen Medikamenten. Fragen
Sie grundsätzlich Ihren HIV-Arzt oder
-Pharmazeuten, bevor Sie irgendein
Medikament zusammen mit Ritonavir
anwenden (auch wenn Ritonavir als Booster
Häufige Nebenwirkungen (bei niedriger
Dosierung): erhöhte Lipidwerte.
57
Protease-Inhibitoren
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall,
Erbrechen, Bauchschmerzen, Müdigkeit,
Kopfschmerzen, Fieber, erhöhte Blutfettwerte,
Blähungen, Leberfunktionsstörungen,
Hautausschlag, Lipodystropie, Diabetes,
Leberschäden.
eingesetzt wird). Dazu gehören auch Mittel
zum Inhalieren, Nasensprays, frei verkäufliche
Mittel, pflanzliche Mittel und „Freizeitdrogen“.
Tipranavir
Namen: Tipranavir, Aptivus Seltene Nebenwirkungen: Gehirnblutungen,
Veränderungen des Herzrhythmus.
Zugelassene Dosierung: Zweimal täglich zwei
rosafarbene 250-mg-Kapseln plus 200 mg
(zwei cremefarbene 100-mg-Kapseln)
Ritonavir. Resistenz gegen Tipranavir: Laborversuche
zeigen, dass sich Resistenzen gegen Tipranavir
nur langsam entwickeln und dass es kein klar
erkennbares Muster von Kreuzresistenzen
mit anderen derzeit verfügbaren ProteaseInhibitoren gibt.
Einnahmehinweise: Zusammen mit
Nahrung einnehmen. Tipranavir-Kapseln
sollten möglichst im Kühlschrank gelagert
werden, können aber bis zu 60 Tage auch
bei Zimmertemperatur (unter 25 °C)
aufbewahrt werden.
58
Protease-Inhibitoren
Wichtige Wechselwirkungen:
Ausführliche Informationen zu möglichen
Wechselwirkungen finden Sie am Anfang des
Abschnitts zu Protease-Inhibitoren.
Epilepsie). Vorsicht ist angezeigt bei Einsatz
der Pilzmittel Itraconazol und Ketoconazol –
hohe Dosen (mehr als 200 mg pro Tag) dieser
Mittel und von Fluconazol sollten vermieden
werden.
Tipranavir kann die Wirksamkeit von Abacavir
und AZT herabsetzen. Es wird empfohlen,
Tipranavir mit keinem dieser Mittel zu
kombinieren, es sei denn, es steht kein anderer
NRTI zur Verfügung.
Einige Medikamente können so mit Tipranavir
interagieren, dass der Blutspiegel eines oder
beider Medikamente beeinflusst wird und eine
Dosisanpassung erforderlich werden kann.
Dies ist der Fall bei Antidepressiva, Disulfiram
(Antabus), dem Antibiotikum Metronidazol
sowie bei Antikonvulsiva (zur Behandlung von
59
Fusions-Inhibitoren / CCR5-Blocker
Fusions-Inhibitoren
CCR5-Blocker
Maraviroc
Derzeit gibt es nur ein Medikament in der
Klasse der Fusions-Inhibitoren, nämlich
T-20 (Enfuvirtide/Fuzeon). Dieses Mittel
wird nur selten und unter ganz bestimmten
Bedingungen eingesetzt. Patientinnen und
Patienten, die T-20 verschrieben bekommen,
werden von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin
ausführlich über das Medikament und seine
Anwendung informiert.
Namen: Maraviroc, Celsentri Zugelassene Dosierung: Die MaravirocDosis hängt davon ab, welche anderen
HIV-Medikamente Sie nehmen. Ihr HIV-Arzt
oder -Pharmazeut wird mit Ihnen über die
für Sie richtige Dosis sprechen. Die meisten
Patient(inn)en nehmen zweimal täglich eine
blaue Tablette (300 mg oder 150 mg).
Hinweis: Maraviroc sollte nur bei solchen
HIV-Patient(inn)en eingesetzt werden, die
sogenannte CCR5-trope Viren haben. Wenn
das bei Ihnen nicht der Fall ist, sollten Sie
Maraviroc nicht nehmen. Ihr behandelnder
60
CCR5-Blocker
scheinen sich auf andere Weise zu entwickeln
als bei anderen HIV-Medikamenten.
Arzt sollte mit einem Tropismus-Test feststellen,
ob bei Ihnen CCR5-trope Viren vorliegen, bevor
er das Medikament verschreibt.
Wichtige Wechselwirkungen: Bei
gleichzeitiger Einnahme bestimmter
anderer Anti-HIV-Medikamente ist eine
Dosisanpassung erforderlich.
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden.
Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall,
Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen. Wenn Sie bestimmte verschreibungspflichtige
Medikamente wie Ketoconazol-Tabletten
(nicht das Shampoo), Itraconazol und
Clarithromycin nehmen, muss Ihre MaravirocDosis angepasst werden. Ihr HIV-Arzt oder
-Pharmazeut wird das mit Ihnen besprechen.
Seltene Nebenwirkungen: Leberprobleme,
allergische Reaktion mit juckendem
Hautausschlag, Gelbfärbung der Augen,
dunkler Urin und Bauchschmerzen auf der
rechten Seite.
Auch bei Patient(inn)en, die mit dem
Tuberkulosemittel Rifampicin oder mit
Carbamazepin, Phenobarbital oder Phenytoin
Resistenz gegen Maraviroc: Resistenzen
gegen Maraviroc werden noch untersucht; sie
61
Integrase-Inhibitoren
Integrase-Inhibitoren
(gegen Epilepsie) behandelt werden, muss
die Maraviroc-Dosis angepasst werden. Ihr
HIV-Arzt oder -Pharmazeut wird das mit Ihnen
besprechen.
Namen: Raltegravir, Isentress Johanniskraut sollte nicht zusammen mit
Maraviroc eingesetzt werden.
Dosierung: Zweimal täglich eine rosafarbene
400-mg-Tablette. Raltegravir
Einnahmehinweise: Kann mit oder ohne
Nahrung eingenommen werden. Wichtige Warnung: Bei einigen
Patient(inn)en ist es unter der Behandlung
mit Raltegravir zu einer allergischen
Reaktion (Hypersensitivitätsreaktion)
gekommen. Suchen Sie sofort Ihren HIVArzt oder die Notaufnahme auf, wenn
Sie Hautausschlag zusammen mit einem
62
Integrase-Inhibitoren
Wichtige Wechselwirkungen: Wenn Sie mit
dem Tuberkulosemittel Rifampicin behandelt
werden, kann Ihre Raltegravir-Dosis auf
zweimal täglich 800 mg (zwei Tabletten)
erhöht werden, da Rifampicin den Wirkspiegel
von Raltegravir senken kann.
der folgenden Symptome bekommen:
Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl
oder extreme Müdigkeit, Muskel- oder
Gelenkschmerzen, Bläschenbildung auf
der Haut, Mundgeschwüre, Schwellungen
an Augen, Lippen, Mund oder Gesicht,
Atemschwierigkeiten, Gelbfärbung von
Haut oder Augen, dunkler Urin, heller Stuhl,
Schmerzen oder Druckempfindlichkeit auf der
rechten Körperseite unterhalb der Rippen.
Häufige Nebenwirkungen: Kopfschmerzen,
Schlafstörungen. Seltene Nebenwirkungen: Schwerer
Hautausschlag, Hypersensitivitätsreaktion,
extremer Durst (Polydipsie).
63
Zusammenfassung
Zusammenfassung
zzUnter bestimmten Umständen kann Ihre
Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen auch bei CD4Zellzahlen über 350 den Beginn einer HIVTherapie empfehlen.
zzDie HIV-Kombinationstherapie verhindert,
dass HIV Ihr Immunsystem weiter
schädigt und Sie sehr krank werden
– HIV-Medikamente verlängern Ihre
Lebenserwartung.
zzKombinationen aus mindestens drei AntiHIV-Medikamenten bieten die besten
Chancen, die HIV-Menge im Blut auf
sehr niedrige Werte („Viruslast unter der
Nachweisgrenze“) zu senken. zzWann der beste Zeitpunkt ist, um mit einer
Therapie zu beginnen, ist nicht bekannt.
Die Entscheidung orientiert sich in erster
Linie an der CD4-Zellzahl und möglichen
Symptomen. Derzeit wird empfohlen,
mit einer Therapie zu beginnen, bevor
die CD4-Zellzahl unter 350 sinkt. Zum
bestmöglichen Zeitpunkt für den Start
einer Kombinationstherapie wird weiter
geforscht.
zzEs ist extrem wichtig, die Anti-HIVMedikamente nach Vorschrift einzunehmen
– auf diese Weise können Sie möglichst lange
von ihrer Wirkung profitieren und das Risiko
von Resistenzen senken.
64
Zusammenfassung
zzSprechen Sie mit einem Mitglied Ihres
HIV-Behandlungsteams (Arzt/Ärztin,
Krankenschwester/-pfleger, Pharmazeut/
Pharmazeutin), wenn Sie Probleme mit Ihren
Anti-HIV-Medikamenten haben, z. B. mit
Nebenwirkungen. Wichtig ist, dass das Team
über alle anderen Mittel Bescheid weiß, die
Sie sonst noch nehmen (einschließlich frei
verkäuflicher Medikamente, pflanzlicher
Zubereitungen und Freizeitdrogen).
65
NAM ist eine britische CommunityOrganisation aus dem HIV-Bereich, die eng
mit Expertinnen und Experten aus Medizin,
Forschung und Sozialarbeit sowie mit von HIV
betroffenen Menschen zusammenarbeitet.
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