Der Asiatische Marienkäfer, ein Feind der Rindenläuse?
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Der Asiatische Marienkäfer, ein Feind der Rindenläuse?
Der Asiatische Marienkäfer, ein Feind der Rindenläuse? Von Armin Spürgin stammt das Foto, welches einen Asiatischen Marienkäfer in einer Kolonie der Schwarzen Tannenrindenlaus auf einer Nordmanns-Tanne am 11. Mai 2008 in Oberentersbach (östlich von Lahr) zeigt. Von Dr. Stephan Scheurer wollten wir wissen, wie er das „Zusammenspiel" dieses eingeschleppten Käfers mit „unseren" Rindenläusen einschätzt und was Imker tun können. Heimische Marienkäfer, Nützlinge und „Schädlinge" Beobachten und Austauschen Von den Larven unseres einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfers und anderen ist bekannt, dass sie während ihrer Entwicklung mehr als 400 Rindenläuse fressen, die erwachsenen Käfer deutlich weniger. In landwirtschaftlichen Kulturen spielen Marienkäfer daher eine große Rolle als Vertilger von Blattläusen. Sie fressen vor allem im Frühjahr und Frühsommer bei den im Aufbau befindlichen und im Spätsommer Herbst in den allmählich größer werdenden Rindenlauskolonien. Vereinzelt können sie die Lachnidenentwicklung so schädigen, dass in einer begrenzten Region die Waldtracht erlischt bzw. sehr eingeschränkt wird. Dies zeigen Beobachtungen in geographisch engen Arealen im Harz, Vogtland, Erzgebirge, Thüringer Wald, Bayern und in Polen sowie Bulgarien. Um mehr über das Vorkommen und die Bedeutung des Asiatischen Marienkäfers in den Lachnidenkolonien zu erfahren, sollten Imkerinnen und Imker die in den Kolonien auftretenden Käfer und Larven sammeln und exakt bestimmen. Dabei sind die Pflanzenschutzämter echte Partner. Von Mai bis Mitte Juli sollte man auch die an den Stämmen und Asten von Fichte, Weißtanne, Lärche und Kiefer saugenden Lachnidenkolonien beobachten. Auch die frischen Triebe von Fichten und Kiefern sollten dringend auf Käfer und Larven untersucht werden. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sind im Siedlungsbereich des Menschen (Vorgärten, Parks. Stadtrand) auftretende Schwarze Tannenrindenläuse (C. curvipes), Rotbraune Bepuderte Fichtenrindenläuse (C. pilicornis). Graugrüngescheckte Fichtenrindenläuse (C. pruinosa) u.a. vermutlich stärker durch den Asiatischen Marienkäfer gefährdet als in Hochlagen oder geschlossenen Waldgebieten. Die Käfer überwintern im städtischen Bereich besser und finden dort im Frühjahr sehr bald überwinterte Lachnidenkolonien. Zwischen Ende Mai und Mitte Juli sollten auch die Blattunterseiten von Linde. Ahorn und Eiche untersucht werden, ebenso wie die an den äußeren Dritteln der Astunterseiten der Eiche saugenden Rindenläuse. Ungeklärt ist, ob Harmonia axyridis vor der Überwinterung an warmen Wintertagen oder nach Beendigung der Winterstarre an warmen März- oder Apriltagen die Wintereier der Rindenläuse fressen. Weiterer Klärung bedarf die Frage, ob Käfer und/oder Larven Rindenläuse fressen, wenn diese von Ameisen besucht werden. Dr. Stephan Scheurer Ruppiner Straße 4,10115 Berlin, Tel. 030-4483984 st. scheurer@ web. de Asiatischer Marienkäfer, invasiver „Schädling"? Durch das häufige Auftreten des Asiatischen Marienkäfers, Harmonia axyridis (Pallas, 1773), in vielen Regionen Deutschlands ergeben sich auch imkerliche Fragestellungen, und das Foto bestätigt, dass Harmonia axyridis ein Feind der Rindenläuse sein kann. Angaben über den Umfang der Verluste in den Kolonien der Honigtaulieferanten können bisher jedoch nicht gemacht werden. Die Käfer sind 6 bis 8 mm groß, variabel gefärbt (orange mit bis zu 21 schwarzen Flecken; orange ohne Flecken: schwarz und rot-gefleckt) und haben auf dem Halsschild meistens eine schwarze M- oder W-förmige Zeichnung auf weißem Grund. Mit großer Wahrscheinlichkeit entstehen erheblichere Verluste an Läusen durch die dunkelgefärbten Larven. Deren ältere Stadien besitzen an den beiden Seitenrändern ihres 1. bis 5. Hinterleibsegmentes je einen leuchtend orange gefärbten Streifen. Die zwei- bis dreifach gegabelten Dornfortsätze auf dem Rücken der Larven sind ein weiteres unübersehbares Merkmal, zumal die zweifach gegabelten Fortsätze auf den Hinterleibsegmenten 1 bis 5 ebenfalls orangegelb leuchten. 1982 wurde Harmonia axyridis erstmals in Südfrankreich zur biologischen Schädlingsbekämpfung angesiedelt und später in Deutschland in Gewächshäusern gegen Blattläuse eingesetzt. Durch Unachtsamkeit drangen die Tiere ins Freiland, wo sie nun auch unsere einheimischen Marienkäfer und deren Larven fressen. Ob sich durch deren Verdrängung die „Gefährlichkeit" dieses „Neulings" für den Bestand von Lachnidenkolonien erhöht, bedarf der Beobachtung und Kontrolle. Da wir gegenwärtig der Ausbreitung dieser invasiven Art ausgeliefert sind und große Wissenslücken bestehen, sind gründliche und nicht eng befristete Forschungen notwendig. ADIZ 12 / 2008