Weitere - KULTurVEREIN Bielefeld eV

Transcription

Weitere - KULTurVEREIN Bielefeld eV
Lokale Kultur
SAMSTAG/SONNTAG
17./18. OKTOBER 2015
BI9
<VZ_ 2]Rd\R=RTYd Z_ UVc F_Z>V_dR
@d =fild1 „Hertz an Hertz“-Show erreicht junges Publikum.
Drei junge Studenten klären satirisch gut auf
VON HENNING TONN
¥ Bielefeld. Die Verantwortliche vom Kulturverein Bielefeld, Hicran Conker, sprüht
vor reichlich Vorfreude, als sie
kurz vor Beginn der Satireshow über „Hertz an Hertz“
berichtet: „Die drei Jungs sind
richtig gut, die haben über den
Campussender Hertz 87.9
schon ganz viele Fans bekommen“. Und tatsächlich, schon
nach den ersten, eher schüchternen Worten der drei jungen Künstler, melden sich
Freunde und beinahe 100 Zuschauer im Forum amüsiert
und mit Applaus.
Hertz an Hertz, das sind die
drei Studenten Philip Strunk,
Conor Körber und Simon
Strehlau. Zusammen sind sie
seit rund einem Jahr fast schon
kleine Stars auf dem Bielefel-
der Campussender 87,9. Bissige Satire über aktuelle Themen wie die Flüchtlingswelle
oder das Schummelpaket des
VW-Konzerns, finden bei den
Nachwuchskabarettisten
ebenso im Programm ihren
Niederschlag wie die neuen
„Sozial- und Bioburger“ bei Mc
Donald’s. „Der Sozialburger
kostet 10 Euro und heißt so,
weil er vom einzig vernünftig
bezahlten Mitarbeiter gemacht wird“, halten sich Philip, Conor und Simon im Anprangern auch gegen die Großen und Mächtigen der Wirtschaftswelt nicht zurück.
Mit jeder Menge Moderatorenkarten ausgestattet (vor
dem Radiomikro sieht man das
natürlich nicht) spielen sich die
drei jungen Männer geschickt
und recht professionell die
Bälle zu, ernten immer wieder
5VT\V_ [VUV_ D\R_UR] RfW+ Philip Strunk, Conor Körber und Simon
Strehlau (von links) stellen die Verantwortlichen bloß.
FOTO: TONN
Zwischenlacher und -applaus
für ihre authentische Auftrittsweise – unschuldig, aber
trotzdem angriffslustig und vor
allen Dingen sehr bissig.
„Der VW-Skandal ist doch
von langer Hand von den Nazis geplant“, erzürnt sich das
Trio. Ja, Adolf hat den Grundstein für das VW-Werk gelegt
und direkt daneben gab es ein
Arbeitslager. „Auch da waren
die Abgaswerte 1943 schon
verdächtig hoch, wie heute
halt“. Da mag man gar nicht
so recht über die gut vorbereitete Pointe lachen.
Nicht nur live, auch in aufwendig gemachten Kurzfilmen zeigt das Trio seine ausgeprägte satirische Ader. Der
Film über die „Asyl-Lüge“
macht es deutlich. Gestartet
werde die ganze Sache von den
USA, um die Weltherrschaft zu
übernehmen. Kleine Versprecher machen die drei coolen
Jungs noch sympathischer.
Auffällig viele junge Frauen, die
den Weg ins Forum gefunden
haben und sich offenbar gut
unterhalten fühlten, sehen das
vermutlich genauso.
Auch wenn das HorrorSzenario klar aufgezeigt wird:
Kein Alaskalachs in der UniMensa! Gibt’s doch gar nicht!
Zum Glück gibt’s dafür die
Hertz-Mitleids-App. Da wird
gejammert, egal warum.
7VZ]V_ R^ ARd UV 5Vfi+ Tanzchef Simone Sandroni (rechts) schaut aufmerksam zu, wie Noriko Nishidate (links) und Tommaso Balbo ihr DuFOTOS: BARBARA FRANKE
ett auf der Probenbühne anlegen.
r;VUV_ ERX V_edeVYe ?VfVd}
<`e GifY\eY\jlZ_1 Bielefelds neuer Tanzchef Simone Sandroni und sein Ensemble
7`e`DTYRf Z_ UVc <`^^f_R]V_ 8R]VcZV
GVcdTY`SV_
¥ Bielefeld. Der Bielefelder „Freelens“–Fotograf Stefan Brückner trägt mit seinen Fotos zu einem bewussten Blick auf die Hochhaus-Architektur der 60er und 70er Jahre bei. Am Mittwoch,
21. Oktober, wird um 18 Uhr eine Ausstellung mit seinen Bildern in der Kommunalen Galerie (Kavalleriestraße, Raum SO2)
eröffnet. Die Fotografien sind bis zum 6. Februar zu sehen.
¥ Bielefeld. Die Lesung von
Alexander Gruber (Pendragon Verlag) am 19. Oktober
im Meierhof Olderdissen muss
verschoben werden. Ein neuer
Termin steht noch nicht fest.
Anzeige
erarbeiten zurzeit „Geschichten, die ich nie erzählte“. Premiere ist am 24. Oktober
VON HEIKE KRÜGER
¥ Bielefeld. „Heute feilen wir
an den Details des Stücks“,
kündigt Simone Sandroni (47),
neuer Leiter der Tanzsparte des
Bielefelder Theaters, gut gelaunt an. In blauer Trainingshose und gelbem T-Shirt steht
er da, inmitten seiner Tänzerinnen und Tänzer im lichtdurchfluteten Probensaal –
und wirkt wie auf dem Sprung.
Mal gibt es hier etwas zu korrigieren, mal dort mehr Ausdruck hervorzulocken. Über
den Tanzsaal ist Sandroni voll
des Lobes – der federnde Boden, das Tageslicht, die vielen
Fenster und die besondere Deckenhöhe des Raumes unter
dem Dach des Stadttheaters –
„einfach fantastisch“.
Der Tanzchef beobachtet,
gibt Anregungen, macht vor,
worauf es ihm ankommt. Geprobt wird an diesem Morgen
für die Uraufführung des ersten Tanzstücks Sandronis für
Bielefeld, „Geschichten, die ich
nie erzählte“ (Premiere am 24.
Oktober).
<j ^\_k ld [`\ ?_\e
le[ K`\]\e [\j
d\ejZ_c`Z_\e ;Xj\`ej
Es ist eine Produktion, mit
der sich die zehn Mitglieder des
neuen Tanzensembles ihrem
Bielefelder Publikum vorstellen wollen. Deshalb reichern sie
das Stück mit zahlreichen Elementen ihrer eigenen TänzerBiografien an. „Wir schaffen
jeden Tag etwas Neues, werden immer präziser“, sagt
Sandroni. Allerdings, wenn er
zwischendurch an der Bühne
unten im Haus vorbeischaue,
werde er schon nervös.
Sandroni betont, wie wichtig es ihm ist, die Bewegungen
und ihren Ausdruck mit den
Tänzern „auszuhandeln“, ihnen nichts überzustülpen. Nur
so, sagt er, sei Authentizität zu
erreichen – immerhin gehe es
hier ja auch um die Höhen und
Tiefen des menschlichen Daseins und um das große Thema Tanz an sich, mithin um
persönliche Geschichten.
Wie sein Vorgänger Gregor
Zöllig legt auch der italieni37441301_000315
KfaRT\V_U+ Chiara Montalbani (links) und Gianni Cuccaro in einer
Paar-Szene des neuen Tanzstücks.
sche Choreograf viel Wert auf
die enge Kooperation mit seinen Tänzerinnen und Tänzern – Frontalunterricht wird
es auch bei ihm nicht geben.
Trotzdem vermittelt er genaue Vorstellungen, feilt detailversessen und anschaulich
am Ausdruck der Tänzer.
Intensiv geht es im Rhythmus einer schwungvollen Milonga zur Sache, zunächst in
einer Szene mit lauter Duetten. Die fünf Paare zeigen in
ganz unterschiedlicher Weise
komplexe Beziehungskonstellationen mit ihren Bewegungen auf. Die Körper sprechen
von Nähe und Distanz, Dominanz und Leidenschaft, Anziehung und Abstoßung, auch
von Unterwerfung.
Erst vor fünf Wochen hatten die Proben begonnen, vor
fünf Wochen haben sich die
Tänzer, die nun zu einem Ensemble
zusammenwachsen
sollen, gerade erst kennenge-
lernt. Aus dem Bielefelder
Tanztheater wurde „Tanz Bielefeld“, die Mitglieder des Ensembles – so hat es den Anschein – werden mittels des
Themas ihres ersten Tanzabends gut in ihrer Kennenlernphase unterstützt.
Immer wieder lässt der
Tanzchef die Tänzer diese eine Szene proben, die in einer
Erstfassung beim Festlichen
Saisonauftakt im August schon
zu sehen war. Noch immer
werden Nuancen verändert,
führt Sandroni den Tänzern
drei Varianten des Beobachtens vor Augen: „Ihr erzählt eine Menge, ob ihr jemanden so
beobachtet . . . oder so . . . oder
so. . .“
Arbeitssprache ist Englisch,
kein Problem für die Profis des
Ensembles, die aus Japan, Italien, Holland, Schweden, Costa Rica und Deutschland
stammen. Sandroni schaut
aufmerksam zu, korrigiert, lobt
zeitnah und ausführlich. Es
wird viel gelacht auf der Probenbühne, die Stimmung ist
gelöst, die Premiere noch einige Zeit hin. Es wird diskutiert – untereinander, mit dem
Chef, auch mit Dramaturgin
Marie Henrion. Am Schluss der
Passage steht eine diagonal
ausgeführte Formation – synchron und kraftvoll.
Die zweite große Szene, die
heute auf dem Probenplan
steht, ist mit Text verbunden:
„Ich bin kein Arzt geworden“,
„Ich bin kein Fußballspieler
(wahlweise Actionheld, Journalistin,
Philosophielehrer,
Bauer, Prinzessin, Archäologe, Stewardess, Top Model
oder Krankenschwester) geworden“, formulieren die
Tänzer – wie von den Eltern
vielleicht favorisiert, könnte
man gedanklich hinzufügen.
<j nXi i`Z_k`^# j`Z_ ]•i
[`\j\e 9\il]
\ekjZ_`\[\e ql _XY\e
Dazu ertönen zarte Klavierklänge, geraten die Ballettstangen im Tanzsaal plötzlich
sehr plastisch in den Fokus. Die
Akteure beginnen zu tanzen –
unsicheren ersten Gehversuchen ähnelnd zu Beginn, dann
immer entschlossener, anmutig und berührend. Damit erbringen sie tanzend den Nachweis: Es war schon ganz richtig, sich für diesen und keinen
anderen Beruf entschieden zu
haben.
In wenigen Tagen können
sich die Bielefelder Tanzfans
davon selbst ein Bild machen.
Uraufführung im Stadttheater
´ „Geschichten, die ich
nie erzählte“ hat am
Samstag, 24. Oktober, um
19.30 Uhr Premiere im
Stadttheater.
´ Mitwirkende: Saori
Ando, Tommaso Balbo,
Joris Bergmans, Kenan
Dinkelmann, Gianni
Cuccaro, Chiara Montalbani, Noriko Nishidate,
Sho Takayama, Johanna
Wernmo, Elvira Z. Porras.
´ Bühne: Simone Sandroni/Christa Beland, Kostüme: Petra Maria Wirth,
Dramaturgie: Marie Henrion.
´ Weitere Vorstellungen:
30. Oktober, 5., 22., 24.,
26. November, 2., 9. und
26. Dezember.
´ Karten bei der NW, Telefon: (0521) 555-444.
oder an der Theaterkasse
(0521) 51-54 54.
DeRce\]Rc+ Bielefelds neuer Tanztheater-Chef Simone Sandroni
freut sich auf die Premiere.

Documents pareils