Stuhlinkontinenz - Chirurgie-Augusta

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Stuhlinkontinenz - Chirurgie-Augusta
EVANGELISCHE STIFTUNG AUGUSTA
Augusta-Kranken-Anstalt gGmbH
Bergstraße 26 – 44791 Bochum – Tel. 0234-517-0
Augusta-Kranken-Anstalt Bochum-Linden
Dr.-C.-Otto-Straße 27 - 44879 Bochum - Tel. 0234-517-3
Evangelisches Krankenhaus Hattingen
Bredenscheider Str. 54 - 45525 Hattingen – Tel. 02324 502-0
Akademische Lehrkrankenhäuser
www.augusta-bochum.de - [email protected]
www.krankenhaus-hattingen.de
[email protected]
Sakrale Nervenstimulation (Nervenschrittmacher
für den Schließmuskel): elektrische Impulse regen
Nerven an, die zu der Beckenbodenmuskulatur
und zu den Schließmuskeln laufen.
=
Einsetzen eines künstlichen Schließmuskels:
eigene Oberschenkelmuskulatur oder eine
Kunststoffprothese (="Artificial bowel sphincter")
werden als Ersatz für nicht anders zu reparierende
Schließmuskelschäden verwendet.
Ob, und wenn ja welche operative Methode bei Ihnen
durchgeführt werden muss, ergibt sich im Verlauf der
Diagnosefindung und ausführlichen Besprechung mit
Ihnen und Ihren gegebenenfalls weiteren betreuenden
Ärzten.
=
Organisatorischer Ablauf
Wenn Sie das Gefühl haben, an Stuhlinkontinenz zu leiden, vereinbaren Sie einen Termin in unserer koloproktologischen Sprechstunde (Dienstag und Donnerstag zw.
14 und 15.30 Uhr, Tel: 0234 517 2515, Informationen
auch unter www.chirurgie-augusta-bochum.de).
Bei Ihrem ersten Termin werden wir mit Ihnen besprechen, welche Untersuchungen notwendig sind und mit
Ihnen dafür Termine vereinbaren. Dabei können wir auch
gemeinsam besprechen, welche Untersuchungen wir
ambulant oder welche stationär bei uns durchführen sollten. In Abhängigkeit der Untersuchungsergebnisse planen wir dann entweder während eines neuen ambulanten Termins oder während eines ggfs. stattfindenden stationären Aufenthaltes die für Sie geeignete Therapie.
Auch werden Sie ausführlich informiert über weitere
Verhaltensweisen Ihrerseits nach einer ggfs. stattfindenden Operation.
Augusta-Kranken-Anstalt
Klinik für Chirurgie
Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Benno Mann
Bergstraße 26 - 44791 Bochum
Telefon 0234/517-2501 - Telefax 0234/517-2503
eMail [email protected]
Stuhlinkontinenz
Eine Information der Klinik für Chirurgie
Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
1CH002_100304
Im Verbundsystem der
Evangelischen Stiftung Augusta
Grundlagen und Beschwerden
Die Unfähigkeit, willentlich Darmgase, flüssigen oder
geformten Stuhl voneinander zu unterscheiden, zu halten
oder unter Kontrolle willkürlich abzusetzen, bezeichnet
man als Stuhlinkontinenz. Dabei unterscheidet man drei
Schweregrade der Stuhlinkontinenz:
I°
II°
III°
unwillkürlicher Abgang von Luft oder Schleim
Unfähigkeit, flüssigen Stuhl willentlich zu halten
Unfähigkeit, festen Stuhl willentlich zu halten
Die Auswirkungen der Stuhlinkontinenz können das
gesellschaftliche und berufliche Leben erheblich einschränken und zu einer schlechten Lebensqualität führen,
je nach Ausprägung und persönlichem Empfinden.
Problematisch dabei ist, dass viele Patienten sich nicht
trauen, sich einer ärztlichen Behandlung zu unterziehen,
da ihnen ihr Problem ausgesprochen peinlich ist. Dabei
ist dieses Problem häufig (ca. 20% der Erwachsenen!)
und keineswegs betrifft es nur alte Menschen. Auch gibt
es keinen Grund, sich über viele Jahre unbehandelt zu
quälen, da es gute Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Grundlage hierfür ist jedoch ein ausführliches Gespräch
über die Beschwerdesymptomatik (Anamnese), eine sorgfältige körperliche und auch apparative Untersuchung.
Zusätzlich zur oben genannten groben Einteilung in drei
Schweregrade gibt es sogenannte "scores", durch die
eine detaillierte Darstellung der Beschwerden möglich ist.
Sie helfen bei der Erfassung der Symptome und auch bei
der Therapieplanung. In Deutschland verbreitet, und auch
in unserer Abteilung genutzt, ist der Kontinenzscore der
Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Coloproktologie
(CACP).
Ursachen
Es gibt eine große Anzahl von Ursachen für die
Entwicklung einer Stuhlinkontinenz. Die Fähigkeit, den
Stuhl zu halten und der Wunsch zu entleeren ist angewiesen auf ein funktionierendes System unterschiedlicher
Faktoren:
=
gesundes Schließmuskelsystem
=
gesunder Beckenboden
=
gesundes Nervensystem
=
gesunder Mastdarm und Dickdarm
Tritt in einem oder mehreren dieser Systeme eine Störung
auf, kann dies zur Inkontinenz führen. Diese Störungen
können wiederum vielfältiger Natur sein:
=
=
=
=
=
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=
=
=
=
=
Medikamente
Zuckererkrankung (=Diabetes mellitus)
Vorausgegangener Schlaganfall
Vorausgegeangene Operationen im Afterbereich,
Dammbereich, am Enddarm oder an der Prostata
Vorausgegangene Bestrahlungen im Beckenbereich
Geschwulst
Entzündungen im Enddarm-/Afterbereich
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z. B. M.
Crohn, Colitis ulcerosa)
Hämorrhoiden
Mastdarmvorfall
Schließmuskelverletzungen (v. a. nach Entbindung)
Untersuchungen
Weisen die von Ihnen geäußerten Beschwerden auf eine
Stuhlinkontinenz hin, sollten folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
=
Sorgfältige körperliche Untersuchung (Bauch, After,
Enddarm)
=
Spiegelung des Analkanals (=Proktoskopie) und des
Enddarmes (=Rektoskopie)
=
Dickdarmspiegelung (=Koloskopie)
=
Ultraschalluntersuchung der Schließmuskel
(=Endosonographie)
=
In seltenen Fällen Druckmessung der Schließmuskel
(=Analmanometrie)
=
Gegebenenfalls Röntgenuntersuchung der
Stuhlentleerung mit Kontrastmittel
=
Gegebenenfalls neurologische Untersuchung mit
elektrischer Untersuchung der Schließmuskulatur
(=Beckenboden-EMG)
=
Gegebenenfalls gynäkologische Untersuchung
=
Gegebenenfalls urologische Untersuchung
Mit diesen Untersuchungen können in den meisten Fällen die
Ursachen der Stuhlinkontinenz gefunden werden, manchmal
allerdings bleibt die Ursache auch unklar.
Wichtig ist dabei zu betonen, dass die Durchführung der
Untersuchungen in mehreren Schritten erfolgt. Ob und wann
welche Untersuchung durchgeführt werden sollte, muss nach
und nach entschieden werden. Sollten zudem gynäkologische oder urologische Probleme bestehen, werden ausgewählte Krankheitsfälle interdisziplinär mit den Kolleginnen
und Kollegen unserer gynäkologischen und urologischen
Klinik in unserer wöchentlichen "Beckenbodenkonferenz"
besprochen. Sowohl Patient als auch Arzt brauchen manchmal Geduld zum Herausfiltern der Ursache und des
Behandlungsergebnisses bei Stuhlinkontinenz.
Therapie
Nicht-operative (=konservative) Therapie
Ergibt sich nach Durchführung der oben genannten
Untersuchungen keine Ursache für die Inkontinenz, die
mittels einer Operation behandelt werden sollte, stehen
unterschiedliche nichtoperative (=konservative)
Therapieverfahren zur Verfügung:
= Eindicken des Stuhles
Hier spielen Maßnahmen in der Ernährungsumstellung
eine wesentliche Rolle. Ziel ist es, den Stuhlgang einzudicken und dadurch den ungewollten Abgang von flüssigem Stuhl und Gasen zu vermeiden, bzw. zu verringern.
Wesentlich dabei ist unter anderem die Nahrungszufuhr in
Form von ballaststoffarmer, faserreichen Kost und von
Quellmitteln.
= Änderung/Ergänzung vorbestehender
Medikamente
Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit niedergelassenen
Internisten, Neurologen, ggfs. auch Gynäkologen und
Urologen.
= Beckenbodentraining
Ziel ist die Verbesserung des muskulären Verschlusssystems durch gezielte Gymnastik.
= Biofeedback-Training
Ziel des sogenannten Biofeedback-Trainings ist es, durch
apparative Rückkoppelung zu erlernen, den
Schließmuskel gezielt und richtig anzuwenden. Dies
erfolgt mittels einer technischen Vorrichtung, in die sie
sorgfältig eingewiesen werden und die einfach zu Hause
anzuwenden ist.
Operative Therapie
Findet sich eine für die Stuhlinkontinenz verantwortliche
Ursache, die mittels einer Operation mit großer
Wahrscheinlichkeit beseitigt werden kann, sollte diese
auch durchgeführt werden.
Dabei kommen eine ganze Reihe von Möglichkeiten zum
Tragen:
=
Reparatur von Schäden des Schließmuskels, v. a.
bei Schließmuskelschäden nach Dammschnitt
=
Raffung /Entfernung von Mastdarmanteilen bei
einem Mastdarmvorfall (vom Analkanal her "STARROP", OP nach Altemeyer oder mittels
Bauchspiegelung = "Laparoskopie")
=
Hämorrhoidenoperation (="Hämorrhoidopexie nach
Longo"), eine effiziente und schmerzlose Operation
bei Hämorrhoiden, durch die vorgefallene
Hämorrhoiden "hochgerafft" werden.
=
Entfernung von Dickdarm durch Bauchspiegelung
(="Laparoskopie")