Projektbeschreibung
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Projektbeschreibung
Lehrwerkstatt der Gesellschaft für Verkehrssicherheit PROJEKTBESCHREIBUNG ACHTUNG ROADRUNNER! …oder: „Die Technik is a Coyote!“ ILLEGALES TUNING VON FAHRZEUGEN Motor und Fahrwerkstuning Nissan Primera Im Rahmen eines Verkehrserziehungsprojektes werden in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Verkehr, der e-motion Lehrwerkstatt und der Siegfried Marcus Berufsschule, der Motor, die Auspuffanlage, das Fahrwerk und die Bremsanlage zweier Serienfahrzeuge gleicher Marke überarbeitet. Drei baugleiche Personenkraftwagen vom Typ Nissan Primera GT, Baujahr um 1990, werden angeschafft und adaptiert. Diese Autos entsprechen vom Zeitwert (ca. 800 €), der Motorisierung und dem Design den Vorstellungen beziehungsweise finanziellen Möglichkeiten unserer Zielgruppe, Jugendliche von 17 bis 21 Jahren. Recherchen ergaben, dass drei dieser Fahrzeuge in der Turbo Version 1994 in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft sehr erfolgreich waren. Das Original, in diesem Zustand belassen seit Erstzulassung Gewicht: 1190 kg Hubraum: 1998 ccm Leistung: 110 kW Bauartgeschwindigkeit: 230 km/h Nahfeldpegel: 32 dB(A) bei 4800 1/min Das Fahrzeug ist mit einem ungeregelten Katalysator ausgestattet und wurde 1990 in Österreich typengenehmigt. Der Wagen gehörte zu seiner Zeit zur gehobenen Mittelklasse, verfügt über ein drehfreudiges Triebwerk, bringt mit seinem, der Bauartgeschwindigkeit durchaus angepasstem Fahrwerk eine Menge Spaß und kann sportlich sicher bewegt werden. Tuning Version 1: Vorbild DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft), Fahrer Needell, Truxton 1994 Am Fahrzeug wurden folgende Modifikationen verbaut: Sportluftfilter (offen) Umbau Kit von Sauger auf Abgasturboaufladung mit variablem Druck und Ladeluftkühlung (Leistung ca. 280 kW oder 350 PS) Auspuffanlage modifiziert, Fächerkrümmer und Sportkatalysator aus dem Rennsport „Weitec“ Fahrwerk mit Tieferlegung, lineare Federkomponente, Öldruckstoßdämpfer mit Shimpaket aus dem Rennsport (Zug und Druckstufe einstellbar) Mehrkolbenbremsanlage mit innen belüfteten Bremsscheiben und Stahlflex Bremsschläuchen 17’’ Alufelgen mit Yokohama Semi slik Reifen Inneneinrichtung demontiert, Karosserie verstärkt (Domstrebe, Überrollkäfig) Schalensitze und Sechspunktsicherheitsgurte (H Gurte) Sportlenkrad und verkürzter Schaltweg Umstrukturierung der elektrischen Anlage (Batterie in den Kofferraum verlegt), Reduktion des Kabelstranges zur Gewichtseinsparung usw. Ungefähre Kosten: ca. 30.000 € Material plus 1000 Stunden Arbeitszeit Fazit: Das Fahrzeug wäre in dieser Form, zwar veraltet, voll renntauglich, für unsere Zielgruppe aber absolut unerschwinglich! Zudem ist eine Alltagstauglichkeit nicht mehr gegeben, da der Wagen in dieser Form nicht mehr zugelassen werden kann und der Motor bei vollem Ladedruck kaum mehr als eine Renndistanz (max. 1000 km) überleben würde. Tuning Version 2: „Badmobil“, von Schülern mit „verschärfter Optik“ und in „Roadrunner Kreisen“ oft als Leistungserhöhung missverstandener Motorklangveredelung und einem kriminellen Fahrwerkstuning ausgestattet. An dem Fahrzeug wurde verbaut: Fächerkrümmer aus dem Internet Offener Luftfilter, im Zubehörhandel erhältlich Scheinwerfermaske in Eigenkonstruktion, Marke „Böser Blick“ (Lichteinbuße 20%) nicht genehmigtes Sportlenkrad (Durchmesser kleiner 32cm) 17’’ Alufelgen (nicht typisiert auf diesem Fahrzeug) aus dem Billigzubehörkatalog Endtopf umgestaltet mit Anschweißteilen, Edelstahlendrohr in Eigenkonstruktion Der Katalysator entfernt Originalfahrwerk unfachgemäß verkürzt (zwei Federwindungen abgeschnitten) ABS stillgelegt Ungefähre Kosten: ca. 1500 € Material plus ca. 500 Arbeitsstunden Fazit: Durch die Veränderung im Ansaug- sowie Abgasbereich erhält der Motor zwar einen kernigen, rennsporttypischen Klang, das Prüfstandergebnis zeigt aber eine Leistungseinbuße von ca. 5%! Neben der hohen Abgasemission ruft der Nahfeldpegel von 105 dB(A) bei 4800 1/min natürlich sofort die Exekutive auf den Plan, was angesichts der stark eingeschränkten Bodenfreiheit (kleiner 14 cm) zu einem sofortigen Verlust des Kennzeichens führen dürfte! Besonders drastisch wirkt sich allerdings der verkürzte Federweg und die überbreiten Reifen auf das Fahr bzw. Bremsverhalten des Wagens aus, insbesondere, wenn das höchstzulässige Gesamtgewicht von 1685 kg auch nur annähernd erreicht wird (zum Beispiel bei vollbesetztem Fahrzeug). Drum: Finger weg vom Fahrwerk!!!!