Antrieb

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Antrieb
Der Antrieb
Wenzel Sperl, HD-Modellbau
Stand 08.02.2015
Im Schiffsmodellbau kommt dem Antrieb eine große Bedeutung zu. In Abhängigkeit vom Rumpf ist die Auswahl
der Komponenten entscheidend für das Fahrverhalten und die erzielte Geschwindigkeit.
Der gesamte Antrieb besteht aus: Motor – Kupplung – Wellenanlage - Propeller.
Der erfahrene Modellbauer möchte sein Modell dem Vorbild entsprechend auf dem Wasser bewegen. Es soll ja auch
Renn-Schlepper geben. Sie werden meist von Jugendlichen gebaut. Um solche Fahrzeuge geht es hier aber nicht.
Außer dem Antrieb gehören natürlich ein in der Leistung passender Fahrregler und der Akku dazu. Ein stärkerer
Motor erfordert einen teurere Fahrregler, Stecker und Hochleistungs-Akkus. Sonst bringt es nichts.
Der Antrieb muss zum Modell passen !!
Modell-Typen
Schlepper: und ähnliche Verdränger haben nun mal recht große, langsam drehende Propeller. Dafür ist ein
kraftvoller Motor mit hohem Drehmoment nötig. Hier geht es darum, Kraft auf die großen Schaufeln des Propellers
zu bringen. 3-Blatt Messing-Propeller mit 45 mm Durchmesser und größer erfordern einen Motor mit Getriebe oder
ein entsprechend starkes Aggregat. Es gibt Modellbauer, die setzen dafür einen 12V Lüfter-Motor aus dem KFZ ein.
Da in solchen Modellen auf Grund der Größe reichlich Platz ist spielt das Gewicht keine so große Rolle. Hier
kommen verstärkt die guten alten Blei-Akkus zum Einsatz. Sonderfunktionen, wie Winde, Kran, Dampfgenerator
usw. bieten sich an und sind oft vorhanden.
Sportboote: sind für höhere Geschwindigkeiten konstruiert. Ihr Rumpf ist schnittig geformt und dient überwiegend
der Freizeitgestaltung der Skipper. Sie sind wendig und fast immer flott unterwegs. Der Antrieb besteht meist aus
einem höher drehenden Motor. Die Zuladung, und damit das Gewicht für Antrieb, Fahrregler, Akku ist begrenzt.
Preislich ist alles noch recht erschwinglich, ohne Abstriche an der Fahrleistung zu machen.
Speed u. Powerboote: sind sehr schnell unterwegs. Hier geht Geschwindigkeit über alles. Alles, was gut und teuer
ist, wird hier verbaut. Bürsten-Motore von Plettenberg, Keller usw. sowie die neueren Bürstenlosen kommen hier
zum Einsatz. Drehzahlen bis 35000 U/min werden erreicht. Diese Modelle fliegen, bei richtiger Motorisierung und
Abstimmung nur so über das Wasser. Das lenken so eines Modells erfordert viel Erfahrung und einen reichlich
gefüllten Geldbeutel. Kleinste Unaufmerksamkeit oder ein Stück Treibholz auf dem Wasser können sich verheerend
auswirken. Sie sind nur für den erfahrenen Modellbauer mit reichlich Verständnis für die Technik ratsam.
Der Motor:
Bei vielen Baukästen gibt die Beschreibung Hinweise auf den einzubauenden Motor. Natürlich sind es nur
Ratschläge. Als Anfänger sollte man sich aber daran halten. Die Hersteller der Bausätze (Robbe, Graupner, Krick,
Billing Boats usw.) haben mit der empfohlenen Motorisierung beste Erfahrungen gemacht. Als Neuling ist man
damit auf der sicheren Seite und geht kein Risiko ein. Modellgröße (Gewicht) und Motorisierung müssen passen.
Das Modell wird nach Fertigstellung die gewünschten Fahrleistungen zeigen, lange fahren und sich gut lenken
lassen. Auch preislich hält sich alles in Grenzen. Als Neuling ist man damit gut bedient. Keine Experimente.
Erfahrene Modellbauer wissen, den richtigen Antrieb zu wählen ist nicht so einfach. Gespräche mit Kollegen, die ein
ähnliches Modell gebaut haben, sind nützlich. Auch der Schwerpunkt des Modells ist wichtig. Ideal, wenn das Heck
leicht tiefer liegt als der Bug. Für Motor und Fahr-Akku, die schwersten Teile im Modell gilt es, die richtige Position
zu finden.
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08.02.2015
Wenzel Sperl
Standard-Speed
Race
Der eingebaute Motor muss zum Modell passen. Er muss die notwendige Kraft für den Antrieb erzeugen, ohne heiß
zu werden. Warm darf er nach Gebrauch sein, aber nie heiß !!
Bei einem häufig überhitzten Motor werden die verbauten Magnete schwächer und die erzielbare Leistung geht
zurück. Der Motor verliert an Leistung.
Die Betriebsspannung sollte mindestens der des Fahr-Akkus entsprechen. gängige Motore der 7,2 V Klasse zeigen
die oberen Fotos. Sie sind geeignet für Akku-Packs mit 6 Zellen. Der linke ist ein Standardmotor (Igarashi N273848GF 7,2V für 7,95€), der rechte ein Hochleistungsmotor (Graupner 480 BB Race 7,2V für 32,80€), Stand 2014.
So verlockend es ist, einen Hochleistungsmotor einzubauen, es hat auch Nachteile.
Der Hochleistungsmotor verbraucht deutlich mehr Strom, das Modell fährt zwar schneller, aber nicht so lange. Er
belastet auch den Fahrregler viel stärker. Ausreichende Kühlung ist wichtig.
Preisspanne: ab 5€ für Standard-Motore, einige hundert Euro für Power-Motore.
Tipp: den vom Hersteller beigelegten oder empfohlenen Motor einsetzen. Statt eines stärkeren lieber einen mit
Kugellager und besserem Wirkungsgrad einsetzen.
Die Kupplung:
Sie verbindet den Antriebsmotor mit der Wellenanlage. Sie soll kurz, exakt rund, passgenau und spielfrei sein. Die
Bohrungen für Motor-Welle und Propeller-Welle müssen sehr genau sein. Die Montage muss ohne Spiel erfolgen,
alles muss stramm passen.
Die Kupplung stellt eine lösbare Verbindung zwischen Motor und Propellerwelle da. Es gibt starre und flexible
Kupplungen. Bei der starren müssen Motor und Welle exakt in einer Linie (axial) ausgerichtet sein. Geringe Fehler
führen zur Schwergängigkeit des Antriebs und bremsen den Motor. Für die Überwindung dieses Widerstandes geht
unnötig Kraft verloren.
Flexible Kupplungen gleichen solche Fluchtungsfehler in Maßen aus. Sie sind eine Alternative, wenn es nicht so
genau passt, sind aber teurer und schwerer.
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08.02.2015
Wenzel Sperl
Starre Kupplung
Flexible Kupplung
Kardan Kupplung
Starre Kupplung
Besteht meist aus Aluminium oder Messing. Es gibt auch welche aus Stahl. Sie sind im Schiffsmodell weniger
geeignet, wegen der Rostgefahr. Die aus ALU kommen meist zum Einsatz. Sie sind präzise gefertigt (Drehteile),
sehr maßhaltig und es gibt sie mit den unterschiedlichsten Bohrungen. Hier etwas mehr auszugeben lohnt sich. Die
Bohrungen sind dann mit einer Reibahle auf Maß gebracht, und nicht nur gebohrt. Da sie sehr kurz sind eignen sie
sich auch bei beengten Platzverhältnissen. Für hochdrehende Motore die beste Lösung. Erfordert aber einen exakt
ausgerichteten Antrieb.
Flexible Kupplung
Bei sehr kleinen Modellen besteht sie aus einem Stück Gummischlauch, sieht aus wie ein Stück Ventilgummi. Wird
mit der einen Seite auf die Motor- und mit der anderen Seite auf die Propellerwelle gesteckt. Haltbarkeit nur
begrenzt, nur für sehr kleine und schwache Antriebe geeignet. Die größeren flexiblen Kupplungen sind mehrteilig.
Auf dem Bild sieht man die beiden Endstücke (ALU oder Guss). Die Reduzierhülsen (Messing), um die
Durchmesser an Motor- und Propellerwelle anzupassen. In der Mitte ein kräftiges Stück Gummi als Verbindung.
Dieses ist teilweise innen gezahnt, um die Kräfte besser zu übertragen. Die Gesamtlänge ist schon beachtlich.
Leichte Fluchtungsfehler werden ausgeglichen. Für langsam drehende Motore geeignet (Schlepper, Frachter,
Versorger). Auch Motore mit angeflanschtem Getriebe kommen damit gut klar.
Für Rennboote gibt es Kupplungen, die aus einer Drahtfeder bestehen. Sie sind sehr flexibel, aber nur für eine
Drehrichtung zu gebrauchen.
Kardan Kupplung
Für große Fluchtungsfehler gibt es die Kardan-Kupplung. Sie besteht aus 2 Hälften, die über ein Kreuzgelenk
verbunden sind. Sie gleicht schon einen sehr großen Versatz aus. Eignet sich aber nur für sehr langsam laufende
Antriebe und ist recht schwer. Das Kreuzgelenk muss die gesamte Kraft übertragen. Es führt im Laufe der Zeit zu
Abnutzungserscheinungen. Für kleinere Boote keine gute Lösung.
Einige Überlegungen:
Zur Kupplung:
Die Befestigung der Kupplung auf der Motor- und Propeller-Welle erfolgt mit Madenschrauben. M3 oder M4 ist
üblich. Werden diese angezogen liegen sie auf den Wellen nur Punktförmig auf. Die Wellen sind ja rund. Es ist
daher ratsam, an der Auflagestelle eine kleine Fläche zu feilen. Diese muss nur so groß sein, wie der Durchmesser
der Madenschraube. So haben die Schrauben besseren Kontakt und die Haltekraft ist deutlich höher. Etwas Loctide
als Schraubensicherung an das Gewinde beugt lösen vor. Ohne diese Flächen kommt irgendwann der Moment, an
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dem die Madenschraube nicht mehr so fest anliegt. Der Motor dreht unter Last und die Propeller-Welle rutscht
durch. Natürlich passiert so etwas immer auf dem Teich, weit ab vom Ufer.
Bei der Propeller-Welle ist es leicht, im Schraubstock diese kleine Fläche zu feilen. Anders sieht es beim Motor aus.
Dessen Welle ragt ja nur ein kleines Stück heraus. Auch hat er ein mehr oder weniger starkes Magnetfeld. Spannt
man den Wellenstummel ein und beginnt zu feilen, werden die Späne durch die Magnetkraft in die Lüftungsschlitze
gezogen. Dort bekommt man sie nie wieder heraus, wer mag schon Späne im Motor.
Ich stecke den gesamten Motor in eine Plastiktüte, wickle ihn ein und drücke nur die Welle durch. Wird jetzt gefeilt,
zieht es die Späne zwar in Richtung Magnet, aber sie können nicht in den Motor gelangen. Beim Abstreifen der Tüte
fallen sie vom Plastik ab.
Zum Motor:
Die im Modellbau eingesetzten Motore haben, je nach Preisklasse, eine sehr maßhaltige Welle. Sie besteht meist aus
Silberstahl und ist geschliffen. Der Durchmesser der Welle ist der Größe des Motors angepasst. Sehr gebräuchlich
sind die Speed Motore von Graupner oder Robbe in der Preisklasse bis 25 Euro. Der Wellendurchmesser beträgt bei
der Klasse der 500er und 600er Motore meist 3,17 mm.
Nimmt man so einen Motor in die Hand und dreht die Welle stellt man fest, sie ist sehr genau gelagert. Beim billigen
Motor befinden sich auf beiden Seiten Gleitlager. Sie sind passend zur Welle gefertigt und bestehen oft aus Bronze.
Bronze hat die Eigenschaft, selbstschmierend zu sein. Ein Tropfen Öl reicht für viele Betriebsstunden. Die teureren
Motore haben auf der Seite der Welle (Abtrieb-Seite) ein Kugellager. Das Garantiert ruhigen Lauf, kaum Verschleiß
und wirkt höheren Kräften entgegen. Das verwendete BB im Namen deutet auf das Kugellager hin.
Solche Motore drehen etwa zwischen 8000 – 25000 U/min. Bei diesen Drehzahlen ist es verständlich, das der Motor
exakt ausgewuchtet sein muss.
Jede noch so kleine Unwucht führt zu enormen Kräften die am Antrieb zerren. Verstärkt durch den Rumpf (ein
Hohlkörper) hört man es als Brummen. Was bei einem langsam laufenden Motor noch tolerierbar ist, geht bei
hochdrehenden nicht.
Je genauer der Antrieb ausgerichtet ist, umso leichter und leiser dreht er !
Schließt mal den Motor vor dem Einbau an ein regelbares DC-Netzteil (0 - 15V, 3A oder ähnlich) an. Stellt die
Spannung auf 0 Volt ein und erhöht sie langsam, bis der Motor sich zu drehen beginnt. Das geht schon, je nach
Motor-Typ bei 1 – 2 Volt los. Er dreht sehr leise und läuft völlig rund. Wer hat, kann am Ampere-Meter den Strom
(im Leerlauf) ablesen. Bei einem schwächeren 7,2 V-Motor können es 300 – 400 mA sein, bei einem stärkeren aber
auch 1,5 A und mehr. Das ist der reine Leerlaufstrom, ohne das der Motor irgendetwas antreibt.
Erhöht man die Spannung des Netzteils langsam, erhöht sich die Drehzahl und der Strom steigt etwas an. Eine
Verdoppelung der Spannung führt aber nicht zu einem doppelt so hohen Strom.
Man sollte sich den Strom bei z.B. 2V merken. Warum, dazu komme ich später beim Einbau des Antriebs.
Die Welle:
Die Schiffswelle überträgt die Kraft des Motors zum Propeller. Sie wird in unterschiedlichen Längen und
Ausführungen angeboten. Normalerweise besteht das Wellenrohr aus Messing oder ALU, mit 2 Lagern und einer
innen laufenden Stahlwelle, meist Silberstahl. Da das Rohr im Bootsrumpf fest eingeklebt wird und im Heck in das
Wasser ragt, muss natürlich alles rostfrei sein.
Bei Bedarf kann man, nach Ausbau des Ruders, diese Welle in Richtung Heck aus dem Rohr ziehen. Für
Wartungsarbeiten oder zum fetten ist das ganz praktisch. Auch kommt es vor, beim Rückwärtsfahren im sandigen
Untergrund, das sich Sand im Wellenrohr befindet. Das führt schnell zu Schäden an der Welle und den Lagern und
sollte entfernt werden.
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Wenzel Sperl
Gewinde für den Propeller

Kupplungs-Anschluss

Die Lager sollten vor Inbetriebnahme immer gefettet oder geölt werden.
Fett: Bei Modellen, wie Schlepper, Frachter usw., liegt der gesamte Antrieb unterhalb der
Wasserlinie. Die Welle ist meist parallel zum Kiel ausgerichtet. Im Betrieb darf kein Wasser
über die Welle in den Rumpf eindringen. Hier wird das gesamte Rohr mit wasserfestem
Fett gefüllt. Die Welle dreht etwas schwergängig, Motorkraft geht verloren.
Öl:
Bei den meisten Sportbooten liegt der Motor und das innere Wellenende höher als der
Wasserspiegel. Die Welle steht schräge im Rumpf. Hier reicht es, die Lager zu ölen.
Wassereintritt im unteren Wellenrohr lässt sich nicht immer vermeiden.
Da alles rostfrei ist, auch nicht schlimm. Die Welle dreht leicht.
Die Größte Auswahl an Schiffswellen hat am Ende ein M4-Gewinde. Es gibt dafür eine ganze Reihe
unterschiedlichster Propeller. Für sehr kleine Modelle gibt es auch Ausführungen mit M2-Gewinde, oder für ganz
große Pötte mit M5-Gewinde und mehr. Da ist die Auswahl des Propellers schon sehr begrenzt und man muss lange
suchen, etwas Passendes zu finden.
Fertig konfektionierte Wellen bieten viele Hersteller an. Man bekommt sie in unterschiedlichen Längen und
Durchmessern. Einige sind gefettet oder geölt (Wartungsfrei) und sollen ein Modell-Leben halten.
Neben diesen Wellen gibt es sie auch als Bausatz. Man kann sie auf Länge sägen und nach Bedarf zusammen bauen.
Es gibt das Wellen-Rohr aus ALU, Messung oder Niro. Gleit- oder Kugellager. Auch kann man Drucklager für die
Propellerseite bekommen, Wellendichtringe (Simmerringe) machen sie Wasserdicht und sind in verschiedenen
Größen zu bekommen. Eine gute Adresse dafür ist die Firma Gundert-Modellbau, das Modellbau-Kaufhaus oder
Hobby-Lobby-Modellbau. Im Internet findet man diese Anbieter.
Viele Wellen haben aufgelötete Öler. Da kann man gelegentlich etwas dünnes Öl nachfüllen. Diese Öler bitte nicht
fest verschließen. Ein Wellenrohr sollte atmen können. Ist das Rohr total dicht kann es bei einem hochdrehenden
Motor passieren, das über das Rohr Wasser angesaugt wird und es auf der Motorseite austritt. Man wundert sich über
Wasser im Rumpf, obwohl doch alles dicht ist. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht.
Tipp: lange Wellen vermeiden. Bei hohen Drehzahlen geraten sie leicht ins Schwingen. Um das zu verhindern haben
lange Wellen (250 – 300 mm) in der Mitte ein Stützlager aus Kunststoff. Besser ist es, möglichst kurze Wellen
verwenden.
Der Propeller:
Der Propeller ist das herausragende Teil des Antriebs. Er sorgt für den nötigen Schub. Außer Propellern in 2-, 3oder 4-Blatt-Ausführungen gibt es die Gruppe der Oberflächen-Propeller. Sie ragen beim im Wasser liegenden
Modell halb heraus. Spezielle Rennboote sind damit bestückt. Auf Grund ihrer speziellen Form sind sie für normale
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Boote ungeeignet. Rennboote ziehen auf dem Wasser einen hohen Wasserschwall hinter sich her. Das sieht
beeindruckend aus, liegt aber an der Antriebsart und dem Oberflächen-Propeller. Rennboote haben fast nie einen
Rückwärtsgang !!
3-Blatt-Propeller
verschiedene-Propeller
Die Auswahl des passenden (optimalen) Propellers ist nicht ganz einfach. Ist er zu
groß: behindert er den Motor und würgt ihn ab. Der Motor kommt nicht auf Touren, er
kann seine Leistung nicht erreichen und erhitzt sich übermäßig. Das Boot kommt
nicht in Fahrt. Beispiel: Fahrrad fahren im größten Gang.
klein: der Motor dreht hoch, aber das Boot kommt nicht richtig in Fahrt. Der Motor bleibt
dabei recht kalt, er könnte mehr leisten. Die Leistung wird aber nicht abgerufen.
Beispiel: Fahrrad fahren im kleinsten Gang.
Außer der Größe des Propellers ist auch die Steigung der Blätter wichtig. Stark gebogene Blätter (hohe Steigung)
schaufeln pro Umdrehung mehr Wasser als weniger gebogene (geringe Steigung). Ob der Propeller 2 oder 3 Blätter
hat ist deutlich spürbar. Propeller kosten ab 2-3 Euro. Es gibt sie in Kunststoff, GFK (sind besser) oder Messing
(teuer). Für U-Boote gibt es vielblättrige mit stark gebogenen Schaufeln. Ihre Form soll für möglichst lautlosen
Antrieb sorgen.
Ein nicht optimaler Propeller führt oft zu enttäuschenden Fahrleistungen. Motor und Propeller müssen zusammen
passen. Diese Erfahrung habe ich am Anfang reichlich gemacht. Mein damaliges Rennboot machte Alles, nur es
rannte nicht. Der Motor heulte und das Heckwasser schäumte, es kam aber nicht ins Gleiten. Später stellte ich fest,
der Motor hatte zu wenig Leistung und der Propeller passte nicht.
Tipp: erst die Herstellerempfehlungen beachten. Sich dann mehrere ähnliche Propeller mit
unterschiedlicher Steigung und Größe (2- und 3-Blatt) kaufen und ausprobieren.
Hat man den geeigneten gefunden, gleich mehrere Ersatz-Propeller kaufen.
Propeller sind Verschleißteile !!!!
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Wenzel Sperl
Der Einbau:
Der Einbau der Antriebsanlage in das Modell beginnt schon recht früh. Beim Baukastenmodell ist es nach dem Bau
des Ständers eines der ersten Tätigkeiten. Zwar sieht man im Bauplan ungefähr, wo Motor und Fahr-Akku platziert
werden sollten, aber ob es für meine gewählten Komponenten der Beste Platz ist ?
Sieht der Hersteller einen schweren Blei-Akku vor, man möchte aber lieber einen NiMH- oder gar LiPo-Akku
einbauen, sieht die Sache schon anders aus.
Der oder die Antriebe (Modell mit 2 Antrieben) sollte möglichst tief im Rumpf eingebaut werden. Mit dem oder den
Akkus sind sie nun mal die gewichtigsten Einheiten. Möglichst über dem Kiel. Ein tiefer Einbau ergibt einen tiefen
Schwerpunkt, Beispiel ist das von früher bekannte Stehaufmännchen. Das Modell kippt bei Kurvenfahrt nicht so
leicht, ist auch weniger Windanfällig.
Halter:
Der Motor sollte mit einem stabilen Motorhalter fest mit dem Rumpf verbunden sein. Ein dünnes Blech ist zu wenig,
verbiegt zu schnell. Es gibt Halter für die gängigen Motore fertig zu kaufen. Es sind Universalhalter, die es für wenig
Geld gibt. Da es den idealen Halter nicht gibt, der gerade für mein Modell optimal wäre, baue ich sie mir meist
selbst. Mal nehme ich mehrfach verleimtes Sperrholz (Fliegersperrholz, 10 mm dick), mal auch einen ALU-Winkel
ausreichender Stärke. Den kann man so zu sägen, wie man ihn braucht. Sitzt alles perfekt, wird er mit Epoxidharz
oder Stabilit mit dem Rumpf fest verklebt.
Ausrichtung:
Ich habe bei meinem Schlepper Smit Nederland (Foto unten) Kardan-Kupplungen eingesetzt. Es ist ein Modell mit
2 Schrauben-Antrieb. Es kommen 2 Decaperm 12V Motore zum Einsatz. Sie haben ein internes 1:3 Getriebe (im
grauen Block vor der Kupplung), Sinterlager und sind auf Lebenszeit geschmiert. Sie sind sehr kräftig und drehen
die beiden 3-Blatt 45 mm Messing-Propeller problemlos durch. Der Stromverbrauch ist sehr gering, man kann lange
fahren. Diese Motore sind zwar teuer, werden aber im Betrieb kaum handwarm.
Zwischen den Motoren liegen zwei selbst gebaute Fahrregler. Der Eine, der kräftigere treibt beide Motore (steuerbar
mit Kanal 3) an. Durch einen Schaltkanal kann über ein Relais einer der Motore abgetrennt und an den schwächeren
Fahrregler (Kanal 2) geschaltet werden. So ist es möglich, mit einer normalen Fernsteuerung jeden Motor einzeln in
der Richtung und Geschwindigkeit zu steuern. Drehen auf dem Teller ist so möglich.
Die Verbindung zu den Wellen übernehmen hier 2 Kardan-Kupplungen, obwohl der Antrieb parallel und ohne
merkbare Fluchtungsfehler eingebaut wurde. Es war einiges an Arbeit und Zeit nötig. Die Halterungen der Motore
und die Wellen in einer Linie zu montieren. Am Anfang der Wellen sieht man die beiden (roten) Öler. Sie sind mit
Stopfen leicht verschlossen. Bei Bedarf kann dünnflüssiges Öl nach gefüllt werden.
Tipp: für die Feinjustierung wurden die Kardan-Kupplungen durch starre ersetzt. Gut geht auch, die eigentliche
Propellerwelle durch eine 4 mm gerade Silberstahl Stange ausreichender Länge zu ersetzen. Egal wie lang die
Kupplung ist, die Stange schaut hinten weit genug heraus. Passt alles und die Ausrichtung stimmt kommen die
Kardan-Kupplungen und die Originalwelle wieder zum Einsatz.
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Ausrichtung mit Netzteil:
Sehr hilfreich bei der Justierung ist, den Motor mit einem Netzteil und geringer Spannung (siehe oben, Beispiel 2V)
langsam laufen zu lassen. Je besser der Antrieb ausgerichtet ist, umso geringer ist die Stromaufnahme. Das AmpereMeter des Netzteils gibt Auskunft darüber. Der Antrieb wird ausgerichtet und nur provisorisch befestigt. Durch
feinfühliges justieren kann die optimale Einbaulage ermittelt werden. Ist die Reibung am geringsten, geht der Strom
auf ein Minimum zurück. Ist das erreicht, wird der Antrieb in dieser Lage fixiert und mit dem Rumpf dauerhaft
verklebt. Hat man sich die Stromaufnahme des Motors bei 2V gemerkt, ist der jetzt höhere Strom auf die Reibung
des kompletten Antriebs zurück zu führen.
Der Direktantrieb:
Eine sehr gute Lösung ist der Power-Direkt-Antrieb (Gundert-Modellbau). Andere Firmen bieten ähnliches an. Es ist
ein kompletter Antriebsstrang mit Motorhalterung, Kupplung, Wellenanlage und Propeller. Diese Antriebsanlage
gibt es für die gängigsten Motorgrößen. Ob 480er, 500er, 600er oder 700er Motore, für alle gibt es den passenden
Direkt-Antrieb. Durch Adapter kann man auch andere Motore befestigen, die nicht so verbreitet sind. Die Anlage ist
zerlegbar. Man kann das Wellenrohr (ALU) und die Schrauben-Welle (Silberstahl) nach Bedarf kürzen. Der Motor
wird am Flansch (rechts) angeschraubt. Es gibt eine sehr maßhaltige Bohrung für die Befestigungsschrauben und das
Lagerschild. Verkannten bei der Montage ist nicht möglich. Dieser Komplett-Antrieb stellt sicher, alles fluchted und
passt. Hier kommt ausschließlich die starre Kupplung zum Einsatz.
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08.02.2015
Wenzel Sperl
Vorteil: der Antrieb
wird komplett mit
Motor in das Modell
eingebaut. Die beiden
Bohrungen am Winkel
dienen als Befestigung
und zur Abstützung.
Die Hauptlast
übernimmt das
eingeklebte
Wellenrohr.
Beim Direktantrieb
entfällt das mühselige
Ausrichten von Motor
und Wellenanlage.
Bauart bedingt gibt es keine Fluchtungsfehler.
Tipp: ein nicht zu unterschätzender Vorteil der starren Kupplung ist die Verbesserung der Wärmeableitung. Jede
flexible Kupplung besteht im Mittelteil aus Gummi oder Kunststoff. Die Wärme des Motors kann nicht über die
Wellenanlage in Richtung Propeller abgeleitet werden. Da die starre Kupplung komplett aus Metall ist, wird die
Wärme besser in Richtung Wasser abgeleitet.
Das Foto zeigt einen Motor von
Plettenberg mit selbstgebautem
Direktantrieb. Der Durchmesser
vom Wellenrohr ist mit 12 mm so
groß, dass dieses allein den ganzen
Antrieb trägt. Der Motor selbst hat
keinerlei Befestigung im Rumpf.
Er ist nur mit dem Flansch (2x M4)
verschraubt.
Zur Befestigung kommen InbusSchrauben aus Niro zum Einsatz.
Inbus kann man unter beengten
Verhältnissen durch die kurzen und
gebogenen Schlüssel leichter reinoder rausdrehen. Versucht das mal
mit Schlitzschrauben und einem
normalen Schraubendreher.
Schlitzschrauben kann man leicht
vergnabbeln, Inbus kaum.
Ich bevorzuge diese Art des Antriebs bei Sportbooten seit Jahren und habe ihn schon oft verbaut. Löst man die
beiden Inbus-Schrauben (rechts unten) und die mit Loctite gesicherte Madenschraube der Messing-Kupplung, kann
man Motor und Halter ohne Mühe abziehen. Alles sehr Wartungsfreundlich.
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Wenzel Sperl
Fazit:
Ich hoffe, mit dieser Übersicht über die Komponenten des Antriebs dem Anfänger und Fortgeschrittenen einige
Hinweise und Tipps gegeben zu haben. Es sind Erfahrungen, die ich und Kollegen in Jahren gemacht haben. Auch
wir sind früher recht unbedarft an die Motorisierung unserer Modelle heran gegangen. Im Laufe der Zeit merkt man,
gerade die Auswahl des Antriebs ist doch entscheidend für den Betrieb des Modells. Hier zu sparen recht sich.
Einige Euro und Mühe mehr zu investieren lohnt sich. Ein fertig gebautes Modell später wieder umzubauen ist recht
mühsam.
Man sollte sich für die Konstruktion, Platzierung und Bau des Antriebs reichlich Zeit lassen. Was nützt es, sich mit
den Aufbauten, der Farbgebung und den Details zu beschäftigen, wenn der Antrieb etwas lieblos zusammen gekloppt
wurde und man nicht weiß, ob alles überhaupt später funktioniert.
Hat man etwas schief gebaut, hätte man es auch mit etwas mehr Geduld, gerade hin bekommen !!
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Wenzel Sperl