Ausgabe herunterladen - Ärztekammer Schleswig
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Bad Segeberg, 67. Jahrgang NR. 10 | Oktober 2014 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Anstaltsärzte JVA statt EBM: Medizin hinter Gittern Seite 12 weitere themen in diesem heft Hausärztlicher Koordinator für Dithmarschen Seite 23 KVSH kontra Feldmann Seite 24 Hamburger Gesundheitswirtschaftskongress Seite 64 Weltweit über 500.000 verkaufte Exemplare! D ER ER BE S T S EL L C H ER S T U E D IN SPR ACHE 444 Seiten, 1.400 Abbildungen Format: 230 x 273 mm, spiralgebunden inkl. DVD (Laufzeit: ca. 180 Min.), ISBN: 978-3-86867-206-0 Preis: € 34,95 Eine einzigartige Reise durch den Körper Anatomie und Palpation werden durch eine humorvolle und präzise Spache zu einem zu einem kurzweiligen und lehrreichen Ereignis! Erhältlich unter: www.kvm-medizinverlag.de · Lieferbar ab September 2014 Seite 3 LOGO … Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Wort kann manchmal komplexe Botschaften ersetzen. Wer Statements, Ausführungen oder Fragen seines Gesprächspartners mit „Logo“ (oder anderen und neueren Lautäußerungen) beantwortet, signalisiert damit eine Form der Zustimmung, die keines weiteren Kommentars bedarf. „Logo“ ist eindeutig! Und für den Erhalt der Eindeutigkeit „eines“ Logos als grafisches Emblem ziehen Firmenanwälte regelmäßig vor Gericht. Denn ein Logo ist in hohem Maße imagebildend und beeinflusst die Kaufentscheidung eines Kunden oft mehr als der unmittelbare Nutzen- und Wertvergleich. Das wird besonders deutlich in der Textilindustrie, indem – nicht nur jüngere Leute – durch Tragen entsprechend gekennzeichneter Kleidung eine bestimmte innere Geisteshaltung und damit eine Gruppenzugehörigkeit signalisieren. Ein Logo ist also auch in hohem Maße identitätsstiftend. Dabei ist weniger das Symbol selbst als vielmehr dessen Produktzuordnung entscheidend. Und das ist die Arbeit von Heerscharen von Designern, Grafikern und Werbestrategen, die ein Markenzeichen unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten und Kriterien entwickeln, um es erfolgreich am Markt platzieren zu können. Ein Logo muss nicht nur zum Produkt passen, sondern auch alleingestellt ganz selbstverständlich mit diesem in mentale Verbindung gebracht werden. Klassiker in dieser Hinsicht sind der Mercedes-Stern oder die Audi-Ringe oder als die grafische Meisterleistung der Nachkriegszeit der aufstrebende Balken in geschlossenem Quadrat als Logo der Deutschen Bank. Diese Form der Alleinstellung gelingt besser mit geometrischen Symbolen als mit sogenannten „Bildergeschichten“, die häufig Insiderwissen voraussetzen, um in der gewünschten Form als Trägermerkmal erkannt zu werden. Diese bedienen dann eher eine Form der Identitätsstiftung nach innen als die der Imagebildung nach außen. Noch kritischer sind die klassischen heraldischen Ableitungen oder bereits etablierte grafische Symbole, die von ganz unterschiedlichen Produkten und deren Trägern benutzt werden und ohne textliche Begleitung keinerlei spezifischen Signalwert beanspruchen können. Dabei ist unbenommen, dass diese Symbole wie die klassischen Spitzsegel oder Wellenformationen in den schleswig-holsteinischen Landesfarben aus dem Stand heraus in demokratischen Findungsprozessen ein hohes Maß an Zustimmung finden würden. Für die Wahl eines Alleinstellungssymbols aber steht mehr als für die bildende Kunst der Satz von Henri Matisse: „Wer eine Rose malen will, muss zuerst alle Rosen vergessen, die jemals gemalt worden sind.“ Und deshalb ist die Herausforderung für den Erstbetrachter umso größer, je besser ein Logo die oben genannten Anforderungen erfüllt. Spontane Zustimmung setzt in der Regel das Vorhandensein von Engrammen voraus. Andererseits gilt: Je rascher sich solche Engramme bilden, um so sicherer sind die Erfolgsaussichten für die Implementierung eines neuen Symbols. Wir, Geschäftsführung und leitende Mitarbeiter, Vorstand, und professionelle Grafiker und Web-Designer, haben uns getraut, den völlig neu gestalteten Internetauftritt unserer Ärztekammer zu verbinden mit der Entwicklung und Veröffentlichung eines nach den genannten Kriterien ebenfalls neu entwickelten Logos, das sich nicht nur harmonisch ins Layout dieser Website einfügt, sondern auch in allen klassischen analogen Medien und als allein gestelltes System verwendet werden kann. Seien Sie gespannt auf den Erstauftritt im November. Denn eines liegt uns am Herzen: die Kammer nicht nur zukunftsfähig zu gestalten, sondern das auch nach außen sichtbar werden zu lassen. … ist doch logisch. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz-Joseph Bartmann Präsident Ausgabe 10 | Oktober 2014 3 Inhalt 22 23 29 Prof. Jens Scholz kann die Zukunft des UKSH planen. Harald Stender koordiniert nun hausärztliche Versorgung. Dr. Sarah von Spiczak informierte über das Epilepsiezentrum. Schleswig-Holstein seite 3 Nachrichten in kürze 06 Impfwette im Kreis Herzogtum Lauenburg............. 06 Pinneberg mit wenig Klinikbehandlungen.............. 06 Berliner Gesundheitspreis ausgeschrieben........... 06 Hohe Qualität der betrieblichen Ausbildung.......... 07 „Shift happens! ... mit und ohne uns“..................... 07 Palliative Care soll ausgeweitet werden.................. 08 Neubau in Bad Bramstedt....................................... 08 Finanzielle Förderung für Praxisnetze.................... 08 Erfolg für Brunsbüttel vor der Schiedsstelle........... 09 Informationen über Ursachen häuslicher Gewalt.... 09 Kreisvorstand wird neu besetzt............................... 10 Reinbek weiht Steril-Labor ein................................ 10 ZIP eröffnet Tagesklinik in Lübeck.......................... 10 Kiel transplantiert 1.000ste Niere............................ 11 Titelthema 12 Medizin in Haft: Die Arbeit der Anstaltsärzte in Schleswig-Holstein.................................................. 12 4 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 18 Jubiläum der Versorgungseinrichtung.................... 18 Parlamentarischer Abend in Kiel............................. 20 Großprojekt startet im kommenden Jahr................ 22 Hausärztlicher Koordinator in Dithmarschen......... 23 KVSH Abgeordnetenversammlung......................... 24 Norddeutscher Dialog in Lübeck............................ 25 Schlichtungsausschuss sorgt für Unmut................ 26 Kammerdelegierte im Portrait................................. 27 Landesregierung ist für eine Pflegekammer.......... 28 Integrative Versorgung in der Epilepsie.................. 29 Krankenhäuser und Behandlungsqualität.............. 30 TK-Jahresempfang in Kiel........................................ 31 Fachveranstaltung zum Kinderschutz.................... 32 25 Jahre Curschmann Klinik.................................... 33 Eignung und Funktion in der Feuerwehr................ 35 Förderpreis des FEK................................................ 36 Honorar für neuartige Behandlungsverfahren....... 37 Leitungswechsel in der Fachklinik Rickling............ 39 Vor 60 Jahren trat das Kammergesetz in Kraft....... 40 FKQS-Förderpreis.................................................... 48 Neuer Krebsbericht für Schleswig-Holstein........... 49 Inhalt „Sie als Abgeordnete säßen nicht hier, wenn Sie nicht grundsätzlich vom KV-System überzeugt wären, das am Ende alle Partikularinteressen unter einen Hut bringen muss.“ Dr. Monika Schliffke 24 Bewegung am Strand für Herzpatienten: Auch das gehört zum Konzept der Curschmann Klinik in Timmendorf, die ihr 25-jähriges Bestehen feierte. 33 Mitteilungen der Akademie 34 Fortbildungen 60 EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR 38 Nachbarn 64 Personalia 50 Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg....... 64 Geburtstage und Verstorbene................................. 50 Dr. Christoph Stahl verabschiedet.......................... 51 Internationale Ehrung für EKG-Spezialisten........... 52 Mehr Verantwortung für Alheit................................. 52 Franke folgt in Flensburg auf Staemmler................ 52 Neuer Chef-Anästhesist........................................... 53 Verdienstorden für Prof. Gerhard Fouquet............. 53 Lübeck holt neuen Kaufmännischen Leiter............ 53 Medizin und Wissenschaft Neubau des Hamburger Ärztehauses.................... 66 Kassenärztliche Vereinigung 67 Anzeigen 72 telefonverzeichnis/Impressum 81 (Titelbild: di) (Fotos: UKSH/di/ di/Curschmann Klinik) 54 Renaissance der Strahlentherapie.......................... 54 Einstufung durch interdisziplinäre Beurteilung...... 56 GEsundheits- und Sozialpolitik 57 „Spezialisierung auf den ganzen Menschen“......... 57 Polio-Selbsthilfe: weltweite Impfprogramme.......... 58 Ausgabe 10 | Oktober 2014 5 Nachrichten in Kürze Impfwette im Kreis Herzogtum Lauenburg „Wetten, dass Ihr es nicht schafft, alle Impfausweise mitzubringen?“ Mit diesem Angebot versucht der Kreisausschuss der Ärztekammer im Kreis Herzogtum Lauenburg, die sechsten Klassen für das Thema Impfen zu sensibilisieren und den Impfschutz zu verbessern. Angesprochen sind alle 24 Klassen des Jahrgangs im Kreis. Klassen, die möglichst viele Impfausweise zusammentragen, können Geldpreise bis zu 100 Euro gewinnen, die von Rotary Clubs der Region gespendet wurden. Die mitgebrachten Impfausweise werden von Mitarbeitern des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes am Gesundheitsamt durchgesehen. „Bei fehlenden Impfungen wird dem Kind eine individuelle Impfempfehlung mitgegeben. Bei erfolgter Impfung bitten wir den Arzt, die Impfrückmeldung in das Gesundheitsamt zu faxen, um den Impferfolg der Wette ermessen zu können“, sagte Dr. Eckhart Fink, Leiter des Gesundheitsamtes in Ratzeburg. Er warnte in diesem Zusammenhang vor einer Verharmlosung von Infektionskrankheiten und erinnerte an die jüngste Masernwelle im Kreis Segeberg, von der 26 Menschen, darunter zehn Kinder, betroffen waren. Die Klassen mit den besten Impfergebnissen sollen am dritten Dezember im Kreisgesundheitsamt ihre Preise erhalten. (PM/Red) Pinneberg mit den wenigsten Klinikbehandlungen Die Menschen im Kreis Pinneberg und in der Stadt Flensburg werden landesweit am seltensten in Krankenhäusern behandelt, die Einwohner im Kreis Herzogtum Lauenburg und in Steinburg am häufigsten. Dies berichtet die GEK unter Berufung auf ihren aktuellen Krankenhausreport, der auf Daten von 375.000 Versicherten basiert. Landesweit kommen im Durchschnitt 204 stationäre Krankenhausfälle auf 1.000 Versicherte, dies sind vier Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. In Pinneberg kommen 193 stationäre Krankenhausfälle auf 1.000 Einwohner, in Lauenburg 224. Gründe für die Unterschiede hat der Report nicht ermittelt. Die Barmer GEK untersucht diese Frage derzeit. (di) Berliner Gesundheitspreis ausgeschrieben Noch bis zum 30. November läuft der bundesweite Innovationswettbewerb des AOK-Bundesverbandes, der Ärztekammer Berlin und der AOK Nordost. Er steht unter dem Leitmotiv „Zusammenspiel als Chance – interprofessionelle Teams im Krankenhaus“. Gesucht sind Beispiele aus der Praxis, die u. a. Schnittstellen reduzieren, Kontinuität in der Versorgung gewährleisten, die Perspektive des Patienten als Ausgangspunkt der Therapieplanung nehmen, Organisationsabläufe optimieren und soziales und teamorientiertes Management fördern. Bewerben können sich Krankenhausleitungen, Qualitätsbeauftragte, Koordinatoren der Krankenhausversorgung, Versorgungsteams aus Krankenhäusern, wissenschaftliche Einrichtungen, Universitäten sowie Fach- und Hochschulen. Der mit 6 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Preisgeldern in Höhe von 50.000 Euro ausgestattete Gesundheitspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre ausgeschrieben und widmet sich jeweils einem ausgewählten Thema mit besonderer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung. Gesucht werden innovative und praxiserprobte Modelle oder zukunftsweisende Projekte, die zur Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beitragen. Die Entscheidung über die Preisträger trifft eine unabhängige zehnköpfige Jury aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens. Nähere Informationen über die Bedingungen erfahren Interessierte über die Geschäftsstelle Berliner Gesundheitspreis beim AOK Bundesverband (E-Mail: berliner.gesundheitspreis@ bv.aok.de). (PM/Red) www.aerzteblatt-sh.de Hohe Qualität der betrieblichen Ausbildung Die jahrgangsbesten Auszubildenden in den Freien Berufen, darunter auch die in den Arztpraxen ausgebildeten MFA, wurden vergangenen Monat vom Landesverband der Freien Berufe in Schleswig-Holstein (LFB) geehrt. „Bleiben Sie mobil und flexibel, ergreifen Sie jede Chance der Fort- und Weiterbildung“, sagte LFBPräsident Hans-Peter Küchenmeister. Er appellierte zugleich an die Vertreter der Freien Berufe, weiterhin qualifizierte Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. (PM/Red) (Foto: Volker Rebehn) „Shift happens! ... mit und ohne uns“ In besonderem Blickwinkel steht das diesjährige Symposion, zu dem der „Förderkreis Qualitätssicherung im Gesundheitswesen in Schleswig-Holstein e. V.“ (FKQS) einlädt. Gemeinsam mit den Besuchern des Symposions nimmt der Förderkreis die Zukunft ins Visier – insbesondere die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Unterstützen wird dabei die Referentin des Abends: Jeanette Huber vom Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main. Sie wird die künftigen Entwicklungen im Gesundheitsbereich ohne ressortpolitische Voreingenommenheit beleuchten und auch berufsorientiertes Wunschdenken ist der Zukunftsforscherin fern. Stattdessen benennen die Wissenschaftler des Zukunftsinstituts Entwicklungen, die schon in der Gegenwart als aufkeimende Trends zu erkennen sind, so auch Jeanette Huber. Ohne hellseherisch aktiv zu werden, beschreiben sie erste Hinweise auf neue Tendenzen und geben eine Einschätzung, welche noch zarten Zukunftspflänzchen eine vielleicht bisher ungeahnte Bedeutung gewinnen können. Sicher erscheint lediglich die Aussage, die der Veranstaltung den Namen gegeben hat: „Shift happens!“ „Veränderungen finden statt, egal ob wir sie früh, spät, zu spät oder gar nicht wahrnehmen“, schreibt Dr. Franz-Joseph Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein und Vorsitzender des Förderkreises Qualitätssicherung in seiner Einladung zu dem Kieler Symposion. Er freut sich darauf, mit Jeanette Huber und den Gästen des Abends Zukunft für das Gesundheitswesen einmal etwas anders zu denken. Zukunftsforscherin Huber will den Teilnehmern des Symposions ihre Gedanken in einem „Vortrag mit Boxenstopps“ nahebringen. Auf diese Weise möchte sie unmittelbar die Reaktionen und Ideen des Publikums in die Diskussion zu ihren Thesen mit einbeziehen. Die Moderation des Abends in der Kieler Sparkassenakademie hat der Journalist und Kenner der Gesundheitsszene Bernd Seguin. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, 21. November, Beginn ist 18:00 Uhr. Wer am Symposion „Shift happens! … mit und ohne uns“ teilnehmen möchte, der kann sich bis zum 7. November dazu anmelden in der Geschäftsstelle des FKQS, c/o Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bismarckallee 8-12 in 23795 Bad Segeberg, E-Mail: [email protected] (ws) Ausgabe 10 | Oktober 2014 7 Nachrichten in Kürze AG Palliative Care für nicht an Tumoren Erkrankte Der Hospiz- und Palliativverband Schleswig-Holstein (HPVSH) plant die Gründung einer Arbeitsgruppe Palliative Care für Menschen mit fortgeschrittenen nicht-onkologischen Erkrankungen. Diese werden nach Beobachtung des Verbandes bislang nur zu einem geringen Teil in den bestehenden palliativmedizinischen und hospizlichen Strukturen versorgt und begleitet. Als nicht an Tumoren Erkrankte mit hohem palliativen und hospizlichen Versorgungsbedarf nennt der Verband u. a.: Menschen im Endstadium internistischer Erkrankungen (u. a. COPD, Herzinsuffizienz) Menschen mit schweren und progredienten neurologischen Erkrankungen (u. a. Schlaganfall, MS) Menschen mit fortgeschrittener Demenz Menschen nach langer intensivmedizinischer Behandlung mit irreversiblen Komplikationen Alte Menschen mit ausgeprägter Multimorbidität „Die Palliativversorgung dieser Menschen muss verbessert und in Schleswig-Holstein flächendeckend verfügbar gemacht werden“, fordert der Verband. Mitwirken sollten dabei neben den bestehenden ambulanten und stationären Diensten auch Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete. Angestrebt wird die Integration palliativer Konzepte in allen Versorgungsbereichen. Die Arbeitsgruppe soll aus einem Kern von rund 15 Personen bestehen, multiprofessionell zusammengesetzt sein und einen Verteiler mit Interessierten aufbauen, die sich nach Bedarf einbringen. Der Verband richtet sich mit seiner Einladung an Hausund Fachärzte, Pflegekräfte, Palliative Care Kräfte, SAPV-Ärzte, Mitarbeiter von Hospizen und Palliativstationen und weitere Interessierte. Das Gründungstreffen findet am 5. November von 15:00 bis 17:00 Uhr in der Geschäftsstelle des Verbandes bei der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft in Kiel am Alten Markt 1-2 (2. Stock) statt. Rückfragen können an die Geschäftsstelle des Verbandes (Tel.: 0431 800 1088 oder E-Mail: [email protected]) gerichtet werden. (PM/Red) Neubau in Bad Bramstedt Das Klinikum Bad Bramstedt hat das frühere Kurhaus durch einen Neubau ersetzt. Für Gesamtinvestitionen in Höhe von 10,4 Millionen Euro entstanden auf mehr als 2.500 Quadratmetern 72 Patientenzimmer und eine neue Organisationszentrale für die orthopädische Rehaklinik. Der Neubau liegt in unmittelbarer Nähe zum TherapieCentrum und bietet auch immobilen Patienten Vorteile durch kurze Wege zu Behandlungen und Anwendungen. Das Klinikum hat den Neubau ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert, weil es für den Reha-Bereich keine gesetzliche Investitionsförderung aus Landesmitteln gibt. (PM/Red) Finanzielle Förderung für Praxisnetze Zwei weitere Praxisnetze aus Schleswig-Holstein haben im vergangenen Monat die Kriterien als förderungsfähige Praxisnetze erfüllt und erhalten nun finanzielle Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Das Pinneberger Arztnetz (PAN) und das Gesundheitsnetz Region Wedel (GRW) bekommen jeweils 100.000 Euro. Die KVSH hatte als erste KV in Deutschland die Kriterien für förderfähige Netze erarbeitet und hat nun dem dritten 8 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt und vierten Netz im Land bescheinigt, die Vorgaben zu erfüllen. Zuvor hatten dies wie berichtet das Netz Gesundheit im östlichen Holstein und das Ratzeburger Praxisnetz bereits geschafft. Das Fördergeld wird zweckgebunden vergeben und soll in den Ausbau und die Entwicklung der Netze fließen. Im PAN sind 73 Haus- und Facharztpraxen organisiert, im GRW sind es 54 Ärzte. Beide Verbünde lassen sich von einer externen Geschäftsführung managen. (PM/Red) www.aerzteblatt-sh.de Erfolg für Brunsbüttel vor der Schiedsstelle (Foto: WKK) Das Westküstenklinikum (WKK) Brunsbüttel erhält für seine chirurgische Fachabteilung rückwirkend für das Jahr 2012 rund 1,5 Millionen Euro als Sicherstellungszuschlag von den Krankenkassen. Diese Entscheidung fällte die zuständige Schiedsstelle in Schleswig-Holstein im vergangenen Monat. Es ist die zweite Entscheidung zum Sicherstellungsauftrag, die zugunsten des Westküstenklinikums ausgefallen ist. Schon 2012 hatte das Landesgesundheitsministerium festgestellt, dass die chirurgische Abteilung zur Sicherstellung der Versorgung am Standort notwendig ist. Wegen des vergleichsweise geringen Versorgungsbedarfs ist dies mit dem pauschalierten Entgeltsystem jedoch nicht kostendeckend finanzierbar. Die Krankenkassen argumentierten dagegen, dass das WKK-Haus in Heide schwarze Zahlen schreibt und dies aus ihrer Sicht mit dem Defizit im Nachbarhaus verrechnet werden müsste. Zum Si- cherstellungszuschlag, der zuvor noch keinem Krankenhaus auf dem Festland zuerkannt wurde, steht noch ein Grundsatzentscheid am Verwaltungsgericht Schleswig aus. Zuvor hatten sich Krankenhaus und Krankenkassen um eine außergerichtliche Einigung bemüht, indem sie ein integratives Versorgungskonzept am Standort etablieren wollten, das die Auseinandersetzungen um den Sicherstellungszuschlag überflüssig gemacht hätte. Das ausgearbeitete Konzept war aber wie berichtet von der AOK Nordwest nicht als unterschriftsreif angesehen worden. Der scheidende WKK-Chef Harald Stender appellierte an die Krankenkassen, diese Lösung doch noch in Betracht zu ziehen: „Bevor wir Jahr für Jahr immer wieder über den Sicherstellungszuschlag verhandeln und uns dabei auf Schiedsstellen und Gerichte verlassen müssen, wäre eine solche gemeinsam entworfene Lösung sicher besser“, sagte Stender. (di) Informationsmaterial über Ursachen häuslicher Gewalt In Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium hat die Zeitbild Stiftung eine aktualisierte Neuauflage der Materialien Zeitbild MEDICAL „Häusliche Gewalt: erkennen und helfen“ in Deutsch und Englisch herausgegeben. Die Ärztemappe und das begleitende Patientinnenmagazin informieren über Ursachen und Formen von häuslicher Gewalt, bieten Anregungen zur Diagnostik, zeigen Interventionsmöglichkeiten auf und ermutigen betroffene Frauen, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. Ein Themenschwerpunkt ist unter anderem das neu eingerichtete bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen”. Unter der Rufnummer 08000 116016 können von Gewalt betroffene Frauen, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld rund um die Uhr kostenfrei mehrsprachige Beraterinnen erreichen. Das Material kann nach Angaben der Stiftung kosten- und portofrei unter http://gesundheit-undgewalt.de/kostenfreie-bestellung angefordert werden. (PM) Ausgabe 10 | Oktober 2014 9 Nachrichten in Kürze Vorstand in Schleswig-Flensburg wird neu besetzt Der Ärztliche Standesverein Schleswig und der Kreisausschuss Schleswig-Flensburg der Ärztekammer Schleswig-Holstein laden zur Mitgliederversammlung ein. Am 5. November stehen ab 20:00 Uhr im Schleswiger Hotel Hohenzollern neben dem Bericht des Vorstands auch Neuwahlen auf der Tagesordnung. Der Vorsitzende Dr. Walter Müller aus Fahrdorf hat im Vorfeld angekündigt, nicht erneut zu kandidieren. Auch der Posten des Fortbildungsbeauftragten muss neu besetzt werden. Wahlvorschläge, auch Eigenbewerbungen, sind vom amtierenden Vorstand ausdrücklich erwünscht und können vorab an den Vorsitzenden eingereicht werden. Kontakt: [email protected] (PM/Red) Reinbek modernisiert Steril-Labor Das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift hat die gestiegenen Hygieneanforderungen auch im Apothekenbereich mit der Einrichtung eines Steril-Labors des höchsten Sicherheitsstandards erfüllt. Nicht nur für eigene, auch für externe vor allem onkologische Patienten liegt nun eine Reinraumtechnologie mit aufwendigen Luftfiltersystemen und mehreren Schleusen vergleichbar der pharmazeutischen Industrie vor. „Während andere Krankenhäuser ihre Apotheken schließen, wollen wir unabhängig vom Markt sein und eine medizinische Versorgung aus einem Guss bieten“, sagte Geschäftsführer Lothar Obst. Aus ärztlicher Sicht sei entscheidend, dass praktisch rund um die Uhr ein kompetenter Pharmazeut verfügbar sei. „Angesichts komplexer Therapien mit hoher Medikamentenzahl sind ein kurzer Dienstweg sowie gemeinsame Leitlinien und Visiten im Haus für alle von Vorteil“, betonte der Ärztliche Direktor Prof. Stefan Jäckle. Der langjährige Leitende Apotheker Mario Hartig, zugleich Beratungsapotheker der Apothekerkammer für Schleswig-Holstein, wies darauf hin, dass Reinbek nun mit der Reinraumklasse B (statt wie vorgeschrieben nur C) und Klasse A an den beiden Werkbänken für individuelle Chemotherapeutika sowie Antibiotika/Schmerzmittel für die Zukunft sehr gut aufgestellt sei. (hk) ZIP eröffnet Tagesklinik in Lübeck Das Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) hat am 1. Oktober auf dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) eine neue Psychosomatische Tagesklinik eröffnet. Die Klinik besteht aus einem Aufenthaltsraum, einem Gruppenraum und einem Ruheraum für die Patienten. Das Angebot richtet sich an Menschen mit chronischen Depressionen. Ziel ist es nach Angaben von ZIP-Leiter Prof. Fritz Hohagen, die stationäre Behandlungszeit für diese Patienten zu verkürzen und ihnen ein geeignetes tagesklinisches Angebot zu machen. Es stehen 15 Behandlungsplätze zur Verfügung. Das ZIP ist ein Tochterunternehmen des UKSH und in Kiel etabliert. Die ZIP-Einrichtungen 10 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt unterstützen Patienten auf ihrem Weg zurück in ein ambulant unterstütztes, aber selbstständiges Leben. Nach Angaben der Einrichtung erkrankt jeder vierte Deutsche im Laufe seines Lebens an einer Depression, davon wiederum jeder Vierte an einer chronischen Depression, die sich nach Angaben von ZIP-Oberarzt Dr. Philipp Klein nicht von allein bessert und eine intensive Behandlung erforderlich macht. „Auf diese Behandlungen haben wir uns spezialisiert und schaffen nun mit der Tagesklinik ein Angebot, mit dem wir unseren Patienten jenseits der stationären Versorgung weiterhelfen können“, sagte Klein. (PM/Red) www.aerzteblatt-sh.de 1.000 Nieren in Kiel transplantiert Prof. Felix Braun (l.), geschäftsführender Oberarzt des Transplantationszentrums, und Prof. Thorsten Feldkamp (r.), Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin IV, mit Patient Harald Christiansen. (Foto: UKSH) Am Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel erhielt Harald Christiansen als tausendster Patient eine Nierentransplantation. Der 52 Jahre alte Maurer aus Risum-Lindholm litt seit 1989 an einer Nierenfunktionsstörung und wartete seit November 2004 auf ein Spenderorgan. „Herr Christiansen hat den Eingriff hervorragend überstanden und befindet sich gesundheitlich auf einem guten Wege. Wir freuen uns mit ihm, dass die Transplantation nach zehnjähriger Wartezeit nun erfolgreich verlaufen ist“, sagt Prof. Thorsten Feldkamp, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin IV – Nieren- und Hochdruckkrankheiten. „Meine Erkrankung war ein tiefer Einschnitt und hatte mein Leben und das meiner Angehörigen stark eingeschränkt“, berichtete Christiansen. „Ich bin froh und dankbar, dass ich nun mit einem Spenderorgan neue Lebensqualität zurückgewinne. Beispiele wie meines zeigen, wie wichtig und wertvoll die Bereitschaft zur Organspende ist.“ Das Transplantationszentrum des UKSH ist nach eigenen Angaben eines der wenigen Zentren in Deutschland, die das gesamte Spektrum der Organtransplantation abdecken. Am Campus Kiel werden an der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie (Direktor Prof. Thomas Becker), der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie (Direktor Prof. Jochen Cremer) und der Klinik für Innere Medizin IV – Nie- ren- und Hochdruckkrankheiten (Direktor Prof. Ulrich Kunzendorf ) sowohl Herz-, Lungen-, simultane HerzLungen-Transplantationen als auch die Verpflanzung von Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm und Nieren durchgeführt. Am Campus Lübeck werden interdisziplinär von der Klinik für Allgemeine Chirurgie (Direktor Prof. Tobias Keck) und der Medizinischen Klinik I (Direktor Prof. Hendrik Lehnert) ebenfalls Nierentransplantationen und Pankreastransplantationen durchgeführt. Zudem bietet das UKSH Stammzelltransplantationen und Netzhauttransplantationen an. Seit der ersten Nierentransplantation im Jahr 1979 wurden in Kiel 1.000 Nieren, 650 Lebern, 526 Herzen, 65 Lungen, 46 Bauchspeicheldrüsen (Pankreas) und zehn Dünndärme transplantiert. „Die Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge der Transplantation ist nur durch eine breite fachübergreifende Expertise möglich“, sagt Prof. Felix Braun, geschäftsführender Oberarzt des Transplantationszentrums. „Insbesondere die Versorgung von Kindern erfordert einen hohen Spezialisierungsgrad. Nur sehr wenige Zentren können da auf die wichtige klinische Erfahrung zurückgreifen.“ In Kiel sorgt ein Team von mehr als 60 Ärzten und Wissenschaftlern für die Patienten. Die Koordinatoren des Transplantationszentrums, die auch die Wartelisten überwachen, Lebendspenden vorbereiten und Fortbildungen organisieren, sind rund um die Uhr erreichbar. (PM/Red) Ausgabe 10 | Oktober 2014 11 TITELTHEMA Medizin in Haft Gesundheitsversorgung hinter Gefängnismauern Sie arbeiten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit einer speziellen Patientenklientel: Nur drei hauptberufliche Anstaltsärzte gibt es im Land. Patienten zu helfen, die anderen Menschen schweres Leid zugefügt haben, ist für Anja Sandmann seit Jahren Routine. Die Allgemeinmedizinerin kümmert sich um die gesundheitlichen Probleme von Mördern, Vergewaltigern und anderen schweren Verbrechern. Sandmann ist Anstaltsärztin in der Justizvollzugsanstalt Lübeck. Sie hat vor zehn Jahren eine Stelle angetreten, für die sie täglich an Wachen vorbei hinter Gefängnismauern verschwindet, für die sie ständig Sicherheitstüren öffnen und schließen muss und die es in ähnlicher Form nur zwei weitere Male in SchleswigHolstein gibt. Fest angestellte Anstaltsärzte haben außer Lübeck (515 Haftplätze) noch die Justizvollzugsanstalten (JVA) in Neumünster (507 Haftplätze) und in Kiel (276 Haftplätze). Mit so „schweren Jungs“ und daneben auch mit Frauen im Gefängnis hat es aber nur Sandmann in Lübeck zu tun. Einige Patienten sitzen zehn Jahre bis lebenslänglich hinter Gittern. Und deren erste und wichtigste medizinische Bezugsperson ist stets die Anstaltsärztin, die Fachvorgesetzte ist für ein 13-köpfiges Team, das sich im Drei-Schichten-Betrieb um die Gesundheit der Gefangenen kümmert. Dass viele ihrer Patienten schlimme Verbrechen begangen haben, versucht Sandmann auszublenden. Ihre Aufgabe ist es, gesundheitliche Probleme bei den Gefangenen zu erkennen und zu behandeln, unabhängig von den Taten, die ihre Patienten verübt haben. „Ich bin nicht der Richter und die Strafe für die Gefangenen ist verhängt“, sagt Sandmann dazu. Sie macht ihre Arbeit gern, wie die Allgemeinmedizinerin im Gespräch mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt versichert. Auch wenn der Anstaltsarzt, gäbe es so etwas wie eine Rangfolge unter den ärztlichen Tätigkeiten, wohl eher am unteren Ende angesiedelt wäre, wie ihr Kollege Dr. Gerhard Netzeband aus Neumünster vermutet. Die Gründe für die Vermutung 12 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt liegen auf der Hand: Zu wenig wissen die Kollegen über diese Tätigkeit, zu groß sind die Berührungsängste, zu unattraktiv erscheint das Umfeld, zu gering ist die Zahl der Kollegen. Dennoch haben sich Netzeband und Sandmann genauso wie ihr Kollege Thomas Jedamski in Kiel ganz bewusst für diese Tätigkeit entschieden und es auch nie bereut. Sandmanns und Jedamskis offizielle Bezeichnung lautet Regierungsmedizinaldirektor. Der imposante Titel bildet ein wenig ab von der großen Verantwortung, die Ärzte in dieser Tätigkeit übernehmen. Natürlich sind die drei Ärzte in erster Linie so etwas wie die Hausärzte für die Häftlinge. Damit ist ihre Arbeit aber nur unzureichend beschrieben. Für Straftäter gibt es keine freie Arztwahl. Jede gesundheitliche Frage läuft über die medizinischen Abteilungen, die im JVA-Umgangston Lazarett heißen und die von den jeweiligen Anstaltsärzten geleitet werden. Lehnt der Anstaltsarzt einen Wunsch ab, kann ein Strafgefangener nicht zum nächsten Arzt gehen. Stattdessen schalten nicht wenige ihren Anwalt ein. Daneben gibt es deutliche Unterschiede in der Patientenklientel. Die Patienten sind im Durchschnitt jünger, haben einen niedrigeren Bildungsstatus als in den Praxen und sind zu einem deutlich höheren Anteil drogenabhängig. Deshalb haben alle drei Anstaltsärzte eine Zusatzausbildung für die Substitution. Sandmann hat es in Lübeck auch mit einer überproportional hohen Quote an HIV- bzw. Hepatitis C-Erkrankten zu tun. Grundsätzlich zeigt sich in allen Haftanstalten, dass sich der körperliche und geistige Zustand der Gefangenen durch langjährige Abhängigkeiten zunehmend verschlechtert und es bei ihnen häufiger zu psychiatrischen Erkrankungen kommt als in der Durchschnittsbevölkerung. Die Unterschiede in der medizinischen Betreuung gehen aber weiter. Internist Jedamski nennt u. a.: www.aerzteblatt-sh.de Anja Sandmann ist seit zehn Jahren Anstaltsärztin in der JVA Lübeck. Die Sicherheitsvorkehrungen sind für sie längst Routine. (Fotos: di) Ausgabe 10 | Oktober 2014 13 TITELTHEMA Engmaschige Überwachung rund um die Uhr. Bei unklarer Symptomatik wird der Notarzt eingeschaltet. Einnahmekontrolle der Medikamente: So wird die Compliance gesichert. Labor in der Abteilung: Blut und Urin können mehrmals am Tag untersucht werden. Viele Patienten haben chronische Wunden. Akute Entgiftung von Alkohol und Drogen ist oft erforderlich. Jedamski und seine Kollegen müssen sich in ihrer Arbeit oft mit unrealistischen Erwartungen ihrer Patienten auseinandersetzen. Oft versuchen die Strafgefangenen, über die Medizin Haftverschonung zu erreichen. Für die Anstaltsärzte gehört es zum Alltag, dass ihnen Erkrankungen vorgetäuscht werden und sie sich gegenüber Häftlingen und deren Anwälten für ihre Entscheidungen rechtfertigen etwa hat Haftverschonung in ihrer zehnjährigen Tätigkeit hinter den Mauern des Gefängnisses im Lübecker Marliring einmal bei einer Frau befürwortet, die einfach zu schwer war, um dort angemessen medizinisch betreut werden zu können. Außerdem gab es eine vorzeitige Haftentlassung für drei Patienten mit so schwerer Krebserkrankung, dass die restliche Lebenszeit stark verkürzt war. Die drei Anstaltsärzte sind mit völlig unterschiedlichen Vorgeschichten in ihre Tätigkeiten gekommen. Sandmann war nur als Vertretungsärztin in der Haftanstalt tätig, als ihr Vorgänger versetzt wurde. Sie erhielt die Anfrage und entschied sich für die Vollzeittätigkeit mit 41 Stunden pro Woche plus ständiger telefonischer Erreichbarkeit. Jedamski dagegen war Anfang der 90er Jahre gezielt auf Arbeitssuche – zu einer Zeit, als sich Ärzte mit ihren Bewerbungsunterlagen noch in einen großen Stapel auf den Schreibtischen der Personalchefs in den medizinischen Einrichtungen einreihen mussten. Er stieß damals auf eine Anzeige des Justizministeriums und wurde nach seiner Einstellung zum Beamten. Netzeband dagegen war lange Zeit niedergelassener Allgemeinmediziner in Neumünster, hatte aber vor drei Jahren von den Rahmenbedingungen der vertragsärztlichen Tätigkeit genug (siehe Seite 17). Als ein neuer Anstaltsarzt gesucht wurde, griff er zu Arbeitsstätte mit Festungscharakter: Die JVA in der Kieler Faeschstraße ist Arbeitsort für den Internisten Thomas Jedamski. (Fotos: di) und änderte seine berufliche Ausrichtung im reimüssen – was mitunter viel Arbeitszeit in Anspruch fen Alter von 61 Jahren. nimmt. Viele Patientenakten sind gefüllt mit EinlasGemeinsam ist den drei Ärzten, dass keiner von ihsungen von Anwälten, die versuchen, über den Genen die Entscheidung bis heute bereut hat und dass sundheitszustand ihrer Klienten Verbesserungen zu sie für die medizinische Betreuung auf ein zuverläserreichen. „Wir sind hier nicht bei der Heilsarmee. siges Team von Bediensteten zurückgreifen könViele wollen sich Vorteile erschleichen und erzählen nen, die vor der Laufbahn als Justizvollzugsbeamte mit viel Kreativität Märchen“, berichtet Netzeband schon eine Ausbildung in einem Gesundheitsbeaus seinem Arbeitsalltag in Neumünster. Tatsächlich ruf hinter sich haben. Unter den 13 Mitarbeitern von ist die Chance, Haftverschonung aus medizinischen Sandmann finden sich Rettungssanitäter, Rettungs Gründen zu erwirken, aber relativ gering. Sandmann assistenten, Medizinische Fachangestellte, Kranken14 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de schwestern und Krankenpfleger. Jeder von ihnen muss sich wie die Ärzte daran gewöhnen, dass sie jede Tür vor dem Öffnen zunächst auf- und hinter sich wieder abschließen müssen. „Das war anfangs ungewohnt, wurde aber schnell selbstverständlich“, sagt Jedamski. Sein Sprechzimmer unterscheidet sich kaum von denen in den Praxen der niedergelassenen Kollegen – abgesehen von einigen sicherheitsbedingten Details. An seinem Gürtel hängt ein Telefon mit Alarmknopf. Über das Telefon lässt sich sein Standort jederzeit ermitteln. Neben seinem Schreibtisch befindet sich ein roter Alarmknopf, den Jedamski in seiner 14-jährigen Tätigkeit erst ein Mal drücken musste. Allerdings mit Vorankündigung für einen Häftling, der sich trotz mehrfacher Aufforderung weigerte, das Sprechzimmer wieder zu verlassen. Innerhalb weniger Sekunden waren zahlreiche Bedienstete im Arztzimmer, der Häftling lag auf dem Boden und ließ sich dann widerstandslos in seine Zelle zurückbringen. Alle Türen innerhalb der medizinischen Abteilung in Kiel sind offen, damit im Alarmfall Helfer ungehindert Zugang haben. Zuständige Aufsicht für die Gefängnisse und damit auch für die Anstaltsärzte ist das Justizministerium. Dort macht man sich Gedanken um die Nachwuchsgewinnung sowohl für die hauptamtlichen Ärzte Famulant Peter Walkling und Rettungsassistent Stefan Lack gehören zum Team von Anstaltsarzt Thomas Jedamski (von links, oberes Foto) in Kiel. Die medizinische Abteilung in der JVA verfügt über viel Platz mit guter Ausrüstung für fachärztliche Sprechstunden. Ausgabe 10 | Oktober 2014 15 TITELTHEMA als auch für die Ärzte, die in den anderen, deutlich kleineren JVA‘s im Land (Flensburg: 66 Haftplätze, Schleswig: 112 Haftplätze, Itzehoe: 32 Haftplätze) Patienten auf Honorarbasis aufsuchen. An den drei genannten Standorten gibt es jeweils einen Vertragsarzt, der die Häftlinge betreut. Um auch den Nachwuchs für die Arbeit der Anstaltsärzte zu interessieren, sollte nach Ansicht Netzebands an den Universitäten auf die Möglichkeit einer Famulatur aufmerksam gemacht werden. Peter Walkling ist einer der wenigen Medizinstudenten, die diese Möglichkeit nutzen. Er sammelt Erfahrungen in der JVA Kiel und sagt: „Ich hätte ein raueres Klima erwartet.“ Auch die „Wehleidigkeit“, die er bei dem einen oder anderen Häftling beobachtet hat, hatte er so nicht erwartet. Ob er sich später eine Tätigkeit als Anstaltsarzt vorstellen könnte? „Zumindest will ich das nicht ausschließen“, sagt der Student im neunten Semester. Aufmerksam wurde er auf die medizinische Tätigkeit hinter Gittern durch einen Justizvollzugsbeamten in der eigenen Familie. Tatsächlich ist es nach seinen Angaben unter den Kommilitonen weitgehend unbekannt, dass man seine Famulatur hinter Gefängnismauern ableisten kann. Natürlich wird nicht jede Erkrankung in der Haftanstalt und von den Ärzten in der JVA selbst behandelt. 83 Mal wurde im vergangenen Jahr bei Häftlingen in Schleswig-Holstein eine stationäre Aufnahme angeordnet. Da es kein Vollzugskrankenhaus im Land gibt, wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit entsprechend hohem Personalaufwand im öffentlichen Krankenhaus behandelt. Hinzu kamen 1.563 Praxisbesuche von Häftlingen in Facharztpraxen des Landes. „Die Zusammenarbeit mit den Kollegen außerhalb funktioniert reibungslos. Dafür kann man sich nur bedanken, denn ganz selbstverständlich ist das nicht“, sagt Sandmann. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die anderen Patienten im Wartezimmer einer Praxis, die schließlich nicht jeden Tag neben einem bewachten Häftling sitzen. Die Vollzugsanstalten versuchen deshalb, wenn möglich die bewachten Praxisbesuche an den Beginn oder an das Ende der Sprechstunde der niedergelassenen Kollegen zu legen. Viele niedergelassene Fachärzte kommen allerdings auch für Sprechstunden in die Haftanstalten, die zum Teil gut mit fachärztlichen Geräten ausgestattet sind. Sandmann ist froh, dass regelmäßig ärztliche Kollegen aus den Fachrichtungen Neurologie/Psychiatrie, Chirurgie, HNO-Medizin, Orthopädie, Urologie und Dermatologie Sprechstunden in ihrer Abteilung abhalten. Das dient in erster Linie der Gesundheit der von ihr für die Sprechstunden vorselektierten Patienten, aber auch ihrer Absicherung, wenn sie überzogenen Erwartungen von Häftlingen und Anwälten entgegentritt. Neben den ärztlichen Sprechstunden kommen auch Fußpfleger, Physiotherapeut und Diabetesberater in den medizinischen Bereich der JVA Lübeck, die als einzige in Schleswig-Holstein eine kleine stationäre Abteilung vorhält. Außerdem gibt es z. B. ein Zahnarztzimmer, eine kleine Apotheke und augenärztliche Behandlungseinheiten. Einfluss auf das Privatleben hat der Umgang mit der ungewöhnlichen Patientenklientel nach Auskunft Jedamskis nicht. Es hat in den 14 Jahren seiner Tätigkeit in der JVA keine Bedrohungen, keine Beschimpfungen, nicht einmal Kontaktversuche vonseiten ehemaliger Häftlinge außerhalb der Gefängnismauern gegeben. Wenn er trotzdem mal zufällig einen seiner früheren Patienten in seiner Freizeit trifft, ist die Reaktion angemessen: „Wir nicken uns zu und gehen unserer Wege.“ Blick aus der stationären Krankenstation in der JVA Lübeck. Dirk Schnack 16 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de „Diese Tätigkeit begeistert“ Dr. Gerhard Netzeband war 25 Jahre lang niedergelassener Arzt, hat zunächst in Heidelberg gearbeitet und danach lange Zeit in eigener Praxis in Neumünster. 2011 hat er sich mit 61 Jahren entschieden, die eigene Praxis aufzugeben, um sich hauptberuflich als Anstaltsarzt um die Patienten in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Neumünster gegenüber dem Friedrich- Dr. Gerhard Netzeband in der JVA Neumünster. Er hat seine Praxistätigkeit gegen die Anstaltstätigkeit eingetauscht. (Fotos: di) Ebert-Krankenhaus zu kümmern. Als Grund für den ungewöhnlichen Wechsel nennt der Allgemeinmediziner die für ihn unbefriedigenden Rahmenbedingungen für die ärztliche Niederlassung in Deutschland. „Diese Tätigkeit begeistert mich immer noch. Hier in der JVA kann ich die Medizin machen, wie ich es mir vorstelle. Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für unsere Solidargemeinschaft, dass dies in der Praxis nicht möglich ist. Als Anstaltsarzt kann ich aber alles machen, was medizinisch geboten ist“, sagt Netzeband. Das heißt nicht, dass die Gefangenen bei ihm eine Luxusmedizin genießen. Auch als Anstaltsarzt ist Netzeband gehalten, wirtschaftlich zu arbeiten. Aber er ist nicht budgetiert, fühlt sich weniger reglementiert, hat mit weniger Bürokratie zu kämpfen als in der Praxis und er kann sich bei Bedarf auch mal eine halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit einem Patienten nehmen. Das ist allerdings auch häufiger erforderlich als „draußen“. Der Anteil an psychisch auffälligen Patienten ist deutlich größer als in der Praxis eines Allgemeinmediziners. Und die Haftzeit bewirkt, dass viele Insassen Redebedarf haben und im Arzt hin und wieder eine Art Seelsorger suchen. „Manchmal muss man einfach mal zuhören und einen Rat geben“, beschreibt der Allgemeinmediziner einen wichtigen Teil seiner Tätigkeit. Netzeband verschweigt aber auch nicht, dass ihm persönlich die geregelte Arbeitszeit des Amtsarztes mit Urlaubsanspruch und keinen Extradiensten entgegenkommt. „Ich bin jetzt 64 Jahre alt und habe die Vorteile einer geregelten Arbeit im öffentlichen Dienst schätzen gelernt“, sagt Netzeband. Unvorbereitet hat er sich auf die Stelle in der JVA nicht beworben. Er hat zuvor schon einige Jahre als Vertretungsarzt neben seiner Praxis Häftlinge in Neumünster betreut. Die vorher fremde Welt im Justizbereich, der Umgang mit Staatsanwälten und die Beschäftigung mit neuen Fragen – auf seinem Schreibtisch liegt ein oft aufgeschlagenes Exemplar der Strafprozessordnung – hätten ihn gereizt, sagt Netzeband. Zu den Reaktionen in seinem persönlichen Umfeld zu der ungewöhnlichen Tätigkeit zählte auch die Frage „Ist das nicht gefährlich?“ Netzeband entgegnet dann: „Es gibt kaum einen sichereren Ort als das Gefängnis.“ Er verweist auf die hohen Sicherheitsbestimmungen, die Wachen, die Alarmknöpfe an jedem Arbeitsplatz. „Ich habe keine Bedenken, durch eine Gruppe mit zehn Gefangenen hindurchzugehen. Ich bin noch nie in eine bedrohliche Situation geraten“, sagt Netzeband. Beschimpfungen habe es zwar gegeben, aber nie tätliche Angriffe. Und die meisten Patienten verhalten sich ihm gegenüber ohnehin nicht viel anders, als er es aus der Praxis kennt. Allerdings würde er die Tätigkeit im Gefängnis auch nicht jedem empfehlen. Lebens- und Berufserfahrung hält der Allgemeinmediziner schon für hilfreich, um mit den Häftlingen zurechtzukommen. Für ihn steht aber fest: „Der Wechsel in die JVA war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe.“ Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 17 Schleswig-Holstein Jubiläum Glück, ein Akt der Notwehr und maßvolle Strategen Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein feierte ihr 50-jähriges Bestehen. Neue Herausforderungen durch aktuelle Rechtsprechung. Launiger Festredner: Prof. Bernd Raffelhüschen bei seinem Vortrag in Kiel. Reden und Vorträge auf Jubiläen können ermüdend und langweilig sein, aber auch inspirierend und kurzweilig. Was den Gästen zum 50-jährigen Jubiläum der Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein geboten wurde, zählte zur zweiten Kategorie. Maßgeblichen Anteil daran hatte der Festvortrag von Prof. Bernd Raffelhüschen, der sein ursprüngliches Thema („Zur Nachhaltigkeit der Gesundheitsvorsorge im demografischen Wandel“) spontan in eine Abhandlung über die Ursachen des Glücks abänderte. Der aus Niebüll stammende Raffelhüschen hat sich als Direktor des Freiburger Instituts für Finanzwissenschaften und des Forschungszentrums Generationenverträge bundesweit einen Namen gemacht und gilt als Experte für die Auswirkungen des demografischen Wandels. Dass er auch zum Thema Glück auf fundierte Analysen zurückgreifen und darüber unterhaltsame Vorträge halten kann, überraschte die 18 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt meisten der rund 80 Gäste im Kieler Kaufmann positiv. Glück, aber auch ein „Akt der Notwehr“, wie es Schleswig-Holsteins Staatssekretärin Anette Langner in ihrem Grußwort ausdrückte, war die Gründung der Versorgungseinrichtung vor 50 Jahren. Langner bezog sich damit auf die Entscheidung der Adenauer-Regierung in den 50er Jahren, die Ärzte aus der gesetzlichen Rentenversicherung auszuschließen. Was die Ärzte in der Folgezeit aus diesem unfreiwilligen Ausschluss machten, nötigte der Politikerin Respekt ab. „Sie haben offensichtlich eine gute und maßvolle Strategie entwickelt“, bescheinigte sie den Entscheidungsträgern in der Versorgungseinrichtung. Dies erkennt man auch im benachbarten Versorgungswerk in Hamburg an. Dessen Vorsitzender Dr. Thorsten Hemker verwahrte sich gegen den mitunter in Politik und Öffentlichkeit vermittelten Eindruck, Ärzte entzögen sich über ihre Versorgungseinrichtungen der Solidargemeinschaft. Das www.aerzteblatt-sh.de Kammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann: 50 Jahre sind für die Versorgungseinrichtung kein Bergfest. Staatssekretärin Anette Langner mit Dr. Dr. Michael Steen (links) und Bertram Bartel. Geschäftsführer Harald Spiegel (rechts) begrüßte rund 80 Gäste zum Jubiläum. (Fotos: Wohlfromm) Gegenteil sei zutreffend, so Hemker, denn: Erstens habe die Politik für den Ausschluss der Ärzte gesorgt und zweitens finanzierten Ärzte über ihre Steuern auch noch den Bundeszuschuss an die gesetzliche Rentenversicherung maßgeblich mit. „Unverständlich, dass wir uns dafür auch noch anfeinden lassen müssen“, so Hemker. Schleswig-Holsteins Ärztekammerpräsident Dr. Franz-Joseph Bartmann erinnerte daran, dass der Erfolg zum Start der Versorgungseinrichtung nicht absehbar gewesen sei und dankte den dafür maßgeblichen Personen. Aktuell stehen die Ärzte Dr. Dr. Michael Steen (Aufsichtsrat) und Bertram Bartel (Verwaltungsrat) den VE-Gremien vor. Die Geschäfte werden von Harald Spiegel geführt. Bartmann ging aber auch auf die aktuelle Rechtsprechung ein, die Insidern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Dabei geht es um die Frage, welche Mitglieder eines Berufsstandes in die Versorgungseinrichtungen der freien Berufe aufgenommen werden dürfen. Auch Hemker warnte in diesem Zusammenhang vor einer willkürlichen Unterscheidung des Gesetzgebers in klassische und angeblich nicht klassische ärztliche Tätigkeiten. Diese Entscheidung sollte nach seiner Auffassung nicht den Sozialgerichten, sondern den Ärztekammern vorbehalten bleiben. Langner erwartet, dass angesichts solcher komplexer Fragestellungen die kommenden Jahre für die Versorgungseinrichtungen „keine ruhigen“ werden. Allerdings gehen VE und Ärztekammer diese Herausforderungen durchaus selbstbewusst an. Bartmann erwartet eine lange Zukunft für das Versorgungswerk und zeigte sich sicher, dass die Einrichtung mit 50 Jahren noch kein „Bergfest“ feiert. Zur Bewältigung der Herausforderungen wird sicherlich nicht nur, aber auch Glück benötigt. Den Experten dafür kennt man in der Versorgungseinrichtung. Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 19 Schleswig-Holstein Parlamentarischer Abend Reges Interesse – gute Gespräche Gemeinsam hatten die Ärztekammer und die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein zum Parlamentarischen Abend geladen. Zahlreiche Gäste aus Politik und Gesundheitsszene waren gekommen. Zum wiederholten Mal baten beide ärztliche Körperschaften gemeinsam in das Haus der Zahnärztekammer am Kieler Westring, um dort in angenehmem Ambiente miteinander ins Gespräch zu kommen. Thematischer Schwerpunkt des diesjährigen Parlamentarischen Abends war ein Krankheitsbild, das weltweit in zunehmendem Maße zur Herausforderung wird: der Diabetes mellitus. Und da die Erkrankung sowohl ärztliche als auch zahnärztliche Behandlung und Begleitung erfordert, steuerten Experten aus beiden Berufsgruppen kurze Fachvorträgen zum offiziellen Teil des Abends bei. Nach der Begrüßung durch den Hausherrn, den Präsidenten der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Michael Brandt, referierte zunächst Prof. Morten Schütt, bekannter Diabetologe aus der Medizinischen Klinik am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, über die weltweite Entwicklung des Krankheitsbilds. Angesichts zunehmender Zahlen von Diabetes-Patienten postulierte Schütt die zentrale Botschaft an alle politisch Verantwortlichen wie professionell helfenden und behandelnden Fachleute: „Gemeinsam handeln!“ Dabei zeige sich als der richtige Weg, in 20 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt der globalen Herausforderung regional zu denken. Nur so könnten die Betroffenen in ihren jeweiligen sozialen Zusammenhängen erreicht und gezielt begleitet werden. Der Lübecker Diabetologe lobte die Vorreiterstellung des Landes Schleswig-Holstein in Bezug auf Aktivitäten zur Diabetes-Versorgung und -Prävention. So habe das nördlichste Bundesland eine Bundesratsinitiative zur Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans in Gang gesetzt. Mehr als sechs Millionen Frauen, Männer und Kinder leiden in Deutschland an Diabetes mellitus. Weltweit liegt die Zahl der betroffenen Patienten derzeit bei rund 382 Millionen. Bis zum Jahr 2035 erwarten Experten einen Anstieg der Erkrankten auf bis zu 592 Millionen Betroffene. 5,1 Millionen Menschen starben im Jahr 2013 an den unmittelbaren Folgen der Krankheit. Zahlreiche Patientinnen und Patienten sind mittlerweile jünger als 60 Jahre. Als Treiber für die Erkrankung des Diabetes mellitus Typ 2 gelten vor allem Faktoren der Wohlstandsgesellschaft wie Fettleibigkeit, fett-, zucker- und salzreiche Ernährung und vor allem mangelnde Bewegung. „Sitzen ist das neue Rauchen“, so Morten Schütt über unsportli- www.aerzteblatt-sh.de che Verhaltensweisen, die häufig auch schon im Kinder- und Jugendalter zu beobachten sind. Zweiter Referent zum Hauptthema des Abends war der Zahnarzt Dr. Christian Graetz, Oberarzt an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel. Er wies vor allem auf die Verbindung zwischen Diabetes mellitus und einer möglichen Parondontitis hin. Diabetes-Patienten weisen ein deutlich erhöhtes Risiko auf, an einer solchen Entzündung im Mundbereich zu erkranken. Graetz beschrieb die gute Möglichkeit der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen Arzt und Von der Ärztekammer Schleswig-Holstein: Dr. Gisa Zahnarzt im Hinblick auf das Krankheitsbild DiaAndresen, Dr. Wilken Boie und Ärztekammer Vizepräsident Dr. Henrik Herrmann (v. l.) betes mellitus. Viele Zahnärzte, so der Referent, sehen Patienten mit Parod ontitis-Problemen vor der Diagnose Diabetes. Ein Verweisen der unterschiedlichen heilenden Professionen aufeinander ist da zugunsten der Patienten sinnvoll. Bevor er zum informellen Teil des Abends überleitete und die Gäste zu Buffet und Gesprächen einlud, nahm der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Franz-Joseph Bartmann, Aspekte aus den Kurzvorträgen auf. Dabei nahm er insbesondere Bezug auf die Bedeu- Dr. Michael Brandt, Anette Langner und Dr. Franz-Joseph Bartmann (v. l.) (Fotos: Wohlfromm) tung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, wie sie auch für die Bedie Pflegeberufekammer gelinge, den Vertretern handlung des Diabetes mellitus höchst sinnvoll erder Ärzteschaft mandatierte Gesprächspartner der scheint. Pflegenden an die Seite zu stellen, sei dies aus seiIm Hinblick auf den fachlichen Austausch der Gener Sicht zu begrüßen. sundheitsprofessionen erwähnte der ÄrztepräsiNicht allein um das Thema „Diabetes mellitus“ entdent auch die Regierungspläne für die Errichtung wickelten sich die Gespräche beim anschließenden einer Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein. „Get together“ im Foyer des Zahnärztehauses. EinAuch an Staatssekretärin Anette Langner gemal mehr zeigte sich, wofür ein Parlamentarischer richtet, die seitens des Kieler Sozialministeriums Abend in angenehmem Ambiente immer auch vorbeim Parlamentarischen Abend zu Gast war, berangig dient: zu freundlich fröhlichem Austausch tonte Bartmann die Kooperation der Ärzteschaft und manch ernstem Gespräch außerhalb offizieller mit Vertretern anderer Heilberufe. Wenn es durch Dienstzeiten. Wolfram Scharenberg Ausgabe 10 | Oktober 2014 21 Schleswig-Holstein UKSH Großprojekt mit privatem Partner startet im kommenden Jahr Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) wird für rund 520 Millionen Euro erneuert. Den Zuschlag erhielt ein privates Konsortium. Das Gesamtprojekt weist über eine Vertragslaufzeit von 30 Jahren ein Vertragsvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro auf und beinhaltet den anschließenden Betrieb und die laufende Instandsetzung der Immobilien. Wissenschafts- und Gesundheitsministerin Kristin Alheit sprach nach der Vertragsunterzeichnung am 30. September mit dem Bieterkonsortium BAM/VAMED von einem „starken Signal für den Forschungs- und Wissenschaftsstandort SchleswigHolstein“ und von einem wichtigen Beitrag für eine verlässliche Gesundheitsversorgung im Land. Ziel der baulichen Erneuerung ist die Schaffung effizienter Strukturen, die die Wettbewerbsfähigkeit des UKSH erhöhen und die Konsolidierung des verschuldeten Hauses ermöglichen sollen. Allerdings ist auch den Politikern klar, dass dazu neben der baulichen Erneuerung weitere Schritte eingeleitet werden müssen. Rolf Fischer, Aufsichtsratsvorsitzender des UKSH und Wissenschaftsstaatssekretär, mahnte eine Verbesserung der Krankenhausfinanzierung insgesamt, aber auch veränderte interne Strukturen im UKSH an. UKSH-Chef Prof. Jens Scholz ist überzeugt, dass die Realisierung des baulichen Masterplans, für den er sich im Vorwege stark gemacht hatte, „die Krankenversorgung der Menschen in Schleswig-Holstein für die kommenden Dekaden sichert“ und zugleich die Innovationskraft von Forschung und Lehre stärkt. Und er prophezeite: „Für rund 12.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eröffnet sich die greifbar nahe Perspektive hochattraktiver Arbeitsplätze in Kiel und Lübeck.“ Die Gewerkschaft Marburger Bund (MB) zeigte sich nach dem für die Vertragsunterzeichnung erforderlichen vorangegangenen Landtagsbeschluss weniger euphorisch. MB-Landesgeschäftsführer Daniel Arp begrüßte zwar grundsätzlich die Sanierungspläne, warnte aber vor überzogenen Renditeerwar22 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt tungen und vor Einsparungen beim Klinikpersonal. „Wenn die Renditeerwartungen nicht erfüllt werden, dann droht vor allem das Drehen an der Personalschraube. Das darf nicht passieren. Die Arbeitsbelastung der Klinikmitarbeiter ist bereits jetzt an der Obergrenze angelangt“, sagte Arp. Wenn das UKSH jetzt versuche, finanzielle Mittel durch Personaleinsparungen frei zu setzen, schlage sich das in noch mehr ärztlichen Überstunden nieder. Der MB fordert deshalb einen „realistischen Umgang mit Renditeerwartungen“. In Kiel und Lübeck sind sowohl Neubauten als auch Sanierungsarbeiten an Bestandsgebäuden geplant. Der Start soll im kommenden Jahr erfolgen, abgeschlossen sollen die Arbeiten im Jahr 2021 sein. Der Betrieb der Immobilien ist bis zum Jahr 2044 vorgesehen. Zur Refinanzierung der Kosten für Planung, Bau und Finanzierung soll eine Effizienzrendite beitragen: durch Einsparpotenziale aus der baulichfunktionell verbesserten Struktur und optimierter Betriebsabläufe und durch Expansionspotenziale, also durch die Behandlung von mehr Patienten. Schon jetzt wird jeder vierte stationär behandelte Patient im Land im UKSH betreut. Die Firma BAM PPP Deutschland GmbH wird in einer Pressemitteilung des Ministeriums und des UKSH als „eines der führenden deutschen Bauunternehmen“ bezeichnet, es handelt sich um die Tochter der niederländischen Royal BAM Group. Die VAMED Gruppe hat sich laut Mitteilung auf die Errichtung, Erneuerung und den Betrieb von Klinikinfrastruktur spezialisiert. Schon 2008 hatte es einen Masterplan für die Sanierung gegegen, 2011 beschloss der Landtag dann die Einleitung eines Markterkundungsverfahrens und die Suche privater Partner. Grund ist die zum Teil veraltete Baustruktur, so sind etwa Augen- und HNO-Klinik in Lazarettbaracken aus dem Jahr 1936 untergebracht. Dirk Schnack www.aerzteblatt-sh.de Versorgung Ein Klinikmanager koordiniert die hausärztliche Versorgung Der Kreis Dithmarschen schafft die Stelle eines hausärztlichen Koordinators und beruft Harald Stender, der gerade seine Laufbahn im Klinikum beendet hat. Der frühere Klinikgeschäftsführer Harald Stender soll in seiner neuen Funktion Städte und Gemeinden in Fragen der Ansiedlung beraten und unterstützen. Eine solche Position gibt es in Schleswig-Holstein bislang nicht. Der 63-jährige Stender hat seine Kliniklaufbahn im Westküstenklinikum (WKK) beendet und kümmert sich in den kommenden zwei Jahren um die Ansiedlung von Hausärzten in der Region, die dringend neue Allgemeinmediziner sucht. „Ich kann nicht zaubern, aber versuchen, die Leute zusammenzubringen“, sagt Stender über seine neue Aufgabe. Dass er Menschen zusammenbringen kann, hat er in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen. Er war einer der Beteiligten, die die von Gemeinden zu betreibenden ambulanten Eigeneinrichtungen befördert haben. Im Krankenhaus hat er über den Bedarf hinaus Allgemeinmediziner als Weiterbildungsassistenten beschäftigt, um sie an die Region zu binden und für eine Tätigkeit in der ambulanten Medizin zu gewinnen. Künftig will Stender Bürgermeistern als Ansprechpartner dienen. Vielen von ihnen ist nach seiner Einschätzung nicht bewusst, dass sie kein Anrecht auf einen Arzt in ihrem Ort haben. Stender will bei seiner neuen Arbeit eng mit KV, Ärztegenossenschaft Nord und regionalem Praxisnetz zusammenarbeiten. Er setzt darauf, junge Ärzte aus anderen deutschen Regionen nach Dithmarschen zu holen. Zugleich appelliert er an die ältere Ärztegeneration, mit den Planungen für einen Praxisübergang nicht zu lange zu warten. „Viele Ärzte sind sich erst kurz vor dem Ruhestand darüber im Klaren, dass es so nicht weitergeht – dann ist es aber oft schon zu spät“, sagt Stender. Er kann sich vorstellen, dass weitere Kreise dem Beispiel Dithmarschens folgen werden. Mit Stender beendet einer der bekanntesten Klinikmanager des Landes eine bemerkenswerte Laufbahn. Der gebürtige Dithmarscher ist der Region stets Harald Stender (Foto: di) treu geblieben und hat das WKK erfolgreich geführt. Dabei scheute der Diplom-Verwaltungswirt keine Auseinandersetzung und galt lange Zeit niedergelassenen Ärzten und deren Vertretungen als rotes Tuch. Stender sammelte ab 1976 als stellvertretender Amtsleiter erste Erfahrungen im stationären Sektor. 22 Jahre lang war er Geschäftsführer des WKK. In dieser Funktion baute er das ambulante Engagement des Hauses deutlich aus, was unter Praxisinhabern misstrauisch beobachtet wurde. Ein wichtiger Schritt zur Versöhnung war die Partnerschaft mit der Ärztegenossenschaft Nord, die einer gemeinsamen MVZ-Gesellschaft mit dem WKK beitrat. Das Haus verpflichtete sich, keine hausärztlichen Sitze aufzukaufen. Stender verbesserte die Beziehungen zu den Praxen und hielt das WKK trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf Erfolgskurs. Ihm gelang aber nicht alles: Die Fusionsgespräche mit dem Klinikum Nordfriesland scheiterten genauso wie das einst angestrebte Regionalbudget. Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 23 Schleswig-Holstein KVSH Segeberger Bauchschmerzen nach KBV-Satzungsänderungen Abgeordnetenversammlung der KVSH in Bad Segeberg. Erneut massive Kritik aus Schleswig-Holstein an KBV-Vorstand Regina Feldmann. Die Spitze der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) ist als Kritiker der Politik von KBV-Vorstandsmitglied Regina Feldmann bekannt. In der jüngsten Abgeordnetenversammlung wurde deutlich, wie tief das Zerwürfnis inzwischen ist. Beide Vorstandsmitglieder aus Bad Segeberg äußerten sich wenig diplomatisch über die umstrittene Allgemeinmedizinerin im KBV-Vorstand. Zugleich hoffen sie, die Berliner Differenzen möglichst aus dem Norden he raushalten zu können – was sie aber selbst für schwer möglich halten. KV-Chefin Dr. Monika Schliffke bemühte sich, die Feldmann-Politik nicht als Ziel aller Hausärzte darzustellen. „Es sind nicht die Hausärzte, die diesen Terz machen. Es ist eine kleine Gruppe und die Spitze eines Verbandes, der handfeste profane Macht- und Finanzinteressen hat“, sagte Schliffke. Ihr Vorstandskollege Dr. rer. nat. Ralph Ennenbach äußerte sich an anderer Stelle über Feldmann so: „Sie kriegen dieses Geschöpf mit der Wendigkeit einer Schlange nicht zu fassen.“ Bei aller Kritik erkennt der KV-Vorstand aus Bad Segeberg aber an, dass die Politik der Feldmann-Gruppe Wirkung zeigt. „Leider sitzen die ziemlich weit oben, sind ständig dicht an der Politik und können daher ziemlich viel Schaden anrichten, weil sie sich mit den entsprechend kolorierten Politikern verbünden. Probleme des Versorgungsbereichs lösen sie damit nicht“, stellte Schliffke fest. Auch für Schleswig-Holstein räumte Schliffke zwar unterschiedliche Interessen und Meinungen zwischen Haus- und Fachärzten ein, die auch in die Abgeordnetenversammlung reichen. Aber: „Sie als Abgeordnete säßen nicht hier, wenn Sie nicht grundsätzlich vom KV-System überzeugt wären, das am Ende alle Partikularinteressen unter einen Hut bringen muss.“ Die Auseinandersetzung in Berlin nannte Schliffke einen „künstlichen Konflikt da oben“. Sie appellierte an die 24 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Abgeordneten, dafür zu sorgen, dass dieser Konflikt keine Ausläufer bildet. Vorangegangen war der Versammlung eine erneute Auseinandersetzung in der KBV, wie Fach- und Hausärzte dort künftig über die sie betreffenden Fragen abzustimmen haben. Eine Gruppe von Hausärzten will eine weitgehende Trennung erreichen. Mit einer Satzungsänderung hatte die KBV-Vertreterversammlung zu einem Kompromiss gefunden, der anschließend von einigen Hausärzten, u. a. von Verbandschef Ulrich Weigeldt, kritisiert wurde. Die Bundesregierung hatte bis Redaktionsschluss signalisiert, dass sie den Kompromiss wohl nicht akzeptieren wird. Die KVSH hatte dem Kompromiss zugestimmt, obwohl dem Vorstand klar war, „dass es so gut wie keine rein hausärztlichen oder rein fachärztlichen Themen gibt“, wie Schliffke sagte, und obwohl der Vorstand weiß, „dass es eine formale und bürokratische Lösung um des lieben Friedens willen ist, der damit doch nicht erreicht werden kann“. Ziel der Zustimmung war, eine weitere Eskalation und Trennung zwischen Haus- und Fachärzten zu verhindern. Der Kompromiss sah die Bildung eines Ausschusses zur Koordinierung der haus- und fachärztlichen Angelegenheiten vor. „Das ist Grippe im Vergleich zu Ebola. Für uns ist jede Lösung akzeptabel, die diesen verrückten Teilungspassus des Koalitionsvertrages nicht in eine Gesetzesform gießt“, sagte Schliffke. Die Abgeordneten kommentierten die Berliner Beschlüsse nicht, sondern beschäftigten sich mit regionalen Angelegenheiten. Allerdings wird Schleswig-Holstein die Auswirkungen der Berliner Trennungsdebatte zu spüren bekommen, wie Schliffke deutlich machte: „Sie mögen sagen, das alles ist KBV-Bier, was interessiert uns das hier. Das ist Funktionärsstreit und Machtgerangel da oben, aus dem wir uns raushalten wollen. Sie werden es nicht können, und deshalb haben wir so viel Bauchschmerzen.“ Dirk Schnack www.aerzteblatt-sh.de 4. Norddeutscher Dialog Bartens Generalabrechnung mit dem Gesundheitswesen Journalist Werner Bartens polarisierte auf dem Barmer GEK Dialog in Lübeck. Alheit erwartet bessere Verzahnung und stärkere Rolle der Praxisnetze im Land. Dr. Harald Terpe, Thomas Stritzl (beide Gesundheitsausschuss des Bundestages), Werner Bartens, Dr. Rolf Schlenker (Barmer GEK) und Klinikgeschäftsführer Dr. Klaus Schmolling auf dem Podium (v. l.). (Foto: di) Unnütze Diagnosen und Therapien, erfundene Krankheiten, kontinuierlich gesenkte medizinische Grenzwerte durch Fachgesellschaften – nur drei von zahlreichen Punkten, die Arzt und Journalist Werner Bartens im deutschen Gesundheitswesen beoachtet haben will und als Zeichen schlechter Medizin wertet. Der Bestsellerautor erfüllte auf dem Barmer GEK Dialog in Lübeck am 30. September die Erwartungen und polarisierte – sichtlich zum Missfallen vieler Ärzte, die nicht zuletzt wegen Bartens gekommen waren. Der wiederholte die aus seinen Büchern bekannte Kritik und fasste diese in einem Satz zusammen: „Es wird schlechte Medizin gemacht.“ Einige Beispiele: Nach seiner Beobachtung wird Zuwendung durch Technik ersetzt, die Nachfrage nach medizinischen Leistungen wird künstlich stimuliert, Qualität ist – wenn vorhanden – nicht transparent. Mit solchen Beispielen füllte Bartens seinen Vortrag. Damit nicht genug: Ärzte, so Bartens, seien leider oft nicht in der Lage, die meist auf englisch verfassten Studien zu verstehen. Nach dem Hinweis eines Arztes auf die zahlreichen im Ausland lebenden Deutschen, die sich bei Krankheit lieber in ihrer Heimat behandeln lassen, räumte Bartens immerhin ein, dass Hinweise auf Schwachstellen erlaubt sein müssten. Selbst der stellvertretende Barmer GEK-Bundesvorsitzende Dr. Rolf-Ulrich Schlenker machte in der folgenden Diskussionsrunde deutlich, dass er Bartens Kritik nicht uneingeschränkt teilt. Konstruktiver als der Gastvortrag und die anschließende Diskussion mit Experten fiel die Begrüßung durch Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kristin Alheit aus. Sie machte deutlich, dass sie von den Praxisnetzen im Land künftig eine deutlich stärkere Rolle erwartet, um die Verzahnung zwischen den Sektoren zu verbessern. „Praxisnetze wie in Lauenburg und Kiel zeigen, dass man was bewegen kann“, sagte Alheit. Sie hält es für richtig, dass solche Verbünde unterstützt werden und schloss nicht aus, dass Netze mittelfristig auch Sicherstellungsaufgaben übertragen bekommen – in Abstimmung mit der KV Schleswig-Holstein, wie Alheit betonte. Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 25 Schleswig-Holstein Klinikabrechnung Neuer Schlichtungsausschuss soll Sozialgerichte entlasten Krankenhäuser müssen sich auf ein neues Prüfverfahren für Klinikabrechnungen einstellen. Ein Schlichtungsausschuss soll strittige Fragen klären. Für das neue, vom Gesetzgeber geforderte Prüfverfahren waren mehrere Verhandlungsrunden auf Bundesebene und schließlich ein Kompromiss in der Schiedsstelle erforderlich. Nach dem Schiedsspruch zeigten sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung nur bedingt zufrieden. DKGPräsident Alfred Dänzer sieht aber zumindest eine Chance, die bürokratischen Belastungen für die Krankenhäuser, die durch Auseinandersetzungen mit dem MDK entstehen, zu mindern. Dies setze allerdings voraus, dass die Krankenkassen nicht länger versuchten, Rechnungen in großem Umfang infrage zu stellen, sagte Dänzer in einer Informationsveranstaltung der DKG in Berlin. Der GKVSpitzenverband verweist dagegen auf eine Summe von mehr als zwei Milliarden Euro, die der Solidargemeinschaft angeblich durch Fehler in den Abrechnungen verloren gehen. Das neue Prüfverfahren sieht u. a. die Möglichkeit eines Falldialogs vor, mit dem strittige Abrechnungsfragen zwischen den Vertragsparteien gelöst werden können. Ein neu gegründeter Bundesschlichtungsausschuss soll künftig Kodier- und Abrechnungsfragen von grundsätzlicher Bedeutung klären. Der Vorsitzende Dr. Christoph Veit erwartet allerdings nur eine überschaubare Zahl von Fällen. Ganz anders wird es in den Regionen aussehen, wo auf die neu zu errichtenden Landesschlichtungsausschüsse jede Menge Arbeit wartet. Allein in Schleswig-Holstein wird es nach Schätzung der Krankenhausgesellschaft (KGSH) voraussichtlich zwischen 3.000 und 3.500 strittige Fälle im Jahr geben, über die der neue Ausschuss zu entscheiden hat. Denn für alle Streitfälle mit einem Gegenstandswert von unter 2.000 Euro ist diese Schlichtung künftig verpflichtend. In den vergangenen Wochen war man deshalb fieberhaft damit beschäftigt, die dafür notwendi26 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt gen Ausschussmitglieder, die über entsprechendes Know-how verfügen müssen, zu finden. Die Probleme bei der Umsetzung waren vorhersehbar und sowohl von Klinik- als auch von Kassenseite frühzeitig benannt worden. Die DKG stellte hierzu fest: „Es besteht die Gefahr, dass der Rechtsweg zu den Sozialgerichten durch überlastete Landesschlichtungsausschüsse blockiert wird.“ Auf Landesebene kam die Kritik an, sogar der Bundesrat warnte im Sommer vor den Folgen der Einrichtung der Landesschlichtungsausschüsse – was den Gesetzgeber aber nicht beeindruckte. Denn Ziel ist es, die Sozialgerichte zu entlasten. Wenig begeistert von der Vereinbarung sind die Klinikvertreter im Norden. Dr. Martin Blümke, als Medizincontroller im Westküstenklinikum Heide und Brunsbüttel direkt betroffen von den Neuregelungen, erhielt bei der Informationsveranstaltung der DKG viel Zuspruch von Klinikvertretern aus ganz Deutschland, als er die Folgen der Vereinbarung für die Klinikverwaltung darstellte und feststellte: „Diese Gründlichkeit ist nur unter extremem Personaleinsatz zu erfüllen.“ Aus Sicht Blümkes offenbart sich in der Vereinbarung erneut das „stetige Misstrauen“, das Krankenhäusern in Abrechnungsfragen entgegengebracht wird. Aus Sicht der Krankenkassen stellt sich dies anders dar. Der GKV-Spitzenverband rechnete vor, dass die Prüfquote von Klinikabrechnungen bislang knapp unter zwölf Prozent liegt, bei einer „Erfolgsquote“ von knapp über 50 Prozent. Die Rückerstattungsquote lag in den vergangenen Jahren damit stets zwischen zwei und drei Prozent. Hochgerechnet auf alle Klinikabrechnungen kommen die Krankenkassen damit auf eine „Finanzwirksamkeit der Abrechnungsprüfung“ von mehr als zwei Milliarden Euro. Dirk Schnack www.aerzteblatt-sh.de Kammerversammlung Glückliche Zufälle Dr. Ulrike Kändler Hamburg Radiologin Jahrgang 1956 (Foto: ÄKSH) Manchmal stellen sich im Leben Zufälle auch als Fügung heraus. Dr. Ulrike Kändler kann ein Lied davon singen: Ihrem unbedingten Willen, nach dem Studium in Rostock zu bleiben, ist es zu verdanken, dass sie heute mit Leib und Seele Radiologin ist. Selbst ausgesucht hat sie sich das Fachgebiet nicht, vielmehr war es aufgrund der Zentralen Plankommission der damaligen DDR ihre einzige Option, in der Stadt zu bleiben. Heute ist sie froh darüber. Seit 23 Jahren ist Kändler am Krankenhaus St. Adolf Stift in Reinbek tätig und hat sich hier eine Domäne erarbeitet, die ihr als Radiologin an anderen Häusern wohl verwehrt geblieben wäre: Die Ultraschall-Diagnostik ist üblicherweise nicht an die Radiologie angeschlossen, in Reinbek gilt die 58-Jährige als Expertin dafür. An diese Stelle ist sie durch gute Kontakten gelangt, die auch in ihrem Privatleben eine große Rolle spielen: „Ich treffe gerne interessante Menschen und liebe es, gute Gespräche und Diskussion zu führen.“ Die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses ist der gebürtigen Brandenburgerin eine echte Herzensangelegenheit: „Mein Wissen auch weiterzugeben, ist mir mit am wichtigsten bei meiner Arbeit.“ Sie gibt Studentenunterricht, Radiologie-Seminare und engagiert sich im Ausschuss zur Qualitätssicherung von Röntgenuntersuchungen, auch in Vorbereitung für die Fachkunde Strahlenschutz, wo sie Prüferin ist. Über diesen Weg ist Kändler auch zur Kammerversammlung gekommen, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, „langsam etwas kürzer zu treten“ und jüngeren Kandidaten den Vortritt zu lassen. Kändler schätzt es, durch die berufspolitische Arbeit stets informiert zu sein: „Es wird immer viel über Dinge geschimpft, aber letztendlich weiß keiner im Detail darüber Bescheid. In der Kammerversammlung bekommt man Auskunft, findet zu jedem Thema einen Ansprechpartner und kann auch etwas verändern. Dr. Bartmann hat es vorgemacht. Er hat sich für vieles eingesetzt und mitgemischt und so auch etwas erreicht.“ Wenn sie könnte, würde sie gern den Numerus Clausus abschaffen: „Wir haben viele Kandidaten mit Einser-Abitur, die aber nicht unbedingt für den Arztberuf geeignet sind. Dagegen gibt es viele junge Menschen, die sich erst in der Pflege aufreiben, zwölf Wartesemester haben und dann gefühlt kurz vor der Rente erst richtig in den Beruf kommen, obwohl sie vielleicht die geeigneteren Mediziner wären.“ Anne Mey Ausgabe 10 | Oktober 2014 27 Schleswig-Holstein Pflegekammer Landesregierung spricht sich für Gründung der Pflegekammer aus Auch viele Pflegeverbände sind für die Kammergründung. Arbeitgeber und Gewerkschaften gemeinsam mit der Opposition gegen die Pflegekammer. Nach der Entscheidung der schleswig-holsteinischen Landesregierung für die Gründung einer Pflegekammer hat vergangenen Monat die erwartete Diskussion über das Für und Wider erneut eingesetzt. Das Forum Pflegegesellschaft gründete unmittelbar nach der Entscheidung eine „Initiative für Selbst- und Mitbestimmung in der Pflege und gegen Zwangsverkammerung und Pflichtbeiträge in Schleswig-Holstein“. Unterstützt wird die Initiative von Gewerkschaftsseite und dem Arbeitgeberlager. Dem Forum Pflegegesellschaft gehören neben dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) auch der Caritasverband, das Diakonische Werk und der kommunale Pflegeverband an. Sie halten die Entscheidung der Landesregierung für falsch und sprechen in Zusammenhang mit der Pflegekammer von einem „Bürokratiemonster“. „Dieser Apparat verwaltet sich und andere und blockiert letztendlich dringend notwendige Entwicklungen im Lande“, teilte das Forum mit. Mit der Initiative sollen die Öffentlichkeit informiert und begleitende Aktionen organisiert werden. Kritisch sehen auch die Sozialpolitiker der Oppositionsparteien im Landtag, CDU, FDP und Piraten, die Gründung einer Pflegekammer. Ihr Antrag gegen eine Pflegekammer war allerdings schon zu Jahresbeginn gescheitert. Unterstützung für ihren Kurs erhält die Landesregierung aus SPD, Grünen und SSW außer vom Deutschen Pflegerat, der im Vorwege für die Kammergründung geworben hatte, von weiteren Verbänden. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe etwa hält die Pflegekammer für einen „wichtigen Schritt, um die Zukunftsfähigkeit der beruflichen Pflege sicherzustellen“. Der Berufsverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe hält die Kammer für geeignet, „die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen auf Augenhöhe und gleichberechtigt mit den Entscheidungsträgern der Gesundheitspolitik“ dis28 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt kutieren zu lassen. Der Berufsverband Pflegemanagement glaubt, dass die Pflegekammer „eine längst bestehende Lücke zur Regelung und Vertretung der Belange beruflich Pflegender“ füllen wird. Der Entscheidung der Landesregierung folgt nun ein Anhörungsverfahren. Eine vorausgegangene Abstimmung wird von Gegnern und Befürwortern unterschiedlich ausgelegt. Die Abstimmung hatte ergeben, dass 51 Prozent der befragten Pflegekräfte für die Kammergründung sind und 24 Prozent dagegen. Die Landesregierung sah damit die Voraussetzungen als erfüllt an, die Kammergründung auf den Weg zu bringen. Die Gegner interpretieren den Ausgang aber als Beleg, dass die Pflegekammer an der Basis keinen Rückhalt habe. Denn ein Teil der Befürworter hatte ihre Zustimmung an die Bedingung einer Beitragsfreiheit geknüpft, die es nicht geben wird. Zudem verwiesen viele Kritiker immer wieder auf die zahlreichen Probleme in der Pflege, deren Lösung nicht bis zur Kammergründung aufgeschoben werden könne. Sozialministerin Kristin Alheit hatte im Vorwege allerdings mehrfach betont, dass die Kammer ein wichtiger Baustein, aber kein Allheilmittel zur Problemlösung sein könne. Was Kammern leisten könnten, zeigten sie u. a. für Ärzte und Psychotherapeuten. Diese hatte schon zu Jahresbeginn in einer Konferenz vor Pflegevertretern über ihre Arbeit informiert. Anders als in Schleswig-Holstein hatte die Umfrage unter Pflegekräften in Hamburg dazu geführt, dass die Gründung einer Pflegekammer nicht weiter verfolgt wird. Dort hatte sich eine Mehrheit gegen die Kammergründung ausgesprochen. 36 Prozent waren für die Kammergründung in der Hansestadt, 48 dagegen. Ein Hauptgrund für die Ablehnung war die kostenpflichtige Mitgliedschaft. Dirk Schnack www.aerzteblatt-sh.de Epilepsie Integrative Versorgung in der Epilepsie wird ausgebaut Gesundheitsministerin und Schirmherrin Kristin Alheit informierte sich vor Ort im Epilepsiezentrum. Drei Ersatzkassen sind der Vereinbarung beigetreten. Ein Vertrag zur integrierten Versorgung (IV) epilepsiekranker Kinder und Jugendlicher in Schleswig-Holstein erhält neuen Schub. Neben dem Beitritt von drei Ersatzkassen zum Norddeutschen Epilepsienetz (NEN) hat Gesundheitsministerin Kristin Alheit die Schirmherrschaft übernommen, um die öffentliche Aufmerksamkeit für das Angebot und damit auch die Einschreibequote für den Vertrag zu erhöhen. Die Vereinbarung war Die ärztliche Leiterin Dr. Sarah von Spiczak (rechts) erläutert Gesundheitsminis(Foto: UKSH) 2011 der erste zwischen terin Kristin Alheit (links) das Behandlungskonzept. einem Arzneimittelhersteller und einer Krankenkasse geschlossene IV-Vertrag. wie die Medikamenteneinnahme am Computer oder Der zunächst von der Knappschaft und dem ArzneiSmartphone zu dokumentieren. Damit erhält der bemittelhersteller Desitin geschlossenen Vereinbarung handelnde Arzt statt der Momentaufnahme in der sind inzwischen auch die Barmer GEK, die Techniker Sprechstunde eine Verlaufsdokumentation. Über Krankenkasse und die HEK beigetreten. Damit steht eine Nachrichtenfunktion können Eltern und Patiendas Angebot einer deutlich größeren Gruppe an Beten mit dem behandelnden Arzt von zu Hause aus troffenen offen. Der Marktanteil der Knappschaft kommunizieren. beträgt in Schleswig-Holstein rund 1,5 Prozent. ZuZum Therapiekonzept gehören auch Schulungen sammen haben die neuen Vertragspartner mehr als und Beratungsangebote, die den Betroffenen und 800.000 Versicherte. Zwischen 0,5 und ein Prozent deren Angehörigen mehr Sicherheit im Umgang mit der Kinder leiden nach Angaben der Vertragspartner der Erkrankung vermitteln sollen. Im NEN, das eng an einer Form der Epilepsie. mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Beim NEN arbeiten niedergelassene Ärzte und das (UKSH) zusammenarbeitet, werden Patienten unter Norddeutsche Epilepsiezentrum in Raisdorf über 18 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet betreut. den elektronisch geführten Anfallskalender EPIDas Zentrum in Trägerschaft des Deutschen RoVista zusammen. Der von Desitin entwickelte Katen Kreuzes (DRK) ist das einzige seiner Art in ganz lender ermöglicht es Patienten und Angehörigen, Norddeutschland. Befinden und Auftreten der epileptischen Anfälle soDirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 29 Schleswig-Holstein Qualitätssicherung Patientensicherheit und Qualität im Fokus der Krankenhäuser In den Kliniken laufen derzeit Aktionswochen für die Qualität im Krankenhaus. Ziel ist eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung. „Viele wissen gar nicht, wie hoch das Niveau bei uns in Schleswig-Holstein inzwischen ist“, sagt Bernd Krämer. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) hält es deshalb für wichtig, dass die Menschen im Land über Themen wie Hygiene, Sicherheit im Operationssaal, Checklisten oder Patientenarmbänder informiert werden. Dies geschieht seit einigen Wochen durch Pressegespräche, Informationsstände, MitmachAktionen und Tage der offenen Tür. Zahlreiche Kliniken im Land beteiligen sich. Die Aktionen laufen mindestens noch bis in den November, bis Redaktionsschluss waren aber noch nicht alle Veranstaltungen terminiert. Krämer verdeutlichte in einem Pressegespräch zum Auftakt, dass Kliniken ein hohes Eigeninteresse an Qualität und Patientensicherheit haben: „Sonst ist man schnell weg vom Markt.“ Und er ist nicht von jedem Instrument, das die Kliniken bislang einsetzen, überzeugt. So sind nach seiner Einschätzung viele von Krankenhäusern publizierte Qualitätsbe- 30 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt richte noch nicht verständlich genug. Damit ist die vom Gesetzgeber geforderte Transparenz nach seiner Einschätzung nicht hergestellt. Nach seiner Ansicht sind andere Instrumente wie etwa Klinikportale besser geeignet – wenn sie denn eine verständliche Darstellung und Einordnung von Qualitätsdaten ermöglichen. Eine sektorenübergreifende Qualitätssicherung forderte der Qualitätsbeauftragte der Schön Klinik für Orthopädische Rehabilitation in Neustadt, Dr. Peter Sand, im Rahmen des Pressegesprächs. Denn: „Eine aussagekräftige, nachhaltige Qualitätsbeurteilung kann nur bei einer Messung über den Klinikaufenthalt hinaus erfolgen.“ Sand wünscht sich aber auch eine neue Fehlerkultur in Deutschland, in der jede Beschwerde eines Patienten als Chance für eine Verbesserung aufgenommen wird. Allerdings hält er es nicht für gerechtfertigt, die Qualität in deutschen Krankenhäusern auf breiter Basis anzuzweifeln. Im Vergleich zu früheren Jahren habe diese sich verbessert, weil es weniger „Ausreißer“ nach unten gebe. Auch Krämer bescheinigte den Krankenhäusern großes Engagement und einen in den vergangenen Jahren erreichten „hohen Standard“. „Wir erkennen aber auch, dass das Thema Behandlungsqualität und Patientensicherheit in der Öffentlichkeit stark an Aufmerksamkeit gewonnen hat“, gab Krämer zu bedenken. Die Schön Kliniken haben bei den Qualitätsberichten bereits Konsequenzen gezogen. Um die Verständlichkeit zu erhöhen, werden in diesem Jahr erstmals Qualitätsberichte getrennt für Patienten und einweisende Ärzte erstellt. Die können sich zudem in Extraterminen gezielt vor Ort informieren und sich die Daten erläutern lassen. Über die Resonanz auf dieses Angebot vonseiten der niedergelassenen Ärzte gab es noch keine Zahlen. Dirk Schnack www.aerzteblatt-sh.de Stationäre Versorgung Auf der Suche nach neuen Versorgungskonzepten Jahresempfang der TK-Landesvertretung in Kiel: Die Kasse diskutierte mit Experten über die künftige Kliniklandschaft. „Die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein gewährleisten unter schwierigen Bedingungen Spitzenmedizin und flächendeckende Versorgung für die Bevölkerung im Norden.“ Einen solchen Satz erwartet man von Vertretern des stationären Sektors, vielleicht noch von Politikern – aber eher nicht von den Krankenkassen. Tatsächlich leitet aber die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) ihr Positionspapier zur Krankenhausversorgung 2020 mit diesem Satz ein und zeigt damit, dass man an einer konstruktiven Diskussion zur Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft interessiert ist. Dies zeigte sich auch auf dem Jahresempfang der Krankenkasse in Kiel, wo Leiter Dr. jur. Johann Brunkhorst und Thomas Ballast aus dem Bundesvorstand mit Gästen über die stationäre Versorgung diskutierten. Ein Punkt dabei: die Investitionskosten. Schon seit Jahren beklagen die Krankenhäuser einen Investitionsstau. Klinikvertreter gehen von einer halben Milliarde Euro aus. Das Gesundheitsministerium rechnet mit über 300 Millionen Euro. Staatssekretärin Anette Langner warb angesichts der schwierigen Haushaltslage in Schleswig-Holstein um Verständnis, dass nicht jede Maßnahme voll gefördert werden kann. Sie ließ aber durchblicken, dass die Landesregierung den Handlungsbedarf erkannt hat. „Wir sehen das Problem sehr deutlich und stehen in intensiver Diskussion mit dem Finanzministerium“, sagte Langner. „Für die Investitionskosten muss eine Lösung her. Wir sind bereit, unseren Teil zu leisten“, sagte Ballast. Er kann sich eine Beteiligung an einem Investitionsprogramm vorstellen, wie es nach der Wende zur Sanierung der Krankenhäuser in den neuen Bundesländern aufgelegt wurde. Ballast erwartet durch eine solche – bislang vom Gesetzgeber nicht vorgesehene – Beteiligung unter dem Strich keine große Mehrbelastung für die Kassen, weil Krankenhäuser derzeit einen erheblichen Teil der Investitionen aus eigener Tasche stemmen. Dies gelingt oft nur durch eine Mengenausweitung, die die Kassen mit den Fallpauschalen bezahlen. Ballast setzt darauf, dass bei einer Neulösung für die Investitionskosten dieser Mengenanreiz entfällt. Auch die integrative Versorgung spielte in der Diskussion eine Rolle. KV-Chefin Dr. Monika Schliffke hält die schon begonnene Professionalisierung der Praxisnetze für einen wichtigen Schritt, um gemeinsame Integrationsprojekte zwischen ambulanten und stationären Akteuren vor Ort umzusetzen. Die von der TK ins Spiel gebrachten Hybrid-DRG‘s betrachtet die KV-Vorsitzende allerdings skeptisch. Mit Hybrid-DRG‘s sollen nach Vorschlag der TK minderschwere Leistungen sektorenübergreifend in integrierten Versorgungszentren vergütet werden – unabhängig davon, ob die Leistung ambulant oder stationär erbracht wird. Auch die Klinikvertreter Stephan Puke (Sana Kliniken Ostholstein), Otto Melchert (seit Mitte September Geschäftsführer am Kieler Lubinus Clinicum) und Netzmanager Markus Knöfler (Praxisnetz Herzogtum Lauenburg) halten diesen Vorschlag für schwer umsetzbar, wie sie in der Diskussionsrunde deutlich machten. Die TK hatte neben diesem Vorschlag auch neue Versorgungskonzepte im ländlichen Raum vorgeschlagen. Dazu zählen etwa Krankenhäuser, deren Versorgungsspektrum einen hohen Anteil an Leistungen an der Schnittstelle zum ambulanten Bereich aufweist; sie sollten sich nach Ansicht der TK in Form eines integrierten Versorgungszentrums aufstellen. Hierbei hat Schleswig-Holstein zwar, wie etwa auf Fehmarn, einige Fortschritte gemacht, das bis Redaktionsschluss noch nicht gelöste Modell für Brunsbüttel zeigt aber auch, dass für andere Standorte noch Handlungsbedarf besteht. Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 31 Schleswig-Holstein Kinderschutz Alle Professionen im Gesundheitswesen sind gefragt Ärztekammer und Kinderschutzbund hatten zu einer gemeinsamen Fachveranstaltung in die Akademie der Ärztekammer in Bad Segeberg eingeladen. Mehr als 100 Profis aus dem Sozial- und Gesundheitswesen trafen sich zu Vortrag, Workshops und Podiumsgespräch rund um das brisante Thema „Kinderschutz“. Unter den Teilnehmerinnen – überwiegend füllten Frauen das Auditorium – waren zahlreiche Ärztinnen. Dethleff Banthien, Sprecher der Ärztekammer-AG Frühförderung und Landesvorsitzender im Verband der Kinder- und Jugendärzte, und die Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Susanne Günther, freuten sich über den großen Zuspruch für ihre Veranstaltung. In ihrer Begrüßung machten sie die Notwendigkeit der multiprofessionellen Vernetzung für einen effektiven Kinderschutz deutlich. Im Mittelpunkt des Nachmittags standen die gesetzlichen Neuerungen, die für den Schutz von Kindern entwickelt worden sind. Insbesondere infolge mehrerer eklatanter Fälle von Kindeswohlverletzungen zu Beginn der 2000er Jahre hatte der Gesetzgeber auch bundesweit entsprechende Gesetzesnormen entwickelt. So entstand das Bundeskinderschutzgesetz, das 2011 verabschiedet wurde und zu Beginn 2012 in Kraft trat. Insbesondere dessen Regelungen im Alltag anwendbar zu machen, sollte Ziel der Fachveranstaltung in der Akademie der Ärztekammer sein. Im Wesentlichen regelt das Gesetz Pflichten und Möglichkeiten zur Kommunikation, wenn mutmaßlich das Kindeswohl in Gefahr ist bzw. geraten könnte. So stehen beispielsweise „Frühe Hilfen“ für werdende Eltern und junge Familien im Fokus. Dazu sollen alle Beteiligten, vom Jugendamt über die Schwangerenkonfliktberatung, Schulen und Polizei bis zum behandelnden Arzt in einem kommunikativen Netzwerk gebündelt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Neuregelung der sogenannten Befugnisnorm für Berufsgeheimnisträger. Sie ermöglicht Ärzten beispielsweise erst32 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt mals die Informationsweitergabe an Jugendämter, wenn aus ihrer Sicht in einem speziellen Fall die Gefährdung des Kindeswohls droht. Alle professionell Beteiligten sind befugt zur Weitergabe von Informationen, nicht jedoch verpflichtet, wie es ein erster Gesetzentwurf einige Jahre zuvor vorgesehen hatte. Droht Gefahr für ein Kind, können und sollen die begleitenden Personen auf die Beratung von in diesen Fällen erfahrenen Fachkräften zurückgreifen. Auch regelt das Gesetz den verbindlichen Informationsaustausch zwischen Jugendämtern, etwa wenn eine betroffene Familie durch einen Umzug den Einzugsbereich des betreuenden Amtes verlässt. Entscheidend sind gelingende Kommunikation und multiprofessionelle Zusammenarbeit. Sie konkret zu fördern, dazu dienten auch die Workshops, die sich an Einleitung und Vortrag anschlossen. Besonderes Interesse fand der Workshop: „Elterngespräche führen bei Anzeichen einer möglichen Kindeswohlgefährdung“. Der Zulauf spiegelt einen hohen Fortbildungsbedarf für solche schwierigen Gesprächssituationen, die Gruppe war schon Wochen vor der Veranstaltung ausgebucht. Aber auch Workshops zur Einschätzung von Gefährdungssituationen, zur Rolle des Jugendamts bei vermuteten Problemfällen und zur individuellen Nutzung fachbezogener Netzwerke fanden große Aufmerksamkeit. Mit ihrer gemeinsamen Veranstaltung machten Ärztekammer und Kinderschutzbund den Wert des vertrauensvollen Austauschs deutlich. „Was für viele Bereiche des Gesundheitswesens gilt, trifft bei den Anstrengungen für den Kinderschutz ganz besonders zu“, so der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Franz-Joseph Bartmann: „Nur gemeinsam können die Akteure unterschiedlicher Professionen den kleinen Patientinnen und Patienten den Schutz zusichern, den sie für ihre kindgerechte Entwicklung brauchen.“ (ws) www.aerzteblatt-sh.de Sport für Herzpatienten. (Foto: Anette Pröber/ Curschmann Klinik) Rehabilitationsmedizin Bewegung statt Bettruhe Curschmann Klinik in Timmendorfer Strand feiert Jubiläum. Fokus auf Behandlung von Herz und Diabetes. Sonne, Strand und Meer – eine Urlaubsidylle. Das sind die ersten Eindrücke, wenn man nur wenige Schritte an der Curschmann Klinik in Timmendorfer Strand vorbeigeht. Passend zum 25-jährigen Jubiläum der Rehaklinik zeigte sich auch der Spätsommer von seiner besten Seite. Rund 60 Gäste kamen zum Festempfang, darunter auch Gratulanten wie die stellvertretende Bürgermeisterin Gudula Bauer, der Enkel von Namensgeber Prof. Hans Curschmann, Dr. Dieter Curschmann, sowie der ehemalige Kurdirektor Gerhard Ehrke. Letztgenannter ist inzwischen 92 Jahre alt und berichtete in humorvoller Weise vom Beginn der Klinik, die 1970 als kommunale Rehabilitationseinrichtung für 46 Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen eröffnet wurde. Damals war Bewegung als Reha-Maßnahme für Herzpatienten geradezu revolutionär: „Die Klinik hatte ein vollkommen neues Konzept, wollte Herzpatienten durch Bewegung schnell wieder mobilisieren. Das war für viele Menschen unvorstellbar“, so Ehrke. Herzkranken Patienten sei damals eher Bettruhe geraten worden. 1988 übernahm die Hamburger Klinikgruppe Dr. Guth die Einrichtung. Ein gutes Jahr später wurde das neu gebaute Klinikgebäude mit 170 Betten und Fokus auf die Rehabilitation in Kardiologie, Angiologie und Diabetes unter dem Namen Curschmann Klinik neu eröffnet. Als Namensgeber fungiert Prof. Hans Curschmann, der ab 1921 Direktor der Medizinischen Klinik in Rostock war und die Auswirkung des Ostseeklimas auf die Gesundung von Patienten untersuchte. Prof. Bernhard Schwaab, aktueller Chefarzt der Klinik, betonte in seinem Vortrag das Erfolgsmodell der kardiologischen Rehabilitation: „Die Anschlussheilbehandlung mit dem multidisziplinären Therapiekonzept aus Bewegung, gesunder Ernährung und Lebensstiländerung – zusätzlich zur Medikation – hat sich bewährt. Heute behandeln wir jährlich über 3.000 Patienten nach einem akuten Herzinfarkt oder einer Herzoperation.“ Dabei würden die Therapiemethoden beständig optimiert. So habe man Anfang der 2000er Jahre relevante Standards bei der Behandlung von herzkranken Diabetikern entwickelt, da es vielfältige Zusammenhänge zwischen Diabetes und Erkrankungen der Herzkranzgefäße gebe. 2007 folgte die Zertifizierung der Standards zur Betreuung von „Herz und Diabetes“, womit die Klinik nach eigenen Aussagen ein Alleinstellungsmerkmal im Norden besitzt. Seit 2006 ist die Einrichtung auch akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Lübeck und bemüht sich damit als eine der ersten Rehakliniken in Deutschland um die Medizinerausbildung. Anne Mey Ausgabe 10 | Oktober 2014 33 Mitteilungen der Akademie Schleswig-Holstein Akademie für medizinische Fortund Weiterbildung Esmarchstr. 4 23795 Bad Segeberg Leiterin: Helga Pecnik, M. A. 17. curriculare Fortbildung für Betriebsärzte und Arbeitsmediziner Betriebsärzten kommt eine wichtige Rolle bei psychischen Belastungen am Arbeitsplatz und ggf. der Früherkennung psychischer Störungen, der Vermittlung ambulanter oder stationärer medizinisch-psychologischer Versorgung und der Begleitung bei der Wiedereingliederung zu. Um die aktuelle Situation sowie Lösungswege zu erörtern, laden die Ärztekammer und die Psychotherapeutenkammer Schles wig-Holstein gemeinsam mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung zu einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung ein. Termin: 31. Oktober 2014 Veranstaltungen November 2014 Tel.: 04551 8813 166 www.aeksh.de/akademie E-Mail: [email protected] 10.-14. November, Beginn: 9.15 Uhr Intensivmedizin – Theoretische und praktische Grundlagen der allgemeinen Intensivmedizin 14.-15. November, Beginn: 15.00 Uhr, Suchtmedizinische Grundversorgung Baustein I 14.-15. November, 9.00-17.00 Uhr Curriculum Organspende 15. November, 9.30-17.30 Uhr, ACLS-Training (Advanced Cardiac Life Support) 15. und 29. November Autogenes Training – Aufbaukurs Beginn: 15.-16. November, insgesamt 11 Termine Ernährungsmedizin 15. November, 9.00-16.00 Uhr Schlaganfallmedizin 1.-5. November, Beginn: 9.00 Uhr, Palliativmedizin Modul 3 – Fallseminar einschließlich Supervision 19. November, 15.00-18.00 Uhr, Cardio Pulmonale Reanimation – HLW-Basismaßnahmen 1. November, 9.00-17.00 Uhr Update Allgemeinmedizin 19. November, 16.00-20.00 Uhr Schwangerschaftskonfliktberatung durch Ärzte 1. November, 8.30-17.45 Uhr Einführung in die Begutachtung 22.-29. November, Beginn: 9.30 Uhr 80-Stunden-Kurs zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin 1. November, 9.00-17.15 Uhr Simulation von Notarztszenarien 4.-8. November, Beginn: 9.00 Uhr Fachkunde Strahlenschutz – RöV/Medizin 4. November, 9.00-12.15 Uhr Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV – Theoretischer Teil 4.-6. November, Beginn: 10.45 Uhr Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV 5. November, 15.00-18.30 Uhr Ist der HIV-infizierte Patient infektiös? – Seminarreihe Allgemeinmedizin 22. November, 9.00-12.00 Uhr Klinische Implikationen des analgetischen Placebo-Effektes: Nutzen für Patienten mit akuten und chronischen Schmerzen – Vorlesung Curriculum Psychotherapie 22. November, Suchtmedizin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie 28.-30. November, Beginn: 17.00 Uhr Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 4 6.-8. November, Beginn: 14.00 Uhr Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV 28.-29. November, Beginn: 15.00 Uhr, Block 1 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin – Spezifische Inhalte und Aufgaben der Allgemeinmedizin 8. November, 9.00-16.30 Uhr Medical English 29.11. und 13.12., Hypnose Aufbaukurs 8. November, 9.00-12.00 Uhr Der Zusammenhang von Kränkung und Krankheit aus Sicht der Psychokardiologie – Vorlesung Curriculum Psychotherapie 30. November, 9.30-16.45 Uhr Block 14 Kursweiterbildung Allgemeinmedizin – Betreuungskonzepte für den geriatrischen Patienten 34 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de Feuerwehrtauglichkeit Eignung und Funktion in der Feuerwehr: Hilfe für Ärzte Feuerwehr-Unfallkasse veröffentlicht Entscheidungshilfe für die Praxis: Gesundheitliche Eignung und Funktion in der Feuerwehr. Fach- und Führungskräfte in den Feuerwehren beschäftigt zunehmend die Frage, wie mit Feuerwehrangehörigen umgegangen werden soll, die durch Unfall, Krankheit oder altersbedingte Beschwerden nur noch eingeschränkt einsatzfähig sind. Weil nicht alle Ärzte Einblick in die Tätigkeiten der Feuerwehren haben, hat die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK Nord) die „Entscheidungshilfe zur gesundheitlichen Eignung und Funktion in der Feuerwehr“ veröffentlicht. An der Erarbeitung waren Fachärzte aus der Arbeitsmedizin, Feuerwehrärzte und Führungskräfte der Feuerwehren beteiligt. Die Entscheidungshilfe soll Ärzten und Führungskräften die praktische Anwendung der Vorschriften erleichtern. Zum Hintergrund: Die Brandschutzgesetze der Länder sowie die Unfallverhütungsvorschriften fordern, dass Feuerwehrangehörige gesundheitlich und fachlich geeignet sein müssen und dass nur Personen für eine Aufgabe herangezogen werden dürfen, die in der Lage sind, diese Aufgabe sicher durchzuführen. Personen, die die gesundheitliche Eignung teilweise oder ganz verloren haben, sind im entsprechenden Umfang vom Feuerwehrdienst zu entbinden. So soll bei Zweifeln am Gesundheitszustand ein „mit den Aufgaben der Feuerwehr vertrauter Arzt“ den Feuerwehrangehörigen untersuchen. Einige Bundesländer haben mit Novellierungen ihrer Brandschutzgesetze die Altersgrenzen für den Feuerwehrdienst nach oben ausgeweitet, verbunden mit der Maßgabe die älteren Feuerwehrangehörigen regelmäßig ärztlich auf ihre gesundheitliche Eignung hin untersuchen zu lassen. Art und Umfang der Untersuchung werden jedoch nicht näher beschrieben. Was einfach klingt, erweist sich in der Praxis für die Feuerwehren oftmals schwer handhabbar. Wer soll was genau und nach welchen Kriterien untersuchen? Was bedeutet „im entsprechenden Umfang“? Was bedeutet „mit den Aufgaben der Feuerwehr vertraut“? Die jetzt vorliegende Entscheidungshilfe klärt für die untersuchenden Ärzte, welche Grundsätze der gesundheitlichen Eignung im Feuerwehrdienst gelten bzw. sich aus den Unfallverhütungsvorschriften und den landesrechtlichen Bestimmungen ergeben. Es wird erläutert, für welche Tätigkeiten bzw. Funktionen im Feuerwehrdienst welche gesundheitliche Eignung vorhanden sein sollte. Damit können sich auch Ärzte, die den Feuerwehrdienst nicht so genau kennen, in die Materie „einlesen“ und von der fachlichen Beurteilung ihrer Kollegen profitieren. Die Entscheidungshilfe der HFUK Nord ist keine weitere und auch keine rechtsverbindliche Vorschrift zur Gesundheitsvorsorge, sondern eine Initiative, gesetzliche Regelungen für die Praxis handhabbar zu machen. Sie ist eine fachliche Argumentationshilfe und macht eine fundierte Entscheidung leichter, nimmt dem Träger der Feuerwehr bzw. deren Beauftragten aber nicht die Verantwortung ab. Der mit der Eignungsuntersuchung beauftragte Arzt ist zwar nach wie vor verantwortlich für seine fachliche Entscheidung, erhält aber wertvolle Hinweise, wie er wen und in welchem Umfang zu untersuchen hat. Die Entscheidungshilfe bietet die Chance, Personen weiterhin im Feuerwehrdienst zu behalten, die Einschränkungen ihrer gesundheitlichen Eignung hinnehmen mussten. Die Entscheidungshilfe ist dabei nicht als ein statisches Werk zu verstehen, sondern als dynamischer Prozess – die in der Praxis gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse weiterer Expertendiskussionen sollen in die Weiterentwicklung einfließen. Die Entscheidungshilfe steht Ärzten zum Download zur Verfügung unter: www.hfuk-nord.de -> Prävention -> Projekte und Aktionen -> Entscheidungshilfe für Funktion und Eignung. Dirk Rixen, Christian Heinz, HFUK Nord Ausgabe 10 | Oktober 2014 35 Schleswig-Holstein FEK-Innovationspreis Delir – eine interdisziplinäre Herausforderung Der Förderkreis des Friedrich-Ebert-Krankenhauses (FEK) vergibt am 30. Oktober zum sechsten Mal den Innovationspreis. Laudator Prof. Thomas Frühwald. Der Innovationspreis wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der Cafeteria des FEK am Donnerstag, den 30. Oktober 2014, um 18:00 Uhr vergeben. Um 20:00 Uhr folgt am gleichen Ort eine Vortragsveranstaltung des Ärztlichen Kreisverbandes Neumünster (ÄKN) zum o. g. Thema. Laudator für die Innovationspreisvergabe und Referent bei der ÄKN-Veranstaltung ist Prof. Thomas Frühwald, Wien. Er war „Visiting Professor“ am Lehrstuhl für Bioethik der University of California (Prof. Erich H. Loewy) und gilt als der beste Kenner des „Delirs“ im deutschen Sprachraum. Seine Expertise begründet sich u. a. auf enge Kontakte zur Yale University, wo Prof. Sharon Inouye lehrt. Sie ist die am meisten zitierte Internistin und international anerkannte Spezialistin zum Thema „Delir“. So gründete sie bereits in den 1990er Jahren das Hospital Elderly Life Program (HELP), das die Bedürfnisse älterer Menschen im Akutkrankenhaus berücksichtigt. PD Dr. Werner Hofmann, Vorsitzender des FEK-Förderkreises: „Aus diesen Erfahrungen heraus wird Prof. Frühwald zum Delir vortragen – einschließlich der damit verbundenen Probleme bei Polypharmazie. Ein höchstrangiger state-of-the-art-Vortrag steht bevor.“ Delire spielen in der Notaufnahme, auf den Intensivstationen, v. a. perioperativ, aber auch in allen konservativen Fächern eine zunehmende, oftmals schwer zu beherrschende Rolle. Nicht zu vernachlässigen sind Delire in der Palliativbetreuung und im Altenheimbereich. Delire sind ein sehr häufiges Problem. Sie bergen viele Gefahren. Das Delir kann aber rechtzeitig erkannt werden, eine Prävention ist möglich. Es sind gute Instrumente zum Screening des Delirs und zur Diagnostik verfügbar. Eine genaue Anamnese, körperlicher Status und gezielte Laboruntersuchungen helfen, die auslösenden Ursachen aufzudecken. Ein 36 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Medikamenten-Check ist obligat, Delir (mit)verursachende Medikamente sollten abgesetzt werden. Delirbehandlung bedeutet, die verursachende Erkrankung zu beeinflussen, Verhaltensstörungen nicht-pharmakologisch, bei Bedarf auch pharma kologisch, zu kontrollieren und gleichzeitig begleitende, aktivierende, reorientierende und rehabilitative Maßnahmen einzusetzen. Hofmann: „Die Preisträger des Innovationspreises können sich auf einen ganz besonderen Laudator freuen, der Wiener Charme mitbringt.“ Aus elf Einreichungen sind in diesem Jahr zwei Preisträger hervorgegangen, die jeweils 5.000 Euro zur Umsetzung ihrer innovativen Vorschläge erhalten. Dies sind zum einen Eva-Maria Holler, Pflegeleitung im FEK, und Dr. Klaus Wittmaack, Oberarzt der Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin mit: „Schmerzmanagement in der Onkologie und Unfallchirurgie“. Die schmerztherapeutische Versorgung der Patienten des FEK soll durch organisatorische Maßnahmen und vereinheitlichte Vorgehensweisen verbessert werden. Nicht ein „schmerzfreies Krankenhaus“, sondern eine „realistische“ Schmerztherapie soll umgesetzt werden. Der zweite Preisträger ist Dr. Ismail Yildiz, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin für ein Gerät zur Messung des Ausmaßes von Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Während Reflux der Speiseröhre bei Erwachsenen wegweisende Symptome aufweist (Sodbrennen), können Säuglinge und Kleinkinder darüber nicht berichten. Komplikationen sind aber sehr vielfältig und auch gravierend. Ein Gerät für eine vergleichsweise „einfache“ Impedanzund pH-Messung gibt es bisher nur an Universitäten. Mit dem Preisgeld wird es nun auch für das FEK angeschafft. Zeitplan für die Veranstaltung: 18:00 Uhr Innovationspreisvergabe (Laudatio), 19:00 Uhr „get together“, 20:00 Uhr ÄKN (Vortrag) (PM/Red) www.aerzteblatt-sh.de Kostenübernahme Nord-Süd-Gefälle bei neuartigen Behandlungsverfahren PD Dr. Armin Steffen beschreibt am Beispiel der Schlafapnoe, dass es bundesweit Unterschiede bei der Kostenübernahme neuer Behandlungsverfahren gibt. Das vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) geleitete Verfahren zu neuartigen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB) bietet eine Transferchance für innovative medizinische Leistungen. Voraussetzung: Es liegt schon ein gewisser Entwicklungsstatus zur Evidenz vor und die Leistung ist noch nicht in das DRG-System integriert. Damit kann vor allem für teure innovative Verfahren die oft mehrjährige Lücke bis zur Aufnahme in den gesetzlichen Leistungskatalog und somit bis zum Anspruch auf eine Vergütung geschlossen werden. Nach Beantragung zum 31. Oktober gibt das InEK Ende Januar des Folgejahres bekannt, ob für ein Verfahren ein in der Höhe noch zu verhandelndes Zusatzentgelt von den Kostenträgern bezahlt werden muss (NUB Status 1), ob ein Antrag vollständig abgelehnt wird (NUB Status 2) oder ob dieses Verfahren nicht abschließend bewertet werden kann (NUB Status 4) und es der beantragenden Klinik und den Kostenträgern überlassen bleibt, ein Entgelt zu verhandeln. Hier besteht nur die Option, in begründeten Einzelfällen Kostenübernahmeanträge an die Krankenkassen zu stellen. Welche Brisanz hinter diesem Verfahren stecken kann, zeigt ein Beispiel aus Schleswig-Holstein. Die HNO-Klinik des UKSH in Lübeck bietet mit dem Zungenschrittmacher eine innovative Behandlungsform für Patienten an, die unter einer höhergradigen obstruktiven Schlafapnoe leiden und die mit dem Standardverfahren der Überdrucktherapie nicht zurechtkommen. Bei dem neuen Verfahren sendet ein Sensor aus dem Interkostalbereich Atmungsaktivitäten an ein Aggregat in der Schlüsselbeingrube, das milde Stromimpulse über ein zweites Kabel an den Nervus hypoglossus abgibt. Der Patient kann dieses System über eine Fernbedienung zur Nacht steuern und in Grenzen variieren. Durch Vorschub der Zunge wird der Atem- weg weiter und eine Atempause im Schlaf verhindert. Die Ergebnisse einer Phase III-Studie belegen die Wirksamkeit. Die Veröffentlichung im New England Journal of Medicine im Januar 2014 konnte bei der Statusvergabe nicht mehr berücksichtigt werden. Für die etwa dreistündige, technisch aufwendige Operation existiert bereits ein spezifischer OPS-Kode, der eine Fallpauschale von rund 4.000 Euro auslöst. Die Implantatkosten von gut 15.000 Euro sind damit nicht gedeckt. An den beiden anderen Kliniken in Deutschland, die dieses Verfahren anbieten (TU München, Uniklinik Mannheim), ist das Verfahren mit Status 4 erfolgreich verhandelt worden. Während also bei gleicher Datenlage und gleicher bundesgesetzlicher Grundlage unsere Klinik Dauerkontakt zum MDK hat, erfolgt die zeitnahe Versorgung der Betroffenen in Süddeutschland. Erste Patienten aus SchleswigHolstein, die sich im stockenden Kostenübernahmeverfahren verloren, wurden bei hoher Dringlichkeit nach Bayern zur Operation und Erstanpassung im Schlaflabor verwiesen – mit höheren Kosten für die Nachbefundung und Fahrtkosten. Daraufhin lenkten einige Krankenkassen in dieser besonderen Situation ein und ermöglichten ihren Versicherten die heimatnahe Versorgung. Auf diesem Wege erhielten 2014 in Lübeck zehn Betroffene die Möglichkeit der OP mit guten Therapieerfolgen. Bleibt zu hoffen, dass eine Studie der drei implantierenden Zentren zur kontrollierten Markteinführung anerkannt wird. In Lübeck läuft eine Untersuchung zu metabolischen Effekten der behandelten Schlafapnoe mit dem Zungenschrittmacher. Obstruktive Schlafapnoe bleibt primär die Domäne der Überdrucktherapie, aber gerade wegen der eingeschränkten Alternativen etwa der klassischen Schlafchirurgie oder Schienenbehandlung sollte in besonderen Fällen diese vielversprechende Methode zur Verfügung stehen. PD Dr. Armin Steffen Ausgabe 10 | Oktober 2014 37 Schleswig-Holstein EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR Esmarchstr. 2 23795 Bad Segeberg Tel.: 04551 8813 292 Fax: 04551 8813 228 E-Mail: [email protected] EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen (ÄK) 640 Unterrichtsstunden Sie möchten sich weiterqualifizieren, haben Interesse an kaufmännischen und verwaltenden Führungsaufgaben im ambulanten Gesundheitswesen? Dann erlangen Sie mit diesem prüfungsvorbereitenden Lehrgang die notwendigen Fähigkeiten. Termin: Einstieg jederzeit möglich Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage im Bereich „Weiterbildungen“. Knigge für Auszubildende 8 Unterrichtsstunden Benimm ist wieder in! ..und dies besonders im Berufsleben. Die Flegeljahre der Etikette sind vorüber, es wird wieder verstärkt auf Ton und Takt geachtet. Es gilt das berühmte Goethewort: „Erlaubt ist, was sich ziemt“! Gutes Benehmen muss man beherrschen, gewissermaßen als Krönung der Persönlichkeit. Benimm ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Erfolg. Vorteile für Ihr Unternehmen und Ihre Auszubildenden: Souveränität auch gegenüber schwierigen Kunden. Positiver Einstieg beim Kunde, Sicherheit im Umgang bereits beim Erstkontakt. Persönlicher Akzeptanz beim Kunden trotz des „jugendlichen Alters“. Weniger Stress durch besonnenes Verhalten auch in schwierigen Situationen. Termin: 23.10.2014 Gebühr: 80,00 € Hinweis: Dieses Seminar ist für Auszubildende geeignet. September 2014 27.09. Impfen leicht gemacht – Crashkurs 27.09. EKG – Kompakt Oktober 2014 01.10. 06.10. 11.10. 23.10. 24.10. 29.10. 31.10. 31.10. Aktualisierung der Kenntnisse/ Fachkunde im Strahlenschutz Strahlenschutzkurs für medizinisches Assistenzpersonal Moderation und Präsentation Knigge für Auszubildende Teamentwicklung Impf-meeting/Reise-Impf-meeting Communication with English speaking patients Fachzertifikat Wundmanagement November 2014 01.11. 05.11. 07.11. 07.11. 07.11. 08.11. 10.11. 12.11. 12.11. 14.11. 15.11. 15.11. 17.11. Körpersprache und Umgangsformen Wundversorgung und Kompressionstherapie Fachzertifikat Onkologie VI-IX Fachzertifikat Ernährungsmedizin Grundlagen des Qualitätsmanagements Tapen – Aufbaukurs Erweiterte Aktualisierung der Kenntnisse/ Fachkunde im Strahlenschutz Sprechstundenbedarfsvereinbarung Gut- und bösartige Tumore in der Gynäkologie Arbeits- und Lernmethoden GOÄ – Grundkurs Besser telefonieren – Grundkurs Strahlenschutzkurs für medizinisches Assistenzpersonal Ansprechpartnerinnen Gabriele Steens Tel.: 04551 8813 292 und Susanne Korbs Tel.: 04551 8813 283 Unser gesamtes Fortbildungsprogramm finden Sie unter: www.aeksh.de/ecs 38 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de Psychiatrische Kliniken Depression und Sucht auf den Spitzenplätzen der Erkrankungen Zum Leitungswechsel in der Fachklinik Rickling ziehen der alte und der neue Chef Bilanz: Was hat sich geändert bei Diagnosen, Patienten und Personal? Wer vor 30 Jahren in eine psychiatrische Klinik musste, wurde meist mit der Diagnose Schizophrenie eingewiesen. Heute hat die Depression den Spitzenplatz eingenommen, gefolgt von Suchtkrankheiten. Komorbiditäten nehmen zu – genau wie die Summe derer, die wegen psychischer Krankheiten behandelt werden. Hans-Joachim Schwarz hat diese Entwicklungen drei Jahrzehnte lang beobachtet und mitgestaltet. Der heute 67-Jährige war seit 1977 als Oberarzt, Leitender Abteilungsarzt und zuletzt Leitender Chefarzt im Psychiatrischen Klinikum Rickling tätig. „Wir sind eine ratsuchende Gesellschaft geworden“, sagt der Psychiater, der nun in den Ruhestand ging. Menschen würden sich zu psychischen Schwächen oder zu einem Burn-out bekennen und schneller professionelle Hilfe suchen. Damit sei die Stigmatisierung psychischer Krankheiten geringer geworden, ebenso wie die Vorbehalte im Umgang mit Betroffenen: „Als ich hier anfing, herrschte auch beim Personal vor allem der Gedanke vor, dass Kranke gefährlich seien.“ Heute sind auch in der Psychiatrie die Patienten mündiger geworden, informieren sich über ihre Krankheiten und reden mit – damit muss sich auch das Klinikum Rickling beschäftigen, das vom Evangelischen Landesverein für Innere Mission betrieben wird. Die Änderungen gelten aber für beide Seiten: Auch beim Pflegepersonal und dem Nachwuchs, der zurzeit die Pflegeschulen durchläuft, sei eine „neue Generation“ mit neuen Ideen und neuen Herangehensweisen zu erkennen, sagt Nikolas Kahlke. Der 46-jährige Vater von vier Kindern ist seit 2012 Chefarzt einer Abteilung des Psychiatrischen Krankenhauses Rickling und fungierte seit 2013 als Schwarz’ Stellvertreter; nun löst er ihn als Chefarzt ab. Zuletzt kümmerte er sich besonders um die Bereiche Gerontopsychiatrie und die Ausbildung künftiger Pflegekräfte – ein Bereich, der auch für eine große Klinik wie Rickling immer wichtiger wird, sagte Geschäftsführer Claus von See: „Wir werden in Schulen und in Berufsdiensten noch mehr für den Gesundheitssektor werben müssen.“ Kahlke will in seiner neuen Funktion Schwerpunkte besonders bei der Zusammenarbeit der Berufsgruppen setzen, die an der Betreuung psychisch Kranker beteiligt sind. Auch der Umgang mit Älteren, die unterschiedliche Diagnosen, aber ähnliche Bedürfnisse haben, wird eine Rolle spielen. Seit den 1970er Jahren hat sich die Klinik in Rickling von einer klassischen „Anstaltspsychiatrie“ zu einem Regionalversorger für den Bereich Psychiatrie im Kreis Segeberg entwickelt. Erster Schritt auf diesem Weg war eine Aufnahmestation für akut psychisch Erkrankte. Heute verfügt die Klinik, die über ein weites Areal mit mehreren Gebäuden verstreut ist, über rund 300 Betten. In den vergangenen Jahren wurden Tageskliniken, Wohngruppen und Begegnungsstätten aufgebaut. Spezialisiert hat sich das Haus auf Kranke mit Migrationshintergrund: Für sie wurde eine eigene Station mit türkischsprachigen Ärzten und Pflegekräften eingerichtet. Neu ist das Angebot „18+“ für entwicklungsverzögerte junge Erwachsene. Dass deutlich seltener als früher Schizophrene in den Kliniken landen, erklärt Schwarz mit besseren Angeboten der Sozialpsychiatrie. Kranke, vor allem viele mit chronifizierten Verläufen, werden meist ambulant betreut, stationäre Aufenthalte vermieden. Dass das Leiden damit geringer geworden ist, glaubt der Mediziner nur bedingt. Denn „bei allen Fortschritten in der Gestaltung der Krankenhäuser und Therapieangebote – die Fortschritte bei der Behandlung psychischer Krankheiten selbst sind nicht berühmt“, sagt Schwarz. Große Hoffnungen auf einen Durchbruch bei der medikamentösen Versorgung habe er nicht. Esther Geißlinger Ausgabe 10 | Oktober 2014 39 Schleswig-Holstein Das Grundgesetz der Kammer Verkammerung als Folge der Professionalisierung des Berufs Zum Inkrafttreten des schleswig-holsteinischen Ärztekammergesetzes vor 60 Jahren. Ein Rückblick von Karl-Werner Ratschko. Manche Ärzte pflegen eine distanzierte Haltung zu „ihrer“ Kammer. Sie mag zuweilen auf Vorurteilen gegenüber einer Arbeit beruhen, die primär weniger der materiellen als vielmehr der qualitativen und ideellen Ausprägung des Berufs dienen muss. Sie verkennt Bedeutung und Chancen einer von Ärzten geleiteten Selbstverwaltung auf Augenhöhe mit den Institutionen des öffentlichen Lebens wie Ministerien, Behörden, Gerichtsbarkeit, Sozialversicherung, Vereinen, Interessenverbänden u. a. m. Dies war in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der ärztliche Beruf langsam Gestalt annahm, völlig anders. Staatliche Reglementierung engte den Wunsch der Ärzte nach einer freien Berufsausübung in bedrückender Weise ein. Bis zu dem am 1. Januar 1954 in Kraft getretenen ersten schleswig-holsteinischen Ärztekammergesetz war ein langer Weg zurückzulegen. Mit dem Gesetz erhielt die Kammer den Rahmen für eigenverantwortlich wahrgenommene administrative und berufspolitische Kompetenzen sowie hoheitliche Aufgaben. Mit den später erfolgten Novellierungen ist es trotz seiner damaligen Mängel und Schwächen für die Ärzte in Schleswig-Holstein die Grundlage einer weitgehenden berufsrechtlichen Autonomie. Das Kammergesetz und seine Novellierungen regeln mit ihren Bestimmungen die Grundsätze einer demokratisch verfassten Selbstverwaltung und legen mit den ständig weiter entwickelten Berufs- und Weiterbildungsordnungen die Standards ärztlicher Berufsausübung fest. Dass dies erreicht werden konnte, beruhte auf den im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in stark voneinander abweichenden politischen Systemen gewonnenen Erfahrungen. Die Geschichte der preußischen Ärztekammern begann mit der Errichtung durch die „Allerhöchste Verordnung betr. der ärztlichen Standesvertretung“ des preußischen Königs am 25. Mai 1887. Trotz einiger 40 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Verbesserungen in den Jahren 1892, 1898 und 1899 bot sie gegenüber heutigen Ärztekammerzuständigkeiten nur einen Anfang. Den Ärzten wurde die Möglichkeit eingeräumt, über ihre Provinzärztekammer an die Staatsbehörden ihre Vorstellungen und Anträge in Gesundheitsangelegenheiten zu richten und den Staat in Fragen der Gesundheit zu beraten. Mehr war es 1887 zunächst nicht. Doch selbst dieser kleine Fortschritt zu einer gesetzlich verbrieften ärztlichen Kammer war damals in Preußen mühevoll errungen. Das lag nicht nur am Staat, sondern auch an den Ärzten, die es manchmal schwer hatten, ihren Weg zu finden, konsequent zu beschreiten und auch durchzuhalten. Der Vorsitzende des deutschen Ärztevereinsbundes und Präsident des Deutschen Ärztetages, Sanitätsrat Eduard Graf, fasste dies 1892 anlässlich des 20. Deutschen Ärztetages mit der Feststellung zusammen, dass „Hindernisse und Bedenken sich überall da zeigen, wo es gilt, theoretische Beschlüsse und Resolutionen in die Praxis zu überführen“, eine Feststellung, die sicher bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren hat.1 Die Professionalisierung des ärztlichen Berufs im 19. Jahrhundert Die Entstehung von Ärztekammern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist untrennbar mit der Professionalisierung des ärztlichen Berufes verbunden. Die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderte eine akademische Ausbildung der Ärzte. Sie wurde 1852 durch die Vereinheitlichung der in der vorindustriellen Zeit hinsichtlich ihrer Herkunft, Vorbildung und Ausbildung sowie Status und Zugang zu Patienten unterschiedenen Subgruppen von „Heilern“ (akademisch gebildeten Ärzten, Chirurgen, Wundärzten, Badern und Barbieren, Laienheilern) zu dem in Preußen gesetzlich geschaffenen „Einheits- www.aerzteblatt-sh.de stand“ mit der Berufsbezeichnung „Praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer“ ermöglicht. Hinzu kam die durch die Industrialisierung und gesellschaft liche Veränderungen eingetretene Medikalisierung der Gesellschaft, mit der es für die Menschen zunehmend selbstverständlich wurde, im Krankheitsfall einen Arzt hinzuzuziehen und nicht mehr, wie noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts üblich, fast immer auf den Rat von Laienheilern angewiesen zu sein.2 Huerkamp verweist darauf, dass sich der Anspruch einer Berufsgruppe als Profession zu gelten, nicht so sehr auf die Überlegenheit des professionellen Wissens über das Alltagswissen der „Laienheiler“ stütze, sondern mehr auf die Fähigkeit, das eigene besondere Wissen gegenüber der Gesellschaft glaubhaft zu machen und für seine Anwendung staatlichen Schutz vor nicht professionellen Konkurrenten zu reklamieren, ein Grund, der eine gewisse Staatsnähe für die Ärzteschaft erforderlich machen würde.3 Staatsnähe bei möglichst weitgehender Freiheit der Berufsausübung schien damals kaum erreichbar. Der 1852 in Preußen geschaffene „Einheitsstand“ hatte seinen Preis. Die Ärzte wurden obrigkeitsstaatlicher Reglementierung unterworfen und von staatlichen Regulierungsmechanismen abhängig.4 Preußische Ärzte wurden disziplinarrechtlich Beamten gleichgestellt, mussten einen Berufseid auf den König ablegen, vierteljährlich Berichte erstellen, eine Medizinaltaxe bei ihren Rechnungsstellungen zugrunde legen und waren nach § 200 des Preußischen Strafgesetzbuches zur unentgeltlichen Hilfe bei Bedürftigen (Kurierzwang) verpflichtet. Diese Pflichten wurden ihnen abverlangt, ohne dass entsprechend Rechte gewährt wurden wie z. B. ein regelmäßiges Einkommen und eine gesicherte Altersversorgung.5 So ist es folgerichtig, dass sich die Zielsetzungen der zunächst nur der Kollegialität und Geselligkeit sowie der Hygiene und dem wissenschaftlichen Fortschritt verpflichteten ärztlichen Zusammenschlüsse in der 1840er Jahren hin zu stärkerer Politisierung und Berücksichtigung der Standesinteressen veränderten. Die Ärzteschaft war damals mehr noch als später untereinander zerstritten und hatte wenige Möglichkeiten, Einfluss auf die Reglementierung und Kontrolle des ärztlichen Berufes zu nehmen. Auch eine Mitbestimmung in medizinalpolitischen Angelegenheiten war nicht gegeben. Deswegen flaute der Mitte des 19. Jahrhunderts erkennbare deutliche Aufschwung an ärztlichen Vereinsbildungen nicht zuletzt auch wegen der restaurativen Verfestigung der autoritären staatlichen Strukturen nach den revolutionären Jahren 1848/50 wieder ab. Erst nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde am 17. September 1873 anlässlich des 1. Deutschen Ärztetages in Wiesbaden der deutsche Ärztevereinsbund gegründet, der als Dachverband fast aller regionalen Ärztevereine mit seinem Organ „Deutscher Ärzte tag“ für 60 Jahre die Rolle eines Sprachrohrs der deutschen Ärzteschaft übernehmen sollte.6 Jedoch noch vor seiner Gründung hatte es in Preußen mit der Verabschiedung der Gewerbeordnung 1869 eine einschneidende Veränderung für den ärztlichen Berufsstand gegeben. Als Reaktion auf eine Forderung der einflussreichen Berliner Medizinischen Gesellschaft mit Zustimmung vieler ärztlicher Vereinigungen wurde der ärztliche Beruf als Gewerbe in die Gewerbeordnung aufgenommen. Lediglich die Berufsbezeichnung Arzt war weiterhin von einer Approbation abhängig. Mit der „Kurierfreiheit“ entfielen die Approbation, der Kurierzwang, die staatliche Bevormundung und die Pflicht zur Anwendung der Medizinaltaxe, damit aber auch u. a. der Schutz vor der Konkurrenz der Kurpfuscher sowie der „Überfüllung“ des Berufes durch restriktive Maßnahmen des Staates.7 Diese zunächst erwünschte Lösung wurde von vielen Ärzten schon bald nicht mehr als akzeptabel angesehen. So verlangten sie anlässlich des 10. Deutschen Ärztetages 1882 nunmehr die He rausnahme ihres Berufes aus der Gewerbeordnung. Für die Ärzte sollten die spezifisch beruflichen Bestimmungen in einer Ärzteordnung geregelt werden, mit der auch die Schaffung staatlich anerkannter Standesvertretungen in Form öffentlich-rechtlicher Ärztekammern mit der Befugnis besonderer Disziplinarbefugnisse verbunden sein sollte.8 Interessanterweise waren die Ärztevertreter für die Schaffung von Ärztekammern, eine Disziplinarbefugnis wollten sie jedoch der ärztlichen Selbstverwaltung eher nicht einräumen. Zu groß war das Misstrauen gegenüber dem Staat, dass dieser so wieder Einfluss auf ärztliches Handeln in dem vor der Verabschiedung der Gewerbeordnung vorhandenen Umfang nehmen könnte. Entstehung und Ziele ärztlicher Organisationen in Schleswig-Holstein Staatlich anerkannte Standesvertretungen formierten sich dann nach und nach außerhalb Preußens Ausgabe 10 | Oktober 2014 41 Schleswig-Holstein z. B. in Baden 1864, Sachsen 1865, Bayern 1871, Württemberg 1875 und Hessen 1877, bis auch in Preußen 1887 Ärztekammern für die Provinzen, damit auch für Schleswig-Holstein, geschaffen wurden. Die Ärztekammern der Länder Baden, Hamburg und Sachsen erhielten das Disziplinarrecht 1883, 1894 und 1896 bereits in Ärzteordnungen auf Landesebene, Preußen folgte am 1. Januar 1900 mit dem Gesetz über die Ehrengerichtsbarkeit. Eine Ärzteordnung gab es bis zur Verabschiedung der Reichsärzteordnung im Jahre 1935 für die preußischen Ärzte nicht. Am 8. Juni 1865 wurde anlässlich einer Versammlung des Vereins baltischer Ärzte in Kiel der Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte gegründet. Im Einladungsschreiben wurden auch die Motive deutlich. Der ärztliche Stand sollte „für die ihm zugemutheten erhöhten Leistungen entsprechend durch Verbesserung seiner materiellen Leistungen entschädigt und durch die seinen Leistungen gebührende Achtung geehrt“ werden.9 Diese berufspolitische Zielvorstellung, hier zunächst für den in Entstehung befindlichen Verein formuliert, galt mehr oder weniger für alle ärztlichen Verbände und Organisationen nicht nur in Schleswig-Holstein als Leitlinie. Sie fanden in § 1 des am 18. Oktober 1867 verabschiedeten Statuts des Vereins mit dem Satz Niederschlag: „Zweck des Vereins ist es, das collegialische Leben und die Interessen des ärztlichen Standes zu fördern.“ Wenn auch mit anderen Formulierungen sind sie auch heute Bestandteil des für die Ärztekammer geltenden Heilberufegesetzes. Der Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte wurde für die nördlichste preußische Provinz ein Kristallisationspunkt ärztlicher Berufspolitik mit anfangs 142 Mitgliedern. Später mögen dann etwa drei Viertel der ständig steigenden Zahl praktischer Ärzte der Provinz zum Verein gehört haben, ein bei freiwilliger Mitgliedschaft beeindruckender Organisationsgrad, da Militärärzte nur ganz vereinzelt, Ärzte dänischer Nationalität dem Verein überhaupt nicht angehörten.10 Der anfangs erhobene Beitrag von 6 Mark jährlich, der 1877 auf 10 Mark erhöht wurde, deckte nicht nur die Verwaltungskosten, sondern trug – wie schon berichtet11 – auch deutlich zu den Kosten der alsbald geschaffenen Unterstützungskasse bei. Wissenschaftliche Vorträge und Hygienefragen sowie Medizinalstatistiken standen im Vordergrund der mindestens jedes zweite Mal in der kleinen Aula des damals neuen Universitätsge42 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt bäudes in Kiel stattfindenden Generalversammlungen des Vereins, standespolitische Fragen wurden im Rahmen der Mitgliedschaft im deutschen Ärztevereinsbund beraten. So wurde z. B. 1868 gefordert, den Kurierzwang und die Pflicht zur unentgeltlichen Hilfeleistung nach § 200 des preußischen Strafgesetzbuches zu beseitigen, 1878 ging es um die Organisation des ärztlichen Standes und im gleichen Jahr sprach man sich dagegen aus, Realschulabiturienten zum Medizinstudium zuzulassen. Die Gründung der preußischen Ärztekammern geschah unter Beteiligung des Vereins, die Wahlen zur Ärztekammer wurden bis zu seiner De-facto-Auflösung im Jahr 1933 (formal bestand er noch bis zum Inkrafttreten der Reichsärzteordnung) maßgeblich vom Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte gestaltet und beeinflusst.12 Die Deutschen Ärztetage wurden bis 1931 vom deutschen Ärztevereinsbund durchgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie dann eine Angelegenheit der Ärztekammern. Einige wenige ärztliche Vereine gab es in SchleswigHolstein auch schon in der dänischen Zeit (z. B. in Altona, Kiel, Schleswig und Süderdithmarschen), aber keinen mit überregionaler Bedeutung für die beiden Herzogtümer.13 1890 gab es 17 regionale selbstständige Vereine, 1925 waren es 22. Sie hatten 1890 in der Regel zwischen zehn und zwanzig Mitglieder, Altona und die drei Kieler Vereine ragten mit einer deutlich höheren Mitgliederzahl heraus. An der Spitze in Kiel stand der Verein der praktischen Ärzte für Kiel und Umgebung mit 80, gefolgt vom Kieler allgemeinen ärztlichen Verein mit 47 und dem Physiologischen Verein mit 29 Mitgliedern. Die Angehörigen des Vereins Schleswig-Holsteinischer Ärzte hatten die Norm der Karlsruher Standesordnung zu beachten und unterstanden dem Ehrenrat des Provinzialvereins. Die regionalen Vereine hatten oft ihren eigenen Ehrenrat.14 Die Maßnahmen bei Regelverstößen waren begrenzt, die schärfste war der Ausschluss aus dem Verein. Die Schleswig-Holsteinische Provinzärztekammer bis 1945 In der Zeit der Entstehung der Bismarckschen Sozialgesetzgebung mit Schaffung der gesetzlichen Krankenversicherung (1883), der Unfall- (1884), Invaliditäts- (1889) und Rentenversicherung (1891)15 war die freiwillige Mitgliedschaft in ärztlichen Vereinen, mit der nicht alle Ärzte erfasst wurden, für die Durch- www.aerzteblatt-sh.de setzung standespolitischer Forderungen nachteilig. Deswegen bemühte sich der Deutsche Ärztetag um Regelungen, mit denen eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit Pflichtmitgliedschaft aller Ärzte möglich werden konnte. Zunächst nicht ohne Erfolg: Bei der Beratung der Novelle der Gewerbeordnung vom 1. Juni 1883 beschloss der deutsche Reichstag, Bismarck um die Vorlage eines Gesetzesentwurfs zu einer Ärzteordnung zu ersuchen. Dem folgte der deutsche Reichskanzler mit der Begründung nicht, dass ein solches Gesetz in die Zuständigkeit der Landesgesetzgebung falle. 1887 kam es auch ohne eine Ärzteordnung in Preußen durch eine „Allerhöchste Verordnung“ zur Einrichtung von Ärztekammern. Es wurde für jede preußische Provinz eine Ärztekammer am Amtssitz des Oberpräsidenten eingerichtet. Die Kammern sollten sich mit allen Fragen und Angelegenheiten des ärztlichen Berufes sowie der öffentlichen Gesundheitspflege beschäftigen. Die Wahrnehmung der ärztlichen Standesinteressen gehörte dazu.16 Die Bezeichnung „Ärztekammer“ führten damals die gewählten Versammlungen (die heutigen Kammerversammlungen), deren Besetzung durch eine alle drei Jahre im November stattfindende Wahl erfolgte. Auf je 50 Wahlberechtigte war ein Delegierter zu wählen, mindestens jedoch sollte die Versammlung („Ärztekammer“) zwölf Mitglieder umfassen. Diese wählte einen Vorstand mit einem Vorsitzenden und vier oder mehr Mitgliedern. Die Aufsicht über die Kammer hatte der Oberpräsident. Erst durch die Gesetze im Jahr 1899 und 1904 wurde geregelt, dass die Ärztekammern von den wahlberechtigten Ärzten einen Beitrag erheben durften. In Schleswig-Holstein belief sich dieser damals auf 0,2 bis 0,25 Prozent des Einkommens aus ärztlicher Praxis. Seit 1900 wählte die Ärztekammer auch die fünf Mitglieder des Ehrengerichts, zu denen neben einem Vorsitzenden drei Mitglieder der Kammer sowie ein richterliches Mitglied gehören. Zu den Aufgaben der preußischen Ärztekammern gehörte es, am Anfang der Wahlperiode aus ihren Reihen zwei mit drei Kammermitgliedern besetzte Vertragskommissionen zu wählen, die die zwischen Ärzten und Krankenkassen abgeschlossenen Verträge zu überwachen hatten.17 Erst seit einer Königlichen Verordnung aus dem Jahr 1896 bestand auch ein gesetzlich geregelter Ärztekammerausschuss in Preußen, zu dem jede Ärztekammer des Landes einen Vertreter entsandte. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Zusammenkünfte frei zwischen den Ärztekammern vereinbart. Der Ärztekammerausschuss hatte nach Möglichkeit eine zwischen den Kammern einheitliche Meinungsbildung herzustellen und Aktivitäten zu koordinieren sowie vom Minister zur Stellungnahme überreichte Vorlagen vorzuberaten und weiterzugeben.18 Die erste Sitzung der Ärztekammer für SchleswigHolstein fand am 18. Januar 1888 in Schleswig statt. Die Vorbereitung der Wahl erfolgte wie auch in den folgenden Jahrzehnten mithilfe des Vereins Schleswig-Holsteinischer Ärzte, dessen Spitzenvertreter die Kandidaten für die Wählerliste als sogenannte „Einheitsliste“ festlegten.19 Ihr erster Kammervorsitzender wurde Julius Wallichs, Altona, der zusammen mit Bartels, Bockendahl und Steindorff 1865 den Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte gegründet hatte und bis 1902 als Vorsitzender der Ärztekammer fünf Mal wiedergewählt wurde.20 Das schon mehrfach angesprochene preußische Gesetz über die ärztlichen Ehrengerichte, das Umlagerecht der Kammern und die Kassen der Ärztekammern vom 25. November 1899 vergrößerte die Bedeutung der Ärztekammern. Sie wurden jetzt maßgebend für das ärztliche Standeswesen in Preußen. 21 Eine Standesordnung für den Bezirk der Ärztekammer für Schleswig-Holstein wurde am 10. November 1899 und 26. Januar 1900 beschlossen. Schon in der damaligen Berufsordnung fand sich in § 1 die bis heute gültige Generalklausel: „Jeder Arzt ist verpflichtet, seinen Beruf gewissenhaft auszuüben und durch sein Verhalten in der Berufstätigkeit wie außerhalb derselben die Ehre und das Ansehen des Standes zu wahren.“22 Die Eingaben und Beschlüsse der Ärztetage und -vereine für die Erhaltung der Freiheit des Ärztestandes scheiterten regelmäßig auf Reichsebene an dem „seit Bismarcks Abgang ungehemmten Sozialisierungsdrang der Reichsregierung und des Reichstags“. 23 Auch hierin ist wohl ein wichtiger Grund für die Gründung des „Verbandes der Ärzte Deutschlands zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen“, bis 1924 auch Leipziger Verband, später Hartmannbund genannt, am 13. September 1900 durch Hermann Hartmann zu sehen. Die Konkurrenz zwischen Ärztevereinsbund und Leipziger Verband auf Reichsebene fand sich auch in Schleswig-Holstein zwischen dem Verein Schleswig-Holsteinischer Ärzte und dem 1891 von einigen Ärztevereinen gegründeten Kartellverband wieder. Diese AufsplitteAusgabe 10 | Oktober 2014 43 Schleswig-Holstein rung ärztlicher Interessensvertretung konnte jedoch bei Erhaltung der operativen Selbstständigkeit der neuen Verbandsgründungen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts durch organisatorische Eingliederung in den Ärztevereinsbund und den schleswig-holsteinischem Provinzverein zunächst weitgehend beendet werden. Die Zusammenfassung der Zweige der Sozialversicherung in einer Reichsversicherungsordnung vor dem Ersten Weltkrieg sah zur Enttäuschung der organisierten Ärzteschaft weder die Einführung der freien Arztwahl, der Einzelleistungshonorierung noch den Abschluss von Kollektivverträgen vor. Streiks drohten, Kassenverträge wurden gekündigt, der Leipziger Verband hatte bereits einen Streikfonds eingerichtet. Einen Tag vor Weihnachten 1913 gelang es der Reichsregierung gerade noch rechtzeitig vor dem Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnung am 1. Januar 1914, eine Einigung zwischen den Kontrahenten im sogenannten Berliner Abkommen herbeizuführen. Durch die Übergabe der Zulassungsautonomie der Kassen in paritätisch besetzte Vertrags- und Registerausschüsse wurde der erste Schritt zu einer Zusammenarbeit zwischen Kassen und Ärzten vollzogen, mit dem die freie Arztwahl und Kollektivverträge später möglich wurden. Mit dem Berliner Abkommen kam es zu einer entscheidenden Wende für die Ärzteschaft, mit der das Ringen um Selbstverwaltung und Berufsautonomie auch mithilfe des Staates einen gewissen Abschluss fand. 24 Der Erste Weltkrieg führte zu einem Burgfrieden, in der Zeit danach konnten die beiden zentralen Ärzte verbände Ärztevereinsbund und Hartmannbund ihre marktbeherrschende Stellung trotz einiger Friktionen zu einer Art Monopol ausbauen.25 In die Zeit der Weimarer Republik fiel die Verabschiedung des preußischen Gesetzes über die Ärztekammern und einen Ärztekammerausschuss vom 30. Dezember 1926, mit dem bis dahin erlassene Vorschriften zu Ärztekammern zusammengefasst und novelliert wurden. Neu wurde u. a. geregelt, dass nun ausdrücklich eine Fürsorgeeinrichtung mit Rechtsanspruch beschlossen werden durfte (§ 2), jedoch nur mit der Mehrheit der Mitglieder der Kammerversammlung (§ 38, 2) und der Genehmigung des zuständigen Ministers (§ 2). Die Wahlperiode wurde von drei auf vier Jahre verlängert (§ 11). Die bisher nur den Kassen der Ärztekammern zugebilligte Rechtsfähigkeit wurde auf die Ärztekammern selbst übertragen, die 44 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Ärztekammern wurden Körperschaften öffentlichen Rechts „ohne behördliche Funktion“ (§ 3). 26 Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten hatte auch für die Ärzteschaft erhebliche Veränderungen zur Folge. Der Vorsitzendende des Nationalsozialistischen Ärztebundes (NSDÄB) und spätere Reichsärzteführer Gerhard Wagner wurde zum Reichskommissar der ärztlichen Spitzenverbände bestellt. Der Rücktritt des Vorsitzenden des Ärztevereinsbundes und Hartmannbundes Alfons Stauder im Juni 1933 ebnete den Weg für die „Gleichschaltung“ der Ärzteschaft und ihrer Verbände. Statt Selbstverwaltung durch demokratisch gewählte Vertreter gab es jetzt das Führerprinzip, die Unterdrückung jüdischer und anderer missliebiger Ärzte und die Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung unter das NS-Regime. Für die NS-Machthaber waren nun die Hindernisse beseitigt, die der Durchsetzung ihrer ideologischen Ziele Rassenhygiene, Zwangssterilisation, Bevölkerungshygiene und Vorbereitung eines Krieges in der hierfür unentbehrlichen Ärzteschaft im Wege standen. 27 Diese reichsweite Entwicklung blieb natürlich auch in der nördlichsten preußischen Provinz nicht ohne Folgen. In Schleswig-Holstein wurde Anfang Mai 1933 der wenig angesehene NSDÄB-Gauobmann und Frauenarzt Dr. Hans Köhler aus Neumünster ohne Widerstand der schleswig-holsteinischen Ärzteschaft als regionaler Beauftragter des Reichskommissars eingesetzt. 28 Anfang April 1935 allerdings musste Köhler alle seine Ämter wegen offenkundiger Unfähigkeit niederlegen, sein Nachfolger wurde der Segeberger Chirurg SS-Obersturmbannführer Hans Rinne. 29 Die Ärztekammer Schleswig-Holstein hatte ihre bis dahin vorhandene Selbständigkeit verloren und wurde nach Inkrafttreten der Reichsärzteordnung am 1. April 1936 als weisungsgebundene Untergliederung der Reichsärztekammer auch rechtlich zum Werkzeug der nationalsozialistischen Ärzteführung. Die Nationalsozialisten hatten der Ärzteschaft in Aussicht gestellt, ihre jahrzehntelange Forderung nach einer einheitlichen Ärzteordnung für ganz Deutschland zu erfüllen. Das Fazit der Ärztekommission, die den Ärztetagbeschluss von 1926 vorbereitet hatte, lautete 1931: „den ärztlichen Stand vor seiner Zerstörung, das Volk aber vor schwerstem Schaden zu bewahren“ sei nur möglich durch den Zusammenschluss aller deutschen Ärzte in einer Reichsärztekammer.30 Deutlicher konnte der Wunsch nach www.aerzteblatt-sh.de verbindlichen Regelungen für den ärztlichen Berufsstand wohl kaum zum Ausdruck gebracht werden. Ob die in Aussicht gestellte Erfüllung dieses Wunsches nach einer Reichsärzteordnung der Grund dafür gewesen ist, dass seitens der Ärzte nicht nur der Widerstand gegen die Übernahme ihrer Selbstverwaltung durch die neuen Machthaber ausblieb,31 sondern auch 45 Prozent der deutschen Ärzte Mitglied in der NSDAP wurden, mag dahingestellt bleiben.32 Die am 13. Dezember 1935 erlassene und am 1. April 1936 in Kraft getretene Reichsärzteordnung (RÄO) beruhte weitgehend auf den vom Ärztetag 1926 verabschiedeten Grundsätzen und brachte eine He rausnahme der Ärzte aus der Gewerbeordnung von 1869/71 und die lange geforderte Reichsärztekammer.33 Sie war maßgeblich beeinflusst durch Vorarbeiten der deutschen Ärzteschaft und nicht etwa ausschließlich nationalsozialistische Gesetzgebung. Unabhängig davon war zu erkennen, dass es sich bei der neuen, nach der Reichsärzteordnung zu schaffenden Körperschaft nicht mehr um eine Interessenvertretung der Ärzte, sondern um eine Organisation handeln würde, die „in den Organismus des Staates einbezogen“ sei und dort „das staatliche Leben selbst ausmache“. Es ging um die Zuweisung von Pflichten, die den nationalsozialistischen Maximen folgend „ihn für das Ganze zu wirken berufen“ würden.34 Die Bestallung als Arzt wurde u. a. von der nationalen und sittlichen Zuverlässigkeit sowie der „deutschblütigen Abstammung“ abhängig gemacht (§ 3 RÄO). Der Leiter der Reichsärztekammer (Reichsärzteführer) wurde vom „Führer und Reichskanzler“ berufen und abberufen (§ 21 RÄO). Wahlen gab es nicht mehr. Die Reichsärztekammer errichtete als ihre Untergliederungen Ärztekammern und ärztliche Bezirksvereinigungen und berief deren Leiter ( 28, 29 RÄO). Zu den vom nationalsozialistischen Staat vorgegebenen „neuen Zielen“ gehörte „zum Wohle von Volk und Reich für die Erhaltung und Hebung der Gesundheit, des Erbguts und der Rasse des deutschen Volkes zu wirken“ (§ 19 RÄO).35 Auch wenn hier nicht auf Einzelheiten der Reichsärzteordnung eingegangen werden kann, lässt schon der zitierte § 19 erkennen, dass mit dem Gesetz ein Paradigmenwechsel herbeigeführt wurde, bei dem die kostenbewusste Präventivmedizin an die Stelle der kurativen Individualmedizin treten und die Gesundheit des Einzelnen zugunsten einer auf die Sanierung der Gesellschaft gerichteten Sozial- und Rassenhygiene mehr in den Hintergrund treten sollte.36 Die Ärztekammer Schleswig-Holstein nach 1945 – Eine Landesärztekammer mit fragwürdiger Rechtsgrundlage Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches hatten auch die Reichsärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands (KVD) mit ihren Provinzuntergliederungen keine Grundlage für administratives Handeln mehr. Zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Gesundheitswesens waren die Untergliederungen jedoch unentbehrlich. Deswegen beauftragte in Schleswig-Holstein der Oberpräsident mit Genehmigung der britischen Militärregierung die niedergelassenen Ärzte Berthold Rodewald (Kiel), vormals Amtsarzt in Waldenburg/Schlesien, und Hans Stubbe (Heide) schon Ende Juni 1945 damit, die Geschäfte der Ärztekammer unter Einschluss der KV-Aufgaben kommissarisch wahrzunehmen. Die Besatzungsmacht befürchtete in dem Chaos der ersten Nachkriegszeit im völlig mit Flüchtlingen übervölkerten Schleswig-Holstein den Zusammenbruch der ärztlichen Versorgung sowie den Ausbruch von Seuchen. Die Zulassung einer ausreichenden Zahl von Ärzten, die aus dem Militärdienst und als Flüchtlinge in das Land gekommen waren, zur Kassenpraxis musste dringend geregelt werden. Ohne förmliche, rechtsverbindliche Grundlagen wurde die um nationalsozialistisches Gedankengut befreite Reichsärzteordnung weiter herangezogen.37 Rechtsgrundlagen für eine Berufsgerichtsbarkeit und Facharztanerkennungen fehlten, auch gab es keine gültige Wahlordnung. Eine möglichst schnelle Abhilfe schien erforderlich. Dies hatte Berthold Rodewald erkannt. Bereits im Sommer 1945 war ein Gesetzesentwurf für ein Ärztekammergesetz erstellt worden, der die Billigung der Landesregierung, aber nicht die der Besatzungsmacht fand. Angestrebt wurde eine Anlehnung an das Preußische Ärztekammergesetz aus dem Jahr 1926. Rodewald schrieb dazu, dass er sich früh darum bemüht habe, „für die Kammerarbeit wieder eine rechtskräftige Basis zu schaffen, weil ich sie für das wichtigste hielt (und halte), während alle laufenden Geschäfte, einerlei ob materieller oder personeller Natur, dem gegenüber unwichtig waren, mochten sie auch im Augenblick dringlich sein“.38 Es gelang Rodewald mit anderen Ausgabe 10 | Oktober 2014 45 Schleswig-Holstein aktiven Ärzten (zu nennen sind besonders Stubbe/ Heide, Wassmund/Pansdorf und v. Rohden, Dillner und Kröner aus Lübeck) trotz der schwierigen Verkehrsverhältnisse und der unsicheren Postwege ziemlich rasch, wieder ärztliche Kreisvereine zu bilden und unbelastete Ärzte mit berufspolitischer Erfahrung zu finden, die als Vorsitzende gewählt und von der Militärregierung bestätigt werden konnten. Diese Kreisvereinsvorsitzenden bildeten den aus 20 Obmännern bestehenden Beraterkreis für den bald auch als Präsidenten bezeichneten „Kammerkommissar“. Damit hatte sich eine Art parlamentarisches Organ gebildet, das sich selbst damals als „Landesärztekammer“ bezeichnete. Die erste vorbereitende Ärztekammersitzung fand am 30. Juni 1945 in Bad Segeberg statt. Auf Anweisung der Militärregierung wurde ein fünfköpfiger Vorstand gebildet.39 Die Verwaltungsarbeiten wurden von einem geschäftsführenden Arzt, erst Karl Haedenkamp, der bald darauf die Geschäftsführung des Nordwestdeutschen Kammerausschusses übernahm, dann Curt Walder im Auftrag des Vorstands erledigt.40 Die von der Kammer zu erledigenden Arbeiten waren außerordentlich schwierig. Die Aufgaben hatten einen Umfang, wie es sie für Ärztekammern seit ihrem Bestehen noch nicht gegeben hatte. Hunderttausende von ärztlich unversorgten Flüchtlingen (1,2 Millionen bei einer Gesamtbevölkerung von 2,65 Millionen) standen einer übergroßen Zahl unversorgter Ärzte (knapp 700 gegenüber 350 einheimischen Ärzten) gegenüber.41 Die sozialhygienischen Probleme, das starke Ansteigen der Geschlechtskrankheiten und Tuberkuloseerkrankungen bei unglaublichen Unterbringungsverhältnissen und einem unvorstellbaren Mangel an allen erforderlichen Materialien, erschwerten der unter provisorischen Bedingungen arbeitenden Kammer die Arbeiten zusätzlich.42 Überschattet wurde alles von der unsicheren rechtlichen Lage der Ärztekammer. Formalrechtlich war die Reichsärztekammer nie aufgelöst worden, bestand aber de facto nicht mehr, da sie ihre Tätigkeit als zentrale Reichseinrichtung eingestellt hatte. Die Untergliederungen in den Ländern bestanden, wie in Schleswig-Holstein, fort und nahmen ihre Aufgabe als Funktionsträger der de jure noch fortbestehenden Reichsärztekammer wahr. Diese Auffassung festigte sich jedoch erst durch die Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Münster 195143 sowie 46 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt des Verwaltungsgerichtshofs 3. Karlsruher Senat 195244 u. a., nachdem es vorher auch gegenläufige Urteile gegeben hatte. Bis dahin war die notwendige, aber nicht unumstrittene Arbeit der Ärztekammern ohne verlässliche Rechtsgrundlage. Hinzu kam die schlechte Stimmung in der Ärzteschaft. Ihr ging es nicht gut. Die Nachfolgeorganisation der Reichsärztekammer wurde mit Misstrauen betrachtet. So gab es starke Widerstände auch aus der Ärzteschaft wie auch Unzufriedenheit und Erbitterung. Besonders als nachteilig empfundene Entscheidungen der Kammer führten zu persönlichen Angriffen und Verunglimpfungen gegenüber den kommissarisch bestellten Leitern der Kammer. Schwerer noch wogen die Hemmnisse, die durch mitunter inkompetente, von der Besatzungsmacht eingesetzte Kommissare der unteren Verwaltungsebenen entstanden, die den Fortgang der Arbeit gelegentlich nachhaltig gefährdeten.45 Das schleswig-holsteinische (Landes-) Ärztekammergesetz Ein Ärztekammergesetz war überfällig. Am 7. Mai 1951, immerhin bereits sechs Jahre nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ verhandelte der Landtag in erster Lesung über den Entwurf eines „Gesetzes über die Berufsvertretungen der Ärzte, Zahnärzte und Dentisten (Kammergesetz)“, in dem auch wesentliche Ärztekammerwünsche berücksichtigt worden waren. Die SPD war gegen den Entwurf, sie hielt neben anderen Gründen eine Vorabentscheidung auf Landesebene nicht für sinnvoll, da nach Auffassung der Bundesregierung die Länder nicht zuständig seien. Auch sei die vorgesehene Zwangsmitgliedschaft verfassungsrechtlich unzulässig.46 Der Gesetzesentwurf wurde an die Ausschüsse überwiesen. Nachdem der Landtagsausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung seinerseits sowohl die Zuständigkeit des Landes wie auch die Verfassungsmäßigkeit des Entwurfs in Zweifel gezogen hatte und der hierzu befragte Bundesjustizminister sich dieser Auffassung angeschlossen hatte,47 stockte das Gesetzesvorhaben. Zu einer zweiten Lesung kam es in dieser Legislaturperiode des Landtags nicht mehr.48 In der Zeit bis zu einer neuen Befassung des Landtags mit einem Ärztekammergesetz gab es in der Kammer einige Veränderungen. Rodewald war als Präsident der Ärztekammer zum Ende der Wahlperiode der Kammerversammlung www.aerzteblatt-sh.de am 31. Dezember 1952 ausgeschieden und Schriftleiter des Deutschen Ärzteblattes geworden. Sein Amt musste vom Vizepräsidenten Georg Juretzka/ Eckernförde geschäftsführend übernommen werden. Wegen Uneinigkeiten in der Ärzteschaft gegen die bereits 1949 angewandte Wahlordnung konnte weder eine Kammerversammlung noch ein neuer Vorstand gewählt werden. Am 11. August 1953 lag dem Landtag nach über zwei Jahren wiederum ein Entwurf, diesmal der Entwurf eines Gesetzes nur für die Ärztekammer zur ersten Lesung vor. Neu wurde für das Ärztekammergesetz zur Vermeidung verfassungsrechtlicher Probleme das „Repräsentativsystem“ vorgeschlagen, nach dem die Ärzte die Kammer zu wählen hatten, ohne selbst Pflichtmitglieder zu werden. Damit sollte den auf Bundesebene fortgeltenden Bedenken Rechnung getragen werden. Die Lübecker Ärztin Lena Ohnesorge sprach für den Gesamtdeutschen Block (BHE) und stellte den Sinn von Untergliederungen der Ärztekammer infrage. Der Rechtsanwalt Rohloff (CDU) bezweifelte die Rechtmäßigkeit einer Ermächtigung zur Schaffung obligatorischer Versorgungseinrichtungen. Rechtsanwalt Rehs (SPD) bekräftigte die gut zwei Jahre vorher geäußerten Bedenken seiner Partei, plädierte für eine Zurückstellung des Gesetzesvorhabens und wies darauf hin, dass erhebliche Teile der Ärzteschaft einschließlich des Hartmannbundes gegen die Errichtung von Kammern mit Zwangsbefugnissen seien. In der am Tag nach der Landtagssitzung stattfindenden Kammerversammlung wurde von den Delegierten betont, dass die Landesärztekammer Schleswig-Holstein als fortbestehender Teil der Reichsärztekammer bereits existiere. Der Kammergedanke sei, von einigen Außenseitern abgesehen, Gemeingut aller Ärzte. Der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Hartmannbundes, Otto Beckmann/Rendsburg, erklärte, dass sein Verband eine Ärztekammer und insbesondere auch die Berufsgerichtsbarkeit wünsche. Die Kammerversammlung hielt das vorgeschlagene Repräsentativsystem für annehmbar, jedoch müsste die Möglichkeit in den Kreisen erhalten bleiben, Untergliederungen zu bilden. Zur vorgesehenen von der CDU infrage gestellten Ermächtigung, eine Versorgungseinrichtung bilden zu dürfen wie auch zur Einschränkung der Zuständigkeit der Kammer auf die den Beruf ausübenden Ärzte ist eine Meinungsäußerung der Versammlung zu diesem Zeitpunkt nicht überliefert.49 Dies wurde in einem offenen Brief an die Landtagsabgeordneten im Dezemberheft des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes nachgeholt.50 Das am 7. Dezember 1953 einstimmig vom Landtag verabschiedete Gesetz trat am 1. Januar 1954 in Kraft, ohne dass die Bedenken der Kammer berücksichtigt wurden. Das Gesetz über die Berufsgerichtsbarkeit folgte am 22. Februar 1954 und trat zum 1. April 1954 in Kraft. Die Kammer hatte ihr Gesetz. Es waren aber nicht alle Erwartungen erfüllt worden. So bestand anfangs sehr heftige Kritik gegen das Fehlen einer Ermächtigung, Untergliederungen zu bilden, die Beschränkung des Wirkungsbereichs der Ärztekammer auf die Ärzte, die ihren Beruf ausüben, die fehlende Ermächtigung für die Ärztekammer, Versorgungseinrichtungen mit Pflichtzugehörigkeit schaffen zu können, und einige weitere Regelungen fort.51 Am 6. Juli 1959 wurde eine Änderung des Ärztekammergesetzes durch den Landtag beschlossen. Nunmehr gab es auch die Möglichkeit, Versorgungseinrichtungen zu schaffen, wenn die Mehrheit der Ärzte dieser Einführung zustimmt.52 Weitere Änderungen im Sinne der Forderungen der Ärzteschaft folgten in späteren Jahren. Eine Ausnahme bildete die Möglichkeit, Untergliederungen zu bilden. Der Kammer gelang es jedoch, durch Berufung der Vertreter eines jeden Kreises in einen Kreisausschuss der Kammer für seine Region die notwenige Verbindung zur lokalen Ärzteschaft und ihren Vereinen aufrecht zu erhalten. Dem 1954 gewählten Präsidenten Kurt Dutte war es nicht mehr vergönnt, das Ergebnis seiner Bemühungen um eine leistungsfähige Ärzteversorgung zu erleben. Er starb am 15. Juli 1961 55-jährig an den Folgen eines Herzinfarktes. Sein Nachfolger wurde im Oktober 1961 für über 15 Jahre der Nervenarzt Edmund Christiani aus Kiel. Literatur beim Verfasser oder im Internet unter www.aerzteblatt-sh.de Dr. med. Dr. phil. Karl-Werner Ratschko, Havkamp 23, 23795 Bad Segeberg Ausgabe 10 | Oktober 2014 47 Schleswig-Holstein FKQS-Qualitätspreis Eigeninitiative fördern in der Schlaganfall-Nachsorge Das Projekt „thera.best“ wurde für den Qualitätspreis 2014 nominiert. Therapie setzt auf Eigenverantwortung des Patienten. Die Versorgung von Patienten in der ambulanten Schlaganfall-Nachsorge ist unzureichend und lässt sich dadurch charakterisieren, dass viele Betroffene nach stationären Klinikaufenthalten oder RehaMaßnahmen auf sich selbst gestellt sind, nicht zu eigenem Engagement motiviert werden und keine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Leistungsträger stattfindet. So formuliert Jürgen Langemeyer in seinem Bewerbungsantrag für den Qualitätspreis 2014 des Förderkreises Qualitätssicherung die Hintergründe für sein Konzept „thera.best“, das, wie berichtet, für eben jenen Preis nominiert wurde. Es richtet sich an Schlaganfall-Patienten, die langfristig eine ambulante Versorgung benötigen und Schritt für Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben gehen wollen. Ziel von thera.best ist es, mit hoher Effizienz bei möglichst vielen Patienten in der SchlaganfallNachsorge maximale Therapieergebnisse zu erzielen. Dies ist laut Langemeyer nur möglich, wenn die Neuroplastizität, der Selbstheilungsmechanismus des Gehirns, optimale Bedingungen erhalte. Dies müsse durch den Patienten selbst, aber auch durch Angehörige, Ärzte, Therapeuten sowie alle weiteren Beteiligten an der Therapie gewährleistet werden. Das Projekt läuft in mehreren Phasen ab. Auf eine Beratung folgt die Aufnahme des aktuellen Zustandes. Dazu kann sich der Patient der sogenannten „thera. best.box“ bedienen, einer Kunststoffbox mit einem vierteiligen Register und 84 Karten. Auf jeder Karte ist ein mögliches Problem beschrieben, das infolge eines Schlaganfalls auftreten kann. Der Betroffene kann jede Situation in eine der vier Kategorien „ok“, „erledigt“, „dringend“ oder „später“ einordnen und darauf aufbauend mit Ärzten und Behandlern an den dringenden und nachgeordneten Problemstellungen arbeiten. So behält der Patient stets den Überblick über seinen aktuellen Stand und seine Fortschritte. Ergänzt wird das Verfahren durch therapeutische 48 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Befunde. Es folgt eine schriftliche Zielvereinbarung mit dem interdisziplinären thera.best-Team für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten, die auch der behandelnde Arzt in Kopie erhält. Anschließend wird ein individueller Therapieplan erstellt, der durch eigenverantwortliche Übungen im heimischen Umfeld ergänzt wird. Auch die Therapie an sich findet entweder zu Hause oder in der Praxis statt. Begleitende Gespräche und Beobachtungen der Fähigkeiten sollen eine ständige Überprüfung des Therapieplanes ermöglichen, der bei Bedarf entsprechend angepasst werden kann. Zum Ende der Behandlungsperiode wird erneut der Ist-Zustand festgestellt und der Patient entscheidet, ob die vereinbarten Ziele erreicht wurden und ob eine neue Vereinbarung getroffen werden soll. Projektinitiator Langemeyer sieht in der Schlaganfall-Nachsorge für jeden Patienten eine sportliche Höchstleistung. Sie funktioniere nur, wenn beim Patienten Ressourcen wie Akzeptanz, Lebensfreude, Verantwortung, Geduld, Disziplin, Fleiß und Ausdauer nachhaltig aktiviert würden. Wesentlich für das Konzept von thera.best ist, dass alle Beteiligten ein Team bilden, das gemeinsam die Therapieziele des Patienten verfolgt. Die Behandler sollen sowohl eine hohe Fachkompetenz besitzen als auch in der Lage sein, den Patienten immer wieder aufs Neue zu motivieren. Dennoch liegt die Hauptverantwortung für die Erreichung der gesteckten Therapieziele letztendlich beim Betroffenen selbst. Das Projekt, das bereits von ersten Pilotpraxen in Schleswig-Holstein durchgeführt wird, schaffe dafür die passende Infrastruktur. Auch der Schlaganfall-Ring SchleswigHolstein e. V. nutzt bereits die Grundprinzipien des Konzepts zur flächendeckenden Optimierung der Schlaganfall-Versorgung im Land. Mehr Infos zum Qualitätspreis unter www.foerderkreis-qs.de Anne Mey www.aerzteblatt-sh.de Krebs Der Krankheitsverlauf rückt stärker in den Fokus Band zehn von „Krebs in Schleswig-Holstein“ umfasst erstmals Daten aus einem Dreijahreszeitraum. In Schleswig-Holstein leben derzeit rund 100.000 Menschen mit einer Krebserkrankung. Jährlich werden rund 19.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Rund 7.600 Menschen sterben in unserem Bundesland jedes Jahr an Krebs. Diese Zahlen nennt die aktuelle Ausgabe „Krebs in Schleswig-Holstein“, die im nun vorliegenden zehnten Band Inzidenz und Mortalität der Jahre 2009 bis 2011 dokumentiert. Der vom Institut für Krebsepidemiologie und dem Krebsregister Schleswig-Holstein erstellte Bericht umfasst erstmals einen Dreijahreszeitraum. Für das aktuelle Jahr sei mit einer weiter steigenden Zahl an Neuerkrankungen zu rechnen, heißt es in dem Bericht. Nach Ansicht der Autoren zeigen die hohen Zahlen, dass sich die onkologische Versorgung nicht nur auf die primäre Behandlung neuer Krebserkrankungen beschränken kann, sondern sich auch immer stärker dem weiteren Krankheitsverlauf widmen muss. „Dazu gehören nicht nur die leitliniengerechte Nachsorge, sondern auch Angebote zur psycho-onkologischen Versorgung, zur Rehabilitation, zur Wiedereingliederung in den Beruf und zur Selbsthilfe“, heißt es in dem Bericht. Für den genannten Diagnosezeitraum wurden insgesamt 186.902 Meldungen aus Arztpraxen, Kliniken, Pathologien und Gesundheitsämtern in der bei der Ärztekammer angesiedelten Vertrauensstelle und in der Registerstelle des Krebsregisters am Institut für Krebsepidemiologie an der Lübecker Universität verarbeitet. Im Diagnosezeitraum wurde bei insgesamt 56.655 Menschen in Schleswig-Holstein eine neu auftretende Krebserkrankung diagnostiziert, dies entspricht einem Jahresdurchschnitt von 18.885 Erkrankten. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren. Zusätzlich wurde in den drei Jahren noch bei 20.211 Personen weißer Hautkrebs diagnostiziert. In Schleswig-Holstein erkranken 715 von 100.000 Männern und 620 von 100.000 Frauen jedes Jahr an Krebs. Altersbereinigt liegen die Männer damit nur minimal, die Frauen aber um zwölf Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Der Bericht nennt besonders eine höhere Brust- und Lungenkrebsinzidenz in Schleswig-Holstein. Die Mortalität für Krebs liegt bei Männern rund fünf Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt, bei Frauen vier Prozent darüber. Bundesweit erkranken jedes Jahr rund 261.000 Männer und 222.000 Frauen an Krebs. Etwa 120.000 Männer und 100.000 Frauen sterben jährlich an einer Krebserkrankung. Die altersstandardisierte Krebssterblichkeit sinkt in Deutschland seit 15 Jahren kontinuierlich. Laut Bericht ist dies auf verbesserte Therapien und Früherkennung, aber auch auf die sinkende Zahl an Rauchern zurückzuführen. Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 49 Personalia Geburtstage Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind. Dr. Renate Ladendorf, Aumühle, feiert am 01.11. ihren 85. Geburtstag. Sibylla Knaut, Pinneberg, feiert am 16.11. ihren 75. Geburtstag. Dr. Gerda Pauly, Lübeck-Travemünde, feiert am 01.11. ihren 90. Geburtstag. Peter Hammerl, Großhansdorf, feiert am 18.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Jürgen Wendemuth, Büsumer Deichhausen, feiert am 01.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Peter Hueck, Süderbrarup, feiert am 18.11. seinen 70. Geburtstag. Cankat Borcbakan, Schackendorf, feiert am 02.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Karl-Herbert Westphal, Kiel, feiert am 18.11. seinen 95. Geburtstag. Dr. Uwe Dümmer, Pinneberg, feiert am 03.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Silke Jeglin, Kiel, feiert am 19.11. ihren 70. Geburtstag. Dr. Hanns-Ulrich Hermann, Neumünster, feiert am 03.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Conrad Nolte, Heiligenhafen, feiert am 22.11. seinen 80. Geburtstag. Dr. Reinhard Kamradt, Niebüll, feiert am 03.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Horst Kaczmareck, Norderstedt, feiert am 23.11. seinen 80. Geburtstag. Dr. Maya Steppeler-Ackermann, Dammfleth, feiert am 03.11. ihren 70. Geburtstag. Dr. Beate Oberste-Lehn, Lübeck-Travemünde, feiert am 23.11. ihren 80. Geburtstag. Dr. Karl-Dieter Schöning, Hohwacht, feiert am 09.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Niels Krause, Bargteheide, feiert am 24.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Walter Zettler, Schleswig, feiert am 09.11. seinen 95. Geburtstag. Dr. Knut Gerlach, Lübeck, feiert am 27.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Ekkehard Schumann, Flensburg, feiert am 11.11. seinen 75. Geburtstag. Dr. Peter Lindner, Großhansdorf, feiert am 27.11. seinen 90. Geburtstag. Dr. Klaus-Herbert Seidenstücker, Tarp, feiert am 12.11. seinen 70. Geburtstag. Dr. Erika Hoffmann-Ammon, Flensburg, feiert am 28.11. ihren 90. Geburtstag. Prof. Dr. Gerd Oehler, Ratzeburg, feiert am 13.11. seinen 70. Geburtstag. Erika Nerger, Grube, feiert am 30.11. ihren 75. Geburtstag. Wir gedenken der Verstorbenen Dr. Rainer Schilling, Kiel, geboren am 21.10.1938, verstarb am 16.04.2014. Dr. Helga Hauss, Kiel, geboren am 11.08.1924, verstarb am 24.08.2014. Dr. Wolfgang Keller, Osterhorn, geboren am 22.01.1939, verstarb am 17.08.2014. Dr. Peter-Ingo Patzner, Brunsbüttel, geboren am 21.09.1941, verstarb am 13.09.2014. 50 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de Dr. Christoph Stahl in den Ruhestand verabschiedet Mehr als 40.000 Patienten hat Dr. Christoph Stahl in seinem beruflichen Leben als Orthopäde mit seinen Teams in Flensburg behandelt nun wurde der Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin des Diakonissenkrankenhauses (DIAKO) in den Ruhestand verabschiedet. Seit 1990 als Chefarzt zunächst im Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital und dann ab 1. Januar 2006 für die DIAKO tätig, hat Stahl das erste künstliche Schultergelenk in Flensburg eingesetzt. In der Folgezeit entwickelte sich Flensburg zu einem Zentrum für Schulteroperationen. In der Endoprothetik waren es neben der Schulter vor allem die Hüft- und Kniegelenksoperationen, mit denen sich Stahl auch überregional einen Namen machen konnte. Nach und nach rückten die minimalinvasiven Operationstechniken in den Vordergrund. Weitere Schwerpunkte des Orthopäden waren die Fußchirurgie und die konservative Behandlung der Wirbelsäule. Stahl ist vielen Kollegen durch das Lehrbuch „Ultraschall-Diagnostik Schultergelenk“, eine Loseblattsammlung und gut besuchte Ultraschallkurse in Flensburg bekannt, an denen auch Ärzte aus anderen Bundesländern teilnahmen. Von Beginn an eng zusammengearbeitet hat er mit seinem lei- Dr. Christoph Stahl (Foto: DIAKO) tenden Oberarzt Dr. Ulrich Neuschäfer, der nun für den Schwerpunkt „Orthopädie und Endoprothetik“ in Flensburg verantwortlich sein wird. Dr. Thorsten Lange, bisher bereits geschäftsführender Chefarzt, wird nun als alleiniger Chefarzt die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin leiten. (PM/ Red) Ausgabe 10 | Oktober 2014 51 Personalia Internationale Ehrung für Kieler EKG-Spezialisten Die „International Society of Holter and Noninvasive Electrocardiography“ (ISHNE) hat den Herzrhythmusspezialisten Prof. Hendrik Bonnemeier (43), Leiter der Abteilung für Elektrophysiologie und Rhythmologie der Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel, zum nationalen wissenschaftlichen Vertreter und Gouverneur ernannt. Bonnemeiers Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit Jahren mit den Entstehungs- mechanismen lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen. Durch die Position erhofft er sich einen noch breiteren internationalen Informationstransfer in der wissenschaftlichen und klinischen Elektrokardiographie. Bonnemeier hat an der Lübecker Universität und der Harvard Medical School in Boston seine wissenschaftliche und klinische elektrophysiologische Ausbildung erhalten. Seit vier Jahren leitet er die Elektrophysiologie und Rhythmologie des UKSH am Campus Kiel. (PM/Red) Mehr Verantwortung für Alheit Kristin Alheit (Foto: di) Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) ist seit September auch Wissenschaftsministerin. Ministerpräsident Torsten Albig vergrößerte Alheits Ressort, weil die neu berufene Bildungsministerin Britta Ernst als Schwägerin von UKSH-Chef Prof. Jens Scholz nicht die Aufsicht über die Hochschulen übernehmen kann. Ernst ist die Frau von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, dessen Bruder Jens das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) führt. Die Umbildung war nach dem Rücktritt von Bildungs- und Wissenschaftsministerin Waltraud Wende notwendig geworden. Alheit bekommt zur Unterstützung einen weiteren Staatssekretär: Rolf Fischer war bislang im Bildungsministerium für die Wissenschaft zuständig. (PM/Red) Franke folgt in Flensburg auf Staemmler PD Dr. Andreas Franke (43) hat die Leitung der Gastroenterologie und Hepatologie am Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital in Flensburg übernommen. Er folgt auf Dr. Wulf Staemmler als Chefarzt der Medizinischen Klinik II. Franke ist seit 2009 als Oberarzt, seit Mai 2012 als leitender Oberarzt am St. Franziskus-Hospital tätig. 2010 habilitierte Franke an der Uni Heidelberg zum Thema „Der Einfluss von Ethanol und alkoholischen Getränken auf die Magenentleerung beim gesunden Menschen“. 52 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Franke hat nach seinem Studium in Essen u. a. in Hamburg, im norwegischen Bergen, am Uniklinikum in Mannheim und in Rotenburg gearbeitet. „Andreas Franke bringt neben der Erfahrung, um unseren Fachbereich der Gastroenterologie und Hepatologie erfolgreich zu leiten, auch die notwendige Empathie mit, unseren oftmals schwerstkranken Patienten eine angebrachte Zuversicht und Vertrauen in ihre medizinische Behandlung zu vermitteln“, sagte Chefarzt Prof. Stephan Timm zur Ernennung. (PM/Red) www.aerzteblatt-sh.de Neuer Chef-Anästhesist Dr. Björn von Stritzky ist neuer Chefarzt für die Anästhesie und Intensivmedizin in der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg. Sein Ziel ist es laut Presseinformation des Hauses „möglichst Schmerzen erst gar nicht entstehen zu lassen, da ein einmal empfundener Schmerz eine viel höhere Schmerzmitteldosierung braucht als wenn man Schmerzen von Anfang an vermeidet“. Von Stritzky, der nur ein paar Kilometer von seiner neuen Arbeitsstätte entfernt geboren wurde und aufgewachsen ist, hat am UKE studiert und dort später als Funktionsoberarzt in der Narkoseabteilung gearbeitet. Zuletzt war er Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Hamburger Marienkrankenhaus. Er verfügt über Erfahrungen in der Rettungsmedizin, Intensivmedizin und Schmerztherapie, hat u. a. über 2.000 Einsätze im Notarztwagen hinter sich und ist Katastrophenschutzbeauftragter. (PM/Red) Dr. Björn von Stritzky (Foto: Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg) Verdienstorden des Landes für Prof. Gerhard Fouquet Ministerpräsident Torsten Albig hat Prof. Gerhard Fouquet mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Der ehemalige Präsident der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) habe sich in zahlreichen Bereichen des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens große Verdienste um das Land erworben, so Albig. In seiner Präsidentenzeit von 2008 bis 2014 habe Fouquet mit der Hochschule einen erfolgreichen Weg eingeschlagen und das Renommee der CAU enorm gestei- gert, hieß es in einer Mitteilung der Landesregierung. Schleswig-Holstein sei als Wissenschaftslandschaft noch sichtbarer geworden. Auch sei es seinem Einsatz zu verdanken, dass sich die Forschung positiv entwickelt habe. Darüber hinaus habe Fouquet als Prorektor für die Lehre und als Präsident die aufwendige und schwierige Umstellung der Studiengänge auf das gestufte Bachelor- und Mastersystem erfolgreich umgesetzt. Besonders wichtig sei ihm die Förderung der Doktoranden gewesen. (PM/Red) Lübeck holt neuen Kaufmännischen Leiter Florian Claus folgt als neuer Kaufmännischer Leiter an den Sana Kliniken Lübeck auf André Stoschus, der im Sommer als Geschäftsführer zu den Sana Kliniken Ostholstein gewechselt ist. Der 28-jährige Claus hat sein Studium zum Gesundheitsmanagement an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau absolviert und 2009 als Diplom-Kaufmann abgeschlos- sen. Danach war er Referent der Geschäftsführung in der Vereinigte Gesundheitseinrichtungen Mittelsachsen GmbH/Kreiskrankenhaus Freiberg. Kontakt zu den Sana-Kliniken im Norden erhielt Claus erstmals, nachdem er 2012 als Referent des Generalbevollmächtigten der Region Nord zur Sana Kliniken AG wechselte. (PM/Red) Ausgabe 10 | Oktober 2014 53 Medizin und Wissenschaft Strahlentherapie Renaissance der Strahlentherapie bei degenerativen Erkrankungen Bei Fersensporn und Schulterschmerzen gute Erfolgsquote in der Schmerzlinderung. Analgetische Wirkung tritt meist verzögert ein. Heute wird die Strahlentherapie fast ausschließlich bei malignen Tumoren eingesetzt. Vor mehr als 50 Jahren war das anders. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden überwiegend gutartige Erkrankungen mit Röntgenstrahlen behandelt. Die Strahlentherapie wurde als anti-entzündliche Therapie (z. B. bei Mastitis) oder zur Schmerzbehandlung (z. B. bei Morbus Bechterew) eingesetzt. Man verwendete niedrige Strahlendosen („Reizbestrahlung“). Dass die Strahlentherapie eine positive Wirkung hatte, galt als unstrittig, wenngleich ein den Kriterien der heutigen evidenzbasierten Medizin genügender Beweis, wie damals üblich, nicht erbracht wurde. Aufgegeben wurde die Strahlentherapie bei den meisten Indikationen, weil bessere Behandlun- gen, v. a. Antibiotika und Corticoide, zur Verfügung standen und wegen des Risikos für Sekundärmalignome (nachgewiesen bei Morbus Bechterew). Vor allem in den USA war die Strahlentherapie bei gutartigen Erkrankungen daher seit etwa 1970 obsolet. In Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern wurde die Strahlentherapie weiterhin, allerdings in geringem Umfang, eingesetzt. Verschiedene klinische Studien zeigen eine hohe Effektivität niedrig-dosierter Bestrahlung bei einer Reihe chronisch-entzündlicher oder degenerativer Erkrankungen. Als wahrscheinliches Wirkprinzip sind verschiedene molekulare Mechanismen (z. B. Beeinflussung von TGF-ß und IL-1ß) identifiziert. Neuerdings werden auch immunmodulatorische Wirkungen diskutiert. Diese Effekte sind Ergebnisse randomisierter Studien Indikation Studie/Autor Schmerzhafter Fersensporn Studie der DEGRO-AG beni- Multizentrische Studie, gne Erkrankungen (Niewald 66 Patienten, randomisiert et al. 2012) 6x 1Gy versus 6x 0,1Gy Schmerzreduktion nach zwölf Wochen in beiden Gruppen, signifikant besser bei 6Gy Gesamtdosis (p<0,001) Erlanger Dosis-Optimierungsstudie (Ott et al. 2014) 457 Patienten, randomisiert 6x 1Gy versus 6x 0,5Gy in jeweils drei Wochen Erfolgsquote (sign. Schmerzreduktion) 87 % nach sechs Wochen und 95 % nach drei Jahren, kein Unterscheid zwischen 0,5Gy oder 1Gy Einzeldosis Erlanger Dosis-Optimierungsstudie (Ott et al. 2014) 312 Patienten, randomisiert 6x 1Gy versus 6x 0,5Gy in jeweils drei Wochen Erfolgsquote (sign. Schmerzreduktion) 83 % nach sechs Wochen und 82 % nach drei Jahren, kein Unterscheid zwischen 0,5Gy oder 1Gy Einzeldosis Schulter-ArmSyndrom 54 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Design Ergebnisse www.aerzteblatt-sh.de (Foto: ©iStockphoto.com) experimentell bereits bei sehr niedrigen Strahlendosen von etwa 0,1 bis 0,5 Gy nachweisbar; diese Dosen wirken noch nicht zytotoxisch. Auch klinisch sind Strahlendosen von 0,5 Gy als Einzeldosis ausreichend. Wichtige Indikationen, bei denen eine hohe Erfolgsquote hinsichtlich Schmerzlinderung (>80 %) durch große randomisierte Studien belegt ist, sind Fersensporn und schmerzhaftes Schulter-ArmSyndrom (Periarthritis humeroscapularis). Eine Übersicht über kürzlich abgeschlossene randomisierte Studien zeigt die Tabelle (S. 54). Weitere Indikationen sind Epicondylitis radialis, schmerzhafte Arthrosen und auch einige hyperproliferative Erkrankungen (M. Dupuytren, M. Ledderhose); diese Indikationen sind aber nicht durch randomisierte Studien belegt (Evidenzlevel II). Die Strahlentherapie kommt als Ersttherapie bei relevanten Beschwerden in Betracht, sie ist aber auch bei chronischen Verläufen eine sehr effektive und schonende Alternative zu anderen Behandlungsverfahren. Daher kann und sollte man die Indikation sehr großzügig stellen. Nebenwirkungen gibt es praktisch nicht. Die verwendeten Strahlendosen sind so niedrig, dass akute Reaktionen wie Hautrötung oder chronische Strahlenfolgen nicht auftreten können, weil die dazu erforderlichen Schwellendosen nicht erreicht werden. Keiner Schwellendosis unterliegt das Risiko für radiogene Sekundärmalignome. Dieses Risiko ist aber abhängig von der Gesamtdosis, dem Bestrahlungsvolumen und dem spontanen Risiko für Malignome im Bestrahlungsfeld (es handelt sich um eine relative Risikoerhöhung), und das Risiko nimmt über Jahrzehnte zu. Unter den üblichen Vorbedingungen (Alter >40 Jahre, kleines Bestrahlungsvolumen, unkritische Lokalisation, niedrige Einzel- und Gesamtdosis) ist das Risiko für Zweittumoren klinisch vernachlässigbar. Sicher sind die Risiken einer mehrwöchigen Analgetika-Einnahme größer als das Risiko der Strahlentherapie bei diesen Indikationen. Die Behandlung ist technisch wenig aufwendig und kann an jeder Strahlentherapie-Einrichtung durchgeführt werden. Üblicherweise werden etwa sechs Bestrahlungssitzungen (Fraktionen) im Abstand von zwei bis drei Werktagen verordnet. Die analgetische Wirkung tritt meistens etwas verzögert innerhalb von zwei bis vier Wochen nach der Bestrahlung ein. Bei ungenügendem Ansprechen ist eine zweite Behandlungsserie sinnvoll. Eine Wiederholung der Therapie nach Monaten oder Jahren ist wegen der niedrigen Gesamtdosis grundsätzlich möglich. Dr. Jürgen Schultze, Kirsten Eilf, Prof. Jürgen Dunst, UKSH Kiel Ausgabe 10 | Oktober 2014 55 Medizin und Wissenschaft TAVI Einstufung der Patienten durch interdisziplinäre Beurteilung 500. kathetergestützte Aortenklappenstentimplantation am UKSH in Kiel. Kardiologen, Kardiochirurgen und niedergelassene Ärzte entscheiden gemeinsam. Das gemeinsame Klappen-Projekt wurde 2008 in Kiel aufgebaut und wird seitdem in steigendem Umfang angewandt. Die kathetergestützte Aortenklappenstentimplantation, auch als TAVI-Verfahren (Transcatheter Aortic Valve Implantation) bekannt, ist eine moderne Behandlungsmethode für die symp tomatische hochgradige Aortenklappenstenose bei älteren Hochrisiko-Patienten. Nach der ersten TAVIOperation 2002 durch A. Cribier in Frankreich hat dieses Verfahren zu einem weltweit rasanten Anstieg an Implantationszahlen, vor allem in Deutschland, geführt. Die Implantation erfolgt üblicherweise über die Spitze des linken Ventrikels (transapikal) oder über die Leistenarterien (transfemoral). Zusätzlich hat sich in Kiel der transaortale Zugangsweg bewährt. Dabei wird über eine etwa 3-4 cm kleine Eröffnung des oberen Sternumanteils der Aortenklappenstent direkt über die Aorta ascendens auf sehr kurzem Weg implantiert. Mit fast 100 transortalen TAVI-Prozeduren zählt Kiel in Europa zu den führenden Zentren für diesen Zugangsweg. Der biologische Aortenklappenstent wird auf einem Katheter zusammen „gefaltet“ und dann über den jeweiligen Zugangsweg unter angiografischer und echokardiografischer Bildgebung in der Aortenklappenposition platziert. Dabei wird die native, verkalkte Aortenklappe der Patienten zur Seite in Richtung Aortenwand verdrängt. Die biologischen Aortenklappen bestehen aus bovinen oder porcinen Anteilen und sind in einen Stent integriert, der sich entweder aus Nitinol (Nickel-Titanium-Legierung) oder aus einer Kobalt-Chrom-Legierung zusammensetzt. Die kathetergestützte Aortenklappenstentimplantation erfolgt am schlagenden Herzen ohne Einsatz der Herz-LungenMaschine. Alle Patienten mit einer symptomatischen, hochgradigen Aortenklappenstenose werden am Campus Kiel von einem interdisziplinären Herz-Team aus erfahrenen Kardiochirurgen und Kardiologen dis56 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt kutiert. Im Herz-Team wird gemeinsam entschieden, welche Patienten einer konventionellen Aortenklappenoperation oder einer TAVI-Prozedur zugeführt werden. Die Indikationsstellung entspricht den aktuellen amerikanischen und europäischen Leitlinien für Patienten mit einer Herzklappenerkrankung. Die Einstufung als Hochrisiko-Patient ist u. a. abhängig vom Alter der Patienten und vorliegenden Komorbiditäten. Diese Faktoren werden in unterschiedlichen Scoring-Systemen berücksichtigt. Jedoch ermöglichen solche Systeme nur eine grobe Einstufung der Patienten. Entscheidend ist eine interdisziplinäre, gemeinsame und individuelle Beurteilung der Patienten von niedergelassenen Ärzten, Kardiologen und Kardiochirurgen, um das beste OP-Verfahren anbieten zu können. Mit dem Aufkommen der TAVI-Prozeduren hat der Begriff „frailty“ (Gebrechlichkeit) in der Herzmedizin neuen Stellenwert erlangt. Hierbei werden Mobilität, kognitive Leistungsfähigkeit, Ernährung sowie die Aktivitäten des täglichen Lebens erfasst. Die „frailty“ stellt folglich einen wesentlichen Faktor in der Gesamtbeurteilung der Patienten in Bezug auf das anzuwendende OP-Verfahren dar und ist noch nicht ausreichend in den Scoring-Systemen berücksichtigt. Alle TAVI-Prozeduren erfolgen im Hybrid-Operationssaal durch ein interdisziplinäres Expertenteam aus Kardiochirurgen und Kardiologen unter höchsten Hygienestandards und hervorragender Bildgebung. Im Bedarfsfall ist immer ein unmittelbarer Zugriff auf die Herz-Lungen-Maschine möglich. Dadurch gewährleisten wir eine optimale Patientensicherheit. Am Campus Kiel sind die Implantationszahlen für die kathetergestützten Aortenklappenstents seit 2008 kontinuierlich gestiegen. Im letzten Jahr wurden dort 147 TAVI-Prozeduren vorgenommen, für das laufende Jahr wird eine deutliche Steigerung erwartet. PD Dr. Rainer Petzina, UKSH www.aerzteblatt-sh.de DEGAM „Spezialisierung auf den ganzen Menschen“ kommt gut an Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) tagte in Hamburg und warb für das Fach: „Zehnkämpfer der Medizin“. Erfreut über eine Aufwärtsentwicklung beim allgemeinärztlichen Nachwuchs zeigten sich die Verantwortlichen des 48. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) in Hamburg. Nur so könne eine flächendeckende hausärztliche Versorgung sichergestellt werden, sagten DEGAM-Präsident Prof. Ferdinand M. Gerlach (ehemals Kiel) und Kongresspräsident Prof. Martin Scherer (UKE, davor Lübeck). So hätten Medizinstudenten bei Befragungen mehr als vor einigen Jahren die Allgemeinmedizin als erstrebenswertes Fach genannt, hinter der Inneren Medizin und der Kindermedizin. Die DEGAM-Mitglieder hätten heute ein jüngeres Durchschnittsalter, das zeige sich auch bei diesem Kongress – mit über 700 Teilnehmern der bisher größte überhaupt, so Gerlach: „Unsere Botschaft lautet: Wir haben zwar heute in Deutschland über 80 Spezialfächer, brauchen aber dringend auch die Generalisten, die nicht organ- oder methodenorientiert sind, die auch den multimorbiden Patienten beurteilen und vor zuviel und falscher Medizin schützen können.“ International werde auch in Fächern wie der Inneren Medizin oder der Chirurgie über die Bedeutung von Generalismus gegenüber weitgehender Subspezialisierung diskutiert. Für unser Land habe der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (mit Gerlach als Vorsitzendem) Vorschläge zur Stärkung der Allgemeinmedizin gemacht, die von der Politik aufgenommen werden müssten. Die Förderung von Gesundheitszentren auf dem Land sei ein Punkt, so dass ein Arzt z. B. in Dithmarschen eine Praxis eröffnen, aber in Hamburg wohnen bleiben könne. Im Oktober rechne er mit den ersten legislativen Schritten. Was macht die Allgemeinmedizin für den medizinischen Nachwuchs zu einem „coolen“ Fach, lautete die vorbereitete Frage auf der Pressekonferenz. „Weil sie oft mit einfachen Mitteln Hilfe leistet“, meinte Scherer – „ohne den Anspruch auf Allzuständigkeit oder Alleskönnerschaft“. „Es ist der großartigste Beruf der Welt – und man kann Beruf und Familie gut verbinden“, begeisterte sich Prof. Antje Bergmann (Dresden), die Leiterin der DEGAM-Nachwuchsakademie. „Aus vielen Gründen ist die Allgemeinmedizin ein tolles Fach, zum Beispiel weil ich den Patienten von Anfang an als Ganzes in seinem sozialen Kontext sehen kann,“ ergänzte Dr. Sonja Strothotte (Ärztin in Weiterbildung, geboren in Eckernförde). Und – die Allgemeinmedizin sei sehr vielseitig („die Zehnkämpfer der Medizin“) und ermögliche Kontakt zu vielen medizinischen Bereichen, von der Prävention bis zur Palliativmedizin, sagte stud.med. Rebekka Deißer (Greifswald). In der abschließenden Diskussion kamen auch die gelegentlich von High-Tech-Fachärzten gehegten Vorbehalte gegenüber der Allgemeinmedizin zur Sprache. Wenn Hausärzte vor allem in der Großstadt auch Patienten mit einfachen Problemen an spezialisierte Fachkollegen überwiesen, so eine Frage, müsse das überhaupt nicht generell gegen ihre Qualifikation sprechen nach dem Motto, Hausärzte könnten von allem nur ein bisschen. Es gebe eben unterschiedliche Gründe, aber auch sehr unterschiedliche Hausärzte, so Gerlach. „Und wir brauchen nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt genügend gute Hausärzte, weil sie die verschiedenen Behandlungen für die älter werdende Bevölkerung koordinieren und ein Gesundheitsmanagement leisten können,“ resümierte Scherer. Was aber passiert, wenn (in Berlin) nichts passiert? „Dann laufen die Patienten mit Bagatellen zum Facharzt – mit dem Schnupfen zum HNO-Arzt, mit dem Pickel zum Hautarzt, mit der Gastritis in die Uni-Klinik: die Wege würden länger, die Versorgung teurer.“ Horst Kreussler Ausgabe 10 | Oktober 2014 57 Gesundheits- und Sozialpolitik Kinderlähmung Polio-Selbsthilfe fordert massive Impfprogramme weltweit Der Entwickler des ersten wirksamen Polio-Impfstoffes, Jonas Salk, wurde am 28. Oktober vor 100 Jahren geboren. Die Polio-Selbsthilfe blickt zurück. UNICEF und WHO haben Salks Geburtstag zum Weltpoliotag ausgerufen. Seine Heimat USA feierte Salk Mitte der 50er Jahre wie einen Nationalhelden. Doch für viele Polio-Opfer in der Bundesrepublik Deutschland kam seine Forschung zu spät. Erst von Februar 1962 an begannen die Bundesländer systematisch gegen Polio zu impfen. Heute ist der Kampf gegen das tückische Virus und seine Spätfolgen noch lange nicht gewonnen. Als die zweieinhalbjährige Karola Rengis 1952 an Poliomyelitis erkrankte, war sie kein Einzelfall. Allein in den 50er Jahren wurden in der Bundesrepublik Deutschland 43.803 Fälle von Kinderlähmung gemeldet. Die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher. „Längst nicht jede Virusinfektion brachte Lähmungen mit sich. Oft wurde Polio einfach übersehen oder falsch diagnostiziert“, sagt Karola Rengis, die heute erste Vorsitzende des Bundesverbandes Polio Selbsthilfe e. V. ist. Sie leidet bis heute unter den Spätfolgen, dem sogenannten Post-Polio-Syndrom. Ganz anders war die Stimmung in den USA. Polio galt als Schreckgespenst der weißen Mittelschicht. Hier wütete ein Virus, das nicht nur in den Armenvierteln Schaden anrichtete. Jedes Kind konnte getroffen werden. Sogar Franklin D. Roosevelt, US-Präsident von 1933 bis 1945, litt an den Folgen der Kinderlähmung. Er initiierte bereits 1938 die Wohltätigkeitsorganisation „National Foundation for Infantile Paralysis“ (NFIP), die nach Heilungsmöglichkeiten und Präventionsmitteln für Polio suchte. „In den USA der 50er Jahre war Polio ein sehr präsentes Thema, fast so stark wie die Atombombe. Vor vielen Kinofilmen liefen Werbetrailer der National Foundation über ihren Kampf gegen Polio“, sagt Prof. Ulrike Lindner, Professorin für Neuere Geschichte an der Universität zu Köln. Unter amerikanischen Wissenschaftlern entstand ein erbitterter Kampf um den besten Impfstoff. Jonas 58 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Salk, Arzt und Immunologe an der University of Pittsburgh, entwickelte einen inaktivierten Totimpfstoff, der drei Mal in den Arm gespritzt werden musste (inaktivierte Polio-Vakzine, IPV). Sein Konkurrent Albert Sabin, Arzt und Virologe an der University of Cincinnati, setzte auf einen Lebendimpfstoff, der deutlich einfacher zu verabreichen war – die Schluckimpfung (orale Polio-Vakzine, OPV). Jonas Salk machte das Rennen. „Die NFIP wollte schnell einen Impfstoff und förderte Salk mit viel Geld. Er selbst war sehr ehrgeizig, offenbar auch eitel. So setzte er sich durch“, sagt Lindner. Salks Methoden sind heute fragwürdig. So testete er seinen Impfstoff an 43 behinderten Kindern in einem Hospital und an seinen drei Söhnen. Wichtige wissenschaftliche Vorarbeiten seiner Mitarbeiter ließ er ungewürdigt. Dennoch feierten die USA ihn wie einen Nationalhelden. Straßen, Brücken und Schulen wurden nach ihm benannt. Denn die Ergebnisse seiner Forschung galten als Siegeszug der westlichen Medizin. Lindner: „1954 gab es in den USA unter der Leitung der NFIP den größten Feldversuch in der Geschichte des Landes: 1,8 Millionen Kinder wurden geimpft, ein Teil mit dem Salk-Impfstoff, ein Teil mit Placebo. Die Eltern standen geradezu Schlange.“ Schnell war ausgewertet, dass die Erkrankungsrate bei den geimpften Kindern niedriger lag als bei nicht geimpften. Deshalb starteten die USA 1955 eine Impfkampagne für sieben Millionen Kinder. Die Kinderlähmung ging rapide zurück. „Viele europäische Länder haben anschließend Impfkampagnen gestartet. Leider nicht die Bundesrepublik Deutschland. Die Politik hat bis 1962 mit einer systematischen Impfkampagne gewartet“, sagt Karola Rengis vom Bundesverband Polio Selbsthilfe e. V. „Dieses Zögern hat viele Opfer gekostet, denn vielen Kindern hätte die Erkrankung erspart www.aerzteblatt-sh.de bleiben können. Es hat noch Epidemien gegeben, zum Beispiel 1959 in München.“ Doch das Gesundheitswesen lag in der Hoheit der Länder. Jedes Bundesland organisierte die Impfungen anders, Eltern mussten in manchen Bundesländern den Impfstoff privat bezahlen. Hinzu kam, dass es im Nachkriegsdeutschland keine führenden Forscher gab. Erst im Dezember 1961 einigten sich die Gesundheitsminister und -senatoren darauf, die Schluckimpfung flächendeckend und kostenfrei einzuführen. Sie entschieden sich für den Lebendimpfstoff von Albert Sabin, der inzwischen aufgeholt hatte und im Ostblock große Erfolge feierte. Die weltweiten Impfkampagnen hatten Erfolg. 1988 verkündete die WHO das Ziel, Polio bis zur Jahrtausendwende auszurotten. Doch der Plan misslang. Zu tückisch ist dieses Virus, das immer wieder Rückzugsgebiete findet. Wer infiziert wird, merkt dies unter Umständen nicht, wird aber zur Gefahr für all diejenigen mit schwachem Immunsystem – für Kinder. Immerhin erklärte die WHO Europa am 21. Juni 2002 offiziell für poliofrei. „Das ist ein Trugschluss“, sagt Karola Rengis. „Polio ist nur wenige Flugstunden von uns entfernt.“ Das Virus hat in Nigeria, Afghanistan und Pakistan überlebt. Allein im vergangenen Jahr zählte die WHO 417 Fälle, Tendenz steigend. Im Bürgerkriegsland Syrien traten im Oktober 2013 die ersten neuen Fälle auf, da die Impfquoten deutlich gesunken waren. Das Robert Koch-Institut (RKI) warnte, dass die Infektion nach Deutschland eingeschleppt werden könnte. Vor allem Kinder unter drei Jahren seien eine Risikogruppe. Das RKI empfahl, bei allen Flüchtlingen aus Syrien den Impfstatus zu kontrollieren und fehlende Impfungen zu vervollständigen. Die WHO rief die internationale Polio-Notlage aus. Es trägt nicht zur Beruhigung bei, dass Wissenschaftler der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gemeinsam mit Kollegen aus Gabun im Jahr 2010 im Kongo ein mutiertes Virus entdeckten, das den Impfschutz unterläuft. Bei der Epidemie im Kongo wurden 445 Menschen infiziert, 209 von ihnen starben. Die hohe Sterblichkeit machte die Wissenschaftler stutzig. „Wir haben Polio-Viren aus Verstorbenen isoliert und genauer untersucht“, erklärt Dr. Jan Felix Drexler, der inzwischen in den Niederlanden arbeitet. „Der Erreger trägt eine Mutation, die seine Gestalt an einer entscheidenden Stelle verändert.“ Resultat: Die durch die Impfung induzierten Jonas Salk (Foto: Polio-Selbsthilfe e. V.) Antikörper können das mutierte Virus kaum noch erkennen und außer Gefecht setzen. Die Suche nach einem potenteren Impfstoff setzt wieder bei den US-Wissenschaftlern Jonas Salk und Albert Sabin an. Möglich, dass die IPV- und OPVImpfungen der beiden Kontrahenten erst dann besonders wirkungsvoll sind, wenn sie miteinander kombiniert werden. Das jedenfalls berichten die Wissenschaftler um Bruce Aylward, der bei der WHO für die Bekämpfung von Polio verantwortlich ist, in der Fachzeitschrift „Science“. Es bleibt das Ziel der WHO, Polio auszurotten. „Dazu müssen massive Impfprogramme, Hygienemaßnahmen und Aufklärung miteinander verknüpft werden. Denn was nützt der beste Impfstoff, wenn die Menschen sich weigern, ihn zu schlucken?“, fragt Karola Rengis. In Nigeria kursiert das Gerücht, der Westen wolle die muslimische Bevölkerung mithilfe der Impfungen unfruchtbar machen. Geistliche predigen gegen den Impfschutz, Kriegsherren sprechen Impfverbote aus, Impfhelferinnen wurden erschossen. „Wir werden nicht locker lassen“, meint Karola Rengis. Sie erteilt Kompromisslösungen, nach denen der Erreger nicht vollständig ausgerottet, aber effektiv kontrolliert werden soll, eine klare Absage. „Wer von Kontrolle spricht, hat die Krankheit nie am eigenen Leib gespürt.“ PM der Polio-Selbsthilfe e. V. Ausgabe 10 | Oktober 2014 59 Fortbildungen Augenheilkunde Thema Diabetische Retinopathie und weitere Herausforderungen TERMIN Thema Aufgaben und Schwerpunkte des Gesundheitsamtes Termin 30. Oktober 2014, 3 Punkte Veranstaltungsort 29. November 2014, 4 Punkte Convent Garten, Rendsburg VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT VERANSTALTER/KONTAKT Augen Praxisklinik Lübeck, Markt 1, 23552 Lübeck, Karoline Hofstetter, Tel.: 0451 31700 631 oder -632, E-Mail: [email protected] Dermatologie Thema Thema 2. Sylt Symposium der CT TERMIN Workshop Botulinumtoxin Basiskurs TERMIN Ärzteverein Rendsburg, Eiderstr. 55, 24768 Rendsburg, Dr. Achim Diestelkamp, Tel.: 04331 6639 66, Fax: -29, E-Mail: [email protected] 31. Oktober 2014 Thema 5. November 2014, 5 Punkte VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT TERMIN Vitaklinik im Hautarztzentrum Kiel, Alter Markt 1-2, 24103 Kiel, Tel.: 0431 380 1810, E-Mail: [email protected], www.hautarztzentrum-kiel.de 4. Flensburger ZNA-Symposium 1. November 2014 Thema Wundsymposium TERMIN 5. November 2014 Thema Fachübergreifend/sonstige Aktuelle Nierenchirurgie: Neue Techniken, 3D-Laparoskopie, Videodemonstration mit Fallbeispielen TERMIN Thema Onkologie im Fokus: Primäre LebertumorDiagnostik und Therapie Thema 29. Oktober 2014 TERMIN TERMIN 12. November 2014 Hilfsmittelversorgung bei neurologisch erkrankten Patienten VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT VERANSTALTER/KONTAKT UKSH, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck, Markus Kleemann, Tel.: 0451 500 2006, E-Mail: [email protected] 14. November 2014 DIAKO Flensburg, Knuthstraße 1, 24939 Flensburg, Tel.: 0461 812 2103, www.diako.de Bitte wenden Sie sich bei Fragen zu den Veranstaltungen direkt an den Veranstalter. Alle Angaben ohne Gewähr 60 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt www.aerzteblatt-sh.de Thema Thema Aspekte der Nachsorge bei HerzKreislauferkrankungen 1. November 2014, 9 Punkte Veranstaltungsort Sparkassenakademie, Faluner Weg 2, 24105 Kiel VERANSTALTER/KONTAKT Landesarbeitsgemeinschaft Herz und Kreislauf in Schleswig-Holstein e. V., Auguste-Viktoria-Str. 16, 24103 Kiel, Heidemarie Berke, Tel.: 0431 6486 290, Fax: -297, E-Mail: [email protected] Fallkonferenz MRSAplus Netzwerk Termin Termin 12. November 2014 VERANSTALTER/Veranstaltungsort/KONTAKT Laborärztliche Gem. Praxis Lübeck, Zentrallabor Lübecker Ärzte, Von-Morgen-Str. 3, 23564 Lübeck, Dr. Bettina Tiemer, Tel.: 0451 61090 24, Fax: -10, E-Mail: [email protected], www.labor-luebeck.de Thema Chronischer Schmerz am Anfang und am Ende des Lebens Termin Thema Vibroblasty Kurs für das aktive Mittelohr-Implantatsystem TERMIN Aula der Gehörlosenschule, Schleswig VERANSTALTER/KONTAKT 2.-4. November 2014 VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT 15. November 2014, 5 Punkte Veranstaltungsort UKSH, Klinik für HNO-Heilkunde, Kopfund Halschirurgie, Ratzeburger Allee 160, Haus 28, 23538 Lübeck, Petra Schuhr, Tel.: 0451 500 2022, Fax: -4192, E-Mail: [email protected] HELIOS Fachklinik Schleswig GmbH, Am Damm 1, 24837 Schleswig, Dr. Harald Lucius, Tel.: 04621 83 1120, Fax: -4874, E-Mail: [email protected] Thema Thema 13. Kieler Arbeitskreis Epilepsie Epileptologische Rehabilitation 6. November 2014, 3 Punkte Veranstaltungsort Hotel Kieler Kaufmann, Niemannsweg 102, 24105 Kiel VERANSTALTER/KONTAKT UKSH, Klinik für Neurologie, Schittenhelmstr. 10, 24105 Kiel, Dr. Nicolas Lang, Tel.: 0431 597 8550, Fax: -8714, E-Mail: [email protected] Angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter – EMAH – eine neue Patientengruppe wächst heran! Termin Termin 15. November 2014 Veranstaltungsort Hotel Baseler Hof, Esplanade 11, 20354 Hamburg VERANSTALTER/KONTAKT Norddeutsches Netz für angeborene Herzfehler im Jugend- und Erwachsenenalter (NoNaH), Simone Guttchen, Tel.: 0421 8400 7824, Fax: -7888, E-Mail: [email protected] Ausgabe 10 | Oktober 2014 61 Fortbildungen Notfallmedizin Thema 4. Baltisches und 25. Flensburger hämatologisch/onkologisches Symposium Thema TERMIN 15. November 2014 2. Lübecker Notfalltag TERMIN VERANSTALTUNGSORT VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT Borgerforeninger Flensburg VERANSTALTER/KONTAKT Malteser Norddeutschland gGmbH, Waldstraße 17, 24939 Flensburg, Tel.: 0461 816 2216, Fax: -2010, E-Mail: [email protected] 1. November 2014, 5 Punkte UKSH, Medizinische Klinik II, Ratzeburger Allee 160, Auditorium Maximum, 23538 Lübeck, Beatrice Kwasny, E-Mail: [email protected] Psychotherapie THEMA Thema Multiresistente Keime – neue Herausforderungen in Diagnostik und Therapie 19. November 2014, 4 Punkte TERMIN Gynäkologie und Geburtshilfe 1. November 2014 THEMA VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH, Chemnitzstr. 33, 24116 Kiel, Nadja von Rein, Tel.: 0431 1697 3717, Fax: -3730, E-Mail: [email protected] Umgang mit Persönlichkeitsstörungen in Gruppen TERMIN TERMIN Störungsspezifische Gruppentherapie 22. November 2014 VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT IFT-Nord gGmbH, Harmsstraße 2, 24114 Kiel, Heike Thodt, Tel.: 0431 570 29 33, Fax: -49, E-Mail: [email protected], www.ift-nord.de Thema Reproduktionsmedizin, Pränataldiagnostik und mehr Termin THEMA Entzugsbehandlung bei älteren Patienten TERMIN 25. Oktober 2014, 7 Punkte Veranstaltungsort THEMA Atlantic Hotel, Schmiedestr. 15, 23552 Lübeck VERANSTALTER/KONTAKT TERMIN UKSH, Sektion für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck, Prof. Georg Griesinger, Tel.: 0451 500 2144, Fax: 3446, E-Mail: [email protected] 62 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5. November 2014 Psychosoziale Begleitung (PSB) in der Substitutionsbehandlung 19. November 2014 VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT AHG Klinik Lübeck, Weidenweg 9-15, 23562 Lübeck, Tel.: 0451 5894 0, Fax: -331, E-Mail: [email protected], Internet www.ahg.de/luebeck www.aerzteblatt-sh.de Thema Frühe außerfamiliäre Betreuung und seelische Gesundheit TERMIN Neue Kampstraße 2, 23714 Bad MalenteGremsmühlen, Katja Heuer, Tel.: 04523 407 441, E-Mail: [email protected] 8. November 2014 VERANSTALTUNGSORT Spezielle Schmerztherapie Curtius-Klinik, Neue Kampstr. 2, 23714 Bad Malente-Gremsmühlen VERANSTALTER/KONTAKT Thema Norddeutsche Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie (NGaT), E-Mail: [email protected] Curriculum Spezielle Schmerztherapie Teil II: Spezielle Diagnostik/Therapie Termin 3. – 7. November 2014, 40 Punkte Veranstaltungsort Thema ADHS Diagnostik und Therapie im Erwachsenenalter TERMIN 15. November 2014, 6 Punkte VERANSTALTER/VERANSTALTUNGSORT/KONTAKT Curtius-Klinik GmbH & Co.KG, Kunsthalle zu Kiel, Düsternbrooker Weg 1, 24105 Kiel VERANSTALTER/KONTAKT UKSH, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Arnold-Heller-Str. 3, Haus 12, 24105 Kiel, Prof. Markus Steinfath, Tel.: 0431 597 2987, Fax: 5465, E-Mail: [email protected] Fortbildungstag des Lübecker Ärztenetzes Auf dem ersten Fortbildungstag des Lübecker Ärztenetzes (LÄN) unter dem Titel „Ärzte für Ärzte, aus der Praxis für die Praxis“ wurde rund 100 Haus- und Fachärzten ein praxisnahes Programm geboten. Im ersten Block zeigten Kollegen, wie praktische Netzarbeit funktioniert. Unter der Überschrift „Wenn die Luft knapp wird“ wurde an drei typischen Fällen aus dem Alltag die Zusammenarbeit zwischen hausärztlichen Internisten sowie einem Facharzt für Kardiologie und einem Facharzt für Pneumologie demonstriert. Durch gezielte Anamnese und schon in der Hausarztpraxis begonnene Diagnostik waren die Spezialisten schnell in der Lage, für die vorgestellten Fälle von COPD, Herzinsuffizienz oder Asthma die korrekte Diagnose, verbunden mit den entsprechenden Therapievorschlägen, zu stellen. Der zweite Fortbildungsteil beschäftigte sich mit Rückenschmerzen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln trugen ein Hausarzt, ein Neurochirurg sowie ein Orthopäde und ein Rheumatologe vor und demonstrierten die Vielschichtigkeit und oft schwierigen Wege zur korrekten Diagnose und Therapie. Das LÄN hat vor mehr als einem Jahr einen Behandlungspfad „Rückenschmerz“ entwickelt, sodass innerhalb der Netzmitglieder die Patienten jetzt schneller und zielgerichteter diagnostiziert und behandelt werden können. Unter der Überschrift „Die alternde Gesellschaft – Altersmedizin und Wohnen im Alter“ gaben Ärzte aus dem DRK-Geriatrie-Zentrum Lübeck Einblick in die Probleme und Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft. Eine Mitarbeiterin des DRK-Sozialdienstes berichtete über die Schnittstellenproblematik zwischen ärztlicher Behandlung und häuslicher Krankenpflege. Das LÄN erarbeitet derzeit Kriterien und Behandlungspfade, um den Informationsfluss zwischen der stationären und ambulanten Geriatrie zu verbessern. Zum Thema „Vorsorge, Vorbeugung und Früherkennung“ gab es abschließend Einblicke in den Sinn und Unsinn von Screening-Untersuchungen bei Tumorerkrankungen. Die Kollegen zeigten, dass sowohl das Mamma-Screening wie auch die Vorsorge-Koloskopie zu deutlich mehr Tumornachweisen im Frühstadium geführt haben. Dr. Andreas Bobrowski Ausgabe 10 | Oktober 2014 63 Nachbarn Gesundheitswirtschaftskongress „Verkrustete Branche“ bekommt Gegenwind aus der Politik Selbstgefällig, unprofessionell, provinziell? Externe Beobachter kritisierten auf dem Hamburger Gesundheitswirtschaftskongress die Branche. Traditionelle Gesundheitsanbieter müssen schleunigst den Anschluss in der Internetmedizin gewinnen und Technik, für die sich die Menschen interessieren, in ihr Leistungsportfolio aufnehmen. Diesen Appell richtete Kongressorganisator Prof. Heinz Lohmann auf dem jüngsten Hamburger Gesundheitswirt- Kongressorganisator Prof. Heinz Lohmann schaftskongress an die Akteure im Gesundheitswesen. Außerdem sollte die Politik nach seiner Ansicht gezielt Kliniken fördern, die in die Digitalisierung investieren. Eine weitere These Lohmanns: „Die Zeit ist mehr als reif für eine Stiftung Gesundheitstest.“ Begründung Lohmanns: Patienten seien zunehmend bereit, sich umfassend über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Experten auf dem Kongress zeigten sich allerdings skeptisch, dass einer solchen Stiftung ein objektiver Vergleich gelingt. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia PrüferStorcks, die den Kongress eröffnete und an beiden Tagen mit diskutierte, kündigte die Vorlage eines Entwurfs zum Präventionsgesetz bis zum Jahresende 64 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt an. Dieser wird nach ihrer Einschätzung alle Sozialversicherungen, nicht nur die gesetzlichen Krankenkassen, einbeziehen. Die SPD-Politikerin erwartet, dass Präventionsangebote künftig alle Lebensphasen umfassen und besonders auf Menschen abzielen, die bislang schwer erreicht wurden. Menschen sollten in ihren Lebenswelten Angebote erhalten, besonderes Augenmerk liegt hier auf dem betrieblichen Gesundheitsmanagement. Kampagnen zur Prävention hält Prüfer-Storcks dagegen nicht für wirkungsvoll. Neben Prüfer-Storcks, seit Jahren Stammgast auf diesem Kongress, zog es erneut auch einige Politiker aus anderen Bundesländern und aus Berlin nach Hamburg. So diskutierten etwa der frühere schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg (FDP) und die grüne Gesundheitspolitikerin Birgitt Bender, aber auch der Finanzminister von Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, in verschiedenen Runden mit. Dabei sorgte besonders SPD-Politiker Bullerjahn mit seinem externen Blick auf das Gesundheitswesen für Aufsehen, als er unter den Akteuren „Selbstgefälligkeit“ ausmachte und den Entscheidungsträgern vorwarf, trotz begrenzter Mittel immer nur nach mehr Geld zu rufen und zugleich wenig aufgeschlossen für Strukturveränderungen zu sein. Als „verkrustet“ empfindet Bullerjahn die Lobby der Branche. „Wie viel Geld wäre denn angenehm?“, fragte der Finanzminister ironisch in die Runde, um selbst und diesmal ohne Ironie angesichts der knappen öffentlichen Mittel zu antworten: „Sie haben nicht verstanden: Da ist ein Deckel drauf.“ Wenn Politiker keine zusätzlichen Mittel bewilligen, kommt es nach seiner Wahrnehmung im Gesundheitswesen selten zu einer sachlichen Diskussion über die Verwendung der knappen Mittel, sondern schlicht zu Drohungen mit öffentlichen Protesten. Er appellierte an die Akteure, sich zusammen mit www.aerzteblatt-sh.de „Mitarbeiter besser mitnehmen“: Prof. Frank Ulrich Montgomery appellierte an die Arbeitgeber im Gesundheitswesen. (Fotos: Sophie Kirchner) der Politik einer „ehrlichen Diskussion“ über das, was im Gesundheitswesen finanziert werden muss, zu stellen. „Es muss andere Lösungen geben als vor 20 Jahren“, sagte Bullerjahn und machte einige, die ihre Branche für fortschrittlich hielten, nachdenklich. In einer anderen Runde gab Rechtsanwalt Dr. Rund 800 Teilnehmer kamen zum Hamburger Gesundheitswirtschaftskongress. Henning Schneider den Zuhörern zu denken, als er dem Gesundheitswesen etwa in Zusammenhang mit den in vielen Bundeszu wenig Professionalität, zu viel Regionalität, einen ländern unzureichenden Investitionsquoten für den fehlenden Blick über den Tellerrand und zersplitterte stationären Sektor. Prof. Frank Ulrich Montgomery, Strukturen bescheinigte. Auch die ständigen HinPräsident der Bundesärztekammer, sieht die Zeit reif weise auf das vermeintlich überregulierte Gesundfür eine Reform des Fallpauschalensystems und für heitswesen hält Schneider für übertrieben. Nach mehr Anstrengungen in der Prävention. Zugleich apseinen Erfahrungen haben andere Branchen nicht pellierte Montgomery an die Arbeitgeber im Gesundmit weniger Regularien zu kämpfen. heitswesen, angesichts der rasanten Dynamik in An den zahlreich vertretenen Branchengrößen unter der Branche die Mitarbeiter besser „mitzunehmen“, den insgesamt rund 800 Teilnehmern prallte die Kridenn: „Die stetigen Veränderungen erzeugen auch tik weitgehend ab. Stattdessen wurden vielfach ForAngst.“ derungen nach mehr Geld an die Politik erhoben, Dirk Schnack Ausgabe 10 | Oktober 2014 65 Nachbarn Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (Foto: KVHH) Neubau, alter Standort Abriss des Altbaus bis März 2015. Neubau soll im Oktober 2016 bezugsfertig sein. KV rechnet mit 40 Millionen Euro Projektkosten. Interimsdomizil bezogen. Das Hamburger Ärztehaus in der Humboldtstraße ist Geschichte. Das 1976 bezogene Gebäude wurde vergangenen Monat von der Eigentümerin KV Hamburg geräumt und wird nun abgerissen. Am gleichen Standort wird anschließend neu gebaut. Im Oktober 2016 planen KV und das beauftragte Architektenbüro die Eröffnung des neuen Domizils. Bis dahin arbeitet die Verwaltung der Körperschaft in angemieteten Räumen in einem Bürokomplex im Heidenkampsweg. Der Umzug nahm mehr als eine Woche in Anspruch, u. a. mussten zehn Kilometer Akten transportiert werden. Die rund 360 Mitarbeiter der KV waren mit ihren Arbeitsbedingungen in dem alten Gebäude schon seit längerer Zeit nicht mehr zufrieden, weil sie modernen Anforderungen nicht gerecht wurden. Hauptgrund für den Abriss sind aber die stetig gestiegenen Nebenkosten. KVVorstandschef Walter Plassmann bezifferte diese auf fast das Doppelte der kalkulatorischen Miete, die an diesem Standort erzielt werden könnte. Die hohen Energiekosten kommen wegen der Bauweise mit zahlreichen Stahlträgern zustande, die nach Auskunft des Architekten wie Kühlbrücken wirken. 66 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Die Diskussion über eine Sanierung, einen Verkauf der Immobilie oder einen Neubau hatte sich in Hamburg über mehrere Monate erstreckt. Am Ende der Diskussion entschied sich die Vertreterversammlung einstimmig für einen Neubau an gleicher Stelle. Erst im Dezember wird die Vertreterversammlung allerdings darüber entscheiden, wie die voraussichtlich rund 40 Millionen Euro Projektkosten gestemmt werden sollen. Klar ist bislang nur: Um eine kräftige Erhöhung der Verwaltungskostenumlage (derzeit 2,8 Prozent) kommen die Ärzte in Hamburg nicht herum. Nicht einig sind sich die Vertreter, wie viel von den Kosten in den kommenden zwei Jahren angespart und wie viel dann über Kredit finanziert werden soll. Das neue Haus wird wegen des recht hohen Grundwasserspiegels erneut auf Pfählen errichtet, eine geschlossene Straßenfront aufweisen und über mehr als 400 mögliche Arbeitsplätze verfügen. Die KV baut das neue Ärztehaus ausschließlich für sich selbst, nachdem der frühere Mieter Ärztekammer sich vor einigen Monaten wie berichtet neue Räume in der Alstercity angemietet hatte. Dirk Schnack Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Hinweise: Bewerbungen richten Sie bitte an: Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1 - 6, 23795 Bad Segeberg. Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen. Die Bewerbung wird nicht durch eine eventuell erfolgte Wartelisteeintragung ersetzt! Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und Medizinische Versorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere Ärztin bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte muss bzw. müssen namentlich genannt werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein für einen vollen Versorgungsauftrag ausgeschriebener Vertragsarztsitz/Vertragspsychotherapeutensitz von zwei Ärzten/Ärztinnen übernommen wird, die den Sitz übernehmen und ihren Versorgungsauftrag jeweils auf einen halben Versorgungsauftrag beschränken. Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551 - 883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung: (378) Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg, Kreis Herzogtum Lauenburg (596) Kreis Pinneberg, Kreis Segeberg, Kreis Stormarn (258) Stadt Lübeck, Kreis Ostholstein, Kreis Nordfriesland (634) Stadt Kiel, Kreis Dithmarschen, Kreis Plön (462) Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Steinburg Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich* Praxisform Bewerbungs frist** Ausschreibungs nummer Chirurgen -halbe Zulassung- Segeberg BAG 31.10.2014 9420/2014 Hausärzte MB Eckernförde EP 30.11.2014 7631/2014 Hausärzte MB Itzehoe EP 31.10.2014 10129/2014 Hausärzte MB Kiel EP 30.11.2014 7630/2014 Hausärzte MB Kiel BAG 30.11.2014 8669/2014 Hausärzte -Ausschreibung mit einer/m ganztags angestellten Ärztin/Arzt- MB Lübeck EP 31.10.2014 9245/2014 Hausärzte -Ausschreibung mit einer/m dreivierteltags angestellten Ärztin/Arzt- MB Metropolregion Südwest BAG 31.10.2014 5647/2014 Hausärzte -Ausschreibung mit MB Ratzeburg zwei halbtags angestellten Ärzten- BAG 31.10.2014 8964/2014 Hausärzte -Umwandlung einer Angestelltenstelle- MVZ 30.11.2014 10383/2014 MB Heide Ausgabe 10 | Oktober 2014 67 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hausärzte -Umwandlung einer halben Angestelltenstelle- MB Heide MVZ 30.11.2014 10384/2014 Kinderärzte Segeberg EP 30.11.2014 8541/2014 Kinderärzte -Umwandlung einer halben Angestelltenstelle- Segeberg EP 31.10.2014 10085/2014 Kinder-und Jugendlichen psychotherapeuten -Sonderbedarf- Neumünster/Rendsburg-Eckernförde -Sonderbedarf für Rendsburg- EP 30.11.2014 4881/2014 Nervenärzte -Umwandlung einer halben Angestelltenstelle- FL/SL-FL BAG 31.10.2014 9964/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Lübeck EP 30.11.2014 8548/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Ostholstein EP 30.11.2014 8752/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Pinneberg EP 30.11.2014 8098/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Plön EP 30.11.2014 4863/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Steinburg EP 30.11.2014 8551/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung-Sonderbedarf- Stormarn EP 30.11.2014 8146/2014 Psychotherapeuten Stormarn EP 30.11.2014 7170/2014 * Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL). ** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt wurde. Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können: Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich Praxisform Frauenärzte Pinneberg BAG 13907/2013 Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 13535/2013 Hausärzte MB Flensburg EP 11281/2013 Hausärzte MB Itzehoe EP 13989/2013 68 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Ausschreibungs nummer Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Hausärzte MB Lübeck EP 3305/2014 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 12805/2013 Hausärzte MB Mölln BAG 13579/2013 Hausärzte MB Neumünster BAG 14706/2013 Hausärzte MB Neumünster EP 14658/2013 Hausärzte MB Neumünster BAG 6001/2014 Hausärzte MB Neustadt (Holstein) BAG 8691/2013 Hausärzte MB Neustadt (Holstein) BAG 5744/2014 Hausärzte MB Ratzeburg EP 14367/2013 Hausärzte MB Ratzeburg EP 3286/2014 Hausärzte MB Rendsburg EP 13516/2013 Hausärzte MB Rendsburg EP 1326/2014 Hausärzte MB Schleswig EP 22/2014 Hausärzte MB Schleswig EP 4520/2014 Hausärzte MB Westerland EP 7677/2013 Hausärzte -halbe Zulassung - MB Schleswig EP 4137/2014 HNO-Ärzte Nordfriesland EP 13787/2013 HNO-Ärzte -halbe Zulassung- NMS/RD-E BAG üö Internisten SH Mitte BAG Internisten SH Ost EP Kinderärzte Dithmarschen EP Nervenärzte FL/SL-FL BAG Nervenärzte -Umwandlung einer Angestelltenstelle- Nordfriesland Neurochirurgen Schleswig-Holstein EP 11851/2013 Psychotherapeuten Nordfriesland EP 1997/2014 5722/2014 10884/2013 3339/2014 686/2014 3347/2014 2170/2014 Für folgenden Vertragsarztsitz, der sich in einem für weitere Zulassungen/Anstellungen nicht gesperrten Planungsbereich befindet, wird ein Nachfolger gesucht. Es handelt sich hierbei nicht um Ausschreibungsverfahren nach § 103 Abs. 4 SGB V. Fachgebiet/Arztgruppe Planungsbereich Praxisform Chiffrenummer Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie Schleswig-Holstein EP 3101/2014 Nähere Informationen zu den aufgeführten Praxen sowie dem Zulassungsverfahren erhalten Sie unter den oben angegebenen Telefonnummern. Ausgabe 10 | Oktober 2014 69 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Folgender Arzt hat eine Anstellungsgenehmigung im Rahmen des Sonderbedarfes erhalten. Dieser Beschluss ist noch nicht bestandskräftig, sodass hiergegen noch Widerspruch eingelegt bzw. Klage erhoben werden kann. Name Fachgruppe/Schwerp. Niederlassungsort Niederlassungsdatum Dr. med. Uwe Böckmann Halbtagsanstellung für eine angestellte hausärztlich tätige Fachärztin für Innere Medizin Neumünster 04.09.2014 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de.): Name Fachgruppe Ort Dipl.-Psych. Imke Hoyer Psychologische Psychotherapeutin Norderstedt Dr. med. Clemens von Reusner Kardiologie Wyk/Föhr Henning Christoph Bostelmann Arzt Süsel Dr. med. Gesine Fedders Gastroenterologie Schleswig Priv.-Doz. Dr. med. Frank Bode Kardiologie Lübeck Dr. med. Ulrich Ostendorf Orthopäde Neustadt Thomas Dahlke Anästhesiologie Pinneberg Miriam Tezel Innere Medizin Geesthacht Dr. med. Johannes Matthias Kinder- und Jugendmedizin Nebel Dr. med. Georg Schlenk Gastroenterologie Bad Segberg AMEOS Klinikum Neustadt Psychiatrische Institutsambulanz Neustadt, Wiesenhof, Lübeck, Eutin Dr. med. Klaus von Oertzen Frauenheilkunde und Geburtshilfe Geesthacht Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten: Name Ort Fachgruppe Beginn Nachfolger von Astrid Schmidt Hohenwestedt Frauenheilkunde und Geburtshilfe 01.10.2014 Gerhard Osteroth Dr. med. Philipp Ewald Reinbek Innere Medizin 01.10.2014 Dr. med. JanChristian Ketel Dr. med. Natalie Fahrenkrog Grömitz Frauenheilkunde und Geburtshilfe 01.01.2015 Hans-Joachim Oberbeck Dr. med. Christiane Deicher Nusse Kinder- und Jugendme- 01.10.2014 dizin Dr. med. Peter Aldenhoff Ina Marie Gadow Meldorf Orthopädie und Unfallchirurgie -halbe Zulassung- 70 Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 01.10.2014 Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Jürgen Fuchs Kiel Anästhesiologie -halbe Zulassung- 10.07.2014 Dr. med. Gunnar Tröger Kiel Anästhesiologie -halbe Zulassung- 10.07.2014 Dr. med. Wolfgang Michelsen Dr. med. Sven Carstensen Kiel Anästhesiologie -halbe Zulassung- 10.07.2014 Dr. med. Björn Buttgereit Dipl.-Psych. Dagmar Fehres St. Michaelisdonn Psychologische Psychotherapeutin 01.10.2014 Prof. Dr. rer. soc. habil. Dipl.Psych. Wolf-Dieter Gerber Kiel Psychologischer Psychotherapeut -halbe Zulassung- 01.10.2014 Dr. phil. Dipl.-Soz. päd. Gabriele Gerber-von-Müller Gabriele Schwarzenburg Ahrensburg Psychiatrie und Psychotherapie 01.10.2014 Dr. phil. Dipl.Psych. Marlies Lohmann Marita Manheim Bad Segeberg Psychiatrie und Psychotherapie -halbe Zulassung- 01.10.2014 Bernhard Weber Dipl.-Psych. Silke Richter Bad Segeberg Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin 28.08.2014 Dipl.-Psych. Elke Nordmann Ahrensburg Psychologische Psychotherapeutin 01.07.2014 Dipl.-Sozialpädagoge Wolfgang Storm-Müller Halstenbek Psychologischer Psychotherapeut 01.01.2015 Dr. med. Elisabeth Graeff Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten: Name des anstellenden Arztes/MVZ Ort Fachgruppe Beginn Name des Angestellten Dr. med. Martin Zellner Ahrensburg Orthopädie 01.08.2014 Bernd Kozinowski -ganztags- Dr. med. Rüdiger Steinbeck Flensburg Pathologie 01.07.2014 Dr. med. Martin Schoppe Dr. Bosse und Kollegen Kaltenkirchen Hals- Nasen-Ohrenheilkunde 01.08.2014 Nelly Grunau Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten: Name Fachgruppe von nach Datum Dr. med. Gudrun Röhling/ Dr. med. Oksana Ulan Allgemeinmedizin 24558 Henstedt24558 HenstedtUlzburg, Hamburger Ulzburg, Straße 70 Abschiedskoppel 2 01.10.2014 Dipl.-Psych. Frank Teschke Psychologischer Psychotherapeut 23568 Lübeck, 23552 Lübeck, Bugenhagenstraße 2 Breite Straße 1-5 01.09.2014 Ausgabe 10 | Oktober 2014 71 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Honorarplus für Hausbesuche Erfahrener Allgemeinarzt übernimmt Ihre Hausbesuche in Kiel und Umland Chiffre 537 WB-Assistent/in Allgemeinmedizin von großer hausärztlich-internistischer GP am noröstlichen Hamburger Stadtrand ab November 2014 oder später gesucht. WB-Ermächtigung 30 Monate. Infos unter Tel. 040 / 6050022 www.hausärzte-ammersbeck.de Entlassungsassistenz FA Psychiatrie in Nervenarztpraxis ab sofort in Ahrensburg gesucht für TZ. Spätere Assoziation möglich. Kontakt 04102 / 88 86 32 0170 / 248 46 92 Suche Kinderarzt/Kinderärztin für Kinderarztpraxis in Lübeck, späterer Praxiseinstieg geplant. Chiffre 540 Weiterbildungsassistent/-in in Kiel von hausärztl.-tätigem Internisten gesucht. Nettes Team, familienfreundl. Arbeitszeiten, gute Bezahl., 18 Mon. WB-Bef. Allgem.-med. Tel.: 0431- 521384 Die Deutsche Rentenversicherung Bund - mit 36 Mio. Kunden Deutschlands größter gesetzlicher Rentenversicherungsträger - sucht für den Sozialmedizinischen Dienst der Leistungsabteilungen Rente am Standort Stralsund Fachärztinnen/Fachärzte oder alternativ Ärztinnen/Ärzte mit langjähriger klinischer oder sozialmedizinisch ausgerichteter Berufserfahrung zur Besetzung unbefristeter Vollzeitstellen (Entgeltgruppe 15 bzw. ohne Facharztanerkennung Entgeltgruppe 14 des TV DRV-Bund; entspricht TVöD). Eine Teilzeitbeschäftigung ist grundsätzlich möglich. Auf unserer Internetseite (www.deutsche-rentenversicherung-bund.de) finden Sie unter der Rubrik Karriere weitere Informationen über die konkreten Anforderungen und Bewerbungsvoraussetzungen der Stelle. Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte unter Angabe der Kennziffer 07705414-5 per Post oder E-Mail an Deutsche Rentenversicherung Bund Dezernat 2030 – Personaleinstellungen 10704 Berlin E-Mail: [email protected] Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Die ORTHOPÄDIE AHRENSBURG sucht ab sofort einen Facharzt für Orthopädie / Unfallchirurgie in Vollzeit oder einen Weiterbildungsassistent Kenntnisse in Chirotherapie, Sonografie sind wünschenswert. Weiterbildungsermächtigung im Fach O&U und PRM für je ein Jahr liegt vor. Ihre schriftliche Bewerbung mit Lichtbild und Gehaltsvorstellung richten Sie bitte an DR. ERNST-MICHAEL TETZLAFF Arzt für Orthopädie Arzt für Physikalische & Rehabilitative Medizin Sportmedizin - Chirotherapie - Unfall (H)-Arzt Am Alten Markt 12A, D-22926 Ahrensburg Tel.: +49 4102 8828 0, Fax: +49 4102 882818 Handy: +49 172 4141700 E-Mail:[email protected] Nachfolger gesucht! Wir suchen eine / einen Weiterbildungsassistentin/ten für Allgemeinmedizin, die/den wir weiterbilden möchten, um Ende 2016 als Fachärztin/arzt für Allgemeinmedizin die Nachfolge meines Praxiskollegen anzutreten. Wir sind eine gut gehende, alteingesessene Hausarztpraxis mit modernster medizinischer Ausstattung. Alles nähere unter : C. Kraus & A. Barth Fachärzte für Allgemeinmedizin Goethestraße 2, 24610 Trappenkamp Tel.: 04323/3737 oder [email protected] Fachärztliche Gutachter gesucht Arbeiten Sie mit beim Marktführer in der Beratung der PKV, werden Sie Gutachter der IMB Consult. Wir suchen Untersuchungsgutachter in den Bereichen Psychiatrie, Psychoth. Medizin, Chirurgie und Orthopädie. Promotion und Facharztanerkennung erforderlich. Strikte Termineinhaltung, PC-Kenntnisse, soz.-med. Erfahrung unabdingbar. Weitere Info: www.imb-consult.de Chiffre-Zuschriften senden Sie bitte unter Angabe der Chiffre-Nr. an: Quintessenz VerlagsGmbH, Ifenpfad 2-4, 12107 Berlin Moderne Allgemeinarztpraxis im Osten Hamburgs (Stormarn) mit flexiblen Arbeitszeiten sucht eine/n engagierte/n Kollegen/-in in Teil- oder Vollzeit, gerne auch mit Zusatzbezeichnung. Kassensitz ist vorhanden. Chiffre 538 Dienstleistung Weihnachtsseminar „Der Trainer und die Hauptspeise“ In diesem Jahr ist alles anders: Der gemeinsame Jahresabschluss darf bei einem tollen gemeinsamen Essen ausklingen. Aber zuvor lernen Sie in lockerer Atmosphäre schöne Umgangsformen, die Sie bei jedem Patienten in ein gutes Licht rücken und Sie auch noch bei jedem Essen punkten lassen! Ihr Menü: Vorspeise: Smalltalk – mit der kleinen Unterhaltung groß punkten Hautgang: Die gute Haltung bei Tisch Nachspeise: Gespräche charmant ausklingen lassen. Nina Kleinau – Kommunikationstraining Roonstr. 4 23611 Bad Schwartau 0171 6954857 0451 38918530 [email protected] www.nina-kleinau.de Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Große, fachübergreifende BAG (hausärztl.-intern./kardiologisch) im Osten Hamburgs mit sehr breitem Leistungsspektrum sucht eine Teilzeitverstärkung im hausärztlichen Bereich. Wir bieten einen Arbeitsplatz in einer modern strukturierten Praxis mit variabler Arbeitszeit/- platzgestaltung in einem guten, erfahrenen Team. Ein zusätzlicher Kassensitz ist keine Voraussetzung. Sollten Sie Interesse haben, schicken Sie ihre Bewerbung bitte an den Verlag unter der Chiffre-Nr.539, falls Sie Vorab-Informationen wünschen, gerne auch unter 0160/96253207 anrufen. Die B·A·D GmbH betreut mit mehr als 3.000 Experten europaweit 250.000 Betriebe mit 4 Millionen Beschäftigten in den verschiedenen Bereichen der Gesundheitsvorsorge und der Arbeitssicherheit. Allein in Deutschland betreiben wir 200 Gesundheitszentren. Damit gehören wir mit unseren Tochtergesellschaften zu den größten europäischen Anbietern von Präventionsdienstleistungen. Arbeitsmediziner/Betriebsmediziner (m/w) oder Ärzte für die Weiterbildung (m/w) zum Facharzt für Arbeitsmedizin Elmshorn | Flensburg – Voll- oder Teilzeit Kennziffer SHÄB Ärztinnen und Ärzten mit 24-monatiger Erfahrung in der Inneren Medizin und Allgemeinmedizin, Fachärzten für Arbeitsmedizin und Ärzten mit der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin bieten wir den Einstieg in ein expandierendes Unternehmen. »Die Chance, als Arbeitsmediziner bei einem der größten Anbieter zu arbeiten, war für mich die optimale Alternative zum arbeite ich in einem innovativen Umfeld mit spannenden Aufgaben, in dem sich Engagement lohnt. Mit meiner Erfahrung und meinen Ideen trage ich aktiv zum Erfolg der B·A·D GmbH bei. Das kommt auch unseren Kunden zugute.« Dr. med. Michael Barth, Facharzt für Arbeitsmedizin, Teamleiter Medizin, Betriebliches Gesundheitsmanagement und Hygiene, B·A·D-Zentrale Unser Angebot für Sie – vielfältig, mitarbeiterorientiert und mehrfach ausgezeichnet: – Sie sind in einem attraktiven Umfeld in der Betreuung vielfältiger Branchen und Unternehmen tätig – Ihre Aufgaben reichen von der Gesundheitsvorsorge über die Reisemedizin bis hin zur arbeitsmedizinischen Begutachtung – Sie sind Teil eines Teams aus Ärzten, Fachkräften für Arbeitssicherheit, Psychologen und BGM Beratern und profitieren vom engen Erfahrungsaustausch – Sie gehören von Anfang an dazu – mit einer strukturierten Einarbeitung und einem speziellen Weiterbildungsangebot für Ärzte – Sie haben die Möglichkeit einer ausgewogenen Work-Life-Balance – mit flexiblen und familienfreundlichen Arbeitszeiten – Sie erhalten eine attraktive betriebliche Altersvorsorge, Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und vieles mehr – Sie arbeiten von Beginn an in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis – Ihre Leistung wird durch ein hauseigenes attraktives Tarifsystem honoriert Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Kapital! Gehören Sie bald auch zu uns? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung unter Angabe der o. g. Kennziffer per E-Mail an [email protected] oder an: B·A·D GmbH – Personalentwicklung/-gewinnung Marion Peters, Tel. 0228/40072-422 Herbert-Rabius-Straße 1, 53225 Bonn www.bad-gmbh.de/karriere >> weitere Informationen zur Arbeitsmedizin Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche WBA Allgemeinmed. für Gem-pr. Inn/Allgem/NHV/Aku in HH-Stellingen gesucht. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/einen Ärztin/Arzt für Nervenheilkunde bzw. Neurologie und/oder Psychiatrie oder Psychosomatik für das Landesamt für soziale Dienste Schleswig-Holstein in Neumünster. Nähere Informationen zu dieser Stellenausschreibung finden Sie unter Info: Tel 0177 4568983 [email protected] www.arztpraxis-stellingen.de Diabetologe sucht Teilhabe in Diabetes-SPP im Raum HH, Kiel, Lübeck Chiffre 535 www.landesregierung.schleswig-holstein.de Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen richten Sie bitte bis zum 14. November 2014 an das Nachfolger/in für Hausärztlich-Internistische Praxis in Stormarn gesucht Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, Personalreferat – VIII 121 – Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel. Chiffre 541 Wir suchen Sie! HNO Fachärztin/Facharzt 20-30h/ Woche www.hno-praxis-suederelbe.de anka behrens coaching zufriedene patienten? erfolgreiche praxis, harmonisches team, www.anka-behrens-coaching.de Vielleicht kann es mit Praxis-Coaching ja noch besser werden... 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Sitzübernahme HNO-Facharzt sucht KV-Sitz oder Anstellung mit Perspektive Sitzübernahme in der Nähe von HH Chiffre 543 Mehr Informationen im Stellenportal auf www.fek.de oder auf www.klinikumbadbramstedt.de Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, dann schicken Sie Ihre aussagefähigen Bewerbungsunterlagen unter Angabe Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins an eine der folgenden Adressen: Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster GmbH Personalabteilung Friesenstr. 11 24534 Neumünster oder per E-Mail an [email protected] KLINIKUM BAD BRAMSTEDT GmbH Personalabteilung Oskar-Alexander-Str. 26 24576 Bad Bramstedt oder per E-Mail an [email protected] Fortbildung Burnout-Prävention für Ärzte und Therapeuten 71 CME-Fortbildungspunkte www.dr-markus-will.de Anzeigenschluss für die Ausgabe 11/2014 ist der 20.10.2014 Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche STUDIUM IM EU-AUSLAND Zahn-, Tier, & Humanmedizin Arbeiten am Marien-Krankenhaus Lübeck Für Ihre berufliche Zukunft! ohne NC & Wartezeit für Quereinstieg MediStart-Agentur | deutschlandweit Das Marien-Krankenhaus Lübeck schreibt zum nächstmöglichen Termin gemäß § 103 Abs. 7 SGB Belegarztstellen für die folgenden Fachrichtungen aus: www.medistart.de * Tel. (040) 413 436 60 Anästhesie Augenheilkunde Chirurgie Gynäkologie & Geburtshilfe Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Innere Medizin Urologie Wir freuen uns auf Ihre aussagefähige Bewerbung. Diese richten Sie bitte an: Der Träger des Krankenhauses plant, mit bereits im Planungsbereich niedergelassenen Ärzten dieser Fachrichtungen Belegarztverträge zu schließen. Kath. Marien-Krankenhaus Lübeck Geschäftsführung Parade 3 / 23552 Lübeck oder an: [email protected] In den genannten Fachrichtungen versorgen wir jährlich ca. 9.000 Patienten. In unserer geburtshilflichen Abteilung finden jährlich ca. 1.300 Entbindungen statt. ORTHOPÄDIE Junger und ambitionierter Facharzt (w/m) ab Oktober als Verstärkung in starker orthopädischer Praxis in Hamburg Innenstadt gesucht. Die Ausrichtung kann sowohl konservativ als auch operativ sein. Spätere Partnerschaft durchaus möglich und erwünscht. Schriftliche Bewerbung an: Orthopädikum Neuer Wall, Fr. 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Geschäftsführer) Tel.: 04551 803 125 Fax: 04551 803 180 Karsten Brandstetter (Kaufm. Geschäftsführer) Tel.: 04551 803 139 Fax: 04551 803 180 E-Mail: [email protected] Ärztliche Weiterbildung Leitung: Manuela Brammer Tel.: 04551 803 143 Fax: 04551 803 222 E-Mail: [email protected] Ärztliche Fortbildung & Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Leitung: Helga Pecnik Tel.: 04551 8813 146 Fax: 04551 8813 194 E-Mail: [email protected] Medizinische Fachberufe & Edmund-Christiani-Seminar Leitung: Cornelia Mozr Tel.: 04551 8813 290 Fax: 04551 8813 234 E-Mail: [email protected] Gästehaus „Lohmühle“ Leitung: Helena Willhöft Tel.: 04551 8813 178 Fax: 04551 8813 234 E-Mail: [email protected] Rechtsabteilung Leitung: Carsten Heppner (Justiziar) Tel.: 04551 803 151 Fax: 04551 803 339 E-Mail: [email protected] Kommunikation Leitung: Wolfram Scharenberg Tel.: 04551 803 190 Fax: 04551 803 337 E-Mail: [email protected] Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Leitender Redakteur: Dirk Schnack Tel.: 04551 803 127 Fax: 04551 803 188 E-Mail: [email protected] Internet: www.aerzteblatt-sh.de Qualitätsmanagement Leitung: Dr. Uta Kunze Tel.: 04551 803 165 Fax: 04551 803 231 E-Mail: [email protected] Mitgliederverzeichnis/Ärztestatistik Leitung: Sandra Russow, Christine Gardner Tel.: 04551 803 236, 04551 803 170 Fax: 04551 803 220 E-Mail: [email protected] Ausgabe 10 | Oktober 2014 81 Telefonverzeichnis Finanzabteilung Leitung: Kay Petruske Tel.: 04551 803 140 Fax: 04551 803 239 E-Mail: [email protected] Strahlenschutz/Ärztliche Stellen Cornelia Ubert, Gabriele Kautz-Clasen Tel.: 04551 803 324, 04551 803 126 Fax: 04551 803 231 E-Mail: [email protected] IT-Abteilung Leitung: Wolfgang Dahncke Tel.: 04551 803 184 Fax: 04551 803 284 E-Mail: [email protected] Krebsregister Schleswig-Holstein – Vertrauensstelle Leitung: Mirja Wendelken Tel.: 04551 803 104 E-Mail: [email protected] Personalabteilung Leitung: Katrin Hartkopf Tel.: 04551 803 164 Fax: 04551 803 316 E-Mail: [email protected] Facility Management Leitung: Helge Timmermann Tel.: 04551 803 320 Fax: 04551 803 318 E-Mail: [email protected] Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 14-16, 23795 Bad Segeberg Geschäftsführer: Harald Spiegel Tel.: 04551 803 300 Fax: 04551 803 150 E-Mail: [email protected] Patientenberatung Tel.: 04551 803 308 Fax: 04551 803 188 E-Mail: [email protected] Detaillierte Liste aller Ansprechpartner: www.aeksh.de (Wir über uns) Impressum Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Herausgeber: Ärztekammer Schles wig-Holstein V. i. 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Das Zentrum für Orthopädische Chirurgie freut sich auf Chefarzt Dr. Jan-Hauke Jens Ab dem 1. Oktober 2014 verstärkt der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Jan-Hauke Jens (links) als Nachfolger von Dr. Götz von Foerster die Abteilung für Endoprothetik und Gelenkchirurgie am Krankenhaus Tabea. Gemeinsam mit Dr. Christian Friesecke (rechts) wird er die renommierte Abteilung im Kollegialsystem führen. Dr. Jan-Hauke Jens war lange Jahre im AK Barmbek, im AK Eilbek und im Rheumazentrum Sendenhorst tätig. Seit 2007 leitete er als Chefarzt die Allgemeine Orthopädie und das Zentrum für Endoprothetik der Schönklink Eilbek. Schwerpunkte Dr. Jan-Hauke Jens • Hüft- und Knieendoprothetik inkl. femoraler und acetabulärer Fehlformen • Minimalinvasive Operationstechniken mit bewährten Implantaten und Gleitpaarungen ggf. Antiallergiebeschichtungen • Differenzierte Knieendoprothetik u. a. mediale oder laterale Schlittenendoprothetik und Ersatz Patellofemoralgelenk • Komplexe Wechseloperationen mit u. a. acetabulärer Rekonstruktion, totaler Femurersatz bis hin zur Individualendoprothetik • Diagnostik und Therapiekonzept bei Problemendoprothetik u. a. Hüftendoprothesenluxation, Endoprotheninfektion, pers. Schmerzen bei Knieendoprothetik etc. • Komplexe Fußchirurgie mit u.a. Versteifungen und Endoprothetik oberes Sprunggelenk, Achskorrekturen bei Fußfehlstellungen • Hallux valgus und Hallux rigidus OP-Verfahren inkl. Großzehengrundgelenksprothese • Rheumaorthopädie mit u. a. rekonstruktiver Handchirurgie, Fingerendoprothetik etc. und Ellenbogenendoprothetik ZENTRUM FÜR ORTHOPÄDISCHE CHIRURGIE Kösterbergstraße 32 · 22587 Hamburg-Blankenese · www.artemed.de Sekretariat Dr. Jan-Hauke Jens Bettina Brusch Tel.: (0 40) 8 66 92-241 Mail: [email protected]