Luxus in Bonbonfarben und Beton

Transcription

Luxus in Bonbonfarben und Beton
t r a v e l & s t y l e mar mar a t ür ke i
Luxus in
Bonbonfarben
und Beton
Bodrum und Antalya stehen für
Massentourismus in der Türkei.
Dabei geht der Trend zu gigantischen All-Inclusive-Anlagen im
Pseudo-Design. Doch das wahre
Speisen, Loungen, Surfen: der große
Saal ist multifunktional konzipiert
Schöne findet man auch dort. Die
Hotels der Marmara-Kette huldigen dem schwulen Geschmack.
Luxus der besonderen Art: ein Aufzug führt durch die
Felsklippe hinab zur privaten Meeresterrasse
Fotos: TheMarmaraHotels.com
__Andreas Simon
So wartet man gerne
aufs Taxi: Sitzecke
am Eingang des
Marmara Antalya
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Die Portale aus antikem Holz schwingen zur Seite
und da steht er: Nino Manzella, einst Balletttänzer in Paris und nun PR-Mann des MarmaraHotels im türkischen Badeort Bodrum. „Welcome
to Paradise“ flötet er theatralisch mit italienischem Akzent, die Augen hinter einer Gucci-Brille verborgen, toupiertes blondes Haar, die Arme
weit ausgestreckt. Wäre das Marmara Bodrum ein
Käfig voller Narren, Manzella wäre ganz gewiss
dessen Manager. Der aber steht betreten-wissend lächelnd daneben und begrüßt seine Gäste
konventionell mit Handschlag – nicht weniger
freundlich und warmherzig.
Türkische Gastfreundschaft und europäischer
Standard, mit dieser Kombi wirbt die MarmaraGruppe für ihre Luxus-Hotels in der Türkei. Der
schwule Besitzer entstammt einer türkischen BauDynastie – und wusste mit den ererbten Millionen Besseres anzufangen, als nur Autobahnen zu
bauen.
Nicht nur für schwule Türkeiurlauber gehören die Fünf-Sterne-Häuser zu den Top-Adressen
des Landes. Von Istanbul über Bodrum bis nach
Antalya kann man sich wie zu Hause fühlen
– vermutlich sogar besser. Recht neu sind die beiden Ableger in Bodrum und Antalya. Während
die Häuser in Istanbul einem klassischen, gediegenen Konzept folgen, führten in Bodrum und
Antalya Top-Designer das Zepter. Hier tobten
sich schwule Kreative in jedweder Art aus. Das
spürt sofort, wer dafür eine Antenne hat.
Auch wenn Nino Manzella nicht jeden Gast
persönlich begrüßen kann, wird doch jedem Neuankömmling schon in der Lobby signalisiert, dass
er höchst willkommen ist. Das Motto des Marmara Bodrum, an den Hängen über dem einstigen Fischerdorf gelegen, in perfekter Distanz und
doch auf Tuchfühlung zu den Vergnügungen des
Massentourismus, ist vielversprechend: „Living
well is the best revenge“. Das Zitat eines englischen Poeten des 17. Jahrhunderts könnte auch
von Oscar Wilde stammen. Wer Erholung von
der Niedertracht des Daseins und den ästhetischen Zumutungen der Durchschnittswelt sucht,
fühlt sich hier erhaben. Das Marmara ist eine
Trutzburg ausgefallener, unaufdringlicher Ästhetik. Vom großen Ganzen bis ins kleinste Detail.
Da wirkt der Kieselstein als Türknauf des Kleiderschranks fast wie üblich.
Jeder Raum wird zum Erlebnis fürs Auge. Das
Fitnessstudio mit Ausblick, Jacuzzi mit Ausblick,
Restaurant mit Ausblick, Poolterrasse mit ... sogar
die Badezimmer sind mit Ausblick: Auf Knopfdruck klart sich die Milchglasscheibe zwischen
Bad und Zimmer auf und ermöglicht die Intimrasur mit Aussicht auf Bodrums malerische Bucht.
Istanbuler Intellektuelle und Künstler, europäische Dandys und Ost-Küsten-Amerikaner
wissen Luxus und Originalität des Resorts längst
zu schätzen. Diese Mischung der Gäste, je
schwuler desto besser, ist genau nach Manzellos
Geschmack. Dann fühlt er sich wie einst auf der
Bühne und fängt an zu plaudern. „Letztes Jahr
raubte Marokkos Prinzessin unseren LieblingsKellner Eros, indem sie ihn einfach mitnahm und
heiratete“, erzählt er beim Meeresfisch-Menü, um
gleich darauf den Strand unterhalb der historischen Windmühlen als Geheimtipp zum Cruisen
zu empfehlen. Eine sichtbare schwule Szene gibt
es in Bodrum nicht – dafür genügend Touristen
und so manchen Einheimischen, der sich auch
von einem Mann den Rücken eincremen lässt.
„Sie wissen, was wir von ihnen wollen“, versichert
Nino augenzwinkernd.
Wer die Alternative zu Bodrum sucht, wechselt
nach Antalya. Die Fast-Millionenstadt an der türkischen Riviera ist ebenso vom Massentourismus
geprägt. An der Küste reiht sich ein Hotelturm
an den nächsten. Mitten drin und dennoch außer
Konkurrenz befindet sich das Marmara Antalya.
Letztes Jahr eröffnet, strahlt es in hellem Glanz,
der Umgebung als fünfzehnstöckiges Hochhaus
ohne einen einzigen Balkon fast schon überperfekt angepasst. Doch der schmucklos anmutende
Betonklotz auf den Meeresklippen hat es in sich.
Alle Räume wurden in mediterraner Leichtigkeit
von namhaften Designern gestylt. Überall Sichtbeton-Optik im Wechsel mit knalligen Bonbonfarben. Beton ist eben, was man daraus macht.
Das wird nach Einbruch der Dunkelheit auch
äußerlich sichtbar, wenn der Betonklotz durch die
sagenhafte Beleuchtung zur Installation mutiert.
Wer eine Suite bucht, erhält Aussicht auf ein
Rundum-Panorama. Wie das geht? Das eigene
dreistöckige Gebäude mit den Suiten dreht sich
im Schneckentempo um die eigene Achse. Beim
Aufwachen blickt man aufs Meer, nach dem
Frühstück auf den 50-Meter-Pool. So etwas ist
weltweit einzigartig. ➔
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In perfekter Distanz und
doch auf Tuchfühlung zum
Massentourismus: Blick von
der Poolterrasse im Marmara
Bodrum auf die Altstadt mit
ihrer alten Festung
Der Aufzug zur privaten Meeresterrasse steht
natürlich allen Gästen zur Verfügung. Nach der
Abwärtsfahrt durch massiven Fels und kurzem
Fußweg durch einen Tunnel gelangt man zum
Wasser. Hier teilt man die Abgeschiedenheit mit
jungen, hippen Hotelgästen, einem Live-DJ, der
Chillout perfekt mit Meeresrauschen mixt, und
dem Barkeeper für gepflegte Cocktails.
In der Hochsaison vibriert Antalya mit seinen
zahllosen Strandbars und Discos, ganz zu schwei-
Innendesign aktuell:
zur Fußball-WM wurde
die Lobby umgestaltet
CHECK OUT
HINFLIEGEN
Antalya wird in der Sommersaison
von HAPAGFLY ab allen deutschen
Flughäfen angeflogen, hapagfly.com
• Das gilt ebenso für CONDOR, bei
der außerdem Salzburg, Wien, Basel
und Zürich dabei sind, condor.de • AIR
BERLIN hat ein ähnlich dichtes Angebot (außer Basel und Zürich), airber
lin.com • HLX bedient die deutschen
Abflughäfen Berlin, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart, hlx.
com
Bodrum erreicht man in der Urlaubssaison mit Charterflügen von fast
allen deutschen Flughäfen. Günstige
Tickets gibt es bei CONDOR und HAPAGFLY
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MARMARA-HOTELS
Infos zu den 5-Sterne-Häusern der
MARMARA-Kette in Bodrum und
Antalya gibt es unter themarmarahotels.com. Die Zimmerpreise (DZ
ohne Frühstück) schwanken je nach
Saison und Ausstattung zwischen
170 und 350 €. Das sind Listenpreise, handeln lohnt immer, vor allem
in der Nebensaison! Anfang Oktober
ist es noch recht warm in Antalya,
dann kostet 1 Woche im Marmara
Antalya lediglich 789,- € (1 Person im
DZ, Halbpension, Flug Berlin-Antalya – gefunden bei ITS unter its.de).
• MARMARA BODRUM Kontakt unter
Tel. +90-252-313 81 30 oder [email protected] • MARMARA ANTALYA Kontakt unter Tel.
+90-242-249 36 00 oder [email protected]
gen von der romantischen Altstadt rund um den
alten Hafen. Eine völlig andere Welt, die nur drei
Kilometer vom Hotel entfernt liegt. Dort gibt es
sogar eine schwule Disco sowie einige Bars und
Hamams, die schwul frequentiert sind. Mit dem
Luxusdomizil im Rücken wird das Abtauchen in
diese „Niederungen“ des Daseins glatt zur abenteuerlichen Expedition. Selbst wer dabei nicht fündig wird für die Nacht, erahnt vielleicht, dass Lust
und Luxus oft eng beieinander liegen. ■
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