Irrweg Sparpolitik - DBB Beamtenbund und Tarifunion
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Irrweg Sparpolitik - DBB Beamtenbund und Tarifunion
7-8 dbb magazin Juli/August 2010 – 61. Jahrgang Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“ Irrweg Sparpolitik: Seite 4 > Interview Bundesjustizministerin Sabine LeutheusserSchnarrenberger Seite 18 > Hintergrund Schuldenbremse im Bundeshaushalt Das Beste für Fitness & Gesundheit: www.aktivshop.de 1 • 8-fache manuelle Widerstandseinstellung • Schwungmasse: 3,5 kg • Handpulsmessung • Höhenverstellbarer Sattel 78-87 cm • Belastbar bis 100 kg • Transportrollen • Computer mit Anzeige von: Geschwindigkeit, Zeit, Entfernung, ca. Kalorienverbrauch, ScanFunktion und Puls So herrlich bequem und gesund schlafen Sie nur auf viskoelastischem Mineralschaum! Visko hat etwas ganz Besonderes: Nur Visko wird durch die Körperwärme merklich weicher. Sie schlafen in einer rückengerechten, entspannten Lage – wie von Orthopäden empfohlen. NEU: Jetzt auch in Rot-Schwarz Falsch: Unnatürliche Schlafposition 1 Passt geklappt in die kleinste Ecke! Auch in Silber! Gewicht: ca. 18 kg Maße: ca. 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Wenn in den nächsten Jahren tatsächlich weitere 10 000 bis 15 ooo Stellen abgebaut werden sollten, spart der Staat zwar einerseits Gehalt, doch andererseits entgehen ihm mehrstellige Milliardenbeträge, die nicht eingeholt werden können, weil beispielsweise Vollstreckungsbescheide nicht bearbeitet werden können. Wohin es führt, wenn Verantwortungslosigkeit und Profitgier die Oberhand gewinnen, haben wir bei der immer noch nicht überwundenen Wirtschafts- und Finanzkrise leidvoll erfahren. Die Rufe nach einem stärkeren und kontrollierenden Staat waren mehr als berechtigt. Der Staat muss weiterhin in sein Personal investieren, um seine Einnahmen, die ihm zustehen, zu sichern. Diese Auffassung hat der dbb stets vertreten und mit Beispielen untermauert (siehe dazu den Bericht über das Gespräch, das dbb Chef Peter Heesen mit der Nachrichtenagentur dpa geführt hat). Jetzt hat der dbb objektive Unterstützung von dritter Seite erfahren: Die OECD hat darauf hingewiesen, dass Deutschland die Steuerprüfungen verschärfen und insbesondere die Banken stärker kontrollieren müsse. Greift die Bundesregierung diese Anregungen auf, ist sie auf gutem Wege, die Staatseinnahmen zu verbessern – vorausgesetzt, das notwendige Personal steht bereit. Das bedeutet: Die geplanten Stellenstreichungen wirken kontraproduktiv und müssen vom Tisch. sm Schwerpunkt: Verwaltung und Justiz > > > 8 > > > > 13 > > > > > > 14 > > > > > > 26 > > > > Impressum: Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, 030.4081-40, Fax 030.4081-5599. Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected] Chefredakteur: Dr. Walter Schmitz (sm); Redaktion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Bemmann (be), Britta Ibald (iba). Redaktionsschluss am 10. jeden Monats. Namensbeiträge stellen in jedem Falle nur die Meinung des Verfassers dar. Gestaltung: Benjamin Bauer. Fotos: MEV, Project-Photos, www.fotolia.de: Fineas (Titel), Pixelwolf. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift für Beamte, Angestellte und Arbeiter erscheint zehnmal im Jahr. Für Mitglieder ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder des dbb beträgt jährlich 32,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer, der Bezugspreis für das Einzelheft 3,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Bezug durch die Post. Einzelstücke durch den Verlag. Verlag: dbb verlag GmbH, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestellanschrift: Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, 030.7261917-0, Telefax 030.726191740, Commerzbank Berlin: Konto 0 733 998, Sparkasse Köln/Bonn: Konto 21 006 903. Versandort: Geldern. Herstellung: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Marktweg 42-50, 47608 Geldern Layout: Dominik Allartz. 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ISSN 0941-8156 32 > 32 > > > > > 38 > > aktuell interview Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger 4 Zukunftskonferenz: Nachhaltigkeit gefordert 6 Angela Merkel und Peter Heesen: Gemeinsame Erklärung 6 dbb Bunderhauptvorstand: Warnemünder Beschlüsse 7 Bundespräsidentenwahl 8 Beschäftigtenschutz: Unsicherheit für Beschäftigte zu hoch 8 Bundespolizei: Reformziel verfehlt 9 Stellenabbau in der Bundesverwaltung 9 Die Folgen der neuen Rechtsprechung des BAG 10 Gespräche mit Bundesministern 11 Mehr Flexibilität beim Ausstieg aus dem Berufsleben 12 Gesundheitsreform: Jetzt ist Tempo gefragt 13 reportage U-Haft in Berlin-Moabit 14 hintergrund Schuldenbremse im Bundeshaushalt 18 fokus dbb akademie 22 mitgliederservice 24 die andere meinung: Schwierige Gemengelage 25 mittagsgespräch Oberstaatsanwalt Peter Vogt über die zunehmende Internetkriminalität 26 sozialwahlen 29 spezial europa 13. europäischer Abend frauen 10. dbb bundesfrauenkongress glosse online Netzpolitik der Zukunft jugend t@cker 30 32 37 38 40 40 finale mitgliedsgewerkschaften kulisse Echt stark 41 47 > dbb magazin | Juli/August 2010 3 in eigener sache Zum Sparen investieren > dbb > aktuell Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Fotos: BMJ interview 4 Schutz vor Gewalt lässt sich nicht an Paragraphen festmachen > dbb magazin Für Angriffe auf Polizeibeamte soll künftig bis zu drei statt bislang zwei Jahren Haft möglich sein. Reicht diese Verschärfung wirklich aus? Und warum haben Sie den Vorschlag der Landesinnenminister abgelehnt, in die Neuregelung des Widerstandsparagraphen im Strafrecht auch andere Berufsgruppen wie etwa Feuerwehrleute und Rettungssanitäter einzubeziehen? > LeutheusserSchnarrenberger Gewaltsame Angriffe auf Polizeibeamte, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter werden heute schon zu Recht hart bestraft. Wer einen Polizisten oder einen Feuerwehrmann bei einer De- > dbb magazin | Juli/August 2010 monstration mit der Faust attackiert und ihn dabei verletzt, begeht eine Körperverletzung und kann bis zu fünf Jahre bestraft werden. Sind es mehrere, die angreifen, oder verletzt der Täter bei seinem Angriff den Polizisten mit einem gefährlichen Gegenstand wie etwa einer Flasche, einer Eisenstange oder gar mit Pflastersteinen, drohen bis zu zehn Jahre Haft. In manchen Fällen kommt sogar ein versuchter Totschlag in Betracht mit entsprechend noch höheren Strafen. Wer also den Eindruck erweckt, diese Berufsgruppen wären gegen solche Gewalttaten schutzlos, handelt unredlich. Der Paragraph des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, den wir jetzt maßvoll ergänzen, greift dagegen schon dann, wenn sich et- wa ein Demonstrant bei einer Festnahme aus dem Griff eines Polizisten losreißt, ohne den Beamten dabei zu verletzen. Ein besserer Schutz lässt sich aber nicht an Paragraphen festmachen. Notwendig ist ein Gesamtkonzept, bei dem die Prävention durch bessere Ausstattung, ausreichendes Personal und eine verbesserte Aus- und Fortbildung im Vordergrund steht. Hier sehe ich die Landesinnenminister in der Pflicht. > dbb magazin Das Bundesverfassungsgericht hat am 2. März 2010 entschieden, dass die Vorratsdatenspeicherung in ihrer jetzigen Form gegen das Grundgesetz verstößt. Sie haben als Reaktion auf das Urteil gesagt, dass es keinen na- tionalen Schnellschuss geben werde. Ist diese abwartende Haltung haltbar, obwohl das Gericht dezidierte Vorgaben für eine grundgesetzkonforme Neuregelung gemacht hat und Polizei und Innenpolitiker betonen, dass die Vorratsdatenspeicherung ein unverzichtbares Instrument wirksamer Verbrechensbekämpfung ist? > LeutheusserSchnarrenberger Ich nehme hier meine Aufgabe als Justizministerin sehr verantwortungsbewusst wahr. Die Anforderungen aus dem Urteil – ich denke etwa an die Datensicherheit – sind umfassend und komplex. Das Bundesverfassungsgericht hat genau abgewogen: Ohne konkreten Anlass können nicht alle Daten aller Bürger gespeichert dbb > aktuell Eine Schutzlücke sehe ich nicht. Die Strafverfolgungsbehörden haben jetzt nach wie vor für eine gewisse Zeit Zugriff auf die sogenannten Verkehrsdaten, die zu Abrechnungszwecken von den Telekommunikationsunternehmen gespeichert werden. Das entspricht der Rechtslage, die vor > Einführung der Vorratsdatenspeicherung gegolten hat. Auch damals konnten ohne die Vorratsdatenspeicherung schwerwiegende Straftaten wie etwa die der Sauerland-Attentäter aufgedeckt werden. > dbb magazin Die Diskussion um den Datenschutz nicht zuletzt in sozialen Netzwerken schlägt hohe Wellen. Wie weit darf oder soll der Staat in diesem Fall „Supernanny“ spielen? > LeutheusserSchnarrenberger Aufgabe des Staates ist es, die Selbstbestimmung der Menschen über ihre persönlichen Daten zu stärken – ganz im Sinne der Freiheitsrechte des Grundgesetzes, die eine klare Richtung vorgeben. Gleichzeitig geht es darum, das Internet vor Zensur und staatlicher Überregulierung zu schützen. Freiheit setzt vor- aus, dass es Freiräume gibt. Nicht jedes Problem muss durch den Staat geregelt werden. Gefordert ist die Eigenverantwortung der Internetwirtschaft genauso wie eines jeden einzelnen Internetnutzers. Das gilt auch für soziale Netzwerke wie „Facebook“ oder „StudiVZ“. Jeder muss sich sehr genau überlegen, welche Daten er über sich selbst im Internet preisgibt. Gerade Kinder und Jugendliche müssen wir noch besser informieren und zu einem sensiblen Umgang mit ihren eigenen Daten bewegen. Mit einer neuen Stiftung Datenschutz, auf die sich die Bundesregierung auf Drängen der Liberalen verständigt hat, soll mit zielgruppengerechten und praxisorientierten Angeboten dazu beigetragen werden, gerade bei Jugendlichen die Medienkompetenz zu stärken. Wir brauchen so viel Regulierung wie nötig, aber so wenig wie möglich. Das ist das Beste für die Bürgerrechte und für den Datenschutz. > Info Sabine LeutheusserSchnarrenberger … … Jahrgang 1951, absolvierte von 1970 bis 1975 ein Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen und Bielefeld. Nachdem sie 1978 das 2. Staatsexamen in Düsseldorf abgelegt hatte, war sie von 1979 bis 1990 beim Deutschen Patentamt in München, zuletzt als Leitende Regierungsdirektorin tätig. 1978 trat sie der FDP bei und wurde nach einigen Stationen in der bayerischen FDP 1991 Mitglied des Bundesvorstandes und seit Mai 1997 Mitglied des Präsidiums der FDP-Bundespartei. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wurde 1992 in der von Helmut Kohl geführten Bundesregierung zur Bundesministerin der Justiz berufen. 1994 erfolgte ihre Wiedervereidigung. Als Folge auf die Mitgliederentscheidung der FDP zum sogenannten „großen Lauschangriff“ trat sie 1996 als Bundesministerin zurück und arbeitete als Rechtsanwältin in München, war aber weiterhin in der Politik tätig. 2000 wurde sie Landesvorsitzende der FDP in Bayern. Von 2001 bis 2002 und von 2005 bis 2009 war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion. Im Oktober 2009 wurde sie im Kabinett Merkel erneut zur Bundesministerin der Justiz berufen. Auch ehrenamtlich ist Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als Mitglied des Vorstandes der Theodor-Heuss-Stiftung, Schirmherrin und Mitglied von Dunkelziffer e. V. und als Mitglied des Deutschen Kinderschutzbundes e. V. engagiert. dbb magazin In der Politik gibt es immer wieder Überlegungen, einzelne Bereiche zu privatisieren oder auf sogenannte Beliehene zu übertragen. Vor einigen Jahren starteten zudem die ersten Modellversuche mit teilprivatisierten Haftanstalten. Umstritten bleibt jedoch, ob die radikale Beschränkung hoheitlicher Aufgaben auf den Bewachungsbereich, wie sie in diesen Einrichtungen üblich ist, die erhofften Einsparungen bringt. Wie stehen Sie dazu? > LeutheusserSchnarrenberger Die Privatisierung im Bereich der Justiz ist dann sinnvoll, wenn sich Aufgaben wirklich effizienter und besser erledigen lassen. Ich denke etwa an die Übertragung von Aufgaben der Gerichtsvollzieher auf Beliehene, auf die sich die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag verständigt haben. Oberster Maßstab muss immer auch die Verbesserung der Rechte der Betroffenen sein – so können Gläubi- gerrechte bei einer Zwangsvollstreckung durch Private durchaus gestärkt werden. Rein finanzielle Erwägungen würde ich dagegen mit einem Fragezeichen versehen. Ob die Privatisierung von Haftanstalten mit diesen Grundsätzen in Einklang zu bringen ist, wird derzeit in einigen Modellversuchen erprobt. Die Erkenntnisse und Erfahrungen sollten in einer differenzierten und unideologisch geführten Debatte sorgfältig diskutiert und abgewogen werden. > dbb magazin Die Vorbereitung und Änderung nationaler Gesetze oder deren Aufhebung ist Kernaufgabe Ihres Ressorts. Die Vorgaben europäischen Rechts wirken im Zuge des voranschreitenden Einigungsprozesses aber immer nachhaltiger auf die deutsche Gesetzgebung ein. Ist das Segen oder Fluch für die Qualität der Gesetzgebung? > LeutheusserSchnarrenberger Die Qualität nationaler Umsetzungsgesetze hängt immer von der europäischen Rechtsetzung selbst ab. Je höher die Qualität europäischer Vorgaben, desto mehr „Segen“ ist es für den nationalen Gesetzgeber, der das europäische Recht umsetzen muss. Das bedeutet: Wir müssen in Deutschland künftig viel stärker und vor allem früher als bisher auf europäische Entwicklungen Einfluss nehmen. Das ist eine der Konsequenzen aus dem jüngsten Schritt der Integration, dem Lissabon-Vertrag. Der Lissabon-Vertrag sieht vor, dass alle nationalen Parlamente – also auch der Bundestag – über neue europäische Gesetzgebungsprojekte frühzeitig informiert werden. Die politische Debatte im Parlament, innerhalb der Regierung und auch in der Öffentlichkeit muss künftig schon bei der Entstehung europäischen Rechts geführt werden und nicht erst, wenn die Umsetzung ins nationale Recht bevorsteht. Dann haben wir alle Chancen, um für eine gute Gesetzgebung auf allen Ebenen zu sorgen – europäisch und national gleichermaßen. 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 5 interview werden. Wir müssen hier sehr sorgfältig vorgehen. Außerdem müssen unsere Überlegungen in die europäischen Entwicklungen eingebettet werden, wo gerade bis zum September eine Evaluierung stattfindet. Auch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union, die erst nach Verabschiedung der Richtlinie rechtlich verbindlich wurde, muss in die Gesamtbewertung der Richtlinie einbezogen werden. Im Rahmen der Bewertung der Richtlinie müssen auch Alternativen zur Vorratsdatenspeicherung, zum Beispiel das sogenannte QuickFreeze-Verfahren, geprüft werden. dbb > aktuell Angela Merkel und Peter Heesen: Gemeinsame Erklärung dbb Chef Peter Heesen ist am 20. Juli 2010 in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Meinungsaustausch zusammen getroffen. Die Ergebnisse der Unterredung wurden in einer „Gemeinsamen Erklärung“ zusammengefasst: „Die Bundeskanzlerin hat heute mit dem Vorsitzenden des Deutschen Beamtenbundes und Tarifunion (dbb), Herrn Peter Heesen, ein Gespräch über aktuelle Fragen des öffentlichen Dienstes und der Ge- werkschaftsarbeit geführt. Da der dbb ein wichtiger Partner der Bundesregierung bei der Umsetzung politischer Reformen ist, ist ein gegenseitiges Verständnis für aktuelle Probleme und Anliegen wichtig. The- Zukunftskonferenz in Meseberg: spitzengespräche 6 Nachhaltigkeit gefordert Zum 18. Juni 2010 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Sozialpartner, Arbeitgeberpräsidenten und Gewerkschaftsvorsitzende der großen Organisationen zu einer „Zukunftskonferenz“ in das Gästehaus der Bundesregierung Schloss Meseburg eingeladen. dbb Chef Peter Heesen hat an der Konferenz teilgenommen. Vonseiten der Bundesregierung nahmen neben der Kanzlerin Vizekanzler Guido Westerwelle sowie die Bundesministerinnen und -minister Lothar de Maziére, Wolfgang Schäuble, Rainer Brüderle, Ronald Pofalla, Norbert Röttgen, Peter Ramsauer, Ursula von der Leyen, Annette Schavan und Ilse Aigner teil. Die Wirtschaft war vertreten durch die Präsidenten von BDI, BDA, DIHK und ZdH, die Gewerkschaften durch die Vorsitzenden des dbb, DGB, ver.di und IGBCE. Kernthemen der Gesprächs- > dbb magazin | Juli/August 2010 runde waren die Bereiche Demografie, Technologische Entwicklung sowie Nachhaltige Haushaltspolitik. Jeder Themenbereich wurde von einem Fachwissenschaftler mit einem kurzen Impulsreferat eingeleitet, dem dann eine umfassende Diskussion folgte. In der Diskussion um die demografische Entwicklung wurden die Probleme der Geburtenzahlen, der Migration und der Auswanderung in ihren Folgen für die deutsche Wirtschaft wie auch für die Sozialsysteme erörtert. men waren unter anderem die im Zukunftspaket der Bundesregierung vorgesehenen Maßnahmen in Bezug auf den öffentlichen Dienst. In dem Gespräch konnten die verschiedenen Positionen ausgetauscht und das Verständnis für die An- Die Bundesregierung plant hier einen umfassenden Vorstoß, um problematischen Konsequenzen rechtzeitig zu begegnen und verträgliche Lösungen anzubieten. Im Bereich der technologischen Entwicklung wurden Defizite aufgezeigt und Maßnahmen zur Verbesserung der Zukunftsperspektiven erörtert, auch mit dem Ziel, Deutschland wieder als attraktives Investitionsland zu entwickeln. Dazu gehöre auch eine stärkere Konzentration auf den Bereich Bildung, was sich angesichts des Föderalismus gerade auf diesem Sektor als nicht einfach erweist. Nachhaltiges Wirtschaften und Haushalten, so wurde erkennbar, verlangt eine sorgfältige Überprüfung der Ausgaben- wie auch der Einnahmenseite. So wurde denn als notwendig erkannt, jenseits der aktuellen Spardiskussion die Umgestaltung des Steuersystems in den Blick zu nehmen, was insbesondere die Umsatzsteuer betrifft. Auch bekundete die Kanzlerin die Absicht, bei den anstehen- liegen und Sorgen beider Seiten vertieft werden. Die Bundeskanzlerin stellte die hohe Bedeutung der Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes für das Gemeinwesen und den Beitrag seiner Beschäftigten für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands heraus .“ 쮿 den Gipfelkonferenzen die Banken als Verursacher der Finanzkrise in die Mitverantwortung zu nehmen, was allerdings nur Sinn mache, wenn die großen Finanzmarkt-Nationen mitziehen. Auch wurde darauf hingewiesen, dass unbeschadet der Diskussion um eine gerechte Besteuerung der Staat zunächst die ihm schon zustehenden Einnahmen auch zügig und umfassend ausschöpfen müsse. Auch hier stelle der Föderalismus bisher eher eine Hürde als eine Hilfe da; aber auch der Bund erfüllte seine Aufgabe nicht, weil schon heute akuter Personalmangel bestehe, der durch die geplanten Sparmaßnahmen eher noch verschärft werde. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, in etwas einem Jahr erneut zu einer Zukunftskonferenz einzuladen, um dann zu diskutieren, wie sich die Umsetzung von geplanten beziehungsweise bereits eingeleiteten Maßnahmen darstelle und welche weiteren Schritte gegebenenfalls einzuleiten sein 쮿 werden. dbb > aktuell dbb Bundeshauptvorstand: Warnemünder Beschlüsse So setzt sich der dbb unter anderem für variable Altersgrenzen bei Ausscheiden aus dem aktiven Dienst für Wechselund Schichtdienstleistende ein. Vor dem Hintergrund der stufenweisen Erhöhung des Renteneintrittsalters plädiert der dbb unter bestimmten Voraus- > In seiner Rede vor dem Bundeshauptvorstand warb Ministerpräsident Erwin Sellering für die Verwaltungsreform: „Damit Mecklenburg-Vorpommern auch in Zukunft handlungsfähig ist, müssen wir unsere solide Finanzpolitik fortsetzen, Schwerpunkte setzen und die Verwaltungsstrukturen optimieren.“ Dazu gehörten nicht nur die Einsparung von Personal, sondern eine intelligente Strukturreform, der Abbau von Doppelzuständigkeiten, Entbürokratisierung und das Denken in größeren, effektiveren Einheiten. „Genau das ist das Ziel unserer Verwaltungsreform.“ Gutachten von unterschiedlichen Institutionen gingen unabhängig von einem erheblichen Einsparpotenzial durch die Kreisreform aus. „So viel Geld können wir nicht liegenlassen, wenn wir in Mecklenburg-Vorpommern Zukunft aus eigener Kraft gestalten wollen.“ setzungen auch für die Schaffung von Lebensarbeitszeitkonten; dafür müssten allerdings zunächst im Beamtenrecht von Bund und Ländern notwendige Rechtsgrundlagen geschaffen werden. Auch trage der dbb „eine Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit nur mit, wenn besoldungs- und versorgungsrechtliche Nachteile ausgeschlossen und Beamtinnen und Beamten Anreize für die Inanspruchnahme geboten werden“. Als ein „Gebot der Gerechtigkeit“ bezeichnet es der dbb, „endlich Regelungen zur Mitnahmefähigkeit beamtenrechtlich erdienter Versorgungsanwartschaften bei einem Ausscheiden aus dem öffentlichen Dienst zu schaffen“, um so den notwendigen Austausch mit der Privatwirtschaft zu fördern. Des Weiteren fordert der dbb den Gesetzgeber auf, „den Missbrauch der Leiharbeit gesetzlich zu beenden“. Leiharbeiter und Stammbelegschaft seien bei der Entlohnung gleichzustellen und zu gleichen Arbeitsbedingungen zu beschäftigen. Es dürfe in Deutschland zu keiner weiteren Ausweitung des Niedriglohnbereichs kommen, fordert der dbb weiter. Deshalb plädiere der gewerkschaftliche Dachverband für branchenspezifische Mindestlöhne. Vor dem Hintergrund der evidenten Finanznot der Kommunen mahnt der dbb als Ziel der Reform der Gemeindefinanzierung „eine stabile Einnahmebasis bei gleichzeitig geringerer Konjunkturabhängigkeit“ an. Wer neben dem Beruf einen Angehörigen pflegt, muss nach Auffassung des dbb besser finanziell abgesichert werden – etwa durch eine dem Elterngeld vergleichbare Entgeltersatzleistung. Mit Blick auf aktuelle datenschutzrechtliche Themen setzt sich der dbb dafür ein, „dass der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hinsichtlich der Erhebung, Speicherung und Verwendung von Daten gewahrt wird“. Es müsse „unverzüglich ein eigenständiges Beschäftigungsdatenschutzgesetz erlassen“ werden. In der Debatte um die Europa 2020-Strategie fordert der dbb, die Folgen der durch Spekulanten auf den deregulierten Finanzmärkten ausgelösten Krise dürften in Bezug auf Haushaltskonsolidierung und Schuldenabbau „nicht zu Lasten der die > regionale und soziale Kohäsion sichernden öffentlichen Dienste gehen“; arbeitsmarktpolitische Konzepte müssten auf ihre sozialen Folgen überprüft werden. Im Bereich der inneren Sicherheit fordert der dbb unter anderem eine „sorgfältige Gesetzesinitiative zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung unter Erfüllung der Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts“. Vier Jahre nach der Einführung von Studiengebühren in vielen Bundesländern werde deutlich, dass sich eine Reihe der damit verbundenen Befürchtungen bestätigten, stellt der dbb fest und fordert, im Hochschulsektor müsse Bildungsgerechtigkeit unter anderem durch die Einführung eines „Darlehnstopfes“ und eines Stipendiensystems nach angelsächsischem Vorbild ermöglicht werden, und Studiengebühren müssten in voller Höhe den Hochschulen zufließen. 쮿 In seinem ausführlichen Lagebericht kritisierte dbb Chef Peter Heesen die Sparpläne der Bundesregierung: „Statt ein nachhaltiges Konsolidierungskonzept vorzulegen, das Ausgaben- und Einnahmeseite gleichsam optimiert, verfranzt sich die Bundesregierung im Alibi-Sparen beim Bundespersonal. Das mag ihr zwar billigen Beifall bringen, doch den Staat und seine Bürger wird diese Strategie teuer zustehenkommen.“ > dbb magazin | Juli/August 2010 7 berufspolitik Auf seiner Frühjahrssitzung am 7. und 8. Juni 2010 in Rostock-Warnemünde hat der dbb Bundeshauptvorstand wichtige gewerkschaftspolitische Beschlüsse gefasst. Dabei ging es sowohl um Positionierungen in den Bereichen Arbeit und Soziales als auch um finanz-, sicherheits- , bildungs- und europapolitische Beschlüsse. dbb > aktuell Bundespräsidentenwahl: dbb Vertreter in der Bundesversammlung die für die SPD dem Deutschen Bundestag angehört. Heesen bewertete seine Berufung als klare Geste der Wertschätzung aller Frauen und Männer im öffentlichen Dienst, die unser demokratisches Gemeinwesen tagein tagaus funktionstüchtig halten. Im Bild: Peter Heesen gratuliert Christian Wulff zu seiner Wahl. 쮿 Beschäftigtendatenschutz: Unsicherheit für Beschäftigte zu hoch Als „zu unbestimmt“ hat der dbb den vorliegenden Gesetzentwurf zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes kritisiert. „Wir fordern ein eigenständiges Gesetz – statt der Integration in das Bundesdatenschutzgesetz – und dessen rechtssichere Ausgestaltung“, sagte dbb Vize Dieter Ondracek am Rande der Anhörung zum „Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes“ am 18. Juni 2010 im Bundesinnenministerium in Berlin. Im Gesetzentwurf seien wichtige Punkte ungenau und mit unbestimmten Rechtsbegriffen versehen. „Für den Arbeitgeber bleibt ein weiter Spielraum, für die betroffenen Beschäftigten bleibt eine hohe Unsicherheit“, kritisierte der dbb Vize. Foto: Marco Urban kompakt 8 > Dieter Ondraceck > dbb magazin | Juli/August 2010 Angesichts der rasanten Entwicklung der technischen Möglichkeiten und zahlreicher Datenpannen und -skandale Foto: Marco Urban dbb Chef Peter Heesen ist erneut in die Bundesversammlung gewählt worden, die am 30. Juni 2010 über den neuen Bundespräsidenten entschieden hat. Er wurde auf Vorschlag der CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen entsandt. Ebenfalls dabei war die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Kirsten Lühmann, der vergangenen Jahre sei das Bedürfnis nach einem umfassenden Beschäftigtendatenschutz groß. „Der dbb als gewerkschaftlicher Dachverband fordert ein eigenständiges Beschäftigtendatenschutzgesetz, das für Bewerber und Beschäftigte die Datenerhebung und Verarbeitung nur für eng umgrenzte und zwingend notwendige Zwecke, und möglichst mit Einwilligung der Betroffenen, regelt. Der vorliegende Entwurf wird dem nicht gerecht“, sagte Ondracek und verwies darauf, dass danach die Datenerhebung und -verwendung zur Verhinderung von Pflichtverletzungen oder zur Aufdeckung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten möglich ist, ohne dass das Gesetz genau definiert, unter welchen konkreten Voraussetzungen dies geschehen soll. „Der dbb fordert deshalb, dass klare, eindeutige Voraussetzungen definiert werden, unter denen ein Eingriff in das verbriefte Recht der informationellen Selbstbestimmung zulässig ist“, so der stellvertretende dbb Bundes쮿 vorsitzende. > Info Verwaltungsmodernisierung Der Konsultationskreis beim Bundesinnenministerium hat sich am 21. Mai 2010 in Berlin zu seiner 8. Sitzung getroffen. Gegenstand der Beratungen war der Entwurf des Regierungsprogramms „Vernetzte und transparente Verwaltung“, mit dem die Bundesregierung die Vereinbarung zur Verwaltungsmodernisierung umsetzen will. Der dbb war vertreten durch den Sprecher der Bundesbeamtengewerkschaften und BDZ-Vorsitzenden Klaus Hilger Leprich, den VBOB-Vorsitzenden Hans-Ulrich Benra, den FWSW-Vorsitzenden Torsten Müller und den bgvVorsitzenden Rüdiger Reedwisch. Die dbb Vertreter machten deutlich, dass Modernisierungsvorhaben nicht ausschließlich unter einem Finanzierungsvorbehalt zulasten der Beschäftigten gesehen werden können. Zusätzliche Stelleneinsparungen und pauschale Stellenkürzungen lehne der dbb ab. 쮿 dbb > aktuell Neuorganisation der Bundespolizei: Reformziel verfehlt Der Aktionsradius der Bundespolizeieinheiten reiche von der Sicherheit an Bahnhöfen und Flughäfen, über die Grenzsicherung bis hin zu gefährlichen Auslandseinsätzen: „Die Erfüllung dieser Aufgaben ist durch die Schäuble-Reform inzwischen jedoch fast unmöglich geworden“, sagte Kirsten Lühmann am 6. Juli in Berlin. Die dbb Vize bezeichnete das Ergebnis der Anhörung als ernüchternd. Statt mehr Präsenz in der Fläche gebe es weniger Personal auf der Straße. Der Krankenstand sei übermäßig hoch, die Sozialverträglichkeit der Reform fehle. „Die Bundesregierung muss Konsequenzen ziehen und schnell handeln“, forderte Lühmann. In einem ersten Schritt müsse eine externe Evaluierung Klarheit über die Lage der Bundespolizei schaffen. „Erst wenn die ungeschminkte Wahrheit sichtbar ist, können Dienstposten besetzt, Krankenstände abgebaut und die Organisationsstrukturen verbessert werden“, stellte die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende klar. „Die Bundes- regierung darf die Arbeitsfähigkeit der größten deutschen Polizeieinheit mit ihren 40 000 Beschäftigten nicht weiter ge쮿 fährden.“ Foto: Marco Urban Das bei der Reform der Bundespolizei in Auge gefasste Ziel wurde nach Auffassung der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Kirsten Lühmann klar verfehlt. Zu diesem Ergebnis seien auch die Experten der öffentlichen Anhörung zum Stand der Neuorganisation der Bundespolizei gelangt, die am 5. Juli 2010 im Innenausschuss des Bundestages stattgefunden hatte. > Kirsten Lühmann Stellenabbau in der Bundesverwaltung: Staat wird handlungsunfähig Der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen hat den von der Bundesregierung im Rahmen des Sparpaketes geplanten Stellenabbau in der Bundesverwaltung erneut scharf kritisiert. „Wer in den nächsten Jahren 10 000 bis 15 000 Stellen abbauen will, schafft einen amputierten Staat, der nicht mehr wirklich leistungsfähig sein wird“, sagte Heesen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Aber vielleicht wollen ja einige den Staat als Schwächling, damit sich Verantwortungslose in der Wirtschafts- und Finanzwelt umso ungehinderter aufführen können. So was hatten wir gerade noch, und wohin das führt, haben wir leidvoll erfahren“. So stelle sich angesichts der geplanten Stellenstreichungen beispielsweise die Frage, wer die eine Million auf Halde liegenden Vollstreckungsbescheide beim Zoll ab- arbeiten soll, „damit der Staat die über 300 Millionen Euro einnimmt, die ihm dabei zustehen?“, sagte der dbb Chef weiter. „Und wer zieht künftig die KfzSteuer ein, für die mehr als 4 000 Beamte gebraucht werden, wenn die Verantwortung dafür von den Ländern auf den Bund übergeht – wie es mit der Föderalismusreform II festgelegt ist? Welches Personal soll eigentlich die Brennele- Als Vertrauensbruch bezeichnete Heesen das beabsichtigte Vorgehen der Bundesregierung beim sogenannten Weihnachtsgeld der Beschäftigen. „Die Regierung Merkel/Müntefering hat diesen Betrag, der damals schon nur noch 60 Prozent eines Monatsgehalts ausmachte, halbiert – mit der Zusage, dies ab 2011 wieder zurückzunehmen. Wenn man jetzt wieder davon abgeht, dann ist das Vertrauensbruch im Umgang mit den Menschen, die den Staat ‚machen‘. Wer aber Vertrauensbruch begeht, der kann nicht auf Wählerstimmen hoffen.“ Heesen sagte weiter, das Steuersystem sei unlogisch und durch Ausnahmen und Schlupflöcher ungerecht geworden. Am Beispiel der Umsatzsteuer werde dies besonders deutlich. „Würde man zum Beispiel den ermäßigten Steuersatz nur für Lebensmittel anwenden – wie es eigentlich sachlich sinnvoll wäre – könnte man den sogar von sieben auf fünf Prozent senken und würde dann immer noch rund zwölf Milliarden Euro im Jahr mehr einnehmen.“ Der dbb Chef abschließend: „Sparpakete müssen gerecht sein. Auch die Starken müssen einen Beitrag leisten. Bei diesem Sparpaket fehlt es an Gerechtigkeit und dadurch an Akzeptanz in der Bevölkerung. Das sehen selbst viele, denen es gut geht. Nur die Regierung will dies offensichtlich nicht sehen. Warum eigentlich?“ 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 berufspolitik 9 mentesteuer eintreiben und wer die Flugpassagierabgabe?“ Bereits heute fehlten in der Bundesverwaltung Physiker, Chemiker, Ärzte, IT-Experten, Mitarbeiter im Sprachendienst, Ingenieure und Techniker. Heesen verwies darauf, dass beim Bund seit 1990 über 35 Prozent der Stellen abgebaut wurden. „Die Personalkosten sind nicht das Haushaltsproblem; sie betragen gerade mal 8,4 Prozent der Ausgaben. Der öffentliche Dienst hat seine kostensenkenden Beiträge geleistet. Jetzt sind wir an der Grenze staatlicher Handlungsfähigkeit.“ dbb > aktuell Die Folgen der neuen Rechtsprechung des BAG: Der Zehnte Senat des Bundesarbeitsgerichts (BAG) hat sich am 23. Juni 2010 der vom Vierten Senat des BAG im Anfragebeschluss vom 27. Januar 2010 dargelegten Rechtsauffassung zur Tarifeinheit angeschlossen. Kurz: Das BAG lässt seine tradierte Rechtsprechung zum sogenannten „Grundsatz der Tarifeinheit“ fallen. Bisher galt „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag“. Die Zeiten sind nun vorbei, und jede Gewerkschaft kann mit einem Arbeitgeber einen Tarifvertrag schließen, der dann auch unmittelbar gilt. tarifpolitik 10 Die Reaktionen auf die neue Rechtslage fielen bei den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden und in der Politik unterschiedlich und mitunter heftig aus. Dabei hat das Arbeitsgericht nichts anderes getan, als die Voraussetzungen für den Abschluss und die Anwendbarkeit von Tarifverträgen allein wieder an den Vorgaben des Grundgesetzes und des Tarifvertragsgesetzes zu messen: Grundgesetz und Tarifvertragsgesetz gelten wieder unmittelbar. > Initiative von DGB und BDA Trotzdem oder gerade deswegen haben DGB und BDA in ungewohnter Eintracht eine gemeinsame Initiative gestartet. Deren Ziel soll es sein, den Grundsatz der Tarifeinheit nunmehr gesetzlich einzuführen. Gleichzeit soll dabei gesetzlich festgelegt werden, dass in einem Betrieb mit mehreren Gewerkschaften nur derjenige Tarifvertrag zur Anwendung kommen soll, der von der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im Betrieb (Mehrheitsgewerkschaft) geschlossen worden ist. Für die übrigen Gewerk- > dbb magazin | Juli/August 2010 schaften im Betrieb (Minderheitengewerkschaften) soll während der Laufzeit des Tarifvertrages der Mehrheitsgewerkschaft eine Friedenspflicht gelten. > Stärkung der Tarifautonomie Durch die Entscheidung des BAG wurde die Tarifautonomie, die in Artikel 9 Absatz 3 des Grundgesetzes verankert ist, nachhaltig gestärkt. Es liegt nun wieder in den Händen aller beteiligten Tarifpartner, ob im Wege von Verhandlungen ein einheitlicher Tarifvertrag in einem Betrieb gelten soll. Es lässt ihnen aber auch die Möglichkeit, da wo es aus der gewerkschaftsspezifischen Sicht nötig und sinnvoll ist, abweichende Tarifverträge abzuschließen. So war es von vornherein vom Grundgesetz vorgesehen. Vor diesem Hintergrund weist die Initiative von DGB und BDA ein falsches Verständnis von Tarifautonomie auf. Sie zielt darauf ab, die fundamentalen Rechte der (Minderheiten-) Gewerkschaften und ihrer Mitglieder – der Abschluss eines Tarifvertrages und das Streikrecht – zu beseitigen. Foto: Marco Urban Interessenvielfalt und Verantwortung > Keine tarifpolitische Monokultur Die neue Rechtslage versetzt die Tarifpartner wieder in die Lage die Interessenvielfalt der Beschäftigten und grundsätzlich die Pluralität in der Gesellschaft aufzunehmen und in einem Tarifvertrag umzusetzen. Dieser Prozess kann aber nur dann funktionieren, wenn bei den Tarifpartnern untereinander und gegenüber ihren jeweiligen Mitgliedern ein Wettstreit um die besseren Ideen möglich ist, und man diese, als ultima ratio, auch im Wege des Arbeitskampfes durchsetzen kann. Das von DGB und BDA geforderte Instrument der sogenannten „Mehrheitsgewerkschaft“ unterbindet diesen Prozess und führt am Ende zu einer tarifpolitischen Monokultur, die weder gesellschaftlich noch politisch gewollt sein kann. Die dbb tarifunion steht für eine solidarische Tarifpolitik für und mit den vielen Berufsgruppen innerhalb des Öffentlichen Dienstes. Zwangssolidarität lehnt sie aber ab. > Bewusstsein um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung Die Initiatoren, DGB und BDA, führen zur Begründung ihrer Vorschläge ein arbeitsmarktpolitisches Schreckensszenario an. Dauerhafte und sich abwechselnde Arbeitskampfmaßnah- men unterschiedlicher Gewerkschaften könnten Betriebe ruinieren und gar die Existenz ganzer Wirtschaftszweige bedrohen. Unterschiedliche Tarifverträge würden die Belegschaften in den Betrieben spalten und gegeneinander aufbringen. Allein diese Gründe verfangen nicht. Die Bundesrepublik Deutschland rangiert bei einem internationalen Vergleich der Streiktage auf den hintersten Plätzen. Ebenfalls kann man keiner Gewerkschaft ernsthaft unterstellen, dass sie einen ruinösen Arbeitskampf führen werde. Wo in der Vergangenheit, hat die Tarifautonomie derart versagt, dass ihr jetzt das Vertrauen entzogen werden soll? Ganz im Gegenteil. Waren es nicht die Tarifpartner, die sich nicht nur in der jüngsten Krise ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verantwortung bewusst waren und ihr nachgekommen sind? > Jetzt Tarifautonomie praktizieren In diesem Sinne soll eine Tarifeinheit dort entstehen, wo sie von den Tarifpartnern gewollt und gestaltet ist. Sie darf aber nicht per Gesetz vorgegeben werden. Es besteht also kein Grund, sich nun selbst Zwänge aufzuerlegen und nach neuen gesetzlichen Regelungen zu rufen. Vielmehr ist jetzt die Tarifautonomie mit ihrer gewerkschaftlichen Integrationskraft gefragt! Frank Stöhr dbb > aktuell dbb Brief an Ministerpräsidenten: Keine Zwangs-Tarifeinheit Der dbb sieht in der neuen Rechtsprechung keinerlei Bedarf für eine Gesetzesänderung, schon gar nicht für eine Grundgesetzänderung. „Etwaige Vorhaben lehnt der dbb als Eingriff in das Wesen der Tarifautonomie ab“, heißt es in einem Schreiben an die Ministerpräsidenten. Mit seinem Urteil habe das BAG einer Entwicklung Rechnung getragen, die im tarifpolitischen Alltag längst Einzug ge- halten habe und in der sich die kontinuierliche Ausdifferenzierung der Berufswelt in Deutschland und der Interessen der Arbeitnehmer widerspiegele. Vor diesem Hintergrund sei „eine Tarifpluralität geradezu zwingend. Würde diese Tarifpluralität nunmehr durch eine erzwungene Tarifeinheit, also einem Prinzip der Zwangssolidarität, ersetzt, wäre dies mit dem Grundgesetz nicht in Einklang zu bringen, vielmehr nähmen Akzeptanz und Legitimität der Tarifautonomie irreparablen Schaden. „Die Folge wäre eine gewerkschaftliche Monokultur“, warnte der dbb Chef und wies alle dahingehenden Bestrebungen – auch die entsprechende Initiative von BDA und DGB – zurück: Die Vorschläge griffen tief in die Tarifautonomie ein und verletzten die verfassungsrechtlichen Vorgaben der Koalitionsfreiheit – vergleichbar „mit der Abschaffung unseres bundesrepublikanischen Mehrparteiensystems und dessen Ersetzung durch ein Einparteiensystem“. Die Tarifautonomie benötige weder vom Grundsatz her noch in ihrem praktischen Funktionieren die Tarifeinheit, stellte Heesen klar. „Die Tarifautonomie setzt den Tarifpluralismus zwingend voraus. Dabei kann die Tarifeinheit nur als eine Option verstanden werden, die am Ende von tarifautonomen Verhandlungen von den Tarifpartnern im Einzelfall vereinbart werden kann, aber nicht muss.“ In der Folge der neuen BAG-Rechtsprechung seien die Tarifpartner – nicht jedoch der Gesetzgeber – in der Pflicht. „Dies gilt umso mehr, als das hohe Verantwortungsbewusstsein aller Tarifpartner in der Vergangenheit Garant dafür ist, dass auch durch die nunmehr gestärkte Tarifpluralität Wildwuchs und vermeintliches Streikchaos in Deutschland nicht Einzug halten werden.“ 쮿 Gespräche mit Bundesministern gesundheitsminister unter anderem die konkrete Ausgestaltung der Gesundheitsreform sowie Grundsatzfragen der Zuständigkeit und Zulässigkeit von Zusatzversicherungen. Der dbb hat darüber hinaus sein nachhaltiges Interesse an der Erhaltung der Zweigleisigkeit von GKV und PKV erklärt, und zwar auch als Vollversicherung und beihilfeergänzen- des Tarifwerk. Minister Rösler erklärte, dass auch die Bundesregierung an einer Stabilisierung beider Zweige des Krankenversicherungsschutzes interessiert bleibe und mit Sorge die Beitragsbelastung Privatversicherter mit niedrigeren Einkommen beobachte. Hier müsse auch über ein neues Instrumentarium zur Kostendämpfung auf der Ausgabenseite nachgedacht werden. 쮿 Foto: Vincent Mosch Bundeswehrverwaltung und der Bundeswehr, bei der 40 000 Soldaten im Rahmen der Sparmaßnahmen zur Disposition stehen. Beide Seiten vereinbarten eine enge Konsultation des dbb bei allen beabsichtigten Personalmaßnahmen. Gemeinsam mit dem stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Klaus Dauderstädt erörterte der dbb Chef beim BundesFoto: Marco Urban Die Serie der Gespräche mit den Ressortchefs der Bundesregierung hat dbb Chef Peter Heesen am 14. Juni 2010 mit Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Bild rechts) und am 20. Juni 2010 mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (Bild links) fortgesetzt. Im Mittelpunkt der Diskussion mit zu Guttenberg standen Fragen zur Zukunft der > dbb magazin | Juli/August 2010 11 berufspolitik Mit einem Appell an die Ministerpräsidenten der Länder hat der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen am 8. Juli 2010 auf die Ankündigung des rheinland-pfälzischen Landeschefs Kurt Beck (SPD) reagiert, eine Bundesratsinitiative zur gesetzlichen Festschreibung der Tarifeinheit einbringen zu wollen. dbb > aktuell Lebensarbeitszeit: Mehr Flexibilität beim Ausstieg aus dem Berufsleben Die zunehmende Flexibilisierung des Ausstiegs aus dem Berufsleben hat der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen in der Deutschlandfunk-Gesprächsrunde „Länderzeit“ vom 14. Juli 2010 begrüßt. „Angesichts der steigenden Lebenserwartung ist es grundsätzlich volkswirtschaftlich sinnvoll, das Ruhestandseintrittsalter heraufzusetzen“, sagte Heesen, der das Thema „Öffentlicher Dienst als Trendsetter? In mehreren Bundesländern können Beamte künftig bis 70 arbeiten“ gemeinsam mit Leni Breymaier (ver.di Baden-Württemberg), Martin Brussig (Universität Duisburg-Essen) und Martin Stadelmaier (Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz) diskutierte. kompakt 12 Modelle, die es Beamtinnen und Beamten wie aktuell etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ermöglichten, bei entsprechender Bereitschaft und dienstlicher Erfordernis und über die gesetzli- che Altersgrenze hinaus zu arbeiten und dafür angemessene Anreize zu bekommen, habe der dbb seit Langem gefordert, so der dbb Chef. Allerdings warnte Heesen mit Blick auf die demografische Entwicklung und die zunehmen- den Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, davor, in einer generellen Heraufsetzung der Altersgrenze die Lösung zu suchen. „Das wäre nur eine Scheinlösung. Wir müssen uns davor hüten, eine Zwangsregelung zu schaffen“, die die Nachwuchsgewinnung sträflich vernachlässigen würde.“ Zudem sei eine Verlängerung des Berufslebens in all jenen Bereichen nicht sinnvoll, in denen in großem Umfang Stellen abgebaut werden sollen – als Beispiel nannte der dbb Bundesvorsitzende die Bundeswehr. „Ausschlaggebend für eine gelungene Altersstruktur ist grundsätzlich die Motivation > dbb Broschüre zur Beamtenversorgung: Fakten statt Vorurteile Mit seiner neuen am 7. Juni 2010 erschienenen Broschüre „Die 7 Irrtümer zur Beamtenversorgung“ liefert der dbb einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Debatte um die Alterssicherungssysteme und die Beamtenversorgung – um Neiddiskussionen und jahrzehntelange ideologische Grabenkämpfe zu dem Thema zu beenden. Damit endlich eine Konzentration auf das wahre Problem, nämlich die dauerhafte Stabilisierung der Alterssicherungssysteme in Deutschland, möglich wird, lässt der dbb in der Broschüre einen unabhängigen Experten zu Wort kommen. Ergebnis: Man hüte sich davor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Der schlichte Vergleich von Pen- > dbb magazin | Juli/August 2010 sionshöhe und Rentenhöhe reicht nicht aus. Unterschiedliche Bildungsniveaus, Steuerzahlungen und Krankenversicherungskosten im Alter müssen genauso in den Vergleich einbezogen werden wie die großen Unterschiede in den Erwerbsbiographien der „durchschnittlichen“ Pensionäre und Rentenempfänger. Die Broschü- der Mitarbeiter“, betonte Heesen. Sowohl die Motivation, in den Beruf einzusteigen, als auch die Motivation, länger zu arbeiten, hänge entscheidend von der Zufriedenheit der Beschäftigten ab. „Da ist Führungsqualität gefragt“, unterstrich der dbb Chef und kritisierte, dass es in diesem Punkt vor allem im öffentlichen Dienst erhebliche Defizite gebe, da häufig die fachliche Qualifikation ausschlaggebend für die Beförderung auf Positionen mit Personalverantwortung sei, nicht aber die ebenso wichtige Sozialkompetenz. „Letztere ist aber ganz erheblich wichtig für die Motivation der Belegschaft“, so 쮿 Heesen. re steht zum Download auf der dbb Homepage bereit unter: 쮿 http://bit.ly/aEqBby Info dbb bei Facebook Der dbb ist ab sofort auf der Kommunikationsplattform Facebook zu erreichen und freut sich über jeden Fan. Zum Start können dbb Freunde auf den Film „Der öffentliche Dienst. Für alle. Immer. Überall.“ zugreifen. Ein dbb Fotoalbum, tagesaktuelle Nachrichten und Hinweise werden folgen: www.facebook.com/ dbb.online 쮿 dbb > aktuell Gesundheitsreform: Jetzt ist Tempo gefragt dbb Chef Peter Heesen appellierte am 4. Juli 2010 erneut an die Bundesregierung, zügig die offenen Fragen bei der Gesundheitsreform zu beantworten und einen konkreten Gesetzentwurf zu präsentieren. In diesem Zusammenhang legte der stellvertretende Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt, der auch Vorsitzender der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) ist, am 6. Juli 2010 ausführlich dar, dass die geplanten Eckpunkte den sozialversicherten Bürgern und Steuerzahlern teuer zustehenkommen werden. > Komplizierte Vorschläge Zwar steige nun die Wahrscheinlichkeit eines Zusatzbeitrags langsamer an, weil der Grundbeitrag insgesamt angehoben wird. Dennoch werde es nicht nur einzelne Krankenkassen geben, die diesen zum Ausgleich ihres Haushalts benötigen werden. Nach zuletzt relativ komplizierten Vorschlägen zur Erhe- bung von solchen Zusatzprämien zeige der Vorschlag einige klare Positionen, enthalte aber auch noch viele Unwägbarkeiten. Der Zusatzbeitrag solle einkommensunabhängig sein und für Geringverdiener sozial ausgeglichen werden. Der Sozialausgleich soll nun aber doch aus Steuermitteln erfolgen, ohne allerdings dafür Steuern erhöhen zu müssen. Eine Dimension des Staatszuschusses liege noch nicht fest. Skeptisch sieht Dauderstädt vor allem auch die technische Abwicklung des Sozialausgleichs, den die Arbeitgeber beim Einzug des Krankenkassenbeitrags oder für Rentner die Rentenversicherungsträger verrechnen sollen. Das werde nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand schaffen, zumal noch keine Lösungen für Selbstständige oder Versicherte mit mehreren Arbeitsverhältnissen erkennbar seien. Auf jeden Fall stehe diese neue Aufgabe in deutlichem Widerspruch zu der ebenfalls geplanten Deckelung der Verwaltungskosten der Krankenversicherung auf dem Niveau von 2010. Das Interesse der Menschen an einer optimalen Versorgung ist nachvollziehbar. Der Gesetzgeber ist aufgefordert, diese auch nachhaltig finanzierbar zu lassen. Dazu bedarf es mehr als einiger Kostendämpfungen bei den Ausgabepositionen im Gesundheitswesen und einer nach oben offenen Tür für Zusatzzahlungen der Versicherten. > Gesetzentwurf zügig vorgelegen Der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen hatte bereits zu Beginn der Spitzengespräche der Partei- und Fraktionsvorsitzenden von Union und FDP am 5. und 6. Juli 2010 in Berlin die Initiative von Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt, ein Reformkonzept für die Finanzierung des Gesundheitswesens zu erarbeiten. „Bei der Gesundheitsreform ist jetzt Tempo gefragt“, sagte Heesen, „sonst droht im nächsten Jahr zahlreichen weiteren gesetzlichen Krankenkassen das finanzielle Aus.“ Dieser Dramatik müsse sich die Regierungskoalition bewusst sein, so der dbb Chef, und betonte mit Blick auf den Unions-Partner CSU: „Wer Vorschläge ablehnt, muss neue und bessere Vorschläge machen.“ Trotz der komplexen Problemlage, sei bei entsprechendem Engagement aller Beteiligten ein Konsens zu erreichen, zeigte sich der dbb Bundesvorsitzende überzeugt. Das hohe Niveau der deutschen Versorgung verursache eine Kostenentwicklung, der nur durch Absenkung der Ausgaben und Erhöhung der Einnahmen Rechnung getragen werden könne. Andererseits sei der Gesundheitsbereich ein Markt, auf dem sehr viele Teilnehmer große Geschäfte machten. Auch diese müssten ein Interesse daran haben, dass eine gute Gesundheitsversorgung gesichert bleibe. „Davon erkennt man aber bislang nur wenig“, kritisierte Heesen. Der dbb Chef warnte die Koalition vor der Einführung einkommensunabhängiger Zusatzprämien zur gesetzlichen Krankenversicherung. „Der Sozialstaat hat sich bisher stets auch als Regulativ zwischen Jung und Alt, gesund und krank, reich und arm verstanden. Die daraus resultierenden nach Einkommen gestaffelten Beiträge sind Ausdruck der Sozialverträglichkeit und dürfen nicht leichtfertig über Bord geworfen werden“, so Heesen. 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 13 gesundheitspolitik Nach den bekannt gegebenen Eckpunkten für die von der Koalition beabsichtigte Gesundheitsreform sei ein deutliches Ungleichgewicht in der Kostenverteilung festzustellen. „Das wird die Versicherten langfristig teuer zustehenkommen“, kommentierte der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt das Konzept. „Es ist zwar auf den ersten Blick systemkonform, auch die Arbeitgeberbeitragsanteile um 0,3 Prozent parallel zu den VersichertenBeiträgen anzuheben. Da diese aber nun letztmalig mit angepasst werden sollen und für die Zukunft entkoppelt werden, fallen die Mehrbelastungen aus Kostensteigerungen, aus demografischem Wandel und medizinischem Fortschritt allein den Arbeitnehmern zur Last.“ dbb > aktuell U-Haft in Berlin-Moabit: Lebenslänglich … reportage 14 … dauert U-Haft nirgendwo – weder in der Berliner JVA Moabit noch anderswo, aber oft genug dauert sie länger als erwartet – viel länger. In Moabit sitzen „Strafer“ neben „Untersuchern“ ein, unterschiedliche Vorgaben, Anforderungen und Bedürfnisse prallen aufeinander, müssen unter einen Hut gebracht werden – irgendwie. Das kostet die Bediensteten viel Kraft und zehrt Die Berliner JVA Moabit steht unter Denkmalschutz. 1877 bis 1882 wurde sie als „Königliches Untersuchungsgefängnis im Stadtteil Moabit“ errichtet. Damals lag sie an der städtischen Peripherie, niemand sollte mit den Schwerverbrechern in Berührung kommen. Heute liegt sie mitten in Berlin. Rund herum brummt das Leben, es hört an den Stacheldraht bewehrten Mauern auf. Die Stadt in der Stadt beginnt, in der vielleicht nicht eigene, aber andere Gesetze gelten, offizielle wie inoffizielle. Der Backsteinbau strahlt nostalgischen Charme aus. Errichtet in Form eines fünfstrahligen Sterns mit runder zentraler Mittelhalle, sind die einzelnen Flügel von überall einsehbar nach dem Vorbild des alt-ehrwürdigen Gefängnisses in Pentonville in der Nähe von London. Privates findet in Mo- > dbb magazin | Juli/August 2010 abit nicht statt, weder für die Gefangenen noch für das Personal. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Anstalt aufgestockt, erweitert, modernisiert, saniert und umgebaut. Heute besteht sie im Wesentlichen aus vier Häusern unterschiedlicher Größe und bietet Platz für knapp 1 300 Gefangene. Zurzeit kümmern sich circa 560 Bedienstete um etwa 1 100 Insassen: rund 600 „Strafer“, das sind verurteilte Täter, und circa 500 „Untersucher“, gegen die ermittelt wird und deren Verweildauer in Moabit niemand abschätzen kann. Letzteres bringt Planungsunsicherheiten mit sich, die sich beispielsweise auf die Auftragsvergabe an die Werkstätten auswirkt. „Mancher Auftraggeber winkt ab, wenn wir ihm kei- an den Nerven, während bei den Gefangenen der Frust oft genug eskaliert. Zwei gewaltsame Zwischenfälle ereigneten sich allein während unseres Redaktionsbesuchs, aus heiterem Himmel, aus nichtigen Anlässen. Zwei zu viel, nicht zu verhindern, oder doch? Die Justizvollzugsbediensteten in Moabit arbeiten längst am Limit, lebenslänglich … ne längerfristigen Zusagen machen können“, erklärt Hans Oberhinninghofen, der für die Lohnabrechnungen und das Arbeitsentgelt der Gefangenen in der Buchhaltung der JVA zuständig ist. Es gibt Arbeitsplätze in Schlosserei, Buchbinderei, Gärtnerei, Schneiderei/Polsterei, Schuhmacherei, Tischlerei und in der Kfz-Werkstatt. Für interne Renovierungs- und Reparaturarbeiten gibt es darüber hinaus Arbeitsplätze im Technischen Dienst sowie im Bereich der Hausarbeiten innerhalb des Anstaltsbetriebs von der Fußbodenreinigung bis zur Essensverteilung. Therapeutische Arbeitsplätze und Freizeitangebote kommen hinzu. Der Bedarf sei relativ groß, erläutert Thomas Krawczynski, Betriebsbuchhalter in der Arbeitsverwaltung, aber insge- > „Mit jeder Arbeit, die Gefangene leisten, vermindern sich die Kosten“, erläutert Thomas Steinbrecher. „Arbeit ist nicht nur deshalb sinnvoll, sondern dient auch als therapeutische Maßnahme. Sie mindert das Gewaltpotenzial.“ samt stünden nur 400 Arbeitsplätze für 1 200 Insassen zur Verfügung: „Entsprechend lang ist die Warteliste. Die Gefangenen wollen arbeiten, um sich dbb > aktuell Wir folgen bei unserem ausführlichen Rundgang durch die Anstalt dem Personalratsvorsitzenden der JVA Moabit, Thomas Steinbrecher, auf dem Fuß. Für Uneingeweihte wie uns besteht die gute Chance, sich in dem > > Eine Stadt in der Stadt mit eigenen Regeln, Verhaltensnormen und Zeitplänen: die JVA Moabit in Berlin. verwinkelten Fuchsbau, den wir innerhalb mehrerer Stunden treppauf treppab erkunden, zu verlaufen. Doch unsere Annahme ist subjektiv: Die meiste Zeit haben uns Steinbrechers Kollegen im Blick, darüber hinaus schränken verschlossene Türen und Schleusen unseren Bewegungsspielraum erheblich ein. Ohne General-Schlüssel geht hier gar nichts, gibt es kein Durchkommen, nirgendwohin. Wie es abläuft, wenn ein U-Häftling eingeliefert wird, er- läutert uns Wolfgang Wilhelm, der im Zugangsbereich seinen Dienst tut. Die Männer werden „durchleuchtet“, visitiert einschließlich der Körperöffnungen. Narben, Tätowierungen oder Organfehlstellungen werden vermerkt. Alle Sachen, die sie nicht bei sich führen dürfen, werden aussortiert und in der Hauskammer der JVA deponiert. Wertgegenstände, zum Beispiel Zeugnisse oder Handys, werden in Boxen gepackt und in einen besonders gesicherten Tresorraum aufbewahrt. Wolfgang Wilhelm ist unter anderem für die „Durchleuchtung“ der neu ankommenden Gefangenen zuständig, bevor sie nach einer Fülle weiterer Stationen, von der ärztlichen Untersuchung bis zur Einkleidung, in eine Zelle eingewiesen werden können. Irgendwann bekommen die Häftlinge ihr Eigentum zurück, entweder wenn sie verlegt werden oder bei ihrer Entlassung. Den meisten von ihnen geht es dann – zumindest körperlich – wesentlich besser als bei ihrer Ankunft. Manche Häftlinge kommen mit eiternden Wunden, Ekzemen oder schlicht „verlaust“ in die Haftanstalt. Viele sind alkohol-, drogen- oder medikamentenabhängig mit allen negativen Begleiterscheinungen für sich selbst und für das Personal. „Es gibt nichts, was ich hier noch nicht erlebt habe“, sagt Wilhelm, und die weiße Hose trägt er nicht aus Modegründen, sondern weil darauf die überspringenden „Tierchen“ besser zu sehen sind … Sind die Neuzugänge bei Wilhelm und seinen Kollegen durch, folgen Einkleidung, Ausstattung, ärztliche Untersuchung und noch vieles mehr, bis der U-Häftling in eine Zelle „einziehen“ kann. An der Eingangstür weisen kleine Schildchen auf Besonderheiten hin: „Untersucher“ ist dort zu lesen, „Weißbrot“, „Wurstaustausch“… „Ohne System und genau festgelegte Ordnungskriterien liefe hier gar nichts“, erklärt Steinbrecher. Sein Schlüssel knirscht – wieder einmal – in einem Schloss. > dbb magazin | Juli/August 2010 15 reportage einerseits etwas hinzuzuverdienen, andererseits aber auch, damit ihnen im täglichen Einerlei der Strafanstalt die Decke nicht auf den Kopf fällt.“ Aber Wollen und Können sind zweierlei. Viele der Häftlinge bringen so gut wie keine Voraussetzungen mit, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben. Das Ausbildungsniveau habe in den letzten 20 Jahren erschreckend abgenommen, und manche Gefangene seien bereits damit überfordert, den normalen Tagesrhythmus der Haftanstalt zu erlernen. Und andere – auch das ist die Realität in der U-Haft, bringen genug Geld von „draußen“ mit, dass sie gar nicht arbeiten müssen. U-Häftlingen stehen diese Privilegien zu, Strafgefangenen nicht. Sie müssen arbeiten – wenn denn ein Job für sie frei ist. Auch das bringe oft genug Reibereien zwischen „Strafern“ und „Untersuchern“ mit sich. dbb > aktuell Die Stimmung ist heute etwas angespannt, denn kurz vor unserer Ankunft hat es in Haus 4 einen Zwischenfall gegeben. Ein Gefangener hat einen Vollzugsbeamten angegriffen und gegen den Kopf getreten. Der Anlass? Eine beiläufige Frage nach einem Einkaufszettel, wie uns Markus Tüngler später erklärt. Der Beamte ist dort zuständig für die Verteilung der Arbeitsaufgaben für die 41 Häftlinge im intern offenen Haus 4. „Warum passiert so etwas?“, wollen wir wissen. „Weil uns Häftlinge zugeteilt werden, die hier eigentlich nicht hingehören“, erklärt er lapidar. „Etwa zehn Prozent der Gefangenen haben psychische Probleme, viele sind gewalttätig und schlagen einfach zu, wenn ihnen etwas nicht passt.“ reportage 16 > Blick in die zentrale Mittelhalle des sternförmigen Anstaltbaus von 1882. Wir wandern weiter durch das Haus, finden uns in der zentralen Mittelhalle wieder, die mit ihrem Kuppeldach, den Rundgängen und den zwischen den Etagen gespannten Fanggittern einen imposanten Anblick bietet. Uwe Nöldner, der heute dort als Zentralbeamter Dienst tut, hat nach dem erfolgten Zählrapport 461 Gefangene (davon 208 Untersucher und 263 Strafer) plus elf Neuzugänge im Haus 1. „Das Haus ist durch die täglichen Ein- und Abgänge von Gefangenen immer in Bewegung“, erklärt Nöldner, „mal sind es zwölf, die reinkommen, und neun, die rausgehen, mal kommen sechs, mal gehen acht. Es gibt keinen Tag ohne Bewegung.“ Die Fluktuation fordert nicht nur von den Bediensteten viel Arbeit von den notwendigen Kontrollen bis hin zur Rückgabe der persönlichen Sachen, sondern bringt auch Unruhe in den Tagesablauf der Gefange- > dbb magazin | Juli/August 2010 nen, bei denen es sich in der Regel um Schwerverbrecher, um Mörder oder Täter aus dem Bereich der organisierten Kriminalität (Mafia) handelt. „Gewalttätige Zwischenfälle häufen sich“, fügt Steinbrecher hinzu, nicht zuletzt auch deshalb, weil täglich etwa 30 Dienstposten nicht besetzt sind. In diesem Jahr hatten wir bereits 32 Zwischenfälle nur in der Teilanstalt 1, davon zehn mit Gewalt gegen Bedienstete.“ Für heute bleiben die Zellen in Haus 4 jedenfalls zu, und der (K)eine Idylle hinter Gittern. Ob in der Gärtnerei oder in den anderen Anstaltswerkstätten: Arbeitsplätze sind rar und begehrt. gewalttätige Gefangene wird den Rest des Tages und die Nacht in einer Arrestzelle im Kellergeschoss verbringen. Sein Abendessen, vier Scheiben Weißbrot, zwei Eier und Tee, steht, in Styroporgefäßen verpackt, bereit. Styropor deshalb, damit er die Beamten nicht mit dem Essgeschirr verletzen kann, wenn später die Arrestzelle geöffnet wird … Es ist heiß und stickig in den Fluren, einige Gefangene schlurfen in Shorts und Flipflops vorbei: „Woher seid ihr denn?“ „Vom dbb magazin.“ „Kann man sich bei euch beschweren?“ Thomas Steinbrecher führt uns in einen der Innenhöfe. Hier dürfen sich die Gefangenen an der frischen Luft aufhalten, eine Stunde pro Tag, das ist ihr gutes Recht nach dem Strafvollzugsgesetz. Doch auf diesem Außengelände sind keine Hofgänger, sondern Fußballer beim Spiel zu Gange. Diszipliniert, konzentriert und ganz bei der Sache. Uwe Jaeschke, Vollzugsbeamter in der Sportabteilung, kann die Gruppe während eines kurzen Plauschs mit uns problemlos alleine weiterspielen lassen. dbb > aktuell Sport in der JVA dient nicht nur der Freizeitgestaltung, sondern hilft, Aggressionen abzubauen. „Die Jungs auf dem Platz sind hoch motiviert und wissen ganz genau, dass die Warteliste für einen Platz in einer der Sportgruppen ellenlang ist. Wenn sie Mist machen, müssen sie raus, das will niemand riskieren.“ Sport, erklärt uns Jaeschke, neutralisiere Aggres- sionen ebenso gut wie sinnvolle Arbeit. Doch die Plätze auf dem Sportplatz oder im Fitnessstudio seien ebenso rar – und begehrt wie in den Werkstätten. „Wir können nicht mehr anbieten, und je weniger Personal wir haben, desto schlimmer wird die Situation.“ Wir gehen zurück, an Brotscheiben vorbei, die die Gefangenen aus ihren Zellenfenstern auf den Innenhof geworfen haben. Futter für Vögel und Ratten … Im Keller führt uns Thomas Steinbrecher durch die Hauskammer, hier lagern unter anderem die persönlichen Besitztümer aus Freiheitstagen der Gefangenen, gut verwahrt, be- > Die Arrestzellen im Kellergeschoss sind nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, um Gefangenen keine Möglichkeit zu geben, Einrichtungsgegenstände als Waffen gegen Bedienstete oder sich selbst zu benutzen. schriftet und verzeichnet, hier unten lagern Teller und Schüsseln, Kleidungsstücke, Bettwäsche und Schuhe für den Anstaltsalltag. Hier unten befinden sich auch die Arrestzellen für Gefangene, die gewalttätig geworden sind und eine Gefahr für andere Häftlinge und für das Personal darstellen. Die Einrichtung, an Wand und Boden verschraubtes Bett und Toilette, ist karg und so gewählt, dass Angriffe auf Bedienstete mit Zellengegenständen nicht möglich sind. gefährlich niedrig. Die Vollzugsbediensteten müssen Tag für Tag mit gewalttätigen Zwischenfällen rechnen und damit fertig werden – irgendwie. Viele nehmen ihre Probleme aus dem Arbeitsalltag mit nach Hause, belasten ihre Familien. Personalrat Thomas Steinbrecher macht regelmäßig Angehörigenführungen durch die Haftanstalt, um den Ehefrauen, Ehemännern und auch den Kindern Eindrücke vom Arbeitsalltag in Moabit zu vermitteln. Alarm! Wir müssen den Gang räumen, Schlüssel knirschen in Schlösser. Ein tobender Gefangener wird in eine der Arrestzellen verbracht. Er rennt mit voller Wucht gegen die Tür, schlägt schreiend und brüllend gegen die Wände. Warum? Wir erfahren es nicht, gehen nach oben. „Ausgerastet“ sei er. Die Hemmschwelle ist bei vielen Häftlingen Am Schluss unserer Tour stehen wir vor dem langen Übergang, der die JVA direkt mit dem Landgericht verbindet. Dort entscheidet sich, wie lange UHäftlinge nach der Verurteilung noch in der JVA Moabit bleiben werden, Wochen, Monate, Jahre? Wie das Urteil auch ausfallen mag, für sie ist das Ende abzusehen. Für die Bediensteten sieht es ganz anders aus in Moabit, und Abhilfe ist zurzeit weder in personeller noch in finanzieller Hinsicht in Sicht. Sie bleiben trotzdem – noch ... Text: Dr. Walter Schmitz Fotos: Jan Brenner > dbb magazin | Juli/August 2010 17 reportage > dbb > aktuell Schuldenbremse im Bundeshaushalt: Das Ende der Handlungsfähigkeit hintergrund 18 Es ist ein populärer Suchbegriff, zu dem Google rund 359 000 Treffer listet: „Staatsverschuldung“. Wie hoch der Staat nun auf Euro und Cent genau verschuldet ist, weiß letztlich niemand ganz genau. Das statistische Bundesamt nennt nach ersten vorläufigen Ergebnissen für März 2010 rund 1 711 295 000 000 (1,7 Billionen) Euro. Gegenüber dem endgültigen Schuldenstand am 31. Dezember 2009 von 1 691,9 Milliarden Euro entsprach dies einem Anstieg von 19,4 Milliarden Euro oder 1,1 Prozent. Dass kräftig gespart werden muss, um die Staatsfinanzen wieder in Ordnung zu bringen, steht außer Frage. Über das Wie dagegen lässt sich trefflich streiten. Das tat auch die Bundesregierung im Umfeld ihrer „Sparklausur“ am 6. und 7. Juni 2010 in Berlin und einigte sich auf ein milliardenschweres Sparpaket. Die Ergebnisse des statistischen Bundesamtes umfassen die Kreditmarktschulden und Kassenkredite und beziehen sich auf die Kernhaushalte des Bundes und der Länder einschließlich ihrer jeweiligen Extrahaushalte sowie die Kernhaushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände. Weniger technisch ausgedrückt sind das über 21 000 Euro pro Kopf der Bevölkerung vom Säugling bis zum Greis. Der Löwenanteil davon entfällt allein auf die Deckung des Defizits zwischen staatlichen Einnahmen und Ausgaben. „Die vergangenen Monate haben deutlich gemacht, dass es gerade in schwierigen Situationen entscheidend auf einen voll handlungsfähigen Staat ankommt“, hieß es dazu aus dem Bundesministerium der Finanzen. Diese Handlungsfähigkeit werde nur durch solide und tragfähige öffentliche Haushalte dauerhaft zuverlässig abgesichert. Die Wirtschafts- und Finanzkrise sei deshalb auch ein zusätzlicher Beleg für die Notwendigkeit einer effektiven Begrenzung der Staatsverschuldung. Am 12. Mai 2009 hatte der Bundesrat der vom Bundestag am 29. Mai 2009 beschlossenen zweiten Stufe der Föderalismusreform zugestimmt: Bund und Länder haben mit dieser Änderung neue verfassungsrechtliche Regeln zur Begrenzung der Neuverschuldung von Bund und Ländern, die sogenannte Schuldenbremse, ermöglicht. Sie basieren auf einem Vorschlag, den der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vorgelegt hatte. Mit einem riesigen Sparpaket will die Bundesregierung jetzt dafür sorgen, dass die Sparvorgaben der Schuldenbremse ab 2011 auch eingehalten werden können. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Guido Westerwelle stellten den Maßnahmenkatalog am 7. Juni 2010 in Berlin der Öffentlichkeit vor. 80 Milliarden Euro sollen bis ins Jahr 2014 eingespart werden. Neben einer großen Streitkräftereform wird es vor allem Einsparungen im Sozialbereich geben. > dbb magazin | Juli/August 2010 Aber neben Subventionsabbau werden auch Unternehmen und der öffentliche Dienst am Sparprogramm beteiligt. > Sparvorreiter öffentlicher Dienst Betrachtet man, was der öffentliche Dienst in den vergangenen Jahren bereits eingespart hat, dürfte sein Soll eigentlich mehr als erfüllt sein. Das weiß zwar auch das Bundesministerium der Finanzen, nach dessen Zahlen sich der seit den 1990er-Jahren anhaltende Stellenabbau im öffentlichen Dienst weiter fortsetzt. Im Vergleich zu 1991 sind heute 1,6 Millionen weniger Menschen bei Bund, Ländern und Kommunen beschäftigt, ein Minus von über 30 Prozent. Im Osten des Landes kommen den Zahlen des BMF zur Folge 22 Beschäftigte auf 1 000 Bürger (1991 waren es noch 39 Be- schäftigte), in Westdeutschland 20 (1991 waren es 27). Im europäischen Vergleich sieht das BMF Deutschland gut dastehen. Nach Zahlen der International Labour Organisation beträgt der Anteil der Beschäftigten in den Bereichen öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung in Deutschland nur etwa 13,4 Prozent. In Großbritannien sind es 14,1 Prozent und in Frankreich sogar 16,7 Prozent. Selbst in den USA arbeiten mehr Beschäftigte beim Staat als in Deutschland, nämlich 15,4 Prozent aller Beschäftigten. Außerdem liege die deutsche Staatsquote (das ist der Anteil der staatlichen Ausgaben an der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung) mit 43,8 Prozent so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Und sie soll noch weiter sinken. Gleich- dbb > aktuell Dass jetzt neue Sparattacken auf den öffentlichen Dienst geritten werden, ist allein anhand der Zahlen nicht mehr zu verantworten. Schaut man sich dazu die Verteilung der Maßnahmen des Sparpakets auf die einzelnen Bereiche genauer an, kommt Erstaunliches zu Tage: So soll zum Beispiel der Bankensektor vergleichsweise bescheidene sechs Milliarden Euro zum Sparpaket beitragen, während der öffentliche Dienst im Bundesbereich rund 3,2 Milliarden Euro aufbringen soll. Dieses Verhältnis ist mehr als fragwürdig. > Fatale Folgen für Funktionsfähigkeit … Der dbb hatte bereits im Juni 2009 vor der Selbstentmündigung der Länder durch die Schuldenbremse gewarnt: Mit der Grundgesetzänderung wird den Bundesländern jede Möglichkeit genommen, auf kommende Herausforderungen politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Art angemessen zu reagieren. Damit wird zudem die Grundidee des Föderalismus konterkariert. „Staatliche Aufgabenerfüllung muss sich am Wohl der Bürgerinnen und Bürger orientieren, nicht am Diktat von Haushältern“, hatte dbb Chef Peter Heesen damals betont und sich besorgt über die möglichen Auswirkungen gezeigt. Man könne die Ausstattung von Schulen, Polizei und Steuerfahndung mit Sachmitteln und Personal nicht per Schuldenbremse im Grundgesetz bestimmen. Vielmehr müssten dafür die gestellten Aufgaben ausschlaggebend sein. Statt diese Zahlen als Aufruf zur Zukunftssicherung für den öffentlichen Dienst zu begrei- fen, sollen weitere 10 000 Stellen im Bundesbereich gestrichen werden. Für dbb Chef Peter Heesen ist das eine klare Fehlentscheidung. „Das hat nichts mehr mit Effizienzsteigerungen zu tun, gegen die sich Wohnen und Leben im Alter hat einen guten Namen: Die Residenzen Schloß Stetten Sind Sie einsam, ist Ihre Wohnung zu laut oder Ihr Haus und Garten zu groß? 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Die Verwaltungen müssen demnach dringend neue junge Fachkräfte finden. dbb > aktuell bis 2013 die Devise ausgegeben, keine weiteren Einsparungen beim Personal mehr vorzunehmen, weil der Bund sonst künftig nicht mehr hätte gewährleisten können, die Dienstleistungen zu erbringen, die die Bürgerinnen und Bürger von ihm erwarten.“ hintergrund 20 der dbb noch nie gewehrt hat. Im Gegenteil. Aber wer da jetzt noch weiter kürzt, legt unmittelbar Hand an die Funktionsfähigkeit des Staates. Schon heute ist das Personal im Durchschnitt zu alt, in den nächsten zehn Jahren werden rund 70 000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen, bis zu 15 000 der frei werdenden Arbeitsplätze werden nicht nachbesetzt.“ Das gelte besonders beim Bund, wo bereits jetzt Physiker, Chemiker, Ärzte, IT-Experten, Mitarbeiter im Sprachendienst und > qualifizierte Ingenieure fehlten. „Gerade Unionspolitiker haben immer wieder betont, dass jetzt junge qualifizierte Fachkräfte mit attraktiven Arbeitsbedingungen gewonnen werden müssen“, kritisiert Heesen und erinnert die Politiker daran, dass sie dem Sparen ursprünglich 2010 ein Ende bereiten wollten. „Erst im Juni 2009 hatte das Bundesfinanzministerium nach einem Beschluss des damaligen schwarz-roten Bundeskabinetts zu Bundeshaushalt 2010 und Finanzplan Auch die im Rahmen der Sparmaßnahmen geplante Nichterhöhung des Weihnachtsgeldes für Bundesbeamte im Jahr 2011 sieht Heesen als klaren Wortbruch: „Die Erhöhung ist ja keine zusätzliche Wohltat für die Bundesbeamten, sondern die versprochene Rücknahme einer befristeten Kürzung, mit der Bundesregierung und Bundestag bei den betroffenen Menschen zum 1. Januar 2011 im Wort stehen.“ Immerhin seien die Beamtinnen und Beamten mit über 2,5 Milliarden Euro in Vorleistung getreten, indem der Bund durch die Kürzung des Weihnachtsgeldes ab dem Jahr 2006 rund 511 Millionen Euro pro Jahr im Haushalt belassen konnte. Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bedeute das eine neuerliche Einbuße von 2,5 Prozent. > ... und Staatseinnahmen In der Konsequenz fordert der dbb, das Sparpaket wieder aufzuschnüren. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisierte Peter Heesen am 14. Juni 2010, dass die Lasten nicht gerecht verteilt seien: „In der Wirtschaft würde man einen Personalchef feuern, der keine anderen Sparideen hat als Stellenabbau und Gehaltskürzung.“ Heesen schlug stattdessen vor, der Staat müsse endlich die Einnahmen erlangen, die ihm zustehen. Dabei gehe es um „Milliardenbeträge ganz ohne Steuererhöhungen“. Heesen: „Wir denken dabei besonders an die Steuern und Abgaben, die nicht gezahlt werden, weil der Staat sie mangels Personal nicht eintreibt.“ Leute heranzu- Info Die Schuldenbremse im Detail Nach der neuen Schuldenregel dürfen weder Ausgabensteigerungen noch Steuersenkungen dauerhaft über Kreditaufnahme finanziert werden. Deswegen müssen Bund und Länder ab 2011 ihre Haushalte grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten ausgleichen. Der Bund erhält in diesem Rahmen einen eng begrenzten strukturellen Verschuldungsspielraum in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts; das sind zurzeit rund achteinhalb Milliarden Euro. Dabei bedeutet „strukturell“ im Wesentlichen, dass Einnahmen und Ausgaben um die Einflüsse der konjunkturellen Lage bereinigt werden. Die Bereinigung um Konjunktureffekte gewährleistet eine über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg symmetrisch wirkende Stabilisierung der Finanzpolitik. Das heißt, konjunkturbedingte Defizite im Abschwung sind erlaubt, wenn in entsprechender Weise konjunkturbedingte Überschüsse im Aufschwung erzielt werden. Der Bund orientiert sich hierbei an einem Konjunkturbereinigungsverfahren, das bereits im Rahmen des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts angewendet wird. So wird verhindert, dass in einer Rezession zusätzliche Nachfrageausfälle entstehen, weil auch der Staat spart oder Bürgern und Unternehmen über Steuererhöhungen Einkommen entzieht. Zugleich verhindert die Symmetrie über den Konjunkturzyklus, dass es dadurch zu einem permanenten Anstieg der Staatsschulden kommt. > dbb magazin | Juli/August 2010 Für außergewöhnliche Notsituationen können Bund und Länder eine Ausnahmeregelung vorsehen, die eine zusätzliche Kreditaufnahme ermöglicht. Wird von der Ausnahmeklausel Gebrauch gemacht, müssen die hierfür aufgenommenen Kredite nach einem verbindlichen Tilgungsplan zurückgezahlt werden. Die neue Schuldenregel des Bundes enthält schließlich einen Kontroll- und Ausgleichsmechanismus, der sicherstellt, dass die neuen Verschuldungsgrenzen nicht nur bei der Aufstellung, sondern auch beim Vollzug des Haushalts eingehalten werden. Mit der Einrichtung des Stabilitätsrates wird darüber hinaus ein präventives Verfahren geschaffen, um drohende Haushaltsnotlagen bereits so frühzeitig zu erkennen, dass rechtzeitig Gegenmaßnahmen beschlossen werden können. Diese Veränderungen bedeuten unter jedem der genannten Aspekte fundamental wichtige Fortschritte gegenüber den bisher geltenden Bestimmungen. Die neuen Regeln gelten erstmalig für das Haushaltsjahr 2011. Den durch die aktuelle Krise stark angestiegenen Defiziten der öffentlichen Haushalte trägt eine Übergangsregelung Rechnung. Der Bund muss ab 2011 sein strukturelles Defizit bis 2016 in gleichmäßigen Schritten zurückführen. Die Länder dürfen ab 2020 keine neuen Schulden machen. Quelle: BMF dbb > aktuell Beamtendarlehen ab ziehen, die dem Staat viel Geld schulden, sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Heesen verwies auf die 20 000 Selbstanzeigen nach dem Auffinden der CD mit Steuersünderdaten: Dahinter steckten „wiedergefundene“ Steuereinnahmen von 1,2 Milliarden Euro. Auch Betriebsprüfungen – wegen der Personalnot in den Ämtern viel zu selten – müssten verstärkt werden. Beim Zoll und bei der Polizei gefährde der Personalabbau die Aufgabenerfüllung. „Da frage ich mich besorgt; Wie funktionstüchtig sind wir noch?“, sagte Heesen und verwies darauf, dass etwa der Zoll eine Million Fälle, in denen nur vollstreckt und Geld eingetrieben werden müsse, vor sich her schiebt. Sparen könne die Verwaltung, wenn sie Organisation und Abläufe verbessere und effizienter arbeite. Auch Sachkosten könnten vermindert > > 0,99% Info dbb Web-Tipp: Die Eckpunkte zum Sparpaket der Bundesregierung: http://bit.ly/9WBOZN Die Sparliste der Bundesregierung: http://bit.ly/c5zuDk werden. „Eine Aufgabenkritik hat aber die Regierung nicht vorgenommen“, kritisierte Heesen. br gibts bei uns nicht! Dafür aber die besten Konditionen für Beamte und Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst! Alles spricht für ein Beamtendarlehen über das dbb vorsorgewerk: » Freier Verwendungszweck: z. B. für die Umschuldung bisheriger Kredite, Ausgleichen von Rechnungen oder Investitionskredit für größere Anschaffungen » Darlehen von 10.000 € bis 80.000 € Flexible Laufzeiten: 12, 15 oder 20 Jahre » Festzinsgarantie Höchsteintrittsalter 58 Jahre Info dbb startet E-Card-Aktion „Versprochen – gebrochen?“ Der dbb hat am 14. Juni 2010 eine Protestkampagne gegen das Sparpaket der Bundesregierung gestartet. Unter dem Motto „Versprochen – gebrochen?“ bezieht der gewerkschaftliche Dachverband Position und macht klar, dass vor allem die Rücknahme der Weihnachtsgeldzusage seitens der Bundesregierung von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu Recht als glatter Vertrauensbruch empfunden wird. Mit einer Wandzeitung informiert der dbb zusätzlich über die Fakten und hat auf www.dbb.de eine Serie von Protest-E-Cards zum Sparpaket der schwarz-gelben Koalition online gestellt. So kann man den Bundestagsabgeordneten beispielsweise eine „Gelbe Karte wegen Foulspiels“ zeigen oder sie vor dem „Gerupften Staat“ warnen. Die Aufforderung an die Kolleginnen und Kollegen: „Nehmen Sie Einfluss, setzen Sie sich mit Ihrem Wahlkreisabgeordneten in Verbindung, machen Sie Ihrem Ärger Luft!“ 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 » 100 % anonym (keine Datenweitergabe an Unberechtigte) » 100 % Vertrauensgarantie » Garantierte Bestkonditionen* * Erhalten Sie bei einem anderen Anbieter eine nachweislich günstigere monatliche Rate für ein Beamtendarlehen – bei gleicher Laufzeit inklusive Überschuss – als bei uns, schenken wir Ihnen einen 100 € Tankgutschein! 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Erfahrene Dozentinnen und Do- zenten der drei Einrichtungen gestalten mit Ihnen Medientraining vor der Kamera, Konfliktbewältigung, Fallbearbeitung im Personalvertretungsrecht, Seminarsuche im Internet, Personalentwicklungskonzepte, Verhandlungstraining und Po- wer Point-Tricks. Die kostenfreie Veranstaltung findet statt vor dem Hintergrund der Verzahnung beruflicher und akademischer Bildung und der Durchlässigkeit zwischen beiden Systemen. Besonders interessant dürfte sie sein für Behördenlei- ter/innen, Personal- und Organisationsverantwortliche, Personalräte sowie Fach- und Führungskräfte von Behörden und Verwaltungen, die sich über Entwicklungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst informieren 쮿 möchten. > Arbeitstagung: akademie 22 Jetzt anmelden: Thema „Datenschutz“ Personalentwicklung und Fortbildungskonzepte Es gibt Themen, die verlieren nicht an Aktualität – Personalentwicklung ist eines davon. Deshalb findet die Arbeitstagung der dbb akademie zu diesem Thema am 9. September zum 10. Mal im dbb forum berlin statt. Der Veränderungsbedarf ergibt sich dabei nicht unbedingt aus neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern eher aus geänderten Rahmenbedingungen. Zunehmend ältere Belegschaften müssen sich den beruflichen Herausforderungen stellen. Ganze Altersgruppen werden in den kommenden Jahren aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden. Es gilt, den Wissenstransfer zwischen älteren und jüngeren Beschäftigten sicherzustellen. Neben technologischen und organisatorischen Veränderungen kommen persönliche Qualifika- > dbb magazin | Juli/August 2010 tionen, wie Team-Geist, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und ein hohes Maß an Eigenverantwortung hinzu, die in modernen Arbeitswelten mehr denn je gefragt sind. Fortbildung bleibt deshalb unverzichtbarer Bestandteil erfolgreicher Personalentwicklung. Das Programm der Arbeitstagung ist dementsprechend vielfältig. In Vorträgen und Foren Aktuelle Tendenzen im Datenschutz (2010 Q 064 CV) am 02.09. – 03.09.2010 werden zentrale Themen der Personalentwicklung diskutiert. Hier eine Auswahl: Lernen und Führen in Organisationen, Wirkungsmessung von Personalentwicklung in der öffentlichen Verwaltung, Anerkennung von Fortbildung für Studiengänge / Bologna-Prozess, Personalmanagement – Handlungsfeld Arbeitsorganisation, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Menschen kommen und gehen – Wissen muss bleiben, Kompetenzmanagement als ein Instrument der Bildungsplanung. Die Teilnahmegebühr für die Arbeitstagung beträgt 150 € (inklusive Tagungsgetränke und Mittagsimbiss) Nähere Auskünfte zur Tagung erteilt Ihnen gern: Käthe Kupke Tel.: 030.408165-44 E-Mail: [email protected] Info Grundlagen des Datenschutzes II: IT-Grundlagen (2010 Q 067 CV) am 09.11. – 10.11.2010 Datenschutz Aufbaukurs I: technisch-organisatorische Maßnahmen (2010 Q 068 CV) am 10.11. – 11.11.2010 Datenschutz Aufbaukurs II: Aufgaben und Pflichten des Datenschutzbeauftragten (2010 Q 069 CV) am 11.11. – 12.11.2010 Alle Seminare finden im dbb forum siebengebirge in Königswinter statt. Die Veranstaltungsprogramme und weitere Informationen zu den Seminaren finden Sie auf unserer Homepage www.dbbakademie.de. Ihre Anmeldung nimmt entgegen: Christa Vißers, Tel.: 0228. 8193111, E-Mail: [email protected] 쮿 dbb > fokus ... mit der dbb akademie! Begleiten Sie uns auf unseren Studien- und Kulturreisen, zum Beispiel nach Andalusien – Begegnung von Morgenland und Abendland Traumhafte Landschaften, weiße Dörfer und alte Städte, maurisches und christliches Kulturerbe, Freizeit an der Atlantikküste – erleben Sie eine faszinierende Rundreise. Termine: 26. September. – 10. Oktober / 17. Oktober – 31. Oktober 2010 Preis ab 1 615 Euro Süditalien – Die Kulturvielfalt des Mezzogiorno Traumhafte Landschaften, malerische Städte und das Erbe einer mehr als 2500 Jahre währenden Geschichte machen den Süden Italiens zu einer der vielschichtigsten Kulturregionen unseres Kontinents. Termine: 21. September – 1. Oktober 2010 Preis ab 1 558 Euro Chile – Traumhafter Süden Chile – ein faszinierendes Land, gesegnet mit den unterschiedlichsten geografischen Regionen und einzigartiger Flora und Fauna. Höhepunkt dieser Reise ist sicherlich der Aufenthalt im Torres del Paine-Nationalpark. Ausgehend von der 11-tägigen SüdchileRundreise haben Sie die Vietnam und Kambodscha Das eigentliche Vietnam mit seiner einmaligen Kultur, seinem hochkultivierten Volk und seinen atemberaubend schönen Gebirgen, Ebenen und Küsten möchten wir Ihnen auf dieser Reise vorstellen. Zum Abschluss Ihrer Reise besuchen Sie während des dreitägigen Aufenthalts in Kambodscha die weltberühmten Tempelanlagen von Angkor Wat und Angkor Thom. Optische Reize, Geräusche und Gerüche begleiten Sie auf Ihrem Weg und machen diese Reise zu einem kulturellen und kulinarischen Erlebnis. Termine: 9. Oktober – 23. Oktober/ 23. Oktober – 6. November / 13. November – 27. November 2010 Preis ab 2 149 Euro China zum Beispiel „Tops of China“ mit Yangtze-Kreuzfahrt. 14-Tage-Rundreise, Linienflüge, 4- bis 5-Sterne-Hotels, Halbpension, Yangtze-Kreuzfahrt mit 5Sterne-Schiff, Reiseroute: Deutschland-Shanghai-Wuhan-YichangKreuzfahrt auf dem YangtzeChongqing-Xian-Peking-Deutschland. Wöchentliche Termine bis Ende Oktober Preis ab 1 748 Euro Die ausführlichen Reiseprogramme (bitte einzeln angeben) senden wir Ihnen gerne zu. dbb akademie Brigitte Schneider/Margret Odijk Dreizehnmorgenweg 36, 53175 Bonn Tel.: 0228.8193-187 Fax: 0228.8193-106 E-Mail: [email protected] Internet: www.dbbakademie.de/reisen Bestellen Sie jetzt. Ganz einfach. Ganz wie Sie wollen. Beamtendisziplinarrecht – aus der Praxis für die Praxis Der Inhalt im Überblick: s !LLGEMEINE'RUNDLAGEN s -ATERIELLES"EAMTENDISZIPLINARRECHT UA"EAMTENPFLICHTEN$IENSTVER GEHEN$ISZIPLINARMANAHMEN s &ORMELLES"EAMTENDISZIPLINARRECHT UABEHÚRDLICHESUNDGERICHTLICHES $ISZIPLINARVERFAHRENSOWIESACH GLEICHES3TRAFVERFAHREN NEUERSCHEINUNG INFORMATIONEN FÜR BEAMTE UND ARBEITNEHMER Was Sie davon haben: %INKOMPAKTES%RLËUTERUNGSUND .ACHSCHLAGEWERKAUSDER0RAXIS DES"UNDESVERWALTUNGSGERICHTSFàR "EHÚRDEN+ANZLEIENUND'ERICHTE UAMIT"EISPIELSFËLLEN0RAXISTIPPS WEITERFàHRENDEN2ECHTSPRECHUNGS UND,ITERATURHINWEISENSOWIE -USTERUND'ESETZESTEXTEN So bestellen Sie ganz einfach: 3IEKÚNNENMITNEBENSTEHENDEM "ESTELLCOUPONPER0OSTODER&AX BESTELLEN/DER3IETEILENUNS )HREN7UNSCHPER%-AILODERàBER )NTERNETMIT dbb verlag gmbh Friedrichstraße 165 10117 Berlin Telefon: 0 30/ 7 26 19 17-0 Telefax: 0 30/ 7 26 19 17-40 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dbbverlag.de BESTELLCOUPON Zuschicken oder faxen –– Exemplar/e „Grundzüge des Beamtendisziplinarrechts“ Verlagsprogramm Name 324 Seiten 754,90* Anschrift ISBN 978-3-87863-166-8 * zuzügl. Porto und Verpackung Datum/Unterschrift MAG/07-08/10 > dbb magazin | Juli/August 2010 23 akademie Die Welt entdecken ... Möglichkeit, verschiedene Vorund Anschlussprogramme zu buchen, zum Beispiel einen Besuch der Osterinsel oder eine Kreuzfahrt durch die spektakulären Fjorde von Feuerland. Termine: 19. Oktober – 29. Oktober / 16. November – 26. November / 28. Dezember 2010 – 7. Januar 2011 Preis ab 3 198 Euro dbb > fokus Versorgungslücken schließen: Staat hilft mit Norbert Blüms legendärer Wahlkampfspruch von 1986, „Denn eins ist sicher: Die Rente“, ist vielen noch in Erinnerung – oft mit einem unguten Gefühl. Denn Grundlagen und Rahmenbedingungen haben sich inzwischen so grundlegend verändert, dass die damals üblichen Alterseinkünfte, seien es Renten oder Pensionen, heute nicht mehr ausreichen, den Lebensstandard im Alter zu sichern. Private Altersvorsorge soll und muss hinzukommen, deshalb wird sie staatlich gefördert – auch für Beamte und Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst. Das dbb vorsorgewerk bietet ein breites Spektrum an geförderten Vorsorgeangeboten an und kann so den individuellen Anlagestrategien der dbb Mitglieder zur Altersvorsorge gerecht werden. Das dbb magazin stellt als Beispiel die UniProfiRente vor. mitgliederservice 24 Die Bevölkerung geht zurück, wird aber zugleich immer älter. Unter anderem infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise sinken die Steuereinnahmen, der Staat legt Sparprogramme zur Haushaltskonsolidierung auf. Rentenerhöhungen bleiben aus, das Pensions- beziehungsweise Renteneintrittsalter wird angehoben, weitere Pensionskürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Gründe genug, sich so früh wie möglich Gedanken darüber zu machen, wie bereits entstandene und weiterhin nicht auszuschließende neue Versorgungslücken geschlossen werden können, ohne das Budget der Betroffenen zu überlasten. Daran war und ist auch dem Staat gelegen, der die Eigeninitiative seiner Bürger anregen will und seit 2002 mit Zulagen und > Steuervorteilen unterstützt – der sogenannten Riester-Förderung. „Riestern“ ist zur Erfolgsgeschichte geworden. Bis Ende März 2010 sind mehr als 13,6 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen worden. Drei Viertel aller Verträge entfallen auf die Riesterrenten von Lebensversicherungen, wie zum Beispiel der beliebten winGarantRiesterrente über das dbb vorsorgewerk. 2,7 Millionen Menschen in Deutschland haben sich zur privaten Alterssicherung für einen Riester-Fondssparplan entschieden. Seit Jahren Marktführer in diesem Segment ist die UniProfiRente von Union Investment , die die BBBank seit Mitte des Jahres über das dbb Info Fragen zur UniProfiRente sowie allgemein zum Riester-Sparen beantworten Ihnen gerne die Kollegen und Kolleginnen der Kundenbetreuung des dbb vorsorgewerks montags bis freitags in der Zeit von 8:00 bis 18:00 Uhr unter der Rufnummer 01805.222170 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.) 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 vorsorgewerk für dbb Mitglieder und deren Angehörige zu besonders attraktiven Konditionen anbietet. Selbstverständlich gehört UniProfiRente zu den Verträgen, die das staatliche Gütesiegel (Zertifizierung) erhalten haben. Das bedeutet unter anderem: Zu Beginn der Auszahlungsphase muss die Summe der eingezahlten Beiträge (Eigenleistung plus staatlicher Zulage) garantiert werden. Ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit für die Ruheständler von morgen gerade in Zeiten stark schwankender Kapitalmärkte. Während der Sparphase sind die Erträge übrigens steuerfrei, erst in der Auszahlungsphase müssen sie versteuert werden. Allerdings ist im Ruhestand jedoch der persönliche Steuersatz niedriger als während der Berufstätigkeit, sodass auch dadurch eine höhere Rendite erwirtschaftet wird. Angelegt werden die Einzahlungen und Zulagen entweder in den Aktienfonds UniGlobal oder in den Rentenfonds UniEuroRenta. Je nach Kapitalmarktsituation oder verbleibender Laufzeit wird automatisch vom Aktienfonds in den Rentenfonds umgeschichtet. Damit werden unnötige Risiken vermieden, gleichzeitig profitieren die Riester-Fondssparer > Info Vorteile kompakt … … mindestens 25 Prozent staatliche Förderung, … hohe Ertragschancen, … 100-Prozent-Garantie der Einzahlungen und Zulagen zum Rentenbeginn, … Hartz-IV-sicher und vererbbar, … attraktive Steuervorteile in der An- und Auszahlungssparphase. beim Aufbau der Zusatzrente von den überdurchschnittlichen Ertragschancen internationaler Aktienmärkte. Auch kann über viele Jahre das Auf und Ab der Börsen genutzt werden, um ein Fondsvermögen zu einem günstigen Durchschnittspreis aufzubauen. Für dbb Mitglieder und deren Angehörige gibt es zusätzlich zur staatlichen Förderung, zusätzlich zur Grund- und Kinderzulage beziehungsweise den Steuererleichterungen und zusätzlich zum Bonus von bis zu 200 Euro für Riester-Einsteiger bis 25 Jahren einen Rabatt von mindestens 30 Prozent auf den Ausgabeaufschlag – ein weiteres Plus, das sich rechnet. sm dbb > fokus Sparpaket und Gewerkschaften: Schwierige Gemengelage? Bei allem begründeten Protest gegen das Sparpaket sollte man die Kirche im Dorf lassen. Es hätte aus Arbeitnehmersicht weitaus schlimmer kommen können. Das Gros der Beschäftigten bleibt von den Kürzungsvorhaben im 80-Milliarden-Paket der Bundesregierung weitgehend unberührt. Die Schicht- und Feiertagszuschläge werden ebenso wenig angegriffen wie die Pendlerpauschale. Abgesehen von den Beamten hat sich die Koalition nicht getraut, die Normalverdiener direkt zu schröpfen. Dies nimmt dem Sparpaket ein wenig an Sprengstoff. > Rotstift beim öffentlichen Dienst Besonders beim öffentlichen Dienst wird der Rotstift angesetzt. Dabei geht die Koalition einen bequemen Weg. Sie streicht das Personal in der Bundesverwaltung bis 2014 um mehr als 10 000 Stellen pauschal zusammen – ohne zu erklären, was der Staat vorrangig leisten soll und worauf er verzichten kann, ohne weitere Einnahmen zu verlieren. Ob der Abbau in so kurzer Zeit zu realisieren ist oder nicht, ob wichtige Behörden ausbluten oder nicht: Als Anpassung des öffentlichen Dienstes an die demografische Entwicklung ist die Sparmaßnahme jedenfalls unzureichend begründet. So lässt sich keine Akzeptanz bei den Beschäftigten wecken, denn mit einer Modernisierung der Verwaltung hat das wenig zu tun. Es ist zwingend, die desaströsen Staatsfinanzen ins Lot zu bringen. Wer aber Verständnis für Einschnitte erwartet, muss besser darum werben. Dies gilt erst recht für die Rücknahme der Weihnachtsgelderhöhung, die den Beamten für 2011 angekündigt worden war. Das „Sonderopfer durch die Nichteinhaltung gesetzlicher Zusagen“, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière es nennt, ist für den dbb ein herber Rückschlag nach guten Jahren. Und mutet es nicht seltsam an, wenn die Kanzlerin in Trauerreden den Wert des Afghanistaneinsatzes betont, unter dem Spardiktat die Solidarität mit den Soldaten aber wieder aufkündigt? Es lässt sich leicht vorhersagen, dass das Sparpaket am Ende der parlamentarischen Beratungen anders aussehen wird als heute. Noch haben die Gewerkschaften eine Chance, ihren Einfluss geltend zu machen. So hätte es mehr als nur symbolischen Wert, wenn die Spitzenverdiener zur Beseitigung der Staatsschulden herangezogen würden. Es ist etlichen Wohlhabenden schon peinlich, dass sie bisher verschont werden, weshalb sie ihre Bereitschaft zu höheren Belastungen bekunden. Sei es ein höherer Spitzensteuersatz oder die Vermögenssteuer, die Kapitaler- tragssteuer oder die Einführung einer Finanztransaktionssteuer – an Instrumenten mangelt es nicht, allenfalls an Einsicht in der Koalition. In der Krise haben sich die Gewerkschaften als allseits respektierte Verhandlungspartner zurückgemeldet. Daran können sie anknüpfen. Wenn sie nicht wieder Getriebene sein wollen, sollten sie das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Aufgabe wäre es, eine breite Diskussion in den Betrieben sowie Verwaltungen anzustoßen und in klare Botschaften münden zu lassen. Ein gesellschaftliches Bündnis inklusive der Kommunen, die von der Regierung tiefer ins Elend getrieben werden, scheint möglich. > Keine griechischen Verhältnisse Töricht ist es, soziale Unruhen herbeizureden, wie dies vereinzelt geschieht. Das erweckt den Anschein, als wollten die Gewerkschaften griechische Verhältnisse auf deutschen Straßen – mit Generalstreiks und Ausschreitungen. Diese würden das Land spalten. Kassandrarufe bringen die Gewerkschaften zudem unnötig in Zugzwang. Massen für Großdemonstrationen im Herbst zu mobilisieren, ist kein Selbstläufer – erst recht, wenn der Aufschwung so nah und die Finanzkrise so fern scheint. Die Erfahrungen mit der Agenda 2010 zeigen: Nur gut vorbereitete Proteste verfangen bei den Adressaten. Apropos Finanzmarktkrise. Die Krisenprävention der Regierung beschränkt sich bisher auf eine harmlose Bankenabgabe und vage Absichtserklärungen. Dass die Finanzbranche im Prinzip unreguliert weitermachen darf wie zuvor, sollte die Gewerkschaften besonders alarmieren. Ihre großteils dürftigen Gegenentwürfe waren schlecht abgestimmt und blieben wirkungslos. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, sich mit dem Status quo der Krisenbewältigung nicht abzufinden. Die Mitglieder vertrauen darauf, dass alles dafür getan wird, eine Neuauflage der Finanzkatastrophe zu verhindern. Matthias Schiermeyer > Info Der Autor, Jahrgang 1964, ist innenpolitischer Redakteur der Stuttgarter Zeitung. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit Gewerkschafts- und Tarifpolitik. Darüberhinaus befasst er sich seit vielen Jahren mit Sicherheitspolitik und der Bundeswehr. Vor seinem Wechsel zur Stuttgarter Zeitung im Jahr 1995 arbeitete er für das Westfalen-Blatt, Bielefeld. 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 25 die andere meinung Dennoch lautet die Frage nicht, ob es den Maßnahmen an sozialem Gleichgewicht mangelt. Dies hat selbst der CDU-Wirtschaftsrat erkannt und der Sozialflügel der Union ohnehin. Die Frage ist auch nicht, wen die Ungerechtigkeiten treffen. Zu einseitig belastet Schwarz-Gelb die sozial Schwachen, deren prekäre Lage verschärft wird. Die Frage ist vielmehr, welche Möglichkeiten die Gewerkschaften haben, um Korrekturen zu erwirken. dbb > fokus Oberstaatsanwalt Peter Vogt im Gespräch mit Britta Ibald und Dr. Walter Schmitz: „Der virtuelle Tatort ist in vielen Köpfen noch nicht angekommen.“ Fotos: Jan Brenner Oberstaatsanwalt Peter Vogt über die zunehmende Internetkriminalität: Dunkelziffer(n) ... mittagsgespräch 26 Weltweite elektronische Vernetzung der Täter, Kinderpornografie im Internet, Betrügereien per E-Mail und Homepage oder Kommunikation von Banden, Phising, Stalking und Grooming im World Wide Web: Täter nutzen die neuesten technischen Möglichkeiten nur allzu gerne, der virtuelle Tatort ist seit Jahren auf dem Vormarsch – unaufhaltsam, wie es scheint. Die Entwicklung macht bislang überwiegend auf der falschen SeiOhne sein iPhone geht Oberstaatsanwalt Peter Vogt nirgendwo mehr hin. Dass er sich eines Tages quasi mit Haut und Haaren auf die neuesten Technologien der digitalen Welt einlässt, sich mit seinem Smartphone jenem amerikanischen Konzern mehr oder weniger ausliefert, der seine Kunden wie kaum ein anderer ausspäht, Daten und Profile über sie sammelt, hätte sich der 53Jährige vor zwölf Jahren nun wirklich nicht träumen lassen. Schmunzelnd betrachtet Vogt das Gerät, das nun auch beim Mittagsgespräch mit dem dbb magazin vor ihm auf dem Tisch liegt. „In dem Punkt habe ich mich für den bewusst sorglosen Umgang mit meinen Daten entschieden“, räumt der Jurist ein, die permanente Erreichbarkeit für die Familie, Freunde und Kollegen, die tollen Fea- > dbb magazin | Juli/August 2010 tures von A wie Auskunft über W wie Wettervorhersage bis Z wie Zeitungs-Apps möchte er einfach nicht mehr missen. Dennoch weiß Peter Vogt nur zu gut um die Schattenseiten, die die Digitalisierung und virtuelle Vernetzung der Welt mit sich bringen – er sieht sie seit Jahren jeden Tag. Abgründe taten sich auf, als er in seiner Zeit als Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Sachsen-Anhalt das Ausmaß erfasste, in dem die Pädophilen ihren kranken, kriminellen Neigungen in der virtuellen Welt des Internets nachgehen. Auch in seinem allgemeinen Dezernat, das er in der Staatsanwaltschaft Halle zu Beginn dieses Jahres übernommen hat, ist Vogt bis heute „kein realer Betrüger“ untergekommen – „das meiste läuft te Fortschritte: „Die Justiz muss aufrüsten, um der Internetstraftaten Herr zu werden“, sagt Peter Vogt, Oberstaatsanwalt aus Halle, im Mittagsgespräch mit dem dbb magazin. Als langjähriger Leiter der sachsenanhaltinischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Kinderpornografie hat er sich einen internationalen Namen gemacht und wurde zum Experten in Sachen Internetkriminalität. heute im Internet“, so die nüchterne Feststellung. > „Der virtuelle Tatort ist massiv auf dem Vormarsch“ „Der reale Tatort hat sich verlagert, er ist ein virtueller geworden, und der ist massiv auf dem Vormarsch“, sagt Vogt. „Die Justiz muss personell und technisch aufgerüstet werden“, fordert der Oberstaatsanwalt. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass „wir der Entwicklung immer hinterherlaufen, wir agieren nicht, wir reagieren nur“. Vogt ist es wichtig zu betonen, dass insbesondere die Ermittlungsbehörden, Polizistinnen und Polizisten enorm engagiert sind, wenn es um die Bekämpfung von Internetkriminalität und dort vor allem gegen Kinderpornografie geht. Dennoch: „Wenn ich sehe, dass das Be- rufsbild Systemverwalter in unseren Behörden Seltenheitswert hat und Ermittler die PCs der Täter als Arbeitsmittel für ihre Polizeiarbeit nutzen müssen, stimmen da die Verhältnisse nicht“, ärgert sich Vogt. „Beim Vergleich Ausstattung Polizei – Internetkriminelle verliert immer die Polizei.“ Zwar eigneten sich die Beamten in ihrer Freizeit häufig umfangreichen technischen Sachverstand an. „Aber ein Polizeiober- oder -hauptmeister ersetzt keinen Informatiker.“ Als Vogt 1998 in der Kinderpornografie-Zentralstelle anfing, hatte er keinen Computer und damit auch keinen Internetzugang, das Versenden und Empfangen von E-Mails war nicht möglich. Vogts Arbeitsalltag sah dann so aus, dass er bei Vorliegen eines Internet-Falls einen Kollegen beim Landeskri- dbb > fokus > Privat statt Staat – zweifelhafte neue Wege … „Bedenklich“ ist aus Vogts Sicht indes die Tatsache, dass sich der Staat in Sachen Internetkriminalität zunehmend auf private Unterstützung verlässt. Symptomatisch dafür sei das mangelnde Fortbildungsangebot für Polizisten, Staatsanwälte und Richter: Ermittler und Strafverfolger müssen sich überwiegend privat weiter qualifizieren – etwa bei gemeinnützigen Vereinen wie „Dunkelziffer e.V.“. Im Kampf gegen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch bietet die Initiative seit vielen Jahren bundesweit lnternetschulungen für Kriminalbeamte, Staatsanwälte und Richter aus allen Bundesländern an, mehr als 1 250 Beamte haben das Angebot mittlerweile wahrgenommen. Die Resonanz ist äußerst positiv, die Nachfrage stark – selten finden die Ermittler solch geballtes Fach- und Sachwissen, wie es die Privatinitiativen anbieten. Auszug aus dem Brief eines Seminarteilnehmers: „Die von Dunkelziffer angebotenen Seminare setzen Standards in der Erwachsenenbildung, die von vielen behördlichen Einrichtungen – nicht zuletzt aus Kostengründen – nicht annähernd erreicht werden.“ > Medienbruch zwischen Polizei und Justiz beheben Für viele im Justizbetrieb ist Internet noch immer Neuland, weiß Vogt. „Es gibt einen regelrechten Medienbruch zwischen Polizei einerseits und Staatsanwälten wie Richtern andererseits.“ So wüssten die meisten Richter und Staatsanwälte zwar trefflich alle medizinischen Feinheiten einer „Fraktur“ zu referieren, könnten aber selten zwischen Host- und Content-Provider unterscheiden oder erklären, was eine IPAdresse ist. Bei den „Dunkelziffer“-Internetseminaren fangen die Dozenten daher gerne ganz unten an: Eine Sachgeschichte der „Sendung mit der Maus“ aus dem Jahr 1999 erklärt anschaulich, was das Internet überhaupt ist. Richtig zu Buche für Staat und Steuerzahler schlagen die zweifelhaften neuen Wege, die bei der Bekämpfung der Internetkriminalität mittlerweile notgedrungen beschritten werden. Weil – so die Rechtsprechung – das Auswerten beschlagnahmter Rechner nicht länger als neun bis zwölf Monate dauern darf und die Ermittler chronisch überlastet sind, hilft man sich in einigen Fällen mit der Beauftragung privater Auswerter. Nach drei Wochen liegt ein erstes Ergebnis vor, aufgrund dessen entschieden werden kann, ob weiter ermittelt wird oder nicht. Das Erstermittlungsergebnis kostet bereits 2 500 bis 3 000 Euro, eine detaillierte Ermittlung schnell bis zu 13 000 Euro. „Darf der Staat das – rechtlich? Finanztech- nisch? Wie viele Ermittler könnten beschäftigt werden für dieses Geld?“ Vogt stellt die Fragen einfach in den Raum. > Eine Frage des politischen Wollens Es wird klar, dass im Kampf gegen die Internetkriminalität viel vom politischen Wollen abhängt. „Die rechtlichen Voraussetzungen sind hinreichend gegeben“, sagt Vogt, „materiell wie formell wissen wir, wie wir mit Straftaten im virtuellen Raum umzugehen haben.“ Entscheidend sei, welche Mittel Polizei und Justiz zur Verfügung gestellt würden, um den Kampf auf Augenhöhe mit den Tätern zu bestreiten. Ein wesentlicher Knackpunkt neben adäquater technischer und personeller Ausstattung der Behörden ist die Vorratsdatenspeicherung. „Wir brauchen Beweise“, sagt Vogt, „und die gibt es im Internet nun einmal nur in Form von Daten bei den Providern.“ Nachdem das Bundesverfassungsgericht im März die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland in ihrer bisherigen Umsetzung für verfassungswidrig erklärt hat, dürfen Daten maximal sieben Tage lang von den Providern gespeichert werden. „Kein Wunder, dass Geschädigte und Ermittler da in der Regel den Kürzeren ziehen, weil die belastenden Daten schon längst wieder gelöscht sind, wenn die Straftat bekannt geworden ist“, sagt Vogt. Die Hysterie beim Thema Vorratsdatenspeicherung kann er ebenso wenig nachvollziehen wie mit der Materie befasste Polizisten, Staatsanwälte und Richter. „Es ist ja nicht so, dass wir am Schreibtisch sitzen und den ganzen Tag lang IP-Adressen ausspähen wollen“, stellt Vogt klar. Ebenso wenig stehe die Verkehrspolizei rund um die Uhr am Straßenrand und notiere sich Kfz-Kennzeichen „für alle Fälle“. „Wir > Die Justiz muss personell und technisch aufgerüstet werden, fordert Oberstaatsanwalt Peter Vogt mit Nachdruck, sonst geht der Kampf gegen die wachsende Internetkriminalität verloren. brauchen die Daten doch nur, wenn wir Anlass zu der Annahme haben, dass eine Straftat vorliegt“, betont der Oberstaatsanwalt – „im realen Leben werden Datenspeicherung und Datenermittlungsarbeit der Behörden unter dieser Voraussetzung weithin akzeptiert.“ Mindestens 13 Millionen Internetseiten gibt es allein in Deutschland. Dass der Staat die nicht alle kontrollieren soll und kann, versteht sich von selbst. Allerdings muss er sich ebenso wie seine Bürger überlegen, inwieweit der Rechtsordnung auch im Internet Geltung verschafft werden soll. „Die Polizeipräsenz bei Großveranstaltungen oder in der Fußgängerzone stärkt das Sicherheitsempfinden der Bürger“, erklärt Vogt. „Im Internet fehlt diese Präsenz nahezu völlig, und der virtuellen Streife fehlt – wenn sie denn mal unterwegs ist – obendrein auch noch eine taugliche Dienstwaffe.“ Das muss sich ändern, findet Vogt, täglich beobachten er und seine Kollegen neue Auswüchse der Internetkriminalität. „Der Staat ist in der Pflicht, seine Bürger im Internet genauso zu schützen wie auf der Straße.“ Iba/sm > dbb magazin | Juli/August 2010 27 mittagsgespräch minalamt anrufen und bitten musste, sich für ihn einmal die in Frage stehende Homepage anzusehen. „Siehst Du was?“ „Ich seh‘ da nichts. Soll ich Dir mal Bildmaterial mit der Post schicken?“ – Vogt zitiert einen Standarddialog von damals. Eine größer angelegte Kinderpornografie-Ermittlungsaktion in Rheinland-Pfalz erhielt seinerzeit den Namen „Nadelöhr“ – das lag am Drucker: In der ermittelnden Polizeidienststelle gab es nur einen, und das Ausdrucken der Akten und Beweismittel für die Staatsanwaltschaft dauerte schier endlos. Vogt kennt Dutzende solcher Anekdoten … „Glücklicherweise ist mittlerweile unstrittig, dass die technische Ausstattung besser werden muss“, ist er zuversichtlich. Kredite Beamten- und Angestellten-Darlehen Partner der Nürnberger Versicherung TOP-Zinssätze • Für Beamte u. Tarifbeschäftigten ab 5-jähriger Dienstzugehörigkeit • auch für Pensionäre bis 58 Jahre • Darlehenshöhe ab 10.000.00 € bis 80.000,00 € • Festzinsgarantie, Laufzeiten 12, 15, u, 20 Jahre • Sondertilgung u. Laufzeitverkürzung möglich • Persönliche Beratung Mo. – Fr. von 8.00 – 20.00 Uhr Info-Büro 0800/77 88 000 gebührenfrei Fax-Nummer: 0 51 30 / 79 03 95 Vermittelt: K. 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Die Vertreterversammlungen der Renten- und Unfallversicherungsträger und die Verwaltungsräte der gesetzlichen Krankenkassen werden nicht ganz zu Unrecht auch als „Parlamente“ bezeichnet, was ihrer Bedeutung durchaus gerecht wird. > Foto: Marco Urban Die Aufgaben der Selbstverwaltungsorgane sind vielfältig und verantwortungsvoll: Kontrolle der Verwaltung und wichtige Entscheidungen zu Organisation und Haushalt. Die Selbstverwaltungsorgane legen unter anderem fest, welche Leistungen der Sozialversicherungsträger neben seinen gesetzlichen Pflichtaufgaben als sogenannte Satzungsleistungen zusätzlich erbringt. Bei den Krankenkassen beschließt der Verwaltungsrat zudem auf Vorschlag des Vorstandes über die Erhebung eines Zusatzbeitrages. Unterstützen Sie den dbb bei den Sozialwahlen 2011! Der dbb wird für die Sozialwahlen 2011 bei verschiedenen Sozialversicherungsträgern eigene Vorschlagslisten einreichen. Die Listen für die Deutsche Rentenversicherung Bund und die Liste für die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft stehen fest. So wird die Liste bei der Deutschen Rentenversicherung Bund durch Ulrich Silberbach, 2. Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft, sowie Astrid Holl- > Die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Astrid Hollmann kandidiert bei den Sozialwahlen 2011 auf der Liste der Deutschen Rentenversicherung Bund. mann, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, angeführt. > Wieso jetzt schon helfen, wenn die Wahlen doch erst Mitte nächsten Jahres anstehen? Der dbb muss sogenannte Stützunterschriften bereits in den kommenden Monaten sammeln, um an den Wahlen teilnehmen zu können. Die Sammlung wird sich nicht immer einfach gestalten, da zum Beispiel für die Unterschrift bei der Deutschen Rentenversicherung unter anderem die Rentenversicherungsnummer anzugeben ist. Auch ist vielen Beschäftigten nicht bekannt, bei welchem Unfallversicherungsträger sie über ihren Arbeitgeber versichert sind. Sozialwahlen sind wichtiger denn je. Die Selbstverwaltung kann nur dann im Interesse der Betroffenen arbeiten, wenn die unterschiedlichsten Bereiche vertreten sind. Deshalb bitten wir um Unterstützung der dbb Kandidaten. Informationen zu allen Fragen, die im Zusammenhang mit der Sozialwahl auftreten, erhalten Sie in der dbb Bundesgeschäftsstelle. Sozialwahlen 2011: Wir mischen mit – unterstützen Sie uns! Sonderdarlehen zu 1a-Konditionen! www.1a-beamtendarlehen.de Tel. 08 00 – 0 40 40 41 – Rufen Sie uns kostenfrei an Nutzen Sie Ihren Status als Beamter, Angestellter oder Arbeiter im ÖD www.dbbverlag.de Informationen für Beamte, Angestellte und Arbeiter Mehrfachgeneralagentur Finanzvermittlung Andreas Wendholt • Postfach 31 36 • 46314 Borken-Weseke Wir nehmen Ihre Wünsche persönlich Hypothekenfinanzierungen, Darlehen für Beamte und Akademiker www.beamteninfo.de vermittelt Darlehen für Beamte, öffentl. Dienst, Akademiker Info: (02 31) 5 86 51 77 Beamteninformationsdienst Bankhaus Dr. Masel AG, Heerstr. 18-20, 14052 Berlin Informationen im Internet oder persönlich unter Telefon 030 / 300 683 - 0 www.bankhaus-masel.de > dbb magazin | Juli/August 2010 29 sozialwahlen Die Selbstverwaltungsorgane der Sozialversicherungsträger werden alle sechs Jahre neu gewählt. Die nächste Sozialwahl findet am 1. Juni 2011 statt. Die unmittelbare Beteiligung der Versicherten ist eine Form gelebter Demokratie. dbb > spezial 13. Europäischer Abend: Auf dem 13. Europäischen Abend von dbb, der Europa-Union Deutschland und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland diskutierten Vertreter aus Politik und Verbänden am 9. Juni 2010 die Zukunft des Arbeitsmarktes und in diesem Zusammenhang die aktuellen Herausforderungen der Politik. Den thematischen Schwerpunkt der Fachtagung im dbb forum berlin bildete die im März von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Strategie Europa 2020. europa 30 Die Leiterin der politischen Abteilung der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Barbara Steffner, wies darauf hin, dass die Schlagkraft einer Europäischen Strategie maßgeblich von der Mitarbeit der Mitgliedstaaten abhänge. Ohne sie seien die Ziele nicht zu erreichen. Dies gelte insbesondere für ein Gebiet, in dem die einzelnen Staaten häufig noch die Handlungshoheit hätten. Deshalb sei es wichtig, dass es auf nationaler Ebene zu intensiven Debatten komme. Nur so sei auch auf europäischer Ebene stärkerer Zusammenhalt und eine gemeinsame Strategie zu erreichen. Auf die Rolle der Politik ging der parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ralf > Brauksiepe, in seiner Rede ein. Politik sei weder allmächtig, noch ohnmächtig, sondern habe Gestaltungsmöglichkeiten, die sie auch nutzen müsse. So sei es bemerkenswert, dass der Arbeitsmarkt in Deutschland in den vergangenen Monaten einen im europäischen Vergleich untypischen Verlauf genommen habe: Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum Vorjahr sogar zurück. Dies sei umso bemerkenswerter, wenn man bedenke, dass die Krise Deutschland über den Export besonders hart getroffen habe. Im Umkehrschluss helfe der anziehende weltweite Handel Deutschland nun aber auch, seine Position zu stabilisieren und wieder Handelsüberschüsse zu erwirtschaften. Dies schlage sich in letzter Konsequenz auch wieder positiv auf den Arbeitsmarkt Die Podiumsdiskussion suchte nach tragfähigen Konzepten, Tagespolitik und langfristige Zielsetzungen der Strategie 2020 zu vernetzen. > dbb magazin | Juli/August 2010 Fotos: Jan Brenner Strategie Europa 2020 und Arbeitsmarkt > dbb Chef Peter Heesen kritisierte den Egoismen einiger Nationalstaaten, die viel über Europa redeten, die Mitwirkung an dessen Fortentwicklung jedoch verweigerten. nieder. Doch all dies sei nicht ohne die notwendigen arbeitsmarktpolitischen Reformen möglich gewesen. Die in Medien und von der Politik geäußerte Kritik an der Lissabon-Strategie bekräftigte der Staatssekretär nochmals in seiner Rede. Es habe zu viele quantitative und qualitative Ziele gegeben, so sei der Überblick schnell verloren gegangen. Konkrete Ziele könnten kaum erreicht werden, wenn europäische Programme derart überfrachtet seien. Umso mehr lobte er die neue Strategie Europa 2020, so wie sie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen worden sei. Offensichtlich sei aus Fehlern gelernt worden. Durch die deutlich übersichtlichere Struktur der Strategie sei es nun einfacher, nationale Ansätze zu finden und sich auf die wesentlichen Bestandteile der Struktur zu konzentrieren. Wichtig war Ralf Brauksiepe deshalb auch das europäische Konzept der Subsidiarität. Nur wenn diese gelebt werde, komme es zu einer angemessenen Beteiligung der Bürger und Europa könne insgesamt besser vermittelt werden. Deshalb sei es auch gut, dass im LissabonVertrag, der letztes Jahr in Kraft trat, auf genau diese Fragen geachtet wurde. Die neue Strategie lasse sich auf der neuen Vertragsgrundlage deutlich besser verwirklichen. Dabei stelle sich gar nicht die Frage, ob die soziale Dimension eine Rolle spielen müsse oder nicht, sondern wie diese umgesetzt werden solle. So zeigte sich der Staatssekretär überzeugt, dass auch Wirtschaftspolitik ein wichtiger Aspekt sei: „Die beste Sozialpolitik sind Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt!“ Eine Mehrzahl von Arbeitsplätzen könne dazu beitragen, dass Menschen finanziell nicht mehr vom Staat abhängig seien und für ihr eigenes Leben sorgen könnten. Als eine besondere Herausforderung strich Ralf Brauksiepe den demografischen Wandel heraus. Die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen sei besonders niedrig, auch wenn in den vergangenen zehn Jahren ein Anstieg von 37 Prozent auf 50 Prozent erreicht worden sei. Besonders deutlich werde das Problem bei älteren Frauen, da dbb > spezial ANZEIGE > Ralf Brauksiepe, Parlametarischer Staatssekretät im BMI, beleuchtete die Rolle der deutschen Politik mit Blick auf den europäischen Arbeitsmarkt. diese zu 73 Prozent keiner Arbeit nachgingen. Um die Situation der Familien, und somit auch der Frauen, langfristig zu verbessern, habe die Bundesregierung in Deutschland deshalb einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz eingeführt, der auch trotz der Sparbemühungen ab dem 1. August 2013 in Kraft treten solle. Abschließend forderte der Staatssekretär, dass die Interessen in Europa stärker gebündelt werden und einheitliche Ideen über die Gemeinschaft entwickelt werden müssten. Dennoch dürften die Fortschritte nicht klein geredet werden. „Wenn wir über Europa klagen, klagen wir auf hohem Niveau“, so Brauksiepe. In der von der Journalistin Birgit Marschall moderierten Podiumsdiskussion versuchten die Teilnehmer den Spagat zwischen aktueller Tagespolitik und den langfristigen Zielen der Europa 2020-Strategie zu meistern. So standen einerseits die enormen Sparvorhaben der Regierung zur Diskussion, andererseits aber auch die Frage, wie unter solchen Umständen eine nachhaltige europäische Arbeitsmarktpolitik gestaltet werden könne. Es diskutierten: Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie-und Handelskammer (DIHK), Waldemar Dombrowski, Bundesvorsitzender der Vereinigung der Beschäftigten der Berufsund Arbeitsmarktdienstleister (vbba), Gabriele Molitor MdB, Berichterstatterin der FDPBundestagsfraktion für Europäische Beschäftigungspolitik, Axel Schäfer MdB, Europapolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion, und Dr. Max Uebe, Mitglied des Kabinetts des EU-Kommissars für Beschäftigung und Soziales, László Andor. dbb Chef Peter Heesen, der auch Präsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften, CESI, ist, äußerte in seinem Schlusswort die Befürchtung, dass die 2020Strategie in den EU-Ländern kaum Wirkung entfalten könnte, weil nationalstaatliche Interessen noch immer den Vorrang hätten und Europäisches gerne ignoriert würde. „Ich bin besorgt. Ich halte es für skandalös, immer nur über Europa zu reden und zugleich nicht bereit zu sein, an der Entstehung des neuen Europas mitzuarbeiten, in dem es auch eine fundierte Arbeitsmarktpolitik geben muss,“ so Heesen. Besonders jetzt sei es wichtig, den Reden auch Taten folgen zu lassen. be > Info Strategie Europa 2020 Die Europäische Kommission stellte in der im März vorgeschlagenen Strategie Europa 2020 grundsätzliche Konzepte für den europäischen Arbeitsmarkt der Zukunft vor. Auch ohne eine direkte Gesetzgebungskompetenz beeinflusst sie so die europäische Diskussion über Reformen im Arbeitsmarkt. Im Lichte der aktuellen Wirtschaftskrise erscheinen grundlegende beschäftigungspolitische Entscheidungen unausweichlich. Wie kann mehr Beschäftigungssicherheit gewährt werden? Was schützt den Arbeitsmarkt vor Krisen wie dieser? Welches sind die Pflichten der Arbeitgeber, welches die der Arbeitnehmer? 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 Versicherungsschutz im Urlaub Mit gutem Gefühl in die Ferien starten Neben Abenteuer und Erholung können im Urlaub unangenehme Überraschungen lauern: Verlorengegangenes Gepäck, Einbruch ins leer stehende Zuhause, Krankheit oder Unfall am Urlaubsort können die Urlaubsstimmung verderben. Wer gut versichert ist, kann den Urlaub sorgenfrei genießen Sicherheit für Hab und Gut Wo Urlauber unterwegs sind, tummeln sich auch Langfinger. Hausratversicherungen sichern einfachen Diebstahl oder Trickdiebstahl jedoch in der Regel nicht ab. Die Hausratversicherung BOXplus Extra der DBV Deutsche Beamtenversicherung hingegen schützt bis 1.500 Euro auch bei einfachem Diebstahl auf Reisen. Außerdem kommt sie für Beschädigung oder Verlust des Gepäcks auf. Während der Abwesenheit ist jedoch auch das eigene Zuhause ein beliebtes Ziel für Diebe. Können Sicherheitsmaßnahmen einen Einbruch nicht verhindern, ersetzt eine gute Hausratversicherung gestohlene Gegenstände zum Neuwert und übernimmt im Bedarfsfall auch die Kosten für eine vorzeitige Rückreise aus dem Urlaub. Medizinische Versorgung im Urlaubsland Auch Erkrankungen auf Reisen sind nicht nur unangenehm, sie belasten auch schnell die Urlaubskasse. Schutz bietet eine private Auslandsreise-Krankenversicherung. Sie übernimmt weltweit die Kosten für medizinisch notwendige ambulante und stationäre Behandlungen. Im Notfall organisiert und bezahlt die Auslandsreise-Krankenversicherung auch den medizinisch sinnvollen und vertretbaren Rücktransport des Versicherten nach Deutschland. Bester Schutz bei einem Urlaubsunfall Insbesondere für den, der sportlich unterwegs ist und etwa in Wasserski-, Kletter- oder MountainbikeKursen seine Grenzen erprobt, ist im Urlaub das Unfallrisiko erhöht. Genau jetzt – in der Freizeit – leistet die gesetzliche Unfallversicherung jedoch nicht. Eine private Unfallversicherung schützt weltweit und rund um die Uhr vor den finanziellen Folgen gesundheitlicher Beeinträchtigung durch Unfälle und steht im Notfall hilfreich zur Seite. Ob auf Safari, beim Bergsteigen oder im Strandurlaub – mit dem passenden Versicherungsschutz steht einem unbeschwerten Reisevergnügen nichts mehr im Weg. Lassen Sie sich zum Versicherungsschutz im Urlaub beraten unter (01803) 33 53 46* oder in Ihrer Agentur vor Ort! Seit dem Zusammenschluss der DBV mit der AXA Gruppe steht bundesweit ein noch größeres Netz an spezialisierten Beratern zur Verfügung. Übrigens: Aufgrund der Kooperation zwischen dbb vorsorgewerk und DBV erhalten Einzelmitglieder der Landesbünde und Mitgliedsgewerkschaften des dbb sowie deren Angehörige Sonderkonditionen (tarifabhängig). *9 Cent aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk maximal 42 Cent, jeweils je angefangene Minute dbb > spezial 10. dbb bundesfrauenkongress: frauen 32 „Gleich – Ungleich – Gerecht?!“ lautete das Motto, unter dem die dbb bundesfrauenvertretung am 4. und 5. Juni 2010 zum 10. dbb bundesfrauenkongress nach Potsdam eingeladen hatte. Beinahe 500 Delegierte aus fast allen dbb Fachgewerkschaften und Landesbünden waren für zwei Tage angereist, um nicht nur eine neue Geschäftsführung zu wählen, sondern auch die neue Agenda der dbb bundesfrauenvertretung für die nächsten fünf Jahre abzustimmen und festzulegen. Am Vormittag des ersten Tages nahmen Ehrengäste aus Gewerkschaft, Wissenschaft und Politik im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung die politischen und gesellschaftlichen Aspekte von Chancengerechtigkeit und Gleichstellung im öffentlichen Dienst und darüber hinaus in Augenschein. Vor allem die Vorhaben der Bundesregierung, den Haushalt durch herbe finanzielle Einschnitte insbesondere in den sozial-und familienpolitischen Bereichen zu konsolidieren, bestimmten die politischen Gespräche. Eine wesentliche Forderung der dbb bundesfrauenvertre- > dbb magazin | Juli/August 2010 Fotos: Friedhelm Windmülle Neue Perspektiven für mehr Cha > Helene Wildfeuer wurde von den Delegierten des 10. dbb bundesfrauenkongresses bei den turnusmäßig anstehenden Neuwahlen mit großer Mehrheit in ihrem Amt als Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung bestätigt. Nach einer Satzungsänderung wird sie ihr Mandat erstmals fünf, statt der zuvor üblichen vier Jahre ausüben. Das gilt auch für die ebenfalls neu gewählte Geschäftsführung. tung ist die faktische Gleichstellung von Männern und Frauen im Berufsleben, und zwar unter Berücksichtigung der unabänderlichen Tatsache, dass Frauen Kinder bekommen und Männer nicht. > Wildfeuer: Beim Geld darf Gleichberechtigung nicht aufhören Zu Beginn ihrer Ansprache nahm Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, deshalb Bezug auf das Motto „Gleich – Ungleich – Gerecht?!“ und führte aus, dass gleiche, einheitliche Organisationsstrukturen nicht zwingend zu einem gerechten Arbeitsumfeld für Frauen führten. Vor allem dann nicht, wenn die vorgegebenen Strukturen einem männlichen Berufsrhythmus folgten. Entgeltungleichheit und ein sehr geringer Anteil von Frauen in Führungspositionen seien leider ein Beleg hierfür. „Elternund Pflegezeiten dürfen sich nicht negativ auf die Erwerbsbiografien von Frauen auswirken“, bekräftigte die Vorsitzende ihre Forderung nach einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld. Gerade deshalb sei es unerlässlich, Frauen die Möglichkeit zu geben, sowohl Familien zu gründen, als auch am Berufsleben teilzuhaben. Dazu bedürfe es einer optimalen Betreuungssituation für Kinder jeden Alters. Die Betreuungslücke bei Kleinkindern müsse schnellstmöglich geschlossen werden. Aber auch an anderen Stellen müsse mehr in die Familienpolitik investiert werden, erklärte Wildfeuer. Nach Ansicht der dbb bundesfrauenvertretung trägt das Elterngeld maßgeblich zu mehr Chancengleichheit und damit zu mehr Gleichberechtigung bei. Frauen könnten durch den steigenden Anteil von Männern, die Elternzeit in Anspruch nehmen, früher ins Berufsleben zurückkehren – mit dbb > spezial ncengleichheit > Allmendinger: Forschung am Horizont der Gleichstellung Dass die Soziologie eine durchaus spannende Wissenschaft ist, die weit über Hochrechnungen und Statistiken hinausgeht, bewies Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), auf eindrucksvolle Weise. So machte sie hinsichtlich der bekannten Unterschiede im Entgeltniveau > – von 23 Prozent in der freien Wirtschaft beziehungsweise rund acht Prozent im öffentlichen Dienst – darauf aufmerksam, dass diese noch nicht berücksichtigten, dass Frauen durch Teilzeitarbeit de facto doch weitaus weniger verdienen. Die Einkommensschere entstehe vor allem in den Jahren, in denen Frauen üblicherweise Kinder bekommen. Eine dramatische und langfristige Folge der Entgeltungleichheit seien die unterschiedlichen Niveaus bei der Altersversorgung. Sie verwies hierbei auf einen Vergleich von Witwenrenten mit Erwerbsrenten von Frauen. Die Tatsache, dass Frauen im Jahr 2010 auf dem Heiratsmarkt immer noch besser gestellt seien als auf dem Arbeitsmarkt, empfand Allmendinger als unzumutbar. Das Ziel sei schon lange nicht mehr „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sondern „Gleicher Lohn für vergleichbare Arbeit“. Dabei müsste auch das Lohnniveau in typischen Frauenberufen angehoben werden. Abschließend stellte die Wissenschaftlerin fest: „Wir brauchen keine Gesellschaft, in der wir Arbeit mit nach Hause nehmen, sondern eine, in der wir Kinder mit zur Arbeit nehmen können.“ Die Soziologin Jutta Allmendinger präsentierte in ihrem Grundsatzreferat neueste Forschungsergebnisse zum Thema Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. > > Die neue Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung (von links): Astrid Hollmann, Elke Stirken, Helene Wildfeuer, Jutta Endrusch, Ute Wiegand-Fleischhacker und Elke Janßen. Heesen: Nichts ist so schädlich, wie Luftschlösser zu bauen Der Bundesvorsitzende des dbb, Peter Heesen, bezog in seinem Grußwort Stellung zur aktuellen politischen Lage in Deutschland und im öffentlichen Dienst. Besonders besorgt zeigte sich der dbb Chef auf dem Bundesfrauenkongress angesichts der Gefahr, dass alle familienpolitischen Fortschritte der vergangenen Jahre, um des Sparens willen über Bord geworfen zu werden, drohten. Die Probleme, mit denen sich unsere Gesellschaft derzeit konfrontiert sehe, könnten nicht ohne Frauen und nicht ohne eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewältigt werden, erklärte Heesen. Der Rückgang der Geburten und die Folgen des rasant verlaufenden demografischen Wandels wirkten sich auch auf den öffentlichen Dienst aus. In den nächsten zehn Jahren würden 20 Prozent der Beschäftigten in den Ruhestand wechseln. Ein Aufgabenabbau sei nicht erkennbar. Sorge habe Heesen hinsichtlich der drohenden Sparbeschlüsse der Regierung. Er kritisierte, dass die vor der Bundestagswahl gebauten „Luftschlösser“ einer Steuersenkung jetzt wieder eingerissen werden müssten und sogar über Steuererhöhungen nachgedacht werde. Deutschland dürfe sich nicht kaputt sparen. Die Einkommenssitua- tion der Menschen müsse so sein, dass die Wirtschaft florieren könne. Ein weiteres Sparen am öffentlichen Dienst, den er als verlässlichste Größe in diesem Land bezeichnete, lehne er mit aller Entschiedenheit ab. Eine nachhaltige Konsolidierung der Staatsfinanzen müsse daher in Gestalt einer breit über alle Ressorts und über mehrere Jahre hinweg angelegten Strategie sichergestellt werden. > Welskop-Deffaa: Chancengerechtigkeit ist Aufgabe für alle Das Erreichen von Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Frauen sei gemeinsame Aufgabe ihres Ministeriums und der dbb bundesfrauenvertretung, die sie stets als wichtigen Partner betrachtet habe, erklärte EvaMaria Welskop-Deffaa, die in Vertretung für Dr. Hermann Kues, den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Position der Familienministerin Kristina Schröder auf dem Kongress vertrat. Bezug nehmend auf den vorangegangenen Vortrag von Jutta Allmendinger bekräftigte sie die Absicht der Bundesfamilienministerin, Frauen im öffentlichen Dienst dabei zu unterstützen, vermehrt in Führungspositionen zu besetzen. Die Koalitionsvereinbarung und der darin angekündigte Stufenplan zur Erhö- > dbb magazin | Juli/August 2010 33 frauen allen positiven Konsequenzen für die eigene finanzielle Situation. Wildfeuer kritisierte, dass Bundesfinanzminister Schäuble den Plänen von Bundesfamilienministerin Schröder für eine Ausweitung der Elternzeit- und Elterngeldregelungen erst kürzlich eine Abfuhr erteilt hatte. Mittlerweile sei sogar von einer „Verschlankung“ des Elterngeldes die Rede. „Bewährtes soll man bewahren. Und beim Geld darf die Gleichberechtigung nicht aufhören!“, mahnte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und forderte die politisch Verantwortlichen auf, zu investieren „in die Arbeitskraft junger Frauen, in Kinderfreundlichkeit, in Bildung – sprich in die Zukunft dieses Landes!“ dbb > spezial Getrübt wurde die Stimmung in der Diskussionsrunde allerdings von Spekulationen über die Sparbeschlüsse der Bundesregierung und der Vermutung, dass gerade familienpolitische Leistungen gekürzt werden könnten. An dieser Stelle sprachen alle mit einer Stimme: Das wäre ein Rückschritt im Kampf um Chancengleichheit! > frauen 34 In der Podiumsdiskussion, die vom rbb-Journalisten Andreas Ulrich moderiert wurde, präsentierten Vertreterinnen der Bundestags-Fraktionen ihre Bewertungen zum Stand der Gleichstellungspolitik. hung des Anteils von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten, mit dessen Umsetzung man bereits begonnen habe, seien hierfür zielführend. „Wir wollen, dass die Träume der jungen Frauen von heute nicht wie Luftballons an der gläsernen Decke zerplatzen“, erklärte Welskop-Deffaa. Aber auch das Problem der ungleichen Gehälter von Frauen und Männern müsse beseitigt werden – selbst im öffentlichen Dienst, wo die Unterschiede zwar geringer, aber eben doch vorhanden seien. Entgeltgleichheit sollte kein Luxus sein, sondern selbstverständlich, so Welskop-Deffaa, die sich empört zeigte, über die Ablehnung, die viele Männer dem Vorschlag entgegenbrachten, eine Frau für das Bundespräsidentenamt ernsthaft in Betracht zu ziehen. Solange es Männer gäbe, die behaupten, es gehe zu weit, die beiden höchsten Staatsämter gleichzeitig weiblich zu besetzen, „sind wir von der Gleichberechtigung noch meilenweit entfernt.“ Schließlich, so Welskop-Deffaa, habe > Info dbb Web-Tipp: Mehr über die neue Geschäftsführung und zu den aktuellen Positionen der dbb bundesfrauenvertretung unter www.frauen.dbb.de > dbb magazin | Juli/August 2010 es fast 60 Jahre lang niemanden gestört, dass diese Ämter ausschließlich von Männern besetzt waren. > Podiumsdiskussion: Harmonie über Parteiengrenzen Ein im Bundestag eher seltenes Bild präsentierten die parteipolitischen Vertreterinnen bei der Podiumsdiskussion am ersten Kongresstag. Parteipolitische Harmonie bestimmte die Debatte um die genderpolitischen Ziele der Parteien und deren Ansätze zu mehr Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft. Elisabeth WinkelmannBecker (CDU), Dr. Frauke JungLindemann (FDP), Andrea Wicklein (SPD), Astrid RotheBeinlich (Bündnis 90/Die Grünen) und Birgit Wöllert (Die Linke) saßen sich als Akteurinnen gegenüber. Die Moderation hatte der rbb-Journalist Andreas Ulrich übernommen. Die Debatte griff die aktuellen Themen der Frauen- und Familienpolitik auf. Beginnend beim Thema Elterngeld und der Elternzeit über die Notwendigkeit des Ausbaus der Kinderbetreuung bis hin zur Kontroverse um die Einführung einer Frauenquote präsentierten sich die Politikerinnen in der Diskussion zunächst einmütig. Parteipolitische Differenzen entschieden sich vor allem in Detailfragen. Elisabeth Winkelmeier-Becker bezeichnete das Elterngeld als Erfolgsprojekt, an dem sich durchaus auch Männer beteiligen würden. Väter kämen nicht umhin, sich in der Kinderbetreuung mehr einzubringen – unabhängig vom Elterngeld. Dr. Frauke Jung-Lindemann von der FDP kritisierte, dass Frauen trotz besserer Schulabschlüsse im Laufe des Berufslebens oft auf der Strecke blieben. Sie forderte flexiblere Arbeitszeitmodelle und mehr Teilzeitarbeitsmöglichkeiten – auch in Führungspositionen. Die SPD-Vertreterin Andrea Wicklein sprach sich für ein qualitativ hochwertiges und flächendeckendes Ganztagesbetreuungsangebot in Deutschland aus. Das Betreuungsgeld hält sie für einen falschen Ansatz, der nicht zeitgemäß sei und viele Kinder benachteilige. Astrid Rothe-Beinlich sprach ihrer Partei, dem Bündnis 90/Die Grünen, die Vorreiterrolle in Sachen Frauenquote zu. Eine Quote sei zwar nicht „charmant“, aber solange notwendig, bis ein besseres Mittel gefunden werde, um mehr Frauen in die Führungsebene zu verhelfen. Birgit Wöllert trat im Namen der LinksPartei für eine beitragsfreie Kinderbetreuung ein. Dies wäre nicht nur ein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch zur Chancengleichheit von Kindern, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. > Die neue Geschäftsführung: Engagement voraus Am Nachmittag des 4. Juni 2010 führten die Delegierten des 10. dbb bundesfrauenkongresses die turnusmäßig anstehende Neuwahl der Geschäftsführung durch. Als Vorsitzende wurde Helene Wildfeuer (DSTG) mit überwältigender Mehrheit in ihrem Amt bestätigt, neue stellvertretende Vorsitzende ist Jutta Endrusch (VBE). Bei der Wahl der vier Beisitzerinnen wurden Astrid Hollmann (VRFF) und Ute Wiegand-Fleischhacker (dbb Hessen) in ihren Ämtern bestätigt, Elke Janßen (GdS) und Elke Stirken (komba) wurden erstmals in die Geschäftsführung gewählt. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende Eva Hermanns (komba) und die Beisitzerin Kirsten Lühmann (DPolG) hatten aus persönlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Sie wurden zu Ehrenmitgliedern der dbb bundesfrauenvertretung ernannt. Die neue Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung wird erstmals nicht mehr vier, sondern fünf Jahre amtieren. Durch eine Satzungsänderung hatten die Delegierten die Zeitspanne zwischen den Bundesfrauenkongressen der auch für die dbb Gewerkschaftstage gültigen, neuen Fünfjahres-Regelung angepasst. Nicole Kittlaus Kliniken und Sanatorien Private Akutklinik für Psychologische Medizin Baden-Baden Von hier an geht es aufwärts! Aufnahme im Notfall sofort möglich! Private Akutklinik für Psychologische Medizin wunderschön gelegen im westlichen Münsterland Geben Sie Ihrem Leben eine neue Richtung! Die überschaubare Größe der Klinik und unsere freundlichen Mitarbeiter ermöglichen den persönlichen Umgangsstil, in dem Sie sich wohlfühlen werden! Wir bieten in erstklassigem Ambiente einen erfolgreichen und individuellen psychotherapeutischen Ansatz zur klinischen Behandlung psychischer Erkrankungen, von der Diagnostik bis zur Therapie. 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(0 44 26) 9 48 80 erfüllt den § 107 SGB V Habichtswald-Klinik • Wigandstr. 1 • 34131 Kassel • www.habichtswaldklinik.de • [email protected] Habichtswald-Klinik Fachklinik für Psychosomatik, Onkologie und Innere Medizin Kassel - Bad Wilhelmshöhe. In Mitten Deutschlands am Fuße des größten Bergparks Europas mit Herkules und Schloss Wilhelmshöhe sowie in direkter Nachbarschaft zu einer der schönsten Thermen liegt die Habichtswald-Klinik. In ihrem Selbstverständnis als Klinik für Ganzheitsmedizin arbeitet die Habichtswald-Klinik auf der Ebene einer integrativen Betrachtung von Körper, Seele und Geist in einer Synthese aus Schulmedizin, Naturheilverfahren und komplementärer Therapien. Die Klinik hat einen Versorgungsvertrag nach §111 und ist nach § 30 GWO als beihilfefähig anerkannt. 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August 2010 unter 0 21 31/404 141 > dbb magazin | Juli/August 2010 37 glosse ! Wir z kann sich sehen lassen unsere Halbjahresbilan e des Zahlen, und bis zum End schreiben tiefschwarze nwin Ge e ser un wir n werde Geschäftsjahres 2010 hrh steigern und uns im me margen nochmals deutlic reuliich bewegen. Diese erf stelligen Milliardenbere dem ht nur der Kreativität, che Entwicklung ist nic jees ein Einsatzbereitschaft Knowhow und der hohen bed wir zu danken, sondern den Einzelnen von Ihnen sorhin prosperierenden Per ite günstigt durch den we te heu bis en Dienst. Von 1991 nalabbau im öffentlich n der Län , nd er Menschen in Bu sind 1,6 Millionen wenig em ein t ich ftigt – das entspr und Kommunen beschä k der t! Und ein Ende ist dan zen Rückgang von 30 Pro gang Um sen und dem sorglo neuerlichen Sparpläne n. hte ürc al nicht zu bef mit der Ressource Person nochmals Polizeipräsenz künftig n darauf bauen, dass die rhi ite we l der uno als Zah die nen s kön das Wir n wir sicher sein, rfe dü ch Au d. wir bt au bei der Finanzdramatisch zurückgeschr d Prüfer, unter anderem un er nd Fah en lich räg ntrolle, aufgrund seren Geschäften abt bei der Lebensmittelko er od nst Die hen isc en wird. Sogar das verwaltung, im techn antwortlichen abnehm Ver sch liti po der en Ide n je weniger Bildung mangelnder kreativer te gebucht werden, den sei ben Ha der f au f dar r, eine Fülle von GeFehlen von Lehrern unsere Subunternehme es ben ha her fac ein to imentär vorhandenen vermittelt wird, des zum Teil noch an der rud te heu die en, e etz zus schäftsideen um zum Halbjahr 2010 ein . Insgesamt ziehen wir ern eit sch en nd Für Ku n. der age Kritikfähigkeit Weg ins Nichts eingeschl entliche Dienst hat den Bilanz mit Glanz: Der öff für risikolose Geschäfte. weitgehend freie Bahn uns bedeutet dies künftig iterhin gutes Gehr 2010 bei Ihrem Tun we lbja Ha e eit zw das für Wir wünschen Ihnen lingen und Glück auf! dbb > spezial Netzpolitik der Zukunft online 38 Das World Wide Web ist eine bunte, vielschichtige Dienstleistungswelt. Video, Audio und Text verschmelzen, Einkäufe werden zum Online-Erlebnis und längst generieren Firmen sogar Milliardenumsätze mit künstlichen Gütern aus künstlichen Welten. Dagegen wirkt vieles von dem, was der Staat im Internet anbietet, ein wenig hölzern. Vor allem haben Bürgerinnen und Bürger oft das Gefühl, der Staat reagiere nicht schnell genug auf technische Neuerungen, insbesondere, was den Schutz vor Internetkriminalität betrifft. Bundesinnenminister Thomas de Maizière will das ändern und hat seine Visionen von der Rolle des Staates im „Zeitalter Web 2.0“ am 22. Juni 2010 online gestellt. Mit einer Grundsatzrede hat de Maizière im Deutschen Technikmuseum Berlin seine „14 Thesen zur Netzpolitik“ vorgestellt. Sie sind das Ergebnis seiner netzpolitischen Dialogreihe, die der Innenminister mit Experten aus der Netzgemeinde, der Wirtschaft und Wissenschaft sowie aus der Zivilgesellschaft und von Behörden geführt hatte. De Maizière formuliert damit nichts weniger als die Grundlagen für die Rolle des Staates bei der weiteren Ausgestaltung des Internets: „Die Politik hat das Phänomen Internet erst ignoriert, dann bestaunt und teils zu zögernd, teils zu forsch gehandelt“, stellte de Maizière fest. Übersicht und sachliche Gelassenheit seien jetzt ebenso gefragt wie die nötige Entschlossenheit, klaren Risiken und Fehlentwicklungen entgegenzutreten. Heute sei das Internet eine Basisinfrastruktur des Zusammenlebens geworden. Der Staat habe eine Verantwortung dafür, dass das Internet flächen- > dbb magazin | Juli/August 2010 deckend zur Verfügung steht und sichere Basisdienste bereitgestellt werden. > Staatlicher Balanceakt Das Internet sei weder ein rechtsfreier, noch ein per se krimineller Raum, betonte de Maizière. Daher bestimmten sich die Eingriffsrechte des Staates im Internet nach den herkömmlichen Maßstäben. Der Staat müsse sich dabei am milderen Mittel und den Eingriffsbefugnissen der realen Welt orientieren. Gleichwohl müsse der Staat dort, wo er im Internet hoheitlich handeln wolle, den damit verbundenen Anspruch tatsächlich erfüllen können. „Er sollte sich daher auf Maßnahmen konzentrieren, die in der digitalen Welt wirklich umgesetzt werden können. Hierzu ist die Qualifikation und Ausstattung von Ordnungs- und Sicherheitsbehörden zu überprüfen und zu ergänzen.“ Foto: BMI Die Rolle des Staates im Internet: > Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière ist von den digitalen Fähigkeiten des neuen Personalausweises überzeugt. In seiner Rede rückte der Bundesinnenminister aber auch die Chancen des Internets und die Freiheitsausübung des Einzelnen in den Mittelpunkt. Zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehöre auch das Recht, Informationen über sich und andere zu verarbeiten. Ein solches „Recht auf persönliche Datenverarbeitung“ könne aber mit den Freiheiten anderer kollidieren und müsse dann zu einem Interessenausgleich gebracht werden. Der Staat sollte hierfür in erster Linie zivilrechtliche Regeln zur Verfügung stellen und das Gebot der Rücksichtnahme stärken. De Maizière hob außerdem den Schutz der informationellen Selbstbestimmung gegenüber Unternehmen und dem Staat hervor: Der Einzelne müsse die Kontrolle über seine Daten behalten. Hierzu seien sichere elektronische Identitäten ebenso wichtig wie mehr Möglichkeiten, die bestehenden Datenschutzrechte „per Mausklick“ ausüben zu können. Zudem brauche der Einzelne eine echte Verfügungsmacht über seinen „virtuellen Hausrat“; er müsse zum Beispiel seine Daten in einem sozialen Netzwerk mitnehmen können, wenn er einen Anbieter wechselt. Oder aber auch in der Lage sein, persönliche Daten im Internet sicher und zuverlässig löschen zu können. In diesem Zusammenhang forderte der Innenminister eine Art „digitales Radiergummi“, „ein Verfallsdatum”, das man an seine Daten anbringen kann: „Umso wichtiger wäre es, dem Internet in Zukunft in bestimmten Bereichen das Vergessen oder zumindest das ,Nichtwiederfinden‘ beizubringen.“ > Verantwortung und Selbstbestimmung Die Verantwortung für die Sicherheit des Internets sieht der Bundesinnenminister aber nicht allein beim Staat. Auch Nutzer und Unternehmen müssten hierzu ihren Beitrag leisten. Für Provider schloss de Maizière eine Haftung für die „Verkehrssicherheit“ ihrer Angebote nicht aus. Eine inhaltliche Kontrolle durch die Anbieter lehnte er aber ab. Eine starke und innovative nationale IT-Wirtschaft sei für die Schaffung von Arbeitsplätzen ebenso wichtig wie für die technologische Souveränität und Sicherheit unseres Landes, sagte de Maizière. Der Staat werde seine Angebote im Internet systematisch ausbauen. Im Mittelpunkt müsse der Nutzen für möglichst viele Bürger stehen. Kernaufgaben des Staates wie der Kultur- und Bildungsauftrag müssten dabei ebenso angemessen berücksichtigt werden wie die Möglichkeiten politischer Willensbildung über das Internet. > Der Ausweis wird digital Ein Eckpfeiler der neuen Netzpolitik der Bundesregierung dürfte auch der neue Personalausweis sein, der ab November 2010 erworben werden kann. De Maizière hatte das Ausweisdokument bereits am 17. Juni 2010 im Rahmen einer gemeinsamen Informations- und Diskussionsveranstaltung des Bundesinnenministeriums, der Bundesdruckerei und des Ver- dbb > spezial die eine Identität im rechtlichen Sinne erfordern. Der neue Personalausweis im Scheckkartenformat ist klein und vielseitig. Neben der herkömmlichen Nutzung kann der neue Personalausweis auch als Identitätsnachweis in der digitalen Welt genutzt werden. Den bisher obligatorischen LoginDaten und Passwörtern für die verschiedensten Dienste steht mit dem neuen Personalausweis dann ein Standard-Identitätsnachweis gegenüber, der zugleich ein Mehr an Sicherheit bietet. Egal ob Internetzugang, Online-Banking, Einkauf, Soziale Netzwerke oder digitaler Behördengang: Der „Ausweis 2.0“ soll eine einzige zertifizierte Anmeldevariante für alles ermöglichen. Bürgerinnen und Bürger benötigen dazu nur ein zusätzliches Kartenlesegerät für ihren PC oder Mac, um alle Aktivitäten im Internet auszuführen, „Wenn ich ein Bankkonto eröffne, muss die Bank wissen, wer ich bin. Wenn ich eine EspressoMaschine kaufe, möchte ich wissen, wer der Verkäufer ist und wen ich für etwaige Gewährleistungen in Anspruch nehmen darf“, betonte der Bundesinnenminister die Notwendigkeit von Rechtssicherheit in Geschäftsprozessen – auch in der Online-Welt. Dabei werden die für die jeweilige Transaktion notwendigen Daten nicht einfach so elektronisch per Lesegerät übermittelt, sondern der Authentifizierungsprozess läuft wechselseitig. Die abfragende Stelle muss sich um ein Berechtigungszertifikat bemühen, das nur erhält, wer seinerseits strenge datenschutzrechtliche Auflagen erfüllt. „Wer von mir wissen will, wer ich bin, muss mir zuerst sagen, wer er ist. Das ist unsere Prämisse“, sagte de Maizière. Der mit dem neuen Personalausweis mögliche elektronische Identitätsnachweis soll die Sicherheit gegenüber gängigen Methoden der Identifikation für Online-Transaktionen deutlich erhöhen. Auch soll der Bürger zu jeder Zeit Herr über seine Daten und seine Identität bleiben. Ohne aktives Zutun des Ausweisinhabers können keine Daten für eine elektronische Transaktion ausgelesen werden. Zudem wird nur übermittelt, was für das jeweilige Rechtsgeschäft notwendig ist. Ein Online-Bücherladen benötigt zum Beispiel nicht das Geburtsdatum oder die Personalausweisnummer des Käufers. scheiden, ob der die neuen digitalen Möglichkeiten nutzen will oder nicht: „Wer möchte, benutzt seinen neuen Ausweis genauso wie seinen alten“, stellte de Maizière klar. Die zusätzlichen Funktionen wie digitale Signatur oder Speicherung des Fingerabdrucks sind lediglich 쮿 ein Angebot. > Info dbb Web-Tipp: Die 14 Thesen des Innenministers zur Netzpolitik: http://bit.ly/cpL8tw Diskussionsforum zu den 14 Thesen: http://e-konsultation.de/ netzpolitik Aktuelle Informationen zum neuen Personalausweis: http://bit.ly/9UGZcg Darüber hinaus wird jeder Bürger bei der Beantragung des neuen Personalausweises ent- Bestellen Sie jetzt. Ganz einfach. Ganz wie Sie wollen. Das Besoldungsrecht in Bund und Ländern: Experten informieren Der Inhalt im Überblick: s $ASAKTUELLE"UNDESBESOLDUNGS RECHTMITALLEN'ESETZENUND 6ERORDNUNGEN3TAND s $IEWICHTIGSTEN!USZàGEDERNEUEN ,ËNDERBESOLDUNGSGESETZE s !LLE"ESOLDUNGSTABELLENFàR"UND UND,ËNDER s !NMERKUNGENUND2ECHTSPRECHUNG N E U A U F L A G E INFORMATIONEN FÜR BEAMTE UND ARBEITNEHMER Was Sie davon haben: $IE!UFLAGEINFORMIERTUMFASSEND àBERDASIM"UNDESBEREICHGELTENDE "ESOLDUNGSRECHT&àRDIE"EAMTENDER ,ËNDERUND+OMMUNENWERDENDIE GELTENDEN"ESOLDUNGSTABELLENUND DERENGESETZLICHE2EGELUNGENMIT GEPLANTEN¯NDERUNGENDARGESTELLT ÄBERSICHTENZEIGENINKOMPAKTER&ORM DIEJEWEILIGEN5NTERSCHIEDEBEIDEN WESENTLICHENBESOLDUNGSRECHTLICHEN 2EGELUNGENIN"UNDUND,ËNDERNAUF So bestellen Sie ganz einfach: 3IEKÚNNENMITNEBENSTEHENDEM "ESTELLCOUPONPER0OSTODER&AX BESTELLEN/DER3IETEILENUNS )HREN7UNSCHPER%-AILODERàBER )NTERNETMIT dbb verlag gmbh Friedrichstraße 165 10117 Berlin Telefon: 0 30/ 7 26 19 17-0 Telefax: 0 30/ 7 26 19 17-40 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dbbverlag.de BESTELLCOUPON Zuschicken oder faxen –– Exemplar/e „Besoldungsrecht – 17. Auflage“ Verlagsprogramm Name 1164 Seiten 746,80* Anschrift ISBN 978-3-87863-163-7 * zuzügl. Porto und Verpackung 39 online eins „Deutschland sicher im Netz“ vorgestellt. Datum/Unterschrift MAG/07-08/10 > dbb magazin | Juli/August 2010 dbb > spezial Seminare 2010: Fort- und Weiterbildung mit der dbb jugend Auch in diesem Jahr bietet die dbb jugend ein reichhaltiges Seminarangebot auf, das für alle Interessierten spannende Lehrinhalte bereit hält. Zentrales Element sind wieder einmal die Einzel- und Kompaktseminare, in deren Rahmen die Jugendleiter/In-Card (Juleica) erworben werden kann – der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen in der Jugendarbeit. > jugend 40 Juleica – Qualität und Anerkennung Sie dient zur Legitimation und als Qualifikationsnachweis der Inhaber/-innen. Zusätzlich bringt die juleica auch die gesellschaftliche Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement zum Ausdruck – als kleines Dankeschön für ihr Engagement erhalten ihre Besitzer einige Vergünstigungen. Welche es vor Ort gibt, ist regional sehr unterschiedlich. Die Palette reicht vom kostenlosen Eintritt ins Schwimmbad bis hin zu Ermäßigungen beim Kino-Besuch. Die Juleica bürgt für Qualität: Jeder Juleica-Inhaber hat eine Ausbildung nach festgeschriebenen Standards absolviert: mindestens 40 Stunden Grup- penpädagogik, Aufsichtspflicht, Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, Methoden und vieles mehr. Deswegen könnten die Eltern also ganz beruhigt ihr Kind an den verschiedenen Angeboten der Jugendarbeit teilnehmen lassen, wenn die Betreuer die Juleica besitzen. Die dbb jugend bietet den Erwerb der Juleica sowohl über Einzelmodule als auch über ein neuntägiges Kompaktseminar in Ribnitz-Damgarten an. > Mentoring, Pressearbeit und Englisch für Funktionsträger Neben den Juleica-Angeboten geht es der dbb jugend 2010 vor allem um die Förderung von Frauen in Ämtern und Gremien, für die ein eigenes MentoringProgramm mit entsprechendem Seminar aufgelegt wurde. Die Veranstaltung „presse intensiv“ bereitet die Teilnehmer umfangreich auf die Presseund öffentlichkeitsarbeit in ihren Verbänden vor. Und weil ohne Englisch-Kenntnisse nichts mehr geht in der globalisierten Welt, gibt es natürlich auch Sprachkompetenz: „Englisch für Funktionsträger“ im dbb forum siebengebirge in Kö쮿 nigswinter. t@cker „Multikulti“ – unser Land wird immer bunter, jeder Fünfte, der in der Bundesrepublik lebt, kann mittlerweile ausländische Wurzeln vorweisen. Das dbb jugend magazin t@cker beschäftigt sich in seiner Sommer-Doppelausgabe mit dem Thema Migration und Integration und der Frage, warum beides für Deutschlands Zukunft so wichtig ist. Die t@cker-story war zu Besuch im Berliner Prinzenbad – jenem kultträchtigen Kreuzberger Freibad, in dem sich von Anfang Mai bis Ende September ein bunter Generationen- und Kulturenmix am > dbb magazin | Juli/August 2010 Juleica? Muss man haben! Alexander Höhn (VBOB-Jugend) ist 22 Jahre jung, lebt und arbeitet in München. Er ist bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben angestellt und hat 2009 über das Seminarangebot der dbb jugend die „Juleica“ gemacht. Für t@cker sprach dbb jugend-Vize Thomas Löwe mit Alexander Höhn über Fort- und Weiterbildung mit der dbb jugend. t@cker: Warum hast Du den Lehrgang für die Jugendgruppenleitercard (Juleica) gemacht? Alexander Höhn: Ich habe sehr gerne mit Jugendlichen zu tun. Es macht mir Spaß, zusammen mit ihnen was auf die Beine zu stellen, für sie da zu sein. Es ist wichtig, sich mit jungen Menschen auseinanderzusetzen bzw. zu beschäftigen, sie sind unsere Zukunft und sollen Spaß am Leben haben. Auch im Berufsleben setze ich mich als Vorsitzender der Haupt-Jugend- und Auszubildendenvertretung bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für den Nachwuchs ein. Deswegen bin ich der dbb jugend sehr dankbar, dass sie den Juleica-Lehrgang in ihrem Seminarangebot hat. t@cker: Was bringt Dir die Juleica? Alexander Höhn: Die Juleica bietet Leuten, die sich in der Ju- gendarbeit engagieren, jede Menge Vorteile und Unterstützung. Man wird anerkannt bei öffentlichen Einrichtungen, dass man sich bereit erklärt hat, ehrenamtlich für junge Menschen da zu sein, und ich denke, dass Anerkennung das Wichtigste ist, was ein Mensch bekommen kann. Natürlich bekommt man dank Juleica auch den einen oder anderen Rabatt. Ein Vorteil ist es auch, aufgrund der Fortbildungen bei der dbb jugend besser und „lockerer“ mit Jugendlichen umgehen zu können. t@cker: Würdest du die JuleicaSeminarangebote der dbb jugend weiter empfehlen? Alexander Höhn: Klar, auf jeden Fall. Ich kann die Juleica jedem ehrenamtlichen Jugendarbeiter nur wärmstens ans Herz legen. t@cker: Wie findest Du die Seminarangebote der dbb jugend generell? Alexander Höhn: Immer sehr interessant und vielfältig. Man lernt viel, ohne sich dabei zu langweilen. Die Referenten sind hochmotiviert, den Teilnehmern viel mit auf den Weg zu geben. Gerade die Seminare zum Erwerb der Juleica sind spannend, aber auch andere Veranstaltungen wie etwa die Rhetorikschulung oder der Workshop „Web 2.0“ helfen jedem weiter – beruflich und privat. Wertvoll sind auch die JAV- Seminare, die uns Jugendvertreter fit für die Inter쮿 essenvertretung machen. Beckenrand versammelt und mit den positiven wie negativen Folgen dieser Mischung klarkommen muss. Multikulti ist im Prinzenbad natürlich auch fürs Personal eine tägliche Herausforderung, wie die Reportage zeigt. Inwiefern Multikulti und Integration im öffentlichen Dienst eine Rolle spielen, erläutert das t@ckerspecial: „Migranten im öffentlichen Dienst – Schlusslicht oder Vorbild?“ Selbstverständlich bietet das dbb jugend magazin auch wieder Neues von den dbb Jugendverbänden und vom dbb, im t@cker-checker stehen tolle Preise, Musik- und Kino-Tipp für Euch bereit. t@cker – da ist echt was drin – einfach reinsurfen: www.tackeronline.de! 쮿 dbb > finale NBB Zukunftsfähigkeit als Gesamtkonzeption Der Niedersächsische Beamtenbund und Tarifunion (NBB) hat David McAllister zur Wahl als Ministerpräsident des Landes beglückwünscht und ihm eine „vertrauensvolle, konstruktive und an der Sache orientierte Zusammenarbeit“ angeboten. NBB-Landesvorsitzender Friedhelm Schäfer sagte am 1. Juli 2010: „Spätestens in der Anfang August anstehenden Haushaltsklausur der Landesregierung wird diese den Nachweis erbringen müssen, dass es ihr um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit unseres Landes > Friedhelm Schäfer, Vorsitzender des NBB Niedersächsischer Beamtenbund und Tarifunion unter dem enormen Einfluss der Folgen des demografischen Wandels und einer extrem kritischen Haushaltslage geht. Das Ziel kann und darf dann aber nicht allein das Erreichen des Neuverschuldungsverbotstermins sein, das ist deutlich zu wenig.“ Es gelte, „eine Gesamtkonzeption zu entwickeln, wie unser Land und seine Verwaltung zukunftsfest aufgestellt werden können“. 쮿 > dbb saar Protest gegen Sparpaket der Landesregierung In einem Spitzengespräch mit Finanzminister Peter Jacoby, Innenminister Stephan Toscani sowie Finanzstaatssekretär Gerhard Wack und Bildungs- staatssekretär Stephan Körner haben Vertreter des dbb saar am 13. Juli 2010 in Saarbrücken erneut gegen die Sparbeschlüsse der Landesregierung für den öffentlichen Dienst protestiert. > Artur Folz, Vorsitzender des dbb saar Nach Auffassung des dbb saar wird durch das nach einer zweitägigen Haushaltsklausur beschlossene Sparpaket, auf dessen Inhalte der dbb bereits am 7. Juli 2010 mit Enttäuschung und Verärgerung reagiert hatte, die schmerzhafte Sparpolitik der Vergangenheit 2011 mit einer Nullrunde für Beamte und Versorgungsempfänger sowie der Einführung einer Kostendämpfungspauschale im Beihilfesystem der Beamten fortgeführt. „Die Landesregierung greift erneut in die Taschen derer, die sich nur mit begrenzten Mitteln zur Wehr setzen können“, hatte dbb Landeschef Artur Folz in seiner ersten Reaktion kritisiert. Mit der Absenkung der Eingangsbesoldung bei Neueinstellungen gehe die Landesregierung einen gefährlichen Weg im Hinblick auf den föderalen Wettbewerb mit anderen Bundesländern, besonders im Schulbereich, kritisierte Folz und warnte, dass die Landesregierung mit Einführung einer Wiederbesetzungssperre bei freiwerdenden Arbeitsplätzen die Arbeitsfähigkeit der Verwaltungen zerstöre und damit die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes gefährde. Nach Beendigung des Spitzengesprächs kündigte der dbb saar an, die Beschlüsse der Landesregierung unter den Ge- > BRH Zukunftskommission eingesetzt Auf seiner Sitzung vom 25. bis 27. Juni 2010 in Heidelberg hat der Bundesvorstand des Seniorenverbandes BRH eine „Zukunftskommission“ eingesetzt. Wie das „BRH Aktuell“ (Ausgabe vom 30. Juni 2010) dazu mitteilt, wird das Gremium geleitet von Bernhard Bröer. Die Kommission solle „Vorschläge und Maßnahmen sammeln, beraten und vorbereiten, mit denen sich der Seniorenverband BRH neu aufstellen, grundlegend neu programmatisch wie organisatorisch und damit zukunftsfähig umgestalten soll“. 쮿 sichtspunkten einer nachhaltigen Konsolidierung, der Optimierung der Ausgabenseite, der sozialen Ausgewogenheit und der Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen am Konsolidierungskonzept in Ruhe zu prüfen und im Bedarfsfall konkrete Gegenvorstellungen zu unterbreiten. Diese sollen nach der Sommerpause in einer weiteren Gesprächsrunde diskutiert werden. 쮿 > DPolG Ebenso wie Bundesinnenminister und BKA-Chef fordert die DPolG eine zügige gesetzliche Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Verbindungsdaten. 41 > Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung nötig Das am 1. Juli 2010 vorgestellte Lagebild zur Organisierten Kriminalität 2009 bestätigt nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) das enorme Bedrohungspotenzial, das von dieser Kriminalitätsform ausgeht. DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt sagte, die gestiegene Zahl von Ermittlungsverfahren zeige, „dass die Täter immer dreister durch Gewalt, Drohung und Korruption rechtsfreie Räume errichten wollen. Es dokumentiert jedoch auch, dass Organisierte Kriminalität von der Polizei sehr ernst genommen und mit hohem Kontroll- und Ermittlungsaufwand bekämpft wird.“ Da 90 Prozent der in Deutschland durchgeführten OK-Verfahren einen internationalen Bezug aufweisen, drängt die DPolG auf eine noch engere grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden. Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der DPolG „Viele Tätergruppen hecken ihre kriminellen Pläne mittels moderner Kommunikationsmittel aus. In fast zwei Dritteln aller OK-Verfahren 2009 wurden Telefonüberwachungen durchgeführt. Die Bundesjustizministerin sollte nun endlich auch die Vorratsdatenspeicherung neu regeln, sodass die Polizei ein dringend notwendiges und rechtlich einwandfreies Ermittlungsinstrument an die Hand 쮿 bekommt“, sagte Wendt. > BBW Aussagen des Landesrechnungshofs berechtigt Der BBW – Beamtenbund Tarifunion unterstützt die Forderung des baden-württembergischen Rechnungshof-Präsidenten Max Munding nach einer Trendwende in der Haushaltspolitik: „Der Sparappell ist ebenso richtig wie die nieder- > dbb magazin | Juli/August 2010 mitgliedsgewerkschaften > dbb > finale schmetternde Kritik an den Privatisierungsmaßnahmen im Justizbereich und an dem Projekt ‘Sale-and-rent-back’, sagte BBW-Chef Volker Stich am 20. Juli 2010 in Stuttgart. mitgliedsgewerkschaften 42 Den Rat Mundings an die Landesregierung, die Personal- und Versorgungsausgaben proportional mit den Steuereinnahmen zu verknüpfen, nannte Stich einen mutigen Ansatz, den man kritisch prüfen solle. Die Kritik an den Privatisierungsmaßnahmen des Landes dagegen stößt beim BBW auf Zustimmung in allen Punkten: Man sei beim BBW nicht verwundert, dass die Privatisierung der Bewährungshilfe dem Land nicht etwa Einsparungen beschert hat, sondern bis 2016 Mehrkosten in Höhe von fast 47 Millionen Euro verursachen wird: „Wie sollen Private, die gewinnorientiert arbeiten, kostengünstiger sein als der öffentliche Dienst?“, fragt der BBW-Chef und fügt erläuternd hinzu: Das gehe nur zu Lasten der Qualität oder auf Kosten der Beschäftigten. > Volker Stich, Vorsitzender des BBW Beamtenbund und Tarifunion Baden-Württemberg Mit Blick auf den Bericht des Rechnungshofs, der neben der Privatisierung der Bewährungshilfe auch das Projekt „Saleand-rent-back“ und somit den Versuch, den Immobilienbestand des Landes mit privater Hilfe besser zu vermarkten, für gescheitert erklärt, warnt der BBW eindringlich vor weiteren Privatisierungsmaßnahmen innerhalb der Vermessungsverwaltung sowie im Strafvollzug. 쮿 > dbb magazin | Juli/August 2010 > dbb berlin > KEG Bessere Bildungsförderung von Hartz-IV-Kindern Gehaltserhöhung für Beamte wird vorgezogen Die Katholische Erziehergemeinschaft Deutschlands (KEG) begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, zur besseren Bildungsförderung von Hartz-IV-Kindern Sachleistungen in Form von Gutscheinen oder kostenlosen Angeboten statt mehr Geld für die Familien zur Verfügung zu stellen. So werde dafür gesorgt, dass die Hilfe direkt zu den Kindern kommt, heißt es in einem Pressedienst der KEG vom 11. Juli 2010. Um diese Maßnahme in Angriff zu nehmen, müsse der Bundesfinanzminister seinen Haushalt deutlich erhöhen. Zurzeit werden von Wolfgang Schäuble in seinem Etat jährlich 480 Millionen Euro als Vorsorge zur Verfügung gestellt, um die Umsetzung des Bundesverfassungsgerichts-Urteils zu gewährleisten, das auch für Kinder aus sozial schwachen Familien bessere Bildungschancen fordert. 쮿 Die Gehälter der Berliner Beamten werden nicht erst im Oktober, sondern schon ab 1. August 2010 um 1,5 Prozent erhöht. Das gilt für Grundgehälter, Amtszulagen, die allgemeine Stellenzulage und den Familienzuschlag. Von der vor- > dbb schleswig-holstein Landesentwicklungsplan: An der Realität vorbei > Joachim Jetschmann, Vorsitzender des dbb berlin gezogenen Besoldungserhöhung profitieren die Staatsdiener in der Landesverwaltung, Hochschullehrer, Richter und Versorgungsempfänger, berichtet der „Tagesspiegel“ (Ausgabe vom 28. Juni 2010). An der nächsten Stufe der Gehaltsanhebungen, zwei Prozent mehr ab 1. August 2011, ändere sich nichts. Eine Forderung des dbb berlin sei aber weiter offen, erklärte Landesvorsitzender Joachim Jetschmann. Der Landesbund verlangt eine Perspektive für eine Rückkehr zum Gehaltsniveau des Bundes und der Länder, wie sie mit den Angestellten vereinbart wurde. Jetschmann sagte: „Das Gesetzesvorhaben, nun die Anhebung der Gehälter vorzuziehen, ist ein richtiger Schritt nach vorne. Es bleibt aber der Knackpunkt, dass neben den Angestellten auch die Beamten eine Aussicht auf eine Gehaltsangleichung an das Bundesniveau für die nächsten Jahre brauchen.“ Zuletzt waren die Bezüge der Staatsdiener in Berlin 2004 um linear ein Prozent er쮿 höht worden. Der Landesentwicklungsplan für Schleswig-Holstein geht nach Auffassung des dbb Landesbundes an der Realität vorbei. Zu dem vorgelegten Eckpunktepapier erklärte dbb-Landesbundvorsitzende Anke Schwitzer am 22. Juni 2010 in Kiel: „Wer sich politisch für len Realität vorbei geplant. Der Pegel in den Kassen von Land und Kommunen bewegt sich irgendwo zwischen Niedrigwasser und totaler Ebbe. Die Gestaltungsspielräume werden daher nicht größer, sondern im쮿 mer enger“, so Schwitzer. > BDZ Zoll braucht mehr Personal Um Verstöße gegen die gesetzlichen Mindestlöhne aufdecken und ahnden zu können sind nach Einschätzung des BDZ zusätzliche Ermittler beim Zoll unerlässlich. Nachdem das Bundesarbeitsministerium das massenhafte Unterlaufen der gesetzlichen Mindestlöhne fest- > Anke Schwitzer, Vorsitzende des dbb schleswig-holstein mehr Freiheit und mehr Gestaltungsspielräume vor Ort einsetzt, der muss hierfür auch echte Grundlagen bieten.“ Dazu bekenne sich der Landesentwicklungsplan, ebenso zu mehr Wirtschaft in der Region und zu einem neuen Miteinander von Stadt und Umland. „Bloße Bekenntnisse reichen aber leider nicht aus“, stellte Schwitzer fest. Mit dem Landesentwicklungsplan werde „auf vielen Seiten Papier an der finanziel- > Klaus Hilger Leprich, Bundesvorsitzender des BDZ Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft gestellt hatte, sagte der Chef der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft, Klaus H. Leprich, am 25. Juni 2010, in einem er- Anzeige Lesenswertes vom dbb verlag empfohlen Anzahl: Anzahl: Abenteuertouren mit dem Motorrad Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten Robert Wicks Thorsten Havener Wer den Traum von Fernreisen mit dem Motorrad Wahrheit werden lassen will, darf sich nicht nur von abenteuerlichen Routen und Zielen inspirieren lassen, sondern ist gut beraten, die Reise sorgfältig vorzubereiten. Robert Wicks wartet mit beiden auf, mit Tourenvorschlägen, wie etwa 2 Wochen Marokko, 6 Wochen von Kairo nach Kapstadt oder gar in 3 Jahren um die Welt, vor allem aber hilft sein Buch bei der Planung eines solchen Unternehmens, von der Motorradwahl bis hin zu Gesundheitsvorsorge, Reisepapieren und Versicherungen. Eigentlich wollen wir gar keinen Lottogewinn, keine Gehaltserhöhung und keinen Sex – was wir eigentlich wollen, ist die dadurch verursachte Dopaminausschüttung, lautet eine der Thesen Haveners, der in seinem Buch zeigen will, wie unfrei wir unter Umständen denken und handeln, und zwar ohne uns dessen bewusst zu sein. Damit der Leser dem Ideal des freien Denkens und Handelns näher kommen kann, stellt der Autor einige sehr wirksame Methoden vor. 191 Seiten Großband, geb., 24,90 € 255 Seiten, brosch., 12,00 € Anzahl: Selbstmanagement Wie war Dein Tag Schatz Anita Bischof und Klaus Bischof Georg M. Oswald Weder in der Schule noch an Universitäten steht die optimale Organisation des beruflichen Alltags und die Festlegung der persönlichen Ziele auf dem Lehrplan. Dabei ist es für die persönliche Zufriedenheit von außerordentlich großer Bedeutung, den betrieblichen Alltag vernünftig zu koordinieren, abgesehen davon, dass eine unkoordinierte Herangehensweise viel Geld, Zeit und Nerven kostet. Der bereits in 6. Auflage erschienene Ratgeber hilft, mit vielen Tipps und nützlichen Checklisten den beruflichen Alltag besser zu meistern bzw. berufliche Ziele schneller zu verwirklichen. „Herzlichen Dank für Ihre bescheuerte Anfrage vom heutigen Tage.“ Diese oder eine ähnliche Formulierung ist wohl schon vielen durch den Kopf gegangen, die beruflich häufig mit der Beantwortung eingehender E-Mails zu tun haben. Die Berichte von George M. Oswald aus dem täglichen Bürokampf schildern über die Mail-Beantwortung hinaus u. a. Unbillen mit To-do-Listen, mit der Delegation von Aufgaben, Spesenabrechnungen oder auch mit Größe und Klasse des zugebilligten Dienstwagens. 128 Seiten, brosch., Haufe, 6,90 € 176 Seiten, brosch., 8,95 € Anzahl: Verse für Zeitgenossen Eine Kiste explodierender Mangos Mascha Kaleko Mohammed Hanif Zu einem Lesebuch vom Leben summieren sich Kalekos Gedichte von Liebe, Abschied, Alleinsein und Sehnsucht. Die Besonderheit; die Verse sind einfach und teilen sich unmittelbar mit, verlieren sich aber nicht in Sentimentalität. Kaleko selbst stellt dem Gedichtband voran: “Wie Janus zeigt zuweilen mein Gedicht seines Verfassers doppeltes Gesicht. Die eine Hälfte des Gedichts ist lyrisch. Die andere hingegen fast satirisch.“ Unter ungeklärten Umständen ist der pakistanische Militärdiktator Zia ul-Haq 1988 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Mohammed Hanif bietet in seiner glänzenden Satire über die von 1977 bis 1988 andauernde pakistanische Militärherrschaft gleich eine ganze Reihe von Möglichkeiten – Komplotte, persönliche Racheakte und politische Verschwörungen – an, die den Absturz der Präsidentenmaschine, dem auch eine Reihe führender Generäle und der US-Botschafter zum Opfer fielen, verursacht haben können. 115 Seiten, brosch., 6,95 € 383 Seiten, geb., 22,80 € Anzahl: Anzahl: Für unsere Leser versandkostenfrei! Einfach diesen Bestellcoupon ausfüllen, die gewünschte Anzahl eintragen und per Post oder Fax unter 030.7261917-40 abschicken. Name/Vorname Straße PLZ/Ort Datum/Unterschrift SB4_10 Friedrichstraße 165 • 10117 Berlin Telefon 030.7261917-0 • Telefax 030.7261917-40 E-Mail: [email protected] • www.dbbverlag.de dbb > finale sten Schritt seien mindestens 500 und langfristig bis zu 2 000 neue Planstellen nötig. Die Zahlen des Bundesarbeitsministeriums belegten, dass das vorhandene Personal der Finanzkontrolle Schwarzarbeit nicht ausreicht und an zusätzlichen Ermittlern kein Weg vorbei führt, wenn diese zeit- und personalintensive Aufgabe konsequent erledigt werden soll, so Leprich. Den Haushaltsplanungen zufolge ist bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit ein stufenweiser Personalaufbau um nur 200 zusätzliche Planstellen im Jahr 2010 und um jeweils 150 weitere Planstellen in den Jahren 2011 und 2012 vorgesehen, um die Mindestlöhne gezielt zu kontrollieren. Dies sei nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte der BDZ-Chef. 쮿 mitgliedsgewerkschaften 44 > GDL Tarifverhandlungen: Richtige Richtung „Die Auftaktverhandlung war ein Schritt in die richtige Richtung, um auf dem Verhandlungsweg eine gute Lösung erzielen zu können.“ Diese Einschätzung lieferte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky am 16. Juli 2010 unmittelbar nach > Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der GDL Beendigung der dreistündigen Auftakt-Verhandlungen zum Bundes-Rahmen-Lokomotivführertarifvertrag (BuRa-LfTV) mit Vertretern der Deutschen Bahn (DB) in Berlin. > dbb magazin | Juli/August 2010 „Die Deutsche Bahn denkt bisher noch, sie kann unsere Tarifverträge nur in ausgewählten Unternehmen anwenden. Das ist nichts anderes als Tarifflucht. Und das lassen wir nicht mit uns machen“, machte der GDL-Chef deutlich. Die DB habe bereits 17 „GmbHen“ gegründet und plane weitere 13: „Unser derzeit bestehender Haustarifvertrag zwischen DB und GDL, der Lokomotivführertarifvertrag (LfTV) muss jedoch auch weiterhin in allen Unternehmen des DB-Konzerns ohne Abstriche angewendet werden“, so Weselsky. Außerdem habe sich die DB bisher vorbehalten, die Tarifverträge erst dann zu unterzeichnen, wenn dies auch nichtbundeseigene Bahnen (NE-Bahnen) beziehungsweise deren Dachverbände tun. Andernfalls wolle sie die Löhne absenken. Die GDL werde dies aber nicht zulassen und sich von DB-Seite keine weiteren Vorbedingungen aufzwingen lassen, stellte der GDLBundesvorsitzende klar. Weselky: „Wir sind trotzdem zuversichtlich, dass wir den BuRaLfTV bei der DB ohne Vorbedingung in der nächsten Tarifrunde verhandeln werden.“ Die GDL fordert für die DB einen schlanken einheitlichen Rahmentarifvertrag. Weitere 68 Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland sollen ihn ebenfalls unterzeichnen. Die konkrete Ausgestaltung soll in Haustarifverträgen erfolgen. Ziel ist es, die Löhne der Lokomotivführer in Deutschland auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Nach zwei Sondierungsgesprächen wird die Tarifrunde am 29. Juli 2010 fortgesetzt. 쮿 > VBE Bildungsgerechtigkeit mangelhaft Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat mit Blick auf die jüngste Ländervergleichsstudie zu Sprachkompetenzen von Schülern vor der Gefahr > VBB Wunsch nach Planungssicherheit Die unter dem Eindruck der Sparbeschlüsse für den Bundeshaushalt geführte aktuelle Debatte um die Bundeswehr führt bei den Beamten und Arbeitnehmern zu Unverständnis und massiver Sorge um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Das erklärte der Verband der Beamten der Bundeswehr (VBB) am 14. Juni 2010. Die in der Vergangenheit erbrachten Personalkürzungen führten bereits jetzt das Personal an die Grenzen der Belastbarkeit, so der VBB. „Ohne Not wird über das Thema Wehrpflicht zur weiteren Verunsicherung in der Bundeswehr beigetragen.“ Die Folgen eines Wegfalls der Wehrpflicht wären weitere Schließungen von Standorten und ein gravierender Verlust von zivilen Arbeitsplätzen. 쮿 > Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE gewarnt, „dass die Länder sich ihren Schulbereich schönrechnen“. VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann sagte am 23. Juni 2010 zu dem Ländervergleich Bildungsstandards Sprachen für den Mittleren Schulabschluss: „Die Vergleichsstudie lässt alle Schüler außen vor, die keine Chance auf den Mittleren Schulabschluss haben. Das aber sind vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien. Damit wird durch Anlage dieser Studie nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit betrachtet und die wirkliche Risikogruppe ausgeblendet.“ Beckmann weiter: „An allen Schulformen besteht hoher Förderbedarf, um den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg besser zu entkoppeln als 쮿 bisher.“ > BBB Würdigung für neues Dienstrecht Der Bayerische Beamtenbund BBB hat das neue Dienstrecht, das am 14. Juli 2010 in letzter Lesung vom Bayerischen Landtag verabschiedet worden ist, „als angemessenen Ausgleich zwischen Bewährtem und Neuem“ gewürdigt. „Damit tut das bayerische Berufsbeamtentum einen großen Schritt in die Zukunft“, sagte BBB-Chef Rolf Habermann unmittelbar nach der Landtagssitzung in München. > Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes BBB Die letzten Hürden stünden noch bevor, um die grundlegende Zielsetzung des Gesetzes, die Verstärkung des Leistungsgedankens, zu verwirklichen, und viele Vorschriften erforderten noch eine untergesetzliche Ausgestaltung in den einzelnen Ressorts. „Darauf werden wir ein Auge haben“, versprach Habermann und bekannte, dass „dem BBB ein paar Regelungen schwerer im Magen“ lägen: Dazu zähle „die sicher gebotene Verlängerung der Lebensarbeitszeit“, die man sich weitaus flexibler und den individuellen Umständen anpassungsfähiger gewünscht hätte. Dennoch müsse nicht jede um- Reise und Erholung DEUTSCHLAND Urlaub an der Nordsee! 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Die Verabschiedung des neuen Dienstrechts, dessen Grundzüge vom Staatsministerium für Finanzen in jahrelanger enger Zusammenarbeit mit dem BBB geschaffen wurden, bringt den bayerischen Beamtinnen und Beamten ab 2011 gänzlich neu geregelte Beschäftigungsbedingungen. 쮿 > dbb brandenburg Land muss Ausgleich für Lehrer zahlen mitgliedsgewerkschaften 46 Das Land Brandenburg muss teilzeitverbeamteten Lehrern einen Ausgleich für entgangene Besoldungs- und Versorgungsleistungen zahlen. Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig entschied am 17. Juni 2010, dass die Teilzeitanord- > Heinz-Egon Müller, Vorsitzender des dbb brandenburg nung in der Erkennungsurkunde der Beamten rechtswidrig war. Brandenburg hatte seit 1998 für zehn Jahre Lehrer zu Teilzeit-Beamten ernannt. Hintergrund war der Rückgang der Schülerzahlen. Um den Lehrerüberschuss ohne Kündigungen abzubauen, sollten angestellte Lehrer auf Vollbeschäftigung verzichten. Dafür bot das Land eine Verbeamtung an. 7 500 Lehrer nahmen das Angebot an, Hunderte davon klagten später auf Vollbeschäftigung. > dbb magazin | Juli/August 2010 Durch rechtswidrige Anordnung von Teilzeit könne der Dienstherr die gesetzlichen Besoldungs- und Versorgungsansprüche eines Beamten nicht verkürzen, hieß es zur Begründung. Bei Aufhebung der Anordnung könne der unfreiwillig teilzeitbeschäftigte Beamte die rückwirkende Nachzahlung der Besoldungsdifferenz beanspruchen. Der dbb brandenburg begrüßte die Entscheidung. Der Vorsitzende des Landesbundes, Heinz-Egon Müller, sagte der rbb-Welle radioeins, das Land habe das Dienstverhältnis eines Beamten offenbar nicht richtig verstanden. Der Beamte sei verpflichtet, seine volle Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, so Müller. Wenn der Dienstherr dies nicht abrufe, müsse er da쮿 für einstehen. > dbb mecklenburgvorpommern Keine Einsparungen zu Lasten des Personals „Wir haben in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns alle bisherigen Verwaltungsreformen stets konstruktiv begleitet. Auch wenn der dbb die errechneten Einsparpotentiale der aktuellen Reform nach wie vor für utopisch hält, sehen wir es als positiv an, dass die angestrebten Kosteneinsparungen nicht primär – wie sonst üblich - zu Lasten des Personals realisiert werden sollen.“ Mit diesen Worten hat der Vorsitzende des dbb landesbundes mecklenburg-vorpommern (dbb-m-v), Dietmar Knecht, am 7. Juli 2010 in Schwerin das Ende der Landtagssitzung kommentiert, in der die Gesetzentwürfe zur Kreisgebiets- und Funktionalreform in zweiter Lesung abschließend beraten und abgestimmt worden sind. Als großen Erfolg bewertet der dbb m-v zudem, dass es im Verlauf der Beteiligungsgespräche gelungen sei, die Eigenständigkeit der Arbeitsschutzverwaltung zu erhalten. Knecht: „Wir haben uns mona- telang nachdrücklich dafür eingesetzt, gut funktionierende Strukturen zu erhalten, statt zu zerschlagen. Die Aufteilung der Arbeitsschutzverwaltung auf die neuen Landkreise hätte die Fach- und die Dienstaufsicht getrennt und somit zu mehr Verwaltungsaufwand geführt.“ > Dietmar Knecht, Vorsitzender des dbb mecklenburg-vorpommern Mit der Verabschiedung der Kreisgebietsreform bekommt Mecklenburg-Vorpommern Deutschlands größte Landkreise. Das Gesetz sieht sechs statt bisher zwölf Kreise vor. Die Zahl der kreisfreien Städte wird von sechs auf zwei reduziert, Rostock und die Landeshauptstadt Schwerin. Die Reform soll am 4. September 2011, dem Tag der Landtagswahlen, mit der Wahl der neuen Kreistage und Landräte vollzogen werden. Verschiedenen Gutachten zufolge soll die Reform Einsparungen zwischen 30 und 84 Millionen jährlich bringen. 쮿 > > DPhV Leistungen in vielen Gymnasien erfreulich Zufrieden hat sich der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, zu den Ergebnissen der Gymnasien im jüngsten Bundesländervergleich geäußert, mit dem das Erreichen der Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, > Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des DPhV Englisch und Französisch überprüft werden sollte. Besonders interessant sei, dass die Hälfte der Gymnasiasten bereits gegen Ende der 9. Jahrgangsstufe die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz erfülle, die eigentlich erst am Ende der 10. Klasse erreicht werden müssen, so Meidinger am 23. Juni 2010. „Vor diesem Hintergrund gewinnt die bereits früher diskutierte Forderung, Gymnasiasten unter bestimmten Umständen schon nach der 9. Klasse die Mittlere Reife zu verleihen, neue 쮿 Brisanz.“ DAAV Amtsanwaltstag 2010 – Nitsche wiedergewählt Auf dem Amtsanwaltstag 2010 am 11. Juni 2010 in Koblenz ist Norbert Nitsche für die nächsten vier Jahre im Amt des Vorsitzenden des Deutschen Amtsanwaltsvereins (DAAV) wiedergewählt worden. Auch Stellvertreter Burkhard Will und Schriftführerin Birte Bernhardt wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neu im Vorstand ist Schatzmeisterin Juliane Jüngling, teilte der DAAV mit. Dass ein Rückgang der Kriminalität zu verzeichnen sei, bezeichnete Nitsche als Trugschluss: Durch immer mehr Personaleinsparungen im Polizei- und Justizdienst und die steigende Belastung der Kolleginnen und Kollegen könnten weniger Straftaten registriert und bearbeitet werden. Dabei sei gerade der Amtsanwaltsdienst eine feste Größe in der Justiz, da nahezu ein Fünftel der Strafverfolger ein gutes Drittel der Strafverfahren bearbeite. Auf der Festveranstaltung kritisierte Nitsche das Auseinanderdriften der Besoldung im Amtsanwaltsdienst seit der Föderalismusreform. Positiv bewertete der DAAV-Vorsitzende die gestiegene Qualität der Ausbildung der Amtsanwaltsanwärter an der Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel (NordrheinWestfalen). 쮿 dbb > finale Echt stark … Starke Pfeifer – treffen sich seit 1984 in unregelmäßigen Abständen im ostsächsischen Ort Schleife, um das internationale Festival der Dudelsackpfeifer zu veranstalten. Teilnehmer aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich, Polen, der Slowakei und Tschechien präsentieren sich und der Welt Bauweise, Klangfarbe und Tonart der unter-schiedlichen Instrumente. Wer meint, es kann nur einen geben, irrt: 180 verschiedene Dudelsackarten existieren allein in Europa, weltweit sind es sogar 360. Das schottische Nationalinstrument erlebe zurzeit eine Renaissance, sogar in der Rockmusik und in der Gothic-Szene sei es derzeit beliebt wie noch nie. > > Starke Flitzer – sind sie zwar nie gewesen, aber sparsam und (un-)zuverlässig bis zum geht nicht mehr: die guten alten Trabis, die auf Deutschlands Straßen – auch im Osten – immer seltener werden. Nach der Wende waren im sächsischen Ort Lohmen vier der DDR-Zweitakter zum Schnäppchenpreis als Dienstwagen angeschafft worden; zwei davon sind heute noch knatternd im Einsatz. Der eine ist 35 Jahre, der andere 24 Jahre alt – und beide erhielten vor kurzem neue TÜV-Plaketten. Mit Nostalgie habe das nichts zu tun, erklärte Bürgermeister Jörg Mildner, sondern mit Sparsamkeit. Kleinere Reparaturen und 47 die Wartung können Gemeindemitarbeiter übrigens selbst erledigen. Starke Sachen – fanden sich bei einer Razzia im Knast „Bon Futuro“ auf der holländischen Antilleninsel Curaçao. Die 50 Beamten, die von Justiz-Staatssekretärin Ank Bijleveld-Schouten zum Aufräumen in die Karibik geschickt worden waren, konfiszierten in den Zellen der 545 Häftlinge 80 Handys, 70 Stichwaffen, 30 Schlagwaffen, Patronen, eine Schusswaffenimitation, größere Mengen Hasch und Kokain, vier Sprechfunkgeräte, diverse Dosen mit Pfefferspray, zwei Paar Handschellen, mehrere Gummiknüppel, zwei Sägen und sogar einen Schneidbrenner. Papillon lässt grüßen … > > Starke Leistungen – boten kürzlich in Prag eine leere Straßenbahn und deren Fahrer: Erstere fuhr führerlos etwa einen Kilometer weit durch belebte Straßen, letzterer verfolgte sie per Fahrrad, um sie zu stoppen. Der Straßenbahnfahrer hatte nach Dienstende sein Gefährt auf einem Gleis abgestellt, dessen Oberleitung abgeschaltet worden war. Als er mit Hilfe von Depotarbeitern versuchte, seine Tram weiterzuschieben, lieferte die Leitung den Motoren plötzlich wieder Strom – der Berufsanfänger hatte vergessen, die elektrische Steuerung abzuschalten – und der Zug fuhr ohne ihn los. Der verzweifelte Fahrer nahm per Fahrrad die Verfolgung auf, konnte die Tram aber nicht einholen. Erst als das Verkehrsunternehmen den Strom abstellte, kam die Bahn zum Stehen. Verletzt wurde niemand. sm > dbb magazin | Juli/August 2010 kulisse > Starke Raucher – sind stets darauf bedacht, dass ihnen die Glimmstängel nicht ausgehen. Ein in Torgelow wohnender Kasache hat allerdings die deshalb notwendige Vorratshaltung etwas übertrieben: Bei einer Kontrolle durch Polizeibeamte der Gemeinsamen Diensteinheit Vorpommern (GDE) fanden sich bei ihm 78 400 Zigaretten der Marken „Pall Mall“ und „Viceroy“. Der 49-Jährige hatte 392 Stangen unversteuerter weißrussischer Zigaretten im Kofferraum und auf dem Rücksitz seines PKW deponiert. Die heiße Ware wurde durch das Hauptzollamt Stralsund sichergestellt und die Steuerstraftat entsprechend angezeigt. Warum es so etwas wie uns nicht vorher gab? Wir wissen es auch nicht. „Cara“. A Frag chair by Nigel Coates. ABER GUT ZU WISSEN IST: Wir vernetzen Bund, Land und Kommune. Dadurch haben wir zum einen passende Kandidaten für Ihre freien Stellen und zum anderen die perfekte Stelle für suchende Bewerber. JETZT KOSTENLOS STELLEN AUFGEBEN ODER GEZIELT SUCHEN BEI WWW.INTERAMT.DE