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> TEST
46 | FREERIDE 1|14
Mit Highspeed über Steinbrocken
und Wurzelschlingen – moderne
Superenduros zeigen sich geländegängig wie Mini-Downhiller. Wie hier
in wilder Verfolgungs-Hatz auf den
Wettkampf-Trails von Finale Ligure.
Text: Dimitri Lehner, Fotos: W. Watzke, D. Roos, D. Simon
„I
ch fliege mit meinem Hosenboden“, sagte Testpilot Chuck
Yeager auf die Frage nach dem Geheimnis seiner Testerei.
Der US-Fliegerheld prüfte Düsenjäger zu Hunderten und
durchbrach im legendären Raketenflugzeug X-1 als erster
Mensch die Schallmauer. Als Biketester haben wir über die Jahre
auch ein Gefühl in der Hose entwickelt. Den sogenannten Popometer. Dieser Sensor aktiviert sich erst mit zunehmender Erfahrung
und nach zig Vergleichsfahrten. Wenn man viele Bikes gefahren
hat, schärfen sich die Sinne. Unser Team besteht aus routinierten
Testfahrern. Und um den Vergleich so objektiv wie möglich zu
machen, rücken wir im Rudel aus. Fünf Tester, neun Bikes, vier
Tage Vollgas. Tatort: die Trails von Finale Ligure. Wir kennen sie
von vielen Testfahrten – eine Art natürliches Labor. Später werden
die Bikes noch Hänge hochgescheucht und 50 Kilometer durch die
Landschaft getreten. Und damit wir uns voll und ganz auf die Bikes
konzentrieren können, montierten wir Einheitsreifen. Diesmal:
den bewährten Enduro-Pneu „Hans Dampf“ von Schwalbe.
Superenduro: Was ist das eigentlich genau?
GEHT
NICHT
Gibt’s
nicht!
Kein anderes Gravity-Bike besitzt so
einen breiten Einsatzbereich wie das
Superenduro. Bergtouren, Trailfahrten,
Bikeparkeinsätze – alles ist möglich.
In der Lesergunst steht diese BikeKlasse daher ganz oben. Wir haben
neun deutsche Versender-Bikes für
euch getestet.
Enduro kennt jeder: gut hoch, besser runter. Mit der Definition
„Superenduro“ dagegen hadern selbst die Hersteller. Deswegen
teilten wir mit, was wir darunter verstehen: maximaler Fahrspaß
bergab, bikeparkfähig und tourentauglich. Kurz: EIN Bike für
alles, ohne dass man zu große Kompromisse eingehen muss. Da
in der Vergangenheit öfter die Kritik zu hören war, ein Vergleich
zwischen Versender- und Einzelhandels-Bikes sei ungerecht (Preisvorteil der Versender), haben wir diesmal ausschließlich Direkt­
vertriebler getestet: neun Bikes aus Deutschland für maximal
3500 Euro. Nur Propain überzog leicht – da drückten wir ein Auge
zu. Im Superenduro-Test vor einem Jahr lautete unsere Vorgabe:
Federweg ab 160 Millimeter. Das führte dazu, dass sich sehr
straffe Bikes mit wenig Parkeignung ins Testfeld mischten. Um
nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, forderten wir in diesem
Test: eine 170-Millimeter-Gabel ist Minimum. Einzige Ausnahme:
die RockShox „Pike“. Diese neue 160-Millimeter-Gabel arbeitet
so hervorragend, dass sie selbst den Vergleich zur großhubigen
Konkurrenz nicht scheuen muss.
Laufradgrößen: Ist 27,5 Zoll ein Muss?
Wie schlagen sich die 26-Zöller im Vergleich zu den neuen 650BLaufrädern, die den Bikemarkt wie ein Grippevirus infizieren? Da
waren wir selbst gespannt und freuten uns über ein gemischtes
Testfeld. Mit dem Propain war sogar ein Kandidat dabei, der
vorne auf 27,5 Zoll rollte und hinten auf 26. Am Ende der Prüfungsfahrten lautete das Urteil der Tester einstimmig: „Wir spüren
keinen Unterschied.“ Wirklich nicht! Zumindest, wenn man unterschiedliche Bikes vergleicht. 650B – also doch ein VerkaufsCoup der Marketing-Abteilung? Es scheint so. Lest dazu unseren
Techtalk (Seite 62).
Ausstattung: alles dran?
In der Vergangenheit ärgerten wir uns über Testbikes, die durch
Mankos bei der Ausstattung leichtfertig Punktabzug riskierten.
Jetzt haben die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht: Breiter
Lenker, Variostütze, kräftige Bremsen, sinnvolle Bereifung – da
ist größtenteils alles dran. Viele statten ihre Bikes mit 1x11-fach-­
FREERIDE 1|14 | 47
> TEST
Detail-Check: Superenduro
Worauf wir achten
Dämpfer: Federbeine mit
zuschaltbarer Druckstufe erleichtern den Uphill. Moderne
Kinematiken kommen sogar
ohne aus und wippen bergauf
kaum.
Variostützen: Teleskopstützen mit Fernbedienung vom Lenker sind
ein absolutes Muss für
diese Bike-Klasse. Ideal bei
Gegenanstiegen.
Reach: Entscheidender als die Oberrohr-
Moderne Geometrie: Sie erzeugt
einen „Draufsitzen-wohlfühlen-Effekt“. Es gilt:
je länger der Radstand, desto laufruhiger
und träger wird das Bike, je kürzer, desto
agiler und nervöser. Kurze Kettenstreben
machen das Bike wendig und sprungfreudig. Ein flacher Lenkwinkel (zirka 65,5 Grad)
sorgt für Laufruhe.
länge ist der Reach (Abstand Tretlagermitte
bis Steuerrohrkante). Steht der Biker zum Beispiel beim Downhill auf den Pedalen, engt ein
zu kurzer Reach den Fahrer ein. Ein zu langer
Reach dagegen überstreckt den Biker. Folge
in beiden Fällen: weniger Kontrolle.
Cockpit: Breite Lenker
geben Kontrolle. Unser Tipp:
760–780 Millimeter. Die Vorbaulänge sollte 60 Millimeter
nicht überschreiten.
Antrieb: Zweifachkettenblätter
mit Zehnfachritzel sind eine gute
Wahl. Damit lassen sich auch
steile Anstiege gut erkurbeln. Alternative: 1x11-fach. Vorteil: leichter,
cleaner Look, zudem macht der
hohe Kettenzug die Führung fast
überflüssig. Dafür erfordert
1x11-fach mehr Beinkraft.
Federgabel: Viel Hub
bedeutet Komfort, Fehlertoleranz und damit Fahr­
sicherheit. 170 oder 180 Millimeter Federweg sind ideal,
da Superenduros auch
im Bikepark zum Einsatz
kommen. Für lange, steile
Anstiege: ist eine Absenk­
option hilfreich.
Bremsen: Bissig
sollen sie sein, einfach
zu verstellen, zuverlässig und mit Hebeln
ausgestattet, die gut
in der Hand liegen.
Große Scheiben (200
Millimeter) erhöhen
die Bremskraft.
Stabile Reifen: Breite Schlappen um 2,4 Zoll
Breite garantieren Pannensicherheit, Grip und
Fahrspaß. Tipp: Für Einsätze in besonders felsigem Gelände oder Bikeparks, sollte man sich
einen Satz Downhill-Reifen zulegen.
Schaltungen aus. Ein Trend, der vom Enduro-Racing herüberschwappt. Vorteil: Es spart Gewicht und sieht aufgeräumt aus,
verlangt aber etwas mehr Pedaldruck, wenn’s steil bergauf
geht. Unser Urteil: super! Durch den starken Kettenzug wird
sogar eine extra Kettenführung überflüssig.
Das Testfeld: viel Licht, wenig Schatten
Der Trend in dieser Bike-Klasse geht eindeutig zu leichten Bikes
unter 14 Kilo mit daher sehr breitem Einsatzbreich. Das gefällt
uns, schließlich wollen wir alles: Vollgas bergab blockern, flink
über gewellte Trails surfen, locker den Gipfel erreichen und
dennoch den fetten Drop nicht auslassen müssen. Radon und
YT beweisen eindrucksvoll, dass leichte Bikes viel Fahrsicherheit und Reserven bieten können. Dagegen wirken zum Beispiel die schwereren Boliden von Rose oder Nox wie klassische
Freerider – Trailfahrten werden damit zur Kraftanstrengung.
Ganz anders: das straffe Votec. Hier ist das Einsatzspektrum
am anderen Ende beschnitten. Trailfahren und Touren: ja, Bike­
park-Bolzen und Stunts: eher nein. Auffällig im diesjährigen
Testfeld: So viele Räder in dieser hohen Leistungsdichte gab es
selten. Drei Bikes mit der Top-Note 10 stechen heraus: Alutech,
Radon und YT. Den Carbon-Flitzer von YT mit seinem potenten
Fahrwerk prämierten wir zusätzlich mit dem Testsieg, da das
Bike mit Top-Leistung und einem Rekordgewicht aufwartet!
Unser Testrevier Finale Ligure: Kaum ein anderes Gebiet
besitzt eine solche Vielfalt flowiger Trails wie das italienische
Dorf an der Mittelmeerküste nahe Genua. Ideales Testgelände
für unsere Superenduros. Die Trails bieten flowige Passagen,
schnelle Kurvenwechsel, technische Abschnitte und Knüppelpisten. Wir danken Yoyo Marienfeld und Ricardo Negro für die
Unterstützung vor Ort. (www.finaleligure-bikeresort.com)
48 | FREERIDE 1|14
Gewichte im Vergleich
Gesamtgewicht
ohne Pedale, in Kilo*
Laufräder
in Gramm*
Top 3 DOWNHILL
1.
Radon
13 YT Capra
4 127 Alutech
2.
YT
13,7 Propain Tyee
4 223 Radon Swoop
3.
Alutech
13,8 Solid Magix
4 314 Propain Tyee
13,8 Votec VE 160
4 315 Solid Magix
13,9 Radon Swoop 175
4 398 Votec VE 160
1.
Rose
14,1 Alutech Fanes 4.0 V2
4 504 YT Capra Comp
2.
Alutech
14,3 Canyon Torque EX
4 518 Canyon Torque EX
3.
YT
14,7 Nox EDF 6.7 SL Expert
4 889 Rose Soul Fire 2
15,5 Rose Soul Fire 2
4 975 Nox EDF 6.7 SL Expert
Test-Bereifung: Für eine bessere Vergleichbarkeit mon-
tierten wir auf alle Testbikes den bewährten Enduro-Pneu „Hans Dampf 2,35 Trailstar“.
Top 3 PARK
Top 3 TOUR
1.
YT
2.
Radon
3.
Propain
Die Gretchen-Frage: Bieten 27,5 Zoll ein Plus an Fahrsicherheit?
Die Antwort
Während unserer Testfahrten konnten wir keinen Unterschied zwischen 26 Zoll
und 27,5 Zoll erfühlen – obwohl die Tester schon Hunderte von Bikes getestet haben.
Wenn es einen spürbaren Vorteil von 27,5 Zoll geben sollte, ist er minimal und nur im
direkten Vergleich zwischen ein und demselben Bikemodell mit unterschiedlichen
Laufrädern feststellbar. Interessant: In der letzten Saison waren die schnellsten Biker –
ob in Enduro- oder Downhill-Rennen – mit 26-Zoll-Bikes unterwegs.
* Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
brandnamic.com | Foto: Saalbach Hinterglemm/Yorick Carroux
Bist du
sattelfest?
Ein Hochgefühl für Biker –
Top-Infrastruktur sowie Routen
aller Schwierigkeitsgrade und
für alle Disziplinen machen
Saalbach Hinterglemm zum
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nirgendwo – etwa die kostenlose Nutzung aller Lifte und Aufstiegsanlagen. www.saalbach.com
FREERIDE 1|14 | 49
> TEST
Everybody’s Darling
Kursänderung: Vor Jahren galten die Bikes der norddeutschen Kleinschmiede Alutech
in der Szene als unzerstörbare Freeride-Panzer. Dann kam das „Fanes“, ein eleganter,
leichter Viergelenker mit geschwungenem Oberrohr und tiefem Schwerpunkt. Dieses
„One 4 All“-Bike mit seinem Komfort-Fahrwerk räumte Bestnoten ab. Wir waren daher gespannt,
ob das überarbeitete „Fanes“ seine Pole-Position behaupten würde. Das Alutech (wahlweise auch
in 27,5 Zoll) ist mit bewährten Komponenten bestückt. Vorne federt die potente „Lyrik 170“ mit
Downhill-Kartusche, im Hinterbau steckt CaneCreeks „Double Barrel“ mit Antiwipp-Funktion.
Super: das breite Cockpit, die aufgeräumte Optik mit innenverlegten Zügen und die leichten
Laufräder. Pfiffig: die verschraubte Mini-Führung fürs Zweifach-Kettenblatt. Schon
beim Aufsitzen fühlt man sich auf dem Alutech wohl. Da passt alles. Eine gelungene Geometrie, die das Gefühl vermittelt, schön tief im Bike zu sitzen. Die
Kettenstrebenlänge ist variabel – wir bevorzugten die lange Einstellung.
Hier erzeugt das Bike mehr Laufruhe für schnelle, rumpelige Passagen.
Das satte Fahrwerk liefert das nötige Selbstvertrauen, um im Bikepark
selbst fiese Stunts zu wagen. Wendig, verspielt, sprungfreudig, direkt,
schnell, sicher, – das „Fanes“ vereint Wunsch-Attribute und wurde
auch bei diesem Test zu „Everybody’s Darling“. Genau so muss ein
Bike dieser Klasse funktionieren! Trailfahrten und Uphills sind mit
dem Rad ebenfalls gut zu meistern. Für lange Gipfelfahrten lassen
sich sogar Lenk- und Sitzwinkel um 1 Grad steiler stellen. 14,1 Kilo: Das
ist ein gutes Gewicht – die Serie soll mit einer optimierten Schwinge
sogar etwas leichter sein.
Versender Alutech baut das
„Fanes“ auch nach Wunsch
auf. Gegen Aufpreis gibt es
das Bike sogar in knalligen
Farben.
Fazit: Fahrspaß garantiert – das „Fanes“ kann alles sehr gut. Wer
ein verspieltes, wendiges, potentes Bikes sucht, wird hier fündig.
Die FREERIDE-Tester waren sich einig: ein Top-Bike!
Alutech Fanes 4.0 V2
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Alutech Cycles
www.alutech-cycles.com
Alu/S,M,L,XL,XXL
3 500 Euro/14,1 kg
messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem
170 mm/170 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC2 DH/
CaneCreek Double Barrel CS
Kurbeln/Schaltung Shimano SLX/Shimano SLX
Bremsanlage Shimano XT
Laufräder Sun Ringle Charger Pro SL Systemlaufradsatz,
Schwalbe Hans Dampf Evo Snake Skin FR 2,35 Reifen
50
584
120
440
Reach 412 mm
Stack 587 mm
BB-Drop 10 mm
Stärken
74°
• Fahrwerk
• Handling
• Geometrie
65,2°
Schwächen
1164
427
HANDLING
wendig
Fahrwerk
straff
349
laufruhig
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
50 | FREERIDE 1|14
10
Innenverlegte Züge und die „Stealth“-Variante
der bewährten „Reverb“-Variostütze erzeugen
eine aufgeräumte Optik. Der steile Sitzwinkel
(74°) unterstützt effektives Bergauf-Pedalieren.
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Bitte anfassen! Die „XT“-Bremshebel liegen so gut
in der Hand, dass man sich jedesmal freut, in die
Eisen zu gehen. Schön technisch sehen sie ebenfalls aus. Gut: die schnelle Griffweiten-Verstellung.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
Rovidenditi velent vernate
mquibus sandis atur re ersperro
„Auf dem Radon war
te dolum hilluptatur?
ich am schnellsten und
Cus et et minimi, sus quia non
habe mich am sicher­
rerum adi cor asperup tatiber
chicipsunt am quidem iliquae- sten gefühlt. Dazu ist es
cabo. Giae sumet, consequati leicht und uphill-stark.
optae videl eiciundamet ipitiumNur das Alutech hat mir
fugitatque optat.
durch seine Wendigkeit
noch etwas besser ge­
fallen.“
Laurin Lehner,
FREERIDE-Tester
Leicht, kletterwillig und gleichzeitig potent bergab mit viel
Fahrwerksreserven – das muss
kein Widerspruch sein. Das
Radon „Swoop“ kriegt diesen
Spagat besonders gut hin.
FREERIDE 1|14 | 51
> TEST
SpaSSgarantie
„Nimm das ‚Torque‘ – damit liegst du richtig“, lautet ein oft genannter Tipp der FREERIDETester auf die Frage nach einem Allerskönner-Bike mit schier unschlagbarer Preis-Leistung.
Daran hat sich auch nach diesem Test nichts geändert. Das „Torque“ ist ein Dauerbrenner im
Programm des Koblenzer Direktversenders. Über die Jahre konnte das Bike so manchen Testsieg und FREERIDE-Tipp absahnen. Ausreißer gab es keine – das Teil funktioniert. Auch 2014 hat
Canyon nichts dem Zufall überlassen und sein Preisschlager-Bike in der „Trailflow“-Variante (das
günstigste Bike im Test) mit bewährten und angesagten Komponenten bestückt. Das Fahrwerk
des Viergelenkers besteht aus der hervorragenden „Lyrik Solo Air 170“ mit Downhill-Kartusche, im Heck steckt der CaneCreek-Abfahrtsdämpfer „Double Barrel CS“. Das Cockpit
stammt von Renthal mit straffen Griffen und sehr aufgeräumt, da die 1x11-fachSchaltung den linken Daumenschalter überflüssig macht. Um ganz sicher zu
gehen, dass die Kette im wilden Geblockere auf dem Blatt bliebt, verbaute
Canyon zusätzlich eine Führung. Durchgestylt: Das Rot-Schwarz-Thema
zieht sich durchs ganze Bike. „Draufsetzen – wohlfühlen!“, so kennen
wir das vom „Torque“. Für mehr Druck aufs Vorderrad nahmen wir alle
Spacer raus – mehr Feinabstimmung war nicht nötig. Der 26-Zöller fährt
sich direkt, wendig und entwickelt trotz kürzestem Radstand genügend
Laufruhe. Kurzer Zug am Lenker – schon lässt sich das Canyon willig
in den Manual ziehen. Die Fahrwerksreserven ermutigen zu Stunts
und Vollgas-Einlagen und geben Sicherheit. Dennoch: Das Canyon
blieb eher unauffällig. Es gab keinen wirklichen Anlass zur Kritik, stach
aber auch nicht so heraus wie die Konkurrenten von Alutech oder YT.
Das Erfolgsbike
„Torque EX“ gibt es
in drei Modellen für
unterschiedliche Einsatzschwerpunkte.
Die Preis-Leistung ist
kaum zu schlagen.
Fazit: Auch 2014 punktet das „Torque“ mit sehr guter AllroundLeistung und ausgewogenen Fahreigenschaften. Ein sicherer Tipp –
nicht nur für Sparfüchse!
Torque EX
Trailflow
Canyon
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Canyon Bicycles
www.canyon.com
Alu/S,M,L,XL
2 799 Euro/14,3 kg
messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem
170 mm/180 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC2 DH/
CaneCreek Double Barrel Air CS
Kurbeln/Schaltung SRAM X1/SRAM XO1
Bremsanlage Avid Elixir 7 Trail
Laufräder Sun Ringle Charger Comp XD Systemlaufradsatz, vorne: Maxxis Highroller II 2,4, hinten: Maxxis Minion
DHF 2,5 Reifen
55
581
135
446
Reach 400 mm
Stack 603 mm
BB-Drop 14 mm
Stärken
73,6°
1145
422
• Gabel
• Ausstattung
• Preis/Leistung
66,0°
Schwächen
352
• Gewicht
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
52 | FREERIDE 1|14
9
Bedienerfreundlich: Der „Sag-Indikator“ hilft,
die Federrate des Dämpfers zu finden. Das Fein­
tuning des „Double Barrel“-Dämpfers ist mangels
spürbarer Rasterung aber noch immer kniffelig.
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Sicher ist sicher, dachte sich Canyon und verpasste der SRAM „XO1“-Schaltung mit seiner
hohen Kettenspannung eine zusätzliche
Führung.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
Länge läuft!
Die Berliner schickten uns ihre Waffe für „kompromisslosen Superenduro- und Freeride-Einsatz“ (Nox-Homepage). Eine ideale Beschreibung, um es schnell durchs Casting unseres Tests
zu schaffen. Denn das Wunschbike soll maximalen Downhill-Spaß bringen bei vernünftigen
Uphill-Eigenschaften und angenehmer Beschleunigung für Trail-Fahrten. Bei einer ersten Inspektion wunderten wir uns allerdings über einige Ausstattungsdetails: keine Variostütze, nicht einmal
ein Schnellspanner, 10fach-Rennradkassette bei nur einem Kettenblatt – wollen die Berliner nur
im Park fahren? „Ja“, kontert Nox. Das Bike sei für den Einsatz im Bikepark ausgerüstet, könne aber
als Rahmen-Kit individuell aufgebaut werden. Typisch Nox: die martia­lische Optik. Das
Rahmendesign mit geraden Kantrohren und wuchtigen Blechen im Rahmendreieck wirkt eher konservativ. Bei Vollgas in der Falllinie macht das Nox
tatsächlich keine Gefangenen. Es walzt auf seinen 27,5-Zöllern alles nieder.
Verantwortlich ist das potente 170er-Fahrwerk. Eine Kombina­tion aus
der neuen X-Fusion „Metric“-Gabel und RockShoxs Downhill-Dämpfer
„Vivid Air“. Ein Blick auf die Technikdaten erklärt die Praxis: längster
Radstand, längste Kettenstrebe, längster Reach im Test, ein flacher
Lenkwinkel. „Länge läuft – ein Bolzgerät“, bringt es ein Tester auf den
Punkt. In Highspeed-Passagen mischte das Nox ganz vorne mit. Die
Laufruhe fordert ihren Tribut in schnellen Kurvenwechseln. Dann
kommt man mit dem Steuern kaum nach und vermisst Spritzigkeit
und Agilität. Wer auf verspieltes Freeriden steht, sollte das berücksichtigen. 14,7 Kilo (ohne Pedale) und genannte Ausstattungsmankos drücken die Allround-Eignung. Das gibt leider Punktabzug.
Fazit: Das Nox mag’s schnell bergab. Da kann es mit seinem satten
Fahrwerk punkten. Limitierter Einsatz: Trail-Ausflüge mit Gegenanstiegen und Uphills erfordern viel Muskelschmalz.
Vario-Federweg: Der
Hinterbau lässt sich mit
170 oder 150 Millimetern
Federweg fahren. In
dieser Ausstattung macht
allerdings nur der volle
Hub Sinn.
Nox EDF 6.7 SL Expert
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten
Hinterbausystem
Hawk Bikes E&M GmbH
www.noxcycles.com
Alu/S,M,L
3 399 Euro/14,7 kg
170 mm/150–170 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer X-Fusion Metric HLR/
RockShox Vivid Air R2C
Kurbeln/Schaltung Truvativ Holzfeller OCT/SRAM XO
Bremsanlage Avid XO Trail
Laufräder
Nox Naben, Mavic EN 321 650B Felgen,
vo. Conti. Mount. King Prot. 2,4, hi. Conti. Trail King Prot. 2,4
50
587
125
425
Reach 421 mm
Stack 608 mm
BB-Drop - 4 mm
Stärken
75,1°
1187
437
• Fahrwerk
• Laufruhe
65,1°
Schwächen
350
• Gewicht
• Ausstattung
• wenig verspielt
Performance
Uphill
Downhill
8
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Nox sieht den Einsatz seines Bikes hauptsächlich
im Bikepark. Daher gibt’s weder Schnellspanner noch Variostütze. Schade, bei den Features
könnte man mit dem Bike mehr anstellen.
Cola-Dose: Im Nox-Hinterbau steckt der dicke
„Vivid Air“-Dämpfer. Er erzeugt ein sattes, komfortables Fahrwerk, das zu Vollgasabfahrten animiert und viel Ruhe ins Bike bringt.
FREERIDE 1|14 | 53
> TEST
Individualist
Ingenieur Robert Kraus kam von einem Kanada-Biketrip zurück, war voller Ideen und Insprira­
tionen und schwupps war die Idee zu einer neuen Bike-Kinematik geboren. Er berechnete
vier Drehpunkte für seinen VPP-Hinterbau, um Antriebseinflüsse zu eliminieren, und nannte
das ganze „Pro 10“. Seit zwei Jahren gibt es den Direktversender aus Ravensburg mit dem etwas
missverständlichen Namen Propain (pro Schmerz?). Dank Baukastensystem kann man sich sein
Bike individuell zusammenstellen, unterschiedliche Farben und die Laufradgrößen auswählen.
Uns schickte Propain sein Top-Modell „Tyee XX1“ in den Test. Es überschritt das Preislimit nur
knapp, so dass wir ein Auge zudrückten. Besonderheit: Im Testbike verbaute Propain
vorne 27,5-Zoll und hinten 26 Zoll. Laut unserer Testanforderung sollten die Bikes
mindestens mit 170-Millimeter-Gabeln ausgestattet sein – das „Tyee“ besitzt
nur 160. „Kein Problem“, versicherte Geschäftsführer David Assfalg, „die ‚Pike‘
kann locker mithalten!“ Und tatsächlich: Das „Tyee“ machte selbst in wildem
Gerumpel eine gute Figur. Die Gabel und der sehr flache Lenkwinkel (64,3
Grad) spendierten dem Bike so viel Führung, dass der „straffe“ Hinterbau
kaum auffiel. Lebendig, agil, direkt, gut zu kontrollieren – „ein Super­
enduro, wie man es sich wünscht“, formulierte ein Tester begeistert.
Einem anderen war der Lenkwinkel etwas zu flach; er glaubte in Kurven
leichtes Untersteuern festzustellen. Mit 13,7 Kilo ist das „Tyee“ das zweitleichteste Bike im Test. Es beschleunigt gut und punktet bei Trailfahrten
in gewelltem Gelände. Geht’s bei Bergtouren steil bergauf, bewahrt das
„Tyee“ die Contenance – der Hinterbau wippt kaum; die Gabel ist absenkbar.
Augenstress: Wem
das Notarzt-Rot zu
grell ist, kriegt das
Propain in vielen
Wunschfarben.
Propain
Fazit: Leicht, lebendig, direkt und doch potent genug, um hartes
Geläuf zu meistern. Das Propain begeisterte die FREERIDE-Tester.
Tyee XX1
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten
Hinterbausystem
Propain Bicycles GmbH
www.propain-bikes.com
Alu/S,M,L,XL
3 599 Euro/13,7 kg
130–160 mm/160 mm
VPP
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike Dual Position Air/
RockShox Monarch Plus RCT3
Kurbeln/Schaltung SRAM XX1/SRAM XX1
Bremsanlage Avid XO Trail
Laufräder DT Swiss EX 1501 Spline Systemlaufradsatz,
Hans Dampf Evo Snake Skin 2,35 Reifen,
27,5 Zoll vorne, 26 Zoll hinten
50
580
125
445
Reach 399 mm
Stack 600 mm
BB-Drop 8 mm
Stärken
• Gewicht
• Gabel
• Cockpit
73,6°
1171
436
64,3°
Schwächen
• straffes Heck
346
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
54 | FREERIDE 1|14
9,5
Gute Führung: Die „Pike“ spricht sensibel an,
nutzt den Federweg gut aus und besitzt angenehme Endprogression. Der flache Lenkwinkel
des „Tyee“ erzeugt Laufruhe im Holterpolter.
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Der Dämpfer des Propain sitzt tief hinterm Sitzrohr und generiert recht straffe 160 Millimeter
Federweg. Ein Carbon-Schmutzfang soll den
Dreckbeschuss vom 26-Zoll-Hinterrad stoppen.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
„Das Propain hat mir
besonders gut gefallen
– ein Superenduro, wie
man es sich wünscht:
spielerisches Handling,
stabil bei Speed und
gut zu pedalieren. Auch
die Ausstattung finde
ich sehr stimmig!“
Florian Haymann,
FREERIDE-Tester
Volle Kontrolle: Ein breiter Lenker
am kurzen Vorbau gibt immer
ein gutes Gefühl – ob man durch
flowige Trails kurvt oder bei Highspeed durchs Gerümpel blockert.
FREERIDE 1|14 | 55
> TEST
Sichere Bank
Im letzten Test beeindruckte uns das „Swoop“ wie kaum ein anderes Bike. Konstrukteur
Bodo Probst war es gelungen, die Performance eines Freeriders mit der Allround-Tauglichkeit eines Enduros zu kombinieren. Eine kleine Revolution, wie wir fanden. Denn bisher
quälten wir uns mit übergewichtigen Freeridern auf die Berge, um maximalen Spaß bergab
erleben zu dürfen. Bikes wie das Radon schaufeln das Grab der klassischen Freerider (typischer
Vertreter: das „SX Trail“ von Specialized) – denn warum schwer, wenn’s auch leicht geht. Fakt
ist – und da haben wir über diesen Test hinaus viel Erfahrung sammeln können – das Radon
ist ein ideales „Do it all“-Bike mit voller Bikepark-Tauglichkeit. Sprich: Bikepark geht nicht
nur, es macht richtig Spaß! Das statte Fahrwerk erzeugt Komfort und Sicherheit
wie kein anderes Bike im Testfeld. „Da kannst du das Gas voll stehen lassen“,
urteilten die Tester. Das neu verbaute Fox-Federbein „Float X“ mit KashimaBeschichtung holt noch mehr aus dem Hinterbau als der Vorgänger. Die
Geometrie gefällt – angenehmer Reach (wir tauschten den 65er-Vorbau
gegen einen 40er), langer Radstand, tiefes Tretlager. Das Radon zog
der Konkurrenz bergab auf seinen leichten 26er-Laufrädern davon,
ohne unhandlich zu wirken. Es steuert sich mit seinem breiten Lenker
direkt, lässt sich willig in Kurven drücken und schnellt bei Armzug
zum Geländesprung in die Höhe. So spritzig und handlich wie zum
Beispiel das Alutech ist das Radon allerdings nicht. Auf gewellten Trails
beschleunigt das „Swoop“ mit seinen 13,9 Kilo angenehm. Für lange
Anstiege ist es ebenfalls gewappnet: steiler Sitzwinkel, Variostütze, Absenkgabel, Zweifach-Kettenblatt. So erklettert man jeden Alpengipfel.
Das Top-Modell des
„Swoop“ (leider 200 €
teurer als ursprünglich
angegeben) zeigt keine
Ausstattungsschwäche.
Komplett innenverlegte Züge
wären allerdings schön.
Fazit: Das Radon zählt zu den Spitzenreitern und zeigt, zu welchem
breiten Einsatzspektrum ein Bike dieser Klasse fähig ist.
Radon Swoop 175 9.0
herstellerangaben Vertrieb H&S Bike Discount GmbH
www.radon-bikes,de
Material/Größen Alu/16“,18“,20“
Preis/Gewicht ohne Pedale* 3 499 Euro/13,9 kg
messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem
140-180 mm/175 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 36 Talas Fit RC2/Fox Float X
Factory CTD
Kurbeln/Schaltung RaceFace SixC/SRAM XO
Bremsanlage Avid XO Trail
Laufräder DT-Swiss EX 1750 EX Spline Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf Evo Snakeskin 2,35 Reifen
65
590
120
455
Reach 405 mm
Stack 608 mm
BB-Drop 1 mm
Stärken
73,5°
• Fahrwerk
• Ausstattung
• Allround-Einsatz
65,2°
Schwächen
1175
437
341
• Zugverlegung
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
56 | FREERIDE 1|14
10
„Die Gabel ist die Macht!“, entfuhr es einem
Tester voller Euphorie. Überhaupt: Die edlen
Feder­elemente von Fox stehen dem Radon gut
und bringen auch bei Vollgas Ruhe ins Fahrwerk.
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Mit 13,9 Kilo ist das Radon schon leicht, doch
eine 1x11-Schaltung könnte das Bike noch leichter machen, ohne die Uphill-Leistung groß zu
drücken – etwas Muskelschmalz vorausgesetzt.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
Wuchtbrumme
Es scheint, als ob sich jeder Hersteller seine ganz eigene Interpretation der Bike-Klasse:
Superenduro zusammenreimt. Die einen setzen auf eher knappe Federwege und geringes
Gewicht (Propain, Votec), die anderen auf Fahrwerksreserven, robuste Bauweise und damit
einhergehend auf üppiges Gewicht. Das komplett neu entwickelte Gravity-Bike von Rose vertritt
die zweite Philosophie: maximale Leistung bergab, doch noch aus eigener Kraft nach oben.
Daher verwundert es nicht, dass Konstrukteur Max Sistenich seinem Bike 185 Millimeter Federweg im Heck spendierte. Schick: Statt der recht konservativen Optik der letzten
Jahre überrascht das „Soul Fire“ mit geschwungenen Rohren und modernem
Look. Die Ausstattung ist stimmig: Abfahrtsdämpfer „Vivid Air“ im Heck,
hubstarke 180er-Gabel „Durolux“, hervorragende „Code“-Bremsanlage mit
200er-Scheiben für zuverlässige Bremsmanöver selbst in Extremsituationen und stabile Laufräder. Um Uphills zu erleichtern, lässt sich die
Gabel absenken und die Kette auf ein kleines Blatt schalten – natürlich klettert das Rose etwas träger Richtung Gipfel als die Konkurrenz, gut hoch kommt man dennoch. Der Test wurde erschwert
durch einen Gabelausfall. Die erste „Durolux“ federte so zäh, als
wäre Honig in den Holmen. Die Ersatzgabel funktionierte besser.
Das Rose entwickelt viel Laufruhe, liegt dank schluckfreudigem
Heck satt auf und gibt so viel Selbstvertrauen, dass man selbst
5-Meter-Drops wagt. Das Handling gefällt – doch unter dem satten
Fahrwerk leidet etwas die Lebendigkeit. Gerade bei Trailfahrten
versackt Energie und man muss mehr Kraft für Vortrieb aufwenden
und aktiver mit dem Bike arbeiten als bei der leichteren Konkurrenz.
Rose bietet das „Soul Fire“
in drei Modellen und drei
Farben. Mittels Konfigurator kann man sein Bike mit
Wunschteilen bestücken.
Fazit: Das „Soul Fire“ ist mehr Freerider als Superenduro. BergabBolzen, harte Stunts und Bikepark-Missionen sind die Vorlieben des
Rose. Kurzum: ein Großkaliber, das ohne Shuttle auskommt.
Rose Soul Fire 2
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Rose Versand GmbH
www.roseversand.de
Alu/S,M,L,XL
2 802 Euro/15,5 kg
messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem
140-180 mm/185 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer SR Suntour Durolux RC2/RockShox
Vivid Air R2C
Kurbeln/Schaltung Race Face Atlas/SRAM XO
Bremsanlage Avid Code R
Laufräder Spank Spoon 32 Systemlaufradsatz,
Schwalbe Hans Dampf Evo Snakeskin 2,35 Reifen
40
125
455
Reach 419 mm
Stack 602 mm
BB-Drop 10 mm
605
Stärken
73,2°
• Hinterbau
• Sicherheit
• Robustheit
65,5°
Schwächen
1175
431
• schwer
• Preis/Leistung
• Gabelprobleme
351
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
9
Absenkgabel: Für 140 Millimeter Knopf drücken!
Der Testgabel wurden vom Hersteller zähe Fettpackungen verpasst. Folge: zu träges Ein- und
Ausfedern. Ohne funktionierte die Gabel besser.
Wurfanker: Rose setzt die kräftige „Code“Bremse mit großen 200er-Scheiben ein. Eine
gute Wahl – denn die „Code“ zählt zu den besten
Bremsanlagen auf dem Markt.
FREERIDE 1|14 | 57
> TEST
Schwaben-Power
Solid schickte sein neu entwickeltes 27,5-Zoll-Superenduro „Magix“ in den Test – noch als
Prototyp mit unfertigen Decalls auf dem rohen Rahmen. Doch der Raw-Look in gebürstetem Alu soll bleiben. Die wuchtigen Rohre wurden hydroformiert – das sieht schick und
modern aus. Der Dämpfer steckt in einer großen Wippe, die 175 Millimeter Federweg aus dem
Heck quetscht. Vorne federt die neue, leichte RockShox „Pike“ mit 160 Millimetern (absenkbar auf
130). Das Bike sieht wuchtig aus – doch die Optik täuscht. Gemeinsam mit YT, Propain und Votec
zählt das „Magix“ zu den Leichtgewichten im Testfeld. Die Schwaben sparen Gewicht, indem sie
auf Schaltung vorne verzichten und 1x11-fach verbauen. Das funktioniert gut. Dank hohem Kettenzug vermissten wir selbst eine Führung nicht. Angenehm: der breite Lenker mit
kurzem Vorbau und eine gefällige Geometrie mit tiefem Tretlager. Verblüffend:
die Leistung der „Pike“-Gabel. Sie spricht gut an und arbeitet so effektiv, dass
sie selbst mit den 180er-Gabeln mithalten kann und manche 170er alt aussehen lässt. Die Front führt gut, der Hinterbau bringt ausreichend Ruhe
ins Bike. Allerdings sollte man nicht mit zu viel Sag fahren, sonst schlägt
der Dämpfer bei harten Landungen durch und taucht in Kurven-Kompressionen leicht weg. Der „Monarch“ lässt sich allerdings mit etwas
Aufwand progressiver tunen. An die Laufruhe des Radon kommt
das Solid nicht heran, auch nicht an die Wendigkeit und das spritzige
Handling des Alutech. Doch der Mix aus guter Downhill-Leistung,
geringem Gewicht und guter Uphill-Eigenschaft geben dem Solid die
Eigenschaften, die man sich bei einem Bike dieser Klasse wünscht.
„Keep it simple“:
Solid folgt dem Trend
und stattet das „Magix“
mit 1x11fach-Schaltung
aus. Etwas Fitness vorausgesetzt ist das eine gute
Wahl.
Fazit: Gutes Fahrwerk, angenehmes Handling, sinnvolle Ausstattung – das Solid gehörte zu den Favoriten im Testfeld. Wir können
dem schwäbischen Hersteller zu seinem Debüt gratulieren.
Solid Magix XO1
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten
Hinterbausystem
Solid Bikes Europe
www.solidbikes.de
Alu/S,M,L
2 990 Euro/13,8 kg
130-160 mm/155-175 mm
Mehrgelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike RCT3 Dual Position Air/
RockShox Monarch RT 3
Kurbeln/Schaltung SRAM X1/SRAM XO1
Bremsanlage Avid Elixir 9 Trail
Laufräder Reverse Evo 9 Naben, Reverse 650B Felgen,
vorne: Schwalbe Hans Dampf Evo 2,25,
hinten: Schwalbe Nobby Nic 2,35 Reifen
40
587
125
455
Reach 414 mm
Stack 617 mm
BB-Drop - 7 mm
Stärken
74,6°
1172
437
• Gabel
• Gewicht
• Verarbeitung
66°
Schwächen
• Heck taucht weg
(Tuning nötig)
345
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
58 | FREERIDE 1|14
9
Qualität statt Quantität: Die „Pike“ nutzt ihre 160
Millimeter so gut, dass sie selbst mit der großhubigen Konkurrenz mithalten kann. Bergauf lässt
sie sich auf 130 Millimeter absenken.
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Prototyp: Die massive Alu-Fräswippe soll in der
Serien schlanker werden. Sinnvolles Tuning:
Auch der Dämpfer soll von RockShox noch
besser auf das Solid abgestimmt werden.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
SportFahrwerk
2012 räumte das Votec „V.SX“ (180 Millimeter vorne, 170 hinten) unter den AlleskönnerBikes die begehrte Testnote 10 ab. Dann wurde das Label Votec an Internet-Stores verkauft, die einen Neustart wagten. Das Hinterbausystem der Bikes blieb gleich: das Float-Link – ein
von zwei Wippen „schwimmend“ angelenkter Dämpfer. Der 26-Zöller „VE 160 Elite“ sollte laut
Ankündigung zur Eurobike mit einer 170er-Gabel ausgerüstet sein (passend zu unserer Testanforderung). Doch in der Serie verbaute Votec dann doch nur eine 160er-„Lyrik“ mit Absenkfunktion. Die Gabel spricht zwar sensibel an, puffert die Schläge aber lange nicht so effi­zient ab wie
etwa die „Pike“ mit gleichem Federweg. Auch das Heck des leichten Bikes (13,8 Kilo)
ist auf der straffen Seite, obwohl mit viel Sag gefahren. Das Votec steuert sich
direkt und wendig, lässt sich flink von einem Turn in den nächsten kippen,
musste im rumpeligen Geläuf die Konkurrenz aber ziehen lassen. Für
ein Superenduro hätten wir uns mehr Laufruhe und Fahrwerksreserven gewünscht. Besonderheit: Votec bestückte sein Bike mit
Zweifach-Kettenblatt und Drehgriff-Schaltern, die knackig präzise
die Gänge wechseln – allerdings rutschen dadurch die Bremsen
am 74er-Lenker weit nach innen. Das führt automatisch zu einer
engen Griffposition. Im Holterpolter technischer Abfahrten kostet
das unnötig Kraft. Bergauf dagegen spielt das straffe Heck seinen
Vorteil aus – selbst mit offener Druckstufe wippt es kaum und
das „VE 160“ lässt sich mit seinem angenehm steilen Sitzwinkel
leicht beschleunigen. Kurzum: ein stimmiges, gut ausgestattetes
Enduro. Mit unseren Testanforderungen war es leicht überfordert.
Fazit: Leicht, sportlich-direkt, uphill-stark – das straffe Votec
eignet sich bestens für Trailfahrten und Bergtouren. Im unserem
downhill-orientierten Test konnte es nicht voll punkten.
Mehr Enduro als leichter Freerider: Wenn’s
schnell und rumpelig wird,
stößt das recht straffe
Votec an seine Grenzen.
Votec VE 160 Elite
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Internetstores GmbH
www.votec.com
Alu/S,M,L,XL
3 199 Euro/13,8 kg
messdaten Federweg vorne/hinten130-160 mm/160 mm
Hinterbausystem
Float Link (Viergelenker)
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC Dual Position Air/
RockShox Monarch RT 3
Kurbeln/Schaltung SRAM S-1400/SRAM X9
Bremsanlage Avid XO Trail
Laufräder Mavic Crossmax SX Systemlaufradsatz,
Schwalbe Hans Dampf Evo 2,35 Reifen
50
581
124
458
Reach 410 mm
Stack 589 mm
BB-Drop 10 mm
Stärken
74,1°
• Gewicht
• wendig
• Optik
66°
Schwächen
1159
434
• wenig Laufruhe
• straffes Heck
• schmales Cockpit
349
HANDLING
wendig
laufruhig
Fahrwerk
straff
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
8
Schalten per Drehgriff: Das funktioniert gut. Allerdings rutschen die Bremsen durch die breiten
Drehschalter am 74er-Lenker weit nach innen
und erzeugen eine enge Griffposition.
Straffes Heck: Selbst weich abgestimmt fühlen
sich die 160 Millimeter nach weniger an. Vorteil:
Das Votec beschleunigt schnell und auf Trailfahrten verpufft wenig Energie in der Federung.
FREERIDE 1|14 | 59
> TEST
ÜBERFLIEGER
TSIEeGsERt
Wie machen die das nur? YT gibt uns Rätsel auf. Zuerst waren die fränkischen DirektversandBikes unverschämt günstig. Günstiger als alle anderen – und gut. Dann entwickelte Konstrukteur Stefan Willared mit dem „Tues“ ein Big Bike, das nicht nur heiß aussah und super fuhr,
sondern selbst für Jugendliche erschwinglich war. Die Erfolgsgeschichte von YT nahm ihren
Lauf und gipfelt, wie wir finden, in der neuen 27,5-Zoll-Enduro-Plattform „Capra“ (heißt Bergziege).
Besonderheit: Der Rahmen besteht aus Carbon mit Alu-Kettenstreben. Wuchtiges Steuerrohr,
tiefes Oberrohr, technischer Look. Das „Capra“ ist durchgestylt wie ein Apple-Produkt. Alles Ton in
Ton, schön verlegte Züge, Liebe zum Detail (zum Beispiel Plastikschutz am Unterrohr).
Auch die sinnige Ausstattung bezeugt, dass die YT-Truppe Bike-Enthusiasten sind:
breites Race-Face-Cockpit, 1x11fach-Schaltung mit E13-Kettenführung, Vario­
stütze „Reverb Stealth“ für eine aufgeräumte Optik, gute Bereifung. Vorne
federt die butterweich ansprechende „Pike Solo Air“, progressiv getuned,
hinten stellt der „Monarch Plus“ 170 Millimeter Federweg bereit. Eine
stimmige Geometrie führt dazu, dass man sich gleich auf dem Bike wohlfühlt. YT gelingt eine ideale Mischung aus Laufruhe und Wendigkeit. So
fährt sich das „Capra“ spritzig, behält aber auch bei schnellem Geblockere die nötige Ruhe. Es steuert sich angenehm direkt durch Turns
mit viel Druck auf dem Vorderrad, lässt sich willig aufs Hinterrad ziehen
und liebt Geländesprünge. Das Gewicht ist beeindruckend für so ein
potentes Bike: 13 Kilo ohne Pedale! Das heißt: sprintstark, viel Vortrieb
auf gewellten Trails mit Gegenanstiegen, dank steilem Sitzwinkel (75 °)
flink bergauf. Kurz: Das YT besitzt einen enorm breiten Einsatzbereich.
Die Bergziege „Capra“ gibt es
in drei Modellen: dem gestesteten „Comp I“, dem günstigeren „Comp II“ (3299 €) und der
Team-Edition „Pro“ mit BOSFahrwerk (3999 €).
Fazit: Das „Capra“ ist ein Enduro mit Freeride-Herz. Das leichteste
Bike im Test beeindruckt mit potentem Fahrwerk, super Handling und
einer schicken Optik. Da können wir nur loben und die Top-Note vergeben.
YT Capra Comp I
herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* YT Industries
www.yt-industries.com
Carbon/S,M,L
3 499 Euro/13 kg
messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem
160 mm/170 mm
Viergelenker
ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike RCT3 Solo Air/
RockShox Monarch Plus RC3
Race Face Turbine/SRAM XO
Avid Elixir 7 Trail
E13 TRS+ Systemlaufradsatz,
Maxxis Highroller II 2,4 Reifen
Kurbeln/Schaltung Bremsanlage Laufräder 40
585
115
460
Reach 428 mm
Stack 591 mm
BB-Drop - 3 mm
Stärken
75,2°
• leicht
• Fahrwerk, Optik
• Ausstattung
65,7°
Schwächen
1167
426
HANDLING
wendig
Fahrwerk
straff
346
laufruhig
komfortabel
Performance
Uphill
Downhill
60 | FREERIDE 1|14
10
Lenkzentrale: Die organisch geformten Carbongestänge (mit Rohren hat das nichts mehr zu
tun) vereinen sich in einem wuchtigen Steuerkopf in Sanduhren-Shape. Wirkt unverwüstlich!
*: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“
10
Durchgestylt: SDG-Sattel mit Schriftzug und Ton
in Ton, schicke Decals auf den Innenseite des
Hinterbaus, elegante Zugverlegung – das YT
scheint mehr Design-Objekt als Sportgerät.
FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck
der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten.
Foto: Daniel Roos
Geht nicht, gibt’s nicht!
Auch im Bikepark und bei
Freeride-Stunts sollen die
Kleinkaliber Spaß machen
und genug Fahrwerks­
reserven bieten.
„Gewicht limitiert den
Einsatzbereich und entscheidet, ob die Fahrt
über gewellte Trails
noch Spaß macht. Das
YT setzt mit sensationellen 13 Kilo Maßstäbe. Gleichzeitig ist es
richtig hart im Nehmen,
verträgt Drops und
harte Abfahrten.“
Dimitri Lehner,
FREERIDE-Tester
FREERIDE 1|14 | 61