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> TEST 46 | FREERIDE 1|14 Mit Highspeed über Steinbrocken und Wurzelschlingen – moderne Superenduros zeigen sich geländegängig wie Mini-Downhiller. Wie hier in wilder Verfolgungs-Hatz auf den Wettkampf-Trails von Finale Ligure. Text: Dimitri Lehner, Fotos: W. Watzke, D. Roos, D. Simon „I ch fliege mit meinem Hosenboden“, sagte Testpilot Chuck Yeager auf die Frage nach dem Geheimnis seiner Testerei. Der US-Fliegerheld prüfte Düsenjäger zu Hunderten und durchbrach im legendären Raketenflugzeug X-1 als erster Mensch die Schallmauer. Als Biketester haben wir über die Jahre auch ein Gefühl in der Hose entwickelt. Den sogenannten Popometer. Dieser Sensor aktiviert sich erst mit zunehmender Erfahrung und nach zig Vergleichsfahrten. Wenn man viele Bikes gefahren hat, schärfen sich die Sinne. Unser Team besteht aus routinierten Testfahrern. Und um den Vergleich so objektiv wie möglich zu machen, rücken wir im Rudel aus. Fünf Tester, neun Bikes, vier Tage Vollgas. Tatort: die Trails von Finale Ligure. Wir kennen sie von vielen Testfahrten – eine Art natürliches Labor. Später werden die Bikes noch Hänge hochgescheucht und 50 Kilometer durch die Landschaft getreten. Und damit wir uns voll und ganz auf die Bikes konzentrieren können, montierten wir Einheitsreifen. Diesmal: den bewährten Enduro-Pneu „Hans Dampf“ von Schwalbe. Superenduro: Was ist das eigentlich genau? GEHT NICHT Gibt’s nicht! Kein anderes Gravity-Bike besitzt so einen breiten Einsatzbereich wie das Superenduro. Bergtouren, Trailfahrten, Bikeparkeinsätze – alles ist möglich. In der Lesergunst steht diese BikeKlasse daher ganz oben. Wir haben neun deutsche Versender-Bikes für euch getestet. Enduro kennt jeder: gut hoch, besser runter. Mit der Definition „Superenduro“ dagegen hadern selbst die Hersteller. Deswegen teilten wir mit, was wir darunter verstehen: maximaler Fahrspaß bergab, bikeparkfähig und tourentauglich. Kurz: EIN Bike für alles, ohne dass man zu große Kompromisse eingehen muss. Da in der Vergangenheit öfter die Kritik zu hören war, ein Vergleich zwischen Versender- und Einzelhandels-Bikes sei ungerecht (Preisvorteil der Versender), haben wir diesmal ausschließlich Direkt vertriebler getestet: neun Bikes aus Deutschland für maximal 3500 Euro. Nur Propain überzog leicht – da drückten wir ein Auge zu. Im Superenduro-Test vor einem Jahr lautete unsere Vorgabe: Federweg ab 160 Millimeter. Das führte dazu, dass sich sehr straffe Bikes mit wenig Parkeignung ins Testfeld mischten. Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, forderten wir in diesem Test: eine 170-Millimeter-Gabel ist Minimum. Einzige Ausnahme: die RockShox „Pike“. Diese neue 160-Millimeter-Gabel arbeitet so hervorragend, dass sie selbst den Vergleich zur großhubigen Konkurrenz nicht scheuen muss. Laufradgrößen: Ist 27,5 Zoll ein Muss? Wie schlagen sich die 26-Zöller im Vergleich zu den neuen 650BLaufrädern, die den Bikemarkt wie ein Grippevirus infizieren? Da waren wir selbst gespannt und freuten uns über ein gemischtes Testfeld. Mit dem Propain war sogar ein Kandidat dabei, der vorne auf 27,5 Zoll rollte und hinten auf 26. Am Ende der Prüfungsfahrten lautete das Urteil der Tester einstimmig: „Wir spüren keinen Unterschied.“ Wirklich nicht! Zumindest, wenn man unterschiedliche Bikes vergleicht. 650B – also doch ein VerkaufsCoup der Marketing-Abteilung? Es scheint so. Lest dazu unseren Techtalk (Seite 62). Ausstattung: alles dran? In der Vergangenheit ärgerten wir uns über Testbikes, die durch Mankos bei der Ausstattung leichtfertig Punktabzug riskierten. Jetzt haben die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht: Breiter Lenker, Variostütze, kräftige Bremsen, sinnvolle Bereifung – da ist größtenteils alles dran. Viele statten ihre Bikes mit 1x11-fach- FREERIDE 1|14 | 47 > TEST Detail-Check: Superenduro Worauf wir achten Dämpfer: Federbeine mit zuschaltbarer Druckstufe erleichtern den Uphill. Moderne Kinematiken kommen sogar ohne aus und wippen bergauf kaum. Variostützen: Teleskopstützen mit Fernbedienung vom Lenker sind ein absolutes Muss für diese Bike-Klasse. Ideal bei Gegenanstiegen. Reach: Entscheidender als die Oberrohr- Moderne Geometrie: Sie erzeugt einen „Draufsitzen-wohlfühlen-Effekt“. Es gilt: je länger der Radstand, desto laufruhiger und träger wird das Bike, je kürzer, desto agiler und nervöser. Kurze Kettenstreben machen das Bike wendig und sprungfreudig. Ein flacher Lenkwinkel (zirka 65,5 Grad) sorgt für Laufruhe. länge ist der Reach (Abstand Tretlagermitte bis Steuerrohrkante). Steht der Biker zum Beispiel beim Downhill auf den Pedalen, engt ein zu kurzer Reach den Fahrer ein. Ein zu langer Reach dagegen überstreckt den Biker. Folge in beiden Fällen: weniger Kontrolle. Cockpit: Breite Lenker geben Kontrolle. Unser Tipp: 760–780 Millimeter. Die Vorbaulänge sollte 60 Millimeter nicht überschreiten. Antrieb: Zweifachkettenblätter mit Zehnfachritzel sind eine gute Wahl. Damit lassen sich auch steile Anstiege gut erkurbeln. Alternative: 1x11-fach. Vorteil: leichter, cleaner Look, zudem macht der hohe Kettenzug die Führung fast überflüssig. Dafür erfordert 1x11-fach mehr Beinkraft. Federgabel: Viel Hub bedeutet Komfort, Fehlertoleranz und damit Fahr sicherheit. 170 oder 180 Millimeter Federweg sind ideal, da Superenduros auch im Bikepark zum Einsatz kommen. Für lange, steile Anstiege: ist eine Absenk option hilfreich. Bremsen: Bissig sollen sie sein, einfach zu verstellen, zuverlässig und mit Hebeln ausgestattet, die gut in der Hand liegen. Große Scheiben (200 Millimeter) erhöhen die Bremskraft. Stabile Reifen: Breite Schlappen um 2,4 Zoll Breite garantieren Pannensicherheit, Grip und Fahrspaß. Tipp: Für Einsätze in besonders felsigem Gelände oder Bikeparks, sollte man sich einen Satz Downhill-Reifen zulegen. Schaltungen aus. Ein Trend, der vom Enduro-Racing herüberschwappt. Vorteil: Es spart Gewicht und sieht aufgeräumt aus, verlangt aber etwas mehr Pedaldruck, wenn’s steil bergauf geht. Unser Urteil: super! Durch den starken Kettenzug wird sogar eine extra Kettenführung überflüssig. Das Testfeld: viel Licht, wenig Schatten Der Trend in dieser Bike-Klasse geht eindeutig zu leichten Bikes unter 14 Kilo mit daher sehr breitem Einsatzbreich. Das gefällt uns, schließlich wollen wir alles: Vollgas bergab blockern, flink über gewellte Trails surfen, locker den Gipfel erreichen und dennoch den fetten Drop nicht auslassen müssen. Radon und YT beweisen eindrucksvoll, dass leichte Bikes viel Fahrsicherheit und Reserven bieten können. Dagegen wirken zum Beispiel die schwereren Boliden von Rose oder Nox wie klassische Freerider – Trailfahrten werden damit zur Kraftanstrengung. Ganz anders: das straffe Votec. Hier ist das Einsatzspektrum am anderen Ende beschnitten. Trailfahren und Touren: ja, Bike park-Bolzen und Stunts: eher nein. Auffällig im diesjährigen Testfeld: So viele Räder in dieser hohen Leistungsdichte gab es selten. Drei Bikes mit der Top-Note 10 stechen heraus: Alutech, Radon und YT. Den Carbon-Flitzer von YT mit seinem potenten Fahrwerk prämierten wir zusätzlich mit dem Testsieg, da das Bike mit Top-Leistung und einem Rekordgewicht aufwartet! Unser Testrevier Finale Ligure: Kaum ein anderes Gebiet besitzt eine solche Vielfalt flowiger Trails wie das italienische Dorf an der Mittelmeerküste nahe Genua. Ideales Testgelände für unsere Superenduros. Die Trails bieten flowige Passagen, schnelle Kurvenwechsel, technische Abschnitte und Knüppelpisten. Wir danken Yoyo Marienfeld und Ricardo Negro für die Unterstützung vor Ort. (www.finaleligure-bikeresort.com) 48 | FREERIDE 1|14 Gewichte im Vergleich Gesamtgewicht ohne Pedale, in Kilo* Laufräder in Gramm* Top 3 DOWNHILL 1. Radon 13 YT Capra 4 127 Alutech 2. YT 13,7 Propain Tyee 4 223 Radon Swoop 3. Alutech 13,8 Solid Magix 4 314 Propain Tyee 13,8 Votec VE 160 4 315 Solid Magix 13,9 Radon Swoop 175 4 398 Votec VE 160 1. Rose 14,1 Alutech Fanes 4.0 V2 4 504 YT Capra Comp 2. Alutech 14,3 Canyon Torque EX 4 518 Canyon Torque EX 3. YT 14,7 Nox EDF 6.7 SL Expert 4 889 Rose Soul Fire 2 15,5 Rose Soul Fire 2 4 975 Nox EDF 6.7 SL Expert Test-Bereifung: Für eine bessere Vergleichbarkeit mon- tierten wir auf alle Testbikes den bewährten Enduro-Pneu „Hans Dampf 2,35 Trailstar“. Top 3 PARK Top 3 TOUR 1. YT 2. Radon 3. Propain Die Gretchen-Frage: Bieten 27,5 Zoll ein Plus an Fahrsicherheit? Die Antwort Während unserer Testfahrten konnten wir keinen Unterschied zwischen 26 Zoll und 27,5 Zoll erfühlen – obwohl die Tester schon Hunderte von Bikes getestet haben. Wenn es einen spürbaren Vorteil von 27,5 Zoll geben sollte, ist er minimal und nur im direkten Vergleich zwischen ein und demselben Bikemodell mit unterschiedlichen Laufrädern feststellbar. Interessant: In der letzten Saison waren die schnellsten Biker – ob in Enduro- oder Downhill-Rennen – mit 26-Zoll-Bikes unterwegs. * Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ brandnamic.com | Foto: Saalbach Hinterglemm/Yorick Carroux Bist du sattelfest? Ein Hochgefühl für Biker – Top-Infrastruktur sowie Routen aller Schwierigkeitsgrade und für alle Disziplinen machen Saalbach Hinterglemm zum Bike-Eldorado der Extraklasse. Wir übertrumpfen die anderen. Mit der JOKER CARD genießt du Vorteile und Ermäßigungen wie sonst nirgendwo – etwa die kostenlose Nutzung aller Lifte und Aufstiegsanlagen. www.saalbach.com FREERIDE 1|14 | 49 > TEST Everybody’s Darling Kursänderung: Vor Jahren galten die Bikes der norddeutschen Kleinschmiede Alutech in der Szene als unzerstörbare Freeride-Panzer. Dann kam das „Fanes“, ein eleganter, leichter Viergelenker mit geschwungenem Oberrohr und tiefem Schwerpunkt. Dieses „One 4 All“-Bike mit seinem Komfort-Fahrwerk räumte Bestnoten ab. Wir waren daher gespannt, ob das überarbeitete „Fanes“ seine Pole-Position behaupten würde. Das Alutech (wahlweise auch in 27,5 Zoll) ist mit bewährten Komponenten bestückt. Vorne federt die potente „Lyrik 170“ mit Downhill-Kartusche, im Hinterbau steckt CaneCreeks „Double Barrel“ mit Antiwipp-Funktion. Super: das breite Cockpit, die aufgeräumte Optik mit innenverlegten Zügen und die leichten Laufräder. Pfiffig: die verschraubte Mini-Führung fürs Zweifach-Kettenblatt. Schon beim Aufsitzen fühlt man sich auf dem Alutech wohl. Da passt alles. Eine gelungene Geometrie, die das Gefühl vermittelt, schön tief im Bike zu sitzen. Die Kettenstrebenlänge ist variabel – wir bevorzugten die lange Einstellung. Hier erzeugt das Bike mehr Laufruhe für schnelle, rumpelige Passagen. Das satte Fahrwerk liefert das nötige Selbstvertrauen, um im Bikepark selbst fiese Stunts zu wagen. Wendig, verspielt, sprungfreudig, direkt, schnell, sicher, – das „Fanes“ vereint Wunsch-Attribute und wurde auch bei diesem Test zu „Everybody’s Darling“. Genau so muss ein Bike dieser Klasse funktionieren! Trailfahrten und Uphills sind mit dem Rad ebenfalls gut zu meistern. Für lange Gipfelfahrten lassen sich sogar Lenk- und Sitzwinkel um 1 Grad steiler stellen. 14,1 Kilo: Das ist ein gutes Gewicht – die Serie soll mit einer optimierten Schwinge sogar etwas leichter sein. Versender Alutech baut das „Fanes“ auch nach Wunsch auf. Gegen Aufpreis gibt es das Bike sogar in knalligen Farben. Fazit: Fahrspaß garantiert – das „Fanes“ kann alles sehr gut. Wer ein verspieltes, wendiges, potentes Bikes sucht, wird hier fündig. Die FREERIDE-Tester waren sich einig: ein Top-Bike! Alutech Fanes 4.0 V2 herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Alutech Cycles www.alutech-cycles.com Alu/S,M,L,XL,XXL 3 500 Euro/14,1 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 170 mm/170 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC2 DH/ CaneCreek Double Barrel CS Kurbeln/Schaltung Shimano SLX/Shimano SLX Bremsanlage Shimano XT Laufräder Sun Ringle Charger Pro SL Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf Evo Snake Skin FR 2,35 Reifen 50 584 120 440 Reach 412 mm Stack 587 mm BB-Drop 10 mm Stärken 74° • Fahrwerk • Handling • Geometrie 65,2° Schwächen 1164 427 HANDLING wendig Fahrwerk straff 349 laufruhig komfortabel Performance Uphill Downhill 50 | FREERIDE 1|14 10 Innenverlegte Züge und die „Stealth“-Variante der bewährten „Reverb“-Variostütze erzeugen eine aufgeräumte Optik. Der steile Sitzwinkel (74°) unterstützt effektives Bergauf-Pedalieren. *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Bitte anfassen! Die „XT“-Bremshebel liegen so gut in der Hand, dass man sich jedesmal freut, in die Eisen zu gehen. Schön technisch sehen sie ebenfalls aus. Gut: die schnelle Griffweiten-Verstellung. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. Rovidenditi velent vernate mquibus sandis atur re ersperro „Auf dem Radon war te dolum hilluptatur? ich am schnellsten und Cus et et minimi, sus quia non habe mich am sicher rerum adi cor asperup tatiber chicipsunt am quidem iliquae- sten gefühlt. Dazu ist es cabo. Giae sumet, consequati leicht und uphill-stark. optae videl eiciundamet ipitiumNur das Alutech hat mir fugitatque optat. durch seine Wendigkeit noch etwas besser ge fallen.“ Laurin Lehner, FREERIDE-Tester Leicht, kletterwillig und gleichzeitig potent bergab mit viel Fahrwerksreserven – das muss kein Widerspruch sein. Das Radon „Swoop“ kriegt diesen Spagat besonders gut hin. FREERIDE 1|14 | 51 > TEST SpaSSgarantie „Nimm das ‚Torque‘ – damit liegst du richtig“, lautet ein oft genannter Tipp der FREERIDETester auf die Frage nach einem Allerskönner-Bike mit schier unschlagbarer Preis-Leistung. Daran hat sich auch nach diesem Test nichts geändert. Das „Torque“ ist ein Dauerbrenner im Programm des Koblenzer Direktversenders. Über die Jahre konnte das Bike so manchen Testsieg und FREERIDE-Tipp absahnen. Ausreißer gab es keine – das Teil funktioniert. Auch 2014 hat Canyon nichts dem Zufall überlassen und sein Preisschlager-Bike in der „Trailflow“-Variante (das günstigste Bike im Test) mit bewährten und angesagten Komponenten bestückt. Das Fahrwerk des Viergelenkers besteht aus der hervorragenden „Lyrik Solo Air 170“ mit Downhill-Kartusche, im Heck steckt der CaneCreek-Abfahrtsdämpfer „Double Barrel CS“. Das Cockpit stammt von Renthal mit straffen Griffen und sehr aufgeräumt, da die 1x11-fachSchaltung den linken Daumenschalter überflüssig macht. Um ganz sicher zu gehen, dass die Kette im wilden Geblockere auf dem Blatt bliebt, verbaute Canyon zusätzlich eine Führung. Durchgestylt: Das Rot-Schwarz-Thema zieht sich durchs ganze Bike. „Draufsetzen – wohlfühlen!“, so kennen wir das vom „Torque“. Für mehr Druck aufs Vorderrad nahmen wir alle Spacer raus – mehr Feinabstimmung war nicht nötig. Der 26-Zöller fährt sich direkt, wendig und entwickelt trotz kürzestem Radstand genügend Laufruhe. Kurzer Zug am Lenker – schon lässt sich das Canyon willig in den Manual ziehen. Die Fahrwerksreserven ermutigen zu Stunts und Vollgas-Einlagen und geben Sicherheit. Dennoch: Das Canyon blieb eher unauffällig. Es gab keinen wirklichen Anlass zur Kritik, stach aber auch nicht so heraus wie die Konkurrenten von Alutech oder YT. Das Erfolgsbike „Torque EX“ gibt es in drei Modellen für unterschiedliche Einsatzschwerpunkte. Die Preis-Leistung ist kaum zu schlagen. Fazit: Auch 2014 punktet das „Torque“ mit sehr guter AllroundLeistung und ausgewogenen Fahreigenschaften. Ein sicherer Tipp – nicht nur für Sparfüchse! Torque EX Trailflow Canyon herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Canyon Bicycles www.canyon.com Alu/S,M,L,XL 2 799 Euro/14,3 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 170 mm/180 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC2 DH/ CaneCreek Double Barrel Air CS Kurbeln/Schaltung SRAM X1/SRAM XO1 Bremsanlage Avid Elixir 7 Trail Laufräder Sun Ringle Charger Comp XD Systemlaufradsatz, vorne: Maxxis Highroller II 2,4, hinten: Maxxis Minion DHF 2,5 Reifen 55 581 135 446 Reach 400 mm Stack 603 mm BB-Drop 14 mm Stärken 73,6° 1145 422 • Gabel • Ausstattung • Preis/Leistung 66,0° Schwächen 352 • Gewicht HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 52 | FREERIDE 1|14 9 Bedienerfreundlich: Der „Sag-Indikator“ hilft, die Federrate des Dämpfers zu finden. Das Fein tuning des „Double Barrel“-Dämpfers ist mangels spürbarer Rasterung aber noch immer kniffelig. *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Sicher ist sicher, dachte sich Canyon und verpasste der SRAM „XO1“-Schaltung mit seiner hohen Kettenspannung eine zusätzliche Führung. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. Länge läuft! Die Berliner schickten uns ihre Waffe für „kompromisslosen Superenduro- und Freeride-Einsatz“ (Nox-Homepage). Eine ideale Beschreibung, um es schnell durchs Casting unseres Tests zu schaffen. Denn das Wunschbike soll maximalen Downhill-Spaß bringen bei vernünftigen Uphill-Eigenschaften und angenehmer Beschleunigung für Trail-Fahrten. Bei einer ersten Inspektion wunderten wir uns allerdings über einige Ausstattungsdetails: keine Variostütze, nicht einmal ein Schnellspanner, 10fach-Rennradkassette bei nur einem Kettenblatt – wollen die Berliner nur im Park fahren? „Ja“, kontert Nox. Das Bike sei für den Einsatz im Bikepark ausgerüstet, könne aber als Rahmen-Kit individuell aufgebaut werden. Typisch Nox: die martialische Optik. Das Rahmendesign mit geraden Kantrohren und wuchtigen Blechen im Rahmendreieck wirkt eher konservativ. Bei Vollgas in der Falllinie macht das Nox tatsächlich keine Gefangenen. Es walzt auf seinen 27,5-Zöllern alles nieder. Verantwortlich ist das potente 170er-Fahrwerk. Eine Kombination aus der neuen X-Fusion „Metric“-Gabel und RockShoxs Downhill-Dämpfer „Vivid Air“. Ein Blick auf die Technikdaten erklärt die Praxis: längster Radstand, längste Kettenstrebe, längster Reach im Test, ein flacher Lenkwinkel. „Länge läuft – ein Bolzgerät“, bringt es ein Tester auf den Punkt. In Highspeed-Passagen mischte das Nox ganz vorne mit. Die Laufruhe fordert ihren Tribut in schnellen Kurvenwechseln. Dann kommt man mit dem Steuern kaum nach und vermisst Spritzigkeit und Agilität. Wer auf verspieltes Freeriden steht, sollte das berücksichtigen. 14,7 Kilo (ohne Pedale) und genannte Ausstattungsmankos drücken die Allround-Eignung. Das gibt leider Punktabzug. Fazit: Das Nox mag’s schnell bergab. Da kann es mit seinem satten Fahrwerk punkten. Limitierter Einsatz: Trail-Ausflüge mit Gegenanstiegen und Uphills erfordern viel Muskelschmalz. Vario-Federweg: Der Hinterbau lässt sich mit 170 oder 150 Millimetern Federweg fahren. In dieser Ausstattung macht allerdings nur der volle Hub Sinn. Nox EDF 6.7 SL Expert herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem Hawk Bikes E&M GmbH www.noxcycles.com Alu/S,M,L 3 399 Euro/14,7 kg 170 mm/150–170 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer X-Fusion Metric HLR/ RockShox Vivid Air R2C Kurbeln/Schaltung Truvativ Holzfeller OCT/SRAM XO Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Nox Naben, Mavic EN 321 650B Felgen, vo. Conti. Mount. King Prot. 2,4, hi. Conti. Trail King Prot. 2,4 50 587 125 425 Reach 421 mm Stack 608 mm BB-Drop - 4 mm Stärken 75,1° 1187 437 • Fahrwerk • Laufruhe 65,1° Schwächen 350 • Gewicht • Ausstattung • wenig verspielt Performance Uphill Downhill 8 HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Nox sieht den Einsatz seines Bikes hauptsächlich im Bikepark. Daher gibt’s weder Schnellspanner noch Variostütze. Schade, bei den Features könnte man mit dem Bike mehr anstellen. Cola-Dose: Im Nox-Hinterbau steckt der dicke „Vivid Air“-Dämpfer. Er erzeugt ein sattes, komfortables Fahrwerk, das zu Vollgasabfahrten animiert und viel Ruhe ins Bike bringt. FREERIDE 1|14 | 53 > TEST Individualist Ingenieur Robert Kraus kam von einem Kanada-Biketrip zurück, war voller Ideen und Insprira tionen und schwupps war die Idee zu einer neuen Bike-Kinematik geboren. Er berechnete vier Drehpunkte für seinen VPP-Hinterbau, um Antriebseinflüsse zu eliminieren, und nannte das ganze „Pro 10“. Seit zwei Jahren gibt es den Direktversender aus Ravensburg mit dem etwas missverständlichen Namen Propain (pro Schmerz?). Dank Baukastensystem kann man sich sein Bike individuell zusammenstellen, unterschiedliche Farben und die Laufradgrößen auswählen. Uns schickte Propain sein Top-Modell „Tyee XX1“ in den Test. Es überschritt das Preislimit nur knapp, so dass wir ein Auge zudrückten. Besonderheit: Im Testbike verbaute Propain vorne 27,5-Zoll und hinten 26 Zoll. Laut unserer Testanforderung sollten die Bikes mindestens mit 170-Millimeter-Gabeln ausgestattet sein – das „Tyee“ besitzt nur 160. „Kein Problem“, versicherte Geschäftsführer David Assfalg, „die ‚Pike‘ kann locker mithalten!“ Und tatsächlich: Das „Tyee“ machte selbst in wildem Gerumpel eine gute Figur. Die Gabel und der sehr flache Lenkwinkel (64,3 Grad) spendierten dem Bike so viel Führung, dass der „straffe“ Hinterbau kaum auffiel. Lebendig, agil, direkt, gut zu kontrollieren – „ein Super enduro, wie man es sich wünscht“, formulierte ein Tester begeistert. Einem anderen war der Lenkwinkel etwas zu flach; er glaubte in Kurven leichtes Untersteuern festzustellen. Mit 13,7 Kilo ist das „Tyee“ das zweitleichteste Bike im Test. Es beschleunigt gut und punktet bei Trailfahrten in gewelltem Gelände. Geht’s bei Bergtouren steil bergauf, bewahrt das „Tyee“ die Contenance – der Hinterbau wippt kaum; die Gabel ist absenkbar. Augenstress: Wem das Notarzt-Rot zu grell ist, kriegt das Propain in vielen Wunschfarben. Propain Fazit: Leicht, lebendig, direkt und doch potent genug, um hartes Geläuf zu meistern. Das Propain begeisterte die FREERIDE-Tester. Tyee XX1 herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem Propain Bicycles GmbH www.propain-bikes.com Alu/S,M,L,XL 3 599 Euro/13,7 kg 130–160 mm/160 mm VPP ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike Dual Position Air/ RockShox Monarch Plus RCT3 Kurbeln/Schaltung SRAM XX1/SRAM XX1 Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder DT Swiss EX 1501 Spline Systemlaufradsatz, Hans Dampf Evo Snake Skin 2,35 Reifen, 27,5 Zoll vorne, 26 Zoll hinten 50 580 125 445 Reach 399 mm Stack 600 mm BB-Drop 8 mm Stärken • Gewicht • Gabel • Cockpit 73,6° 1171 436 64,3° Schwächen • straffes Heck 346 HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 54 | FREERIDE 1|14 9,5 Gute Führung: Die „Pike“ spricht sensibel an, nutzt den Federweg gut aus und besitzt angenehme Endprogression. Der flache Lenkwinkel des „Tyee“ erzeugt Laufruhe im Holterpolter. *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Der Dämpfer des Propain sitzt tief hinterm Sitzrohr und generiert recht straffe 160 Millimeter Federweg. Ein Carbon-Schmutzfang soll den Dreckbeschuss vom 26-Zoll-Hinterrad stoppen. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. „Das Propain hat mir besonders gut gefallen – ein Superenduro, wie man es sich wünscht: spielerisches Handling, stabil bei Speed und gut zu pedalieren. Auch die Ausstattung finde ich sehr stimmig!“ Florian Haymann, FREERIDE-Tester Volle Kontrolle: Ein breiter Lenker am kurzen Vorbau gibt immer ein gutes Gefühl – ob man durch flowige Trails kurvt oder bei Highspeed durchs Gerümpel blockert. FREERIDE 1|14 | 55 > TEST Sichere Bank Im letzten Test beeindruckte uns das „Swoop“ wie kaum ein anderes Bike. Konstrukteur Bodo Probst war es gelungen, die Performance eines Freeriders mit der Allround-Tauglichkeit eines Enduros zu kombinieren. Eine kleine Revolution, wie wir fanden. Denn bisher quälten wir uns mit übergewichtigen Freeridern auf die Berge, um maximalen Spaß bergab erleben zu dürfen. Bikes wie das Radon schaufeln das Grab der klassischen Freerider (typischer Vertreter: das „SX Trail“ von Specialized) – denn warum schwer, wenn’s auch leicht geht. Fakt ist – und da haben wir über diesen Test hinaus viel Erfahrung sammeln können – das Radon ist ein ideales „Do it all“-Bike mit voller Bikepark-Tauglichkeit. Sprich: Bikepark geht nicht nur, es macht richtig Spaß! Das statte Fahrwerk erzeugt Komfort und Sicherheit wie kein anderes Bike im Testfeld. „Da kannst du das Gas voll stehen lassen“, urteilten die Tester. Das neu verbaute Fox-Federbein „Float X“ mit KashimaBeschichtung holt noch mehr aus dem Hinterbau als der Vorgänger. Die Geometrie gefällt – angenehmer Reach (wir tauschten den 65er-Vorbau gegen einen 40er), langer Radstand, tiefes Tretlager. Das Radon zog der Konkurrenz bergab auf seinen leichten 26er-Laufrädern davon, ohne unhandlich zu wirken. Es steuert sich mit seinem breiten Lenker direkt, lässt sich willig in Kurven drücken und schnellt bei Armzug zum Geländesprung in die Höhe. So spritzig und handlich wie zum Beispiel das Alutech ist das Radon allerdings nicht. Auf gewellten Trails beschleunigt das „Swoop“ mit seinen 13,9 Kilo angenehm. Für lange Anstiege ist es ebenfalls gewappnet: steiler Sitzwinkel, Variostütze, Absenkgabel, Zweifach-Kettenblatt. So erklettert man jeden Alpengipfel. Das Top-Modell des „Swoop“ (leider 200 € teurer als ursprünglich angegeben) zeigt keine Ausstattungsschwäche. Komplett innenverlegte Züge wären allerdings schön. Fazit: Das Radon zählt zu den Spitzenreitern und zeigt, zu welchem breiten Einsatzspektrum ein Bike dieser Klasse fähig ist. Radon Swoop 175 9.0 herstellerangaben Vertrieb H&S Bike Discount GmbH www.radon-bikes,de Material/Größen Alu/16“,18“,20“ Preis/Gewicht ohne Pedale* 3 499 Euro/13,9 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 140-180 mm/175 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 36 Talas Fit RC2/Fox Float X Factory CTD Kurbeln/Schaltung RaceFace SixC/SRAM XO Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder DT-Swiss EX 1750 EX Spline Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf Evo Snakeskin 2,35 Reifen 65 590 120 455 Reach 405 mm Stack 608 mm BB-Drop 1 mm Stärken 73,5° • Fahrwerk • Ausstattung • Allround-Einsatz 65,2° Schwächen 1175 437 341 • Zugverlegung HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 56 | FREERIDE 1|14 10 „Die Gabel ist die Macht!“, entfuhr es einem Tester voller Euphorie. Überhaupt: Die edlen Federelemente von Fox stehen dem Radon gut und bringen auch bei Vollgas Ruhe ins Fahrwerk. *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Mit 13,9 Kilo ist das Radon schon leicht, doch eine 1x11-Schaltung könnte das Bike noch leichter machen, ohne die Uphill-Leistung groß zu drücken – etwas Muskelschmalz vorausgesetzt. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. Wuchtbrumme Es scheint, als ob sich jeder Hersteller seine ganz eigene Interpretation der Bike-Klasse: Superenduro zusammenreimt. Die einen setzen auf eher knappe Federwege und geringes Gewicht (Propain, Votec), die anderen auf Fahrwerksreserven, robuste Bauweise und damit einhergehend auf üppiges Gewicht. Das komplett neu entwickelte Gravity-Bike von Rose vertritt die zweite Philosophie: maximale Leistung bergab, doch noch aus eigener Kraft nach oben. Daher verwundert es nicht, dass Konstrukteur Max Sistenich seinem Bike 185 Millimeter Federweg im Heck spendierte. Schick: Statt der recht konservativen Optik der letzten Jahre überrascht das „Soul Fire“ mit geschwungenen Rohren und modernem Look. Die Ausstattung ist stimmig: Abfahrtsdämpfer „Vivid Air“ im Heck, hubstarke 180er-Gabel „Durolux“, hervorragende „Code“-Bremsanlage mit 200er-Scheiben für zuverlässige Bremsmanöver selbst in Extremsituationen und stabile Laufräder. Um Uphills zu erleichtern, lässt sich die Gabel absenken und die Kette auf ein kleines Blatt schalten – natürlich klettert das Rose etwas träger Richtung Gipfel als die Konkurrenz, gut hoch kommt man dennoch. Der Test wurde erschwert durch einen Gabelausfall. Die erste „Durolux“ federte so zäh, als wäre Honig in den Holmen. Die Ersatzgabel funktionierte besser. Das Rose entwickelt viel Laufruhe, liegt dank schluckfreudigem Heck satt auf und gibt so viel Selbstvertrauen, dass man selbst 5-Meter-Drops wagt. Das Handling gefällt – doch unter dem satten Fahrwerk leidet etwas die Lebendigkeit. Gerade bei Trailfahrten versackt Energie und man muss mehr Kraft für Vortrieb aufwenden und aktiver mit dem Bike arbeiten als bei der leichteren Konkurrenz. Rose bietet das „Soul Fire“ in drei Modellen und drei Farben. Mittels Konfigurator kann man sein Bike mit Wunschteilen bestücken. Fazit: Das „Soul Fire“ ist mehr Freerider als Superenduro. BergabBolzen, harte Stunts und Bikepark-Missionen sind die Vorlieben des Rose. Kurzum: ein Großkaliber, das ohne Shuttle auskommt. Rose Soul Fire 2 herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Rose Versand GmbH www.roseversand.de Alu/S,M,L,XL 2 802 Euro/15,5 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 140-180 mm/185 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer SR Suntour Durolux RC2/RockShox Vivid Air R2C Kurbeln/Schaltung Race Face Atlas/SRAM XO Bremsanlage Avid Code R Laufräder Spank Spoon 32 Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf Evo Snakeskin 2,35 Reifen 40 125 455 Reach 419 mm Stack 602 mm BB-Drop 10 mm 605 Stärken 73,2° • Hinterbau • Sicherheit • Robustheit 65,5° Schwächen 1175 431 • schwer • Preis/Leistung • Gabelprobleme 351 HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 9 Absenkgabel: Für 140 Millimeter Knopf drücken! Der Testgabel wurden vom Hersteller zähe Fettpackungen verpasst. Folge: zu träges Ein- und Ausfedern. Ohne funktionierte die Gabel besser. Wurfanker: Rose setzt die kräftige „Code“Bremse mit großen 200er-Scheiben ein. Eine gute Wahl – denn die „Code“ zählt zu den besten Bremsanlagen auf dem Markt. FREERIDE 1|14 | 57 > TEST Schwaben-Power Solid schickte sein neu entwickeltes 27,5-Zoll-Superenduro „Magix“ in den Test – noch als Prototyp mit unfertigen Decalls auf dem rohen Rahmen. Doch der Raw-Look in gebürstetem Alu soll bleiben. Die wuchtigen Rohre wurden hydroformiert – das sieht schick und modern aus. Der Dämpfer steckt in einer großen Wippe, die 175 Millimeter Federweg aus dem Heck quetscht. Vorne federt die neue, leichte RockShox „Pike“ mit 160 Millimetern (absenkbar auf 130). Das Bike sieht wuchtig aus – doch die Optik täuscht. Gemeinsam mit YT, Propain und Votec zählt das „Magix“ zu den Leichtgewichten im Testfeld. Die Schwaben sparen Gewicht, indem sie auf Schaltung vorne verzichten und 1x11-fach verbauen. Das funktioniert gut. Dank hohem Kettenzug vermissten wir selbst eine Führung nicht. Angenehm: der breite Lenker mit kurzem Vorbau und eine gefällige Geometrie mit tiefem Tretlager. Verblüffend: die Leistung der „Pike“-Gabel. Sie spricht gut an und arbeitet so effektiv, dass sie selbst mit den 180er-Gabeln mithalten kann und manche 170er alt aussehen lässt. Die Front führt gut, der Hinterbau bringt ausreichend Ruhe ins Bike. Allerdings sollte man nicht mit zu viel Sag fahren, sonst schlägt der Dämpfer bei harten Landungen durch und taucht in Kurven-Kompressionen leicht weg. Der „Monarch“ lässt sich allerdings mit etwas Aufwand progressiver tunen. An die Laufruhe des Radon kommt das Solid nicht heran, auch nicht an die Wendigkeit und das spritzige Handling des Alutech. Doch der Mix aus guter Downhill-Leistung, geringem Gewicht und guter Uphill-Eigenschaft geben dem Solid die Eigenschaften, die man sich bei einem Bike dieser Klasse wünscht. „Keep it simple“: Solid folgt dem Trend und stattet das „Magix“ mit 1x11fach-Schaltung aus. Etwas Fitness vorausgesetzt ist das eine gute Wahl. Fazit: Gutes Fahrwerk, angenehmes Handling, sinnvolle Ausstattung – das Solid gehörte zu den Favoriten im Testfeld. Wir können dem schwäbischen Hersteller zu seinem Debüt gratulieren. Solid Magix XO1 herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem Solid Bikes Europe www.solidbikes.de Alu/S,M,L 2 990 Euro/13,8 kg 130-160 mm/155-175 mm Mehrgelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike RCT3 Dual Position Air/ RockShox Monarch RT 3 Kurbeln/Schaltung SRAM X1/SRAM XO1 Bremsanlage Avid Elixir 9 Trail Laufräder Reverse Evo 9 Naben, Reverse 650B Felgen, vorne: Schwalbe Hans Dampf Evo 2,25, hinten: Schwalbe Nobby Nic 2,35 Reifen 40 587 125 455 Reach 414 mm Stack 617 mm BB-Drop - 7 mm Stärken 74,6° 1172 437 • Gabel • Gewicht • Verarbeitung 66° Schwächen • Heck taucht weg (Tuning nötig) 345 HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 58 | FREERIDE 1|14 9 Qualität statt Quantität: Die „Pike“ nutzt ihre 160 Millimeter so gut, dass sie selbst mit der großhubigen Konkurrenz mithalten kann. Bergauf lässt sie sich auf 130 Millimeter absenken. *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Prototyp: Die massive Alu-Fräswippe soll in der Serien schlanker werden. Sinnvolles Tuning: Auch der Dämpfer soll von RockShox noch besser auf das Solid abgestimmt werden. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. SportFahrwerk 2012 räumte das Votec „V.SX“ (180 Millimeter vorne, 170 hinten) unter den AlleskönnerBikes die begehrte Testnote 10 ab. Dann wurde das Label Votec an Internet-Stores verkauft, die einen Neustart wagten. Das Hinterbausystem der Bikes blieb gleich: das Float-Link – ein von zwei Wippen „schwimmend“ angelenkter Dämpfer. Der 26-Zöller „VE 160 Elite“ sollte laut Ankündigung zur Eurobike mit einer 170er-Gabel ausgerüstet sein (passend zu unserer Testanforderung). Doch in der Serie verbaute Votec dann doch nur eine 160er-„Lyrik“ mit Absenkfunktion. Die Gabel spricht zwar sensibel an, puffert die Schläge aber lange nicht so effizient ab wie etwa die „Pike“ mit gleichem Federweg. Auch das Heck des leichten Bikes (13,8 Kilo) ist auf der straffen Seite, obwohl mit viel Sag gefahren. Das Votec steuert sich direkt und wendig, lässt sich flink von einem Turn in den nächsten kippen, musste im rumpeligen Geläuf die Konkurrenz aber ziehen lassen. Für ein Superenduro hätten wir uns mehr Laufruhe und Fahrwerksreserven gewünscht. Besonderheit: Votec bestückte sein Bike mit Zweifach-Kettenblatt und Drehgriff-Schaltern, die knackig präzise die Gänge wechseln – allerdings rutschen dadurch die Bremsen am 74er-Lenker weit nach innen. Das führt automatisch zu einer engen Griffposition. Im Holterpolter technischer Abfahrten kostet das unnötig Kraft. Bergauf dagegen spielt das straffe Heck seinen Vorteil aus – selbst mit offener Druckstufe wippt es kaum und das „VE 160“ lässt sich mit seinem angenehm steilen Sitzwinkel leicht beschleunigen. Kurzum: ein stimmiges, gut ausgestattetes Enduro. Mit unseren Testanforderungen war es leicht überfordert. Fazit: Leicht, sportlich-direkt, uphill-stark – das straffe Votec eignet sich bestens für Trailfahrten und Bergtouren. Im unserem downhill-orientierten Test konnte es nicht voll punkten. Mehr Enduro als leichter Freerider: Wenn’s schnell und rumpelig wird, stößt das recht straffe Votec an seine Grenzen. Votec VE 160 Elite herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* Internetstores GmbH www.votec.com Alu/S,M,L,XL 3 199 Euro/13,8 kg messdaten Federweg vorne/hinten130-160 mm/160 mm Hinterbausystem Float Link (Viergelenker) ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC Dual Position Air/ RockShox Monarch RT 3 Kurbeln/Schaltung SRAM S-1400/SRAM X9 Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Mavic Crossmax SX Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf Evo 2,35 Reifen 50 581 124 458 Reach 410 mm Stack 589 mm BB-Drop 10 mm Stärken 74,1° • Gewicht • wendig • Optik 66° Schwächen 1159 434 • wenig Laufruhe • straffes Heck • schmales Cockpit 349 HANDLING wendig laufruhig Fahrwerk straff komfortabel Performance Uphill Downhill 8 Schalten per Drehgriff: Das funktioniert gut. Allerdings rutschen die Bremsen durch die breiten Drehschalter am 74er-Lenker weit nach innen und erzeugen eine enge Griffposition. Straffes Heck: Selbst weich abgestimmt fühlen sich die 160 Millimeter nach weniger an. Vorteil: Das Votec beschleunigt schnell und auf Trailfahrten verpufft wenig Energie in der Federung. FREERIDE 1|14 | 59 > TEST ÜBERFLIEGER TSIEeGsERt Wie machen die das nur? YT gibt uns Rätsel auf. Zuerst waren die fränkischen DirektversandBikes unverschämt günstig. Günstiger als alle anderen – und gut. Dann entwickelte Konstrukteur Stefan Willared mit dem „Tues“ ein Big Bike, das nicht nur heiß aussah und super fuhr, sondern selbst für Jugendliche erschwinglich war. Die Erfolgsgeschichte von YT nahm ihren Lauf und gipfelt, wie wir finden, in der neuen 27,5-Zoll-Enduro-Plattform „Capra“ (heißt Bergziege). Besonderheit: Der Rahmen besteht aus Carbon mit Alu-Kettenstreben. Wuchtiges Steuerrohr, tiefes Oberrohr, technischer Look. Das „Capra“ ist durchgestylt wie ein Apple-Produkt. Alles Ton in Ton, schön verlegte Züge, Liebe zum Detail (zum Beispiel Plastikschutz am Unterrohr). Auch die sinnige Ausstattung bezeugt, dass die YT-Truppe Bike-Enthusiasten sind: breites Race-Face-Cockpit, 1x11fach-Schaltung mit E13-Kettenführung, Vario stütze „Reverb Stealth“ für eine aufgeräumte Optik, gute Bereifung. Vorne federt die butterweich ansprechende „Pike Solo Air“, progressiv getuned, hinten stellt der „Monarch Plus“ 170 Millimeter Federweg bereit. Eine stimmige Geometrie führt dazu, dass man sich gleich auf dem Bike wohlfühlt. YT gelingt eine ideale Mischung aus Laufruhe und Wendigkeit. So fährt sich das „Capra“ spritzig, behält aber auch bei schnellem Geblockere die nötige Ruhe. Es steuert sich angenehm direkt durch Turns mit viel Druck auf dem Vorderrad, lässt sich willig aufs Hinterrad ziehen und liebt Geländesprünge. Das Gewicht ist beeindruckend für so ein potentes Bike: 13 Kilo ohne Pedale! Das heißt: sprintstark, viel Vortrieb auf gewellten Trails mit Gegenanstiegen, dank steilem Sitzwinkel (75 °) flink bergauf. Kurz: Das YT besitzt einen enorm breiten Einsatzbereich. Die Bergziege „Capra“ gibt es in drei Modellen: dem gestesteten „Comp I“, dem günstigeren „Comp II“ (3299 €) und der Team-Edition „Pro“ mit BOSFahrwerk (3999 €). Fazit: Das „Capra“ ist ein Enduro mit Freeride-Herz. Das leichteste Bike im Test beeindruckt mit potentem Fahrwerk, super Handling und einer schicken Optik. Da können wir nur loben und die Top-Note vergeben. YT Capra Comp I herstellerangaben Vertrieb Material/Größen Preis/Gewicht ohne Pedale* YT Industries www.yt-industries.com Carbon/S,M,L 3 499 Euro/13 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 160 mm/170 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Pike RCT3 Solo Air/ RockShox Monarch Plus RC3 Race Face Turbine/SRAM XO Avid Elixir 7 Trail E13 TRS+ Systemlaufradsatz, Maxxis Highroller II 2,4 Reifen Kurbeln/Schaltung Bremsanlage Laufräder 40 585 115 460 Reach 428 mm Stack 591 mm BB-Drop - 3 mm Stärken 75,2° • leicht • Fahrwerk, Optik • Ausstattung 65,7° Schwächen 1167 426 HANDLING wendig Fahrwerk straff 346 laufruhig komfortabel Performance Uphill Downhill 60 | FREERIDE 1|14 10 Lenkzentrale: Die organisch geformten Carbongestänge (mit Rohren hat das nichts mehr zu tun) vereinen sich in einem wuchtigen Steuerkopf in Sanduhren-Shape. Wirkt unverwüstlich! *: Gewogen mit Einheitsreifen Schwalbe „Hans Dampf 2,35 Trailstar“ 10 Durchgestylt: SDG-Sattel mit Schriftzug und Ton in Ton, schicke Decals auf den Innenseite des Hinterbaus, elegante Zugverlegung – das YT scheint mehr Design-Objekt als Sportgerät. FREERIDE-RANKING: Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition von Downhill- und Uphill-Punkten. Foto: Daniel Roos Geht nicht, gibt’s nicht! Auch im Bikepark und bei Freeride-Stunts sollen die Kleinkaliber Spaß machen und genug Fahrwerks reserven bieten. „Gewicht limitiert den Einsatzbereich und entscheidet, ob die Fahrt über gewellte Trails noch Spaß macht. Das YT setzt mit sensationellen 13 Kilo Maßstäbe. Gleichzeitig ist es richtig hart im Nehmen, verträgt Drops und harte Abfahrten.“ Dimitri Lehner, FREERIDE-Tester FREERIDE 1|14 | 61