Flocke und Rübe auf Schatzsuche – Eine Rucksackgeschichte

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Flocke und Rübe auf Schatzsuche – Eine Rucksackgeschichte
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Flocke und Rübe auf Schatzsuche – Eine Rucksackgeschichte
von Angela Deutsch
Material:
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ein Rucksack
2 Stofftiere/Handpuppen/Figuren: ein Eichhörnchen und ein Hase
eine Schatzkarte mit einem roten Kreuz (evtl. selbst gebastelt)
eine kleine Schaufel
eine Karotte
ein schöner Stein
eine Löwenzahnblüte (oder ein Foto davon)
Moos
eine bunte Feder
eine Muschel
ein Schmetterling (Figur oder Foto)
ein Stück Rinde
Flocke ist ein kleines Eichhörnchen. Es heißt Flocke, weil auf seinem braunen Fell ein weißer
Fleck zu sehen ist, der aussieht, als wäre dort eine Schneeflocke gelandet.
Rübe ist ein kleiner Hase. Sein Lieblingsessen sind Karotten. Und da Karotten Rüben sind und
Rübe nie ohne eine Karotte außer Haus geht, hat er den Namen Rübe bekommen.
Rübe hat auf dem Dachboden eine alte Schatzkarte gefunden. Aufgeregt erzählt er seinem
besten Freund Flocke davon. „Komm, lass uns uns gleich auf den Weg machen. Vielleicht
finden wir ja eine alte Piratenschatzkiste, die vor langer Zeit in der Erde vergraben und mit
Gold und Diamanten gefüllt worden ist“, schwärmt Rübe.
Bevor es los geht, packt Rübe die alte Schatzkarte und eine große Schaufel in seinen
Rucksack. Natürlich darf auch die Jause nicht fehlen. Schnell steckt er noch zwei Karotten in
den Rucksack und eine in seinen Mundwinkel.
Flocke hat ebenfalls eine Tasche umgehängt. „Aber da ist doch gar nichts drin!“ ruft Rübe
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erstaunt, als er in Flockes Tasche blickt. „Natürlich ist da nichts drin! Wir brauchen doch Platz
für den Schatz“, erklärt das kleine Eichhörnchen geduldig.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Doch schon bald bleibt Rübe stehen, dreht die
Karte nach links und nach rechts, stellt sie auf den Kopf und dreht sie einmal im Kreis.
„Hmm…“, grübelt Rübe und zwirbelt nachdenklich sein langes Hasenohr, „Ich bin mir nicht
sicher, ob wir in die richtige Richtung gehen.“ Flocke hört Rübes Bedenken gar nicht. Er hat
gerade etwas entdeckt, das in der Sonne glitzert. Er springt darauf zu und ruft entzückt:
„Schau, Rübe! Das muss ein Stern sein, der vom Himmel gefallen ist.“ Das kleine
Eichhörnchen hebt das glitzernde Etwas vom Boden auf und betrachtet es von allen Seiten.
Rübe ist neugierig geworden und kommt näher. „Das ist doch nur ein Stein“, sagt der kleine
Hase enttäuscht. „Aber zumindest weiß ich jetzt wohin wir gehen müssen.“ Flocke steckt
seinen Fund in die Tasche und folgt seinem Freund.
Die Augen immer konzentriert auf die Schatzkarte gerichtet, heult Rübe plötzlich auf:
„Autsch!“ Da ist er doch geradewegs gegen einen dicken Baumstamm gelaufen und hat sich
eine genauso dicke Beule geholt.
Flocke hingegen bestaunt gerade eine kleine Pflanze: „Schau mal, wie wunderschön diese
Blume ist! Ihre Blüte sieht aus wie eine kleine Sonne. Und wie sie erst duftet!“ Flocke steckt
seine Nasenspitze in die gelbe Blüte und schnuppert eifrig. Als das kleine Eichhörnchen die
Beule auf Rübes Kopf sieht, pflückt es die Blume und schenkt sie seinem Freund, um ihn
aufzumuntern. „Die kleine Sonne ist für dich“, strahlt Flocke. „Aber das ist doch keine Sonne,
das ist eine ganz normale Löwenzahn-Blüte“, erklärt Rübe. Als Rübe aber Flockes gelbe Nase
sieht, muss er lachen: „Dafür kann sie aber gelbe Nasenspitzen machen!“ Er steckt auch
seine Nase in die Blüte und schnuppert. Da sieht Flocke, was Rübe gemeint hat und beginnt
ebenfalls zu kichern. Gemeinsam wandern sie lachend und mit gelben Nasen weiter.
Rübe wird immer langsamer. „Vielleicht hätte ich doch die kleinere Schaufel mitnehmen
sollen“, überlegt er, „Der Rucksack ist wirklich ganz schön schwer.“ Da hat Flocke eine Idee.
Er springt fröhlich voran und ist plötzlich verschwunden. „Jetzt warte doch, ich kann nicht so
schnell laufen“, jammert Rübe, „Und außerdem weißt du doch gar nicht, wo der Schatz
vergraben ist und du hinlaufen musst.“ „Aaaah, herrlich! Du musst unbedingt herkommen!“,
ruft Flocke. Da entdeckt der kleine Hase seinen Freund hinter einem Baumstamm wie er mit
ausgebreiteten Armen und Beinen im grünen Moos liegt. „Da bist du ja endlich“, sagt Flocke,
als er die Augen aufmacht, „Komm, leg dich zu mir. Hier können wir uns ausruhen. So etwas
Weiches hast du bestimmt noch nie in deinem ganzen Leben gefühlt! Das ist flauschiger als
jede Decke und kuscheliger als jedes Bett!“ „Aber das ist doch nur Moos. Und außerdem
müssen wir weiter. Ich will doch endlich den Piratenschatz finden“, gibt Rübe seinem Freund
zu verstehen. Da der kleine Hase aber wirklich schon müde ist und der Rucksack immer
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schwerer zu werden scheint, lässt er sich doch noch zu einer Pause überreden. Der kleine
Hase legt sich neben seinen Freund und staunt nicht schlecht: „Wow! Du hast recht – ich bin
noch nie auf so etwas Flauschigem gelegen!“
Nachdem sie gejausnet haben – Rübe natürlich eine Karotte und Flocke ein paar Haselnüsse,
die er in der Nähe gefunden hat - machen sich die zwei Freunde wieder auf den Weg.
Schließlich müssen sie heute noch einen Schatz ausgraben! Rübe liest die Karte und geht
voran. Bevor Flocke hinterherläuft, steckt er aber noch schnell ein Stück des weichen
Mooses in seine Tasche.
„Warte mal!“ ruft Flocke nach einer Weile dem kleinen Hasen hinterher, „Ich glaube ich
habe da etwas gesehen!“ „Aber das ist doch die falsche Richtung. Zum Schatz geht´s hier
lang!“ sagt Rübe schon etwas genervt. Neugierig geworden hoppelt er dann aber doch zu
seinem Freund Flocke. Da sehen sie gerade noch, wie etwas Längliches und scheinbar
Leichtes ganz langsam zu Boden segelt. „Was ist das?“ fragt Rübe erstaunt. „Lass uns einfach
nachsehen!“ schlägt Flocke vor und flitzt zu der Stelle, wo das Etwas gelandet ist. „Wow, sieh
dir das an! Ich habe noch nie so eine bunte Feder gesehen! Die ist bestimmt von einem
Papagei!“ freut sich Flocke. „Ja, vom Papagei der Piraten, die den Schatz versteckt haben“,
lacht Rübe, obwohl beide Freunde wissen, dass es hier im Wald keine Papageien gibt. Flocke
packt die Feder in seine Tasche. Dann nehmen der kleine Hase und das kleine Eichhörnchen
wieder ihren Weg zum Piratenschatz auf.
„Da muss es sein!“, ruft Rübe plötzlich aufgeregt, „Siehst du das rote X auf der Karte? Das
bedeutet bestimmt, dass hier der Schatz vergraben ist.“ Rübe packt ungeduldig seine
Schaufel aus und beginnt an der Stelle, an der er den Schatz vermutet, zu graben. Das ist
ganz schön anstrengend! Bald geht ihm die Kraft aus und Flocke übernimmt das Graben.
Nach einer Weile hält das kleine Eichhörnchen inne und ruft: „Ich habe etwas gefunden!“
Gemeinsam beugen sich Flocke und Rübe über das Loch in der Erde. „Wo ist der Schatz? Ich
kann nichts sehen!“ beklagt sich Rübe. „Na da, schau doch mal!“, sagt Flocke und zieht etwas
aus der Erde, das auf jeden Fall nicht wie ein Piratenschatz aussieht. „Das ist eine
versteinerte Muschel“, erklärt Flocke und betastet das Ding von allen Seiten, „Die ist
wahrscheinlich noch aus der Zeit, in der die Piraten hier gelebt haben. Vielleicht war hier vor
langer, langer Zeit sogar einmal ein Meer und die Muschel ist der Rest, der davon
übriggeblieben ist.“ „Da könntest du Recht haben“, überlegt Rübe, „Das bedeutet aber auch,
dass wir hier richtig sind! Gib mir bitte die Schaufel, ich werde weitergraben.“
Flocke steckt die Muschel in seine Tasche und überlässt die Schaufel wieder seinem Freund.
Während Rübe gräbt und gräbt, schaut sich das kleine Eichhörnchen ein bisschen um.
Da flattert ein bunter Schmetterling durch die Luft und landet direkt auf Flockes Nasenspitze.
„Nanu, wo willst du denn hin?“ fragt Flocke den Schmetterling. Der antwortet aber nicht,
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sondern schwingt nur seine Flügel, hebt ab und fliegt davon.
Gleich in der Nähe sieht Flocke einen Baum. Er läuft auf ihn zu und betastet seine Rinde. Da
entdeckt er etwas, das wie ein Auge aussieht. „Rübe, schau! Ich glaube der Baumstamm hier
kann sehen! Er hat ein Auge!“ ruft Flocke aufgeregt und hüpft auf und ab. „Aber Flocke, das
ist kein echtes Auge. Das ist ein Astauge“, sagt Rübe außer Atem, „An dieser Stelle ist einmal
ein Ast aus der Rinde gewachsen und irgendwann abgebrochen. Hör auf herumzuhüpfen
und hilf mir hier lieber, sonst finden wir den Piratenschatz nie!“ Flocke hebt ein Stück
herabgefallener Rinde auf und lässt es in seiner Tasche verschwinden. „Wer weiß, vielleicht
ist es ja doch ein verzauberter Baum und da kann es nicht schaden ein Stück von ihm
mitzunehmen“, sagt sich Flocke.
Rübe und Flocke graben noch eine ganze Weile weiter. Allmählich geht die Sonne unter und
die Freunde haben bald keine Kraft mehr. „Rübe, lass uns nach Hause gehen. Ich muss zu
Hause sein, bevor es dunkel wird, sonst machen sich meine Eltern Sorgen“, erklärt Flocke.
„Du hast ja Recht. Ich muss auch rechtzeitig zum Abendessen daheim sein. Aber ich wollte
doch sooo gerne einen Schatz finden!“ sagt der kleine Hase traurig und packt enttäuscht
seinen Rucksack ein. Da strahlt Flocke übers ganze Gesicht: „Aber Rübe, wir haben doch
nicht nur einen Schatz gefunden, sondern einen ganzen Haufen an Schätzen!“ Das kleine
Eichhörnchen holt die vielen kleinen Dinge aus seiner Tasche hervor und legt sie auf dem
Boden auf. „Wir haben
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einen Stern, der vom Himmel gefallen ist
das flauschigste Moos, das wir je gefühlt haben
die bunte Feder eines echten Piratenpapageien
eine versteinerte Muschel aus einem uralten Meer
und ein Stück Rinde von einem verzauberten Baum
gefunden.“ Da staunt Rübe nicht schlecht. Lächelnd legt er die Löwenzahnblüte, die er von
Flocke geschenkt bekommen hat, zu den vielen kleinen Dingen und sagt: „Und eine kleine
Sonne gehört auch zu unseren Schätzen.“
Glücklich über die unglaublichen Dinge, die sie auf ihrer Suche nach dem Piratenschatz
gefunden haben, machen sich die beiden Freunde auf den Heimweg.
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