Interview Michael Kessler

Transcription

Interview Michael Kessler
interview | tv
Meister der Maske:
Michael Kessler (43)
als Horst Lichter,
Florian Silbereisen,
CSI-Cop Horatio
Caine und Hitler
Einer für alle
Seit Jahren parodiert
Michael Kessler
TV-Stars. Exklusiv in
TV DIGITAL schreibt er
künftig eine Kolumne –
natürlich über das
Fernsehen, was sonst?
W
as haben Günther Jauch, Peter
Kloeppel und Florian Silbereisen
gemeinsam – außer dass sie Männer sind? Des Rätsels Lösung: Alle
drei werden in „Switch reloaded“ (11.1.,
22.10 Uhr, ProSieben) von Michael Kessler
(43) parodiert. Seit Jahren schlüpft der
Meister der Maske in verschiedene Rollen –
und bringt auf den Punkt, was uns an TVGesichtern nervt. Doch was denkt Kessler
(„Kesslers Expedition“, RBB) über deutsche
TV-Stars? Seine Gedanken zum Mediengeschehen verrät er künftig in jeder Ausgabe
von TV DIGITAL in einer exklusiven Kolumne auf der letzten Seite. Im Interview erzählt er vorab, worauf sich die Leser freuen
dürfen – und welche Stars zittern müssen.
„Bei Dokus bleibe ich am
häufigsten hängen.“
Michael Kessler
TV Digital: Wie genau beobachten Sie, was rund um
das Medium Fernsehen geschieht – und wie oft
schauen Sie überhaupt TV?
Michael Kessler: Oft! Und ich beobachte
sehr genau. Einerseits für die Vorbereitung
auf meine verschiedenen Rollen – etwa Günther Jauch, Peter Kloeppel oder Florian Silbereisen – in „Switch reloaded“, andererseits
weil ich einfach gern fernsehe. Mich interessiert, was Neues läuft. Gerade fasziniert mich
die US-Serie „Breaking Bad“ aus den USA,
aber ich bin auch ein großer Fan von „Danni
Lowinski“ aus Kölle.
Welche Art von Fernsehen mögen Sie überhaupt nicht?
Das sogenannte Reality-TV bzw. die Scripted
Reality. Dieses Genre spiegelt die Realität
genauso wenig wider wie all die fragwürdigen Castingshows.
Sind Sie ein Fan von Daily Soaps? Oder was verpassen
Sie nie im TV?
Aus guter alter Tradition werfe ich ein paar
Male im Jahr einen Blick in die „Lindenstraße“. In die anderen Soaps gucke ich ab
und zu aus Neugier rein – aber eher aus beruflichen Gründen. Da ich für „Switch“ auch
schreibe, bin ich immer auf der Suche nach
neuen „Opfern“. Was ich hingegen selten
verpasse, sind die Nachrichten.
Das Fernsehen hat drei Aufträge: Aufklärung, Information und Unterhaltung. Welche dieser Säulen ist für Sie
am wichtigsten?
TV ist für mich Entspannung, dicht gefolgt
von Entertainment und Information. Ich bin
ein alter Doku-Gucker. Bei Dokus bleibe ich
am häufigsten hängen, wenn ich zappe.
Was reizt Sie so daran?
Die ruhigen Schnitte und der Lerneffekt.
Dokus entführen uns in andere Welten und
Zeiten. Das ist Fernsehen mit Hirn, fürs Hirn
– und natürlich auch fürs Auge, denn es gibt
dabei auch tolle Bilder zu sehen.
TV DIGITAL 23
tv | interview
In Sachen Comedy sind Sie Spezialist. Wie witzig ist
das Genre in Deutschland wirklich – und sind Sie eher
ein Fan des Geschlechter-Humors von Mario Barth
oder der Frauenpower von Cindy aus Marzahn?
Weder noch. Mich begeistert eher „Pas­
tewka“. Nicht etwa, weil ich dort selbst mitspiele, sondern weil es meinen Humor am
ehesten trifft. Außerdem bin ich ein riesiger
Fan von Hape Kerkeling. Wenn er sich in
Horst Schlämmer oder Uschi Blum verwandelt, lache ich mich kaputt.
Und wie halten Sie es mit Shows? Wie finden Sie die
Unterhaltungssendungen à la „Wetten, dass ..?“, „Das
große Fest der Volksmusik“ oder neue Formate wie
Jauchs „Alt gegen Jung“?
Silbereisen & Co. mögen es mir verzeihen –
wirklich hängen bleibe ich bei „Schlag den
Raab!“ Wenn die Kombination zwischen
Stefan und seinem Herausforderer stimmt,
ist diese Show unschlagbar spannend.
Krimis aus heimischer Produktion sind Quotengaranten, allen voran der „Tatort“. Sind Sie ein Fan?
Ich bin kein Krimigucker und zähle deshalb
auch nicht zur klassischen „Tatort“-Gemeinde. Aber mir ist bewusst, dass ich da
sehr viel hervorragendes TV verpasse.
Castingshows und Reality-TV gehen gar nicht, Comedy
nur teilweise, gute Krimis verpassen Sie – bringt das
deutsche TV Sie manchmal zum Weinen?
Nein. Ich liebe nach wie vor das deutsche
TV. Geweint wird nur bei ganz großem Kino.
Da gehört das doch dazu. Das letzte Mal kamen die Tränchen bei „About Schmidt“.
„Geweint wird nur bei
ganz großem Kino.“
Michael Kessler
Sind Sie im Kino eher fürs Dramatische zu haben, oder
haben auch Action und Horror eine Chance?
Kommt drauf an. Als „James Bond“- und „24“Fan bin ich zu jeder Action bereit. Ich gebe
zu, dass es Kettensägen und Teufelsaustreibungen bei mir schwerer haben. Zählt Reality-TV eigentlich auch zum Horror-Genre?
Müssen – dank Ihrer neuen Kolumne – unsere TV-Helden Sie künftig noch ein bisschen mehr fürchten?
Nicht mehr als bei „Switch reloaded“. Aber
meine Kolumne dreht sich nicht nur um die
Stars, ich schreibe auch über andere Dinge –
beispielsweise über meinen Kampf mit
dem DVD-Rekorder.
„Kampf“ klingt gar nicht gut. Gibt es auch Technik, die
Spaß macht, und Trends, die Sie begeistern?
Die Möglichkeiten, die durch Smart Phones
entstehen, finde ich spannend. Aber sitze ich
wirklich jeden Abend mit 3-D-Brille auf dem
Sofa und finde die Fernbedienung nicht
mehr? HD hingegen macht mich an – die
Bildqualität ist super für die Zuschauer. Als
Schauspieler muss man sich anschnallen,
denn jeder Pickel ist zu sehen.
Welche Themen erwarten die Leser hauptsächlich?
Natürlich geht’s um Medien! Die Stars, die
Gesellschaft, die Menschen und ihr Leben –
all das, was ich im Alltag beobachte und was
24 TV DIGITAL
mir auffällt. Die Geschichten liegen auf der
Straße. Über Politik muss ich übrigens nichts
mehr schreiben, denn da steht schon alles
Wichtige bei WikiLeaks.
Der Anfang Ihrer aktuellen TV-DIGITAL-Kolumnen wird
als Appetizer bei Facebook und Twitter zu lesen sein.
Wie viele Follower haben Sie dort?
Bei Facebook bewege ich mich auf 10 000 zu,
bei Twitter sind es rund 42 000. Meine Profile
pflege ich persönlich, wann immer ich Zeit
habe. Ich bespicke sie nur, wenn ich wirklich
etwas zu sagen habe oder irgendetwas richtig lustig oder erwähnenswert finde.
Wie wichtig sind Facebook und Twitter für Sie?
Immer wichtiger. Die Plattformen sind nicht
unumstritten, viele glauben, dass sie überflüssig seien. Das sehe ich anders. Die Zukunft findet vor allem im Internet statt. Auch
wir Schauspieler und Künstler müssen uns
mit den neuen Medien beschäftigen, weil
sie den schnellen, direkten Austausch mit
Freunden, Fans und Zuschauern ermöglichen. Außerdem direkte Rückmeldungen,
jede Menge Spaß und Kreativität. Viele
Leute schreiben sehr lustige Sachen. Der
Austausch ist intensiv, und es gibt hitzige
Diskussionen.
Interview: Mike Powelz
DI 11.1.
Switch reloaded – Dschungel-Spezial
COMEDY Kessler und Kollegen parodieren
prominente TV-Stars; ProSieben, 22.10 Uhr
„Kesslers Kolumne“ – ab sofort
in jedem Heft (siehe letzte Seite)
Fotos: Stephan Pick für TV DIGITAL (2), Archiv (7)
Michael Kessler
kann auch Ranga
Yogeshwar, Frank
Plasberg und
Günther Jauch