Domus Aurea (Das goldene Haus des Nero) Kolosseum
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Domus Aurea (Das goldene Haus des Nero) Kolosseum
DOMUS AUREA – KOLOSSEUM - GLADIATORENSPIELE Domus Aurea (Das goldene Haus des Nero) Nero wollte der prunkvollste aller römischen Kaiser sein. Nachdem der verheerende Stadtbrand des Jahres 64 n. Chr. seine Domus Transitoria (Durchgangshaus der Kaiserbauten auf dem Palatin und den Gärten des Maecenas auf dem Esquilin) auf dem Palatin zerstört hatte, begann Nero mit dem Bau eines Palastes, der allerdings nie ganz fertig wurde; er hatte sich schlicht übernommen. Was aber erbaut worden war, wurde prachtvoll ausgeschmückt mit Elfenbein, Gold und Edelsteinen. Es handelte sich um eine große Villa, die aus einer Anzahl von Gebäuden bestand. Dazwischen waren Rasenflächen, Weinpflanzungen sowie Gehege mit zahmen und wilden Tieren angelegt. Auch ein See gehörte dazu, der später zugeschüttet und an dessen Stelle das Kolosseum errichtet wurde. Von der Villenanlage ist heute beinahe nichts mehr zu finden. Nur der Hauptbau, die Domus Aurea, ist noch erhalten. Nach dem Tod Neros stellte Vespasian die Arbeiten an der noch nicht vollendeten Domus Aurea ein, um eigene Bauten (Kolosseum) zu errichten. Als 104 n.Chr. ein Brand an der Domus Aurea viel Schaden verursachte, erbaute Trajan über dem Hauptbau seine Thermen. Erst in der Renaissance entdeckte man die mit Schutt gefüllten Säle wieder. Man nannte sie einfach Grotten; in den vielen dunklen, feuchtkalten Räumen hat man auch heute noch das Gefühl durch Grotten zu gehen. Die Gewölbe und dunklen Räume der Domus Aurea zeigten viele verspielte und phantastische Ornamente und äußerst reizvolle Wandmalereien. Die Fresken im Goldenen Haus waren und sind recht gut erhalten. Viele Künstler der Renaissance nahmen sich diese zum Vorbild und nannten Bilder dieser Art Grotesken. Kolosseum Der Bau des Kolosseums wurde im Jahre 70 n.Chr. unter Vespasian begonnen. Seine Söhne Titus und Domitian vollendeten den gewaltigen Bau 80 n.Chr. und nannten ihn „Amphitheatrum Flavium" – sie stammten ja aus der gens Flavia. Seinen volkstümlichen Namen „Kolosseum“ erhielt der Bau durch eine kolossale, 35m hohe Statue des Kaisers Nero, die auf dem Platz vor dem Amphitheater gestanden war. Das Kolosseum hatte einen ovalen Grundriss und die Ausmaße waren für die damalige Zeit gewaltig. Die Länge betrug 189m, die Breite 156m, die Höhe über vier Geschoße 57m. Das Amphitheater wurde für Gladiatorenspiele, Tierhetzen, Wettkämpfe von Athleten sowie Schauspiel und Tragödien errichtet und bot ungefähr 50.000 Menschen Platz. Angeblich soll man die Arena auch geflutet haben, um auch Seeschlachten zu inszenieren. Heute bezweifelt die Forschung dies allerdings. Die Zuschauer konnten das Bauwerk durch insgesamt achtzig Arkadenbögen betreten. Jeder Eingang war über sieben Meter hoch und mehr als vier Meter breit. Die Tore waren nummeriert, damit die Besucher den kürzesten Weg zu ihren Sitzplätzen fanden. Es gab vier nichtöffentliche Eingänge, von denen zwei zu den Logen des Kaisers und seiner Gäste führten. Die beiden anderen waren für die Gladiatoren vorgesehen. Die Lage des Sitzplatzes hing von der sozialen Stellung ab. Grundsätzlich galt: je niedriger jemand gestellt war, desto weiter entfernt saß er von der Arena. INES MINNIBERGER, JUDITH W EIß SEITE 1 DOMUS AUREA – KOLOSSEUM - GLADIATORENSPIELE Der Boden des 86m langen und 54m breiten Kampfplatzes war unter dem Sand mit Brettern ausgelegt. Hölzerne Klappen über dem Kellergeschoss dienten den Menschen und Tieren dazu, die Arena auf kürzestem Wege zu erreichen. In den unterirdischen Gängen und Räumen befanden sich Kleiderkammern und Geräteschuppen, Wachstuben und Lebensmittellager, Käfige der Tiere und die Zellen der zum Tode verurteilten Menschen. Dreieinhalb Meter über der Arena befanden sich die ersten Zuschauerreihen. Direkt an der Brüstung begannen die beiden Ehrenlogen. Eine war für den Kaiser, seine Familie und seine Gäste bestimmt, die andere für die wichtigsten Beamten des Reiches. Auf sieben Steinstufen um die Arena saßen die Senatoren und Ritter. Auf den zwölf dahinter liegenden Reihen nahm der übrige Adel Platz. Ein Korridor trennte diese vom bürgerlichen Mittelstand der Kaufleute und Handwerker. Im Obergeschoß standen sieben Holzstufen dem Pöbel und den Frauen zur Verfügung. Um den Zuschauern Schutz vor der heißen Sonne zu bieten, wurde ein riesiges Sonnensegel (velarium) aufgespannt. Die damit verbundene Arbeit des Segelsetzens wurde von Offizieren und Matrosen der Kriegsflotte verrichtet. Es gab verschiedenfärbige Zeltdächer: gelbe, himmelblaue, rote, purpurfarbene. Sie tauchten die Zuschauerränge in ein geheimnisvolles Dämmerlicht, während die Arena im heißen Sonnenschein lag. In der Renaissance wurde der Bau als Lager für Baumaterial angesehen, das zur Errichtung von Palästen und Brücken verwendet wurde. Außerdem wurde das Kolosseum im Lauf der Jahrhunderte durch zahlreiche Erdbeben teilweise zerstört. Die Gladiatorenspiele Ursprünglich kamen die Gladiatorenspiele von den Etruskern. Die Etrusker hielten diese jedoch nicht zur Volksbelustigung ab, sondern als „Kampf an der Bahre“ bei der Beerdigung. Dieser Leichenschaukampf war religiös und diente lediglich dazu, den Geist des Toten zu versöhnen und die Götter gnädig zu stimmen. Die Römer übernahmen im Laufe der Zeit diesen Bestattungsbrauch. Dabei handelte sich noch alles um den Verstorbenen und nicht um eine blutige Unterhaltung für das Volk. Erst im Laufe des 2. Jahrhunderts v.Chr. missbrauchte der reiche Adel dieses Schauspiel zum Zeichen seiner Macht. Die Gladiatoren sollten den Menschen vor Augen halten, wie man gegen Feinde die Waffen gebraucht und wie man notfalls den Tod eines echten Römers stirbt. Nach und nach gebrauchten Politiker die Spiele, um sich bei ihren Wählern beliebt und so schneller Karriere zu machen. Offensichtlich hatte die breite Masse dagegen nichts einzuwenden. Nach kurzer Zeit betrachtete die Bevölkerung die Munera als etwas Selbstverständliches. Anfangs waren die meisten Gladiatoren Sklaven. Nach römischem Recht war ja der Sklave kein Mensch, sondern eine Sache. Unter den Sklaven befanden sich viele Kriegsgefangene, die mit der Gefangennahme alle Menschenrechte verloren hatten. Eine dritte bedeutende Gruppe unter den Gladiatoren bildeten die Schwerverbrecher, Hochverräter, kleinere Ganoven und auch Christen. INES MINNIBERGER, JUDITH W EIß SEITE 2 DOMUS AUREA – KOLOSSEUM - GLADIATORENSPIELE Neben diesen gab es auch Freiwillige, die Auctorati, die sich – sei es aus Geldnot oder des Ruhmes wegen – zum Gladiatorenberuf verpflichteten. Es kämpften aber nicht nur männliche Gladiatoren, sondern bisweilen auch weibliche – die Amazonen. Sie waren ihren männlichen Mitstreitern durchaus ebenbürtig. Die Gladiatoren wurden in Gladiatorenschulen untergebracht und ausgebildet. Dort wurde sehr darauf geachtet, die Kämpfer bei guter körperlicher Verfassung zu halten. Deshalb, und nicht etwa aus Menschlichkeit, wurden sie einigermaßen gut behandelt. Die Ausbildung der Gladiatoren war sehr hart. Zuerst übten sie an einer Holzpuppe, später mit einem erfahrenen Trainingspartner und scharfen Waffen. Bei Verstoß gegen die strenge Disziplin ließ man die Gefangenen auspeitschen oder mit glühendem Eisen brennen. Diejenigen, die dies nicht ertragen konnten, ließen sich zu Verzweiflungstaten hinreißen. Darunter war Selbstmord die häufigste. Deswegen achteten die Lehrer darauf, dass niemand die Waffen gegen sich selbst richtete. Einerseits wurde das Handwerk des Gladiators als unehrenhaft angesehen, andererseits sprach man bis in die höchsten Kreise respektvoll von ihrer Tapferkeit und Todesverachtung. Die Kämpfe wurden am Anfang auf großen Plätzen, also am Forum oder auf Märkten aufgeführt. Später, als der Andrang größer wurde, baute man Amphitheater. Das berühmteste Amphitheater ist wohl das Kolosseum in Rom. Es gab viel verschiedene Gladiatorentypen, zum Beispiel: Samnit: der ursprünglichste Gladiatorentyp. Seine Rüstung bestand aus einem Helm mit Wangenklappen und einem prächtigen Federbusch, einem großen, ovalen oder rechteckigen Schild und einer oder zwei Beinschienen; seine Angriffswaffe war ein kurzes, gerades Schwert. Eques: berittener Gladiator. Auf dem Pferd kämpfte er mit der Lanze, am Boden mit dem Schwert. Retiarier: er war der Athlet unter den Gladiatoren. Der Retiarier schützte seinen Körper nur durch einen Armpanzer und einen festen Schulterschild, hinter dem er notfalls den Kopf verbergen konnte. Seine Angriffswaffen waren das Wurfnetz, der Dreizack und ein langer Dolch, mit dem er dem Unterlegenen die Kehle durchschnitt. Venatoren: für die Ausbildung dieser Tiergladiatoren gab es eigene Schulen. In diesen Kämpfen waren die Tiere meist die Opfer. Diese Tierhetzen waren beim Publikum besonders beliebt. Normalerweise war das Leben eines Gladiators eher kurz. Die meisten ereilte ihr Schicksal schon nach wenigen Kämpfen. Es kam aber auch vor, dass einer in zehn, zwanzig oder noch mehr Gefechten Sieger blieb. In solchen Fällen war es üblich, ihm die Freiheit zu schenken. Es gab zu allen Zeiten unter den Römern Menschen, die das Gladiatorenwesen ihres Landes kritisierten. Diese Kritik richtete sich allerdings nicht gegen die Munera als solche, sondern nur gegen ihre Auswüchse. Erst der neu aufkommende christliche Glaube forderte eine Abschaffung der Gladiatorenspiele. 404 n. Chr. wurden die Gladiatorenspiele unter Kaiser Honorius endgültig abgeschafft. INES MINNIBERGER, JUDITH W EIß SEITE 3