Leonardo DiCaprio - Die Entdeckung für die große
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Leonardo DiCaprio - Die Entdeckung für die große
CLUB PASSAGE PROGRAMMKINO Leonardo DiCaprio Die Entdeckung für die große Leinwand Der am 11. November 1974 in Los Angeles geborene Leonardo DiCaprio verdankt seinen Namen einem Tritt: Im Mutterleib soll er ausgerechnet in dem Moment gestrampelt haben, als sich seine Mutter ein Gemälde von da Vinci ansah. Auf diese Weise geradezu zum Künstler vorbestimmt, trat der in einer Hippie-Familie - in der u. a. Charles Bukowski und Hubert Selby jr. aus und eingingen – aufgewachsene DiCaprio schon als 10jähriger in Werbesendungen auf, hatte bald kleine Auftritte in Fernsehserien („Lassie“) und war 1991 in dem Spaßschocker „Critters III“ erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen. Bereits zwei Jahre später stand er in der unter dem Titel „This Boy’s Life“ (USA 1993) von Michael Caton-Jones („Memphis Belle“, „Doc Jones“) verfilmten Autobiografie von Thomas Wolff mit zwei der namhaftesten Größen Hollywoods vor der Kamera: Robert De Niro und Ellen Barkin. Letztere spielt die vom Leben nicht gerade verwöhnte Caroline Wolff, die in der amerikanischen Provinz Mitte der 50er den sympathischen Dwight Hansen (De Niro) kennen lernt, der auf sie den Eindruck des idealen Ehemanns und Vaters macht. Beide heiraten, bald jedoch beginnt für Caroline und ihren Sohn Toby (DiCaprio) eine harte Zeit, denn Dwight erweist sich als sadistischer und tyrannischer Spießer. Die große Entdeckung des Films war DiCaprio, der den rebellischen Halbstarken ebenso auf die Leinwand brachte wie die Verzweiflung verletzter Sensibilität. Der Schwede Lasse Hallström („Gottes Werk und Teufels Beitrag“, Chocolat“ ) stellte 1993 tragische Charaktere in den Mittelpunkt seines auf der literarischen Vorlage von Peter Hedges fußenden Provinzdramas „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (USA): Gilbert (Johnny Depp) ist an das Provinznest Endora gefesselt. Sein Vater hat sich erhängt, die schwergewichtige Mutter (Darlene Cates) ist nahezu bewegungsunfähig und hat seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen, und so trägt Gilbert als der älteste Mann im Haus allein die Verantwortung für sie und seine jüngeren Geschwister. Besonders der geistig behinderte Bruder Arnie (DiCaprio), dem bei seiner Geburt keine Überlebenschancen gegeben wurden, fordert erhebliche Aufmerksamkeit. So pflegt der fast 18jährige gelegentlich den örtlichen Wasserturm zu erklimmen, was jedes Mal für erhebliche Aufregung sorgt. Erst als Gilbert eines Tages Becky (Juliette Lewis), eine durchreisende Fremde, trifft, erwacht in ihm die Sehnsucht nach einem eigenen Stück vom Glück. Die literarische Vorlage des Films, die Novelle „What’s eating Gilbert Grape?“ war erst wenige Tage auf dem Markt, als sich Regisseur Lasse Hallström auch schon an den Autor, Peter Hedges, wandte: Mit der ersten Bitte, einer Verfilmung zuzustimmen – und mit der zweiten, auch das Drehbuch zu schreiben. Leonardo DiCaprio näherte sich seiner Rolle als geistig Behinderter auf eine Weise, die sonst von eher älteren method actors vertraut ist, weshalb er gelegentlich als „neuer De Niro“ bezeichnet wurde. Er traf sich mit behinderten Jugendlichen, sammelte Informationen und versuchte auf vielfältige Weise, sich mit ihrem Leben auseinander zusetzen und zu einem gewissen Grade auch einzufühlen, um der Gefahr zu entgehen, nur äußerlich wahrnehmbare Verhaltensweisen zu kopieren. Die so erreichte Authentizität seiner Darstellung des Arnie wurde als schauspielerische Glanzleistung mit einer verdienten OSCAR-Nominierung honoriert. 1995 spielte „Leo“ die Titelrolle in Scott Kalverts Jugend-Drama „Jim Caroll – In den Straßen von New York“, das auf der Grundlage der 1978 unter dem Titel „The Basketball Diaries“ veröffentlichten Autobiographie Carolls ein Leben zwischen Schreibrausch, Sportplatz und Straßenstrich schildert. Im gleichen Jahr verkörperte LDC in dem biografischen Künstlerdrama „Die Affäre von Rimbaud und Verlaine“ den Rimbaud, dessen exzessives Leben mit dem Dichter Verlaine letzteren zu Grunde richtet. Dem Theatermacher Jerry Zaks („Anything Goes“) gelang 1996 mit dem anrührenden Familiendrama „Marvins Töchter“ (USA) – der Verfilmung eines Theaterstücks - der Spagat zwischen Traumfabrik und Realität: Bessie (Diane Keaton) hätte ihre Schwester Lee (Meryl Streep) wohl nie wieder gesehen, wenn Dr. Wally (Robert De Niro) nicht Leukämie bei ihr diagnostiziert hätte; als Knochenmarkspender kommen Lee und ihre Söhne Hank (DiCaprio) und Charlie in Frage. Die beiden Schwestern sind einander in 20 Jahren fremd geworden: Während die jungfernhafte Bessie den kranken Vater (Hume Cronyn) und die senile Tante pflegte, zog Lee früh von zu Hause fort, um fürderhin ihr eigenes Leben zu leben – was ihr eher schlecht als recht gelang. Besonders der introvertierte Hank macht Probleme; er zeigt Verhaltensauffälligkeiten und landete in der Psychiatrie. Das Wiedersehen der beiden Schwestern ist schwierig; verpasste Chancen und schwelende Vorwürfe haben die Beziehung vergiftet. Immerhin gelingt es Bessie, Zugang zu dem verstockten Hank zu finden. Vor 400 Jahren schrieb der Brite William Shakespeare über die tragischste Teenagerliebe aller Zeiten. Die Tragödie um Liebe, Hass und Tod, die schon einige Male das Licht der Leinwand erblickt hatte, erfuhr 1996 eine abermalige Bearbeitung: Baz Luhrmann („Moulin Rouge“) behielt in „William Shakespeares Romeo & Julia“ (USA), seiner filmischen Pop-OperVersion des Stoffes, zwar die Originalverse bei, verlegte den unverwüstlichen Klassiker aber in unsere Gegenwart: Die Blutfehde der verfeindeten Häuser Montague und Capulet versetzt Verona Beach (!) in Angst und Schrecken. Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit verlieben sich MontagueSpross Romeo (DiCaprio) und Capulet-Tochter Julia (Claire Danes) ineinander. Eine Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist: Als Romeo in Rage Julias Cousin tötet, entflammt der Hass der Clans zum Flächenbrand... Der Mix aus Poesie und Pistolero-Chic – die Gangs hetzen in aufgemotzten Autos durch die Stadt und ballern zeitgemäß mit Schießeisen aufeinander kam beim jugendlichen Publikum sehr gut an - und „Leo“ brachte ganze Mädchengenerationen zum Schluchzen... Mit der Kurzformel „Romeo & Julia auf einem Schiff“ warb Regisseur James Cameron seinerzeit bei den Produzenten der Twentieth Century Fox für ein aberwitziges Mammutprojekt mit dem Titel „Titanic“. Das Werk ging nach seinem Start 1997 als erfolgreichster Kinofilm aller Zeiten in die Filmgeschichte ein und machte Kate Winslet als Rose und DiCaprio als Jack zu Weltstars. „Titanic“ errang 11 OSCARS, spielte auf dem Globus 1,8 Milliarden $ ein und katapultierte DiCaprio in die Liga der Super-Gagenempfänger. Der in der Auswahl seiner Drehbücher sehr kritische – und in der Vorbereitung seiner Rollen äußerst gewissenhafte - DiCaprio musste übrigens erst zu seiner Mitwirkung überredet werden – der Mädchenschwarm wollte Schauspieler sein, kein kurzlebiger Filmstar. Nach dem 97er Mega-Erfolg trat LDC 1998 in Randall Wallaces Mantel-und-Degen-Abenteuer „Der Mann in der eisernen Maske“ mit großem Erfolg in einer Doppelrolle in Erscheinung: er verkörperte den „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. und zugleich dessen verstoßenen Zwillingsbruder Philippe. Als sich in der im gleichen Jahr von Woody Allen inszenierten Promi-Komödie „Celebrity“ halb Hollywood ein Stelldichein gab, konnte man auch LDC auf der Besetzungsliste finden – als koksenden Teenie-Star, der Hotelzimmer verwüstet. Ein böses Aussteigerabenteuer jenseits aller DokuSoaps verfertigte Regisseur Danny Boyle mit „The Beach“ (USA 2000): In Bangkok treffen sich Aussteiger aus dem Westen, die hier den Notausgang ins Paradies zu finden hoffen. Unter ihnen ist auch der junge Amerikaner Richard (DiCaprio), der hier einen irren Briten (als Daffy: Robert Carlyle) kennenlernt. Selbiger schneidet sich alsbald die Pulsader auf und er vermacht Richard eine Karte, auf welcher der ultimative Traumstrand verzeichnet ist. Gemeinsam mit dem Franzosenpärchen Francoise (Virginy Ledoyen) und Etienne (Guillaume Canet) bricht Richard auf - und die drei werden fündig: Auf einem abgelegenen Atoll hat sich eine exklusive Aussteiger-Kolonie häuslich eingerichtet. Die erschöpften Ankömmlinge werden aufgenommen und zwischen Francoise und Richard beginnt es zu knistern. Doch bald wird auf brutale Weise klar, dass die Spät-Hippies ein rigides Regime errichtet haben, dessen selbstgerechte Leaderin Sal (Tilda Swinton) keine Extra-Touren duldet. Die Verfilmung des Briten Danny Boyle („Trainspotting“) mildert zwar die grimmige Vorlage ab, entfaltet aber immer noch eine verstörende Robinsonade, deren Protagonisten die Philosophie ihrer Ellbogengesellschaft wie ein Virus in das vermeintliche Paradies hinein tragen. DiCaprio nutzte die Szenen als Richard im Fieberwahn, um sich endgültig von seinem „Titanic“Image zu verabschieden. Hanratty (Tom Hanks) auf die Schliche kam. Ein Leckerbissen ist zweifellos bereits der Vorspann des elegant und spannend inszenierten Katz-undMaus-Spiels: ein witziger Kurz-Cartoon im Stil von Blake Edwards’ „Pink Panther“. Und: Der echte Frank Abagnale (der für den Film als Berater fungierte), stieg nach Verbüßung seiner Strafe beim FBI zum Spezialisten für Scheckbetrug auf, womit er heute Millionen verdient. Während der Dreharbeiten braute sich ein Gewitter über dem künstlichen Paradies zusammen: Obwohl die Trauminsel Phi Phi Le bei Phuket in einem Naturpark liegt, rückten die Teams der Produktionsfirma mit einer Planierraupe an, um aus perspektivischen Gründen Dünen zu verkürzen und für das Team den Zugang zum Strand zu erleichtern. Vom Wetter gezeichnete Palmen mussten dran glauben und wurden durch Importgewächse ersetzt. Die behördliche Genehmigung konnte indes dem Zorn der Thais nicht Einhalt gebieten: Umweltschützer marschierten vor dem Hotel des Teams auf und eine Prozesslawine verzögerte den Beginn der Dreharbeiten so lange, bis die Produktionsfirma zusicherte, nach den Dreharbeiten den Urzustand wieder her zu stellen – was auch geschah. Ironie des Schicksals: Der so rekonstruierte Strand wurde während des Herbst-Monsuns vom aufgewühlten Meer schwer verwüstet... Der ebenso unaufhaltsame wie erfolgreiche Aufstieg des noch nicht 30jährigen Superstars DiCaprio („Man macht sich öffentlich zum Affen und wird dafür auch noch bezahlt – ein Traum“) scheint auf absehbare Zeit nicht zu Ende zu sein: In jüngster Vergangenheit war Leonardo DiCaprio als rachsüchtiger Hitzkopf in Martin Scorseses blutigem Gangsterepos „Gangs Of New York“ zu sehen (hier half der finanziell unabhängige Mime - dessen Stiftung „Leonardo DiCaprio Foundation“ gemeinnützige Projekte unterstützt - aus, als beim Dreh das Geld knapp wurde); 2004 soll er unter Baz Luhrmanns Regie als „Alexander der Große“ die Leinwand erobern. B.R. Alle Filme So. 05.10. – Mo. 06.10. „This Boy’s Live“ Di. 07.10. – Mi. 08.10. „Marvins Töchter“ So. 12.10. – Mi. 15.10. „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ So. 19.10. – Mo. 20.10. „William Shakespeare’s Romeo und Julia“ Die abenteuerliche und dennoch wahre Story einer genialen Täuschung erzählte Kinozauberer Steven Spielberg (der erst von DiCaprio zur Übernahme der Regie bewegt werden konnte) 2003 mit „Catch Me If You Can“ (USA), seinem zwanzigsten Kinofilm. Vorlage für die beschwingte Gaunerkomödie mit Top-Besetzung war die Autobiographie von Frank Abagnale Jr. (im Film gespielt von DiCaprio), der in den 60ern als brillanter Scheckbetrüger in den USA Karriere machte und als Arzt, Anwalt und Kopilot - jeweils ohne Ausbildung und Lizenz - in 26 Staaten über 6 Mio. $ erbeutete. Mit 21 Jahren war er der jüngste Kriminelle, den das FBI auf die „Most Wanted List“ setzte. Das Glück wendete sich für den smarten Gentleman-Verbrecher erst, als ihm FBI-Agent Carl Di. 21.10. – Mi. 22.10. „The Beach“ So. 26.10. – Mi. 29.10. „Catch Me If You Can“ Beginn 21.00 Uhr! Einlass 20.30 Uhr. Wir zeigen keine Produktwerbung. Eintrittspreise: 4,- EUR / ermäßigt 3,- EUR