zirkus macht stark broschüre 2015
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zirkus macht stark broschüre 2015
Starker Zirkus für alle Zirkus macht stark 2015 ZIRKUS MACHT STARK 69 starker zirkus für alle 5 30 71 79 15 100 43 98 58 41 88 Ein Projekt im Rahmen des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 91 29 78 72 57 87 84 92 61 45 81 10 42 46 70 48 93 37 65 63 47 49 21 64 66 74 1 82 95 97 90 9 60 96 14 68 32 39 59 22 23 20 26 38 35 17 62 27 75 53 77 11 36 56 25 51 3 28 4 8 83 19 2 54 6 33 13 24 7 89 34 73 16 50 44 99 80 94 86 40 67 52 12 31 85 18 76 55 ZIRKUS MACHT STARK das Förderprogramm Inhalt Ein starkes Programm Das Förderprogramm 1Ein starkes Programm 2 Prof. Wolfgang Zacharias: Zirkus zwischen Spiel und Bildung, Lust und Leistung, Kunst und Kommunikation Best Practice 5 Lara Mallien: Zirkuscamp und Jugendfortbildung der Europäischen Akademie der Heilenden Künste e.V. 10 Anna Marquardt/Debora Bleichner: »Wenn ich groß bin, möchte ich Zirkusdirektor werden« – Zirkus mit Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien 13 Friedemann Ziepert: »Circus & Street Art Camp« – ein außergewöhnliches Zirkusprojekt bei MoMoLo in den Sommerferien 15 Katharina Witte: Begegnung mit einer neuen Welt. Ein Zirkusprojekt mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen in Bremen 17 Rebecca Stadtmüller: Interview mit dem Circus Fantasia 20 Gina Linde: Berlin: acht Jahrhunderte in Tanz, Ton und Turnhalle 22 Barbara Klose / Frank Jahnsmüller: Birikino on tour – eine zirzensische Leiterwagentour 24 Gerhard Bitterwolf: Akrobatiktheater für eine Kultur des Willkommens Erfolge, Schwerpunkte, Probleme Streiflichter aus Sachberichten 26Notwendigkeit der Arbeit für die Entwicklung Heranwachsender 27 Zirkuspädagogische Erfolge 29Erwerb sozialer Kompetenzen 30 Vielfalt der Zirkusarbeit 31 Vielseitigkeit und Vielfalt als Chance 32 Zirkuspädagogische Methoden 33Kreativität und Partizipation der Teilnehmer*innen 34Inklusion 36Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen 37 Verankerung und Veränderungen im Sozialraum 38 Verknüpfung schulische – außerschulische Bildung 39Ehrenamtler*innen Starker Zirkus überall 40Die Antragsteller bei »Zirkus macht stark« 2013 – 2015 43Kooperationen und Vernetzungen bringen uns voran 43 »Zirkus macht stark« in Zahlen 2013 - 2015 Als zur »Halbzeit« des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eine Jury des BMBF (www.buendnisse-fuer-bildung.de/de/die-jury-127.php) den bisherigen Stand überprüfte, kam sie zu der Einschätzung, dass das Programm generell bisher sehr erfolgreich realisiert wurde und fortgeführt werden soll. Die Erfolgsbilanz von »Zirkus macht stark« kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Gegenüber dem ersten Förderjahr 2013 ist die Anzahl der lokalen Bündnisse und der Maßnahmen in verschiedenen Formaten enorm angewachsen. »Zirkus macht stark« ist in allen Bundesländern vertreten, wobei ein Schwerpunkt nach wie vor auf den beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg und den neuen Bundesländern liegt. Doch die Zirkusarbeit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen hat überall viele Interessenten gefunden, die feststellen, dass sie mit dem Medium Zirkus gerade diese Zielgruppe besonders gut erreichen können. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Die Artistik kann niedrigschwellig Kinder ansprechen, die sonst kaum Interesse an der Kultur zeigen oder sich nicht zutrauen, selbst etwas auf diesem Gebiet leisten zu können. Die Genres der Artistik sind so vielfältig, dass wirklich jede und jeder etwas Passendes und Spannendes findet. Und das Erfolgserlebnis bei einer Aufführung ist durch diese Vielfalt programmierbar, sodass die Kinder und Jugendlichen, die sonst wenig Anerkennung finden, hier wirklich einmal im Mittelpunkt (der Manege) stehen und ihr Selbstwertgefühl in hohem Maße erhöht wird. Sie machen die Erfahrung, mit Anstrengung und Beharrlichkeit etwas Besonderes erreichen zu können, selbstwirksam und selbstbestimmt als wichtiges Teil eines Ganzen zu agieren. Auf diese Weise werden mit der Zirkusarbeit viele personale wie soziale Kompetenzen vermittelt. Einen besonderen Stellenwert hat in letzter Zeit die Arbeit mit Geflüchteten erhalten, der sich viele Bündnisse mit verschiedenen Maßnahmen widmen. Die Kinder und Jugendlichen, die ihr Zuhause verlassen mussten und hier eine neue Heimat suchen, sind in extremer Weise benachteiligt. Ihnen den Zugang zu Kultur und Bildung zu erleichtern, erste Schritte zur Inklusion zu ermöglichen bis hin zum Spracherwerb als Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – das ist eine überaus lohnende Aufgabe. Es ist ein Schritt zur Normalität, ungeachtet der oft bedrückenden äußeren Umstände der Flüchtlingsunterkünfte. In den Zirkusgruppen können die Kinder zeigen, was sie können, und auch ihre kulturellen Besonderheiten einbringen. Auch bei dieser Zielgruppe beweist sich, dass Zirkusmachen attraktiv und mit relativ einfachen Mitteln zu bewerkstelligen ist. Die Teilnehmenden erlernen dabei nicht nur artistische Künste sondern auch die Zusammenarbeit der verschiedenen ethnischen Gruppen – und mit ihnen erfahren es ihre Familien. »Zirkus macht stark« birgt noch viele Möglichkeiten, benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen, langfristige Kooperationen und Netzwerke auf lokaler Ebene zu verstetigen und so die Jugendkulturarbeit zu befördern. Das Konzept dieses Förderprogramms überzeugte auch die Jury des von den Altstipendiaten der Konrad-AdenauerStiftung e.V. verliehenen Bernhard-Vogel-Bildungspreises, die »Zirkus macht stark« 2015 mit dem Sonderpreis auszeichnete. 1 Prof. Wolfgang Zacharias Zirkus zwischen Spiel und Bildung, Lust und Leistung, Kunst und Kommunikation Im Bundesförderprogramm des BMBF »Kultur macht stark« ist die Kunst- und Kulturform »Zirkus« gleichberechtigt und wird analog gefördert wie die »klassischen« Highlights der Tra ditionskünste, etwa Musik, Bildkünste, Theater, Tanz, Film, Literatur und die Innovationsfelder im weiten Spektrum von Medien bis Spiel, real, analog, digital. Überall werden – wenn sie im aktiven Angebot sind – Schule und Sport, Spielplatz und Jugendorganisation eingeschlossen, werden Künste und Kulturen idealerweise lustvoll und ambitioniert realisiert. Bleibt die Frage: Für wen? Wie steht es um die Erreichbarkeit? Um soziale und transkulturelle Differenzen, Benachteiligungen, Begabungen, Vorlieben, Interessen? Zirkus macht stark – und mehr. Die bildungs- und kulturpolitische Programmatik »Künste und Kulturen von, für und mit allen«, ausgehend von den 1970er Jahren und mit einer starken sozial- und interkulturellen Ausrichtung, hat vieles angeschoben und bewirkt. Partizipation, Eigenkreativität und gemeinschaftlich erlebte Aktualität waren und sind die motivierenden Antriebe – von Anfang an und lebenslang, wie unser kulturpädagogisches Mantra so heißt, für alle und in aller Vielfalt. Aber dazu braucht es Orte, Zeiten, Anlässe, Personal, Organisation, Anerkennung, Engagement und – finanzielle Förderungen und dies im Prinzip »flächendeckend« im Horizont zeit-räumlicher Kultur- und Bildungslandschaften und in ihrer sozialräumlichen Diversität sowie altersspezifischen Angemessenheit. Und wer z.B. als Kind nicht Geige spielen, pinseln, »gute« Bücher lesen, Theater spielen, Filme drehen oder im Chor singen will (oder kann), braucht andere vielfältige und anregende Chancen und Angebote, erreichbar und motivierend, sozial verträglich und ästhetisch-kulturell qualifiziert. Die für das »Kultur macht stark«-Programm zuständige Bundesministerin Johanna Wanka betonte deutlich, dass sich 2 Kulturakteure und Kulturangebote prinzipiell flächendeckend und qualitativ in der partizipativ-pädagogischen Vermittlung entfalten müssten. Dies ist eine »öffentliche Aufgabe« mit einem deutlich zu stärkenden Kooperations- und Vernetzungsbedarf vor Ort, aber ebenso landes- und bundesweit sowie im Horizont der verschiedensten Kulturformen und Kunstphänomene, insbesondere auch im Kontext von Medialisierung als dominante Kulturform: »The medium is the message« erkannte der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan bereits 1963. Und das ist für Kulturen und Künste hochaktuell: für Töne und Bilder, Bewegungen und Dramaturgien, Spielformen, Zeit- und Raum konstellationen und derzeit nun auch verstärkt im Rahmen globaler Medialisierung und Digitalisierung. So können wir eigentlich auch vom »Medium Zirkus« sprechen, das aber in der sinnlich-sozialen Realwelt zu Hause ist und weder in der »Gutenberg-Galaxis« (Bücherwelt) noch im »Cyberspace« (digitale Welten) gründet. Die Bundesministerin machte klar: »Kulturelle Bildung ist vielfältig. Kreativ sein, sich ausprobieren, ein Ziel erreichen, Teamgeist entwickeln und die Fähigkeit, sich mit anderen zu verständigen, den eigenen Horizont erweitern, um so zu einer selbständigen Persönlichkeit heranreifen zu können – das alles kann damit verbunden werden. Und das alles sind Schlüsselkompetenzen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und für gute berufliche Entwicklungschancen. Kulturelle Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil allgemeiner Bildung. Sie geht uns alle an. Und sie macht Freude, die inspirierend auf andere wirkt.« (Johanna Wanka in Kulturpolitik Aktuell, 2/2014, S.17). Ja, das geht uns alle an: professionell kulturpädagogische Akteure und natürlich insbesondere auch im Kontext vom Zirkuskünsten und Jugendzirkusprojekten. Denn um das einmal intensiv zu betonen: Im Kontext Zirkus bist du, als Kind, als Jugendlicher, als Akteur, als Spielgruppe unmittelbar herausgefordert: körperlichsinnlich und öffentlich, performativ und kooperativ, mit welcher Nummer und mit welchem Spannungsbogen von amateurhaft bis professionell auch immer. Zirkusprojekte leisten genau das, was die Bundesbildungsministerin fordert, von Kreativität bis Teamgeist, die Erfahrung des »Ichs« im Horizont der anderen, die Chance einer aktiven Selbsterfahrung im Kontext der erweiterten und je nachdem spezifischen, materiellen und sozialen Lebens(um)welt. Das ist Bildung im Kontext von Kultur, Ästhetik, Kunst und auch durchaus im Erbe von Friedrich Schiller und seiner Vision der Bedeutung »Ästhetischer Erziehung«, etwa als Spiel und damit natürlich auch als Zirkus. Doch frei nach dem Münchner Karl Valentin: »Künste und Kulturen sind schön, machen aber viel Arbeit.« Und heute erst recht, vor allem, wenn es dann um Vermittlung und Sozialräume, um »Kulturelle Bildung für und mit allen«, um zeitgemäße und (selbst-)motivierende Angebote zwischen Sinneserfahrung, performativer (Selbst-)Präsentation und den medialen, digitalen Symbolwelten, interaktiven Plattformen, partizipativen Kommunikationschancen geht. Im »Handbuch Kulturelle Bildung« (München 2012), das das vielfältige Feld der Kulturellen Bildung insgesamt zu vermessen versucht, taucht im Praxisteil und im Kapitel »Interdisziplinäre Perspektiven« Zirkus neben Jugendkunstschulen,Spielanimation, Medienwelten, Urbanes Lernen wie selbstverständlich auf. Dort betonen Wolfgang Pruisken und Gisela Winkler: »Zirkus ist ein Kunstgenre, das für Kinder und Jugendliche eine besondere Attraktivität und Faszination besitzt und einen idealen Spielraum zur Persönlichkeitsentwicklung bietet. Zirkus zeichnet sich durch eine große Breite an künstlerischen Gestal tungsmöglichkeiten aus: von den Bewegungskünsten Akro batik, Jonglage und Balance bis zu Theaterelementen, Musik, Tanz, aktuellen Jugendtrends und Jugendsportarten. Neben eine körperliche Dimension, die Entwicklung motorischer Fähigkeiten, Geschicklichkeiten und Koordination, treten soziale und ästhetisch-künstlerische Dimensionen. Mit seiner breiten Angebotspalette bietet der Zirkus für jeden etwas, das Das Förderprogramm ihm Freude macht, seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht, eine Herausforderung darstellt und Erfolgserlebnisse verspricht. Zirkus richtet sich an alle Altersstufen, alle kulturellen Identitäten und ist ein anregendes Feld in der Arbeit mit Behinderten.« (in Bockhorst/Reinwand/Zacharias, 2012, S.700). * Betont wird hier insbesondere der soziale und auch interkulturelle Aspekt der Methode und Kunstform »Zirkus«. Die körperlich-sinnliche, ästhetisch-theatrale Dimension des Zirkus machens als Chance insbesondere für eher benachteiligte Kinder und Jugendliche liegt auf der Hand: Es geht vorrangig nicht um sprachliche, mathematische, naturwissenschaftliche, technische Kompetenzen, sondern um ein besonderes, aktivierendes und auch körperlich-ganzheitlich zu gestaltendes und zu präsentierendes Verhältnis zwischen »Ich« und »Welt«. Das ist subjektorientierte Persönlichkeitsbildung in Idealform und im Horizont von Künsten, Kulturen, dem Ästhetischen allgemeinen. Zirkus kann das und ist auch eine aktive Antwort im Gesamtrahmen besonderer Aktualitäten: • ein sinnes- und körperbetontes Gegengewicht zu Medial isierung und Digitalisierung zugunsten der Balance von »Sinne & Cyber« • eine Chance insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, auch mit Migrationshintergrund • eine historisch gewachsene und allseits populärkulturelle Kunstform in vielerlei Ausprägungen • eine Form, ein Rahmen unterschiedlicher Beteiligungs- und Aktionsformen • ein sozialer und kultureller, kollektiver wie individueller Prozess im Kontext von Gemeinschaften • eine Herausforderung zu freiwilliger Leistung, zu selbstmotiviertem Lernen und der Chance zur öffentlichen (Selbst-) Präsentation gemeinsam mit anderen * Bockhorst, Hildegard/Reinwand, Vanessa-Isabelle/Zacharias, Wolfgang (Hrg) (2012): Handbuch Kulturelle Bildung, münchen, kopaed. 3 Ein kurzer Blick zurück... Wir in München, die Pädagogische Aktion SPIELkultur e.V., haben mobile Zirkusprojekte im Rahmen von Spielanimation/ Spielmobil im öffentlichen Raum bereits in den 1970er Jahren als besonders attraktiv erfahren. Unser Zirkus mobil »Zirkus Pumpernudl«* fand im öffentlichen Auftrag (Jugendamt) im ganzen Stadtgebiet, von Turnhallen über Schulhöfe, Spielplätze bis Stadtparks, statt und war kostenfrei. Mitmachen konnte, wer wollte – nach dem Motto: »Kinder kommt im Rudel zum Zirkus Pumpernudl«. Sie kamen, in Massen... und (fast) täglich war eine Abschlussvorstellung. Es war eigentlich das attraktivste offene Stadtteilprogramm im Rahmen der damals sich entwickelnden bundesweiten Spielmobilszene. Spielmobile machten Karriere und Zirkus war oft dabei als thematischer Akzent und Anreiz, aber auch Schulkooperationschance. Es ging um die »Freiheiten des Spiels« bei gleichzeitiger Verbin dung von Lust und Leistung, Lernen und Spielen (etwa zirkus pädagogisch), als »Recht auf Spiel«, auf Spielräume, aber auch freiwilliges Lernen. Damit war ein hoher, auch zirkuspädago gischer Anspruch im Kontext kulturell-künstlerischer Bildung in Theorie und Praxis verbunden. Wir nannten das Feld dann auch in einer Veröffentlichung von 2000 »Zirkuslust«** – zugunsten der kulturpädagogischen Aktualität einer Zirkuspädagogik, die sich schon seit den 1970er Jahren entwickelt hatte. Es war die Dokumentation eines bundesweiten Treffens von Zirkusgruppen und Zirkuspädagog*innen 1997 in München. In »Zirkuslust« sind auch Themen behandelt, die sowohl den sozialräumlichen wie den professionell vernetzten kommunalen Aspekt der lokalen Zirkuspädagogik betonen (a. a. O. S.106/111). Und wir, die zirkuspädagogische Szene, wussten es ja schon damals: Zirkus macht stark und ist mehr (!) – so der Untertitel der Veröffentlichung von 2000. Die Zirkus-/Spiel-/Kulturszene war * Erhard, Norbert/Zacharias, Wolfgang (1980): Aktionsbuch. Mach mit im Zirkus Pumpernudl, Ravensburg, Otto Maier Verlag ** Schnapp, Sybille/Zacharias, Wolfgang (Hrg.) (2000): Zirkuslust. Zirkus macht Lara Mallien Best practice Zirkuscamp und Jugendfortbildung der Europäischen Akademie der Heilenden Künste e.V. damals eigentlich ihrer Zeit voraus. Mehr als ein Jahrzehnt später kam dann das Bundesprogramm »Kultur macht stark«. Gut so und durchaus zum Vorteil der bundesweiten Förderung und Qualifizierung der Zirkuspädagogik: expansiv wie integrativ, interkulturell, mobil und stationär, professionell und mehr. Für das Zirkus-Team der europäischen Akademie der heilenden Künste e.V. in Klein Jasedow war es ein großes Abenteuer, ein Camp mit mehreren Kindern aus Pflegefamilien oder sehr schwierigen Familienumständen zu wagen. Wir hatten Erfahrungen, wenn ein oder zwei solcher Kinder dabei waren, aber beim Zirkuscamp vom 14. bis 21. Juli 2014 waren schließlich neun Kinder mit einem solchen Hintergrund angemeldet. Obwohl wir das Angebot sehr kurzfristig kommuniziert hatten, meldeten sich 37 Kinder an. Bereits bei den ersten Kennenlernspielen unmittelbar nach der Ankunft der Kinder und dem Aufbau der Zelte machte der neunjährige Benjamin nicht mit. Er rannte nur im Hintergrund mit einem Stock in der Hand auf und ab. Nach den Spielen konnten alle Kinder in Runden à 20 Minuten drei Workshops aus unserem Spektrum Akrobatik, Tuchartistik, Feuerspiele, Clownerie, Tanz, Musik, Theater und Bühnenbild ausprobieren und sich dann für zwei Workshops eintragen. Daraus bastelten wir einen Stundenplan für die Woche mit jeweils einem Block Workshops am Vormittag und am Nachmittag. Benjamin trug sich für keinen Workshop ein. Am Abend überlegten wir in der Kursleiterrunde, wie wir ihn integrieren könnten. Es hatte sich gezeigt, dass er gerne in unserer Teeküche auf dem Campgelände mithalf. Deshalb beschlossen wir, ihn um Unterstützung bei kleinen Aufgaben zu bitten und ihn ansonsten spielen zu lassen. Uns schien am wichtigsten, dass er sich akzeptiert und angenommen fühlte. Ein Tag auf dem Zirkuscamp hatte immer die gleiche Struktur: Nach dem Frühstück im großen Zelt auf der Wiese läutete um 9 Uhr eine Glocke zum »Clantreffen«. Clans sind Bezugsgruppen von 6 – 8 Kindern und jeweils zwei Kursleiter*innen. Sie trafen sich jeden Morgen für ca. eine halbe Stunde, um über alles zu sprechen, was den Kindern wichtig ist. So stellten wir sicher, dass alle Bedürfnisse gehört wurden und alle das Gefühl hatten, zu einer kleinen »Familie« zu gehören. Die Clans waren auch verantwortlich, jeweils einmal in der Woche Holz zu holen, die KompostToiletten zu reinigen und fürs Abendessen Gemüse zu schnippeln. Jeder Clan suchte sich am ersten Tag einen Namen, so dass sich verschiedene Identitäten herausbildeten. Da entstanden so phantasievolle Namen wie »Die grünen Tomaten« oder »Yin und Yang« für einen Clan, der nur ein männliches Mitglied hatte. Nach den Clantreffen am Morgen versammelten wir uns jeweils zu einem großen Kreis, um Anliegen der gesamten Gruppe zu besprechen. Am ersten Tag war dies natürlich die Aufteilung in die Workshopgruppen, die gut gelang. Bald waren Gruppen von Kindern in Einführungen in die Basistechniken im Feuerspiel (Poi und Stock), der Clownerie, der Tuchartistik, der Partnerakrobatik und Jonglage vertieft. Parallel probte eine Theatergruppe und eine weitere kleine Gruppe war am Bastelund Maltisch beschäftigt. Dieser Tisch entwickelte sich zu einem wichtigen Faktor des Camps. Er bildete einen Ruhepol, an dem sich gleich zwei Jungs aus einer »schwierigen« Familie einfanden, um dort jenseits von jeglichem Leistungsdruck einfach mit Farben klecksen und gestalten zu können. Unter Anleitung eines Freundes, der Hobbymaler war, integrierte sich dieses Tun bald sowohl in die Gestaltung des Orts – es entstanden Schilder für die kleine Sommerküche – als auch die Gestaltung des Bühnenbilds: Der Bauwagen, vor dem der Maltisch aufgebaut war, wurde schwarz gestrichen und mit Planeten und Sonnen bemalt. Das Zirkus-Theaterstück sollte uns nämlich ins All entführen. Am Abend des zweiten Tages wurden Ideen für das Stück, das wir gemeinsam auf die Bühne bringen wollten, gesammelt. Die Clangruppen setzten sich dazu am Feuer zusammen und erzählten sich später im großen Kreis von ihren Einfällen. In mehreren Clans kam das Thema »Reise ins Universum« auf und so beschlossen wir, dies zum Motiv der Geschichte werden zu lassen. stark und ist mehr …, Unna, LKD-Verlag 4 Das Förderprogramm 5 Die Bühnenbildbauer hatten somit auch eine konkrete Aufgabe, nämlich den Bau eines Raumschiffs. Für die Kinder war es zunächst etwas ungewohnt, dass sie die Freiheit hatten, ihr eigenes Theaterstück zu erfinden. Sie kamen aus familiären und schulischen Kontexten, in denen es mehrheitlich klare Ansagen gibt, was zu tun und was zu lassen sei. Es dauerte ein bisschen, bis sie sich trauten, kreativ zu werden, aber dann kamen ein enormes Potenzial zum Vorschein und eine immer stärkere Identifikation mit dem eigenen Tun. Für uns Kursleiter*innen erforderte es viel Fingerspitzengefühl, nicht zu viel mit eigenen Ideen vorzupreschen, aber doch im richtigen Moment Impulse zu setzen. Nach drei, vier Tagen war alle Unsicherheit der Kinder verflogen. Sie hatten Vertrauen gefasst zu ihren erwachsenen Begleiterinnen und Begleitern, hatten Freundschaften untereinander geschlossen und spürten, dass sie hier nicht nur spielen und lernen, sondern mit fachkundiger Unterstützung eigenständig »ihr Camp« und »ihre Aufführung« gestalten konnten. Wenn am Vormittag und Nachmittag die Workshopgruppen probten, lag ein besonderer Zauber über dem Platz. Und wenn die Sonne spät unterging und langsam Ruhe einkehrte, waren alle erfüllt von der wunderbaren Zeit – und wir Kursleiter*innen sehr, sehr müde. Für vier Mädchen war das Thema »Heimweh« allerdings sehr schwierig. Zwei von ihnen entschlossen sich schließlich, für die Nächte nach Hause zu fahren. Die kleine Elli stand zwei Heimweh-Nächte mit unserer Unterstützung tapfer durch, denn ihre Mutter sagte, sie müsse entweder durchhalten oder könne gar nicht mehr teilnehmen. Für die Kleine war das ein Durchbruch in Sachen Selbständigkeit – und am Ende des Camps war ihr Heimweh verflogen. Schwierige soziale Prozesse erlebten wir vor allem mit einem Jungen aus einer betreuten Familie. Er sonderte sich immer wieder ab, war phasenweise wütend auf sich selbst, auf andere Kinder, auf Erwachsene, selbst auf Tiere – und schien unter dem Getriebe auf dem Zeltplatz zu leiden. Ein älteres Mädchen, das aus einer Pflegefamilie kam, verstand seine Situation und fand Zugang zu ihm. Und auch wir Kursleiter*innen konnten ihm vermitteln, dass wir ihn mögen, auch wenn ihm alles zu viel wird. Dieses »Zuviel« verstärkte sich jedoch mit der Zeit und am Freitag wollte er nach Hause. Als er 6 abgeholt wurde, meinte er, dass er nächstes Jahr aber gern wiederkommen würde. Der kleine Benjamin, der uns anfangs so umgetrieben hatte, entspannte sich mehr und mehr. Er fühlte sich zu Hause und das schien viel wichtiger, als bei den Zirkusworkshops mitzumachen. Natürlich fand er alles in Bezug auf den Zirkus sehr spannend und ich bin sicher, dass er nächstes Jahr an Workshops teilnehmen wird. Seine Pflegemutter meinte, er habe noch nie länger als drei Tage auf einem Feriencamp bleiben können, weil er »gestört« habe. Hier störte er überhaupt nicht – letztlich war es eine Bereicherung, diesen Prozess der Entspannung und des Bei-sich-Ankommens mitzuerleben. Erst Freitagmittag wurde uns bewusst, dass Flori, der mittlere von drei »schwierigen« Brüdern, bisher keine Rolle im Stück hatte. Er hatte sich zwar für den Feuerworkshop eingetragen, hatte sich aber nicht getraut, Kunststücke zu lernen, sondern dort vor allem auf seinen jüngeren Bruder aufgepasst. Er fürchtete sich auch vor der Aufführung, wollte aber gerne auf irgendeine Weise Verantwortung übernehmen. Nach einer Stellprobe am Freitagabend fand am Samstagvormittag die Generalprobe statt, die recht vielversprechend verlief. Am Anfang des Stücks spielen die vier Elemente – Luft als Tuchartistik, Erde als Partnerakrobatik, Wasser als Clownerie und Feuer als die Feuerspiele – friedlich zusammen auf der Erde. Ein Erzähler, gespielt von unserem Theaterlehrer, berichtet von der Zeit, in der auf der Erde sauberes Wasser, gute Erde und saubere Luft in Hülle und Fülle vorhanden war, und wie es mit der Umweltverschmutzung immer schlimmer wurde. Dann tritt die Raumschiff-Crew auf und startet ihre Mission, zu Planeten zu fahren, wo die vier Elemente noch reichlich vorhanden sind. Die Bewohner dieser Planeten sollen der Erde helfen. Von allen Planeten kommen Bewohner an Bord und das Raumschiff wird immer voller, bis es zu viel wird und es nicht mehr starten kann. Als wir in der Generalprobe an diesem Punkt angekommen waren, entstand die Rolle für Flori. Er sollte mit einer Fackel in der Hand den Turboantrieb in Form einer großen auf Pappe gemalten Flamme an das Raumschiff anschließen. Flori strahlte: Er hatte ein Solo, die Situation war übersichtlich und ungefährlich – und er konnte etwas ganz Essenzielles beitragen. Das Stück endet mit einer Landung auf der Erde, wo ein großes Freudenfest gefeiert wird und zwei Zuschauer auf der Bühne Teil einer Tanzperformance werden. Nach der Generalprobe konnten wir entspannt den Nachmittag am nahegelegenen See verbringen. Die Aufregung schwamm im Wasser davon und alle zusammen halfen am Abend, Bühne und Backstage perfekt herzurichten. Für viele Kinder war es das erste Theaterstück, in dem sie auf der Bühne standen. Sie waren aufgeregt, aber gleichzeitig so zu Hause in ihrem Stück, dass es keine Frage war, dass jetzt alle zusammenhalten und das Publikum verzaubern würden. Der Zauber hat gewirkt. Es kamen etwa 150 Eltern, Großeltern und Nachbarn auf die Zirkuscampwiese. Vor der Kulisse dichter Büsche und großer Eichen, an denen die beiden Tücher für die Luftartistik befestigt waren, fand die Aufführung statt. Ob es ein einfacher Clownssketch war oder ein atemberaubender Rückwärtssalto eines besonders begabten zwölfjährigen Artisten, ob es eine poetische Tanzszene war oder erstaunliche Tricks am Tuch, die besonders die kleinsten Kletterkünstlerinnen ganz oben unter den Eichenästen vollführten – alle staunten Best Practice ungläubig, was die Kinder an artistischen Fähigkeiten und künstlerischem Ausdruck auf die Bühne brachten. Begleitet wurde alles durch selbstgemachte Musik – sowohl die Kinder und Kursleiterinnen des Musikworkshops als auch ein Geige spielender Vater und ein Artist, der Mandoline und Ukulele spielte, sorgten für einen mitreißenden Teppich an Klängen und Melodien. Ein Höhepunkt war natürlich die Feuershow in der Dämmerung. Auch wenn die Kinder kaum Schauspielerfahrung hatten, konnten sie das Stück überzeugend aufführen. Das Theater war selbstverständlich Improvisation: Niemand hatte im Voraus Texte auswendig gelernt und trotzdem wussten alle, was sie in welcher Szene zu sagen hatten, immer wieder neu aus dem Moment heraus erfunden. Nachdem sich alle verbeugt hatten, schnappte sich die achtjährige Leonie ein Mikrophon und sang ein Danke-Lied: danke an die Eltern, die sie hierher gebracht hatten, danke für das gute Essen, danke für die tollen Workshops. Und das war selbstverständlich die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit auch »Zirkus macht stark« zu danken, dass dieses wunderbare Camp möglich werden konnte. 7 Regionale Fortbildung für ehrenamtliche Fachkräfte in lokalen Bündnissen den Abend hinein gearbeitet. So konnten sich die jungen Leute eigenständig in der Praxis ausprobieren. Indem wir in dieser Zeit immer im Plenum gearbeitet haben, entstand ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, was gerade die noch unsicheren Jugendlichen sehr stärkte. Alle hatten damit auch die Erfahrung gewonnen, wie es ist, eine größere Gruppe anzuleiten. Vom 22. bis 26. Juli 2015 hat die Europäische Akademie der Heilen den Künste e.V. erstmals eine Jugendfortbildung im Bereich Zirkuspädagogik durchgeführt. Das Interesse daran war groß, die Anmeldeliste bald gefüllt. Die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren hatten alle bereits Vorerfahrungen. Drei Artisten, Rico Schulz (Bodenakrobatik), Patrycja Krupa (Luftartistik), Steven Förster (Feuerspiel), und die Tanzpädagogin Lara Mallien bildeten das Kursleiterteam. Die Fortbildung kam auf Wunsch einiger Jugendlicher zustande, die sich in den genannten vier Diszi plinen einmal eine intensive Trainingszeit gewünscht hatten und dabei auch gerne lernen wollten, wie man einen Workshop leitet, um sich als Co-Kursleiter*innen auf folgenden Zirkus camps einzubringen. So waren die jungen Leute sehr motiviert. Den vier Kursleitern war wichtig, von Anfang an zu einem Mit einander auf Augenhöhe zu kommen. Es ging nicht darum, etwas vorzugeben, sondern herauszufinden, was den Jugendlichen wichtig war, und sie in diesem Bereich zu unterstützen. Unser Vorschlag war, den Zeitplan der fünf Fortbildungstage gemeinschaftlich zu entwickeln. Zuerst wurde das etwas zögerlich aufgegriffen, weil die Jugendlichen aus dem Schulalltag eher gewohnt sind, dass ihnen feste Zeitpläne vorgesetzt werden, aber ab dem zweiten Tag hatten alle verinnerlicht, dass es tatsächlich um sie und ihre Interessen und nicht um ein vordefiniertes Programm geht, und ab dann nahmen sie die Gestaltung der Zeit mit einer ganz anderen Energie in die Hand. Manche Jugendliche wollten die Disziplin, in der sie sich am meisten zu Hause fühlten, gezielt vertiefen, andere hatten eher das Bedürfnis, in alle vier Bereiche hineinzuschnuppern, um erst am Ende der fünf Tage herauszufinden, wo sie ihren Schwer punkt setzen wollten. Dementsprechend arbeiteten wir mit flexiblen Gruppen, die sich jeden Tag neu zusammensetzten. Am Vormittag gab es eine, am Nachmittag zwei Arbeitszeiten. An den Abenden gab es öfter eine »offene Bühne« und manchmal noch individuelles Training. Darum herum blieb genügend Zeit für gemütliches Beisammensein, Baden im See und 8 abendliche Feuer. Nebenbei wurden auch Feuerfächer und ein Trapez gebaut – das Trapez entwickelte sich schnell zu einer neuen Lieblings-Disziplin, denn damit hatten wir in Klein Jasedow bisher noch nicht gearbeitet. Als Helfer begleitete der Musiker Robert Volkmer die Fortbil dung. Er stand den Jugendlichen jederzeit für Gespräche zur Verfügung und konnte darauf achten, dass niemand aus dem Gruppenprozess »herausfiel« – manchmal fühlten sich einzelne überfordert oder hatten das Bedürfnis nach einem persönlichen Gespräch. Dafür war es sehr gut, jemand dabeizuhaben, der nicht in die Kursleitung eingebunden war. Er verbrachte auch die Abende am Feuer mit den Jugendlichen. Es gab in der Zeit wenig soziale Konflikte, das Team der Kursleiter und die Jugendlichen untereinander harmonierten sehr gut, auch wenn sie teilweise aus unterschiedlichen sozialen Schichten kamen. An den ersten drei Tagen wurde viel an Grundlagen gearbeitet, hin und wieder auch an kleinen Choreografien. Aber das Ziel war nicht, eine Aufführung zu entwickeln, sondern an der Verbesserung der eigenen Technik und an der Intensivierung des künstlerischen Ausdrucks zu arbeiten. Ein besonderes Gewicht hatte die Vermittlung von Hilfestellungen für andere und für Sicherheitsvorkehrungen. An den beiden letzten Tagen leiteten jeweils drei bis vier Jugendliche einen Workshop an, alle anderen waren Teilnehmer und gaben anschließend Feedback. Damit alle genügend Raum hatten, wurde am Samstag bis in Best Practice Nachdem alle Workshops, die von den Jugendlichen angeleitet wurden, tolle Erlebnisse waren, wuchsen das Selbstwertgefühl und die Eigenständigkeit der jungen Teilnehmenden. Obwohl es nur fünf Tage waren, haben alle Beteiligten in dieser Zeit einen riesigen Sprung gemacht. Etwa die Hälfte von ihnen hat in diesem Sommer als Assistenz-Trainer im Bereich Zirkuspädagogik gearbeitet, auch auf dem von »Zirkus macht stark« geförderten Camp vom 17. bis 24. August in Klein Jasedow. 9 Anna Marquardt/Debora Bleichner und dieses unterstützt nun den spielerischen Erwerb der deutschen Sprache im Training. Denn Worte wie Hand, Fuß und auch Zahlen können oft sehr rasch erlernt werden und auch die Vorstellung der eigenen Person und das Äußern von grundlegenden Bedürfnissen nach Pause oder Wasser werden schnell verbalisiert. Unter anderem deswegen ist es bei CABUWAZI Beyond Borders auch so wichtig, die Trainingsgruppen inklusiv zu gestalten und geflüchtete und Berliner Kinder und Jugendliche zusammenzubringen. »Das ermöglicht nicht nur einen schnelleren Sprach erwerb, sondern auch, dass gemeinsames, partnerschaftliches Erleben zur Normalität wird«, meint die Projektkoordinatorin Debora Bleichner. »Wir möchten für die Kinder im Alter von 8-16 Jahren von Anfang an eine positive Verbindung zu ihrem neuen Umfeld schaffen.« »Wenn ich groß bin, möchte ich Zirkusdirektor werden« – Zirkus mit Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien Mit dem Projekt CABUWAZI Beyond Borders baut einer der größten Kinder- und Jugendzirkusse die bereits bestehende Arbeit mit geflüchteten Menschen aus. CABUWAZI ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien sowie unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten die Teilnahme an Zirkusaktivitäten. Dies macht sie stark. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Einrichtungen für geflüchtete Menschen und lokalen Partnern wie Schulen und Willkommensinitiativen gelingt es dem Projekt, ein breites Netzwerk aufzubauen. So kann CABUWAZI eine nachhaltige zirkuspädagogische Arbeit anbieten, die sich an den Bedürf nissen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen orientiert. Gleichzeitig setzt sich CABUWAZI damit auch für die Inklusion und gegenseitige Öffnung aller Beteiligten ein. Kinder wie der achtjährige Jamal Tahan aus Syrien, der im Übergangswohnheim Marienfelde Artistik kennenlernen konnte und nun gerne Zirkusdirektor werden möchte, lieben es sich zu bewegen, sich in Zirkuskünsten auszuprobieren und in einer Gruppe dem großen Auftritt entgegen zu fiebern. Genau da setzt CABUWAZI Beyond Borders an und bietet Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien die Möglichkeit, Zir kus kennenzulernen. In Zirkustrainingsgruppen erproben die Kinder und Jugendlichen verschiedene Disziplinen wie Akro batik, Jonglage, Trampolin und Drahtseil und entwickeln dabei ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen, sowie auch ihre Deutschkenntnisse. Wie in den meisten CABUWAZI-Projekten präsentieren die jungen Artist*innen am Ende vor ihren Eltern, Freund*innen und weiterem Publikum eine fulminante Abschlussshow. Konzepte Die langjährige Erfahrung von CABUWAZI bildet in der Arbeit von CABUWAZI Beyond Borders die Grundlage. »Die Kinder dürfen hier einfach Kind sein, viel lachen, auch mal weinen, sie lernen miteinander zu spielen. Miteinander was zu tun. Wir fragen nicht, woher sie kommen oder was sie erlebt haben, weil es für uns und für die Kinder ein neuer Start sein soll«, sagt Ranulfo Cansino, einer der Zirkustrainer*innen im Projekt. Für die besondere Zielgruppe gibt es ein besonderes Konzept: In der Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien unterscheiden wir demnach zwischen einem offenen Training in Unterkünften, in denen die Bewohner*innen häufig wechseln, und einem Training in einer stabilen Gruppe mit längerem Aufenthalt in der jeweiligen Einrichtung. Zu Beginn steigen wir normalerweise mit einer Zirkuswoche ein und gehen dann zu wöchentlich fortlaufenden Zirkuskursen 10 über. In den Ferien ist es aber immer wieder ein Höhepunkt für die Teilnehmenden, wenn wieder eine Intensivwoche stattfindet. Die Zirkusaktivitäten werden von Zirkuspädagog*innen und pädagogisch erfahrenen Artist*innen angeboten, die mit einer speziellen Schulung auf den besonderen Arbeitskontext vorbereitet werden. Die Schulung setzt sich unter anderem mit Rassismus und Diskriminierung auseinander, da es uns wichtig ist, dass unsere Trainer*innen ein Bewusstsein dafür entwickeln, um mit bestehenden gesellschaftlichen und eigenen Vorurteilen kompetent umgehen zu können. Um dem besonderen Bedarf gerecht zu werden, ist – aus unserer Sicht – zudem ein größerer Trainer*innenschlüssel und/oder zusätzliche ehrenamtliche Unterstützung wichtig, auch um auf Probleme aufgrund von Gewalterfahrungen und Traumata eingehen zu können. Hierbei sehen wir jedoch eine klare Verantwortung, zu erkennen, wann eine Situation unseren Kompetenzbereich verlässt und an andere Professionen abgegeben werden muss. So haben wir für die Erarbeitung eines Sprachkonzepts mit einer DaF (Deutsch als Fremdsprache)-Expertin zusammengearbeitet Best Practice Herausforderungen Meist ist es den Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien nicht möglich, in die Zirkuszelte von CABUWAZI zu kommen. Daher findet das Training direkt in den Einrichtungen 11 für Geflüchtete statt. Hier sind die Räumlichkeiten häufig sehr begrenzt und es können nur bestimmte Disziplinen angeboten werden. Manchmal sind auch überhaupt keine Räume verfügbar und CABUWAZI Beyond Borders sucht in der sozial räumlichen Umgebung nach geeigneten Trainingsräumen. Dies bringt zusätzlichen organisatorischen Aufwand mit sich: »Das sind oft sehr wuselige Gesamtumstände, die viel Engagement und Spontanität erfordern. Aber so schaffen wir auch neue Möglichkeiten der Teilhabe und der Vernetzung mit der Nach barschaft«, sagt Projektkoordinatorin Anna Marquardt. Der Trainingsablauf selbst ist oft dadurch erschwert, dass aufgrund des deutschen Asylsystems die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ständig wechseln. Daher sind einfache Ritu ale, die von jedem neu Dazukommenden schnell mitgemacht werden können, sehr wichtig. Vor allem die Arbeit mit Geräu schen, Klängen und Rhythmen hat sich dabei als sehr hilfreich erwiesen. So kann beispielsweise ein Flötendreiklang zum Zusammenfinden im Kreis aufrufen. Grundsätzliche Regeln und Abläufe werden mit Piktogrammen dargestellt, so dass sie gleich von allen verstanden werden. 12 Ziele In diesem Sinne steht CABUWAZI Beyond Borders für Zirkus angebote, in denen eine bunte Gemeinschaft entsteht und in der sich selbstständige und bewusste Persönlichkeiten entwickeln können. Angebote für Kinder und Jugendliche aus geflüchteten Fami lien bestehen mittlerweile in Berlin-Marienfelde im Übergangs wohnheim, in zwei Unterkünften für Geflüchtete in BerlinSpandau, im Mehrgenerationenhaus Phoenix in Zehlendorf, in den Notunterkünften im Flughafen Tempelhof, im Olympiapark und in der Traglufthalle in Moabit. Zusammen mit den fünf festen CABUWAZI-Standorten spannen wir somit ein berlinweites Netzwerk unserer Aktivitäten. Diese erfolgreiche Arbeit fand u. a. Anerkennung in der Verleihung des Hauptstadtpreises für Integration und Toleranz. Durch den von der Initiative Haupt stadt Berlin e.V. verliehenen Sonderpreis wurde CABUWAZI Beyond Borders für das besondere Engagement ausgezeichnet. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich Zirkus als Medium der kulturellen Bildung für neu angekommene Kinder und Jugendliche sehr bewährt hat. Dabei ist es wichtig, langfristige Beziehungen und stabile Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen und auch den Einrichtungen aufzubauen und der Beziehungspflege besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Friedemann Ziepert »Circus & Street Art Camp« – ein außergewöhnliches Zirkusprojekt bei MoMoLo in den Sommerferien Seit bereits drei Jahren organisiert und realisiert der Jenaer Kinder und Jugendzirkus MoMoLo einmal im Jahr in den Sommerferien ein »Circus & Street Art Camp« für Jugendliche – gefördert von »Zirkus macht stark«. Das einwöchige Camp besteht aus Workshop-Phasen, gemeinsamen Aktionsspielen, Straßenperformance, gemeinsamem Kochen, Lagerfeuer und Disco. Kurzum, eine vielfältige und jugendgerechte Ferienwoche. Was bedeutet Circus & Street Art im gemeinsamen Kontext? Neben der Artistik im Titel, der gezielt Jugendliche ansprechen soll, geht es um die Auseinandersetzung mit der jugendkulturellen Kunstform Graffiti, die sich auf der Straße entwickelt hat. Der Begriff Street Art wurde als Oberbegriff gewählt, da dieser im Allgemeinen die nicht autorisierte Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet. Die jungen Teilnehmer gestalten in der Campwoche Holz- und Betonwände am Gelände oder in der Nähe beim soziokulturellen Zentrum Kassablanca. Darüber hinaus kreieren sie kunstvolle Street Art Objekte. Die Workshopleiter sind erfahrene Graffitikünstler, die diese junge Kunstform leben und sie gut vermitteln können. Gleichzeitig können sich die Jugendlichen bei Zirkuspädagog*innen in Workshops wie (Street-)Akrobatik, Jonglage, Breakdance oder Einradfahren ausprobieren. Es werden gezielt Zirkus- und Tanzdisziplinen benutzt, die straßentauglich sind. Das Format »Circus & Street Art Camp« wird von den Jugendlichen sehr gut angenommen. Von einem Kinder- und Jugendheim beispielsweise kommen schon das dritte Jahr in Folge immer wieder bekannte Gesichter. Aber auch neue Teilnehmer lassen sich über das jugendgerechte Zirkuscamp schnell begeistern. Am Ende der Woche werden die Ergebnisse in der Fußgängerzone in Jenas Stadtzentrum vorgestellt. Den Zuschauern präsentiert sich folgendes Bild: die Graffiti-Bilder als Background und die Zirkusdisziplinen mit musikalischer Untermalung aus dem Infos und Kontakt: http://www.cabuwazi.de/Projekte/cabuwazi-beyond-borders.php [email protected] https://www.facebook.com/cabuwazi/ https://twitter.com/CABUWAZI Best Practice 13 Katharina Witte Begegnung mit einer neuen Welt. Ein Zirkusprojekt mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen in Bremen Ghettoblaster in Kombination mit Breakdance. So fügen sich alle Elemente zu einer zeitgenössischen Performance zusammen. Das Nachmachen des Formats »Circus & Street Art Camp« ist ausdrücklich erwünscht! Da stehen sie alle im Kreis zusammen, strahlende Gesichter, Verbundenheit, Stolz, abebbende Aufregung – und ich spüre, es hat sich gelohnt. Der Auftritt vor etwa 10 000 Zuschauer*innen ist vorbei, der Jubel, der Beifall, sie wirken noch nach. Es ist die traditionelle Eröffnungsinszenierung des Bremer Karnevals 2015 auf dem Marktplatz, mit 50 Mitspielenden und tausend mitwirkenden Sambamusiker*innen. Das Motto: Der große Circus. Die Story: Ein arbeitsloser Clown mit einem Koffer voller Requisiten bekommt die einmalige Chance, eine Zirkusvorstellung nach seinem Geschmack zu inszenieren. Höhepunkt seiner Show sind die Akrobat*innen und Jongleur*innen, gespielt von einer Gruppe von fünfzehn unbegleitet geflüchteten Jugendlichen aus Somalia, Guinea, Gambia, Afghanistan, Algerien, Syrien und fünf jungen Frauen vom Jugendzirkus Jokes. Der Leiter der Circusschule Jokes, Dietmar Hatesuer, und ich, Autorin und Regisseurin der jährlichen Eröffnungsinszenierun gen des Bremer Karnevals, haben dieses Projekt im Sommer 2014 ins Laufen gebracht. Zuerst war es allerdings mehr ein Stolpern als ein aufrechter Gang. Denn es war nicht so einfach, den Kon takt zu den Übergangswohnheimen der Jugendlichen herzustellen und die sehr beanspruchten Betreuerinnen und Betreuer für das Projekt zu gewinnen – für sie war es erst einmal zusätzliche Arbeit und der Umgang mit den traumatisierten Jugendlichen aus diversen Herkunftsländern noch neu. Aber auch die Jugendlichen konnten sich unter dem Projekt nur wenig vorstellen. Noch damit beschäftigt, Leben in Deutschland zu lernen, war unsere Idee wohl vorerst etwas schräg für sie. Deshalb haben wir zwei offene Trainingseinheiten vorgeschaltet, bei denen die Jugendlichen diverse Trainingsgeräte und Techniken ausprobieren konnten, und mich hat überrascht, mit 14 Best Practice wie viel Mut und Bewegungsfreude sie sich an Sprünge und Saltos gewagt, Balancierstangen, Seile und Jongliertücher erprobt haben. Danach war die Bereitschaft da, an einem Fünftageworkshop für den Auftritt teilzunehmen. Zum Glück hatten wir die Möglich keit, dafür in ein Bremer Tagungshaus mit Übernachtung gehen zu können. Dadurch war die Verbindlichkeit weitgehend gesichert. Die beiden Trainer*innen der Circusschulen Jokes und Seifenblase konnten die Jugendlichen nach anfänglicher Unsicherheit schnell begeistern und binden. Durch den Körperkontakt und das gegenseitige Zeigen entstand bei den Jugendlichen erstaunlich schnell ein Gefühl, sich schon länger zu kennen. Das Training mit den Jugendlichen war von Energie, Lerneifer und gegenseitiger Unterstützung geprägt und sie hatten großen Spaß dabei, sich körperlich in der Artistik auszuprobieren. Es war für sie die Begegnung mit einer neuen Welt. Diese Mischung aus Vergnügen, Körperlichkeit, Grenzerfahrung, Anerkennung und Erfolgserlebnis, gekoppelt mit neuen Formen des Lernens, war ein guter Rahmen, um Selbstvertrauen und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Die verbale Verständigung war nicht einfach: englisch, französisch, spanisch, deutsch, alles nicht fließend. Auch wenn die Jugendlichen nickten, war noch lange nicht gesichert, dass sie auch wirklich verstanden hatten. Verstehen entstand meist erst übers Abgucken. Und – über das Interesse an den teilnehmenden Mädchen (in den Heimen leben nur männliche Jugendliche). Dann wurde die Kommunikation plötzlich zu unserem Erstaunen viel flüssiger. Große Bedeutung hatten auch die Kostüme. Das Maßnehmen, die individuelle Auswahl der Farben, das Anprobieren der Hosen und Westen waren ein wichtiger Akt am Rande des Trainings, 15 der den Jugendlichen ein Gefühl von Wichtigkeit und ernst genommen zu werden vermittelte. Ein Störfaktor waren die Handys, niemandem unbekannt, der mit Menschen von heute zu tun hat. Aber bei geflüchteten Menschen ist das Handy als einziger Kontakt zur Heimat ein unentbehrlicher Begleiter. Deshalb war ich ganz erstaunt, als sie bei der Generalprobe (mit dem Hinweis: Beim Auftritt habt ihr auch für zwei Stunden keinen Zugang) bereit waren, die Handys abzugeben. Ebenso ein Ärger war das zeitraubende und vielfach vergebliche Bemühen, die Vormünder der Jugendlichen zu erreichen, um die Erlaubnis für die Veröffentlichung von Pressefotos zu bekommen. Mein irriges Ansinnen, darum könnten die Jugendlichen sich selbst kümmern, wurde korrigiert durch die Erkenntnis, dass viele gar nicht wussten, was ein Vormund ist, geschweige denn diese zu kennen. Ich will auch nicht verschweigen, dass es währenddessen einen Diebstahl gab, der allen höchst unangenehm war und der auch nicht aufgeklärt werden konnte. Mit diesem Keil im wachsenden Vertrauen mussten wir umgehen lernen. Während des Workshops konnte eine der Trainerinnen Frei karten für alle im Bremer Varieté G.O.P organisieren. Wir sahen eine atemberaubend gute akrobatische Show einer französischen Gruppe. Wir waren alle – Jugendliche und Erwachsene – so begeistert, dass es uns von den Sitzen riss, und das war eine zusätzlich verbindende wichtige Erfahrung: ein gemeinsames Erlebnis außerhalb der Gruppe. Nach dem Erfolg des öffentlichen Auftritts war es uns ein An liegen, die Jugendlichen nicht in ein Loch fallen zu lassen. Des halb organisierte Jokes die Circusschule das Angebot eines wöchentlichen, begleiteten Zirkustrainings. Aber es war nicht einfach und gelang nur mit wenigen Jugendlichen, nach dem Karneval das Interesse und die Verbindlichkeit wach zu halten, trotz vorheriger gegenteiliger Beteuerung der Jugendlichen. Doch es gibt den nächsten Karneval 2016 und da wieder ein Projekt, für das wir zur Zeit werben. Der Kontakt zu den Heimen ist übrigens diesmal viel leichter als im letzten Jahr, die 16 Betreuer*innen und auch wir sind sicherer geworden und die Erkenntnis, welche Chancen dieses Projektes bietet, ist in den Heimen angekommen. Eine Erfahrung, die zeigt, wie wichtig eine Kontinuität in künstlerischen Projekten ist. Rebecca Stadtmüller Interview mit dem Circus Fantasia Lieber Circus Fantasia, in diesem Jahr gab es in Rostock ein großes zirkuspädagogisches Projekt »Sternenfächer zum Zirkushafen«. Was kann man sich darunter vorstellen? Dank der Förderung von »Zirkus macht stark« konnten in diesem Jahr 150 Kinder und Jugendliche aus fünf Stadtteilen unentgeltlich an fünf Zirkuswochen teilnehmen, sogar die Kosten für Fahrkarten und die Verpflegung wurden übernommen. Jeder Stadtteil hatte eine Zirkuswoche und brachte seine eigene Show auf die Bühne. Das Motto des Bremer Karnevals 2016 ist »Die Reise« und der Plot ist eine märchenhafte Fluchtgeschichte. Das passt gut, denn unbegleitet geflüchtete Jugendliche haben viele Reiseerfahrungen, gute und schlechte. Und sie haben Erfahrung mit Grenzen. Sie werden in der Inszenierung Grenzwächter spielen, mit Akrobatik auf einem fahrbaren Gerüst. Und die Grenzwächter wandeln sich von bedrohlichen zu unterstützenden Wächtern. Solche sich wandelnden Bilder können hilfreich sein in der Bearbeitung von Traumatisierungen. Aber das ist nicht vordringliches Ziel: Wir machen Theater und Zirkus. Auf der Flucht sind die Jugendlichen oft Einzelkämpfer gewesen. Die unerlässliche gegenseitige Hilfestellung, die Anerkennung und der Spaß miteinander beim Zirkustraining werden auch im kommenden Karneval wieder zu wichtigen Schritten in die Integration der Jugendlichen werden, denn »Zirkus macht stark«, weil Zirkus ein wunderbar verbindendes Format ist. Im Januar 2016 beginnen die nächsten Proben. Wie kann ich mir das vorstellen, gab es fünf Wochen lang die gleiche Show in dem Zelt am Stadthafen? Natürlich nicht! Jede Gruppe hatte ganz eigene Stärken, Qualitäten und Interessen. Jede Woche hatte ein eigenes Thema, eine eigene Dynamik und ein eigenes Tempo. In manchen Gruppen kannten sich bereits viele Kinder und man konnte recht schnell mit dem Training beginnen. In anderen Zirkuswochen waren sich die Kinder wiederum völlig fremd und benötigten einige Zeit zum Kennenlernen und Vertrauen. Hinter jeder Show stand ein ganz individueller Gruppenprozess. Jede Show hatte einen ganz eigenen Charme, einen ganz eigenen Zauber. Wie konnten sich die Kinder denn für das Projekt bewerben? Wir hatten großes Glück und haben in der WIRO Wohnen in Rostock mbh einen außerschulischen Bündnispartner gefunden, der in der ganzen Stadt präsent und vertreten ist. D.h. wir konnten über das WIRO Magazin werben und sind damit in fast jeden dritten Briefkasten der Stadt geflattert. Außerdem gab es Beiträge in dem Fernsehkanal der WIRO und in den Kundenzentren der jeweiligen Stadtteile lagen dann auch die Anmeldebögen aus. Außerdem haben wir natürlich unsere gängigen Zirkuskanäle bedient, auf Facebook geworben, Kontakt mit den Stadtteilzentren aufgenommen etc. pp. Best Practice Die Zirkuswochen waren aber noch nicht alles oder? Genau, wir wollten ja nicht nur stadtteilbezogen arbeiten, sondern auch vernetzen und Perspektivwechsel anstoßen. Deshalb fand im Anschluss an die Zirkuswochen ein Zirkuscamp für die nun bereits »gestandenen« Artisten statt. Fünf Kinder aus jedem Stadtteil konnten mitmachen, sich begegnen, austauschen, gemeinsam lachen und trainieren. Die Kinder hatten die Wahl zwischen den Disziplinen Akrobatik, Chinese Pole und Trapez. Und sind dann bei euch im Zelt aufgetreten? Nein, das Besondere an dieser Maßnahme war die Tatsache, dass das Zirkusspektakel eben nicht auf einer Bühne im klassischen Sinn oder in einer Zirkusmanege stattfand, sondern auf einem Schiff. Die »Stephan Jantzen« ist ein alter, 70 Meter langer Eisbrecher aus Zeiten der ehemaligen DDR. Das Schiff liegt im Rostocker Stadthafen, rostet langsam vor sich hin und ist schon vor längerer Zeit in Vergessenheit geraten. Die Kinder und Jugendlichen erarbeiteten in der Campzeit eine gemeinsame Geschichte, eine poetische Choreographie und entwickelten das Zirkusspektakel »AHOI«. Und die Eltern haben sich das Spektakel angesehen? Nicht nur die Eltern und Verwandten der Kinder haben »AHOI« gesehen. Die Show hatte die große Ehre, an den offiziellen Eröffnungsprotokollen der 25. Hanse Sail mitzuwirken. Das bedeutete: Am 6. August 2015 haben fast zwei Drittel der Rostocker Bevölkerung das Spektakel verfolgt, den Mut der Kinder bestaunt und ihre Leistung mit Applaus belohnt. Wow, da kriegt man ja fast Gänsehaut. Sag mal, das klingt nach einem ganz schön großen Projekt. Gab es da nicht auch Schwierigkeiten? Klar, wie bei jedem guten Projekt gab es jede Menge Schwie rigkeiten, Stolpersteine und Momente, in denen man nur noch 17 18 dachte: »Nein, nein, nein, ich will nicht mehr.« Wir hatten z. B. anfänglich totale Probleme mit der Teilnehmerakquise. Obwohl wir die ganze Stadt mit Werbung für das Projekt vollgepflastert hatten und medial so gut präsentiert waren wie noch nie, hat sich einfach niemand angemeldet. Wir saßen, bildlich gesprochen, vor dem Telefon und nichts passierte. Also mussten wir doch wieder in jeden Stadtteil fahren, nachprüfen, ob die Plakate wirklich hängen, und sicherstellen, dass die Informationen nicht in den Vorzimmern der Welt hängen bleiben. Nachdem wir diese Startschwierigkeit in den Griff bekommen hatten, gab es zu einem späteren Maßnahmezeitpunkt ein ganz anderes Problem: Plötzlich wurden für das Camp, welches in den Sommerferien stattfand, unglaublich viele Kinder angemeldet. Diese Kinder hatten aber alle gar nicht an den Zirkuswochen teilgenommen, sondern waren Freunde von Freunden oder Geschwisterkinder und verfügten leider nicht über die notwendigen Vorerfahrungen. So, und das waren jetzt nur Schwierigkeiten aus dem Bereich der Teilnehmerakquise. Wir klammern jetzt mal aus, dass es fast unmöglich ist, die amtliche Genehmigung für so ein Projekt zu erhalten. Dass man gefühlt um die 10 000 Sitzungen benötigt, um die einzelnen Akteure davon zu überzeugen, dass es einem mit diesem Vorhaben wirklich ernst ist. Und dass es die gängigen Versicherungen der Welt nicht so gerne sehen, wenn Kinder auf einem ziemlich hohen Schiff auch noch eine Trapezanlage bespielen. heterogene Gruppe funktioniert, auf sich achtgibt und ein gemeinsames Tempo hält. Und dann kam es zu dem magischen Moment in der Maßnahme. Ab dem Zeitpunkt, als die 25 jungen Artist*innen das erste Mal auf die »Stephan Jantzen« kamen und wirklich verstanden hatten, was wir ihnen zutrauen, lief es wie am Schnürchen. Das klingt stressig, hat sich der Aufwand trotzdem gelohnt, gab es magische Momente? Wir vertreten ja generell die Meinung, dass sich Aufwand im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit immer lohnt und dass der Lohn darin besteht, dass die Kids gestärkt in ihr soziales Umfeld zurückkehren und etwas fürs Leben mitnehmen können. Tatsächlich hatten wir aber, in Vorbereitung auf das Zirkuscamp, ziemlich viele Sicherheitsbedenken. Wir kannten die Kids ja jeweils erst eine Woche und mussten ihnen zum Gelingen der Maßnahme einen ziemlich großen Vertrauensvorsprung ent gegenbringen. Wir planten ja nichts Gefährliches oder Leicht sinniges, aber wir waren darauf angewiesen, dass diese Wie geht es weiter? Die Hansestadt Rostock hat 21 Stadtbereiche und seit diesem Herbst auch jede Menge neue Bürger*innen aus der großen Welt. Wir werden natürlich weiterhin versuchen, die Kinder und Jugendlichen aus den einzelnen Stadtteilen mit Hilfe von zirkuspädagogischen Angeboten zu stärken und zu vernetzen. Außerdem ist es uns eine Herzensangelegenheit, unsere neuen Nachbarn in die Projektarbeit und die regelmäßigen Kurse mit einzubinden. Wie kam es dazu, habt ihr einen Tipp? Wir haben im Team öfter darüber gesprochen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass folgende Faktoren ausschlaggebend waren: Neben dem tollen Team, den anspruchsvollen Workshops und dem guten Wetter waren es die Schirmherrschaft des Ober bürgermeisters Roland Methling und der Auftritt auf der Hanse Sail 2015, welche die Motivation der Kinder und Jugendlichen so unglaublich gesteigert haben. Sie waren erst mal verblüfft, dass wir ihnen zutrauen, an einem so großen Ereignis mitzuwirken, und dann geschah etwas ganz Menschliches: Sie wollten es einfach gut machen und sie haben es gut gemacht! Daher unser Tipp: Träumt große Träume und geht ins Vertrauen! Wurde das Projekt dokumentiert? Klar, wir sind ja als Heimatzirkus total stolz auf die Leistung der jungen Artist*innen und auf das Zusammenspiel mit der Hansestadt Rostock. Es gibt einen Blog ( www.ein-zelt-voller-leben.de) und auf dem YouTube Kanal von Zirkus macht stark e.V. kann man sich die Videodokumentation ansehen. Lieber Circus Fantasia, ich bedanke mich für das Interview! Best Practice 19 Gina Linde »Berlin: acht Jahrhunderte in Tanz, Ton und Turnhalle« Ein Zirkusprojekt der Akrobatik-AG an der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule in Berlin-Kreuzberg und des Theaterbündnis Blumenstrauß Die Mädchen der Akrobatik-AG lernten im Schuljahr 2015/16 ihre Stadt aus einer neuen Perspektive kennen. Berlin und seine Geschichte erkunden, hieß für sie: als Bären in der Spree fischen, eine Brücke bauen, am Fernsehturm hochklettern, über die Berliner Mauer springen, als Napoleon durch die Stadt reiten, ein Schloss bauen und sich mit Königin Luise unterhalten. Wir hatten uns vorgenommen, die Geschichte der Stadt Berlin in eine Zirkusshow zu kleiden. Acht wechselvolle Jahrhunderte – wo sollen wir bloß beginnen? Von vorne? Mit den Spreewanen und Hevellern, die beiderseits der Spree im Sumpf siedelten? Die Ur- und Frühgeschichte war einigen Teilnehmerinnen bereits aus dem Unterricht geläufig. Oder lieber hinten anfangen: Anknüpfungspunkt 25 Jahre Mauerfall – das hatten alle miterlebt, darüber gab es viel zu berichten, das inspirierte. Die Arbeit in dem Projekt bot Herausforderungen für alle: Die Disziplinen Partnerakrobatik, Clownerie und Vertikaltuch erforderten von den Teilnehmerinnen immer wieder neuen Mut. Schwerpunktmäßig arbeiteten wir mit den genannten zirzensischen Disziplinen, begleitet von Elementen aus Tanz, Bewegung und Theater. Uns Trainerinnen bescherte das Projekt erst einmal jede Menge Recherchearbeit, bei der wir allerhand lernen durften, was wir gerne an die Mädchen weitergaben. Aus der Fülle der Informationen auszuwählen, ohne wichtige Meilensteine der Geschichte zu übergehen, die Mädchen dabei nicht mit Fakten zu überfluten und gleichzeitig im Auge zu behalten, dass sich dramaturgisch ein Spannungsbogen ergab, hat uns sehr beschäftigt. Dabei half uns chronologisches Vorgehen und die Beobachtung, dass die Geschichte der Stadt über die Jahrhunderte hinweg von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. Wir stießen immer 20 wieder auf schillernde historische Gestalten, die sich für einen Auftritt im Zirkus geradezu anboten. Die Szenen/Nummern spielten in mehreren Jahrhunderten, begleitet von zu der Zeit passenden Musik und Geräuschen. Eine Erzählerinnenfigur und die Jahreszahlentafel halfen, den erzählerischen Bogen zu spannen. Der Eisbär Knut tauchte gleichsam wie ein »Joker« und zum Vergnügen aller immer wieder auf und half – durch seine eigene Verwirrung – sich in der Geschichte zurecht zu finden. Als Kostüme entwarfen und druckten wir gemeinsam T-Shirts und nutzten einfache ergänzende Elemente. Für das wandlungsfähige Bühnenbild bedienten wir uns munter in der Geräte garage und bauten und malten ergänzende Elemente (BVG-Bus, Mauerstücke) Die Zirkuswochen in den Herbst- und Osterferien in den Räu men des Theaterbündnisses Blumenstrauß ergänzten das Ange bot. Hier hatten die Kinder richtig viel Zeit zum Üben. Einige der dort entstandenen Nummern und Ideen wurden auch Teil der Show in der Schule. Warum eine Akrobatik-AG ausschließlich für Mädchen? Auch wenn sich die Blickrichtung der pädagogischen Arbeit mit Kin dern und Jugendlichen hinsichtlich des Bereiches Geschlech terverhältnis erweitert hat, ist eine Grundschule natürlich auch immer noch ein Ort, an dem das soziale Gefüge unter den Schüler*innen von Spannungen zwischen den Geschlechtern nicht frei ist. Daher finden wir es nach wie vor wichtig, geschützte Räume zu schaffen, wo Mädchen sich ungestört von Geschlechterkonkurrenz ausprobieren und austoben können, und sie so in ihrem Selbst zu stärken. Die Schule, an der wir arbeiten, hat eine sehr gemischte Schüler*innenschaft. Es sind Eltern darunter, die ihren Töchtern aus kulturell/religiösen Gründen eine Teilnahme an einer gemischtgeschlechtlichen Sport-AG nicht erlauben würden. Es ist also gewährleistet, dass alle Mädchen, die mitmachen wollen, auch mitmachen können. Da wir auch Partnerakrobatik unterrichten, was zuweilen mit erheblichem Körperkontakt einhergeht, können wir so gewährleisten, dass sich die Teilnehmenden auf die Übung und Figur fokussieren können. Unser Bündnispartner Seitenwechsel-Berlin e.V. ist ein Sport verein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen und bereits seit acht Jahren an der Schule aktiv. Wir als Trainerinnen unterrichten immer gleichberechtigt im Team. Die verschiedenen Qualifikationen der Trainerinnen ermöglichen es, den Unterricht stets abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Wir gliedern unsere Stunden im Einzelnen sowie das gesamte Projekt (im Kleinen sowie im Großen) grundsätzlich in fünf Phasen: 1.Aufwärmen: Kennenlernen, Gruppenbildung, Körperspan nung, Bühnenpräsenz Um die Umstellungsfähigkeit, Interaktion in der Gruppe und die Bühnenpräsenz zu erhöhen, nutzen wir in der Aufwärmphase Bewegungsspiele und theaterpädagogische Anleitungen, z. B das Theaterkartenspiel »Das MethodenRepertoire für Darstellendes Spiel und Theaterunterricht« von M. Plath. 2. Sensibilisieren: Einstieg ins Thema Neben den genannten Disziplinen haben wir uns an die Geschichte unserer Stadt herangetastet: Fantasie-Reise durch die Zeit, kurze Choreografien zu bekannten Berliner Bauwerken, daraus ein Ratespiel und eine »Stadtrundfahrt« durch die Turnhalle entwickelt. Ebenfalls gaben wir den Kin dern eine Hausaufgabe »Wie gut kennst Du Deine Stadt?«, welche sie zusammen mit den Eltern lösen durften. Ein Ausflug zur Ausstellung »Platz da. Kinder machen Stadt« (Kindermuseum Labyrinth) gehörte auch dazu. 3. Konkretisieren: Improvisationen, Nummern und Szenen erarbeiten und üben, Ergebnisse festhalten, Ablaufplan erstellen, den »Roten Faden« finden. 4. Realisieren: Ablaufplan gemeinsam erstellen, Übergänge finden. Wer macht was? Das komplexe Gesamtkunstwerk für alle verständlich machen. Präsentation der Ergebnisse - die beiden Abschlussvorführungen für Eltern, Geschwister und Freunde, sowie andere Schüler*innen und Lehrkräfte waren ein voller Erfolg. 5. Abschluss: Wir feiern gemeinsam unseren Erfolg mit einem Eis von unserer Lieblingseisdiele, wünschen uns allen einen schönen Sommer und verabschieden uns nach einem Schuljahr Arbeit mit einem Ausflug an den Kreuzberger Wasserfall voneinander. Drei ehrenamtliche Kräfte haben uns vor allem bei der Vor bereitung und Umsetzung der Show unterstützt. Eine Zusam menfassung des Projektes lässt sich auf der Internetseite des Theaterbündnisses Blumenstrauß (http://www.theaterbuendnis. de) finden, Fotos der Aufführung unter https://www.flickr.com/ photos/theaterspielraum/sets/72157655144814115/. Best Practice 21 Barbara Klose / Frank Jahnsmüller Birikino on tour – eine zirzensische Leiterwagentour In Anlehnung an das Leben von Gauklerinnen und Gauklern in früheren Jahrhunderten plante der Kinder- und Jugendzirkus Birikino aus Chemnitz im August eine besondere Tournee: Die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos ist der Träger des Don Bosco Hauses Chemnitz. Johannes Bosco, der Gründer der Ordensgemeinschaft, führte ein unkonventionelles Leben und begeisterte bereits seine Schulkameraden durch Gaukler stücke, Seiltanzen und Zaubertricks. Zeit seines Lebens setzte er sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein und brachte seine zirzensischen Fähigkeiten in die pädagogische Arbeit mit den Kindern ein. Von vielen wird er der Schutzheilige der Kinder genannt. Don Bosco wanderte mit »seinen« Jugendlichen normalerweise im Herbst für mehrere Tage in der Umgebung von Turin. Diese Idee der Herbstwanderungen wurde mit der Leiterwagentour bei Birikino aufgegriffen: 25 junge Artist*innen zogen zusammen mit fünf ehrenamtlichen Helfer*innen und vier hauptamtlichen Betreuern*innen eine Woche lang zu Fuß mit einem Leiterwagen von Köln, über Wesseling und Bonn, bis nach St. Augustin und zeigten an den verschiedenen Übernachtungsorten ihr einstudiertes Programm. Übernachtet wurde mit Schlafsack und Isomatte in Pfarrsälen, salesianischen Einrichtungen und Jugendhäusern. Tagsüber wurde gewandert oder auch Einrad gefahren und abends fand dann immer eine Zirkusaufführung statt. Für den Transport der großen Zirkusmaterialien und des Gepäcks stand ein Kleinbus zur Verfügung, der die bunte Wandergesellschaft begleitete. Geprobt wurde schon einige Tage lang vor Beginn der Leiterwagentour, da die Show stehen musste. Gemeinsam wurde ein Programm zum Thema Don Bosco erarbeitet. Es beinhaltete ein kleines Anspiel sowie überleitende Rollen zwischen den einzelnen künstlerischen Darbietungen. Neben einer öffentlichen Generalprobe wurde es insgesamt fünfmal aufgeführt. Während der Tour waren alle Artist*innen für ihre Gruppe, ihr Material und ihre Kostüme verantwortlich. Bei 22 spontanen Mitmachzirkusaktionen leisteten junge Artist*innen Hilfestellungen für fremde Kinder. Die älteren Jugendlichen haben sich in vielen Situationen der jüngeren Teilnehmer*innen angenommen und sie mit betreut. Natürlich durften bei einer solchen Reise auch die Freizeitgestal tung und das Kulturprogramm nicht zu kurz kommen. Essen und auch mal ein Eis oder einen Schwimmbadeintritt – vor allem wenn es am Übernachtungsort keine Dusche gab – finanzierten sich die jungen Artist*innen durch die eingenommenen Spenden ihrer Zuschauer*innen. Die Gruppe nahm u. a. an einer Führung im Kölner Dom teil und besuchte das Haus der Geschichte in Bonn. Zwischen den Bildungsausflügen gab es aber noch genug Zeit für kleine Stadtbummel und – der durfte selbstverständlich nicht fehlen - den Besuch im Haribo-Laden. Einer der Ausflugshöhepunkte war die Überquerung des Rheins auf einer kleinen Fähre. Für die meisten Kinder war dies etwas völlig Neues und Aufregendes. Die Erfahrung des Projektes zeigt, wie positiv sich eine Reise an neue Orte – verbunden mit vielen Erlebnissen und Eindrücken – bei den Kindern und Jugendlichen auswirkt. Die beteiligten Kinder und Jugendlichen wohnen mehrheitlich im Stadtteil Chemnitz-Sonnenberg und stammen vorwiegend aus bildungs fernen Familien. Häufig sind ihre Familien mit multiplen Problemlagen wie Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch und häuslicher Gewalt belastet. Viele von ihnen waren noch nie für eine längere Zeit aus ihrem Stadtteil fort, da sich die Eltern einen Urlaub nicht leisten können. So war es für die Kinder und Jugendlichen eine großartige Erfahrung, aus der Chemnitzer Region herauszukommen, neue Gegenden Deutschlands kennenzulernen und beispielsweise auch zu lernen, mit einem anderen Dialekt zurechtzukommen. Die intensive Art des ge meinsamen Wanderns und Arbeitens förderte die sozialen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und stärkte ihr Durch haltevermögen. Für die Kinder und Jugendlichen war es sehr wertvoll, ihr Können und ihre Fähigkeiten auch vor völlig Fremden und an anderen Orten zu präsentieren. Sie machten viele Zuschauer*innen glücklich und bekamen für ihre Leistungen Applaus. Ein besonders schönes Erlebnis war der Auftritt in Wesseling Best Practice vor mehreren Kindergartengruppen und den Bewohner*innen eines Seniorenheims. Die Kindergartenkinder staunten mit offenen Mündern und eine ältere Frau dankte der Truppe beim Abschied mit den Worten: »Es hat mir sehr gut gefallen, mir tun jetzt noch die Hände weh vom vielen Klatschen.« Abschließend lässt sich sagen, dass diese Woche für alle Teil nehmer*innen eine große Herausforderung war, die gemeinsam gemeistert wurde. Die Mischung aus Reise, Wanderung, Freizeitprogramm und Zirkusauftritten war ein voller Erfolg. Um es in den Worten einer 14-jährigen Teilnehmerin auszudrücken: »Leiterwagentour ist das Beste! Man steht früh auf, wandert, hat einen Auftritt und ist abends einfach ›tot‹. Ich bin noch nie so viel gewandert.« 23 Gerhard Bitterwolf Akrobatiktheater für eine Kultur des Willkommens »Leanas Traum« erzählt die Geschichte von Prinzessin Leana und ihrer Freundschaft zu dem Zirkusmädchen Magica. Obwohl Magica durch ihre unglaublichen artistischen Fähigkeiten die Gabe hat, den Menschen Staunen und Freude zu schenken, ist sie wie ihr gesamter Zirkus immer wieder Vorurteilen und Drohungen ausgesetzt. Deshalb muss der Zirkus auch über Nacht aus der Königsstadt fliehen. Als Leana am nächsten Tag ihre Freundin besuchen will, ist der Zirkus spurlos verschwunden. Leana ist verzweifelt. Zusammen mit Minister Pedanto begibt sie sich auf die Suche nach Magica und begegnet dabei einer bunten und aufregenden Welt mit Akrobaten, Clowns, Zauberern, Tänzern und Musikern. Endlich findet Leana das Zirkusmädchen Magica wieder und erfährt, warum der Zirkus aus der Königsstadt fliehen musste. Leana, die auf ihrer Reise gelernt hat, dass erst Vielfalt die Welt schön macht, ist tief betroffen. Entschlossen verkündet sie ihren Traum: »In meinem Königreich sind alle willkommen.« Die Inszenierung orientiert sich am Vorbild des fantastischen Erzählzirkus, in dem die Grenzen zwischen Realität, Fantasie und Magie verschwinden. So sind die Erzähler zwei Vögel, die aus ihrer Perspektive die Geschehnisse verfolgen und dabei das Publikum immer wieder mit spektakulären Flugeinlagen am Trampolin überraschen. An dem Programm des lokalen Bündnisses für Bildung in Stadtallendorf in Hessen wirkten rund 100 Kinder der Grundschule II Stadtallendorf aus den AGs Akrobatik, Musik, Clownerie, Zaubern, Tanz und Kunst sowie der Schulchor mit. Den akrobatischen Part übernahmen die Kinder des Zirkusprojekts »Traumfänger« mit atemberaubenden Vorführungen am Boden, Trapez, Vertikaltuch, Aerialnetz und am Trampolin. Die »Traum fänger«, die mit ihren Auftritten bereits mehr als 50 000 Zu schauer begeistert haben, sind gegenwärtig mit über einer Million Aufrufen Deutschlands erfolgreichste Akrobatikgruppe beim Internetkanal YouTube und bei Google-Videos. 24 Das Video »Leanas Traum«, in dem die Vorstellung ohne Quali tätsverlust auf 30 min komprimiert wurde, kann als Einstieg in das Thema Fremdenfeindlichkeit versus Kultur des Willkom mens oder zur Erweiterung und Vertiefung des Themas dienen. Angesichts der vielen hunderttausend Flüchtlinge, die bei uns Schutz und eine Lebensperspektive suchen, ist es eine der wichtigsten zivilgesellschaftlichen und auch pädagogischen Aufgaben, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass und Gewaltbereitschaft entgegen zu treten und stattdessen eine Kultur des Willkommens zu entwickeln. Ein Einsatz des Videos ist nach unseren bisherigen Erfahrungen auch deshalb zu empfehlen, weil die Geschichte und insbesondere die Figur der Magica die Kinder emotional berührt. Sie steht für die Botschaft, dass fremde Kulturen eine Bereicherung der eigenen Lebenswelt und keine Bedrohung darstellen. Zudem be- wirken allein die spektakulären akrobatischen Teile eine anhaltende hohe Aufmerksamkeit. Als das Stück Ende 2015 bei einer Jahresabschlussfeier für Geflüchtete aufgeführt wurde, war die Begeisterung groß, insbesondere als klar wurde, dass unter den Mitwirkenden Kinder mit einer Fluchtgeschichte sind, die durch die Akrobatikgruppe Freunde und zugleich Zugang zu einer universalen Kultur gefunden haben, die von allen verstanden wird. Besonders im Grundschul- und Förderstufenbereich kann das Video »Leanas Traum«, das auf der Basis des gleichnamigen neuen »Traumfänger«-Programms entstand, gut genutzt werden. Das Video ist bei YouTube eingestellt: www.youtube.com/ Zirkusmachtstark. Auf dem Kanal von Silke Wolf sind noch weitere Akrobatik-Videos aus dem Bündnis in Stadtallendorf zu sehen. Best Practice 25 Erfolge, Schwerpunkte, Probleme Streiflichter aus Sachberichten Zirkuspädagogische Erfolge Notwendigkeit der Arbeit für die Entwicklung Heranwachsender machen sie ganz nebenbei zusätzlich zu ihren persönlichen Erfolgen auch neue Erfahrungen in ihrer Gruppe und erleben sich miteinander als erfolgreich und stark. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Friedrichshain), Zirkuswochen mit der Hedwig-Dohm-Oberschule Unser Zirkusangebot ist gerade für die in Berlin-Moabit gelegene Hedwig-Dohm-Oberschule ein sehr passendes Konzept zur Vermittlung von kultureller Bildung. Die Klientel dieser Schule kommt ganz überwiegend aus Familien mit Migrations hintergrund und Bezug von Sozialleistungen. Für die Kinder aus den überwiegend bildungsfernen Familien ist zu lernen, ausdauernd zu sein, Niederlagen einstecken zu können, an sich selber zu glauben, sich selber weiterhelfen zu können etwas, worin sie wenig Erfahrung haben. Sie gehen vielfach nicht gern zur Schule. Zugleich ist es nicht leicht, sie für irgendetwas zu begeistern. Unser zirkuspädagogisches Angebot jedoch trifft genau den richtigen Nerv bei ihnen. Es ist eine optimale Schnittstelle für sie, wo sie über Bewegung, Spaß und körperliche Arbeit Begeisterung fürs Lernen entwickeln und durch die Freude an der Sache auch ihre sozialen Stärken zeigen und ausleben. So 26 Viele dieser als »unbeschulbar« geltenden Kinder kommen aus extrem schlechten Familienverhältnissen, sind bereits vom Jugendamt zu ihrem Schutz in Obhut genommen worden oder leben bei Pflegeeltern. Diese Kinder haben so viel Ablehnung und Versagen erlebt, dass wir begeistert waren, als sie die Chance ergriffen, hier im Zirkus jemand sein zu können. Wir konnten sie davon überzeugen, dass sie sehr sportlich und überdurchschnittlich begabt im Artistischen sind. Dies gab ihnen solchen Aufwind, dass sie auch auf dem Schulhof weiter an ihren Kunststücken übten. Schon jetzt haben sie so an Selbstbewusstsein gewonnen, dass sie glücklich vor sich hin strahlen. Endlich einen Bereich gefunden zu haben, wo sie herausstechen und gut sind, das erfüllt sie mit positiver Kraft. Die Jugendlichen kamen im Allgemeinen mit einer skeptischen, wenn auch neugierigen Haltung zum Projekt. Generell verfügten viele Jugendliche über wenig Selbstvertrauen und Durchhalte vermögen, über eine geringe Frustrationstoleranz und geringe Konfliktfähigkeit. Die Zusammenarbeit in der Gruppe war wenig ausgeprägt; im Schulalltag können Projekte mit allen selten bis nie umgesetzt werden und es gibt mehrere Jugendliche, die sich bei Arbeitsaufträgen und Projekten regelmäßig verweigern. Diese Haltungen konnten in der Zirkuswoche zu großen Teilen überwunden werden und die Mehrheit der Jugendlichen arbeitete erfolgreich zusammen. Für viele stellten sich auf diese Weise erstmals positive Erlebnisse beim eigenen Lernen und/oder im Umgang/der Zusammenarbeit mit anderen Gleichaltrigen ein. Einige Jugendliche, die durch eine Verweigerungshaltung in der Schule bekannt waren, blühten im Zirkusprojekt auf und wurden sehr aktiv. Teilnehmende, die vorher kritisch waren, ließen sich begeistern, waren erstaunt über das, was sie in kurzer Zeit lernen konnten, und hatten viel Spaß in der Zirkuswoche. Die Jugendlichen brachten eigene Vorschläge und Ideen im Zirkustraining und zur Gestaltung des Auftritts ein. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Altglienicke), Zirkuswochen in der Schule an der Dahme Rambazotti Internationaler Kinder- und Jugendcircus e.V., Zirkuskurs an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Streiflichter Situationsbeschreibung eines Zirkuslehrers: »Moritz (Name geändert) ist ein typischer Außenseiter und wird viel geärgert, ganz besonders von Max (Name geändert). An einem Tag sollen sich die Kinder in Dreiergruppen für Akrobatik zusammen finden. Niemand will mit Moritz zusammen sein. Ich beschließe, mit Max und Moritz eine Gruppe zu bilden. Zu Anfang verweigert Max die Mitarbeit. Ich biete ihm erst an, Figuren zu zweit nur mit mir zu machen. Das funktioniert. Dann bitte ich ihn um Hilfestellung bei einer akrobatischen Figur mit Moritz und mir. Auch das klappt. Schließlich lässt er sich zu einer gemeinsamen Figur motivieren. Am Ende der Trainingseinheit ist Max derjenige, der mit uns noch mehr und mehr Figuren ausprobieren will.« Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax, Zirkuskurse an der Schule Luruper Hauptstraße Im Vorfeld waren viele Kinder der Zirkuswoche gegenüber skeptisch eingestellt, doch diese Haltung änderte sich bei allen, da sie merkten, wie offen und persönlich sie von den Trainer*innen aufgenommen wurden und was es für unterschiedliche, spannende artistische Disziplinen und Übungen gibt, die überhaupt kein »Kinderkram« sind (so die anfängliche Befürchtung). Einige Beispiele für die positiven Entwicklungsprozesse seien hier genannt: 27 Erwerb sozialer Kompetenzen Ein Junge (Angelo) in der Trampolingruppe hatte zunächst Angst, auf dem Trampolin zu springen und sich so weit vom Boden zu lösen, blieb aber in der Gruppe und lernte die Woche über kräftiger und kräftiger zu springen. Schließlich konnte er sich von seiner Angst vor dem Springen befreien. Sera, ein Mädchen aus der Kugellauf-Gruppe, bringt sich in der Schule kaum in die Gruppe ein; sie verweigert sich und wertet die gestellten Aufgaben und Aktivitäten häufig als »langweilig« und »uncool« ab. Bei uns war sie nach kurzen Startschwierigkeiten bereit mitzumachen und am Ende absolut begeistert von der Woche und »ihrem« Trainer. Erdem, ein ebenfalls sehr schwieriger Junge, der schnell aussteigt und negativ auf die anderen einwirkt, hat die Woche über immer wieder seine Grenzen ausgetestet, aber letztlich immer wieder zur Gruppe zurückgefunden und so starkes Interesse und starken Ehrgeiz gehabt, selber auch etwas zu lernen und bei der Abschlussshow vorzuführen, dass er dabei geblieben ist. Dies wurde von den Lehrern als großer Erfolg bewertet. Im Mittelpunkt stand die Förderung von sozialen und persönlichen Kompetenzen. Durch Spiele, die das Gemeinschaftsgefühl stärken, sowie feste Rituale mit der ganzen Gruppe, die zu jeder Trainingseinheit gehören, konnten wir bei vielen Kindern Verbesserungen im sozialen Umgang feststellen. So nahmen Häufigkeit und Intensität von Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmenden deutlich ab. Die Teilnehmenden waren immer mehr in der Lage, kleinere Auseinandersetzungen eigenständig beizulegen. Um die Kinder nachhaltig zu fördern, war und ist es sehr wichtig, dass die Kinder die gelernten Verhaltensweisen regelmäßig anwenden müssen, um nicht wieder in ihre alten Verhaltensweisen zurückzufallen. So war z.B. zu beobachten, dass nach einer längeren Pause (Ferien), Konflikte zwischen den Teilnehmenden häufiger auftraten. Zirkus Willibald/Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg, Halbjahreskurs Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Kreuzberg), Zirkuswoche mit der Hector-Petersen-Schule Einzelne positive Beispiele sollen festgehalten werden, um die individuellen Entwicklungschancen exemplarisch darzustellen: Ein Junge mit gelähmtem Arm hat in der Akrobatikgruppe mitgemacht und nicht, wie vielleicht eher zu erwarten, als Clown oder Ansager. Er hat bei der Menschenpyramide genau wie alle anderen Kinder mitmachen können, wurde gestützt und hat selber gestützt. Ein Junge, der im Schulalltag in seiner eigenen Welt zurückgezogen lebt, wenig Kontakt zu anderen hat und eher ernst und ruhig ist, hat in der Trampolingruppe mitgemacht und ist dort sichtlich aufgeblüht. Man konnte ihn energievoll und freudestrahlend erleben, was die Lehrer bisher nicht von ihm kannten. Ein Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, hat die Moderation übernommen und durch das Programm geführt. So war sie ein genauso wichtiger Teil der Zirkusshow wie alle anderen Kinder. Ein sehr unsportlicher, motorisch und muskulär schwacher Junge hat sich explizit für die Akrobatikgruppe entschieden. Er war dort zwar der, der am wenigsten konnte, und hatte damit zwischendurch auch zu kämpfen, aber er ist in der Gruppe 28 angesprochen und zu künstlerisch-kreativer Auseinandersetzung motiviert werden konnten, die sich in schulischen oder auch anderen Lernzusammenhängen als eher defizitär erleben und diese Erfahrung durch aggressives und/oder destruktives Verhalten zu übersteigern oder kompensieren versuchten. Je länger das Projekt dauerte, desto besser gelang es den Artistinnen und Artisten, sich auf unsere Angebote einzulassen und Grenzen und Regeln zu akzeptieren bzw. ihr Sozialverhalten eigenständig an die Gruppen dynamik anzupassen. Somit erlebten sie sich in neuen Rollen und innerhalb neuer Verhaltensmuster. KulturBrücken Görlitz e.V., Zirkuswoche geblieben und hat – von seinen Fähigkeiten ausgehend – auch dazu gelernt und sich trainiert. Und darüber hinaus hat er von seinen Gruppenkameraden viel Unterstützung, Zusammenhalt und Motivation erfahren, was ihm sichtlich gut getan hat. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Friedrichshain), Zirkuswochen an der Gemeinschaftsschule Schöneberg Wichtig war, dass wir mit unserem Angebot in die soziale Sphäre der Kinder und Jugendlichen hinein kamen, wir quasi bei ihnen zu Gast waren, uns ihren Abläufen anpassten und nur sehr langsam und behutsam Einfluss auf Verhaltensmuster und Verwei gerungshaltungen nahmen. Wir konnten beobachten, wie durch diese Arbeitsweise des »street circus« auch Kinder und Jugendliche Streiflichter Der Gruppenfindungsprozess gestaltete sich besonders in der Anfangszeit nicht immer ganz leicht. Trotz des hohen Betreu ungsschlüssels war ein harmonisches Arbeiten nicht immer ohne Konflikte möglich. Im Laufe des Projektes besserte sich die Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmer*innen jedoch, insbesondere hinsichtlich von Konfliktlösungsstrategien. Ein zunehmend selbständiges Arbeiten wurde so immer besser möglich. Für die Honorarkräfte u. a. bedeutete dies eine große Entspannung. Auch die Teilnehmer*innen erkannten die Vorteile eines unaufgeregten Lösens von Konflikten und konnten dies auf andere Situationen außerhalb des Projekts übertragen. Neben der Ver besserung der akrobatisch-künstlerischen Fertigkeiten kann dies als größter Erfolg des Projektes gewertet werden. Die ZIRKUSfabrik Nitsch & Schumacher GbR, Zirkuskurs 29 Vielfalt der Zirkusarbeit Vielseitigkeit und Vielfalt als Chance Die drei Zirkuswochen fanden parallel statt und waren thematisch (»Unter dem Meer«) miteinander verbunden. Hierdurch ergaben sich Synergieeffekte durch die Bündelung von Angeboten. So konnten wir eine große Kostümwerkstatt anbieten, in der Kostüme geschneidert, bedruckt und gestaltet wurden. In einer Requisitenwerkstatt wurden das Bühnenbild und große Fische für die Bühnendekoration gefertigt. Die Arbeitsatmosphäre war hier sehr positiv und alle haben interessiert mitgemacht. Im Technikworkshop konnten die Kinder sich mit Ton- und Lichttechnik vertraut machen und übernahmen in der Zirkusaufführung entsprechende Aufgaben als Techniker. Die Zirkusworkshops waren von einer großen Vielfalt geprägt. Nahezu alle Zirkustechniken kamen zum Einsatz. Die Aufführung mit 75 Kindern war ein großes Erlebnis für die Kinder und eine positive Erfahrung eigener Kreativität. Da die teilhabenden Kinder verstärkt in bildungsanregungsarmem Umfeld heranwachsen und Familien unterschiedlicher Kulturen sich eher voneinander abschotten, anstatt sich durch ihr Potential zu bereichern, war eine Verknüpfung dieser Situation mit unserer Maßnahme die Voraussetzung. Diesen Zustand der kulturellen Separierung und Abschottung aufzubrechen, war die Notwendigkeit und Berechtigung des Vorhabens unserer Maßnahme, denn nur Dialog führt zu friedlichem Miteinander. So früh wie möglich im Kindesalter Berührungsängste bei der Zielgruppe untereinander abzubauen und selbstverständlichen Umgang miteinander zu üben, Anerkennung und Wertschätzung zu erreichen, war unsere Handlungsmaxime. Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax, Die Gemeinde Lemwerder ist eine kleine Gemeinde, die den laufenden Trainingsbetrieb des Kinder- und Jugendcircus Alacasam Peppolino finanziert. Für Projekte ist es schwierig, Gelder zu bekommen. Projektarbeit ist aber zunehmend wichtig, da im regelmäßigen Trainingsbetrieb kaum noch Kinder und Jugendliche aus der Eschofschule erreicht werden und auch türkisch/kurdischstämmige Kinder und Jugendliche kaum vertreten sind. Über die Herbstwoche 2014 wurde erstmals die Möglichkeit geschaffen, in einem zeitlich begrenzten Rahmen »Zirkusluft« zu schnuppern, für die kein Teilnehmer*innenbeitrag erhoben wurde. Die Nachhaltigkeit der Woche ist für uns beeindruckend: erstmals kamen mehrere Mitglieder der türkischen Gemeinde (Eltern mit ihren Kindern aus der Herbstwoche) zu der Weihnachtsgala von Alacasam Peppolino und auch für das in 02/03/15 durchgeführte Projekt »Circomotoriek« konnten sowohl Eschofschüler*innen als auch sogenannte »ausländische« Menschen gewonnen werden. Zirkusschule Seifenblase e.V., Zirkuscamp Zirkuswochen in der Stadtteilschule Geschwister Scholl Kinder lieben Musik, vor allem Popularmusik. Viele Kinder träumen davon, selbst ein Star zu sein und in einer Band zu spielen, doch die Möglichkeit dazu steht nur sehr wenigen Kindern offen. Vor allem Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen haben nur selten die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen oder sich gesanglich auszuprobieren. Die Kombination mit einem Auftritt im Zirkus schafft noch einmal zusätzlich Anreize, da die Auftrittsatmosphäre dort noch einmal besonders ist. Das Projekt »Soul Kids Circus-Orchester« ist ein niedrigschwelliges Projekt, das sich an Kinder mit und ohne musikalische Vorerfahrung richtete. In Herne-Mitte leben viele sozial schwache Familien, die weder über viel Geld noch über die Kontakte zu Musikschulen oder andere musikvermittelnde Einrichtungen verfügen. Die Wahrnehmung und der Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen und Meinungen sind für viele Kinder gerade in diesem Umfeld sehr schwierig. In der Kinderband hatten die Kinder nicht zuletzt die Möglichkeit, zu lernen, sich mit Musik auszudrücken. Das Zirkusbandprojekt sollte die Kinder auch in dieser Hinsicht fordern und fördern. Circus Schnick-Schnack e.V., Zirkuskurs 30 Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Marzahn) Halbjahreskurs Kita zum klingenden Bäumchen Die Jugendlichen hatten einen Migrationsanteil von über 95% und kamen aus sozial benachteiligten Familien. Das Projektziel war unter anderem eine ganzheitliche Verbindung aus emotionalem, Streiflichter sinnlichem und erlebnisorientiertem Lernen mit kognitivem und wissensorientiertem Lernen zu schaffen und auch ein respektvolles Miteinander zu erleben. Die Zirkuspädagog*innen haben ganz bewusst einen offenen Rahmen für die drei Insze nierungen vorgegeben. Thema: »Bunte Gewächse im Garten«. Es gab in diesen Gärten Nachtschattengewächse, Unkraut, Nutzpflanzen und Edelgewächse. Der Garten wurde zum Symbol für Vielfalt, unterschiedliche Aufgaben und Fähigkeiten und doch für ein gutes Miteinander, in dem jede/jeder wichtig ist. Die Blumen und Gewächse wurden verschiedenen selbst gemachten Geräuschcollagen zugeordnet und gemeinsam wurde Musik produziert. Unsere liebevolle und detailgetreue Inszenierung mit Bühnenbild, Kostümen und Livemusik hatte einen sehr aufwendigen und professionellen Charakter. Die Jugendlichen fühlten sich durch die professionellen Rahmenbedingungen wertgeschätzt und ernst genommen. Für die Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten und hohem Aggressionspotential war die Arbeit in Kleingruppen enorm wichtig, um die Erweiterung ihrer Kompetenzen tatsächlich erreichen zu können. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Treptow), Zirkuswoche mit der Röntgen-Sekundarschule 31 Zirkuspädagogische Methoden Wir haben von Anfang der AG an viel Wert auf die Entwicklung einer Gruppe gelegt, Strukturen gesucht, in denen jede/r ihren/ seinen Platz finden kann, sich jede/r wohl fühlt und auf ihre/seine Kosten kommt. Gleichzeitig sollte die AG offen bleiben für neu dazukommende Teilnehmer*innen. Einige Kinder hatten ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis, einzelne versuchten die Gruppe zu dominieren, wieder andere waren sehr schüchtern und brauchten Bestärkung. Durch kooperative Spiele und gezielte Aufgabenstellungen konnten wir hier Ausgleich schaffen. Es war uns wichtig, dass sich jedes Kind mit seiner eigenen Persönlichkeit angenommen fühlen konnte. Gerade in den Kleingruppen gab es dazu die Möglichkeiten zeitweiliger Einzelbetreuung. Immer wieder waren die Gruppendynamik und die Aufgabe, für die Integration aller zu sorgen, eine Herausforderung für uns Trainer*innen. Rechtzeitige Pausen und Wechsel waren notwendig, um keine Frustration aufkeimen zu lassen. Die kleinen Präsentationen vor der restlichen Gruppe gaben einen willkommenen Ansporn und führten zu schnellen Erfolgserlebnissen. Die Anfangsphase des Projekts kann man als sehr ambivalent beschreiben. Auf der einen Seite waren die Teilnehmer*innen sehr interessiert und haben sich erstaunlich schnell auf jegliche Arten von Spielen und Übungen eingelassen, auf der anderen Seite war es für einige die Zeit, Grenzen auszutesten und herauszufinden, mit welcher Art von Autorität sie es zu tun haben. Dies ist leider zeitweise sehr anstrengend und kann die Gruppe in ihrem Prozess verlangsamen und aufhalten. Durch regelmäßige offene Aussprachen (nach eindeutigen Grenzüberschreitungen) konnte aber zu allen Teilnehmer*innen eine gute Bindung aufgebaut werden und die Konfrontationen nahmen eindeutig ab. Die nächste Aufgabe der Gruppe war es dann, ihren eigenen Stil zu finden. Unsere angebotenen Warm-Up-Spiele waren ihnen irgendwann zu kindisch oder zu langweilig, in dieser Phase haben wir die Chance genutzt und ihnen ihre Verantwortlichkeit in dem Projekt vor Augen führen können. Es ist ihr gutes Recht, nicht jede Übung hinzunehmen und mitzumachen, sie sollten dann aber auch in der Lage sein, Alternativvorschläge oder Wünsche äußern zu können, wie z.B. ein Warm-Up aussehen soll, und in späteren Kontexten dann natürlich auch, wie ihr eigener Auftritt gestaltet sein soll. Im Allgemeinen ist es sehr gut gelungen, die Teilnehmer*innen in die Entstehungsprozesse der einzelnen Stunden einzubinden. So wurden die Aufwärmungen phasenweise von ihnen übernommen und sie konnten immer wieder in kleinen Gruppen- oder Einzelprojekten ihre eigenen Bewegungen und Inszenierungen entwerfen. Bund Deutscher Pfadfinder_innen Landesverband Berlin e.V., Zirkuskurs Kreativität und Partizipation der Teilnehmer*innen Mit 24 Kindern von 9 – 12 Jahren wurde im Rahmen einer Zirkus woche ein Programm zum Thema neue »HandlungsWEGE« erarbeitet. Dabei wurde zunächst mit der gesamten Gruppe und dann in Kleingruppen szenisch und mit Standbildern zu problematischen Situationen gearbeitet, die die Kinder täglich in der Schule und in ihrer Freizeit erleben. Ausgehend vom Alltäglichen wurden die Kinder gefragt, wie sie die Situation anders angehen und verändern wollen. Ziel war es, die Perspektive auf unterschiedliche Lösungen zu sensibilisieren und den Kindern vielfältige Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, um mutig kreative Wege zu gehen. Mit »Kopfüber neue Wege entdecken!« haben insbesondere bildungsschwache Kinder mit Sprach- und Ausdrucksschwierigkeiten aus Altona-Altstadt und St. Pauli Zugang zur kulturellen Bildung erhalten. Die Kinder sind an ihre Grenzen gestoßen und haben so Kraft und Motivation erfahren können. Die Abschlusspräsentation vor Eltern, Freund*innen und Förder*innen machte sie stolz. Circusschule Die Rotznasen e.V., Zirkuswoche mit Haubach-Schule Die Gruppe der 7- bis 8-Jährigen näherte sich dem Zirkus eher spielerisch an. Einfaches Jonglieren, viele Spiele mit dem Schwungtuch, Seilspringen und Balancieren wurden hier ausprobiert. Besonders viel Freude hatten die Kinder mit den Tüchern, die sie nicht nur zum Jonglieren, sondern vor allem auch zum Verkleiden nutzten. Die Aufführung am Ende des Schuljahres gestalteten die Kinder ganz nach ihren Ideen. Jedes Kind durfte zeigen, was es sich in einem halben Jahr im Zirkus »erspielt« hatte. Die Begeisterung der Zuschauer*innen belohnte den Mut und die Kreativität der Kinder. BDKJ Darmstadt e.V., Zirkuskurs mit Heinrich-Heine-Schule Vuesch gGmbH./ Circus Schatzinsel; Zirkuskurs im Regenbogenhau 32 Streiflichter 33 Inklusion Es freut uns ganz besonders, dass darunter auch Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen sind, die zum Teil erhebliche Schwierigkeiten in der Schule haben. So gibt es etliche Jugendliche, die sich mit dem regelmäßigen Schulbesuch schwer tun. In die Zirkusgruppe kommen sie dagegen regelmäßig. Wir haben den Eindruck, dass der Zirkus auf sie einen stabilisierenden Einfluss hat. Unsere Beobachtung ist, dass die Jugendlichen auf der Bühne an Sicherheit gewinnen und zunehmend Selbstvertrauen aufbauen. Ein weiterer Erfolg ist, dass ein Jugendlicher mit Down Syndrom ohne zusätzliche Begleitung am Training teilnehmen kann. Obwohl er nur undeutlich sprechen kann, beteiligt er sich sehr an den Gesprächen, wo seine Beiträge bei allen in der Gruppe auf Aufmerksamkeit und Wertschätzung stoßen. Die Gruppe ist für ihn ein wichtiges Erfahrungsfeld, wo er in geschützter Atmosphäre Erfahrung im Umgang mit Gleichaltrigen machen kann. Themen sind dabei Umgang mit Nähe und Distanz, was ist erlaubt und was geht gar nicht. Stuttgarter Jugendhaus gGmbH, Zirkuskurs mit Waldschule (erhöhter Betreuungs- und Förderbedarf) 34 Die Woche mit den Kindern aus dem Asylbewerberheim und der St. Michael-Förderschule war sehr energetisch, multikulturell und die wohl intensivste Woche. Die Kinder stammten aus unterschiedlichen Kulturkreisen, haben ganz unterschiedliche Sprachniveaus und persönliche Historien mitgebracht. Das Medium Zirkus hat sie sehr berührt und aufgewühlt, es fiel ihnen schwer, sich auf die Vertrauens- und Gruppenarbeit einzulassen und es kam immer wieder zum sogenannten »cultural clash«. Gleichzeitig hatte die Show eine berührende Vielfalt und einen sehr starken Ausdruck. In der Woche des Zirkuscamps wurde die hohe Heterogenität der Bündnispartner sehr deutlich und wir mussten mit sehr vielen Problemen kämpfen. Zum einen befinden sich die Kinder aus dem Asylbewerberheim in einer Lebenssituation, die eine kontinuierliche Arbeit sehr schwierig bzw. fast unmöglich macht. Sie müssen häufig den Wohnort wechseln und haben viele strukturelle Schwierigkeiten. Außerdem kommen sie häufig aus Kulturkreisen, die nicht an den Umgang mit »Menschen mit Behinderung« gewöhnt sind. Es kam immer wieder zu verbalen Übergriffen, Aggressionen und klarer Verweigerung der Gruppenarbeit mit den »andern«. Die Michihofschüler*innen haben sich durch diese teilweise doch sehr schwierige Gruppendynamik jedoch nicht irritieren oder abbringen lassen und haben dadurch das Projekt »Zirkuscamp« auch zusammengehalten. Trotz der Schwierigkeiten in der gemeinsamen Arbeit wurden die geplanten Ziele erreicht. Der Weg war nicht so leicht und glänzend wie in dem Projektantrag angedacht, aber es waren unheimlich wertvolle, bereichernde Projektzeiten mit vielen, ganz unterschiedlichen Kindern. Baf e.V./Circus Fantasia, Zirkuswoche mit Werkstattschule, St.-Michael-Schule u. Asylbewerberheim Ca. 40 Prozent der Teilnehmenden waren Kinder und Jugendliche mit sogenannten Bildungshemmnissen, z.B. leichten geistigen Behinderungen, oder aus Familien mit suchterkrankten Eltern. Ein Teil der Teilnehmer*innen stammte aus Trennungsfamilien und weitere Kinder und Jugendliche lebten in betreuten Wohngruppen. Insbesondere diese Kinder und Jugendlichen Streiflichter erlebten in diesem Projekt eine Inklusionserfahrung, die sich auf ihre weitere psychosoziale Entwicklung nachhaltig positiv auswirkt. Auch die Umsetzung von partizipatorischen Methoden für alle Beteiligten resultiert in die Erfahrung einer Gemeinschaft, in die sich alle gemäß ihren Fähigkeiten einbringen können. Das pädagogische Konzept der prozessorientierten Beteiligung aller Mitwirkenden und das Einbinden vieler Akteure aus einem Gemeinwesen war Grundlage und Notwendigkeit für die Umsetzung der genannten Ziele und Werte dieses Kulturprojekts. In diesem Sinne machte dieses Kulturprojekt nicht nur die einzelnen teilnehmenden Individuen stark, sondern stärkte auch den Zusammenhalt des Netzwerks in einem Gemeinwesen insgesamt. AH Evangelische Abhängigen-Hilfe Brandenburg/Havel e.V., Zirkuskurs 35 Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen Verankerung und Veränderungen im Sozialraum Eine Zirkuswoche wurde mit schwer traumatisierten Kindern aus acht Ländern in sechs Sprachen durchgeführt. Die teilnehmenden Kinder hatten alle einen Migrationshintergrund und waren zumeist Flüchtlingskinder, die seit kurzem in Berlin sind. Die insgesamt 28 Kinder kamen aus Syrien, Afghanistan, Rumänien, Bosnien, Serbien, Kosovo, Türkei und Benin. Es war ein Wagnis, bei dem wir Betreuer*innen und Trainer*innen vorher nicht wussten, ob und wie das funktioniert. Die Woche übertraf alle unsere Erwartungen. Täglich haben sich einige Jungen geprügelt. Im Laufe der Woche flossen oft Tränen, doch die Gruppe wuchs – so unterschiedlich sie war – immer mehr zusammen. Die Aufführung am Ende der Woche hat uns Betreuer*innen mehr als entschädigt. Was die Kinder auf der Bühne präsentierten, war über alle Maßen beeindruckend. Diese Ferienwochen standen im Fokus von Begegnungen. Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern, Kinder mit Migra tionshintergrund, Kinder mit Behinderungen arbeiteten ganz selbstverständlich mit allen anderen Kindern zusammen. Die Aktionen am Zirkuszelt und vor allem die Präsentationen jeweils am Freitag als Abschluss und Höhepunkt der Woche haben sich positiv auf den Stadtteil ausgewirkt. Sowohl bei der täglichen Arbeit als auch bei den Präsentationen gab es Interesse von Menschen, die einfach so vorbeikamen und die belebte Atmos phäre genossen. Die Präsentationen haben alle im gut gefüllten Zelt stattgefunden, wurden ausgiebig beklatscht und führten auch in diesem Jahr zu nachfolgenden Anmeldungen für das kontinuierliche Training bei Montelino. Es kamen deutlich mehr Anmeldungen von Kindern aus bildungsfernen und finanziell prekären Verhältnissen, was den Sinn der Ferienmaßnahme hinsichtlich einer Verstetigung des Angebots deutlich macht. Zirkus Internationale e.V., Schnupperzirkuswoche Aufgrund der vorhandenen Sprachbarrieren standen von Anfang an nonverbale Kommunikation und körperliche Ausdrucks möglichkeiten im Mittelpunkt des pädagogischen Wirkens. Mit einfachen Spielen und zirkuspädagogischen Übungen wurde eine gemeinsame Ebene der Kommunikation gefunden. Dennoch gab es innerhalb der kulturell sehr heterogenen Gruppe oft Konflikte. Beispielhaft sei hier der Konflikt zwischen serbischen und arabischen Jungen zu nennen. Beide Gruppen hatten ein sehr stark ethnisches bzw. nationales Zugehörigkeitsgefühl und neigten zu Ausgrenzung und teils herablassendem Verhalten anderen gegenüber. Hier galt es die individuellen und kulturellen Grenzen der jungen Menschen zu erkennen und zwischen den Teilnehmer*innen eine Form der Kommunikation zu schaffen. Dies geschah durch die direkte Thematisierung bei Konflikten, oft innerhalb von Klein- bzw. auch der Großgruppe. So konnten immer möglichst viele Teilnehmer*innen an dem Konflikt lernen und ein Verständnis für den anderen entwickeln. Dieser Fokus auf die Gruppe war auch in Hinsicht auf die Bildung einer gemeinsamen Gruppenidentität sehr wichtig. Durch diese 36 Zeltpunkt Montelino gGmbH, Ferien-Zirkuswochen Mit diesem Projekt konnten erheblich mehr Menschen aus Oder berg für die Angebote und die langfristige Zusammenarbeit gewonnen werden. Durch die intensive Einbindung von Kindern »vor Ort« erreichte das Netzwerk in diesem Jahr mehr Fami lien, gerade aus schwächeren Haushalten. Im Nachgang war zu verzeichnen, dass jene Kinder – z. T. eigeninitativ – auch bei Folgeveranstaltungen teilnahmen und Vorstellungen besuchten. Eine ganz besondere Freude war für uns, dass zu den Folge vorstellungen auch Mitglieder der acht Flüchtlingsfamilien, die derzeit in Oderberg leben, den Weg zu den Vorstellungen fanden. auf das Projekt war so hoch, dass es im Folgejahr unbedingt eine Fortsetzung des Projektes geben soll. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde das Projekt überwiegend positiv wahrgenommen. Die Reaktionen der Eltern und Stadtteilbevölkerung waren überaus gut. Insbesondere gelang es durch das Projekt, Flüchtlingsfamilien aus Mazedonien, Irak, Tschetschenien und Afghanistan einzubinden, einige Eltern nehmen punktuell selbst an den Workshops teil. Kinderzirkus Tasifan/Kindervereinigung Weimar e.V., Zirkuskurs Vuesch e.V./Zirkus Zack, Zirkuscamp für Kinder aus Berlin und Oderberg gemeinsame Identität konnte bei den Teilnehmer*innen eine hohe Motivation beim Training und bei den Proben erreicht werden. Vuesch e.V./Zirkus Zack, Zirkuswoche für junge, z. T. unbegleitete Flüchtlinge Das Projekt wurde von sehr vielen Kindern und auch Jugend lichen angenommen, das zeigte sich in der sehr verbindlichen Teilnahme und der großen Motivation, in den Workshops mitzuarbeiten und auf eine Vorstellung hinzuarbeiten. Die Resonanz Streiflichter 37 Verknüpfung schulische – außerschulische Bildung Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Planungsphase, Schu len für dieses Projekt zu gewinnen, konnte eine Förderschule über den Besuch bei der Schulsozialarbeiterin und dem Eltern rat gewonnen werden. Das Interesse war groß, insgesamt 30 Kinder nahmen teil. Die Schule war bei der Koordination der Aufführung engagiert und die Freizeitangebote des Jugendtreffs werden von Schulklassen auch außerhalb des Projektes wahrgenommen. Die Schulsozialarbeiterin in der Förderschule behandelt das Projekt im Sozialen Training, da hier eine Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Bildung gelungen ist. Es besteht hohes Interesse daran, das Projekt fortzuführen. Kinder aus der Förderschule konnten an das Angebot gebunden werden, Kooperations- und Koordinierungsfähigkeiten der Kinder haben sich deutlich verbessert. Eine gesamte Klasse besuchte den Treff, um sich eine Aufführung anzuschauen. Sehr positive Resonanz der Lehrer*innen: damit verbringen Kinder mit Sprach- und Lernschwierigkeiten sowie Verhaltensauffälligkeiten ihre Frei zeit sinnvoll und aktiv-kreativ. LeISA gGmbH, Halbjahreskurs Ehrenamtler*innen Für uns immer wieder beeindruckend waren die Rückmeldungen der Lehrkräfte: Zum einen empfanden sie es alle als sehr dankbar und hilfreich, die eigenen Schüler*innen in einem anderen Rahmen so intensiv und »neu« kennenzulernen (neue Stärken und Schwächen wurden entdeckt und Schüler*innen generell anders wahrgenommen). Zum anderen gab es viele Momente, in denen Lehrkräfte ihr eigenes pädagogisches Handeln in der Schule reflektierten und sich selbst wie auch die Institution Schule kritisch hinterfragten: Wie mit »Störungen« umgehen? Wieder häufiger im Unterricht spielpädagogisch arbeiten. Schüler nicht defizitorientiert betrachten, sondern mit Blick auf das »Mögliche«. Don Bosco Haus Chemnitz/Kinder- und Jugendzirkus Birikino Bildung und besonders kulturelle Bildung wird zunehmend als gemeinsame Aufgabe im Sozialraum verstanden. Die historisch gewachsene Trennung von einem schulischen und außerschulischen Bildungsangebot ist nach unserer Meinung nicht mehr zeitgemäß. Die Begrenzung unserer Arbeit auf den außerschulischen Bereich bedeutet auch, dass manche sozial- und bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen durch die Maschen fallen und nicht erreichbar sind. Und leider sind dies oft jene Heranwachsenden, die eine besondere Förderung benötigen. Unsere ehrenamtlichen Begleiter*innen waren bei der Ideen findung, der Auswahl des Zieles, der Auftrittsorte bis hin zur Programmgestaltung von Anfang an beteiligt. Sie waren auch Kontaktpartner*innen für verschiedene Auftrittsorte, Orga nisator*innen der Reiseroute, Unterstützer*innen im Ver sorgungsbereich und liebevolle Betreuer*innen und Lebens lehrer*innen. Sie gaben den Kindern und Jugendlichen einen großen Schatz ihrer Erfahrungen und ihres Wissens weiter. Bei den Aufführungen haben sie mitgewirkt als Sprecher*innen oder waren für die Fotodokumentation verantwortlich und halfen den Artist*innen beim Schminken und Sortieren der Kostüme und Materialien. Die ehrenamtlichen Helfer*innen waren zwischen 18 und 55 Jahren. Schüler*innen, Student*innen, Richter an einem Gericht in Chemnitz, Chef eines Finanzamtes und Angestellte. Sie kennen den Kinder- und Jugendzirkus zumeist bereits seit mehreren Jahren und unterstützen uns regelmäßig. Don Bosco Haus Chemnitz/Kinder- und Jugendzirkus Birikino, »Leiterwagentour« Die Einbindung der Eltern in die Vorbereitung der zwei Halb jahresaufführungen war ein wesentliches Augenmerk, um die Zielgruppe mit ihren Familien auch generationsübergreifend in die kulturelle Bildungsarbeit einbeziehen zu können. Die Einbeziehung der Eltern fand vorrangig in den Bereichen Ideen findung für die Kostüme sowie durch das Kinderschminken und einen Kuchenbasar statt. Die Eltern der Zielgruppe (Kinder größtenteils aus Familien mit Migrationshintergrund und bildungsfernen Schichten) wurden hierdurch ermutigt, sich zur Aufführung – z.B. im Rahmen des Kita-, Weihnachts- oder Som merfestes – ehrenamtlich zu engagieren. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Marzahn), Zirkuskurs mit Kita Felix (Kinder- & Familienzentrum) Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax, Zirkuskurse Fridjof-Nansen-Schule 38 Streiflichter 39 Starker Zirkus überall Die Antragsteller bei »Zirkus macht stark« (2013 – 2015) 1. AH Evangelische Abhängigen-Hilfe Brandenburg/Havel e.V./ Mit-mach-Zirkus HOPPLA www.ah-brandenburg.de 2. Alte Brauerei Annaberg e.V. www.altebrauerei-annaberg.de 3. Alter Gasometer e.V., Zwickau www.alter-gasometer.de 4. Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Fulda e.V. www.awo-fulda.de 5. Baf e.V./baf gAG/Fantasia AG, Rostock www.bafev.de www.baf-rostock.de / www.fantasia-rostock.de www.ein-zelt-voller-leben.de 6. BDKJ Darmstadt e.V./Kinderzirkus Datterino www.bdkj-darmstadt.de / www.kinderzirkus-datterino.de 7. Bellissima Polaris e.V., Speyer www.kinderzirkusbellissima-polaris.de 8. Betreuungsverein der Grundschule Biedenkopf www.grundschule-biedenkopf.de www.gs.biedenkopf.schule.hessen.de/schwerpunkte/Betreuung 9. Bildung + Lernen gGmbH, Lünen www.bildungundlernen.de 10. Bund Deutscher PfadfinderInnen e.V., LandesverbandBerlin www.bdp-berlin.org 11. Christlich-Soziales Bildungswerk Sachsen e.V., Nebelschütz, OT Miltitz www.csb-miltitz.de 12. Christophorus Schulverein München e.V. www.christophorus-schulverein.de 13. Circus Projekt Waldoni e.V., Darmstadt www.waldoni.de 14. Circus Schnick Schnack e.V., Herne www.schnick-schnack.de 15. Circusschule Die Rot(Z)Nasen e.V., Hamburg www.circus-rotznasen.de 16. Circusverein Neumarkt e.V., Neumarkt/Oberpfalz www.circusverein.de 17. Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos – Don Bosco Haus Chemnitz /Birikino www.dbh-chemnitz.de 18.Deutscher Kinderschutzbund e.V. Landesverband Bayern, München www.kinderschutzbund-bayern.de 40 19. Deutscher Kinderschutzbund Regionalverband Freiberg e.V. www.kinderschutzbund-freiberg.de 20.Deutschland – Nangadef e.V., Sangerhausen www.deutschland-nangadef.de 21.Diakonisches Werk im Landkreis Potsdam-Mittelmark e.V., Bad Belzig www.dw-potsdammittelmark.de 22. Die ZIRKUSfabrik Kulturarena, Köln www.diezirkusfabrik.com 23. DOMSPITZEN e.V., Köln www.domspitzen.org 24. Don Bosco Jugendwerk Bamberg/Zirkus Giovanni www.zirkusgiovanni.de www.bamberg.donbosco.de/Zirkus-Giovanni 25. Don Bosco Jugend-Werk GmbH Sachsen/Birikino, Chemnitz http://www.chemnitz.donbosco.de/Arbeitsfelder/ Kinder-und-Jugendzirkus-Birikino 26. epi-Zentrum e.V., Freiberg www.epi-zentrum-fg.de 27. Erlebnisakademie e.V., Rheinbach www.erlebnisakademie.de 28.Erlebniswerk e.V., Saalfeld www.facebook.com/pages/Erlebniswerk-eV 29. ESTAruppin e.V./Gauklerkids, Neuruppin www.estaruppin.de/gauklerkids.html 30.Europäische Akademie der heilenden Künste e.V., Klein Jasedow www.eaha.org 31.Evangelische Bildungszentren im Ländlichen Raum in Bayern e.V. www.lvhs-bayern.de 32. Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt, Köln www.ekir.de/kalk 33. Evangelischer Kirchenkreis Simmern-Trarbach, Kirchberg www.ejust.de 34. Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Heidelberg www.jugendwerk-heidelberg.de 35. Evangelisches Kinder- und Jugendzentrum Altenkirchen www.jugendzentrum-ak.de www.kiju-altenkirchen.de 36.Evangelisch-Lutherischer Kirchenbezirk Löbau-Zittau/ Circus Applaudino www.applaudino.de 37.FEZ Berlin www.fez-berlin.de 38.Förderverein Grundschule II Stadtallendorf e.V. www.g2-stadtallendorf.de Starker Zirkus überall 39.Harlekids e.V., ZirkusPädagogisches Zentrum, Senftenberg/ OT Brieske www.zpz-harlekids.de 40.IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e.V. www.invia-freiburg.de 41. Jokes die Circusschule e.V., Bremen www.circusjokes.de 42. Jugendförderverein Chance e.V., Buckow www.jfv-chance.de 43. Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax, Hamburg www.jupfa.de /www.abraxkadabrax.de 44. JuKi Zukunft für Kinder und Jugendliche e.V./CircArtive Haus-Hof-Pimparello, Gschwend www.circartive.de/e_juki.html 45. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Altglienicke www.cabuwazi.de 46. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Friedrichshain www.cabuwazi.de 47. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Kreuzberg www.cabuwazi.de 48.Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Marzahn www.cabuwazi.de 49.Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Treptow www.cabuwazi.de 50.Kinder- und Jugendzirkus Blamage e.V., Erlenbach/Main www.circus-blamage.de 51.Kinder- und Jugendzirkus Tasifan/Kindervereinigung Weimar e.V., Weimar-Legefeld www.tasifan.org www.kinderhaus-weimar.de 52. Kinderschutz e.V. München www.kinderschutz.de 53. Kindervereinigung Dresden e.V./KAOS, Dresden www.kindervereinigung-dresden.de / www.kinderzirkus-kaos.de 54. KinderZirkus Zarakali e.V., Frankfurt/M. www.zarakali.de 55. Kulturakademie Traunstein e.V.www.traunstein.de/Sport-Freizeit/ 56. Kulturbrücken Görlitz e.V. www.facebook.com/KulturBrueckenGoerlitz / www.cyrkus.eu 57. KulTürchen e.V./Kinder- und Jugendzirkus Kritzpritzknuckelmuckeldü, Burgdorf www.kultuerchen.org 58. LebensWerkSTATT Oldenburg gGmbH www.lebenswerkstatt-oldenburg.de 59. LeISA GmbH/Zirkomania, Leipzig www.leisa-leipzig.de www.villa-leipzig.de 41 60. Lions Förderverein Essen-Werethina e.V., Essen www.werethina.de 61. Moabiter Ratschlag e.V., Berlin www.moabiter-ratschlag.de 62. MoMoLo e.V., Jena www.momolo.de 63. Montelino e.V., Potsdam www.circus-montelino.de 64. Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der ufafabrik e.V., Berlin www.ufafabrik.de 65. Oikos Eine Welt e.V., Berlin www.oikos-berlin.de 66. Ortsverein Lebenshilfe Rüdersdorf e.V. / Wiesenzirkus Bunter Hund www.bunterhund.net 67. Pädagogische Aktion/Spielen in der Stadt e.V., München www.spielen-in-der-stadt.de 68. Rambazotti Internationaler Kinder- und Jugendcircus e.V., Kassel www.circus-rambazotti.de 69. Reit- und Fahrverein Mildstedt und Umgebung e.V./Zirkus Milki www.reitverein-mildstedt.de www.zirkus-milki.jimdo.com 70. SALZIG Sporthocker. Michael und Stephan Landschütz GbR, Berlin www.sporthocker.com 71. Soziale Bildung e.V., Rostock www.soziale-bildung.org 72. SP!EL (Sozialräumliche Prävention im Emsland) Kolping Bildungswerk Diözesanverband Osnabrück e.V., Salzbergen www.sp-emsland.de 73. Spiel-Mobil im Kraichgau e.V., Meckesheim www.spielmobil.org 74. Spokuzzi e.V./Zirkuspädagogisches Zentrum, Braunschweig www.spokuzzi.de / www.zirkuszentrum.de 75. Sportjugend Dresden im Stadtsportbund Dresden e.V. www.sportjugend-dresden.de 76. Sportverein Wonneberg e.V. www.sv-wonneberg.de 77. Springkraut e.V. - Verein zur Förderung der Zirkuskultur, Dresden www.springkraut.org 78. Stadt Osnabrück – Fachbereich Kinder und Jugend www.kinderschutz-niedersachsen.de / www.ostbunker.de 79. Stark durch Zirkus e.V., Uetersen www.clown-muecke.de 80. Stuttgarter Jugendhaus gGmbH/Circus Helene www.jugendhaus.net / www.helenep.de/circus-theater-tanz 81. Tanzteam Step by Step e.V., Berlin www.tanzteamstepbystep.de 42 82.Tanztheater Elbaue Magdeburg e.V. www.tanztheater.talentinsel.de 83.Tharandter Kultur- und Kunstverein e.V., Tharandt www.tharandter-kkv.de 84. Theaterbündnis Blumenstrauß e.V., Berlin www.theaterbuendnis.de 85. Trägerkreis junge Flüchtlinge e.V., München www.schlau-schule.de 86.Turngemeinde Biberach 1847 e.V., Biberach www.tg-biberach.de 87. Verein für Kinder- und Jugendkultursozialarbeit »Zirkus Internationale« e.V., Berlin www.zirkus-internationale.de 88.Verein für Natursport & Kunst Hase-Ems e.V., Alfhausen www.vnkhe.de 89. Verein für Spiel und Theater e.V./Zirkus Kokolores, Saarbrücken www.vereinfuerspielundtheater.de 90.Verein zur Förderung der Sachsendorfer Oberschule e.V./ Ratz Fatz, Cottbus http://ratz-fatz.saos.de 91. Verein zur Förderung ganzheitlicher Bildung e.V./Zirkus Barbarella, Barnstorf www.zirkus-barbarella.de 92. Verein zur Überwindung der Schwerkraft (Vuesch) e.V. – Schatzinsel, Berlin www.schatzinsel.vuesch.org 93. Verein zur Überwindung der Schwerkraft (Vuesch) e.V. – Zirkus Zack, Berlin www.vuesch.org/zack 94. VfL Munderkingen e.V. www.vfl-munderkingen.de 95. Zentrum für bewegte Kunst e.V./Sonnenstich, Berlin www.circus-sonnenstich.de/zentrum-fuer-bewegte-kunst 96. Zentrum für Zirkus und bewegtes Lernen Halle e.V. www.zzb-halle.de 97. Zirkus San Pedro Piccolino, Werl http://zirkus.langschmidt.com 98. Zirkusschule Seifenblase e.V., Oldenburg www.zirkusschule-seifenblase.de 99. Zirkuswerkstatt Pforzheim e.V. www.zirkuswerkstatt-pforzheim.de 100. Zirkus Willibald unter Trägerschaft vom Bürgerhaus Wilhelmsburg, Hamburg www.zirkus-willibald.de www.buewi.de »Zirkus macht stark« in Zahlen Nach dem Start im Jahr 2013 hat sich die Zahl der Antragsteller und lokalen Bündnisse stark erhöht und nur der Umfang der zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt die Anzahl der Maßnahmen – beantragt wurden sehr viel mehr. Um 2015 den Kreis der Teilnehmer wesentlich erweitern zu können, wurde die Anzahl der Maßnahmen in Relation zu den lokalen Bündnissen bei den einzelnen Antragstellern reduziert. So wurde eine noch größere Flächendeckung mit Zirkusaktivitäten erreicht. Die Zahlen für 2015 sind nur vorläufige Ergebnisse, da noch nicht alle Auswertungen vorliegen. Kooperationen und Vernetzungen bringen uns voran »Zirkus macht stark – Zirkus für alle e.V.« ist Mitglied im deutschen Kulturrat, Rat für Darstellende Kunst und Tanz (www.kulturrat.de), und im Netzwerk Zirkus (www.netzwerk-zirkus.de). Enge Kontakte bestehen zur Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik (www.bag-zirkus.de) und zu verschiedenen Landesarbeitsgemeinschaften Zirkus, so arbeitet beispielsweise der Vorsitzende der LAG Zirkuspädagogik Bayern (www.lag-zirkus-bayern.de), Jörg Breitweg, in der Auswahlkommission mit, ebenso wie Verena Schmidt vom Vorstand des Netzwerks Zirkus. Selbstverständlich ist »Zirkus macht stark« auch in verschiedenen Gremien des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« vertreten, so im Programmpartnertreffen von »Kultur macht stark« mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und in der Ständigen Konferenz, dem internen Treffen der Programmpartner, das von der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung BKJ koordiniert wird. Weitergeleitete Mittel Antragsteller Lokale Bündnisse Maßnahmen Teilnehmer*innen 2013 2014 2015 740.089,77 € 37 77 276 6317 2.012.794,91 € 58 127 493 12199 2.301.116,16 € 90 130 499 12091 Impressum: Zirkus macht stark – Zirkus für alle e.V., Berlin 2016 Redaktion: Gisela Winkler, Ylva Queisser, Elisabeth Schelhas Gestaltung und Herstellung: Marc Berger Fotos: Udo Altmannshofer (Seifenblase) S. 31; Achim Appel (Theaterbündnis Blumenstrauß) S. 21; Jana Bath (Fantasia) S. 34; Luisa Belger (ZZB Halle) S. 34; Tom Dziubak (Jokes) S. 16; Florian Gartner (Kulturbrücken Görlitz) S. 29; Jana Juneck (MoMoLo) S. 14; Swen Kaatz (Alter Gasometer) S. 33, 43; Moritz Küster (Barbarella) S. 30, 38; Alexander Lohse (Europ. Akademie) S. 4-9; Darko Nicolic Titel; Tina Peissker (MoMoLo) S. 13, 14; André Rösner (Birikino) S. 22, 23, 39; Frank Schilling (Rambazotti) S. 27, Rücktitel; Yves Sucksdorf (Kinder- u. Jugendzirkus Berlin) Inhalt, S. 10-12, 26, 28; Ute Warbein (Montelino) S. 37; Silke Wolf (Stadtallendorf) S. 25; Tom Philipp Zenker (Fantasia) S. 18, 19; Applaudino S. 32; AWO Fulda S. 30; Bellissima S. 39; Giovanni S. 32, 33, 35; Minimumm S. 33; Nangadef S. 30, 37; Waldoni S. 36; Willibald S. 29; Sporthocker S. 38; Tharandter Kulturverein S. 40 Zirkus macht stark – Zirkus für alle e. V. Projektbüro: Bouchéstr. 75 · 12435 Berlin www.zirkus-macht-stark.de • [email protected] Tel.: 030-544 90 15 24 · Fax: 030-544 90 15 29