Frühjahr 2013

Transcription

Frühjahr 2013
YadJ Vashem
erusalem
Frühjahr 2013
Widerstand und Kampf während des Holocaust:
70 Jahre seit dem Aufstand im Ghetto Warschau
Holocaust-Gedenktag Yom HaShoah 2013
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Die Website der israelischen Gedenk- und
Forschungsstätte Yad Vashem gibt es jetzt
auch auf Deutsch
Die Friede-Springer-Stiftung hat die Übersetzung der bisher in sechs verschiedenen Sprachen vorliegenden Website ins Deutsche finanziert; anlässlich des 100.
Geburtstages des 2010 verstorbenen Vertrauten von Verlagsgründer Axel Springer,
Ernst Cramer
D
er Inhalt der Internetseite von Yad Vashem
wurde von Historikern und anderen Mitarbeitern Yad Vashems in den letzten Jahrzehnten
zusammengetragen. Ein Teil der Materialien der
deutschen Internetseiten wurde den bereits in anderen Sprachen existierenden Seiten entnommen und
durch Informationen erweitert, die extra für unsere deutsche Seite zusammengestellt wurden. Dazu
gehören u.a. eine Erweiterung der Geschichte des
Holocaust über das Schicksal der Juden im deutschsprachigen Raum, deutsche und österreichische Ge-
Mathias Döpfner, Hildegard Müller, Friede Springer,
Claire C. Jebsen, Yakov Hadas-Handelsman, Tom Cramer,
Tammy Murphy, Philip D. Murphy
rechte unter den Völkern, Videovorträge führender
deutschsprachiger Wissenschaftler, Berichte von
Zeitzeugen, pädagogische Materialien, sowie vier
neue Online-Ausstellungen. Am 28. Januar wurde
die Seite von Dana Porat, Direktorin der Internetabteilung (Bereich Erinnerungs- und Öffentlichkeitsarbeit), auf einer Pressekonferenz in Berlin präsentiert.
Zum Abschluss wurde die kleine Ausstellung über
Ester Goldstein vorgestellt, die exemplarisch für die
Arbeit von Yad Vashem steht, indem sie Dokumentation, Geschichte und Erinnerung verbindet: Im
Alter von elf Jahren begann die Berliner Jüdin Ester
Goldstein ein Poesiealbum zu führen, in dem sich
bis zum Herbst 1942 Freunde und Verwandte verewigten. Die Eintragungen geben uns Einblick in die
Gefühle, Hoffnungen und Träume dieser Menschen,
deren Schicksale von Yad Vashem zum Großteil rekonstruiert werden konnten. Es scheinen besonders
der Umfang unserer Internetseite und diese, bisher unerzählten Geschichten gewesen zu sein, die
das Interesse der deutschen Medien auf sich zogen.
Mehr als 100,000 Interessierte besuchten seither die
deutsche Internetseite von Yad Vashem.
Sarah Eismann, Koordinatorin der deutschen Internetseite
Ernst Cramer wurde 1913 in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Augsburg hineingeboren. Sein
Vater gründete zusammen mit Bertolt Brecht die Augsburger Literarische Gesellschaft. Von
Jugend auf war Ernst Cramer an Kunst und Kultur interessiert. Infolge der Wirtschaftskrise
von 1929 musste er schon früh für seinen Lebensunterhalt arbeiten. 1933 war er unter den
Mitbegründern des Bundes Deutsch-Jüdischer Jugend. Im Jahre 1938 wurde er von den
Nationalsozialisten in Buchenwald interniert. Sechs Wochen später wurde er freigelassen
und erhielt ein Ausreisevisum in die Vereinigten Staaten, die er nach Zwischenstationen in
Holland und Großbritannien erreichte. 1942 meldete er sich zum Militärdienst in der US
Army und landete 1944 als Soldat mit den Alliierten in der Normandie. Später erfuhr er, dass
seine Eltern und sein Bruder von den Nazis ermordet worden waren. 1945 kehrte Cramer
zurück nach Augsburg, seine Geburtsstadt, und entschloss sich, in Deutschland zu bleiben.
Cramer wurde stellvertretender Chefredakteur der Neuen Zeitung in München und
Frankfurt, einer deutschsprachigen Zeitung der amerikanischen Besatzungsmacht. 1954
schloss sich Cramer der Nachrichtenagentur UP an. Er lernte Axel Springer kennen, der ihn
1958 zum stellvertretenden Chefredakteur der Zeitung "Die Welt" ernannte. Cramer wurde
zum engsten Ratgeber Springers. Er hatte führende Positionen in der Axel Springer AG inne
und war Vorstandsvorsitzender der Axel Springer Stiftung. Seine Freundschaft mit Springer
dauerte bis zu dessen Tod 1985 an.
Cramer war ein Freund Israels und der Vereinigten Staaten. Seine Schriften trugen
zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel bei. Er kämpfte gegen jede Art von
Totalitarismus, von rechts wie von links, und widmete sich bis ans Ende seines Lebens dem
Kampf um Meinungsfreiheit und Menschenrechte.
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Yom HaShoah 2013 - Holocaust-Gedenktag
in Yad Vashem
A
m Abend des 7. April wurde in Yad Vashem
die Zeremonie zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag begangen. Neben Israels Präsident Shimon
Peres, Premierminister Benjamin Netanjahu, führenden Persönlichkeiten der israelischen Gesellschaft,
Diplomaten und Hunderten von Holocaustüberlebenden mit ihren Familien waren auch viele unserer
Freunde aus Deutschland, Österreich, der Schweiz
und Liechtenstein angereist.
Der Gedenktag wurde vom Vorstandsvorsitzenden
von Yad Vashem Avner Shalev durch das Entzünden der Flamme der Erinnerung eröffnet. Staatspräsident Shimon Peres erinnerte in einer emotionalen
Rede an die vielen jüdischen Gemeinden, deren Mitglieder vertrieben und brutal ermordet wurden. Er
erinnerte an den Aufstand im Warschauer Ghetto, an
die Helden des Widerstandes in den Lagern und in
den Wäldern Osteuropas. Er erinnerte an den Mut
und die Würde der Kämpfer und an ihr Erbe, das
im Staate Israel fortlebt. Einem Staat der, darauf verwiesen sowohl Präsident Peres wie auch Premierminister Benjamin Netanjahu, auch heute noch seine
Existenz gegen Angriffe aller Art verteidigen muss.
Der Vorstandsvorsitzende der Liechtensteiner Freunde von
Yad Vashem Dr. Florian Marxer und Michael Baum bei der
Kranzniederlegung
Auch in diesem Jahr entzündeten wieder ausgewählte Überlebende die sechs Flammen, um an die sechs
Millionen Juden zu erinnern, die den Verbrechen der
Nazis zum Opfer fielen. Nach einer Rezitation von
Psalmen durch Oberrabbiner Shlomo Amar und des
Kaddisch durch Oberrabbiner Yona Metzger wurde
die Zeremonie mit dem gemeinsamen Singen der israelischen Nationalhymne „Hatikva“ beendet.
Prof. Wolfgang Engels legt für den deutschen Freundeskreis von Yad
Vashem e.V. den Kranz nieder
Dr. Peter Wolff und Angela Grau legen einen Kranz für den Verein der
Schweizer Freunde von Yad Vashem nieder
Ing. Gustav und Uschi Arthofer legen für den österreichischen
Freundeskreis von Yad Vashem den Kranz nieder
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Widerstand und Rebellion
während des Holocaust
Prof. Dina Porat
Gedenken am 70.
Jahrestag des Aufstandes
im Warschauer Ghetto
D
as zentrale Thema des Gedenktages
für die Märtyrer und Helden im
Holocaust im Jahr 2013
“Es ist eine Notwendigkeit… ein unbedingtes Gebot
im Hinblick auf die historische Wahrheit und das
Vermächtnis, das unsere Generation an die nachfolgenden weitergibt, nicht nur vom Verlust zu sprechen… sondern auch den heldenhaften Kampf der
Menschen, den sie in den Tagen des Massakers individuell und als Gemeinschaft an den zentralen Stätten der Vernichtung fochten, in seinem vollem Umfang aufzuzeigen.“
Diese Zeilen schrieb Jitzhak (Antek) Zuckerman,
einer der Anführer des Aufstandes im Warschauer
Ghetto, in den frühen fünfziger Jahren. Sie sind auch
in diesem Jahr, in dem wir den siebzigsten Jahrestag
des Aufstandes begehen, eine bleibende Maxime unseres Handelns.
Die Begriffe „Widerstand“ und „Rebellion“ sind in
jeder Diskussion über den Holocaust von fundamentaler Wichtigkeit – und das aus gutem Grund. Protest
und Widerstand gegen den Plan zur Vernichtung des
jüdischen Volkes gab es nicht nur in den Ghettos und
Lagern, sondern in allen Orten jüdischer Präsenz und
jüdischen Lebens. Dazu gehörten Fluchtpläne ebenso
wie der Gang ins Versteck, die Bereitstellung von gemeinschaftlichen Hilfsleistungen, die Organisation
von Bildungs- und Kulturaktivitäten sowie die Bewahrung der jüdischen Rituale – selbst mit den einfachsten Mitteln und unter den unvorstellbar harten
Bedingungen der Zeit. Alle diese Taten waren eine
Verkörperung des unnachgiebigen Bemühens jüdischer Menschen und Gemeinschaften, den vielfältigen Einschränkungen und Bedrohungen zu trotzen
und - allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz - den
Tag des Sieges und der Befreiung zu erleben.
Der bekannteste bewaffnete Aufstand in einem Ghetto begann in der ersten Nacht des Passahfestes 5703,
am 19. April 1943, in Warschau. Die Revolte war eine
Reaktion auf das Eindringen deutscher Truppen in
das Ghetto und folgte einer Phase bewaffneter Wi4|
derstandshandlungen durch die Untergrundbewegung des Ghettos im vorangegangenen Januar. Im
April wurde offensichtlich, dass die Deutschen die
Auslöschung des größten Ghettos in Europa zu einem Geburtstagsgeschenk für Adolf Hitler machen
wollten. Angesichts des Vernichtungswillens der
deutschen Besatzer hatten junge Juden trotz der begrenzten Mittel und der fehlenden Unterstützung
von Außen zwei Untergrundnetzwerke (die Jüdische Kampforganisation und den Jüdischen Militärverband) ins Leben gerufen. Zusammen mit den
Mitgliedern des Untergrundes und trotz der geringen Überlebenschancen leisteten die im Ghetto verbliebenen Menschen den Mördern ihres Volkes erbitterten Widerstand. Diese 50.000 Juden, die sich
nach dem Massensterben durch Krankheit und Hunger sowie der Deportation von 265.000 Männern,
Frauen und Kindern in das Vernichtungslager Treblinka noch im Ghetto befanden, verschanzten sich
in Bunkern und kämpften mit äußerstem Mut und
Entschlossenheit. Der tapfere Widerstand dauerte
fast einen Monat. Dann wurde er brutal unterdrückt.
Von links nach rechts: Stefania Dretler-Flin (1909-1994), "Der Kampf", "In Erwartung" (des Schlimmsten), "Die Schlacht" – Linolschnitt aus
der Serie "Juden", 1953
Sammlung des Museums für Holocaustkunst von Yad Vashem
Der Aufstand im Warschauer Ghetto war die erste Massenrebellion in einer städtischen Umgebung
während des Zweiten Weltkriegs. Er diente als Vorbild für ähnliche Untergrundaktivitäten und Aufstände überall in Europa. Und er führte vielerorts
zur Stärkung und Einigung der jüdischen Jugend.
Bereits vor den Ereignissen von Warschau hatte es
Fälle bewaffneten, jüdischen Widerstandes gegeben.
Hinzu kamen Vorbereitungen, deren Auswirkungen
erst nach dem Aufstand sichtbar wurden. Als die
bevorstehende Auslöschung der kleineren Ghettos
in Neswisch und Lachwa (Weißrussland) sowie im
wolhynischen Tutschin absehbar wurde, schlossen
sich der örtliche Untergrund und einige der Bewohner zusammen, setzten ihre Häuser in Brand, durchbrachen den umgebenden Zaun und versuchten, in
die angrenzenden Wälder zu flüchten. Im litauischen
Wilna und Kaunas sowie im polnischen Białystok,
Częstochowa und Będzin hatte der Widerstand trotz
der begrenzten Mittel entschlossen für den bevorstehenden Kampf trainiert, der kurz nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto begann. In Krakau hatte der Untergrund sogar Einheiten in den „arischen“
Teil der Stadt verlegt, wo sie erfolgreiche Angriffe
auf deutsche Soldaten ausführten. Hinzu kamen die
zehntausenden Juden in ganz Europa, die in Wälder,
Sumpfgebiete und Berge gingen, um sich den Partisanen anzuschließen. Sie kämpften tapfer hinter den
feindlichen Linien und erwarben mit ihrem Mut viele Auszeichnungen. Leider haben nur wenige von ihnen die Strapazen und Gefahren dieser Zeit überlebt.
Selbst in den Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern, an den Todesgruben und Mordstätten sowie in den Vernichtungslagern kam es zu einer
Vielzahl von Widerstandshandlungen. In Sobibor
und Treblinka gab es im Sommer 1943, in Auschwitz im Herbst 1944 einen Aufstand. Die Tatsache, dass nur einem kleinen Teil der Beteiligten
die Flucht und das Überleben gelang, überschattet keinesfalls die Kühnheit dieser Unternehmen,
die gerade dadurch, dass sie gerade an diesen Orten tiefster menschlicher Grausamkeit durchgeführt wurden, ein besonderes Zeichen setzten.
Der Aufstand im Warschauer Ghetto ist ein universelles Symbol für den heldenhaften Kampf einer
kleinen Gruppe von Menschen geworden, die unter
schwierigsten Bedingungen gegen einen genozidalen Verfolgungsapparat aufbegehrten. Er inspirierte
in der Folgezeit eine Vielzahl von wissenschaftlichen
Forschungsarbeiten, wurde in Kunst und Literatur
thematisiert und ist nicht zuletzt ein Quell des Stolzes für die Überlebenden wie für die ganze jüdische
Nation.
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In den Fussstapfen der Helden
Yehudit Shendar und Orly Ohana
D
as Yad Vashem-Gesetz von 1953, mit dem die israelische Gedenkstätte für die Märtyrer und Helden im
Holocaust offiziell begründet wurde, schreibt die Erinnerung an „den Mut und das Heldentum der Soldaten, der
Kämpfer im Untergrund und der Gefangenen der Ghettos
sowie der Söhne und Töchter des jüdischen Volkes, die um
die Erhaltung ihrer Würde rangen“ als eine der zentralen
Aufgaben des Ortes fest.
Dem Geiste des Gesetzes folgend, wurden im Laufe
von über fünf Jahrzehnten vier Denkmäler errichtet.
Ein interessantes, erwähnenswertes Detail bildet die
Tatsache, dass sich die Initiative zum Bau des ersten Denkmals im Zusammenhang mit dem Sieg im
Sechstagekrieg entwickelte und als Geste der Bürger
des Staates Israel an die bewaffneten Kämpfer während des Holocaust gedacht war. In der Folgezeit
wurden drei weitere Denkmäler als Ergänzung zur
“Säule des Heldentums“ errichtet. Die verschiedenen
Denkmäler stehen für die Bandbreite der Betrachtungsweisen. Jedes von ihnen repräsentiert sowohl
die künstlerische Sprache der jeweiligen Entstehungszeit als auch eine spezifische Perspektive, die
in der Auswahl des Motivs zum Ausdruck kommt.
In ihrer Gesamtheit sind sie ein Symbol für den
scheinbaren Widerspruch zwischen der Erinnerung
an die Tragödie des Holocausts und der Erinnerung
an das Heldentum. Die Tatsache, dass im Verlauf
der Jahrzehnte mehrfach Denkmäler entworfen und
erbaut wurden, ist ein Beleg für die Bedeutsamkeit,
die diesem Heldentum von Yad Vashem in einem
Umfeld von wechselnden Betrachtungsweisen hinsichtlich Mut und Selbstbestimmung von Menschen
und ihrem heldenhaften Überleben immer zugemessen wurde.
Buki Schwartz, Die Säule des Heldentums
Im Jahre 1967 wandte sich einer der am Bau der Halle der Erinnerung beteiligten Architekten, Arieh Elhanani, an den Künstler Buki Schwartz. Er bat ihn,
ein Denkmal zu entwerfen, das jüdisches Heldentum in Erinnerung rufen sollte. „Wir beabsichtigen,
dieses zum letzten, finalen Punkt eines Besuches in
Yad Vashem zu machen,“ so Elhanani. Diese Vorgabe führte zu der Entscheidung, den Gedenkort am
höchsten Punkt der Gedenkstätte zu errichten, um
die Säule des Heldentums schon von Weitem sichtbar zu machen. Im März 1970, während der ersten
internationalen Konferenz der Lagergefangenen und
jüdischen Kämpfer gegen die Nazis, wurde das Monument eingeweiht. Im Zentrum des Denkmals steht
die 21 Meter hohe Säule, die sich aus drei gebogenen
Elementen zusammensetzt. Sie trägt eine Inschrift,
die vom damaligen Mitglied des Yad Vashem-Rates,
Yehuda Leib Bialer, formuliert worden war: „Gewidmet dem heutigen wie immerwährenden Geden6|
Buki Schwartz, Die Säule des Heldentums, 1967-1970
ken an jene, die in den Lagern und Ghettos Widerstand leisteten, in den Wäldern und im Untergrund
kämpften, mit den alliierten Truppen mutig ihren
Weg nach Eretz Israel erkämpften. Und an jene, die
starben, während sie den Namen Gottes heiligten.“
Eingerahmt ist der Platz mit der Skulptur von Mauern in der Form von Steinen, die auf das biblische Tal
der Toten anspielen.
Nathan Rapoport, Das Denkmal an den
Aufstand im Warschauer Ghetto
Bereits im Jahre 1947 wandte sich Nathan Rapoport
an den Visionär und ersten Direktor von Yad Vashem, Mordechai Shenhavi, und berichtete ihm von
seinem Plan, in der Zamenhof-Strasse in Warschau,
dem Ausgangsort des Warschauer Ghettoaufstandes, ein Denkmal zu errichten. 1948 wurde das für
den Entwurf des Warschauer Denkmales benutzte
Gipsmodell nach Yad Vashem gebracht. Die Errichtung eines Gedenkortes in Jerusalem wurde jedoch
durch jahrelang anhaltende Finanzierungsschwierigkeiten verhindert. Später startete Yad Vashems
damaliger Generaldirektor Dr. Yitzhak Arad mit
der finanziellen Unterstützung des gebürtigen Warschauers und Holocaustüberlebenden Leon Jolson
eine neue Initiative zum Bau des Monuments. Im
Jahr 1976 wurde das Denkmal an den Aufstand im
Warschauer Ghetto auf dem Berg der Erinnerung
eingeweiht. Es setzt sich aus zwei wesentlichen Ele-
Nathan Rapoport, Das Denkmal an den Aufstand im Warschauer Ghetto, 1975-1976
menten zusammen: Das erste ist ein Flachrelief mit
dem Titel „Die letzte Reise“, das Juden darstellt, die
in den Tod geführt werden. Das zweite ist die dynamische Skulptur „Aufstand im Warschauer Ghetto“,
die das Heldentum der Kämpfer darstellt. Zwischen
beiden Skulpturen wurde die hebräische Inschrift
„In Deinem Blut, Lebe!“ angebracht, die einen Verweis auf Hesekiel 16:6 darstellt. Die drei Elemente
wurden auf einer roten, nach den Anweisungen des
Künstlers erbauten Backsteinmauer befestigt. Auf
dem vor dem Denkmal gelegenen Platz des Warschauer Ghettos finden die jährlichen Gedenkzeremonien am israelischen Holocaustgedenktag Yom
HaShoah statt.
Bernard (Bernie) Fink, Denkmal für die
jüdischen Soldaten und Partisanen, die
gegen Nazideutschland kämpften
„Als Antwort auf die vielen Appelle der Organisationen von Kämpfern und in Anbetracht der starken
eigenen Überzeugung, dass es notwendig war, die
Tatsache zu unterstreichen, dass eineinhalb Millionen Juden Krieg gegen Nazideutschland führten,
beabsichtigen wir die Errichtung eines Denkmals in
Erinnerung an die jüdischen Soldaten, die mit den
alliierten Truppen kämpften”, schrieb Dr. Yitzhak
Arad, der selbst im Untergrund des Ghettos, als Partisane und später in der Palmach gekämpft hatte.
Bernard (Bernie) Fink, Denkmal für die jüdischen Soldaten und
Partisanen, die gegen Nazideutschland kämpften, 1985
Das Denkmal wurde im Mai 1985, am vierzigsten
Jahrestag des Sieges über Nazideutschland, eingeweiht. Der Vorschlag des Künstlers Bernie Fink war
aus 90 Einsendungen ausgewählt worden. Im Zentrum des Denkmals stehen sechs Granitblöcke, die als
Sechseck angeordnet die sechs Millionen ermordeten Juden symbolisieren. Die Anordnung der sechs
Blöcke erzeugt eine Aussparung in der Form eines
Davidsterns, der vor dem Hintergrund des Himmels
von Jerusalem sichtbar wird und den jüdischen Heldenmut symbolisiert. Eine metallene Speerspitze, die
den Davidstern durchzieht, steht für die bewaffneten Kämpfer. Der Platz vor dem Denkmal ist in der
Form einer siebenarmigen Menora erbaut. Am Fuß
der Menora steht eine Inschrift in Englisch, Französisch, Hebräisch, Russisch und Jiddisch: „Denkmal
für die jüdischen Soldaten und Partisanen, die von
1939 bis 1945 gegen Nazideutschland kämpften“.
Das Denkmal, das in Anwesenheit des damaligen
Verteidigungsministers Yitzhak Rabin eingeweiht
wurde, ist der Ort der jährlichen Gedenkzeremonie
an den Sieg über Nazideutschland.
Zadok Ben-David, „Ist der Mensch doch
ein Baum auf dem Felde“
(5. Mose, 20:19)
Julia und Isidore Karten, seligen Angedenkens, sowie ihre Familien waren die Initiatoren des Panoramas der Partisanen und die Spender, dank deren
Hilfe es im September 2003, im Zusammenhang mit
dem fünfzigsten Jubiläum von Yad Vashem, eingeweiht wurde. Das Ehepaar Karten kämpften beide
als Partisanen. Sie überlebten den Holocaust zusammen mit Hunderten anderer Juden versteckt in
den ukrainischen Wäldern. Dan Zur, der Architekt
der Stätte, die den Wald von Jerusalem überblickt,
schlug den Bau einer Skulptur an diesem Ort vor.
Zadok Ben-Davids Einsendung wurde aus vier übermittelten Vorschlägen ausgewählt. Die Skulptur ist
die Nachahmung eines Baumes. Erst auf den zweiten
Blick bemerkt der Betrachter, dass die Äste aus rund
600 Gestalten von Männern, Frauen und Kindern beFortsetzung auf Seite 8
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stehen, die sich bis unter die Spitze im Schutz seiner
Zweige erstrecken. Der abgesonderte Baum symbolisiert den Fluchtpunkt, den der Wald den Partisanen gewährte. In seinem Brief an den Kurator erläuterte der Künstler, dass das Motto „Ist der Mensch
doch ein Baum auf dem Felde“ (5. Mose, 20:19) – eine
Neuinterpretation des biblischen Originaltextes darstellt, die die Kraft des Überlebens und die Hoffnung
auf neues Wachstum repräsentieren soll.
Yehudit Shendar ist die stellvertretende Direktorin der
Museumsabteilung und die Chefkuratorin für Kunstwerke. Orly Ohana arbeitet als Forschungsassistentin in der
Kunstabteilung des Museums.
Zadok Ben-David, „Ist der Mensch doch ein Baum auf dem Felde“
(5. Mose, 20:19), 2003
"Dorothys Hoffnung": Lernprogramm für Menschen mit
besonderen Bedürfnissen
H
olcaust-Studien sind eine prägende Erfahrung innerhalb der israelischen Gesellschaft und Teil des Aufbaus einer jüdischen Identität.
Menschen mit Behinderungen sind ein fester Teil
dieser Gesellschaft und werden in die verschiedenen
von Yad Vashem angeboteten Aktivitäten miteinbezogen.
2011 wurde das „Dorothys Hoffnung” HolocaustBildungsprojekt für Menschen mit Behinderungen
in Erinnerung an Dorothy Jolson, seligen Angedenkens, eingeführt. Die Internationale Schule für
Holocaust-Studien kontaktierte eine Vielzahl von Institutionen und Organisationen, die sich Menschen
mit Behinderungen widmen. Sie organisierte deren
Teilnahme an subventionierten Tätigkeiten, die den
besonderen Bedürfnissen und Herausforderungen
jeder dieser einzelnen Gruppen angepasst sind.
Barbara Blumenthal, Dorothys Schwester, erklärt:
„Dorothy war eine sensible junge Frau. Ihre Lernschwierigkeiten machten es ihr etwas schwerer, den
Alltag zu meistern. Dinge, die für andere leicht waren, waren für sie eine größere Herausforderung.
Dorothy litt darunter und war öfters einsam. Sie fand
keine Freunde und sogar Lehrer, die verstanden wer
und was sie war. Sie hätte ein Programm wie dieses
sicherlich unterstützt – ein an die einzelnen Bedürfnisse speziell angepasstes Programm, jedoch nicht
auf Kosten der Informationsvermittlung.
Im letzten Jahr besuchten viele verschiedene Behindertengruppen Yad Vashem und genossen die
Führungen und Programme, unter ihnen: das Jerusalemer Jugendrehabilitations- und Sonderausbildungszentrum; das „Three-Twined-String“-Heim
für junge Frauen des Beit Ekstein, Schüler der BeitYannai-Schule für Schüler mit Lernschwierigkeiten
und psychischen Erkrankungen und hörbehinderte
Schüler der Yehud Comprehensive Highschool.
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Nach dem Besuch stellte Hagar Burkmann, eine Lehrerin des Beit-Ekstein-Instituts, fest: „Diese Initiative
ermöglichte unseren Schülern ein vollständiges Vorbereitungsprogramm mit einer an sie angepassten
Führung vor ihrer Fahrt nach Polen. Diese wurde
uns auch als Kleingruppe angeboten.“
Das „Dorothys Hoffnung” Holocaust-Bildungsprojekt bietet auch ein „Treffen der Welten“-Programm
an, welches von der Internationalen Schule für Holocaust-Studien in Zusammenarbeit mit der On-Schule für Schüler mit Kinderlähmung abgehalten wird.
Schüler der On-Schule nehmen vor ihrer Klassenfahrt nach Polen fünf Monate lang an einem Vorbereitungsseminar an ihrer Schule und in Yad Vashem
teil. Am Ende dieses Programms gestalten die Schüler aus ihrer Perspektive heraus holocaustbezogene
Kunstwerke. Diese werden im Anschluss in einer
Sonderausstellung an der Internationalen Schule für
Holocaust-Studien gezeigt.
Das „Dorothys Hoffnung” Holocaust-Bildungsprojekt für Menschen mit Behinderungen in Erinnerung
an Dorothy Jolson, seligen Angedenkens, wird von
der Nelco-Stiftung, gegründet von Barbara und David Blumenthal und deren Familien (USA), großzügig unterstützt.
Ein Kunstwerk, gezeichnet von einem Schüler an der Schule
für Kinder mit Zerebralparese
Ein Leben wie im Film
Artur und Maria Brauner
A
rtur Brauners Leben ist ein Äquivalent seiner
Filme, von der Tragödie bis Komödie, vom
Liebesfilm bis zum Drama - alles vereint in seinen
nun mehr bald 95 Jahren.
Artur Brauner, Jahrgang 1918, gehört zu jenen
Filmproduzenten, die über 60 Jahre deutsche
Filmgeschichte mitbestimmt haben. Er steht als
Symbol für den Nachkriegsunterhaltungsfilm der
50er und 60er Jahre und ist zugleich Produzent
einiger der wichtigsten westdeutschen Produktionen
zur Zeitgeschichte.
1918 als Sohn eines Holzgroßhändler in Lodz
geboren, machte er dort sein Abitur. Danach
studierte er am Polytechnikum bis zum deutschen
Überfall auf Polen. Mit seinen Eltern und vier
Geschwistern flüchtete er in die Sowjetunion, wo er,
seine Eltern und seine Geschwister ihr Überleben
sichern konnten. Leider galt das nicht für 49 weitere
Verwandte, die von den Nazis ermordet wurden.
Schon vor dem Krieg ist Brauner ein großer
Filmfan, der nach den Schrecken des Holocaust
sofort die Gelegenheit nutzt, um seinen Traum
Wirklichkeit werden zu lassen. Während seine
Eltern und drei seiner vier Geschwister auf die
Ausreise nach Palästina warten (1948 sind sie nach
Israel eingewandert), erhält er eine Lizenz von den
Alliierten und gründet am 16. September 1946 die
Berliner CCC (Central Cinema Company). Einer
seiner ersten Filme wird MORITURI (1948), eine
Geschichte über jüdische Flüchtlinge aus einem KZ
unter der Regie von Eugen York.
1949 erwirbt er das 35.000 qm große Gelände einer
ehemaligen Giftgasfabrik in Spandau-Haselhorst,
hier baut er seine Filmstudios auf.
Große Erfolge kann Brauner in der deutschen
Wirtschaftswunderzeit mit den Dr. Mabuse-,
Edgar Wallace- und Karl May-Filmen verzeichnen.
Damals gehört das CCC-Atelier zu den besten
europäischen Standorten, in dem bis heute über
Bettina Westhausen
700 Filme produziert wurden; etwa 200 davon
sind Eigenproduktionen der CCC. In den CCCStudios drehten Filmstars wie Romy Schneider,
z.B. MÄDCHEN IN UNIFORM (1958) und DIE
SPAZIERGÄNGERIN VON SANS-SOUCI (1981),
Romy Schneiders letzter Film. Dazwischen liegen
zahlreiche Kommerzfilme, mit denen er Millionen
Zuschauer in die Kinos lockt. Filmstars wie O.W.
Fischer, Maria Schell, Sonja Ziemann oder Gert Fröbe
gingen in den Studios ein und aus.
Artur Brauner setzt sein Kapital, das er mit dem
Unterhaltungskino verdient, in Filmprojekte ein,
die ihm aufgrund seiner persönlichen Geschichte
stark am Herzen liegen. Als einziger Filmproduzent
weltweit hat er bisher 23 Kinofilme über den
Holocaust produziert, u.a. DIE WEISSE ROSE
(1982), Regie Michael Verhoeven mit Lena Stolze
als Sophie Scholl. Brauners HITLERJUNGE
SALOMON (1990) gewinnt den Golden Globe
und erhält eine Oscar-Nominierung für das beste
Drehbuch. Für den Oscar, als bester nichtenglischsprachiger Film, darf HITLERJUNGE SALOMON
aber nicht ins Rennen gehen, da ihn die deutsche
Auswahlkommission nicht nominiert. Dabei gilt
der Golden Globe als sicherer Gradmesser für einen
Oscar-Gewinn. HANUSSEN (1988) steht genauso
auf Brauners Produktionsliste wie BABIJ JAR (2003),
ein Film über das Massaker an etwa 33.000 Juden
bei Kiew. Seine preisgekrönte Produktion DER
LETZTE ZUG (2006) unter der Regie von Joseph
Vilsmaier und Dana Vávrová handelt von einer
kleinen Gruppe Juden, die in den letzten Tagen
des Zweiten Weltkriegs in einem Viehwaggon
zusammengepfercht und wie tausende andere
jüdische Menschen von Berlin-Grunewald nach
Auschwitz verschleppt werden. Der mehrfach
preisgekrönte Film WUNDERKINDER (2011) ist den
1,5 Millionen jüdischen Kindern gewidmet, die unter
den Nazis ums Leben kamen.
Der Filmmogul produzierte über 260 Filme. Er ist
Träger des Bundesverdienstkreuzes. 2003 erhält
er auf den Berliner Filmfestspielen die «Berlinale
Kamera», eine Auszeichnung für das Lebenswerk
von Filmpersönlichkeiten. Er gewann zahlreiche
Preise für seine Filme, darunter Bundesfilmpreise,
Berlinale-Bären und Golden Globes. Seine Filme
waren zudem mehrfach für den Oscar nominiert.
Artur Brauner ist seit 1947 mit Theresa Albert,
genannt Maria, verheiratet und Vater von vier
Kindern, von denen seine Tochter Alice das
Filmgeschäft erfolgreich in neue Zeiten führt.
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Bundespräsident Dr. Heinz Fischer
erteilt "Schlussstrich" erneut eine Absage
Staatsoberhaupt bei Generalversammlung der
Österreichischen Freunde von Yad Vashem in Wien
Basisförderung auszustatten.
Innenministerin Mag.a. Johanna
Mikl-Leitner, die auch für die KZGedenkstätte Mauthausen zuständig
ist, bezeichnete es als persönliches
Anliegen, die Erinnerung an den
Holocaust hochzuhalten. Nur wer
die Vergangenheit kenne, habe eine
Zukunft. Es bedürfe vieler helfender Hände, die Erinnerungsarbeit
weiterzuführen. Der Botschafter des
Staates Israel, Aviv Shir-On, betonte
die Bedeutung der Arbeit der Freunde von Yad Vashem für die jüdische
Auf dem Gruppenfoto sind zu sehen:
Vordere Reihe vlnr. Landwirtschaftsminister DI Niki Berlakovic, Innenministerin Mag.a Gemeinschaft. Das Richtige zu tun,
Johanna Mikl-Leitner, Präsidentengattin Margit Fischer, Nationalratspräsidentin Mag.a sei für die Menschen in der NS-Zeit
Barbara Prammer, Generalsekretärin Ulrike Schuster, Univ. Prof. Dina Porat
nicht leicht, sondern gefährlich gewesen. Aber auch heute sei es nicht
Hintere Reihe vlnr.: Vorsitzender Günther Schuster, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer,
Israels Botschafter Aviv Shir-On, Wiens Oberrabbiner Prof. Paul Chaim Eisenberg selbstverständlich, so Shir-On. Wiens
Oberrabbiner Prof. Paul Chaim Eiundespräsident Dr. Heinz Fischer hat gestern senberg erinnerte daran, dass das Gedenken an die
einmal mehr Position gegen Fremdenfeindlich- Shoah nicht Angelegenheit der Juden allein sei, sonkeit und Antisemitismus in Österreich bezogen. dern alle Menschen betreffe. Hinter dem Gedenken
Bei der Generalversammlung der Österreichischen stünden keine Revanchegelüste, aber das Erinnern
Freunde von Yad Vashem im Wiener Rathaus beton- müsse weitergeführt werden
te Fischer, dass es auch darum gehe, LebensverhältDie Chefhistorikerin Yad Vashems, Univ. Prof.
nisse zu schaffen, die nicht die Gefahr in sich tragen,
Dina Porat, hob die Bedeutung der Jerusalemer
dass fremdenfeindliche Parolen, Schlagworte und
Holocaust-Gedenkstätte als zentrale ForschungsAppelle an die negativen Seiten in der menschlichen
stelle der Shoa hervor. Die historische Wahrheit
Seele wirksam werden. Es werde immer notwendes Holocaust werde heute bezweifelt, angegrifdig sein, an die NS-Zeit und den Holocaust zu erinfen und es würden viele Versuche unternomnern, daran zu forschen und darüber zu berichten.
men, sie zu verändern oder als Lüge darzustellen.
Der Bundespräsident bedankte sich auch ausdrückDem müsse entgegengewirkt werden. Kaum einer
lich bei den Österreichischen Freunden der Jerusader heute lebenden Menschen in Österreich sei am
lemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem für ihr
Holocaust beteiligt gewesen, so Porat. Aber alle
unermüdliches Engagement.
Menschen auf dieser Welt seien verantwortlich für
Die Ehrenpräsidentin des Freundeskreises, National- das, was von nun an geschehe.
ratspräsidentin Mag. Barbara Prammer ging in ihren
Der Wiener Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-PoWorten auf den 75. Jahrestag des “Anschlusses” ein.
korny strich einerseits die Änderung des kollektiven
Die Nazis hatten ihre Macht von oben, aber auch
Bewusstseins im Hinblick auf die NS-Vergangenheit
von unten erhalten. Die Verfolgung in Österreich sei
heraus. Bei der Restitution sei man weiter als in
härter und grausamer gewesen als in Deutschland,
Deutschland. Andererseits verwies der Stadtrat auch
die Enteignungen besser organisiert, die Exilierunauf die kommende Ausstellung der Österreichigen viel brutaler. Die Nachkriegsjustiz habe bald
schen Freunde von Yad Vashem, die den österreichidas Interesse an der Strafverfolgung der NS-Täter
schen “Gerechten unter den Völkern” gewidmet ist.
verloren. Heute sei es Verpflichtung eines jeden
Diese 90 ÖsterreicherInnen hatten in der NS-Zeit ihr
einzelnen, sich mit der Geschichte zu befassen. Die
Leben riskiert, um Juden vor der Ermordung zu retPräsidentin warb um Mitgliedschaft für den Freunten.
deskreis und ersuchte darum, den Verein mit einer
B
10 |
Wahlen gegen die Demokratie
80 Jahre seit Hitlers Aufstieg zur Macht
V
or 80 Jahren, in einer Zeit tiefgreifender
und sich verschlimmernder Krisen, kam
Adolf Hitler und damit seine auf Hass, Gewalt
und Angst begründete Politik an die Macht.
Zu Beginn der 30er Jahre kämpfte Deutschland noch
immer mit den Spätfolgen seiner verheerenden Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die Situation hatte sich
durch die Wirtschaftskrise, die Deutschland wie viele andere Länder rund um den Erdball hart getroffen
hatte, noch einmal deutlich verschärft. Trotz dieser
fortgesetzten und sich verschlimmernden Krisensituation gelangte Hitler nicht, wie viele immer noch
meinen, durch einen Putsch an die Macht. Er wurde
nach freien Wahlen und durch die herrschende Elite
zum Kanzler ernannt.
Bei den letzten freien Reichstagswahlen der Weimarer Republik im November 1932 erreichten Hitler
und die NSDAP einen hohen Stimmanteil. Mit rund
einem Drittel der Sitze waren sie zur wichtigsten
Partei des Landes geworden. Die Weimarer Republik und das, in den Augen vieler von den Siegermächten aufgezwungene, demokratische System,
waren weder bei den Massen noch bei den Eliten
besonders beliebt. Zu Beginn der 30er Jahre wurde
die Demokratie durch den Rückgriff auf vom alternden Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
autorisierte Notverordnungen, mit denen der legislative Prozess umgangen werden konnte, deutlich
geschwächt. Auf der Grundlage dieser Macht und
der Resultate der vorangegangenen Wahlen trugen
Hindenburg und seine Verbündeten, geführt von
Franz von Papen, Hitler die Kanzlerschaft von 30.
Januar 1933 an.
Hindenburg und von Papen glaubten, Hitler kontrollieren zu können und gaben den Nazis drei der
zehn Ministerposten. Hitler gewann jedoch schnell
die Oberhand und erwies sich als Meister der Manipulation. Der Angriff der Nationalsozialisten auf
die Republik begann mit dem Reichstagsbrand im
Februar 1933, den sie den Kommunisten anlasteten
und zur Grundlage der Erklärung des Ausnahmezustandes machten. Der Reichstag gewährte Hitler
Sondervollmachten, um der Notlage zu begegnen.
Dieser nutzte die Vollmachten zur Konsolidierung
seines autoritären Regimes. Im Sommer 1934 starb
Hindenburg und Hitler machte sich zum Reichspräsidenten und Reichskanzler in Personalunion. Die
letzten Überreste der Demokratie waren damit beseitigt und der Weg in die Diktatur beendet.
Die weitere Geschichte ist wohl bekannt: Die Nazis begannen mit der Verfolgung aller - tatsächlichen wie imaginären - oppositionellen Elemente.
Dr. Robert Rozett
Ihren glühendsten Hass hoben sie für den erklärten
und ebenfalls rein fiktiven Erzfeind, die Juden, auf.
Millionen von Menschen waren zum Tode verurteilt. Nicht aufgrund irgendeiner von ihnen begangenen Tat. Sondern allein, weil sie als Juden geboren
worden waren.
Der Holocaust bleibt das hervorstechendste Symbol
für die ideologisch begründete, verbrecherische Gewaltausübung durch Deutsche während der 12 Jahre
unter Hitler und seinem Regime.
Hitlers Aufstieg zur Macht, und die wichtige Rolle,
die dem Wahlprozess dabei zukam, führt zu wichtigen Schlussfolgerungen. Wahlen sind nicht gleichbedeutend mit Demokratie. Insbesondere gilt dies
in einem undemokratischen System, das interessengeleitete Manipulationen durch die Mächtigen nicht
unterbindet. Wahlen allein sind noch kein Zeichen
dafür, dass eine Gesellschaft die Bürgerrechte des Individuums, seine Würde oder auch nur sein Daseinsrecht achtet. So gab im Fall des Aufstiegs der Nazis
zur Macht ein Großteil der Wähler einer Partei die
Stimme, die offen eine fundamental antidemokratische Haltung vertrat. Die Nazis verspotteten alle
der Demokratie zugrundeliegenden humanistischen
Kernideale der Aufklärung und bezeichneten diese
als jüdische Intrigen. Seit ihren Anfängen begegneten sie empfundenen Opponenten rhetorisch wie in
ihren Taten mit äußerster Brutalität. Selbstverständlich befürworteten nicht alle Deutschen, ja nicht einmal eine Mehrheit der Bürger des Landes, zu Beginn
des Jahres 1933 die nationalsozialistische Politik. Die
Zahl der Unterstützer war aber groß genug, um Hitler und seinen Gefolgsleuten die Konsolidierung ihrer Macht und die Ausführung eines mörderischen
Feldzugs zu ermöglichen, der große Teile der Welt
erfasste. Offensichtlich ist keine Mehrheit erforderlich, um einer Politik des Hasses, der Gewalt und der
Angst den Durchbruch zu ermöglichen. Eine kritische Masse genügt.
80 Jahre nach dem Aufstieg der Nazis zur Macht ist
unsere Welt immer noch von einer Vielzahl von Krisen geplagt. Die Politik des Hasses, der Gewalt und
der Angst lebt vielerorts weiter. Die Verbreitung und
die Lehre von Hass und Angst sowie die Verherrlichung von Gewaltanwendung sind allgegenwärtig,
ganz besonders in den alten wie neuen Medien, aber
auch in Schulen und selbst an heiligen Orten. Es ist
daher entscheidend für uns, die Erkenntnis zu verinnerlichen, dass Wahlen allein keine Garantie für
ehrliche und gerechte Regierungen darstellen. Die
Verbreitung von Werten wie Respekt gegenüber anFortsetzung auf Seite 15
|11
Yad Vashem feiert "50 Jahre Gerechte
unter den Völkern"
Adolf und Maria Althoff
Rettung in einem Zirkus
A
dolf Althoff, der junge Erbe des berühmten Zirkus Althoff, dessen Familientradition bis ins
17. Jahrhundert zurück reicht, leitete den Zirkus
während der Nazizeit. Der Zirkus führte sein normales Programm auch im Krieg weiter und reiste
von einem Ort zum anderen. Im Sommer 1941 hielt
er sich für eine größere Anzahl von Auftritten auf einem Festplatz in der Nähe von Darmstadt auf. Eine
der Besucherinnen auf diesem Platz war ein junges
Mädchen namens Irene Danner. Sie stammte durch
ihre Mutter von der gefeierten deutsch-jüdischen
Zirkusfamilie Lorch ab, die sich im 19. Jahrhundert
in Eschollbrücken bei Darmstadt angesiedelt hatte.
Obwohl ihm ihre jüdische Abstammung bekannt
war, engagierte Althoff Irene, die selbst eine begabte
Artistin war, unter einem falschen Namen für seinen
Zirkus. Sie verliebte sich bald in einen anderen Ar-
Maria und Adolf Althoff
tisten, den jungen Peter Storms-Bento, ebenfalls Mitglied einer berühmten Familie von Akrobaten und
Clowns aus Belgien.
Außerhalb der relativ geschützten Welt des Zirkus
nahm die Vernichtungspolitik des NS-Regimes ihren
Lauf. 1942 trat die Verfolgung der Darmstädter Juden in die neue, mörderische Phase ein. Am 20. März
wurde die erste Deportation nach Lublin in Polen
durchgeführt, der im September 1942 und im Februar 1943 zwei weitere folgten. Irene Danners geliebte
Großmutter gehörte zu den Deportierten, aber ihre
Mutter und ihre Schwester konnten noch rechtzeitig
entkommen und sich in den Zirkus Althoff retten,
wo sie mit offenen Armen empfangen wurden. Später schloss sich ihnen auch Irenes „arischer” Vater
an, der von der Wehrmacht Sonderurlaub unter dem
Vorwand erhalten hatte, die Scheidung von seiner
jüdischen Frau in die Wege leiten zu wollen.
12|
Irene Danner und ihre Schwester Gerda mit ihrer Großmutter Sessi
Lorch.
Während des Krieges vier „Illegale” zu beschützen,
war im günstigsten Fall ein höchst riskantes Unternehmen, obwohl die relative Abgeschlossenheit der
Zirkusgruppe einigen Schutz vor neugierigen Augen bot. Das Ehepaar Althoff musste jederzeit mit
der Möglichkeit einer Denunziation durch einen unzufriedenen Angestellten rechnen. Einmal trat dieser
Fall auch ein, aber dem gerissenen Zirkusdirektor,
der rechtzeitig durch einen guten Freund gewarnt
worden war, gelang es, die Aufmerksamkeit der
Gestapo-Beamten mit einigen Gläsern Alkohol abzulenken. So verschaffte er den „Illegalen” Zeit, für
eine Weile zu verschwinden.
Die Althoffs sorgten auch dafür, dass Irene bei der
Geburt ihrer beiden Kinder die nötige medizinische
Versorgung erhielt. Das war besonders schwierig,
da sie beide Male einen Kaiserschnitt brauchte. Die
Althoffs nahmen all dies ganz selbstverständlich auf
sich, ohne irgendeine Bezahlung zu fordern, obwohl
sie weder Irene Danner noch ihre Familie vor dem
Krieg je getroffen hatten.
Am 2. Januar 1995 erkannte Yad Vashem Adolf und
Maria Althoff als „Gerechte unter den Völkern" an.
Alice und Hans Danner
Andere Kulturen, andere
Herausforderungen: Holocaustbildung
im Fernen Osten
„Wie spricht man vor einem Publikum über den Holocaust, das keine
Verbindung und nur geringe Kenntnisse zu europäischer Geschichte
und westlicher Kultur aufweist, ja
das vielleicht nicht einmal versteht,
was das Judentum und die Juden
sind?“ fragt Orit Margaliot von der
Internationalen Schule für Holocauststudien, die im Januar nach Vietnam und Myanmar reiste, um dort
eine Reihe von Aktivitäten am Internationalen Holocaust-Gedenktag zu
organisieren. „Viele der im Westen
gebräuchlichen Bilder und Vergleiche sind aus der Sicht der östlichen
Kulturen vollkommen fremd und
werden von den Menschen dort Studenten in Myanmar bei der Besichtigung der Janusz-Korczak-Ausstellung
ganz anders verstanden. Als Reaktion auf diese Herausforderung entschied ich mich, die Geschichte der Shoah aus einer
Perspektive zu erzählen, die sich auf die menschli- schnell auf das generelle Thema der Holocaustbilchen Schicksale stützt und Mitgefühl für die Opfer dung aus.
erwecken soll.“
Eine zusätzliche Herausforderung für Orit MargaliDer Internationale Holocaustgedenktag wurde in ot war die Akzentuierung des Holocaust als ein auch
diesem Jahr dank einer Initiative der israelischen gegenüber anderen Genoziden beispielloses EreigBotschafterin Meirav Eilon-Shahar erstmalig in nis und die Fokussierung der Diskussion auf dieses
Vietnam begangen. In Myanmar finden unter der Ereignis an sich. Insbesondere in Vietnam war dies
Schirmherrschaft von Botschafter Hagai Behar be- nicht einfach, da der 27. Januar dort auch der Jahreits seit vier Jahren Veranstaltungen statt. Orit Mar- restag der Unterzeichnung des Friedensvertrages
galiot sprach an diesem Tag bei Gedenkveranstal- mit den Vereinigten Staaten ist, der in diesem Jahr
tungen in den zentralen Universitäten beider Länder. zum 40. Mal begangen wird. Trotz der DatumsüberDie israelische Botschaft in Myanmar hatte in die- schneidung waren jedoch auch dort rund 150 Mensem Jahr das Motto „Janusz Korczak und sein Bil- schen zum Vortrag von Frau Margaliot erschienen.
dungsvermächtnis“ ausgewählt und dabei einen
Fokus auf Kinderrechte und auf Korczaks grundlegende humanistische Vision gelegt. Die zentrale
Veranstaltung wurde von 700 Gästen besucht, die
im Anschluss an den Vortrag von Frau Margaliot
eine Ausstellung mit Illustrationen zu Korzaks Geschichten besuchten. „Die Themenauswahl der Botschaft war exzellent,“ so Margaliot „die Vorstellungen Korczaks waren diesem Publikum jedoch sehr
fremd, da die Mehrheit von ihnen nicht die Ansicht
teilt, dass Kinder das Recht haben, eigene Fehler
zu machen.“ Im Anschluss an die Hauptveranstaltung wurden die Thesen Korczaks unter Beteiligung
von Geschichts- und Pädagogikprofessoren und
-Studenten diskutiert. Die Diskussion weitete sich
„Unsere Arbeit in Vietnam und Myanmar stellt eine
Antwort auf das neuerwachte, fernöstliche Interesse
an der Geschichte des Holocaust dar,“ erläutert Dorit Novak, die Direktorin der Internationalen Schule
für Holocauststudien. „In diesem Jahr haben wir unser erstes Lehrerseminar in Indien veranstaltet, im
März werden wir Veranstaltungen in Korea anbieten
und im weiteren Verlauf des Jahres findet ein drittes
Seminar hier in Yad Vashem statt, das sich an Pädagogen aus China richtet. Der Holocaust wird zunehmend zum Teil der kollektiven Erinnerung der
modernen Welt. Und die Holocaustbildung bildet
den zentralen Vermittlungsweg, der dieses Thema
neuen und breiteren Publikumsgruppen zugänglich
macht.“
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Jetzt auf Deutsch erhältliche Bücher
Das Todeslager Chełmno
Kulmhof
Der Beginn der Endlösung
Shmuel Krakowski
Das Vernichtungslager Chelmno
– eine umfassende Studie zum Ort
der ersten Massenvergasungen. Der
Plan der Nationalsozialisten zur
sogenannten “Endlösung” wurde im
Chelmno unter Einsatz von Gaswagen
erstmals massenwirksam in die Praxis
umgesetzt. Minsdestens 145.000
Juden wurden in Chelmno ermordet.
Dr. Shmuel Krakowski hat mit dieser
Studie eine wichtige Lücke in der
Holocaustforschung geschlossen.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 27 (inkl. Luftpost)
Fragen zum Holocaust
Interviews mit prominenten Forschern
und Denkern
Hrsg.: David Bankier
15 ausgewiesene Experten aus
Wissenschaft und Kultur werden zum
Thema Holocaust befragt. Warum die
Juden und warum die Deutschen? Waren
die Täter ”ganz normale Männer“?
Wie wichtig war die Person Adolf
Hitler für die Genese des Holocaust?
Intentionalismus vs. Funktionalismus?
Welche Kontinuitäten bestehen zwischen
dem traditionellen Antisemitismus und
dem NS-Antisemitismus?
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 44 (inkl. Luftpost)
Der Holocaust
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Hrsg.: Avraham Milgram und Robert Rozett
Aller Informationsfülle und aller
medialen Präsenz zum Trotz ist das
Wissen über den Holocaust oft verzerrt,
fragmentarisch oder fehlerhaft. Die
Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem,
beantwortet in diesem Band die 32
häufigsten Fragen zum Holocaust. Das
Ergebnis ist eine Informationsbroschüre,
die Basisinformationen und Fakten in
komprimierter Form enthält.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 18 (inkl. Luftpost)
Der Judenrat von Białystok
Dokumente aus dem Archiv des
Białystoker Ghettos 1941-1943
Hrsg.: Freia Anders, Katrin Stoll, Karsten Wilke
Das Buch macht mit den Meldungen
und Protokollen der Sitzungen des
Bialystoker Judenrats bisher kaum
bekannte Quellen zur Geschichte des
Holocaust zuganglich. Die Dokumente
überstanden die Vernichtung des
14|
Bialystoker Ghettos und den Krieg.
Sie sind wichtige Zeugnisse jüdischen
Lebens und Sterbens unter deutscher
Zwangsherrschaft. Ergänzt werden
die Quellen durch Beitrage von
deutschen, polnischen und israelischen
Historikern, Soziologen und
Literaturwissenschaftlern über den
Bialystoker Judenrat und über andere
Judenräte im besetzten Polen.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung
Erinnerung, Verantwortung, Zukunft,
Euro 67 (inkl. Luftpost)
Lexikon der Gerechten unter
den Völkern
Deutsche und Österreicher
Hrsg.: Daniel Fraenkel und Jakob Borut
Die etwa 20.000 Gerechten unter den
Völkern kommen aus allen Nationen,
religiösen Glaubensgemeinschaften
und sozialen Gruppen. Hinter jedem
verbirgt sich eine zutiefst menschliche
Geschichte, die inmitten des absoluten
moralischen Zusammenbruchs von
der Bewahrung menschlicher
Werte erzählt. Diese gewöhnlichen
Einzelpersonen sind zu Helden der
Kultur geworden, zu Symbolen der
Zivilcourage. Sie sind eine Quelle der
Hoffnung, sind Vorbild und Inspiration.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 14 (inkl. Luftpost)
Dies sind meine letzten
Worte …
Briefe aus der Shoah
Hrsg.: Walter Zwi Bacharach
“Dies sind meine letzten Worte” ist
ein Satz, der immer wieder vorkommt
in diesem einzigartigen Band von
Briefen derer, die den Holocaust nicht
überlebten. Diese Briefe wurden aus den
Ghettos geschickt, in Viehwagen und
auf Bahnstationen versteckt und aus den
KL’s geschmuggelt.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 27 (inkl. Luftpost)
Hermann Samter
Worte können das ja kaum verständlich
machen: Briefe 1939-1943
Hrsg.: Daniel Fraenkel
Der jüdische Journalist Hermann
Samter lebte in Berlin und war bis zu
seiner Deportation nach Auschwitz
im Jahr 1943 – wo er und seine
Frau Lilli ermordet wurden – für das
"Jüdische Nachrichtenblatt" tätig.
Seine überlieferten Briefe sind ein
beeindruckendes alltagsgeschichtliches
Zeugnis; da sie zumeist durch private
Boten übermittelt wurden, sind sie von
zensurbedingten Verstümmelungen
weitgehend frei.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 27 (inkl. Luftpost)
Zimmer in einer ehemaligen SS-Kaserne
untergebracht. Dort entdeckt sie – es
ist ein beinahe unglaublicher Zufall –
eben dieses Album. Sie erkennt auf den
Aufnahmen ihren Rabbiner, Verwandte
und auch sich selbst. Lili Jacob nimmt
das Auschwitz-Album an sich.
In Zusammenarbeit mit dem Wallstein Verlag,
Euro 59 (inkl. Luftpost)
Das Auschwitz Album
Die Geschichte eines Transports
Hrsg.: Israel Gutman und Bella Gutterman
Das Auschwitz-Album ist ein
einzigartiges Dokument. Es zeigt aus
der Perspektive der Täter einen einzigen
Tag eines im Mai 1944 in Auschwitz
angekommenen Transports ungarischer
Juden. Systematisch photographiert ein
SS-Mann die Menschen und hält alle
Stationen dieses Tages von der Ankunft
über die Selektion bis hin zum Warten vor
den Gaskammern emotionslos fest. Unter
den Deportierten befindet sich auch
Lili Jacob. Sie überlebt Auschwitz, im
April 1945 wird sie nach Aufenthalt in
weiteren Lagern im Konzentrationslager
Mittelbau-Dora befreit. Nach einem
Schwächeanfall wird sie in einem
Zeugnisse des Holocaust
Gedenken in Yad Vashem
Hrsg.: Bella Gutterman und Avner Shalev
Dieses Album führt den Leser anhand
der Austellung in Yad Vashem durch die
Ereignisse des Holocaust. Es ist nicht
allein eine Geschichte der Juden, sondern
eine der Menschheit, mit persönlichen
Berichten, Dokumenten, Kunstwerken,
Filmen und Tausenden von Fotografien
einer nicht mehr existierenden Welt.
Euro 49 (inkl. Luftpost)
Unsere geplanten Ausstellungen
Die Ausstellung "Der Eichmann Prozess in Jerusalem"
wird vom 10.06.13 bis 26.07.13 im Oberlandesgericht Köln; vom 09.11.13 bis
10.12.13 in Ravensburg und vom 11; 12; 13; bis 20.01.14 im Oberlandesgericht
in Nürnberg gezeigt.
Vom 25.01.14 bis zum 10.02.14 wird die Ausstellung in Liechtenstein
gezeigt werden.
BESA - Ein Ehrenkodex- Wie muslimische Albaner Juden retteten
9
Vom 02.07.13 - 18.07.13 wird die Ausstellung in Bissingen gezeigt werden.
Geplante Veranstaltungen
Am 4. Juni 2013
wird die Generalversammlung in Liechtenstein
stattfinden
cm 90
Am 20. Juni 2013
findet die Mitgliederversammlung des deutschen
Freundeskreises von Yad Vashem in Berlin statt.
Am 7. August 2013
wird im Rathaus der Stadt Hamburg eine feierliche
Zeremonie stattfinden, um die Jubiläen "60 Jahre Yad
Vashem" und "50 Jahre Gerechte unter den Völkern" zu
begehen.
Fortsetzung von Seite 11
deren, menschlicher Würde, Toleranz und Pluralismus sollte als ebenso wichtig betrachtet werden.
Erst wenn diese Werte unverrückbar im Gesellschaftsgefüge verankert sind, können wir sicher
sein, dass Freiheit und Gerechtigkeit herrschen und
dass Ideologien, die die Verbrechen und die Aus-
führung des Holocaust unter der Herrschaft der
Nazis möglich machten, nie wieder die Oberhand
gewinnen.
cm 130
Der Autor ist Direktor der Bibliothek von Yad
Vashem. Dieser Artikel erschien zuerst am 27. Januar 2013 in der israelischen Tageszeitung Haaretz.
|15
Yad Vashem – Internationale
Beziehungen:
Abteilung für die Schweiz und die
deutschsprachigen Länder
Kontaktadresse:
Arik Rav-On, Direktor, in der
InternationalenAbteilung
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Freundeskreise von Yad Vashem:
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Göcken, Siegfried Guterman,
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14. Ausgabe, Frühjahr 2013
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Yad Vashem
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Zwieb, Schriftführerin; Gerlinde
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Titelfoto: Das offizielle Plakat für
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