Geschriebene und gesprochene Sprache
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Geschriebene und gesprochene Sprache
3 G ES C H R I E B E N E U N D G ES P R O C H E N E SPRAC HE Zunächst können Sie sich spielerisch auf die Sprache einlassen. In weiterer Folge geht es dann um das Wissen, wie man Texte versteht und verfasst, die im täglichen Leben gebraucht werden. Sie lernen in diesem Kapitel, wie Bewerbungen geschrieben werden, was beim Beschreiben beachtet werden muss, was wie berichtet werden kann, wie interviewt wird, wie Sie in der Geschäftskorrespondenz erfolgreich Ihre Wünsche durchsetzen und vor Publikum den richtigen Ton finden. Zu allen Lernbereichen gibt es auch eine Menge Übungen. 41 Geschriebene und gesprochene Sprache 3.1 Kreatives Schreiben Was heißt eigentlich „kreatives Schreiben“? Bedeutet das, man kann seiner Kreativität einfach freien Lauf lassen, also sozusagen ins Blitzblaue hinein schreiben? Das ist zwar möglich, aber nicht sinnvoll. Kreatives Schreiben meint zwar schreiben nach Lust und Laune, allerdings geht es beim Schreiben zumeist auch darum, dass das jemand liest. Und alle, die unsere Texte lesen, wollen sich gut auskennen und in irgendeiner Form unterhalten werden. Somit müssen wir uns einerseits Gedanken darüber machen, welche Eigenschaften eine gute Geschichte ausmachen, damit wir daraus Regeln für das Schreiben von Geschichten ableiten können. Andererseits brauchen wir oft Ideen und Anstöße, damit unsere Fantasie in Schwung kommt. Ü 3.1 Gute Geschichten Kreuzen Sie jene Eigenschaften an, die gute Geschichten Ihrer Meinung nach haben sollten: leicht verständlich logisch aufgebaut witzig tiefsinnig belehrend überraschend spannend treffende Ausdrücke schematisch offenes Ende guter Schluss Helden komplizierte Handlung Die Liste Ihrer bevorzugten Eigenschaften können Sie verwenden, wenn es darum geht, die entstandenen Texte innerhalb der Klasse zu bewerten. Am Ende des Kapitels „Kreatives Schreiben“ werden Sie sehen, dass auch professionelle Schreiber sich an solche „Regeln“ halten. 42 Kreatives Schreiben 3.1.1 Verschiedene Geschichten schreiben Ü 3.2 Geschichten erfinden Erfinden Sie eine Geschichte nach folgendem Schema: Der 1. Satz beginnt mit A, der zweite mit B usw., der letzte mit Z. Als wir letzten Sommer ... Beim Versuch, dieses Erlebnis ... Christine hatte immer schon ... ... Methode: Einzelarbeit, Partnerarbeit (Sätze abwechselnd verfassen), Gruppenarbeit, Klassenarbeit Falls als Methode Einzelarbeit gewählt wurde, können Sie Ihre Texte vom Partner „verdichten“ lassen, d. h., ohne Rücksicht auf den Zwang der alphabetischen Reihenfolge werden Sätze gestrichen und/oder umformuliert, sodass der Text – entsprechend der Liste in der Einleitung – leserfreundlich wird. Mögliche Themen: Eine Farbe (z. B. „Rot“), eine Emotion („Verliebt“; „Wütend“ ...), ein Ort („Im Lift“) Ü 3.3 Variante: ZYX Geschichte Der 1. Satz beginnt mit Z, der zweite mit Y, der letzte mit A. Ü 3.4 Kauderwelsch Gemischte Partnerschaften/Gruppen; „Kauderwelsch“ = Sprachenmischung, auch innerhalb des Satzes, zulassen, aber die Geschichte muss noch aus dem Kontext her verständlich sein. Dauer: ca. 1 Stunde Ü 3.5 Fragengeschichte Trauen Sie sich zu, Geschichten zu erfinden, die ausschließlich aus Fragesätzen bestehen? Haben Sie verstanden? Worauf warten Sie? Soll ich Ihnen eine schriftliche Einladung geben? Können Sie überhaupt schreiben? Sie können ein gemeinsames Thema für die ganze Klasse wählen. 43 Geschriebene und gesprochene Sprache Methode: Einzelarbeit oder Partnerarbeit (Satz für Satz) Dauer: 1 Stunde Ü 3.6 Milchstraße An verschiedenen Punkten der Milchstraße beginnt die Reise, um auf einem gemeinsamen Planeten zu enden. 1. Bilden Sie Gruppen (3 – 5) 2. Jede/r sucht sich einen einfachen Beruf (Verkäufer, Mechanikerin, ...). 3. Jede/r schreibt eine erfundene Episode aus seinem/ihrem Berufsleben (ca. 60 – 80 Wörter). 4. Lesen Sie die Texte der anderen in der Gruppe! 5. Nehmen Sie nun wieder Ihre eigene Episode und setzen Sie diese fort mit dem Ziel, mit den anderen (in der Handlung) zusammenzukommen! 6. Der Schlusstext muss – nachdem die weiteren Episoden gelesen wurden – gemeinsam verfasst werden. Ergebnis: Im Idealfall müsste jeder Einzeltext mit dem gemeinsamen Schluss eine sinnvolle Handlung ergeben Dauer: mindestens eine Doppelstunde! Ü 3.7 Livekommentar (Vorübung) Schreiben Sie einen Livekommentar (ca. 60 – 80 W.) zu einer Sportart Ihrer Wahl! Ü 3.8 Sportkommentar Denken Sie sich nun eine alltägliche Tätigkeit aus (Geschirr abwaschen, auskehren, Vokabel lernen, ...) und übertragen Sie das sprachliche Schema Ihres Livekommentars auf diese Tätigkeit. Die Tätigkeit selbst soll nicht genannt werden. Präsentation: Den Text vorlesen, die Klasse muss erraten, welche Tätigkeit kommentiert wird! Dauer: 2 Stunden (mit Hausübung) 44 Kreatives Schreiben Ü 3.9 Ein Reiseerlebnis Erfinden Sie zu folgenden Vorgaben mehrere Geschichten! Wählen Sie immer eine vorgeschlagene Variante. Schreiben Sie einmal in der Ich-Form, dann in der Er/Sie-Form. Wenn Sie in der 3. Person schreiben, müssen Sie der Person eine Biographie (Lebensgeschichte) geben (Alter, Beruf, ...). 3. Juli: Abfahrt unangenehme Begegnung Langeweile angenehme Begegnung Überraschung Übernachtung Terroralarm Wasser Taschendieb Handy läutet Kommissar 4. Juli: Ankunft 45 Geschriebene und gesprochene Sprache Ü 3.10 Binäre Geschichte Vervollständigen Sie die binäre Tabelle nach Lust und Laune; schließlich sollen Sie sich für einen Weg entscheiden und daraus eine Geschichte machen! Reise allein mit Freunden PKW selbst Zug PKW per Anhalter Abteil leer Autostopper/in mitnehmen was passiert? Zug im Abteil sitzt bereits ... ? ... steigt zu nicht mitnehmen Fluch usw. Ü 3.11 Variante: Partner oder Gruppenarbeit Sie können sich das Schreiben auch teilen. A beginnt, B setzt nach obigem Schema fort usw. Ü 3.12 Variante: gemischte Partnerschaften/Gruppen Falls es in Ihrer Klasse Schüler/innen mit Deutsch als Zweitsprache gibt, können gemischte Gruppen gebildet werden, wobei einzelne Personen in Ihrer Geschichte in direkten Reden die Herkunftssprache eines Gruppenmitglieds verwenden. Das Nicht-verstehen-Können wäre ein reizvoller Impuls für den Handlungsgang der Geschichte. 46 Kreatives Schreiben 3.1.2 Einen Gruppenkrimi schreiben Jetzt schauen wir den Profis über die Schulter. Erinnern Sie sich an die „bevorzugten Eigenschaften“ guter Geschichten aus der Einleitung? In diesem Abschnitt geht es darum, aus mehreren Kriminalromanen einen neuen zu „basteln“, und zwar in Gruppenarbeit. Schematisch sieht das so aus: wer, was, wann, wo Inhaltsnotiz vorstellen wer, was, wann, wo Inhaltsnotiz vorstellen wer, was, wann, wo Inhaltsnotiz vorstellen wer, was, wann, wo Inhaltsnotiz vorstellen Zur besseren Übersicht finden Sie nach den einleitenden Übungen, auf Seite 51, den Beginn eines Organigramms, das Sie selbst ergänzen müssen! Als „Werkzeug“ brauchen wir a) eine spezielle Lesetechnik („Skimming“ – siehe Kapitel 1.3 Lesetechniken), b) eine spezielle Schreibtechnik. Ü 3.13 Lesetechnik (Vorübung) Stellen Sie fest, ob es sich bei den folgenden Textausschnitten um a) eine Detektivgeschichte b) eine Kriminalgeschichte c) eine Ich-Erzählung d) eine Er/Sie-Erzählung handelt. 47 Geschriebene und gesprochene Sprache Ü 3.14 Merkmale suchen Klären Sie zunächst gemeinsam diese Begriffe und tragen Sie die Kennzeichen in die nachstehende Tabelle ein! Kennzeichen der Detektivgeschichte Kriminalgeschichte Textausschnitt 1: Dick Francis, Gefahr. Roman. Aus dem Englischen von Malte Krutzsch. Zürich: Diogenes 1993 (in originaler Rechtschreibung) 1 5 10 In Bologna war alles zu spät. Ich bemühte mich, so still wie möglich zu stehen, während Wellen kalter Wut und heißer Angst an mir zerrten, daß ich hätte durchdrehen können. Ich stand still ... während ein Menschenleben, das vielleicht von mir abhing, bedenkenlos von anderen aufs Spiel gesetzt wurde. Stand still inmitten der Trümmer eines fast errungenen Erfolges, einer fast erwirkten Freiheit, einer schon greifbaren Rettung. Die gefährlichste, heikelste Phase einer jeden Entführung ist die Übergabe des Lösegelds. In dem Moment, da es den Besitzer wechselt, muß irgend jemand irgendwie aus dem Dunkel heraustreten ... und ein Entführer nähert sich seinem Wasserloch mit größerer Vorsicht als jedes Tier des Dschungels. Textausschnitt 2: Friedrich Glauser: Der Chinese. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Rudolf Bussmann. Zürich: Unionsverlag 1999 (in originaler Rechtschreibung) 1 5 Ü „Diesmal ist es kein Raubmord“, sagte Studer ärgerlich und begann den Fall des ‚Chinesen‘ aufzurollen. Er erzählte von dem Erschossenen, der auf einem Grabe gelegen sei – und der Mörder habe offenbar einen Selbstmord vortäuschen wollen. Jedoch sei ein solcher unmöglich, da nicht nur die Kleider des Toten unversehrt und zugeknöpft gewesen seien, trotz des Herzschusses, sondern da auch, nach Meinung des Doktors Malapelle, der Schuß in einer Entfernung von mindestens vier Metern abgegeben worden sei ... 3.15 Spannung feststellen Welchen der beiden Textausschnitte finden Sie spannender? Begründen Sie Ihre Meinung! 48 Kreatives Schreiben Ü 3.16 Schreibtechnik (Vorübung) Überlegen Sie, welche der beiden folgenden Textcollagen (Fortsetzung bzw. Einbau eines Originaltextes) gelungen ist, welche eher nicht. Beachten Sie dabei, ob ã der Satzbau gut angepasst wurde, ã die Handlung dazu passt bzw. gut fortgesetzt wurde. 49 Geschriebene und gesprochene Sprache Ü 3.17 Checkliste Ordnen Sie folgende Eigenschaften (ankreuzen) sowohl Text 1 als auch Text 2 zu! T1 Ich-Erzählung Er/Sie-Erzählung einfacher Satzbau komplizierter Satzbau gut angepasste Handlung schlecht angepasste Handlung 50 T2 Kreatives Schreiben An die Tat: Jetzt geht’s los! Ü 3.18 Schnelles Lesen (Skimming) Nun geht’s ans Lesen! Besorgen Sie sich einen Kriminalroman (zu Hause, Schulbibliothek, eventuell ein Romanheft im Supermarkt) und lesen Sie den Beginn (die ersten paar Seiten), den Schluss (um zu wissen, wie er ausgeht) und wahllos da und dort eine Seite aus dem Inneren. Dann machen Sie sich Notizen in Form einer Inhaltsangabe: worum es geht, wer der/die Täter ist/sind, welches Verbrechen begangen wurde, wo und wann die Handlung des Krimis spielt (wer, was, wann, wo; siehe Diagramm „Gruppenkrimi“ am Beginn dieses Unterkapitels!). 51 Geschriebene und gesprochene Sprache Ü 3.19 Textcollage Variante A Sie müssen dabei folgende Regeln einhalten: 1. Aus allen mitgebrachten Romanen muss mindestens ein Originaltextausschnitt eingebaut werden (kopiert, gescannt oder abgeschrieben); Einzelteile können oder müssen durch Veränderungen allerdings oft angepasst werden. 2. Man einigt sich auf einen Ort und eine Zeit, wenn man nicht mehrere/alle sinnvoll unterbringt. 3. Man einigt sich auf Ich- oder Er-Form, Detektiv- oder Kriminalgeschichte. 4. Man einigt sich auf eine (oder mehrere) Hauptperson(en). 5. Die fehlenden Überleitungen und Handlungen müssen handschriftlich ergänzt werden. Die fertige Textcollage soll illustriert werden (Handzeichnungen, passende Bilder aus Zeitschriften verwenden ...) und wird für die Klasse lesbar aufbereitet durch Kopieren oder in Form einer Wandzeitung. Variante B Sie müssen dabei folgende Regel einhalten: Aus allen mitgebrachten Romanen muss mindestens ein Originaltextausschnitt eingebaut werden (kopiert, gescannt oder abgeschrieben); Einzelteile können oder müssen durch Veränderungen allerdings oft angepasst werden. Überlegen Sie, was Sie alles (wer, was, wann, wo) anpassen müssen. Halten Sie Ihre Überlegungen schriftlich fest! Ü 3.20 Krimi mit Sprachenmischung Bei gemischtsprachigen Gruppen kann auch ein Krimi in der Herkunftssprache eingebaut werden, wobei ein Teil der Helden eben in einer anderen Sprache spricht. Das kann reizvoll sein, weil man die eine oder andere Figur immer wieder nach dem Sinn der Dialoge fragen lassen kann. Ü 3.21 Bewertung Bewerten Sie abschließend die Arbeiten der anderen Gruppen! Bewertungskriterien (vergleichen Sie mit den „bevorzugten Eigenschaften“ aus der Einleitung zum Kapitel „Kreatives Schreiben“!): Ist die Geschichte leicht verständlich? Ist die Handlung zusammenhängend? Ist sie spannend? Originelle Einfälle? Sprachlich gut angepasst? Qualität der Illustration, des Layouts 52 Kreatives Schreiben Ü 3.22 Text bewerten Tauschen Sie Ihre Geschichte samt dem „Formular zur Partnerbewertung“ (Sie finden es im Anhang!) mit einer/einem Mitschüler/in. Ihre/seine Kommentare sollen Ihnen helfen, ein Gefühl für die Qualität des eigenen Textes zu bekommen und ihn gegebenenfalls zu überarbeiten. Zusammenfassung Auch im kreativen Schreiben gibt es Grundregeln, die Texte verständlich machen: Überlegen Sie daher den gedanklichen Grundaufbau mit Einleitung, Hauptteil und Schluss, ob die Handlung zusammenhängend ist, ob spannend erzählt wird, originelle Einfälle das Geschehen aufwerten und ob die Sprache dem inhaltlichen Geschehen angepasst ist. Fassen wir noch einmal zusammen, was wir von den „Profis“ gelernt haben: Jede spannende Geschichte hat einen gedanklichen Grundaufbau, ein Schema (Einleitung – Hauptteil – Schluss). Einleitung: Fast in allen Geschichten muss zunächst die Hauptfigur in das Geschehen eingeführt werden. Durch irgendeinen Zufall gerät die Hauptperson in die Handlung oder, anders ausgedrückt, es taucht ein Problem auf und eine Lösung muss her. In diesem Moment muss die Hauptfigur klären, was sie persönlich bewegt, bevor sie sich in das Abenteuer stürzt. Hauptteil: Auf Reisen oder auf der Flucht kommt oft von ungewöhnlicher Seite Hilfe. Mit Mut, Vertrauen und persönlichem Einsatz stellt sich der/die Held/in den Prüfungen. Dabei muss in jeder Geschichte eine Klippe – die Schlüsselstelle, der Höhepunkt – überwunden werden. Der Höhepunkt ist zugleich jene Stelle, wo die höchste Spannung herrscht. Hier entscheidet sich das Schicksal der Figuren: Wer geht unter, wer entkommt? Wer lernt aus der Situation, wer nicht? Wer zieht einen Vorteil aus den Umständen, für wen ergeben sich Nachteile usw. Schluss: Entspricht dem Abspann im Film. Die Spannung wird gelöst, letzte Fragen werden geklärt, die Ordnung ist wieder hergestellt, man kehrt zur Routine des Alltags zurück. 53 Geschriebene und gesprochene Sprache 3.2 Über das Verfassen von Texten Was macht einen Text aus, den man gerne liest? Muss er ã viele Wortwiederholungen aufweisen? ã langweilig formuliert sein? ã unzusammenhängend sein? ã Gedankensprünge aufweisen? oder soll er ã leicht lesbar, ã klar formuliert, ã abwechslungsreich, ã verständlich sein? Ü 3.23 Persönliche Schreiberfahrungen Ergänzen Sie die beiden Aufzählungen mit Ihren persönlichen Erfahrungen beim Lesen allgemein und beim Schreiben von Schriftstücken! Die Gliederung Grundsätzlich gilt für (fast) alle Textsorten die Gliederung: Einleitung Hauptteil Schluss Die Einleitung sollte einen kurzen Überblick über die Ausgangssituation geben: Worum geht es? Wann und wo spielt sich die Geschichte ab? Um das Ganze auch spannend zu machen, wird zu Beginn noch nicht viel verraten. Zum Beispiel: Nach einem unruhigen Schlaf schleppte ich mich die Stiege hinunter zum Bad. Irgendwie war alles an diesem Tag ein bisschen anders als sonst. Sogar meine Schwester gab sich von ihrer besten Seite und ließ mir den Vortritt, wo sie doch sonst stundenlang nicht aus dem Badezimmer zu locken war. Der festlich gedeckte Frühstückstisch verriet dann, dass ja heute mein Geburtstag war … Der Hauptteil entfaltet dann die Handlung. Schrittweise wird die Spannung gesteigert. Durch Beschreiben dramatischer Situationen oder komischer Handlungen kann der Text unterhaltsam und 54 Verfassen von Texten spannend werden. Sie müssen aber bedenken, dass Ihre Leserschaft Ihre Gedanken nicht erraten kann. Gestalten Sie daher Einzelheiten, Beobachtungen möglichst genau und logisch nachvollziehbar, um den Zusammenhang herzustellen und die Spannung zu erhöhen. Ü 3.24 Vom Stichwortkonzept zum Text 1. Notieren Sie in Stichworten, was alles bei einer Geburtstagsfeier ungewöhnlich sein oder schief laufen könnte (z. B. das Gartenfest fällt ins Wasser, weil ein Gewitter die Vorbereitungen zunichte werden lässt; die Geburtstagstorte explodiert; ungebetene Gäste kommen und essen das Buffet leer; es kommt jemand, den man am wenigsten erwartet hätte; ein ungewöhnliches Geschenk ...). 2. Erstellen Sie aus Ihrer Gedankensammlung ein stichwortartiges Konzept, wie die Geschichte ablaufen könnte! 3. Tauschen Sie Ihr Konzept mit jemand aus der Klasse und schreiben Sie anhand des getauschten Konzeptes einen Text! Der Schluss Hier erfolgt die Lösung des Problems und die Auflösung der Spannung. An das Ende kann dann noch eine gelungene und zur Geschichte passende Pointe gesetzt werden. Erzählen Sie in diesem Abschnitt Ihres Textes nicht mehr allzu ausführlich, sondern fassen Sie kurz und prägnant in einer treffenden Schlussbemerkung nochmals Wichtiges zusammen oder etwas, was zum Weiterdenken anregt. Der Satzbau Je abwechslungsreicher der Satzbau eines Textes ist, desto besser lässt er sich lesen. Achten Sie daher bei Satzreihen (Hauptsatz – Hauptsatz) auf unterschiedliche Satzanfänge: ã zu Beginn – zuerst ã danach – nach wenigen Augenblicken ã im nächsten Moment – ã kurze Zeit später – ã aus heiterem Himmel – ã schließlich – Setzen Sie fort! Vorteilhafter ist es, wenn Sie Satzgefüge (Hauptsatz – Nebensatz) verwenden. Wir spielten Fußball. Plötzlich kam ein Gewitter ... Als unser Stürmer gerade knapp vor dem gegnerischen Tor seine Torchance verwirklichen wollte, brach der Schiri das Spiel wegen eines Wolkenbruchs ab. 55 Geschriebene und gesprochene Sprache Vermeiden Sie Wortwiederholungen: Welche Begriffe kennen Sie noch? Setzen Sie ein! sagen rufen, antworten, erwidern, äußern, brüllen gehen singen nervös Nützlich können sich dabei Synonymenwörterbücher (sinn- und sachwerwandte Wörter) erweisen oder die Thesaurus-Funktion Ihres Schreibprogramms (UmschaltF7). In welcher Zeitform soll ein Text geschrieben werden? In Aufsätzen (Bildergeschichte, Erlebnisaufsatz etc.) generell wird das Präteritum (die Mitvergangenheit) verwendet. Erzählen Sie etwas, was zeitlich noch weiter zurückliegt, dann verwenden Sie das Plusquamperfekt (die Vorvergangenheit). Beispiel: Die Tour war für mich eine echte Herausforderung. Zwar hatte ich dafür hart trainiert, aber ... Inhaltsangabe: Präsens (Gegenwart) – greifen Sie aber auf ein Ereignis zurück, das sich zeitlich vorher zugetragen hat, verwenden Sie das Perfekt (die Vergangenheit). Beispiel: Es handelt sich um eine Person, die vor einigen Jahren einen Banküberfall durchgeführt hat. In Beschreibungen wird das Präsens verwendet. In Fortsetzungsgeschichten, Nacherzählungen oder bei der Ausgestaltung eines Erzählkerns wird die Zeitform der Vorlage verwendet. Besondere Stilmöglichkeiten: Es ist in erzählenden Texten auch möglich, vom Perfekt in das Präsens zu wechseln. Das Präsens vermittelt dann den Eindruck von Direktheit und geballter Spannung: Beispiel: Wir haben uns mühsam und vorsichtig an das Gebäude herangeschlichen, als direkt unter mir der Boden nachgibt ... Zusammenfassung Texte sollten übersichtlich gegliedert sein in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Ein Text ist dann interessant zu lesen, wenn Satzanfänge und Sätze abwechslungsreich formuliert sind und Wortwiederholungen vermieden werden. In Erlebnisaufsätzen wird das Präteritum verwendet, Inhaltsangaben, Beschreibungen werden im Präsens verfasst. Werden Texte fortgesetzt oder nacherzählt, dann wird die Zeitform der Vorlage verwendet. 56 Die Beschreibung Lernzielkontrolle: Über das Verfassen von Texten Kreuzen Sie die richtigen Antworten an! Gute Texte sollten a) interessant zu lesen sein, b) viele Wortwiederholungen aufweisen, c) gut gegliedert sein. Vor dem Schreiben einer spannenden Geschichte a) überlege ich, welche Personen was tun sollen, b) überlege ich nicht viel und schreibe drauf los, c) denke ich mir den Verlauf der Handlung aus. Ist es erlaubt, vom Perfekt in das Präsens zu wechseln? a) Nein b) Ja, wenn der Eindruck von direkter Spannung vermittelt werden soll. 3.3 Die Beschreibung Beschreiben von Personen Ü 3.25 Kriterien für eine Personenbeschreibung Worauf kommt es bei einer Täterbeschreibung an? Nennen Sie Kriterien, die eine Personenbeschreibung haben sollte! Ü 3.26 Phantombild Bilden Sie Zweiergruppen: Eine Schülerin beschreibt eine Person so, dass z. B. ein Mitschüler eine Phantomzeichnung von der beschriebenen Person anfertigen kann. Eine Beschreibung soll ã informierend, ã sachbetont und ã wirklichkeitsnah sein. Deutungen und Wertungen sollten vermieden werden. Gegenstandsbeschreibungen werden im Präsens verfasst. Sichtbare Merkmale eines Menschen sollen sachlich und anschaulich wiedergegeben werden. 57 Geschriebene und gesprochene Sprache Erste Informationen zur Person: ã Geschlecht, ã Alter, ã Größe, ã allgemeine Erscheinung (z. B.: gepflegt; unrasiert; ...) Charakteristische Merkmale einer Person: ã Kopfform (hohe Stirn) ã Gesicht (markante Nase; blaue Augen) ã Haarfarbe und Frisur (streng zurückgekämmtes Haar, gelbe Dreadlocks) ã Körperbau, Haltung (schlank, gedrungen, muskulös, gebückt) ã Kleidung (legere Jeans, Business-Kostüm, Abendkleid, Firmen-Overall, Arbeitshose) Wählen Sie genaue und treffende Adjektive, beschreiben Sie charakteristische Merkmale. Aus der Fülle der Einzelheiten soll das Wichtigste so herausgearbeitet werden, dass ein Bild entsteht, welches man sich vorstellen kann, ohne die Person je gesehen zu haben. Formulieren Sie gegen Schluss Ihrer Personenbeschreibung Ihren persönlichen Gesamteindruck, den Sie haben. Der international gefeierte und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete japanische Autor Haruki Murakami beschreibt in seinem Roman „Afterdark“ die handelnden Personen so: 1 5 10 15 „Sie sitzt allein an einem Vierertisch und liest in einem Buch. Sie trägt einen grauen Parka mit Kapuze, Blue Jeans und verblichene gelbe Turnschuhe, die sicherlich schon viele Male gewaschen wurden. Über der Lehne des Stuhls neben ihr hängt eine Stadionjacke, die auch nicht neu aussieht. Dem Alter nach könnte das Mädchen im Erstsemester sein. Keine Schülerin, auch wenn sie noch etwas Schulmädchenhaftes an sich hat. Ihre Haare sind schwarz, kurz und glatt. Kaum Make-up, kein Schmuck. Sie hat ein schmales kleines Gesicht und trägt eine dunkelgrüne Brille. Von Zeit zu Zeit runzelt sie die Stirn, sodass eine ernste Falte zwischen ihren Brauen steht. [...] Die automatische Eingangstür geht auf, und ein großer, schlaksiger junger Mann betritt das Lokal. Schwarze Lederjacke, zerknitterte olivgrüne Chinos, braune Boots. Sein Haar ist ziemlich lang und strähnig. Vielleicht hat er seit einigen Tagen keine Gelegenheit gefunden, es zu waschen. Vielleicht ist er auch gerade durch irgendein Dickicht gekrochen. Oder vielleicht ist es für ihn auch ein normaler Zustand, wirres Haar zu haben. Er ist eher dünn, schlank und erweckt den Eindruck, als ernähre er sich nicht richtig. Er trägt einen großen schwarzen Instrumentenkoffer bei sich. Ein Blasinstrument. Außerdem schleppt er eine schmutzige Tasche herum, anscheinend voller Noten und anderer Dinge. Auf der rechten Wange hat er eine tiefe Narbe, sie ist kurz und scheint von einem spitzen Gegenstand zu stammen. Sonst ist nichts auffällig an ihm. Ein ganz durchschnittlicher junger Mann. Er wirkt wie ein gutmütiger, aber tapsiger Mischlingshund, der sich verlaufen hat.“ Quelle: Haruki Murakami: Afterdark. Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. btb-Verlag: München 2007, S. 10 ff. 58 Die Beschreibung Beschreiben von Gegenständen Einleitung: Beschreiben Sie den Gegenstand/das Gerät. Hauptteil: Beschreiben Sie die auffälligsten Merkmale und weitere wichtige Eigenschaften wie Größe, Form, Farbe etc. Schluss: Geben Sie Hinweise auf die Funktion des Gegenstandes. Es handelt sich um ... Das Gerät fällt durch ... auf und misst ... in der Länge. Die Breite beträgt ... Weiters hat das ... auch ... Es dient vor allem zur ... Das Gerät wird hauptsächlich für ... verwendet. Beispiel für eine Beschreibung: Diskutieren Sie Stil und Rechtschreibung: Was fällt Ihnen dabei auf? Entnahmespachtel zum einfachen Öffnen und restlosen Entleeren von Futterdosen Aufkippen der Lasche: schonend für Ihre Fingernägel Einfaches und schnelles öffnen der Futterdose Restloses entleeren der Futterdose 59 Geschriebene und gesprochene Sprache Die Gebrauchsanweisung Nennen Sie die wichtigsten Kriterien einer Gebrauchsanweisung und untersuchen Sie die unten stehende Gebrauchsanweisung auf Rechtschreibfehler! Korrespondiert die Grafik mit dem Text? Könnte der Text noch besser formuliert werden? Entnahmespachtel zum einfachen Öffnen und restlosen Entleeren von Futterdosen Aufkippen der Lasche: Das Ende der Entnahmespachtel unter die Lasche schieben und nach oben aufkippen der Deckel klappt nach unten Schonend für Ihre Fingernägel! Öffnen der Dose: Die Lasche am Stiel der Spachtel einhängen und den Deckel von der dose ziehen Praktisch, sauber, einfach und schnell! Entleeren von Futterdosen: Die obere Kante der Entnahmespachtel unter den Rand ansetzen und so die Reste hinter dem Rand der Futterdose entfernen Durch die scharfe Bodenkante werden auch die Reste am Boden entnommen restloses hygienisches Entleeren Ihrer Futterdose! Die Entnahmespachtel ist aus lebensmittelechtem Kunststoff gefertigt Durch die glatte Oberfläche ist die Entnahmespachtel sehr leicht zu reinigen Spülmaschinengeeignet! 60 Die Beschreibung Die Gebrauchsanweisung beschreibt die Funktion eines Gerätes. Jemand, der noch nie so ein Gerät gehandhabt hat, soll in dessen Funktionsweise eingeführt werden und alles auch auf Anhieb und ohne weitere Hilfe verstehen. Formulieren Sie daher klar und verständlich! Nennen Sie das Gerät und dessen Funktion. Es handelt sich um einen Getränkeautomaten. Beschreiben Sie das Gerät detailliert und bezeichnen Sie die Einzelteile, deren Lage (oben, unten, vorne, hinten, links, rechts). Erklären Sie die einzelnen Bedienungsschritte in der richtigen zeitlichen Reihenfolge. Zusätzliche Hinweise: Bei Gebrauchsanweisungen für technisches Gerät dürfen Sicherheitshinweise sowie Pflegetipps nicht fehlen. Wählen Sie am Display in der Mitte des Automaten Ihr Wunschgetränk. Am rechten äußeren Rand befindet sich der Münzeinwurf. Sie können sprachlich wählen: a) man: Man wähle ... b) direkte Aufforderung: Nehmen Sie ... c) neutraler Infinitiv: Zunächst ist ... zu wählen. Vor dem Öffnen des Gerätes müssen Sie die Stromzufuhr unterbinden. Verwenden Sie für die Reinigung nur die vom Hersteller empfohlenen Pflegemittel! Die Vorgangsbeschreibung (Bastelanleitungen, Kochrezepte, Spielbeschreibungen) Informieren Sie zuerst, welche Materialien besorgt und welche Vorbereitungen getroffen werden müssen: Beispiel: Wir bauen einen Solarkocher. Sie benötigen dazu folgende Materialien: Holzleisten für den Rahmen; Bretter (Länge, Breite und Stärke angeben!) für die Seitenteile, Aluminiumblech, schwarzen Lack, Glasscheiben, Dämmmaterial, Pinsel, Zange ... Beschreiben Sie den Arbeitsvorgang: Beachten Sie dabei die Reihenfolge der einzelnen Arbeitsschritte: ã Was wird zuerst gemacht? ã Was geschieht danach? ã Was läuft gleichzeitig ab? (z. B. bei Kochrezepten) ã Beenden Sie die Vorgangsbeschreibung mit einer kurzen Information über den Erfolg oder das Ergebnis des Vorgangs. Ü 3.27 Anleitung zum Bau eines Solarkochers erstellen Recherchieren Sie im Internet und verfassen Sie mittels dieser Informationen eine Anleitung zum Bau eines Solarkochers! Vergessen Sie nicht, das Ganze mit Bildern und Skizzen anschaulich zu machen! Ü 3.28 Kochrezept für die Lieblingstorte Besorgen Sie sich das Rezept für Ihre Lieblingstorte und erstellen Sie eine grafische Anleitung! 61 Geschriebene und gesprochene Sprache Zusammenfassung Beschreibungen sollen ã informierend ã sachlich ã wirklichkeitsnah sein. Es gibt ã Personenbeschreibungen, ãGegenstandsbeschreibungen, ã Vorgangsbeschreibungen (Gebrauchsanleitungen, Kochrezepte, Spielanleitungen). Zeitformen Hauptzeiten: Perfekt/Vergangenheit Präsens/Gegenwart Futur/Zukunft Präteritum/Mitvergangenheit Futur exakt/Vorzukunft Nebenzeiten: Plusquamperfekt/Vorvergangenheit Aufsätze, Bildgeschichten, Erlebnisaufsätze, Inhaltsangaben, Beschreibungen werden im Präsens geschrieben. Fortsetzungsgeschichten, Nacherzählungen, Erzählkerngestaltung: Zeitform der Vorlage verwenden! Lernzielkontrolle: Verfassen von Texten und Beschreibungen Kreuzen Sie die richtigen Antworten an! In welcher Zeitform werden Inhaltsangaben und Beschreibungen prinzipiell geschrieben: a) in der Vorzukunft b) in der Vergangenheit c) in der Gegenwart Texte sollen a) möglichst genau und unübersichtlich sein, b) gut gegliedert sein, c) verständlich formuliert sein, d) viele Wortwiederholungen aufweisen, weil man sich dann wenig merken muss. 62 Der Bericht 3.4 Der Bericht Unfallbericht, Wetterbericht, Testbericht, ... setzen Sie fort! Ein Bericht ist eine klare, sachliche Information. Er stellt den Ablauf eines Geschehens detailliert dar. Es müssen daher alle wichtigen Begleitumstände angegeben werden. Der Stil ist sachlich, weil der Informationswert wesentlich ist. Beispiel für einen Unfallbericht: Beantworten Sie vorerst die so genannten „W-Fragen“: Wer war an dem Unfall beteiligt? PKW-Lenkerin Susanna W. und Vespa-Lenkerin Claudia H. Wann hat er sich ereignet? gestern, am .... 200., um 13:45 Uhr Wo war der Unfall? Was ist passiert? vor dem Bundesschulzentrum in ... Wie hat sich der Unfall zugetragen? Die PKW-Lenkerin hat den Vorrang missachtet und dabei die Vespa-Fahrerin übersehen und angefahren, wodurch diese zu Sturz gekommen ist. Welche Folgen hat der Vorfall? Claudia H. erlitt Abschürfungen und Prellungen und wurde in das Landeskrankenhaus in ... eingeliefert. An den Fahrzeugen entstand Blechschaden. Die PKW-Lenkerin hat die Vespafahrerin von links angefahren. Im nächsten Schritt erstellen Sie eine Gliederung: Einleitung Geben Sie einen knappen Gesamtüberblick über das Unfallgeschehen und eine kurze Antwort auf die Fragen wer? wann? was? wo? Hauptteil Sie berichten ausführlich über den Unfallhergang: chronologische, detaillierte Ausführung der Frage „wie kam es dazu?“ Gehen Sie auf eventuelle Hintergründe des Unfalls ein oder auf die Folgen, die sich aus dem Unfall ergeben. Schluss Jetzt wird der Bericht geschrieben: Achten Sie auf eine sachlich-nüchterne Sprache und vermeiden Sie persönliche Meinungsäußerungen, Wertungen und Gefühlsausbrüche. 63 Geschriebene und gesprochene Sprache Zeit: Verwenden Sie das Präteritum/die Mitvergangenheit. Wollen Sie die Vorgeschichte oder Hintergründe, die schon zeitlich zurückliegen, darstellen, verwenden Sie das Plusquamperfekt/ die Vorvergangenheit. Zur Angabe des gegenwärtigen Standes formulieren Sie im Präsens und wenn Sie zukünftige Folgen erwähnen, das Futur. 3.29 Europäischer Unfallbericht Über Versicherungen oder das Internet ist es möglich, den europäischen Unfallbericht zu bekommen. Lesen Sie dieses Formular genau durch und überlegen Sie, ob Sie in der Aufregung nach einem Unfall auch alle Fragen beantworten könnten. Ü Ü 3.30 Unfallbericht Verfassen Sie einen Unfallbericht an die Versicherung! Gabelstaplerfahrer Friedrich ist damit beschäftigt, eine Lieferung Fertigparkett vom LKW in die Lagerhalle zu transportieren. Der Job soll rasch erledigt werden, da auch noch andere Transporter auf Entladung warten. Vor der Trocknungsanlage versperrt ihm ein Haufen Verpackungsmaterial den Weg. Was Friedrich nicht sieht, ist der Umstand, dass auf der von ihm nicht einsehbaren Seite Igor Weber damit beschäftigt ist, das Verpackungsmaterial und Leerpaletten wegzuräumen. „Wahnsinn, so habe ich mich noch nie geschreckt“ – erklärte der geschockte Staplerfahrer F., als er plötzlich Schmerzensschreie vernahm und den am Boden liegenden Mitarbeiter W. erspähte. „Ich wollte F. den Einsatz erleichtern und habe mit aller Kraft das Material wegziehen wollen. Dabei riss ein Verpackungsband und dadurch hat es mich gegen den vorbeifahrenden Stapler geschmissen“ – erläuterte W., der aus der Oststeiermark stammt, den Unfall und seine Folgen: „Gott sei Dank habe ich nur Prellungen und eine Platzwunde am Hinterkopf. Nicht auszudenken, wenn mich der Stapler niedergewalzt hätte“. Der Betriebsarzt ließ den Verunfallten dennoch in das Krankenhaus einliefern, weil er innere Verletzungen vermutete. 3.5 Das Protokoll Sitzungsprotokoll, Ergebnisprotokoll,Verhandlungsprotokoll, Projektprotokoll ... setzen Sie fort! Siehe auch das Beispielprotokoll im Kapitel 2.1 „Klassenrat“ auf Seite 29. In einem Protokoll geht es um die wichtigsten Aussagen in einer Verhandlung, einer Besprechung, Diskussion oder einem Gespräch. Es können aber auch die wesentlichen Schritte z. B. bei einem Experiment, Projekt oder einem Unfall festgehalten werden. Klassenkonferenzen, Gerichtsverhandlungen, Gemeinderatssitzungen etc. werden grundsätzlich protokolliert. 64 Das Protokoll Jedes Protokoll muss Angaben enthalten über Protokoll über die Besprechung ... am: 11. November 200. um: 10:30 Uhr Ort: Großer Sitzungssaal in ... anwesend: Alex Chief (Vorsitz) Gerlinde Gruber abwesend: Peter Pfeiffer (Prokurist) Tagesordnung 1. Bericht der Geschäftsleitung 2. Änderung der Arbeitszeit 3. Verschiedenes zu 1.: .... Graz, am 11. 11. 200., 12 Uhr Verena Grosz (Protokoll) Alex Chief (Vorsitz) ã den Ort, ã das Datum, ã die beteiligten Personen, ã abwesende Personen (entschuldigt/nicht entschuldigt), ã die Protokollführerin/den Protokollführer (Name), ã den Sitzungsablauf (Tagesordnung), ã Angaben über Beginn und Ende der Sitzung, ã Unterschrift der Protokollführerin/des Protokollführers und jener Person, die den Vorsitz führt. Das Protokoll kann im Präsens, aber auch im Präteritum verfasst werden. Die Sprache ist sachlich. Es gibt drei Möglichkeiten, ein Protokoll zu führen: Das Verlaufsprotokoll enthält die wichtigsten Aussagen einer Diskussion/eines Redeverlaufs in der korrekten zeitlichen Abfolge. Redebeiträge werden wortwörtlich oder stichwortartig in ihren Hauptaussagen mit Angabe der Person, die das gesagt hat, wiedergegeben. z. B.: Zeuge A: .... Zeugin B: ... Staatsanwalt: ... Anwalt von Zeugin B: ... Beschluss: ... Unterschrift der Protokollführerin Zeuge A berichtet über den erschreckenden Umsatzrückgang, dessen Ursache er im zu hohen Verkaufspreis sieht. Um die Firma zu retten, musste er den zuständigen Mitarbeiter entlassen, wodurch ... Das Ergebnisprotokoll (Beschlussprotokoll) fasst lediglich wichtige Beschlüsse oder Ergebnisse zu den besprochenen Themen zusammen. Einzelne Redebeiträge werden nicht erfasst. z. B.: Ergebnisse/Beschlüsse: 1. ... (einstimmig); 2. ... (sieben zu zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung); 3. ... (eine Gegenstimme); Unterschrift der Protokollführerin/des Protokollführers. 65 Geschriebene und gesprochene Sprache Beispiel für ein Ergebnisprotokoll: Zu Tagesordnungspunkt 3: Der starke Umsatzrückgang muss nach Meinung der Geschäftsleitung durch Abbau von Arbeitsplätzen und Neuorganisation der Arbeitsbereiche aufgefangen werden. Vorher muss geprüft werden, ob durch Bestandsminderungen und verbesserte Lagertechnik Kosten im Lagerbereich eingespart werden können. Bis zum 17. Dezember muss das Team C der Geschäftsleitung einen Bericht vorlegen. Das Versuchsprotokoll wird bei wissenschaftlichen Experimenten gebraucht und enthält neben konkreten Aufgabenstellungen den Verlauf des Experiments in der zeitlichen Reihenfolge. Das Ergebnis wird schließlich dokumentiert und bewertet (Bestätigung oder Widerlegung der vorgegebenen Hypothese). Redewiedergabe in Berichten und Protokollen Wörtliche Rede Indirekte Rede Textparaphrase In der wörtlichen Redewiedergabe wird die originale Aussage unverändert übernommen und unter Anführungszeichen gesetzt. Mit der indirekten Rede wird verdeutlicht, dass die wiedergegebene Aussage nicht von einem selbst stammt. Es kann auch verdeutlicht werden, dass die vorgetragene Meinung nicht mit der eigenen übereinstimmen muss. Die Textparaphrase ist die freieste Form der Textwiedergabe. Der Inhalt der Vorlage wird konsequent mit eigenen Worten formuliert. Hans Krankl: „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“ Tamara erzählt, ihr Urlaub sei aufregend gewesen. Sie sagten, sie hätten schöne Ferien gehabt. Nachdem der Protokollführer nach einer stundenlangen Konferenz vom Direktor gefragt wurde, warum er nicht mitschreibe, antwortete er gelangweilt, es sei bis jetzt noch kein sinnvoller Redebeitrag geleistet worden. Die Telefonnotiz Im beruflichen Alltag gibt es viele persönliche Gespräche wie telefonische Auskünfte, Nebenabsprachen, Änderungswünsche für einen Auftrag und vieles mehr. Solche Akten- oder Gesprächsnotizen werden dem bestehenden Schriftwechsel beigefügt. Sie dienen sowohl als Gedächtnisstütze als auch als Unterlage für weitere Bearbeitungen. Bei Unklarheiten oder im Streitfall können sie wichtige Belege sein. Tag, Uhrzeit, Art des Gesprächs, Gesprächspartner und stichwortartiger Gesprächsinhalt sollten notiert werden. 66 Das Protokoll Beispiel für eine Telefonnotiz: Gesprächsnotiz über das Telefonat mit ................ von Fa. ...... in ....... Tel.: ......... am ........ um ..... Uhr aufgenommen wurde das Gespräch von ... Gesprächsinhalt: ...................................................................................................................................... ..................................................................................................................................................................... ..................................................................................................................................................................... .................................................................................................................Paraphe/Unterschrift Rückruf ° erbittet ruft wieder an ° wünscht Besuch ° zur Kenntnisnahme ° zur Bearbeitung ° Ü 3.31 Gesprächsnotiz Verfassen Sie eine Gesprächsnotiz an Ihre Kollegin! Sie erhalten am 20. März 200. um 11:20 Uhr einen Anruf von einer Kundin (Gerlinde Hasibeder) und werden von ihr gebeten, den Auftrag 085007 dahingehend zu verändern, dass statt der Kunststoffgleiter die qualitativ besseren Kugellagerrollen für die bestellten Bürocontainer verwendet werden sollen. Da Sie den Auftrag nicht bearbeiten, die zuständige Sachbearbeiterin (Klara Wäschi) sich aber gerade im Außendienst befindet, versprechen Sie Klärung in der Angelegenheit (ob grundsätzlich möglich; Preisaufschlag?) und Rückruf innerhalb des nächsten Tages. Ü 3.32 Aktennotiz Sie haben im Internet recherchiert und stoßen auf einen Anbieter, der eine Erfindung, die aus Ihrer Firma stammt, als sensationelle Neuheit bewirbt und anbietet. Da Ihre Firma dieses Produkt aber schon seit drei Jahren erfolgreich auf dem Markt positioniert hat und auch das Kopierrecht besitzt, sehen Sie einen Verstoß gegen das Urheberrecht ... Teilen Sie Ihre Vermutung der Geschäftsleitung formlos (Aktennotiz) mit! 67 Geschriebene und gesprochene Sprache Zusammenfassung Bericht: ã sachlich ã klar ã das Wichtigste ã „W-Fragen“ ã Präteritum Er sollte so abgefasst sein, dass sich die Leserin/der Leser über den berichteten Vorfall selbst ein Urteil bilden kann. Das erfordert eine genaue, sachliche und wahrheitsgetreue Darstellung. Diese sollte knapp, aber vollständig und eindeutig sein. Beurteilungen und Wertungen sollten vermieden werden. Zeit: Präteritum. Ein Protokoll ist eine detailgetreue Mitschrift. Man unterscheidet: Verlaufsprotokoll, Ergebnis (Beschluss-)Protokoll, Versuchsprotokoll. Für ein Protokoll können das Präsens oder das Präteritum verwendet werden. Die Redewiedergabe erfolgt in der direkten Rede. Soll betont werden, dass es sich um die Meinung einer anderen Person handelt, verwendet man die indirekte Rede. In einer Paraphrase wird der Inhalt der Vorlage konsequent mit eigenen Worten formuliert. Die Telefon- oder Gesprächsnotiz ist die formlose Wiedergabe von Inhalten, z. B. innerhalb eines Betriebes. Lernzielkontrolle: Bericht und Protokoll Kreuzen Sie die richtigen Antworten an! Ein Bericht sollte geschrieben sein: a) sachlich b) emotional c) genau d) in der Mitvergangenheit Ein Protokoll enthält am Ende immer a) eine Einladung, b) eine Zusammenfassung, c) die Unterschrift der Schriftführerin/des Schriftführers. 3.6 Tatsachenorientierte journalistische Textformen Tatsachenorientierte journalistische Textformen sind: ã Nachricht ã Bericht ã Reportage ã Interview 68