läuterbottiche ersetzen Maischefilter
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läuterbottiche ersetzen Maischefilter
Sudhaus | WISSEN | BRAUWELT Läuterbottiche ersetzen Maischefilter Sudhauserweiterung | Die Oettinger Gruppe zählt mit ihren fünf Standorten zu den führenden Brauereigruppen in Deutschland. Ein Teil des Unternehmenserfolges ist in dem Einsatz modernster Technik und Technologie begründet. Der Standort Mönchengladbach wurde seit der Übernahme im Jahr 2003 in allen Bereichen kontinuierlich modernisiert und ausgebaut. Der im Jahr 2005 begonnene Neubau des hochmodernen Sudhauses mit einer Schüttung von 22 Tonnen und 15 Suden pro Tag wurde im März 2010 mit Fertigstellung der letzten Projektphase abgeschlossen. Nach zügigen Verhandlungen und Besichtigung von Referenzanlagen erfolgte im November 2008 die Auftragsvergabe an Krones AG für die Umsetzung der zweiten Projektphase des Sudhausneubaus in Mönchengladbach. In der ersten Umbauphase wurden von einem anderen Sudhaushersteller 2006 die Würzekochung inklusive Energierückgewinnung sowie der Whirlpool erneuert. Die zweite Phase umfasste die Installation von zwei Schrotmühlen vom Typ Variomill mit einer Leistung von je 20 t/h, einer vollautomatischen Staubverarbeitungsanlage und zwei Läuterbottichen vom Typ Pegasus mit je zehn Metern Durchmesser. Im August 2009 wurde die dritte und letzte Projektphase für die Installation von zwei neuen, mit Hochdruckheißwasser Autoren: Dr. Karl Liebl, Geschäftsführer, Oettinger Gruppe, Oettingen, Moritz Krech, Braumeister, Oettinger Brauerei, Mönchen gladbach, Jochen Löfflad, leitender Inbetriebnahmetechnologe, und Peter Gattermeyer, Abteilungsleiter Verfahrenstechnik Technologie, Krones AG, Werk Steinecker, Freising beheizten Maischbottichpfannen vom Typ ShakesBeer mit einem Gesamtinhalt von je 1013 hl an Krones vergeben. l Gesamtkonzept für 15 Sude pro Tag Das Gesamtkonzept des Sudhauses sieht eine Tagesleistung von 15 Suden bei einer Schüttung von 18 Tonnen vor. Jedoch war ebenfalls gefordert, mit der maximal mögli- chen Schüttung von 22 Tonnen immer noch 14 Sude pro Tag produzieren zu können. Zwei Schrotmühlen schroten gemeinsam im Wechsel in die beiden neuen Maischbottichpfannen. Von diesen werden wiederum im Wechsel zwei Läuterbottiche bedient, die jeweils in einen Vorlauftank abläutern. Mit Eintritt in den Läuterwürzeerhitzer wird die Anlage einschienig betrieben, d. h. ein Läuterwürzeerhitzer, eine Würzepfanne, ein Whirlpool und ein Würzekühler mit angebundener Würzeleitung (Abb. 1). l Zwei Schrotmühlen für Redundanz Bei den Mühlenaggregaten handelt es sich um zwei baugleiche vollautomatische Schrotmühlen Typ Variomill 20.2 mit einer Nennleistung von 20 t/h und einer variabel einstellbaren Weichzeit. Diese schroten gemeinsam in die jeweilig vorgesehene Maischbottichpfanne. Das Verkleidungsgehäuse ist mit einer Schallisolierung ausgestattet, um den Schallpegel niedrig zu halten. Die gesamte Schrotleistung beim Einmaischvorgang beträgt also maximal 40 t/h, die Einmaischzeit circa 30 min. Abb. 1 Schematische Übersicht des Sudhaus-Aufbaus Brauwelt | Nr. 48-49 (2010) 1561 BRAUWELT | WISSEN | Sudhaus gezielten Erhöhung der Sudhausausbeute kann an beiden Mühlen Glattwasser als Einmaischwasser verwendet werden. lFlexible Staubanlage Bei der Auslegung und Planung der Staubanlage stand höchste Flexibilität im Vordergrund. Es sollte die Möglichkeit bestehen, sowohl mit als auch ohne Wiederverwendung von Staub arbeiten zu können. Dazu ist ein Staubeinmaischtank installiert, dem der Staub über eine pneumatische Förderanlage zugeführt und über einen Vormaischer mit Wasser eingemaischt wird. Diese „Staubmaische“ wird beim Einmaischvorgang zudosiert und komplett mit vermaischt. Soll der anfallende Staub nicht wiederverwendet werden, wird dieser über eine pneumatische Förderanlage mit nachgeschalteter Schnecke den Treberbunkern der beiden Läuterbottiche zugeführt und zusammen mit den Trebern ins Verkaufssilo transferiert. Abb. 2 Maischbottichpfanne, 35. Sud ohne CIP, Heizrate geregelt auf 1 K/min In der letzten Projektphase im Februar 2010 wurden die beiden alten Maischbottichpfannen durch zwei neue vom Typ ShakesBeer mit einem Durchmesser von 6 m und einem Gesamtinhalt von 1013 hl ersetzt. Die beiden alten Maischbottichpfannen waren mit Maischeinnenkochern und zwei kleinen Rührflügeln ober- und unterhalb des Kochers ausgestattet. An der äußersten Kapazitätsgrenze dieser Bottiche war es möglich, eine Schüttung von 16 t fahren zu können. Das neue Maischsystem verfügt über die beiden ShakesBeer-typischen Merkmale der innen liegenden Heiztaschen an den Zargen und den frequenzgeregelten Vibrationseinheiten im Gefäß. Beide Gefäße verfügen nur über Zargenheizflächen, auf zusätzliche Bodenheizflächen konnte verzichtet werden, da aufgrund der sehr guten Wärmeübertragung die geforderten Heizraten von ≥ 1 K/min ausschließlich über eine Zargenheizung realisiert werden. Die Rührwerke haben gegenseitig angeordnete Flügel zur schonenden und homogenen Durchmischung. Abb. 3 Läutertrend Die Entscheidung zur Installation von zwei Schrotmühlen je 20 t/h anstelle einer Schrotmühle mit einer Leistung von 40 t/h fiel deshalb, damit im Bedarfsfall bei Verfügbarkeit von nur einer Mühle (z. B. aufgrund von Wartungsarbeiten an der zweiten Mühle) der Sudbetrieb aufrechterhalten werden 1562 Brauwelt | Nr. 48-49 (2010) lMaischbottich-Pfannenanlage kann. Seitens der Automation ist es ebenfalls möglich, vollautomatisch mit nur einem der beiden Aggregate zu arbeiten. Beide Mühlen sind mit automatischer Schrotleistungsregelung ausgestattet, um konstante Ergebnisse innerhalb einer Schrotung und von Sud zu Sud erreichen zu können. Zur l Aufheizung mit HochdruckHeißwasser Eine Besonderheit ist in diesem Fall die Auslegung und Umsetzung des Aufheizvorgangs mit dem Heizmedium Hoch- Sudhaus | WISSEN | BRAUWELT druck-Heißwasser (HDHW). Im Gegensatz zum Medium Dampf besteht bei HDHW die Möglichkeit, gezielt auf die HeizmittelVorlauftemperatur und den Volumenstrom Einfluss zu nehmen. Über eine Pumpe kann abgekühltes HDHW definiert aus dem Rücklauf der Heizzonen in den Vorlauf gepumpt werden und dadurch eine gewünschte Vorlauf- und somit Heizmitteltemperatur eingestellt werden. Aus möglichst niedrigen HDHW-Temperaturen an den Heizflächen resultiert eine sehr schonende Maischarbeit. Als zweites Regelinstrument ist eine Klappe zur Einstellung des Volumenstroms verbaut, über welche auf eine konstante Heizrate geregelt wird, sodass jeder Sud der Produktionswoche exakt gleich lange Aufheiz- und Maischzeiten aufweist. Als Maischverfahren kommt ein Infusionsverfahren zum Einsatz mit einer Maischdauer von 130 bis 150 min, je nach sortenspezifischer Einmaischtemperatur und Länge der Rasten. lLäuterarbeit signifikant verbessert Nach Inbetriebnahme der neuen Maischbottichpfannen verbesserte sich auch die Läuterarbeit signifikant. Die Nettoläuterzeit blieb trotz Erhöhung der Schüttung von 16 auf 18 t gleich, der Trübungsverlauf verbesserte sich, und die Abtropfzeit konnte um 20 min reduziert werden bei gleichzeitiger Erhöhung der Trebertrockensubstanz von 20 auf 21 Prozent. Ergebnis: Nach Inbetriebnahme der neuen Maischbottichpfannen ergab sich ein deutlich besserer Abläuterprozess. Bei zwei Tonnen höherer Schüttung war die Läuterzeit bis zu 20 min schneller bei niedrigerer Trübung und deutlich höheren Trebertrockensubstanzen. Dies belegt die bessere Substratumsetzung während des Maischens bei gleichzeitig äußerst schonendem Maischvorgang. l Läuterbottichanlage statt Maischefilter Herz der Läuteranlage sind zwei baugleiche Läuterbottiche System Pegasus mit einem Durchmesser von jeweils 10 m, die die vorhandene Maischefilteranlage ersetzen. Die Läuterbottiche sind auf eine Tagesproduktion von jeweils acht Suden bei einer Schüttung von 18 t ausgelegt. Die Läuterfläche beträgt 71,5 m2, die Senkbodenbelastung liegt bei 18 t Schüttung bei 252 kg/m2, bei 22 t Schüttung bei 308 kg/m2. Der Standort Mönchengladbach der Oettinger Gruppe wurde kontinuierlich modernisiert und ausgebaut Die Aufhackmaschine ist sechsarmig und ausgestattet mit den bewährten Steinecker Aufhackmessern. Die Gesamtbelegungszeit beträgt unter Einhaltung der geforderten Trübungswerte 170 min, die Nettoläuterzeit liegt bei circa 130 min. Von den beiden Treberzwischenbehältern werden die Treber mittels zweier Luftkompressoren in die drei Trebersilos gefördert. Zwei stehende Vorlauftanks mit je 1000 hl Inhalt und ein gemeinsamer Glattwassertank komplettieren die Läuterbottichanlage. Erwähnenswert ist der geringere Personalaufwand, da eine manuelle Reinigung der Filtertücher bzw. Membranen der Maischefilter entfällt. Treberreste, die hierbei zum Teil unerreichbar für den Bediener waren, spielen bei der vollautomatischen Entleerung der Läuterbottiche keine Rolle mehr. tichpfannen konnte das Sudhaus als Gesamtanlage im März 2010 endgültig bei 18 t Schüttung abgenommen werden. Die Abnahme verlief wiederum über eine Produktionswoche inklusive CIP. Es wurden die Hauptsorten Pils und Export sowie Weizen und Bock eingebraut und analytisch begleitet. Basis der Abnahme waren die Vorgaben der MEBAK und der DIN 8777 sowie eigens vermerkte bzw. zusätzlich geforderte Garantien. Der Mahlspalt der Variomills war während der Abnahme auf 0,40 - 0,45 mm eingestellt. Die Mühlen liefen störungsfrei und lieferten einwandfreies Schrot, wie auch die Ergebnisse der Treberanalysen im Folgenden zeigen. Das Maischverfahren lief nicht zuletzt aufgrund der konstanten Heizraten problemlos und gleichmäßig vom ersten bis zum letzten Sud. Die garantierten Heizraten von ≥ 1 K/min über den gesamten Temperaturbereich und mindestens 40 Sude ohne Zwischenreinigung wurden problemlos erreicht. Durch Reduzierung der Vorlauftemperatur des Heizmediums konnte das Fouling an den Heizflächen lAbnahmeergebnisse Es erfolgte eine Vor- und eine Endabnahme der Anlage. Da bei Installation der Läuterbottiche die Schüttung der Gesamtanlage aufgrund der alten Maischbottichpfannen auf 16 t begrenzt war, konnte eine Abnahme hinsichtlich der Auslegungsparameter nicht durchgeführt werden. Trotzdem fand eine Vorabnahme mit der zum damaligen Zeitpunkt maximalen Schüttung von 16 t statt. Die Vorabnahme erstreckte sich über eine volle Produktionswoche mit 47 Suden. Alle Garantiewerte wurden erreicht. Nach Installation der neuen Maischbot- Brauwelt | Nr. 48-49 (2010) 1563 BRAUWELT | WISSEN | Sudhaus auf ein Minimum reduziert werden, sodass Standzeiten von weit mehr als den garantierten 40 Suden ohne CIP erreicht werden. Auch das oft beim Einsatz von HDHW auftretende Nachheizverhalten konnte mittels der Aufheizregelung und des geringen HDHW-Volumens im Heizkreis der Maischbottichpfannen eliminiert werden. Alle für die Maisch- und Schrotarbeit relevanten Analysedaten erfüllten die geforderten Garantien. Positiv festzustellen war ein signifikanter Unterschied bei der Verkostung nach DLG. Die mit Maischefilter hergestellten Biere wiesen generell eine deutlich wahrnehmbare breitere Nachbittere auf, die auf den erhöhten Gerbstoffeintrag aufgrund der Feinvermahlung des Malzes mittels Hammermühle zurückzuführen ist. Dieser sensorische Eindruck wurde durch die Umstellung auf Läuterbottiche mit Nassschrotung bei Beibehaltung des restlichen Equipments und aller Parameter im Sudhaus eliminiert. Die genannte sensorische Verbesserung hat einen weiteren wirtschaftlichen Aspekt, 1564 Brauwelt | Nr. 48-49 (2010) denn bei gleichbleibender chemisch-physikalischer Haltbarkeit konnten die gerbstoffseitigen Stabilisierungskosten um circa 15 Prozent verringert werden (Abb. 2). lGeringe Treberverluste Die Abläuterung verlief ebenso sehr gleichmäßig und reproduzierbar ab (Tab. 1). Bei zum Beispiel 15 Suden Pils in Folge betrug der Unterschied in der Gesamtbelegungszeit nie mehr als zwei Minuten. Die Gesamtbelegungszeit betrug im Schnitt 170 min, was 8,5 Suden pro Tag und Läuterbottich entspricht und den Auslegungswert von acht Suden pro Tag deutlich übertrifft. Die Garantie für den Trübungswert von mehr als 60 Prozent unter 20 EBC wurde voll erreicht. Die Gesamt-Treberverluste betrugen für die Hauptsorten Pils und Export im Schnitt 0,98 Prozent und lagen damit weit unter dem Garantiewert von 1,2 Prozent und ganze 40 Prozent unter der Forderung in der DIN 8777 von 1,6 Prozent. Insbesondere der auswaschbare Extrakt von durchschnittlich 0,42 Prozent für Pils und Export bei einer Kaltwürzekonzentration von 14,2 Prozent bestätigt die optimale Einstellung und Funktion des Läutersystems. lHöhere Sudhausausbeute Sowohl im Rahmen der Vor- als auch bei der Endabnahme wurde circa die Hälfte der Sude mit beziehungsweise ohne Staubwiederverwendung gefahren, um den Einfluss von Staub auf die Extraktausbeute zu untersuchen. Bei beiden Abnahmen war die Sudhausausbeute (OBY-Overall Brewhouse Yield) bei den Suden mit Staub mit 0,2 - 0,3 Prozent signifikant höher als bei den Suden ohne Staub. Ein negativer Einfluss von Staub auf die Sudhausarbeit, insbesondere hinsichtlich Trübung und Nettoläuterzeit, war nicht zu verzeichnen. Der gesamte Lieferumfang von der Schrotmühle bis zum Vorlaufgefäß erfüllte die vorgegebenen Kriterien sowohl aus technologischer Sicht als auch hinsichtlich der Leistung. Beide Abnahmen wurden in Zusammenarbeit der Oettinger Brauerei und der Krones AG ohne Begleitung durch ein externes Institut durchgeführt (Abb. 3). n