PDF-Dokument anzeigen - Deutschland Intelligent Vernetzt
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Mit Intelligenten Netzen zu Innovation, Wachstum und Fortschritt Digitale Infrastrukturen sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft des Standorts Deutschland und für einen nachhaltigen Weg in die vernetzte Gesellschaft. Die Digitalisierung und Vernetzung von fünf zentralen Infrastrukturen – Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und öffentliche Verwaltung – unter dem Stichwort „Intelligente Netze“ ist eine Aufgabe, vor der nicht nur Deutschland steht, sondern alle Industrieländer. Intelligente Netze werden von zentraler volkswirtschaftlicher und gleichzeitig gesellschaftlicher Bedeutung sein. Die mit Intelligenten Netzen erreichbaren Produktivitäts- und Effizienzgewinne im Einsatz von Ressourcen, in Prozessen und bei der Entwicklung neuer innovativer Produkte, sowie deren Beiträge zur Steigerung der Lebensqualität, sind wichtige Grundlagen für Wachstum und Wohlstand in den nächsten Jahrzehnten. Deutschland hat hier das Potenzial für eine internationale Vorreiterstellung. In drei Kapiteln dokumentiert dieses Jahrbuch die Arbeiten der AG2 des Nationalen IT-Gipfels zu ihrem Fokusthema des Jahres 2012 und gibt Orientierung für den weiteren gemeinsamen Weg. Digitale Infrastrukturen 1. Intelligente Netze – Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Arbeitsgruppe 2 Die Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze erarbeitete im Rahmen eines strukturierten Strategieprozesses mit Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft strategische Kernaussagen zur Umsetzung Intelligenter Netze. Jahrbuch 2012/2013 2. Plattformen und Querschnittstechnologien – Die Enabler Intelligenter Netze Intelligente Netze setzen auf Basistechnologien wie Cloud Computing, Machine-to-Machine-Kommunikation und IPv6 auf. Die Unterarbeitsgruppe Plattformen beschäftigte sich mit Maßnahmen und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen, um die Akzeptanz und das Vertrauen in diese für die Zukunft Deutschlands wichtigen Technologien zu stärken. 3. Flächendeckendes Breitband – Die Grundlage für Intelligente Netze Die Unterarbeitsgruppe Breitband begleitet den Ausbau deutscher Breitbandinfrastrukturen, indem sie sich zentralen Fragestellungen und Maßnahmen in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit, im flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen und zuverlässigen Breitbandinfrastrukturen in der Haus- und Heimvernetzung widmet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13_Tite.indd 1 Mit Intelligenten Netzen zu Innovation, Wachstum und Fortschritt www.it-gipfel.de 13.12.2012 17:45:20 Digitale Infrastrukturen Arbeitsgruppe 2 Arbeitsgruppe 2 des Nationalen IT-Gipfels Jahrbuch 2012/2013 Jahrbuch 2012/2013 Herausgeber: Arbeitsgruppe 2 des Nationalen IT-Gipfels (AG2) „Digitale Infrastrukturen als Enabler für innovative Dienste“ Digitale Infastrukturen Ansprechpartner: Dr. Sven Hischke Deutsche Telekom AG E-Mail: sven.hischke @ telekom.de Dr. Peter Knauth Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie E-Mail: peter.knauth @ bmwi.bund.de Redaktion: Jens Mühlner (Projekt- und Redaktionsleitung) Deutsche Telekom AG E-Mail: jens.muehlner@ telekom.de Die Projektgruppen der AG2 und ihre Leiter (siehe ab S. 401) Tanja Bosse · Nicole Eichhorn · Kerstin Hain · Dr. Jörg-Michael Hasemann · Klaus-Peter Liepach · Hinnerk Fretwurst-Schiffel · Daniel Gille Deutsche Telekom AG ja|wirtschaftskommunikation · Berlin Gestaltung: Kerstin Hain Deutsche Telekom AG mc-quadrat Markenagentur und Kommunikationsberatung · Berlin | München (Ausgewählte Infografiken und Datenvisualisierung) Druck: BerlinDruck · Achim AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 2-3 Mit Intelligenten Netzen zu Innovation, Wachstum und Fortschritt 14.12.2012 12:58:33 5 Inhalt Mit Intelligenten Netzen zu Innovation, Wachstum und Fortschritt Vorworte der AG2-Leitung . ...................................................................................... 8 Einleitung . ............................................................................................................... 11 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft .................. 17 1 Intelligente Netze – AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 4-5 Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 25 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung .................... 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze................................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze ................................................................................. 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze ......................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ............................................................................... 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze . .............................................................................. 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze .......................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 ............................................ 161 14.12.2012 12:58:33 6 Inhalt Inhalt 7 2 Plattformen und Querschnittstechnologien – Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 AG2-Übersicht ......................................................................................................... 387 173 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen . ................................................................... 445 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser . .......... 177 Verzeichnis der beiteiligten Unternehmen, Behörden und Organisationen ................. 454 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie ........................................................... 199 Abkürzungsverzeichnis . ........................................................................................... 456 Abbildungsverzeichnis . ............................................................................................ 458 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung .der Einführung von IPv6....................... 231 Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 459 3 Literaturverzeichnis ................................................................................................. 460 Glossar .................................................................................................................... 463 Flächendeckendes Breitband – Die Grundlage für Intelligente Netze 3.1 251 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven .................................................................................. 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau ..................... 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) ........ 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen .in schwer zu versorgenden Gebieten . .. 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ....................................... 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ............................................................................. 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ............................................................ 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012........................ 379 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 6-7 14.12.2012 12:58:34 8 Vorworte der AG2-Leitung 9 Vorworte der AG2-Leitung Mit dem Auf- und Ausbau modernster Breitbandnetze schaffen wir heute die Infrastruktur, die den Sprung in die Gigabit-Gesellschaft ermöglicht. Privat und beruflich sind wir jederzeit vernetzt. Schnelle Verbindungen sind immer und überall verfügbar. Unsere Vision vom vernetzten Leben und Arbeiten wird zur Realität. Aber wir müssen schon jetzt die nächste Stufe dieser Entwicklung angehen: Den Aufbau intelligenter Infrastruktur in fünf gesellschaftlichen Kernbereichen. Dies sind Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung. Der Aufbau dieser „Intelligenten Netze“ ist das wohl größte und wichtigste Infrastrukturprojekt der kommenden Dekade. Sie sind zum Beispiel technische Voraussetzung und Mittel zur Umsetzung der Energiewende und genauso zur Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels. Durch den Aufbau Intelligenter Netze verbessern wir nicht nur Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit, wir schaffen auch eine IKT-Infrastruktur, die das Leben der Menschen in vielerlei Hinsicht verbessern und erleichtern wird. Es entstehen aber auch neue Risiken. Deshalb muss der Faktor Sicherheit in diesen digitalen Systemen von Anfang an tief verankert werden, um das Vertrauen für deren Nutzung zu gewinnen und dauerhaft zu erhalten. Die AG2 des Nationalen IT-Gipfels hat in den vergangenen Jahren mit ihren Beiträgen zum flächendeckenden Breitbandausbau wegweisende Akzente gesetzt. Jetzt gilt es, die begonnene Arbeit nicht nur in der Kooperation zwischen IKT-Wirtschaft und Politik, sondern in neuen Formen der branchenübergreifenden Zusammenarbeit zu vertiefen. Das Jahrbuch der AG2 ist abermals ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg. Es soll Orientierung geben, um das Engagement in einem gemeinsamen Verständnis der künftigen Ziele ebenso erfolgreich fortzuführen. Auf diese Zusammenarbeit freue ich mich und wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Der IT-Gipfel hat für die Bundesregierung einen hohen Stellenwert. Die Kooperation von Politik und Wirtschaft ist mustergültig. In der AG2 haben über 300 Einzelpersonen engagiert in den Unterarbeitsgruppen Breitband, Intelligente Netze und Plattformen mitgewirkt. Die Bedeutung der Telekommunikation nimmt infolge der Digitalisierung und Vernetzung großer Bereiche der Gesellschaft weiter zu. Mit Intelligenten Netzen kann die Telekommunikationsbranche dazu beitragen, gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie Energiewende, demografischen Wandel, Urbanisierung, wachsenden Verkehr und den Bürokratieabbau zu meistern. Die AG2 hat die Debatte ein gutes Stück vorangetrieben und mit ihren Ergebnissen Impulse gesetzt; dies dokumentiert dieses Jahrbuch. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wird Initiativen für eine übergreifende Strategie für die Einführung Intelligenter Netze unterstützen, um die Modernisierung wesentlicher Basissektoren unserer Volkswirtschaft zu fördern. Hierfür brauchen wir hochleistungsfähige Netze. Bereits heute stehen für 51 % der deutschen Haushalte Breitbandanschlüsse mit 50 MBit/s und mehr zur Verfügung. Jetzt geht es darum, das ambitionierte Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit weiterer Unterstützung der Wirtschaft zu erreichen. Die AG2 kann gerade in Fragen der praktischen Umsetzung wirkungsvolle Impulse setzen und Orientierungshilfen für Entscheidungsträger vor Ort geben. Der Breitbandausbau, Intelligente Netze und Querschnittstechnologien wie Cloud Computing, Machine-to-Machine-Kommunikation und die IPv6-Einführung bieten für die Telekommunikationswirtschaft erhebliche Innovationspotenziale und Wachstumschancen. Mit einer gleichermaßen wachstums- wie wettbewerbsorientierten Telekommunikationspolitik wollen wir die Grundlage für mehr Investitionen und Fortschritt für unser Land im digitalen Zeitalter schaffen. Ihr René Obermann Anne Ruth Herkes AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 8-9 Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG Staatssekretärin Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 14.12.2012 12:58:34 11 Einleitung Digitale Infrastrukturen sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft des Standorts Deutschland und für einen nachhaltigen Weg in die vernetzte Gesellschaft. Deutschlands Infrastrukturen befinden sich in einem umfassenden Prozess des Wandels. Die gleichzeitige Digitalisierung und Vernetzung von fünf zentralen Infrastrukturen – Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und öffent liche Verwaltung – unter dem Stichwort „Intelligente Netze“ ist eine Aufgabe, vor der nicht nur Deutschland steht, sondern alle Industrieländer. Im digitalisierten Zeitalter werden Intelligente Netze von zentraler volkswirtschaftlicher und gleichzeitig gesellschaftlicher Bedeutung sein. Die mit Intelligenten Netzen erreichbaren Produktivitäts- und Effizienzgewinne im Einsatz von Ressourcen, in Prozessen und bei der Entwicklung neuer innovativer Produkte, sowie deren Beiträge zur Steigerung der Lebensqualität, sind wichtige Grundlagen für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand in den nächsten Jahrzehnten. Deutschland hat hier das Potenzial für eine internationale Vorreiterstellung. Vor diesem Hintergrund hat die Arbeitsgruppe 2 des Nationalen IT-Gipfels (AG2) beschlossen, das Thema „Intelligente Netze“ in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten zu stellen. Hierfür wurde eine neue Unterarbeitsgruppe „Intelligente Netze“ initiiert und weitere Experten als Mitwirkende eingebunden. Die AG2 betrachtet insbesondere die Notwendigkeit einer verstärkten branchenübergreifenden Zusammenarbeit als Grundlage ihres Handelns. Die Mitglieder der AG2 sind überzeugt, dass die großen Herausforderungen und Chancen Intelligenter Netze und digitaler Infrastrukturen nur gemeinsam bewältigt werden können – branchenübergreifend und im Schulterschluss von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Unter dieser Leitlinie wurde im Jahr 2012 die Mitwirkung in der AG2 von inzwischen über 300 Experten und Branchenvertretern aus mehr als 100 Unternehmen, Organisationen und Institutionen koordiniert. Die Struktur der AG2 basiert auf drei Unterarbeitsgruppen (UAG), die die relevanten infrastrukturellen Grundlagen (Breitband), Querschnittstechnologien (Plattformen) und Strategien (Intelligente Netze) zur Realisierung Intelligenter Netze repräsentieren. Welche Analysen, Thesen, Forderungen und Projekte im Jahr 2012 erarbeitet wurden, ist in diesem Jahrbuch nachzulesen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 10-11 Im digitalisierten Zeitalter werden Intelligente Netze von zentraler volkswirtschaftlicher und gleichzeitig gesellschaftlicher Bedeutung sein. Die großen Heraus forderungen und Chancen Intelligenter Netze und digitaler Infrastrukturen können nur gemein sam bewältigt werden – branchenübergreifend und im Schulterschluss von Wirtschaft, Wissen schaft und Politik. 14.12.2012 12:58:34 12 Einleitung Aktuelle Herausforderungen Nationale Strategie Intelligente Netze Einleitung Abgesehen von den technischen Anforderungen zur Realisierung Intelligenter Netze sind die Herausforderungen auch inhaltlich und branchenspezifisch äußerst vielfältig und komplex. Stichworte sind hier unter anderem der demografische Wandel, die Energiewende sowie nach wie vor notwendige Haushaltskonsolidierungen bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an Bildungsmöglichkeiten, an die Gesundheitsversorgung und die Verwaltung. Der Optimierung all dieser Bereiche mithilfe digitaler Infrastrukturen widmete sich die AG2 in zahlreichen Sitzungen, Workshops, (Online-)Diskussionen und Konferenzen. Die Ergebnisse einzelner Gruppen mögen dabei auf den ersten Blick sachlich sehr spezifisch und eingegrenzt erscheinen, aber in der Gesamtschau ist jeder in diesem Jahrbuch zu findende Beitrag ein Baustein für die Zukunft unseres Landes im digitalen Zeitalter. Denn eines steht fest: Nur mit modernsten digitalen Infrastrukturen kann Deutschland im weltweiten Wettbewerb seine Rolle als Innovationsstandort auch künftig noch einnehmen. Die erarbeiteten Ergebnisse der AG2 sind umfassend in diesem Jahrbuch 2012/2013 dokumentiert. Die gemeinsame Botschaft ist: Intelligente Netze sind Schlüsselinfrastrukturen, die jetzt gestaltet werden. Die Digitalisierung der großen Infrastrukturen braucht eine nationale Strategie, die die Kräfte aus Wirtschaft, Staat und Gesellschaft bündelt und ausrichtet. Diese Aufgabe wollen wir im Sinne einer nationalen Kraftanstrengung gemeinsam angehen. Welche Maßnahmen und Rahmenbedingungen die Mitglieder der AG2 hier für erforderlich erachten, ist in den drei großen Themenkomplexen digitaler Infrastrukturen, die dieses Jahrbuch umfasst, dargestellt. Jedes Kapitel wurde von einer Unterarbeitsgruppe verantwortet und erstellt, die sich wiederum in verschiedene Projektgruppen (PG) gliedert. Daneben finden sich Fachinitiativen und Fokusgruppen (FG), die sich jeweils mit sehr speziellen Themen im Detail auseinandersetzten. Ein Überblick über die Gruppen und ihre Mitwirkenden findet sich in der AG2-Übersicht (ab S. 387). AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 12-13 13 Intelligente Netze – Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Die Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze erarbeitete im Rahmen eines strukturierten Strategieprozesses mit Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft strategische Kernaussagen zur Umsetzung Intelligenter Netze. Intelligente Netze sind das Nervensystem des digitalen Zeitalters. Wie im menschlichen Organismus Sinnesorgane, Gehirn und Muskeln über die Nerven verbunden werden, verknüpfen Intelligente Netze im Wirtschaftssystem unterschiedliche Akteure einer Wertschöpfungskette und sorgen für geregelte Abläufe und effiziente Prozesse. Damit sind Intelligente Netze eine Schlüsselinfrastruktur für die Zukunftsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Kapitel 1 zeigt die Ausgangssituation, die Auswirkungen und strategischen Handlungsempfehlungen in den Bereichen Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung auf und gibt einen Überblick über relevante aktuelle Projekte. Es werden Antworten gegeben auf Fragen wie: Welche Herausforderungen sind die Treiber? Welche Chancen bieten sich? Wo steht Deutschland heute und was wird sich ändern? Was muss gemeinsam angegangen werden? Kapitel 1 Plattformen und Querschnittstechnologien – Die Enabler Intelligenter Netze Wo Intelligente Netze effizient arbeiten sollen, werden bestimmte Basistechnologien benötigt – sogenannte Enabler. Dazu zählen das in Kapitel 2 behandelte Cloud Computing, die Machine-to-MachineKommunikation und das neue Internetprotokoll IPv6. Für alle drei Technologien gilt: Politik, Unternehmen und Gesellschaft sollten verstärkt auf die Notwendigkeit und die Möglichkeiten dieser En abler hingewiesen werden. Die Unterarbeitsgruppe Plattformen beschäftigt sich daher mit Maßnahmen und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen, um die Akzeptanz und das Vertrauen in diese für die Zukunft Deutschlands wichtigen Technologien zu steigern. Kapitel 2 14.12.2012 12:58:34 14 Einleitung Flächendeckendes Breitband – Die Grundlage für Intelligente Netze Kapitel 3 Die digitale Gesellschaft benötigt eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung – und das flächendeckend. Ist diese nicht gegeben, droht eine Abkopplung unterversorgter Gebiete von der übrigen Entwicklung. Für Haushalte wie auch die Wirtschaft ist eine breitbandige Anbindung an digitale Dienste unverzichtbar. Doch der flächendeckende Breitbandausbau ist noch nicht komplett abgeschlossen. Die Unterarbeitsgruppe Breitband begleitet den Ausbau deutscher Breitbandinfrastrukturen, indem sie sich zentralen Fragestellungen und Maßnahmen in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit, im flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen und zuverlässigen Breitbandinfrastrukturen in der Haus- und Heimvernetzung widmet. Kapitel 3 gibt einen Überblick über den Status und die Treiber dieser Themen. Das vorliegende Jahrbuch gibt einen umfassenden Überblick über die Arbeit der AG2 des Nationalen IT-Gipfels. Es soll Entscheidungsträgern Argumente und Handlungsempfehlungen an die Hand geben und allen anderen Interessenten Stoff für weitere Diskussionen liefern. Gleichzeitig soll dieses Jahrbuch Grundlage, Anregung und Ansporn zukünftiger Initiativen für den weiteren Fortschritt in Deutschland sein. Dabei eignet sich das Dokument auch zum gezielten Querlesen. Es steht zum freien Download zur Verfügung auf www.it-gipfel.de. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 14-15 14.12.2012 12:58:34 17 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft Die Wirtschafts- und Innovationskraft Deutschlands, unsere Position im internationalen Wettbewerb und der gesellschaftliche Fortschritt sind maßgeblich damit verbunden, dass unser Land den Wandel von einer klassischen Industrienation zum digitalen Zeitalter vollzieht und zu einem Gestalter der globalen, digitalen Gesellschaft wird. Die Digitalisierung hat bereits heute grundlegende Veränderungen in vielen Lebensbereichen bewirkt. Auch die Struktur der Volkswirtschaften ändert sich nachhaltig: neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle entstehen. Deutschland steht vor der Herausforderung, seine Stärken in der Produktion mit den Chancen der Digitalisierung zu verbinden. Für eine solche Entwicklung sind digitale Infrastrukturen und insbesondere Intelligente Netze die wesentliche Grundlage: Intelligente Netze schaffen Wachstum, schonen Ressourcen und steigern die Lebensqualität in signifikanten volkswirtschaftlichen Größenordnungen. Sie begründen eine wichtige Basis zukünftiger Wettbewerbsvorteile und nationalen Wohlstands. Und sie geben Antworten auf bedeutende gesellschaftliche Trends und Herausforderungen, wie die Energiewende oder den demografischen Wandel. Ein erfolgreicher Weg in die digitale Gesellschaft setzt dabei ein neues Verständnis des Zusammenwirkens von Wirtschaft, Politik und allen gesellschaftlichen Kräften voraus. Am Anfang muss der gemeinsame Wille stehen, die Chancen nicht nur zu erkennen, sondern diese zügig durch gemeinsames Handeln umzusetzen. Wandel von der klassischen Industrie nation zum Gestalter der globalen, digitalen Gesellschaft Die Stärken in der Produktion mit den Chancen der Digitalisierung verbinden. Ein erfolgreicher Weg in die digitale Gesellschaft setzt ein neues Verständnis des Zusammenwirkens von Wirtschaft, Politik und allen gesellschaftlichen Kräften voraus. Als Leitlinien für diesen Weg fassen zwölf Thesen die Ergebnisse der AG2 und dieses Jahrbuches zusammen: AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 16-17 14.12.2012 12:58:34 18 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 18-19 1 Die digitale Gesellschaft wird mehr sein, als eine beschleunigte Informationsgesellschaft. Das Zusammenspiel zwischen netzbasierten Innovationen und gesellschaftlichen Trends wird maßgeblich die weitere Digitalisierung unterschiedlicher Lebensbereiche bestimmen. Die zunehmende Verfügbarkeit digitaler Informationen und die immer umfassendere digitale Vernetzung sind Kennzeichen einer neuen Gesellschaft, die mehr ist als eine beschleunigte Informationsgesellschaft. Die richtige und frühzeitige Weichenstellung ist von entscheidender Bedeutung, um die wohlfahrtssteigernden Potenziale der Digitalisierung zu heben. 2 Eine flächendeckende Breitbandversorgung ist die Grundlage der Digitalisierung. Ausgangspunkt für die weitere Digitalisierung sind flächendeckende und breitbandige Hochleistungsnetze. Diese Infrastrukturaufgabe ist nur durch das gemeinsame Engagement von Wirtschaft, Bund, Ländern und Kommunen zu bewältigen. Die Finanzierung bleibt ein kritischer Faktor: Auch in Zukunft sind Milliarden-Investitionen in den weiteren Aus- und Aufbau von Hochgeschwindingkeitsnetzen erforderlich. Deshalb sind sämtliche Möglichkeiten zur Kostensenkung und verschiedener Finanzierungsmodelle zu nutzen. Zur Erhöhung der Netzauslastung bieten sich Kooperationen in Form von Open Access an. In einigen Gebieten bleibt staatliche Förderung weiterhin notwendig. Zur Beschleunigung des Netzausbaus muss der Tele kommunikationssektor durch die Schaffung attraktiver und verläß licher Infrastruktur-Investitionsbedingungen gestärkt werden, die den Einsatz innovativer Technologien und Geschäftsmodelle unterstützen. Für eine Versorgung des ländlichen Raums mit Hochleistungsnetzen müssen Synergien umfangreich ausgeschöpft werden. Hierzu ist die weitgehende Mitnutzung vorhandener, geeigneter Infrastrukturen zu gewährleisten. Darüber hinaus darf die Bedeutung der Haus- und Heimvernetzung als Bindeglied zum Endnutzer nicht länger unterschätzt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft ist dringend geboten. Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft Die Digitalisierung läutet eine neue Epoche der Infrastrukturen ein. Ausdruck der nächsten Phase der Digitalisierung sind Intelligente Netze. Sie bringen moderne IT- und Kommunikationstechnik mit bisher siloartig separierten, branchenspezifischen Technologien zusammen. Es entstehen neue, verteilte und selbstregelnde Anwendungen. Ähnlich dem Internet und seiner rasanten Entwicklung schafft die intelligente Vernetzung materieller und immaterieller Infrastrukturen neue Synergie-Effekte und Hebel, die vielfältige Innovationssprünge ermöglichen. Intelligente Netze haben den Charakter von Enablern und Querschnittstechnologien, die neue Paradigmen der Rolle und der Bedeutung von Infrastrukturen hervorbringen. Die Intelligenz der Netze ist dabei nicht in Einzelkomponenten verortet, sondern ergibt sich aus deren Vernetzung. Jede einzelne Komponente trägt zur Intelligenz bei, indem sie bestimmte Teilaspekte einer Gesamtaufgabe abdeckt. 3 Intelligente Netze sind das Nervensystem moderner Volkswirtschaften. Intelligente Netze entstehen in fünf Kernbereichen der Gesellschaft: Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung. Diese machen zusammen nahezu 25 % des BIP in den OECD-Staaten aus. Sie gehören zu den Grundfesten einer jeden Volkswirtschaft. Effizienz- und Innovationswirkungen in diesen Bereichen strahlen über die eigenen Branchengrenzen hinaus auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche aus. Sie sind „kritische Infrastrukturen“, deren Funktionsfähigkeit für die Abläufe einer Volkswirtschaft jederzeit uneingeschränkt sichergestellt sein muss. Mit Intelligenten Netzen ändern sich die Anforderungen an das Internet als Basisinfrastruktur. Neben der flächendeckenden Verfügbarkeit werden eine hohe Verbindungsstabilität mit garantierten Latenzzeiten und Qualitätsstandards erforderlich. 4 19 14.12.2012 12:58:34 20 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft 5 Intelligente Netze schaffen Innovation, Wachstum und Arbeitsplätze. Die geschätzten Effekte (Effizienzgewinne und Wachstumsimpulse) Intelligenter Netze summieren sich gemäß Fraunhofer ISI bei konsequenter Umsetzung und bei einem schnellen Rollout zu einem gesellschaftlichen Gesamtnutzen von jährlich über 50 Mrd. Euro. Unter den aktuellen Annahmen ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten zehn Jahren positive gesamtgesellschaftliche Effekte in Höhe von mehr als 330 Mrd. Euro erzielen lassen.* 6 Intelligente Netze bieten Lösungen für aktuelle Herausforderungen. Neue gesellschaftliche Herausforderungen bedürfen einer höheren Effizienz der Infrastrukturen. Verstärkter IKT-Einsatz und Intelligente Netze sind der Schlüssel zur Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben: Die Energiewende ist nur mit Intelligenten Netzen zu realisieren. Intelligente Gesundheits-, Bildungs- und Verwaltungsnetze helfen die Folgen des demografischen Wandels und die Notwendigkeit zur Kosteneinsparung bei gleichzeitig steigenden Qualitätsanforderungen in den Griff zu bekommen. Intelligente Verkehrsnetze bewahren uns vor dem Verkehrsinfarkt und sind Voraussetzung für einen verbesserten Schutz von Klima und Menschenleben. 7 Neue Infrastrukturen entstehen nicht aus sich selbst heraus. Die Technik zur Realisierung Intelligenter Netze ist verfügbar. Dennoch wird die für Deutschland wichtige zügige Umsetzung nicht allein durch den Antrieb der Marktkräfte zu realisieren sein. Der Aufbau Intelligenter Netze ist eines der größten Infrastrukturprojekte in der Geschichte unseres Landes. Dafür müssen in den kommenden Jahren in Deutschland Investitionen von etwa 130 Mrd. Euro aktiviert werden.** Es bedarf einer gemeinsamen nationalen Kraftanstrengung, eines politischen und gesellschaftlichen Willens, um fünf In frastrukturen gleichzeitig in das digitale Zeitalter zu transformieren. * Vgl. Gesamtwirtschaftliche Potenziale intelligenter Netze in Deutschland – Ergebnisse einer Metastudie, Fraunhofer ISI, Karlsruhe, 2012 ** Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, BITKOM Pressekonferenz, Berlin, 9. Juni 2011. http://www. bitkom.org/files/documents/Vortrag_Prof_Scheer_PK_Intelligente_Netze_09_06_2011.pdf (letzter Zugriff 29.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 20-21 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft Der Strukturwandel braucht eine neue digitale Standortpolitik. Die Digitalisierung der Infrastrukturen wird eine Rolle des Staates erfordern, die über die reine Setzung von Rahmenbedingungen hinaus geht. In der politischen Debatte steht zumeist die Internetpolitik im Vordergrund. Dies ist ein zu enger Fokus. Der Strukturwandel durch Digitalisierung ist wesentlich weitreichender. Es muss eine übergreifende Breitband-, Daten-Standort- und Innovationspolitik konzipiert werden, die folgende drei Aspekte gleich gewichtig abdeckt: • Digitalisierung von Infrastrukturen (Intelligente Netze), • Digitalisierung von Wertschöpfungsketten (Industrie 4.0, Cyber-Physical Systems, Business Web, Cloud Computing für industrielle Anwendungen), • Digitalisierung von Lebenswelten – (Digitale Gesellschaft). 8 Neue Geschäftsmodelle erfordern geeignete Rahmenbedingungen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen neu entstehende Märkte fördern und funktionierende Märkte forcieren. Durch geeignete Anreizsysteme kann der gesamtwirtschaftliche Nutzen maximiert werden. Hierzu gehört insbesondere auch die Investitionssicherheit. Dadurch wird es Netzbetreibern, Lieferanten und anderen Marktteilnehmern ermöglicht, in innovative Technologien und in F&E zu investieren. Darüber hinaus ist dem Fachkräftemangel vorzubeugen. Intelligente Netze erfordern neue Kompetenzen vor allem in den Ausbildungsberufen, die durch eine kombinierte IKT-/Anwendungsbranchen-Ausbildungsinitiative auf nationaler Ebene begegnet werden muss. 9 Gesellschaftliche Akzeptanz braucht den Zukunftsdialog. Die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz Intelligenter Netze erfordert einen breiten und kritischen Zukunftsdialog über alle gesellschaftlichen Ebenen hinweg. Wir benötigen in Deutschland in Bezug auf neue Technologien einen stärkeren Blick auf die Chancen, die in Technologien stecken. Gleichzeitig muss eine Vertrauensbasis dafür geschaffen werden, dass Datenschutz und Datensicherheit jederzeit gewährleistet wird. 10 21 14.12.2012 12:58:34 22 Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft 11 12 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 22-23 Die digitale Gesellschaft braucht eine übergreifende Datenstrategie und gemeinsame Standards. Die übergreifende Datennutzung als Grundlage für Intelligente Netze bedarf der Verankerung in einer nationalen Datenstrategie. In einer solchen Datenstrategie muss der Schutz der persönlichen Daten mit dem gesellschaftlichen Mehrwert der Datennutzung ausbalanciert werden. Der Datenschutz ist Grundlage für die Akzeptanz der Dienste und das Vertrauen der Bürger. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die technische Standardisierung auf nationaler Ebene nicht ausreicht. Es muss die Standardisierung mindestens auf europäischer Ebene erfolgen. In Deutschland gefundene Lösungen müssen stärker gezielt in die Standardisierung einfließen, um zukünftig Teil globaler Standards und Lösungen zu werden. Erkannte Hemmnisse müssen zügig angegangen werden. Der Aufbau Intelligenter Netze ist komplex. Es ist eine Vielzahl relevanter Beteiligter zu koordinieren. Hohe Anfangsinvestitionen müssen aufgebracht und zukünftige Marktmodelle gestaltet werden. Fehlende Rechtssicherheit sowie fehlende Harmonisierung rechtlicher Regelungen und Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene schaffen Unsicherheiten bezüglich des Aufbaus Intelligenter Netze und behindern private Investitionen. Fehlende Koordination relevanter Aktivitäten auf nationaler Ebene führt zu Insellösungen, Interoperabilitätsproblemen, fragmentierten Geschäfts- und Marktmodellen, sowie zu Nachteilen der deutschen Wirtschaft bei internationalen Standardisierungsaktivitäten. Um den Anspruch und die Chancen einer deutschen Technologieführerschaft zu wahren, muss die Zusammenarbeit forciert werden. Das Branchendenken muss einer vernetzten und branchenübergreifende Kooperation weichen. Ein bewusstes und branchen- und ressortübergreifendes Handeln ist erforderlich. Zusammenfassung – Leitthesen für den Weg in die digitale Gesellschaft 23 Ausgehend von diesen Thesen empfiehlt die AG2 folgende zwei Maßgaben zum Ausgangspunkt und Grundverständnis einer nationalen Strategie Intelligente Netze zu machen: 1. Kräfte und Ressourcen bündeln und an einem Strang ziehen, um Deutschland zeitnah zum Land der Intelligenten Netze zu machen. Die Politik, die Bundesregierung, sollte die Rolle eines Treibers der Veränderung einnehmen, bewusste politische Impulse setzen und ihre koordinierende Rolle zwischen Gesellschaft, Staat und Wirtschaft verstärken. Die Chance: erhebliche Potenziale einer auf Intelligente Netze abgestimmten Wirtschaftspolitik, Bildungs- und Forschungspolitik, Energie politik, Gesundheits- und Sozialpolitik können gehoben werden. Deutschland braucht die infrastrukturellen Grundlagen für Wachstum und Fortschritt in einer digitalen Gesellschaft. Es ist Zeit, konzertiert zu handeln. 2. Deutschlands Weg in die digitale Gesellschaft mit einem breiten Konsens als Fundament versehen. Wirtschaft und Politik müssen den gesellschaftlichen Ausgleich suchen. Ein stabiler Konsens in der Beurteilung von Chancen, Risiken, Nutzen und Kosten zwischen Wirtschaft und Gesellschaft muss Grundlage des Handels sein und eine langfristige Rentabilität der erforderlichen Infrastrukturinvestitionen ermöglichen. Maßnahmen zur Akzeptanzförderung und die Verankerung des Themas Intelligente Netze in Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung müssen vorangetrieben werden. Deutschland braucht Wissen und Wollen als Basis für den Erfolg in der digitalen Welt. 14.12.2012 12:58:34 1 Intelligente Netze – Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Intelligente Netze sind die Schlüsselinfrastrukturen digita lisierter Volkswirtschaften. Ihnen kommt in Zukunft eine wichtige Rolle als Unterbau der gesellschaftlichen und wirt schaftlichen Entwicklung Deutschlands zu. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund großer nationaler Herausforde rungen. Warum brauchen wir für die Energiewende Intelligente Netze? Durch den massiven Zubau erneuerbarer Energien ändern sich die Anforderungen an die Stromnetze grundlegend. Die zunehmende Volatilität und Dezentralität der Energie erzeugung erhöht die Komplexität und erfordert eine hö here Flexibilität der Netze sowie eine angepasste Steue rungslogik. Das Energieversorgungssystem wird zu einem komplexen und mehrstufigen System, an dem nicht nur deutlich mehr Erzeugungseinheiten angeschlossen sind, sondern in dem darüber hinaus die Verbraucher multi funktional sind. Der Aufbau von Smart Grids (intelligen ten Energienetzen) dient unter anderm dazu, Daten einer großen Zahl von Akteuren flexibel, bidirektional und nahe zu in Echtzeit miteinander zu verknüpfen und diese zu ver arbeiten, um den Strombedarf aller Verbraucher intelligent abzuschätzen und auf dieser Basis die Erzeugung und Be reitstellung des Stroms dynamisch anzupassen. Außerdem werden auf der Basis Intelligenter Netze neue dynamische Angebote ermöglicht, die zu Änderungen im Verhalten der Verbraucher führen werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 24-25 14.12.2012 12:58:34 Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem demografischen Wandel und Intelligenten Netzen? Die guten Lebensbedingungen und das leistungsfähi ge Gesundheitssystem tragen zu einer stetig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung bei. Dies führt zu ei ner zunehmend wachsenden Nachfrage nach Gesundheits dienstleistungen. Um diese Leistungen erbringen zu kön nen, bedarf es auch einer steigenden Zahl medizinischer und pflegerischer Fachkräfte. Unter diesen Voraussetzun gen stellen sich Herausforderungen an das deutsche Ge sundheitswesen, zu deren Lösung intelligente Gesund heitsnetze einen wesentlichen Beitrag leisten können: Bereitstellung ausreichender Kapazitäten für die Gesund heitsversorgung, die dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirkt; Aufrechterhaltung der hohen Qualitäts standards, effiziente Bereitstellung von Gesundheitsdienst leistungen, welche die vorhandenen, knappen Ressourcen bestmöglich auslasten, Sicherstellung des flächendecken den Zugangs zu medizinischer, pflegerischer und rehabili tativer Versorgung, Sicherstellung der Finanzierung, Förde rung von Präventionsmaßnahmen. Was bedeuten Intelligente Netze für unsere Mobilität? Der Mobilitätsbedarf steigt. Mehr Personen und mehr Güter teilen sich zu Stoßzeiten die gleichen Verkehrswege. Heu tige Verkehrssysteme sind funktionierende Insellösungen. Verfügbare Informationen erlauben nur eine verzögerte An passung des Mobilitätsverhaltens. Intelligente Verkehrs netze ermöglichen demgegenüber eine Optimierung der wirtschaftlichen Nutzung von Verkehrsinfrastruktur. Mit der Einführung und Verbreitung von intelligenten Verkehrs netzen könnten zudem Folgekosten durch Umweltschäden deutlich verringert und die Zahl der Unfalltoten und Verletz ten im Straßenverkehr deutlich gesenkt werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 26-27 Ist bessere Bildung zu geringeren Kosten möglich? Der demografische Wandel und die Notwendigkeit wei terer Haushaltskonsolidierungen verändern die Rahmen bedingungen für Bildung und ihre Qualität grundlegend. Ein wesentlicher Treiber des Wandels sind die Erwartungen und das Nutzungsverhalten der Lernenden von heute. Ins besondere das deutsche Hochschulsystem muss sich ei ner angespannten Finanzlage, der Erwartungshaltung der Studierenden und neuer Konkurrenz durch renommierte internationale Anbieter stellen. Die Vermittlung von Wissen bedeutet sowohl Vermittlung standardisierten Wissens als auch von Spezialwissen sowie eine möglichst hoch indivi dueller Betreuung. Intelligente Bildungsnetze ermöglichen eine stärkere Differenzierung zwischen diesen Leistungen mit dem Ziel, die vorhandenen Ressourcen effizienter bei gleichzeitig höherer Bildungsqualität zu nutzen. Warum wird auch die moderne Verwaltung intelligent vernetzt? Mit Blick auf die Vielzahl bedeutender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen stehen Staat und Verwaltung heute vor der Aufgabe, neue und innovative Lö sungswege zur Sicherstellung der öffentlichen Aufgaben zu erschließen. Dabei wird der Staat zugleich zum Leitanwen der, der die sich bietenden Chancen frühestmöglich nutzen muss. Bund und Länder haben die strategische Bedeutung der neuen technologischen Möglichkeiten erkannt: Mit dem Artikel 91c GG wurde ein umfassender Gestaltungsauftrag zur Schaffung einer alle staatlichen Ebenen verbindenden, föderalen IT-Infrastruktur verfassungsrechtlich verankert. Dies gilt es jetzt auf allen Ebenen in der Verwaltungsreali tät zeitnah umzusetzen. 14.12.2012 12:58:34 28 29 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.1.6 1.1.7 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung .......................................................................... Die Anfänge intelligenter Telekommunikationsnetze .................................. Internet und Chip-Technologien als Treiber der Computerisierung ............. Die Entstehung intelligenter Infrastrukturen – eine neue Epoche ............... Anwendungsbereiche Intelligenter Netze .................................................. Merkmale Intelligenter Netze .................................................................... Worin liegt die Intelligenz? ........................................................................ Parallele Entwicklungen im Kontext Intelligenter Netze . ............................ 29 29 30 30 35 36 38 42 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 28-29 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Der Ursprung des Begriffes „Intelligente Netze“ liegt in der Nachrichtentechnik. Seine Bedeutung hat sich über die letzten Jahre jedoch deutlich gewandelt. 1.1.1 Die Anfänge intelligenter Telekommunikationsnetze In den Anfängen der Telekommunikation von den 1870er Jahren bis hin zu den 1950er Jahren standen Sprachverbindungen zwischen zwei Personen im Vordergrund. Die technische Entwicklung konzentrierte sich darauf, die Vermittlung dieser Gespräche zu auto matisieren. Hiermit begannen Telekommunikationsnetze nach und nach intelligenter zu werden, intelligenter in dem Sinne, dass Vermittlungsaufgaben zunehmend komplexer und zunehmend autar ker von Netzelementen übernommen wurden. Mit den ersten Anfängen elektronischer Datenübertragungen kamen zusätzliche Anforderungen hinsichtlich der Nutzung und Abrechnung von Übertragungsstrecken hinzu. Neue Technologien wie ISDN ermöglichten die damals effiziente und für Sprache und Daten gleichzeitige Nutzung von Übertragungsstrecken. Dies erforderte für damalige Verhältnisse eine erhebliche Intelligenz in der Netztechnik. Mit den Die Bedeutung des Begriffs „Intelligente Netze“ hat sich deutlich gewandelt. 14.12.2012 12:58:35 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 2012 1990 2000 2010 2015 We ite re Ein sa tzf eld er 1985 Daraus resultierende neue Anforderungen re ite Ubiquität Sicherheit … zb Der digitale zellbasierte Mobilfunk mit NMT/GSM in seinen Anfängen, erste Mehrwertdienste und später die weiter voranschrei tende Neutralität bezüglich übertragener Inhalte führten dazu, dass Telekommunikationsnetze noch stärker computerisiert wurden, um den Abrechnungs-, Mobilitäts- und Diensteanforderungen gerecht zu werden. Einhergehend damit sind die heutigen Entwicklungen der Internettechnologien zu sehen, die dazu führen, dass Wissen und dessen Verarbeitung allgegenwärtig sein und jedem verfügbar gemacht werden können. Ein weiterer wichtiger Treiber sind die erheblichen Fortschritte in der Halbleitertechnik, die zu immer schnelleren und leistungsfähigeren Prozessoren und Speicherchips bzw. Speichermedien bei gleichzeitig stetig sinkenden Kosten geführt haben. Innovationssprung durch Intelligente Netze Intelligente Netze im modernen Verständnis haben zwar ihren Ursprung in der Nachrichtentechnik/Telekommunikation, gehen aber weit darüber hinaus. Sie verfügen über Attribute, die neben ihrer neuen Anwendungsrelevanz auch technisch einen Innovationssprung darstellen und damit die Evolution der Netze sprungartig vorantreiben. Heutige und zukünftige Intelligente Netze haben den Charakter von Enablern und Querschnittstechnologien1, die neue Paradigmen der Rolle und Bedeutung von Infrastrukturen hervorbringen. Dies tun sie in ihren jeweiligen dedizierten, branchen 1 Querschnittstechnologien im Sinne von Technologien, deren Anwendungsbereiche sich nicht auf eine bestimmte Industrie oder fachliche Domäne beschränken, sondern die über mehrere Branchen und Domänen hinweg Verwendung finden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 30-31 mu ko m Die Entstehung intelligenter Infrastrukturen – eine neue Epoche Te le 1.1.3 nik ati on Zunehmende Computerisierung der Telekommunikation Internet und Chip-Technologien als Treiber der Computerisierung Intelligente Netze bringen IKT mit bisher separierten branchenspezifischen Technologien zusammen. at 1.1.2 bezogenen Anwendungsfeldern wie auch und insbesondere in ihrer Wirkung über verschiedene Anwendungsfelder hinweg. Intelligente Netze bringen moderne IT- und Kommunikationstechnik mit bisher siloartig separierten branchenspezifischen Technologien zusammen. Es entstehen neue, verteilte und selbstregelnde Anwendungen. Abbildung 1.1-1 gibt eine Darstellung des MÜNCHNER KREISES im Auftrag der AG1 des Nationalen IT-Gipfels wieder, die die HerkunftIN-Evolution: und Entwicklung Intelligenter Netze in einem ähnlichen Verständnis der evolutionären Ursprünge darstellt, ohne jedoch den Evolutionsschritte der Intelligenten Netze Sprung effekt dereine heutigen herauszustellen. induzieren neueEntwicklung Anwendungsvielfalt 31 ns Daten des Anrufs wurden weitere Informationen, wie zum Beispiel Ursprung des Anrufs, Uhrzeit oder Wochentag verknüpft, was neue Steuerungsmöglichkeiten und neue Dienste ermöglichte. Der Begriff des Intelligenten Netzes wurde eingeführt. 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Ei 30 1 2 4 3 5 6 Telefonnetze IN-Evolution 1 Telefonnetze homogenes Transportsystem zentrale Dienstesteuerung Sprachkommunikation mit Signalisierung 3 Entkopplung Transport vom Dienst Dienstestrukturen transportsystem-unabhängig Dienstestrukturen transportsystem-übergreifend 5 Digitale Infrastrukturen Intelligente Endgeräte Cyber Physical Systems (CPS) M2M-Kommunikation Home-Vernetzung Clouds 2 Erste Stufen multimediale Dateninhalte dezentrale Dienstesteuerung heterogene Transportsysteme 4 Internetdurchdringung ALL-IP IMS SW-Agenten IPv6 6 Dienste Evolution (Anwendungs-Cluster) Kontinuum logischer Anwendungsnetze mit Anwendungs-Clustern Service-Daten-Pools pervasive Infrastruktur dienstspezifische Endgeräte Massendaten-Management Skalierung Abbildung 1.1-1: MÜNCHNER KREIS: Herkunft und Entwicklung Intelligenter Netze Quelle: MÜNCHNER KREIS (2012) 14.12.2012 12:58:35 32 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Intelligente Netze sind zukunftsrelevante Infrastrukturen. Übergang in eine neue Infrastrukturphase Intelligente Netze sind als zukunftsrelevante Infrastrukturen sowohl im materiellen und immateriellen, als auch im institutionellen Sinne zu verstehen. Sie teilen die Charakteristiken traditioneller Infrastrukturen wie in Abbildung 1.1-3 dargestellt. Dabei sind sie Ausprägung einer umwälzenden Veränderung der Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen durch die Digitalisierung. Der Branchenverband BITKOM beschreibt die Situation wie folgt: „Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über qualitativ ausgezeichnete Infrastrukturen – sei es im Bereich Verkehr, Telekommunikation, Gesundheit oder auch staatlicher Dienstleistungen. Unsere Infrastrukturen sind jedoch zum Teil schon Jahrzehnte alt. Angesichts der großen Herausforderungen an unsere Infrastrukturen durch den Klimawandel und den demografischen Wandel stellen sich aktuell allerdings grundlegende Fragen, wie wir die existierenden Infrastrukturen effizienter nutzen oder umgestalten können.“ 2 Diese Entwicklung ist Teil des Übergangs in eine neue Infrastrukturphase, in der nach dem Aufbau der klassischen Infrastrukturen (1950er bis 1970er Jahre) und der Liberalisierung (1970er Jahre bis heute) die effizientere Ausgestaltung durch den Einsatz von IKT im Fokus steht.3 Abbildung 1.1-2: Infrastrukturphasen seit 1945 Quelle: Baums, Ansgar (2012): Infrastrukturen: Vom Status Quo zu Intelligenten Netzen. White Paper. 2 BITKOM (2012), S. 4 3 Vgl. ebd., S. 5 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 32-33 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung 33 Infrastruktur: Einordnung und Bedeutung Der Infrastrukturbegriff entstammt den lateinischen Begriffen „infra“ und „struere“, was so viel bedeutet wie „darunter bauen“. Als Infrastruktur werden heute gemeinhin alle zumeist öffentlichen Einrichtungen bezeichnet, die eine Grundvoraussetzung für das wirtschaftliche und soziale Zusammenleben bilden 4. Abbildung 1.1-3: Übersicht zur Definition des Infrastrukturbegriffs Quelle: Grove (2012) Generell lassen sich materielle und immaterielle infrastrukturbasierte Netze und Ressourcen sowie institutionelle Infrastruktur unterscheiden. Klassisch verstehen wir unter materieller Infrastruktur heutige Verkehrsnetze, bestehend aus StraßenSchienen- und Verkehrswegen, sowie Einrichtungen der Ver- und Entsorgung, wie beispielsweise Energie-, Wasser- und Kommunikationsnetze. Parallel dazu existieren immaterielle Infrastrukturen in Form von Bildungseinrichtungen, einem funktionierenden Gesundheits- und Sozialsystem sowie einem Finanzsystem. Unter dieser Kategorie können aber auch Standards und virtuelle Netzwerke subsummiert werden5. So bildet beispielsweise das Internetprotokoll Version 4 bzw. 6 (IPv4/IPv6) eine grundlegende Voraussetzung, um weltweite Kommunikation innerhalb und über unterschiedliche Kommunikationsnetze hinweg zu ermöglichen. Die dritte Kategorie in Form der institutionellen Infrastruktur bezeichnet das Vorhandensein einer funktionierenden Rechts-, Wirtschafts- und Sozialordnung. Dabei setzen das 4 Vgl. Gabler (2010), „Infrastruktur“ 5 Vgl. Grove (2010) und Frischman (2012) 14.12.2012 12:58:35 34 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Vorhandensein, der Bestand und die Evolution institutioneller Infrastrukturen das Vorhandensein und die Beständigkeit von materieller und immaterieller Infrastruktur voraus 6. Der Aufbau, Erhalt und Ausbau von Infrastrukturen ist daher von zentraler Bedeutung für wirtschaftliches und soziales Leben. Innovationen auf Basis einzelner bzw. mehrerer bestehender Infrastrukturen sind dementsprechend zentral für den Bestand und das Wachstum einer Volkswirtschaft. Als tragendes Beispiel der Neuzeit kann hier das Internet mit seiner rasanten Entwicklung herangezogen werden. Auf Basis von Kommunikationsinfrastrukturen ist es möglich geworden, weitere bestehende materielle und immaterielle Infrastrukturen intelligent zu vernetzen. Resultierende Synergie-Effekte solcher Kombinationsmöglichkeiten dienen zugleich als Hebel existierender infrastrukturbasierter Netzeffekte und erschließeb bisher ungenutzte Potenziale im Hinblick auf Effektivität, Effizienz und Ressourceneinsatz, Komfort und Interaktion sowie Technologie und Innovation. 1.1.4 35 Anwendungsbereiche Intelligenter Netze Intelligente Netze sind primär in den Bereichen Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und öffentliche Verwaltung zu sehen.7 Auf dieser Grundlage hat der Branchenverband BITKOM fünf Intel ligente Netze beschrieben (siehe Abbildung 1.1-4).8 Anwendungsbeispiele dieser Intelligenten Netze und ihr Nutzen lassen sich exemplarisch wie in Tabelle 1.1-1 benennen. Eine übergreifende Sicht der Potenziale wird auch in Kapitel 1.2 gegeben. Tabelle 1.1-1: Beispiele Intelligenter Netze Anwendungsbereich Energie Gesundheit Bildung Verkehr Verwaltung Quelle: eigene Darstellung, 2012 IN-Beispiel Chancen Smart Grid • Dezentraler Ausgleich von Energieproduktion und Energieverbrauch • Grundlage für eine auf erneuerbaren Energien beruhende Energiewende Telemedizin • Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung im demografischen Wandel • Wissenszugriff und Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Fachrichtungen Hochschul-Cloud • Lehrinhalte werden breit verfügbar, Feedback und Betreuung verbessert • Erhöhung von Effektivität und Qualität des Lehrbetriebes Smart Mobility • Optimale und wirtschaftliche Nutzung von Verkehrsinfrastruktur • Verkehrsstrategische Routenplanung, optimierte Reiseorganisation, umweltorientiertes und verlässliches Verkehrsmanagement eGovernment • Beschleunigung von Arbeitsabläufen und Verfahren • Bessere Planungs- und Entscheidungs grundlagen, geringere Kosten Abbildung 1.1-4: Fünf Kategorien Intelligenter Netze des Branchenverbands BITKOM Quelle: in Anlehnung an BITKOM, 2012 Die genaue Definition des Begriffes „Intelligentes Netz“ stand in der Betrachtung des BITKOM zunächst weniger im Fokus, als vielmehr der Antrieb, auf drei für die Politikgestaltung entscheidende Faktoren hinzuweisen, die zusammen das Leitbild einer „neuen Infrastrukturpolitik“ ergeben9: 1. Infrastrukturen befinden sich in einem umfassenden Prozess des Wandels. Neue gesellschaftliche Herausforderungen wie demografischer und Klimawandel (Energiewende) bedürfen einer höheren Effizienz. Diese Effizienz ist nur durch den Einsatz von IKT möglich. Leitbild einer neuen Infrastrukturpolitik 7 BITKOM (2012), S. 4 8 Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, BITKOM Pressekonferenz, Berlin, 9. Juni 2011. http://www.bit kom.org/files/documents/PK_Intelligente_Netze_090611_NEU.pdf (letzter Zugriff 29.10.2012) 9 Vgl. Baums, Ansgar: Memo Intelligente Netze, 25 April 2012. http://h30507.www3.hp.com/t5/ 6 Vgl. Grove et al. (2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 34-35 HP-Point-of-View/Intelligente-Netze-Konzeptionelle-Anmerkungen/ba-p/124651 (letzter Zugriff 26.10.2012) 14.12.2012 12:58:35 36 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 2. Die notwendige Digitalisierung und Vernetzung wesentlicher Infra strukturbereiche vollzieht sich nicht überall marktgetrieben. Wo Markt- und Wettbewerbsprozesse nicht hinreichend sind, bedarf es einer aktiven, unterstützenden Rolle des Staates. 3. Obwohl die einzelnen Bereiche sehr unterschiedlich sind, lassen sich doch gemeinsame Fragestellungen bei der Digitalisierung herausarbeiten (zum Beispiel die Frage von Zentralität versus Dezentralität der Datenplattform-Architektur, Abgrenzung von Markt versus vorwettbewerbliche Kooperationen, Standardisierungs- und Normungsfragen). 1.1.5 Grundlage ist zunächst eine flächendeckende physische Vernetzung Als intelligente Netze werden Lösungen be zeichnet, die netzbasiert eine Regelung oder Ko ordination unterschied lichster technischer Geräte ermöglichen. Ziel ist es, komplexe Prozes se besser zu managen, die Effizienz zu steigern, Ressourcen zu scho nen und weitere, neue vernetzte Anwendun gen zu ermöglichen. Merkmale Intelligenter Netze Als Grundlage der mit Intelligenten Netzen einhergehenden neuen technischen und prozessualen Vernetzung ist zunächst das Vorhandensein einer flächendeckenden physischen Vernetzung zu sehen. Dies möglichst, jedoch nicht in jedem Anwendungsfall zwingend, über modernste, hochleistungsfähige Breitbandnetze (siehe hierzu auch Kapitel 3). Die AG2 hat hiervon ausgehend ihre Arbeiten auf der Basis folgender, im Jahrbuch 2011/2012 erarbeiteten Definition, begonnen: Definition: Intelligente Netze Als intelligente Netze werden Lösungen bezeichnet, die netzbasiert eine Regelung oder Koordination unterschiedlichster technischer Geräte ermöglichen. Dies geschieht zumeist kontextbezogen und über einen automatisierten Austausch von Daten. Ziel ist es, komplexe Prozesse besser zu managen, die Effizienz zu steigern, Verbrauch und Erzeugung miteinander zu koppeln und damit Ressourcen zu schonen sowie weitere, neue vernetzte Anwendungen zu ermöglichen. Intelligente Netze beginnen/enden bei Sensoren/ Aktoren, denen sie Daten entnehmen bzw. zuführen, werden über Kommunikationskanäle verschiedener, meist breitbandiger Accesstechnologien aggregiert und münden in zentralen Plattformen zur Speicherung bzw. Weiterverarbeitung über anwendungsbezogene Dienste.10 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Ergänzend und differenzierend können folgende Merkmale als kennzeichnend für Intelligente Netze herangezogen werden: • Kommunikationsqualität: Eine umfassende, qualitätsgesicherte, inhaltsneutrale Übertragung von Daten, Wissen, Inhalten. • Allgegenwärtigkeit: Erfassung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten, Ergebnissen, Aktionen sind ortsunabhängig und vielfach geprägt durch die Allgegenwärtigkeit mobiler Datenkommunikation. (Stichworte: Internet der Dinge, Soziale Medien, Cloud Computing, Mobile Datenkommunikation) • Modularität: Intelligente Netze verknüpfen austauschbare IT-Komponenten zu komplexen fachspezifischen Anwendungen und vereinfachen die IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen und Wertschöpfungsketten. Durch ihre leichte Austauschbarkeit können sich Unternehmen sehr viel schneller und flexibler als bisher an sich ändernde Marktumfelder anpassen. (Stichworte: Business Web, Industrie 4.0) • Marktplatzcharakter: Die IT-Komponenten Intelligenter Netze sind werthaltige und monetär verwertbare Vorprodukte. Ihre Austauschbarkeit ermöglicht einen Wettbewerb unter IT-Komponenten und lässt Märkte hierfür entstehen. Intelligente Netze haben damit das Potenzial, eine erhebliche wettbewerbs- und innovationsfördernde Dynamik freizusetzen. (Stichworte: Business Web, Industrie 4.0) • Evolutionseffekt: Die Leistungsfähigkeit des Intelligenten Netzes erhöht sich stetig dadurch, dass Einzelkomponenten durch jeweils besser geeignete ersetzt werden können. Der Marktplatzcharakter und die Möglichkeit des Wettbewerbs der Beteiligten stellen sicher, dass dies auch geschieht. Letztlich führt das dazu, dass Intelligente Netze fortlaufend „intelligenter“ werden. • Netzwerkeffekt: Kennzeichnend für Intelligente Netze ist das Potenzial einer selbstverstärkenden Dynamik. Je mehr Teilnehmer, desto mehr Nutzen für jeden Einzelnen, was wiederum die Attraktivität für weitere Teilnehmer erhöht. (Stichworte: Metcalfe’s Law) 37 Intelligente Netze ver knüpfen austausch bare IT-Komponenten zu komplexen fachspezi fischen Anwendungen und vereinfachen die IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen und Wertschöpfungsketten. Kennzeichnend für Intelligente Netze ist das Potenzial einer selbstverstärkenden Dynamik. Je mehr Teilnehmer, desto mehr Nutzen für jeden Einzelnen. 10 Digitale Infrastrukturen, AG2 Jahrbuch 2011/2012, S. 295 In diesem Jahrbuch wird die Schreibweise „Intelligente Netze“ verwendet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 36-37 14.12.2012 12:58:35 38 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1.6 Die Intelligenz eines intelligenten Netzes ist nicht in Einzelkomponenten verortet. Zentral gesteuert oder dezentral autonom AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 38-39 39 Worin liegt die Intelligenz? Die Intelligenz eines Intelligenten Netzes ist nicht in Einzelkomponenten verortet, sondern ergibt sich aus deren Vernetzung. Jede einzelne Komponente trägt zur Intelligenz bei, in dem sie – wie Organe in einem Organismus – bestimmte Teilaspekte einer Gesamtaufgabe erfasst, abstrahiert, beurteilt und darüber hinaus – im Falle vernetzter Sensoren bzw. Aktuatoren – auch direkt mit der Umgebung in Interaktion treten kann. IT-Systeme bestehen oft aus mehreren Komponenten, wobei in Intelligenten Netzen diese oft an verschiedenen Orten vorzufinden sind. Eine breitbandige Vernetzung ermöglicht den Datenaustausch auch bei hohem Datenaufkommen. Diese Vernetzung führt dazu, dass die einzelnen Leistungserbringer zusammenwirken können und die jeweiligen Teilaspekte von dem am besten dafür geeigneten Akteur geleistet werden. Dies kann hierarchisch zentral gesteuert oder dezentral in gewissen Grenzen autonom und au tark, sozusagen eigenintelligent, erfolgen. Die Komplexität im Aufbau und im Betrieb Intelligenter Netze liegt wesentlich begründet im • Umfang und in der Komplexität erforderlicher technischer Plattformen, Vernetzungen sowie Integrationen bestehender Systeme, • disruptiven Charakter, den sie auf die Anwendungsfelder ausüben können – insbesondere auf etablierte Marktrollen und deren Inhaber, • rechtlichen und regulatorischen Rahmen. Hohe Komplexität 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Komplexitätsrahmen Intelligenter Netze Abbildung 1.1-5 fasst das Verständnis der AG2 zum Komplexitätsrahmen Intelligenter Netze zusammen. Die Dimensionen dieses Rahmens stellen erstens die jeweiligen Aspekte in den Anwendungsfeldern mit ihren Fachlichkeiten, regionalen Besonderheiten, Integrationserfordernissen bezüglich Altsystemen, Marktrollen und Marktteilnehmern, zweitens die technologischen Aspekte sowie drittens Aspekte des rechtlich-/regulatorischen Rahmens dar. Abbildung 1.1-5: Komplexitätsrahmen Intelligenter Netze Quelle: eigene Darstellung, 2012 Die Anwendungsfelder sind die Bedarfsträger Intelligenter Netze. Im Rahmen des IT-Gipfels wurden die Bereiche Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung betrachtet. In den nachfolgenden Abschnitten dieses Kapitels werden diese Anwendungsfelder im Detail diskutiert. Die Technologie-Dimension umfasst die erforderlichen Techno logie-Ebenen zur Realisierung Intelligenter Netze. Dies sind vertikale branchenspezifische Plattformen, Datenhaltungs- und Rechenleistung, Endgeräte, Konnektivität sowie Kommunikationsund Netzwerktechnologien. Anwendungsfelder Technologie-Ebenen 14.12.2012 12:58:36 40 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Vertikale Plattformen bezeichnen Plattformen zur Erstellung und Bereitstellung branchenspezifischer Lösungen. Hierbei geht es nicht nur darum, fertige Lösungen „aus der Cloud“ heraus anzubieten, sondern insbesondere auch darum Marktplätze zu schaffen. Marktplätze, die es ermöglichen, neuartige Lösungen und Teillösungen zu erstellen und diese zu vermarkten. Aus technologischer Sicht erfordert dies folgende Funktionsblöcke: –– Anwendungen & Prozess-IT als Lösungen aus Nutzersicht. Anwendungen & Prozess IT sind in sich eigenständig und decken den Aufgabenbereich oder Teilprozess vollständig ab. –– Portale & Marktplätze als Zugänge zum Intelligenten Netz. Nutzer und andere Beteiligte können hierüber auf Anwendungen und Prozess-IT zugreifen. Die IT-Industrie – insbesondere auch der IT-Mittelstand – wiederum kann hierüber neue Lösungen ins Intelligente Netz integrieren, bereitstellen und vermarkten. –– Middleware zur Integration und Orchestrierung. Dieser Funktionsblock ermöglicht die Integrationen und das Verknüpfen einzelner Komponenten untereinander. Der Zusammenbau komplexer Anwendungen und Prozess-IT aus Einzelkomponenten wird somit ermöglicht. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 40-41 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung 41 • Datenhaltung & Rechenleistung in der bzw. aus der Cloud heraus stellen sicher, dass den Anwendungen und der Prozess-IT sehr effizient und ökonomisch die benötigten Ressourcen bereitgestellt werden können. Da es sich hierbei um eine sehr wich tige Plattformtechnologie für Intelligente Netze handelt, werden Cloud Computing und dessen hohe Relevanz für Intelligente Netze gesondert in Kapitel 2.1 besprochen. • Endgeräte sind im Intelligenten Netz die Kommunikationsendpunkte, an denen das Intelligente Netz mit der Umgebung interagiert. Mittels Endgeräten wie PCs, Tablets oder Smartphones machen Nutzer Eingaben und erhalten Ergebnisse angezeigt. M2M-Devices wie in intelligenten Zählern, in Straßenlaternen und in vollautomatisierten Fertigungsstrecken erfassen zum Beispiel Stromverbrauche und leiten diese weiter, sie schalten das Licht abends an und überwachen und steuern Fertigungsprozesse. M2M-Devices interagieren direkt über Sensoren und Aktuatoren mit der Umgebung bzw. mittelbar als Gateways zu nachgelagerten Systemen. Der M2M-Kommunikation als wichtige Plattformtechnologie für Intelligente Netze ist das Kapitel 2.2 gewidmet. –– Anwendungs- und Prozesskomponenten, aus denen Prozess-IT und komplexe Anwendungen zusammengestellt werden. Diese Komponenten sind Vorprodukte und bedienen Teilaspekte im Kontext komplexerer Lösungen. Ihre Austauschbarkeit und ihre monetäre Verwertung im Rahmen des Intelligenten Netzes ermöglicht einen ständigen evolutionsartigen Verbesserungsprozess bezogen auf das Intelligente Netz als Ganzes. • Konnektivität gewährleistet, dass Datenströme richtig und sicher fließen, dass Endgeräte identifiziert und adressiert werden können, dass die Verbindungsqualität ausreichend ist, dass Endgeräte auch dann erreicht werden, wenn sie „mobil“ sind, und dass Endgeräte für eine sichere Verwendung im Intelligenten Netz richtig konfiguriert sind. Ein wichtiger Aspekt der Konnek tivität ist IPv6. Dessen Bedeutung für Intelligente Netze wird ausführlich in Kapitel 2.3 diskutiert. –– Nutzer-, Partner- und Komponentenmanagement zur Verwaltung von Nutzern und Partnern Intelligenter Netze insbesondere auch ihrer Berechtigungen und Identifikationsmöglichkeiten. Komponentenmanagement betrifft die Verwaltung von Softwarekomponenten, um sicherzustellen, dass diese nur auf Basis entsprechender Vorgaben verwendet und monetär verwertet werden können.Das beinhaltet auch die Möglichkeit zur Abrechnung von Dienstleistungen gegenüber Nutzern und Erbringern. • Physische Vernetzung ermöglicht den Komponenten des Intelligenten Netzes miteinander zu kommunizieren. Hierzu gehören insbesondere die traditionellen kabelgebundenen und drahtlosen Weitverkehrstechnologien wie Festnetz und Mobilfunk aber auch kapillare Netzwerktechnologien im Nahverkehrsbereich wie LAN, WLAN, DECT, PAN (Personal Area Networks), Bluetooth, Wireless USB, RFID, Zigbee bis hin zu branchenspezi fischen Feldbussystemen wie CAN, M-Bus, Profibus u. ä. 14.12.2012 12:58:36 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft li tel g e n t e Ne t ze Bil du IPv6 ud E n e r gie Industrie 4.0 a lt u n M Clo Ver w u ti n g Breitbandvernetzung g Smart Cities M2 it Intelligente Netze stehen technisch und in ihrer Anwendung in Beziehung zu weiteren, aktuellen Innovationsfeldern (siehe Abbil dung 1.1-6). Das Konzept Intelligenter Netze lässt daher nicht abschließend abgegrenzen. Es steht im Kontext vielfältiger dynamischer Entwicklungen und unterschiedlichster Akteure. In diesem Sinne gilt es, die theoretische und wissenschaftliche Fundierung voranzutreiben und zu koordinieren, um die Grundlagen einer branchen- und technologieübergreifenden Zusammenarbeit bei der Umsetzung Intelligenter Netze zu verbessern. eHealth dhe Weitere relevante Innovationsfelder Parallele Entwicklungen im Kontext Intelligenter Netze In Internet der Dinge eLearning e Innovationsfelder weiter hr rke e V Gesun 1.1.7 Smart Buildings Smart Home Smart Mobility 43 ng • Der rechtliche/regulatorische Rahmen definiert einen Ordnungsrahmen, beseitigt Hemmnisse, schafft Anreize und übt einen maßgeblichen Einfluss auf das Marktmodell und die erforderlichen Marktrollen aus. Funktionierende freie Märkte mit nicht-diskriminierenden Zugängen zu Intelligenten Netzen werden sichergestellt, monopol- und oligopol-artige Strukturen werden vermieden. Ferner sichert der rechtliche/regulatorische Rahmen die Wahrung bürgerlicher Grundrechte. Hierzu gehört die Sicherung erforderlicher Datenschutz- und Datensicherheitniveaus. Weitere Zielsetzungen sind die Sicherstellung von Mindestqualitätsniveaus und flächendeckender Verfügbarkeit sowie die Versorgungssicherheit, die Wahrung von Verbraucherrechten und gegebenenfalls der Schutz hoheitlicher und nationaler Interessen. mp Rechtlich/ regulatorischer Rahmen 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung Co 42 eGov CyberPhysical Systems Smart Grid Abbildung 1.1-6: Innovationsfelder im Kontext Intelligenter Netze Quelle: eigene Darstellung, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 42-43 14.12.2012 12:58:36 44 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Beispiel: Industrie 4.0 11 Insbesondere der industrielle Sektor steht vor einem massiven Umbruch: Kürzere Produktzyklen, steigende Produktvarianz, zunehmende Produktindividualisierung mit kleinsten Losgrößen sind zu bewältigen. Das fällt zusammen mit der steigenden Bedeutung von Wertschöpfungsnetzwerken, Kostendruck, Ressourcenschonung und demografischem Wandel. Dieser Transformationsprozess wird mit dem Begriff Industrie 4.0 umschrieben. Gemeint ist damit ein neuer Ansatz, bei dem IKT sowohl die Produktion selbst wie auch das Umfeld in völlig neuer Form vernetzt. Fokussiert wird dabei auf die Fertigung mit der zugehörigen Logistik und Verteilung. Ziele sind Flexibilisierung und Automatisierung. Aufgrund des weitreichenden Effektes dieser Veränderung auf Technologie, Produktivität, Wissenschaft und Arbeitsorganisation kann von der vierten Industriellen Revolution gesprochen werden. Die erste industrielle Revolution war die Einführung mechanischer Produktionsanlagen am Ende des 18. Jahrhunderts, die zweite die arbeitsteilige Massenproduktion mit Hilfe von elektrischer Energie am Ende des 19. Jahrhunderts und die dritte der Einsatz von Elektronik und IKT zur weiteren Automatisierung ab den 1970er Jahren. Fortschritte in der Softwaretechnik, Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik ermöglichen es, mit Hilfe von Sensoren und eingebetteten Systemen intelligente Objekte zu erstellen. Diese geben ein genaues Abbild der realen Welt, also von Produkten, Fertigungsanlagen und Werkzeugen. Die dabei in Echtzeit entstehenden Daten der Produktionswelt können von diesen, intelligenten Objekten selbst gefiltert, aggregiert und dargestellt werden. Eine solche softwareintensive Lösung ist aufgrund der Informationsmenge die langfristig einzige praktikable Lösung. Für die Kommunikation dieser intelligenten Objekte untereinander wird der Begriff M2MKommunikation verwendet. Er steht für Maschine-zu-Maschine-Kommunikation und ist ein wesentlicher Baustein in diesem Konzept. Drahtlose Netzwerke sind dabei mögliche Übertragungswege für die Daten. Die Einführung des Internetprotokolls Version 6 (IPV6) schafft bei der großen Anzahl von Sensoren und eingebetteter Systeme die Möglichkeit, diese gezielt zu adressieren. Das Protokoll erweitert die Möglichkeiten für Datenschutz, Datensicherheit und Verbraucherschutz und ist deshalb nicht nur wegen der nur noch begrenzt verfügbaren Anzahl von IPv4-Adressen die bessere Wahl. Auch die Anbieter von Ausrüstungs- und Automatisierungstechnik profitieren von der Version 6 – in den Wirtschaftsregionen, die bereits mit dem Rollout begonnen haben, um auf die intelligenten Fertigungsanlagen und Produkte zuzugreifen. 1.1 Entwicklungslinien Intellligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung 45 Getrieben durch das Internet wachsen die reale und die virtuelle Welt immer weiter zusammen. Die Vision ist das Internet der Dinge, Daten und Dienste. Die in Echtzeit entstehenden Daten der Produktionswelt können durch Vernetzung mit internet basierten Diensten, oft als Business-Web bezeichnet, verarbeitet und für Regelprozesse genutzt werden. Das unterstützt eine Systematisierung und Selbststeuerung des Produktionsprozesses. Für dieses Konzept wird auch der Begriff „Smart Factory“ benutzt. Die internetbasierten Dienste ermöglichen zukünftig die Flexibilisierung und Automatisierung von Fertigungsprozessen über die Grenzen der Fabrik und des Werkes hinweg. Es werden weltweite unternehmensübergreifende Netzwerke von Produktionsverbünden mit Zulieferern und der dazugehörenden Logistik entstehen. Die dafür notwendige Prozessunterstützung erfolgt über das Internet mit der Informa tionsverarbeitung zum Beispiel im Cloud Computing. Mit der Anwendung in der Industrie verändern sich auch die Anforderungen an das Internet. Nicht mehr nur der flächendeckende und breitbandige Ausbau alleine ist notwendig, sondern vor allem eine hohe Verbindungsstabilität mit garantierten Latenzzeiten. Weiterer Forschungsbedarf ist insbesondere zu folgenden Themen gegeben: • Grundlagen und Voraussetzung von „Intelligenz“ in Intelligenten Netzen: Es gilt Dimensionen der Verteilung von Intelligenz (zentral vs. an der Peripherie) zu untersuchen und der Frage nachzugehen, welchen Einfluss die Vernetzung im Zusammenhang einer verteilten kooperativen Problemlösung hat. • Identifikation der Schlüsseltechnologien in Intelligenten Netzen Die erforderlichen Schlüsseltechnologien Intelligenter Netze müssen auf wissenschaftlicher Grundlage bestimmt und bezüglich ihrer Verwendungsaspekte in Intelligenten Netzen vertieft strukturiert dargelegt werden. • Märkte und Wettbewerb als Innovationstreiber in Intelligenten Netzen Es gilt zu untersuchen, welche Bedeutung dem Markplatzcharakter Intelligenter Netze zukommt, wie eine Dynamik evolutionärer, fortlaufender Verbesserung innerhalb Intelligenter Netze in Gang gesetzt werden kann und welche Bedeutung der technischen Austauschbarkeit von Komponenten zukommt. 11 Vgl. Dorst, Wolfgang: Industrie 4.0 Konzept des BITKOM, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 44-45 14.12.2012 12:58:36 46 47 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.2 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 Anlage: Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... Ökonomische Effekte der IKT ................................................................... Nutzen der Vernetzung ............................................................................. Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte Intelligenter Netze ....... Thesen – .Intelligente Netze und wachstumsorientierte Telekommunikationspolitik . ...................................................................... 47 47 48 49 54 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze Intelligente Netze werden als Infrastrukturen mit großen Auswirkungen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands verbunden sein. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist erheblich. 1.2.1 Ökonomische Effekte der IKT „Der Aufbau „Intelligenter Netze“ in fünf gesellschaftlichen Kernbereichen ist das wohl größte und wichtigste Infrastrukturprojekt der kommenden Dekade. Dies sind Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung.“ René Obermann Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG Zahlreiche Studien der Weltbank, der OECD, der EU-Kommission und vieler Wissenschaftseinrichtungen belegen, dass Informations- und Kommuni kationstechnologien wesentliche Treiber von Produktivität und Wachstum sind. Sie besitzen ökonomisch nachweisbare Effekte auf gesamtwirtschaftliches Wachstum, Produktivitätssteigerungen, Innovationstätigkeit und Arbeitsplätze. Die IKT im Allgemeinen und eine Breitbandinfrastruktur im Besonderen weisen positive Exter nalitäten auf, das heißt Investitionen in diese Bereiche fördern branchenübergreifend die wirtschaftliche Entwicklung.1 1 Qiang, C. and C. Rossotto (2009): Economic Impacts of Broadband, World Bank Informations and Communications for Development 2009: Extending Reach and Increasing Impact, Washington, D.C.; European Commission (2010): Europe’s Digital Competitiveness Report 2010;OECD (2012): OECD Internet Economy Outlook 2012, OECD Publishing; Czernich, N., Falk, O., Kretschmer, T., & Woessmann, L. (2011): Broadband Infrastructure and Economic Growth. Economic Journal, 121, 505-532. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 46-47 14.12.2012 12:58:36 48 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Ausstrahlung der IKT in andere Branchen Nach OECD-Berechnungen birgt insbesondere die Investition in IKT in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Transport und Energieversorgung erhebliche Wachstumspotenziale, da diese Sektoren nahezu 25 % des BIP in den OECD-Staaten ausmachen. Die Europäische Kommission geht davon aus, dass allein Cloud Computing das BIP der EU bis ins Jahr 2020 um bis zu 250 Milliarden Euro und die Beschäftigtenzahl um 3,8 Millionen erhöhen kann.2 Die Ursachen für diese Effekte liegen in den besonderen Eigen schaften von IKT, die auch als „multi-purpose Technologien“ bezeichnet werden. Diese Technologie wirkt – im Unterschied zu anderen Technologien – nicht nur innerhalb der IKT-Branche selbst wachstumssteigernd, sondern erhöht auch die Produktivität durch Ausstrahlungseffekte („Spillovers“) in anderen Branchen. 1.2.2 Die Steigerung der Produktivität geht in Intelligenten Netzen oftmals einher mit einer schonenderen und effektiveren Nutzung von Ressourcen. Nutzen der Vernetzung Mit den technologischen Möglichkeiten und den volkswirtschaft lichen Wachstumsbeiträgen Intelligenter Netze erfahren die Informations- und Kommunikationstechnologien eine weitere Di mension. Intelligente Netze übertragen als Plattform nicht nur Wissen für wachstumstreibende Inventionen und Innovationen, sie schaffen durch eine intelligente Steuerung und Verknüpfung über den Wissenszuwachs hinaus auch weiteren, zusätzlichen ökonomischen Nutzen. Intelligente Netze bieten zudem eine neue Grundlage für Wachstum und Fortschritt durch Innovationswettbewerb. Intelligente Netze vernetzen Teilkompetenzen und ermöglichen gleichzeitig deren Austausch. Die dadurch beflügelten Produktund Prozessinnovationen ermöglichen nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum und legen die Basis für eine stetig verbesserte Produktivität. Die Steigerung der Produktivität in Intelligenten Netzen, die oftmals mit einer schonenderen und effektiveren Nutzung von Ressourcen einhergeht, erklärt sich dadurch, dass situatives lokales Wissen mittels Intelligenter Netze zusammengetragen, mit 2 IDC (2012): Quantitative Estimates of the Demand for Cloud Computing in Europe and the Likely Barriers to Up-take, Studie im Auftrag der Europäischen Kommission. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 48-49 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze 49 andernorts vorhandenen Daten verknüpft und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden kann. Intelligente Netze ermöglichen somit ein Tun und Wirken aus der Ferne heraus. Ein Beispiel: Straßenverhältnisse können über vernetzte Sensoren im Straßenbelag lokal erfasst werden. Angebundene Verkehrsleitsysteme wiederum können diese Informationen nutzen, um Verkehrsströme zu lenken und Geschwindigkeitsbegrenzungen in Kraft zu setzen. 1.2.3 Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte Intelligenter Netze Die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekte Intelligenter Netze lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen3: • Wachstumspotenziale: Intelligente Netze sind Infrastruktur und Nährboden für neuartige IT-und kommunikationsgestützte Produkte und Dienstleistungen. • Effizienzsteigerung: Intelligente Netze bringen Informationsquellen und Informationsbedarfe zusammen. Angebots- und Nachfragesituationen können sehr viel leichter ausgeglichen werden als bisher. Infolge dessen können Ressourcen sehr viel sparsamer und schonender eingesetzt werden. • Steigerung der Lebensqualität und des Convenience-Faktors: In allen Bereichen ergeben sich Verbesserungen der Lebensqualität. So kann zum Beispiel die Gesundheitsversorgung verbessert und das Leben im Alter erleichtert werden. Die Haus- und Heimvernetzung bringt viele Produkte mit sich, die den Alltag noch angenehmer gestalten werden. Drei Kategorien volkswirtschaflticher Effekte Die Entwicklung des Internets hat gezeigt, dass die langfristigen Wirkungen von Querschnittstechnologien - insbesondere solcher mit Netzeffekten - nicht unterschätzt werden sollten. Die geschätzten Effekte (Effizienzgewinne und Wachstumsimpulse) Intelligenter Netze können sich sich gemäß Fraunhofer ISI bei konsequenter 3 Vgl. Gesamtwirtschaftliche Potenziale intelligenter Netze in Deutschland – Ergebnisse einer Metastudie, Fraunhofer ISI, Karlsruhe, 2012 14.12.2012 12:58:36 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Energie Gesundheit Vom statischen Stromnetz zum selbstorganisierten System Photovoltaik Quelle: In Anlehnung an die Studie der KBV/BÄK „Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung: Daten, Fakten,Trends“, 5. aktualisierte und komplett überarbeitete Auflage, 2010 2004 2010 2010 2010 2004 2004 2004 2004 2010 2004 2010 20,4 % Sonstige Landwirte Projektierer Contractingunternehmen Fonds/Banken Privatpersonen 2010 2004 2010 Der Energieverbrauch der Heizung wird häufig unterschätzt. 1991 72% Industrie 28% Haushalte 28% 600 Tausend 300 0 300 Tausend 600 Anteil der Krankenhäuser, die offene Stellen nicht besetzen konnten Partizipation 8.724 2006 28 % 80 % 2009 2006 ? ? ? ? Häuser mit entsprechendem Problem, konnten im Schnitt 3,9 Stellen nicht besetzen Gesamte Güterverkehrsleistung Treiber: Demografischer Wandel Entwicklung des Verkehrsaufkommens: Der öffentliche Verkehr hält nicht Schritt 70.000 60.000 1.000 50.000 Pflichten für Bürger und Unternehmen Vernetzung Bekanntheit 39 % Nutzung 21% MIV 40.000 800 Breitbandversorgung Reichweite von Lehre verbessern 30.000 600 400 20.000 Prognostiziertes Wachstum von 581 Mrd. Tonnenkilometer 1995 2000 2005 2010 2020 2030 2040 2050 0 1950 Die Reichweite und die Anzahl der Studierenden in einer Vorlesung kann gesteigert werden. ÖPNV 10.000 200 0 Open Government Vernetzung Fahrten in Millionen pro Jahr 1.400 1.200 Quelle: In Anlehnung an http://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/94511/?clsId0=276654&clsId1=276663&clsId2=276945&clsId3=0 Treiber: Energiewende Aufgaben für Verwaltungen 2008 Quelle: In Anlehnung an ForTISS GmbH Pipeline 2006 9.165 2000 2020 10 15% Behörden Verwaltungsvorgänge 100 LOC 17 Anfang der 1970er 15,9 % Quelle: In Anlehnung an ProgTrans, BGL 2008 13% Elektrogeräte und Beleuchtung 17 Binnenschiff 11.555 31,0 % Verkehr 28% Quelle: In Anlehnung an die Deutsche Energie -Agentur (dena)/Energiedaten BMWi (Stand: 12/2011, Bezugsjahr 2010), Datenbasis: AG Energiebilanzen e. V. Bahn 44.903 2020 18,1 % 2000 Entwicklung der Güterverkehrsleistung Absolventen im Fach Humanmedizin 1993 Zeit 53.145 2006 26,6 % 1993 25,6 % 40 30 Warmwasser 1 Woche Behörden 1 Million LOC Volumenfahrzeuge 64 87 53.222 2002 Ärzte unter 35 Jahren 60 20 Erneuerbare Energien Hausärzte in Deutschland Anzahl ohne Kinderärzte 80 70 Residuallast Standardwissen effizienter vermitteln Ressourcen können entlastet und an anderen Stellen eingesetzt werden. 2005 2050 95 170 Verwaltung Intelligente Verwaltungsnetze Infrastruktur zur Verschlankung der übergreifenden Prozesse Straße Anteil der über 60-jährigen 90 Raumwärme Intelligente Bildungsnetze Höhere Effizienz in der Hochschulbildung 10 Millionen LOC Premiumfahrzeuge 404 707 Entwicklung Güterverkehr in Deutschland in Milliarden Tonnenkilometer 100 2030 2008 Quelle: In Anlehnung an den Bundesverband Er neuerbare Energie (BEE ) Die Bedeutung der Straße im Güterverkehr Entwicklung der Arztzahlen in Deutschland Gewerbe 16% Bildung Schon heute viel Software im Auto Software-Code im Kfz, in Lines of Code (LOC) Quelle: In Anlehnung an https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/ 50 Wer verbraucht am meisten Energie? Nachfrage Mehr Personen und mehr Güter teilen sich zu Stoßzeiten die gleichen Verkehrswege Demographische Entwicklung in Deutschland Residuallast bei einem Kraftwerkspark mit hohem Anteil an Erneuerbaren Energien Last Verkehr Der Mobilitätsbedarf steigt Intelligente Gesundheitsnetze für die Herausforderungen der demographischen Entwicklung 2009 2004 Installierte Leistung in MW Biogener Hausmüll 15.000 10.000 5.000 2050 2004 2010 20% 2040 2004 2010 35% 2030 2004 2010 80% 65% 0 2020 Gewerbe 65% 50% 50% Windkraft Quelle: In Anlehnung an trend:research, Anteile der Eigentümergruppen an Erneuerbaren Energien (Gesamtdarstellung) Seite 44 „Große 4“ 35% 2009 Angebot von erneuerbarer Energie selten synchron zur Nachfrage Wasserkraft Regenerative Energie wird zunehmend dezentral in kleinen Einheiten erzeugt sonstige EVU 82% 16% 20.000 Regionsalerzeuger Konventionielle Biomasse 2010 25.000 Erneuerbare Quelle: In Anlehnung an db_Smar tgrids_1105.pdf Internationale EVU Energiekonzept der Bundesregierung Der Anteil der Erneuerbaren Energien soll steigen 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze Leistung in Mrd. Tonnenkilometer 50 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Treiber: Verkehrsmenge Unternehmen Bürger Unternehmen 2012 Quelle: In Anlehnung an Destatis Datenreport 2006, bis 1990 nur Westdeutschland, 2010 eigene Berechnung Bürger 2020 Quelle: eGovernment MONITOR 2012 Treiber: Bildungsqualität Treiber: Kostenentwicklung Intelligente Netze Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte Wachstumspotenziale Durch Möglichkeiten für neue innovative IT-Lösungen und IT-gestützte Produkte Intelligente Netze Effizienzsteigerung Steigerung der Produktivität durch verringerten Ressourceneinsatz, Schonung natürlicher Ressourcen Steigerung der Lebensqualität Verbesserte Gesundheitsversorgung, Hilfen für das Leben im Alter, Zeitersparnis und höhere Flexibilität im Verkehr, schnellere und transparentere Verwaltungsabläufe, bessere Lernmittel und -möglichkeiten in Aus- und Weiterbildung, innovative vernetzte Produkte im Haus und Heim Abbildung 1.2-1: Intelligente Netze – Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte Quelle: in Anlehnung an: Gesamtwirtschaftliche Potenziale intelligenter Netze in Deutschland – Ergebnisse einer Metastudie, Fraunhofer ISI, Karlsruhe, 2012 Gesamtwirtschaft liche Effekkte bis 2022 von über 330 Mrd. Euro möglich Umsetzung des Konzepts und bei einem schnellen Rollout zu einem gesellschaftlichen Gesamtnutzen von jährlich bis zu 55,7 Milliarden Euro summieren. Der volkswirtschaftliche Gesamtnutzen von Intelligenten Netzen baut sich laut Fraunhofer ISI in den nächsten Jahren sukzessive, jedoch nicht linear, auf. Der Diffusionsverlauf erfolgt in verschiedenen Phasen. Im Zehnjahreszeitraum von 2012 bis 2022 erreichen die gesamtwirtschaftlichen Effekte entsprechung der Diffusionskurve einen kumulierten Gesamtwert von rund 336 Milliarden Euro.4 4 Vgl. Gesamtwirtschaftliche Potenziale intelligenter Netze in Deutschland – Ergebnisse einer Metastudie, Fraunhofer ISI, Karlsruhe, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 50-51 Zu den Potenzialen Intelligenter Netze zählen zum Beispiel die Erhöhung der Verkehrssicherheit, effizientere und qualitativ bessere Gesundheitsversorgung, geringere Umweltbelastung, Effizienzgewinne in der Verwaltung oder auch verbesserte Kommunikation zwischen den Bildungsinstitutionen.5 Einige qualitative Potenziale Intelligenter Netze fasst ein Positionspapier des MÜNCHNER KREISES wie folgt zusammen: 51 Qualitative Potenziale • Für Unternehmen ergeben sich sowohl in den einzelnen, voneinander isolierten Einsatzfeldern als auch in ihrer Erweiterung und Verknüpfung vielfältige Ansatzpunkte für die Entwicklung innovativer oder gar disruptiver Produkte und Dienstleistungen. So ist es zum Beispiel sicher zweckmäßig, Synergien zwischen Verkehrssteuerung und Energiebereitstellung zu nutzen. • Aus der Sicht des Industriestandortes Deutschland kann eine Vorreiterrolle im Hinblick auf Intelligente Netze zu vielversprechenden Innovationen führen, welche die deutsche Wettbewerbsposition stärken und ferner zu Internationalisierungseffekten führen können. Gleichzeitig wird die Industrie als Wegbereiter für neue Schlüsseltechnologien (insbesondere in der Mikroelektronik, Service Data Management, Datensicherheit, CyberSecurity) gestärkt. • Aus gesellschaftlicher Sicht können durch den Einsatz Intelligenter Netze natürliche Ressourcen geschont werden und zudem durch verbesserte Koordination und Automatisierung die Lebensqualität gesteigert werden. Diese Verbesserungen können einen wesentlichen Ausgangspunkt für gesellschaftliche Innovationen im Hinblick auf neue Herausforderungen (zum Beispiel demografische Entwicklung, Gesundheitsversorgung im Alter und auf dem Land) darstellen. Treibende Einflussfaktoren auf Intelligente Netze stellen dabei sowohl die Verfügbarkeit sich ständig verbessernder Technologien dar (Push-Faktor), als auch die ansteigenden Lösungsbedarfe (PullFaktor) in den Anwendungsbereichen. Einflussfaktoren 5 MÜNCHNER KREIS (2012): IN-Evolution: Intelligente Netze – Status, Potenziale und Herausforde- rungen, i.E. 14.12.2012 12:58:37 52 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze Treibende Einflussfaktoren auf Intelligente Netze Forschungsbedarf ist insbesondere zu folgenden Themen zu sehen: Technologieverfügbarkeit: Fertigungstechniken Sensorik/Aktuatorik M2M Technologien IPv6 Lösungsbedarfe: PushFaktoren PullFaktoren Intelligente Netze Cloud Computing Kommunikation Energie Gesundheit Verwaltung Verkehr Bildung Abbildung 1.2-2: Treibende Einflussfaktoren auf Intelligente Netze Quelle: eigene Darstellung, 2012 Die richtige Weichenstellung heute ist von entscheidender Bedeutung. 53 Das Zusammenspiel zwischen netzbasierten Innovationen und gesellschaftlichen Trends wird maßgeblich die weitere Digitalisierung unterschiedlicher Lebensbereiche bestimmen. Eine Szenario analyse der Fraunhofer ISI prognostiziert, dass die zunehmende Verfügbarkeit digitaler Informationen und die immer umfassendere digitale Vernetzung Kennzeichen einer neuen Gesellschaft sein werden, die mehr ist als eine beschleunigte Informationsgesellschaft.6 In fünf Anwendungsszenarien wird umrissen, wie Menschen in der Gesellschaft von morgen sich politisch beteiligen, sich vernetzt weiterbilden, multimodal mobil sind, nachhaltig leben und von vernetzten Gesundheitslösungen profitieren. Die in der Studie ebenfalls skizzierten Voraussetzungen verdeutlichen, dass die richtige Weichenstellung (siehe hierzu die Thesen in der Anlage) von entscheidender Bedeutung ist, um die wohlfahrtssteigernden Potenziale Intelligenter Netze (im Sinne von Digitalisierungs szenarien) zu heben. Insgesamt ist zu beachten, dass die Aussagen über die gesamtwirtschaftlichen Effekte Intelligenter Netze zum heutigen Zeitpunkt noch auf einer geringen Erfahrungs- und Datenbasis beruhen. Hier besteht also, ebenso wie bezüglich der Akzeptanzfaktoren, weiterer Forschungsbedarf. • Veränderung von Marktmodellen und Marktrollen und Konsequenzen daraus Es muss untersucht werden, wie Marktmodelle für Intelligente Netze zu gestalten sind, damit ihre innovationstreibende Dynamik freigesetzt werden kann. Es müssen ferner die Auswirkungen des Wechsels von Marktmodellen in Bezug auf existierende Marktmodelle und Marktteilnehmer beschrieben, die Handlungsspielräume des Staats untersucht und Empfehlung zur Einführung und Umsetzung neuer Marktmodelle gegeben werden. • Gesellschaftliche Aspekte und Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Akzeptanz Es muss untersucht werden, welche gesellschaftlichen Aspekte bezüglich Intelligenter Netze hinsichtlich Datenschutz, -sicherheit, Verfügbarkeit, Versorgungssicherheit, Verbraucherschutz und des freien Wettbewerbs, des freien Marktzugang zu Intelligenten Netzen zu beachten sind und welche Einstellungen Bürger und Wirtschaftsakteure hierzu besitzen. • Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Intelligenter Netze, Finanzierungsund Governancemodelle Die volkswirtschaftlichen Potenziale und Wirkungen Intelligente Netzen sind weiter zu konkretisieren und geeignete Finanzierungsmodelle darzustellen. Ferner sollte ausgearbeitet werden, welche Anwendungsbereiche Intelligenter Netze privatwirtschaftlicher Natur sind, welche sich für Private-Public-Partnerships eignen und welche gänzlich in staatlicher Hoheit umgesetzt werden sollten. Weiter sollten geeignete Governance-Modelle für Intelligente Netze entwickelt werden. • Intelligente Netze als kritische Infrastrukturen Es gilt zu untersuchen welche Anwendungsbereiche Intelligente Netze als „kritische Infrastrukturen“ zu betrachten sind und wie dem bestmöglich entsprochen werden kann. 6 Szenarien für die Gigabitgesellschaft, Fraunhofer ISI, Karlsruhe, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 52-53 14.12.2012 12:58:37 54 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Anlage: Thesen – Intelligente Netze und wachstumsorientierte Telekommunikationspolitik Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat im Juni 2012 einen Forschungsauftrag zur Erstellung einer Studie zu dem Thema „Wachstumsorientierte Telekommunikationspolitik“ an das ifo-Institut (Prof. Dr. Falck) in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorf Institute for Competition Economics an der Universität Düsseldorf (Prof. Dr. Haucap) und Prof. Dr. Kühling, LL.M. (Universität Regensburg) vergeben. Die Chancen und Potenziale Intelligenter Netze für Wachstum der Telekommunikationsbranche bilden einen Schwerpunkt der Untersuchung. Die Auftragnehmer wurden bei ihren Forschungsarbeiten in den unterjährigen Arbeitsprozess der AG2 eingebunden. Am 28. August 2012 fand im ifo-Institut München ein Experten-Workshop statt, in dem die Chancen und Herausforderungen der Intelligenten Netze diskutiert worden. Darauf aufbauend wurden die Wachstumspotenziale Intelligenter Netze am 16. Oktober 2012 in Berlin auf der Konferenz „Wachstumsorientierte Telekommunikationspolitik“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Die nachfolgenden Thesen der Auftragnehmer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie fassen den Diskussionsstand in diesem Themenbereich zusammen und flankieren in wissenschaftlicher Hinsicht die Arbeitsergebnisse der AG2. In Intelligenten Netzen werden durch die Verarbeitung verknüpfter Daten Effizienzgewinne ermöglicht und Wachstumspotenziale eröffnet. Durch die Aggregation und Verknüpfung von Daten in der Cloud lassen sich Größenvorteile erzielen, die zu Effizienzgewinnen führen. Auf der Anwenderseite generiert die Skalierbarkeit der Leistungen an den tatsächlichen Bedarf Kosteneinsparungen. Außerdem bildet eine solche Verknüpfung die Voraussetzung für die intelligente Verarbeitung von Daten, welche eine effiziente Steuerung komplexer Systeme ermöglicht und neue Anwendungen eröffnet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 54-55 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze 55 Wachstumseffekte durch Intelligente Netze sind nicht nur in der Telekommuni kationsbranche zu erwarten, sondern können in unterschiedlichsten Branchen auftreten. Anwendungen Intelligenter Netze betreffen so unterschiedliche Sektoren wie Gesundheit, Energie und Bildung. Wachstumseffekte Intelligenter Netze erstrecken sich daher auf zahlreiche unterschiedliche Branchen. Sowohl die Höhe dieser Wachstumseffekte als auch die Branchen, in denen sie künftig auftreten können, sind heute erst teilweise absehbar. Hinzu kommt, dass Innovationen im Zusammenhang mit Intelligenten Netzen innerhalb eines Anwendungsbereiches, Innovationen und Wachstumseffekte in anderen Anwendungsbereichen auslösen. Die Wachstumseffekte Intelligenter Netze in unterschiedlichen Branchen sind somit interdependent. Der Ausbau Intelligenter Netze eröffnet enorme gesellschaftspolitische Chancen. Der demografische Wandel stellt unser Gesundheitssystem und Bildungswesen vor gewaltige Aufgaben. Lösungen aus dem Bereich der Intelligenten Gesundheitsnetze ermöglichen es, Gesundheitsangebote insbesondere auch in dünn besiedelten Gebieten zu etablieren bzw. aufrechtzuerhalten, wo eine Versorgung mit traditionellen Angeboten nicht oder nicht mehr wirtschaftlich ist. Intelligente Bildungsnetze leisten einen Beitrag dazu, Bildungsergebnisse zu verbessern und die älter werdende Erwerbsbevölkerung auf eine dynamische Arbeitswelt vorzubereiten. Darüber hinaus ist die Energiewende ohne intelligente Lösungen im Energiebereich nicht denkbar. Intelligente Lösungen im Verkehrsbereich verbessern die Verkehrssteuerung und E-Government leistet einen Beitrag zu mehr Bürgernähe und Effizienz der öffentlichen Verwaltung. Voraussetzung für Wachstumsimpulse durch Intelligente Netze ist eine zukunfts fähige Infrastruktur. Eine leistungsfähige Infrastruktur mit genügender Reichweite ist die Voraussetzung für eine weit verbreitete Nutzung von Cloud-Technologien und Intelligenten Netzen. Es gilt daher sicherzustellen, dass ausreichende Investitionsanreize bestehen, damit der Ausbau der Netze weiter vorangetrieben wird. Die Verbreitung von Cloud-Diensten fördert die Nutzung Intelligenter Netze und beschleunigt den Infrastrukturausbau. 14.12.2012 12:58:37 56 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 57 Der aktuelle Regulierungsrahmen und Förderansatz schafft richtige Anreize für den Infrastrukturausbau. Die Fragen des Wachstums im TK-Bereich und der angemessenen Infrastrukturausstattung wurden bislang intensiv als Regulierungsthema diskutiert. Mit dem EU-TK-Review und dem TKG 2012 ist der ordnungspolitische Rahmen wesentlich verbessert worden. Nun geht es in der Anwendung um eine Regulierung mit Augenmaß und die Nutzung der neuen Handlungsspielräume. Auch mit der moderaten staatlichen Breitbandförderung wurde ein vernünftiger Ansatz gewählt. Der Fokus einer wachstumsorientierten IKT-Politik ist daher künftig stärker auf die Beseitigung von Hemmnissen bei der Verbreitung von Intelligenten Netzen zu setzen, was insbesondere eine stärkere Betrachtung der Nutzer verlangt. Um die schnelle Verbreitung Intelligenter Netze zu gewährleisten, müssen genügend Anreize für die Anwender der neuen Technologien bestehen. Anwender müssen von den durch Intelligente Netze entstehenden Effizienzgewinnen in ausreichendem Maße profitieren. Dies kann in Form von monetären Vorteilen oder Qualitätsverbesserungen erfolgen. Ohne konkreten Nutzen werden Anwender, wenn überhaupt, nur sehr zögerlich auf neue Technologien umsteigen. Beispielhaft für einige Sektoren bedeutet das, folgende Fragen zu beantworten: Welchen Vorteil haben Stromendkunden vom Einbau eines Smartmeters? Welchen Vorteil haben Lehrer vom Einsatz von E-Learning-Lösungen im Unterricht? Welchen Vorteil haben Ärzte vom Angebot telemedizinischer Leistungen? Diese Beispiele verdeutlichen, dass stärkere Anreize für Anwender Intelligenter Netze geschaffen werden müssen. Gleichzeitig trägt der Staat die Verantwortung, durch den Abbau rechtlicher Hindernisse die Schaffung solcher Anreize zu erleichtern. Für die Datenverarbeitung in Intelligenten Netzen muss ein adäquater datenschutzrechtlicher Rahmen geschaffen werden. Besonders auf Anwenderseite ist durch transparente rechtliche Rahmenbedingungen das notwendige Vertrauen in neue Technologien zu stärken und die Sorge um den Datenschutz zu mindern. Auch auf Anbieterseite führt ein klarer rechtlicher Rahmen zu überschaubareren Risiken und erleichtert jungen Unternehmen den Markteintritt. Ein effektiver Datenschutz ist damit zugleich ein wichtiger komparativer Vorteil deutscher bzw. europäischer Diensteanbieter. Hierbei leistet die Zertifizierung in Bezug auf Datenschutz und –sicherheit einen wichtigen Beitrag. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 56-57 14.12.2012 12:58:38 58 59 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 1.3.1 59 1.3.3.1 1.3.3.2 1.3.3.3 1.3.4 1.3.4.1 1.3.4.1.1 1.3.4.1.2 1.3.4.1.3 1.3.4.1.4 1.3.4.1.5 1.3.4.1.6 1.3.4.2 Intelligente Energienetze* . ....................................................................... Aktuelle Situation und Herausforderungen der Energieversorgung in Deutschland ......................................................................................... Auswirkungen intelligenter Energienetze für Deutschland . ........................ Strategische Empfehlungen zur Umsetzung .intelligenter Energienetze in Deutschland ......................................................................................... Ausgangslage ........................................................................................... Maßnahmenempfehlungen – Zusammenfassung nach Dringlichkeit .......... Maßnahmenempfehlungen nach Strategie-Dimensionen ........................... Projektbeispiele ....................................................................................... E-Energy-Modellprojekte und -regionen . .................................................. eTelligence ............................................................................................... E-DeMa . .................................................................................................. MeRegio . ................................................................................................. Modellstadt Mannheim . ........................................................................... RegModHarz ............................................................................................ Smart Watts ............................................................................................. RiesLing ................................................................................................... 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 1.3.2 1.3.3 * In diesem Kapitel werden allein die Ansichten der Unternehmen und Verbände ausgeführt. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 58-59 59 64 68 68 69 73 83 83 85 86 87 88 89 90 91 93 1.3 Intelligente Energienetze 1.3.1 Aktuelle Situation und Herausforderungen der Energieversorgung in Deutschland Das heutige Energieversorgungssystem befindet sich im Übergang von einem streng hierarchischen zu einem zunehmend dezentral organisierten und flexiblen System, in dem erneuerbare Energiequellen und effiziente Marktstrukturen zentrale Bestandteile sind. Das relativ starre Versorgungssystem der 1980er Jahre, das mit vergleichsweise wenigen Erzeugungseinheiten Energie in die Hoch- und Höchstspannungsebene des Netzes einspeiste und auf der Mittel- und Niederspannungsebene an die Verbraucher abgab, wurde im Laufe der 1990er Jahre durch die Einbindung der erneuerbaren Energien und die Liberalisierung der Energiewirtschaft aufgebrochen. Dadurch wurde es möglich, auch kleinere Erzeugungseinheiten, die von mittelständischen Unternehmen oder Privatleuten betrieben wurden, Strom in das Netz einspeisen zu lassen. Die Europäische Union verlangte zudem von ihren Mitgliedsstaaten mehr Wettbewerb in der Energiewirtschaft. Aus diesem Grund wurden Ende der 1990er Jahre Energieeinspeisung und Energieversorgung voneinander getrennt und der Zugang zum Netz grundsätzlich für alle Kraftwerke und Einspeiser geöffnet. Die enge Das starre Versorgungs system der 1980er Jahre wird auf der Nieder spannungsebene durch die Einbindung der erneuerbaren Energien und die Liberalisierung der Energiewirtschaft aufgebrochen. Energieeinspeisung und Energieversorgung wurden voneinander getrennt. 14.12.2012 12:58:38 60 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.3 Intelligente Energienetze 61 Vom statischen Stromnetz zum selbstorganisierten System Photovoltaik 2010 2004 2010 2010 2004 2004 2010 2004 2010 Sonstige 2010 2004 2010 2004 2004 Landwirte Privatpersonen Angebot von erneuerbarer Energie selten synchron zur Nachfrage Fonds/Banken 2050 Projektierer 2040 Contractingunternehmen 2030 Gewerbe 2020 2004 2010 0 2009 Internationale EVU 5.000 2004 2010 20% 10.000 sonstige EVU 35% 15.000 2004 2010 65% Quelle: In Anlehnung an trend:research, Anteile der Eigentümergruppen an Erneuerbaren Energien (Gesamtdarstellung) Seite 44 Regionsalerzeuger Installierte Leistung in MW 16% 65% 50% 50% 35% 80% 20.000 Biogener Hausmüll Windkraft Regenerative Energie wird zunehmend dezentral in kleinen Einheiten erzeugt 2004 2010 Konventionielle Quelle: In Anlehnung an db_Smartgrids_1105.pdf 82% 25.000 Erneuerbare „Große 4“ Energiekonzept der Bundesregierung Der Anteil der Erneuerbaren Energien soll steigen Wasserkraft Biomasse Residuallast bei einem Kraftwerkspark mit hohem Anteil an Erneuerbaren Energien Wer verbraucht am meisten Energie? Last Nachfrage Der Energieverbrauch der Heizung wird häufig unterschätzt. Gewerbe 16% Raumwärme 72% Industrie 28% Haushalte 28% Residuallast Erneuerbare Energien Verkehr 28% Warmwasser 1 Woche Quelle: In Anlehnung an den Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) 13% Zeit Elektrogeräte und Beleuchtung Quelle: In Anlehnung an die Deutsche Energie-Agentur (dena)/Energiedaten BMWi (Stand: 12/2011, Bezugsjahr 2010), Datenbasis: AG Energiebilanzen e.V. 15% Abbildung 1.3-1: Infografik Intelligente Energienetze Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 60-61 14.12.2012 12:58:38 62 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Die Energiewirtschaft hat sich neu erfunden. Radikale Wende in der Energiepolitik nach dem Reaktor unglück in Fukushima Anfang 2011 2050 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Die Energiewende greift tief in die Struktur der bisherigen Erzeugung und Verteilung von Energie ein. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 62-63 Kopplung der großen Kraftwerke an das Netz wurde damit institu tionell aufgelöst. Aus einem statischen konnte ein dynamisches System werden, aus einem geschlossenen ein offenes. Mit anderen Worten: Die Energiewirtschaft konnte sich innerhalb kürzester Zeit neu erfinden und sich zu einem modernen, flexiblen, dabei ökonomisch und ökologisch nachhaltigen System entwickeln, dessen Strukturen transparent und offen angelegt sind. Inzwischen ist diese Entwicklung weit vorangetrieben worden. Windparks, Solaranlagen, Wasserkraftwerke und Biomassekraftwerke übernehmen immer größere Anteile an der Energieversorgung. Immer noch wird jedoch der Löwenanteil der Stromversorgung (rund 80 %) von einem konventionellen Kraftwerkspark bereitge stellt. Die Steuerung des Netzes ist immer noch nicht flexibel genug. Der Umbruch hat jedoch bereits begonnen. Der entscheidende Anstoß für die kommende Entwicklung ist die radikale Wende in der Energiepolitik nach dem Reaktorunglück in Fukushima Anfang 2011. Seitdem ist gesellschaftlicher und politischer Konsens, dass der bisherige Kraftwerkspark weitgehend durch erneuerbare Energiequellen und ökologische Kraftwerke ersetzt werden soll. Etwa 80 % des 2010 erzeugten Stroms wurden noch durch konventionelle Kraftwerke geliefert. Deren Kapazitäten sollen in den kommenden Jahren durch erneuerbare Energien ersetzt werden. 2050 sollen 80 % des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Allein diese Zahlen zeigen die Bedeutung der Aufgabe und die Größe der Anstrengungen, die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft unternehmen müssen, um dieses Projekt realisieren zu können. Es geht dabei jedoch nicht nur um den Ersatz einer Energiequelle durch eine andere oder um den Neubau von Hochspannungsleitungen. Die Energiewende greift tief in die Struktur der bisherigen Erzeugung und Verteilung von Energie ein. Durch Dezentralisierung und Flexibilisierung soll ein effektiverer und nachhaltigerer Energie einsatz erreicht werden. Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Verbrauch sollen dabei enger miteinander verbunden werden. Zugleich sollen Energieerzeugung und -speicherung in der Fläche und dezentral möglich werden. Die Verbraucher werden dabei in der künftigen Energiepolitik eine prominente Rolle einnehmen. 1.3 Intelligente Energienetze 63 Bruttostromerzeugung in Deutschland 2011 (612 TWh)* * Vorläufige Angaben (Stand: 14.12.2011), z. T. geschätzt. Abweichungen in den Summen durch Rundungen. Wind 8% Kernenergie 16% Biomasse 5% Steinkohle 18% Erneuerbare 20% Wasser 3% Erdgas 14% Photovoltaik 3% Braunkohle 25% Biogener Hausmüll Heizöl, Pumpspeicher und Sonstige 5% 1% Abbildung 1.3-2: Bruttostromerzeugung in Deutschland 2011 (612 TWh) Quelle: in Anlehnung an Arbeitsgemeinsschaft Energiebilanzen e. V. (AGEB), Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) Mittlerweile hat sich die herkömmliche Hierarchie der Energieeinspeisung geändert: Neben großen Kraftwerken, die auf der Hoch- und Höchstspannungsebene einspeisen, speisen bereits zahlreiche kleine und mittelgroße Einheiten auf der Mittel- und Niederspannungsebene ein. Mitte 2012 waren in Deutschland etwa 30 Gigawatt Windenergie und mehr als 22.000 Windenergie anlagen installiert, die vorwiegend auf der Mittelspannungsebene einspeisen. Vergleichbar ist die Gesamtleistung der eingespeisten Solarenergie, die sich jedoch auf etwa 1,2 Millionen Solaranlagen verteilt, die zumeist auf der Niederspannungsebene angeschlossen sind. Mitte 2012 waren in Deutschland etwa 30 Gigawatt Windenergie und mehr als 22.000 Windenergieanlagen installiert, während sich die Solarenergie auf etwa 1,2 Mio. Solaranlagen verteilt. 14.12.2012 12:58:38 64 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Gestiegene Anforderungen an die Steuerung und das Management des Versorgungssytems Für die Netzbetreiber sind dadurch die Anforderungen an die Steuerung und das Management des Versorgungssystems ungleich höher als noch vor zehn Jahren. Die Stromeinspeisung muss hinreichend genau prognostiziert werden, Einspeisung, Verbrauch, Übertragung und Speicherung müssen geregelt werden. Außerdem muss die Einspeisung jeder Erzeugungseinheit präzise erfasst und abgerechnet werden. Die Stabilität des Netzes muss jederzeit gesichert sein. Die Versorgungssicherheit muss erhalten bleiben, wobei die Kosten möglichst niedrig bleiben sollen. Insbesondere die Niederspannungsebene rückt dabei in den Mittelpunkt: Hier speist nicht nur das Gros der Photovoltaik-Anlagen und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungssysteme ein, hier sind auch die privaten Verbraucher ans Netz angeschlossen, die zunehmend ein aktive Rolle im Energiesystem übernehmen. Dabei spielen die technischen Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) eine zunehmende Rolle. 1.3 Intelligente Energienetze Magisches Viereck der Energiewende Atomausstieg Klimaziele erreichen Zielkonflikte Versorgungssicherheit gewährleisten 1.3.2 Die Weiterentwicklung der Energienetze zu Smart Grids ist ein Systemwechsel, der zu den wichtigsten Innovationsfeldern der Gegenwart gehört. Auswirkungen intelligenter Energienetze für Deutschland Smart Grid – Intelligente Netze. Ein Schlagwort, hinter dem nichts weniger als ein Systemwechsel in der Energieversorgung steht. Smart Grid bezeichnet die flexible und intelligente Steuerung von Energieproduktion, Energieverteilung, Energiespeicherung und Energieverbrauch unter Einbeziehung auch und gerade der Endverbraucher. Die Weiterentwicklung der Stromnetze zu Smart Grids stellt einen Systemwechsel dar, der nach Ansicht des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) zu den wichtigsten Innovationsfeldern der Gegenwart gehört und den Industriestandort Deutschland weiter stärken wird. Dieser Systemwechsel wird notwendig, • weil die Energiewende den Wechsel zu den erneuerbaren Energien und den weit gehenden Verzicht auf fossile und nukleare Energiequellen vorsieht, AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 64-65 65 Kosten begrenzen Abbildung 1.3-3: Magisches Viereck der Energiewende Quelle: in Anlehnung an SAP Thesenpapier zur Energiewende, 2011 • weil durch die Nutzung der Niederspannungsebene für die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien das Netzmanagement ausgeweitet, dezentralisiert und regionalisiert werden muss, • weil in diesem Zuge allen Akteuren im Energieversorgungssystem je nach Situation neue Rollen zufallen – als Verbraucher wie als Energieproduzenten wie als Energiespeicher oder im sogenannten Lastmanagement, • weil neue Management- und Geschäftsmodelle entwickelt werden müssen, die es allen Akteuren im Netz ermöglichen, gleichberechtigt und angemessen an den Abläufen im Energiesystem teilzunehmen. 14.12.2012 12:58:38 66 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Energieversorgung wird zu einem komplexen und mehrstufigen System. Das Lastverschiebe potenzial in Industrie und Handel wird auf 24 bis 32 Gigawatt geschätzt. Billige Energie verbrauchen, teure abgeben, je nach Angebot und Preis lautet die Devise. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 66-67 Die Aufgabe der IKT im neuen Netzmanagement besteht darin, Daten einer großen Zahl von Akteuren flexibel, bidirektional und nahe zu in Echtzeit miteinander zu verknüpfen und zu verarbeiten. Das Energieversorgungssystem wird zu einem komplexen und mehrstufigen System, an dem nicht nur deutlich mehr Erzeugungseinheiten angeschlossen sind, sondern in dem die Verbraucher multifunk tional sind: als Energielieferanten, als Teilnehmer im Lastmanagement und durch Energiespeicher, die sie zur Verfügung stellen können. Das betrifft industrielle Verbraucher ebenso wie institu tionelle und private Verbraucher. Im sogenannten Lastmanagement sollen zukünftig Anlagen von Unternehmen und Verbrauchern eingebunden werden. Allein das Potenzial in Industrie und Handel wird auf 24 bis 32 Gigawatt geschätzt, bei 40 (Nacht) bis 80 (Tag) Gigawatt Last, die täglich deutschlandweit bereitgestellt werden müssen. Gerade für die Spitzenlasten im Winter kann die Nutzung solcher flexiblen Potenziale entscheidend sein, wenn diese erschlossen sind und zu wirtschaftlichen Preisen schnell zur Verfügung stehen. Zum Beispiel sollen große Kühlanlagen etwa in Überlastzeiten mehr Energie abfragen und die Temperaturen weiter absenken als notwendig – in Spitzenlastzeiten verzichten Kühlhäuser dann darauf, Energie abzurufen. Die Gefriertemperaturen steigen in dieser Zeit kontrolliert an. So können Engpässe in der Energieproduktion oder sonstige Verbrauchsspitzen um mehrere Stunden oder Tage verschoben werden. Vergleichbare Modelle sind in Industrie, Handel und auch im Privatbereich denk- und umsetzbar in Verbindung mit moderner IKT. So können beispielsweise Industrieunternehmen Wartungen und Reparaturen auf Zeiten schieben, in denen Energie teuer ist, oder Produktionszeiten auf Perioden, in denen Energie besonders kostengünstig zur Verfügung steht. Der zentrale Steuerungsmechanismus für solche Maßnahmen liegt in Geschäftsmodellen, die je nach Energieangebot die Nachfrage über den Preis regeln. Billige Energie verbrauchen, teure abgeben, je nach Angebot und Preis, lautet die Devise. Zugleich lassen sich auf diese Weise nachhaltige Effekte beim Strommanagement erzielen. 1.3 Intelligente Energienetze Solche Angebote müssen allerdings flexibel auf Netzengpässe oder Stromüberschüsse durch nachgelagerte Tarifierung reagieren und auf effizienten Kanälen den Adressaten zugestellt werden (Mail, SMS, professionelle Kanäle). Geeignete IKT-Technologien hierzu sind bereits vorhanden. Das Smart Grid gehört als notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende zu den ehrgeizigsten gesellschaftlichen Projekten des 21. Jahrhunderts. Energiewirtschaft, Politik, Unternehmen und Verbraucher leisten dazu gleichermaßen ihren Beitrag. Industrielle und private Verbraucher werden sich von passiven zu reflektierten, dabei kostenbewussten Akteuren entwickeln, die aktiv an der Energiewirtschaft teilnehmen. Die IKT hat hier einen entscheidenden Beitrag, weil die Daten mengen, die zu verarbeiten sind, deren Komplexität und die notwen dige Verarbeitungsgeschwindigkeit und Datensicherheit höchste Anforderungen stellen. Allerdings ist die IKT auf diese Aufgabe gut vorbereitet: Entsprechende Technologien liegen vor und sind in den Massenmärkten Telefonie und Internet bereits erfolgreich umgesetzt worden. Die Kompetenz, große Teilnehmerzahlen und große Datenmengen zu organisieren und zu verarbeiten bei Gewährleistung von Daten- und Netzsicherheit, ist hier ebenso vorhanden wie die Fähigkeit, durch eine nachgelagerte Tarifierung automatisierte Angebote zu entwickeln und im Markt zu kommunizieren. Damit kann die IKT-Industrie als Partner der Energiewirtschaft wesentlich zum Gelingen der Energiewende beitragen. 67 Smart Grid als notwendige Voraussetzung der Energiewende Die erforderlichen Technologien sind vorhanden. 14.12.2012 12:58:38 68 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Im Zusammenhang mit der Entwicklung intelligenter Energie netze wachsen die Energie- und IKTBranchen mehr und mehr zusammen. IKT kann nur dann sinnvoll zur Weiter entwicklung der bestehenden Strom netze beitragen, wenn schlüssige Rahmenbedingun gen gegeben sind. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 68-69 1.3.3 Strategische Empfehlungen zur Umsetzung intelligenter Energienetze in Deutschland 1.3.3.1 Ausgangslage Die Projektgruppe „Intelligente Energienetze“ der AG2 erarbeitete im Rahmen des diesjährigen IT-Gipfelprozesses Strategieempfehlungen an die maßgeblichen politischen Entscheidungsträger in Deutschland zum Aufbau intelligenter Energienetze. Das folgende Kapitel gibt die Meinung der Unternehmens- und Verbandsvertreter der Projektgruppe darüber wieder, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Energieversorgungsinfrastruktur mittels innovativer IKT auf die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Im Zusammenhang mit der Entwicklung intelligenter Energienetze wachsen die bisher stark separierten Energie- und IKT-Branchen mehr und mehr zusammen. Gleichzeitig treibt die Bundesregierung die Öffnung der Märkte voran und stellt dazu rechtliche und regula torische Vorgaben bereit. Das Eckpunktepapier „Smart Grid und Smart Market“ der Bundesnetzagentur war ein erster umfassender Schritt zur Bestimmung und Abgrenzung von Zusammenhängen und Begrifflichkeiten in einem neu entstehenden Marktumfeld mit großen technischen Innovationen. Dennoch fehlt momentan ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich der Begriffe „Smart Grid“ und „Smart Market“ in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Gleichzeitig mangelt es an einem über alle Beteiligten hinweg gültigen Zielbild und Gesamtkonzept. Das spiegelt sich in der komplexen Koordinierungsaufgabe von Ministerien in Bund und Ländern, Regulierung, Unternehmen, Gremien und Verbänden zur Umsetzung der Energiewende wider. IKT kann nur dann sinnvoll zur Weiterentwicklung der bestehenden Stromnetze zu Smart Grids beitragen, wenn schlüssige Rahmenbedingungen gegeben sind. Diese sind in Deutschland zur Zeit noch nicht vorhanden. Die Bewältigung der Herausforderung intelligente Stromnetze einzuführen, erfordert ein kohärentes Vorgehen bei technischen Spezifikationen, der Beschreibung von 1.3 Intelligente Energienetze Marktmodellen, -rollen und -prozessen, den Anreizen für Investitionen in Intelligente Netze, der Aus- und Weiterbildung und den Maßnahmen zur gesellschaftlichen Akzeptanz. Zur besseren Strukturierung der Einzelaspekte wird im weiteren Verlauf im Sinne des allgemeinen Strategie-Referenzmodells der AG2 für Intelligente Netze in fünf Strategie-Dimensionen unterschieden (siehe hierzu auch Kapitel Ziele und Arbeitsweisen der AG2 ab Seite 394 sowie dort die Abbildung Ü-2: Referenzmodell der Strategie-Dimensionen). Die Strategie-Dimensionen lauten: 1. Gesellschaftliche Ebene, 2. Rechtlich/regulatorische Ebene, 3. Business-Ebene, 4. Prozess-Ebene, 5. Technische Ebene. Dabei obliegen die Maßnahmen auf den Ebenen 1 und 2 tenden ziell eher der Politik und die der Ebenen 3 bis 5 tendenziell eher den Unternehmen am Markt. Gleichwohl bestehen derart hohe Abhängigkeiten und Verknüpfungen, dass politische Maßnahmen auf allen Ebenen erforderlich sind. 1.3.3.2 69 Politische Maßnahmen sind auf allen Ebenen erforderlich. Maßnahmenempfehlungen – Zusammenfassung nach Dringlichkeit Die Entwicklung von Smart Grids in Deutschland ist mit einem hohen Koordinationsaufwand zwischen den beteiligten Akteuren verbunden. Erschwerend kommt hinzu, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für viele Marktteilnehmer noch nicht hinreichend definiert sind und in den nächsten Monaten durch die sogenannten „Smart-Grid-Verordnungen“ konkretisiert werden. Die Akademie der technischen Wissenschaften hat im Gutachten „Future Energy Grid“ vom Februar 2012 vor einer Komplexitätsfalle bei der Entwicklung von Intelligenten Netzen in Deutschland gewarnt. Die Projektgruppe „Intelligente Energienetze“ hat die wichtigsten Maßnahmen für die verschiedenen Ebenen identifiziert. Die Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche und die Unternehmen der Energiewirtschaft werden die identifizierten Themen in den nächsten Monaten gemeinsam ausgestalten. Für Die Entwicklung von Smart Grids in Deutsch land ist mit einem hohen Koordinations aufwand zwischen den beteiligten Akteuren verbunden. 14.12.2012 12:58:38 70 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft den rechtlichen und regulatorischen Rahmen bedarf es einer intensivierten Begleitung durch die zuständigen Bundesministerien und Behörden. Aufgrund der Komplexität der Themen ist es notwendig, dass eine Gesamtkoordination durch die Bundesregierung sichergestellt wird. Die Unternehmen der Informations- und Kommunikationsbranche und die Unternehmen der Energiewirtschaft werden die Bundesregierung bei der Einführung von intelligenten Energienetzen in Deutschland gemeinsam unterstützen. Nachfolgend sind die Maßnahmenempfehlungen der Projektgruppe „Intelligente Energienetze“ zusammengefasst und in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit dargestellt. Eine ausführliche Darstellung der Maßnahmenempfehlungen sowie der zugehörigen Strategieempfehlungen und messbaren Ziele findet sich in den Strategiebeiträgen der einzelnen Ebenen wieder, die sich an die Zusammenfassung der Maßnahmenempfehlungen anschließt. Schritt 1 • Mandatierung der Gesamtkoordination Wir empfehlen die zügige Mandatierung für die Gesamtkoordination aller Aktivitäten im Rahmen der Einführung intelligenter Energienetze und für die Umsetzung aller Maßnahmen mit Beteiligung durch die Bundesregierung. Die bestehende Dialog plattform „Zukunftsfähige Energienetze“ kann die Basis für eine koordinierende Funktion bilden. Seitens der beteiligten Ministerien ist in Abstimmung mit den relevanten Akteuren ein verbindlicher Zeitplan mit klar definierten Projektabschnitten zu erstellen, damit die Aktivitäten optimal aufeinander abgestimmt werden können. • Erstellung eines gesamtheitlichen Zielbildes Die Energiewende ist beschlossen. Die Ausarbeitung eines gesamtheitlichen, detaillierten Zielbildes und Meilensteinplanes ist ein entscheidender Schritt zu einer gemeinsam verstan denen Perspektive, an der sich alle weiteren Aktivitäten aus richten. Wichtig sind insbesondere mit Hinblick auf eine Öff nung, Weiterentwicklung und Erweiterung des bestehenden Marktes klare Rahmenbedingungen und Rollendefinitionen unter volkswirtschaftlich optimalen Gesichtspunkten und deren Umsetzung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 70-71 1.3 Intelligente Energienetze • Gesellschaftliche Akzeptanz stärken Wir erachten es als sinnvoll, eine umfassende Informationskampagne des Bundes durchzuführen, um den Nutzen für die Gesellschaft und den Einzelnen zu kommunizieren. Dem dienen von Regierung und Industrie gemeinsam getragene Informations- und Kommunikationsmaßnahmen. Zusätzlich empfehlen wir, Aufklärungsarbeit in Schule, Ausbildung und Studium (Lehrpläne) zu leisten, um die junge Generation verstärkt zu involvieren. 71 Schritt 2 • Rahmenbedingungen für Geschäftsmodelle schaffen Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen die ausgearbeiteten Marktrollen fördern und einen funktionierenden Markt forcieren. Durch geeignete Anreizsysteme muss der gesamtwirtschaftliche Nutzen maximiert werden. Hierzu gehört insbesondere auch die Investitionssicherheit für IKT. Dadurch wird es Netzbetreibern, Lieferanten und anderen Marktteilnehmern ermöglicht, in innovative Technologien, in F&E sowie in den Vertrieb smarter Produkte zu investieren, um Deutschland zum internationalen Markt- und Technologieführer bei Smart Grids zu entwickeln. • Harmonisierung von unternehmensübergreifenden Prozessen Für eine zügige operative Umsetzung intelligenter Energienetze sind zwischen den beteiligten Akteuren abgestimmte Geschäftsprozesse essenziell. Orientierungsbeispiele für die erfolgreiche Koordination und Schaffung von unternehmensübergreifenden Prozess-Frameworks könnten das 2003 in der europäischen Energiewirtschaft gegründete „European forum for energy Business Information eXchange“ sowie das 1988 in der internationalen Telekommunikationsbranche gegründete „Telemanagement Forum“ sein. Zielsetzung dieser nicht gewinnorientierten Arbeitsgemeinschaft ist insbesondere die Bereitstellung eines allgemeinen Gerüsts für Geschäftsprozesse, um die Entwicklung und den Einsatz von Betriebsunterstützungssystemen flexibler und einfacher zu gestalten. Ein ähnliches Vorgehen sollte für intelligente Energienetze in Deutschland geprüft und gefördert werden. 14.12.2012 12:58:38 72 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Erarbeitung eines energiespezifischen IKT-Architektur- und Datenmodells Die zügige branchenübergreifende Erarbeitung eines IKTArchitektur- und Datenmodells für den Betrieb intelligenter Energienetze und -märkte ist eine grundlegende Maßnahme zur harmonisierten und effizienten Umsetzung technischer und funktionaler Anforderungen. Die Beteiligung der relevanten Stakeholder aus Industrie und Interessensvertretungen der betroffenen Nutzer ist angeraten auch gerade hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz. Ferner sollte eine Überprüfung und Anpassung der aktuellen Spezifikationsbemühungen für einzelne technische Komponenten oder Teilbereiche durchgeführt und in das Gesamtmodell eingebunden werden. Schritt 3 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 72-73 • Fachkräftemangel vorbeugen Wir erachten den Aufbau eines adäquaten Ausbildungs- und Studienprogramms als notwendig, das die zukünftigen Bedarfe von Energie- und IKT-Wirtschaft kombiniert. Ergänzend sollten Ausbildungsoffensiven gestartet werden, um Werbung für die neuen Ausbildungs- und Studienangebote zu machen. 1.3 Intelligente Energienetze 1.3.3.3 73 Maßnahmenempfehlungen nach Strategie-Dimensionen I. „Gesellschaftliche Akzeptanz stärken“ Gesellschaftliche Ebene • Strategieempfehlung: Es wird empfohlen, frühzeitig das Ziel einer breiten gesellschaftlichen Unterstützung im Sinne einer positiven Willensbildung und Nutzung intelligenter Energienetze zu verfolgen. Die Stärkung des Wissens über intelligente Energienetze und deren Akzeptanz auf allen Ebenen der Gesellschaft, insbesondere aber der breiten Öffentlichkeit, sind als Grundvoraussetzung für den nachhaltigen Erfolg auf dem Weg zu deren Realisierung zu betrachten. Schlüssel zur Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz sind hierbei: –– Erhöhung des Bekanntheitsgrades und des Informationsstandes zu intelligenten Energienetzen und ihrer Rolle zur Erreichung der Energiewende und für die Zukunft Deutschlands, –– Schaffung von Verständnis für den persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen, –– Wecken des Interesses an der Thematik (zum Beispiel über eine breite Diskussion unterschiedlicher öffentlichkeitswirksamer Zusammenhänge, wie Klimaschutz oder Energiepreisent wicklung), –– Berücksichtigung von Risikowahrnehmungen und Vertrauens aspekten (insbesondere Sicherheit und Datenschutz), –– Frühzeitige und aktive Beteiligung der Öffentlichkeit (Bürgerbeteiligung), –– Unterstützung zur schnellen Verbreitung erforderlicher technischer Geräte und Komponenten in den Haushalten (unter anderem durch eindeutige rechtliche Regelungen, verläss liche Standards, erschwingliche Preise). 14.12.2012 12:58:38 74 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Maßnahmenempfehlungen: –– Kontinuierliche Begleitforschung zur Analyse und Messung wesentlicher Akzeptanzfaktoren intelligenter Energienetze, –– Informationskampagne der mandatierten Ministerien in Abstimmung mit den Bundesländern, um den Nutzen für die Gemeinschaft und den Einzelnen zu kommunizieren, –– Kommunikative Beteiligung aller relevanten gesellschaftlichen Akteursgruppen und Multiplikatoren, –– Aufklärungsarbeit in Schule, Ausbildung und Studium (Lehrpläne), um die junge Generation zu involvieren, –– Marktanreizprogramme von Endgeräten als Mittel des Marktaufbaus. • Messbare Ziele: –– Erreichung eines positiven Akzeptanz-Niveaus von mindestens 60 % der Haushalte bis zum Jahr 2014, –– Verbesserung des Rankings der Zukunftsstudie1 im internatio nalen Vergleich von Platz 5 auf Platz 2 bis zum Jahr 2015. Gesellschaftliche Ebene II. „Fachkräftemangel vorbeugen“ • Strategieempfehlung: Fachkräfte werden zukünftig nur dann in ausreichendem Maße und mit entsprechender Qualifikation zur Verfügung stehen, wenn Aus- und Weiterbildung entsprechend angepasst und diese zugleich von den Auszubildenden als ausreichend attraktiv angesehen werden. Eine stärkere Verknüpfung von Bildung, Forschung und Aufklärung unterstützt dabei die neuen Anforderungen bekanntzumachen und Interesse bei potenziellen Auszubildenden zu wecken. Ausgearbeitet werden sollten aufeinander abgestimmte Konzepte sowohl für den akademischen Sektor als auch für die gewerbliche Ausbildung. Anerkannte Zusatzqualifikationen für den IT-Bereich zum Thema „Energie“ und umgekehrt sollten konzipiert werden. Eine übergeordnete Stelle sollte die 1 „Zukunftsbilder der digitalen Welt“; Zukunftsstudie MÜNCHNER KREIS, Band 4, siehe S. 151, Abb.53 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 74-75 1.3 Intelligente Energienetze 75 branchen- und ressortübergreifende Zusammenarbeit sicherstellen. Die Bedarfsträger, hier also die IKT- und Energiebranche, sollten bei der Ausgestaltung der Anforderungen eingebunden werden. • Maßnahmenempfehlungen: –– Universitäten entwickeln neue Studiengänge, deren Anforderungs- und Inhaltsdefinitionen gemeinsam mit Energie- und IKT-Wirtschaft erarbeitet werden. Die Kultusministerien der Länder stellen sicher, dass ihre Vorgaben dies ermöglichen. –– Die Unternehmen der Energie- und IKT-Wirtschaft starten eine Initiative für die Entwicklung von Ausbildungsberufen und beruflichen Weiterbildungsprogrammen. –– Die Kultusministerien der Länder starten Ausbildungsoffen siven, um Werbung für das neue Ausbildungs- und Studien angebot zu machen. • Messbare Ziele: –– Erarbeitung eines Konzepts zur Anpassung der Aus- und Weiterbildungs- sowie Studienlandschaft in Deutschland im Hinblick auf das Zusammenwachsen der Energie- und IKT-Branchen bis Mitte 2013. „Fehlende rechtliche/regulatorische Grundlagen“ rechtlich/regulatorische Ebene • Strategieempfehlung: Die IKT-Industrie als Partner der Energiewirtschaft kann wesentlich zum Gelingen der Energiewende beitragen, da Intelligente Netze und Sensorik entscheidende Bausteine für den Umbau der Stromversorgung sind. Eine langfristig nachhaltige und zukunftsgerichtete Energiepolitik muss aber sicherstellen, dass zur Realisierung der Energiewende und der Integration volatiler erneuerbarer Energiequellen die notwendigen Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit geschaffen werden. Auf diese Weise eröffnen sich auch für IKT-Unternehmen neue Geschäftsfelder. Innovationen in diesem Bereich werden gefördert. 14.12.2012 12:58:39 76 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Die wesentlichen rechtlichen und regulatorischen Grundlagen müssen schnellstmöglich erlassen und ein gesamtwirtschaftlich optimales Anreizsystem muss entworfen werden. • Maßnahmenempfehlungen: Folgende Maßnahmen sind dazu geeignet, eine Annäherung an das in der Strategieempfehlung entworfene Zielbild zu er reichen: –– Zentrale Umsetzung eines gesamtheitlichen und professionellen Projektmanagements für intelligente Energienetze durch die Bundesregierung, –– Definition von Marktrollen und Schnittstellen der Marktrollen, Herausarbeiten des Zusammenspiels der Marktrollen und Best-Practice-Modelle. Fixierung der Ergebnisse in gesetz lichen und regulatorischen Vorgaben, –– Konzipierung eines optimalen Anreizsystems zur Maximierung des volkswirtschaftlichen Nutzens sowie Prüfung einer konvergenten Regulierung, die energiewirtschaftliche und IKT-Aspekte parallel berücksichtigt. Durch das optimale Anreizsystem wird es Netzbetreibern, Lieferanten und anderen Marktteilnehmern ermöglicht, in Smart-Grid-Technologien, in F&E sowie den Vertrieb smarter Produkte zu investieren. Aufgrund der Energiewende sollte Deutschland sich zum Spitzenreiter bei der Umsetzung von Smart-Grid- und Smart-MarketTechnologien entwickeln. –– Stimulieren von Innovationen im Netzbereich: xx Zeitverzug bei der Anerkennung von Investitionen schnell beseitigen (deutlich vor 2014), xx Berücksichtigung von F&E-Budgets für Netzbetreiber in der Erlösobergrenze, xx Best-Practices/innovative Ansätze der Regulierung identifizieren und übernehmen. • Messbare Ziele: –– Sofortige Einrichtung eines zentralen und übergreifenden Projektmanagements im Rahmen der mandatierten Gesamtkoordination, AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 76-77 1.3 Intelligente Energienetze 77 –– Systemische Betrachtung und unmittelbare Optimierung der Anreizsysteme zur Realisierung der Energiewende, –– Kurzfristiger Erlass (spätestens bis zum 3. Quartal 2013) der notwendigen gesetzlichen Grundlagen, zum Beispiel Messzugangsverordnung, Verordnung zu unterbrechbaren Verbrauchseinrichtungen, Anreizregulierungsverordnung. Dies hat hohe Priorität für die Marktentwicklung in Deutschland. „Management und Umsetzung der Energiewende“ BusinessEbene • Strategieempfehlung: Es wird die Ausarbeitung eines gesamtheitlichen, detaillierten Zielbildes für Deutschland mit klarer Rollendefinition und Beschreibung der Geschäftsmodelle auch im Hinblick auf eine Öffnung des bestehenden Marktes für neue Akteure empfohlen. Da sich für Einzelprodukte aus dem Umfeld der intelligenten Energienetze noch kein positiver Geschäftsplan darstellen lässt, ist eine ganzheitliche Sichtweise notwendig. Aus dieser Sicht sind intelligente Energieversorgungsinfrastrukturen unabdingbar. Deren Ausbau muss unter volkswirtschaftlich optimalen Gesichtspunkten erfolgen. Voraussetzung hierfür ist ein optimales Anreizsystem bzw. Marktdesign. Die Ausarbeitung eines gesamtheitlichen Zielbildes und Meilensteinplanes ist ein entscheidender Schritt zu einer gemeinsam verstandenen Perspektive, an der sich ein im nächsten Schritt zu erstellender Projektplan für die Umsetzung der Energiewende ausrichtet. • Maßnahmenempfehlungen: Das Smart Grid, das das Verbrauchs- und Einspeiseverhalten aller mit ihm verbundenen Marktteilnehmer integriert, ist eine Konsequenz der Energiewende. Es ist die Grundlage für das zukünftige Handeln im Energiesektor. Während eine ausreichende Anzahl von Technologien für Anwendungen im Smart Grid bereitsteht, fehlt es noch an gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für den Aufbau 14.12.2012 12:58:39 78 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft von nachhaltigen Geschäftsmodellen. Bei der Erarbeitung der teilweise noch unzureichenden Rahmenbedingungen sollten alle Entscheidungsgremien in repräsentativer Weise berücksichtigt sein. Dies sind Vertreter der –– mandatierten Ministerien in Abstimmung mit den Bundesländern, –– BNetzA, –– Energieversorgungsunternehmen, vertreten durch ihre Gremien, –– Hersteller inklusive IKT-Branche, vertreten durch ihre Gremien, –– Nutzer, vertreten durch die Verbraucherverbände. Die erarbeiteten Rahmenbedingungen finden sich dann entweder direkt in der jeweiligen Gesetzesnovelle, in ihren Ausführungsbestimmungen und/oder den technischen Richtlinien wieder. Beispiele fehlender Rahmenbedingungen für Geschäftsmodelle, die in der nächsten Zeit umgesetzt werden sollten, beziehen sich auf die folgenden bereits heute bekannten Modelle und bieten Raum für neue Geschäftsmodelle: –– Management von dezentralen Energieerzeugungsanlagen und Lasten Das Geschäftsmodell hierzu beschreibt die Bewirtschaftung von abschaltbaren Lasten und steuerbaren Erzeugungseinheiten je nach Bedarfssituation des Netzes oder von regionalen resp. überregionalen Märkten unter Verwendung von bereits verfügbaren, effizienten intelligenten IKT-Lösungen. –– Neue Abrechnungsmodelle und Bündelprodukte Die Einführung flexibler Tarifmodelle (zum Beispiel abhängig von der aktuellen Erzeugungs-, Netz- oder Verbrauchssituation regenerativer Energien) erfordert analog zur Telekommunika tionsbranche weitaus flexiblere Abrechnungsmodelle. Darüber hinaus sind auch für den Energiemarkt Bündelprodukte in Kooperation von Energiewirtschaft und IKT-Branche denkbar. –– Speicher Der mittel- bis langfristige Einsatz von Speichern erfordert ein umfangreiches IKT-basiertes Management, um eine AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 78-79 1.3 Intelligente Energienetze 79 ökonomisch sinnvolle Bewirtschaftung zu ermöglichen. Eine Vielzahl von Herstellern bietet Speichersysteme an, deren Bewirtschaftung aus heutiger Sicht nicht wirtschaftlich ist. Zudem sind die regulatorischen Rahmenbedingungen unklar, sodass sich dieser Markt nur langsam weiterentwickelt. –– Regionale/überregionale Marktplätze Ein Marktplatz dient als Informationsdrehscheibe, Adminis trationsoberfläche und Quelle von Tarifanreizen. Hierüber lassen sich zukünftig folgende Dienstleistungen anbieten: xx Energielieferungen, Energieeinspeisung, Energietransport, xx Aggregationsdienstleistungen (Management von dezentra len Energieerzeugungsanlagen , Lasten und Speichern), xx Energienahe Dienstleistungen (Management von Energie datenauswertung, Energie Contracting, energieeffiziente Umsetzung im Rahmen von Gebäudemanagement, Wartung, etc.). Diese Dienstleistungen erfordern eine intensive Kommunikation auch über Marktrollen hinweg. • Messbare Ziele: –– Beschreibung und Ausgestaltung des Zielbildes, der Geschäfts modelle und des Lastenheftes bis zum 1. Quartal 2013, –– Ausarbeitung und Verabschiedung des Zielbildes und der Geschäftsmodelle inklusive prozessualer Ausgestaltung entsprechender Maßnahmenempfehlungen bis zum 2. Quartal 2013, –– Ausarbeitung des Lastenheftes inklusive Überprüfung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit bis zum 4. Quartal 2013, –– Ableitung und Ausarbeitung eines konkreten Projektplans/ Meilensteinplans aus dem Lastenheft bis zum 1. Quartal 2014, –– Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen bis zum 2. Quartal 2014, –– Umsetzung von Smart-Region-Projekten bis zum 4. Quartal 2014, –– Umsetzung des Projektplans und Monitoring entsprechend der definierten Meilensteine. 14.12.2012 12:58:39 80 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft ProzessEbene „Harmonisierung von unternehmensübergreifenden Prozessen“ • Strategieempfehlung: Es wird eine Abstimmung zwischen Energiewirtschaft und Informations- und Kommunikationsbranche von Aktivitäten bezüglich der Arbeiten zu und an gemeinsamen Frameworks für Geschäftsprozesse und Informationsmodelle für intelligente Energienetze empfohlen. Diese Abstimmung soll garantieren, dass –– die anstehenden Aktivitäten zur Entwicklung der Frameworks geplant, gesteuert und überwacht werden sowie die „Verbindlichkeit“ der Ergebnisse definiert wird, –– die Entwicklung und Bereitstellung des dringend benötigten Business Process Framework für Smart Grid und Smart Market vorangetrieben wird. Dafür sind unter anderem konzep tionelle Überlegungen für ein geeignetes Daten- (siehe folgendes Kapitel „Technische Ebene“) und Rollen-/Marktmodell (siehe voriges Kapitel „Business Ebene“) erforderlich, –– die eigenverantwortliche Weiterentwicklung und Pflege der bestehenden Markt- und Geschäftsprozesse durch die Energiewirtschaft in Kooperation mit relevanten Branchen und mit Dritten in einem transparenten Konsultationsprozess gefördert und gewährleistet wird, –– die Koordination von nationalen und internationalen Aktivitäten gesteuert, vorangetrieben und überwacht wird. • Maßnahmenempfehlungen: Diese Strategieempfehlung sollte durch folgende Maßnahmen aktiv unterstützt werden: –– Initiierung eines auf Prozessfragen intelligenter Energie netze ausgerichteten Gremiums innerhalb oder ergänzend zur mandatierten Gesamtkoordination, –– Erarbeitung eines unternehmens- und branchenübergreifenden Prozess-Frameworks für intelligente Energienetze. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 80-81 1.3 Intelligente Energienetze 81 • Messbare Ziele: –– Erarbeitung einer Konzeptvorlage und Abgabe einer Willenserklärung der relevanten Beteiligten im 1. Halbjahr 2013, –– Beginn der konkreten Ausarbeitung und Abstimmung der Frameworks ab dem 3. Quartal 2013, –– Bereitstellung der ersten Version der benötigten Frameworks bis spätestens zum 4. Quartal 2014. „Datenorientiertes Architekturmodell für Smart Grid und Smart Market“ Technische Ebene • Strategieempfehlung: Als Grundlage eines koordinierten Vorgehens ist ein branchenübergreifendes, das heißt sowohl Aspekte des Smart Grid als auch des Smart Market adressierendes, IKT-Architekturmodell erforderlich, das anhand eines umfassenden Datenmodells die Anforderungen aller Stakeholder berücksichtigt. Dabei sollten die bereits vorhandenen technischen Standards und etablierte Betreiberstandards für vergleichbare Infrastrukturen genutzt werden. Auf diese Weise ist ein freier Wettbewerb der Technologien und Betreibermodelle möglich, der es unter anderem auch erlaubt, auf dem Weltmarkt verfügbare Komponenten einzusetzen. Wesentliche Voraussetzung hierfür ist die Definition und Einhaltung von Interoperabilitätsanforderungen (= Offenheit), die vornehmlich an den Systemgrenzen der jeweiligen Betreiber und Rollen, jedoch nicht innerhalb der Betreiberdomänen verbindlich definiert werden. • Maßnahmenempfehlungen: –– Erstellung eines branchenübergreifenden IKT-Architekturund Datenmodells unter Beteiligung der relevanten Stake holder (BNetzA, Industrie und Interessenvertretungen der betroffenen Nutzer), –– Überprüfung und Anpassung der aktuellen Spezifikations bemühungen für einzelne technische Komponenten oder Teilbereiche anhand des Architektur- und Datenmodells und der sich daraus ergebenden Anforderungen und Schutzziele. 14.12.2012 12:58:39 82 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Messbare Ziele: –– Branchen- und unternehmensübergreifender Vorschlag eines standardisierungsfähigen IKT-Architektur- und Datenmodells bis Ende 2013, –– die dazu begleitend notwendigen sicherheitstechnischen Anforderungen sind auf Basis anerkannter Methoden (zum Beispiel Risiko- und Schutzbedarfsanalyse) entwickelt und transparent für alle Stakeholder verfügbar, –– Nachweis der durch Anwendung des branchenübergreifenden IKT-Architektur- und Datenmodells tatsächlich erzielbaren energiewirtschaftlichen Effekte (zum Beispiel durch Simulationen), welche die Umsetzung der Energiewende begünstigen. 1.3 Intelligente Energienetze 1.3.4 Projektbeispiele 1.3.4.1 E-Energy-Modellprojekte und -regionen2 Die Förderinitiative E-Energy des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), die in Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) umgesetzt wird hat in einem Technologiewettbewerb sechs Smart Energy Regions (Modellregionen) ausgewählt. Sie alle verfolgen einen über alle Wertschöpfungssegmente reichenden, integralen Systemansatz, der alle energierelevanten Wirtschaftsaktivitäten sowohl auf der Markt- als auch auf der technischen Betriebsebene einschließt. Dafür stehen den Smart Energy Regions aus Eigenmitteln und staatlicher Förderung 140 Millionen Euro zu Verfügung. E-Energy soll eine Entwicklung vom Leuchtturm in die Fläche anstoßen. Die nachfolgend beschriebenen sechs Modellprojekte des „E-Energy“-Wettbewerbs sind: 83 Förderinitiative des BMWi 140 Mio. Euro für sechs Modellregionen • eTelligence Intelligenz für Energie, Märkte und Netze, • E-DeMa4 Entwicklung und Demonstration dezentral vernetzter Energiesysteme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft, • MeRegio Aufbruch zu Minimum Emission Regions, • Modellstadt Mannheim Modellstadt Mannheim in der Metropolregion Rhein-Neckar, • RegModHarz Regenerative Smart Energy Region Harz, • Smart Watts Steigerung der Selbstregelfähigkeit des Energiesystems durch die Etablierung eines Internets der Energie. 2 Die nachfolgenden Inhalte wurden vom BMWi Projekt E-Energy zur Verfügung gestellt: http://www.e-energy.de AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 82-83 14.12.2012 12:58:39 84 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.3 Intelligente Energienetze 85 1.3.4.1.1 eTelligence Intelligenz für Energie, Märkte und Netze, Smart Energy Region Cuxhaven Abbildung 1.3-4: Standorte der E-Energy-Modellprojekte Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 2012 Das Projekt eTelligence repräsentiert eine ländliche Modellregion mit geringer Versorgungsdichte und einem hohen Anteil erneuer barer Energien wie zum Beispiel. Windenergie. In Form eines virtuellen Kraftwerks soll ein komplexes Regelsystem zur Aus balancierung der Fluktuation von Windenergie entwickelt werden, das den Strom intelligent in die Netze und einen regionalen Markt integriert und somit eine hohe Versorgungssicherheit bei verbesserter Wirtschaftlichkeit gewährleistet. Kern von eTelligence ist ein regionaler Strommarktplatz, der Erzeuger, Verbraucher mit verschiebbaren Lasten, Energiedienstleister und Netzbetreiber zusammenführt. Eine standardbasierte Plug-and-play-Vernetzung, die die Teilnahme neuer Erzeuger und Verbraucher vereinfacht, soll als Basis für weitere zukunftsweisende Lösungen dienen. Eine OnlineVisualisierung von Stromverbrauch und Tarifstruktur sowie eine ITgestützte Verbrauchsberatung sollen Haushaltskunden helfen, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen. Cuxhaven bietet optimale Möglichkeiten für eTelligence: Mehrere Schwimmbäder, Kühlhäuser, eine Wohnungsbaugesellschaft und Betreiber von Windenergie-, Biogas-, Solar- und KWK-Anlagen wollen am eTelligence-Marktplatz aktiv teilnehmen. Aufgrund der in einem Feldversuch gewonnenen Ergebnisse wird eine Wirkungsforschung betrieben sowie eine Skalierung der Ansätze und die rechtlichen Implikationen des Projekts untersucht. Regionaler Strom marktplatz und Hilfen zur Anpassung des Verbraucher verhaltens Akteure: • EWE AG (Projektleitung), • OFFIS, • energy & meteo systems GmbH, • BTC AG, • Fraunhofer-Verbund Energie, • Öko-Institut e. V. Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/etelligence.php AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 84-85 14.12.2012 12:58:39 86 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Intelligente Verbrauchersteuerung und Optimierung der Netzbetriebsführung 1.3 Intelligente Energienetze 1.3.4.1.2 E-DeMa 1.3.4.1.3 MeRegio Entwicklung und Demonstration dezentral vernetzter Energie systeme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft, Smart Energy Region Rhein-Ruhr Aufbruch zu Minimum Emission Regions, Karlsruhe/Stuttgart Die Modellregion des Regionalverbunds E-DeMa, die ländliche und städtische Gebiete mit zwei verschiedenen Verteilnetzen im RheinRuhr-Gebiet umfasst, ist durch eine sehr heterogene Versorgungsdichte gekennzeichnet. Diese führt zu besonderen technischen Herausforderungen, denen durch die Schaffung einer intelligenten IKT-Infrastruktur begegnet wird. Im Forschungsvorhaben wird auf die bereits vorhandene Ausbreitung digitaler Stromzähler („SmartMetering“) aufgebaut, um durch Vernetzung im Haushalt Energieeffizienz zu bewirken (neues „IKT-Gateway“). Es geht zum Beispiel um die Entwicklung einer intelligenten Verbrauchssteuerung sowie einer zeitnahen Verbrauchsdatenerfassung und –bereitstellung. Außerdem soll die Netzbetriebsführung in dezentralen Verteil netzen optimiert werden. Akteure: • RWE Deutschland AG (Projektleitung), • Siemens AG, • Ruhr-Universität Bochum, • Technische Universität Dortmund, • Universität Duisburg-Essen, • Fachhochschule Dortmund, • Miele & Cie. KG, • Stadtwerke Krefeld AG, • Prosyst Software GmbH. Das Forschungsvorhaben MeRegio (Minimum Emission Region) zielt auf den Einsatz von IKT zur CO2-Minimierung und Klimaschutz. Im Mittelpunkt des Konzepts steht die Entwicklung einer „Minimum Emission“-Zertifizierung, die in der Smart Energy Region Karlsruhe/Stuttgart angewandt werden soll. Damit soll ein Instrument geschaffen werden, das die Wirksamkeit regionaler Konzepte zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit einer hohen Sichtbarkeit nach außen kommuniziert. Den Anforderungen an ein effizientes Energiesystem wird durch die Integration neuester Online-Techniken von der Energie erzeugung bis zum Verbrauch in einer Plattform Rechnung getragen. Die Weiterentwicklung von Normen und Standards spielt hierbei eine herausragende Rolle. 87 Instrumente zur Erhöhung der Energieeffizienz und Emissionsreduzierung Akteure: • EnBW Energie Baden-Württemberg AG (Projektleitung), • ABB AG, • IBM Deutschland GmbH, • SAP AG, • Systemplan GmbH, • Universität Karlsruhe (TH). Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/meregio.php Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/e-dema.php AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 86-87 14.12.2012 12:58:39 88 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Repräsentativer Großversuch 1.3.4.1.4 Modellstadt Mannheim 1.3.4.1.5 RegModHarz Modellstadt Mannheim in der Smart Energy Region Rhein-Neckar, Mannheim Regenerative Modellregion Harz, Landkreis Harz Das Projekt Modellstadt Mannheim ist auf einen städtischen Ballungsraum mit hoher Versorgungsdichte konzentriert, in dem erneuerbare und dezentrale Energien in starkem Maße zum Einsatz kommen. Im Rahmen von E-Energy wird hier und zur Demon stration der Übertragbarkeit auch in Dresden ein repräsentativer Großversuch mit neuen Methoden zur Verbesserung der Energieeffizienz, der Netzqualität und der Integration erneuerbarer und dezentraler Energien im städtischen Verteilnetz durchgeführt. Kern ist dabei die Entwicklung eines zellularen, spartenübergreifenden Ansatzes (Strom, Wärme, Gas, Wasser) zur Vernetzung der Verbrauchskomponenten mittels einer Breitband-Powerline-Infrastruktur. Den Kunden wird Strom nahe am Erzeugungsort und zum Erzeugungszeitpunkt zum Verbrauch angeboten. Verlustreiche Transporte werden vermieden und die Nutzung dezentraler Energiespeicher wird einbezogen. Der proaktive Kunde kann seinen Verbrauch sowie auch eigene Erzeugung an variablen Preisen ausrichten. Echtzeit-Informationen und Energiemanagementkomponenten sollen dem Kunden darüber hinaus helfen, selbst zu mehr Energieeffizienz beizutragen. Akteure: • MVV Energie AG (Projektleitung), • DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH, • IBM Deutschland GmbH, • Power PLUS Communications AG, • Papendorf Software Engineering GmbH, • Universität Duisburg-Essen, • Fraunhofer IWES (Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik), • ifeu Heidelberg GmbH, • IZES gGmbH. Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/modellstadt_mannheim.php AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 88-89 1.3 Intelligente Energienetze Zielsetzung des E-Energy-Projekts „Regenerative Modellregion Harz“ ist die technische und wirtschaftliche Erschließung und Einbindung erneuerbarer Energieressourcen durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Dabei geht es einerseits um die Schaffung einer effizienten Energieinfrastruktur mit optimalem Anteil regionaler regenerativer Energien, andererseits um deren Organisation und Betrieb mit marktwirtschaftlichen Steuerungsmechanismen. In der Smart Energy Region Landkreis Harz sollen verschiedene erneuerbare Energieerzeuger, steuerbare Verbraucher und Energiespeicher zu einem Virtuellen Kraftwerk (VK), dem „RegenerativKraftwerk Harz“ gekoppelt werden. Durch die Koordination von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch soll der Nachweis erbracht werden, dass eine stabile, zuverlässige und verbrauchernahe Versorgung mit elektrischer Energie möglich ist – auch mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energieträger. Akteure: • Regionale Kontaktstelle RegModHarz (Projektleitung), • Cube Engineering GmbH, • envia Mitteldeutsche Energie AG, • envia Verteilnetz GmbH, • E.ON Avacon AG, • Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, • Halberstadtwerke GmbH, • Harz Regenerativ Druiberg e. V., • HSN Magdeburg GmbH, • Universität Kassel IEE_Rationelle Energiewandlung, 89 Kopplung von erneuerbaren Energieerzeugern, steuerbaren Verbrauchern und Energiespeicher zu einem virtuellen Kraftwerk • in.power GmbH, • Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES, • Landkreis Harz, • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, • RegenerativKraftwerk Harz GmbH & Co KG, • Siemens AG, • Stadtwerke Blankenburg GmbH, • Stadtwerke Wernigerode GmbH, • Stadtwerke Quedlinburg GmbH, • 50Hertz Transmission GmbH. Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/regmodharz.php 14.12.2012 12:58:39 90 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Interoperabilität und Standardisierung für 15 Stadtwerke 1.3 Intelligente Energienetze 1.3.4.1.6 Smart Watts 1.3.4.2 Mit dem Internet der Energie und der „intelligenten Kilowattstunde“ zu mehr Effizienz und Verbrauchernutzen, Smart Energy Region Aachen Naturraum Nördlinger Ries – L(eittechnik) in(telligent) g(emacht). Das Modellvorhaben Smart Watts basiert auf einem Verbund von 15 Stadtwerken, die insbesondere durch die Schaffung von Interoperabilität und Standardisierung in einer IKT-gestützten Energieversorgung zu einem „Internet der Energie“ beitragen wollen. Im Projekt sollen modulare intelligente Stromzähler zu einer Energiezentrale im Haushalt weiterentwickelt werden. Ziel ist, dass Haushaltgeräte selbstständig Strom primär dann verbrauchen, wenn er günstig zur Verfügung steht (zum Beispiel bei starkem Wind oder Sonnenschein), ohne dass der Komfort eingeschränkt wird. Daneben sollen Kunden auf Basis dieser Infrastruktur mit detaillierten Informationen und neuen Dienstleistungen, zum Beispiel über eine neue Online-Energieberatung, versorgt werden, die die Effizienz der Energienutzung steigern helfen. Akteure: • utilicount GmbH & Co. KG (Projektleitung), • Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, • Kellendonk Elektronik GmbH, • PSI Energy Markets GmbH, • Soptim AG, • Stadtwerke Aachen AG. Weitere Informationen finden sich unter: http://www.e-energy.de/de/smart_watts.php 91 RiesLing Beim Umbau unserer Energieversorgung kommt dem Netzbetreiber im Mittel- und Niederspannungsnetz eine gewichtige Rolle zu – insbesondere in Baden-Württemberg und Bayern, wo gerade diese Spannungsebenen vermehrt dezentrale EE-Erzeugungsleistung aufnehmen und verteilen. Deshalb ist es künftig erforderlich, die Einspeisungen aus dezentralen Erzeugern sowie den Leistungsfluss innerhalb dieser Netze online überwachen zu können. Dies erfordert kompakte und standardisierte Messtechnik, aber auch eine zuverlässige und kostengünstige Kommunikation. Darüber hinaus sind innovative Lösungen für die Ortsnetzstationen erforderlich, die in der Lage sein müssen, die Spannung zu regeln und Umschaltungen automatisiert aus der Ferne vornehmen zu können. 2011 wurde im Netz von EnBW ODR bereits an 50 Tagen mehr Energie produziert als verbraucht – der Überschuss ging ins Hoch- und Höchstspannungsnetz. Für das Jahr 2015 rechnet das Unternehmen sogar mit 150 Tagen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die vier Kooperationspartner ABB AG, Deutsche Telekom, EnBW ODR und EnBW Regional AG 2011 das Projekt RiesLing gestartet. In diesem Projekt erarbeiten und entwickeln die Partner technische Lösungen und Konzepte bis zum Einsatz im Alltag. Im Sommer 2012 haben die Projektpartner eine intelligente Ortsnetzstation mit stufenloser Spannungsregelung in Betrieb genommen. Mit dieser ist es möglich, die Spannung im Ortsnetz stufenlos an die Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen anzupassen. Dies verhindert das unerwünschte Abschalten von Erzeugungsanlagen bei starker Einspeisung und dadurch verursachten hohen Spannungswerten im Netz. Außerdem wird es so in vielen Fällen möglich sein, neue Photovoltaik-Anlagen schneller ins Netz zu integrieren. Die intelligente Station im Ortsnetz Wechingen ist die erste in Deutschland, die diese Möglichkeit in kompakter Bauweise bietet. Intelligente Ortsnetzstation Akteure: • EnBW Regional AG (Projektleitung), • ABB AG, • Deutsche Telekom AG, • EnBW ODR. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 90-91 14.12.2012 12:58:39 92 93 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.4 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 1.4.1 93 1.4.4.3 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... Aktuelle Situation und Herausforderungen des Gesundheitswesens in Deutschland ......................................................................................... Auswirkungen intelligenter Gesundheitsnetze für Deutschland .................. Strategische Ansatzpunkte zur Umsetzung .intelligenter Gesundheitsnetze in Deutschland . ........................................................... Projektbeispiele ....................................................................................... Telematik in der Intensivmedizin (TIM) ...................................................... Das Programm A.T.e.m. zur integrierten telemedizinischen Betreuung von COPD-Patienten in Deutschland . ....................................................... Der „intelligente Hausnotruf“ . .................................................................. 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 1.4.2 1.4.3 1.4.4 1.4.4.1 1.4.4.2 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 92-93 93 96 98 102 102 105 107 Intelligente Gesundheitsnetze 1.4.1 Aktuelle Situation und Herausforderungen des Gesundheitswesens in Deutschland Deutschland hat eines der weltweit fortschrittlichsten Gesundheitssysteme. Der hohe medizinische Standard, die flächendeckende Infrastruktur von Gesundheitseinrichtungen sowie die Fortschritte in Medizin und Medizintechnik bringen immer mehr Patienten auch im hohen Alter Heilung oder Linderung. Die guten Lebensbedingungen und das leistungsfähige Gesundheitssystem tragen zu einer stetig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung bei. Dies führt zu einer zunehmend größeren Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Um diese Leistungen erbringen zu können, bedarf es auch einer steigenden Zahl von medizinischen und pflegerischen Fachkräften. Unter diesen Voraussetzungen stellen sich folgende Herausforderungen an das deutsche Gesundheitswesen: „Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt das Gesundheits wesen vor große Herausforderungen, aber auch große Chancen. Intelligente Gesundheitsnetze bieten neue, innovativere und effektivere Versorgungsformen. Sie ermöglichen den Patienten, unabhängig von ihrem Wohnort, raschen Zugang zu medizinischen Spezialisten. Zudem vereinfachen sie den Wissensaustausch der Spezialisten untereinander und stellen den Beteiligten aktuelle Patienten- und Behandlungsdaten zur Verfügung.“ Michael Ganser Senior Vice President Central Theatre, EMEA Cisco Systems 14.12.2012 12:58:40 94 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze 95 Intelligente Gesundheitsnetze für die Herausforderungen der demographischen Entwicklung Demographische Entwicklung in Deutschland Entwicklung der Arztzahlen in Deutschland Quelle: In Anlehnung an https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/ Quelle: In Anlehnung an die Studie der KBV/BÄK „Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung: Daten, Fakten,Trends“, 5. aktualisierte und komplett überarbeitete Auflage, 2010 2009 100 2030 Anteil der über 60-jährigen 90 Hausärzte in Deutschland Anzahl ohne Kinderärzte 80 20,4 % 70 1991 53.222 2002 Ärzte unter 35 Jahren 60 2006 26,6 % 1993 25,6 % 50 2008 40 53.145 Absolventen im Fach Humanmedizin 2020 18,1 % 11.555 15,9 % 2006 2000 1993 44.903 9.165 8.724 2006 2000 30 31,0 % 20 2020 10 600 Tausend 300 0 300 Tausend 600 Anteil der Krankenhäuser, die offene Stellen nicht besetzen konnten 28 % 2006 80 % 2009 ? ? ? ? Häuser mit entsprechendem Problem, konnten im Schnitt 3,9 Stellen nicht besetzen Abbildung 1.4-1: Infografik Intelligente Gesundheitsnetze Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 94-95 14.12.2012 12:58:40 96 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Bereitstellung ausreichender Kapazitäten für die Gesundheitsversorgung, die dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirkt, • Aufrechterhaltung der hohen Qualitätsstandards, • Effiziente Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen, die die vorhandenen, knappen Ressourcen bestmöglich auslasten, • Sicherstellung des flächendeckenden Zugangs zu medizinischer, pflegerischer und rehabilitativer Versorgung, • Sicherstellung der Finanzierung, • Förderung von Präventionsmaßnahmen. 1.4.2 Intelligentes Gesundheitsnetz = intelligente Gesundheitstelemaik AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 96-97 Auswirkungen intelligenter Gesundheitsnetze für Deutschland Der Einsatz moderner IKT im Gesundheitswesen kann maßgeblich dazu beitragen, die oben beschriebenen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Dabei kommt der Vernetzung der Beteiligten eine herausragende Bedeutung zu. Diese Vernetzung aller Beteiligten, unabhängig von ihrem Ort, durchdringt alle Bereiche des Lebens. Immer mehr Geräte werden immer schneller miteinander verbunden sein. Studien gehen davon aus, dass im Jahr 2014 das Datenaufkommen im Mobilfunk 60-mal größer ist als heute. Auch im Gesundheitsbereich werden die Netze „intelligent“, was sich unter anderm daran festmachen lässt, dass nicht nur Daten hin und her fließen, sondern Prozesse in Abhängigkeit von den Daten inhalten ausgelöst werden. Durch Vernetzung gibt es ein großes Potenzial, Qualität zu verbessern, Mittel effizient einzusetzen und Abläufe zu optimieren. Das ist nötig, denn in den letzten zehn Jahren sind die Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen um rund 33 % auf 263 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen. 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze 97 Breite Potenziale Intelligenter Netze im Gesundheitswesen Die intelligente Vernetzung im Gesundheitswesen kann Antworten auf eine Vielzahl unserer zukünftigen Herausforderungen geben. Intelligente Vernetzung im Gesundheitswesen hat das Potenzial, das wachsende medizinische Wissen schneller an die Ärztin und den Arzt zu bringen, die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Fachrichtungen und weiteren Berufsgruppen intra- und intersektoral zu unterstützen sowie die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung weiter zu verbessern. Intelligente Anwendungen und Netze können dabei helfen, Diskrepanzen und Systemunterschiede zwischen verschiedenen Dokumentationsformen zu überwinden. Über die heute noch bestehenden Grenzen der ambulanten und stationären Versorgung hinaus ist mit intelligenten Anwendungen und Netzen eine noch bessere Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten und einer Vielzahl weiterer Berufsgruppen wie zum Beispiel der Pflege aber auch betreuender und unterstützender Angehöriger sowie den Patienten möglich. Intelligente Vernetzung im Gesundheitswesen hat das Potenzial, das wachsende medizini sche Wissen schneller an die Ärztin und den Arzt zu bringen, die Arbeitsteilung zwi schen verschiedenen Fachrichtungen und weiteren Berufsgrup pen intra- und intersek toral zu unterstützen sowie die Qualität und Wirtschaftlich keit der Versorgung weiter zu verbessern. Abbildung 1.4-2: Zeitnahe Konsultationen mit entfernten Spezia listen durch intelligente Gesundheitsnetze Quelle: Cisco, 2012 14.12.2012 12:58:40 98 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Eine stärkere Einbindung der Patienten und eine Verbesserung des Arzt-PatientenVerhältnisses werden möglich. So können beispielsweise Anwendungen des Telemonitorings den Arzt mit zeitnahen Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten unterstützen und mittels Telekonsultation Abstimmungen zwischen Ärztinnen und Ärzten unter noch intensiverer Einbindung ihrer Patientinnen und Patienten die Behandlungs- und Betreuungsprozesse verbessern. Siehe dazu Abbildung 1.4-2. Mit aufeinander abgestimmten Informations- und Telekommuni kationstechnologien kann die Vernetzung im Gesundheitswesen dazu beitragen, dass eine noch stärkere Einbindung der Patien tinnen und Patienten in die Behandlungsprozesse erreicht und das Arzt-Patienten-Verhältnis durch bessere und zeitnähere Informa tionen gestärkt wird. Die bedarfs- und zeitgerechte Bereitstellung und Nutzung der Anwendungen stellt hohe Anforderungen an die Anbieter der technologischen Komponenten und Dienste. Diese lassen sich erfüllen, wenn die Vernetzung zwischen Technologien, Anwendungen und Anwendern auf konsistente und zukunftsfähige Voraussetzungen bauen kann. 1.4.3 Strategische Ansatzpunkte zur Umsetzung intelligenter Gesundheitsnetze in Deutschland Intelligente Netze im Gesundheitswesen können erfolgreich eingeführt werden, wenn einige strategische Ansatzpunkte berücksichtigt werden. 1. Grundlagen der Akzeptanz von Intelligenten Netzen im Gesundheitswesen strukturiert und nachhaltig schaffen Grundvoraussetzung für die Nutzung und Akzeptanz von intelligenten Anwendungen und Netzen im Gesundheitswesen ist eine breite und früh angelegte Vermittlung der Vorteile, die der Einsatz von IKT-Anwendungen im Gesundheitswesen für jeden Beteiligten selbst, aber auch für unsere Gesellschaft insgesamt bietet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 98-99 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze Es gilt, die Vorteile der IKT-Nutzung sowohl sektorbezogen als auch sektorübergreifend stärker als in der Vergangenheit zu vermitteln. Sowohl die Anbieter von Komponenten und Diensten als auch ihre potenziellen Anwender müssen daher ihren Dialog intensivieren, um die Vorteile von IKT-Anwendungen im Gesundheitswesen zu kommunizieren. Für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in medizinischen und pflegerischen Berufen, aber auch in der Schulung von Mitarbeitern der IKT-Unternehmen, sind deshalb frühzeitig angelegte Konzepte entsprechend der jeweiligen Perspektive zu ent wickeln und aufeinander abzustimmen. Für die nachhaltige Erhöhung der Akzeptanz von E-Health-Anwendungen für alle am Prozess Beteiligten ist es zwingend erforderlich, die bestehenden Anreizsysteme auszubauen und auf die konkreten Anwendungen zu fokussieren. Das grundlegende Prinzip hierbei ist die Freiwilligkeit. 2. Flächendeckende Etablierung von E-Health-Anwendungen auf allen Ebenen ermöglichen Damit sich die unterschiedlichen medizinischen Versorgungsszenarien im deutschen Gesundheitswesen mit ihren variierenden technischen Konzepten und Komponenten sowie unter schiedlichen Kommunikations- und Datenschutzkonzepten, insbesondere für die Nutzung von Telemedizin, nicht verfestigen und Lösungen sowie Anwendungen schneller und effizienter entwickelt werden können, sind notwendige Voraussetzungen auf verschiedenen Ebenen zu schaffen. Für die tatsächliche Nutzung von E-Health-Anwendungen und Intelligenten Netzen ist die Herstellung der Interoperabilität der verschiedenen IT-Systeme und der medizinischen Informationen in verschiedenen Systemen entscheidend. Nur wenn es gelingt, für die 250 verschiedenen IT-Systeme und eine Vielzahl mobiler Endgeräte medizinische Inhalte und ihren Transport ohne Friktionen möglich zu machen, sind die technologischen Chancen, die Intelligente Netze zum Beispiel für Anwendungen der Telemedizin bieten, auch praktisch nutzbar. 99 Die Vorteile der IKTNutzung stärker als in der Vergangenheit vermitteln. Die bestehenden Anreizsysteme ausbauen und auf die konkreten Anwendungen fokussieren. Herstellung der Interoperabilität ist entscheidend. 14.12.2012 12:58:40 100 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Der Prozess der Herstellung der sektorübergreifenden technischen und semantischen Interoperabilität muss beschleunigt werden. Die Organisationen der Selbstverwal tung müssen ihren gesetzlichen Auf trag aus dem Versor gungsstrukturgesetz konsequent umset zen und Anwendun gen der Telemedizin schnellstmöglich in die Regelversorgung aufnehmen. Der Prozess der Herstellung der sektorübergreifenden technischen und semantischen Interoperabilität muss daher beschleunigt werden. Hierfür müssen sich alle Beteiligten, Selbstverwaltung des Gesundheitswesens und Wirtschaft, für alle Marktteilnehmer belastbar dazu bekennen, als technolo gische Basis die im Aufbau befindliche Telematik-Infrastruktur nach § 291 a SGB V zu nutzen, die von ihr bereitgestellten Dienste zu berücksichtigen und sich auf gemeinsam nutzbare Standards für heutige und zukünftige Anwendungen zu verständigen. Hierbei sollten auch die Standardisierungs- und Inter operabilitätsbemühungen auf europäischer Ebene berücksichtigt werden. Nur die konsequente und nachhaltige Integration von E-Health in die über Vertragsbeziehungen der Selbstverwaltungsorganisationen geregelten Versorgungsprozesse schafft die Basis dafür, dass die Vorteile, die E-Health-Anwendungen für unsere Gesellschaft bieten, auch tatsächlich umgesetzt werden und die Entwicklung neuer Leistungen möglich wird. Deshalb müssen die Organisationen der Selbstverwaltung ihren gesetzlichen Auftrag aus dem Versorgungsstrukturgesetz konsequent umsetzen und Anwendungen der Telemedizin schnellstmöglich in die Regelversorgung aufnehmen. Angesichts der in anderen Ländern zu beobachtenden Entwicklung ausschließlich telekommunikationsbasierter Versorgungsangebote werden Bestrebungen unterstützt, im Rahmen der bereits erfolgreich aufgenommenen Weiterentwicklung der ärztlichen Berufsordnung insbesondere auch qualitätssichernde Maßnahmen für solche Versorgungsangebote zu treffen, die sich Telekommunikationsmedien bedienen. 3. Weitere Handlungsfelder konsequent erschließen Intelligente Vernetzung im Gesundheitswesen macht es möglich, älteren und chronisch kranken Menschen im häuslichen Umfeld neue Versorgungs- und Betreuungsangebote zur Verfügung zu stellen. Sie können einen längeren Verbleib im häuslichen Umfeld erleichtern. Hiervon profitieren die unmittelbar Betroffenen und ihre Angehörigen, aber auch alle, die die Sozialsysteme, sei es die Kranken- oder Pflegeversicherung finanzieren. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 100-101 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze Intelligente Anwendungen und Netze bieten für die Unterstützung der medizinischen und professionellen pflegerischen Versorgung einschließlich der Dokumentations- und Abrechnungsprozesse sowie im Bereich der Qualitätssicherung Potenziale, auch in mobilen Einsatzszenarien. Gleiches gilt für die Unterstützung pflegender Angehöriger. Es ist deshalb notwendig, die Potenziale dieser Bereiche durch eine Intensivierung der Abstimmungsarbeiten konsequent zu erschließen und frühzeitig eine Einbindung der nicht-ärztlichen Anwender in die Versorgungs- und Betreuungsprozesse anzulegen, auf die Interoperabilität der Dokumentation zu achten und die Möglichkeiten einer elektronischen Übermittlung relevanter Informationen an behandelnde Hausärzte und Fachärzte sicherzustellen. Die hierfür notwendigen Abstimmungsarbeiten zwischen den Unternehmen und den ärztlichen und nicht-ärztlichen Berufsgruppen müssen deshalb so schnell wie möglich durch ein strukturiertes Konzept unterlegt werden. 101 Die für ein vernetztes Gesundheitswesen notwendigen Abstim mungen zwischen den Unternehmen und den ärztlichen und nichtärztlichen Berufsgrup pen müssen so schnell wie möglich durch ein strukturiertes Konzept unterlegt werden. 4. Beschäftigungspolitische Potenziale erschließen Moderne IKT-Technologien bieten die Möglichkeit, den individuellen Arbeitseinsatz räumlich und zeitlich zu flexibilisieren. Dem wachsenden Bedarf der heute und zukünftig Beschäftigten an flexibilisierten Arbeitszeitmodellen kann auch für geeignete Einsatzszenarien im Gesundheitswesen durch den gezielten Einsatz von Informationstechnologien Rechnung getragen werden. Auf Basis von Best Practices sollten die Chancen, die die Nutzung von Informationstechnologien für die Flexibilisierung des Arbeitseinsatzes und für den Erhalt und Ausbau des Beschäftigungsniveaus im Gesundheitswesen bietet, konsequent genutzt werden. 5. Datenschutz als Chance nutzen Ohne Vertrauen der Anwender darauf, dass Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet werden, werden sich Technolo gien und Anwendungen nicht durchsetzen können. Es muss deshalb eine Vertrauensbasis dafür geschaffen werden, dass personenbezogene Daten sicher und vor unberechtigten Zugriffen geschützt sind. Es muss eine Vertrauensbasis dafür geschaffen werden, dass personenbezogene Daten sicher und vor unberechtigten Zugriffen geschützt sind. 14.12.2012 12:58:40 102 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Das hohe Sicherheits niveau der TelematikInfrastruktur kann Antworten über die Grenzen Deutschlands hinaus geben. Erleichterung durch einheitliche Anforde rungskataloge für den Datenschutz und durch Klarstellungen zum Beispiel im Zusam menhang mit § 203 StGB und § 80 SGB X. 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze 103 Nicht nur in Deutschland ist der Schutz personenbezogener Daten ein hohes Gut. Insbesondere vor dem Hintergrund der international wachsenden Sensibilität für Datensicherheitsaspekte kann das hohe Sicherheitsniveau der Telematik-Infrastruktur Antworten über die Grenzen Deutschlands hinaus geben. Denn diese Infrastruktur und ihre Komponenten übermitteln Daten im Gegensatz zu heute verschlüsselt und sicher und stellen damit hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit lokaler Systeme und zentraler Dienste. Diese Chancen gilt es, durch verbesserte und positive Kommunikation der Sicherheitspotenziale auch international zu nutzen. Über die international notwendige Chancendebatte des Datenschutzes und der Datensicherheit hinaus ist es notwendig, für nationale Projekte darauf hinzuwirken, dass die Entwicklung und Etablierung von E-Health-Anwendungen durch einheitliche Anforderungskataloge für den Bereich des Datenschutzes und durch Klarstellungen zum Beispiel im Zusammenhang mit § 203 StGB und § 80 SGB X erleichtert wird. Abbildung 1.4-3: Teleintensivmedizin in Aachen Quelle: Cisco, 2012 Telemedizinische Platt form unter Nutzung der elektronischen Fallakte (eFA), um die hochspezialisierte, qualitativ exzellente universitäre Intensiv medizin in die Flä che zu bringen. 1.4.4 Projektbeispiele 1.4.4.1 Telematik in der Intensivmedizin (TIM) Ziel des Projektes TIM1 ist die Etablierung einer innovativen telemedizinischen Plattform unter Nutzung der Basisinfrastruktur der elektronischen Fallakte (eFA), um die hochspezialisierte, qualitativ exzellente universitäre Intensivmedizin in die Fläche zu bringen. Durch Nutzung dieser intelligenten Gesundheitsnetze soll die Qualität in den ländlichen Einrichtungen verbessert werden, um zusätzliche Leben zu retten und das Bedürfnis der Patientinnen und Patienten nach einer optimalen Behandlung und Versorgung erfüllen zu können. Diese Lösung ist auch in anderen medizinischen Anwendungsbereichen nutzbar. 1 Vgl. http://www.ukaachen.de/go/show?ID=23839664&DV=0&COMP=page&ALTNAVID=239093 26&ALTNAVDV=0 (letzter Zugriff 16.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 102-103 Im Universitätsklinikum Aachen wird im Rahmen von TIM eine tele medizinische Zentrale für zwei Kooperations-Krankenhäuser etabliert sowie die E-Fallakten-Infrastruktur aufgesetzt. Im Rahmen eines Telemonitorings nutzen die Kooperations-Krankenhäuser mobile telemedizinische Wagen, die mit der benötigten telemedizi nischen Technik zur Überwachung der Intensivpatientinnen und -patienten ausgestattet sind. Mittels dieser Wagen werden die entsprechenden Parameter an die telemedizinische Zentrale im UK Aachen übermittelt und stehen somit sowohl den Ärztinnen und Ärzten vor Ort sowie den 24/7 verfügbaren IntensivmedizinSpezialisten des UK Aachen zur gemeinsamen Behandlung und Konsilleistung zur Verfügung. Die Anbindung der telemedizinischen Komponenten an die elektronische Fallakte ist in diesem Kontext hoch innovativ (siehe Abbildung 1.4-3). Die E-Fallakte basiert auf einem offenen Standard, der allen Herstellern der Primärsysteme zur Verfügung steht. Er ist zudem von Teilen der hier relevanten Kundengruppe (Krankenhäuser) initi Die Anbindung der telemedizinischen Komponenten an die elektronische Fallakte ist in diesem Kontext hoch innovativ. 14.12.2012 12:58:41 104 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Die E-Fallakte basiert auf einem offenen Standard. Die Markteinfüh rung und der Einsatz von Tele kommunikation zur Behandlung und Überwachung kritisch kranker Intensivpatien tinnen und -patien ten sollen durch TIM stimuliert werden. iert worden. Dies erleichtert die Verbreitung und Akzeptanz des Konzeptes. Der Standard strukturiert bereits die Basisfunktionen für die system- und einrichtungsübergreifende Kommunikation. Die Grundfunktionen des Standards beinhalten den fallbezogenen Austausch medizinischer Informationsobjekte (Dokumente, Bilder, Diagnosen, Prozeduren). Außerdem umfasst der Standard eine anerkannte Sicherheitsarchitektur. Die E-Fallakte kann die Tele konsile gut unterstützen, da diese in aller Regel in der akuten Behandlungssituation relevant sind. Bestandteil des Projektes sind die Entwicklung einer technisch einfach multiplizierbaren Musterlösung für die Teleintensivmedizin durch Verwendung des intersektoralen Standards elektronische Fallakte sowie eines Geschäftsmodells zur teleintensivmedizinischen Versorgung. Zusätzlich werden telemedizinische Heimarbeitsplätze für Ärztinnen und Ärzte und die geschlechterdifferenzierte Nutzung teleintensivmedizinischer Monitoringkomponenten untersucht. TIM ist die innovative Anwendung moderner Informationstechnologien zum Nutzen der behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten. Das Projekt soll bestehende Probleme lösen und zur Entwicklung eines schnellen, passgenauen, zuverlässigen und kosteneffizienten Systems zur telemedizinischen Versorgung in der Intensivmedizin führen. Die Markteinführung und der Einsatz von Telekommunikation zur Behandlung und Überwachung kritisch kranker Intensivpatientinnen und -patienten sollen durch TIM stimuliert werden. Das TIM-Projekt wurde vom Ministerium für Gesundheit, Emanzi pation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des „IuK & Gender Med.NRW“ Wettbewerbs am 18. Juli 2011 als Siegerprojekt ausgezeichnet. Das Projekt soll über drei Jahre laufen. 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze 1.4.4.2 105 Das Programm A.T.e.m. zur integrierten telemedizinischen Betreuung von COPD-Patienten in Deutschland Im April 2012 wurde von Bosch Healthcare, der Techniker Krankenkasse (TK) und dem Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrages nach §140 SGB V das Betreuungsprogramm „Alltag mit Telemedizin erfolgreich meistern“ (A.T.e.m.)2 deutschlandweit für COPD-Patienten gestartet. COPD ist eine Volkskrankheit und stellt die fünfthäufigste Todesursache in Deutschland dar. Typisch für den Verlauf dieser chronischen Lungenerkrankung sind Phasen akuter Verschlechterung des Krankheitsbildes – sogenannte Exazerbationen – die nicht vollständig reversibel sind, häufig eine stationäre Behandlung erfordern und mit hohem Leidensdruck sowie hohen Kosten für das Gesundheitswesen verbunden sind. Durchschnittlich schlägt eine stationäre Behandlung von COPD-Patienten mit 4.000 Euro zu Buche. Allein bei der TK sind derzeit mehr als 100.000 COPD-Patientinnen und -Patienten versichert. Experten beurteilen die Versorgungssituation von COPD-Patienten in Deutschland als lückenhaft und optimierungsbedürftig, sodass eine telemedizinische Betreuung eine sinnvolle Unterstützung darstellen kann. Im Programm A.T.e.m. sollen mit Hilfe eines für COPD-Patienten konzipierten einjährigen, integrierten Therapiemanagement-Programms mit regelmäßiger telemedizinischer Betreuung Qualität und Effizienz der Behandlung gesteigert werden. In dem Programm kommt das Telemedizin System von Bosch Healthcare zum Einsatz, mit dem in den USA bereits mehr als 50.000 Patienten täglich erfolgreich betreut werden. Das Telemedizinische Zentrum (TMZ) am RBK übernimmt die Betreuung der Patienten in enger Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten und die TK verantwortet die Auswahl sowie Erstansprache der Patienten. Die beteiligten COPD-Patientinnen und -Patienten übermitteln täglich von zu Hause über das Telemedizin-System selbst gemessene Vitalparameter sowie abgefragte Informationen zu Symptomatik, allgemeinem Befinden und krankheitsrelevantem Verhalten Integriertes TherapieManagement-Programm mit regelmäßiger telemedizinischer Versorgung Patienten übermitteln täglich von zu Hause selbst gemessene Daten. 2 http://www.a-t-em.de (letzter Zugriff 23.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 104-105 14.12.2012 12:58:41 106 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Abbildung 1.4-4: Übersicht des eingesetzten Telemedizin-Systems Quelle: Robert Bosch Healthcare GmbH, 2012 Im Gegensatz zum reinen Telemonito ring wird mit dem Telemedizin-System ein bidirektionaler Informationsaus tausch ermöglicht. Patienten lernen ihr Selbstmanagement zu verbessern und mit ihrer Situation im alltäglichen Leben besser umzugehen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 106-107 bzw. Gewohnheiten. Die Übermittlung erfolgt automatisch an das TMZ des RBK. Im Gegensatz zum reinen Telemonitoring wird mit dem Bosch Telemedizin System ein bidirektionaler Informationsaustausch ermöglicht. Dabei wird die Basisstation des Telemedizin Systems genutzt, um Patienten zu Hause über den Bildschirm mithilfe kurzer Dialoge aus dem strukturierten TherapiemanagementProgramm fortlaufend Details zu ihrer Krankheit zu vermitteln (siehe Beispiel Abbildung 1.4-4) und zu allen erfassten Informa tionen individuelle, von der Systemlogik generierte Rückmeldungen zu geben. Die COPD-Kranken lernen so ihr Selbstmanagement zu verbessern und mit ihrer Situation im alltäglichen Leben besser umzugehen. Zudem wird ihre Motivation zur Therapieumsetzung erhöht. Dadurch können langfristig Rückschläge vermieden und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Direkt nach Abschluss der Befragung über die Basisstation werden die Daten der Patientinnen und Patienten an die Telemedizinische Plattform des Systems übertragen (analog, ISDN, Internet oder UMTS) und dem medizinischen Fachpersonal im TMZ über eine webbasierte Anwenderoberfläche zur Verfügung gestellt. Zum besseren Überblick über den Gesundheitszustand der Patienten 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze werden dabei die eingehenden Vitalparameter und Patienten angaben nach einem Ampelschema priorisiert. Die daraus resultierenden Erkenntnisse in Verbindung mit den Informationen, die das medizinische Fachpersonal bei telefonischen Kontakten mit dem Patienten erhoben hat, bestimmen dann die weitere Vorgehensweise. Sollten die Daten eine therapierelevante Veränderung zeigen, tritt das medizinische Fachpersonal mit dem Patienten bzw. dessen behandelndem Haus- oder Facharzt in Verbindung. Die intensivere Betreuung der Patientinnen und Patienten durch medizi nisches Fachpersonal ermöglicht somit eine frühzeitige Reaktion auf Verschlechterungen, um so die Zahl der Exazerbationen und damit einhergehende vermeidbare stationäre und notärztliche Behandlungen zu senken und die Progression der Erkrankung zu verlangsamen. Die initiale Phase des Programms A.T.e.m. ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgelegt. Dabei sollen bundesweit mindestens 300 schwerkranke COPD-Patientinnen und Patienten der TK aufgenommen und über ein Jahr telemedizinisch betreut werde. Zum Nutzennachweis soll das Programm wissenschaftlich evaluiert werden, wobei eine einjährige Nachbetrachtungsphase zum Beleg der Nachhaltigkeit der telemedizinischen Betreuung geplant ist. An die im Programm A.T.e.m. installierte telemedizinische Infra struktur der Partner Bosch Healthcare und des Robert-BoschKrankenhauses sollen sich in den kommenden Jahren weitere Krankenkassen für die Versorgung von COPD-Patienten, aber auch solchen mit anderen Erkrankungen, wie Herzinsuffizienz oder Diabetes Mellitus, anschließen. Daneben ist eine Einbeziehung weiterer Kliniken und Versorgungsanbieter vorgesehen. 1.4.4.3 107 Eine frühere Reaktion auf Verschlechterungen des Gesundheits zustands wird ermöglicht. Der „intelligente Hausnotruf“ Damit der „intelligente Hausnotruf“3 einen Notfall erkennt, werden in der Wohnung Sensoren installiert, die mit einer intelligenten Software verbunden sind. Diese kann unterscheiden, ob sich jemand etwa nur nach einem Gegenstand bückt oder ob eine Person Sensoren und Software erkennen Notfälle. 3 http://www.telekom.com/medien/konzern/123226 (letzter Zugriff 16.10.2012) 14.12.2012 12:58:41 108 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Abbildung 1.4-5: Der intelligente Hausnotruf … Quelle: T-Systems International, 2012 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze gestürzt ist und Hilfe benötigt. Erkennt die Software einen Sturz, benachrichtigt sie automatisch eine rund um die Uhr besetzte Notrufleitstelle. Über eine Freisprecheinrichtung nimmt die Leitstelle Kontakt mit dem Hilfebedürftigen auf. Im Gespräch wird der tatsächliche Hilfebedarf ermittelt. Wenn Nutzer des „intelligenten Hausnotrufs“ nicht ansprechbar sind, wird sofort ein Notarzt informiert. Zusätzlich können die Helfer der Leitstelle sich mittels eines grafisch verfremdeten Bildes einen Eindruck von der Lage vor Ort machen (siehe Abbildungen 1.4-5 und 1.4-6). Der „intelligente Hausnotruf“ verbessert die Sicherheit und die Lebensqualität für Personen mit Merkschwächen oder Mobilitätseinschränkungen. Ihnen ermöglicht der Hausnotruf, ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen, auch wenn sie sich darin alleine aufhalten. Die Deutsche Telekom entwickelt das Produkt als Plattform ansatz. Basisdienste, wie beispielsweise das An- und Ausschalten des Systems, können von allen Beteiligten genutzt werden. Die Integration von weiteren Funktionen, wie telemedizinischen Anwendungen, ist später problemlos möglich.Die Deutsche Telekom hat den „intelligenten Hausnotruf“ streng nach den geltenden Datenschutzbestimmungen entwickelt. Das heißt, das Unternehmen erhebt möglichst wenige Daten, schützt die Anwender vor unbefugtem Zugang und informiert die Nutzer darüber, welche Daten wie gespeichert werden. Die Entwicklung des Prototyps und die Durchführung von Vorstudien wurden mit Mitteln des E-Health@Home-Förderprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert und durch den Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt unterstützt. An der Durchführung der Vorstudien hat die Stiftung Liebenau mitgewirkt. Die Stiftung ist eine Wohlfahrtseinrichtung, die unter anderem Quartierskonzepte und die ambulante Betreuung in ländlichen Regionen fördert. 109 Ist der Nutzer nicht ansprechbar, wird sofort ein Notarzt alarmiert. Förderung durch das E-Health@HomeProgramm des BMBF Abbildung 1.4-6: … erkennt automatisch einen Sturz Quelle: T-Systems International, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 108-109 14.12.2012 12:58:42 110 111 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze . ................................................................. 93 1.5 1.5.1 111 1.5.3.1 1.5.3.2 1.5.3.3 1.5.4 1.5.4.1 1.5.4.2 1.5.4.3 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ Aktuelle Situation und Herausforderungen der Verkehrsinfrastrukturen in Deutschland ......................................................................................... Auswirkungen intelligenter Verkehrsnetze für Deutschland . ...................... Volkswirtschaftlicher Nutzen .................................................................... Betriebswirtschaftlicher Nutzen . .............................................................. Individueller Nutzen . ................................................................................ Strategische Ansatzpunkte zur Umsetzung intelligenter Verkehrsnetze in Deutschland ......................................................................................... Digitalisierung der Infrastrukturen ............................................................ Vernetzung von Insellösungen .................................................................. Ausblick – „intelligente Autobahn“ ............................................................ Projektbeispiele ....................................................................................... simTD . ..................................................................................................... Projektidee Containervormeldung am Containerterminal Bremerhaven ..... Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) ..................................... 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 1.5.2 1.5.2.1 1.5.2.2 1.5.2.3 1.5.3 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 110-111 1.5 Intelligente Verkehrsnetze 111 115 115 116 117 Dieses Kapitel enthält die erarbeiteten und formulierten Thesen der Themengruppe „Verkehr“ für die Projektgruppe „Intelligente Netze – Bildung, Verkehr und Verwaltung“. 118 118 119 120 120 120 122 123 1.5.1 Aktuelle Situation und Herausforderungen der Verkehrsinfrastrukturen in Deutschland Die Verkehrsnetze stellen eine wesentliche und große Investition dar, die fast ausschließlich von den Gemeinden, Ländern und vom Bund getragen wird. Die Investitionssummen sind enorm, alleine die Bundesverkehrswege benötigen zwischen 2001 und 2015 in Summe geschätzt 150 Milliarden Euro (Bundesverkehrswegeplan 2003). Eine begleitende Digitalisierung der Verkehrsnetze verspricht, die getätigten Investitionen zu sichern und zusätzlichen Nutzen zu erzeugen – ohne weitere Eingriffe in die Natur. Dabei sind intelligente Verkehrsnetze bereits heute als Insellösungen im Einsatz. Drei Beispiele aus dem Straßenverkehr und der Logistik (siehe Kapitel 1.5.4) illustrieren die technischen Möglichkeiten Intelligente Verkehrsnetze sind bereits als Insellösung im Einsatz. 14.12.2012 12:58:42 112 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 113 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze Der Mobilitätsbedarf steigt Mehr Personen und mehr Güter teilen sich zu Stoßzeiten die gleichen Verkehrswege Schon heute viel Software im Auto 100 Millionen LOC Premiumfahrzeuge Software-Code im Kfz, in Lines of Code (LOC) Die Bedeutung der Straße im Güterverkehr 404 707 Entwicklung Güterverkehr in Deutschland in Milliarden Tonnenkilometer 2005 2050 95 170 Straße 1 Million LOC Volumenfahrzeuge 64 87 Bahn 17 100 LOC 17 Anfang der 1970er Quelle: In Anlehnung an ForTISS GmbH und IEEE Binnenschiff Pipeline Quelle: In Anlehnung an ProgTrans, BGL 2008 Leistung in Mrd. Tonnenkilometer Entwicklung der Güterverkehrsleistung Gesamte Güterverkehrsleistung Entwicklung des Verkehrsaufkommens: Der öffentliche Verkehr hält nicht Schritt Fahrten in Millionen pro Jahr 1.400 70.000 1.200 60.000 1.000 50.000 800 40.000 600 30.000 400 MIV 20.000 Prognostiziertes Wachstum von 581 Mrd. Tonnenkilometer ÖPNV 10.000 200 0 2008 1995 2000 2005 2010 2020 2030 2040 2050 Quelle: In Anlehnung an http://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/94511/?clsId0=276654&clsId1=276663&clsId2=276945&clsId3=0 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Quelle: In Anlehnung an Destatis Datenreport 2006, bis 1990 nur Westdeutschland, 2010 eigene Berechnung Abbildung 1.5-1: Infografik Intelligente Verkehrsnetze Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 112-113 14.12.2012 12:58:42 114 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze „Eine flächenmäßig große Verbreitung und eine hohe Verfügbarkeit von moderner Kommunikationsinfrastruk turen entlang der Hauptverkehrsrouten ist für intelligente Verkehrsnetze eine ebenso wichtige Herausforderung wie offene Standards und Open Data, um die freie und zeitaktuelle Verfügbarkeit möglichst vieler verkehrsträgerüber greifender Daten zu gewährleisten. Die Arbeiten der Projektgruppe Intelligente Verkehrsnetze haben zum Ziel, Ver kehrsfluss und -sicherheit für kommer zielle und private Verkehrsteilnehmer entscheidend zu verbessern.“ Herbert Merz Head of Optical Networks Executive Board Member Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG und die Vorteile für Nutzer und Wirtschaft. Tatsächlich endet die Intelligenz von Verkehrsnetzen heute meistens, wenn der Verkehrsträger, der Anbieter oder der Betreiber wechselt. Hier täuscht etwa die Ähnlichkeit der Begriffe „Eisenbahn“ und „Autobahn“ darüber hinweg, dass die verschiedenen Verkehrsträger neben unterschiedlichen Betriebsweisen auch einen unterschiedlichen Grad an digitaler Infrastruktur mit sich bringen. Eine übergreifende Vernetzung verspricht eine Vielzahl von Vorteilen, die im Folgenden vorgestellt werden. Intelligente Verkehrsnetze – durchgängig und übergreifend – sind heute noch Zukunft. Anhand konkreter strategischer Ansatzpunkte wird der Weg zu intelligenten Verkehrsnetzen aufgezeigt. 1.5.2 Betriebswirtschaftlicher Nutzen Volkswirtschaftlicher Nutzen Intelligente Verkehrsnetze Individueller Nutzen simTD Digitalisierung Ansatzpunkte Beispiele AIM Logistik „Intelligente Autobahn“ Vernetzung Open Data Abbildung 1.5-2: Struktur des Arbeitsbereichs der Fachgruppe Intelligente Verkehrsnetze Quelle: in Anlehnung an BITKOM Themengruppe „Intelligente Netze/Verkehr“, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 114-115 Auswirkungen intelligenter Verkehrsnetze für Deutschland Digitale Infrastrukturen ermöglichen das Entstehen von Intelligenten Netzen. In vielen Bereichen des alltäglichen Lebens wird diese digitale Ergänzung der bestehenden Infrastrukturen den Nutzen und die Nutzbarkeit erhöhen oder erstmals neue Anwendungen ermöglichen. Im Rahmen der IT-Gipfel-Projektgruppe „Intelligente Bildungs-, Verkehrs- und Verwaltungsnetze“ hat sich eine Expertengruppe mit den intelligenten Verkehrsnetzen detailliert auseinandergesetzt und den zu erwartenden Nutzen sowie erste Beispiele und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Nutzen entsteht durch die Digitalisierung auf verschiedenen Ebenen – so kann der Nutzen individuell für jeden einzelnen Verkehrsteilnehmer sichtbar sein, für Unternehmen oder die gesamte Volkswirtschaft – wie in den nachfolgenden Kapiteln erläutert. 1.5.2.1 115 Eine übergreifende Vernetzung verspricht eine Vielzahl von Vorteilen. Volkswirtschaftlicher Nutzen Intelligente Verkehrsnetze verknüpfen die bestehende Verkehrs infrastruktur mit ihren Nutzern und vernetzen die Verkehrsströme mit den Lieferketten. Auf diese Weise entsteht – wie in dem unten aufgeführten Beispiel für den Gütertransport gezeigt – eine nahtlose Integration des Verkehrs in Liefer- und Produktionsketten. Durch die intelligente Steuerung und Vernetzung lassen sich dort die bestehenden Kapazitäten besser nutzen und Umweltschäden verringern, Wartezeiten werden reduziert und das Vorhalten freier Kapazitäten wird vermieden. Aus Sicht der bestehenden Verkehrsnetze lässt sich dadurch bereits kurzfristig die Effizienz steigern, das heißt ohne den Ausbau von klassischer Verkehrsinfrastruktur können die Verkehrsnetze mehr Personen und Güter transportieren. Die Bereitstellung von Informationen zum aktuellen Verkehrs geschehen sowie die interaktive Kommunikation zwischen einzelnen Verkehrsteilnehmern können – wie in dem unten stehenden Beispiel der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) gezeigt – die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer erheblich verbessern. So kann zum Beispiel das starke Bremsen eines Fahrzeugs Auch ohne Ausbau von klassischer Verkehrsinfrastruktur können mehr Personen und Güter transportiert werden. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer kann erheblich verbessert werden. 14.12.2012 12:58:42 116 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft über Funk an benachbarte Fahrzeuge übertragen werden. Aus dieser Information können neuartige automatische Sicherheitssysteme den Aufprall nachkommender Fahrzeuge vermeiden – oder im einfachsten Fall den Fahrer rechtzeitig informieren. 1.5.2.2 Unterschiedliche Verkehrsträger lassen sich zu einem einzigen intermodalen Angebot zusammenstellen. Steuerung logistischer Prozesse AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 116-117 Betriebswirtschaftlicher Nutzen Für die Anbieter von Verkehrsleistungen bieten intelligente Verkehrsnetze die Möglichkeit, über das eigene Angebot hinaus mit anderen Anbietern zusammenzuarbeiten. So lassen sich unterschiedliche Verkehrsträger zu einem einzigen intermodalen Angebot zusammenstellen – der Kunde kann über eine Buchung die gesamte Reise buchen: die Taxifahrt zum Flughafen, den Flug, die Fahrt mit dem öffentlichen Personennahverkehr ins Stadtzentrum und dort die Mobilität über Car-Sharing oder ein Mietfahrrad. Derartige vernetzte Angebote bringen den einzelnen Anbietern neue Kunden, die sich überwiegend außerhalb des Einzugsgebiets der lokalen Verkehrsanbieter aufhalten. Einfache Buchung und Abrechnung aller Mobilitätsleistungen sind wesentliche Faktoren in der Kundenbindung. Gerade für örtlich begrenzte Angebote – vor allem die Bewirtschaftung von Parkraum und seit einiger Zeit die Kurzzeit-Angebote für Car-Sharing und Fahrradverleih – sind der einfache Zugang zum Angebot und die Vernetzung mit den vor- und nachgelagerten Verkehrsanbietern entscheidend. Auf diese Weise lassen sich bestehende Ressourcen wie der städtische Parkraum oder die Car-Sharing-Flotte besser ausnutzen. Die Digitalisierung erlaubt darüber hinaus die zeitliche und örtliche Analyse der Nachfrage und damit auch die Optimierung der vorgehaltenen Kapazitäten. Im Güterverkehr unterstützen intelligente Verkehrsnetze die Steuerung der logistischen Prozesse. Über den reinen Transport hinaus werden alle beteiligten Akteure (zum Beispiel Kunden, Lieferanten, Zoll, Verkehrsunternehmen und Sicherheitsbehörden) vernetzt und koordiniert. Begleitende Prozesse wie Zollabfertigung und Sicherheitsüberprüfung werden automatisch angestoßen. Dies spart bei allen Beteiligten Zeit, Kosten und Kapazität. 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze 1.5.2.3 Individueller Nutzen 117 „Maschinen und Geräte um uns herum haben längst damit begonnen, untereinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Ob man es nun „Machine-To-Machine“ oder „Internet der Dinge“ nennt, es liegen große wirt schaftliche Chancen darin. Vorausset zung für eine erfolgreiche Erschließung des Marktes sind einfache, flexible und vor allem effiziente Lösungen. Ob TollCollect oder das automatisierte Melden von Zählerständen und Verbrauchen, die ganze Branche arbeitet erfolgreich an den Zukunftschancen. “ Intelligente Verkehrsnetze unterstützen auch direkt die Nutzer der Verkehrsinfrastruktur. Die Bereitstellung von Informationen zum Verkehrsgeschehen erlaubt dem Verkehrsteilnehmer eine vereinfachte und bessere Planung der Reisen. Intelligente Verkehrsnetze können Alternativen aufzeigen, die es zu Stoßzeiten erlauben, auf andere Strecken oder Verkehrsmittel auszuweichen. Selbst bei begrenzten Transportkapazitäten erlauben die intelligenten Verkehrsnetze eine verlässliche Planung, sodass Fahrtzeiten für jede Tageszeit zuThorsten Dirks Vorsitzender der Geschäftsführung verlässig vorhergesagt werden können. Der E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG Reisefortschritt oder Änderungen an der geplanten Reise werden vom intelligenten Verkehrsnetz automatisch digital zur Verfügung gestellt. So kann der Nutzer bei einem verspäteten Abflug des Flugzeugs am Morgen länger schlafen – der Wecker wird von selbst nachgestellt. Komplexe Mobilitätsdienste, die zum Beispiel mehrere Verkehrsmittel oder Anbieter kombinieren, können nur durch eine Vernetzung und Digitalisierung der Angebote einfach und schnell für den Nutzer verfügbar gemacht werden. Als Beispiel seien die verschiedenen Car-Sharing-Angebote genannt, die in den letzten Jahren in vielen Großstädten verfügbar wurden und zusammen mit dem öffentlichen Nahverkehr oftmals den eigenen PKW im Stadtzentrum ersetzen. Die Verfügbarkeit derartiger Dienste wird durch die Ver- Eine Verbindung zu netzung der Endgeräte (Smartphones, Navigationssysteme) direkt lokalen Informationen sozialen Netzen dem potenziellen Nutzer angezeigt, sodass ihm alle Alternativen und schlägt die Brücke integriert und aktuell zur Verfügung stehen. Eine Verbindung zu lo- vom Verkehrsnetz kalen Informationen und sozialen Netzen schlägt die Brücke vom zur individuellen Welt des Nutzers. Verkehrsnetz zur individuellen Welt des Nutzers. 14.12.2012 12:58:42 118 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.5.3 Es gilt, die bestehende Verkehrsinfrastruktur mit einem „digitalen Zwilling“ auszustatten. Intelligente Verkehrsnetze sind mehr als nur ein Smartphone in der Hand des Verkehrsteilnehmers: Vielmehr gilt es, als Grundlage die bestehende Verkehrsinfrastruktur mit einem „digitalen Zwilling“ auszustatten, bestehende oder absehbare Insellösungen miteinander zu vernetzen und dadurch neue Anwendungen zu ermöglichen. Über diese allgemeingültigen Voraussetzungen hinaus illustriert die Idee der „Intelligenten Autobahn“ als Ausblick, wie Intelligente Netze konkret umsetzbar werden. 1.5.3.1 Die Digitalisierung muss länderüber greifend erfolgen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 118-119 Strategische Ansatzpunkte zur Umsetzung intelligenter Verkehrsnetze in Deutschland Digitalisierung der Infrastrukturen Intelligente Verkehrsnetze als „digitale Zwillinge“ der klassischen Verkehrsinfrastruktur setzen eine Digitalisierung der Infrastrukturen voraus: Sie zielen darauf ab, dass Nutzer, Verkehrsteilnehmer, Verkehrsanbieter und die Verkehrsinfrastruktur relevante Informationen jederzeit austauschen können. Als Grundlage für den Datenaustausch sind offene Standards notwendig. Beim Umgang mit den ausgetauschten Daten sind dabei neben dem geltenden Datenschutz die Sicherheit und die Verlässlichkeit der Daten essen ziell. Eine öffentliche Verfügbarkeit standardisierter Daten („Open Data“) fördert die Entwicklung neuartiger Dienste, die über bereits bestehende freie Angebote – zum Beispiel OpenStreetMaps für frei nutzbare Geodaten – hinausgehen. Genauso wie Verkehrsnetze Länder miteinander verbinden, wird auch die Digitalisierung länderübergreifend erfolgen müssen. Die im Sommer 2010 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Einführung intelligenter Verkehrssysteme zielt auf verbindliche Standards für die Entwicklung intelligenter Verkehrssysteme ab. Wichtig ist, dass die Richtlinie europaweit die Gewähr gibt, dass neu auf den Markt gebrachte Lösungen und Angebote kompatibel sind. Bestehende und neuartige Übertragungsverfahren, zum Beispiel die breitbandige Kommunikation über Mobilfunknetze oder den 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze kurzreichweitigen Mikrowellenfunk können Informationen sicher und zuverlässig nahezu jederzeit und flächendeckend zwischen den Verkehrsteilnehmern und den Verkehrsnetzen austauschen. Ein Ausbau von Sensoren und Aktoren entlang der Verkehrsnetze ermöglicht die bessere Erfassung und die Steuerung der Verkehrsströme. 1.5.3.2 119 Ein Ausbau von Sensoren und Aktoren entlang der Verkehrs- netze ermöglicht die bessere Erfassung und die Steuerung der Verkehrsströme. Vernetzung von Insellösungen Für den Nutzer erlaubt die Integration unterschiedlicher Verkehrsanbieter und Verkehrsträger in ein einziges Angebot einen schnellen Überblick über alle Alternativen für eine geplante Reisestrecke. Die Abrechnung an einer Stelle eröffnet dem Nutzer erstmals den einfachen Übergang zwischen unterschiedlichsten Verkehrsanbietern und Verkehrsträgern. Die bestehenden Fahrgast-Informationssysteme der unterschied lichen Verkehrsanbieter stehen heute überwiegend nur als Insellösung zur Verfügung. Eine Vernetzung erlaubt das intelligente intermodale Reisen. Neuartige Fahrer-Assistenzsysteme können Daten von vernetzten Lösungen verwenden und den Fahrzeuglenker unterstützen. Als Beispiele sind simTD und AIM im Folgenden beschrieben. Bereits heute können Unfälle automatisch per eCall an die zuständige Rettungsleitstelle übertragen werden und Hilfskräfte schneller und genauer an den Unfallort führen. Für den Gütertransport begleitet ein Datenstrom den Warenstrom, sodass zu jeder Zeit der Aufenthaltsort der Waren entlang der Transportstrecke bekannt ist. Prognosemodelle können vorhersagen, wie sich der Verkehrsfluss in naher Zukunft entwickelt. Transportierte Güter treffen somit zum vorangemeldeten Termin ein, sodass ein Fahrer den Zeitbedarf verlässlich planen und gegebenenfalls auf alternative Strecken oder Verkehrsträger ausweichen kann. Die Vernetzung erlaubt intelligentes intermodales Reisen. Verlässliche Planung des Zeitbedarfs im Verkehr 14.12.2012 12:58:42 120 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.5.3.3 Die „intelligente Auto bahn“ gibt vollständige und aktuelle Informationen zum Verkehrsgeschehen. Ausblick – „intelligente Autobahn“ Intelligente Verkehrsnetze sind bereits in der nahen Zukunft reali sierbar. Als Ausblick illustriert die „intelligente Autobahn“ ein mögliches Ziel, das heute schon in den unten aufgeführten Beispielen in Ansätzen realisiert ist: Die „intelligente Autobahn“ gibt vollständige und aktuelle Informationen zum Verkehrsgeschehen. Für den Personen- und Warenverkehr liefert die intelligente Autobahn aktuelle Prognosen zum Zeitbedarf und berechnet die voraussichtlichen Ankunftszeiten. Die intelligente Autobahn gibt den Verkehrsteilnehmern die notwendigen Daten, um rechtzeitig auf lokale Ereignisse zu reagieren. Eine Open-Data-Strategie erlaubt die Nutzung der Daten für alle Interessenten. 1.5.4 Projektbeispiele Die „intelligente Autobahn“ ist in Ansätzen bereits heute realisiert – eine Einführung für das gesamte Autobahnnetz ist somit technisch vorstellbar. Zur Verdeutlichung der vorhandenen technischen Möglichkeiten intelligenter Vernetzung sind im Folgenden drei Beispiele genannt. 1.5.4.1 simTD Sichere Intelligente Mobilität – Testfeld Deutschland Kommunikation zwi schen Fahrzeug und Lichtsignalanlage, Wechselverkehrs zeichenbrücke oder intelligenten Baken und zentraler Infra struktur (z. B. Verkehrs managementzentralen). AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 120-121 Auf dem Weg zur Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur und zur intelligenten Vernetzung der Verkehrsinfrastruktur mit dem Verkehrsträger Automobil zeigt das Projekt simTD nicht nur die direkte Kommunikation zwischen Fahrzeugen, sondern auch die Kommunikation von Fahrzeugen mit der ‚intelligenten Infrastruktur’ auf. Diese C2X-(Car-to-X-)Kommunikation findet zwischen Fahrzeug und Lichtsignalanlage (LSA), zwischen Fahrzeug und Wechselverkehrszeichenbrücke oder sogenannten intelligenten Baken (IRS) statt. Darüber hinaus gibt es auch einen Daten- und 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen und zentraler Infrastruktur (zum Beispiel Verkehrsmanagementzentralen). Die dabei genutzten Kommunikationstechnologien WLAN (802.11.p) und Mobilfunk ergänzen und unterstützen sich in diesem hybriden Kommunikationsansatz und vernetzen zentrale und dezentrale Infrastrukturen mit dem intelligenten Verkehrsträger Automobil. In einem der weltweit größten Feldversuche zur Fahrzeug-Fahrzeug- und Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation (Car-to-X-Kommunikation) im Rhein-Main-Gebiet mit einer Versuchsflotte von 120 Fahrzeugen ist die Aufgabe, auf Autobahnen und Bundes straßen in und um Frankfurt am Main die Funktionalität, die Alltagstauglichkeit und die Wirksamkeit der simTD -Technologie erstmalig unter realen Bedingungen zu testen. Die Fahrversuche werden unter wissenschaftlicher Leitung von anerkannten Hochschulinstituten der Verkehrspsychologie und Verkehrstechnik geplant, durchgeführt und ausgewertet. Die Modellregion bietet dafür optimale Rahmenbedingungen: ein hohes Verkehrsaufkommen, modernste Verkehrserfassungs- und Verkehrssteuerungsanlagen sowie alle relevanten Straßenkategorien, die eine Übertragbarkeit auf andere Regionen erlauben. simTD ist ein Gemeinschaftsprojekt deutscher Automobilhersteller, Zulieferer, Kommunikationsunternehmen, Forschungsinstitute sowie namhafter Straßenbetreiber. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und umfassende Erprobung von Technologien, mit denen Fahrzeuge untereinander und mit den Verkehrszentralen der Straßenbetreiber Daten austauschen. So können Autofahrer beispielsweise über Gefahrenbremsungen vorausfahrender Wagen informiert werden, über Hindernisse auf der Straße, über die Verkehrslage an der nächsten Baustelle oder über die optimale Geschwindigkeit, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen. Gleichzeitig speisen die Fahrzeuge ihre Daten anonymisiert in die Verkehrszentralen ein, die dadurch ein noch umfassenderes, aktu elleres und präziseres Bild der Verkehrslage errechnen können. Prognosen zur Verkehrsentwicklung und die Verkehrssteuerung werden dadurch noch verlässlicher, der Verkehrsfluss wird verbessert und dadurch die Verkehrssicherheit erhöht. Perspektivisch sollen kooperative Systeme wie die Car-to-XKommunikation vollständig und dauerhaft in den Straßenverkehr 121 Einer der weltweit größten Feldversuche Prognosen zur Verkehrsentwicklung und die Verkehrs steuerung wer den verlässlicher, der Verkehrsfluss wird verbessert und die Verkehrs sicherheit erhöht. 14.12.2012 12:58:43 122 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft integriert werden. Voraussetzung ist allerdings ein einheitlicher Standard der Infrastruktur sowie eine breite Markteinführung der fahrzeugseitigen Komponenten durch die Automobilindustrie. simTD -Projektpartner sind: Adam Opel AG, AUDI AG, BMW AG, BMW Forschung und Technik GmbH, Daimler AG (simTD -Projektleitung), Ford Forschungszentrum Aachen GmbH, Volkswagen AG, Robert Bosch GmbH, Continental Teves AG & Co. oHG, Deutsche Telekom AG, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Technische Universität Berlin, Technische Universität München, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Universität Würzburg, Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement und Stadt Frankfurt am Main. Gefördert und unterstützt wird das Projekt durch die Bundesministerien für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Bildung und Forschung (BMBF), Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie durch das Land Hessen, den Verband der Automobilindustrie e. V. und dem Car 2 Car Communication Consortium. 1.5.4.2 Automatische ContainerVoranmeldung AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 122-123 Projektidee Containervormeldung am Containerterminal Bremerhaven Im Tagesdurchschnitt werden am Containerterminal Bremerhaven mehr als 3.000 LKW abgefertigt. Zeitlich konzentriert sich dieses Aufkommen auf die Zeit von 6.00 Uhr bis 20.00 Uhr mit deutlichen Spitzen. Während der Spitzenzeiten kann es zu erheblichen Wartezeiten bei der Abfertigung kommen. Versuche, Container-Vormeldungen von den LKW-Unternehmen zu bekommen oder die Abfertigung auch auf die Nachtstunden auszuweiten, sind in der Vergangenheit aus den unterschiedlichsten Gründen gescheitert. Zur Verkürzung der Wartezeiten und im Interesse eines optimierten Personal- und Geräteeinsatzes auf dem Containerterminal wird daher auch über automatisierte Vormeldungen nachgedacht. Aufgrund der geographischen Lage Bremerhavens erreichen Containertransporte per Straße den Hafen fast ausschließlich aus Richtung Süden über die A 27. Eine Erfassung der LKW etwa eine 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze 123 Stunde vor Erreichen des Terminals wäre daher denkbar. Für die Personal- und Geräteplanung auf dem Terminal ist dies deutlich zu spät. Allerdings könnte sich für die Fahrer ein entsprechender Nutzen ergeben. Hierzu wäre es erforderlich, dass der Fahrer nach Durchfahren der „Erfassungsstelle“ eine Rückmeldung über die bei seiner Ankunft in Bremerhaven zu erwartenden Wartezeiten auf dem Terminal erhalten würde. Auf Basis dieser Informationen könnte der Fahrer entscheiden, seine gesetzlichen Ruhezeiten möglicherweise vorzuziehen. Hilfreich wäre zudem eine Information über noch verfügbare Parkplätze auf dem Weg nach Bremerhaven. Denkbar sind auch andere Formen der Nutzung bereits erfasster Daten. Dabei gilt grundsätzlich, dass eine Vormeldung umso sinnvoller ist, je früher sie erfolgt. 1.5.4.3 Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) Mit der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) schafft das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) in Partnerschaft mit dem Land Niedersachsen, der Stadt Braunschweig, der Helmholtz Gemeinschaft und weiteren Partnern eine Möglichkeit zur vernetzten Forschung, Entwicklung und Anwendung für intelligente Transport- und Mobilitätsdienste. Neben dem Verkehrsablauf soll AIM auch das Mobilitätsverhalten generell untersuchen und steht als offene Plattform Partnern aus Wissenschaft, Forschung, Entwicklung und Industrie zur Verfügung. Die in AIM aufgebaute Infrastruktur soll für einen langen Zeitraum zur Verfügung gestellt und permanent weiter entwickelt werden. AIM nutzt eine ganze Region mit ihren real existierenden Verkehrswegen und -beziehungen als Forschungsraum und ermöglicht somit die effektive Umsetzung von Forschungsarbeiten mit hohem systemischen Anspruch als auch mit herausragender fachlicher Tiefe. Die Forschungsplattform AIM ermöglicht Untersuchungen zum Verkehrsmanagement der Zukunft, welches intermodal und kooperativ sein wird. Intermodal, um auch wirklich das gesamte Potenzial ausnutzen zu können, kooperativ mit dem Ziel, die verschiedenen Verkehrsteilnehmer mit Hilfe von Kommunikation zwischen ihnen, Offene Plattform für Forschung, Entwicklung und Anwendung AIM nutzt eine ganze Region mit ihren real existierenden Verkehrswegen und -beziehungen als Forschungsraum. 14.12.2012 12:58:43 124 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Erprobung von Methoden der Datenerfassung Multimodale Strategien prototypisch entwickeln Infrastruktur für die kommunikative Vernetzung von Fahrzeugen untereinander und mit Lichtsignalanlagen AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 124-125 der Infrastruktur und den Verkehrsmanagementzentralen möglichst reibungsarm und effizient zum Ziel zu bringen. AIM unterstützt ein intermodales und kooperatives Verkehrs management durch die folgenden Aspekte: • In AIM können neue Methoden der Datenerfassung erprobt werden, welche eine immer bessere Erfassung der Verkehrs lage erlauben. Hierbei werden durch eine Kombination vorhandener Daten der Verkehrsmanagementzentrale mit zusätzlichen Messdaten und verfügbaren Informationen anderer Verkehrs träger Daten generiert, die viel besser auf die Bedürfnisse des Verkehrsmanagements wie auch der Nutzer dieser Systeme zugeschnitten sind. • Als Forschungsplattform bietet AIM einen Rahmen, optimale multimodale Strategien prototypisch zu entwickeln, zu implementieren und auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Auf diese Weise leistet die Forschung in AIM einen Beitrag, beispielsweise Verlustzeiten, Emissionen und Energieverbrauch nachhaltig zu reduzieren und die Verlässlichkeit des Verkehrssystems insgesamt zu erhöhen. • AIM schließt den Regelkreis durch einen Rückkanal, der dazu genutzt werden kann, den Nutzern Empfehlungen zu geben und damit auf eine sanfte Art steuernd in das Verkehrsgeschehen eingreifen zu können. Hierbei kommen auf den Mobilitätsdienst zugeschnittene Kommunikationstechnologien (beispielsweise WLAN (802.11.p) und Mobilfunk) zum Einsatz. AIM stellt eine Infrastruktur zur Verfügung, die eine kommunikative Vernetzung von Fahrzeugen und der Infrastruktur (insbesondere Lichtsignalanlagen) sowie der Fahrzeuge untereinander (Car-to-X) ermöglicht. Kooperative Assistenz- und Automationssysteme werden zukünftig einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer leisten und schonen durch ihren Beitrag zu einem effizienten Verkehrsablauf Ressourcen. AIM stellt eine Umgebung bereit, in der kooperative Assistenz- und Automationssysteme sowie neue Fahrzeugkonzepte bruchlos von der Entwicklung über frühzeitige simulative Untersuchungen unter realen Bedingungen sukzessive in den prototypischen Betrieb im öffentlichen Straßenraum überführt werden können. Für alle Entwicklungs- und Testaktivitäten 1.5 Intelligenete Verkehrsnetze steht ein leistungsfähiges Datenmanagement als Rückgrat einer menschzentrierten Automation und Assistenz zur Verfügung. Leistungsfähige Backend-Systeme ermöglichen in AIM die strukturierte Auswertung der im Feld und in den Simulatoren erhobenen Daten. Als offene und flexible Forschungsplattform ist AIM auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt. Anders als bei bisherigen Ansätzen mit einzelnen thematischen Testfeldern in verschiedenen Städten ermöglicht AIM so die Wiederverwendung der Testinfrastruktur für unterschiedliche Fragestellungen. Damit reduziert AIM die Investitionen je Projekt erheblich. Die Basisinfrastruktur kann in vielfältigen Projekten weiter genutzt und bedarfsgerecht spezifisch ergänzt werden. Darüber hinaus bietet AIM die Möglichkeit, deutlich über die typische Laufzeit einzelner Projekte von zwei bis drei Jahren hinaus Langfristdaten und -untersuchungen mit relativ geringem Aufwand zu handhaben sowie eine Nachnutzung von Infrastruktur und Ergebnissen sicherzustellen. 125 Wiederverwendung der Testinfrastruktur für unterschiedliche Fragestellungen 14.12.2012 12:58:43 126 127 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 1.6.1 1.6.2 1.6.3 1.6.4 1.6.4.1 1.6.4.2 1.6.4.3 1.6.4.4 1.6.5 1.6.5.1 1.6.5.2 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... Einleitung ................................................................................................. Herausforderungen .................................................................................. Potenziale des intelligenten Bildungsnetzes .............................................. Kernelemente eines intelligenten Bildungsnetzes für Hochschulen (Deutsche Hochschul-Cloud – DHC) ......................................................... Inhalte: Kreation, Digitalisierung und Findbarkeit . ..................................... Interaktion: soziales und ubiquitäres Lernen ............................................. Bildungsmethoden: Learning Analytics . .................................................... Policy & Governance: Referenzen, Standards und Zertifizierungen ............ Umsetzung: Vom Status Quo zur Deutschen Hochschul-Cloud ................. Grundsätzliche Überlegungen ................................................................... Strukturierung und Finanzierung des Pilotprojektes .................................. 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 126-127 127 127 130 132 133 134 136 137 138 139 139 142 Intelligente Bildungsnetze Digitalisierung von Bildungsinfrastrukturen: vom Status quo zur Deutschen Hochschul-Cloud 1.6.1 Einleitung Die Themengruppe „Bildungsnetze“ hat sich auf die Frage konzentriert, in welcher Art und Weise digitale Technologien das Hochschulsystem verbessern können. Der demografische Wandel und die Notwendigkeit weiterer Haushaltskonsolidierungen verändern die Rahmenbedingungen für Bildung grundlegend. Ein wesentlicher Treiber des Wandels sind die Erwartungen und das Nutzungsverhalten der Lernenden von heute. Das Internet ist Teil des Alltags von Studierenden, Lehrenden und der Hochschuladministration. Digitale Technologien haben substanziellen Einfluss auf das indivi duelle Arbeits-, Lehr- und Lernverhalten. Angebot und Nachfrage von Lehrinhalten an den Hochschulen verändern sich durch die zunehmende Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Lerninhalte im Internet. Diese Lerninhalte werden zum Teil von renommierten Hochschulen im Ausland angeboten und der Lernerfolg wird zertifiziert. Damit treten verstärkt neue, internationale Anbieter in Konkurrenz zu deutschen Hochschulen. Letztere müssen neue Strategien entwickeln, um in diesem Wettbewerb zu bestehen. Die Angebot und Nach frage von Lehrinhalten an den Hochschulen verändern sich durch die zunehmende Ver fügbarkeit qualitativ hochwertiger Lern inhalte im Internet. 14.12.2012 12:58:43 128 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6 Intellgente Bildungsnetze 129 Intelligente Bildungsnetze Höhere Effizienz in der Hochschulbildung Standardwissen effizienter vermitteln Ressourcen können entlastet und an anderen Stellen eingesetzt werden. Reichweite von Lehre verbessern Die Reichweite und die Anzahl der Studierenden in einer Vorlesung kann gesteigert werden. Abbildung 1.6-1: Infografik Intelligente Bildungsnetze Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 128-129 14.12.2012 12:58:43 130 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6 Intellgente Bildungsnetze Themengruppe ist der Meinung, dass ein intelligentes Bildungsnetz wichtiger Bestandteil einer solchen Strategie ist. Die Potenziale eines intelligenten Bildungsnetzes werden allerdings nur in Ansätzen ausgeschöpft, wenn der Status quo an Hochschulen wie allzu oft in der zurückliegenden Dekade ausschließlich um technologische Innovationen ergänzt wird. Die Arbeitsgruppe hat sich deswegen nicht auf Technologie lösungen konzentriert, sondern den kom„Intelligente Bildungsnetze werden die Art und Weise, wie wir lernen, grund plexen Prozess der Entwicklung hin zu legend verändern. Hochschulen und einem intelligenten Bildungsnetz für HochSchulen stehen vor der Herausforde schulen beschrieben. rung, die Vermittlung von Standard wissen noch stärker mit individueller Betreuung zu verbinden - und dies vor dem Hintergrund immer knapper werdender Personalressourcen. Dies kann nur über intelligente Bildungs netze und neue Formen des adaptiven Lernens geschehen.“ Dr. Bernhard Rohleder Hauptgeschäftsführer Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommuni kation und neue Medien e. V. (BITKOM) 1.6.2 Herausforderungen Wie gehen Hochschulen mit den beschriebenen Herausforderungen um? Je nach Profil der Hochschule sind der Einsatz und die Nutzung von E-Learning als innovative Lehr- und Lernmethode unterschiedlich stark ausgeprägt. Allerdings ist dies nur in seltenen Fällen strategisches Profilelement der Hochschulentwicklung: • Lernmaterialien: Die Digitalisierung von Lernangeboten findet nicht flächen deckend statt, sie ist stark abhängig von Fachdisziplinen, Fach gesellschaften und Bundesländern. Der systematische und strukturierte Austausch sowie die Verknüpfung digitaler Lehr inhalte zwischen Fachrichtungen, Fakultäten und Hochschulen sind nach wie vor die Ausnahme. • Technische Infrastrukturen für Studium und Lehre: Heute existiert ein Patchwork oftmals hochschulspezifischer, fachwissenschaftlicher und nicht kompatibler Einzellösungen. Übergreifende Infrastrukturen zur Nutzung und Archivierung sind bislang nicht verfügbar. • Vernetzung und integrierte Prozesse: An nahezu allen Hochschulstandorten sind die Nutzung und der Einsatz von Standardtechnologien zur Unterstützung von Administrations- und Studienorganisationsprozessen weit fort AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 130-131 geschritten (Campus Management bis hin zu Online-Prüfungssystemen). Es existieren allerdings kaum Lösungen, die ein für den Lernbetrieb produktives soziales Netzwerk für Studenten und Lehrende bereitstellen. Die Vernetzung von Lehrenden – etwa im Rahmen der immer wieder geforderten Deutschen Lehrgemeinschaft – fehlt weitgehend. Eine Vernetzung von Bildungsinstitutionen mag zum Teil regional vorhanden sein, aber nicht darüber hinaus. Dieser Status quo hat spezifische Gründe, die bei den Reformvorschlägen berücksichtigt werden müssen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den Kräften der Beharrung und den Impulsen für den Wandel. 131 Es existieren kaum Lösungen, die ein für den Lernbetrieb produktives sozia les Netzwerk für Studenten und Leh rende bereitstellen. Tabelle 1.6-1: Gründe der Beharrung und Treiber der Veränderung eines intelligenten Bildungsnetzes Gründe der Beharrung Treiber der Veränderung Profilentwicklung, HochschulEntwicklungsplanung und Marktpositionierung von Hochschulen müssen mit der Digitalisierungsstrategie von Bildungsangeboten sowie dem Auf- und Ausbau von Beratungs-, Vertriebs- und Servicestrukturen übereinstimmen. Hier existiert eine große Heterogenität. Die Marktpositionierung einer Hochschule kann die Digitalisierung auch vorantreiben, wenn das intelligente Bildungsnetz Teil einer Markenstrategie ist. Die durch Globalhaushalte heute gegebene Möglichkeit gezielter Investitionen der Hoch schulen fördert eine stärkere Profilbildung. Personales Selbstbild und Selbstwahrnehmung: Traditionelles Berufsverständnis und die lang fristige Sozialisierung in den existierenden akademischen Karrierepfaden verzögern die Fortentwicklung von Rollen der Lehrenden. Affinität zu Technologien bzw. neuen Lernarten: Generation Y und Generation Z weisen nachweislich eine hohe Affinität zu Innovationstechnologien und eine große Bereitschaft auf, diese unmittelbar für eigene Zwecke und Interessen einzusetzen. Rechtliche Rahmenbedingungen und organisatorische Umsetzung: Personal- und Dienstrecht, Urheber- und Nutzungsrecht, Vertragsrecht sowie Datenschutz sind auf bestehende Strukturen ausgerichtet. Die Status-quo-Orientierung gilt auch für existierende Geschäftsmodelle privatwirt schaftlicher Akteure außerhalb der Hochschulen (Verlage). Neue strategische Ziele und Geschäftsmodelle: Ausweitung der Bildungsangebote und Zielgruppen etwa durch Teilzeit- oder Zweitstudienangebote. Neues Angebot an Unternehmen zur Zusammenarbeit bei der Weiterbildung. Eintritt neuer Marktteilnehmer durch die Globalisierung (ausländische Hochschulen). Strukturelle Geringschätzung der Lehre an Hochschulen in Relation zu Forschung, Entwicklung, Wissens- und Technologietransfer. Neuerungen in der Bildungsentwicklung auf Basis pädagogischer, psychologischer und soziologischer Erkenntnisse. Administrationsaufwand von IT-Lösungen: Hochschulen alleine können die immer komplexer werdenden Infrastrukturen nicht aufrechterhalten. Effizientere und kostengünstigere Insourcing-/Outsourcing-Modelle werden zwar diskutiert, jedoch nicht systematisch weiterentwickelt und flächen deckend umgesetzt. Technologische Innovationen wie Cloud Computing und selbstadministrierende Systeme verein fachen die Anwendung komplexer IT zunehmend. Quelle: eigene Darstellung, 2012 14.12.2012 12:58:43 132 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6.3 Potenziale des intelligenten Bildungsnetzes Ein intelligentes Bildungsnetz kann zu folgenden fünf Handlungsschwerpunkten wichtige Beiträge leisten: Intelligente Bildungs netze ermöglichen eine bessere Analyse individueller Profile und eine Empfehlung passgenauer Studien angebote und Bil dungsinhalte auf Basis des Gesamtprofils. 1. Besserer Abgleich zwischen Studieninteressen und Bildungsangeboten: Ein großes Problem des Bildungssektors ist die Lücke zwischen Erwartungen und tatsächlichem Lehrangebot. Individuelle Interessen und Fähigkeiten leisten nachweislich einen signifikanten Beitrag zum Studienverlauf sowie dem Studienergebnis (Abbruch oder Abschluss). Intelligente Bildungsnetze ermög lichen eine bessere Analyse individueller Profile und eine Empfehlung passgenauer Studienangebote und Bildungsinhalte auf Basis des Gesamtprofils. 2. Erhöhung von Effektivität und Qualität des Lehrbetriebs: Die Vermittlung von Kenntnissen beruht auf der Vermittlung sowohl standardisierten Wissens als auch von Spezialwissen und auf hoch individueller Betreuung. Intelligente Bildungsnetze ermöglichen eine stärkere Differenzierung zwischen diesen Leistungen mit dem Ziel, die vorhandenen Ressourcen effizienter zu nutzen. Insbesondere bei der Vermittlung standardisierten Wissens sind durch die professionelle Erstellung von Lernmaterialien große Effizienzgewinne möglich. Ein intelligentes Bildungsnetz ist um den Anspruch herum aufgebaut, direktere Feedback-Kanäle zu etablieren. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 132-133 3. Verbesserung von Feedback und Betreuung: Lernen ist untrennbar mit Betreuung, Kommunikation und Zusammenarbeit verbunden. Im aktuellen Hochschulsystem fällt insbesondere das direkte Feedback schwer – oftmals stehen Verwaltungsprozesse, Budget- und Zeitrestriktionen im Wege. Ein intelligentes Bildungsnetz ist um den Anspruch herum aufgebaut, direktere Feedback-Kanäle zu etablieren – sei es zwischen Lernen- und Lehrendem oder in der Gemeinschaft der Lernenden (Peer-Review). 1.6 Intellgente Bildungsnetze 4. Verbesserung des Informations- und Wissenstransfers: Intelligente Netze bieten neue Möglichkeiten der Zusammen arbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen. Wissen wird direkt ausgetauscht – Mitarbeiter bleiben Studierende. Aus dem Abgleich von Theorie und praktischer Anwendung sowie Erfahrungen entstehen direkt nutzbare Synergien für beide Seiten. Direkte Anknüpfungspunkte für die Personalgewinnung und die Weiterbildung von Mitarbeitern sind für Unternehmen Anreize, in intelligente Bildungsnetze zu investieren. 133 Aus dem Abgleich von Theorie und praktischer Anwendung sowie Erfahrungen entstehen direkt nutzbare Synergien für Hochschulen und Unternehmen. 5. Erhöhung von Diversity, Inklusion und Durchlässigkeit: Bildungsinhalte und der Zugang zu ihnen werden in intelligenten Bildungsnetzen in gleichem Maße für Interessierter heterogener Nutzergruppen etwa mit Hochbegabung, Migrationshintergrund, motorischen, kognitiven, psychischen oder emotionalen Einschränkungen sowie für unterschiedliche Altersgruppen angeboten. „Ambient Assisted Education“ ist dabei ebenso möglich wie intelligente Adaptionen an unterschiedliche Sprach- und Kulturräume oder unterschiedliche soziale Lernbedingungen. 1.6.4 Kernelemente eines intelligenten Bildungsnetzes für Hochschulen (Deutsche Hochschul-Cloud – DHC) Ziel ist die Schaffung eines intelligenten Bildungsnetzes in Form einer föderalen Deutschen Hochschul-Cloud (DHC), die es ermöglicht, Bildungsinnovation und Kooperation in Hochschulen sowie zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu beschleunigen. Die DHC bedient den Bedarf an digitalen Inhalten sowie neuen Bildungsmethoden und -lösungen. Sie ermöglicht zudem den fachlich-inhaltlichen Austausch von Wissen zwischen den Akteuren und entlang der Bildungskette. Die Deutsche Hochschul-Cloud bedient den Bedarf an digitalen Inhalten sowie neuen Bildungsmethoden und -lösungen. Die Deutsche Hochschul-Cloud schafft Vernetzungsmöglichkeiten an den Schnittstellen von Schule/Hochschule bzw. Hochschule/ Wirtschaft. Lehrenden, Lernenden und der Hochschulverwaltung 14.12.2012 12:58:43 134 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6 Intellgente Bildungsnetze •Kreation •Digitalisierung •Findbarkeit •Soziales Lernen •Ubiquitäres Lernen Inhalte Interaktion Deutsche HochschulCloud Methoden Governance •IntelligentAdapative Systeme •Learning Analytics •Referenzen •Standards •Zertifizierungen Abbildung 1.6-2: Deutsche Hochschul-Cloud Quelle: in anAnlehnung an Company, Hewlett-Packard, 2012 Quelle: in Anlehung Hewlett-Packard Development L.P., 2012 wird ein Bündel an internetbasierten Diensten, Werkzeugen und Inhalten für Studium und Lehre bereitgestellt, die sie bedarfsorientiert nutzen können. Die Lösung wird gleichzeitig von den Nutzern mitgestaltet und ist offen angelegt für Erweiterungen, Forschungsergebnisse und Inhalte aus Hochschulen und Wirtschaft. Zur Realisierung eines solchen offenen, dynamischen, dezentralen Bildungsnetzes sind gemeinsame Inhalte (siehe Kapitel 1.6.4.1), Interaktionsmethoden (Kapitel 1.6.4.2), Bildungsmethoden (Kapitel 1.6.4.3) und Governance-Regeln (Kapitel 1.6.4.4) zu definieren. 1.6.4.1 Der Kern der Hochschul-Cloud sind didaktisch und inhaltlich hochqualitative, digitale Inhalte. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 134-135 Inhalte: Kreation, Digitalisierung und Findbarkeit Der Kern der Hochschul-Cloud sind didaktisch und inhaltlich hochqualitative, digitale Inhalte. Diese Inhalte speisen sich zum einen aus bereits digitalisierten und zu digitalisierenden Lernmaterialien. Zum anderen werden neue Inhalte mit Hilfe digitaler Technolo gien für das intelligente Bildungsnetz entwickelt, insbesondere im Audio- und (3D-)Videoformat. Hierzu gehört auch die Entwicklung digitaler, rechtssicherer Prüfungs- und Evaluationsmethoden. Klar ist, dass ein intelligentes Bildungsnetz nicht auf eine generell stärkere Gleichförmigkeit von Inhalten abzielt. Es bietet vielmehr die Plattform, um Diversität effizienter abbilden zu können. Die Digitalisierung der Inhalte bietet am Ende nicht nur neue didaktische Möglichkeiten: Die Vorteile liegen in Geschwindigkeit der Distribution, Reduktion der Publikationshürden und neuen Möglichkeiten des gemeinsamen Lernens und Forschens. Die Hochschul-Cloud wird Content-Formate standardisieren und Prozesse rund um das Publizieren und Nutzen digitaler Lernmateria lien verändern. 135 Standardisierung von Content-Formaten Folgende Fragen stehen im Zentrum: • Content-Transformation: Wie wird auf breiter Basis das Angebot digitaler, multimodaler, interaktiver Publikationen erhöht und kontinuierlich entwickelt? Welche Formate entstehen (Vorlesungsvideos, Communities rund um Inhalte, E-Books)? Wie kann die Erstellung und Qualitätssicherung von „User-Generated-Content“ organisiert werden? Wie kann die Barrierefreiheit sichergestellt werden? • Verlagsstrategie: Wie müssen Verlage auf die Digitalisierung der Bildungswelt reagieren? Welche neuen Geschäftsmodelle ergeben sich? • Autorenstrategie: Wie sehen Anreizsysteme für Autoren aus? Wie werden sie in die Prozesse eingebunden? Eine wichtige Ressource in diesem Kontext ist die Anerkennung in der Fachgemeinde für Publikations tätigkeit. • Rechtlicher und organisatorischer Rahmen: Wie können Barrieren für den freien Austausch und die Nutzung von Inhalten abgebaut werden? Hier sind insbesondere Fragen des Urheberrechts und der Verrechnung zu klären. 14.12.2012 12:58:44 136 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Organisationsveränderung: Wie verändern sich Hochschulen durch die Digitalisierung der Inhalte in ihren Abläufen, Angeboten und Lehrprozessen. Welche Veränderungen ergeben sich zwischen Bibliotheken, Fakultäten, Instituten und Lehrkräften? Die Hochschul-Cloud beruht auf Standards für die Nutzung digitaler Inhalte: Erstellung, Verwaltung, Archivierung und Wiederfindung digitaler Inhalte erfolgen auf der Grundlage semantischer Technologien. Zudem müssen Grundlagen über „sich selbst administrierende“ Systeme geschaffen werden, die eine weitgehende Automatisierung der Management- und Anwendungsprozesse unterstützen. 1.6.4.2 Lernen ist ein sozia ler Prozess, insofern ist die Schaffung von neuen Interaktions methoden auf breiter Basis elementar. Interaktion: soziales und ubiquitäres Lernen Eine Fokussierung auf die Inhaltsseite und deren Digitalisierung alleine würde zu kurz greifen. Lernen ist ein sozialer Prozess, insofern ist die Schaffung von neuen Interaktionsmethoden auf breiter Basis elementar. Hierzu gehören die methodische und inhaltliche Umgestaltung von Vor- und Nachbereitung sowie Präsenzsitzungen: Vor- und Nachbereitung werden primär online-basiert erfolgen, Präsenzsitzungen dienen vermehrt dem direkten Austausch und der Diskussion (aggregiertes Feedback/Fragen, „flipped classroom“-Konzepte). Lernen in der Gruppe und in Abhängigkeit persönlicher Präferenzen hinsichtlich Ort und Zeit wird zum Standard. Die Hochschul-Cloud muss entsprechende Angebote umfassen, wie zum Beispiel: • Webinar-Dienste: Für Lehrveranstaltungen existieren Kollaborationsräume. Vorlesungsmaterialien und virtuelle Arbeitsräume sind hier integriert. Die Inhalte können unabhängig von Vorlesungszeiten und -orten genutzt werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 136-137 1.6 Intellgente Bildungsnetze 137 • Kommentierung und Bewertung durch „Peers“: Das intelligente Bildungsnetz ermöglicht, dass Lernmaterialien von den Lernenden kommentiert und bewertet werden. Diese Funktion kann fortlaufend für Optimierungsprozesse genutzt werden. 1.6.4.3 Bildungsmethoden: Learning Analytics Technologien alleine führen zwingend nicht zu besseren und effi zienteren Lernprozessen. Gleichwohl sind die Potentiale neuer Lern- und Lehrmethoden, die mit Unterstützung innovativer Technologien erfolgen, nicht zu übersehen. Individualisierung, Personalisierung und Differenzierung können beim Lehren und Lernen so im Einzelfall wie in der Breite erreicht werden. Und Möglichkeiten der Mensch-Computer-Interaktion, der Adaptivität sowie der Multi modalität erlauben lernpsychologisch begründete Bildungsszenarien, welche die Berücksichtigung persönlicher Einschränkungen ebenso ermöglichen, wie auch die gezielte Förderung etwa von Hochbegabten. Benötigt wird deshalb Forschung, Entwicklung und Implementation innovativer Technologien, digitaler Medien und neuer Internetdiensten in der Bildung. Erste Ansätze hierzu sollten sein: • Intelligent-Adaptive Systeme: Diese mit Methoden der Künstlichen Intelligenz unterstützen Lernsystem rekurrieren bei der Unterstützung von Lehrenden und Lernenden auf Domainmodelle, Bildungs- und Mensch modelle und nutzen die Potentiale des semantischen Webs sowie soziokulturelle Eigenschaften des Lernenden zur Personalisierung von Lerninhalten, Lernpfaden und der Nutzeroberfläche. Benötigt wird eine grundlegende medienpädagogische Neuorientierung und eine wissenschaftlich fundierte Weiter entwicklung von Bildungsmethoden. • Learning Analytics: Unter dem Stichwort Learning Analytics werden Verfahren verstanden, die gezielt das Lernverhalten von Nutzern und ihre Präferenzen auswerten, um Bildungsinhalte, Didaktik und Methodik auf dieses Verhalten entweder zu adaptieren oder umgekehrt zu reflektieren, welche Verhaltensänderungen für mehr Lernerfolg oder sogar die Förderung von Lernwilligkeit nötig sind. 14.12.2012 12:58:44 138 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Didaktisch-methodische Ansätze zu Einsatz und Nutzung digitaler Medien und Internet dienste sind vielfach veraltet und orientieren sich noch immer vor nehmlich an Szena rien traditioneller Hochschullehre und des „Instructional Designs“. Innovation in der Bildung durch Tech nologie muss als systemischer Ansatz verstanden werden, der das lebenslange Lernen im Fokus hat. • Technologie- und Wissenstransfer: Didaktisch-methodische Ansätze zu Einsatz und Nutzung digitaler Medien und Internedienste sind vielfach veraltet und orientieren sich noch immer vornehmlich an Szenarien traditioneller Hochschullehre und des „Instructional Designs“. Der Erfahrungs- und Wissenstransfer zwischen den Lehrenden ist nur unzureichend koordiniert, nicht hinreichend transparent, oftmals zu standort-bezogen. Darüber hinaus fehlen der systematische Austausch und die Beratung zwischen Fachexperten, Coaches und Dozierenden hinsichtlich der innovativer Ansätze, deren Konzeption, Einsatz sowie kausal- und wirkungs-analytische Begleitung. Standards, gemeinsame Formate, Vertrauens- und Sicherheitskonzepte sowie methodische Basiskonzepte, Guidelines und Lösungsvorschläge sind deswegen wesentliche Beschleuniger auf dem Weg zur Deutschen Hochschul-Cloud. Wichtige Schwerpunkte sind: • Referenzen: Good-Practice-Beispiele, Referenzarchitekturen, Guidelines, Methodenvorschläge; • Standards: Austauschformate, Suchfähigkeit, Administrierbarkeit, Wiederverwendbarkeit; • Zertifikate: Vertrauen und Sicherheit. • Technologie, Organisation, Bildung: Die Anwendung innovativer Technologien in der Bildungs- und Organisationsentwicklung muss durch einfache Vor-Ort-Konzepte erleichtert werden, die wiederum von thematisch ausgewiesenen Forschungsinstituten und Hochschulen mit langjähriger Erfahrung im Thema beraten und begleitet werden. Innovation in der Bildung durch Technologie muss als systemischer Ansatz verstanden werden, der das lebenslange Lernen im Fokus hat und die akademische Ausbildung als eine Phase des individuellen Bildungsweges hierbei versteht. 1.6.5 Umsetzung: Vom Status Quo zur Deutschen Hochschul-Cloud 1.6.5.1 Grundsätzliche Überlegungen 1.6.4.4 Policy & Governance: Referenzen, Standards und Zertifizierungen Die Hochschul-Cloud verbindet die Vorteile flexibler IT: Sie kann die Heterogenität der Nutzer und Nutzungswünsche abbilden, bei gleichzeitig schlanker IT-Administration. Fakultäten und Lehrstühle müssen im Endeffekt die Entscheidungskompetenz und -möglichkeit haben, welche Dienste und Inhalte sie mit welchen pädagogischen Konzepten und in welcher Interaktionsform nutzen. Aber umgekehrt ist es für diese nicht wichtig, Infrastrukturfragen zu klären oder Format- und Technologieprobleme zu lösen, wenn diese über Standards lösbar sind. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 138-139 1.6 Intellgente Bildungsnetze Für den Aufbau einer Deutschen Hochschul-Cloud stellen sich die bei der Etablierung einer infrastruktur-typischen, hochkomplexen Herausforderungen: Eine Vielzahl von Beteiligten mit sehr unterschiedlichen Interessen muss eingebunden werden; existierende Insellösungen müssen entweder integriert oder ignoriert werden, um nächste Schritte gehen zu können. Kurz: Die Einführung einer neuen digitalen Infrastruktur im Mehrebenen-System der deutschen Hochschullandschaft könnte komplexer nicht sein. Grundsätzlich sind drei verschiedene Strategien beim Aufbau einer intelligenten Bildungsinfrastruktur denkbar: 139 Standards, gemeinsame Formate, Vertrauens- und Sicherheitskonzepte sowie methodische Basiskonzepte, Guidelines und Lösungsvorschläge sind wesentliche Beschleuniger auf dem Weg zur Deutschen Hochschul-Cloud. Eine Vielzahl von Beteiligten mit sehr unterschiedlichen Interessen muss ein gebunden werden. • Aushandlungsmodell: Das Aushandlungsmodell beruht auf einer breit angelegten Einbindung aller Beteiligten bereits in der Konzeptionsphase. Hier gälte es, einen Konsens zu erzielen und möglichst viele der existierenden Bausteine in eine neue digitale Infrastruktur zu integrieren. Dieser Prozess ist extrem komplex und sehr zeitaufwändig. Bisherige Abstimmungsversuche im Hochschulbereich zeigen die Grenzen dieses Modells deutlich auf. Für den Aufbau einer digitalen Infrastruktur unter den einleitend skizzierten Rahmenbedingungen ist er nicht geeignet. 14.12.2012 12:58:44 140 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft • Wiki-Modell: Das Wiki-Modell orientiert sich an bereits existierenden Initiativen und versucht diese im Sinne einer Hinführung auf das Zielszenario Deutsche Hochschul-Cloud zu fördern. Dieser „Bottom-Up“-Ansatz ist wesentlich schlanker modelliert als das oben gezeichnete Aushandlungsverfahren und versucht, diese reduzierte Komplexität in der Anfangsphase für eine höhere Implementationsgeschwindigkeit zu nutzen. Nachteilig ist hier vor allem die mangelnde Deckungsgleichheit mit dem Ziel szenario einer Deutschen Hochschul-Cloud – die Gefahr einer Konzentration auf periphere Aspekte des intelligenten Bildungsnetzes ist groß. Aktuell existieren keine Initiativen, die sich ohne weiteres auf das Zielszenario umlenken ließen. • Pilotmodell: Das Pilotmodell versucht, die Vorteile des Aushandlungs- mit dem des Wiki-Modells zu verbinden. Pilotmodelle („Leuchtturmprojekte“) fokussieren sich auf die Erstellung der Kernelemente der Infrastruktur und fördern diese gezielt durch Projekte mit thematisch und fachlich hervorragenden Institutionen und Personen aus Wissenschaft und Wirtschaft. Diese Projekte sind eher eng zugeschnitten. Breitenwirkung sollen sie erst in einer zweiten Phase entfalten. Deswegen ist bereits bei der Definition der Pilotmodelle darauf zu achten, dass die geschaffenen Architekturen skalierbar und für Dritte offen und attraktiv sind (Wachstum durch Sogwirkung). Für den Aufbau einer Deutschen Hochschul-Cloud wird nur das Pilotmodell realistisch sein. Arbeitsauftrag eines solchen Pilotmodells ist es, die in Kapitel 1.6.4 identifizierten Kernelemente einer Deutschen Hochschul-Cloud in ausgewählten Themenbereichen mit einer kleinen Anzahl geeigneter Teilnehmer so weit zu entwickeln, dass die Barrieren für eine Adaption durch Dritte möglichst gering sind. Die Projektgruppe empfiehlt bei der Gestaltung eines solchen Pilotmodells drei Eckpunkte zu beachten: 1.6 Intellgente Bildungsnetze 141 • Fächer: Konzentration auf maximal drei Bereiche. Um die Funktionsweise einer Deutschen Hochschul-Cloud zu entwickeln, reicht vorerst die Konzentration auf einige wenige Fachbereiche. Hier bietet sich die Informatik/Mathematik, Ingenieurswissenschaften ebenso an wie die Medizin, die bereits heute in der akademischen Bildungsentwicklung über ein vergleichsweise hohes Maß an Standardisierung verfügen und eine enge Einbindung von Unternehmen ermöglichen. • Partnerwahl: Keine Missionierung, sondern Kompatibilität zu existierenden Profilelementen suchen. Entscheidend für den Erfolg der DHC ist die Kompatibilität mit der Marktpositionierung der beteiligten Partner. Partner der Pilotphase sollten Personen und Institutionen sein, die für sich bereits den Mehrwert einer Digitalisierungs strategie erkannt haben sowie Initiativen in den zurückliegenden Jahren vorweisen können. Zugleich sollten ausgewiesene Institutionen mit einschlägigen Schwerpunkten in Forschung, Entwicklung und Anwendung aus Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen eingebunden werden. • „Leuchtturm“ ernstnehmen: Einbindung von Individuen mit Strahlkraft. Sebastian Thruns „Udacity“-Initiative1, coursera als Ausgründung der Stanford University 2, die Khan-Academy 3, die Initiative von MIT, Harvard und Berkeley mit der Gründung von edX 4 haben mehr Dynamik in die Debatte um Intelligente Netze gebracht als viele breit abgestimmte, aber nie umgesetzte Versuche zuvor. Ein Pilotprojekt zur Deutschen Hochschul-Cloud sollte sich den Einfluss exponierter Koryphäen zu Nutze machen und diese möglichst frühzeitig einbinden. Wichtig ist zugleich, die Hochschulen als institutionelles Ganzes zu integrieren und die Umsetzung nicht auf gegeben enfalls nicht übertragbare Spezifika einzelner Fachbereiche zu begrenzen. 1 Vgl. www.udacity.com 2 Vgl. www.coursera.org 3 Vgl. www.khanacademy.org 4 Vgl. www.edx.org AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 140-141 14.12.2012 12:58:44 142 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.6.5.2 Strukturierung und Finanzierung des Pilotprojektes Das Pilotprojekt DHC besteht aus zwei Strukturelementen: • Zum einen die einzelnen Piloten: Wie beschrieben, sollte das Pilotprojekt nicht mehr als drei Themenbereiche (Informatik, Ingenieurswissenschaften, Medizin) umfassen. An diesen einzelnen Piloten beteiligen sich maximal vier Institutionen pro Themenfeld. Bei der Auswahl der Institutionen ist neben der in Kapitel 1.6.5.1 angesprochenen Kompatibilität zu existierenden Profilelementen auf weitere Aspekte wie die Beteiligung von Universitäten und Fachhochschulen oder die regionale Verteilung zu achten. Gegebenenfalls kann eine regionale Schwerpunktbildung pro Themengebiet hilfreich sein. • Zum andern die „horizontale Gruppe“: Diese Gruppe bearbeitet im Dialog mit den drei Piloten zentrale Elemente wie IT und Standards, Content-Transformation, Didaktik und Rechtsfragen. Sie sorgt damit für die Einheitlichkeit zentraler Elemente für die konkrete Umsetzung einer gemeinsamen Cloud-Infrastruktur für Hochschulen. Sie ist zugleich Adressat für die Konzeption und Entwicklung von innovativen Werkzeugen, zu denen ein gemeinsamer Bedarf identifiziert wurde. 1.6 Intellgente Bildungsnetze 143 –– Erstens könnten sich Unternehmen, die e-Learning-Lösungen anbieten, in der horizontalen Gruppe gegen einen Beitrag beteiligen. Dies würde diesen Unternehmen nicht nur Einfluss auf die Definition von Standards geben, sondern auch zu einem wichtigen Wissenstransfer führen. –– Zweitens könnten sich Unternehmen, die in den jeweiligen Anwendungsfelder IT, Produktion (Maschinenbau, Automobilbau etc.) und Medizin tätig sind, in den einzelnen Piloten engagieren. Hier dürften sich insbesondere Vorteile bezüglich der Fachkräftegewinnung und der Verzahnung von Hochschulausbildung mit den Bedürfnissen der Unternehmen aufzeigen. • Eine Beteiligung von Stiftungen ist ebenfalls wünschenswert. Während das Bildungsthema seit Jahren von vielen Stiftungen bearbeitet wird, fehlt der Aspekt der Digitalisierung von Bildungsangeboten bislang völlig. Pilot Ingenieurswiss. Pilot Informatik Pilot Medizin Horizontale Gruppe Eine solche Pilotprojektstruktur ist ohne ausreichende Finan zierung nicht umsetzbar. Folgende Finanzierungsquellen sollten entwickelt werden: IT-Standards ContentTransformation Didaktik Recht • Eine Beteiligung der Länder ist anzustreben – insbesondere bei einer regionalen Clusterung der drei genannten Piloten. • Eine Beteiligung des Bundes ist im Rahmen ressortspezifischer Zuständigkeiten zu prüfen. Teile der Arbeit der horizontalen Gruppe könnten in diesem Sinne konfiguriert werden. Abbildung 2: Struktur des Pilotprojektes Deutsche Hochschul-Cloud • Eine Beteiligung der Wirtschaft ist in zweierlei Hinsicht wichtig: AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 142-143 14.12.2012 12:58:44 144 145 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 1.7.1 1.7.1.1 1.7.1.2 1.7.1.3 1.7.2 1.7.2.1 1.7.2.2 1.7.2.3 1.7.3 1.7.3.1 1.7.3.2 1.7.3.3 1.7.3.4 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... Staat und Verwaltung im Kontext digitaler Infrastrukturen . ....................... Gesellschaftlicher Wandel durch IT ........................................................... Infrastrukturverantwortung des Staates . .................................................. Bedeutung öffentlicher IT-Infrastrukturen ................................................. Intelligente Netze als Grundlage staatlicher Transformationen . ................. Innovationspfade des IKT-Einsatzes im öffentlichen Sektor ....................... Meilensteine auf dem Weg zur vernetzten Verwaltung . ............................. Innovative Technologieansätze im Bereich der Verwaltungsinformatik ....... Strategische Handlungsempfehlungen ...................................................... Mitreißende Vision für die Rolle der öffentlichen IT in der eSociety ........... Erprobungsräume für kooperatives E-Government .................................... Exportorientierung als Innovationstreiber . ................................................ E-Government-Kompetenzzentrum ........................................................... 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... 161 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 144-145 145 145 145 148 149 150 150 152 154 156 156 156 157 158 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze Vernetzte Verwaltung – Handlungsanforderungen und Potenziale für den Aufbau Intelligenter Netze im Bereich der öffentlichen Verwaltung 1.7.1 Staat und Verwaltung im Kontext digitaler Infrastrukturen 1.7.1.1 Gesellschaftlicher Wandel durch IT Gegenwärtig vollzieht sich ein umfassender Entwicklungsschub im Bereich der Digitalisierung öffentlicher Infrastrukturen. Die intelligente Vernetzung von IT-Systemen, Prozessen, Diensten und Endgeräten verspricht in zahlreichen bedeutenden gesellschaftlichen Teilbereichen wie der Energieversorgung, dem Gesundheits-, Bildung- oder Verkehrssystem aber auch der öffentlichen Verwaltung bedeutende Effizienz- und Gestaltungspotenziale. Gleichzeitig verbinden sich mit den aktuellen Entwicklungen jedoch auch neue Herausforderungen. Staat und Verwaltung stehen aktuell vor der anspruchsvollen Aufgabe, die infrastrukturellen Grundlagen unserer Gesellschaft Gegenwärtig vollzieht sich ein umfassender Entwicklungsschub im Bereich der Digitali sierung öffentlicher Infrastrukturen. 14.12.2012 12:58:44 146 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze 147 Intelligente Verwaltungsnetze Infrastruktur zur Verschlankung der übergreifenden Prozesse Behörden Verwaltungsvorgänge Behörden Aufgaben für Verwaltungen Partizipation Open Government Vernetzung Pflichten für Bürger und Unternehmen Bekanntheit Vernetzung 39 % Nutzung 21% Breitbandversorgung Unternehmen Bürger 2012 Unternehmen Bürger 2020 Quelle: eGovernment MONITOR 2012 Abbildung 1.7-1: Infografik Intelligente Verwaltungsnetze Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 146-147 14.12.2012 12:58:44 148 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft an sich verändernde Rahmenbedingungen anzupassen und gleichzeitig bedeutende Effizienz- und Gestaltungspotenziale zu erschließen. Die Erkenntnis der Abhängigkeit unserer Gesellschaft von funktionierenden Infrastrukturen rückte zudem Fragen eines erhöhten Schutz- und Entwicklungsbedarfes in den letzten Jahren verstärkt in Fokus der Politik.1 1.7.1.2 Aufgrund der her ausragenden und gleichzeitig struk turell veränderten Bedeutung der IKT für die Funktions fähigkeit öffentlicher Infrastrukturen spre chen diesbezüglich Experten von einer neuen Epoche der Infrastrukturpolitik. Infrastrukturverantwortung des Staates Die staatliche Daseinsvorsorge betrifft generell alle grundlegenden Funktionsbereiche unserer Gesellschaft. Unabhängig von der Tatsache, dass mehr als 80 % der öffentlichen Infrastrukturen in unserer marktwirtschaftlichen Grundordnung in privater Verantwortung liegen,2 kommt dem Staat auch in diesen Bereichen, zum Beispiel durch das Setzen rechtlicher Rahmenbedingungen oder deren Überwachung, eine gestaltende Rolle zu. Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung sowie veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen machen für grundlegende Infrastrukturbereiche (wie Energie, Verkehr, Bildung, Gesundheit, Verwaltung) eine Neubestimmung der Infrastrukturverantwortung des Staates erforderlich. Aufgrund der heraus ragenden und gleichzeitig strukturell veränderten Bedeutung der IKT für die Funktionsfähigkeit öffentlicher Infrastrukturen sprechen diesbezüglich einige Experten von einer neuen Epoche der Infrastrukturpolitik.3 Der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung haben sich in der 17. Legislaturperiode intensiv mit den standortpolitischen Aspekten der digitalen Wirtschaft beschäftigt und in entsprechenden Beschlüssen die besondere Gestaltungsverantwortung des Staates bekräftigt. In der IKT-Strategie Deutschland Digital 20154 1 Bundesministerium des Innern, Nationale Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS- Strategie), Berlin 2009 2 Friedrich, Hans-Peter, in: Bundesministerium des Innern, Schutz Kritischer Infrastrukturen – 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, die Potenziale der IKT in allen gesellschaftlichen Bereichen systematisch zu erschließen und so Deutschland als Innovationsstandort nachhaltig zu stärken. Eine entsprechende digitale Infrastrukturpolitik beschränkt sich nicht auf die Bereitstellung oder Erneuerung technischer Basis infrastrukturen. In zahlreichen Infrastrukturbereichen steht der Staat bzw. die öffentliche Verwaltung in der Verantwortung auch neue ordnungspolitische Steuerungsaufgaben zu übernehmen (Energie, Verkehr) sowie systematisch notwendige Anpassungsund Lernprozesse im Umgang mit den neuen infrastrukturellen Rahmenbedingungen zu fördern (Bildung, Gesundheit).5 1.7.1.3 149 In zahlreichen Infra strukturbereichen steht der Staat bzw. die öffentliche Ver waltung auch in der Verantwortung, neue ordnungspolitische Steuerungsaufgaben zu übernehmen. Bedeutung öffentlicher IT-Infrastrukturen Neben ihrer ordnungspolitischen und finanziellen Verantwortung für das Funktionieren gesellschaftlich bedeutsamer Infrastrukturen bildet die öffentliche Verwaltung selbst eine grundlegende Basisinfrastruktur unserer Gesellschaft. Und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen (demografischer Wandel, Situation der öffentlichen Haushalte, hohe Bürokratiekosten etc.) ist der Staat gerade in diesem Bereich in der Verantwortung, die aus anderen gesellschaftlichen Bereichen bekannten Effizienz- und Gestaltungspotenziale vernetzter IKT systematisch zu erschließen. So werden beispielsweise in den nächsten sieben Jahren ca. eine Million Beschäftigte altersbedingt aus der öffentlichen Verwaltung ausscheiden. Eine Vielzahl dieser Stellen muss trotz rückläufigem Erwerbspotenzial ersetzt werden. Im Ergebnis steigen die Pensionslasten weiter an, was die Handlungsfähigkeit der öffentlichen Haushalte weiter einschränkt. Zudem erfordert die Überalterung der Gesellschaft umfassende Anpassungen der sozialen Infrastruktur, um die Daseinsvorsorge für die wachsende ältere Generation sicherzustellen.6 Die öffentliche Verwaltung ist eine grundlegende Basisinfrastruktur unserer Gesellschaft. Risiko- und Krisenmanagement Leitfaden für Unternehmen und Behörden, S.1 3 Demzufolge kommt dem Staat nach einer Phase des Aufbaus (Nachkriegszeit) sowie der Deregulierung (seit Mitte der 1970er Jahre) gegenwärtig „als Gestalter der Digitalen Welt“ wieder eine aktivere Rolle beim Aufbau einer neuen Generation öffentlicher Infrastrukturen zu (siehe u.a. BITKKOM „Der Staat als Gestalter der digitalen Welt“ - Industriepolitisches Grundsatzpapier) 4 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, IKT-Strategie der Bundesregierung „Deutschland Digital 2015“, Berlin 2010 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 148-149 5 Deutscher Bundestag: „Wachstumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter ausschöpfen – Innovationsstandort Deutschland stärken“, Drucksache 17/9159 6 Der Staat befindet am Rande seiner Leistungsfähigkeit. Im Jahr 2010 haben sich allein die Schul- den der kommunalen Haushalte um 16,3 % auf 15,2 Milliarden Euro erhöht. Zugleich steigt der Konsolidierungsdruck für die öffentlichen Haushalte durch die neue grundgesetzliche Schuldenregel. Auch zwischenzeitliche konjunkturell bedingte Mehreinnahmen helfen daher kaum, um bestehende und neue Aufgaben der Verwaltungen mit immer weniger Ressourcen zu bewältigen. 14.12.2012 12:58:44 150 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Staat und Verwal tung stehen vor der Herausforderung, für eine Vielzahl von öffentlichen Aufgaben neue innovative Lö sungen zu schaffen. 2010 wurde ein entsprechender politischer Gestal tungsauftrag mit dem neuen Artikel 91c GG verfassungs rechtlich verankert. Staat und Verwaltung stehen daher vor der Herausforderung, für eine Vielzahl von öffentlichen Aufgaben neue und innovative Lösungswege zu finden, um Wohlstand und Beschäftigung nachhaltig zu sichern. Dabei reicht das Spektrum von einer effizienteren Prozessgestaltung in bestehenden föderalen Strukturen (Modernisierung) bis zur Entwicklung und Etablierung neuer Arbeits- und Organisationsformen innerhalb des öffentlichen Sektors sowie an den Schnittstellen zu Wirtschaft und Zivilgesellschaft (Transformation). Die aktuelle gesellschaftliche Debatte um die Potenziale vernetzter Informationssysteme hat – neben neuen Perspektiven im Bereich der politischen Teilhabe (Open Government) sowie der wirtschaftlichen Effekte bezüglich einer umfassenden Verfügbarkeit öffentlicher Daten (Open Data) – auch Fragen der Neuinterpretation gesellschaftlicher Grundwerte und staatlicher Handlungsmaximen auf der Basis veränderter technischer Möglichkeiten hervorgebracht. Dies betrifft Aspekte des Schutzes sowie der Weiterentwicklung öffentlicher Infrastrukturen ebenso wie grundsätzliche Fragen hinsichtlich vermeintlich notwendiger ordnungspolitischer Anpassungen in Bezug auf die digitale Dimension der sozialen Marktwirtschaft. Der Bund und die Bundesländer haben die herausragende Bedeutung einer systematischen Vernetzung informationstechnischer Systeme im Bereich der öffentlichen Verwaltung für die gesellschaftliche Modernisierung erkannt und 2010 einen entsprechenden politischen Gestaltungsauftrag mit dem neuen Artikel 91c GG verfassungsrechtlich verankert. 1.7.2 Intelligente Netze als Grundlage staatlicher Transformationen 1.7.2.1 Innovationspfade des IKT-Einsatzes im öffentlichen Sektor 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze öffentliche Verwaltung in Deutschland als ein mehrstufiges und fein gegliedertes System von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, welches sich auf über 20.000 staatliche Einrichtungen und 40.000 Standorte verteilt. Grundlegende Strukturprinzipien des föderalen Verwaltungssystems wie ausdifferenzierte Zuständigkeitsreglungen und Verfahrensvorschriften oder die Akten mäßigkeit sämtlicher Aktivitäten, einschließlich ausdifferenzierter Methoden und Instrumente papierbasierter Kommunikation (Register, Akte, Vorgang, Vermerk, Formular, Bescheid etc.), werden heute häufig als bürokratische Lasten wahrgenommen, die es zu überwinden gilt. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass die bestehenden bürokratischen Strukturen auch entscheidende Erfolgsfaktoren für die Stabilität, Resilienz und letztlich auch für den Erfolg des bestehenden Staats- und Verwaltungssystem waren und nach wie vor sind.7 Information und Kommunikation sind für die Stabilität und Agilität arbeitsteilig organisierter Institutionen von herausragender Bedeutung. Durch den stetigen technischen Fortschritt in diesem Bereich stellt sich auch für den Staat und die öffentliche Verwaltung die Frage nach den spezifischen Effizienz- und Gestaltungspotenzialen moderner Informations- und Kommunikationstechnologien immer wieder neu.8 Vieles spricht dafür, dass eine nachhaltige Modernisierung des öffentlichen Sektors daher auch an den grundlegend veränderten Möglichkeiten der Informationsund Kommunikationstechnik ansetzen muss.9 Auch in der öffentlichen Verwaltung hat der Einsatz von IKT in den letzten zwanzig Jahren stetig zugenommen und bindet inzwischen öffentliche Mittel in einer Größenordnung von jährlich ca. 19 Milliarden Euro. Im Ergebnis verfügt die öffentliche Verwaltung heute zwar über eine Vielzahl elektronischer Werkzeuge und Datenbestände. Diese können aufgrund des föderalen Organisationsmodells 151 Die öffentliche Verwal tung in Deutschland ist ein mehrstufiges System von Verant wortlichkeiten und Zuständigkeiten mit über 20.000 staatliche Einrichtungen und 40.000 Standorten. Information und Kommunikation sind für die Stabilität und Agilität arbeitsteilig organisierter Institu tionen von heraus ragender Bedeutung. 7 u.a. Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1972, 5. Auflage, Nachdruck 1990 bzw. Luhmann, N., Soziale Systeme - Grundriss einer allgemeinen Theorie, Frankfurt/Main 1988 Deutschland gilt im internationalen Maßstab nach wie vor als hervorragendes Beispiel für eine funktionierende Verwaltung, obwohl das grundlegende Organisationsmodell der öffentlichen Verwaltung bereits über 200 Jahre alt ist. Konkret manifestiert sich die AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 150-151 8 Siehe u.a. Wagner, Frido: Neubau der Verwaltung, Berlin 1974 bzw. Reinermann, Heinrich; Lenk, Klaus et al. (Hrsg.): Neue Informationstechniken - Neue Verwaltungsstrukturen? (Band 1 der Schriftenreihe Verwaltungsinformatik), Heidelberg 1988 9 Man bedenke, dass, als das preußische Verwaltungssystem erdacht und implementiert wurde, das Telefon noch lange nicht erfunden war. Ebenso wie 1976 - als das Verwaltungsverfahrensgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft gesetzt wurde – hierzulande noch kein digitales Telekommunikationsnetz existierte. 14.12.2012 12:58:44 152 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Die öffentliche Verwal tung verfügt heute über eine Vielzahl elektro nischer Werkzeuge und Datenbestände. Diese können jedoch aufgrund des föderalen Organi sationsmodells nur eingeschränkt übergrei fend genutzt werden. der öffentlichen Verwaltung jedoch bisher nur eingeschränkt abteilungs- bzw. verwaltungsübergreifend genutzt werden. Und so sind es nach wie vor oft Bürger und Unternehmen, welche das arbeitsteilige Zusammenspiel verschiedener öffentlicher Verwaltungen in einer konkreten Lebens- oder Geschäftslage koordinieren und dafür entsprechende Ressourcen investieren müssen. 1.7.2.2 Das Vorhaben zum Aufbau einer einheit lichen Behördenruf nummer D 115 hat der verwaltungsüber greifenden Zusam menarbeit deutliche Schubkraft verliehen. Das Vorhaben Födera tives Informationsma nagement (FIM) zählt zu den Prioritäten des IT-Planungsrates. Meilensteine auf dem Weg zur vernetzten Verwaltung Wenngleich strukturbedingt in der öffentlichen Verwaltung der dezentrale Einsatz von IKT bis heute dominiert, gibt es dennoch zahlreiche Vorhaben zum Aufbau verwaltungsübergreifender ITSysteme, welche teilweise bereits eine lange Historie aufweisen. So sind beispielweise die konzeptionellen Grundlagen zum Aufbau elektronischer Zuständigkeits- bzw. Behördenfinder bereits über zehn Jahre alt.10 Doch erst 2012 haben sich der Bund und alle Bundesländer darauf geeinigt, mit dem Leistungskatalog der öffentlichen Verwaltung (LEIKA) eine einheitliche Systematik für die Katalogisierung öffentlicher Dienstleistungen zu verwenden. Das von der Arbeitsgruppe 3 des IT-Gipfels („Innovative IT-Angebote des Staates“) maßgeblich mit auf den Weg gebrachte Vorhaben zum Aufbau einer einheitlichen Behördenrufnummer D 115 hat zwischenzeitlich der verwaltungsübergreifenden Zusammenarbeit deutliche Schubkraft verliehen. Im Gegensatz dazu blieben die von der IT-Umsetzung der europäischen Dienstleistungsrichtlinie (EU-DLR) erwarteten Entwicklungsimpulse für den Aufbau verwaltungsübergreifender elektronischer Serviceportale deutlich hinter den Erwartungen zurück. Immerhin haben beide Vorhaben dazu beigetragen, sowohl den Nutzen von Front-Office-/BackOffice-Lösungen als auch die Notwendigkeit eines verwaltungs- und ebenenübergreifenden Daten- und Wissensmanagements, für den Aufbau multikanalfähiger Service-Infrastrukturen und One-Stop-Lösungen zu verdeutlichen. An dieser Stelle setzt auch das Vorhaben Föderales Informationsmanagement (FIM) an, welches gegenwärtig ebenfalls zu den priorisierten Vorhaben des IT-Planungsrates zählt. 10 Lucke, Jörn: Hochleistungsportale für die öffentliche Verwaltung, Schriftenreihe Wirtschaftsinfor- matik, Band 55, Köln 2008 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 152-153 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze Grundlegendes Problem für die systematische Zusammenführung und Vernetzung digitaler Informationsbestände und Dienste ist die fehlende Interoperabilität aufgrund einer nur schleppend vorankommenden Standardisierung. Dabei konnte bereits 2007 mit der Umsetzung des novellierten Melderechtsrahmengesetzes der Nachweis erbracht werden, dass der Aufbau eines umfassenden elektronischen Prozessverbundes auf der Basis gemeinsam erarbeiteter, verbindlich vorgeschriebener und dezentral implementierter Prozessstandards (XMeld) sowie entsprechender Verzeichnisdienste (DVDV) auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung machbar ist. Bisher ist es jedoch nicht gelungen, dieses erfolgreiche Modell konsequent auf andere Verwaltungsdomänen auszudehnen und dabei die konzeptionellen und technischen Grundlagen der vernetzten Verwaltung (zum Beispiel im Bereich eines einheitlichen Datenmanagements) systematisch weiterzuentwickeln sowie die in Ergebnis auch die Wirtschaftlichkeit entsprechender Prozessarchitekturen schrittweise zu erhöhen. Der Aus- und Aufbau eines umfassenden Daten- und Prozessverbundes bildet eine entscheidende Voraussetzung für die Erschließung umfassender Effizienz- und Gestaltungspotenziale sowie für die Entstehung neuer Arbeits- und Organisationsformen in Staat und Verwaltung. Dieses Ziel verfolgt der IT-Planungsrat auch im Rahmen seines Schwerpunktvorhabens Föderale E-GovernmentInfrastruktur. Der operative Schwerpunkt dieses Vorhabens liegt derzeit im Bereich der Inventarisierung technischer Komponenten. Darauf aufbauend werden zukünftig konzeptionelle Fragen der föderalen IT-Zusammenarbeit (Modelle, Architekturen, Methoden) einen noch größeren Stellenwert einnehmen müssen. Nur so kann es gelingen, nicht nur bestehende Komplexität zu digitalisieren, sondern auch signifikante organisatorische Gestaltungspotenziale zu erschließen.11 Dies entspräche auch in stärkerem Maße der Intention von E-Government nach der Definition der Europäischen Union.12 153 Grundlegendes Problem für die systematische Zusammenführung und Vernetzung digitaler In formationsbestände und Dienste ist die fehlende Interoperabilität auf grund einer nur schlep pend vorankommenden Standardisierung. Der Aus- und Aufbau eines umfassenden Daten- und Prozess verbundes bildet eine entscheidende Voraussetzung für die Erschließung umfas sender Effizienz- und Gestaltungspoten ziale sowie für die Entstehung neuer Arbeits- und Organi sationsformen in Staat und Verwaltung. 11 Siehe auch Arbeitsgruppe 3 des Nationalen IT-Gipfels 2011, Stellungnahme zur Umsetzung der NEGS veröffentlicht durch Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin 2011 12 Die EU sieht den Einsatz von IKT nicht nur als neues Instrument im Kontext von Regieren und Verwalten versteht, sondern unterstreicht insbesondere deren Beitrag für die zielgerichtete Erschließung organisatorischer Gestaltungspotenziale. Siehe: Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: Die Rolle elektronischer Behördendienste (E-Government) für die Zukunft Europas, Brüssel 2003 14.12.2012 12:58:45 154 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.7.2.3 Bestand von über 90.000 gültigen Gesetzen und Vorschriften Machbarkeit eines regelbasierten Prozessverbundes nachgewiesen. Innovative Technologieansätze im Bereich der Verwaltungsinformatik Wenngleich die Übertragbarkeit und die organisatorischen Gestaltungspotenziale der neuen technologischen Möglichkeiten für Staat und Verwaltung bisher kaum Gegenstand der Forschung sind, lassen sich dennoch im Bereich der aktuellen Verwaltungsinformatik einige konzeptionelle Ansätze identifizieren, die Anschlusspunkte an das Konzept der Intelligenten Netze aufweisen, tradierte Organisations- und Funktionsmuster der öffentlichen Verwaltung konstruktiv in Frage stellen und so neue Entwicklungsperspektiven für die Rolle des Staates in einer zunehmend digital vernetzten Gesellschaft aufzeigen. Mit Blick auf einen Bestand von über 90.000 gültigen Gesetzen und Vorschriften, welche sich überdies auf der Grundlage unseres ausdifferenzierten föderalen Mehrebenensystems in stetiger Veränderung befinden, eröffnet die digitale und maschinenlesbare Verfügbarkeit dieser Normen auf der Basis interpretierbarer Regeln gerade im Bereich des öffentlichen Sektors bedeutende Entwicklungsperspektiven. Das Vorhaben Prozessdatenbeschleuniger (P23R) basiert auf der Grundidee, dass die elektronische Abwicklung von Prozessen – aufbauend auf definierten Prozessschnittstellen (XÖV) und Verzeichnisdiensten (DVDV) – über digital repräsentierte verfahrensrechtliche Regeln auf der Basis entsprechender Standards (zum Beispiel xP23R) gesteuert werden kann. Dabei steuern die standardisierten Regeln anlass- und empfänger bezogen die Zusammenstellung und Übermittlung sämtlicher für einen bestimmten Verwaltungsprozess benötigten Daten. Mit dem Pilotprojekt x-Trans.eu konnte die Machbarkeit eines regelbasier ten Prozessverbundes auf der Basis von P23R erstmals erfolgreich nachgewiesen werden.13 Auf Basis solcher policy-basierter IT-Infrastrukturen lassen sich innovative E-Government-Lösungen konzipieren, die auf die Übermittlung von Daten weitgehend verzichten, und stattdessen 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze lediglich den autorisierten Zugriff auf entsprechende Daten sicherstellen.14 Damit kann sowohl die Daten-Souveränität von Bürgern und Unternehmen als auch die Aktualität und Integrität von Daten im Bereich der öffentlichen Verwaltung verbessert werden. Beide Aspekte finden sich im Ansatz des Data-Pointer-Netzwerkes (DPN)15, dem damit eine große inhaltliche Nähe zum Konzept der Intelligenten Netze zukommt. Mit dem wachsenden Angebot an offenen Daten sowie offenen Service-Schnittstellen entstehen derzeit auch Rahmenbedingungen für eine mögliche neue Generation von Service-Infrastrukturen auf der Grundlage intermediärer Geschäftsmodelle. Dieser Ansatz geht von der Annahme aus, dass Verwaltungsleistungen oft Voraussetzungen oder Folgen primärer Bedürfnisse von Bürgern oder Unternehmen sind und (bei steigender Verfügbarkeit digitaler Prozess-Schnittstellen) zukünftig in noch stärkerem Maße in entsprechende Leistungsbündel privater Anbieter integriert werden (zum Beispiel bei der KFZ-Anmeldung im Autohaus oder bei der Bauvoranfrage beim Kreditinstitut).16 Die digitale Verfügbarkeit von Normen (Gesetze, Vorschriften) eröffnet in Kombination mit raumbezogenen sowie personen- oder unternehmensbezogenen Daten überdies neue Perspektiven für eine signifikante Reduzierung von Komplexität durch umfassende Personalisierung und Lokalisierung. Auf dieser Basis sind in der Konsequenz auch intelligente Assistenten und No-Stop-Government-Lösungen denkbar, welche den Beratungsaufwand der öffentlichen Verwaltung stark minimieren und die Servicequalität für Bürger und Unternehmen deutlich verbessern können. 155 Auf die Übermittlung von Daten weitgehend verzichten und statt dessen lediglich den autorisierten Zugriff auf entsprechende Daten sicherstellen. Neue Perspektiven für eine signifikan te Reduzierung von Komplexität durch Personalisierung und Lokalisierung. 14 Lenk, Klaus: ELENA oder der Weg in die durchorganisierte Informationsgesellschaft. In: Verwal- tung & Management, Jg. 16, H. 3, S. 137–146 15 Brüggemeier, Martin; Schulz, Sirko: Das Datenpointernetzwerk: Basisinfrastruktur für ein interor13 Derzeit läuft die Überführung des Pilotprojektes in den Regelbetrieb. Zudem gibt es Überlegun- gen für die schrittweise Ausweitung des konzeptionellen Ansatzes im Bereich der Verkehrswesen, als Beitrag der öffentlichen Verwaltung für den Aufbau intelligenter Verkehrsnetze in Deutschland und Europa. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 154-155 ganisatonales Information Sharing. In: eGov Präsenz , H. 1/2010, S. 45–47 16 Brunzel, Marco: Intermediäre Geschäftsmodelle an den Schnittstellen zur öffentlichen Verwal- tung - Idee und konzeptionelle Grundlagen einer elektronischen Verwaltungsagentur, in: Martin Brüggemeier / Klaus Lenk (Herausgeber): Bürokratieabbau im Verwaltungsvollzug: Better Regulation zwischen Go-Government und No-Government, Berlin 2011 14.12.2012 12:58:45 156 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Schwerpunkt vorhaben Föderale E-GovernmentInfrastruktur 1.7.3 Strategische Handlungsempfehlungen 1.7.3.1 Mitreißende Vision für die Rolle der öffentlichen IT in der eSociety Aufbauend auf einer Vielzahl früherer Vorhaben und Projekte der verwaltungsübergreifenden IT-Zusammenarbeit hat der IT-Planungsrat im Rahmen der Umsetzung der Nationalen E-Government-Strategie (NEGS) am 30. Juni 2011 den Aufbau einer alle staatlichen Ebenen verbindenden föderalen E-Government-Infrastruktur zu einem seiner Schwerpunktvorhaben erklärt.17 Für die erfolgreiche Umsetzung dieser strategischen Zielsetzung mangelt es derzeit noch an einer tragfähigen und mitreißenden Vision, welche den individuellen und gesellschaftlichen Nutzen einer umfassenden Vernetzung informationstechnischer Systeme im Bereich der öffentlichen Verwaltung anschaulich und nachvollziehbar vermitteln kann.18 Das Konzept der Intelligenten Netze bietet dafür einen interessanten Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte. 1.7.3.2 Einrichtung und Förderung von Erprobungsräumen Erprobungsräume für kooperatives E-Government Eine überzeugende Vision braucht anschauliche Exponate sowie konkrete praktische Beispiele. Daher kommt im Bereich der staat lichen Modernisierung durch IKT der Einrichtung und Förderung von Erprobungsräumen für kooperatives E-Government eine besondere Bedeutung zu. Als Orte einer von gesellschaftlichen Leitideen getragenen partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft bilden Erprobungsräume bedeutende Orte der Innovation. Hier werden neue Konzepte der Verwaltungszusammenarbeit praxisnah erdacht, deren Funktionsweise anhand von Exponaten demonstriert und in Pilotprojekten erprobt. Auf diese 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze Weise können Beispielprojekte mit starker Ausstrahlung und Überzeugungskraft entstehen, welche auch zu einer schnelleren Verbreitung innovativer IT-Lösungen im öffentlichen Sektor beitragen können. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung gibt es derzeit noch keine auf Erprobungsräume fokussierte Förderung, wie dies beispielsweise bei Großforschungsanlagen in anderen InfrastrukturBereichen der Fall ist.19 1.7.3.3 157 Im Bereich der öffent lichen Verwaltung gibt es derzeit noch keine auf Erprobungsräume fokussierte Förderung. Exportorientierung als Innovationstreiber Das funktionierende System der öffentlichen Verwaltung in Deutschland genießt international nach wie vor ein hohes Ansehen. Aufgrund veränderter Anforderungen im Bereich des Datenschutzes und der IT-Sicherheit sowie aufgrund der Tatsache, dass in den IT-Lösungen der deutschen Verwaltung vielfach auch demokratische Werte und Handlungsprinzipien implementiert sind, bestehen bereits heute für etablierte IT-Lösungen aus Deutschland heute verschiedene Exportpotenziale.20 Auf der Basis moderner Cloud-Architekturen lassen sich heute anspruchsvolle IT-Lösungen mit einem vergleichsweise geringen Aufwand für eine große Zahl von Nutzern zur Verfügung stellen. Dies eröffnet insbesondere für mittelständische Unternehmen der deutschen IKT-Wirtschaft neue Chancen, entsprechende IT-Lösungen für den öffentlichen Sektor unter der Marke „E-Government – made in Germany“ weltweit anzubieten. Das Spektrum potenzieller Kunden und Zielmärkte reicht dabei von „jungen Demokratien“ (zum Beispiel im nördlichen Afrika) über Schwellenländer und wachstumsorientierte Volkswirtschaften (Brasilien, Indien, China) mit umfassenden Herausforderungen im Bereich der technischen und sozialen Infrastrukturen bis hin zu innovations- und investi tionsorientierten Staaten (zum Beispiel in der Golfregion). Hohes Ansehen und Export-Potenziale 17 Siehe IT-Planungsrat, Memorandum vom 30.06.2011 (www.it-planungsrat.de) 18 Dabei hat die gesellschaftliche Diskussion um Open Government und Open Data den Wert und Nutzen einer besseren Erschließung und Vernetzung öffentlicher Daten auf die politische Agenda gebracht. Und auf der Basis verschiedener Richtlinien zur Sicherstellung der Informationsfreiheit sowie zur Bereitstellung öffentlicher Daten, beispielsweise im Bereich der Umwelt- und Geodaten (INSPIRE/GDI), bestehen inzwischen europaweit gute Voraussetzungen für den Aufbau einer neuen Generation öffentlicher IT-Infrastrukturen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 156-157 19 zum Beispiel Großforschungsanlage „Intelligente Mobilität“ der Helmholtz-Gesellschaft in Braun- schweig 20 u.a. BITKOM, Cloud Computing - Evolution in der Technik, Revolution im Business, BITKOM- Leitfaden, Berlin 2011 14.12.2012 12:58:45 158 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 159 Das Thema Intelligente Netze eröffnet aufgrund seiner inhalt lichen Ausrichtung auf eine neue Generation öffentlicher Infrastrukturen, für die deutsche IKT-Wirtschaft ein neues und spannendes Betätigungsfeld. Auf Basis einer entsprechenden zielgerichteten Förderung besitzen entsprechende Innovationen in diesem jungen Marktsegment das Potenzial, sich für Deutschland gleichzeitig zu einem Standortfaktor und zu einem Exportschlager zu entwickeln. 1.7.3.4 Bessere Vernetzung und Förderung durch ein Nationales Kompetenzzentrum E-Government-Kompetenzzentrum Mit Blick auf die fundamentale Bedeutung von Staat und Verwaltung gilt es, auch und gerade in Zeiten vielfältiger gesamtgesellschaftlicher Veränderungen die Potenziale von Wirtschaft und Wissenschaft konsequent für die gesellschaftliche Modernisierung zu nutzen. Der zeitnahe Ausbau entsprechender Kapazitäten in der Wissenschaft sowie die notwendige Beschleunigung von Innovationsprozessen im Bereich der staatlichen Modernisierung erfordert das gleichzeitige und gemeinsame Engagement von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Initiiert von der Arbeitsgruppe 3 des IT-Gipfels, unterstützt inzwischen eine breite Basis das Ziel, in Deutschland ein Nationales Kompetenzzentrum für E-Government zu etablieren.21 Das Kompetenzzentrum soll helfen, bestehende Kompetenzen und Kapazitäten fachlich besser und gleichberechtigt miteinander zu vernetzen, um auf dieser Grundlage neue inter- bzw. transdisziplinäre Forschungsarbeiten sowie zeitgemäße Lehr- und Ausbildungskonzepte zu befördern. Denn bereits heute besteht ein dringender Bedarf an Fachkräften, welche befähigt sind, innovative IT-Lösungen zu konzipieren und zu erproben sowie anspruchsvolle Veränderungsprozesse in der öffentlichen Verwaltung zu organisieren und nachhaltig zu stabilisieren. 21 Siehe u.a. „Kieler Erklärung“ einem Memorandum von Wissenschaftlern unterschiedlicher Diszi- plinen zu Verbesserung des Beitrages von Forschung und Lehre, veröffentlicht durch Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin 2011 sowie Stellungnahme der Gesellschaft für Informatik, Fachausschuss Verwaltungsinformatik vom 01.9.2011 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 158-159 14.12.2012 12:58:45 160 161 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.8 1.1 Entwicklungslinien Intelligenter Netze – .Begriffe und Abgrenzung ............. 29 1.2 Auswirkungen und Nutzen Intelligenter Netze ........................................... 47 1.3 Intelligente Energienetze .......................................................................... 59 1.4 Intelligente Gesundheitsnetze.................................................................... 93 1.5 Intelligente Verkehrsnetze ........................................................................ 111 1.6 Intelligente Bildungsnetze ......................................................................... 127 1.7 Intelligente Verwaltungsnetze ................................................................... 145 1.8 1.8.1 1.8.2 1.8.2.1 1.8.2.2 1.8.2.3 1.8.2.4 1.8.3 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 . .................................... Einführung . .............................................................................................. Der Fachdialog Netzneutralität des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie . ......................... Zielsetzung . ............................................................................................. Methodik . ................................................................................................ Erster Fachdialog Netzneutralität „Ökonomische und juristische Grundlagen der Netzneutralität“ ................ Zweiter Fachdialog Netzneutralität .„Wettbewerbsrechtliche und medienrechtliche Facetten von Netzneutralität“............................................. Ausblick ................................................................................................... AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 160-161 161 161 163 163 163 164 166 169 Gastbeitrag Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft – Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 1.8.1 Einführung Europäische Union und Bundesregierung haben sich auf das Ziel eines offenen Internets verpflichtet, in dem Endkunden nach ihrer Wahl Zugang zu Inhalten und Diensten haben. Das Recht der Endkunden auf einen offenen Internet-Zugang soll dabei primär im Wettbewerb der Endkunden-Internet-Service-Provider (ISP) gewährleistet werden. Unter dem Stichwort „Netzneutralität“ wird seit längerer Zeit diskutiert, ob und wenn ja, in welchem Umfang Telekommunikationsnetzbetreiber bei der Übermittlung zwischen Daten differenzieren dürfen sollen und welche Auswirkungen dies für die Offenheit des Internets möglicherweise hätte. Einzelne Telekommunikationsnetzbetreiber erwägen nämlich, gegen ein besonderes, von den Dienste- und Inhalteanbietern zu zahlendes Entgelt, zusätzliche differenzierte Qualitätsstufen für die Übertragung von Daten einzuführen. Auf diese Weise sollen qualitätssensitive Telekommunikationsdienste ermöglicht werden, die zum Beispiel von einer überdurchschnittlichen und garantierten Übertragungsqualität auch in Zeiten hoher Netzauslastung profitieren („Quality of Service – QoS“). Die Notwendigkeit der Einführung solcher Geschäftsmodelle wird unter anderem damit begründet, dass so Unter dem Stichwort „Netzneutralität“ wird seit längerer Zeit dis kutiert, ob und wenn ja, in welchem Um fang Telekommunika tionsnetzbetreiber bei der Übermittlung zwi schen Daten differen zieren dürfen sollen. 14.12.2012 12:58:45 162 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Es geht auch und gerade um die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen von Differenzierungen bei der Datenübertragung auf den Wettbewerb im Internet und damit auf seine Offenheit. Die Maßstäbe, anhand derer abzuwägen ist, sind Gegenstand einer kontrovers geführten Debatte über den staatlichen Handlungsbedarf zur Netzneutralität. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 162-163 auch Dienste- und Inhalteanbieter zur Finanzierung des Ausbaus leistungsfähiger Breitbandinfrastrukturen herangezogen werden könnten. Denn nicht zuletzt sie sind für ihre Angebote auf eine umfassende Breitbandinternetversorgung der Bevölkerung angewiesen. Die Netzneutralitätsdebatte betrifft damit verschiedene – allerdings eng miteinander zusammenhängende – Aspekte: Aus technischer Sicht steht die Frage im Raum, welche Formen des Datenverkehrsmanagements möglich und erforderlich sind, um den allgemein erwarteten Anstieg des Datenvolumens in Telekommunikationsnetzen insbesondere in möglichen Kapazitäts engpasssituationen bewältigen zu können. Es geht jedoch auch und gerade um die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen von Differenzierungen bei der Datenübertragung auf den Wett bewerb im Internet und damit auf seine Offenheit. Daraus ergeben sich vielfältige Fragestellungen jenseits der technischen Ebene. Aus ökonomischer Perspektive sind Auswirkungen auf das Preissetzungsverhalten und das Investitions- und Innovationsverhalten der Unternehmen in der Internetwertschöpfungskette vom Inhalt bis zum Endgerät zu bewerten. Umgekehrt sind auch die möglichen Konsequenzen einer verbindlichen Festschreibung des Best-EffortPrinzips bzw. alternativer Ausformungen eines Neutralitätsgebots auf die Entwicklung der Telekommunikation im Allgemeinen und des Internets im Besonderen zu berücksichtigen. Auch hier sind Auswirkungen auf das Innovations- und das Investitionsverhalten der Marktakteure auf dem Internetzugangsmarkt sowie ihm vorbzw. nachgelagerten Märkten zu beurteilen. Des Weiteren sind die Maßstäbe, anhand derer all diese Gesichtspunkte im Lichte rechtlicher und politischer Wertungen abzuwägen sind, Gegenstand der kontrovers geführten Debatte über den staatlichen Handlungsbedarf zur Netzneutralität. 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft – Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 1.8.2 Der Fachdialog Netzneutralität des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie 1.8.2.1 Zielsetzung Obwohl die Netzneutralitätsdebatte bereits seit mehreren Jahren nicht nur in der Politik und der Öffentlichkeit, sondern auch in den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften intensiv geführt wird, sind die hiermit verbundenen Fragen, insbesondere die möglichen Auswirkungen von Ge- oder Verboten von Netzneutralität auf Innova tionen und Investitionen nicht abschließend geklärt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat daher im Herbst 2011 den Fachdialog Netzneutralität ins Leben gerufen. Damit ist ein Forum geschaffen worden, auf dem unter Einbeziehung eines möglichst breiten Meinungs- und Interessenspektrums Einzelaspekte der Netzneutralitätsdebatte diskutiert werden, um so einen möglichen gesetzgeberischen Handlungsbedarf sowie Handlungsoptionen zu identifizieren und zu bewerten. So sollen die komplexen Fragestellungen der Netzneutralitätsdebatte strukturiert und die Debatte selbst versachlicht werden. 1.8.2.2 163 Die mit der Netz neutralität verbundenen Fragen, insbesondere die möglichen Aus wirkungen von Geoder Verboten von Netzneutralität auf Innovationen und In vestitionen sind nicht abschließend geklärt. Mit dem Fachdialog Netzneutralität sollen die komplexen Frage stellungen strukturiert und die Debatte selbst versachlicht werden. Methodik Der Fachdialog Netzneutralität wird wissenschaftlich von Professor Dr. Thomas Fetzer (TU Dresden/Universität Mannheim, Professor Dr. Martin Peitz (Universität Mannheim und Mannheim Centre for Competition and Innovation – MaCCI) und Professorin Dr. Heike Schweitzer (Universität Mannheim und MaCCI) begleitet. Sie erhalten bei ihrer Arbeit Unterstützung durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden Impulsstudien zu aktuellen Einzelaspekten der Netzneutralitätsdebatte erstellt, die im Rahmen von öffentlichen Workshops durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie vorgestellt und mit den interessierten Kreisen diskutiert werden. Die Workshops des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie dienen durch die begleitenden Studien Die Workshops des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie dienen durch die begleiten den Studien über den Meinungsaustausch hinaus der Vertiefung der wissenschaft lichen Diskussion. 14.12.2012 12:58:45 164 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft über den Meinungsaustausch hinaus der Vertiefung der wissenschaftlichen Diskussion. Bisher wurden zwei Workshops durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie veranstaltet, zwei weitere sind bereits terminiert bzw. in Planung. Der Fach dialog Netzneutralität ist jedoch bewusst offen konzipiert, sodass bei Identifizierung weiterer Themenkomplexe im Laufe der Debatte bei Bedarf zusätzliche Workshops und begleitende Impulsstudien durchgeführt werden können. 1.8.2.3 Im Rahmen des ersten Fachdialogs wurde erneut deutlich, dass Netzneutralität durchaus kein einheitliches Konzept umschreibt, sondern je nach Perspektive unterschiedlichste Facetten aufweist. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 164-165 Erster Fachdialog Netzneutralität „Ökonomische und juristische Grundlagen der Netzneutralität“ Der Erste Fachdialog Netzneutralität fand am 16. November 2011 im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin statt. Hierbei wurden von Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft die ökonomischen und juristischen Grundlagen der Netzneutralität eingehend diskutiert. Vorrangig ging es darum, zu präzisieren, was sich aus ökonomischer Sicht hinter dem Begriff „Netzneutralität“ verbirgt. Im Rahmen des ersten Fachdialogs wurde erneut deutlich, dass Netzneutralität durchaus kein einheitliches Konzept umschreibt, sondern je nach Perspektive unterschiedlichste Facetten aufweist. Netzneutralität kann entweder im Sinne einer Nullpreisregel verstanden werden, durch die es lokalen Endkunden-ISP grundsätzlich untersagt wird, von Dienste- und Inhalteanbietern ein Entgelt für die Übertragung von Daten zum Endkunden zu erheben. Zum anderen kann Netzneutralität auch als Nichtdiskriminierungsregel aufgefasst werden, der zufolge die Endkunden-ISP zwar von den Dienste- und Inhalteanbietern ein gesondertes Entgelt verlangen dürfen, hierbei aber nicht ohne sachlichen Grund zwischen einzelnen Anbietern differenzieren dürfen. Neben den ökonomischen Grundlagen wurde erörtert, innerhalb welches rechtlichen Rahmens sich die Netzneutralitätsdebatte vollzieht, insbesondere ob es eine höherrangige Rechtspflicht zur Einführung allgemeinverbindlicher Netzneutralitätsregelungen gibt. Der rechtliche Ausgangspunkt ist dabei, dass Netzneutralität kein juristischer Begriff bzw. kein juristisches Konzept ist. Vielmehr beschreibt es den derzeit vorherrschenden Übertragungsstandard 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft – Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 von Daten in paketvermittelten Telekommunikationsnetzen, bei dem Datenpakete auf Grundlage des Best-Effort-Prinzips übertragen werden. Es gibt dementsprechend auch keine allgemeine Rechtspflicht für Telekommunikationsnetzbetreiber, Differenzierungen bei der Übertragung von Daten in Telekommunikationsnetzen zu unterlassen. Das geltende Recht kennt aber sehr wohl Regelungen, mit denen Einzelaspekte von Netzneutralität geschützt werden. So gewährt das Post- und Fernmeldegeheimnis strafbewehrt Schutz vor einer gezielten Analyse und darauf basierender Behinderung spezifischer Inhalte im Rahmen von Differenzierungsmodellen. Zudem ist es marktbeherrschenden Unternehmen wettbewerbsrechtlich untersagt, ohne sachliche Rechtfertigung einzelne Dienste oder Inhalte bei der Datenübertragung zu diskriminieren. Ein darüber hinausgehendes verfassungsrechtliches Gebot, Netzneutralität als eigenständiges Rechtsprinzip zu verankern, kann hingegen nicht konstatiert werden. Dem Gesetzgeber kommt allerdings in gewissem Umfang eine Einschätzungsprärogative zu, sodass die Einführung eines solchen Gebots nicht grundsätzlich ausgeschlossen wäre. Bei der Entscheidung hierüber ist jedoch zu berücksichtigen, dass gesetzliche Neutralitätsregelungen in grundrechtlich geschützte Freiheiten eingreifen und damit einer verfassungsrechtlichen Rechtfertigung bedürfen. Relevant sind hier unter anderem die Vertragsfreiheit von Netzbetreibern einerseits sowie Dienste- und Inhalteanbietern andererseits, zudem aber auch die Eigentumsfreiheit der Telekommunikationsnetzbetreiber. Am Ersten Fachdialog Netzneutralität nahmen rund 200 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft teil und diskutierten rege die vorgestellten juristischen und ökonomischen Grundlagen von Netzneutralität. Die wesentlichen Gesichtspunkte der Veranstaltung wurden von den den Fachdialog begleitenden Wissenschaftlern in ihre erste Impulsstudie „Ökonomische und juristische Grundlagen von Netzneutralität“ aufgenommen. Die Impulsstudie wurde im Nachgang der Veranstaltung hiervon ausgehend fertiggestellt und auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie veröffentlicht.* 165 Es gibt keine allge meine Rechtspflicht für Telekommunika tionsnetzbetreiber, Differenzierungen bei der Übertragung von Daten in Tele kommunikationsnet zen zu unterlassen. Das geltende Recht kennt aber sehr wohl Regelungen, mit de nen Einzelaspekte von Netzneutralität geschützt werden. Dem Gesetzgeber kommt in gewissem Umfang eine Einschät zungsprärogative zu, so dass die Einfüh rung eines Gebots der Netzneutralität nicht grundsätzlich ausgeschlossen wäre. * http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Studien/impulsstudie-oekonomische-juristische-grundlagen-netzneutralitaet,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb= true.pdf (letzter Zugriff 17.10.2012) 14.12.2012 12:58:45 166 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft 1.8.2.4 Beim Zweiten Fach dialog zeigte sich, dass eindeutige Aussagen über die wettbewerblichen Auswirkungen von Netznetzneutra litätsregeln bzw. Abweichungen hier von derzeit nicht möglich sind. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 166-167 Zweiter Fachdialog Netzneutralität „Wettbewerbsrechtliche und medienrechtliche Facetten von Netzneutralität“ Ausgehend vom Ergebnis des Ersten Fachdialogs, dass es keine verfassungsrechtlich determinierte Pflicht zur Schaffung allgemeiner Netzneutralitätsregelungen gibt, wurden im Rahmen des Zweiten Fachdialogs Netzneutralität, der am 9. Mai 2012 wiederum in Berlin stattfand, mit rund 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zwei spezifische Aspekte der Netzneutralitätsdebatte diskutiert. Zum einen stand die Frage im Vordergrund, auf welchen Telekommunikations- oder angrenzenden Märkten Gefahren für den Wettbewerb bestehen, die die Einführung spezifischer Netzneutralitätsregelungen zum Schutz des Wettbewerbs erforderlich machen könnten. Die Frage nach möglichen Gefahren für den Wettbewerb ist von zentraler Bedeutung in der Netzneutralitätsdebatte, da die Offenheit des Internets vorrangig im Wettbewerb gewährleistet werden soll. Im Rahmen des Zweiten Fachdialogs wurde daher unter Einbeziehung aller Stufen der Internet-Wertschöpfungskette, das heißt vom Dienste- bzw. Inhalteanbieter bis zum Endgerätehersteller, erörtert, wo wettbewerbliche Probleme entstehen können und ob diese möglichen wettbewerblichen Pro bleme durch das allgemeine Wettbewerbsrecht angemessen gelöst werden könnten. Hierbei zeigte sich, dass aufgrund der Komplexität der Marktverhältnisse und der vertraglichen und/oder organisatorischen Verflechtungen zwischen den Marktakteuren eindeutige Aussagen über die wettbewerblichen Auswirkungen von Netzneutralitätsregeln bzw. Abweichungen hiervon derzeit nicht möglich sind. Es sprechen aber gute Gründe dafür, dass der vorhandene Wettbewerb auf den Endkundenmärkten für Breitband-Internetzugänge einen wesentlichen Beitrag zum langfristigen Erhalt eines offenen Internets leisten kann. Er wird durch die im TKG näher ausgestalteten Wechselmöglichkeiten der Endkunden, die künftig im Wege einer Rechtsverordnung zu konkretisierenden Informations pflichten der ISP und Instrumente zur Überwachung der Datenübertragung durch Verbraucher und Bundesnetzagentur, gestärkt. Weitergehende Interventionen wären mit Blick auf das Ziel eines 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft – Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 offenen Internets nur dann geboten, wenn die Chance auf einen unbeschränkten Internetzugang im Wettbewerb und auf der Grundlage einer Anwendung der Wettbewerbsregeln nicht gewährleistet ist. Gegenwärtig zeichnet sich aber keine Marktentwicklung ab, in der die Möglichkeit der Endkunden, einen unbeschränkten Internet-Zugang zu erlangen, nachhaltig gefährdet ist. Das Interesse der Endnutzer und der Netz-Community an allgemeiner Konnektivität scheint groß und der Markt hält solche Angebote bereit. Gleichwohl kann eine Gefährdung eines unbeschränkten Internetzugangs auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Marktentwicklung ist daher kontinuierlich und aufmerksam zu beobachten. Da im Gefährdungsfall schnell durch Auferlegung eines Diskriminierungsverbots nach § 41a Abs. 1 TKG reagiert werden könnte, sind aber präventive Eingriffe nicht erforderlich. Ob sich in Zukunft Angebote von Netzbetreibern an Dienste- und Inhalteanbieter für priorisierte Formen der Datenübertragung über das Internet bzw. in einzelnen Netzen entwickeln, lässt sich gegenwärtig nicht sicher vorhersagen. Die Einführung priorisierter Formen der Datenübertragung – gegebenenfalls verbunden mit neuen Leistungs- und Entgeltbeziehungen zwischen Netzbetreibern und Dienste- und Inhalteanbietern – sollte jedenfalls nicht verboten werden. Zwar würden hierdurch neue Marktbeziehungen geschaffen, die mit neuen Wettbewerbsproblemen und mit Anreizen für eine Degradierung der Best-Effort-Übertragung verbunden sein können. Dem Verordnungsgeber und der Bundesnetzagentur stehen jedoch hinreichende Instrumente zur Verfügung, um auf potenzielle Probleme angemessen zu reagieren. Ein Verbot würde die Gefahr bergen, den Status quo der Entwicklung des Internets einzufrieren und bislang nicht vorhersehbare Entwicklungen und Innovationen abzuschneiden. Die hoheitliche Steuerung des Internets würde an die Stelle der dezentralen Entwicklung im Wettbewerb gesetzt. Gegen eine solche Strategie spricht die bisherige Entwicklung des Internets. Allerdings muss kontinuierlich überwacht werden, ob priorisierte Angebote – oder auch die bereits existierenden Angebote von „Managed Services“ bzw. „Specialised Services“ – zu einer Verschlechterung der „Best-Effort“-Übertragung führen. Träte dieser Fall ein, so müsste gegebenenfalls durch Qualitätsstandards nach § 41a Abs. 2 TKG sichergestellt werden, dass auch im Best-Effort- 167 Gegenwärtig zeichnet sich keine Marktent wicklung ab, in der die Möglichkeit der Endkunden, einen un beschränkten Internet zugang zu erlangen, nachhaltig gefährdet ist. Die Einführung prio risierter Formen der Datenübertragung – gegebenenfalls ver bunden mit neuen Leistungs- und Entgelt beziehungen zwischen Netzbetreibern und Dienste- und Inhalte anbietern – sollte nicht verboten werden. Ein Verbot würde die Gefahr bergen, den Status quo der Entwicklung des Internets einzufrieren und bislang nicht vorhersehbare Entwicklungen und Innovationen abzuschneiden. 14.12.2012 12:58:45 168 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Insgesamt lässt sich feststellen, dass auf der Grundlage des Wettbewerbsrechts und des TKG der Ver ordnungsgeber und die Bundesnetzagen tur über hinreichen de Möglichkeiten verfügen, auf mög liche Gefährdungen eines offenen Inter nets zu reagieren. Es muss im Hinblick auf den Rundfunk sichergestellt sein, dass die von der Rund funkfreiheit geschütz ten Angebote auch bei der Einführung von Differenzierungen in der Übertragungsqua lität weiterhin allge mein verfügbar sind. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 168-169 Netz Dienste und Inhalte mit einer Mindestqualität abrufbar sind. Insgesamt lässt sich damit feststellen, dass auf der Grundlage des Wettbewerbsrechts und des TKG in seiner geltenden Fassung der Verordnungsgeber und die Bundesnetzagentur über hinreichende Möglichkeiten verfügen, auf mögliche Gefährdungen eines offenen Internets zu reagieren, sofern sich dies als erforderlich erweist. Neben den wettbewerblichen Aspekten von Netzneutralität wurden im Zweiten Fachdialog Netzneutralität zum anderen medien-, insbesondere rundfunkrechtliche Facetten der Netzneut-ralitätsdebatte thematisiert. Das Bekenntnis von Unionsrecht und nationalem Recht zu einem offenen Internet, das im Wettbewerb zu gewährleisten ist, gilt grundsätzlich auch für den Zugang zu Medieninhalten. Ihre Verfügbarkeit ist daher zunächst einmal im Wettbewerb der ISP sicherzustellen. Im Hinblick auf Rundfunkangebote, die unter dem Schutz des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG stehen, kann es allerdings geboten sein, sich für das Zustandekommen eines vielfältigen Angebots nicht ausschließlich auf den wirtschaftlichen bzw. publizistischen Wettbewerb zu verlassen. Vielmehr gibt es eine staatliche Verantwortung zur Etablierung einer positiven Rundfunkordnung, die ein vielfältiges Gesamtangebot sicherstellt. Diese für den klassischen linearen Radio- und Fernsehrundfunk entwickelte Konzeption ist auch für die Übertragung von anderweitigen OnlineAngeboten über paketvermittelte Telekommunikationsnetze von Relevanz, da insbesondere das Internet zunehmend die Funktion als Medium und Faktor der Meinungsbildung übernimmt. Es muss daher im Hinblick auf den Rundfunk sichergestellt sein, dass die von der Rundfunkfreiheit des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG geschützten Angebote auch bei der Einführung von Differenzierungen in der Übertragungsqualität weiterhin allgemein verfügbar sind. Dies ist jedenfalls gewährleistet, solange es ein Best-Effort-Internet gibt, das eine Übertragungsqualität gewährleistet, bei der Rundfunkangebote in angemessener Qualität verbreitet werden können. Sollte dies nicht der Fall sein, muss sichergestellt werden, dass Rundfunkangebote diskriminierungsfreien Zugang zu allen Qualitätsklassen erhalten können. Dabei muss auch gewährleistet sein, dass Entgelte für Qualitätsklassen, die für die Verbreitung von Rundfunkangeboten erforderlich sind, nicht prohibitiv hoch ausgestaltet werden. Es lässt sich allerdings nicht feststellen, dass bereits 1.8 Gastbeitrag: Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft – Ergebnisse des Fachdialogs Netzneutralität 2012 heute eine Gefahrenschwelle erreicht ist, die ein unmittelbares Einschreiten erfordert. Angesichts der grundsätzlich niedrigen Eingriffsschwelle bei Gefahren für die Verfügbarkeit von Rundfunk angeboten ist die weitere Entwicklung hier allerdings sehr genau zu beobachten und bei einer weiteren Konkretisierung der Gefahren für die Verfügbarkeit von – insbesondere öffentlich-rechtlichen – Rundfunkangeboten einzuschreiten. Dabei sollten Bund und Länder eng zusammenarbeiten, um widersprüchliche Regelungen im Telekommunikationsrecht einerseits und im Medienrecht andererseits zu verhindern. Dies geschieht beispielsweise durch die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz eingerichtete gemeinsame BundLänder-Arbeitsgruppe zu wirtschaftlichen und technischen Fragen vorhandener Netze an der Schnittstelle von Telekommunikation und Rundfunk. 1.8.3 169 Bund und Länder sollten eng zusammenarbeiten, um widersprüchliche Regelungen im Telekommunikationsund Medienrecht zu verhindern. Ausblick Das bisher große Interesse am Fachdialog Netzneutralität sowie die konstruktiven Diskussionsveranstaltungen haben gezeigt, dass mit dem Fachdialog ein angemessenes Forum zur Bewältigung der im Rahmen der Netzneutralitätsdebatte anstehenden Fragen geschaffen worden ist. Der Fachdialog Netzneutralität wird daher am 27. November 2012 mit einer dritten Veranstaltung fortgesetzt, die die internationale Perspektive der Netzneutralitätsdebatte beleuchten wird. Hierbei sollen Verlauf und Stand der internationalen Debatte zur Netzneutralität mit Vertretern von Europäischer Kommission, GEREK sowie ausländischen Regulierungsbehörden und -vertretern diskutiert werden. In die Betrachtung sollen einerseits internationale Akteure wie die Europäische Union, GEREK, die ITU, die OECD sowie die G8 und andererseits ausgewählte Staaten einbezogen werden. Dabei wird unter solchen Staaten, die bereits rechtliche Regelungen zur Netzneutralität geschaffen haben, ein besonderes Augenmerk auf die Diskussion in den USA gelegt werden. Die Schwerpunktsetzung auf die US-amerikanische Entwicklung ist zum einen erforderlich, weil die Diskussion in den USA Der Dritte Fachdialog Netzneutralität wird die internationale Perspektive der Netzneutralitäts debatte beleuchten. 14.12.2012 12:58:45 170 1 Intelligente Netze Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft Es ist wichtig, die Dis kussion aus den USA nicht unbesehen zu übernehmen, sondern auf bestehende Unter schiede in den regula torischen, technischen und ökonomischen Rahmenbedingun gen in den USA und Europa einzugehen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 170-171 171 bereits vor mehr als zehn Jahren begonnen hat, somit also bereits allein aufgrund des zeitlichen Vorsprungs gegenüber der europäischen Diskussion stärker ausdifferenziert ist. Zum anderen nehmen die USA traditionell eine zentrale Rolle bei der technischen Entwicklung des Internets und der Implementierung von InternetGovernance-Ansätzen ein. Dabei ist es allerdings wichtig, die Diskussion aus den USA nicht unbesehen zu übernehmen, sondern auf bestehende Unterschiede in den regulatorischen, technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in den USA und Europa einzugehen. Im Frühjahr 2013 wird der Fachdialog Netzneutralität dann voraussichtlich in einer weiteren Veranstaltung eine zu den bisherigen Studien komplementäre empirische Perspektive erarbeiten. Da aufgrund der Aktualität des Themas eine umfangreiche empirische Literatur noch nicht existiert, wird das ZEW hierzu eine eigene empirische Studie durchführen, in deren Rahmen aus Sicht der beteiligten Akteure die derzeitigen und zu erwartenden potenziellen Kapazitätsengpässe bei der Internetnutzung aufgezeigt, die praktizierten und anvisierten Geschäftsmodelle dargestellt und der Handlungsbedarf sowie mögliche wirtschaftspolitische und juristische Handlungsoptionen eruiert werden. 14.12.2012 12:58:46 2 Plattformen und Querschnittstechnologien – Die Enabler Intelligenter Netze Intelligente Netze und IKT-Lösungen in nahezu allen An wendungsfeldern greifen auf einige grundlegende Quer schnittstechnologien, wie Cloud Computing, Machineto-Machine-Kommunikation (M2M) oder auch das neue Internetprotokoll IPv6, zurück. Kaum eine Innovation an den Schnittstellen der IKT und zukünftiger Anwendungen ist denkbar, wenn diese Technologien nicht weiterentwi ckelt werden. Aufgrund ihrer Basisfunktionalitäten werden sie auch als Enabler-Technologien bezeichnet. Sie tragen maßgeblich zur Weiterentwicklung von Produkten, Pro zessen und Dienstleistungen bei und sind essenzieller Be standteil Intelligenter Netze und zukünftiger Plattformen der digitalen Gesellschaft. Wie kann Deutschland noch stärker von Cloud Computing profitieren? Cloud Computing eröffnet den Nutzern neue Möglichkeiten auf Basis moderner Internettechnologien und schafft damit die Grundlage für neue Produkte und Dienstleistungen. Be sonders kleine und mittelständische Unternehmen werden von dieser Entwicklung künftig profitieren. Die entspre chende Technik ist heute so ausgereift, dass fast alle ge sellschaftlichen Herausforderungen durch sie zu meistern sind. Damit diese Entwicklung sich weiterhin positiv gestal tet, ist es wichtig, für Vertrauen zu werben. Nur durch Ver trauen und Akzeptanz bezüglich der Technologie werden sich die Chancen und Potenziale von Cloud Computing voll entfalten können. Die Fachinitiative Cloud Computing hat sich deshalb mit einem Wegweiser „Chancen für den Mit telstand durch Cloud Computing“ befasst, der in den fol genden Kapiteln näher beschrieben wird. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 172-173 14.12.2012 12:58:46 Welche Chance bietet Machine-to-MachineKommunikation (M2M-Kommunikation) für die deutsche Industrie? M2M befindet sich in starkem Aufwärtstrend. Diese Aussa ge lässt sich an konkreten Entwicklungen beziffern: Nach OECD-Angaben gibt es aktuell fünf Milliarden miteinander vernetzte Geräte. Diese Zahl soll sich bis zum Jahr 2020 verzehnfachen. Grund genug, dass sich die M2M Initiative Deutschland in einem White Paper mit den Chancen die ser Technologie für die deutsche Industrie befasst hat. Ziel ist es, die öffentlichkeits- und anwendergruppenwirksame Darstellung der Chancen und der Bedeutung von M2M zu stärken und geeignete Maßnahmen zur Nutzung von M2M herauszuarbeiten. Welche Rahmenbedingungen werden dazu benötigt? Wir benötigen in Deutschland in Bezug auf neue Technolo gien einen stärkeren Blick auf die Chancen, die in diesen Technologien stecken. Dies gilt insbesondere für den Ein satz von Cloud Computing. Der automatisierte digitalisierte Informationsaustausch zwischen technischen Systemen, Maschinen, Fahrzeugen oder Objekten über M2M gewinnt durch neue Dienste und Serviceangebote an Bedeutung. Deshalb muss die bisherige Netzarchitektur auf das neue Internetprotokoll IPv6 flächendeckend umgerüstet werden. Eine zunehmend digitale Vernetzung erfordert den Ausbau einer hochwertigen Netzinfrastruktur. Innovativer Wettbe werb belebt den deutschen und europäischen Markt und wird langfristig für mehr Wachstum sorgen. Warum ist die flächendeckende Einführung des neuen Internetprotokolls IPv6 notwendig? Die flächendeckende Einführung von IPv6 ist notwendig, um einen störungsfreien Betrieb des Internets sicherzu stellen und der deutschen Wirtschaft weiterhin einen inno vativen Wettbewerb zu ermöglichen. Der Vorrat an alten Netzanschlussadressen wird bald erschöpft sein. Die bis herige Netzarchitektur für das Adressieren von Diens ten und die Vergabe von Internetzugängen stößt damit an ihre Grenzen. Die Projektgruppe Einführung IPv6 hat sich aus diesem Grund mit Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft zur Förderung der Einführung des neuen Internetprotokolls beschäftigt. Diese werden in den nach folgenden Kapiteln ausgeführt. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 174-175 14.12.2012 12:58:46 176 177 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.3.1 2.1.3.2 2.1.4 2.1.4.1 2.1.4.2 2.1.4.3 2.1.4.4 2.1.4.5 2.1.5 2.1.5.1 2.1.5.2 2.1.6 2.1.6.1 2.1.6.2 2.1.6.3 2.1.6.4 2.1.6.5 Anlage: 2.2 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser .......................................................................................... Einleitung ................................................................................................. Was sind Cloud-Computing-Lösungen überhaupt? .................................... Chancen durch Cloud-Computing . ........................................................... Potenziale für kleine und mittelständische Unternehmen .......................... Gesellschaftliche Vorteile ......................................................................... Die wesentlichen Anforderungen an die Cloud-Nutzung ............................ Rechtskonformität der Geschäftstätigkeit ................................................. Datenschutz . ........................................................................................... Informationssicherheit . ............................................................................ Portabilität ............................................................................................... Interoperabilität . ...................................................................................... Zertifizierung und Standardisierung .......................................................... Zertifizierung ............................................................................................ Standardisierung ...................................................................................... Orientierungshilfe zur Auswahl eines Cloud-Anbieters – wesentliche Leitfragen ............................................................................. Rechtskonformität . .................................................................................. Datenschutz . ........................................................................................... Informationssicherheit . ............................................................................ Portabilität................................................................................................ Interoperabilität . ...................................................................................... Handlungsempfehlungen für die Politik zur Nutzung der Chancen und Potenziale von Cloud Computing in Deutschland . ..................................... 177 177 181 181 181 183 184 184 185 186 187 189 190 190 191 193 193 193 193 194 194 195 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie...................................................... 199 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser 2.1.1 Einleitung Heute nutzt bereits ein Viertel aller Unternehmen in Westeuropa – Tendenz steigend – Cloud-Dienste 1. Damit ist Europa nach den USA der Markt mit der höchsten Marktdurchdringung von CloudServices.2 Setzten noch vor wenigen Jahren fast ausschließlich Großunternehmen aus der produzierenden Industrie und der Dienstleistungsbranche entsprechende Cloud-Lösungen ein, sind es heute immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen, die den hohen Nutzen von cloud-basierten Lösungen erkennen. Für Unternehmen, die in der Cloud bereitgestellte IT-Services nutzen, anstatt diese selbst aufzubauen und zu betreiben, entstehen viele Vorteile: • Die Startinvestitionen für den Kauf von Hardware (Server, Speicher etc.) und Software-Lizenzen entfallen (nahezu) komplett, ebenso wie die Kosten für den Aufbau und die Durchführung des eigenen Betriebs der IT-Services. Stattdessen ist in der Regel nur ein „verbrauchsabhängiges“ Nutzungsentgelt zu zahlen (zum Beispiel nach Anzahl der Nutzer, die einen IT-Service aus der Cloud nutzen). Heute sind es immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen, die den hohen Nutzen von cloud-basierten Lösungen erkennen. 1 http://www.bitkom.org/de/presse/8477_71446.aspx (letzter Zugriff 04.09.2012) 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung .der Einführung von IPv6................ 231 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 176-177 2 http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=1389313 (letzter Zugriff 04.09.2012) 14.12.2012 12:58:46 178 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser Cloud Computing Gute Chancen für IT aus der Wolke Wieso ist der Nutzen von Cloud Computing für Unternehmen hoch? Basis: 200 Unternehmen, Filter: wenn „sehr nützlich“ bzw. „nützlich“ genannt wurde 2014 2010 Datenvolumen Cloud Computing in Deutschland Wachstum 1,1 +35% p.a. Exa-Byte 3,5 Exa-Byte Marktvolumen Cloud Computing in Deutschland 2017 Wachstum 1,9 Mrd. +36% p.a. 9 Mrd. Quelle: In Anlehnung an Cisco, 2011, entnommen aus http://www.dbresearch.de/ PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000283604.pdf, Seite 12 Erhöhte Flexibilität Bedarfsgerechte Bereitstellung 90% Entlastung der IT-Ressourcen geringer Administrationsaufwand Quelle: In Anlehnung an Cisco, 2011, entnommen aus http://www.dbresearch.de/ PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000283604.pdf, Seite 11 2012 179 77% Kosteneinsparungen (Lizenzgebühren bzw. HW-Ausgaben 75% Gesteigerte mobile Verfügbarkeit 75% 63% Fördert die Standardisierung der IT Höhere Verfügbarkeitsgarantien (als durch interne Bereitsstellung) 52% Erhöhte Sicherheit im RZ des Dienstleisters Keine langfristige Bindung an Dienstleister notwendig 45% 28% Quelle: In Anlehnung an http://www.it-cloud-index.de, Cloud-Bericht Q2/2012, Seite 11 Cloud-Einsatz im Mittelstand Quelle: In Anlehnung an TechConsult Studie (Cloud Bericht: TechConsult:) http://www.it-cloud-index.de, Cloud-Bericht Q2/2012, Seite 11 20% 18% 16% Software-as-a-service 14% Infrastructure-as-a-service 12% Platform-as-a-service 10% 70.000 Arbeitsplätze werden schätzungsweise in Zukunft durch Cloud Computing geschaffen 8% 6% 4% 2% 0% Q1/2011 Q2/2011 Q3/2011 Q4/2011 Q1/2012 Q2/2012 Quelle: In Anlehnung anhttp://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000283604.pdf, Seite 12 Abbildung 2.1-1: Infografik Cloud Computing Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 178-179 14.12.2012 12:58:46 180 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze • Es entfallen Kosten für Erweiterungen von Hardware, Lizenzen und Personal im selbstorganisierten Betrieb. Nur wenn der Nutzungsbedarf steigt, steigen auch die operativen Kosten für die aus der Cloud bezogenen IT-Services. • Investitionsmittel werden durch den Einsatz von IT-Services aus der Cloud freigesetzt und der Managementaufwand wird reduziert. Unternehmen können sich dadurch besser auf ihr Kern geschäft konzentrieren. • Der Zugriff auf IT-Services in der Cloud erfolgt über das Internet. Die Services sind über unterschiedliche Plattformen und über mobile Endgeräte verfügbar und werden von überall her abrufund nutzbar. • Wichtige Synergiepotenziale, insbesondere mit Blick auf notwendige Investitionen in Sicherheitsinfrastrukturen der Rechenzentren, können über Unternehmensgrenzen hinweg genutzt werden, ohne die Integrität der eigenen Daten zu gefährden. Um die beschriebenen Potenziale von Cloud-Services voll ausschöpfen zu können, bedarf es Vertrauen und Akzeptanz hinsichtlich der Technologie. Dies gilt insbesondere für kleine und mittelstän dische Unternehmen. Die Fachinitiative Cloud Computing der AG2 des Nationalen IT-Gipfels hat deshalb den vorliegenden Wegweiser „Chancen für den Mittelstand durch Cloud Comuting“ entwickelt. „Wir brauchen in Deutschland eine chancenorientierte Debatte in Bezug Die wesentlichen Anforderungen an auf den Einsatz neuer Technologien Cloud Computing, wie Rechtskonformität, und im speziellen bei Cloud Datenschutz, Informationssicherheit, PorComputing. Cloud Computing kann tabilität und Interoperabilität werden analyder technologische Schlüssel für die siert. In Kapitel 2.1.5 wird kurz auf die Rolle Realisierung der Energiewende, für von Zertifizierung und Standardisierung im intelligente Gesundheits-, Verwaltungs-, Bildungs- und Verkehrsnetze sein. Cloud Computing eingegangen. Der WegIm branchenübergreifenden Dialog weiser endet mit einigen wichtigen Leitfrazwischen Politik, Wissenschaft und gen (Kapitel 2.1.6), bezogen auf die fünf in Wirtschaft müssen wir dafür gemeinsam Kapitel 2.1.4 genannten Anforderungen. Die Lösungsszenarien entwickeln.“ Leitfragen sind keineswegs erschöpfend und sollen als Orientierung und Impulsgeber beim Einstieg in die Cloud dienen. Jürgen Kunz Geschäftsführer ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 180-181 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser 2.1.2 181 Was sind Cloud-Computing-Lösungen überhaupt? Eine Cloud-Computing-Lösung wird nachfolgend als die Menge derjenigen IT-Services definiert, die ein Cloud-Anbieter einem CloudAnwender zur Nutzung zur Verfügung stellt. Als Cloud-Nutzer werden nachfolgend ausschließlich Unternehmen und Organisa tionen betrachtet. Cloud Computing ist eine Form der Bereitstellung von gemeinsam nutzbaren und flexibel skalierbaren IT-Leistungen durch nicht fest zugeordnete IT-Ressourcen über Netze. Typische Beispiele dafür sind die Bereitstellung von E-Mail-Diensten durch einen Internet-Service-Provider, bei einem Anbieter ausgeführte Software, zum Beispiel für die Buchhaltung, oder browser-basierte Anwendungen zum Kundenmanagement, bei denen über sichere Internetverbindungen auf Dienste eines Cloud-Providers zugegriffen wird. Idealtypische Merkmale sind die Bereitstellung in Echtzeit als Self Service auf Basis von Internettechnologien und die Abrechnung nach Nutzung. Damit ermöglicht Cloud Computing den Nutzern eine Umverteilung von Investitionskosten hin zu Betriebsaufwand. Die IT-Leistungen können sich auf Anwendungen, Plattformen für Anwendungsentwicklungen und Betrieb bzw. auf komplette Basisinfrastrukturen beziehen.3 2.1.3 Chancen durch Cloud Computing 2.1.3.1 Potenziale für kleine und mittelständische Unternehmen Cloud Computing ist eine Form der Bereit stellung von gemein sam nutzbaren und flexibel skalierbaren IT-Leistungen durch nicht fest zugeordnete IT-Ressourcen über Netze. Idealtypische Merk male sind die Bereit stellung in Echtzeit als Self Service auf Basis von Internet-Technolo gien und die Abrech nung nach Nutzung. Die Möglichkeit, Speicherkapazitäten, Software oder Rechenleistungen über das Internet zu beziehen, bietet Unternehmen jeg licher Größe die Chance, ihre IT-Kapazitäten zu flexibilisieren und benötigte Dienste je nach Umfang, Dauer der Nutzung sowie Anzahl der Nutzer zu bezahlen. 3 Quelle: Bitkom 2010, Cloud-Computing – Was Entscheider wissen müssen. 14.12.2012 12:58:46 182 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser Verschiedene Möglichkeiten der Cloud-Nutzung Einsatzmodell Dienstemodell Betriebsmodell Private Applications (SaaS) Customer owns Customer operates Public Platform (PaaS) Customer owns Provider operates Hybrid Infrastructure (IaaS) Provider owns Provider operates In der Regel gehört die Organisation eines Rechenzentrums nicht zu den Kernkompetenzen von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Daher ist es sinnvoll, diesen Bereich an einen sorgfältig ausgewählten Cloud-Anbieter zu vergeben und die unternehmensinternen Ressourcen auf die Kernkompetenzen des eigenen Unternehmens zu konzentrieren. Cloud-Dienste können individuell an die Erfordernisse eines Unternehmens angepasst und bei Bedarf sehr schnell verringert oder erweitert werden. Das vereinfacht die IT deutlich und schafft mehr Raum für das Kerngeschäft. 2.1.3.2 Quelle: ORACLE, 2012 Abbildung 2.1-2: Verschiedene Möglichkeiten der Cloud-Nutzung Quelle: in Anlehnung an ORACLE, 2012 Die Investitions kosten für das Bereit stellen der eigenen IT-Infrastruktur im Unternehmen entfallen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 182-183 Durch diese anpassbare Struktur ist Cloud Computing für kleine und mittelständische Unternehmen eine interessante Alternative zum Kauf von Informationstechnologien, sei es in Form von On-Demand-Software, sogenannter Software-as-a-Service (SaaS) oder als Infrastructure-as-a-Service (IaaS) in Form von Rechnerkapazitäten auf externen Servern oder als On-Demand-Plattform, sogenannter Plattform-as-a-Service (PaaS). Cloud-Lösungen können entweder „öffentlich“ (Public Cloud) aus dem Internet bereitgestellt werden oder abgeschottet und dediziert innerhalb der eigenen IT-Infrastruktur betrieben werden (Private Cloud). Die Kombination beider Angebote wird als hybride Cloud bezeichnet. Im weiteren Verlauf beziehen sich die Ausführungen ausschließlich auf Public-Cloud-Services. Klassische Anwendungssoftware setzt üblicherweise eine um fassende vom Anwender betriebene IT-Infrastruktur voraus. Dazu mussten in der Vergangenheit eigene Server in Betrieb genommen werden, was mit hohen Anschaffungs- und Betriebskosten einherging. Beim Cloud Computing werden Server genutzt, die vom Dienste-Anbieter bereitgestellt werden. Die Investitionskosten für das Bereitstellen der eigenen IT-Infrastruktur im Unternehmen entfallen. Cloud-Nutzer haben dadurch deutlich geringere Supportund Pflegekosten. 183 Cloud-Dienste können individuell an die Erfordernisse eines Unternehmens angepasst und bei Bedarf sehr schnell verringert oder erweitert werden. Gesellschaftliche Vorteile Cloud-Services sind ein Schlüssel zur Lösung vieler gesellschaftspolitischer Herausforderungen, von der demografischen Entwicklung über Bildung, Energiewende, Gesundheitswesen bis hin zu einer offenen, effizienten Verwaltung. Beispiel Bildung: Schulen benötigen verlässliche IT-Infrastrukturen, die ihren speziellen Anforderungen gerecht werden. Sie verfügen häufig weder über ausreichende Mittel noch über die not wendigen Kenntnisse, um einen IT-Betrieb eigenständig zu realisieren. Vor diesem Hintergrund wird beispielsweise über eine schulübergreifende intelligente Vernetzung mit digitalen Bildungsangeboten auf Basis von Cloud Computing diskutiert, bei der auch die an den Schulen befindlichen Infrastrukturbestandteile zentral verwaltet werden können. Grundlage eines solchen Konzepts ist eine gemeinsam von allen Schulen nutzbare, sichere und hochverfügbare IT-Infrastruktur. Diese könnte den Schulen zentrale Dienste, wie zum Beispiel Identitätsmanagement, Lern- und Kommunikationsplattformen, Mediatheken oder Software, zur Verfügung stellen. Vorhandene Strukturen können dabei in einer einheitlichen IT-Plattform integriert werden, ohne die von den Schulen benötigte Eigenständigkeit zu reduzieren. Auch auf die Herausforderungen bei der Energiewende (zum Beispiel Smart Grid) oder auf Intelligente Gesundheits- oder Verwaltungsnetze ließe sich ein Cloud-Ansatz übertragen. Cloud-Services sind ein Schlüssel zur Lösung vieler gesell schaftspolitischer Herausforderungen. 14.12.2012 12:58:46 184 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1.4 Neben den vielen Vorteilen der Cloud besteht offensicht lich auch Verunsiche rung über den Einsatz dieser Technologie. Die wesentlichen Anforderungen an die Cloud-Nutzung Rund 60 % der Entscheidungsträger kleiner und mittelständischer Unternehmen wissen, was Cloud Computing ist, aber nur 12 % planen den Einsatz oder haben Cloud Computing bereits eingeführt.4 Neben den vielen Vorteilen der Cloud besteht offensichtlich auch Verunsicherung über den Einsatz dieser Technologie. Aspekte wie der Speicherort der eigenen Daten, eine mögliche Anbieterabhängigkeit oder Fragen der IT-Sicherheit tragen dazu bei. Für eine sichere und verlässliche Nutzung von Cloud-Diensten sind unter anderem zu beachten5: • Rechtskonformität der Geschäftstätigkeit bei einer CloudNutzung, • Schutz von Cloud-Daten, • Informationssicherheit von Cloud-Daten und Prozessen, • Portabilität einer Cloud-Computing-Lösung und • Interoperabilität einer Cloud-Computing-Lösung. Nachfolgend werden diese fünf Anforderungen dargestellt. 2.1.4.1 Rechtskonformität der Geschäftstätigkeit Rechtskonformität umschreibt ein regelkonformes Verhalten eines Unternehmens in Bezug auf die gesetzlichen und regulativen Bestimmungen. Viele Unternehmen gehen über das gesetzliche Maß hinaus und folgen zudem selbst auferlegten Compliance-Regeln und -Prozessen. Ein Cloud-Nutzer nutzt eine Cloud-Computing-Lösung (im Rahmen seines unternehmerischen Handelns) rechtskonform („compliant“), wenn er bei der Nutzung der Cloud-Computing-Lösung alle hierfür anwendbaren Gesetze (Regelungen) sowie alle für sein Unternehmen (unabhängig von der Cloud-Nutzung) anwendbaren 4 http://www.pwc.de/de_DE/de/mittelstand/assets/Cloud_Computing_Mittelstand.pdf (letzter Zugriff 04.09.2012) 5 Technologische und wirtschaftliche Aspekte wurden in der Publikation der PG Cloud Computing zum IT Gipfel 2011 in Kapitel 5 mit Fokus auf Infrastructure-as-a-Service diskutiert: http://www. it-gipfel.de/IT-Gipfel/Redaktion/PDF/anbieterwechsel-ag-2,property=pdf,bereich=itgipfel,sprac he=de,rwb=true.pdf (letzter Zugriff 04.09.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 184-185 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser Gesetze (Regelungen) einhält. Um dies sicherzustellen, sind die genaue Kenntnis der entsprechenden Regeln und eine intensive Prüfung der potenziellen Cloud-Anbieter notwendig. Der Cloud-Nutzer ist in der Cloud-Nutzung für die Rechtskonformität verantwortlich, wie er dies heute schon für die Nutzung der IT im eigenen Unternehmen ist. 2.1.4.2 185 Der Cloud-Nutzer ist für die Rechtskon formität verantwort lich, wie er dies heute schon für die Nutzung der IT im eigenen Unternehmen ist. Datenschutz Bei der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten sind die Datenschutzbestimmungen der EU und des Bundes zu beachten. Personenbezogen sind Daten dann, wenn sie sich auf eine bestimmte oder eine bestimmbare natürliche Person beziehen. Der Cloud-Nutzer ist für die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen verantwortlich. Er muss den Cloud-Anbieter sorgfältig auswählen und regelmäßig im Rahmen seiner Möglichkeiten kontrollieren. Auch muss er sich über die möglichen Verarbeitungsorte seiner Daten im Vorfeld informieren. Liegen diese außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes, muss sich der Cloud-Nutzer an die Regelungen des sogenannten „Drittstaatentransfers“ nach dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) halten. Zum Beispiel ist dann darauf zu achten, dass im Drittland ein der EU ähnlicher Datenschutzstandard vorherrscht. Die Drittstaatenregelungen greifen nicht, wenn sich der Cloud-Anbieter etwa zur Einhaltung der sogenannten Safe-Harbor-Grundsätze, einer Art freiwilligen Selbstzertifizierung, und der Zusammenarbeit mit den EU-Datenschutzaufsichtsbehörden verpflichtet hat. Hilfestellungen bei der Einhaltung seiner datenschutzrechtlichen Verpflichtungen kann dem Cloud-Nutzer zum Beispiel ein Zertifi zierer bieten. Auch über die Verschlüsselung der Daten sollte der Cloud-Nutzer nachdenken. Wenn der Schlüssel beim Cloud-Nutzer verbleibt, verlieren die Daten durch die Verschlüsselung ihren Personenbezug. Der Cloud-Nutzer sollte sich grundsätzlich bei seinem CloudAnbieter informieren, ob und welche staatlichen Stellen Zugriff auf die dem Cloud-Anbieter zur Verarbeitung anvertrauten Daten haben. Besonders nach dem 11. September 2001 haben viele Länder Der Cloud-Nutzer ist für die Einhaltung datenschutzrecht licher Bestimmun gen verantwortlich. Über die Verschlüs selung von Daten, verlieren die Daten ihren Personenbezug. 14.12.2012 12:58:46 186 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Sicherheitsbehörden aus sehr vielen Län dern können CloudAnbieter zur Auskunft über ihnen anvertraute Daten zum Zwecke der Terrorismus abwehr auffordern. Antiterror-Gesetze eingeführt oder novelliert, wie zum Beispiel Kanada, Australien, England, Frankreich, Deutschland und Russland. Sicherheitsbehörden aus sehr vielen Ländern können Cloud-Anbieter zur Auskunft über ihnen anvertraute Daten zum Zwecke der Terrorismusabwehr auffordern. Art und Weise können sich unterscheiden. In der Konsequenz betrifft der Zugriff auf Daten durch staatliche Stellen im begründeten Verdachtsfall alle Unternehmen, unabhängig von einem in- oder ausländischen Firmensitz.6 2.1.4.3 Die Verantwortung für die Informa tionssicherheit liegt beim Cloud-Nutzer. Informationssicherheit Informationssicherheit beinhaltet im Gegensatz zum Datenschutz auch die Gewährleistung der Authentizität von Informationen. Sie umfasst alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz von Daten und Prozessen vor Verfälschung, Zerstörung oder unzulässiger Weitergabe. Gegenstand sind sowohl Unternehmensdaten als auch Prozesse und Prozeduren der Datenverarbeitung, also auch Informationen als Ergebnis der verarbeiteten Daten. Informationssicherheit bei der Nutzung einer Cloud-Lösung bezieht sich auf diejenigen Daten, die der Cloud-Nutzer im Rahmen der Nutzung an den Cloud-Anbieter übergibt und diejenigen Daten, die während der Nutzung der Cloud-Lösung entstehen (im folgenden Cloud-Daten genannt). Die Informationssicherheit dieser, dem Cloud-Anbieter anvertrauten Daten und Prozesse ist gegeben, wenn deren Verfügbarkeit, Unversehrtheit und Schutz vor unbefugtem Zugriff sichergestellt sind. Zu den aktiven Vorkehrungen des Cloud-Nutzers für den Schutz seiner Informationen zählt die Datenverschlüsselung und die verschlüsselte Datenübertragung. Die Verantwortung für die Informationssicherheit liegt beim Cloud-Nutzer. Beim Cloud-Nutzer verbleibt die organisatorische 6 Häufig wird im Zusammenhang mit Cloud Computing nur über den Patriot Act diskutiert. Grundsätzlich gilt, dass Unternehmen und Organisationen stets den geltenden Regelungen und Gesetzen in den Ländern, in denen sich der Hauptsitz befindet und in denen sie tätig sind, unterliegen. Siehe auch: http://www.hoganlovells.com/files/News/c6edc1e2-d57b-402e-9caba7be4e004c59/Presentation/NewsAttachment/a17af284-7d04-4008-b557-5888433b292d/ Revised%20Government%20Access%20to%20Cloud%20Data%20Paper%20(18%20July%2012).pdf, S. 13 (letzter Zugriff 04.09.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 186-187 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser Verantwortung (Kontrollpflicht). Beim Cloud-Anbieter verbleibt die betriebliche Verantwortung (je nach Vertragsgestaltung zum Beispiel für Backups) für die Informationssicherheit. Die Internationale Standardisierungsnorm ISO 27001 bietet Kriterien für die IT-Sicherheit. Wer Cloud-Dienste nutzt, sollte auch über die Zertifizierung hinaus ein Verständnis dafür entwickeln, welche Sicherheitsmaßnahmen in der Cloud umgesetzt sind und dies aktiv beim Cloud-Anbieter hinterfragen. Dies betrifft insbesondere Aspekte wie • Virtualisierungssicherheit, • Mandantenfähigkeit und -trennung, • Systemisolation und Netzwerktrennung, • Lebenszyklus von Daten in der Cloud und • Prozesse zwischen Cloud-Nutzer und Cloud-Anbieter sowie • Kontrollverfahren. Für Deutschland gibt es darüber hinaus den IT-Grundschutzkatalog des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) 7 zur Erkennung und Vermeidung sicherheitsrelevanter Schwachstellen in IT-Umgebungen. Dieser kann als Grundlage für Gespräche zum Thema Sicherheit mit dem Cloud-Anbieter genutzt werden. 2.1.4.4 187 Für Deutschland gibt es den ITGrundschutzkatalog des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Erkennung und Vermeidung sicherheitsrelevanter Schwachstellen in IT-Umgebungen. Portabilität Portabilität bezeichnet im generellen die Unabhängigkeit von Computerprogrammen (oder IT-Services) von ihrer spezifischen Implementierung auf einer bestimmten IT-Plattform. Die Portabilität einer Cloud-Lösung ist der Grad der Unabhängigkeit der zur Verfügung gestellten Services eines Anbieters von ihrer Implementierung in der Cloud.Die Portabilität von Cloud-Angeboten hat drei wesentliche Ebenen: • Portabilität der Services, • Portabilität der Schnittstellen und Austauschformate und • Portabilität der Daten und Prozesse. Die Portabilität einer Cloud-Lösung ist der Grad der Unabhängig keit der zur Verfügung gestellten Services eines Anbieters von ihrer Implementie rung in der Cloud. 7 https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/weitereThemen/ITGrundschutzKataloge/itgrundschutz- kataloge_node.html (letzter Zugriff 04.09.2012) 14.12.2012 12:58:47 188 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Der Wechsel von einem Anbieter zu ei nem anderen, dessen Angebot auf derselben Software basiert, ist in der Regel unkompli zierter als zu einem Cloud-Service, der mit anderer Software realisiert wurde. Cloud-Services, die mit offenen Standards arbeiten, lassen sich potenziell einfacher zu einem anderen Anbieter übertragen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 188-189 Die erste Ebene „Portabilität der Services“ betrifft die Möglichkeit zum Wechsel zwischen Anbietern derselben Lösung und somit die zur Realisierung des Cloud-Service notwendige Software. Services, bei denen die zur Realisierung des Service notwendige Software im Markt nicht unabhängig vom Service-Anbieter verfügbar ist, besitzen ein geringeres Maß an Portabilität, weil der betreffende Service von anderen Anbietern nicht in identischer Form angeboten werden kann. Eine höhere Portabilität besitzen Services, die auf derselben Software basieren und deswegen in ihrer Zielsetzung und ihrem Leistungsumfang von mehreren Cloud-Dienstleistern angeboten werden. So ist beispielsweise der Wechsel von einem Anbieter einer cloud-basierten Kollaborationslösung zu einem anderen Anbieter, dessen Angebot auf derselben Software basiert, in der Regel unkomplizierter als zu einem Cloud-Service, der mit anderer Software realisiert wurde. Mit Open-Source-Software realisierte Cloud-Services können außerdem auch unabhängig vom Hersteller der Software durch andere Cloud-Anbieter oder den Cloud-Nutzer selbst implementiert werden und gewährleisten somit ein recht hohes Maß an Portabilität. Die zweite Ebene „Portabilität der Schnittstellen und Austauschformate“ betrifft den Wechsel zwischen Anbietern von Lösungen, die auf unterschiedlicher Software basieren. Hier ist oft die Inte gration der neuen Lösung mit anderen Teilen der IT- und Prozesslandschaft des Anwenders eine zusätzliche Herausforderung. Cloud-Services, die mit offenen Standards arbeiten, lassen sich potenziell einfacher zu einem anderen Anbieter übertragen, weil die zur Integration in die Prozesslandschaft des Anwenders notwendigen Schnittstellen vom neuen Anbieter implementiert werden können, ohne dass dazu beispielsweise das Einverständnis des ursprünglichen Anbieters notwendig ist. Die dritte Ebene „Portabilität der Daten und Prozesse“ betrifft die Portabilität der in der Cloud lagernden Daten und Prozesse des Anwenders. Bei einem Wechsel von Cloud-Service-Anbietern muss es möglich sein (etwa mit Hilfe von standardisierten Schnittstellen) die eventuell vorhandenen Anwenderdaten sowie die innerhalb des Cloud-Service gespeicherten Prozesse aus einem Cloud-Service in 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser einen anderen Cloud-Service (oder ins eigene Rechenzentrum) zu überführen. Je standardisierter und einfacher ein Umzug ist, desto höher ist die Portabilität der Cloud-Lösung. Die Portabilität von Cloud-Lösungen (Services und Daten) ist ein sinnvolles Entscheidungskriterium für die Anbieterauswahl und sollte ein fester Bestandteil bei der Betrachtung der Kosten einer Cloud-Lösung sein. Hier ist auch zu prüfen, wie das Betriebsmodell (siehe Kapitel 2.1.3) die Portabilität beeinflusst. 2.1.4.5 189 Die Portabilität von Cloud-Lösungen ist ein sinnvolles Entschei dungskriterium für die Anbieter-Auswahl. Interoperabilität Interoperabilität beschreibt die Möglichkeiten, IT-Systeme, Hardund Software über offene Standards und Schnittstellen so aufeinander abzustimmen, dass diese Systeme reibungslos miteinander kommunizieren und die Daten unter Berücksichtigung des Datenschutzes verarbeitet werden können. Die Interoperabilität einer Cloud-Lösung ist der Grad an Ko operationsfähigkeit der Cloud-Lösung mit anderen IT-Diensten (zum Beispiel mit anderen Cloud-Lösungen). Je größer die Kooperationsfähigkeit, desto einfacher (kostengünstiger) können Geschäftsprozesse über mehrere Cloud-Lösungen oder andere Implementierungen von IT-Diensten hinweg realisiert werden. Die dauerhafte Interoperabilität zwischen (Cloud-)Produkten unterschiedlicher Hersteller wird durch die Verwendung von „offenen Standards“ beispielsweise zur Authentifizierung, für Kommunikationsprotokolle oder für Datenaustauschformate begünstigt. Von einem offenen Standard spricht man dann, wenn der entsprechende Standard in einer offenen und transparenten Weise entwickelt, gepflegt und veröffentlicht wird und er unabhängig von der Wahl des Geschäftsmodells frei verwendbar ist.8 Cloud-Angebote, die offene Standards unterstützen, ermöglichen es Herstellern anderer Cloud-Angebote auf diese Weise, interoperable Angebote zu Die Interoperabilität einer Cloud-Lösung ist der Grad an Kooperationsfähigkeit der Cloud-Lösung mit anderen IT-Diensten. 8 Eine weitgehend akzeptierte Definition des Begriffes „Open Standard“ findet sich im europä ischen Interoperabilitätsrahmen für pan-europäische eGovernment-Services der EU: http://ec.europa.eu/idabc/servlets/Doca2cd.pdf, S. 9 (letzter Zugriff 04.09.2012) 14.12.2012 12:58:47 190 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser 191 erstellen, ohne dass diese etwa zu Vereinbarungen oder Lizenzzahlungen gegenüber dem ursprünglichen Anbieter verpflichtet werden. Dies fördert die Bildung sogenannter „Ökosysteme“ zueinander passender Lösungen und sichert somit langfristig Interoperabiltität. Daneben muss bei der Auswahl eines Cloud-Services darauf geachtet werden, ob dieser die zur Integration in die IT-Prozesse des Anwenders notwendigen Schnittstellen und Austauschformate unterstützt. Beispiele für wichtige Dokumentenaustauschformate und Schnittstellen sind OOXML und ODF. Derzeit gibt es keine cloud-spezifischen Zertifizierungen. 2.1.5 Zertifizierung und Standardisierung 2.1.5.1 Zertifizierung Eine Zertifizierung ist ein Nachweis für die qualitative und sichere Erbringung von Services. Das Angebot von Cloud-Diensten ist komplex und vielfältig. Der Markt bietet für zahlreiche Bedürfnisse maßgeschneiderte Angebote. Auch aus diesem Grund gibt es derzeit keine cloud-spezifischen Zertifizierungen. Allerdings existieren eine Reihe von internationalen Standards zur Zertifizierung einzelner Aspekte der IT, die auch für Cloud Computing relevant sind, wie zum Beispiel ISO 27001 im Bereich der Informationssicherheit (siehe Kapitel 2.1.4.3). Auf dem Markt existieren ergänzende Zertifikate – sogenannte „Haus-Standards“ – im Umfeld der Cloud-Sicherheit, beispielsweise von Branchenverbänden oder Prüforganisationen. Diese Zertifizierungen zielen darauf ab, die Sicherheit einer Cloud auf Grundlage eigener Anforderungskataloge zu prüfen und mit einem Zertifikat zu bestätigen. Aber dergleichen Zertifikate bieten keine Garantien oder Sicherheiten und entbinden den Cloud-Nutzer auch nicht von seinen Kontrollpflichten. Abbildung 2.1-3: Wichtige Standardisierungsorgansisationen im Cloud Computing Quelle: Das Normungs- und Standardisierungsumfeld von Cloud Computing im Auftrag des BMWi, erstellt durch Booz & Company in Kooperation mit dem FZI Forschungszentrum Informatik, 2012 2.1.5.2 Standardisierung Für Cloud-Nutzer, die insbesondere ein internationales Geschäftsumfeld bedienen, ist es sinnvoll darauf zu achten, ob CloudAnbieter ihre IT-Infrastruktur auf bestimmte Standardisierungen hin ausrichten und so zumindest eine „Grundausstattung“ beispielsweise an definierten Schnittstellen bieten. Weltweit gibt es rund 150 Organisationen, die sich mit Aspekten der Standardisierung im Cloud Computing befassen. Davon ist derzeit nur ein kleiner Teil relevant 9, siehe Abbildung 2.1-3. Weltweit gibt es rund 150 Organisationen, die sich mit Aspekten der Standardisierung im Cloud Computing befassen. 9 http://www.trusted-cloud.de/documents/20111222_BMWi_Cloud_Standards_Studie_ Abschlussbericht_(FINAL).pdf (letzter Zugriff 24.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 190-191 14.12.2012 12:58:47 192 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser Von diesen Organisationen im Normungs- und Standardisierungsumfeld seien exemplarisch erwähnt: 2.1.6 • International: –– Die Cloud Security Alliance (CSA) setzt sich zusammen aus Anbietern von Cloud-Lösungen, Verbänden und Einzelpersonen. Sie zielt vor allem auf die Verbreitung von Best Practices im Bereich Sicherheit. Die im Folgenden genannten Leitfragen sollen beim Einstieg in die Überprüfung der fünf beschriebenen Anforderungen bei der Auswahl von Cloud-Computing-Angeboten helfen. Sie sind keineswegs erschöpfend und können insbesondere die Untersuchung der indi viduellen oder branchenspezifischen Anforderungen nicht ersetzen, bestenfalls ergänzen. Webseite: www.cloudsecurityalliance.org –– Das Open Cloud Consortium (OCC) ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Unternehmen, Hochschulen und Behörden. Entwickelt werden sollen insbesondere Prüfmarken und Standards wie zum Beispiel der MalStone-Benchmark. Webseite: www.opencloudconsortium.org • Europa: –– EuroCloud ist ein europaweiter Zusammenschluss von Unternehmen, die Cloud-Lösungen anbieten (mit einer Sektion in Deutschland). Neben der Förderung von Akzeptanz und Vertrauen bezüglich Cloud-Lösungen gehört beispielsweise auch ein EuroCloud-Star-Audit („SaaS-Gütesiegel“) zu den Verbandszielen. 2.1.6.1 193 Orientierungshilfe zur Auswahl eines Cloud-Anbieters – wesentliche Leitfragen Rechtskonformität • Informiert der Cloud-Anbieter transparent darüber, an welchen Standorten/in welchen Ländern sein Service betrieben wird? • Welche gesetzlichen Regelungen muss der Cloud-Anwender – unabhängig von einer Cloud-Nutzung – berücksichtigen? • Kommt der Anbieter mit seinem Cloud-Service der erforder lichen Rechtskonformität für den Cloud-Nutzer nach? 2.1.6.2 Datenschutz Webseiten: eurocloud.org, eurocloud.de –– SaaS-EcoSystem e. V. ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die Cloud- und SaaS-Lösungen anbieten. Neben dem Ziel, Cloud- und SaaS-Lösungen weiter in mittelständischen Unternehmen in Deutschland zu etablieren, hat der Verein die Standards „Trust in Cloud“ (SaaS) und „Cloud Experte“ erarbeitet. • Welche Datenschutzmaßnahmen hat der Cloud-Anbieter implementiert? Wird das den Anforderungen des Kunden gerecht? • Wie reagiert der Cloud-Anbieter bei datenschutzrelevanten Vorfällen? Wie unterrichtet der Cloud-Anbieter im Falle eines datenschutzrelevanten Vorfalls? Webseite: saasecosystem.org 2.1.6.3 Eine weitergehende Übersicht sowie eine Beschreibung sämtlicher in der Abbildung 2.1-3 erwähnter Organisationen bietet eine Studie im Auftrag des BMWi 10. 10 http://www.trusted-cloud.de/de/878.php (letzter Zugriff 04.09.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 192-193 Informationssicherheit • Welche Sicherheitsmaßnahmen hat der Cloud-Anbieter implementiert? Wird das den Anforderungen des Kunden gerecht? • Bietet der Anbieter eine Verschlüsselung der Daten und der Kommunikation an? • Welche Maßnahmen ergreift der Cloud-Anbieter, um die Verfügbarkeit seines Dienstes sicherzustellen? 14.12.2012 12:58:47 194 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze • Welche Maßnahmen zur Sicherung und Wiederherstellung von Daten bietet er an? • Wie reagiert der Cloud-Anbieter bei sicherheitsrelevanten Vorfällen? • Wie geht der Cloud-Anbieter mit den Daten des Anwenders nach Beendigung des Vertragsverhältnisses um? • Wie sieht das Benutzer- und Zugriffsmanagement aus? • Kann der Cloud-Anbieter Mandantenfähigkeit und Mandantentrennung gewährleisten? 2.1.6.4 Portabilität • Kann der Cloud-Service auch vom Cloud-Nutzer selbst oder einem anderen Dienstleister/Cloud-Anbieter realisiert werden? • Sind entsprechende Angebote im Markt verfügbar? • Stellt der Service für die Integration in die Prozesslandschaft Schnittstellen und Austauschformate zur Verfügung, die auch von anderen Services bereitgestellt werden? • Welche Schnittstellen und Verfahren stehen zur Verfügung, um die innerhalb eines Cloud-Services gespeicherten Daten und Prozesse zu exportieren? • In welche anderen Cloud-Services lassen sich die aus dem fraglichen Service exportierten Daten und Prozessinformationen wieder importieren? 2.1.6.5 Interoperabilität • Welche Schnittstellen und Austauschformate werden zur Integration eines Cloud-Angebotes in die Prozesslandschaft des Cloud-Nutzers benötigt? • Welche Schnittstellen und Austauschformate unterstützt der Cloud-Service? • Bei welchen vom Cloud-Service unterstützten Schnittstellen und Austauschformaten handelt es sich um offene Standards? • Beteiligt sich der Cloud-Anbieter an der Pflege und Weiterentwicklung der entsprechenden Standards? AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 194-195 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser 195 Anlage: Handlungsempfehlungen für die Politik zur Nutzung der Chancen und Potenziale von Cloud Computing in Deutschland Die Fachinitiative „Cloud Computing“ innerhalb der Arbeitsgruppe 2 „Digitale Infrastrukturen“ des Nationalen IT-Gipfels hat das Ziel, die Rahmenbedingungen für Anbieter und Nutzer zu analysieren und so zu gestalten, dass die Innovationspotenziale des Cloud Computings in Deutschland bestmöglich genutzt werden können. Cloud Computing markiert einen Paradigmenwechsel in der Bereitstellung und Nutzung von IT-Services, der Nutzer und Anbieter gleichermaßen betrifft. Sowohl Entwicklung, Angebot und Nutzung von Cloud-Services als auch der Einsatz von Cloud Computing bietet Chancen, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit zu steigern. Vor diesem Hintergrund erwarten Experten vom Cloud Computing positive Impulse für den Arbeitsmarkt. Allein in Europa rechnet man mit rund 70.000 neuen Jobs jährlich.* Um die Vorteile und Chancen von Cloud Computing optimal nutzen zu können, möchte die Fachinitiative politischen Entscheidungsträgern mit diesem Papier Handlungsempfehlungen geben: 1. Exzellente Chancen durch Cloud Computing für Deutschland nutzen Wir brauchen in Deutschland bezogen auf den Einsatz neuer Technologien eine chancenorientierte Debatte. Dies gilt insbesondere für Cloud Computing im Hinblick auf eine stärkere Globalisierung der Geschäftsprozesse sowie hinsichtlich knapper werdender finanzieller Spielräume bei gleichzeitig steigenden gesellschaftlichen Herausforderungen und Erwartungen (zum Beispiel Energiewende, demografische Entwicklung, Gesundheitsversorgung). Hierbei sollte die Politik die gesellschaftlichen sowie ökonomischen Vorteile dieser, vor allem auch für mittelständische Unternehmen vielversprechenden, Technologie noch stärker betonen und umfassend erklären. So kann sich Deutschland mit seiner überwiegend mittelständisch geprägten Wirtschaft zum Vorreiter beim Cloud Computing entwickeln. * Siehe hierzu auch Carsten Rossbach, Bernd Welz: Survival of the Fittest – Wie Europa in der Cloud eine führende Rolle übernehmen kann; Roland Berger Strategy Consultants, 2012 14.12.2012 12:58:47 196 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2. Vorbildfunktion in öffentlicher Verwaltung leben Die öffentliche Verwaltung sollte sich bei der Nutzung von Cloud-Lösungen ihrer Vorbildfunktion – insbesondere gegenüber kleinen und mittelständischen Unternehmen – bewusst werden und diese technologische Entwicklung bei ihren e-Government-Angeboten stärker als bisher unterstützen. Hierbei sollten offene Standards und Interoperabilität eine zentrale Rolle spielen. 3. Cloud Computing durch den Ausbau einer hochwertigen Netzinfrastruktur ermöglichen Cloud Computing ist integraler Bestandteil Intelligenter Netze und trägt durch innovative Anwendungen zur Intelligenz der Netze bei. Gleichzeitig müssen zunehmend komplexere Cloud-Dienste intelligent miteinander vernetzt und mit dem Cloud-Nutzer verbunden werden. Notwendig sind daher weitere Anstrengungen und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Ausbau breitbandiger und qualitativ hochwertiger Netzinfrastrukturen (sowie Standards, die eine systemübergreifende Integration von Anwendungen und Daten erleichtern). 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser 197 6. Umsetzbare und einheitliche Interpretation von Datenschutzregelungen etablieren Die Datenschutzbeauftragten der Länder sind gefordert, die geltenden Datenschutzgesetze des Bundes und die Richtlinien der EU hinsichtlich der Rechtsanwendungs sicherheit für Anbieter und Anwender einheitlich zu interpretieren. Die Fachinitiative regt einen intensiven Dialog zwischen Datenschützern der Länder, des Bundes und der IKT-Wirtschaft an, um einen Austausch über die technologischen Möglichkeiten und juristischen Anforderungen an Cloud Computing zu fördern. 7. Einzelfall-Gesetzgebungen im Cloud Computing vermeiden Cloud-Lösungen benötigen angesichts ihrer Vielfalt und der hohen Innovationsgeschwindigkeit, der sie unterliegen, eine für den technischen Fortschritt entwicklungsoffene Rechtsordnung. Erforderlich sind somit Regulierungen mit Augenmaß statt Gesetzen, die Einzelfälle betreffen. Die konsequente Förderung von Standardisierung und eine europaweite Vereinheitlichung des Rechts sollten im Vordergrund stehen. Keinesfalls darf das Innovationspotenzial von Cloud Computing durch eine zu restriktive (Einzelfall-) Regulierung beschränkt werden. 4. Wettbewerb und Innovation durch Cloud Computing fördern Cloud Computing bietet zahlreiche Chancen für die ITK-Industrie in Deutschland und Europa. Die Bundesregierung sollte daher noch stärker und langfristig ein Umfeld für mehr Wachstum durch innovativen Wettbewerb auf der Grundlage offener Standards schaffen. Außerdem sollte sie weitere Fördervorhaben im Bereich Cloud Computing für den Mittelstand vorsehen, wobei das vom BMWi initiierte Technologieprogramm „Trusted Cloud“ als Vorbild dienen kann. 5. Datenschutz innerhalb Europas harmonisieren, Cloud Computing stärken. Der Datenschutz in Europa muss harmonisiert werden. Hierin liegt die wesentliche Chance der Vorlage für eine EU-Datenschutzverordnung, mit der europaweit Rechts sicherheit verbessert sowie ein einheitliches und angemessenes Datenschutzniveau gewährleistet werden kann. Dies ist zugleich ein entscheidender Beitrag, um die Nutzung und die Akzeptanz von Cloud Computing weiter zu stärken. Die Bundesregierung sollte diese Ziele auch in Zukunft mit aller Kraft verfolgen und sich dabei gegenüber den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auch für eine Umsetzung des Datenschutzes im Rahmen einer EU-Verordnung einsetzen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 196-197 14.12.2012 12:58:47 198 199 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing - Ein Wegweiser ...... 177 2.2 2.2.3 2.2.3.1 2.2.3.2 2.2.3.2.1 2.2.3.2.2 2.2.3.2.3 2.2.3.2.4 2.2.4 2.2.4.1 2.2.4.2 2.2.4.3 2.2.4.4 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie . ..............................................199 Einleitung und Motivation ......................................................................... Harmonisierungsprozess für Endgeräte und Applikationen ........................ Referenzarchitektur – Software ................................................................ Referenzarchitektur – Hardware ............................................................... Best-Practice-Empfehlungen .................................................................... Best-Practice-Empfehlung Mobilfunk-Module ........................................... Best-Practice-Empfehlung Komponenten . ................................................ Best-Practice-Empfehlung Interoperabilität vom Sensor zur MES- bis ERP-Ebene . ............................................................................... Best-Practice-Empfehlung Mobilfunk ........................................................ Best-Practice-Empfehlung M2M-Anwendungen ........................................ Best-Practice-Empfehlung Software & Service Delivery Platform nach dem OSGI-Standard . ....................................................................... Entwickler abholen und mitnehmen .......................................................... Warum Entwickler-Fokus? . ....................................................................... Konkrete Handlungsmöglichkeiten ............................................................ Informationsverbreitung ........................................................................... Ausbildung ............................................................................................... Experimentierfeld ..................................................................................... Lehr-/Kursprogramm, um M2M in die betriebliche Praxis zu bringen ......... Handlungsempfehlungen .......................................................................... M2M-Standardisierung ............................................................................. M2M-Aufklärung intensivieren .................................................................. Beseitigung von M2M-Markteinführungshürden ........................................ M2M – Globaler Angang ........................................................................... 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung .der Einführung von IPv6................ 231 2.2.1 2.2.2 2.2.2.1 2.2.2.2 2.2.2.3 2.2.2.3.1 2.2.2.3.2 2.2.2.3.3 2.2.2.3.4 2.2.2.3.5 2.2.2.3.6 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 198-199 199 203 203 205 206 206 208 208 213 216 219 221 222 223 223 223 224 224 225 225 226 227 227 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2.2.1 Einleitung und Motivation Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) steht für den automatisierten Informationsaustausch zwischen technischen Systemen wie Maschinen, Fahrzeugen oder auch Containern untereinander oder mit einer zentralen Stelle. Diese bilden somit ein intelligentes Netzwerk, welches fast zwangsläufig beliebig komplex werden kann. Die in Echtzeit entstehenden Daten als Abbild der realen, physi kalischen Welt können durch Vernetzung mit internetbasierten Diensten verarbeitet und für autonome Regelprozesse genutzt werden. Das unterstützt eine Systematisierung und Selbststeuerung in vielen Wirtschaftsbereichen. Beispielsweise wird dieser Transformationsprozess in der Industrieproduktion mit dem Begriff „Industrie 4.0“ umschrieben. Gemeint ist damit ein neuer Ansatz, bei dem Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowohl die Produktion selbst wie auch das Umfeld in völlig neuer Form vernetzt wird. Ziele sind Flexibilisierung und Automatisierung. Die einzelnen Dinge, Objekte, Geräte oder das Gesamtnetz inter agieren jedoch in einem solchen Ende-zu-Ende-Szenario an den End- und Knotenpunkten direkt oder indirekt auch mit Menschen. M2M steht für den automatischen Informations austausch zwischen technischen Systemen. 14.12.2012 12:58:47 200 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2020 Wirtschaftliches und gesellschaftspolitisches Potential der M2M-Kommunikation 201 vorraussichtlich 2010 50 Milliarden vernetzte Dinge Gesundheit 1990 1975 Digitale Gesellschaft Gebäude Energieerzeugung 100 Jahre 20 Jahre 10 Jahre Verbrauchszähler ca. 1 Million Orte per Telefon verbunden ca. 5 Milliarden Menschen Bildung Verwaltung Aufladestationen per Mobilfunk verbunden Transport und Verkehr Mobile Telefonie Haus Dienstleistung Globale Konnektivität 2010 Digitale Gesellschaft ca. 0,5 Milliarden Breitbandverbindungen Quelle: In Anlehnung an diverse Ericsson Studien Abbildung 2.2-1: Infografik Machine-to-Machine-Kommunikation Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 200-201 14.12.2012 12:58:47 202 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze An einigen Stellen ist der Mensch dann somit kontrollierende oder lenkende Instanz – beispielsweise in einer SCADA-Leitstelle des Smart Grid der Energiewirtschaft. Manchmal ist er auch nur einer von vielen Tausenden Teilnehmern in einem größeren Schwarm-Szenario – beispielsweise in einem Haushalt mit Photovoltaikanlage innerhalb des Smart Grid. Oder im Straßenverkehr, wenn er sich in einem vernetzten Fahrzeug bewegt und von smarten Ampelsteuerungen oder Verkehrsmeldungen in Car-to-X-Szenarien profitiert. Der Mensch ist hier meist Nutznießer eines effizienteren Systems oder Nutzer von klassifizierten, konsolidierten und kumulierten Informationen. Eine zentrale AusProf. Dr. Hermann Eul wertung all dieser Informationen macht Chairman Intel Mobile Communications GmbH aufgrund der Informationsfülle oftmals jedoch nur beschränkten Sinn. Eine lokale oder auch Schwarm-Intelligenz ist in vielen Fällen erheblich effizienter. Um ein insgesamt Intelligentes Netz zu erreichen, müssen möglichst viele – jedoch mindestens einige wesentliche – Bestandteile des Netzes ebenfalls eine gewisse Basisintelligenz aufweisen. Diese smarten Netzkomponenten sind in der Regel in Form konkreter Geräte identifizierbar. Diese Geräte wiederum erhalten ihre Intelligenz – und somit ihre Autarkie – von intelligenter Hard- und Software, die sie steuert. Dies wiederum setzt das Vorhandensein effizient interagierender Hard- und Software-Komponenten voraus. Dieses Kapitel widmet sich den hierfür erforderlichen Building Blocks, ausgehend von grundlegenden Hardware-Komponenten, bewährten M2M-Software-Frameworks als Basis-Plattform und integrativen Systemelementen auf der Ebene der Netzinfrastruktur. „Cyber-Physical Systems werden unsere Wirtschaft und Gesellschaft auf eine neue technische Entwicklungsstufe heben. Die Vernetzung bisher voneinander unabhängiger Geräte und Anwendungen wird unsere Lebensqualität verbessern, den Ressourcenverbrauch verringern und neue Geschäftsfelder eröffnen. Die Grundlage dafür ist die Kommunikation von Maschine zu Maschine. Damit diese Zukunftsvision Realität werden kann, sind umfangreiche Basisentwicklungen notwendig. Von technischen Innovation über Standardisierungen bis hin zur Erstellungen der regulatorischen Rahmenbedingungen muss noch viel Arbeit geleistet werden. “ AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 202-203 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2.2.2 203 Harmonisierungsprozess für Endgeräte und Applikationen Die Entwicklung und Inbetriebnahme einer M2M-System- und Kommunikationsinfrastruktur kann eine beliebig hohe Komplexität aufweisen. Für Unternehmen, die entsprechenden Herausforderungen erstmalig gegenüberstehen, ist es daher sehr wichtig, auf das Fachwissen von Experten zurückgreifen zu können. Diese Experten wiederum sind auf ihre eigenen Netzwerke und die Vorarbeiten anderer Experten angewiesen. Vordefinierte Referenzarchitekturen bieten sich als Hilfsmittel an. 2.2.2.1 Referenzarchitektur – Software Die „M2M Initiative Deutschland“ empfiehlt eine M2M-Referenzarchitektur (siehe folgende Abbildung 2.2-2). Diese verlagert die nötige lokale Intelligenz in eine dedizierte M2M-Client-Instanz, das heißt konkret in ein Software-Framework, das auf EmbeddedHardware betrieben wird. Die Definition eines solches Software-Frameworks erfolgt über Industrie-Gremien wie die OSGi Allianz oder die Standardisierungsorganisation ETSI, sodass ein hoher Grad an Interoperabilität und Zukunftssicherheit gegeben ist. Das Netz wird also nicht nur kommunikationsseitig intelligent, sondern auch smart in Aufbau, Betrieb und Wartung. Darüber hinaus muss die Integration und Interoperabilität auf Anwendungs- und Datenebene durch standardisierte Daten- und Interaktionsmodelle sichergestellt werden. Hierzu wird vorgeschlagen, entsprechende branchenspezifische Standards wie beispielsweise OPC Unified Architecture (OPC UA) in der Automatisierungstechnik einzusetzen, sodass die Interoperabilität und Rekombinierbarkeit von Anwendungskomponenten auch unterschiedlicher Hersteller erleichtert wird. Die „M2M Initiative Deutschland“ empfiehlt eine M2MReferenzarchitektur. Integration und Inter operabilität müssen auf Anwendungs- und Datenebene durch standardisierte Daten- und Interaktionsmodelle sichergestellt werden. 14.12.2012 12:58:47 204 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2.2.2.2 Bildlegende: • M2M-Komponenten und -Anwendungen 1. M2M-Anwendungen zur Nutzung über das Internet 2. Wiederverwendbare und rekombinierbare lösungsspezifische Anwendungskomponenten, z. B. Webservices für Lokalisierung, Messwertüberwachungen, Alarmierung, M2M-Bestandsmanagement* • M2M-Konnektivität Auf die M2M-Kommunikationsanforderungen hin angepasste Telekommunikationsleistungen, z. B. Datentransport, Roaming, spezielle Mobilfunktarife, SIM-Kartenaktivierung bei Bedarf, Kostenkontrolle, Lokalisierung, etc. • M2M-Modul-SW-Komponenten Auf die M2M-Module nachladbare wiederverwendbare und rekombinierbarer lösungsspezifischer SW-Komponenten z. B. zur Datenerfassung, Integration in lokale Umgebungen, lokale Nutzerschnittstellen u.ä.* • M2M-Module Zertifizierte Module mit Laufzeit- und Managementumgebung für Konfiguration und nachladbare Anwendungskomponenten, z. B. OSGI • M2M-One-Stop-Shop Ladentheke für das Bestellen und Buchen aller Lösungskomponenten und zugehörigen Dienstleistungen • M2M-Community Entwickler-Support durch Foren/ Bulletin Boards, Beispiel-Code, etc. • M2M-Entwicklungsumgebung Entwicklungsumgebung zur Erstellung von SW-Komponenten für Cloud bzw. EndgeräteSeite • M2M-Management Management von Endgeräten und Konnektivität, z. B. Bestellen/Aktivieren von SIM-Karten, Konfigurieren von Tarifen und Kosten-Kontroll mechanismen, Remote-Device-Management für Endgeräte-Konfiguration und zum Hochladen von Software-Modulen auf Endgeräte. Referenzarchitektur – Hardware Auf Seiten der Hardware herrscht ein großer Varianten-Reichtum (siehe Abbildung 2.2-3), der auch durch landesspezifische Unterschiede bedingt ist. Dies ergibt eine komplexe Entscheidungs matrix, die beim Systemdesign zu durchlaufen ist. Zwei wesentliche Gründe dafür sind: • Die Gerätehersteller von M2M-Komponenten haben noch keinen gemeinsamen Mindeststandard bezüglich Funktionalität und Bedienbarkeit. • Die Netzbetreiber haben noch kein gemeinsames Regelwerk für eine M2M-Kommunikation. Netzbetreiber, speziell die Mobil funk-Anbieter, haben die unterschiedlichsten Regeln und Einschränkungen. Beide Gründe verursachen beim potenziellen Endkunden, der in der Regel kein Telekommunikationsfachwissen besitzt, einen hohen Arbeitsaufwand und somit Kosten. Viele Klein- und Kleinstprojekte werden daher aktuell nicht umgesetzt. Diese Klein- und Kleinstprojekte bilden jedoch in Summe einen extrem großen Markt. Beispielsweise besitzen 80 % der Transportunternehmen in Deutschland weniger als 10 Fahrzeuge! Eine wichtige Zielgruppe, Bei der Hardware herrscht ein großer Varianten-Reichtum. Viele Klein- und Kleinstprojekte werden nicht umgesetzt. Diese bilden jedoch in Summe einen extrem großen Markt. M2M-Schalenmodell Applikation System Komponente Modul Mehrwertzuwachs Radio * Vorzugsweise unter Verwendung von anwendungs- bzw. branchenspezifischen Standards für Datenmodellierung und -integration wie z. B. OPC in der Industrieautomatisierung Abbildung 2.2-2: M2M-Deutschland-Referenzarchitektur Quelle: Projektgruppe M2M Initiative Deutschland, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 204-205 205 Abbildung 2.2-3: Überblick M2M-Hardware-Varianten Quelle: in Anlehnung an Siemens, 2012 Quelle: Projektgruppe M2M Initiative Deutschland, 2012 14.12.2012 12:58:48 206 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze die aktuell von M2M kaum profitiert. Andere große Märkte sind im Maschinenbau, im Bereich der regenerativen Energien und im Wasser/Abwasser sowie im Heizungs- und Klimatechnik-Bereich zu finden. Märkte, die in Zukunft immer wichtiger für Deutschland werden. 2.2.2.3 Best-Practice-Empfehlungen Best Practice-Empehlungen aus den verschiedenen Bereichen der M2M-System- und Kommunikationsinfrastruktur sollen erste Einblicke geben, was bei der M2M-Kommunikation zu beachten ist. 2.2.2.3.1 Best-Practice-Empfehlung Mobilfunk-Module Es gibt viel zu beachten bei der Auswahl des richtigen M2M-Moduls. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 206-207 Es gibt viel zu beachten bei der Auswahl des richtigen M2M-Moduls für integrierte Lösungen zum Datenaustausch via GSM-Kommunikation. Grundsätzlich sind die Bereiche Produktspezifikation, Herstellerauswahl, technische Unterstützung durch den Modul lieferanten, Qualität sowie Zulassungen zu betrachten, um ein Integrationsprojekt erfolgreich umzusetzen. Im Rahmen der Produktspezifikation ist zu klären, welche Geschwindigkeit und damit Übertragungstechnologie (GPRS bis LTE) und welche Frequenzbänder gefordert sind (abhängig vom Einsatzland). Zu klären sind auch die Fragen nach Größe und Gewicht, einem effizienten Energiemanagement oder dem Antennendesign. Erheblich für die Anforderung an die Zuverlässigkeit ist die Frage, ob die Anwendung „Mission Critical“ ist. Für die Integration ist relevant, ob Steckverbindungen eingesetzt werden oder verlötet werden soll, welche Schnittstellen wie UART oder USB und welche Treiber entsprechend dem Betriebssystem (WinCE, Linux, Android, etc.) erforderlich sind, ob erweiterte Funktionalitäten (FTP, E-Mail, TCP/IP, etc.) gebraucht werden und ob eine Firmware-Fernaktualisierung in Eigenverantwortung oder als Dienstleistung erfolgen soll. Relevant für den Erfolg einer Integration ist die Auswahl des Modullieferanten und der technischen Unterstützung. Wichtige Fragen sind die vollständige Abdeckung und Freistellung von 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 207 Lizenzrechten oder die Zertifizierung der „Es hat ein Jahrhundert gedauert, Produktion nach ISO/IEC 27001. Wichti1 Milliarde Orte per Telefon, aber nur 25 Jahre, knapp 5 Milliarden Menschen ge Fragen sind auch: Bietet der Lieferant per Mobilfunk zu verbinden. Design-Reviews und technische UnterIn rund 10 Jahren erwarten wir bis zu stützung auch im Zielmarkt oder dem aus50 Milliarden vernetzte Geräte. Die gewählten asiatischen EMS? Was ist die Machine-to-Machine-Kommunikation End-Of-Life-Politik und wird ausreichend bietet enormes wirtschaftliches und Zeit zum Wechsel garantiert? gesellschaftspolitisches Potenzial. Die nächste industrielle Revolution hat Der ausgewählte Lieferant sollte Inforgerade erst angefangen.“ mationen zur Qualität (zum Beispiel MTBFDaten) bereitstellen und eine definierte und transparente Reklamationsabwicklung vorStefan Koetz weisen. Je nach Zielmarkt können besondeVorsitzender der Geschäftsführung Ericsson GmbH re Zulassungen notwendig sein, die bereits auf Modul-Niveau vorhanden sein müssen (zum Beispiel GOST oder ICASA). Natürlich muss ein Modullieferant Standard-Zertifikate der Regulierungs behörden (CE, PTCRB, FCC, etc.) oder netzbetreiberspezifische von Unternehmen wie Verizon, AT&T, Telstra oder NTTDoCoMo vorlegen können, falls für den Zielmarkt notwendig. Zuletzt ist es empfehlenswert, sich an einen erfahrenen M2MLösungsanbieter zu wenden oder sich Rat bei der M2M Alliance e. V. einzuholen. Es gibt bereits viele erprobte M2M-Lösungen für GSM- Es gibt bereits viele erprobte M2MKommunikation in unterschiedlichsten Anwendungsfällen, auf die Lösungen für GSMman zurückgreifen kann. Mobilfunk ist ein sehr schnelllebiger Kommunikation in unterschiedlichsten Markt und Fragen nach Migrationspfaden auf höhere Geschwin- Anwendungsfällen, digkeiten sowie zukünftige Technologien geben auch auf die Zu- auf die man zurück greifen kann. kunftsfähigkeit des ausgewählten Partners Antwort. Aus Sicht eines Komponentenherstellers gilt: In industriellen Anlagen, beispielsweise im Wasser-/Abwasser- und Energie-Sektor, sind Produktlebensdauern von Jahrzehnten typisch. Aus diesem Grund sollten auch die industriellen Komponenten, die innerhalb solcher Anlagen verbaut werden, diese Lebensdauern besitzen. Eine Mobilfunk-Modul ist wiederum ein Bauteil einer solchen Komponente. Der Austausch eines solchen Mobilfunk-Moduls, zum Beispiel durch ein Nachfolge- oder Alternativ-Modul, hat einen erheblichen negativen Einfluss auf die Entwicklungs-, Prüf- und Zulassungskosten einer Komponente und somit auf den Preis. Aus 14.12.2012 12:58:48 208 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze diesem Grund sollte das Mobilfunk-Modul aus Sicht eines Komponentenherstellers möglichst lange verfügbar sein. Hier werden sieben Jahre und mehr gewünscht. Auf einer Liste von vielen Anforderunen ist das eine der Wichtigsten. 2.2.2.3.2 Best-Practice-Empfehlung Komponenten Industriegeräte unter scheiden sich in ihren Anforderungen von Consumer-Geräten, die Anforderungen sind häufig deutlich höher. Die Mobilfunk-Entwicklung wird primär durch den Consumer-Bereich getrieben. Produktlebenszyklen von wenigen Monaten und ein extrem großer Preisdruck sind hier die Regel. Industriegeräte unterscheiden sich jedoch in ihren Anforderungen von ConsumerGeräten, die Anforderungen sind häufig deutlich höher. Damit der Kunde aus dem Industriebereich eine zuverlässige Mindestqualität erhält, sollten die Geräte einen gemeinsamen Mindestqualitätsstandard besitzen. Zu definieren wären unter anderem Punkte aus den folgenden Bereichen: Mechanik, EMV, Temperatur, Elektronik, Versorgungsspannung, integrierte Schutzbeschaltungen, Software-Funktionalitäten, und viele mehr. 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 209 Interoperabilität In der Vergangenheit stellte die durchgängige Kommunikation von kleinsten intelligenten Sensoren untereinander sowie vertikal zur IT-Enterprise-Ebene in der Automatisierungsbranche noch eine Herausforderung dar: Die Vielzahl der Übertragungstechniken (Kabel, WLAN, GSM, GPRS) und Protokolle (basierend auf TCP, HTTP, seriell, Feldbus, etc.) machte die transportunabhängige, durchgängige „Interoperabilität“ notwendig. Zusätzlich zum Daten- und Informationsaustausch war eine standardisierte Erkennung der Geräte und Beschreibung der Funktionalität erforderlich. In der Vergangenheit zog jede Erweiterung der Gerätefunktionalität im Die Vielzahl der Übertragungstech niken und Proto kolle erfordert mehr Interoperabilität. 2.2.2.3.3 Best-Practice-Empfehlung Interoperabilität vom Sensor zur MES- bis ERP-Ebene Firmen aus der Auto matisierungsbranche haben die Notwen digkeit zur Standar disierung der Kommunikation zwischen Geräten verschiedener Herstel ler erkannt und 1996 die weltweit tätige Organisation „OPC Foundation“ gegründet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 208-209 In der Automatisierungsbranche steht M2M für den automatisierten Informationsaustausch aller in der Automatisierungspyramide beteiligten Komponenten - vom kleinsten Sensor über Embedded Feldgeräte, SPS-Steuerungen und HMI-Operatorpanels bis zur IT-Enterprise-Produktionsplanungs-Software in der MES-/ERPEbene. Firmen aus der Automatisierungsbranche haben die Notwendigkeit zur Standardisierung der Kommunikation zwischen Geräten verschiedener Hersteller erkannt und 1996 die weltweit tätige Organisation „OPC Foundation“ zur Normierung, Zertifizierung und Verbreitung gegründet. Abbildung 2.2-4: OPC Unified Architecture OPC UA skaliert vom kleinsten, stromeffizienten intelligenten Sensor über Embedded Feldgeräte, Speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS), Gateways bis zu Operator-Bedienpanels (SCADA) und Remote Control Lösungen in der Produktion und der Fabrik auf MES-/ERP-Ebene aber auch auf Consumer-Geräten wie Tablets oder Smartphones. Quelle: OPC Foundation, 2012 14.12.2012 12:58:49 210 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Mehr als 470 Firmen haben ihr Know-how zu einem gemeinsamen leistungsstarken De-facto-Standard für den plattfor munabhängigen Daten- und Informa tionsaustausch in der Automatisierungs branche eingebracht. Automatisierungsgerät immer eine Welle von Software-Anpassungen bei den Kommunikationspartnern nach sich. Plug-and-play durch Interoperabilität zwischen Applikationen ist die Mission der internationalen OPC Foundation: Mehr als 470 internationale Firmen haben ihr Know-how zu einem gemeinsamen leistungsstarken De-facto-Standard für den plattformunabhängigen Daten- und Informationsaustausch in der Automatisierungsbranche eingebracht. Als Ergebnis ist OPC Unified Architecture (OPC UA) in allen Schichten der Automatisierungspyramide anzutreffen. Transport und IT-Sicherheit Die Kommunikations mechanismen sind besonders „band breiten-schonend“ ausgelegt und somit gerade für Funküber tragung geeignet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 210-211 Die Besonderheit der Geräte und Anwendungen: Alle kommunizieren per OPC UA mit einem festen Satz von Service-Schnittstellen miteinander und können so alle Funktionen wie zum Beispiel LiveDaten, Ereignisse, historische Daten und transaktionssichere Methodenaufrufe erledigen. OPC UA bietet nicht nur Plug-and-play (automatisches Erkennen von Teilnehmern und deren funktionalem Umfang) unter den Geräten und funktionalen Einheiten, sondern auch die notwendige IT-Sicherheit basierend auf internationalen Standards für Authentifizierung, Autorisierung und den sicheren Transport in der Kommunikation von Informationen. Neben dem Schutz vor jeder Art der Kompromittierung der Daten kann zusätzlich der Zugriff auf bestimmte Daten protokolliert (auditiert) werden. Die Unterbrechung der Transportschicht bedeutet nicht sofort den Ausfall von Informationen: Timeout- und Heartbeat-Einstellungen können dem (zum Beispiel kabelgebundenen oder mobilen) Einsatz angepasst werden – Daten werden automatisch zwischengepuffert und erneut zur Verfügung gestellt. Die Kommunikationsmechanismen sind besonders „bandbreiten-schonend“ ausgelegt und somit gerade für Funkübertragung geeignet. 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 211 Datenzusammenführung und Modellierung von Information Durch die standardisierte Zusammenführung von Daten und deren Struktur und Bedeutung (Metadaten) eignet sich OPC UA insbesondere für verteilte, intelligente Anwendungen zwischen Maschinen ohne Erfordernis einer übergeordneten Intelligenz oder eines zentralen Wissens. Wenn sich der Informationsgehalt und dessen Bedeutung ändern, muss die „Maschine“ selbstständig reagieren können, ohne menschliche Intervention. Diese Funktion ist unabhängig davon, von welchem Hersteller die Anwendungen stammen, in welcher Programmiersprache sie entwickelt wurden oder auf welchem Betriebssystem sie eingesetzt werden. Sie sind ebenso unabhängig von der Transportschicht oder dem Protokoll. Die Maschine muß selbständig reagieren können. Kommunikations-Stack und Skalierbarkeit Die OPC Foundation pflegt ihre drei UA-Stacks in C/C++, Managed C# und Java und garantiert, dass sie kompatibel sind. Jährliche „Plugfest Events“ sowie Zertifizierungsmöglichkeiten von Endprodukten in unabhängigen Labors sind verfügbar. Die unterschiedlichen Stacks garantieren die Realisierung ganz neuer, kostensparender Kommunikationskonzepte, die direkt auf Betriebssysteme wie Windows Embedded CE, Euros, Linux, VxWorks oder QNX portiert wurden. OPC-UA-Komponenten können aber auch in informationstechnischen Systemen eingesetzt werden, in ERP-Systemen, Produktionsplanungs- und SteuerungsSoftware und anderen e-Business-Anwendungen auf Windows oder auf UNIX-Systemen wie Solaris, HP-UX, AIX bis in die Cloud. Die Funktionalität von OPC-UA-Komponenten ist skalierbar: von einer schlanken Implementierung in Embedded Geräten (direkt im Sensor) bis zum Vollausbau in unternehmensweiten Datenverwaltungssystemen auf Mainframe-Rechnern. Die Funktionalität von OPC-UA-Kompo nenten ist skalierbar: von einer schlanken Implementierung in Embedded Geräten (direkt im Sensor) bis zum Vollausbau in unternehmens weiten Datenverwal tungssystemen auf Mainframe-Rechnern. 14.12.2012 12:58:49 212 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Es war von Beginn der OPC UA Spezifikation an eine der wichtigsten Anforderungen, dass OPC UA als universelle Kommunikationsplatt form und als IECStandard (IEC 62541) eine Basis für andere Standards und Organi sationen bilden kann. Der semantisch identische Zugriff ist die höchste Stufe der Interoperabilität. Die Vision der Kommunikation über verschiedene physika lische Transportwege vom Sensor bis in die IT-Enterprise-Ebene ist in der Automatisie rungsbranche um setzbare Realität. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 212-213 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie Standard nach IEC 62541 2.2.2.3.4 Best-Practice-Empfehlung Mobilfunk Die Erweiterbarkeit durch Informationsmodelle macht OPC UA sehr interessant für andere Standardisierungsorganisationen. Diese müssen nur noch definieren, welche Informationen ausgetauscht werden sollen, aber nicht mehr, wie die Informationen ausgetauscht werden müssen. Es war von Beginn der OPC-UA -pezifikation an eine der wichtigsten Anforderungen, dass OPC UA als universelle Kommunikationsplattform und als IEC-Standard (IEC 62541) eine Basis für andere Standards und Organisationen bilden kann. OPC UA trennt klar zwischen den Mechanismen für den Informationsaustausch und den Inhalten, die ausgetauscht werden sollen. Als Beispiel haben sich alle in der PLCopen-Organisation zusammengeschlossenen IEC61131-3 SPS-Hersteller geeinigt, ihre Daten semantisch identisch per OPC UA nach außen für Visualisierungsund MES/ERP-Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Dieser semantisch identische Zugriff ist die höchste Stufe der Interoperabilität und demonstriert den Willen der SPS-Hersteller, zu einem wirklich effizienten Engineering ihrer Kunden beizutragen. In einer Vielzahl der Domain-spezifischen Kommunikationstandards zum Beispiel wie BACnet (Building Automation), IEC 61850 (elektrische Schaltanlagen) oder IEC 61400-25 (Windkraftanlagen) wird die Profilbildung weiterhin mit der Kommunikation innerhalb ihrer Domain gekoppelt. Diese Organisationen kooperieren mit der OPC Foundation, um ihre Datenmodelle per OPC UA an andere Gerätewelten anzuschließen. In den letzten Jahren haben sich die Mobilfunknetze auf globaler Ebene rasant entwickelt. Insbesondere die Fähigkeit, Daten zuverlässig, schnell und kostengünstig mit einer guten Netzabdeckung zu übertragen, wurde durch die massiven Investitionen der Mobilfunknetzbetreiber in neueste Netztechnologie auf ein sehr hohes Niveau gehoben. Heute nutzen nicht nur Geschäftsleute, sondern bereits Millionen Konsumenten in Deutschland täglich die mobile Datenübertragung auf ihrem Smartphone. Servicetechniker nutzen Smartphones, um Daten zu erfassen, Außendienstmitarbeiter nutzen Mobilfunktechnologie unterwegs oder im Homeoffice für sichere und zuverlässige Verbindungen in die Unternehmenszentrale. Aber auch diese Entwicklung ist teilweise überholt. Denn warum soll ein Servicetechniker heute noch digital vorliegende Daten von einer computergesteuerten Maschine über ein mobiles Endgerät manuell erfassen und in die Unternehmenszentrale übermitteln? Heute kommunizieren Maschinen oder Anlagen bereits direkt über ein Mobilfunknetz mit den IT-Systemen der Unternehmen. Die technischen Voraussetzungen für diese M2M-Kommunikation sind mittlerweile erprobt und es existieren bereits Millionen M2M-Verbindungen. Typische Anwendungsfälle sind zum Beispiel die Übertragung von Zählerständen in Stromzählern (Smart Metering), die dynamische Planung von Touren in der Logistik (Trackand-Trace), Informationssysteme in öffentlichen Verkehrsmitteln, elektronische Zahlungssysteme und die Steuerung von Maschinen und Anlagen (Remote Management Control, RMC). Für die Übertragung von Maschinendaten über ein Mobilfunknetz existieren unterschiedliche Technologien, die nachfolgend kurz erläutert werden. Marktlösungen Alle namhaften internationalen Automatisierungsfirmen und auch MES/ERP-Firmen haben den OPC-UA-Standard bereits umgesetzt. Die Vision der Kommunikation über verschiedene physika lische Transportwege vom Sensor bis in die IT-Enterprise-Ebene ist in der Automatisierungsbranche umsetzbare Realität. 213 In den letzten Jahren haben sich die Mobilfunknetze auf globaler Ebene rasant entwickelt. Die technischen Voraussetzungen für diese M2MKommunikation sind mittlerweile erprobt und es existieren bereits Millionen M2M-Verbindungen. Punkt-zu-Punkt-Verbindungen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (P-t-P) sind Verbindungen zwischen zwei Kommunikationsstellen, in diesem Falle also Mobilfunkend geräte. Diese Verbindungen haben den Vorteil, dass sie sich anhand 14.12.2012 12:58:49 214 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze SMS ist ein sehr wichtiger Kommuni kationsweg, z. B. als Default-Kommunika tion, wenn die pri märe Kommunikation ausgefallen ist oder die Anwendung zwecks Stromsparens häufig das Modem abschaltet. des klassischen Telefonnetzes sehr einfach erklären und benutzen lassen. Bei Punkt-zu-Punkt-Verbindungen werden die Teilnehmer durch die MSISDN (Mobile Subscriber Integrated Services Digital Network Number) identifiziert und adressiert. Mit einem Mobilfunk-Endgerät können zwei Arten von P-t-P-Anrufen getätigt werden: • Voice-Call, • CSD-Call (Circuit Switched Data). Es ist darauf zu achten, dass die eingesetzte SIM-Karte den jeweiligen Dienst unterstützt. Standard-M2M-SIM-Tarife bieten meist keine Voice-Call-Optionen mehr an und auch CSD wird nicht von allen Netzbetreibern international unterstützt. Neben P-t-P-Verbindungen übernehmen SMS (Short Message Service) häufig die Rolle der Nachrichtenübermittlung. Bei Verwendung des GSM-Alphabetes können SMS entweder im 7-Bit-Encoding (Standard) oder im 8-Bit-Encoding versendet werden. Beim 7-Bit-Encoding kann eine SMS maximal 160 Zeichen enthalten, beim 8-Bit-Encoding maximal 140 Zeichen. SMS ist ein sehr wichtiger Kommunikationsweg, zum Beispiel als Default-Kommunikation, wenn die primäre Kommunikation ausgefallen ist oder die Anwendung zwecks Stromsparens häufig das Modem abschaltet. Der Provider hält die SMS vor und stellt sie nach erfolgreichem Einbuchen zu. Auch bei zukünftigen Anwendungen (Subscription-Management, Steering, Alarming, etc.) verliert die SMS nicht an Bedeutung. Kommunikation im IP-Netz Das Internet Protokoll (IP), oder genauer IPv4 und IPv6 sind Netzwerkprotokolle. Sie entsprechen der Vermittlungsschicht und durch die Angabe einer IP-Adresse wird ein Teilnehmer im Netzwerk identifiziert bzw. adressiert. Eine IP-Adresse besteht aus 4 Bytes, also Zahlen von 0 bis 255. Zusammen mit der Subnetzmaske, einer Zahl, die angibt, welcher Teil der IP-Adresse ein Netzwerk beschreibt, können zusammengehörige logische Subnetze definiert werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 214-215 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie IP ist unabhängig vom realen (physikalischen) Transportweg der Daten. Die am häufigsten eingesetzten Übertragungsmedien sind Kabel (DSL, Ethernet) und Funkverbindungen (WLAN, GPRS, UMTS, LTE). Eine Mobilfunktechnologie, die für M2M-Anwendungen häufig genutzt wird, ist GPRS. GPRS steht für General Packet Radio Service, das heißt für einen paketorientierten Datendienst im GSMNetz. Weitere paketorientierte Datendienste in Mobilfunknetzen sind zum Beispiel EDGE (auch als 2.5 G bezeichnet, das G steht dabei für Generation), UMTS (3G) oder LTE (4G). Die Funktionsweise von GPRS hat viele Besonderheiten, die in kabelgebundenen Netzen nicht berücksichtigt werden müssen (Timeouts, PDP-Context Timer, etc.). GPRS ist damit im engeren Sinne kein Anruf, denn es werden im Gegensatz zu den leitungsvermittelten Diensten (P-t-P-Anrufen) nur dann Funk-Ressourcen belegt, wenn auch Daten anfallen. Das ist auch der Grund, warum die meisten Provider GPRS nach Datenvolumen und nicht nach Verbindungszeit abrechnen. Bei einem P-t-P-Anruf wird im Gegensatz dazu die Funk-Ressource permanent belegt, unabhängig davon, ob Daten fließen oder nicht. Die Hauptanwendung von GPRS und den oben erwähnten paketorientierten Datendiensten besteht darin, ein IP-Netz über Mobilfunktechnologie bereitzustellen. GPRS ist heute eine global verbreitete Standardtechnologie, die in jedem Smartphone zu finden ist. Aus Sicht eines Komponenten-Herstellers gilt: Die Mobilfunkbetreiber bieten unterschiedlichste M2M-Funktionalitäten an. Was Anbieter A anbietet, muss bei Anbieter B nicht funktionieren und umgekehrt. Hier ist die Empfehlung, dass alle Mobilfunk-Betreiber in ersten Schritt ihre Funktionalitäten auf einer entsprechenden Website veröffentlichen, inkusive der garantierten Verfügbarkeit (in Jahren) des M2M-Dienstes. Im zweiten Schritt könnten sich alle Mobilfunk-Anbieter auf gemeinsame M2M-Mindestanforderungen verständigen, die von allen Mobilfunk-Anbietern und von allen Komponentenherstellern unterstützt werden. Der Mobilfunk weist einige Besonderheiten auf, die für alle 2Gund 3G-Netze gelten und nicht netzbetreiber-spezifisch sind: • Übertragungseigenschaften wie Paketlaufzeiten oder DownloadRaten können über einen weiten Bereich schwanken. 215 IP ist unabhängig vom realen (physikalischen) Transportweg der Daten. Die Mobilfunkbetreiber bieten unterschied lichste M2M-Funk tionalitäten an. 14.12.2012 12:58:49 216 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze • Derzeit unverzichtbar ist es, neben der primären Übertragungstechnik (zum Beispiel GPRS), eine Default-Übertragungstechnik (SMS, CSD) nutzen zu können, um eine hohe Verfügbarkeit der Anwendung sicherzustellen. • Es erfolgt eine netzseitige Trennung der Verbindung bei Inaktivität des Mobilfunkteilnehmers, abhängig von dem gewählten APN, bzw. der Konfiguration des APNs. 2.2.2.3.5 Best-Practice-Empfehlung M2M-Anwendungen Die GSM Association als Verbund der Akteure im Mobilfunkmarkt verab schiedete im Rahmen ihrer Embedded Mobile Initiative Richtlinien für M2M-Module. Die Richtlinien geben einen ersten Einstieg und Überblick, wie Anwen dungen und Dienste für M2M erstellt werden. Die GSM Association als Verbund der Akteure im Mobilfunkmarkt verabschiedete im Rahmen ihrer Embedded Mobile Initiative Richtlinien für M2M-Module, -Anwendungen und -Dienste1 mit aktuellem Fokus auf die Anwendungsbereiche Automobil/Transport, Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, Gesundheit und Zähler. Die Richtlinie schlägt zwei Anwendungsklassen mit niedriger und hoher Komplexität für Daten- und Sprach-, Audio- und Videodienste vor. Es werden standardisierte Schnittstellen für die Anwendungsprogrammierung und die Sicherheitsmechanismen empfohlen. Anwendungsentwickler für Smartphones unterstützt die GSM Association mit der Richtlinie „Smarter Apps for Smarter Phones“ 2. Diese schließt Anwendungen für M2M allerdings momentan aus. Die Richtlinien geben einen ersten Einstieg und Überblick, wie Anwendungen und Dienste für M2M erstellt werden. Hinweise zur M2M-Anwendungsprogrammierung Bei der Programmierung von Anwendungen, die Mobilfunktechnologien benutzen, müssen verschiedene Grundsätze beachtet werden, die sich zum Teil deutlich von der Programmierung allgemeiner Netzwerkanwendungen unterscheiden. 1 Embedded Mobile Whitepaper Embedded Mobile Guidelines Release 3 28 March 2012, http:// www.gsma.com/connectedliving/wp-content/uploads/2012/03/GSMA-Whitepaper-EmbeddedMobile-Guidelines-Release_31.pdf (letzter Zugriff 18.10.2012) 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 217 Anwendungsparameter als Ausgangspunkt Zum einen stellen die Menge der Daten und die notwendige Übertragungsgeschwindigkeit wichtige Faktoren dar, zum anderen arbeiten viele Anwendungen im Mobilfunkbereich autark. Verfügbarkeit ist somit ein zusätzlicher entscheidender Faktor, der bei der Lösungserstellung berücksichtigt werden muss. Autarke Anwendungen, wie zum Beispiel eine Pumpensteuerung und -überwachung, müssen über lange Zeiträume ohne menschliche Einflussnahme zuverlässig funktionieren. Während im Büro oder im häuslichen Umfeld Probleme mit der Datenübertragung über Mobilfunknetze zum Beispiel durch ein Herausziehen des USB-Sticks oder das Drücken des Reset-Knopfes des UMTS-Routers gelöst werden, muss dies die autarke Anwendung selbst übernehmen. Besonders wichtig ist dabei, dass die Anwendung ihren Zustand im Netz (sowohl GSM, als auch IP) ständig überwacht. Das betrifft sowohl Zellnutzung, Signalstärke und generelle Einbuchung als auch HardwareDeterminanten wie zum Beispiel Temperatur oder Spannung. Wichtig ist, dass die Anwendung ihren Zu stand im Netz ständig überwacht. Das betrifft sowohl Zellnutzung, Signalstärke und ge nerelle Einbuchung als auch Hardware-Deter minanten wie Tempe ratur oder Spannung. Sicherheit Um vollständige Datensicherheit gewährleisten zu können, spielen verschiedene Elemente eine wichtige Rolle. SIM-Karte, Datenkommunikation und physikalische Sicherheit bieten hierbei unterschiedliche Sicherheitseigenschaften. Um Missbrauch vorzubeugen, sollte zum Beispiel die SIM-Karte per PIN gesichert sein. Zusätzlich ist es möglich, die SIM-Karte vom Provider zum Beispiel für Roaming oder bestimmte Dienste (SMS, GPRS) sperren oder gezielt freischalten zu lassen. Für die Datenkommunikation bieten die heutigen VPN-Lösungen der unterschiedlichen Provider sichere Verschlüsselung, aber nur ab dem Übergang zum Internet in Richtung Endkunden, das heißt die Funkstrecke und die providerinterne Kommunikation werden nicht zusätzlich gesichert. Beim Transport kritischer Daten sollte daher immer eine zusätzliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Authentifizierung zwischen den Teilnehmern erfolgen. Beim Transport kri tischer Daten sollte immer eine zusätz liche Ende-zu-EndeVerschlüsselung und Authentifizierung zwischen den Teil nehmern erfolgen. 2 Smarter Apps for Smarter Phones” Version 0.14 February 2012, http://www.gsma.com/ technicalprojects/smarter-apps-for-smarter-phones (letzter Zugriff 18.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 216-217 14.12.2012 12:58:49 218 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Werden vertrauliche Daten ausgetauscht, so sollte auch der physikalischen Sicherheit der Anwendung und somit auch der Hardware Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wird die Hardware in Java programmiert und als autonome Einheit eingesetzt, so können die Sicherheitsmerkmale wie Passwortschutz, Zertifikate oder PIN aktiviert werden. Energie- und Dateneffizienz M2M-Anwendungen sind häufig in kleinen Geräten realisiert. Im (teilweisen) Batterie betrieb kommt es auf lange Einsatzzeiten an. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 218-219 M2M-Anwendungen sind häufig in kleinen Geräten realisiert. Im (teilweisen) Batteriebetrieb kommt es auf lange Einsatzzeiten an. Da die Anwendungen bekannt und im Gegensatz zu Smartphones vorher festgelegt sind, ist es sinnvoll, diese auf Energieeffizienz hin zu optimieren. Ebenso sind M2M-Anwendungen häufig auf kostengünstige Datenübertragung angewiesen, müssen also überflüssige Kommunikation vermeiden. Die Art und Weise, wie Anwendungen in Mobilfunknetzen energie- und kostengünstig kommunizieren, unterscheidet sich im Mobilfunk stark von (W)LAN-Umgebungen. In diesen spielt es oft keine Rolle, Datenpakete zur Übertragung zu sammeln oder in kurzen Abständen Statusinformationen auszutauschen. In Mobilfunkanwendungen dagegen ist es wichtig, möglichst Sendewünsche zu sammeln und nur einmal für alle die Luftschnittstelle zu aktivieren. Ebenso wird man idealerweise Statusinformationen dazubündeln und Abfragen etwa auf mögliche Updates minimieren. Sogenannte Push-Dienste, bei denen das Endgerät direkt angesprochen werden kann, sollten verstärkt genutzt werden. In der Implementierung der Anwendungen ist dazu ein genaues Wissen um den Zustand des Endgerätes in der Backend-Cloud erforderlich, sodass idealerweise ein virtueller Endgeräte-Agent Zustandsabfragen bedienen kann, ohne jedes Mal mit dem physikalischen Gerät Kontakt aufzunehmen. 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 219 2.2.2.3.6 Best Practice-Empfehlung Software & Service Delivery Platform nach dem OSGi-Standard Ausgangssituation Eine Reihe namhafter Firmen hat in den letzten 13 Jahren in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Standardisierungsgremien eine weitgehend hardware-unabhängige, offene und skalierbare Referenzarchitektur für die Entwicklung und das Betreiben von fernwartbaren M2M-Lösungen mitentwickelt. Wichtigstes Gremium in diesem Zusammenhang ist die OSGiAllianz, ein weltweites Konsortium von Technologie-Innovatoren, welche gemeinsam eine bewährte und ausgereifte SoftwareFramework-Umgebung spezifiziert haben, die die Kommunikation und die Interoperabilität von Anwendungen und Services zwischen verschiedensten Geräteklassen garantiert. OSGi als Middleware stellt somit heute ein hochgradig skalierbares, flexibles und offenes Umfeld zur Verfügung, um eine große Menge von heterogenen M2M-Geräten mit Software auszustatten und darauf laufende Dienste aus der Ferne zu administrieren. OSGi als Middleware stellt ein hochgradig skalierbares, flexibles und offenes Umfeld zur Verfügung, um eine große Menge von heterogenen M2M-Geräten mit Software auszustatten und darauf laufende Dienste aus der Ferne zu administrieren. Technologie Die Basis bildet ein Java-Framework als Service- bzw. DiensteIntegrationsplattform. Es werden Mechanismen definiert, die es ermöglichen, Abhängigkeiten zwischen einzelnen dieser Services aufzulösen und notwendige Programmteile bei Bedarf über das Internet bzw. aus einer Cloud, einem beliebigen anderen Netzwerk oder von einem Speichermedium nachzuladen. Das Resultat ist eine hochgradig modulare Software-Infrastruktur, die aus der Ferne auf einer als Embedded System ausgelegten Hardware installiert oder auch wieder entfernt werden kann. Dieser Architekturansatz ist schon heute die Grundlage für Produkte und Services vieler Fortune-Global-100-Unternehmen. Dieser Architektur ansatz ist schon heute die Grundlage für Produkte und Services vieler Fortune-Global100-Unternehmen. 14.12.2012 12:58:49 220 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Anwendungsfelder Referenzarchitektur / Marktlösungen Interessant ist diese Technologie vor allem für Systeme, auf denen lokale Dienste laufen und deren Software oder Konfiguration von Zeit zu Zeit an neue Gegebenheiten angepasst werden müssen. Das trifft auf die meisten M2M-Umgebungen zu. Dabei erfolgt das Update ohne Beeinflussung der aktuell laufenden Software. Zusätzlich verhindern verschiedene Sicherheitsmechanismen den Zugriff nicht autorisierter Personen. Die Integration von OSGi-Plattformen in Intelligente Netze wird durch die vorhandene Fähigkeit zur Abstraktion unterschiedlicher angebundener Geräte (zum Beispiel Aktoren, Sensoren) auf einer einheitlichen Software-Schicht (API), auch für den Fernzugriff aus der Cloud (zum Beispiel über ETSI-standardisierte Mechanismen), ermöglicht. Unterschiedliche Standards (IEC 61850, IEC 62541, BACNet, KNX, ZigBee, Z-Wave, etc.) können über OSGi als integrierende und abstrahierende Plattform gemeinsam genutzt werden. Eine Referenzarchitektur, die dem beschriebenen Paradigma folgt, ist bereits einleitend beschrieben worden. Hinzu kommen technisch analog aufgebaute Ansätze, die spezifisch an bestimmte Märkte angepasst sind – jedoch das technologische Potenzial für einen verallgemeinerten Einsatz besitzen. Hierfür gibt es in jüngerer Zeit einige prominente Beispiele für Plattformen unter anderm von namhaften nationalen und internationalen Telekommunikationsanbietern und Energieversorgern für Angebote im Bereich Smart Home und Smart Energy. Diese setzen auf ein offenes, modulares System dynamisch und nachträglich installierbarer Partneranwendungen, welche über hierfür bereitgestellte Software Development Kits (SDK) entwickelt werden – entsprechend dem aus der Mobilfunkwelt bekannten App-Paradigma. Hier kommt die Infrastruktur aus einer Hand, die eigentlichen Anwendungen kommen von anderer Seite. Auf Basis dieses Architekturansatzes bildet sich zur Zeit im Smart-Home-Bereich ein globales Ökosystem heraus, das aus Service-Anbietern und Aggregatoren, 3rd-Party-Applikationsentwicklern, Integratoren sowie Geräte- und Chipset-Herstellern besteht. Anwendungsbeispiele Der Einsatz von OSGi erfolgt typischerweise in Fahrzeugen, mobilen Endgeräten und im Bereich der Heimvernetzung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 220-221 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie Der Einsatz von OSGi erfolgt typischerweise in Fahrzeugen (C2XSysteme, OBUs), mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets etc.) und im Bereich der Heimvernetzung (Residential Gateways, Router, CPEs) – dort wiederum in den Bereichen Smart Home, Smart Grid, Assisted Living oder der Gebäudeverwaltung (Facility Management). Darüber hinaus kommt es auch bei industriellen Automatisierungslösungen oder völlig anders gearteten eingebetteten Systemen (Aviation, Parksysteme etc.) zur Anwendung. 2.2.3 221 Auf Basis dieses Architekturansatzes bildet sich zur Zeit im Smart-Home-Bereich ein globales Öko system heraus, das aus Service-Anbietern und Aggregatoren, 3rdParty -Applika tionsentwicklern, Integratoren sowie Geräte- und ChipsetHerstellern besteht. Entwickler abholen und mitnehmen M2M wird zukünftig ein strategischer Wachstumsfaktor für die deutsche Industrie werden. Um diesen zu stärken und auch branchenübergreifend einsetzen zu können, ist ein M2M-Experimentierfeld sowie eine breite Entwicklergemeinde eine notwendige Voraussetzung. Die M2M Initiative Deutschland öffnet das beschriebene M2M-Ökosystem für weitere Teilnehmer und empfiehlt: 1. einen politischen Anstoß für das M2M-Experimentierfeld Deutschland im Rahmen des IT-Gipfel mit abgestimmten Zielvorgaben und einem jährlichen Fortschrittsbericht; 14.12.2012 12:58:49 222 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2. dessen Verbreitung durch abgestimmte nationale Förderprogramme wie „M2M-Lab Deutschland“ an Hochschulen und Universitäten zu beschleunigen und dessen inhaltliche Weiterentwicklung so zu fördern; 3. von Seiten der Industrie gemeinsame Initiativen zur Stärkung der Zusammenarbeit, des Erfahrungsaustausches und der Unterstützung von M2M-Pilotprojekten. 2.2.3.1 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2.2.3.2 223 Konkrete Handlungsmöglichkeiten Eine abgestimmte und vernetzte Palette von Einzelmaßnahmen, unterstützt von Wirtschaft, Politik (mittels Förderprogrammen) und Hochschulen kann mit überschaubaren Mitteln eine Menge bewirken. Die Projektgruppe hat sich insbesondere auf die Themen Informationsverbreitung, Ausbildung und Experimentierfeld fokussiert. Warum Entwickler-Fokus? 2.2.3.2.1 Informationsverbreitung M2M entwickelt sich gerade aus einer Nische mit Fokus auf Modulen zu einem industriellen Massenphänomen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 222-223 M2M entwickelt sich gerade aus einer Nische mit Fokus auf Modulen, die meist per SMS angesprochen werden, zu einem industriellen Massenphänomen mit reichhaltigem Software-Support, einer Reihe von Netzwerkschnittstellen, unterschiedlichen Formfaktoren von Endgeräten und einem weiten Spektrum von Einsatzszenarien. Dennoch ist die Entwicklergemeinde noch klein, wächst aber schnell an. Zu der Embedded-World-Fachkonferenz in Nürnberg kamen dieses Jahr über 22.000 Fachbesucher, 17 % mehr als 2011, beim M2M Summit 2012 in Düsseldorf erschienen mit 750 Teilnehmern doppelt so viele wie im Vorjahr und die M2M-Zone erhielt eine Spitzenposition auf der CeBit. Während der Schwerpunkt der weltweiten App-Gemeinde, die für iOS oder Android entwickelt, in Kalifornien angesiedelt ist, orientiert sich M2M mehr an den Standorten der Anwender und dadurch hat Deutschland die Möglichkeit, eine bedeutende Rolle als Experimentierfeld einzunehmen, wenn es attraktive Umgebungen für Entwickler bietet. Das Erstellen von M2M-Anwendungen gerade unter Nutzung von weltweit standardisiertem Mobilfunk ist grundsätzlich keine hochkomplexe Aufgabe mehr, allerdings müssen die spezifischen Besonderheiten beachtet werden, um eine zuverlässige Nutzung im Feld und über lange Zeiträume hinweg sicherzustellen. Ebenso gilt es, die Effizienz der Luftschnittstelle zum Bit-Transport auszureizen, um hohe Datenübertragungskosten zu vermeiden und energieeffiziente Lösungen zu erstellen, insbesondere bei von Akkus betriebenen Endgeräten. All diese Faktoren machen ein besonderes Augenmerk auf die Schulung von Entwicklern und ein realistisches Experimentierfeld nötig. Netzbetreiber, Verbände und Modulhersteller haben ihre jeweils eigenen Portale aufgebaut, die Informationen zu M2M liefern. Um strukturiert einen aktuellen Überblick zu erhalten, ist das Angebot allerdings noch nicht gut genug und nicht vernetzt. Hochschulen könnten zum Beispiel einen Beitrag leisten und mit Hilfe von Wikis einen noch besseren Zugang zu Informationen rund um M2M-Anwendungen bieten. Speziell könnten auch kleine Open-SourceProjekte zur Illustration aufgeführt werden. Auf Messen kann ein Exponat wie eine M2M-Wand und der Austausch mit Entwicklern einen Beitrag zur Informationsverbreitung leisten. Es ist ein besserer Zugang zu Informa tionen erforderlich. 2.2.3.2.2 Ausbildung Gerade die betriebliche Aus- und Weiterbildung von M2M-Entwicklern benötigt angemessene Formen, um auf Akzeptanz zu stoßen. Ein M2M-Bootcamp mit einem mehrtägigen praktischen Kompaktkurs zur Erzielung von Grundfertigkeiten, die auch zertifiziert werden könnten, wäre ein erster Ansatz dazu. Die Idee, einen Schnupperkurs für Embedded-System-Programmierer auf der Embedded World 2013 in Nürnberg zu veranstalten, findet reges Interesse und wird von der Projektgruppe vorangetrieben. Neue Wege in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung von M2M-Entwicklern 14.12.2012 12:58:49 224 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.2.3.2.3 Experimentierfeld Im Verbund kann die hochwertige deutsche Hochschullandschaft eine Menge zu einem dezentralen, vernetzten Experimentierfeld „M2M-Lab Deutschland“ beitragen. In Zusammenarbeit mit der Industrie sollten durch den Einsatz von M2M-Experimentier-Kits in praktischen Workshops innova tive M2M-Anwendungen entwickelt werden. Gewartete SoftwareBibliotheken erleichtern den Einstieg in die M2M-Welt. Preise und Prämierungen für gut gemachte und innovative M2M-Anwendungen können den Weg vom Experimentierfeld in die kommerzielle Anwendung und eventuell Firmengründung ebnen. 2.2.3.2.4 Lehr-/Kursprogramm, um M2M in die betriebliche Praxis zu bringen Langfristig wird eine Zertifizierung eines „M2M-Entwicklers“ ähnlich der be reits existierenden Profibus-Zertifizie rung angestrebt. Langfristig wird eine Zertifizierung eines „M2M-Entwicklers“ ähnlich der bereits existierenden Profibus-Zertifizierung angestrebt. Die Projektgruppe empfiehlt, eine „M2M-Embedded-Entwickler-Schulung“ in etablierte Lehr-/Kursprogramme der Automatisierungsbranche (zum Beispiel der Unternehmen Hilf 3 und MicroConsult 4) einzubauen. 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2.2.4 Handlungsempfehlungen 2.2.4.1 M2M-Standardisierung 225 M2M-Standards sind notwendig, um die Marktdurchdringung zu beschleunigen, weiter Kosten zu senken, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, Interoperabilität sicherzustellen und weitere Innovationen anzuregen. • Ausgangssituation: Einerseits sind M2M-Anwendungen und -Lösungen derzeit noch zu wenig standardisiert. Andererseits gibt es eine Unmenge vorhandener Standards und Standardisierungsaktivitäten. In vielen Standardisierungsgremien mangelt es an der Beteiligung deutscher Unternehmen. Vorhandenes deutsches Wissen wird zu wenig zu globalen Standards gemacht. • Strategieempfehlung: In Deutschland gefundene Lösungen müssen stärker und gezielt in die Standardisierung einfließen, um zukünftig Teil globaler Standards und Lösungen zu werden. • Meßbare Ziele: –– Beteiligung deutscher Firmen an der Standardisierung, –– Deutsche M2M-Patentanmeldungen. • Maßnahmenempfehlung: Förderung von F&E-Projekten mit speziellem Fokus auf Standardisierung und Patentierung deutschen Know-hows. 3 http://www.hilf.de (letzter Zugriff 18.10.2012) 4 http://www.microconsult.de (letzter Zugriff 18.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 224-225 14.12.2012 12:58:50 226 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.2.4.2 M2M-Aufklärung intensivieren 2.2.4.3 Beseitigung von M2M-Markteinführungshürden • Ausgangssituation: Die Bereitschaft, in M2M-Technologie und –Anwendungen zu investieren, ist in Deutschland nicht so stark wie beispielsweise in den USA, China und Skandinavien. Typische Anwendergruppen von M2M verhalten sich in Deutschland vergleichsweise konservativ und sind eher risikoscheu. • Ausgangssituation: Manche intelligenten M2M-Netze entfalten ihren wesentlichen Nutzen erst bei einer genügend großen Anzahl an Geräten bzw. Nutzern und bei erheblichen Infrastrukturinvestitionen. Dies kann ein Hindernis für eine Markteinführung einer Technologie mit langfristig großem Nutzen sein. • Strategieempfehlung: –– Verstärkung der öffentlichkeits- und anwendergruppenwirksamen Darstellung der Chancen und Bedeutung von M2M, –– Definition der Vorteile von M2M, die übergreifend in vielen Industrien relevant sind, –– Ernennung/Implementierung von M2M-Botschaftern, die beispielsweise bei Events, aber auch bei Firmen aktiv als Wissensträger „eingesetzt“ werden können, –– zentrale Online-Bereitstellung von Aufklärungsmaterial (Videos, Flyer, etc.). • Strategieempfehlung: Es müssen Anreize geschaffen werden, mit deren Hilfe solche Hürden überwunden werden können. • Meßbare Ziele: –– Ermittlung und Nachverfolgung von Bekanntheitsgrad und Interesse an M2M-Technologien anhand umfrage-generierter Metriken, –– Erstellung Veröffentlichung von Kommunikationsmaterialien, –– Analyse der Besucherzahlen auf einer Website. • Maßnahmenempfehlung: –– Kommunikationsmaßnahmen in relevanten Printmedien, –– Unternehmensansprachen über Verbände und Handelskammern, –– Unternehmensansprachen über Außenhandelskammern (zwecks Internationalisierung und Unterstützung von deutschen Firmen im Ausland), –– Einführungsunterstützung und Einsatz von Business Angels. 2.2.4.4 227 M2M – Globaler Angang • Ausgangssituation: Industrielle Komponenten werden weltweit verkauft. Die Komponenten müssen daher bei den unterschiedlichsten MobilfunkNetzbetreibern, in den unterschiedlichsten Mobilfunk-Netzen, zuverlässig funktionieren. • Herausforderungen: 1. Die M2M-Dienste der Mobilfunk-Anbieter unterscheiden sich zum Teil erheblich in den unterschiedlichen Ländern. Hier sollte eine Harmonisierung stattfinden, um M2M-Dienste auch überregional problemlos nutzen zu können. 2. Es gibt regional unterschiedlichste Zertifizierungsprozesse und regulatorische Besonderheiten, die heute häufig eine Herausforderung bei neuartigen M2M-Lösungen darstellen. Ein verzögerter oder gar verhinderter Markteintritt ist die Folge. 3. In industriellen Geräten werden heute handelsübliche, steckbare SIM-Karten eingesetzt.5 Diese SIM-Karten werden von 5 Mobilfunk–Datenübertragung in der Industrie, ISBN 978-3-00-037386-2, http://www.phoenix- contact.de/m2m (letzter Zugriff 18.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 226-227 14.12.2012 12:58:50 228 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze den Netzbetreibern an den Endkunden übergeben und nicht von den Herstellern der Industriekomponenten. Eine spezielle M2M-SIM-Karte, die auch industrielle Eigenschaften erfüllt, zum Beispiel im Temperaturbereich oder bei der Anzahl der Lese- und Schreibzyklen, wird nur selten von Mobilfunkanbietern angeboten. Hier sollte eine globale Harmonisierung bei SIM-Karten im M2M-Bereich erfolgen. 4. Ein SIM-Chip ist einer steckbaren SIM-Karte in vielen Bereichen technisch überlegen (kleinere Bauform, größerer Temperaturbereich und viele mehr). In der Praxis wird ein SIMChip jedoch nur selten in ein Industrieprodukt eingebaut, das global vertrieben wird. Der Endkunde kann momentan den Mobilfunk-Anbieter nicht wechseln und wäre für die gesamte Produktlebensdauer des Industriegerätes (15 bis 20 Jahre) an den Mobilfunk-Anbieter gebunden. Das wollen die Endkunden nicht. Außerdem verstoßen so lange Vertragsbindungen in vielen Ländern gegen das regionale Telekommunikationsgesetz. 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie 229 • Strategieempfehlung: –– Unternehmen, die M2M-Anwendungen für den Export entwickeln, müssen bezüglich globaler Kontexte Unterstützung erfahren, –– M2M-spezifische Eigenschaften müssen bei (EU-)Regulierungsentscheidungen mit berücksichtigt werden, –– Zukünftig müsste ein SIM-Chip-Nutzer den MobilfunkAnbieter problemlos wechseln können. • Meßbare Ziele: –– Monitoring und Nachverfolgung der Nachfrage zu entsprechenden Beratungsdienstleistungen, –– Nachverfolgung der Zufriedenheit bezogen auf die Beratungs dienstleistung, –– Erfassung des internationalen Know-hows in den relevanten Industrieverbänden. • Maßnahmenempfehlung: –– Aufbau eines Netzwerkes von beratenden Ingenieuren oder eines Beratungszentrums zur Unterstützung von export orientierten Unternehmen bezüglich M2M-relevanter Landesspezifika, –– Unternehmensansprachen über europäische und weltweite Verbände sowie Außenhandelskammern, –– Überprüfung des gegenwärtigen bzw. geplanten Regulierungsstands bezüglich M2M. Abbildung 2.2-5: Größenvergleich SIM-Karte und SIM-Chip Links eine klassische SIM-Karte, rechts ein SIM-Chip mit gleicher Funktionalität, aber zum Auflöten Quelle: Phoenix Contact, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 228-229 14.12.2012 12:58:50 230 231 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.3 2.1 Chancen für den Mittelstand durch Cloud Computing – Ein Wegweiser ..... 177 2.2 Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie...................................................... 199 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 . .......................................................................... Einleitung ................................................................................................. Hauptaussagen ........................................................................................ IPv6 ermöglicht neue Geschäftsmodelle ................................................... Zusammenhang zwischen Geschäftsmodellen und der Einführung von IPv6 . ................................................................................ Diskussionsergebnisse ................................ ............................................. IPv6 befördert Privatsphäre und Sicherheit im Internet ............................. Abgrenzung von Privatsphäre und Sicherheit ............................................ Zusammenhang zwischen IPv6 und Privatsphäre und Sicherheit ............... Diskussionsergebnisse ............................................................................. Handlungsempfehlungen .......................................................................... Generelle Handlungsempfehlungen an Politik und Wirtschaft .................... Spezielle Handlungsempfehlungen an die Politik ....................................... Spezielle Handlungsempfehlungen an die Wirtschaft . ............................... 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.3.1 2.3.3.2 2.3.4 2.3.4.1 2.3.4.2 2.3.4.3 2.3.5 2.3.5.1 2.3.5.2 2.3.5.3 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 230-231 231 231 235 236 236 237 239 239 240 243 247 247 248 249 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.1 Einleitung Die Initiative zur Einführung von IPv6 wurde im Nachgang zum Natio nalen IT-Gipfel 2010 ins Leben gerufen – als Reaktion auf die notwendige Förderung der Einführung des Internetprotokolls Version 6 (IPv6) in Deutschland. Nachdem die Initiative im Jahr 2011 im ITGipfelprozess noch als Sonderthemengruppe geführt wurde, hat sie aufgrund der Relevanz des Themas sowie der großen Resonanz bei den Mitgliedsunternehmen seit 2012 als reguläre Projektgruppe ihren festen Platz in der AG2 des Nationalen IT-Gipfels. Ziel der Projektgruppe ist es, die im Rahmen der Einführung von IPv6 auftretenden technologischen, marktwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen zu erarbeiten sowie Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zu formulieren. Hierbei versteht sich die Projektgruppe als unabhängiges, marktübergreifendes Gremium von Marktbeteiligten und Experten zum Thema IPv6. Sie wird getragen von führenden Unternehmen der Telekommunikations- und IT-Wirtschaft, aber auch von Vertretern der Wissenschaft sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Zum IT-Gipfel 2011 hat die Arbeitsgruppe ein Strategiepapier verfasst, welches die Notwendigkeit der Einführung von 14.12.2012 12:58:50 232 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 233 IPv6 – Grundlage für das Internet der Zukunft Adressstruktur: 66.220.149.32 Adressstruktur: 2620:0:1cfe:face:b00c:0:0:3 IPv4 IPv6 alter Standard Dualbetrieb 4.294.967.296 Adressen sind mit IPv4 verfügbar. neuer Standard 340.282.366.920.938.463.463.374.607.431.768.211.456 Adressen sind mit IPv6 verfügbar. Beispiele für Anwendungen mit IPv6 Golfball Der Größenunterschied zwischen einem Golfball und der Sonne gleicht dem Unterschied der verfügbaren Adressen mit IPv4 und IPv6. Sonne Gesundheit und Pflege Permanente Überwachung von Vitaldaten und Sicherheit in der Medikamentenversorgung Verkehr Intelligent gesteuerte weltweite Verkehrsflüsse ohne Beschränkungen Finanzwesen Nahtlose, sichere Transaktionen rund um die Uhr Umwelt- und Katastrophenschutz Schnelle Warnung vor Gefahren durch lückenloses Netz an Mess-Stationen Wirtschaft, Bürger und Verwaltung Vertrauliche digitale Kommunikation rund um die Uhr und ohne Unterbrechung Gebäude Umfassende Sensortechnik mit komfortabler Steuerung Internet der Dinge Integration von Alltagsgegenständen jeglicher Art in digitale Netze Quelle: In Anlehnung an den Deutschen IPv6-Rat/Hasso-Plattner-Institut Abbildung 2.3-1: Infografik Einführung IPv6 Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 232-233 14.12.2012 12:58:50 234 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze IPv6 sowie den diesbezüglichen Status in Deutschland aufzeigt. Dieses beschreibt auch grundlegende Eigenschaften des Protokolls und diskutiert allgemeine Fragestellungen zu IPv6.1 Dieses Jahr hat sich die Projektgruppe mit zwei Fokusthemen beschäftigt: 1. Geschäftsmodelle mit IPv6, 2. Privatsphäre und Sicherheit mit IPv6. Von den Mitgliedern der Projektgruppe wurde unter Hinzuziehung ausgewählter „Die flächendeckende Einführung Gastexperten die Relevanz der Themenvon IPv6 ist absehbar und wird komplexe für die Einführung von IPv6 definitiv kommen. Unsere Aufgabe diskutiert. Außerdem wurden Handlungsist jetzt die Potenziale von IPv6 als empfehlungen an Marktteilnehmer und öfBasistechnologie für Intelligente Netze fentliche Institutionen formuliert. voll auszuschöpfen. Darüberhinaus müssen wir passende Regeln im Hinblick Die Ergebnisse der Projektgruppe sind im auf Sicherheit und insbesondere auf den vorliegenden Dokument zusammengefasst. Schutz der Privatsphäre aufstellen und Kapitel 2.3.3 und 2.3.4 reflektieren die Disdie Nutzer hierfür sensibilisieren.“ kussion der Projektgruppe zu den beiden Fokusthemen und beinhalten jeweils eine Prof. Dr. Christoph Meinel Liste an Diskussionsergebnissen. Ziel der Institutsdirektor und Geschäftsführer Auflistung ist es, für ein besseres VerständHasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH nis über die Auswirkungen – Chancen und Risiken – der Einführung von IPv6 zu sorgen und mögliche Maßnahmen zu Förderung vorzuschlagen. In Kapitel 2.3.5 werden konkrete Handlungsempfehlungen an Politik und Wirtschaft gerichtet, die aus Sicht der Projektgruppe eine zeitnahe und reibungslose Einführung von IPv6 ermöglichen. 1 Strategiepapier zur Förderung der Einführung von IPv6 – http://www.it-gipfel.de/IT-Gipfel/ Navigation/archiv,did=459940.html (letzter Zugriff 12.09.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 234-235 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.2 235 Hauptaussagen Die Einführung von IPv6 schreitet weiter voran und eine flächendeckende Verbreitung ist absehbar. Allerdings ist die Einführung kein Selbstläufer: Sie kann mit mehr oder weniger Chancen bzw. Risiken, mit mehr oder weniger Kosten für die deutsche Volkswirtschaft und auch mit mehr oder weniger Unsicherheit für alle Internetnutzer gestaltet werden. Aus diesem Grund sieht die Projektgruppe zur Einführung von IPv6 aktuellen Handlungsbedarf, um die Weichen für einen reibungslosen Übergang von IPv4 zu IPv6 in Deutschland zu stellen und den IKT-Standort Deutschland weiter zu stärken. Generell sieht die Projektgruppe in Deutschland die Notwendigkeit, dass • neue IT-Kommunikationsnetzwerke, wie beispielweise Intelligente Netze, von Beginn an auf Basis von IPv6 geplant werden, • IPv6-Fähigkeit in Einkaufsrichtlinien für IKT-Produkte von Unternehmen sowie öffentlichen Institutionen fest aufgenommen wird, • in der Ausbildung vertiefte IPv6-Kenntnisse vermittelt werden. Die Einführung von IPv6 schreitet weiter voran und eine flächendeckende Verbreitung ist absehbar. Allerdings ist die Einführung kein Selbstläufer. Intelligente Netze müssen von Beginn an auf Basis von IPv6 geplant werden. Als Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung sieht die Projektgruppe • das Aufsetzen einer Initiative zur Erarbeitung von Referenz architekturen für sichere IPv6-basierte Netzwerke mit besonderem Augenmerk auf die Zielgruppe der kleinen und mittelstän dischen Unternehmen, • das Prüfen, ob Programmbausteine zu IPv6 in bestehende IKTFörderinitiativen aufgenommen werden können und im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungspolitik Handlungsbedarf zu IPv6 über das bereits vorhandene Maß hinaus besteht. Bei Unternehmen der Privatwirtschaft sieht die Projektgruppe den Bedarf, dass • sich Unternehmen verstärkt mit dem Thema beschäftigen, um die Umstellung ihrer IT-Netzwerke auf IPv6 besser vorzubereiten und voranzutreiben und um die neuen Möglichkeiten mit IPv6 auch als strategische Option zu betrachten, Unternehmen müssen sich verstärkt mit IPv6 beschäftigen. 14.12.2012 12:58:50 236 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze • Gerätehersteller ihre Endgeräte standardmäßig IPv6-fähig und in einer Konfiguration ausliefern, die den Schutz der Privatsphäre und die IT-Sicherheit beim Endnutzer sicherstellt. In Kapitel 2.3.5 werden diese Handlungsempfehlungen detailliert beschrieben. 2.3.3 IPv6 ermöglicht neue Geschäftsmodelle Unternehmen investieren in Technologie, wenn die Aussicht besteht, auf Basis dieser Technologie tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Die Projektgruppe hat sich daher intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, welche Geschäftsmodelle auf Basis IPv6 möglich und welche Rahmenbedingungen für ihre Umsetzung notwendig sind. 2.3.3.1 Neben technologischen Vor- und Nachteilen entscheiden bei der Einführung neuer Stan dards auch marktrele vante Fragestellungen über die Akzeptanz. Die Schwierigkeit bei der Einführung von IPv6 ist, dass zykli sche Abhängigkeiten zwischen Nachfrage und Angebot bestehen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 236-237 Zusammenhang zwischen Geschäftsmodellen und der Einführung von IPv6 Neben den technologischen Vor- und Nachteilen entscheiden bei der Einführung von neuen Standards oftmals auch marktrelevante Fragestellungen über die flächendeckende Akzeptanz und Einführung eines Standards. Prominente Beispiele hierfür liefert die Einführung von Standards für Speichermedien für Bild und Ton (zum Beispiel VHS, CD, DVD, BlueRay). Oftmals spielte neben technologischen Eigenschaften die Unterstützung der Hardwarehersteller sowie der Medienkonzerne eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung und Einführung eines gewissen Standards. Nur wenn ein Unternehmen ein tragfähiges Geschäftsmodell auf Basis eines Standards erwartet, werden Investitionen getätigt und die Einführung durch Marketingmaßnahmen unterstützt. Im Falle von IPv6 ist die Situation etwas anders gelagert: IPv6 ist bereits im Einsatz und wird flächendeckend kommen – hierzu gibt es keine Alternative; daher stellt sich jetzt die Frage, bis wann IPv6 flächendeckend im Einsatz ist und wie die Übergangsphase gestaltet wird. Die Schwierigkeit bei der Einführung von IPv6 ist, dass zyklische Abhängigkeiten zwischen Nachfrage und Angebot bestehen: 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 • Provider verspüren zu wenig Nachfrage, um flächendeckend auf IPv6 umzustellen; Dienstanbieter bleiben bei IPv4, da sich durch die nicht durchgängige End-to-End-Unterstützung von IPv6 nicht alle Vorteile von IPv6 voll nutzen lassen. • Endanwender haben keine direkte Nachfrage nach IPv6, da IPv6 für sie im Normalfall keine Veränderung bewirkt. Der erste Punkt führt dazu, dass einzelne Provider mit der Einführung von IPv6 zögern, da nur eine vollständige Abdeckung aller Provider und Dienstanbieter IPv4 ablösen und den Betrieb zweier IP-Protokolle gleichzeitig beenden kann. Der zweite Punkt führt zu einer weiteren Schwierigkeit: Ohne klar darstellbaren Kundennutzen kann die Umstellung auf IPv6 nur schwer über die Preise an Endkunden weitergegeben werden. In diesem Umfeld ist es für Marktteilnehmer schwierig, tragfähige Geschäftsmodelle auf Basis der Einführung von IPv6 zu erarbeiten und hier eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Die Projektgruppe sieht aber durchaus Potenziale für tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich IPv6. Diese werden im folgenden Abschnitt im Rahmen der Diskussionsergebnisse der Projektgruppe dargestellt. 2.3.3.2 237 Ohne klar darstell baren Kundennutzen kann die Umstellung auf IPv6 nur schwer über die Preise an Endkunden weiter gegeben werden. Diskussionsergebnisse Im folgenden Abschnitt wird eine Liste an Diskussionsergebnissen zum Thema Geschäftsmodelle mit IPv6 zusammengestellt. • Potenzielle Geschäftsmodelle mit IPv6: –– Beratung für die IPv6-Umstellung; es ist temporär eine hohe Nachfrage zu erwarten, bis IPv6 flächendeckend eingeführt ist. Der Bedarf ist definitiv da und als Volkswirtschaft kann Deutschland jetzt durch entsprechende Maßnahmen bestimmen, ob der Bedarf von deutschen Fachkräften bedient oder im Ausland nachgefragt wird; –– Anwendungen, bei denen Netzwerkteilnehmer direkt miteinander kommunizieren (zum Beispiel, Peer-to-Peer-Anwendungen, VoIP (QoS)); –– Generierung von Umsatzerlösen durch Vergabe statischer IPAdressen (entsprechend dem heutigen Geschäftsmodell statische IPv4-Adresse); 14.12.2012 12:58:51 238 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Es ist schwierig, die Einführung von IPv6 als Basistechnologie mit einem Business Case zu rechnen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 238-239 –– Kosteneinsparungen durch Vereinfachung im Netzdesign (zum Beispiel durch Autokonfiguration von Endgeräten, kein Network Adress Translation (NAT), Ende-zu-Ende-Verschlüsselung); –– Kosteneinsparungen bei Zusammenlegungen von Netzwerken, zum Beispiel bei Zusammenschlüssen von Unternehmen oder Geschäftsbereichen, da verschiedene logische Netzwerke mit IPv6 einfach verbunden werden können (ohne überlappende Adressbereiche und mit der Möglichkeit bidirektionaler Kommunikation). –– IPv6 als Integrationsprotokoll für verschiedene Gerätenetzwerke mit (unter anderem) proprietären Bussen (zum Beispiel Haus- und Heimvernetzung). • Herausforderungen für Geschäftsmodelle mit IPv6: –– IPv6 hat als Transportprotokoll für den Endanwender nur wenig sichtbaren Nutzen; ein Großteil der Nutzer sollte vom Wechsel der Version des IP-Protokolls idealerweise nichts mitbekommen. –– Es ist schwierig, die Einführung von IPv6 als Basistechnologie mit einem Business Case zu rechnen. • Die Bundesregierung und Behörden, aber auch private Unternehmen, sollten bei der Beschaffung von neuen IT-Infrastrukturen zwingend auf die Unterstützung der Empfehlung RIPE-554 achten, um Integratoren und Herstellern die Notwendigkeit der vollständigen IPv6-Unterstützung darzustellen. • Weitere Beobachtungen: –– Aktuell gehen die großen Investitionen im Internet eher in die Richtung, den Zuwachs auf Basis bestehender Technologien zu ermöglichen, weniger durch technologische Innovationen. –– Die Suche nach Geschäftsmodellen mit IPv6 ist vielversprechender, wenn IPv6 als „Enabler-Technologie“ für gänzlich neue Geschäftsfelder genutzt wird, da dann sowieso in neue Infrastruktur investiert werden muss. –– Motivation zur Beachtung von IPv6-Fähigkeiten bei Netzwerk infrastrukturinvestitionen könnte die Möglichkeit bewirken, potenzielle Folgekosten zu vermeiden. –– Schutz der Privatsphäre sowie Sicherheit sind Bedingungen für viele Geschäftsmodelle. 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.4 IPv6 befördert Privatsphäre und Sicherheit im Internet Der Schutz der Privatsphäre sowie Sicherheitsaspekte stehen im Kontext der Einführung von IPv6 oftmals im Fokus der medialen Berichterstattung. Nach Ansicht der Projektgruppe hat die Einführung von IPv6 bei korrekter Umstellung allerdings keine negativen Auswirkungen auf Privatsphäre und Sicherheit – im Gegenteil: an bestimmten Stellen bieten neue Protokollfunktionen von IPv6 auch zusätzliche Möglichkeiten für den Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit. So sieht auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Peter Schaar, in der notwendigen Einführung von IPv6 eine Chance, die Potenziale von IPv6 auch hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre auszugestalten.2 Allerdings sieht die Projektgruppe die Gefahr, dass eine inhaltlich verzerrte Diskussion über Privatsphäre und Sicherheit die Einführung von IPv6 erschweren kann und greift das Thema aktiv auf. Im folgenden Kapitel werden kurz die Begriffe Privatsphäre und Sicherheit erklärt und der Zusammenhang mit der Einführung von IPv6 erläutert. Darauf aufbauend werden dann Handlungsempfehlungen formuliert, die einen sicheren Betrieb sowie den Schutz der Privatsphäre bei der Einführung von IPv6 gewährleisten. 2.3.4.1 239 Die Projektgruppe sieht die Gefahr, dass eine inhaltlich verzerrte Diskussion über Privatsphäre und Sicherheit die Einführung von IPv6 erschweren kann, und greift das Thema aktiv auf. Abgrenzung von Privatsphäre und Sicherheit Unter Privatsphäre bzw. dem Schutz der Privatsphäre versteht man die Sicherstellung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung im Sinne des Bundesdatenschutzgesetzes. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, dass die persönlichen Daten eines Nutzers nicht automatisch und ohne Einwilligung Dritten zugänglich sind; dies beinhaltet auch Daten über das Nutzerverhalten, wie zum Beispiel Ortsinformationen oder den Verlauf von besuchten Webseiten. 2 Diskussion mit Peter Schaar (Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informations freiheit) im deutschen IPv6 Rat – http://www.ipv6council.de/documents/leitlinien_ipv6_und_ datenschutz.html (letzter Zugriff 12.09.2012) 14.12.2012 12:58:51 240 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Unter dem Begriff Sicherheit werden Maßnahmen zusammengefasst, die sicherstellen, dass sowohl Daten vor unberechtigtem Zugriff geschützt als auch die Funktionsweise von IT-Systemen gegen Fremdeinwirkung abgesichert werden. Sicherheitsmaßnahmen dienen daher auch dem Schutz der Privatsphäre. 2.3.4.2 Zusammenhang zwischen IPv6 und Privatsphäre und Sicherheit Im Folgenden wird der Zusammenhang zwischen der Einführung von IPv6 und der Privatsphäre der Nutzer sowie der Sicherheit von IT-Systemen aus Sicht der Projektgruppe kurz dargestellt. Zusammenhang zwischen der Einführung von IPv6 und dem Schutz der Privatsphäre Bewegt man sich mit einer festen Adresse im Internet, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Identität des Nutzers preisgegeben ist. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 240-241 Durch die Einführung von IPv6 stehen um einige Größenordnungen mehr IP-Adressen zur Verfügung als bei der Vorgängerversion IPv4 (siehe Abbildung 2.3-1). Dies ermöglicht es prinzipiell, jedem Gerät, das an der Kommunikation im Internet teilnimmt, eine feste Adresse zuzuweisen. Bewegt man sich mit einer festen Adresse im Internet, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Identität des Nutzers preisgegeben ist, denn die Verbindung zwischen IP-Adresse und Nutzerdaten kennt zu Beginn nur der Provider. Allerdings besteht mit einer dauerhaft festen IP-Adresse die Möglichkeit, von Diensten im Internet als ein und derselbe Nutzer wiedererkannt zu werden (auch ohne Kenntnis des Namens; anonyme Nutzerprofile). Durch Eingabe von persönlichen Daten bei Internet-Diensten können diese dann unter Umständen mit der IP-Adresse in Verbindung gebracht werden. Diese feste Zuweisung von IP-Adressen ist bei IPv4 genauso möglich, aber aus Gründen der Adressknappheit nicht praktikabel – Adressen werden hier von Providern meist nur temporär zugewiesen und bei Bedarf zwischen privaten und öffentlichen Adressen übersetzt (Network Address Translation). 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 Allerdings bedeutet die theoretisch eindeutige Adressierbarkeit aller Geräte mit IPv6 nicht, dass diese auch in der Praxis durchgeführt wird, bzw. nicht mit einfachen Mitteln verhindert werden kann. Vereinfacht gesprochen, besteht eine IPv6-Adresse aus einer Netzwerkadresse, die vom Provider vergeben wird, und einem gerätespezifischen Teil. Beide Adressteile können mit bestehenden Technologien (zum Beispiel dynamische Adresspräfixe, Privacy Extensions) geändert werden, sodass eine dauerhaft feste IP-Adresse mit einfachen Mitteln umgangen werden kann. Ergänzend ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass eine dauerhaft feste IP-Adresse für gewisse Dienste notwendig und gewünscht ist, wie zum Beispiel die direkte Erreichbarkeit eines Geräts aus dem Internet oder auch die Wiedererkennung anhand der IP-Adresse; das ist bei IPv6 nicht anders als bei IPv4. Des Weiteren ist anzumerken, dass es noch zahlreiche von der IP-Adresse unabhängige Merkmale gibt, an denen ein Benutzer im Internet identifiziert werden kann (zum Beispiel Cookie, Browser-Speicher, Benutzung von Plug-Ins und Programmversionen, die extern abgefragt werden können etc.) – diese sind unabhängig von der Version des Internetprotokolls. 241 Es gibt zahlreiche von der IP-Adresse unab hängige Merkmale, an denen ein Benutzer im Internet identifi ziert werden kann. Diese sind unabhängig von der Version des Internetprotokolls. Zusammenhang zwischen der Einführung von IPv6 und der Sicherheit von IT-Systemen Der Zusammenhang zwischen der Einführung von IPv6 und Sicherheit wird zweistufig betrachtet: einerseits im Zielzustand, in dem nur noch IPv6 im Einsatz ist, andererseits in der Übergangsphase von IPv4 zu IPv6. Generell ist in einer IPv6-Umgebung ein mindestens gleichwertiger Sicherheitsstandard für Endgeräte im Internet möglich, wenn dies gewünscht wird. Oftmals wird von Kritikern angeführt, dass durch den Wegfall von Network Address Translation (NAT) ein Schutz vor eingehenden Verbindungen verloren geht. Dieser Schutz kann allerdings vollkommen gleichwertig durch FirewallFunktionalitäten unter IPv6 bereitgestellt werden und stellt somit keinen Verlust von Sicherheit im Zielzustand dar. Da sich durch IPv6 und den Wegfall von NAT die Netzwerkarchitektur vereinfacht, Generell ist in einer IPv6-Umgebung ein mindestens gleichwertiger Sicherheitsstandard für Endgeräte im Internet möglich. 14.12.2012 12:58:51 242 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Zusammenfassend kommt die Projekt gruppe zu der Ein schätzung, dass mit IPv6 ein mindestens identisches Sicher heitsniveau wie mit IPv4 erreicht wird. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 242-243 und eine durchgängige Ende-zu-Ende-Kommunikation möglich wird, sieht die Projektgruppe das Potenzial, mit IPv6 die notwendigen Kosten für den Betrieb von IT-Systemen mit identischem Sicherheitsniveau zu senken. In der Übergangsphase zwischen IPv4 und IPv6 ergeben sich zwei Herausforderungen hinsichtlich der Sicherheit von IT-Systemen. Einerseits wird mit IPv6 eine neue Technologie eingeführt – der sichere Einsatz erfordert Wissen und praktische Erfahrung im Einsatz von IPv6. Anderseits müssen in der Übergangsphase zwei Protokolle gleichzeitig unterstützt werden – dies führt zu einem komplexeren und damit potenziell aufwendiger zu wartenden System. Zusammenfassend kommt die Projektgruppe daher zu der Einschätzung, dass mit IPv6 ein mindestens identisches Sicherheitsniveau wie mit IPv4 erreicht wird, allerdings in der Übergangsphase durch zunehmende Komplexität bzw. fehlende Erfahrungswerte Sicherheitsbedenken entstehen. Im folgenden Kapitel findet sich eine Reihe an Punkten, die nach Meinung der Projektgruppe der Unsicherheit in der Übergangsphase entgegenwirken können. 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.4.3 243 Diskussionsergebnisse Im folgenden Abschnitt wird eine Liste an Diskussionsergebnissen zum Thema Schutz der Privatsphäre und Sicherheit mit IPv6 zusammengestellt. Erarbeitung von Best Practices/Referenzarchitekturen für sichere IPv6-Netzwerke: • Organisationen sollten schnell Einsatzerfahrung sammeln, um erprobte Best Practices formulieren zu können. • Die Best Practices sollten durch eine starke Organisation ausgegeben werden (zum Beispiel BMWi bzw. Verbund mehrerer Organisationen) – es muss für Anwender klar ersichtlich sein, dass er sich auf die Quelle verlassen kann. • Der Fokus sollte auf verschiedene Anwendergruppen gelegt werden; verschiedene Guidelines für verschiede Nutzergruppen (zum Beispiel (Provider-)Netzwerkbetreiber, WLAN-Hotspots, Endanwender, Content-Netzwerkbetreiber). • Zielgruppenorientiertes Marketing der Best Practices sollte erfolgen. • Es sollte dazu aufgefordert werden, Sicherheit (Security) und Privatsphäre (Privacy) gleich bei der Planung mitzubedenken („Security and Privacy by Design“). • Es sollte sichergestellt werden, dass Mindeststandards hinsichtlich Security und Privacy von allen Anbietern eingehalten werden, die nicht durch unsichere und dadurch für den Anbieter günstigere Lösungen am Markt verdrängt werden, da der zusätzliche Nutzen von Privatsphäre und Sicherheit auf Konsumentenseite potenziell schwer zu argumentieren ist. Dies kann durch Selbstverpflichtung der Provider oder regulatorische Maßnahmen geschehen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die Prüfung der Entschließung der Datenschutzbeauftragten zur „Verwendung eindeutiger Kennungen bei der Nutzung von Internet Protokoll Version 6 (IPv6)“ zum Beispiel als freiwillige Selbstverpflichtung, als Best Practice, als regulatorische Vorgabe. 14.12.2012 12:58:51 244 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze • Ein Vergleich mit bestehenden IPv4 Architekturen sollte stattfinden (zum Beispiel Aufzeigen der entsprechenden IPv6-Architektur mit identischem Sicherheitsniveau zu einer bestehenden IPv4-Architektur). • Mögliche Szenarien für Best Practices sind: Konfiguration von Firewalls, Tunneling-Szenarien. • Es sollte der Hinweis gegeben werden, dass Best Practices nur Vorschläge sein können, die für den spezifischen Einsatzzweck auf jeden Fall geprüft und gegegenenfalls angepasst werden müssen. Gezielte Kommunikation hinsichtlich Privatsphäre und Sicherheit beim Einsatz von IPv6 zur Sensibilisierung und Aufklärung von Anwendern: • Darstellung der Unterschiede von IPv6 zu IPv4: Was ändert sich hinsichtlich Privatsphäre und Sicherheit? • Keine generelle Verschlechterung bei IPv6 gegenüber IPv4. • Potenzielle Chance, sich bewusst für statische oder dynamische Adressierung zu entscheiden. • Betreiber soll nicht einfach ein Adressierungsmodell vorschreiben, sondern den Nutzer in die Entscheidung einbinden. • Darstellung des Einflusses von IP/Transportprotokoll auf Privat sphäre und Sicherheit im Gesamtsystem. • Einfache, zielgruppenorientierte Kommunikation, zum Beispiel durch Ampeldarstellung. • Matrix aus Stakeholder (zum Beispiel Endanwender, KMU) und Aspekten (wie Tunneling, Firewall etc.) jeweils für Privatsphäre und Sicherheit. • Kommunikation von Privatsphäre und Sicherheit im Gesamtkontext, also nicht losgelöst von positiven Aspekten und Chancen der Technologie (zum Beispiel reicht für manche Anwendungen im Bereich Intelligente Netze gegebenenfalls kein Privatanschluss). • Sensibilisierung der Kunden für die Themen Privatsphäre und Sicherheit: Man muss sich mit den Themen beschäftigen, wenn man sicher kommunizieren und seine Privatsphäre schützen will („Jeder hat seine Aufgabe“). 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 245 • Einrichten einer öffentlich zugänglichen Seite, sodass InternetNutzer feststellen können, ob der eigene Rechner IPv6-fähig ist, mit weiterführenden Informationen rund um Privatsphäre und Sicherheit mit IPv6 (ähnlich www.dns-ok.de 3). • Folgende beispielhafte Gegenüberstellung (Tabelle 2.3-1) könnte den Kunden verständlich machen, welche Sicherheitsmerkmale von IPv4 sich bei IPv6 wiederfinden (damit könnte zum Beispiel das BSi den IPv6-Leitfaden entsprechend ergänzen). Tabelle 2.3-1: Sicherheitsmerkmale von IPv4 und IPv6 Sicherheitsmerkmal IPv4 IPv6 Sicherheit vor direkten Angriffen aus dem Internet auf das Heimnetzwerk Port-Filterung und NAT Port-Filterung Nicht-Verfolgbarkeit der IPAdresse bei Web-Diensten NAT und dynamische IPv4-Adressen Privacy Extension und dynamische IPv6-Adressen • Heben von Synergien zwischen den verschiedenen Initiativen zu IPv6. • Es existieren viele verschiedene Publikationen zum Thema IPv6 von verschiedenen Gremien. • Für den Anwender ist schwer nachvollziehbar, was die geeignete Referenz ist. • Eine koordinierende Rolle könnte hier das BMWi einnehmen (zum Beispiel auch durch Ausrichtung einer weiteren Konferenz zu dem Thema). Sicherstellung, dass Endkundengeräte standardmäßig in einer sicheren Konfiguration ausgeliefert werden: • Dadurch sind Anwendungsfälle für grob geschätzt 99 % der Nutzer abgedeckt. • Expertennutzer können noch Anpassungen machen. • Die Hersteller von Endgeräten und Betriebssystemen sollten die „Privacy Extensions“ im Ursprungszustand einschalten. 3 https://www.bsi.bund.de/ContentBSI/Presse/Pressemitteilungen/Presse2012/Hilfe-gegen- Schadsoftware_DNS-Changer_10012012.html (letzter Zugriff 12.09.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 244-245 14.12.2012 12:58:51 246 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze Auch damit ist die Verfolgbarkeit des Interface Identifiers über die Zeit von Internetdiensten nicht mehr möglich. Das BSI sollte eine Empfehlungsliste mit entsprechenden Betriebssystemen und Endgeräten herausgeben und die Netzbetreiber sollten Einfluss auf Endgerätehersteller ausüben, um diese Einstellungen vorrangig zu behandeln. • Im Auslieferungszustand von Endgeräten für Endverbraucher (DSL-Router, Mobilfunkgeräte) sollten die Voreinstellungen für eingehende Verbindungen auf blockieren gesetzt und lediglich mit dem Eingreifen des Nutzers zu öffnen sein. Damit kann der gleiche Schutz wie mit NAT in IPv4 erreicht werden. Für Endgeräte, die für andere Kundensegmente gedacht sind, könnte von dieser Vorgehensweise abgewichen werden. Um dies zu erreichen, sind die Endgerätehersteller und Netzbetreiber aufgefordert, entsprechend zu handeln. Einsatz für ein stabiles regulatorisches Umfeld und Mitwirkung bei Standardisierungsgremien: • Mitdiskussion in den entsprechenden Gremien (IETF, IEEE, W3C), • Umsetzung bzw. Mitgestaltung von EU-Gesetzgebung. Aufnahme von Security und Privacy bei IPv6 in die Lehrpläne (Studium, Ausbildung): • Zum Beispiel heute kein IPv6 in der Berufsschule; • Motivation über Fachkräftemangel: notwendig für zukünftige Anwendungen und Netzwerkadministration. 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.5 247 Handlungsempfehlungen Um die flächendeckende Einführung von IPv6 weiter voranzutreiben möchte die Projektgruppe Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft in diesem Abschnitt Handlungsempfehlungen geben. Die Handlungsempfehlungen leiten sich aus den Diskussionen der Projektgruppe zu den Fokusthemen Geschäftsmodelle mit IPv6 (Kapitel 2.3.3.2) sowie Privatsphäre und Sicherheit (Kapitel 2.3.4.3) ab. 2.3.5.1 Generelle Handlungsempfehlungen an Politik und Wirtschaft • Neue IT-Kommunikationsnetzwerke, wie beispielweise Intelligente Netze in den Bereichen Energie, Verkehr oder Gesundheit, müssen von Beginn an auf Basis von IPv6 geplant werden. Dies betrifft sowohl die Endgeräte als auch die Netzwerkkomponenten und die Netzwerkstruktur. • Sowohl öffentliche Einrichtungen als auch Unternehmen der freien Wirtschaft müssen IPv6-Fähigkeit in ihre Einkaufsrichtlinien für IKT-Produkte fest aufnehmen. Hierbei ist es empfehlenswert, sich an bestehenden sowie aktuell erarbeiteten Richtlinien zu orientieren, zum Beispiel dem Dokument „Requirements for IPv6 in ICT Equipment“ der RIPE NCC4 und den Ergebnissen des Forschungsprojekts des Fraunhofer Instituts „IPv6-Profile für die öffentliche Verwaltung“ 5, welches durch das Bundes ministerium des Inneren beauftragt ist. • Sowohl in der schulischen und universitären als auch der betrieblichen Ausbildung sollten vertiefte IPv6-Kenntnisse vermittelt werden. Hierfür ist in den Lehrplänen die Vermittlung von erweiterten IPv6-Kenntnissen sicherzustellen. 4 http://www.ripe.net/ripe/docs/current-ripe-documents/ripe-554 (letzter Zugriff 12.09.2012) 5 http://www.fokus.fraunhofer.de/de/ngni/projects/current_projects/ipv6/index.html (letzter Zugriff 12.09.2012) – die Ergebnisse des Forschungsprojekts waren zum Zeitpunkt der Redaktion dieses Textes noch nicht veröffentlicht AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 246-247 14.12.2012 12:58:51 248 2 Plattformen und Querschnittstechnologien Die Enabler Intelligenter Netze 2.3.5.2 Spezielle Handlungsempfehlungen an die Politik • Die Bundesregierung, beispielsweise vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, sollte ein Programm zur Zusammenstellung von Referenzarchitekturen für sichere IPv6-basierte Netzwerke ins Leben rufen. Startpunkt sollte eine Bestandsaufnahme von vorliegenden Arbeiten sein, um dann gezielt fehlende Referenzen zu erarbeiten. Ziel sollte eine Sammlung von Referenzarchitekturen für verschiedene Anwendergruppen sein, in denen der jeweils gängigen IPv4-basierten Architektur für ein Anwendungsszenario die entsprechende IPv6-basierte Architektur gegenübergestellt wird. Zielgruppe sollten insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sein, die anhand von erprobten Referenzarchitekturen die Umstellung ihrer Netzwerke sicher planen können. Eine Mandatierung durch eine Regierungsorganisation ist wichtig für Vertrauen seitens der Anwender und hilfreich für die Verbreitung des Inhalts durch Branchenverbände oder Handelskammern. • Die Bundesregierung sollte bestehende IKT-Förderinitiativen nutzen, um auf die IPv6-Thematik aufmerksam zu machen und die Einführung zu fördern. Konkret könnten beispielsweise in den Initiativen „Netzwerk elektronischer Geschäftsverkehr“ oder „SimoBIT – Sichere mobile Informationstechnik in Mittelstand und Verwaltung“ Themenbausteine zu IPv6 aufgesetzt werden. Auch im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungspolitik sollte geprüft werden, ob Handlungsbedarf zu IPv6 über das bereits vorhandene Maß hinaus besteht. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 248-249 2.3 Handlungsempfehlungen zur Förderung der Einführung von IPv6 2.3.5.3 249 Spezielle Handlungsempfehlungen an die Wirtschaft • Die deutschen Unternehmen aller Branchen sollten sich verstärkt mit IPv6 befassen. Je nach Geschäftsfeld eines Unternehmens sollten IPv6-Aktivitäten auch einen strategischen Aspekt über den reinen IT-Betrieb hinaus verfolgen: –– Für den Betrieb der eigenen IT-Infrastruktur sollten Unternehmen zeitnah Erfahrungen sammeln, beispielsweise in eigenen Testlabors. So kann vermieden werden, dass bei einer durch den Markt getriebenen schnellen Einführung von IPv6 unvorhergesehene Probleme entstehen, wie etwa unnötige Zusatzkosten für externe Spezialisten oder nicht eingeplante Investitionen in Infrastruktur. –– Insbesondere weltweit tätige Unternehmen sollten die Anbindung ausländischer Standorte sowie mobiler Geräte, die im Ausland eingesetzt werden, auf IPv6-Fähigkeit prüfen, da die Umstellung auf IPv6 insbesondere in asiatischen Staaten weitaus schneller vorangeht als in Europa oder den USA. –– IPv6 ist die Basistechnologie für neue IT-basierte Geschäftsmodelle in den Bereichen „Internet der Dinge“, „Industrie 4.0“ und Intelligente Netze. Daher ist es von strategischer Bedeutung für Unternehmen, ein Verständnis der Möglichkeiten von IPv6 und der notwendigen Schritte zu entwickeln, um IPv6basierte Lösungen anbieten zu können. • Hersteller von Geräten für Endanwender sollten die Geräte in einer Konfiguration ausliefern, die den Schutz der Privatsphäre der Nutzer sowie die Sicherheit der Kommunikation sicherstellt. Konkret beinhaltet dies das initiale Einschalten von „Privacy Extensions“ und das Blocken von eingehenden Verbindungen. 14.12.2012 12:58:51 3 Flächendeckendes Breitband – Die Grundlage für Intelligente Netze Die beiden vorhergehenden Kapitel stellen die bisherige Entwicklung und die Herausforderungen bei der zukünfti gen Gestaltung digitaler Infrastrukturen in Wirtschaft und Gesellschaft dar. Basis für die Digitalisierung ist eine leistungsfähige, flä chendeckende und breitbandige Struktur von Hochleis tungsnetzen. Um diese zu realisieren, bedarf es einer ge meinsamen Anstrengung aller Akteure unter Ausnutzung der Effizienzpotenziale, die sich etwa durch branchenüber greifende Kooperationen und die Nutzung möglicher Syn ergieeffekte ergeben. Die nachfolgenden Schlüsselfragen werfen Schlaglichter auf die Kernelemente in diesem Pro zess der Realisierung technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Innovation. Die weiteren Texte dieses Kapitels erläutern den Sta tus und die Schwerpunkte des flächendeckenden Breit bandausbaus in Deutschland bzw. die Umsetzung der Breit bandstrategie der Bundesregierung. Wie können uns Synergien voranbringen? Intelligente Dienste der Zukunft bedürfen einer hochleis tungsfähigen Breitbandversorgung – flächendeckend. An dernfalls droht eine Abkopplung unterversorgter Gebiete von der Informationsgesellschaft: Für die betroffenen Haus halte entstünden empfindliche Nachteile. Auch für die Wirt schaft ist eine flächendeckende Erreichbarkeit der digita len Angebote unverzichtbar. Daher haben sich Akteure aus Wirtschaft und Verwaltung im IT-Gipfel für einen zügigen Breitbandausbau in Deutschland zusammengeschlossen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 250-251 14.12.2012 12:58:51 Das branchenübergreifende Engagement der UAG zum Breitbandausbau zielt auf Synergien durch die gemeinsa me Nutzung vorhandener Infrastrukturen. Auf diese Weise können nach einer Studie des Bundesverbands der Deut schen Industrie (BDI) die hohen Ausbaukosten deutlich re duziert werden: Bereits eine Senkung der Tiefbaukosten um ein Viertel könnte beim Breitbandausbau Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen. Derartige Synergieeffekte lassen sich am besten durch die Mitnutzung freier Glasfaser- und Leerrohrkapazitäten etwa bei Verkehrswegen erzielen. Mitentscheidend für den Erfolg ist auch die Transparenz über vorhandene Infrastruk turen. Dazu entstand aus einer Initiative des IT-Gipfels bei der Bundesnetzagentur der Infrastrukturatlas, dem Unter nehmen aller Branchen heute relevante Daten zuliefern. Darüber hinaus treten die Akteure im IT-Gipfel für einen Baustellenatlas ein, um beispielsweise Straßenbauarbeiten mit der Ausbauplanung für Breitband besser zu synchroni sieren. Wichtige Aspekte betreffen zudem die Klärung von Sicherheitsfragen sowie die branchenübergreifende Kom munikation von möglichen bzw. erreichten Synergieeffek ten. Zahlreiche Maßnahmen wurden in einer gemeinsamen Erklärung des IT-Gipfels zusammengefasst, die auch Hand lungsempfehlungen an die Politik enthält. Um den Nutzen von Synergien greifbar zu machen, er folgte in diesem Jahr eine Fokussierung auf konkrete Aus bauvorhaben. Zahlreiche Anknüpfungspunkte für branchen übergreifende Synergien ergaben sich dabei im Rahmen des Projekts „Elektronische Verwaltung in MecklenburgVorpommern“, das gegenwärtig von allen Teilnehmern vo rangetrieben wird. Mit den erschließbaren Synergien kann die Kosteneffizienz des Vorhabens spürbar verbessert wer den – für eine schnellere Versorgung „grauer Breitband flecken“ (Regionen mit relativ langsamen Breitbandver bindungen) und als konkreter Beitrag zur Erreichung der Breitbandziele der Bundesregierung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 252-253 Wo können Kooperationen helfen? Beim Netzauf- bzw. -ausbau und Netzbetrieb helfen Koope rationen zwischen Unternehmen sowie mit Kommunen und Landkreisen, die Wirtschaftlichkeit hochleistungsfähiger Netze zu erhöhen. Kooperationen in Form von Open Access beinhalten die diskriminierungsfreie Bereitstellung eines Netzzugangs für Dritte. Sie helfen, das Investitionsrisiko für den Glasfaser ausbau abzumildern, denn die Netznutzung durch Dritte er höht die Auslastung der Netze und beschleunigt damit den Return on Investment. Dies gilt für Ballungszentren wie für den ländlichen Raum. Der Netzzugang kann auf verschiedenen Wertschöp fungsebenen erfolgen. Diskriminierungsfreiheit bedeutet, dass im Rahmen der angebotenen Access-Varianten die Partner gleichberechtigten Zugang erhalten, unabhängig vom Geschäftsmodell und der Wertschöpfungstiefe des in vestierenden Unternehmens sowie den angebotenen Zu gangsvarianten. Aus unserer Sicht gibt es weder ein alleini ges Erfolg versprechendes Open-Access-Geschäftsmodell noch ein Patentrezept für den Glasfaserausbau. Die Aus baustrategie ist vielmehr abhängig von der jeweiligen Situ ation vor Ort und orientiert sich am tatsächlichen Bedarf und an wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Daher ist die un ternehmerische Freiheit in der Gestaltung der Kooperation entscheidend. Wichtig ist außerdem die Entwicklung von einheitlichen technischen Standards und Schnittstellen, um die Kosten zu senken und die Qualität zu verbessern. Warum benötigen wir ein Zusammenspiel verschiedener Technologien? Deutschland verfügt historisch gewachsen über ein her vorragendes Telefon- und Kabelnetz auf Kupferbasis. Technische Innovationen wie VDSL und VDSL2, Vecto ring oder DOCSIS 3.0 machen darauf schon heute hohe 14.12.2012 12:58:51 Übertragungsraten möglich. Die Glasfaser muss dafür „nur“ bis zum Verteiler im Ort gebracht werden. Ein späterer Aus bau mit Glasfaser bis zum Endkunden wird damit einfacher und weniger aufwendig. Für einen flächendeckenden Breit bandausbau und das Surfen mit Tablet oder Smartphone sind Mobilfunktechnologien von zentraler Bedeutung. Die zunehmenden Übertragungsgeschwindigkeiten und Daten volumina sowie die Möglichkeiten der Nachfolgegenera tion LTE-Advanced machen zudem den Anschluss zahlrei cher Mobilfunkbasisstationen mit Glasfaser innerhalb der nächsten Jahre erforderlich. Dadurch leistet auch der LTEAusbau in der Fläche einen Beitrag für den Glasfaseraus bau in unterversorgten Gebieten. Welche Finanzierungsmodelle funktionieren? In erster Linie gilt es, die vorhandenen Finanzierungsmodelle und -möglichkeiten verständlicher und damit besser nutz bar zu machen. Vor allem für ländlich geprägte Regionen ist es notwendig, neben Subventionen neue und innovative Fi nanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln, um diese Ausbau projekte zielorientiert und nachhaltig in einem absehbaren Zeitraum umsetzen zu können. Doch jeder Breitbandaus bau ist als individuelles Projekt zu betrachten. Daher sind in Abhängigkeit von Einflussfaktoren wie Bebauungsdichte, Wettbewerbssituation und technischen Lösungsszenarien derzeit auch zu viele rechtliche Aspekte relevant. Aus die sen Gründen kann es keinen einheitlichen Geschäftsplan und somit auch kein standardisiertes Finanzierungsmodell geben. Investitionen in den Ausbau von Breitbandinfrastruk turen erfordern in erster Linie die Bereitstellung von aus reichend Eigenkapital. Erst auf dieser Basis können die Initiatoren in der Regel auch auf Fremdkapital von Banken seite zurückgreifen. Gleichzeitig müssen sie solche Infra strukturinvestitionen auf ihren eigenen Bonitätsrahmen bzw. ihren Verschuldungsgrad anrechnen lassen. Bei AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 254-255 Projektfinanzierungen ist ein unter Einsatz von Eigenkapi tal gesicherter Cashflow zur Rückzahlung des Kreditbetra ges vorzuweisen. Beide von Banken und Fonds geforderten Grundvoraussetzungen werden aber häufig aufgrund kurzund mittelfristiger Renditeerwartungen nicht erfüllt. Insbesondere aus diesen Gründen sind für die bei Breit bandausbauprojekten grundsätzlich langfristigen Investi tionshorizonte alternative und innovative Lösungsansätze anzuwenden. Zum zeitnahen Erreichen der Bandbreitenzie le sind daher dezidierte Überlegungen anzustrengen, wie solche finanziellen Lösungsansätze diskriminierungsfrei unterstützt werden könnten. Schlagwörter hierfür sind bei spielsweise ein hypothekarischer Ansatz, die Gewährung von Anschubfinanzierungen oder auch Bonds bzw. (Nach rang-)Darlehen, wie sie bei der Connecting Europe Facility (CEF) in Erwägung gezogen werden. Die etablierten Förder programme sollen ab 2014 durch die Instrumente der CEF ergänzt werden. Die EU macht durch die CEF unmissver ständlich deutlich, dass Finanzierungs- und Zuschussmög lichkeiten eingerichtet werden müssen, um Investitionen in schwer zu versorgenden Gebieten auslösen bzw. erst effi zient gestalten zu können. 14.12.2012 12:58:52 256 257 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.1 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) . 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 397 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 256-257 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven Beitrag des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans Joachim Otto, MdB, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), anlässlich der Konferenz des BMWI, des BITKOM und der Initiative D21 „Flächendeckende Hochleistungsnetze bis 2018!?“ am 12. September 2012 im Haus der Deutschen Wirtschaft. Die Möglichkeit, schnelles Internet nutzen zu können, ist heute eine zentrale Standortbedingung gerade auch für unternehmerisches Handeln. Die erforderliche Geschwindigkeit zur komfortablen Nutzung neuer Dienste wird stetig steigen. Hier sind beispielsweise Anwendungen wie hochauflösendes Fernsehen, Gesundheitsdienste oder der Austausch umfassender Dokumente zu nennen. Auch die Internetkommunikation zwischen Geräten bildet ein ganz neues Wachstumsfeld. Je eher Hochleistungsnetze entstehen, die dem Bedarf von morgen gerecht werden, desto stärker kann Deutschland an den Chancen partizipieren: Mehr Wettbewerbsfähigkeit, mehr Beschäftigung, mehr Wohlstand. Deshalb strebt die Bundesregierung einen flächendeckenden Ausbau mit Breitbandverbindungen von mindestens 50 MBit/s bis zum Jahr 2018 an. Je eher Hochleistungs netze entstehen, die dem Bedarf von morgen gerecht werden, desto stärker kann Deutschland an Chancen partizipieren. 14.12.2012 12:58:52 258 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Wo stehen wir? Heute sind für 51 % aller Haushalte Bandbreiten von mindestens 50 MBit/s verfügbar. Heute sind für 51 % aller Haushalte Bandbreiten von mindestens 50 MBit/s verfügbar. Dies ist eine Quote, auf die wir stolz sein können. Noch vor dreieinhalb Jahren waren solche Bandbreiten für maximal 10 % der Haushalte verfügbar. Der Ausbau der Hochleistungsnetze erfolgt hauptsächlich durch die Unternehmen. Wir favorisieren dabei einen technologieneutralen Ansatz. Maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung haben die Aufrüstung der Kabelnetze mit DOCSIS 3.0 und das Angebot von VDSL-Leitungen. Kommunen und Stadtwerke engagieren sich verstärkt durch den Aufbau von eigenen Netzen. Oftmals wird dabei Glasfaser bis ins Haus verlegt. Rahmenbedingungen für mehr Markt Mit der TKG-Novelle wurden im Jahr 2012 die Investitionsanreize maßgeblich verbessert. Vielfach wurden 2012 letzte „weiße Flecken“ der Grundversorgung geschlossen. Inzwischen sind in mehr als 50 Städten LTE-Netze verfügbar. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 258-259 Durch geeignete Rahmenbedingungen wollen wir insbesondere die Möglichkeiten des Marktes erweitern. Mit der TKG-Novelle wurden im Jahr 2012 die Investitionsanreize maßgeblich verbessert. Regulierungsentscheidungen können nun für einen längeren Zeitraum befristet und die Planungssicherheit dadurch erhöht werden. Für neue Zugangsnetze ist explizit keine Regulierung im Vorfeld vorgesehen. Zudem wurden klare Vorgaben gemacht zur Einbeziehung geeigneter vorhandener öffentlicher wie privater Infrastrukturen beim Ausbau von Hochleistungsnetzen. Die Chancen dafür, den Infrastrukturatlas zu einem echten virtuellen Marktplatz auszubauen, wurden durch verbindliche Meldevorgaben verbessert. Auch die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen greift. Zunehmend werden die 2010 versteigerten Frequenzen eingesetzt. Vielfach wurden 2012 letzte „weiße Flecken“ der Grundversorgung geschlossen. Inzwischen sind in mehr als 50 Städten schnelle LTE-Netze verfügbar. 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven Breitbandstrategie kontinuierlich weiter entwickeln 259 „Die Breitbandziele der Bundesregierung, Bandbreiten von 50 Mbit/s und mehr für 75 % der Haushalte bis 2014 und flächendeckend bis 2018 verfügbar zu machen, sind maßgeblicher Bestandteil einer wachstumsorientierten Wirt schaftspolitik. Bereits heute können 50 % der Haushalte solche Breitband anschlüsse nutzen. Dynamische Markt kräfte, Synergieeffekte, optimale Investi tionsbedingungen und ein gemeinsamer Gestaltungs- und Koordinierungswillen aller Verantwortlichen sind die entschei denden Erfolgsfaktoren.“ Die 2012 geschaffenen Freiräume müssen genutzt werden. Zugleich entwickeln wir die Breitbandstrategie weiter und verleihen ihr mehr Durchschlagskraft. Welche Themen müssen wir jetzt angehen, damit man am Ende sagen kann: „Flächendeckende Hochleistungsnetze bis 2018? Das schaffen wir!“ Im Mittelpunkt stehen geeignete Voraussetzungen für die Finanzierung des Ausbaus von Hochleistungsnetzen, für die Optimierung des Bau- und Planungsrechts Anne Ruth Herkes und für einen technologieneutralen BreitStaatssekretärin Bundesministerium für Wirtschaft bandausbau. Um die Rahmenbedingungen und Technologie (BMWi) für Finanzierungen zu verbessern, erörtern wir Lösungsvorschläge für die erfolgreiche Finanzierung von Breitbandprojekten gemeinsam mit den Förderbanken, Privat- und Geschäftsbanken, Unternehmen und Verbänden. Außerdem werden bereits bestehende KfW-Programme für Breitbandprojekte nutzbar gemacht. Die Mittel aus Gemeinschaftsaufgaben sowie europäische Strukturfondsmittel stehen für Zuschussprogramme zur Verfügung. Für die Finanzierung von Projekten ab 2014 werden derzeit die Einsatzmöglichkeiten der Mittel aus den Gemeinschaftsaufgaben „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) zwischen Bund und Ländern abgestimmt. Auf europäischer Ebene wird die mögliche Ausgestaltung einer Connecting Europe Facility (CEF) ab 2014 verhandelt. Zudem sind wir bereit, Ländern und Kommunen kurzfristig beihilfenrechtlich zusätzliche Spielräume zu eröffnen. Dazu werden wir baldmöglichst mit Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden den Dialog über eine Rahmenregelung für Investitionen in Zugangsnetze der nächsten Generation (NGA-Netze) suchen. Diese sollte zeitnah nach Überarbeitung der neuen Breitbandleitlinien der Kommission Anfang 2013 in Kraft treten. Man muss aber insgesamt vorsichtig sein, dass man durch 14.12.2012 12:58:52 260 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 261 allzu hohe Erwartungen an Zuschüsse bei den Unternehmen keinen Attentismus in eigentlich rentablen Gebieten auslöst. Auch im rechtlichen Bereich sind noch nicht alle Möglichkeiten genutzt worden. Dies bezieht sich insbesondere auf das Bau- und Mietrecht, Gemeindewirtschaftsrecht, Architektenrecht und Steuerrecht. Durch Koordinierung Wirksamkeit der Breitbandstrategie verbessern Die Koordinierung der Zuständigkeiten ist bei einem so kom plexen Thema wie dem Breitbandaus bau Grundlage für wirksames Handeln. Viele Beteiligte sind für den Erfolg der Breitbandstrategie verantwortlich. Die Koordinierung der Zuständigkeiten ist bei einem so komplexen Thema wie dem Breitbandausbau Grundlage für wirksames Handeln. Am 11. September 2012 hat zum ersten Mal der vom BMWi geleitete Breitband-Koordinierungskreis getagt. Länder, der Deutsche Landkreistag, Verbände und Unternehmen sind im Breitband-Koordinierungskreis hochrangig vertreten. Zudem waren Vertreter verschiedener Ressorts anwesend. Es wurden alle aktuellen Themen angesprochen und Verantwortlichkeiten geklärt. Umfang des Projekts „Flächendeckendes Breitband“ Im Rahmen einer Stu die sollen die Kosten des flächendeckenden Ausbaus realistisch eingeschätzt werden. Die Ergebnisse der Studie werden im Fe bruar 2013 erwartet. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 260-261 Maßgeblich für die Realisierbarkeit des flächendeckenden Ausbaus von Hochleistungsnetzen sind die Kosten. Im Rahmen einer Studie sollen die Kosten eines effizienten Ausbaus unter dem Prinzip der Technologieneutralität realistisch eingeschätzt werden. Dabei wird der bestehende Netzausbau berücksichtigt. Die Ergebnisse der Studie erwarten wir im Februar 2013. Sie wird maßgebliche Grundlage sein für die weitere politische Diskussion über die für den flächendeckenden Netzausbau erforderlichen Maßnahmen. Wenn wir uns weiterhin auf die Kräfte des Wettbewerbs konzentrieren, die gesetzten Rahmenbedingungen voll ausschöpfen und weiterentwickeln sowie alle aufgezeigten Herausforderungen effektiv und vor allem koordiniert angehen, dann haben wir gute Chancen, das Breitbandziel 2018 zu erreichen. 14.12.2012 12:58:52 262 263 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 3.2.2.1 3.2.2.2 3.2.2.3 3.2.2.4 3.2.2.5 3.2.3 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau . ............................................................................ Wirksame Instrumente für Synergien ........................................................ Steigerung der Transparenz ...................................................................... Verbesserte Zusammenarbeit ................................................................... Technologische Aspekte der Zusammenarbeit .......................................... Chancenkommunikation............................................................................ Praxisbeispiel Zweckverband „Elektronische Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern“ .................................................................. Projektidee und Erfolgskriterien . .............................................................. Synergieeffekte erschließen ..................................................................... Transparenz, Mitnutzung und Kommunikation ........................................... Stärkung der Kooperationen ..................................................................... Herausforderungen der Finanzierung und Förderpolitik ............................. Fazit und Ausblick .................................................................................... 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) . 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.2.1 3.2.1.1 3.2.1.2 3.2.1.3 3.2.1.4 3.2.2 263 266 267 271 273 274 275 275 275 276 279 279 280 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau Der flächendeckende Ausbau des Breitbandnetzes ist grundlegende Voraussetzung für digitale Innovationen und Dienste sowie deren Nutzung durch die Gesellschaft. Die Bundesregierung strebt daher eine flächendeckende, breitbandige Anbindung von mindestens 50 MBit/s bis zum Jahre 2018 an.1 Für dieses sehr ambitionierte Ziel ist die optimale Nutzung von Synergien durch vorhandene Infrastrukturen ein wesentlicher Baustein. Die Projektgruppe „Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau“ hat sich für den 7. IT-Gipfel zum Ziel gesetzt, Synergieeffekte anhand eines konkreten Ausbauvorhabens aufzuzeigen und zu forcieren sowie die Ergebnisse anschließend als Best Practice zur Verfügung zu stellen. Denn durch Synergien lassen sich massive Kosteneinsparungen realisieren: Werden ein Viertel der Tiefbaukosten eingespart, können die Ausbaukosten um bis zu 20 % sinken. Deutschlandweit kann dieser Synergieeffekt bis zu 7 Milliarden Euro ausmachen.2 Die optimale Nutzung von Synergien durch vorhandene Infra strukturen ist ein we sentlicher Baustein für den Breitbandausbau. Durch Synergien lassen sich massive Kosteneinsparungen realisieren. 1 Kabinettsbeschluss vom 25. April 2012: „Bis zum Jahre 2018 wollen wir eine flächendeckende Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen dieser Bandbreite [50 MBit/s] erreichen.“ 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 262-263 2 Nach einer Studie des BDI erfordert ein flächendeckender Breitbandausbau mit 50 MBit/s bis zum Jahre 2020 etwa 36 Milliarden Euro; bis zu 80 % der Kosten entfallen auf Tiefbauarbeiten. 14.12.2012 12:58:52 264 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau 265 Synergien beim Breitbandausbau Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit min. 50 Mbit/s Kosten des flächendeckenden Ausbaus (bis 2020) Quelle: In Anlehnung an eine Studie des BDI 36 Mrd. andere Kosten 30% 2018 100% Kosten Tiefbau 70% Einsparpotenzial Kostensenkung durch branchenübergreifende Synergien Kostensenkung durch Mikro-/MiniTrenching -25% -33% bis zu 2012 51% 2008 10% Quelle: In Anlehnung an den Redebeitrag des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Otto, MdB, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie anlässlich der Konferenz des BMWi, des BITKOM und der Initiative D21 „Flächendeckende Hochleistungsnetze bis 2018?!“ am 12. September 2012 im Haus der Deutschen Wirtschaft. Quelle: In Anlehnung an die Dokumentation der Fokusgruppe Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching für das IT-Gipfel Jahrbuch 2012 Abbildung 3.2-1: Infografik Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 264-265 14.12.2012 12:58:52 266 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau Mit diesem Vorhaben knüpft die AG2-Projektgruppe nahtlos an ihre branchenübergreifende Erklärung aus dem Jahre 2011 zum Breitbandausbau an, die auch als gemeinsame Grundlage des diesjährigen Engagements diente. 3.2.1 Relevante Synergie maßnahmen zielen auf mehr Transparenz, eine verbesserte Zusammenarbeit, technologische Aspek te sowie gemeinsame Kommunikations strategien. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 266-267 Wirksame Instrumente für Synergien Für die Nutzung der Synergieeffekte anhand eines konkreten Ausbauvorhabens hat die Projektgruppe sämtliche Instrumente betrachtet und zusammengefasst, die Synergieeffekte bewirken können und für Kooperationen mit dem Ausbauvorhaben in Frage kommen. Relevante Synergiemaßnahmen zielen auf mehr Transparenz, eine verbesserte Zusammenarbeit, technologische Aspekte sowie gemeinsame Kommunikationsstrategien. Darüber hinaus hat sich die Fokusgruppe „Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten“ mit intelligenten Förderinstrumenten zur Stimulierung von Synergiemaßnahmen befasst (siehe Kapitel 3.4). Die Gruppe konnte auf zahlreiche Entwicklungen zurückgreifen, die im IT-Gipfel von der UAG Breitband angestoßen oder in den vergangenen Jahren weiterentwickelt wurden. Die Veranstaltung „Mit Synergien Infrastrukturausbau beschleunigen“ im Haus der Deutschen Wirtschaft widmete sich zudem der Frage, wie Rahmen bedingungen geschaffen werden können, damit Synergien besser realisiert werden können (siehe Infobox auf S. 269). 3.2.1.1 Steigerung der Transparenz Für die Schaffung von Synergien vor Ort bleibt die Kenntnis über vorhandene Infrastrukturen und geplante Tiefbaumaßnahmen zentrale Voraussetzung. Weitere Instrumente betreffen die Verfügbarkeit eines Baustellenverzeichnisses, die Darstellung passiver Infrastrukturen sämtlicher Betreiber in öffentlicher und privater Hand, die für den Breitbandausbau geeignet sind, im Infrastrukturatlas: Infrastrukturatlas 267 „Eine flächendeckende HochleistungsKommunikationsinfrastruktur ist die Basis für „Intelligente Netze“. Damit werden Breitbandanwendungen (zum Beispiel HD Video) flächendeckend möglich und neue Anwendungsfelder in den Bereichen der Energieversorgung, der intelligenten Verkehrssteuerung,des Gesundheitswesens oder der Bildung erschlossen. Hochleistungsnetze lassen sich nur unter maximaler Ausnutzung aller Synergiepotenziale und dem Ein satz neuster Technologien realisieren. Der Prozess des Nationalen IT-Gipfels und besonders die AG2 haben sich dieser Aufgabe in hervorragender Weise angenommen.“ Der Infrastrukturatlas dient der Abbildung Wilhelm Dresselhaus sämtlicher vorhandenen Infrastrukturen, Vorstandsvorsitzender Alcatel-Lucent Deutschland AG die beim Breitbandausbau mitgenutzt werden können. Dazu zählen beispielsweise Gebäude, Verkabelungen, Kabelkanäle sowie Masten und Antennen. Diese Infrastrukturen in einem Atlas zusammenzuführen, ist auf die Initiative der AG2 beim IT-Gipfel zurückführen. In der Folgezeit wurde dieser Infrastrukturatlas stetig weiterentwickelt. Mit der gemeinsamen Erklärung der AG2-Projektgruppe zum 6. IT-Gipfel bekannten sich die Teilnehmer dazu, ihre Bemühungen bei der freiwilligen Datenzulieferung zu intensivieren. Das 2012 novellierte Telekommunikationsgesetz ermächtigt die Bundesnetzagentur, von Telekommunikationsnetzbetreibern sowie von Unternehmen und juristischen Personen des öffentlichen Rechts diejenigen Informationen zu verlangen, die für die Erstellung eines detaillierten Verzeichnisses über Art, Verfügbarkeit und geografische Lage dieser Einrichtungen erforderlich sind (§ 77a Abs. 3 TKG). In der gegenwärtigen dritten Ausbauphase hat die Bundesnetzagentur daher 5.200 Infrastrukturinhaber angeschrieben und um die Lieferung geeigneter Infrastrukturdaten gebeten. Die Ergebnisse werden in Kürze zugänglich gemacht. Für das konkrete Ausbauvorhaben, das diese Projektgruppe begleitet, sind daraus positive Effekte zu erwarten (siehe Infobox auf S. 269). 14.12.2012 12:58:52 268 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Baustellenatlas Der Transparenz von existierenden und ge planten Baumaßnah men kommt bei einem Breitbandausbau vorhaben entschei dende Bedeutung zu. Die bisherigen regio nalen Ansätze sind jedoch lückenhaft und nicht standardisiert. Der Transparenz von existierenden und geplanten Baumaßnahmen kommt bei einem Breitbandausbauvorhaben entscheidende Bedeutung zu. Sie kann etwa durch die Einrichtung einer „Baustellendatenbank“ erreicht werden, wie sie in der Breitbandstrategie der Bundesregierung angekündigt wurde. Nach dem Vorbild einzelner Bundesländer können Tiefbauvorhaben mittels eines solchen Atlasses im Vorfeld besser kommuniziert und in der Bauplanung für den Breitbandausbau berücksichtigt werden. Gerade in Bezug auf die Mitverlegung von Leerrohren und Glasfaserkabeln in offenen Gräben kann die Bedarfserfassung kostensparende Mitnutzungseffekte auslösen. Für den Bürger schafft es zudem Erleichterungen, wenn beispielsweise Straßenzüge nicht mehrfach aufgerissen werden müssen. Die Projektgruppe ist sich darin einig, dass der administrative Aufwand für einen Baustellenatlas im Verhältnis zum potenziellen Nutzen stehen muss. Über lokale oder regionale Initiativen kann in einer späteren Phase auch ein bundesweites Zugangsportal geschaltet werden. Ein Baustellenatlas auf Bundesebene – etwa analog zum Infrastrukturatlas – würde hingegen noch erhebliche Vorarbeiten voraussetzen. Entscheidend bleibt, dass Informationen über Tiefbaumaßnahmen möglichst frühzeitig elektronisch erfasst und standardisiert zugänglich gemacht werden. Die bisherigen regionalen Ansätze sind jedoch lückenhaft und nicht standardisiert. Hier bleibt somit noch viel zu tun. Breitbandatlas Der Breitbandatlas kann eine hilfreiche Orientierung bei lokalen Ausbau planungen bieten. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 268-269 Im Breitbandatlas der Bundesregierung wird ein guter Überblick über die bestehende Versorgungslage mit Breitbandinfrastruktur geboten. Über die praktische Relevanz für ein konkretes Ausbauvorhaben entscheidet dabei der Grad an Aktualität, Präzision sowie Schnelligkeit der Datenverfügbarkeit. Hier kann der Atlas eine hilfreiche Orientierung bei lokalen Ausbauplanungen bieten. 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau 269 Infrastrukturatlas geht in entscheidende Phase Ab Ende 2012 wird der von der Bundesnetzagentur betriebene Infrastrukturatlas online als web-basiertes Geoinformationssystem (GIS) nutzbar sein. Damit wird mehr Transparenz im Breitbandausbau geschaffen. Den am Ausbau Beteiligten soll ein leistungsfähiges Planungstool zur Verfügung gestellt werden, mit dem potentielle Synergien aufgezeigt und Kooperationen vereinfacht werden können. Im Infrastrukturatlas werden seit Ende 2009 Informationen über in Deutschland vorhandenen Infrastrukturen zusammengeführt, die beim Ausbau von Breitbandnetzen grundsätzlich mit genutzt werden können. Hierzu zählen insbesondere Glasfaserleitungen, Leerrohre und Standorte für Funksender. Unternehmen und Gebietskörperschaften können im Rahmen von Breitbandausbauprojekten durch einen entsprechenden Antrag bei der Bundesnetzagentur eine Auskunft über die im Projektgebiet vorhandene Infrastruktur erhalten. Der Infrastrukturatlas wurde in drei Phasen entwickelt. Während in den ersten beiden Phasen ab Dezember 2009 bzw. Oktober 2011 die Informationen manuell von der Bundesnetzagentur aufbereitet wurden, kann die Auskunft zukünftig online eingesehen werden. Die hierfür entwickelte Web-GIS-Applikation stellt den Nutzern auch weitere Funktionalitäten zur Verfügung, um beispielsweise Karten oder die Kontaktdaten der von den Infrastrukturinhabern genannten Ansprechpartnern zu exportieren, Entfernungen zu messen oder manuell Infrastrukturen zu erfassen. Diese Funktion soll insbesondere kleineren Unternehmen zugutekommen, deren Daten bislang noch nicht in digitalisierter Form vorliegen. Mit der am 10.05.2012 in Kraft getretenen TKG-Novelle hat die Bundesnetzagentur darüber hinaus die Möglichkeit erhalten, Infrastrukturinhaber gemäß § 77a Abs. 3 TKG zu einer Bereitstellung von Daten für den Infrastrukturatlas zu verpflichten. Auf dieser Grundlage soll der Infrastrukturatlas zu einer vollständigen und somit verlässlichen Informationsquelle beim Breitbandausbau werden. 14.12.2012 12:58:52 270 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Aufgrund der positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre, in denen eine wachsende Zahl von Infrastrukturinhabern freiwillig Daten für den Infrastrukturatlas zur Verfügung gestellt hat, bietet die Bundesnetzagentur auch weiterhin die Möglichkeit der freiwilligen Teilnahme an. Hierzu werden entsprechende öffentlich-rechtliche Verträge geschlossen, die ein Verwaltungsverfahren auf der Basis des § 77a Abs. 3 TKG überflüssig machen. Dieses Angebot stößt auf eine sehr positive Resonanz. Bis Ende des Jahres kann die Bundesnetzagentur voraussichtlich mehrere hundert entsprechende Verträge schließen und den Beteiligten dadurch den hohen Aufwand eines Verwaltungsverfahrens ersparen. Darüber hinaus stehen die Daten schneller für den Infrastrukturatlas und somit für Breitbandausbauprojekte zur Verfügung. Alle anderen Infrastrukturinhaber werden von der Bundesnetzagentur angehört und können auf dieser Basis zu einer Datenlieferung verpflichtet werden. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bundes netzagentur und den Infrastrukturinhabern hat Tradition. Von Anfang an wurde der Infrastrukturatlas in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, den Ländern, Unternehmen und Verbänden entwickelt. Die Arbeits gruppen des IT-Gipfel-Prozesses spielten dabei stets eine wesentliche Rolle als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Staat. Auch die Zielsetzung, die teilweise sensiblen Daten des Infrastrukturatlas dem berechtigten Nutzerkreis in einem gesicherten Verfahren online zur Verfügung zu stellen, ist auf diese Kooperation zurückzuführen. Ferner ist auch der branchenübergreifende Ansatz hierbei stets berücksichtigt und gefördert worden. So enthält der Infrastrukturatlas heute Daten aus den Branchen Telekommunikation, Energie, Wasser und Verkehr und steht damit stellvertretend für die branchenübergreifende Zusammenarbeit zur Verbesserung der Breitbandversorgung in Deutschland. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 270-271 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau 3.2.1.2 271 Verbesserte Zusammenarbeit Als weiteren Erfolgsfaktor für Synergieeffekte stellt die Projektgruppe auf den Grad der branchenübergreifenden Zusammenarbeit ab. Gemeinsame Engagements können dabei unterschiedliche Potenziale zur Kostensenkung und Beschleunigung von Ausbauvorhaben bewirken. Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen Wesentlicher Erfolgsfaktor für einen effizienten Breitbandausbau ist die Bereitstellung geeigneter Infrastrukturen zur Mitnutzung. Besondere Relevanz kommt passiven Infrastrukturen wie beispielsweise Trassen, Trögen und Tunneln zu. Die Projektgruppe wirkt daher nachhaltig an verbesserten Bedingungen für die Mitnutzung von Infrastrukturen mit – in privater wie öffentlicher Hand. Besonderen Stellenwert hat die Öffnung passiver Infrastrukturen durch private und öffentliche Unternehmen. Sie kann den Ausbau in vielen Regionen beschleunigen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sehen hier eine Angebotspflicht zur Mitnutzung vor. Die Ausgestaltung der Kostenstruktur obliegt jedoch den betroffenen Parteien. Wünschenswert wäre die Entstehung eines echten Infrastrukturmarktes, bei dem nach Möglichkeit Angebot und Nachfrage über die Kostengestaltung entscheiden, um die Wirtschaftlichkeit von Kooperationen zu gewährleisten. Dies kann insbesondere in den Bereichen von Energieleitungen eine dynamische Entwicklung forcieren. Auch im Verbund mit Eisenbahninfrastrukturen sind relevante Synergien möglich. Das Telekommunikationsgesetz verpflichtet die Deutsche Bahn nach § 77e TKG zur Gestattung der Mitnutzung und Querung. Im Gegenzug darf sie ein „kostendeckendes Entgelt“ fordern – wie auch bei anderen Verkehrswegen. Entscheidend für den Erfolg bleibt aus Sicht der Projektgruppe jedoch auch hier die Entstehung eines echten Marktes, der unter Aspekten der Wirtschaftlichkeit allseitig zu einem nachhaltigen Engagement motiviert. Darüber hinaus können Infrastrukturen in öffentlicher Hand Synergien für den Breitbandausbau ermöglichen. Die Forderung der AG2 nach einer Mitnutzung von Teilen der Bundeswasser- und Die Projektgruppe wirkt nachhaltig an verbesserten Bedingungen für die Mitnutzung von Infrastrukturen mit. Auch im Verbund mit Eisenbahninfrastruk turen sind relevante Synergien möglich. 14.12.2012 12:58:52 272 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Die Forderung der AG2 nach einer Mit nutzung von Teilen der Bundeswasser- und Bundesfernstraßen ist heute gesetz lich verpflichtend. Bundesfernstraßen, die zum Auf- und Ausbau von Netzen der nächsten Generation genutzt werden können, ist gemäß § 77c und 77d TKG heute gesetzlich verpflichtend. Um diese Chance voll auszuschöpfen und zügige Genehmigungen zu ermöglichen, sollen die vorhandenen Verwaltungs- und Genehmigungsstrukturen effizient genutzt werden. Zur Verbesserung der Kontaktaufnahme soll auch die Veröffentlichung der jeweiligen zuständigen Stellen durch die Bundesnetzagentur gemäß § 77c bis e Absatz 3 beitragen. 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau 3.2.1.3 273 Technologische Aspekte der Zusammenarbeit Ein gemeinsames technisches Grundverständnis wird für eine effektive Zusammenarbeit als sehr wichtig eingeschätzt. Dieses gemeinsame Anliegen umfasst zahlreiche Aspekte. Bei sämtlichen Erwägungen geht die Projektgruppe stets vom Grundsatz der Technologieneutralität aus. Sicherheitsfragen Mitverlegung von Leerrohren Der Verlegung von Leerrohren auf Basis von regionalen Netzplanungen wird besondere Bedeutung beigemessen. Mit einer bedarfsgesteuerten Mitverlegung von Leerrohren nach dem Vorbild einzelner Bundesländer könnten die Kosten für Grabungsarbeiten beim Breitbandausbau reduziert werden. Aus diesem Grunde wird der Verlegung von Leerrohren auf Basis von regionalen Netzplanungen besondere Bedeutung beigemessen. Sie kann insbesondere bei lokalen Ausbauvorhaben zu einer massiven Beschleunigung führen. Die einschlägigen Planungsprozesse der Verwaltung sollten daher noch intensiver auf die Bedürfnisse der ausbauenden Unternehmen ausgerichtet werden. Immobilienwirtschaft und sonstige Akteure Erhebliche Bedeutung kommt auch der Ein bindung von Immo bilieninhabern bei der Mitnutzung von Hausverkabelung und beim Hausstich zu. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 272-273 Erhebliche Bedeutung kommt auch der Einbindung von Immobi lieninhabern zu – beispielsweise bei der Mitnutzung von Hausverkabelung und beim Hausstich. Die Forderung der Projektgruppe nach einer gesetzlichen Duldungspflicht zur Errichtung von TK-Netzen fand Eingang in § 77a TKG. Gute Kooperation auf Seiten der Immobilieninhaber ermöglicht entscheidende Vorteile für Ausbauvorhaben. Darüber hinaus wird der Zugang zu Netzen dritter Anbieter notwendig sein für eine schnelle Versorgung mit breitbandigen Angeboten. Entsprechende Vereinbarungen sollten deshalb das Ziel sein. Die Projektgruppe unterstützt daher die einschlägigen Initiativen, die im Rahmen des IT-Gipfels funktionsfähige Open-AccessLösungen anstreben. Als Hürde zur Einbindung von Breitbandvorhaben in bestehende Infrastrukturen stehen oftmals Sicherheitsfragen im Raum. Es kann kein Zweifel geben, dass die Sicherheit bestehender Infrastrukturen unter allen Umständen gewährleistet sein muss. Allgemeine Leitlinien können zur Aufklärung beitragen sowie eine notwendige Voraussetzung für die sichere Mitnutzung von Infrastrukturen darstellen. Allgemeine Leitlinien zur Sicherung beste hender Infrastruktu ren sind notwendige Voraussetzung für die Mitnutzung. Technisches Verständnis und DIN-Normen Darüber hinaus erscheint hilfreich, für die Mitnutzung von Infrastrukturen technische DIN-Normen zu entwickeln, soweit diese bei dem Ausrollen zu spürbaren Erleichterungen führen können. Über der Analyse von Best Practices können nützliche Erfahrungen einfließen. Als konkrete Anwendungsgebiete bieten sich neben der Verlegung bei Wasser- und Energieleitungen auch weitere Formen der Mitnutzung bei vorhanden Infrastrukturen an (siehe Kapitel 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/ Mini-Trenching (MT)). Technische DINNormen entwickeln, soweit diese zu spürbaren Erleich terungen führen 14.12.2012 12:58:53 274 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.2.1.4 Um das gemein same Engagement für Synergien bei der branchenübergreifen den Zusammenarbeit zu stärken, müssen die Akteure aufge klärt und umfassend informiert werden. 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau Chancenkommunikation Um das gemeinsame Engagement für Synergien bei der branchenübergreifenden Zusammenarbeit zu stärken, müssen die Akteure aufgeklärt und umfassend informiert werden. Dies schließt die relevanten Unternehmen, Verwaltungseinheiten sowie politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen und betroffene Bürger ein. Ein starkes Kommunikationskonzept gilt als ein großer Vorteil für die erfolgreiche Umsetzung von Ausbauvorhaben. 3.2.2 Praxisbeispiel Zweckverband „Elektronische Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern“ Die Auswahl des Ausbauprojekts erfolgte unter dem Aspekt potenzieller Synergieeffekte sowie des konkreten Beitrags für die Breitbandziele der Bundesregierung. Danach erwies sich die Projektidee des Zweckverbands „Elektronische Verwaltung in MecklenburgVorpommern“ als aussichtsreich. Zahlreiche Anknüpfungspunkte für Synergien erscheinen hier umsetzbar, die in den folgenden Monaten sukzessive erschlossen werden können. Wettbewerbsvorteil durch Breitbandanbindung Ein proaktives Engage ment auf lokaler Ebene, das durch die betroffenen Haus halte und Anwohner unterstützt wird, ist für die weitere Ent wicklung von Ausbau projekten nicht zu unterschätzen. Für eine flächendeckende Akzeptanz vor Ort darf die konkrete Bewerbung breitbandiger Anschlüsse für die Bürger und Unternehmen nicht unterschätzt werden. Ein proaktives Engagement auf lokaler Ebene, das durch die betroffenen Haushalte und Anwohner unterstützt wird, ist für die weitere Entwicklung von Ausbauprojekten nicht zu unterschätzen und sollte Bestandteil einer integrierten Chancenkommunikation sein. Schließlich können integrierte Kommunikationsstrategien einen erheblichen Beitrag leisten, um das Engagement politischer Entscheidungsträger und Verwaltungseinheiten für Ausbauvorhaben zu stärken. Infrastrukturatlas und weitere Geoatlanten Aus Sicht der gewerb lichen Teilnehmer am Breitbandausbau sind die Vorteile der Zu sammenarbeit vor Ort zu illustrieren und auf eine aktive Teilnahme am Aufbau von Geo atlanten hinzuwirken. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 274-275 Aus Sicht der gewerblichen Teilnehmer am Breitbandausbau sind die Vorteile der Zusammenarbeit vor Ort zu illustrieren und auf eine aktive Teilnahme am Aufbau von Geoatlanten wie dem Infrastruktur atlas hinzuwirken. Auf die Chancen neuer Geschäftsmodelle, die auf der Überlassung von Infrastrukturen gegen Zahlung von Mitnutzungsentgelten basieren, sollte dabei genauso verwiesen werden wie auf eine realistische Herangehensweise bei der Umsetzung. Im Bereich der Gebäude- und Immobilienwirtschaft können nachhaltige Hinweise auf den wertsteigernden Effekt einer Breitbandanbindung zusätzliche Anreize für Kooperationen beim Breitbandausbau schaffen. 3.2.2.1 Projektidee und Erfolgskriterien Als Flächenland mit einer Bevölkerungsdichte von 70 Einwohnern pro Quadratkilometer stehen Ausbauinvestitionen in Mecklenburg-Vorpommern üblicherweise geringe Einnahmeerwartungen gegenüber. Die Nutzung von Synergien eröffnet daher besondere Chancen, das Kostendilemma zu überwinden und auch schwer zu versorgende Regionen an das Hochleistungsnetz anzubinden. Die Projektidee sieht den Aufbau eines hochleistungsfähigen, glasfasergestützten Anschlusses von allen kommunalen Verwaltungen und Standorten der Landesverwaltung vor. Die Umsetzung des Projekts könnte die Qualität der Verwaltungsarbeit im gesamten Bundesland erheblich verbessern und zukunftsfähige IKTStrukturen schaffen. Daraus ergeben sich nicht nur Vorteile für die Nutzer von E-Government-Lösungen in Mecklenburg-Vorpommern und den angrenzenden Regionen: Zudem steht eine spürbare Verbesserung der lokalen Versorgung auch für lokale Bildungseinrichtungen, KMU sowie Privathaushalte zu erwarten. 3.2.2.2 275 Abbildung 3.2-2: Geografische Lage von MecklenburgVorpommern in Deutschland Quelle: eigene Darstellung, 2012 Synergieeffekte erschließen Die Umsetzung des Projekts lässt zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Nutzung von Synergien erwarten. Sie reichen von einer 14.12.2012 12:58:53 276 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau intensiven Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen bis zur Mitnutzung der verlegten Leerrohre (Open Access) durch spätere Anwender. Die Synergiepotenziale können eingeteilt werden in: • sehr wahrscheinliche Synergien (siehe Kapitel 3.2.2.3); • mögliche Synergien unter bestimmten Voraussetzungen (siehe Kapitel 3.2.2.4); • solche Synergien, die einen weiteren Abbau bestehender Hürden voraussetzen (siehe Kapitel 3.2.2.5). 3.2.2.3 Transparenz, Mitnutzung und Kommunikation Wesentlicher Treiber für die Erschließung von Synergien ist die Schaffung von Transparenz auf Basis des Infrastrukturatlas sowie des Breitbandatlas. Sie stärkt die Chancen für eine flächendeckende Mitnutzung vorhandener oder geplanter Infrastrukturen und ist im vorliegenden Projekt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Transparenz ermöglichen Der Infrastruktur atlas ermöglicht eine nützliche Orientierung über bestehende Infrastrukturen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 276-277 Als Ausgangspunkt für die Kooperationsgespräche mit beteiligten Partnern sieht die Projektplanung eine intensive Einbeziehung des Infrastrukturatlasses vor. Damit kann ein maximaler Nutzen durch die von der Bundesnetzagentur vorgehaltene Datenlage über bestehende Infrastrukturen erzielt werden. Die einschlägigen Erfahrungen ermöglichen auch weiteren Projekten eine nützliche Orientierung und können auf die Ausgestaltung des Infrastrukturatlasses positiv zurückwirken. Ebenso werden die vorhandenen Daten aus dem Breitbandatlas in die konkrete Ausbauplanung eingebunden. Darüber hinaus ist eine frühzeitige Einbindung relevanter Verwaltungsstellen geplant, um lokale Synergiepotenziale auszuloten und zu heben. Dabei besteht die Chance, auch im Bereich der Baustellenplanung zusätzliche Transparenz zu schaffen – beispielsweise im Bereich der Straßenbauarbeiten, um in diesem Bereich Kosteneinsparungen zu erzielen. Um Klarheit über die erforderlichen Kapazitäten sowie Bandbreiten für sämtliche Standorte zu erhalten, sieht die Projektplanung 277 die Erhebung von Bedarfszahlen vor. Aufgrund der schon jetzt engen Zusammenarbeit der Projektträger mit den verantwortlichen Verwaltungsstellen ist zu erwarten, dass diese Analyse schnell und umfassend durchgeführt werden kann. Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen Auf der Grundlage der verfügbaren Informationen werden im Projekt sämtliche Infrastrukturen, die zur Mitnutzung geeignet sind, ausgewertet und auf ihre Integration in das Ausbauvorhaben überprüft. Bereits im jetzigen Stadium ergibt sich ein erhebliches Potenzial durch die Kooperation mit Energieunternehmen wie beispielsweise der WEMAG und der 50Hertz Transmission GmbH. Ein weiterer Aspekt wird die Verlegung und Mitnutzung von Leerrohrkapazitäten entlang relevanter Leitungswege sein. Hier zielt das Engagement der Projektarbeit sowohl auf die effiziente Mitverlegung von Leerrohren als auch auf die Mitnutzung unter angemessenen Bedingungen. Bereits im jetzigen Stadium ergibt sich ein erhebliches Potenzial durch die Kooperation mit Energieunternehmen. Chancenkommunikation Schon frühzeitig wurden seitens der Projektleitung Maßnahmen ergriffen, die die Vorteile des Ausbauvorhabens gegenüber der Landesregierung und weiteren relevanten Akteuren aufzeigen. Dabei wurden erste Kommunikationskanäle zwischen KMU und Verwaltung sowie zwischen Bürgern und Verwaltung etabliert, die lokale Synergieeffekte eruieren und für ihre Akzeptanz in der Umsetzung werben. Die Arbeit mit konkreten Fragebögen, in Foren und individuellen Gesprächen diente als Grundlage, konkrete Chancen des Projektes zu verdeutlichen und Risiken frühzeitig einzubeziehen. Die Prozessbeteiligten werden über die Stärken der Partner bei der Synergiefindung informiert. Dieser Meinungsbildungsprozess führt bei den Mitwirkenden zu einer systematischen Auseinandersetzung mit anderen Akteuren sowie den Projektzielen und soll dadurch den partnerschaftlichen Umgang miteinander stärken. Schon frühzeitig wurden Maßnahmen ergriffen, die die Vor teile des Ausbauvor habens gegenüber der Landesregierung und weiteren relevanten Akteuren aufzeigen. 14.12.2012 12:58:53 278 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Die überregionale Dimension des Projekts erhöht auch dessen Komplexität. Deshalb schließt die Kommunikation die relevanten Unternehmen, Verwaltungseinheiten sowie politischen Entscheidungsträger auf allen Ebenen sowie betroffene Bürger ein. Das Projektmanagement fordert die branchenübergreifende Beteiligung aller Infrastrukturanbieter zum Breitbandausbau ein. Dabei zielt die Kommunikation mit den Beteiligten auch hier stets auf den gemeinsamen Vorteil, durch Tiefbauleistungen, Mitnutzung von vorhandenen Leerrohren, die Gewährung von offenen Zugängen (Open Access) auf Vorleistungsebene usw. Synergien zu heben. Weitere Chancen erwachsen aus der Kommunikation der Tatsache, dass der zu erwartende Nutzen einer breitbandigen Anbindung über das primäre Ziel des Projekts hinausgeht und bessere Voraussetzungen für den weiteren lokalen Breitbandausbau schafft. 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau So ermöglicht die Verlegung von Glasfaserleitungen zu den Verwaltungsstandorten Synergien zum Kabelverzweiger-Überbau, die eine spätere kostenintensive Erweiterung einzusparen helfen. Dasselbe gilt für die Versorgung von Schulstandorten, die sich im Regelfall in der Nähe von Verwaltungsstandorten befinden. Dieser Vorteil kann insbesondere aufgrund der besonderen Struktur des Bundeslandes mit überwiegend mittelmäßigen bis schlechten Ausbauvoraussetzungen ins Gewicht fallen. 3.2.2.4 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 278-279 Stärkung von Kooperationen Das Anliegen einer branchenübergreifenden Kooperation durch die Projektverantwortlichen soll einem möglichst breiten Engagement auf Seiten der Infrastrukturinhaber gegenüberstehen. Dabei möchte die AG2-Projektgruppe über ihre Mitglieder an einer weiteren Öffnung von Branchen und Unternehmen für den Breitbandausbau mitwirken und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Nutzung weitere Synergieeffekte beitragen. Insbesondere im Bereich der Eisenbahninfrastrukturen sind weitere Synergien vorstellbar. Darüber hinaus möchte die Projektgruppe aktiv daran mitwirken, geeignete Standards in der technischen Zusammenarbeit weiterzuentwickeln – zum Beispiel bei der Mit nutzung von freien Leerrohrkapazitäten an Straßen und Wasserwegen. Hinsichtlich der relevanten Eisenbahninfrastruktur sind vorab noch förderrechtliche und sicherheitstechnische Grundsatzfragen mit dem Eisenbahn-Bundesamt zu klären. 3.2.2.5 Abbildung 3.2-3: Breitbandverfügbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (www.bkg.bund.de)/Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie/TÜV Rheinland 279 Die Projektgruppe möchte aktiv daran mitwirken, geeignete Standards in der technischen Zusammenarbeit weiterzuentwickeln. Herausforderungen der Finanzierung und Förderpolitik Die Einsparpotenziale durch Synergien werden für die Erfolgsaussichten des Projekts eine erhebliche Rolle spielen – mit Auswirkungen auf die Budgetplanung. Gleichwohl ist abzusehen, dass die besonderen geografischen Daten des Landes eine Förderung erforderlich machen. Bereits in der Vergangenheit konnten Projekte im Rahmen der Förderung des Breitbandausbaus im ländlichen 14.12.2012 12:58:53 280 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze In der Vergangenheit konnten ähnliche Projekte den Grad der Breitbandversorgung im ländlichen Raum erheblich verbessern. Raum (GAK-Fördergrundsatz) den Grad der Breitbandversorgung erheblich verbessern. Jedoch waren die benötigten Beträge für die Sicherstellung der Grundversorgung um ein Vielfaches niedriger, als dies für den Aufbau von NGA-Netzen der Fall wäre. Mit den geplanten Fördermitteln der Connecting Europe Facility (CEF) könnten im vorliegenden Projekt neue, wichtige Anreize für Infrastrukturinvestitionen geschaffen werden. Die Ausgestaltung der konkreten Richtlinien wird dabei eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Ausstattung mit Fördermitteln darstellen. Die Entwicklung dieser Richtlinien wird seitens der Projektsteuerung daher intensiv zu beobachten sein. 3.2.3 Fazit und Ausblick Für die Projektgruppe ist die Kooperation ein Projekt, das ein Engagement über den laufenden ITGipfel hinaus in das nächste Jahr vorsieht. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 280-281 Durch die Kooperation mit dem Ausbauvorhaben des Zweckverbands leistet die Projektgruppe einen Beitrag zur Realisierung konkreter Synergieeffekte. Die Auswahl des Projekts erfolgte aufgrund der möglichen Synergiepotenziale, die durch eine konsequente Umsetzung zu erwarten sind. Zugleich wird dies ein wichtiger Schritt für das Erreichen der Breitbandziele der Bundesregierung bis zum Jahr 2018 sein. Für die Projektgruppe ist die Kooperation ein Projekt, das ein Engagement über den laufenden IT-Gipfel hinaus in das nächste Jahr vorsieht. Dabei sollen weitere Teilnehmer der Projektgruppe in den Prozess eingebunden und Akteure zur Mitarbeit eingeladen werden, die zu wirksamen Synergieeffekten beitragen können. Das gemeinsame Ziel ist dabei nicht auf die Entwicklung von breitbandiger Infrastruktur beschränkt: Ganz bewusst wird bereits die Verbreitung intelligenter Dienste bedacht, die etwa im Bereich der Smart Grids neue Chancen für die Informationsgesellschaft durch Breitbandinfrastruktur ermöglichen. Im Ergebnis sollen die gemeinsamen Erfahrungen in einen ausführlichen Erfahrungsbericht einfließen, der Orientierungswissen und Empfehlungen für weitere Synergievorhaben vorsieht. 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau 281 Konferenz: „Mit Synergien Infrastrukturausbau beschleunigen“ Am 25. April 2012 veranstalteten das Bundeswirtschaftsministerium und der DIHK die Konferenz „Mit Synergien Infrastrukturausbau beschleunigen“ im Haus der Deutschen Wirtschaft. Die Veranstaltung sollte den notwendigen Umsetzungsprozess befördern, indem die Bandbreite von Synergien aufgezeigt und relevante Akteure miteinander in einen vertieften Austausch gebracht werden. Ein Schwerpunktthema widmete sich der Frage, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen auszufüllen sind, damit Synergien besser realisiert werden können. Einzelfragen betrafen die bessere Koordination bei der Mitverlegung von Leerrohren sowie die Frage, wie die Topologie von Energienetzen bestmöglich für den Breitbandausbau nutzbar gemacht werden kann. Einen Überblick über die Ergebnisse der Veranstaltung findet sich unter: www.dihk.de/synergien-doku 14.12.2012 12:58:53 282 283 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.3 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) ............................................. 283 Vorgehen und Ergebnisse ......................................................................... 283 Das Mikro-/Mini-Trenching-Sonderverfahren zur Glasfaserverlegung ........ 284 Erreichtes, Ziele und Aufgaben für das Folgejahr ....................................... 291 3.3.1 3.3.2 3.3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) Beim Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur hin zu neuen Hochleistungsnetzen wurden die Tiefbaukosten als der am stärksten treibende Kostenblock identifiziert. Vor diesem Hintergrund wurde dem Thema Mikro-/Mini-Trenching schon frühzeitig Aufmerksamkeit gewidmet und die Aktivitäten im europäischen Ausland beobachtet. In ersten Modellprojekten zum Einsatz von Mikro-/Mini-Trenching bei der Breitbanderschließung wurden grundsätzlich positive Ergebnisse erzielt. 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.3.1 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 Mikro-/Mini-Trenching ist ein modernes Verlegeverfahren mit dem sich nach ersten Erfahrungen die Tiefbaukosten bei der Breitband erschließung in den jeweiligen Einsatzgebieten vermutlich um ca. ein Viertel bis ein Drittel senken lassen. Da jedoch einer grundsätzlichen Nutzung von Mikro-/MiniTrenching unter anderem Fragen zu Verfahrensdetails, Haftung, Gewährleistung und Erhalt der Straßensubstanz entgegenstehen, wurde im vergangenen Jahr der Arbeitskreis Mikro-/Mini-Trenching AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 282-283 Vorgehen und Ergebnisse Mikro-/Mini-Trenching: ein modernes Verlege verfahren, mit dem sich die Tiefbaukosten vermutlich um ca. ein Viertel bis ein Drittel reduzieren lassen. 14.12.2012 12:58:53 284 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Ein Arbeitspapier soll Ge meinden Orientierungs hilfe für kommunale Investitionsmaßnahmen geben und zur breiten Information der Bau wirtschaft dienen. gegründet, in dem Vertreter des Bundes, der Länder, der Telekommunikationsunternehmen, der Bauwirtschaft und der Breitbandausrüster teilnahmen. Die Ziele des Arbeitskreises im vergangenen Jahr waren darauf ausgerichtet, das Verfahren an sich und die Einsatzmöglichkeiten zu beschreiben sowie die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, damit Mikro-/Mini-Trenching als Standard in die einschlägigen Regelwerke und Normen aufgenommen werden kann. Als Grundlage hierfür liegt ein in der Fokusgruppe „Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching“ im Rahmen des IT-Gipfelprozesses abgestimmtes Arbeitspapier vor, das noch hinsichtlich straßenbautechnischer Fragestellungen (zum Beispiel zur Ausführung und Wiederherstellung der Oberflächen befestigung) und Festlegung technischer Standards (unter anderem als Grundlage des Bauvertrags und der Erfüllung des Bausolls) der Ergänzung bedarf. Hierzu sind die Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen (Regelwerksaufsteller für den Straßenbau) sowie das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und die Straßenbauverwaltungen der Länder eingebunden. Das Arbeitspapier soll zwischenzeitlich den Gemeinden Orientierungshilfe für kommunale Investitionsmaßnahmen geben und zur breiten Information der Bauwirtschaft dienen. 3.3.2 Mikro- und MiniTrenching ist ein minimal-invasives Verfahren zur Herstellung von schmalen Gräben oder Schlitzen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 284-285 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Minitrenching 285 nach der Herstellung (maximal zwei Tage). Als Verfüllbaustoff wird ein frostsicherer, zeitweilig fließfähiger, selbstverdichtender Verfüllbaustoff, im Folgenden auch als Grabenverfüllbaustoff bezeichnet, verwendet. Der Dichtungskörper wird durch bautechnische Maßnahmen (zum Beispiel Überdeckung) gegen äußere Einflüsse geschützt. Das MT-Verfahren kann in Straßen der Bauklassen II-VI (alle Straßen außer Autobahnen und autobahnähnlich ausgebaute Fernstraßen) sowie Geh- und Radwegen aus Asphalt zur Anwendung kommen. Die Herstellung des Grabens erfolgt mit speziellen Graben fräsen. Entsprechend den Notwendigkeiten der Kabeltrasse wird eine unterschiedliche Anzahl Mikrorohre notwendig und daraus resultierend die entsprechende Grabenbreite und Grabentiefe. Die nachfolgenden Bilder zeigen die Ausführungen des MT-Verfahrens, wenn zum Beispiel wenige Mikrorohre im Gehweg verlegt werden sollen (siehe Abbildung 3.3-1) und wenn größere Mikrorohrverbände im Straßenbereich zu verlegen sind (siehe Abbildung 3.3-2). Das Mikro-/Mini-TrenchingSonderverfahren zur Glasfaserkabelverlegung Mikro- und Mini-Trenching (MT) ist ein minimal-invasives Verfahren zur Herstellung von schmalen Gräben oder Schlitzen (Breite: 4 cm bis 20 cm) durch Schneiden oder Fräsen zur Verlegung von Mikro rohr-/Mikro- bzw. Mini-Glasfaserkabeltrassen. Die Verlegesohltiefe der Leitungen liegt im Bereich der Frost- und Tragschicht, unterhalb des gebundenen Oberbaus der betroffenen Straße bzw. des Geh- oder Radweges. Die Verfüllung des Grabens erfolgt zeitnah Abbildung 3.3-1: Mikro-Trenching im Gehwegbereich Quelle: BVS-net Abbildung 3.3-2: Mikro-Trenching im Straßenbereich Quelle: Hochschule Biberach 14.12.2012 12:58:54 286 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Abbildung 3.3-3: Mini-Trenching-Fräsgraben Quelle: e.wa riss Netze GmbH Zur Herstellung des Fräsgrabens steht er probtes technisches Gerät in großer Aus wahl zur Verfügung. Der eingefärbte Verfüllbaustoff stellt bei einem späteren Aufbruch einen optischen Schutz dar. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 286-287 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Minitrenching 287 Abbildung 3.3-4: Beispiele für Mikrorohr verbände für den Einbau in den Fräsgraben Quelle: Alcatel-Lucent Zur Herstellung des Fräsgrabens (siehe Abbildung 3.3-3) steht erprobtes technisches Gerät von verschiedenen Herstellern in großer Auswahl zur Verfügung. Um etwaige Beschädigungen der Mikrorohre durch Kaltfluss zu vermeiden, muss ein zeitweise fließfähiger Verfüllbaustoff verwendet werden, der die Mikrorohrverbände beim Verfüllen vollständig umschließt (siehe Abbildung 3.3-4). Die Mikrorohrverbände werden üblicherweise von der Trommel verlegt. Bei diesem Verfahren ist darauf zu achten, dass es zu keinem Wickelschlag führt, unter Zug eingebaut wird und die Temperatur-Toleranzangaben des Herstellers für das Verlegen eingehalten werden. Unmittelbar nach Beendigung der Montage- und Einmessarbeiten sind die Gräben und Gruben wieder zu verfüllen. Bei Mikrorohrverlegung nach dem MT-Verfahren wird kein Trassenwarnband verlegt. Der Grabenverfüllbaustoff wird rot eingefärbt, ohne die Eigenschaft des Materials zu verändern. Der eingefärbte Verfüllbaustoff stellt bei einem späteren Aufbruch der Asphalt-Oberfläche mit der von ihm ausgehenden Signalwirkung einen optischen Schutz dar. Zur Vermeidung späterer Setzungen und Absenkungen der verfüllten Gräben und Gruben muss geeignetes Verfüllmaterial fachgerecht eingebaut werden. Abbildung 3.3-5: Schnittbilder im Fahrbahn- und Gehwegbereich Quelle: Alcatel-Lucent Der gefräste Graben wird mit einem frostsicheren, zeitweise fließfähigen Material (Grabenverfüllbaustoff) bis zur Unterkante der gebundenen Tragschicht verfüllt (siehe Abbildung 3.3-5). Das hierfür anzuwendende Material muss die Anforderungen in Bezug auf Frostsicherheit und Tragfähigkeit erfüllen. Es werden folgende Kriterien überprüft: • Druckfestigkeit, • Fließfähigkeit, • Frostbeständigkeit, • Lösbarkeit, • Selbstverdichtung, • Setzungsfreiheit, • Verträglichkeit gegenüber Rohrwerkstoffen. Vor dem Einbau des Grabenverfüllbaustoffs ist dem Auftraggeber eine ausreichende Fließfähigkeit auf der Baustelle nachzuweisen (siehe folgende Abbildung 3.3-6 und Abbildung 3.3-7). 14.12.2012 12:58:54 288 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Abbildung 3.3-6: Nachweis der Fliessfähigkeit des Grabenverfüllbaustoffs Quelle: Hochschule Biberach 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Minitrenching Abbildung 3.3-7: Einbau des Grabenverfülbaustoffs Quelle: Hochschule Biberach Abbildung 3.3-9: Wiederhergestellte Oberfläche im Straßenbereich Quelle: Alcatel-Lucent Abbildung 3.3-8: Einbau der Trag- und Binderschicht Quelle: TI Teleplan Ingenieurbüro GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 288-289 289 Abbildung 3.3-10: Wiederhergestellte Oberfläche im Gehwegbereich Quelle: Gemeindetag Baden-Württemberg Die Binder- und Tragschicht ist gemäß den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Verkehrsbefestigungen aus Asphalt (ZTV-Asphalt-StB) auszuführen (siehe Abbildung 3.3-8). Um bei diesen schmalen Gräben eine ordnungsgemäße Oberflächenwiederherstellung zu gewährleisten, ist eine Wiederherstellung gemäß ZTV-Aufgrabungen in Verkehrsflächen (ZTV A-StB) durchzuführen (siehe Abbildung 3.3-9 und Abbildung 3.3-10). Der genaue Verlauf der Rohrverbände ist in Lage und Höhe einzumessen, gegebenenfalls. durch Fotos zu ergänzen sowie zu dokumentieren und in ein digitales System einzupflegen (siehe folgende Abbildung 3.3-11). Die hier kurze Beschreibung des Verfahrens liegt als Arbeitspapier für Bauleistungen zur Glasfaserkabelverlegung – Sonderverfahren Mikro-/Mini-Trenching der Fokusgruppe „Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching“ als Grundlage für den angestoßenen Standardisierungsprozess vor. 14.12.2012 12:58:55 290 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Minitrenching 3.3.3 Abbildung 3.3-11: Dokumentierte Mikrorohrtrassen Quelle: TI Teleplan Ingenieurbüro GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 290-291 291 Erreichtes, Ziele und Aufgaben für das Folgejahr Mit dem Arbeitspapier Mikro-/Mini-Trenching wurde in diesem Jahr der Anstoß für ein Standardisierungsverfahren gegeben. Das Arbeitspapier muss jedoch noch hinsichtlich straßenbautechnischer Fragestellungen (zum Beispiel zur Ausführung und Wiederherstellung der Oberflächenbefestigung) und Festlegung technischer Standards (unter anderm als Grundlage des Bauvertrags und der Erfüllung des Bausolls) ergänzt werden. Hierzu sind die Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen sowie das BMVBS und die Straßenbauverwaltungen der Länder eingebunden. Zu der öffentlichen Konsultation der EU-Kommission hinsichtlich der EU-Initiative zur Kostenreduktion des Ausbaus von Hochgeschwindigkeits-Kommunikationsinfrastruktur in Europa wurde das Breitbandbüro des Bundes für eine Stellungnahme hinsichtlich Mikro-/Mini-Trenching unterstützt. Derzeit werden in Deutschland bisher durchgeführte Mikro-/ Mini-Trenching-Projekte wissenschaftlich erfasst, ausgewertet und dokumentiert. Erfahrungen aus Projekten im europäischen Ausland sollen dieser Studie hinzugefügt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Breitbandbüro des Bundes ist in diesem Zusammenhang angestrebt. Zur breiten Information der Kommunen und der Bauwirtschaft wird auf einschlägigen Fachtagungen und Kongressen der aktuelle Stand vorgestellt. Den Kommunalverbänden, den Verbänden der Bau- und Telekommunikationswirtschaft danken wir für ihre Unterstützung. Mit dem Arbeitspapier Mikro-/Mini-Trenching wurde in diesem Jahr der Anstoß für ein Standardisierungs verfahren gegeben. Derzeit werden in Deutschland bisher durchgeführte Projekte wissen schaftlich erfasst, ausgewertet und dokumentiert. 14.12.2012 12:58:55 292 293 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.4 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching . ........ 283 3.4 3.4.1 3.4.1.1 3.4.1.2 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ Positionspapier der Fokusgruppe .............................................................. Weiterführung und Fortentwicklung von Förderinstrumenten .................... Verbesserte Rahmenbedingungen für Projektfinanzierungen ..................... 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 292-293 293 294 294 296 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Zielsetzung der Fokusgruppe „Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten“ ist es, Möglichkeiten zur Erleichterung der Finanzierung von Next-Generation-AccessProjekten (NGA-Projekten) im ländlichen Raum zu entwickeln bzw. anhand von Best Practices zu diskutieren. Die Teilnehmer der Fokusgruppe diskutierten aus diesem Grund auch Pilotprojekte, die für eine Bewerbung bei der Connecting Europe Facility (CEF) zur Förderung des Breitbandausbaus in Frage kommen könnten. In eine der Sitzungen der Fokusgruppe wurden Vertreter der Europäischen Kommission eingeladen, um mit ihnen Rahmenbedingungen und Kriterien zur Umsetzung von Breitbandprojekten zu spezifizieren, die durch das CEF-Programm unterstützt werden könnten. Ein Ergebnis dieser Diskussion war ein offener Brief an die EU-Kommissarin Neelie Kroes (Brief und Antwort, siehe Abbildungen 3.4-1 bis 3.4-4). Des Weiteren erfolgte die Sammlung von 180 Pilotprojekten, die den Bedarf am CEF-Programm verdeutlichte und ein differenziertes Meinungsbild liefern konnte (Kommentar der Fokusgruppe, siehe Infobox auf Seite 297). Darüber hinaus wurden Ansätze zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Finanzierung des NGA-Ausbaus im ländlichen Raum diskutiert und mündeten in folgendem Positionspapier. Die Teilnehmer der Fokusgruppe diskutier ten Pilot-Projekte, die für eine Bewerbung bei der Connecting Europe Facility (CEF) zur Förderung des Breitbandausbaus in Frage kommen könnten. 14.12.2012 12:58:56 294 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.4.1 Die Regulierung muss ganz im Sinne der Breitbandstrategie der Bundesregierung wettbewerbs- und investitionsfreundlich ausgestaltet sein. Positionspapier der Fokusgruppe Die flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen und der Aufbau von Netzen der nächsten Generation sind elementare Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Wachstum Deutschlands und einen steigenden Wohlstand der Bevölkerung. Erfreulicherweise unterliegt der Telekommunikationsmarkt einem intensiven Wettbewerb, der zu vielfältigen Angeboten und niedrigen Preisen geführt hat. Nach Auffassung der in der UAG vertretenen Unternehmen steht auch die Regulierung in der Verantwortung: Sie muss ganz im Sinne der Breitbandstrategie der Bundesregierung wettbewerbs- und investitionsfreundlich ausgestaltet sein. Welche Maßnahmen dies konkret sein könnten, ist mit den Marktteilnehmern weiter zu diskutieren. Die Einführung eines Universaldienstes ist kontraproduktiv. Zudem sollten die zuständigen Behörden (insbesondere Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt) innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens Kooperationsmodellen zwischen öffentlichen und privaten Trägern sowie privater Akteure untereinander mehr Handlungsspielraum gewähren. 3.4.1.1 Zur Unterstützung des Breitbandausbaus bestehen verschiede ne Förderinstrumen te, die den Auflagen der Beihilfeleitlinien der EU-Kommis sion unterliegen. 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Weiterführung und Fortentwicklung von Förderinstrumenten Zur Unterstützung des Breitbandausbaus bestehen verschiedene Förderinstrumente, die den Auflagen der Beihilfeleitlinien3 der EU-Kommission unterliegen. Hierunter fallen unter anderem die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK), die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie diverse Programme der Länder. Hintergrund dieser Instrumente war die Gewährleistung einer Breitbandgrundversorgung, vor allem in ländlichen oder stadtnahen Regionen. Diese Instrumente müssen mit Blick auf den schrittweisen NGA-Ausbau in den schwer zu 3 Diese befinden sich in Bearbeitung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 294-295 295 versorgenden Gebieten weitergeführt und „Kurze technologische Innovations von Bund, Ländern und Kommunen durch zyklen und wachsenden Bandbreiten bedarfe fordern von der Telekommuni eine gemeinsame finanzielle Kraftanstrenkationsbranche hohe Investitionen. gung zügig fortentwickelt werden. Kooperationsmodelle im Markt, Auf europäischer Ebene wird derzeit der effizienzsteigernde Synergien und eine neue mehrjährige Finanzrahmen für die investitionsfreundliche Regulierung, Infrastrukturfonds EFRE und ELER diskudie den Ausbau neuer Infrastruktur tiert. Bei Einsatz und Strukturierung der stimuliert, sind die wichtigsten Schlüssel für die Finanzierung eines wettbewerbs Mittel ist auf die Belange und Bedarfe logetriebenen Breitbandausbaus.“ kaler Projekte, wie sie für Deutschland charakteristisch sind, und auf die bestehenden Netzinfrastrukturen zu achten. Die etabRené Schuster lierten Förderprogramme sollen ab 2014 CEO Telefónica Germany GmbH & Co. OHG durch das Instrument der Connecting Europe Facility (CEF) ergänzt werden. Die EU macht durch dieses Instrument deutlich, dass Finanzierungs- und Zuschussmöglichkeiten genutzt werden müssen, um effiziente Investitionen in schwer zu versorgenden Gebieten auslösen zu können. Die Förderkriterien der CEF sind bislang jedoch noch zu undifferenziert. Die Fokusgruppe betont die Notwendigkeit einer Förderung dort, wo in absehbarer Zukunft kein Ausbau im Markt zu erwarten ist. Es sollten Projekte gefördert werden, die wettbewerbliche Marktstrukturen unterstützen (zum Keinesfalls dürfen Beispiel Open Access, Co-Investmentmodelle). Keinesfalls dürfen bereits getätigte bereits getätigte Investitionen in Breitbandnetze entwertet wer- Investitionen in Breitbandnetze den. Der Grundsatz der Technologieneutralität ist einzuhalten, so- entwertet werden. weit die jeweilige Technologie die geforderte Bandbreite erfüllt. Zur Verdeutlichung der Notwendigkeit von Förder- und Finanzierungsprogrammen wie CEF wurden 180 Ausbau-Projekte aus allen Teilen Deutschlands gesammelt und der Europäischen KommisDas Volumen sion gemeldet. Das Volumen der geplanten Investitionen beträgt der geplanten 8,4 Milliarden Euro und betrifft 11,9 Millionen Haushalte. Damit Investitionen beträgt 8,4 Milliarden Euro unterstreicht es die große Bedeutung von CEF für die Akteure des und betrifft 11,9 Millionen Haushalte. Breitbandausbaus in Deutschland. Für eine Versorgung des ländlichen Raums mit Hochleistungsnetzen müssen Synergien umfassend ausgeschöpft werden. Hierzu ist die weitgehende Mitnutzung vorhandener, geeigneter Infrastrukturen zu gewährleisten. Die Projektgruppe „Flächendeckender 14.12.2012 12:58:56 296 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Ausbau von Hochleistungsnetzen“ hat diesen Punkt unter der Überschrift „Innovative Technologien, Synergien und Nutzung vorhandener Infrastruktur, Open Access“ (siehe Kapitel 3.5.3.2 auf Seite 316) näher ausgeführt. 3.4.1.2 Es bedarf der Identifi zierung von Gründen, weshalb vorhande ne Finanzierungs programme nicht oder nicht ausreichend angenommen werden. Auch anderweitige Möglichkeiten zur Beteiligung der Hauseigentümer an den Kosten des Ausbaus sind zu prüfen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 296-297 Verbesserte Rahmenbedingungen für Projektfinanzierungen Eine Umsetzung von Projektfinanzierungen zum Aufbau von Hochleistungsnetzen muss stärker unterstützt werden. Hierzu gehören die effiziente Einbindung von Banken und Sparkassen und die Verbesserung der Kommunikation der verschiedenen existierenden oder neu aufzulegenden Finanzierungsmodelle. Zudem bedarf es der Identifizierung von Gründen, weshalb vorhandene Finanzierungsprogramme nicht oder nicht ausreichend angenommen werden. Mit diesen und anderen Finanzierungshemmnissen befasst sich die „AG Finanzierung“ des BMWi und erfasst damit die gesamte Seite der Fremdfinanzierung (Mittel, Hemmnisse). Zudem hat die AG den Auftrag, Transparenz über Finanzierungsmöglichkeiten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) herzustellen und die Tauglichkeit vorhandener KfW-Programme für den Breitbandausbau zu prüfen. Die Fokusgruppe begrüßt dieses Vorhaben, hält ein dezidiertes Breitband-Förder- und/oder Finanzierungsprogramm, beispielsweise der KfW oder aus EU- bzw. Bundesmitteln, gleichwohl für wünschenswert. Seit Anfang des Jahres verfügt zum Beispiel die Landwirtschaftliche Rentenbank über ein Programm, welches für den Breitbandausbau genutzt werden kann. Vereinfachte Finanzierungsbedingungen beinhalten des Weiteren günstige Zinssätze sowie langfristige Kreditlaufzeiten. Auch Bürgschaften sowie Haftungsfreistellungen können eine Finanzierung erleichtern. Darüber hinaus wären Möglichkeiten für Hauseigentümer zu prüfen. Diese könnten Steuererleichterungen umfassen. Im Gegenzug finanziert der Hauseigentümer den so genannten Hausstich oder die Inhaus-Verkabelung. Die bestehenden Möglichkeiten im Rahmen der Handwerkerregelung können hierfür bereits genutzt werden. Auch anderweitige Möglichkeiten zur Beteiligung der Hauseigentümer an den Kosten des Ausbaus sind zu prüfen. 297 Die etablierten Förderprogramme sollen ab 2014 durch das Instru ment der Connecting Europe Facility (CEF) ergänzt werden. Die EU macht durch dieses Instrument deutlich, dass Finanzierungsund Zuschussmöglichkeiten genutzt werden müssen, um effiziente Investitionen in schwer zu versorgenden Regionen auslösen zu können. Die Förderkriterien der CEF sind bislang jedoch noch zu undifferenziert. Die Fokusgruppe betont die Notwendigkeit einer Förderung dort, wo in absehbarer Zukunft kein Ausbau im Markt zu erwarten ist. Es sollten Projekte gefördert werden, die wettbewerbliche Marktstrukturen unterstützen (zum Beispiel OpenAccess, Co-Investmentmodelle). Keinesfalls dürfen bereits getätigte Investitionen in Breitbandnetze entwertet werden. Der Grundsatz der Technologieneutralität ist einzuhalten, soweit die jeweilige Technologie die geforderte Bandbreite erfüllt. Zur Verdeutlichung der Notwendigkeit von Förder- und Finanzierungsprogrammen wie CEF wurden 180 Ausbau-Projekte aus allen Teilen Deutschlands vom Breitbandbüro des Bundes gesammelt und der Europäischen Kommission gemeldet. Das Volumen der geplanten Investitionen beträgt 8,4 Milliarden Euro und betrifft 11,9 Millionen Haushalte. Dies unterstreicht die große Bedeutung von CEF für die Akteure des Breitbandausbaus der Bundesrepublik Deutschland. 14.12.2012 12:58:56 298 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Abbildung 3.4-1: Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (1/3) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 298-299 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten 299 Abbildung 3.4-2: Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (2/3) 14.12.2012 12:58:56 300 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Abbildung 3.4-3: Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (3/3) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 300-301 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten 301 Abbildung 3.4-4: Antwort Nellie Kroes (Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission) 14.12.2012 12:58:56 302 303 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching . ........ 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 3.5.1 3.5.1.1 3.5.2 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ Breitband als Voraussetzung für eine moderne Gesellschaft ..................... Kernaussagen .......................................................................................... Open Access als Katalysator für den flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen . ........................................................................ 3.5.2.1 Ordnungspolitische Aspekte von Open Access ......................................... 3.5.2.1.1 Wahlmöglichkeiten für Verbraucher .......................................................... 3.5.2.1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen ............................................................... 3.5.2.2 Organisatorische Aspekte von Open Access ............................................. 3.5.3 Erfolgsfaktoren beim flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen . ........................................................................ 3.5.3.1 Risikofaktoren .......................................................................................... 3.5.3.2 Erfolgsfaktoren . ....................................................................................... 3.5.3.3 Thesen zum flächendeckenden Breibbandausbau ..................................... 3.5.4 Fachkräftesicherung für den Glasfasernetzausbau .................................... 3.5.4.1 Ein erfolgreicher Glasfaserausbau setzt Qualität und ausgebildete Fachkräfte voraus .................................................................................... 3.5.4.2 Aktuelle und prognostizierte Fachkräftesituation ...................................... 3.5.4.3 Handlungsvorschläge und Forderungen .................................................... Anlage: BITKOM-Stellungnahme Technische Potenziale LTE-Mobilfunk und VDSL-Vectoring ........................ 303 303 306 307 307 307 309 310 312 313 313 317 318 318 319 319 231 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 302-303 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 3.5.1 Breitband als Voraussetzung für eine moderne Gesellschaft Leistungsfähige Breitbandnetze haben sich innerhalb weniger Jahre zu einer Grundvoraussetzung für eine moderne Gesellschaft entwickelt. Nachdem das Ziel einer Grundversorgung fast vollständig erreicht werden konnte, ist der gemeinsame Fokus von Wirtschaft und Politik nun auf einen möglichst zügigen Ausbau von Hoch- und Höchstleistungsnetzen gerichtet. Einigkeit besteht darüber, dass mittel- bis langfristig nur eine möglichst flächendeckende Aufrüstung der Netzinfrastruktur mit Glasfasern den wachsenden Bandbreitenbedarf decken kann. In vielen Regionen haben infrastrukturausbauende Unternehmen bereits damit begonnen, Glasfasern näher zu den Haushalten oder bis in die Häuser hinein zu verlegen. Zugleich tragen die Ausbauverpflichtungen für den Rollout von LTE sowie technologische Weiterentwicklungen dazu bei, dass weiße Flecken erschlossen werden. Hinsichtlich der technischen Potenziale von LTE-Mobilfunk einerseits und VDSL-Vectoring andererseits verweist die Projektgruppe auf die anliegende Stellungnahme, die von der Geschäftsstelle des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. Einigkeit besteht darüber, dass mittelbis langfristig nur eine flächendecken de Aufrüstung der Netzinfrastruktur mit Glasfasern den wach senden Bandbreiten bedarf decken kann. 14.12.2012 12:58:56 304 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 305 Flächendeckendes Breitband Die zentrale Infrastruktur für alle Netze Ist-Zustand In Umsetzung Planung Ziel 2012 2012/2013 2014 2018 Grundversorgung 51% Für 51% aller Haushalte ist eine Bandbreite von mind. 50 MBit/s verfügbar. Glasfaserausbau LTE-Rollout: Erschließung der „Weißen Flecken“ in ländlichen Räumen über LTE Kabelnetzausbau Strategieumsetzung 75% Strategieumsetzung LTE Advanced bis 1 GBit/s Einführungsbeginn Versorgung von 75% aller Haushalte mit 50 MBit/s Technologieneutraler Ausbau der Breitbandinfrastruktur: Technische Potentiale bilden wichtige Voraussetzungen für einen technologieneutralen Ausbau der Breitbandinfrastruktur als Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft, Bund, Länder und Kommunen. Konsequente Anwendung von Open Access Modellen (Risikoteilungen und optimierte Auslastung, erhöhte Wirtschaftlichkeit) Flächendeckender Breitbandausbau 100% Für 100% aller Haushalte ist eine Bandbreite von mind. 50 MBit/s verfügbar (Ziel der Bundesregierung). Rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen, Sicherstellung von Transparenz und Diskriminierungsfreiheit VDSL, z. B. Vectoring Kabelnetze LTE Qualifikation und nachhaltige Förderung von Fachkräften Satelliten Abbildung 3.5-1: Infografik Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 304-305 14.12.2012 12:58:56 306 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen „Eine Breitbandversorgung zu güns tigen Preisen, die alle modernen Technologien einschließt, ist für die Sicherung unseres Industriestandorts von zentraler Bedeutung. Einer konsequenten Wettbewerbspolitik muss endlich wieder Vorrang eingeräumt werden. Subventionen können nur ein letztes, für den Bürger sehr teures Förderelement sein. Richtige Wirtschaftspolitik räumt Belastungen aus dem Weg, schafft Raum für Innovation und sichert den Verbraucherschutz.“ Gerd Eickers Präsident Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. 3.5.1.1 (BITKOM) zwischen den Herstellern Alcatel-Lucent, Huawei Technologies und Nokia Siemens Networks abgestimmt und konsolidiert worden ist (siehe BITKOM-Stellungnahme in der Anlage ab S. 321). Die Projektgruppe verfolgt das Ziel, allgemeingültige Kriterien zum erfolgreichen Netzausbau in schwer zu versorgenden Gebieten aufzustellen. Hierzu wurden verschiedene Hochleistungsnetze in solchen Gebieten untersucht und anhand der dortigen Erfahrungen Risiken und Erfolgsfaktoren identifiziert. Mit dem flächendeckenden Breitbandausbau zusammenhängende Fragen sowohl zu ordnungspolitischen als auch zu organisatorischen Aspekten von Open Access wurden ebenfalls behandelt. Schließlich wurden Strategien zur Sicherung des notwendigen Fachkräftebedarfs erarbeitet. 3.5.2 Open Access als Katalysator für den flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen 3.5.2.1 Ordnungspolitische Aspekte von Open Access Open-Access-Modelle können aufgrund von Risikoteilung und optimierter Auslastung den Ausbau von Hochleistungsnetzen in der Fläche beschleunigen, da sie Investitionspotenziale ausschöpfen und wirtschaftlich tragfähige Modelle mit einem Return on Invest ermöglichen.4 Insbesondere in Regionen, in denen kein Infrastruktur wettbewerb zwischen Hochleistungsnetzen zu erwarten ist, kann durch Open-Access-Modelle dennoch ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Breitbandanbietern ermöglicht werden. Zudem können Regulierungseingriffe vermieden werden, soweit den Verbrauchern vielfältige Wahlmöglichkeiten gegeben und Marktlösungen gefördert werden. Aufbauend auf dem Ergebnispapier der Projektgruppe „Open Access“ der AG2 des Nationalen IT-Gipfel 2010 sollen im Folgenden die Bedeutung der Wahlmöglichkeit der Verbraucher sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen und regulatorischen Konsequenzen von Open Access näher beschrieben werden. 307 Open-Access-Modelle können aufgrund von Risikoteilung und opti mierter Auslastung den Ausbau von Hoch leistungsnetzen in der Fläche beschleunigen. Kernaussagen 3.5.2.1.1 Wahlmöglichkeiten für Verbraucher Zur Erhöhung der Netzauslastung bieten sich Kooperationen in Form von Open Access an – insbesondere in ländlichen Gebieten. Der flächendeckende Breitbandausbau ist nur durch das gemeinsame Engagement von Wirtschaft, Bund, Ländern und Kommunen zu bewältigen. Die Finanzierung bleibt kritischer Faktor. Deshalb sind sämtliche Möglichkeiten zur Kostensenkung wie die Nutzung von Synergien und innovativen Verlegetechniken auszuschöpfen. In einigen Gebieten bleibt staatliche Förderung weiterhin notwendig, die vorhandenen Programme sind zu nutzen und zu optimieren. Zur Erhöhung der Netzauslastung bieten sich Kooperationen in Form von Open Access an – insbesondere in ländlichen Gebieten. Daher ist künftig weiter an der konkreten praktischen Umsetzung von Open Access zu arbeiten. Schließlich gilt es, den für den flächendeckenden Breitbandausbau erforderlichen Fachkräfte bedarf durch geeignete Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen langfristig zu sichern. Nach Überzeugung der Projektgruppe stärkt Open Access die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher in dem Umfang, in dem es einen nachhaltigen Wettbewerb fördert. Mit anderen Worten: Durch die vielerorts neu entstehenden Netze der nächsten Generation (NGA-Netze) wird der Markt heterogener. Es entwickelt sich eine Multi-Carrier- und Multi-Technologie-Umgebung. Gute Wettbewerbschancen der am Markt tätigen Unternehmen fördern die Wahlmöglichkeiten der Kunden. Denn die Möglichkeiten von Privat- und Geschäftskunden, zwischen verschiedenen Dienstleistern, Produkten und Preismodellen zu wählen, steigen, wenn allen Marktteilnehmern, basierend auf den Prinzipien der Freiwilligkeit und Technologieneutralität, ein transparenter und Gute Wettbewerbs chancen der am Markt tätigen Unternehmen fördern die Wahlmög lichkeiten der Kunden. 4 Siehe hierzu Ergebnispapier der IT-Gipfel-Projektgruppe Open Access aus 2010. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 306-307 14.12.2012 12:58:57 308 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Open Access ermöglicht es allen Marktakteuren, den Endkunden Produkte mit gesicherter Qualität und Bandbreite bundes weit anzubieten. Parallele und innova tive Retail-Angebote verschiedener Anbie ter über dasselbe Netz wirken sich positiv auf die Amortisation der Netzinvestition aus. diskriminierungsfreier Netzzugang – und somit gleiche Wettbewerbsbedingungen – ermöglicht werden. Mit der diskriminierungsfreien Beteiligung aller Marktteilnehmer, die zusätzlich durch die technische Interoperabilität der neu entstehenden Netze mittels Standardisierung von Schnittstellen und Prozessen zu gewährleisten ist, ermöglicht Open Access allen Marktakteuren, Produkte für den Endkunden mit gesicherter Qualität und Bandbreite im Idealfall bundesweit anzubieten. Endkunden können so frei zwischen möglichst unterschiedlichen Produkten, Qualitäten, Preisen und Anbietern entscheiden. Die Arbeitsgruppe „Interoperabilität“ des NGA-Forums und die dort beteiligten Unternehmen haben mit der Verabschiedung des Grundsatzdokuments „Technische und operationelle Aspekte des Zugangs zu Glasfasernetzen und anderen NGA-Netzen“ sowie einer Leistungsbeschreibung eines Ebene 2-Zugangsprodukts für Glasfaseranschlussnetze bereits einen erheblichen Beitrag für die Erarbeitung einheitlicher Standards geleistet.5 Steigende Wahlmöglichkeiten auf Seiten der Verbraucher bedeuten, dass Breitbandanbieter ihre Produkte marktgerecht gestalten und neue Produkte und Dienste entwickeln und anbieten können, soweit hierfür eine entsprechende Nachfrage von Seiten der Verbraucher besteht. Parallele und innovative Retail-Angebote verschiedener Anbieter über dasselbe Netz wirken sich wiederum positiv auf die Penetration und somit die Amortisation der Netzinvestition aus. Den größten Mehrwert hinsichtlich der Produktvielfalt entfalten nach Auffassung der Projektgruppe Open-Access-Modelle für Festnetzlösungen, wenn nachfragenden Unternehmen Zugang zu spezifizierten Vorleistungsprodukten ermöglicht wird, die den Vorschlägen zum Beispiel des NGA-Forums Rechnung tragen. Durch das Angebot solcher Vorleistungsprodukte werden zudem verschiedene Wettbewerbsmodelle im Markt bedient. Eine Vielfalt von aktiven und passiven Vorleistungsprodukten führt zu einem Mehr an Wertschöpfung und größeren Gestaltungsmöglichkeiten bei Produkten und Angeboten, was eine noch stärkere Differenzierung der untereinander im Wettbewerb stehenden Unternehmen zum Vorteil der Endkunden ermöglicht. 5 Die Dokumente sind im Internet abrufbar unter: http://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachge- biete/Telekommunikation/RegulierungTelekommunikation/NGAForum/NGAForum_node.html AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 308-309 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 309 3.5.2.1.2 Rechtliche Rahmenbedingungen Die durch Open-Access-Modelle beförderte Produkt- und Dienstleistungsvielfalt, die für Verbraucher und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung ist, beruht darauf, dass allen Marktteilnehmern aufgrund freiwilliger Vereinbarungen gleiche, diskriminierungsfreie Wettbewerbschancen geboten werden. Der Aufbau neuer Netze ist derzeit mit erheblichen Risiken und hohen Kosten verbunden. Open Access kann gesetzliche Regelungen zur Wettbewerbssicherung und Regulierung nicht ersetzen. Nach Auffassung der in der AG2 vertretenen Unternehmen und Verbände ist Oben Access gleichwohl: • dazu geeignet, im konkreten Einzelfall von gesetzlichen und regulatorisch induzierten Maßnahmen abzusehen, • vom Grundsatz her ein auf Freiwilligkeit beruhendes Konzept, das den Vorrang von freiwilligen Angeboten und das Primat von Marktlösungen erfordert sowie, wenn freiwillig angebotener Open Access zumindest die Bedingungen Transparenz und Diskriminierungsfreiheit erfüllt, keine Regulierungseingriffe erforderlich macht, • nicht zu mehr, sondern zu weniger Regulierung führt, • eine Alternative zu herkömmlichen regulatorischen Maßnahmen, da gelebter Open Access einen nachhaltigen Wettbewerb im Markt erzeugen kann. Dies bedeutet wiederum nicht, dass Open Access mit einer symmetrischen Regulierung gleichzusetzen wäre. Im Fall der Nicht einigung auf kommerzieller Basis kann ein offener Zugang zu dem betroffenen Netz regulatorisch auch weiterhin nur dann angeordnet werden, soweit die entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen dort erfüllt sind. Damit die Potenziale von Open Access voll zur Entfaltung kommen können, müssen die zwischen den beteiligten Unternehmen auf freiwilliger Basis vertraglich vereinbarten Zugangskonditionen eine Berücksichtigung des von den Beteiligten jeweils übernommenen Investitionsrisikos ermöglichen – also die Möglichkeit eine angemessene Differenzierung der Zugangspreise in Abhängigkeit vom jeweils übernommenen Risiko eröffnen. Konkrete Ausprägungsvarianten einer solchen Risikoteilung stellen zum Beispiel Die durch Open-AccessModelle beförderte Produkt- und Dienst leistungsvielfalt be ruht darauf, dass allen Marktteilnehmern auf grund freiwilliger Ver einbarungen gleiche, diskriminierungsfreie Wettbewerbschancen geboten werden. Damit die Potenziale von Open Access voll zur Entfaltung kommen können, müssen die Zugangskonditionen eine Berücksichtigung des jeweils übernom menen Investitions risikos ermöglichen. 14.12.2012 12:58:57 310 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Auf der Grundlage marktwirtschaft licher Mechanismen schafft Open Access für alle Marktakteure bestmögliche Inves titionsbedingungen. Co-Investment-Modelle und solche Modelle dar, bei denen der Vorleistungsabnehmer sich gegen frühzeitige Zusicherung der Abnahme bestimmter Mengen günstige Mietpreise sichert, dafür aber Auslastungsrisiko übernimmt. Unter diesen Bedingungen schafft Open Access auf der Grundlage marktwirtschaftlicher Mechanismen für alle Marktakteure und Investoren bestmögliche Inves titionsbedingungen, eine optimierte Netzauslastung sowie faire Zugangsbedingungen. 3.5.2.2 Alle Prozesse müssen so ausgestaltet werden, dass Open Access ermöglicht und gleichzeitig die Kosten bei hoher Zuverlässigkeit der Systeme minimiert werden. Die Vielzahl an Anbietern und Nachfragern in NGANetzen bedarf einer gemeinsamen Planung und Umsetzung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 310-311 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Organisatorische Aspekte von Open Access Wie im vorangegangenen Teil bereits ausgeführt, kommt dem Open-Access-Modell sowohl im Hinblick auf Wettbewerb, auf die Netzauslastung – und damit die Wirtschaftlichkeit des Netzausbaus – und nicht zuletzt auf die Wahlfreiheit der Verbraucher eine große Bedeutung zu. Dementsprechend müssen operativ alle Prozesse so ausgestaltet werden, dass Open Access ermöglicht und gleichzeitig die Kosten für alle Beteiligten bei hoher Zuverlässigkeit der Systeme minimiert werden. Dafür müssen die Prozesse der Unternehmen aufeinander abgestimmt und vereinheitlicht werden. Die Sicherung der Qualität ist dabei ein entscheidender Faktor. Schließlich bringt die Weiterentwicklung des Marktes, an dem die Deutsche Telekom nicht mehr nur als Anbieter sondern auch als Nachfrager agiert, eine deut liche Veränderung mit sich. Anders als im herkömmlichen PSTNNetz gibt es in NGA-Netzen nicht nur einen, sondern eine Vielzahl an Netzbetreibern. Alle Anbieter und Nachfrager müssen sich einigen. Dies bedarf einer gemeinsamen Planung und Umsetzung. Die Bundesnetzagentur moderiert diesen multilateralen Prozess erfolgreich über das NGA-Forum. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass nicht jedes Unternehmen überprüfen kann, ob der potentielle Vertragspartner die neuen Schnittstellen beherrscht und in fehlerfreier Qualität anbietet. Vor diesem Hintergrund haben die Unternehmen vereinbart, eine gemeinsam initiierte Testschnittstelle einzurichten, die mittels Zertifizierung aufwendige und sehr teure individuelle Abstimmungsverfahren überflüssig macht: Die Schnittstelle der Zukunft, an der sich Anbieter und Nachfrager gleichermaßen beteiligen werden, und die Schnittstelle für alle Kundenwechselprozesse nennt sich S/PRI. „Geist“ bzw. „Gewitztheit“, die hier phonetisch anklingen, sind sicherlich wichtiger Bestandteil des „Supplier/Partner Requestion Interface“. Die innerhalb des NGA-Forums gebildete Arbeitsgruppe „Prozesse & IT“ beauftragte den Arbeitskreis S/PRI, die erforderlichen Definitionen und technischen Parameter zu spezifizieren. Mitglieder der Arbeitsgruppe sind 1&1 Internet AG, EWE TEL GmbH, M-net Telekommunikations GmbH, NetCologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH, QSC AG, Telefónica Germany GmbH & Co. OHG, Deutsche Telekom AG und Vodafone D2 GmbH. Die Schnittstelle stellt einen bundeseinheitlichen IT-Rahmen für die Abwicklung von folgenden Bestell- und Geschäftsprozessen für Next-Generation-Network-Vorprodukte (NGN-Vorprodukte) zur Verfügung: • Bereitstellung, • Leistungsänderung, • Kündigung, • Entstörung, • Anbieterwechsel. Die Schnittstelle soll den beteiligten Providern eine hohe Automatisierung der Auftragsprozesse in Form von Webservices ermöglichen. Sie birgt hohe Synergieeffekte, da die Schnittstelle auf der Basis heutiger Standards entwickelt wurde und WITA-basiert (Wholesale-IT-Architektur) ist. Sie ist kompatibel zu Vorabstimmungsprozessen und sichert die Qualität durch einen initialen Konformitätstest für jedes teilnehmende Unternehmen. Die Schnittstelle ist in ihrer aktuellen Version auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur veröffentlicht. Die Unternehmen müssen diese Schnittstelle selbst implementieren oder können dies durch externe Dienstleister realisieren. Zurzeit wird ein Konformitätstestverfahren entwickelt und soll den interessierten Unternehmen bereits in wenigen Monaten zur Verfügung stehen. Die Kosten für die Zertifizierung werden dabei außerordentlich moderat sein und keinerlei Hürde auch für kleinere Marktteilnehmer darstellen. Die Schnittstelle wird in Zukunft immer mehr Geschäftsfälle zuverlässig bedienen können und so eine optimale Qualität zu wirtschaftlichen Preisen bieten. Damit ist gewährleistet, dass Open Access nicht nur ein poli tisches Schlagwort oder der Wunsch der Verbraucher nach 311 Die Schnittstelle der Zukunft, an der sich Anbieter und Nachfrager gleichermaßen beteiligen werden, nennt sich S/PRI. Die Schnittstelle soll eine hohe Automatisierung der Auftragsprozesse in Form von Webservices ermöglichen. Die Schnittstelle wird in Zukunft immer mehr Geschäftsfälle zuverlässig bedienen können und so eine optimale Qualität zu wirtschaftlichen Preisen bieten. 14.12.2012 12:58:57 312 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Wettbewerb bleibt, sondern ein zentrales Element für den erfolgreichen Breitbandausbau in Deutschland wird. Wir können davon ausgehen, dass Deutschland mit diesem Open-Access-Ansatz auch im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle einnehmen wird und „Esprit“ nach Europa trägt. 3.5.3 Der wirtschaftliche Breitbandausbau wird derzeit oftmals durch geringe Nachfrage und Zahlungsbereit schaft erschwert. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 312-313 Erfolgsfaktoren beim flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen Im Rahmen der Unterarbeitsgruppe Breitband wurden 2011 verschiedene Ausbauprojekte für Hochleistungsnetze in schwer zu versorgenden Gebieten vorgestellt, um daraus Empfehlungen für den flächendeckenden Breitbandausbau abzuleiten. Empfohlen wurden unter anderm die Nutzung existierender Infrastrukturen sowie die Errichtung passiver Infrastrukturen durch Kommunen und Kreise. Weiter ist gerade beim Ausbau in ländlichen Gebieten ein gemeinsames Vorgehen von Bund, Ländern, Kommunen und Unternehmen notwendig, wobei ein nationales NGA-Förderoder Finanzierungsprogramm äußerst hilfreich wäre, um eine flächendeckende Breitbandversorgung zu erreichen. Schließlich ist der wirtschaftliche Breitbandausbau derzeit oftmals durch geringe Nachfrage und Zahlungsbereitschaft erschwert (Details siehe auch S. 45 ff. des AG2-Jahrbuchs 2011/2012). Konkret wurden 2011 folgende Maßnahmen zur Beschleunigung des Breitbandausbaus empfohlen (siehe S. 53 des AG2-Jahrbuchs 2011/2012): • Schaffung von Markttransparenz sowie Ermöglichung von Synergieeffekten, • Unterstützung von Kooperationen, • Investitions- und wettbewerbsfördernde Regulierungsmaßnahmen, • Indirekte Förderung und KfW-Programm, • Direkte Förderung, • Engagement regionaler Körperschaften als Investor oder Anbieter passiver Infrastruktur. Im diesjährigen IT-Gipfelprozess wurden die Projekte erneut untersucht, um weitere Aussagen über Risiko- und Erfolgsfaktoren für den flächendeckenden Breitbandausbau treffen zu können. 3.5.3.1 313 Risikofaktoren Eine realistische Bedarfsanalyse sowie eine umfassende Vorvermarktung sind kritisch für den Projekterfolg. Sind sie unzureichend oder fehlen vollständig, führt dies in der Regel zu allzu optimistischen Absatzschätzungen, die die Wirtschaftlichkeit gefährden. Ein unzureichendes Projektmanagement führt zu Zeitverzug, finanziellem Mehraufwand und schwindender Akzeptanz. Die fehlende Dokumentation und unsachgemäße Realisierung von Leerrohrsystemen (zum Beispiel im Zuge der synergetischen Nutzung von Baumaßnahmen) führen bei späterer Nutzung zu immensen ungeplanten Folgekosten, die das im Vorfeld getätigte Investment massiv entwerten. Die unsachgemäße Ausführung der Arbeiten am passiven wie auch am aktiven Netz führen zu unnötigen Zusatzkosten, die gegebenenfalls eingesparte Summen in der Auftragsvergabe um ein Vielfaches übersteigen können – zum Beispiel durch Doppelarbeiten durch gegebenenfalls neu zu beauftragende Fachfirmen, zeitlich verzögerte Umsätze oder zusätzliche ungeplante Mittelbedarfe. Die unzureichende Planung oder die Vernachlässigung der einschlägigen Regelwerke, wie zum Beispiel im Denkmalschutz oder Naturschutz, führen nicht selten zur Untersagung auch bereits begonnener Baumaßnahmen oder aber auch zur unnötigen Übererfüllung behördlicherseits gestellter Anforderungen (zum Beispiel die einschlägigen Normwerke übersteigende Anforderungen an die Bauausführung) und damit zu unnötigen Mehrkosten. 3.5.3.2 Eine realistische Bedarfsanalyse sowie eine umfassende Vorvermarktung sind unabdingbar für den Projekterfolg. Die fehlende Doku mentation und unsach gemäße Realisierung von Leerrohrsystemen führen bei späterer Nutzung zu immen sen ungeplanten Folgekosten, die das getätigte Investment massiv entwerten. Erfolgsfaktoren Dezentraler Ausbau im Technologiemix Die untersuchten Projekte konnten allesamt Fortschritte verzeichnen und untermauern damit, dass der Breitbandausbau dezentral und unter Verwendung sämtlicher Technologien sowie deren Kombination erfolgt (zum Beispiel Nutzung von Richtfunk in Kombination mit VDSL oder Nutzung der LTE-Frequenzen). Ein Glasfaserausbau bis zum Haus oder bis in die Wohnung (FTTB/H) ist unter bestimmten Umständen auch in ländlichen Regionen realisierbar. In vielen Gebieten geschieht der Ausbau allerdings zunächst durch den 14.12.2012 12:58:57 314 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Der zügige LTE-Aus bau trägt dazu bei, Glasfaserleitungen näher an den Kun den zu bringen. Der FTTC-Ausbau ist eine vergleichsweise schnell realisierbare und mit geringem Investment verbun dene Möglichkeit, unoder unterversorgte Gebiete breitban dig anzubinden. Glasfaserausbau bis zum Kabelverzweiger, der mit VDSL-Technologie aufgerüstet wird. Von hier aus ist dann ein weiterer schrittweiser Glasfaserausbau näher zum Kunden möglich. Der zügige LTE-Ausbau trägt bereits heute und zukünftig dazu bei, Glasfaserleitungen näher an den Kunden zu bringen, wenn die Antennenstandorte mittels Glasfaserleitungen angebunden werden. Zudem wurden bereits bis Sommer 2012 in 11 der 13 unterversorgten Bundesländer die Ausbauverpflichtungen der Digitalen Dividende I erfüllt und dabei kurzfristig viele weiße Flecken erschlossen. Der FTTC-Ausbau ist eine vergleichsweise schnell realisierbare und – verglichen mit einem sofortigen FTTH-Ausbau – mit geringem Investment verbundene Möglichkeit, un- oder unterversorgte Gebiete breitbandig zu versorgen. Wo nicht sofort alle Bedarfs regionen berücksichtigt werden können, ermöglicht der schrittweise FTTC-Ausbau eine Erschließung weiterer Gebiete in den nächsten Jahren. Gleichwohl verbleiben Versorgungslücken und damit weiterhin Handlungsbedarf. Finanzierung / Förderung Breitbandfinanzierung ist für viele regionale Geldinstitute unbekanntes Terrain. Wo Fördermittel in Anspruch genommen wurden, berichteten die Akteure oftmals von komplizierten Abstimmungen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 314-315 Die Finanzierung von Breitbandnetzen in dünn besiedelten Gebieten befindet sich vielfach am Rande der Wirtschaftlichkeit und erfordert deshalb individuelle Konzepte und ein „Commitment“ der Akteure. Grundsätzlich bieten sich gerade in ländlichen Gebieten die regionalen Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken als Partner vor Ort an. Breitbandfinanzierung ist jedoch für viele regionale Geldinstitute unbekanntes Terrain, gleichzeitig existiert heute kein Markt für Breitbandnetze. Daher ist eine Informationsoffensive anzuraten, die die Bedeutung eines Breitbandnetzes für die Regionen unterstreicht und es zudem als langfristigen, sicheren Business Case darstellt. Ein realistischer Business Case ist – wie überall – zur Vermeidung komplizierter Nachfinanzierungen und zur Erhaltung der Glaubwürdigkeit notwendig. In vielen dünn besiedelten Gebieten bleiben direkte Fördermittel und/oder Bürgschaften zur Schließung der Deckungslücke zwingend notwendig. Wo Fördermittel in Anspruch genommen wurden, berichteten die Akteure oftmals von komplizierten Abstimmungen. Deshalb sollten innerhalb der Kommunalverwaltung von Beginn an 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 315 verbindliche Zuständigkeiten festgelegt wer„Der flächendeckende Breitbandausbau den („Breitbandbeauftragter“) und vorhanzur Überwindung der „digital divide“, also der digitalen Spaltung von Stadt dene Beratungsmöglichkeiten, zum Beispiel und Land, ist eine gesamtgesellschaft durch die Breitbandkompetenzzentren der liche Aufgabe, die aufgrund der damit Länder und des Bundes, genutzt werden. verbundenen langfristigen Wachstum Die im letzten Jahr ausgesprochene simpulse eine wichtige volkswirtschaft Empfehlung zur Etablierung/Realisierung liche Dimension hat. Die Kabelnetz eines KfW-Förderprogramms für den Breitbetreiber haben sich dieser Aufgabe in besonderer Weise angenommen. Bereits bandausbau bleibt bestehen. Ein solches Ende 2013 werden sie für rund zwei Programm hätte nicht zuletzt SignalwirDrittel aller bundesdeutschen Haushalte kung und wäre Ausdruck des politischen Hochgeschwindigkeits-Internet anbieten Willens, den Breitbandausbau voranzutreikönnen – und das auch in vielen länd ben. Aus diesem Grunde werden zudem in lichen Gebieten.“ einer Arbeitsgruppe des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die vorhandenen Förderprogramme auf ihre Dr. Adrian v.Hammerstein Vorstandsvorsitzender Geeignetheit für den Breitbandausbau evaKabel Deutschland Holding AG luiert. Flankierend sollte die Nutzung der Mittel aus dem von der Europäischen Union angestrebten CEF-Programm angestrebt werden. Nicht zuletzt ist auch der sich in Überarbeitung befindende beihilferechtliche Rahmen der EU praktikabel und technologieneutral auszugestalten. Unterstützung der Politik vor Ort: Kommunikation, Planung und Abstimmung, realistische Einschätzung der Nachfrage Wie oben gesagt, geschieht der Breitbandausbau dezentral in regionalen Ausbaugebieten. In allen untersuchten Projekten war die umfassende Unterstützung durch die kommunale Politik maßgeblich für den Projekterfolg. In der Planungs- und Umsetzungsphase bleibt die enge Zusammenarbeit zwischen dem ausbauenden Unternehmen, den Vertretern von Politik und Verwaltung und gegebenenfalls der Planungsfirma erfolgsentscheidend. Dies gilt umso mehr in schwierigen topografischen Lagen, beim Einsatz unter schiedlicher Verlegetechniken und bei der Nutzung von Synergien sowie bei gebietskörperschaftsübergreifenden Baumaßnahmen. In allen untersuchten Projekten war die umfassende Unterstützung durch die kommunale Politik maßgeblich für den Projekterfolg. 14.12.2012 12:58:57 316 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze In den realisierten Projekten haben sich kurz nach dem Roll out der neuen Infra strukturen positive Effekte hinsichtlich der Standortentwick lung eingestellt. Umfangreiche Kommunikations- und Informationsmaßnahmen zur örtlichen Breitbandversorgung und zum jeweiligen Planungsstand erhöhen Akzeptanz und Nachfrage. Für den wirtschaftlichen Erfolg ist eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Nachfrage notwendig, was allerdings durch die vielfach berichtete Erfahrung erschwert wird, dass sich die Nachfrage oftmals erst nach dem erfolgten Ausbau einstellt. In den realisierten Projekten haben sich vergleichsweise kurz nach dem Rollout der neuen Infrastrukturen erste positive Effekte hinsichtlich der Standortentwicklung, wie zum Beispiel eine erleichterte Vermarktung von Wohnungen und Grundstücken, eine erleichterte bzw. verstärkte Ansiedlung von Gewerbe sowie verstärkte lokale Wertschöpfung, eingestellt. Diese positiven Effekte sollten aktiv kommuniziert werden. Innovative Technologien, Synergien und Nutzung vorhandener Infrastruktur, Open Access Über den neuen § 76 TKG können Ausbaugebiete in einem Zuge vollständig erschlossen werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 316-317 Die im vergangenen Jahr empfohlene Nutzung von Synergieeffekten wird durch das im Frühjahr 2012 verabschiedete TKG grundsätzlich erleichtert. Nun gilt es, die neuen Regelungen praktisch umzusetzen. So müssen seitens der Bundesverwaltung entsprechende Prozesse zur Nutzung von Bundesfernstraßen und Bundeswasserstraßen für die Mitverlegung von Glasfaserleitungen geschaffen werden. Weiterhin sind die Genehmigungsverfahren zur Querung von Bahn- und Autobahnstrecken sowie Gewässern zu vereinfachen bzw. zu beschleunigen. Der Einsatz von Mikro-Trenching, die Nutzung von Abwasser kanälen oder die oberirdische (Freiluft-)Verlegung ermöglichen die wirtschaftliche Erschließung mit Glasfaser insbesondere in länd lichen Gebieten, stoßen aber mancherorts auf Vorbehalte. Die Vorteile dieser Verfahren sind daher entsprechend zu kommunizieren. Einschlägige Landesbauordnungen oder DIN-Normen stehen dem Einsatz des Mikro-Trenching-Verfahrens entgegen oder sehen es zumindest nicht vor. Diese Verordnungen sollten daher entsprechend angepasst oder gelockert werden. Schließlich können über den neuen § 76 TKG, der eine Duldungspflicht von Hauseigen tümern hinsichtlich des Anschlusses ihres Gebäudes an ein NGA- 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 317 Netz vorsieht, Ausbaugebiete in einem Zuge vollständig erschlossen werden und damit spätere Anschlusskosten reduziert werden. Eine Grundanforderung an den Aufbau von Hochleistungsnetzen war die Gewährleistung von Open Access für andere Netzbetreiber. Die Erfahrung aus den Modellprojekten zeigt allerdings, dass die praktische Realisierung von Open Access komplexe Fragen an Technik, Prozesse und Geschäftsmodelle stellt. 3.5.3.3 Thesen zum flächendeckenden Breitbandausbau Die im vergangenen Jahr aufgestellten Empfehlungen konnten auch ein Jahr später untermauert werden: • Es gibt kein Patentrezept für den Breitbandausbau im ländlichen Raum. Der Ausbau geschieht dezentral und abhängig von der Situation vor Ort und im Mix der Technologien und Anbieter. • Die Finanzierung bleibt kritischer Faktor. In dünn besiedelten Gebieten bleibt gezielte Förderung notwendig. • Die Unterstützung durch die örtliche Politik sowie die umfassende Planung und Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren sind erfolgsentscheidend. Dies gilt vor allem, wenn Synergien genutzt und Fördermittel in Anspruch genommen werden sollen. • Die Nachfrage nach hochleistungsfähigem Internet besteht noch nicht überall gleichermaßen. Die frühzeitige und laufende Kommunikation über Projektvorhaben und den Status sowie spezialisierte Retail-Angebote steigern sowohl Akzeptanz als auch Nachfrage. • Innovative (Verlege-)Technologien sowie die Nutzung von Synergien und vorhandener Infrastruktur können zur Kostensenkung beitragen. Die Voraussetzungen und die Akzeptanz hierfür sind deshalb zu optimieren. • In den realisierten Projekten zeigen sich vergleichsweise kurz nach dem Rollout der neuen Infrastrukturen erste positive Effekte hinsichtlich der Standortentwicklung, wie zum Beispiel eine erleichterte Vermarktung von Wohnungen und Grundstücken, eine erleichterte bzw. verstärkte Ansiedlung von Gewerbe sowie verstärkte lokale Wertschöpfung. Es gibt kein Patent rezept für den Breit bandausbau im ländlichen Raum. Der Ausbau geschieht dezentral und abhän gig von der Situa tion vor Ort und im Mix der Technolo gien und Anbieter. Die Nachfrage nach hochleistungsfähigem Internet besteht noch nicht überall gleichermaßen. 14.12.2012 12:58:57 318 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5.4 3.5.4.1 Der Übergang von Kupferleitungen zu Glasfasern bedeutet technologisch einen radikalen Umbruch. Die Planung und die Errichtung von Glas fasernetzen müssen dafür ausgebildeten Spezialisten vorbe halten bleiben. Politik, Unternehmen und nicht zuletzt Ausund Weiterbildungs institutionen in den Regionen müssen für dieses Thema sensi bilisiert werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 318-319 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Fachkräftesicherung für den Glasfasernetzausbau Ein erfolgreicher Glasfaserausbau setzt Qualität und ausgebildete Fachkräfte voraus Es besteht Einigkeit besteht darüber, dass mittel- bis langfristig nur eine möglichst flächendeckende Aufrüstung der Netzinfrastruktur mit Glasfasern den wachsenden Bandbreitenbedarf decken kann. In vielen Regionen haben infrastrukturausbauende Unternehmen bereits damit begonnen, Glasfasern näher zu den Haushalten oder bis in die Häuser hinein zu verlegen. Dies gilt auch für den LTE-Ausbau. Der Übergang von Kupferleitungen zu Glasfasern bedeutet technologisch einen radikalen Umbruch: Informationen werden nicht mehr in Form elektrischer Spannungen und Ströme sondern als Lichtsignale übertragen. Dabei erfordert der Umgang mit dem neuen Übertragungsmedium gänzlich andere theoretische und praktische Kenntnisse und den Einsatz spezieller Werkzeuge sowie die Einhaltung höchster Präzision. Wie bereits mehrfach angemerkt, sind Glasfaserinvestitionen mit sehr hohen Kosten verbunden. Umso wichtiger ist eine hohe Qualität, da nur ein dem Stand der Technik entsprechendes und zuverlässig funktionierendes Glasfasernetz Gewähr dafür bieten kann, dass sich die getätigten Investitionen in angemessener Zeit amortisieren. Aus diesen Gründen müssen die Planung und die Errichtung von Glasfasernetzen dafür ausgebildeten Spezialisten vorbehalten bleiben. Dies gilt sowohl für den Bereich des Tiefbaus als auch für den Haus anschluss sowie für die Inhausverkabelung und nicht zuletzt auch für die vorherige Planung von Infrastrukturausbau und Wohnungsbauprojekten durch Architekten und Bauträger. Politik, Unternehmen und nicht zuletzt Aus- und Weiterbildungsinstitutionen in den Regionen müssen für dieses Thema sensibilisiert werden. Dafür hat eine Expertenrunde mit Vertretern aus Bildungseinrichtungen, Kammern und Fachverbänden die Broschüre „Fachkräfte qualifizieren: Lichtwellenleiter-Technologie“ erarbeitet. Die Broschüre ist abrufbar unter: www.dihk.de/lwlfachkraefte. 3.5.4.2 Aktuelle und prognostizierte Fachkräftesituation Bislang gibt es nur wenige Spezialisten für die Lichtwellentechno logie. Schon heute stehen investierende Unternehmen vor der Herausforderung, dem Problem fehlender Fachkräfte durch unternehmensinterne Qualifikationsmaßnahmen zu begegnen. Absehbar ist, dass sich dieses Problem fehlender Fachkräfte im Zuge der schrittweisen Entwicklung der Glasfasertechnologie zur Regeltechnik massiv verschärft und ein großes Risiko für den Ausbau darstellt – sowohl im Hinblick auf einen möglichst zügigen Ausbau als auch hinsichtlich der für die Rentabilität erforderlichen Qualität. Dass die Situation kritisch ist, belegt auch eine von den Branchenverbänden gemeinsam durchgeführte Unternehmensbefragung. Aus dieser ergab sich, dass Unternehmen, die im LWL-Ausbau einen wachsenden Markt identifiziert haben, einen außerordentlichen Personalmangel feststellen. Dabei ist davon auszugehen, dass sich dieser Fachkräftebedarf in Zukunft noch verstärken wird. Problematisch ist, dass das Thema LWL-Ausbau in den meisten Berufsschulen bislang gar nicht oder kaum in die Lehrpläne integriert worden ist. Dafür müssen auch die fachgerechte und praxisnahe Qualifizierung der Berufsschullehrer verbessert und die technische Ausstattung der Berufsschulen angepasst werden. 3.5.4.3 319 Absehbar ist, dass sich das Problem feh lender Fachkräfte im Zuge der Entwicklung der Glasfasertechno logie zur Regeltechnik massiv verschärft und ein großes Risiko für den Ausbau darstellt. Die fachgerechte und praxisnahe Qualifi zierung der Berufs schullehrer muss verbessert und die technische Ausstat tung der Berufsschu len angepasst werden. Handlungsvorschläge und Forderungen • Die in Bund, Bundesländern, Landkreisen und Kommunen zuständigen politischen Akteure müssen für die Problematik der Fachkräfte- und Qualitätssicherung im Bereich der Glasfasertechnologie sensibilisiert werden. • Bei allen für die Fragen der beruflichen Ausbildung, der Weiterbildung und des Breitbandausbaus zuständigen Akteuren in den Unternehmen, den Berufsschulen, den IHKs, den HWKs sowie in den Innungen vor Ort muss Problembewusstsein geschaffen werden. • Bei den für Tiefbauprojekte und Wohnungsbauplanungen 14.12.2012 12:58:57 320 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze zuständigen Ingenieuren und Architekten muss Problem bewusstsein geschaffen werden. • In den betroffenen Ausbildungsberufen muss eine verstärkte Vermittlung spezifischer Ausbildungsinhalte zum Bau und Betrieb von Lichtwellenleitertechnologie erfolgen. (Eine Änderung bestehender Ausbildungsordnungen ist genauso wenig erforderlich wie die Schaffung eines neuen Ausbildungsberufes.) • Über existierende Weiterbildungs- und Schulungsangebote für die unterschiedlichen Branchen muss breiter informiert werden. 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 321 Anlage: BITKOM-Stellungnahme Technische Potenziale LTE-Mobilfunk und VDSL-Vectoring 25. Mai 2012 Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. vertritt mehr als 1.600 Unternehmen, davon über 1.000 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software & IT-Services, Telekommunikations- und Internetdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für eine Modernisierung des Bildungssystems, eine innovative Wirtschaftspolitik und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein. Einleitung In der Sitzung der AG „Flächendeckendes Breitband“ vom 29.3.2012 hat das BMWi die anwesenden Hersteller von Telekommunikationstechnik gebeten, einen Überblick über die Entwicklungspotenziale der einzelnen Techniken bis 2018 zu erarbeiten, um die maximale Reichweite einer Versorgung mit Hochleistungsnetzen über den Markt aufzuzeigen. Dementsprechend stellt dieses Dokument einen Überblick über die Entwicklungspotenziale der Mobilfunktechnologie LTE sowie des VDSL Vectoring vor dem Hintergrund maximaler Reichweiten einer Versorgung des Marktes mit Hochleistungsnetzen dar. Die Darstellung ist von der Geschäftsstelle des BITKOM e. V. zwischen den angefragten Herstellern Alcatel-Lucent, Huawei Technologies und Nokia Siemens Networks abgestimmt und konsolidiert worden. Das erste Kapitel ist der Mobilfunktechnolgie LTE gewidmet, das zweite Kapitel beschreibt die Potenziale von VDSL Vectoring. Zusammenfassung Zu Erreichung des Ziels der Bundesregierung eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit mindestens 50 Mbps können neben Glasfaseranschlüssen im Zugangsnetz weitere kosteneffiziente Technologien beitragen. Hierbei wird der LTEMobilfunk durch technische Weiterentwicklung hin zu LTE-Advanced und durch zusätzliches Frequenzspektrum vor allem im 700-MHz-Bereich beitragen. Mit AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 320-321 14.12.2012 12:58:57 322 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze VDSL2-Vectoring ist es möglich, Kupferanschlußleitungen bis ungefähr 1 Km vom Kabelverzweiger für die gewünschten 50 Mbps zu nutzen. Beide Technologien benötigen einen Glasfaseranschluß bis zur Basisstation bzw. zum Kabelverzweiger. 1 50-Mbps-Breitbandversorgung durch LTE-Mobilfunk 1.1 Zielsetzung Die Bundesregierung strebt im Einklang mit den Zielen der Europäischen Digitalen Agenda eine Grundversorgung der gesamten Bevölkerung mit Breitbandanschlüssen an. Dort, wo leitungsgebundene Technologien wie xDSL über Kupferleitungen, Koaxial- und Glasfaserkabel nicht kosteneffizient eingesetzt werden können oder in Gebieten mit hoher Wettbewerbsdichte werden dafür bereits heute Mobilfunktechnologien erfolgreich eingesetzt. Dies bietet sich aus wirtschaftlichen Gründen vor allem für die effiziente Abdeckung geographisch großer und verhältnismäßig dünn besiedelter Gebiete an. Die Weiterentwicklung von Mobilfunktechnologien wie LTE hin zu hoher spektraler Effizienz, hohen unterstützten Bandbreiten und kurzen Latenzzeiten ermöglicht hierbei eine Breitbandnutzung wie im Festnetz ohne neue Leitungen zu den Teilnehmern verlegen zu müssen. Besonders hilfreich sind Trägerfrequenzen mit hohen Reichweiten, wie sie durch die Umwidmung von Fernsehspektrum bei 800 MHz im Rahmen der Digitalen Dividende für den Mobilfunk nutzbar gemacht wurden. Nachdem das Breitband-Grundversorgungsziel mit maßgeblichem Beitrag von LTE bei 800 MHz inzwischen in vielen Bundesländern erreicht ist, strebt die Bundesregierung die Versorgung mit Hochleistungs-Breitbandanschlüssen mit nominal 50 Mbps an. Diese sollen im Jahr 2014 75% der Haushalten und im Jahr 2018 100 % der Haushalte zur Verfügung stehen. Im Folgenden wird dargestellt, wie auch hier der Mobilfunk komplementär dazu beitragen kann, das Ziel einer flächendeckenden Versorgung effizient zu erreichen. 1.2 Leistungsfähigkeit von LTE in der Breitbandversorgung LTE, das heißt die Long Term Evolution des Universal Mobile Telephony Systems (UMTS) und seinem High Speed Packet Access (HSPA), wurde entwickelt, um die gestiegenen Anforderungen an mobile Breitbanddienste kostengünstig erfüllen zu AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 322-323 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 323 können. Dabei steigern unter anderem Technologien wie OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiple Access), MIMO (Multiple Input Multiple Output MehrfachAntennensysteme) sowie die Möglichkeit optimierter Verwaltung der Ressourcen der Funkschnittstelle im Millisekundentakt die spektrale Effizienz erheblich. Heute verfügt LTE über eine maximale Datenrate pro Sektor einer Basisstation von bis zu 150 Mbps in 20 MHz-Frequenz-Duplex (FDD), wie er in höheren Frequenzbändern wie den 2.6-GHz- und den 1800-MHz-Bändern zum Einsatz kommt. Diese Frequenzbänder bieten eine hervorragende Kapazität für Datenübertragung, aber aufgrund der höheren Trägerfrequenzen beschränkte Reichweiten. Daher sind sie insbesondere für den mobilen Breitbandzugang in dicht besiedelten Gebieten geeignet. In diesen ist die fixe Breitbandversorgung typischerweise effizient durch leitungsgebundene Verfahren möglich oder sogar bereits verfügbar und die Kapazität der Mobilfunknetze ermöglicht ergänzend den mobilen Internetzugang für Smartphones, Tablet- oder Laptop-Computer und andere mobile Endgeräte. Neben den hohen verfügbaren Datenraten sorgen die sehr kurzen Latenzzeiten von LTE für einen dem Festnetz Eindruck der Benutzung von Internetdiensten. Entwicklung vonebenbürtigen Datendurchsatz undinLatenzzeiten Leistungsfähigkeit von LTE Datendurchsatz 150 Mbps Latenzzeit 150ms <50ms >42 Mbps 10ms <1 Mbit GSM HSPA+ LTE GSM HSPA+ LTE © Nokia Siemens Networks Abbildung 3.5-2: Entwicklung von Datendurchsatz- und Latenzzeiten Quelle: Nokia Siemens Network In den ausbreitungstechnisch für die Fläche interessanten Frequenzbändern unterhalb von 1 GHz steht LTE typischerweise heute eine Trägerbandbreite von 10-MHzFDD je Betreiber im 800-MHz-Band aus der Digitalen Dividende zur Verfügung, was Datenraten bis zu 75 Mbps ermöglicht. Allerdings hängen in Funknetzten tatsächlich erreichte Datenraten ab von Faktoren wie 14.12.2012 12:58:57 324 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen • • • • der Entfernung zur Basisstation, den eingesetzten Antennentypen, der Abschattungssituation am Empfangsort und der Belastung der eigenen und der angrenzenden Mobilfunkzellen mit Daten verkehr. So kann in LTE-800-Netzen die maximale Datenrate von 75 Mbps bei alleiniger Nutzung in unmittelbarer Nähe der Mobilfunk-Basisstation zwar erreicht werden, typische gemessene durchschnittliche Datenraten je Teilnehmer in kommerziell genutzten Netzen an verschiedenen Positionen in den Funkzellen bewegen sich hingegen im Bereich von 5 bis um die 20 Mbps (siehe Abbildung 3.5-3). Für einen Haushalt am Rand des Versorgungsgebiets einer Funkzelle sind je nach Planungsvorgaben Werte von 3 bis 5 Mbps realistisch. Diese Werte können stark durch die Wahl des Aufstellortes des drahtlosen Routers im Haus beeinflusst werden – günstig ist zum Beispiel eine Fensterbank im Obergeschoß auf der dem Mobilfunkstandort zugewandten Seite des Hauses. Auch der verwendete Antennentyp am Typisch gemesssener Datendurchsatz in kommerziellen LTE-Netz bei 800 MHz Endgerät kann die erreichbaren Datenraten deutlich beeinflussen. Schweden, Oktober 2011 Schären vor Stockholm 10 MHzOktober LTE2011 @ 800 MHz Schweden, Schären vor Stockholm Mittlerer 10 MHz LTE @Benutzer-Datendurchsatz 800 MHz Mittlerer Benutzer-Datendurchsatz im Downlink: 21 Mbps Typisch gemesssener Datendurchsatz in kommerziellen LTE-Netz bei 800 MHz im Downlink: 21 Mbps Abbildung 3.5-3: Quelle: http://www.telia.se/privat/mobilt-bredband/merom/tackning/ Typisch gemessener Datendurchsatz in kommerziellem LTE-Netz bei 800 MHz Quelle: http://www.telia.se/privat/mobilt-bredband/merom/tackning/ Quelle: http://www.telia.se/privat/mobilt-bredband/merom/tackning/ Durch die günstigen Wellenausbreitungsbedingungen im 800-MHz-Bereich kann ein Basisstationsstandort typischerweise Radien von mehreren Kilometern bis wenige 10 Kilometer abdecken. Abhängig ist dies von der Topographie des Geländes, der Bebauungsdichte, den Höhen der Mobilfunkmasten und weiteren Para metern, sodass große Flächen schnell und kosteneffizient erschlossen werden können. Vermarktet werden solche Anschlüsse heute typischerweise mit „bis zu 7.2 Mbps“, wobei ähnlich wie im Festnetz die tatsächlich erzielbaren Datenraten ein Stück weit von den nominalen abweichen können. Somit kann heute im geplanten AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 324-325 325 Versorgungsgebiet weitgehend die Grundversorgung mit Breitband ohne die Kosten für bauliche Maßnahmen an der leitungsgebundenen Infrastruktur zum Teilnehmer sichergestellt werden. 1.3 LTE-Advanced zum Ausbau der Versorgung auf 50 Mbps LTE wird bereits weiterentwickelt zu LTE-Advanced, kurz auch mit LTE-A bezeichnet. Verbesserte Möglichkeiten der Integration kleiner Zellen in heterogenen Netzen mit intelligentem Interferenzmanangement und unter Ausnutzung auch hoher Trägerfrequenzen wie zum Beispiel bei 3.5 GHz addressieren den dramatisch ansteigenden Kapazitäsbedarf mobiler Netze in dicht besiedelten Gebieten und tragen so zum Ziel der Erhöhung der Nutzerdatenraten bei. Eine weitere Erhöhung der Datenraten kann durch die Nutzung breiterer Trägerfrequenzen erreicht werden. LTE-Advanced kann dabei mittels Carrier Aggregation bis zu 100 MHz anstelle der in LTE maximal verwendeten 20 MHz adressieren, wobei auch Trägerfrequenzen unterschiedlicher Bänder genutzt werden können. Durch Einsatz fortgeschrittener Antennentechnologie kann MIMO für bis zu 8 Sende- und 8 Empfangsantennen angewandt werden, was die Durchsatzdatenrate weiter erhöht. Nachdem die Standardisierung des 3GPP Release 10 für LTE-Advanced weitgehend abgeschlossen ist, konnten bereits Datenraten von eindrucksvollen 1.4 Gbps in 100 MHz Bandbreite bei 4x4 MIMO auf Basis kommerziell verfügbarer Basisstations-Hardware demonstriert werden. Technologische Weiterentwicklung hin zu höherer spektraler Effizienz am Rand des Versorgungsgebiets ist nur begrenzt möglich, da hier durch das thermische Rauschen und sehr geringe Empfangspegel enge physikalischen Grenzen gesetzt sind. Vor allem der Einsatz von Antennentechnologie auf der Teilnehmerseite erlaubt hier Verbesserungen, erfordert aber gegebenenfalls Außen- oder Dachantennen mit Richtwirkung. Hingegen kann zusätzlich zur Verfügung gestelltes Spektrum in etwa linear die Leistungsfähigkeit des Mobilfunksystems verbessern, insbesondere durch weitere Frequenzen im UHF Bereich mit vergleichbarer Reichweite wie in 800 MHz. So hat die Weltfunkkonferenz WRC-2012 mit Wirkung unmittelbar nach der nächsten Konferenz WRC-2015 beschlossen, das sogenannte 700-MHz-Band (694-790 MHz) in der ITU-Region 1 auf co-primärer Basis für IMT Mobilfunk zu allokieren. Die Zeit zwischen den Konferenzen wird für die erforderlichen Koexistenz-Analysen unter 14.12.2012 12:58:58 326 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen anderem zur Klärung der unteren Bandgrenze genutzt. Bei Annahme eines FDDBandplans mit 2 x 30 MHz im 700-MHz-Band wird das für rurale Mobilfunk-Breitbanddienste verfügbare Spektrum verdoppelt. Die Ausweitung von heute 10 MHz Downlink-Bandbreite auf dann 20 MHz über beide Bänder bei einem oder mehreren Netzbetreibern ermöglicht diesen mittels LTE-Advanced Carrier Aggregation somit mindestens eine Verdopplung ihrer angebotenen Datenraten bis an den Zellrand. Bei gemeinsamer Nutzung beider Bänder bei 800 und 700 MHz mittels Sharing können Downlink-Bandbreiten bis zu 60 MHz für LTE-Advanced nutzbar gemacht werden. Die folgende Tabelle zeigt in einer vereinfachenden Modellrechnung Bereiche erzielbarer Datenraten auf Basis bestehender LTE800 Basisstationen bei Reichweiten von mehreren Kilometern bis wenige zehn Kilometern ohne Berücksichtigung spezieller Antennenlösungen auf der Teilnehmerseite: Tabelle 3.5-1: Modellrechnung – Erzielbare Datenraten auf Basis bestehender LTE-800-Basisstationen LTE heute Bandbreiten Maximal 10 MHz@800 und 10 MHz@700 nach WRC 2015 mit LTE-A, 4x4 MIMO 10 MHz@800 und 10 MHz@700 LTE-A und Spectrum Sharing, 4x4 MIMO 30 MHz@800 und 30 MHz@700 75 Mbps 300 Mbps (900 Mbps) Typisch 5–20 Mbps 10–60 Mbps 30–180 Mbps Zellrand 3–5 Mbps 6–15 Mbps 18–45 Mbps „Vertraglich“ „bis zu 7,2 Mbps“ „bis zu 15 Mbps“ „bis zu 50 Mbps“ Quelle: in Anlehnung an Nokia Siemens Network Hieraus wird die Bedeutung weiteren UHF Spektrums für das Erreichen der Breitbandziele mithilfe von LTE-Advanced ersichtlich: Steht einem Betreiber die doppelte UHF-Bandbreite gegenüber heute zur Verfügung, so kann im Mittel der angeschlossenen Teilnehmer die Ziel-Datenrate von 50 Mbps erreicht werden. Datenraten für Teilnehmer in größeren Entfernungen zu den Basisstationen würden spezielle Antennenlösungen auf der Teilnehmerseite zum Erreichen des Ziels benötigen. Eine gemeinsame Nutzung des gesamten Frequenzvorrats in 700 und 800 MHz ermöglicht es, Verträge mit „bis zu 50 Mbps“ anzubieten und dabei dem Großteil der AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 326-327 327 Teilnehmer auch in Randgebieten diese Datenrate ohne Einsatz spezieller Antennenlösungen beim Teilnehmer liefern zu können. Dedizierte Antennenlösungen wie Außen- und Dachantennen mit Richtgewinn können zur weiteren Verbesserung dort eingesetzt werden, wo widrige Empfangsbedingungen vorliegen. Mit LTE-Advanced sind die technischen Kernelemente einer derartigen Lösung wie Carrier Aggregation und MIMO für größere Anzahlen von Antennen in 3GPP standardisiert und in Prototypen auf Basis kommerziell verfügbarer Basisstationstechnologie bereits vorführbar. Die Bandkombinationen für 700 und 800 MHz müssen noch standardisiert und implementiert werden. Das hierfür erforderlich Entwicklungsinvestment erfordert frühzeitig klare Rahmenbedingungen bezüglich der Verfügbarkeit des 700 MHz Bandes, um bis 2018 die entsprechenden Lösungen bereitstellen und im Feld implementieren zu können. 1.4 Abschließende Überlegungen Die Hersteller sind überzeugt, dass LTE-Advanced rechtzeitig einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Breitbandziele erbringen kann, jedem deutschen Haushalt bis 2018 einen Hochleistungsanschluss mit mindestens 50 Mbps anbieten zu können. Wesentlich hierfür sind • die Allokation zusätzlichen Funkfrequenzspektrums im 700 MHz Band für Mobilfunk durch Bestätigung des WRC-2012-Beschlusses in der WRC-2015, • die zügige nationale Umsetzung und die Zuweisung des Bandes vor 2018, sowie • frühzeitige klare Rahmenbedingungen der Umsetzung. Die Hersteller erwarten, dass der Ausbau des mobilen Breitbandes in der Fläche auch den Ausbau der leitungsgebundenen Infrastruktur beschleunigt, da die entfernten Basisstationen hochratige Anbindung benötigen. Ein nachfolgender Ausbau von leitungsgebunden Technologien hin zu dann besser erschließbaren Haushalten und Betrieben macht die Mobilfunkinvestition nicht obsolet, da diese dann vermehrt der wachsenden mobilen Nutzung zur Verfügung steht. Insofern kann ein ergänzender Einsatz von mobilem Breitband auf Basis von LTE-Advanced uneingeschränkt empfohlen werden. 14.12.2012 12:58:58 328 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 2 VDSL Vectoring – Technische und ökonomische Funktionsweise 2.1 Technische Wirkungsweise von „Vectoring“ a) 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 329 Dafür wird das Übersprechen der einzelnen Teilnehmerleitungen untereinander gemessen und das Nutzsignal mit dem phaseninvertierten Signal der Überlagerung durch die anderen Teilnehmerleitungen eines Leitungsbündels ergänzt. In Summe führt dies zu einer störungsfreien Übertragung des Nutzsignals und entsprechend höherer Bandbreite. Prinzipielle Arbeitsweise b) Einsatzorte/Voraussetzungen Bei DSL-Anschlüssen verringert sich die nutzbare Bandbreite einer Verbindung sowohl mit der Länge der Leitung (Kupfer-Doppelader, CuDA) als auch mit der Anzahl von Teilnehmern, die im selben Leitungsbündel DSL verwenden. Bei fortschreitender Länge steigt die Dämpfung der Leitung, sodass heute über das modernste DSL-Verfahren VDSL eine Bandbreite von 25 Mbps (Megabit pro Sekunde) über eine Entfernung von 800 Metern an den Endkunden geliefert werden kann. Verwenden mehrere Teilnehmer innerhalb des selben Leitungsbündels VDSL, überlagern sich deren Signale (Übersprechen) und stören die Übertragung, was wiederum zu einem Rückgang der Bandbreite führt. Hier setzt das Vectoring-Verfahren an, indem es die Störungen durch Übersprechen weitgehend eliminiert. Vectoring wird in Rahmen eines FTTN (Fiber-To-The-Node) Ausbaus verwendet. Dabei werden Glasfasern bis zu den Standorten von KvZ (Kabelverzweigern) verlegt und für die ‚letzte Meile‘ die bestehende Kupfer-Infrastruktur benutzt. Der Vorteil dieser Ausbauvariante eine NGA (Next Generation Access) Netzes ist, dass die Kosten, im Vergleich zu Glasfasernetzen bis zum Gebäude des Teilnehmers, vergleichsweise niedrig ausfallen und wesentlich schneller realisiert werden können. Trotzdem bleibt ein Glasfaserausbau bis zum Kabelverzweiger und der Einsatz von VDSL Voraussetzung für die Nutzung von Vectoring. Die Deutsche Telekom verfügt heute über das größte FTTN/VDSL-Netz in Deutschland. Abbildung 3.5-4: VDSL2 Vectoring Quelle: Alcatel-Lucent, 2012 Abbildung 3.5-5: FTTN-/VDSL-Netz Quelle: Alcatel-Lucent, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 328-329 14.12.2012 12:58:58 330 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze c) 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 331 Grenzen der Technologie Vectoring vermag die Bandbreite einer VDSL Verbindung deutlich zu erhöhen, kann aber die Reichweite nicht wesentlich vergrößern. Aufgrund der hohen Rechenleistung, die für eine Berechnung der VDSL-Signale in Echtzeit unerlässlich ist, ist der Einsatz von Vectoring auf derzeit 192 Teilnehmer begrenzt, was einer durchschnittlichen Anschlusskapazität eines KVz entspricht. Ein Steigerung auf bis zu 384 Teilnehmer ist bereits in Vorbereitung. 2.2 Einfluss von Vectoring auf Entbündelung von Zugangsnetzen a) Grenzen der physikalischen Entbündelung (SLU) Prinzipbedingt verlangt Vectoring danach, auf alle Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) eines Leitungsbündels koordiniert Einfluss zu nehmen. Durch die physikalische Entbündelung von TAL am KvZ (sogenanntes Sub Loop Unbundling, SLU), könnten mehrere verschiedene VDSL Anbieter dasselbe Leitungsbündel nutzen wollen, womit eine solche Koordination nicht mehr gegeben wäre. Abbildung 3.5-6: Vectoring Quelle: Alcatel-Lucent, 2012 Der Effizienzgewinn des Vectoring nimmt dabei mit der Anzahl der „Störer“ innerhalb eines Leitungsbündels deutlich ab. 2.4 Welche Rolle spielt Vectoring in einer langfristigen Ausbauplanung? 2.3 Wie kann Vectoring den Versorgungsgrad erhöhen/verbessern? a) Zu erwartende Erhöhung der Bandbreite Durch den Einsatz von Vectoring können die erreichbaren Bandbreiten einer VDSLVerbindung im Idealfall verdoppelt werden. Das Verfahren ist in mehreren Installationen erprobt und bei einigen DSL-Anbietern (zum Beispiel A1, Österreich) bereits im Testbetrieb. b) Erhöhung der Qualität der Auslieferung Bei DSL Leitungen ergeben sich innerhalb der Leitungsbündel deutliche Qualitätsunterschiede, die trotz identischer Leitungslängen zu Abweichungen der Leistungsfähigkeit in den einzelnen Doppeladern führen können. Vectoring führt zu einer konstanten Übertragungsleistung, die für eine flächen deckende und zuverlässige Vermarktung von Bandbreiten und Diensten an alle angeschlossenen Teilnehmer unerlässlich ist. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 330-331 a) Strategien zur Transformation von Kupfer- zu Glasfasernetzen Vectoring vermag die Lücke zwischen einem reinen Kupfernetz und einem Glas fasernetz bis zum Haus des Endkunden zeitlich zu überbrücken helfen. Dieser Zeitgewinn geht mit einem deutlichen Gewinn an Kosteneinsparungen einher. Mehr als 80 % der Kosten eines Glasfaserausbaus entfallen auf den Tiefbau. Die Nutzung von Synergien mit anderen Infrastrukturmaßnahmen wie Strom, Gas, Wasser und Abwasser verbessern die Wirtschaftlichkeit von Glasfasernetzen immens, da die Investitionskosten auf mehrere Versorgungsprodukte verteilt werden können. Bislang galt aber das Dilemma, das der Bandbreitenbedarf gegebenenfalls schneller steigt, als das sich eine Opportunität für eine synergetische Verlegemaßnahme ergibt. Durch den Einsatz von Vectoring kann das Fenster für die Nutzung synergetischer Kosteneinsparungen vergrößert und in Summe der Investitionsrahmen verkleinert werden, wenn an einem Versorgungsziel innerhalb eines Zeitrahmens festgehalten wird. 14.12.2012 12:58:58 332 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen 333 In der Zwischenzeit ist aber Vectoring ein guter und gegebenenfalls auch notwen diger Zwischenschritt, um auf der einen Seite Synergien in der Infrastrukturerschließung optimal zu nutzen und zum anderen die Breitbandversorgung adäquat und auf dem technischen Niveau unserer Informationsgesellschaft zu gewährleisten. 2.5 G.fast als mittel- bis langfristig zur Verfügung stehende Technologie für Kupfer-Teilnehmeranschlussleitungen Abbildung 3.5-7: Cost Perspectives Quelle: Alcatel-Lucent, 2012 Investitionen, die dabei in einen FTTN-Ausbau getätigt werden, bilden die Grundlage für einen zukünftigen Ausbau mit Glasfasern bis zum Haus des Teilnehmers. Auch die bereits erfolgten Ausbauten für die Erstellung der LTE-Netze bilden eine solche Grundlage. b) Ausblick Vectoring kann dabei helfen, ein qualitatives Versorgungsziel wie „50Mbps für X % der Haushalte“ schneller und günstiger zu erreichen, als es mit einem Glasfaserausbau bis in die Wohngebäude der Teilnehmer (FTTB oder FTTH) allein möglich wäre. Voraussetzung bleibt jedoch eine Glasfaser-Erschließung bis bis zu den Kabelverzweigern, an denen auch Vectoring nicht vorbeiführt. Der Ausbau von FTTB /FTTH ist und bleibt das Ziel, um künftig sehr hohe symmetrische Übertragungsraten jenseits von 50 Mbps Privat- und Geschäftskunden flächendeckend anbieten zu können Mittel- bis langfristig kann nur die Glasfaser bis in die Haushalte den steigenden Bedarf an Bandbreite technisch bereitstellen. Standardisierung und Entwicklung schreiten weiterhin parallel voran und werden die marktgerechte Umsetzung unterstützen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die FSAN-Roadmap, welche die Auslieferung von NGPON2-Netzen in Form von n*10G-TWDM-PON bereits in 2015 erwartet und die Auslieferung von mehreren Gigabit Bandbreite zum Kunden ermöglichen wird. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 332-333 Als nächste maßgebliche Evolutionsstufe in der xDSL-Entwicklung zur Bereitsstellung hoher Bandbreite über die letzten 100m-200m („letzte Meile“) kann die G.fastTechnologie betrachtet werden: Um begrenzte Bandbreiten bei FTTB (Fiber to the Building)/FTTC (Fiber to the Curb) sowie Problemen bei der Installation von FTTH (Fiber to the Home)-Verbindungskabeln zu überwinden, müssen optische Glasfaser-Access Points möglichst nah am Nutzer installiert sein, damit diese ungehindert Dienste mit hohem Datenvolumen, wie IPTV oder HDTV, genießen können. Durch die Nutzung von In-Signal-Übertragung mit niedriger spektraler Leistungsdichte reduziert G.fast-Störstrahlungen sowie den Energieverbrauch. Diese technische Lösung stellt damit eine Upstream- und Downstream-Geschwindigkeit von 1 Gbps innerhalb von 100 Metern und 500 Mbps und mehr innerhalb von 200 Metern bereit. 2011 stellte die ITU-T eine G.fast-Arbeitsgruppe zusammen, deren Aufgabe es ist, neue Standards für Hochgeschwindigkeits-Zugänge über kurze Entfernungen zu erarbeiten. Ziel dabei ist es, eine Übertragungsgeschwindigkeit von 500 MB/s pro Doppelkabel innerhalb von 100 Metern zu erreichen. Heutigen Planungen zufolge wird die Verabschiedung des Standards für Q4/2012 bzw. Q1/2013 und ein verfügbares Produkt in 2014 erwartet. Da sich G.fast, wie eben beschrieben, noch im Prozess der Standardisierung befindet, wird diese Technlogie erst mittel- bis langfristig zur Verfügung stehen. Dann allerdings kann G.fast für Hochgeschwindigkeitszugänge über kurze Kupfer-Teilnehmeranschlussleitungen im Haus oder in FTTC-Szenarien bis maximal 200 m flächendeckend zum Einsatz kommen und dazu beitragen, die Bandbreiten zu erhöhen. 14.12.2012 12:58:59 334 335 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) . 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 3.6.1 3.6.2 3.6.2.1 3.6.2.2 3.6.3 3.6.3.1 3.6.3.2 3.6.3.3 3.6.3.4 3.6.3.4.1 3.6.3.4.2 3.6.3.4.3 3.6.4 3.6.5.5 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... Einleitung ................................................................................................. Bindeglied Heimvernetzung ...................................................................... Fokus ....................................................................................................... Geltungsbereich Heimvernetzung ............................................................. Wirtschaftliche Erwartungen in Schlüsselsektoren .................................... Energie .................................................................................................... Mobilität .................................................................................................. Gesundheit und demographischer Wandel ................................................ E-Live . ..................................................................................................... Smart Home ............................................................................................ Cloud Computing ..................................................................................... Anbindung an die Informationsgesellschaft ............................................... Gesamtwirtschaftlicher Hebel – .Heimvernetzung und volkswirtschaftliche Erwartungen in Schlüsselsektoren . ........................... IKT als Voraussetzung für die Heimvernetzung .......................................... Growth-Accounting-Ansatz . ..................................................................... Bedeutung des Growth-Accounting-Ansatzes fürdie Heimvernetzung ........ Heimvernetzung als Voraussetzung zur Realisierung der Erwartungen in Schlüsselsektoren....................................................... Umsatzszenarien in den Schlüsselsektoren .............................................. Ergebnisse: Lösungsansätze zur Akzeptanzsteigerung der Heimvernetzung ................................................................................. Information der Endnutzer ........................................................................ Integration der Wohnungswirtschaft ......................................................... Standards und Interoperabilität ................................................................ Kabelgebundene Anbindung als Voraussetzung für drahtlose Kommunikation ......................................................................... IP(v6) als Basistechnologie ....................................................................... 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 3.6.4.1 3.6.4.2 3.6.4.3 3.6.4.4 3.6.4.5 3.6.5 3.6.5.1 3.6.5.2 3.6.5.3 3.6.5.4 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 334-335 335 335 341 342 343 344 344 346 349 351 351 353 354 355 355 356 356 358 360 364 365 365 366 366 366 3.6 Haus- und Heimvernetzung 3.6.1 Einleitung Die Breitbandgrundversorgung in der Bundesrepublik Deutschland ist abgeschlossen. Für die Versorgung mit höheren Bitraten gibt es klare Zielvorgaben. Diese sind in der Breitbandstrategie der Bundesregierung festgeschrieben. Die Implementierung der entsprechenden Infrastruktur wird von den TK-Unternehmen, Kommunen, Stadtwerken, Kabelnetzbetreibern und Energieversorgern zielgerichtet vorangetrieben. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung zur Schaffung sogenannter Intelligenter Netze auf den Weg gebracht. Intelligente Netze sind eine entscheidende Voraussetzung für innovative Dienste und damit ein wesentlicher Faktor sowohl zur Sicherung und Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands als auch zur Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen. So wird die Energiewende dazu führen, dass in Zukunft in hohem Maße regenerativ gewonnene Energie zum Einsatz kommen wird. Dabei wird es eine große Zahl von dezentralen Energie-Einspeisepunkten geringer und mittlerer Leistung geben, was eine grundlegende Änderung der Struktur von Energienetzen zur Folge hat. Dies macht es aber erforderlich, den Zeitpunkt der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs zeitlich aufeinander abzustimmen. 14.12.2012 12:58:59 336 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung Heimvernetzung – Bindeglied zwischen Anwender und gesamtwirtschaftlichem Wachstum Breitband Home Control drahtlose Verbindung eEnergy eLive fehlende Verbindung eHealth eMobility Solar Panel eLearning 337 Infotainment Umsatzerwartung 2020 bei voller und zu 50% realisierter Heimvernetzung in Mrd. Euro eAuto 120 17,7 100 80 Gateway 85 60 4,7 22 40 20 0 10 8 Heimvernetzung zu 100 % realisiert Cloud Computing Smart Meter 2,5 2 Home Office AAL Szenario Tablet PC Heimvernetzung zu 50% realisiert eEnergy eMobility eHealth Quelle: In Anlehnung an „Heimvernetzung als Bindeglied zwischen Anwender und gesamtwirtschaftlichem Wachstum“, BITKOM 2012 Abbildung 3.6-1: Infografik Haus- und Heimvernetzung Quelle: eigene Darstellung (IT-Gipfel AG2 Jahrbuch 2012/2013) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 336-337 14.12.2012 12:58:59 338 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Der fortschreiten de demografische Wandel wird erfor dern, dass in Zukunft ältere Menschen immer länger in ihrer häuslichen Umge bung leben werden. Erst die lückenlose Abdeckung des Hauses oder der Wohnung mit einem breitbandigen, hochqualitativen Netzzugang stellt sicher, dass neuartige Dienste in Zukunft gewinnbringend für Verbraucher und Anbieter genutzt werden können. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 338-339 Auch die Zwischenspeicherung von Energie wird notwendig sein. Andererseits muss zum Beispiel für den Ladevorgang eines Elektroautos eine große Menge an Energie in einem kurzen Zeitraum bereitgestellt werden – am Wohnort oder unterwegs. Der fortschreitende demografische Wandel wird erfordern, dass in Zukunft ältere Menschen immer länger in ihrer gewohnten, häuslichen Umgebung leben werden. Dies entspricht zum einen dem Wunsch der meisten Menschen, ist aber andererseits auch aus finanziellen Gesichtspunkten unumgänglich. Für dieses sogenannte Ambient Assisted Living (AAL) wird eine Vielzahl neuer Dienste und Dienstleistungen entstehen – Ferndiagnose und Fernüberwachung von Patienten seien hier als Beispiele genannt. Hieraus wird deutlich, dass der aktive, zeitnahe Austausch von Informationen zwischen den Anwendern und Komponenten solcher Dienste von zentraler Bedeutung ist, um zum Beispiel den Einsatz regenerativer Energien oder einen langen Verbleib in der häuslichen Umgebung zu ermöglichen. Beispiele wie diese ließen sich viele anführen. Allen gemein sind jedoch intelligente Informationsnetze als Grundvoraussetzung zur Implementierung dieser Dienste und auch zur Realisierung des damit verbundenen erheblichen volkswirtschaftlichen Potenzials. Der eingangs erwähnte Breitbandanschluss stellt die Grund voraussetzung für die Schaffung Intelligenter Netze dar, ist aber alleine noch nicht hinreichend. Erst die lückenlose Abdeckung des Hauses oder der Wohnung mit einem breitbandigen, hochqualitativen Netzzugang stellt sicher, dass die beschriebenen Dienste in Zukunft gewinnbringend für Verbraucher und Anbieter genutzt werden können. Die Haus- und Heimvernetzung ist also das Bindeglied zwischen dem Breitbandzugang und den Anwendern und Applika tionen. Und sie ist bei Weitem nicht im notwendigen Maße realisiert. Dieser Aspekt wird bis heute weitgehend unterschätzt und ist nicht im öffentlichen Bewusstsein. Dies nachhaltig zu ändern, hat sich die Projektgruppe „Haus- und Heimvernetzung“ zum Ziel gesetzt. Nachdem die Projektgruppe im Zuge der Vorbereitung des Nationalen IT-Gipfels 2011 ein Strategiepapier erarbeitet hat, das die wichtigsten Eigenschaften einer zukunftsweisenden Heimvernetzung beschreibt, konzentriert sich der Fokus der Aktivitäten nun 3.6 Haus- und Heimvernetzung 339 mehr und mehr auf Empfehlungen und „Damit der Haushalt der Zukunft über Maßnahmen, die auf eine Implementierung eine Vielzahl von neuen IT Applikatio nen und Diensten verfügen kann, bedarf der Haus- und Heimvernetzung zielen. es eines leistungsfähigen Kommunika Eine wichtige Voraussetzung zum zügitionsnetzes innerhalb des Hauses. Die gen Ausbau der Heimvernetzung stellt die wesentlichen Komponenten dafür sind Konzentration auf einige wenige Standards ein flexibles, Cloud Computing unter dar. Dies gilt zum einen für die elektrischen stützendes „Home Gateway“ und ein Protokolle der Kommunikationselektronik, Mix aus drahtgebundenen und draht losen Verbindungstechnologien für eine zum anderen aber auch für die Installation optimale Raumabdeckung. In der AG2 in Form von Gebäudetechnik. Standards werden deshalb Anforderungen an die schaffen Investitionssicherheit und garan Haus- und Heimvernetzung betrach tieren Funktionalität und Interoperabilitet und Vorschläge formuliert, um die tät. Bei den Kommunikationsprotokollen Realisierbarkeit des damit verbundenen kommt dem Internet Protokoll (IP, in Zuvolkswirtschaftlichen Potenzials voran zutreiben.“ kunft insbes. IPv6) als gemeinsame Basis und Kommunikationsplattform eine herausragenden Bedeutung zu. Mit EtherDr.-Ing. Martin Schenk net- und WLAN-Protokollen stehen für die SVP & GM Access Networks Lantiq Deutschland GmbH Breitbandkommunikation etablierte Weltstandards zur Verfügung. Bei den Diensten niedriger Bitrate existiert derzeit eine Vielzahl, zum Teil proprietärer Lösungen nebeneinander. In der Projektgruppe besteht Einvernehmen darüber, dass eine leistungsfähige und zukunftsweisende Heimvernetzung nur in einem Mix aus drahtgebundenen und drahtlosen Technologien zu erreichen ist. Hierzu kann zum Beispiel durch eine strukturierte Verkabelung von Häusern und Wohnungen, vergleichbar der mit Stromleitungen, die Voraussetzung geschaffen werden. Daher ist es ein wichtiger Schritt, dass sich das Deutsche Institut für Normung des Themas Heimvernetzung angenommen hat. Im Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN) befasst sich seit Mitte 2012 der Präsidialausschuss FOCUS.ICT (www.focusict.org) mit dem Thema Heimvernetzung. Ziel von FOCUS.ICT ist es, die Potenziale von Normung und Standardisierung in der IKT noch wirkungsvoller für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland einzusetzen. Hierzu werden insbesondere Themenfelder betrachtet, in denen IKT als Triebfeder für Technikkonvergenz wirkt. Vor diesem Hintergrund befindet sich derzeit ein Positionspapier 14.12.2012 12:58:59 340 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Bei der Realisierung der Haus- und Heim vernetzung kommt der Wohnungs- und Immobilienwirt schaft eine entschei dende Rolle zu. Ein wesentliches Merkmal der Hausund Heimvernetzung ist die Tatsache, dass sie, im Gegensatz zum Breitbandausbau, Privatangelegenheit von Haus- und Wohnungs eigentümern ist. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 340-341 zur Heimvernetzung in Vorbereitung, in dem Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten in Hinblick auf Normung und Standardisierung aufgezeigt werden sollen. Weitergehende Aktivitäten sind derzeit noch in Diskussion. Bei der Realisierung der Haus- und Heimvernetzung kommt der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eine entscheidende Rolle zu. Dies gilt sowohl im Hinblick auf Neubauprojekte, aber insbesondere auch für die Renovierung und Modernisierung von Bestandsimmobilien. Es ist der Projektgruppe gelungen, einen Mitstreiter aus diesem Bereich zu gewinnen. Daraus werden sich wichtige Impulse für die Zusammenarbeit mit diesem Sektor ergeben. Zum Jahresanfang 2012 haben sich außerdem erstmals die wichtigsten beim Thema Heimvernetzung aktiven Verbände und Initia tiven zusammengefunden, um Strategien für ein gemeinsames Vorgehen im Markt zu entwickeln. In den Arbeitskreis eingebunden sind zudem Vertreter der Wissenschaft. Auch hier geht es um eine stärkere Bündelung von Interessen bei Forschung und Entwicklung. Der neu gegründete Arbeitskreis wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) moderiert. Ziel ist es, wichtige Markttrends zu identifizieren, eine abgestimmte Kommunikation zu schaffen, eine verbändeübergreifende Stoßrichtung bei Standardisierungsfragen zu entwickeln sowie Zertifizierungsprogramme voranzutreiben. Die Gesprächsrunden finden mehrmals jährlich statt. Dem Arbeitskreis sind angeschlossen: BITKOM, Connected Living e. V., EEBus Initiative e. V., FHG inhaus Zentrum, GdW, HEA, SmartHome Deutschland e. V., TÜV Rheinland, VDE, VdZ, ZVEH, ZVEI, ZVSHK, BMWi (Moderation). Ein wesentliches Merkmal der Haus- und Heimvernetzung ist die Tatsache, dass sie sich, im Gegensatz zum Breitbandausbau, buchstäblich in den eigenen vier Wänden abspielt und damit Privatangelegenheit von Haus- und Wohnungseigentümern ist. Daher spielen Anreizsysteme zum Ausbau der Heimvernetzung eine wesentliche Rolle. Ein solches besteht zum Beispiel in der Ausweitung des Geltungsbereiches des §35a EStG auf alle Formen des Breitbandausbaus in Gebäuden und Wohnungen (siehe Breitbandstrategie der Bundesregierung). Darüber hinaus ist es von Bedeutung, die Haus- und Heimvernetzung ins öffentliche Bewusstsein zu rufen und ihre Notwendigkeit, ihre Möglichkeiten und Vorteile, aber 3.6 Haus- und Heimvernetzung auch das damit verbundene erhebliche wirtschaftliche Potenzial der Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Um letzteres zu erreichen, hat die Projektgruppe eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, die das volkswirtschaftliche Potenzial der Haus- und Heimvernetzung aufzeigt. Unter dem Titel „Heimvernetzung als Bindeglied zwischen Verbraucher und gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen“ 6 wird, basierend auf Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung in den vier Schlüsselsektoren E-Energy, E-Mobility, E-Health und E-Live (moderne Lebens- und Arbeitswelten), der Einfluss der Heimvernetzung auf die Entwicklung in eben diesen Sektoren untersucht. Die Ergebnisse der Studie „Heimvernetzung als Bindeglied zwischen Verbraucher und gesamtwirtschaftliche Herausforderungen“ werden in den folgenden Kapiteln in Auszügen vorgestellt. 3.6.2 341 Studie Heimvernetzung als Bindeglied zwischen Verbraucher und gesamtwirtschaft lichen Herausforderungen Bindeglied Heimvernetzung Deutschland steht vor einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Es gilt, die Energieerzeugung und -versorgung von der Abhängigkeit tradi tioneller fossiler und nuklearer Brennstoffe hin zu umweltfreundlichen und zugleich wirtschaftlichen weiter zu entwickeln und die dafür erforderlichen Netze und damit Infrastruktur bereitzustellen. Diese Entwicklung geht einher mit einer langfristigen Sicherstellung der individuellen Mobilität auf Basis alternativer Energien, wie zum Beispiel die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Parallel dazu gilt es, die Ressourceneffizienz, also insbesondere die Energieproduktivität und die Rohstoffproduktivität, im Sinne einer ökologischen Industriepolitik zu steigern.7 Neben diesen ökonomisch/ökologischen Aufgaben gilt es auch wesentliche Herausforderungen des Themenkomplexes Gesundheitssystem zu meistern. Verstärkt werden diese Entwicklungen durch eine gestiegene Lebenserwartung 6 Vgl. http://www.bitkom.org/files/documents/Studie_l_Heimvernetzung_2012_l_WEB_Version. pdf (letzter Zugriff 30.11.2012) 7 Vgl. Franz und Tidow, (2009). S. 14f. 14.12.2012 12:58:59 342 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung der Bevölkerung und abnehmende Geburtenzahlen, die zu einer Überalterung der Bevölkerung führen. Die dadurch gestiegene Bedeutung des Produktionsfaktors Arbeit und der Erhalt der individuellen Arbeitsfähigkeit macht demnach auch neue Konzepte im Bereich der so genannten Work-Life-Balance erforderlich. Eine übergreifende Funktion ist weiterhin die Entwicklung hin zu einer Virtualisierung von Rechenkapazität und Datenhaltung, gemeinhin als so genanntes Cloud Computing bezeichnet. Neben einer gestiegenen Ressourceneffizienz der eingesetzten IT-Kapazitäten dient Cloud Computing ebenfalls als eine der Komponenten zur Vernetzung der Schlüsselsektoren in Deutschland. Und genau diese Vernetzung der Schlüsselsektoren mit- und untereinander ist essenzielle Voraussetzung zur Realisierung von Effizienz- und Ressourcenvorteilen. Die Heimvernetzung, also die Anbindung des privaten Heimes und demnach der Endbenutzer spielt demzufolge eine tragende Rolle. 3.6.2.1 Ohne eine Anbin dung der Haushal te an ein zentrales Informationsnetz ist eine Anpassung von Energieverbrauch und Energieangebot nicht effizient möglich. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 342-343 Fokus Die vorliegende Studie „Heimvernetzung: Bindeglied zwischen Verbraucher und gesamtwirtschaftlichem Wachstum“ stellt die Bedeutung der Heimvernetzung als Voraussetzung der Vernetzung der Schlüsselsektoren beim Endnutzer dar. Der Schwerpunkt der Analyse liegt dabei auf der Rolle und dem Beitrag, den die Heimvernetzung als zentraler „Klebstoff“ zwischen den Wachstumsmärkten E-Energy, E-Mobility, E-Health und E-Live spielt. Alle diese Märkte setzen auf einen aktiven Informationsaustausch der verwendeten Komponenten und Akteure, um Informationsasymmetrien abzubauen und so die Ressourceneffizienz zu erhöhen, neue Wertschöpfungsmodelle zu generieren, und alte überholte Wertschöpfungsmodelle obsolet werden zu lassen. So ist es beispielsweise beim Aufbau des so genannten Smart Grid erforderlich, neben den Verbrauchsdaten der Endverbraucher auch Informationen darüber zu generieren, wo und an welchem Zeitpunkt welche Menge an Energie durch beispielsweise dezentrale Versorger bereitgestellt wird. Ohne eine Anbindung der Haushalte an ein zentrales Informationsnetz ist demnach eine Anpassung von Energieverbrauch 343 und Energieangebot nicht effizient möglich. Die Heimvernetzung ermöglicht darüber hinaus transsektorale Synergiepotenziale. Hier ist die Idee zu nennen, Energie zu Zeiten des Überangebotes über Intelligente Netze in den Batterien von Elektrofahrzeugen über das intelligente Energienetz zwischenzuspeichern. Dies macht wiederum eine lückenlose Informationsanbindung des Speichersystems, sprich des Fahrzeuges in der heimischen Garage, sowie eine zentrale Koordinierungsstelle dieser Informationen von Angebot und Nachfrage erforderlich. 3.6.2.2 Geltungsbereich Heimvernetzung Während der Begriff Heimvernetzung noch Mitte der 80er Jahre Verwendung für sogenannte intelligente Gebäudetechnik oder Gebäudesystemtechnik, also die (Fern-)Kontrolle von Heimkomponenten, wie der Heizung und der Waschmaschine, der Markise oder auch des Elektroherds fand, so hat inzwischen die IP–Technologie dazu beigetragen, die Begrifflichkeit auf die generelle Verbindung und Kommunikation von Geräten der Haushalts- und Unterhaltungselektronik, Personal Computern und Peripheriegeräten sowie Unterstützungs- und Überwachungsfunktionen im Bereich Gesundheit und Komfort auszudehnen. Rund um das Thema Heimvernetzung hat sich demnach ein Ökosystem gebildet, welches aus unterschiedlichen, interagierenden Akteuren aus verschiedenen Bereichen besteht:8 • IT-Hersteller, • Telekommunikationsanbieter/Kabelnetzbetreiber, • Smart-Home-Lösungsanbieter, • Media-/Gaming-Anbieter, • Software-Anbieter, • Braune-Ware-Hersteller, • Weiße-Ware-Hersteller, • Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen wie zum Beispiel Fernüberwachung und Ferndiagnose. Rund um das Thema Heimvernetzung hat sich ein Ökosystem gebildet, das aus unter schiedlichen, inter agierenden Akteuren aus verschiedenen Bereichen besteht. 8 Vgl. Picot et al., (2008a). S. 8 14.12.2012 12:58:59 344 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung Das Ökosystem „Heimvernetzung“ ist durch jüngste konvergente Entwicklungen weiter angewachsen. Neben den „klassischen“ Anbietern von Heimvernetzungslösungen können inzwischen weitere Akteure identifiziert werden: • IT-Service-/Infrastruktur-Anbieter (Cloud Services), • Energieversorger, • Automobilhersteller, • Dienstleister aus dem Gesundheitssektor. Je nach Produkt- und Dienstleistungsmodell können weitere Akteure hinzutreten. Diese können der Bereitstellung, Installation und Durchführung von Heimvernetzungskomponenten und Dienstleistungen, sowie der Vernetzung mit den Schlüsselsektoren E-Energy, E-Mobility, E-Health und E-Live dienen. Im Folgenden gilt es, die Tragweite der Notwendigkeit einer Vernetzung der Schlüsselsektoren durch die Heimvernetzung durch einen Überblick dieser einzelnen Sektoren darzustellen. 3.6.3 Wirtschaftliche Erwartungen in Schlüsselsektoren 3.6.3.1 Energie Ausgangslage Eine zentrale Frage der Stromversorgung wird sein, ob die Netze in der Lage sind, eine störungs- und ausfall freie Energieversor gung zu ermöglichen. Der Energiesektor steht der komplexen Herausforderung gegenüber, die steigende Menge regenerativ erzeugter Energie (zum Beispiel Photovoltaik oder Windkraft) ins Stromnetz zu integrieren. Dabei handelt es sich um dezentral erzeugte Energie für die eine besondere Steuerung der Energienetze notwendig ist. Eine zentrale Frage der Zukunft der Stromversorgung wird sein, ob die Netze dazu in der Lage sind, trotz des steigenden Anteils an dezentraler Energieerzeugung, eine störungs- und ausfallfreie Energieversorgung zu ermöglichen.9 9 Vgl. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, (2010). S. 7 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 344-345 345 Abbildung 3.6-2: Anteile erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch in Deutschland Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2012), S. 3 Der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, um zukünftig ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei der Stromversorgung zu erzielen, wodurch eine zuverlässige Versorgung der Verbraucher ermöglicht wird. Ziele Eine gesicherte, wirtschaftliche, umweltfreundliche und effiziente Energieversorgung ist gesetztes Ziel für den Energiesektor. Aus der steigenden Nachfrage nach Energie besonders aus den schnell wachsenden Volkswirtschaften der Schwellenländer ergeben sich neue Herausforderungen. Langfristiges wirtschaftliches Ziel sollte es sein, dass sich die Preise für Energie- und Stromerzeugung in einem stabilen Rahmen entwickeln. Dabei bietet die effiziente Nutzung von Energie ein großes Potenzial zur Schonung von Umwelt 14.12.2012 12:58:59 346 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze In Bezug auf Heim vernetzung sollte Ziel sein, den End verbraucher über die Verbindung von Niederspannung und IKT in ein intelli gentes Energienetz mit einzubinden. 3.6 Haus- und Heimvernetzung und Ressourcen sowie letztlich zur Kosteneinsparung.10 In Bezug auf Heimvernetzung sollte es ein Ziel sein, den Endverbraucher über die Verbindung von Niederspannung und IKT in ein intelligentes Energienetz mit einzubinden. Erst die Einrichtung und Vernetzung von Messeinrichtungen zur Messung von Verbrauchsdaten beim Endnutzer ermöglicht die Einführung intelligenter Energie netze, da so Angebot und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden können. Potenziale Drei vorrangige Treiber für das Wachstum des E-Energy bzw. Smart Grid-Marktes können identifiziert werden: 11 • Erhöhter Strombedarf bspw. durch Ausbau von E-Mobilität, • Netzanbindung an IKT, • Steigender Anteil lastschwankender Energieerzeugung (zum Beispiel regenerativ erzeugte Energien). 3.6.3.2 Mobilität Ausgangslage Elektromobilität rückt immer mehr in den Blickpunkt von Bürgern, Politik und Industrie Nachlassende Rohstoffvorkommen und in Folge steigende Rohstoffpreise sind globale Herausforderungen der Zukunft. Der Bereich Mobilität ist davon besonders stark betroffen, da heutige Antriebstechnik überwiegend auf Verbrennungstechnologie beruht und damit stark von der weltweiten Erdölförderung abhängig ist. Elektromobilität rückt immer mehr in den Blickpunkt von Bürgern, Politik und Industrie. Einerseits wegen steigender Kosten für die Bewahrung der Mobilität auf Grund des steigendes Öl-Preises, andererseits auf Grund eines gestiegenen Umweltbewusstseins der Gesellschaft.12 Die Automobilindustrie in Deutschland stellt weiterhin einen wichtigen Teil der Gesamtwirtschaft in Deutschland. Im Jahresdurchschnitt 2011 waren etwa 712.000 Menschen in der 10 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, (2010). S. 4 11 Vgl. Siemens, (2011). S. 2 12 Vgl. Jendrischik und Hüpohl, (2010). S. 12 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 346-347 347 Automobilindustrie beschäftig und es wurde insgesamt ein Jahresumsatz von rund 351 Milliarden Euro erwirtschaftet.13 Ziele E-Mobilität führt zu einer Verringerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen wie zum Beispiel CO2, da diese Fahrzeuge im Betrieb keine Emissionen verursachen. Die Emissionen richten sich nach der Art der Energiebereitstellung für diese Mobi lität. Wird die Energie aus regenerativen Energiequellen wie zum Beispiel Photovoltaik erzeugt, kann demnach Mobilität sogar emissionsfrei ermöglicht werden.14 Es gilt auch, die bedeutende Stellung der Automobilindustrie auch in Zukunft beim Trend E-Mobilität und E-Fahrzeuge beizubehalten. Die Bundesregierung hat mit dem „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität der Bundesregierung“ als Ziel in diesem Zusammenhang ausgegeben, dass bis zum Jahr 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollen. Bis 2030 soll sich diese Zahl auf 5 Millionen Fahrzeuge erhöhen.15 Mit der Ausgabe dieser Zahlen sollen mehrere Ziele zugleich verfolgt werden:16 • Deutschland eine zentrale Rolle in Forschung und Entwicklung im Bereich E-Mobilität zu ermöglichen, • Deutschland als Leitmarkt für Elektromobilität zu etablieren, • Sicherung internationaler Wettbewerbsvorteile Deutschlands durch frühzeitige Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Vorantreiben von Standards im Bereich E-Mobilität, • Verminderung von Treibhausgasemissionen zur nachhaltigen Entlastung der Umwelt und zur Erreichung der Klimaschutzziele unter der Nutzbarmachung regenerativer Energieformen. Neue Anforderungen werden zudem an die Infrastruktur gestellt, um eine flächendeckende Nutzung von E-Mobilität zu ermöglichen. Hier sind Standardisierungsprozesse notwendig, um eine öffentliche Ladeinfrastruktur aufbauen zu können. Auch auf der HeimEbene sind neue Konzepte für das Laden von Automobilen und die Einbindung der Elektrofahrzeuge in das häusliche Stromnetz erforderlich. Voraussetzung dafür ist eine Anbindung dieser Subsysteme Die Bundesregierung hat mit dem „Nationa len Entwicklungsplan Elektromobilität“ als Ziel ausgegeben, dass bis zum Jahr 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollen. Bis 2030 soll sich diese Zahl auf 5 Millionen Fahr zeuge erhöhen. 13 Vgl. Statista, (2012) 14 Vgl. Verband der Automobilindustrie (VDA): Presseinformation, Mai 2011 15 Vgl. Bundesregierung, (2009). S. 18 16 Vgl. Nationale Plattform Elektromobilität, (2010). S. 17ff. 14.12.2012 12:59:00 348 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung 3.6.3.3 349 Gesundheit und demografischer Wandel Ausgangslage Abbildung 3.6-3: Schnittstellen der Elektromobilität Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an http://www.e-mobilitystandards.de/ems/index.html E-Mobilität kann dazu beitragen, regenera tive Energien zwischen zuspeichern und in einem Smart Grid die Einbindung der regene rativen Energien in das Netz zu verbessern. Der demografische Wandel führt zu einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland. Dies ist zurückzuführen auf eine sinkende Anzahl an Geburten sowie die stetig steigende Lebenserwartung der Bevölkerung. Schon lange kann man bei Betrachtung der Verteilung der Bevölkerungsaltersgruppen nicht mehr von der Pyramidenform sprechen. Bei dieser Verteilung stellt die junge Bevölkerung den größten Anteil an der Bevölkerung und pro Lebensjahr nimmt der Anteil der Menschen an der Gesamtbevölkerung ab. an Informations- und Kommunikationstechnologie innerhalb und außerhalb des Hauses. Wird dies realisiert, kann E-Mobilität dazu beitragen, regenerative Energien zwischenzuspeichern und in einem Smart Grid die Einbindung der regenerativen Energien in das Netz zu verbessern. Potenziale Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2020 das welt weite Umsatzvolumen für reine E-Fahrzeuge 110 Milliarden Euro und für Hybridfahr zeuge 360 Milliarden Euro betragen wird. Innovationen im Bereich der E-Mobilität sind zudem Grundlage für neue Entwicklungspotenziale für die Automobilindustrie. Auch der IKT-Bereich kann auf Wachstumsschübe hoffen, da moderne Elektro-Fahrzeuge auf intelligente Steuerungssysteme angewiesen sind. Durch die Nutzung von IKT in Fahrzeugen und die damit verbundene Vernetzung innerhalb und außerhalb des Fahrzeuges entwickeln sich neue Mobilitätskonzepte, wie zum Beispiel innovative Car-Sharing-Angebote. Aktuelle Schätzungen zu den Umsatzentwicklungen gehen davon aus, das im Jahr 2020 das weltweite Umsatzvolumen für reine E-Fahrzeuge 110 Milliarden und für Hybridfahrzeuge 360 Milliarten Euro betragen wird. Dies ergibt ein Gesamtmarktvolumen von 470 Miliarden Euro. Wenn die deutsche Automobilindustrie ihren Anteil am Weltmarkt von aktuell etwa 20% behaupten kann, könnte die deutsche Automobilindustrie einen Umsatzanteil von 85 Milliarden Euro im Jahr 2020 erzielen.17 17 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, (2009). S. 1 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 348-349 Abbildung 3.6-4: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt (2009), S. 15 14.12.2012 12:59:00 350 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung 351 Weitere Ziele sind:20 • Verbesserte Versorgungsqualität, • Optimierung von Prozessen, • Verbesserte Wirtschaftlichkeit, Transparenz für den Bürger als Grundlage für erhöhte Selbst bestimmung und Eigenverantwortung. Potenziale Abbildung 3.6-5: Bevölkerung nach Altersgruppen Quelle: Statistisches Bundesamt (2009), S. 15 Durch die steigende Lebenserwartung und die Erhöhung des Anteils der älteren Menschen steigt die Nachfrage nach Dienstleistungen im Gesundheitsbereich. Diese Entwicklung der Bevölkerungsstruktur hat erhebliche Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. Durch die steigende Lebenserwartung und die Erhöhung des Anteils der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt die Nachfrage nach Dienstleistungen im Gesundheitsbereich. Ziele Die Bereitstellung einer optimalen gesundheitlichen Versorgung für eine steigende Anzahl von Patienten im Zuge des demografischen Wandels ist ein zentrales Ziel. Die immer weiter voranschreitende und sich ständig verbessernde Technisierung der medizinischen Behandlung bietet auf der einen Seite die Möglichkeit, Patienten eine optimale Behandlung zu ermöglichen, auf der anderen Seite verursacht die Anwendung innovativer medizinischer Geräte und Dienstleistungen erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem.18 Anbieter und Nachfrager von medizinischen Leistungen sind untereinander durch IKT zu vernetzen, um eine effiziente Gesundheitsversorgung zu ermöglichen und dadurch Kosten zu senken.19 18 Vgl. David et al., (2009). S. 4 19 Vgl. ebd. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 350-351 Für die Bereiche Telemedizin und E-Health wird ein beständiges Wachstum der Umsätze in Europa für die nächsten Jahre prognostiziert, wobei der Bereich Telemedizin mit einem Wachstum von 10 % pro Jahr doppelt so schnell wächst wie der Markt für E-Health (5 % pro Jahr). Für 2020 beläuft sich der zukünftig realisierbare Umsatz für den Bereich E-Health (ohne Telemedizin) auf 34 Milliarden Euro und für den Bereich Telemedizin auf 19 Milliarden Euro in Euro pa.21 Diese Wachstumsentwicklungen sind begründet durch die oben genannten Gründe wie Kostendruck auf das Gesundheitssystem und demographischer Wandel. Voraussetzung für das Wachstum dieser Märkte ist, dass eine flächendeckende IT-Infrastruktur, einhergehend mit der Einführung von Standards, für E-Health und Telemedizin geschaffen wird.22 Durch den Ausbau und Einsatz von IKT im Gesundheitsbereich bietet sich die Chance, dass sich neue Geschäftsmodelle etablieren (vergleiche hier bereits die Angebote von Online-Apotheken)23. 3.6.3.4 Voraussetzung für das Wachstum dieser Märkte ist, dass eine flächendeckende IT-Infrastruktur, einhergehend mit der Einführung von Standards, für E-Health und Telemedizin geschaffen wird. E-Live 3.6.3.4.1 Smart Home Für den Begriff „Smart Home“ existiert bisher keine allgemeingültige Definition. Er wird synonym verwendet mit Begriffen wie Connected Home, Smart House, Intelligentes Wohnen, Smart Living 20 Vgl. Trill, (2009). S. 52 21 Vgl. Perlitz, (2010). S. 11 22 Vgl. ebd., S. 1 23 Vgl. ebd. 14.12.2012 12:59:00 352 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung 353 3.6.3.4.2 Cloud Computing Abbildung 3.6-6: Smart Home im Überblick Quelle: Glasberg (2009), S. 7 Die Heimvernetzung ist Basis für die Erhöhung von Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz für die Hausbewohner. Das Marktvolumen von IKT- und Konsu mentenelektronik produkten im Bereich der Heimvernetzung beträgt allein für 2011 16 Milliarden Euro. etc.24 Durch die Vernetzung von Gegenständen im Haushalt unter Verwendung von IKT werden Netzeffekte erzielt. Das bedeutet, es wird durch die Vernetzung aller Geräte im Haushalt ein höherer Nutzen geschaffen als durch die Geräte alleine.25 Das Smart Home umfasst vor allem die Bereiche Consumer Electronics und Haushaltselektronik. Die Heimvernetzung ist Basis für die Erhöhung von Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz für die Hausbewohner:26 • Komfort: Steuerung aller Geräte im Haus von einem Punkt aus, Automatisierung täglich gleich ablaufender Prozesse, • Sicherheit: Fernüberwachung des Hauses, Meldung von Einbrüchen auf Smartphone, Smartphone als Schlüssel zum Haus, Kontrolle elektrischer Geräte (Überhitzung etc.), • Einbindung regenerativer Energien, automatische Abschaltung ungenutzter Geräte. Laut BITKOM beträgt allein das Marktvolumen für 2011 für von IKTund Konsumentenelektronikprodukten im Bereich der Heimvernetzung 16 Milliarden Euro.27 24 Vgl. Strese et al., (2010). S. 8 25 Vgl. ebd. 26 Vgl. Glasberg und Feldner, (2008). S. 7 27 Vgl. BITKOM: Presseinformation, 29.06.2011 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 352-353 Cloud Computing ist einer der aktuellen sogenannten „Megatrends“ der IKT-Branche. Die eigenen Daten und Anwendungen sind dann nicht mehr auf der nutzereigenen IT-Infrastruktur gespeichert, sondern sind in der „Wolke“ (Cloud), also im Endeffekt auf Servern in externen Rechenzentren gespeichert.28 Auf Grund der Skalierbarkeit von Cloud Computing können IT-Dienstleistungen einfach dann zugekauft werden, wenn sie wirklich benötigt werden bzw. deaktiviert werden, wenn sie nicht benötigt werden (Economies of Sale). Somit wird die Flexibilität auf Nutzerseite erhöht.29 Zudem können auf Anbieterseite Verbundeffekte (Economies of Scope) durch die Bündelung von IT-Dienstleistungen erzielt werden, wodurch wiederum Kostenvorteile entstehen. Cloud Computing integriert sich auch in das Smart Home. Über die Heimvernetzung in Verbindung mit einer Breitbandanbindung des Hauses kann der Hausbesitzer bzw. Hausbewohner von überall auf die Funktionen des Hauses zugreifen oder Zustandsparameter abrufen. Die vernetzten Geräte im Cloud Computing integriert sich auch in das Smart Home: Der Hausbewohner kann von überall auf die Funktionen des Hauses zugreifen. Abbildung 3.6-7: Umsätze Cloud Computing 2010–2015 in Deutschland in Milliarden Euro Quelle: Velten und Janata (2010), S. 2 28 Vgl. Sunyaev/Schneider (2012) 29 Vgl. ZEW, (2010). S. 38 14.12.2012 12:59:00 354 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Jüngste Prognosen gehen davon aus, dass die Marktumsätze von Cloud Computing in Deutschland auf 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 steigen werden. 355 Haus tauschen dafür permanent Daten über das Internet mit der Cloud aus, von wo aus die Daten dann wiederum beispielsweise über eine Smartphone-Applikation abrufbar sind.30 Es gilt daher insbesondere mit einer nationalen Cloud-Strategie den Standort Deutschland zu stärken, um langfristig neben internationalen Marktteilnehmern in diesem Sektor bestehen zu können. Hierzu ist es von zentraler Bedeutung, neben einer Strategieformulierung auch nationale Testbeds zeitnah anzugehen und in die Praxis umzusetzen.31 Jüngste Prognosen gehen davon aus, dass die Markt umsätze von Cloud Computing in Deutschland von 1,14 Milliarden Euro in 2010 auf 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 steigen werden. Dies würde ein jährliches Wachstum von 48 % bedeuten.32 3.6.3.4.3 Anbindung an die Informationsgesellschaft Das Konzept „Connected Home“ setzt eine umfassende Kommunikation und einen aktiven Datenaustausch zwischen den einzelnen Subsystemen voraus und macht eine Vernetzung der Kommunikationspartner miteinander schlicht unverzichtbar. Eine Internetverbindung über einen Internet Service Provider (ISP) ist somit essentieller Bestandteil und Fundament der Heimvernetzung.33 Gleichzeitig ist zu erwähnen, dass einerseits die flächendeckende Breitbandversorgung die Entwicklung der Heimvernetzung maßgeblich vorantreibt. Andererseits werden wiederum breitbandigere Dienste von den zahlreichen im vernetzten Heim etablierten Geräten und Anwendungen nachgefragt, was wiederum eine Erhöhung der Breitbandpenetration nach sich zieht. In der Summe ermöglicht der Einsatz von IKT der Gesamtwirtschaft innovative Produkte, bessere Verfahren, optimaleren Ressourceneinsatz, schnelleren Wissenstransfer und folglich verstärkte internationale Wettbewerbsfähigkeit, höheres Wirtschaftswachstum und steigenden Wohlstand. Diese volkswirtschaftlichen Effekte sind in einer BDI Studie beschrieben: Bis 2020 können so 30 Vgl. Pongratz, (2010). S. 20 31 Vgl. Krcmar et al. (2011) 32 Vgl. Velten und Janata, (2010). S. 2 33 Gemäß deutschem und europäischem Recht gehört der Breitbandanschluss zur Telekommunika- tion und stellt heute eine gesellschaftlich und wirtschaftlich bedeutende Telekommunikationsdienstleistung dar. Vgl. Picot et al., (2008a). S. 17ff. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 354-355 3.6 Haus- und Heimvernetzung Abbildung 3.6-8: Breitbandverfügbarkeit (% der Haushalte) in Deutschland je Bandbreitenklasse für alle Technologien Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2011), S. 6 fast eine Million Arbeitsplätze geschaffen sowie ein zusätzliches BIP-Wachstum von 0,6 %-Punkte p. a. (etwa 170 Milliarden Euro) erzielt werden.34 3.6.4 Gesamtwirtschaftlicher Hebel – Heimvernetzung und volkswirtschaftliche Erwartungen in Schlüsselsektoren 3.6.4.1 IKT als Voraussetzung für die Heimvernetzung Die stetig größer werdende Anzahl an Geräten, Anwendungs systemen und Dienstleistungen, aber auch verschiedene Wirtschaftssektoren – Energie, Gesundheitswesen, Autoindustrie, IKT – finden ihre Nutzung im Konzept „Heimvernetzung“. Das Hauptaugenmerk der Heimvernetzung liegt in erster Line auf der Vernetzung der eigenständigen (autonomen) Teilsysteme und der unterschiedlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche. Genau hier kommt die Bedeutung der Informations- und Kommunika tionstechnologien (IKT) zum Vorschein, die ein Fundament der modernen wirtschaftlichen Wertschöpfungsprozesse bilden. Da 34 Vgl. Bundesverband der Deutschen Industrie, (2009). S. 9. 14.12.2012 12:59:00 356 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung das Konzept der Heimvernetzung eben nur auf der Basis von IKT überhaupt möglich ist, wird in diesem Kapitel die Rolle der IKT aus volkswirtschaftlicher Sicht als Basistechnologie betrachtet, um daraus Rückschlüsse auf die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Heimvernetzung zu ziehen. 3.6.4.2 Die Informations- und Kommunikations technologien wirken sich innerhalb einer Volkswirtschaft auf vielfache Weise auf das gesamtwirtschaft liche Wachstum aus. Growth-Accounting-Ansatz Die Informations- und Kommunikationstechnologien wirken sich innerhalb einer Volkswirtschaft auf vielfache Weise auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum aus. Der rasant wachsende Bedarf an Informationen und Daten in der globalen Welt fordert immer größere Speicherungs-, Verarbeitungs- und Verbreitungskapazitäten und die neuen Geräte und Anwendungsmöglichkeiten, welche sich vor allem in der IKT-Branche ergeben, tragen maßgeblich zur effizienteren Gestaltung wirtschaftlicher Abläufe und letztlich zum höheren Wohlstand bei.35 Produktivitätszuwächse erhöhen die Effizienz der bestehenden Ressourcen bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen und sind diesbezüglich ein zentraler Indikator für die Entwicklung des Lebensstandards eines Landes.36 Wie sich die IKT über verschiedene Transmissionskanäle auf die Produktivität auswirken, lässt sich anhand des neoklassischen Growth-Accounting-Ansatzes 37 erklären. Dieses Konzept ermöglicht das Zerlegen des wirtschaftlichen Wachstums in messbare und nicht-messbare Komponenten. 3.6.4.3 Bedeutung des Growth-Accounting-Ansatzes für die Heimvernetzung Auch in anderen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen sind in Folge rasanter Entwicklungen in der Sphäre der Informationsund Kommunikationstechnologien merkliche Veränderungen erkennbar. Die Heimvernetzung als Konzept, das maßgeblich auf 35 Vgl. Hauri, Saurer, (2011). S. 4 36 Vgl. De Meyer, Loh, (2001), S. 4. Vgl. auch Borner et al., (2010). S. 8 37 Es handelt sich hierbei um eine Theorie zur Erklärung des Wirtschaftswachstums, die von Robert Solow begründet wurde und auf seinem Solow-Modell basiert. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 356-357 357 IKT-Komponenten basiert, ist sicherlich ein wichtiger Zukunftsmarkt und als solcher verfügt er über große Ausschöpfungspotenziale. Schon jetzt ist klar, dass der Beitrag und die Rolle, welche die Heimvernetzung zwischen den Wachstumsmärkten E-Energy, E-Mobility, E-Health oder auch Smart-Home spielt, auch im gesamtwirtschaftlichen Bezug maßgeblich sein werden. Wenn wir die Erkenntnisse des vorherigen Kapitels (Growth-Accounting-Ansatz) auf das Konzept der Heimvernetzung übertragen, so lässt sich folgende Darstellung konstruieren: Bildlegende: Ziffer 1 Die Sektoren rund um das „Connected Home“ (Medizin, Energie, Autoindustrie, Consumer Electronics) leisten einen direkten und positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum insbesondere durch eine gestiegene Ressourceneffizienz. Ziffer 2 Die neuen Geräte und Anwendungen aus dem IKT- und CE-Sektor werden in zahlreichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern eingesetzt und führen so zu höherer Produktivität, Effizienz und Nutzengewinnen.38 Der technische Fortschritt führt zu einem anhaltenden Preisverfall von Produkten und Dienstleistungen rund um die Heimvernetzung, was maßgeblich Investitionen in Sachkapital stimuliert und folglich die Arbeitsproduktivität, aber auch Energie- und Rohstoffeffizienz in den Schlüsselsektoren steigern lässt.39 Ziffer 3 Letzten Endes kommt es auch in der gesamten Wirtschaft zur Erhöhung der TFP indem auch andere Branchen zunehmend lernen neue Möglichkeiten, die sich aus den Heimvernetzungssektoren ergeben, effizient und zielgerichtet zu nutzen (Spillover-Effekt). In der Folge werden betriebliche Prozessinnovationen beflügelt, die Entstehung neuer Geschäftsmodelle stimuliert und die Entwicklung komplementärer Folgeinnovationen unterstützt.40 Abbildung 3.6-9: Heimvernetzung und Arbeitsproduktivität: drei Wirkungspfade Quelle: eigene Darstellung in Anlehung an Boerner et al. (2010), S. 9 38 Vgl. Borner et al., (2010). S. 10 39 Vgl. van Ark et al., (2011). S. 12 40 Vgl. Hauri und Saurer, (2011). S. 4f. 14.12.2012 12:59:00 358 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6.4.4 3.6 Haus- und Heimvernetzung Heimvernetzung als Voraussetzung zur Realisierung der Erwartungen in die Schlüsselsektoren Der Schwerpunkt der Analyse liegt hier, wie bereits erwähnt, auf der Rolle und dem Beitrag, den die Heimvernetzung als quasi „Klebstoff“ zwischen den Wachstumsmärkten E-Energy, E-Mobility, E-Health und Smart- Home spielt. Alle diese Märkte setzen auf einen aktiven Informationsaustausch der verwendeten Komponenten bzw. Akteure, um Informationsasymmetrien abzubauen und so die Ressourceneffizienz zu erhöhen und neue Wertschöpfungs modelle zu generieren. Und genau diese Vernetzung der Schlüsselsektoren mit- und untereinander ist essenzielle Voraussetzung zur Realisierung von Effizienz und Ressourcenvorteilen. Die Heimvernetzung, also die Anbindung des privaten Heimes und demnach der Endbenutzer spielt demzufolge eine tragende Rolle. Technologie der Heimvernetzung Die Heimvernetzung soll in erster Linie den Endnutzer durch moderne Technologien und elektronische Dienstleistungen unterstützen, was im Großen und Ganzen die Anbindung externer Partner aus den Schlüsselsektoren erfordert.41 359 Erfassung Energiebedarf/Verbrauch Die künftigen Smart-Grid-Anwendungen werden den heutigen Strommarkt maßgeblich verändern und mittel- und langfristig zu einem besseren und effizienterem Ressourcen- und Energie management führen. Für eine gesamtwirtschaftlich produktive und umweltökonomisch effiziente Entwicklung des Energiemarktes ist eine intelligente Heimvernetzung mit adäquaten Energiemanagementfunktionen unabdingbar, um die neuen Anwendungen und Dienste nutzen zu können. Die Entwicklung des Energiemarktes ist eine intelligente Heimvernetzung mit adäquaten Energiemanagement-Funk tionen unabdingbar. Kompatibilität E-Mobility und Heim Die Kontrolle und Steuerung des individuellen Energieverbrauchs und auch der privaten Stromerzeugung ist ein wesentlicher Aspekt und künftig eine der tragenden Anwendungen im Konzept der „Heimvernetzung“. Als eine weitere Möglichkeit, den individuellen Stromverbrauch und das gesamte Lastmanagement zu optimieren, bietet sich auch die Einführung von Elektrofahrzeugen und die Integration der privaten Lade-Infrastruktur und Fahrzeugtechnik in die Heimvernetzung an. Um die Vorteile dieser Systeme (Auto-LadeInfrastrukturnetz) nutzen zu können, bedarf es einer funktionierenden Datenübermittlung innerhalb und zwischen diesen Systemen. E-Health und „zu Hause“ Abbildung 3.6-10: Infrastruktur der Heimvernetzung Quelle: Glasberg (2009), S. 7 41 Vgl. Picot et al., (2008a). S. 17 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 358-359 Neue Lösungen und Verbesserungen in der medizinischen Versorgung werden dringend gesucht, um die medizinischen Leistungen qualitätssichernd aus der stationären Umgebung in die gewohnten vier Wände der Patienten zu verlagern. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Versorgungsteilsysteme (Prävention, ambulante und stationäre Behandlung und Pflege, Rehabilitation etc.) und der individuellen Bedürfnisse verlangt jedoch eine zeit-, orts- und personengemäße Verfügbarkeit der entsprechenden Dienste (zum Beispiel Fernüberwachung oder -diagnose), was folglich eine adäquate technische Infrastruktur zur Fernbetreuung und Versorgung von Patienten notwendig macht. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Ver sorgungsteilsysteme und der individuellen Bedürfnisse verlangt eine zeit-, orts- und personengemäße Verfügbarkeit der ent sprechenden Dienste. 14.12.2012 12:59:01 360 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6 Haus- und Heimvernetzung 361 Abbildung 3.6-11: Vernetzung des häuslichen Umfelds mit der Außenwelt Quelle: Brucke et al. (2008), S. 16 3.6.4.5 Die wirtschaft liche Relevanz der Heimvernetzung als gesamtwirt schaftlicher Hebel Umsatzszenarien in den Schlüsselsektoren Die vorliegende Studie zeigt auf, dass sich die Schlüsselsektoren am Beginn eines Paradigmenwechsels befinden. Besondere Bedeutung wird hierbei den Synergieeffekten zwischen den Wachstumsmärkten E-Energy, E-Mobility, E-Health und Smart-Home beigemessen. Die wirtschaftliche Relevanz der Heimvernetzung als gesamtwirtschaftlicher Hebel und zwischen den Wachstumsmärkten wird in der Abbildung quantifiziert. Hier sind die Umsatzerwartungen und Potenziale der einzelnen Schlüsselsektoren für die laufende Dekade graphisch dargestellt und folglich die Bedeutung der Vernetzung einzelner Bereiche für die Erreichung der Umsatzziele betont. Damit im Einklang wird der Umsatz mit Elektrofahrzeugen für das Jahr 2020 in Deutschland auf ca. 85 Milliarden Euro geschätzt – im Jahr 2010 betrug der Umsatz mit Elektro- und Hybridautos in etwa 1,3 Milliarden Euro.42 Geht man jedoch davon aus, dass nur die Hälfte der erforderlichen Komponenten zur Erzielung der Synergieeffekte vernetzt werden können, so reduziert sich diese Umsatzerwartung auf Grund mangelhafter Nutzung von Netzeffekten exponentiell auf nur noch grob 22 Milliarden Euro. 42 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, (2009). S. 1. Vgl. Heise: Presseinformation, 12.09.2011 Abbildung 3.6-12: Umsatzentwicklungen und -erwartungen in den Schlüsselsektoren (in Milliarden Euro) Die Umsatzzahlen der Sektoren E-Mobility, E-Energy und Cloud Computing beziehen sich auf den deutschen Markt; für E-Health werden die Umsatzzahlen für den gesamten EU-Markt betrachtet. Die Umsatz prognose für Cloud Computing bezieht sich auf das Jahr 2015. Grundlage der Berechnung basiert auf der Annahme der Generierung von Netzeffekten nach dem Gesetz von Metcalf, welches den Wert eines Netzes mit n (n-1)/2, bewertet und sich für große n dem Wert n2 annähert.43 Ähnlich verhält es sich mit dem Sektor der Energieversorgung, in spezieller Betrachtung von Smart Grids. Auch hier würde eine Halbierung der Zusammenschaltung der erforderlichen Komponenten die Umsatzerwartungen in Deutschland im Jahr 2020 von ca. 10 Milliarden Euro44 auf nur noch geschätzte 2,5 Milliarden Euro reduzieren. Gerade im Gesundheitssystem werden insbesondere den Bereichen Telemedizin und E-Health beständiges Wachstum vorausgesagt. So belaufen sich für das Jahr 2020 prognostizierte Umsätze in Europa auf ca. 53 Milliarden Euro – gegenüber 28 Milliarden Euro, die heute in diesem Sektor umgesetzt werden.45 Für Deutschland wird hier von einem Anteil 43 Vgl. Picot et al. (2008c) 44 Vgl. Graumann und Speich, (2010). S.16 45 Vgl. Perlitz, (2010). S. 1 und 12 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 360-361 14.12.2012 12:59:01 362 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze von ca. einem Drittel und damit 17,7 Milliarden Euro in 2020 sowie 9,3 Milliarden Euro heute ausgegangen. Geht man im Folgenden weiterhin davon aus, dass wiederum nur die Hälfte der Haushalte an entsprechende Systeme angebunden werden kann, so reduzieren sich hier die Umsatzerwartungen im Jahr 2020 für Deutschland auf nur noch ca. 4,7 Milliarden Euro. Auch die Dezentralisierung von IT-Infrastrukturen spielt im Wechsel zwischen Lebens- und Arbeitswelt eine zentrale Rolle. Den Prognosen zufolge werden die Marktumsätze von Cloud Computing in Deutschland von 1,14 Milliarden Euro in 2010 auf 8,2 Milliarden Euro im Jahr 2015 steigen.46 Verringert man auch hier die adressierbare Anzahl von Haushalten auf nur noch 50%, so reduziert sich diese Umsatzerwartung exponentiell auf nur noch 2 Milliarden Euro bis im Jahr 2015. Abbildung 3.6-13: Umsatzentwicklungen und -erwartungen in den Schlüsselsektoren mit vollständiger und teilweiser Heimvernetzung (Prognosen für das Jahr 2020, in Milliarden Euro) 3.6 Haus- und Heimvernetzung Die Abbildung fasst noch einmal die Umsatzprognosen in den Schlüsselsektoren (E-Health, E-Mobility, E-Energy und E-Live) zusammen. Die Grafik stellt illustrativ den Fall dar, dass, wenn nur die Hälfte der Haushalte an Heimvernetzungssysteme angebunden wird, die Umsatzprognosen in den Schlüsselsektoren nicht entsprechend auch um die Hälfte geringer ausfallen würden. Die Umsätze würden sich eben um mehr als nur die Hälfte exponen tiell verringern. Dies betont wiederum die volkswirtschaftliche Relevanz der Heimvernetzung als gesamtwirtschaftlicher Hebel und Bindeglied zwischen den Wachstumsmärkten und dem Verbraucher. Im Rahmen des Konzepts „Heimvernetzung“ werden neue Produkte, Anwendungen und Dienstleistungen entwickelt und angeboten, welche sich in einer höheren Produktivität – zunächst in den Heimvernetzungs-Sektoren und mit der Zeit auch in der gesamten Wirtschaft – und letztlich im höherem Wirtschaftswachstum niederschlagen werden. Darüber hinaus werden in den betroffenen Branchen neue Geschäftsmodelle entstehen und komplementäre Folgeinnovationen gefördert. Allerdings gilt hier, wie auch für den IKT-Sektor, dass zwischen der eigentlichen Innova tion und der erfolgreichen Adaptation durch die Konsumenten einige Zeit vergehen kann, sodass anfänglich auch potentiell negatives Wachstum auftreten kann. Denn Connected-Home-Technik (Smart Grid, Smart Metering, Elektroauto, telemedizinische Überwachung und Unterstützung etc.) wird heute von der breiten Gesellschaft weiterhin als Luxusgut betrachtet, und um dies zu ändern wird es notwendig sein, alle Dienste und Produkte rund um das vernetzte Heim nutzwertorientiert zu präsentieren. Hierbei werden auch die oben erwähnten Netzwerk-Effekte eine wichtige Rolle spielen. Dem Endkunden fehlen oftmals ausschlaggebende Informationen über die Anwendungspotenziale von entsprechenden Produkten und Diensten, was freilich zu berücksichtigen ist, damit der Zukunftsmarkt Heimvernetzung eine sich selbst tragende Nachfrage erzeugen kann. 363 Im Rahmen des Kon zepts „Heimvernet zung“ werden neue Produkte, Anwendun gen und Dienstleis tungen entwickelt, welche sich in einer höheren Produktivi tät und letztlich im höherem Wirtschafts wachstum nieder schlagen werden. Dem Endkunden fehlen oftmals aus schlaggebende Infor mationen über die Anwendungspoten ziale von entspre chenden Produkten und Diensten. 46 Velten und Janata, (2010). S. 2 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 362-363 14.12.2012 12:59:01 364 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6.5 Die Heimvernetzung bildet den Grundpfei ler für die Vernetzung der Wachstumssek toren im Bereich der Energieerzeugung und -versorgung, der Mo bilität, der Gesundheit und der Gestaltung von Lebens- und Arbeitswelten. 3.6 Haus- und Heimvernetzung Ergebnisse: Lösungsansätze zur Akzeptanzsteigerung der Heimvernetzung Die Heimvernetzung bildet den Grundpfeiler für die Vernetzung der Wachstumssektoren im Bereich der Energieerzeugung und -versorgung, der Mobilität, der Gesundheit und der Gestaltung von Lebens- und Arbeitswelten. Als zentrales Element ermöglicht sie damit transsektorale Synergiepotenziale. Zu einer Umgestaltung der jeweiligen Schlüsselsektoren ist der aktive Informationsaustausch zwischen dezentralen und zentralen Elementen unerlässlich und dient in Folge dem Abbau von Informationsasymmetrien zur Erhöhung der Ressourceneffizienz und der Generierung neuer Wertschöpfungsmodelle. Der gesamtwirtschaftliche Hebel der Heimvernetzung konnte auf Basis des Growth-Accounting-Ansatzes in Zusammenhang mit den volkswirtschaftlichen Erwartungen in die genannten Schlüsselsektoren gebracht werden. Bei diesen Erwartungen handelt sich dabei nicht nur um das Marktvolumen für vernetzte Produkte der IKT und Consumer Electronics mit einem geschätzten Marktvolumen von 16 Milliarden Euro im Jahr 2011,47 sondern insbesondere um das Marktvolumen, das durch die Einbindung dieser und weiterer Komponenten und Systeme in den Schlüsselsektoren Energie, Mobilität, Gesundheit und vernetztes Leben und Arbeiten resultiert. Im Einzelnen sind dies:48 • Marktvolumen Elektrofahrzeuge im Jahr 2020 (Deutschland): ca. 85 Milliarden Euro, • Marktvolumen Energieversorgung im Jahr 2020 (Deutschland): ca. 10 Milliarden Euro, • Marktvolumen Gesundheitssystem im Jahr 2020 (Europa): ca. 18 Milliarden Euro, • Marktvolumen Cloud Computing im Jahr 2015 (Deutschland): ca. 8 Milliarden Euro. 47 Vgl. BITKOM: Presseinformation, 26.06.2011 48 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, (2009). S. 1, Vgl. Graumann 365 Auf Basis des Growth-Accounting Ansatzes und unter Einbeziehung von Netzeffekten kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Umsatzerwartungen exponentiell auf ein Viertel reduzieren, sofern nur 50 % der Komponenten und damit Haushalte vernetzt werden können. In Folge ergibt sich dann die folgende Prognose: • Gesamt-Marktvolumen unter Annahme einer 50 %-Vernetzung: ca. 30 Milliarden Euro. Um jedoch die Erwartungen in die Umsätze der Schlüsselsektoren zu erfüllen, ist das Engagement im Bereich der Heimvernetzung zu stärken. Es können fünf zentrale Punkte identifiziert werden: 3.6.5.1 Information der Endnutzer Aktuellen Umfragen zufolge fühlen sich weniger als 10 % der Befragten gut oder sehr gut über den Bereich der Heimvernetzung informiert.49 Dies gilt es durch geeignete und insbesondere gemeinsame Maßnahmen der Hersteller, des Handels und der Politik signifikant zu verbessern. 3.6.5.2 Um die Erwartun gen an die Umsätze der Schlüsselsekto ren zu erfüllen, ist das Engagement im Bereich der Heim vernetzung zu stärken. Aktuellen Umfragen zufolge fühlen sich weniger als 10 % der Befragten gut oder sehr gut über den Bereich der Heim vernetzung informiert. Integration der Wohnungswirtschaft Die essenzielle Voraussetzung für eine intelligente Kommunikation stellt das Vorhandensein von hochbitratigen Infrastrukturen dar. Es ist daher erforderlich, die Wohnungswirtschaft bei Erbauung, Bewirtschaftung, Renovierung und Vermarktung von Immobilien durch geeignete Maßnahmen aktiv zur Bereitstellung von hochkapazitiven Kommunikationsinfrastrukturen in Form von beispielsweise der Verlegung von Leerrohren und Glasfaser beim Bau oder dem Einbau von Glasfasernetzen bei der Renovierung zu integrieren. 49 Vgl. Forsa, (2010). S. 20-23. Vgl. auch Strese et al., (2010). S.10 und Speich, (2010). S.16, Vgl. Perlitz, (2010). S. 1 und 12. Für den deutschen Markt wird zur Komplexitätsreduktion von 1/3 des Europäischen Marktvolumens ausgegangen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 364-365 14.12.2012 12:59:01 366 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.6.5.3 Offene Standards verringern das Risiko der Entscheidung des Konsumenten bei der Festlegung auf ein System, erhöhen Systemkompatibilität und Interoperabilität. 3.6 Haus- und Heimvernetzung Standards und Interoperabilität Das Vorhandensein von Standards zur Kommunikation der Komponenten untereinander sichert Interoperabilität und ermöglicht damit erst Netz- und Verbundeffekte. Die frühe Verfügbarkeit industrieübergreifender Standards stellt demnach einen zentralen Erfolgsfaktor für die Akzeptanz am Markt dar. Geschlossene Standards stehen diesen Netzeffekten stets gegenüber. Offene Standards dagegen verringern das Risiko der Entscheidung des Konsumenten bei der Festlegung auf ein System, erhöhen Systemkompatibilität und Interoperabilität. In Einzelfällen kann es sogar erforderlich sein, Basis-Standards vorzugeben, um Marktmissbrauch und Time-Lag-Effekte zu verhindern. 3.6.5.4 367 Die Heimvernetzung spielt bereits heute schon eine tragende Rolle in der Vernetzung der Wachstumsmärkte E-Energy, E-Mobility, E-Health und E-Live. Diese Position wird sie weiter verstärken und eine zentrale Rolle zum Abbau von Informationsasymmetrien zur gleichzeitigen Erhöhung der Ressourceneffizienz und neuer Wertschöpfungsmodelle darstellen. Kabelgebundene Anbindung als Voraussetzung drahtloser Kommunikation Die Luftschnittstelle ist stets ein geteiltes Medium. Bei einer steigenden Nutzeranzahl sinkt in Folge die verfügbare Datenrate pro Nutzer. Diesem Effekt kann nur durch eine Verringerung der Zellgröße entgegengewirkt werden, bei gleichzeitiger Anbindung dieser Zellen an hochbitratige Kommunikationsinfrastruktur. Diese Anbindung ist über kabelgebundene Technologien wie Glasfaser zu realisieren, um Kapazitätsengpässe in den Zugangsnetzen zu verhindern. 3.6.5.5 IP (v6) als Basistechnologie Die IP-Technologie hat sich als quasi De-facto-Standard für internetbasierte Systeme und Anwendungen etabliert. Jede Komponente – sei es Fahrzeug oder einzelner Verbraucher – ist über eine IP-Adresse eindeutig ansprechbar. Während der Adressraum des IPv4-Standards zur Neige geht, steht mit dem IPv6-Standard ein nahezu unerschöpflicher Raum zu Verfügung. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 366-367 14.12.2012 12:59:01 368 369 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.7 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) . 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ...................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012................. 379 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 368-369 Breitbandaktivitäten der Bundesländer Die folgende Tabelle 3.7-1 zeigt die Breitbandaktivitäten der Bundesländer. 14.12.2012 12:59:01 370 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer 371 Tabelle 3.7-1: Breitbandaktivitäten der Bundesländer Land Finanzielle Förderung Info-Veranstaltungen/ Info-Material Netzwerkbildung • Breitbandinitiative Brandenburg • • • • • www.breitband.brandenburg.de • Zwei Informationsveranstaltungen mit BMWi Einbindung relevanter Akteure (Kommunen, Landkreise, Anbieter, Ausrüster, Land) • Breitbandverantwortliche in den Landkreisen mit regelmäßigem AK • AK der Kammern und kommunalen Spitzenverbände — • Breitbandbedarfsatlas (www.breitbandatlasbrandenburg.de) • bei Förderanträgen • Breitbandinitiative II Ländlicher Raum BW • Netzbetreiberzuschuss (GAK) • Ausbau von Hoch- und Höchstgeschwindig keitsnetzen Landesprogramm JA • Aktionsgemeinschaft „Breitband im Ländlichen Raum“ JA, in Bedarfs erhebung und Förderung • bei Förderanträgen • Breitbandinitiative Bayern mit Aktionsprogramm „Breitband für Bayern“ • Landesprogramm: Breitbandinfrastrukturen in Gewerbegebieten und gewerblich geprägten Mischgebieten • Ländl. Raum (GAK) • ZuInvG • Internetportal • Regionalkonferenzen • Best-Practice-Veranstaltungen • Unterstützung durch staatliches Beratungsangebot — • mit Hilfe von lokalen Breitbandpaten und Internetportal www.breitband.bayern.de • Hochgeschwindigkeitsstrategie Bayern • Förderprogramm für Hochgeschwindigkeitsnetze bei EU-KOM zur Genehmigung angemeldet • Budget derzeit 500 Millionen Euro • Broschüre über Abschlussbilanz der Grundversorgungsförderung • Gründung eines Breitband-Kompetenzzentrums • Breitbandinitiative Mecklenburg-Vorpommern • Breitbandförderung gem. GAK-Fördergrundsätze zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung/Teil B „Breitbandversorgung ländlicher Räume“ unter Einsatz von GAK- und ELER-Mitteln • Breitbandprojekte im Rahmen des GRW-Rahmenplans • Vorbereitung Teilhabe am CEF-Programm über BBB und BMWi JA • Ständige Beratung der Kommunen • Regionale und durch Koordinierungsstelle Breitnationale Einbinband MW (www.ego.mv.de) dung in Netzwerke durch Breitband• Glasfaser-Tag, Vorträge, Teilnahme Koordinierungsan Sitzungen der Wirtschaftsausstelle MV schüsse (www.ego-mv.de) • Zusammenarbeit mit Bio-Energie• „Runder Tisch dorf-Initiative Breitband 2012“ in Vorbereitung Brandenburg BadenWürttemberg Bayern MecklenburgVorpommern AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 370-371 Differenzierung nach Bedarfs trägern Aktionsprogramm GRW-I (wie Rahmenplan) Breitbanddienste (F&E) Ländl. Raum (GAK) ZuInvG Bedarfserhebung • Anfang 2007 für alle Gewerbegebiete • ab Mitte 2008 für alle ländlichen Regionen mit permanenter Aktualisierung über Koordinierungsstelle Breitband MV (www. ego-mv.de) im Rahmen der Grundversorgung • Bedarfserhebung NGA in Vorbereitung 14.12.2012 12:59:01 372 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Land Finanzielle Förderung Info-Veranstaltungen/ Info-Material Netzwerkbildung • Initiative „Mehr Breitband-für-Hessen“ mit interministeriellem Lenkungsausschuss • Ländl. Raum(GAK) und eigene Landesmittel für sonstige unterversorgte Regionen • GRW-Förderung Gewerbegebiete • Vier regionale Beratungsstellen im Rahmen von EFRE • Interkommunale Zusammenarbeit • Leerrohrfinanzierung im Rahmen des Landesstraßenbaus • Leerrohrförderung im Rahmen der Verkehrsinfrastrukturförderung • Landesbürgschafts- und Kreditprogramm der WI-Bank • Förderung von NGA-Machbarkeitsstudien • BB-Gipfel unter Einbindung aller relevanter Akteure (Kommunen, Landkreise, EVU, Anbieter, Ausrüster, Land) • Hessisches BreitbandInformationssystem „hesbis“ • NGA-Strategieworkshop zur Strategieentwicklung für den Auf- und Ausbau von Hoch leistungsnetzen unter Einbindung aller relevanten Akteure • Veröffentlichung der NGA-Strategie für Hessen • www.breitband-in-hessen.de mit FAQ für Kommunen • Allgemeines Informationsmaterial im Rahmen der Aktionslinie Hessen-IT • Regionale Informationen über regionale Breitbandberater und Kreiskoordinatoren • AK hessischer Breitbandanbieter • Geschäftsstelle Breitband • AK Kreiskoordi natoren • AK der Energie versorger • AGs mit TK-Anbietern und Kabelnetz betreibern — • zentral über Geschäftsstelle sowie regional durch Kommunen, • im Rahmen kommunaler Aktivitäten ist die Bedarfsanalyse Bestandteil der Machbarkeitsstudie • Breitbandinitiative Niedersachsen www.breitband-niedersachsen.de • • • • • • JA JA — JA • BreitbandConsulting.NRW (eigene Geschäftsstelle mit angeschlossenem Experten- und Beratungsnetzwerk) • Ländl. Raum (GAK, ELER) • GRW (Gewerbegebiete mit angrenzenden Ortschaften) • Leerrohrförderung für Gewerbegebiete landesweit nach Bundesrahmenregelung) • NRW.BANK Breitband: zinsgünstige Darlehen mit langer Laufzeit für Investitionen in passive Infrastrukturen Nieder sachsen AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 372-373 Differenzierung nach Bedarfs trägern Aktionsprogramm Hessen NordrheinWestfalen 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer EFRE (Infrastruktur) Ländl. Raum (GAK) GRW (wie Rahmenplan) Breitband Komp. Zentrum ZuInvG ELER • jährliche landesweite Konferenz/ • Breitbandanbieter, — Beteiligung an Partnerveranstalsog. Infrastrukturtungen eigner, Experten und Berater, • regionale Veranstaltungsreihe Landkreise, (ca. 3–5 pro Jahr) Kommunen, kom• Leitfäden, umfangreiche Informatimunale Unternehonskampagne men/Versorger, • dediziertes Breitbandportal Wirtschaftsfördewww.breitband.nrw.de rungen, Bezirksregierungen, Industrie- und Handelskammern, IKT-Cluster 373 Bedarfserhebung • Breitbandatlas Bund • in der Regel dezentral durch die Kreise • einzelne: Analysen/ Erhebungen der Kommunen für Förderanträge 14.12.2012 12:59:01 374 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Land 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer Finanzielle Förderung Info-Veranstaltungen/ Info-Material Netzwerkbildung • Breitbandinitiative Rheinland-Pfalz • Ländl. Raum (GAK) • ZuInvG • Zuschüsse zu Infrastrukturinvestitionen sowie Planungsarbeiten, Machbarkeitsstudien etc. • Kongresse • Workshopreihe • Geschäftsstelle Breitband-Initiative • Website JA • bedingt • Berücksichtigung im BreitbandGutachten 2008 • unter anderem Verbesserung der Anbindung von Schulen etc. • lokal im Rahmen der Projektförderung nach GAK-Breitband-RL • regional in Landkreisen etc. • Breitbandinitiative Saarland • Ländl. Raum - GAK • Infrastrukturförderung aus EFRE • landes- und landkreisweite Infoveranstaltungen • Einzelfallberatungen projektbezogen • im Rahmen der Förderung und Beratung • gemeinsam mit Breitbandberatungs- und Koordinierungsstelle beim eGo-Saar — • Bedarfs- und Verfügbarkeitsanalysen im Rahmen der Projektförderung • eigene Recherchen und Auswertungen (STK und Breitbandberatungs- und Koordinierungsstelle beim eGo-Saar) • „Sachsen macht sich breitbandig“ (Förderung im ländlichen Raum) • GRW-I (wie Rahmenplan) • Ländl. Raum: GAK und ELER • Tiefenuntersuchung zur Breitband erschliessung im ländl. Raum • Studie zum Breitbandbedarf • Sächs. TK-Tag • bei Bedarf regionale Veranstaltungen • Beratung und Unterstützung im Einzelfall • www.breitbandberatungsstellesachsen.de • im Rahmen des Förderverfahrens • durch Verbund projekte/ Clusterbildung • in Bedarfs erhebung und in Förderung • Bedarfs- und Verfügbarkeitsanalysen im Vorfeld von Vergabeverfahren sind verpflichtend — • PGAK • GRW JA — — — • Breitbandstrategie Schleswig-Holstein (wird Ende 2012 aktualisiert) • Ländl. Raum (GAK) in Verbindung mit ZuInvG, EKP- und EFRE-Mitteln • Landesweite Informations • z. B. Glasfaser veranstaltungen anbieter • „6.Breitbandforum“ am 28.11.2012 • z. B. insbesondere Anbieter im Rah• Broschüre zur Breitbandstrategie men des „Runder • Internetauftritt MWAVT und BKZ Tisch Breitband“ (Breitbandkompetenzzentrum) und dessen • diverse speziellere Arbeitsgruppen Veranstaltungen • Gesprächsrunden mit z. B. Landkreisen, Beratern, TK-Anbietern — • lokal im Rahmen der Projektförderung nach Breitband-RL; • regional in Landkreisen, Aktiv-Regionen, etc • eigene Recherchen und Auswertungen (MWAVT und BKZ) RheinlandPfalz Saarland Sachsen SachsenAnhalt SchleswigHolstein AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 374-375 Differenzierung nach Bedarfs trägern Aktionsprogramm 375 Bedarfserhebung 14.12.2012 12:59:02 376 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze Land 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer Differenzierung nach Bedarfs trägern Aktionsprogramm Finanzielle Förderung Info-Veranstaltungen/ Info-Material Netzwerkbildung • „Breitbandinitiative für Thüringen“ • GRW-I (wie Rahmenplan) • Ländl. Raum (GAK) • EFRE ab 2012 • im Rahmen der Initiative • alle Kammern, • Berücksichtigt in Verbände und den Umfragen Komm. Spitzen verbände und öffentliche Hand • sowie alle bekannten Anbieter als „Partner der Breitbandinitiative“ Thüringen 377 Bedarfserhebung • Breitbandverfügbarkeits analyse (permanente Erfassungen) • Bedarfsanalyse (permanente Erfassungen) • ergänzt durch eigene Erhebungen Quelle: Länderarbeitskreis Telekommunikation, Informationswirtschaft und Post, Redaktion Dr. Pötschke, Stand: 31.08.2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 376-377 14.12.2012 12:59:02 378 379 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.8 3.1 Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – Stand und Perspektiven . .......................................................................... 257 3.2 Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau .............. 263 3.3 Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) . 283 3.4 Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ........................................................ 293 3.5 Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................................ 303 3.6 Haus- und Heimvernetzung ...................................................................... 335 3.7 Breitbandaktivitäten der Bundesländer ..................................................... 369 3.8 Gastbeitrag: Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012 ................................................ Interoperabilität und Open Access bleiben Schwerpunkte . ....................... Technische Spezifikation von Vorleistungsprodukten . ............................... Ebene-0-Vorleistungsprodukte ................................................................. L2-Bitstrom-Geschäftskundenprodukte .................................................... Diagnoseschnittstelle für Ebene-2-Zugangsprodukte . ............................... L2-Mustervereinbarungen ........................................................................ Überprüfung der Umsetzung einer BSA-Konzeption für Kabelnetze ........... Bewertung der verabschiedeten Dokumente durch die Marktteilnehmer ... Einfache Geschäftsprozesse – die S/PRI-Schnittstelle . ............................ 3.8.1 3.8.2 3.8.2.1 3.8.2.2 3.8.2.3 3.8.2.4 3.8.2.5 3.8.2.6 3.8.2.7 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 378-379 379 379 380 381 381 382 382 383 383 384 Gastbeitrag Open Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012 3.8.1 Interoperabilität und Open Access bleiben Schwerpunkte Im Februar 2009 hat die Bundesregierung ihre Breitbandstrategie veröffentlicht, um den Breitbandausbau massiv voranzutreiben. Die in diesem Zusammenhang formulierten Ziele beziehen sich auf die beiden zentralen Themen der politischen Diskussion zum Thema Breitbandausbau, nämlich den Breitbandausbau im ländlichen Raum sowie den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen. Diese beiden Themen bildeten auch den Schwerpunkt der Arbeit im NGAForum, eines im Mai 2010 bei der Bundesnetzagentur gegründeten Beratungsgremiums zur Förderung des Dialogs zwischen der Bundesnetzagentur, den Netzbetreibern, Herstellern, Ländern und Kommunen zum Thema NGA-Rollout. Im Hinblick auf die Ziele der Breitbandstrategie sind auch 2012 weitere Fortschritte erzielt worden: Über die Hälfte der Haushalte verfügen heute über hochleistungsfähige Breitbandanschlüsse mit Bandbreiten von 50 MBit/s und mehr. Die Zahlen zeigen, dass der NGA-Rollout in Deutschland nicht nur durch ein einzelnes Unternehmen vorangetrieben wird, das flächendeckend in einer Technologie ausrollt. Vielmehr hat sich zwischenzeitlich eine Vielzahl von Geschäftsmodellen etabliert. Diese Vielfalt an Geschäfts modellen und Akteuren verlangt auch auf der Vorleistungsebene die Koordination einer größeren Zahl an potentiellen Anbietern bzw. Breitbandausbau im ländlichen Raum so wie der Ausbau von Hochgeschwindig keitsnetzen bildeten auch den Schwer punkt der Arbeit im NGA-Forum. Im Hinblick auf die Ziele der Breitbandstrategie sind auch 2012 weitere Fortschritte erzielt worden. 14.12.2012 12:59:02 380 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.8 Gastbeitrag: Open-Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012 Nachfragern. Damit die neuen NGA-Netze netzübergreifende Dienste realisieren können, ist eine multilaterale Abstimmung über technische Schnittstellen und operative Prozesse erforderlich. Daher stellt Interoperabilität einen zentralen Baustein für den Erfolg des Ausbaus der zukünftigen Breitbandnetz-Infrastruktur dar. Vor diesem Hintergrund bestand im Jahr 2011 ein wesentlicher Fokus der Arbeit des NGA-Forums darin, national einJochen Homann heitlich anwendbare Spezifikationen von Präsident Bundesnetzagentur für Elektrizität, Vorleistungsprodukten zu erarbeiten. Mit Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen der Verabschiedung der beiden Dokumente „Technische und operationelle Aspekte des Zugangs zu Glasfasernetzen und anderen NGA-Netzen“ sowie „Leistungsbeschreibung eines Ebene-2-Bitstrom-Zugangsprodukts“ hat das NGA-Forum wesentliche Beiträge zur Erreichung der Breitbandstrategie der Bundesregierung geleistet. Das Ergebnis wurde durch einen intensiven sowie von Sachlichkeit und Kompromissbereitschaft geprägten Dialog zahlreicher Akteure der Telekommunikationsbranche erarbeitet. Die Dokumente sowie eine Zusammenfassung im Bericht des NGA-Forum vom Dezember 2011 finden sich auf den Internet-Seiten der Bundesnetzagentur*. „Interoperabilität stellt einen zentralen Baustein für den Erfolg des Ausbaus der zukünftigen BreitbandnetzInfrastruktur dar. Aufbauend auf der erfolgreichen Arbeit im Jahr 2011 hat das NGA-Forum daher die Spezifikation weiterer Vorleistungsprodukte bzw. die Ergänzung der bestehenden Dokumente in Angriff genommen, um den Breitbandausbau in Deutschland voranzutreiben. “ 3.8.2 Im Jahr 2012 hat das NGA-Forum die Spezifikation weiterer Vorleistungsprodukte bzw. die Ergänzung der bestehenden Dokumente in Angriff genommen. Technische Spezifikation von Vorleistungsprodukten Im Jahr 2012 hat das NGA-Forum die Spezifikation weiterer Vorleistungsprodukte bzw. die Ergänzung der bestehenden Dokumente (Layer-0-Leerrohre und L0-Dark-Fibre, L2-Geschäftskundenpro dukt, BSA-Konzeption für Kabelnetze, Diagnoseschnittstelle, L2Mustervereinbarungen anhand mehrerer Technologiebeispiele) in Angriff genommen. Im Hinblick auf Geschäftsprozesse stand die Umsetzung der im Vorjahr definierten Prozesse in einer allgemein im Markt einsetzbaren Order-Schnittstelle im Vordergrund. 3.8.2.1 Ebene-0-Vorleistungsprodukte Das NGA-Forum hatte neben den Ebene-2-Bitstrom-Produkten auch Vorleistungsprodukte der passiven Infrastruktur, insbesondere Glasfaser und Leerrohre, als besonders bedeutend eingestuft. Bereits im Juli 2012 wurde die „Leistungsbeschreibung Ebene 0 Glasfaser“ veröffentlicht. Sie beschreibt die technische Ausgestaltung von passiven Glasfasernetzen. Der Fokus liegt hierbei auf Anschlussnetzen zur Anbindung von Haushalten/Betrieben (FTTH), Gebäuden (FTTB) oder sonstigen Glasfaserstrecken im Anschlussbereich (zum Beispiel FTTC). Das Dokument gibt eine Leistungsübersicht und spezifiziert Leistungsmerkmale von Glasfasern und Kabeln. Aspekte wie Verlegung, Bereitstellung und Betrieb werden ebenfalls beleuchtet. Die „Leistungsbeschreibung Ebene 0 - Leerrohre“ ist inhaltlich ähnlich gegliedert und berücksichtigt darüber hinaus aktuelle technologische Entwicklungen, die zunehmend Verbreitung finden (zum Beispiel Micro-Ducts). Die Fertigstellung ist bis zum Jahresende 2012 angestrebt. 3.8.2.2 381 Das NGA-Forum hatte neben den Ebene-2Bitstrom-Produkten auch Vorleistungspro dukte der passiven Infrastruktur, ins besondere Glasfaser und Leerrohre, als besonders bedeu tend eingestuft. L2-Bitstrom-Geschäftskundenprodukte Die bereits im Oktober 2011 veröffentlichte Version 1.0 der Spezifikation für L2-Bitstrom-Zugangsprodukte, die ausschließlich für den Privatkundenmarkt ausgelegt war, wurde in der im Juli 2012 veröffentlichten Version 2.0 um Anforderungen für Geschäftskunden erweitert. Es wurden drei Kategorien von Geschäftskundendiensten identifiziert: • SoHo (Small Office, Home Office); • SMB (Small Medium Business); • Großkunden (Large Business). Die Produkte der ersten beiden Kategorien eignen sich für die Bereitstellung über L2-BSA-Zugangsnetze und wurden entsprechend spezifiziert. Dies beinhaltet Beschreibungen zu OAM-Mechanismen (Operations, Administration, Management), Sicherheitsfunktionen und eine Zusammenfassung der abzustimmenden technischen Interoperabilitätsparameter. Die bereits im Okto ber 2011 veröffent lichte Version 1.0 der Spezifikation für L2-Bitstrom-Zugangs produkte, die aus schließlich für den Privatkundenmarkt ausgelegt war, wurde in der im Juli 2012 ver öffentlichten Version 2.0 um Anforderun gen für Geschäfts kunden erweitert. * http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1931/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Regulierung- Telekommunikation/NGAForum/NGAForum_node.html (letzer Zugriff 12.10.2012) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 380-381 14.12.2012 12:59:02 382 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.8.2.3 Das Dokument beschreibt die technischen Rahmen bedingungen zur Unterstützung be triebsrelevanter Ab läufe für dedizierte Endkundenanschlüsse im NGA-Kontext und spezifiziert die ge eigneten Diagnose methoden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 382-383 Diagnoseschnittstelle für Ebene-2-Zugangsprodukte Die Diagnoseschnittstelle (DIAGSS) ist eine IT-orienterte Schnittstelle für die Abfrage von Informationen in einem Netz eines L2-BSA-Zugangsnetzbetreibers, die für eine interoperable und einheitliche Diagnose von Endkundenanschlüssen erforderlich sind. Das Dokument beschreibt die technischen Rahmenbedingungen zur Unterstützung betriebsrelevanter Abläufe für dedizierte Endkundenanschlüsse im NGA-Kontext und spezifiziert die geeigneten Diagnosemethoden. Das Modell dieser Schnittstelle ist erweiterbar auf weitere und künftige Diagnoseanfragen, die sich im Rahmen der neu zu gewinnenden Erfahrungen aus den NGA-Netzen ergeben. Im Juni 2012 wurde die Version 1.0 der DIAGSS-Spezifikation fertig gestellt und veröffentlicht. Sie erlaubt eine Integration in der S/PRI-Schnittstelle (Supplier/Partner Requisition Interface), siehe Kapitel 3.8.2.7. 3.8.2.4 Die L2-Muster vereinbarung ist im Oktober 2012 veröffentlicht worden. 3.8 Gastbeitrag: Open-Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012 L2-Mustervereinbarungen Die bisher im Rahmen der L2-BSA-Leistungsbeschreibung veröffentlichten Dokumente sind konkrete Spezifikationen und Beschreibungen zu technischen und prozessualen Schnittstellen und definieren die NGA-Geschäftsprozesse. Mit der L2-Mustervereinbarung soll eine Hilfestellung geboten werden, mit der sich Interessenten im Vorfeld der konkreten Planung zur Bereitstellung eines L2-Vorleistungsprodukts bzw. -Zugangsnetzes einen Überblick über wesentliche Aspekte eines solchen Projekts verschaffen können. Das Dokument arbeitet den Zusammenhang zwischen den über ein Zugangsnetz angebotenen Endkundendiensten und den entsprechenden technischen Anforderungen an das Zugangsnetz heraus. Es gibt Orientierungshilfen für die zugehörigen Werte der wesentlichen technischen Leistungsparameter, für die unter anderm Erfahrungsdaten aus dem praktischen Betrieb existierender Netze herangezogen wurden, sowie zur Netzdimensionierung und zur Gestaltung von Nutzungsprofilen. Die L2-Mustervereinbarung ist im Oktober 2012 veröffentlicht worden. 3.8.2.5 Überprüfung der Umsetzung einer BSA-Konzeption für Kabelnetze Im Hinblick auf ein BSA-Konzept für Kabelnetze werden mögliche DOCSIS basierte L2-BSA-Lösungen identifiziert und bewertet. Die aktuelle L2-BSA-Spezifikation kann für DOCSIS-Kabelnetze nicht eins zu eins übernommen werden. Ein Ebene-2-BSA ist auf Basis des DOCSIS-Standards im Rahmen der optionalen BSoDErweiterung jedoch möglich. Eine Erweiterung der DOCSIS/BSoDStandards ist nach den bisherigen Erkenntnissen und Ergebnissen der Arbeitsgruppe hierfür nicht erforderlich. Es wurden insgesamt neun technisch mögliche Varianten identifiziert, von denen vier als realistisch und relevant angesehen werden. Diese werden so beschrieben, dass eine endgültige Bewertung sowie die weitere Konkretisierung der für die Umsetzung relevanten Varianten erfolgen können. Ferner wird geprüft, ob auch eine L3-BSA-Lösung erforderlich ist. Ein Dokument zu den grundsätzlichen Aspekten des L2-BSA über Kabelnetze bis hin zur Auswahl und Beschreibung der relevanten Lösungen soll bis Dezember 2012 fertig gestellt werden. Darüber hinaus wird bis Jahresende ebenfalls angestrebt, in Anlehnung an die veröffentlichte technische Schnittstellenspezifikation für L2-BSA-Zugangsnezte ein entsprechendes Dokument für Kabelnetze zu erstellen. 3.8.2.6 383 Im Hinblick auf ein BSA-Konzept für Kabelnetze werden mögliche DOCSIS basierte L2-BSALösungen identifi ziert und bewertet. Bewertung der verabschiedeten Dokumente durch die Marktteilnehmer Die verabschiedeten Dokumente sind von vielen Marktteilnehmern und Verbänden sehr positiv aufgenommen worden*. Die meisten Unternehmen im Markt orientieren sich in ihren Netzmodellen an der vom NGA-Forum verabschiedeten L2-BSA-Spezifikation und arbeiten an ihrer Umsetzung. Dies lässt sich auch daran ablesen, dass viele Netzbetreiber bei Herstellern für ihre Investitionen in Die meisten Unter nehmen im Markt orientieren sich in ihren Netzmodellen an der vom NGA-Fo rum verabschiedeten L2-BSA-Spezifika tion und arbeiten an ihrer Umsetzung. * http://www.glasfaser-foerderung.de/nc/ftth-news/artikel/53915-breko-begruesst-einigung- auf-ein-bitstromzugangsmodell-im-nga-forum/ (letzter Zugriff 12.10.2012), http://www. smart-grid-21.de/index.php?id=smart-grid-21-7-tage-news etail&no_cache=1&tx_ttnews[tt_ news]=54663&tx_ttnews[backPid]=973&cHash=4f05ce7e754536f9abef1b68e7e3aca6, Pollak, Triple Play Dienste in Open Access Netzen, Funkschau 7/2012 S. 38-40, Kasper, Offener Zugang für alle. Open Access – das Ökonsystem für den Glasfaserausbau, NET 06/2012, S. 20-24 14.12.2012 12:59:02 384 3 Flächendeckender Breitbandbedarf Die Grundlage für Intelligente Netze 3.8 Gastbeitrag: Open-Access – Ergebnisse des NGA-Forums 2012 Netztechnik Kompatibilität mit den Spezifikationen des NGAForums fordern. Auch in Europa hat das NGA-Forum mit seinen Spezifikationen eine Vorreiterrolle übernommen.* 3.8.2.7 Vorleistungskoope rationen erfordern gerade in der kom plexen NGA-Welt auf einander abgestimmte Geschäftsprozesse und IT-Systeme. Hierzu wurde aufbau end auf den im NGAForum definierten Standardprozessen die Spezifikation für eine solche einheit liche Schnittstelle erarbeitet und laufend um weitere Spezial prozesse erweitert. Einfache Geschäftsprozesse – die S/PRI-Schnittstelle Vorleistungskooperationen erfordern gerade in der komplexen NGA-Welt aufeinander abgestimmte Geschäftsprozesse und ITSysteme und damit die Definition von massenmarktfähigen Prozessen und Schnittstellen zur Gewährleistung der Servicequalität für den Endkunden. Deshalb lag von Beginn an ein Fokus des NGAForums auf der Schaffung von Interoperabilität bei den einer Kooperation zugrundeliegenden Geschäftsprozessen. Im letzten Jahr erfolgte dazu im NGA-Forum die entsprechende Abstimmung der inhaltlichen Festlegungen. 2012 stand die operative Umsetzung durch Schaffung einer einheitlichen Order-Schnittstelle für NGA-Vorleistungsprodukte im Vordergrund, das so genannte „Supplier/Partner Requisition Interface“ – oder kurz: „S/PRI“. Hierzu wurde zum einen – aufbauend auf den im NGA-Forum definierten Standardprozessen – die Spezifikation für eine solche einheitliche Schnittstelle erarbeitet und laufend um weitere Spezialprozesse erweitert. Zum anderen wurden die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um eine solche einheitliche Order-Schnittstelle und die dafür notwendige Interoperabilität der verschiedenen IT-Systeme der beteiligten Unternehmen in die Praxis umzusetzen. Hierzu hat sich der zunächst von wesentlichen Anbietern und Nachfragern getragene „Arbeitskreis S/PRI“ im Laufe des Jahres mit Unterstützung der Verbände VATM und BUGLAS formal konstituiert. Bei einem ITK-Dienstleistungsunternehmen wurde die Programmierung einer S/PRI-Referenzschnittstelle in Auftrag gegeben, um die Voraussetzungen für ein nationales Zertifizierungsverfahren zu schaffen. Damit können künftig – marktoffen – alle interessierten Anbieter oder Nachfrager von NGA-Vorleistungen ihre S/PRI-Implementierung zertifizieren lassen, sodass die Interoperabilität der IT-Systeme unternehmensübergreifend sichergestellt wird. Inzwischen laufen bereits die Vorbereitungen zum Pilotbetrieb für die Zertifizierung von zwei Unternehmen, einem Supplier (dem Anbieter von NGA-Leistungen) und dem Partner (dem Nachfrager von NGA-Leistungen). Der Projektabschluss wird im November erwartet, sodass bis Ende des Jahres 2012 bereits andere Unternehmen mit der Zertifizierung ihrer S/PRI Schnittstelle beginnen werden. Die Schnittstelle wird auch danach laufend fortentwickelt, um Interoperabilität im NGA-Markt (insbesondere auch bei einem Anbieterwechsel) dauerhaft zu sichern.* Anbieter und Nachfrager in IP-basierten Kommunikationsnetzen können mit der S/PRI-Schnittstelle die Geschäftsprozesse Bereitstellung, Leistungsänderung, Kündigung, Entstörung und Anbieterwechsel abbilden, mit ihren Kundeninformationssystemen verknüpfen und somit Kooperationsprozesse wie etwa beim Kundenwechsel automatisiert und schnell umsetzen. Genau dies ist aus technischer wie ökonomischer Sicht von herausragender Bedeutung, weil es in NGA-Netzen nicht nur einen, sondern eine Vielzahl an Netzbetreibern gibt. Mit der Entwicklung einer markteinheitlichen, standardisierten S/PRI-Schnittstelle soll vermieden werden, dass jeder Nachfrager seine Schnittstelle aufwendig mit der jedes Anbieters synchronisieren muss. Daher ist die anbieter übergreifende Implementierung einer Schnittstelle als großer Fortschritt auf dem Weg in eine NGA-Multi-Carrier-Landschaft zu sehen. 385 Damit können künftig – marktoffen – alle interessierten Anbie ter oder Nachfrager von NGA-Vorleis tungen ihre S/PRIImplementierung zertifizieren lassen. Die anbieterüber greifende Imple mentierung einer Schnittstelle ist als großer Fortschritt auf dem Weg in eine NGA-Multi-CarrierLandschaft zu sehen. * http://www.buglas.de/index.php?id=detailansicht&tx_ttnews[tt_news]=39&cHash=f0bac90f9aa 79892f2743bdc3ba85337 (letzter Zugriff 12.10.2012); http://www.buglas.de/index.php?id=detailansicht&tx_ttnews[tt_news]=52&cHash=c 9006cf664629b49201973419770c192 (letzter Zugriff 12.10.2012); http://www.vatm. de/pm-detail.html?&tx_ttnews%5Bcat%5D=2&tx_ttnews%5BpS%5D=1325372400&tx_ ttnews%5BpL%5D=31622399&tx_ttnews%5Barc%5D=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1290&tx_ttn ews%5BbackPid%5D=3&cHash=bdab4369abd810dc76dfabfbefefe823 (letzter Zugriff 12.10.2012). * Vgl. dazu Kasper, Offener Zugang für alle. Open Access – das Ökosystem für den Glasfaserausbau, NET 06/2012. S. 20-24 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 384-385 14.12.2012 12:59:02 AG2-Übersicht Die Mitglieder der AG2 . ......................................................................... 389 Ziele, Struktur und Arbeitsweise der AG2 .......................................... 391 Unterarbeitsgruppe Breitband ............................................................ PG Branchenübergreifende Zusammenarbeit .................................... PG Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen ................. FG Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten ............................................ FG Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) ...................................... PG Haus- und Heimvernetzung . .......................................................... 397 401 403 Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze . ............................................. PG Intelligente Energienetze ............................................................... PG Intelligente Gesundheitsnetze . ..................................................... PG Intelligente Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetze ............ 415 419 424 428 Unterarbeitsgruppe Plattformen ........................................................ Fachinitiative Cloud Computing .......................................................... M2M Initiative Deutschland ................................................................ PG Einführung IPv6 .............................................................................. 433 435 438 441 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 386-387 407 410 412 14.12.2012 12:59:02 389 Die Mitglieder der AG2 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 388-389 René Obermann (Leiter) Anne Ruth Herkes (Leiterin) Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG Staatssekretärin Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Thorsten Dirks Stefan Koetz Vorsitzender der Geschäftsführung E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG Vorsitzender der Geschäftsführung Ericsson GmbH Wilhelm Dresselhaus Jürgen Kunz Vorstandsvorsitzender Alcatel-Lucent Deutschland AG Geschäftsführer & SVP Northern Europe ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Gerd Eickers Prof. Dr. Christoph Meinel Präsident Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Institutsdirektor und Geschäftsführer Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Prof. Dr. Hermann Eul Herbert Merz Chairman Intel Mobile Communications GmbH Head of Optical Networks Executive Board Member Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Michael Ganser Dr. Bernhard Rohleder Senior Vice President Central Theatre, EMEA Cisco Systems Hauptgeschäftsführer Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommuni– kation und neue Medien e. V. (BITKOM) Dr. Adrian v. Hammerstein Dr.-Ing. Martin Schenk Vorstandsvorsitzender Kabel Deutschland Holding AG SVP & GM Access Networks Lantiq Deutschland GmbH Jochen Homann René Schuster Präsident Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen CEO Telefónica Germany GmbH & Co. OHG 14.12.2012 12:59:02 390 391 AG2-Übersicht Ziele, Struktur und Arbeitsweise der AG2 Die operative Ebene (Sherpa) Dr. Sven Hischke (Leiter) Dr. Peter Knauth (Leiter) Deutsche Telekom Technik GmbH Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Harald Geywitz Dr. Christoph Bach E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG Ericsson GmbH Jcchen Schwarz Claudia Mrotzek Alcatel-Lucent Holding GmbH Jürgen Grützner Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Jens Fuhrberg Intel Mobile Communications GmbH Thomas Renger Cisco Systems GmbH Marja von Oppenkowski Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Johannes Wust Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Dr. Helmut Stocker Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Marc Konarski Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 390-391 Aufgabenstellung und Selbstverständnis der AG2 • Wir wollen die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken. • Dies tun wir insbesondere über die Forcierung von digitalen Infrastrukturen und deren Nutzung für innovative Anwendungen. • Wir sind ein branchen- und wettbewerbsübergreifendes Gremium. • Wir greifen relevante Themen frühzeitig auf. • Wir erarbeiten Empfehlungen für förderliche Rahmenbedingungen. • Wir setzen konkrete Aktivitäten um. Michael Hütwohl Lantiq Deutschland GmbH Fiete Wulff Digitale Infrastrukturen sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft des Standorts Deutschland und für einen nachhaltigen Weg in die vernetzte Gesellschaft. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe 2 (AG2) sind überzeugt, dass die großen Herausforderungen und Chancen auf diesem Weg nur gemeinsam bewältigt werden können – branchenübergreifend und im Schulterschluss von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Unter dieser Leitlinie bearbeitet die AG2 mit über 200 Experten und Branchenvertretern zentrale Themenfelder des Nationalen IT-Gipfels. Philippe Gröschel Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Möglichkeiten der Mitwirkung Die AG2 ist in ihren Unterarbeitsgruppen (UAG) und Projektgruppen (PG) offen für die Mitwirkung von Experten und Gästen aus unterschiedlichen Branchen, Unternehmen, Verbänden, wissenschaftlichen Einrichtungen oder politischen Institutionen. Mitglieder einer UAG oder PG nehmen regelmäßig an Sitzungen und weiteren Arbeitsaktivitäten teil. Erwartet wird eine kontinuierliche Mitwirkung mit aktiven und relevanten fachlichen Beiträgen. 14.12.2012 12:59:03 392 AG2-Übersicht Ziele, Struktur und Arbeitsweise der AG2 Die Unterarbeitsgruppen der AG2 AG2: Digitale Infrastrukturen als Enabler für innovative Anwendungen Gremien, die in die AG2 berichten Vorsitz: René Obermann (Deutsche Telekom) Anne Ruth Herkes (BMWi) Sherpa: Dr. Sven Hischke (Deutsche Telekom) Dr. Peter Knauth (BMWi) Projektmanagement: Jens Mühlner (Deutsche Telekom) Andreas Hartl (BMWI) UAG Breitband Infrastrukturen & Rollout UAG Intelligente Netze Strategie & Anwendungen UAG Plattformen Querschnittstechnologien Leitung: Jochen Schwarz (Alcatel-Lucent) Leitung: Dr. Sven Hischke (Deutsche Telekom) Leitung: Claudia Mrotzek (ORACLE) PG Branchenübergreifende Zusammenarbeit PG Intelligente Energienetze Fachinitivative Cloud Computing Leitung: Jochen Schwarz (Alcatel-Lucent) Dr. Michael Littger (BDI) Leitung: Kerstin Straube (Deutsche Telekom) Dr. Andreas Breuer (RWE) Leitung: Claudia Mrotzek (ORACLE) PG Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen PG Intelligente Gesundheitsnetze M2M Initiative Deutschland Leitung: Jürgen Grützner (VATM) Dr. Stephan Albers (BREKO) Leitung: Dr. Klaus Juffernbruch (Cisco) in Kooperation mit der AG Health Leitung: Dr. Christoph Bach (Ericsson) PG Haus- und Heimvernetzung PG Intelligente Verkehrs-, Bildungs-, Verwaltungsnetze PG Einführung IPv6 Leitung: Michael Hütwohl (Lantiq) Leitung: Bernd Klusmann (BITKOM) Leitung: Prof. Dr. Christoph Meinel (HPI) Open Access Netzneutralität NGA-Forum der Bundesnetzagentur Fachdialog Netzneutralität des BMWi 393 Breitband: Infrastrukturen und Rollout Die Unterarbeitsgruppe Breitband begleitet den Ausbau deutscher Breitbandinfrastrukturen, indem sie sich zentralen Fragestellungen und Maßnahmen in der branchenübergreifenden Zusammenarbeit, im flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsnetzen und zuverlässigen Breitbandinfrastrukturen in der Haus- und Heimvernetzung widmet. Ansprechpartner: Jochen Schwarz Alcatel-Lucent E-Mail: jochen.schwarz @ alcatel-lucent.com Intelligente Netze: Strategie und Anwendungen Die Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze behandelt das zentrale Thema der AG2 im Gipfeljahr 2012. Im Rahmen eines strukturierten Strategieprozesses erarbeiten Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gemeinsam strategische Kernaussagen zur Umsetzung intelligenter Netzinfrastrukturen in den Bereichen Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung. Das Ergebnis der unterjährigen Projektarbeit wurde als Beitrag zu einer nationalen Strategie Intelligente Netze auf dem 7. IT-Gipfel an die Bundesregierung übergeben. Abbildung Ü-1: Organigramm der AG2, Stand 2012 IT-Gipfel AG2: Organisation 2012, Stand: 24.10.2012 Quelle: eigene Darstellung Ansprechpartner: Dr. Sven Hischke Deutsche Telekom E-Mail: sven.hischke @ telekom.de Projektorganisation der AG2 Zur Koordination aller Themen und Aktivitäten hat die AG2 ein Projektmanagement eingerichtet, welches als zentrale Anlaufstelle der Untergruppen und ihrer Leiter agiert. Ansprechpartner: Jens Mühlner Andreas Hartl Deutsche Telekom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie E-Mail: jens.muehlner @ telekom.de Plattformen: Querschnittstechnologien Die Unterarbeitsgruppe Plattformen beschäftigt sich mit Maßnahmen und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen, um die Akzeptanz und das Vertrauen in den neuen Technologien Cloud Computing, Machine-to-Machine-Kommunikation (kurz: M2M) und IPv6 für den IKT-Standort Deutschland zu steigern. Ansprechpartnerin: Claudia Mrotzek ORACLE E-Mail: claudia.mrotzek @ oracle.com E-Mail: andreas.hartl @ bmwi.bund.de AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 392-393 14.12.2012 12:59:03 394 AG2-Übersicht Ziele, Struktur und Arbeitsweise der AG2 Strategieprozess der AG2 Exemplarisch für das Vorgehen der AG2 zur Erarbeitung von strategischen Empfehlungen ist in 2012 der Strategieprozess im Themenfeld Intelligente Netze, in dem alle Unterarbeitsgruppen der AG2 einbezogen wurden. Die Einführung Intelligenter Netze stößt unabhängig vom fachlichen Anwendungsbereich zwar auf ähnlich gelagerte Herausforderungen, dennoch war der Austausch zwischen den Branchen bislang gering ausgeprägt. Es fehlte das gemeinsame Verständnis, um den notwendigen Dialog über gemeinsame Strategien und Vorgehensweisen zu beginnen. Ausgangspunkt der Arbeit der Unterarbeitsgruppe war daher zunächst die relevanten Branchen und Experten in den Dialog zu bringen und gemeinsame Gremien zu schaffen. Referenzmodell der Strategie-Dimensionen Intelligente Netze: Definition und übergreifende Klammer Energie Strategie-Beschreibung Gesundheit Strategie-Ebenen Ausgangssituation (Status/Vision/Barrieren) Verkehr/Bildung/Verwaltung Gesellschaftliche Ebene Akzeptanz Volkswirtschaftlicher Nutzen A 1. Rechtlich/regulatorische Ebene Strategieempfehlung Business-Ebene Messbare Ziele 3. Maßnahmenempfehlungen Prozess-Ebene Technische-Ebene 4. Abbildung Ü-2: Referenzmodell der Strategie-Dimensionen Quelle: eigene Darstellung, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 394-395 Um den themenfeldbezogenen Projektgruppen der Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze eine gemeinsame Strukturorientierung zu geben, mit der die einzelnen Ergebnisse konsolidiert werden können, wurde in der Unterarbeitsgruppe ein strategisches Referenzmodel erarbeitet. Anhand dieses Modells lassen sich die Ist-Situation, die Herausforderungen, strategische Empfehlungen und Maßnahmenempfehlungen über verschiedene Ebenen strukturiert bearbeiten. Dabei obliegen die Maßnahmen auf den gesellschaftlichen und rechtlich/regulatorischen Ebenen tendenziell eher der Politik und die der Business-, Prozess- und technischen Ebenen tendenziell eher den Unternehmen am Markt. Gleichwohl bestehen derart hohe Abhängigkeiten und Verknüpfungen, dass politische Maßnahmen auf allen Ebenen erforderlich sind. Der Vorgehensprozess und die Struktur der Unterarbeitsgruppe berücksichtigten zur Erarbeitung der strategischen Empfehlungen jedoch zwei Perspektiven, die gleichgewichtet integrierend koordiniert wurden: Einerseits die Fachexpertise von Experten der jeweiligen Branchen- und Anwendungsfelddomänen (Projektgruppen) und andererseits die strategische Expertise einer domänen-übergreifenden Sicht (UAG-Mitglieder). Ein solches Vorgehen ist deshalb von Bedeutung, da bislang in der öffentlichen Diskussion zumeist exemplarisch anhand abgegrenzter Anwendungsbereiche Intelligenter Nezte, insbesondere Smart Grid, argumentiert wird, die erforderliche übergreifende und verbindende Komponente Intelligenter Netze jedoch weitgehend unberücksichtigt blieb. Hier hat es sich Das T-Modell des Strategieprozesses die Unterarbeitsgruppe zur Aufgabe gemacht, mittelfristig die übergreifenden Aspekte Inführt Strategische Expertise und Fachexpertise zusammen. telligenter Netze strategisch herauszuarbeiten und umsetzungsorientiert handhabbar zu machen. Strategische Expertise Marktordnung Rechtsrahmen B 2. Etablierung der Geschäftsmodelle Investitionsrisiken Kaufbereitschaft/Bedürfnis C Fachkräfte/Ausbildung Infrastrukturaufbau/Rollout Übergreifende Zusammenarbeit Synergien Technische Architekturen Standards und Nomierung Interoperabilität Sicherheit 395 D Analytisches Modell „Intelligente Netze“ Gemeinsame Funktionsweisen Gemeinsame Herausforderungen Policy-Modelle für eine „Neue Infrastrukturpolitik“ Intelligente Energienetze Intelligente Gesundheitsnetze Intelligente Verkehrsnetze Intelligente Bildungsnetze Intelligente Verwaltungsnetze Gesellschaftliche Aspekte Gesellschaftliche Aspekte Gesellschaftliche Aspekte Gesellschaftliche Aspekte Gesellschaftliche Aspekte Recht/Regulierung Recht/Regulierung Recht/Regulierung Recht/Regulierung Recht/Regulierung Business-Modelle Business-Modelle Business-Modelle Business-Modelle Business-Modelle Prozesse Prozesse Prozesse Prozesse Prozesse Technik Technik Technik Technik Technik E Abbildung Ü-3: Der Vorgehensprozess führt strategische Expertise und Fachexpertise zusammen Quelle: eigene Darstellung, 2012 14.12.2012 12:59:03 396 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband 397 Unterarbeitsgruppe Breitband „Flächendeckendes Breitband – die zentrale Infrastruktur für Intelligente Netze“ Zielsetzung Das Hauptanliegen der UAG Breitband bestand auch in diesem Jahr darin, eine der wichtigsten nationalen Gemeinschaftsvorhaben – die konkrete Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundesregierung – konstruktiv zu begleiten und zu unterstützen. Unbestritten ist dafür noch sehr viel zu tun, aber es wurde auch ein Status erreicht, der es der Energiewirtschaft, der Gesundheitswirtschaft und den öffentlichen Bereichen wie Verkehr, Bildung und Verwaltung ermöglicht, spezifische Lösungen, das heißt den Aufbau und den Betrieb Intelligenter Netze voranzutreiben. Arbeitsprogramm Schwerpunkte der Projektgruppen waren praktische Fragen wie: • die Identifizierung von Erfolgsfaktoren und Risiken beim Ausbau flächendeckender Hochleistungsnetze, • die Finanzierbarkeit des flächendeckenden Breitbandausbaus, auch in schwer zu versorgenden Gebieten, • die Erschließung von Synergieeffekten durch branchenübergreifende Zusammenarbeit und Kooperationen von Marktteilnehmern, • die Zulassung von modernen Technologien beim Verlegen von Glasfaserkabeln, • die Definition geeigneter Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs im Bereich von Glasfasertechnologien, • eine weitsichtige und optimale Berücksichtigung der Erfordernisse im Bereich der Hausund Heimvernetzung. Abbildung Ü-4: Wordcloud zu den Themen der UAG Breitband Quelle: eigene Darstellung, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 396-397 14.12.2012 12:59:03 398 AG2-Übersicht Ergebnisse Eine breite Plattform von Mitwirkenden – das heißt mehr als 50 beteiligte Unternehmen, Verbände, Landes- und Bundesbehörden, Planungs- und Beratungsbüros – arbeitet aktiv in der UAG Breitband mit. Spezialisten aus der Wissenschaft, Bau-, Wohnungs-, Finanz- und Energiewirtschaft, brachten ihre Brancheninteressen und Erfahrungen in den Projekt- und Fokusgruppen ein und stellten so den Praxisbezug der jeweiligen Aktivitäten sicher. Kernaussagen Durch den Multiplikationsfaktor der beteiligten Verbände, Organisationen und Behörden ist nicht nur eine Mitwirkung der gesamten deutschen IKT-Branche, sondern auch die permanente Kommunikation zur Wirtschaft insgesamt (Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)) gegeben. Auch die für den Breitbandausbau politisch zuständigen Behörden (Bundeswirtschaftsministerium, Bundesnetzagentur, Breitbandbüro des Bundes, Vertreter der Bundesländer) sowie der Deutsche Landkreistag schätzen die Möglichkeit der permanenten Zusammenarbeit und der gemeinsamen Diskussion wichtiger Schwerpunktthemen. Unterarbeitsgruppe Breitband Mitglieder der Unterarbeitsgruppe Breitband Jochen Schwarz (Leiter) Alcatel-Lucent Holding GmbH Dr. Stephan Albers Erwin Hauser Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) TI-Teleplan Ingenieurbüro GmbH Dr. Werner Ambros Wolfgang Heer Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Jürgen Apitz Alcatel-Lucent Deutschland AG Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holstein Dr. Christoph Bach Dr. Robert Henkel Ericsson GmbH European Commission DG Connect Lars Behrens Hans Höchstetter Kommission für Geoinformationswirtschaft Netcologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH Peer Beyersdorff Rainer Holtz Breitband-Kompetenzzentrum Niedersachsen Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e. V. (BFE) Stefan Borscheid Landesbank Baden-Württemberg Tim Brauckmüller Breitbandbüro des Bundes (BBB) Constanze Bürger Bundesministerium des Innern (BMI) Bettina Deuscher Landesbank Baden-Württemberg Dirk Ebrecht 1&1 Internet AG Sabine Finke Rainer Helle Dr. Andrea Huber ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. Michael Hütwohl Lantiq Deutschland GmbH Marcus Isermann Deutsche Telekom AG Bernd Klusmann Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Marc Konarski s & g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Dimos Gatidis Frank Krüger Breitbandbüro des Bundes (BBB) Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Harald Geywitz Heinz-Peter Labonte E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG Fachverband Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) Philippe Gröschel Christoph Legutko Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Intel Deutschland GmbH Jürgen Grützner Ulrike Lepper Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 398-399 399 Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) 14.12.2012 12:59:03 400 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Branchenübergreifende Zusammenarbeit Dr. Michael Littger Martina Rutenbeck Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Eutelsat Services und Beteiligungen GmbH Dr. Jürgen Lolischkies Tom Schlansky Ingenieure für Kommunikation e. V. (IfKom) Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Jens Mühlner Deutsche Telekom AG Constanze Müller Versatel AG Armin Neumaier SES Broadband Services (Astra) Marja von Oppenkowski Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Solveig Orlowski Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Steffen Ortwein Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Dr. Wolf Osthaus 1&1 Internet AG Dr. Mirko Paschke Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Dr. Dieter Pötschke Gemeinschaftsseminar Berlin-Adlershof Michael Reiss Wolfgang Schmid Alcatel-Lucent Deutschland AG Projektgruppe Branchenübergreifende Zusammenarbeit Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Steffen Schmitt Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Andreas Schröder Vodafone D2 GmbH Kai Seim s & g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Beatrice Severin Zielsetzung Die Schaffung von Synergien ist ein wichtiger Schwerpunkt beim Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes. Oberste Priorität hat für die Projektgruppe dabei, mit allen relevanten Gesprächspartnern (Vertreter der Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Kommunen) eine einvernehmliche Strategie zur branchenübergreifenden Zusammenarbeit für den Breitbandausbau zu erzielen und konkrete Umsetzungsvorschläge zu erarbeiten. Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten Dr. Katrin Sobiana Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Dr. Ernst Stangneth Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Dr. Stefan Thole Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Ingobert Veith Huawei Technologies Deutschland GmbH Andreas R. Weiss Olaf Reus Martina Westhues Huawei Technologies Deutschland GmbH Deutsche Telekom AG Deutscher Landkreistag Unterarbeitsgruppe Breitband Simon Schmidt Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Dr. Klaus Ritgen 401 Arbeitsprogramm Die Projektgruppe hat dieses Anliegen bereits 2011 aufgegriffen und konkrete Vorschläge zur Beschleunigung des Netzausbaus durch Synergien, die sich aus branchenübergreifender Zusammenarbeit ergeben, entwickelt. In einer branchen- und ressortübergreifenden Erklärung brachten Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Kommunen erstmals gemeinsam ihre Bereitschaft zum Ausdruck, aktiv an der Realisierung dieser Synergie effekte mitzuwirken. Portigon AG Ergebnisse In diesem Jahr wurde die Umsetzung des Arbeitsprogramms in der Praxis an einem konkreten, anspruchsvollen Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Kernaussagen Aus Sicht der Projektgruppe kann so der flächendeckende Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen entscheidend und im Sinne marktbasierter Lösungen vorangebracht werden. Die in 2011 erarbeiteten Konzepte wurden im Gipfelprozess 2012 weitergeführt und umgesetzt sowie im Zusammenwirken mit anderen Aktivitäten der UAG Breitband ergänzt. Konkret ging es um die Erschließung von Kostensenkungspotenzialen durch branchenübergreifende Zusammenarbeit und die projektbezogene Optimierung von technischtechnologischen Lösungen (zum Beispiel Mikro-Trenching). AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 400-401 14.12.2012 12:59:03 402 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Mitglieder der Projektgruppe Branchenübergreifende Zusammenarbeit Jochen Schwarz (Leiter) Dr. Michael Littger (Leiter) Alcatel-Lucent Holding GmbH Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Jürgen Apitz Solveig Orlowski Alcatel-Lucent Deutschland AG Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Peer Beyersdorff Breitband-Kompetenzzentrum Niedersachsen Tim Brauckmüller Breitbandbüro des Bundes (BBB) Dirk Ebrecht 1&1 Internet AG Dr. Carolin Engel Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Jürgen Grützner Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Dr. Barbara Prätorius Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Michael Reiss Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Olaf Reus Huawei Technologies Deutschland GmbH Dr. Klaus Ritgen Deutscher Landkreistag Zielsetzung Die Projektgruppe verfolgt das Ziel, allgemeingültige Kriterien zum erfolgreichen Netzausbau in schwer zu versorgenden Gebieten aufzustellen. Hierzu werden verschiedene Hochleistungsnetze in solchen Gebieten untersucht. Des Weiteren werden mit dem flächendeckenden Breitbandausbau zusammenhängende Fragen zu Open Access sowie zur erforderlichen Qualifikation von Fachkräften bearbeitet. Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Simon Schmidt Wolfgang Heer Steffen Schmitt Bundesverband Glasfaseranschluss – BUGLAS e. V. Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Arbeitsprogramm Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holstein Andreas Schröder Dr. Robert Henkel Dr. Katrin Sobania European Commission DG Connect Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Hans Höchstetter Dr. Ernst Stangneth Netcologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Simon Japs Dr. Stefan Thole ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Zur Umsetzung der Zielsetzungen hat die Projektgruppe folgende Aktivitäten bearbeitet: • Konkretisierung ordnungspolitischer und organisatorischer Gesichtspunkte von Open Access, • Identifizierung von Erfolgsfaktoren und Risiken beim Breitbandausbau in schwer zu versorgenden Regionen anhand von Beispielprojekten, • Erarbeitung von Strategien zur Sicherung des Fachkräftebedarfs für den Breitband ausbau. Marc Konarski Ingobert Veith Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Huawei Technologies Deutschland GmbH Ralf Kudlek DB Netz AG Rainer Helle Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Ulrike Lepper Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Marja von Oppenkowski Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 402-403 403 Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Vodafone D2 GmbH Achim Vrielink Robin Weiand RWE Supply & Trading GmbH Martina Westhues Deutsche Telekom AG Reiner Wünsch Ergebnisse Die Projektgruppe hat ihr Arbeitsprogramm umgesetzt und dabei vom erweiterten Teilnehmerkreis der UAG Breitband (Ministerien von Bund, Ländern, Gemeinden und Kommunen, Fachverbände und Wirtschaft) profitiert, um die Gemeinschaftsaufgabe des Breitbandausbaus voranzutreiben. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) 14.12.2012 12:59:04 404 AG2-Übersicht Kernaussagen Der flächendeckende Breitbandausbau ist nur durch das gemeinsame Engagement von Wirtschaft, Bund, Ländern und Kommunen zu bewältigen. Die Finanzierung bleibt ein kritischer Faktor. Deshalb sind sämtliche Möglichkeiten zur Kostensenkung, wie die Nutzung von Synergien und innovativer Verlegetechniken, auszunutzen. In einigen Gebieten bleibt staatliche Förderung weiterhin notwendig. Die vorhandenen Programme sind zu nutzen und zu optimieren. Zur Erhöhung der Netzauslastung bieten sich Kooperationen in Form von Open Access an – insbesondere in ländlichen Gebieten. Daher ist künftig weiter an der konkreten, praktischen Umsetzung von Open Access zu arbeiten. Schließlich gilt es, den für den flächendeckenden Breitbandausbau erforderlichen Fachkräftebedarf durch geeignete Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen langfristig zu sichern. Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Mitglieder der Projektgruppe Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen Jürgen Grützner (Leiter) Dr. Stephan Albers (Leiter) Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Jürgen Apitz Stephanie Krause Alcatel-Lucent Deutschland AG Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Tim Brauckmüller Breitbandbüro des Bundes (BBB) Michael Brinkmann Deutsche Telekom AG Bettina Deuscher Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Dr. Carolin Engel Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Sabine Finke s & g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Dimos Gatidis Breitbandbüro des Bundes (BBB) Philippe Gröschel Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Wolfgang Heer Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Alexander Heilmann EWE TEL GmbH Rainer Helle Heinz-Peter Labonte Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) Ulrike Lepper Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Dr. Michael Littger Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Dr. Jürgen Lolischkies Ingenieure für Kommunikation e. V. (ifKom) Julia Meixner Alcatel-Lucent Deutschland AG Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Marja von Oppenkowski Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Steffen Ortwein Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Dr. Stephan Pesch Deutsche Telekom AG Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holstein Dr. Dieter Pötschke Dr. Robert Henkel Ulrich Rehfueß European Commission DG Connect Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Simon Japs Michael Reiss ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) Dr. Wolfgang Kluge Ericsson GmbH Bernd Klusmann AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 404-405 405 Gemeinschaftsseminar Berlin-Adlershof Olaf Reus Huawei Technologies Deutschland GmbH Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Dr. Klaus Ritgen Marc Konarski Tom Schlansky Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) Deutscher Landkreistag (DLT) 14.12.2012 12:59:04 406 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband Fokusgruppe Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Simon Schmidt Dr. Stefan Thole Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Steffen Schmitt Andreas R. Weiss Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Portigon AG Andreas Schröder Deutsche Telekom AG Vodafone D2 GmbH Jochen Schwarz Alcatel-Lucent Holding GmbH Dr. Katrin Sobania Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Dr. Ernst Stangneth Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Martina Westhues Gregor Wilke 407 Unterarbeitsgruppe Breitband Fokusgruppe Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Dr. Remco van der Velden Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Ingobert Veith Huawei Technologies Deutschland GmbH Zielsetzung Die Fokusgruppe ist von der Unterarbeitsgruppe Breitband des IT-Gipfelprozesses 2012 eingerichtet worden und besteht aus 35 Mitgliedern. Ihre Zielsetzung ist es in erster Linie, Möglichkeiten zur Erleichterung der Finanzierung von Next-Generation-Access-Projekten (NGA-Projekten) im ländlichen Raum zu entwickeln bzw. anhand von Best Practices zu diskutieren. Die Teilnehmer der Fokusgruppe waren aufgerufen, Pilotprojekte zusammenzutragen, die für eine Bewerbung bei der Connecting Europe Facility (CEF) zur Förderung des Breitbandausbaus in Frage kommen könnten. Arbeitsprogramm So wurden beispielsweise in der Diskussion mit Vertretern der Europäischen Kommission Rahmenbedingungen und Kriterien zur Umsetzung von Breitbandprojekten, die durch das CEF-Programm unterstützt werden könnten, spezifiziert. Diese führten zu einem offenen Brief an die EU-Kommissarin Neelie Kroes. Es erfolgte die Sammlung von 180 Piloprojekten, die den Bedarf am CEF-Programm verdeutlichte und ein differenziertes Meinungsbild liefern konnte. Darüber hinaus wurden Ansätze zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Finanzierung des NGA-Ausbaus im ländlichen Raum diskutiert, die in einem Positionspapier mündeten. Ergebnisse Generell festzuhalten ist: Auch mit Fremdkapital wird eine unwirtschaftliche Lösung nicht wirtschaftlicher. Durch sinnvolle Kommunikation, Koordination und Bündelung kann man sowohl organisatorische und administrative wie auch wirtschaftliche Synergien nutzen. Bei bestimmten Voraussetzungen jedoch bleibt eine finanzielle Förderung die Voraussetzung zum Erreichen des Ziels. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 406-407 14.12.2012 12:59:04 408 AG2-Übersicht Das Instrument der CEF betreffend, ist beabsichtigt, die etablierten Förderprogramme ab 2014 durch die CEF zu ergänzen. Die EU macht durch dieses Instrument deutlich, dass Finanzierungs- und Zuschussmöglichkeiten genutzt werden müssen, um effiziente Investitionen in schwer zu versorgenden Regionen auslösen zu können. Die Förderkriterien der CEF sind bislang jedoch noch zu undifferenziert. Die Fokusgruppe betont die Notwendigkeit einer Förderung dort, wo in absehbarer Zukunft kein Ausbau im Markt zu erwarten ist. Unterarbeitsgruppe Breitband Fokusgruppe Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Mitglieder der Fokusgruppe Finanzierung von Hochleistungsnetzen in schwer zu versorgenden Gebieten Tim Brauckmüller (Leiter) Breitbandbüro des Bundes Dr. Stephan Albers Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Jürgen Apitz Alcatel-Lucent Deutschland AG Kernaussagen Sebastian Bergmann Deutscher Sparkassen- und Giroverband e. V. (DSGV) • Förderinstrumente wie die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK), die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie diverse Programme der Länder müssen mit Blick auf den schrittweisen NGA-Ausbau in den schwer zu versorgenden Gebieten weitergeführt und von Bund, Ländern und Kommunen durch eine gemeinsame finanzielle Kraftanstrengung zügig fortentwickelt werden. • Eine Umsetzung von Projektfinanzierungen zum Aufbau von Hochleistungsnetzen muss stärker unterstützt werden. Hierzu gehören die effiziente Einbindung von Banken und Sparkassen und die Verbesserung der Kommunikation zu den verschiedenen existierenden oder neu aufzulegenden Finanzierungsmodellen. Die Fokusgruppe hält ein dezidiertes Breitband-Förder- und/oder -Finanzierungsprogramm, beispielsweise der Kredit anstalt für Wiederaufbau (KfW) oder aus EU- bzw. Bundesmitteln, für wünschenswert. • Für eine Versorgung des ländlichen Raums mit Hochleistungsnetzen müssen Synergien umfangreich ausgeschöpft werden. Hierzu ist die weitgehende Mitnutzung vorhandener, geeigneter Infrastrukturen zu gewährleisten. • Es ist darauf hinzuweisen, dass mit dem Energiewendeprozess und dem flächen deckenden Ausbau von Hochgeschwindigkeits-Internetanschlüssen in Deutschland zwei Märkte koexistieren, die äußerst selten zusammen betrachtet werden. Im Zuge der Energiewende regen wir einen intensiven Dialog zwischen den Akteuren an, damit – insbesondere regional – verstärkt Synergien genutzt werden können. 409 Stefan Borscheid Landesbank Baden-Württemberg Bettina Deuscher Landesbank Baden-Württemberg Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Marja von Oppenkowski Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Solveig Orlowski Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Dr. Dieter Pötschke Gemeinschaftsseminar Berlin-Adlershof Michael Reiss s & g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) Dimos Gatidis Dr. Klaus Ritgen Sabine Finke Breitbandbüro des Bundes (BBB) Deutscher Landkreistag (DLT) Jürgen Grützner Tom Schlansky Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Christopher Hasenkamp Simon Schmidt Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Bundesverband Glasfaseranschluss – BUGLAS e. V. Dr. Robert Henkel Andreas Schröder European Commission DG Connect Vodafone D2 GmbH Simon Japs Jochen Schwarz ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. Alcatel-Lucent Holding GmbH Marc Konarski Dr. Stefan Thole Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) Stephanie Krause Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Heinz-Peter Labonte Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) Christoph Legutko Intel Deutschland GmbH Ulrike Lepper Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Ulla Meixner Breitbandnetz GmbH & Co. KG Sarah Thomé Ingobert Veith Huawei Technologies Deutschland GmbH John Vogelgesang Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen Andreas R. Weiss Portigon AG Martina Westhues Deutsche Telekom AG Christian Zieske Breitbandbüro des Bundes (BBB) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 408-409 14.12.2012 12:59:04 410 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband Fokusgruppe Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) Zielsetzung Beim Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur hin zu Hochleistungsnetzen sind die Tiefbaukosten der größte Kostenfaktor. Vor diesem Hintergrund sollen vorrangig alle Möglichkeiten genutzt werden, die zu einer Reduzierung der Tiefbaukosten im Rahmen des Ausbaus beitragen, um die Wirtschaftlichkeit von Projekten zu verbessern und damit einhergehend den Ausbau zu beschleunigen. Arbeitsprogramm Die Fokusgruppe hat zum Ziel, das Verfahren an sich und die Einsatzmöglichkeiten zu beschreiben sowie die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, damit Mikro-/Mini-Trenching als Standard in die einschlägigen Regelwerke aufgenommen werden kann. Als Grundlage hierfür liegt ein in der Fokusgruppe im Rahmen des IT-Gipfelprozesses abgestimmtes Arbeitspapier vor, das noch hinsichtlich straßenbautechnischer Fragestellungen der Ergänzung bedarf. Dazu wurden die Forschungsgesellschaft für das Straßenund Verkehrswesen (Regelwerksaufsteller für den Straßenbau), das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und die Straßenbauverwaltungen der Länder eingebunden. Unterarbeitsgruppe Breitband Fokusgruppe Alternative Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenching (MT) Kernaussagen • Ausgehend von den der Fokusgruppe vorliegenden Informationen und ersten Erfahrungen aus Deutschland lassen sich die Tiefbaukosten bei der Breitbanderschließung in den jeweiligen Einsatzgebieten vermutlich um ca. ein Viertel bis ein Drittel reduzieren. • Als alternatives Verlegeverfahren für Glasfaser-Access-Netze wird in verschiedenen Staaten der Europäischen Gemeinschaft (zum Beispiel Schweden, Norwegen, Frankreich, Spanien und Italien) das Mikro-/Mini-Trenching-Verfahren eingesetzt. • Die unterschiedlichen Regelwerke in Deutschland, die die Verlegung von Leitungen im Zusammenhang mit Straßen bestimmen, sehen die Nutzung von Mikro-/Mini-Trenching noch nicht vor. Als Grundlage für die Standardisierung soll das oben genannte Arbeitsblatt dienen. Mitglieder der Fokusgruppe Alternatvie Verlegetechnologien am Beispiel Mikro-/Mini-Trenchning (MT) Michael Reiss (Leiter) Wolfgang Schmid (Leiter) Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Alcatel-Lucent Deutschland AG Stephan Bickmann Michael Preiß s & g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH e.wa riss Netze GmbH Tim Brauckmüller Lukas Romanowski Breitbandbüro des Bundes (BBB) Rohrleitungsbauverband e. V. Volker Braun Dietmar Ruf BVS-net Energie und Kommunikationstechnik GmbH Deutscher Städte- und Gemeindebund / Gemeindetag Baden-Württemberg Manfred Geis Deutsche Telekom AG Karl Jelinski Leonhard Weiss GmbH & Co. KG Ergebnisse: Mikro-/Mini-Trenching wurde als modernes Verlegeverfahren für die Breitbanderschließung identifiziert, mit dem sich die Tiefbaukosten signifikant reduzieren lassen. Das von der Fokusgruppe erstellte Arbeitspapier ist zwischenzeitlich den Gemeinden Orien tierungshilfe für kommunale Investitionsmaßnahmen und dient der breiten Information der Bauwirtschaft und wird auf einschlägigen Fachtagungen und Kongressen vorgestellt. 411 Karl-Heinz Johnen Simon Schmidt Bundesverband Glasfaseranschluss – BUGLAS e. V. Marc Schramm Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Bundesministerium für Verkehr Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS) Rolf Schrodi Dr. Wolfgang Kluge Martin Simonetti Ericsson GmbH Höpfinger GmbH & Co. KG Jürgen Kranz Frederic Ufer EnBW ODR TSG GmbH Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Ulrike Lepper Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Joachim Majcherek Hochschule Biberach Reiner Wünsch Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 410-411 14.12.2012 12:59:04 412 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Haus- und Heimvernetzung Zielsetzung Die Haus- und Heimvernetzung stellt immer noch ein unterschätztes zentrales Element dar, um die Marktdurchdringung Intelligenter Netze und zukünftiger Anwendungen überhaupt zu ermöglichen. Eine ganzflächige und hoch qualitative Netzabdeckung auch innerhalb des Hauses und der Wohnung ist hierfür Voraussetzung. Die Projektgruppe verfolgt das Ziel, basierend auf der Breitbandstrategie der Bundesregierung, die Haus- und Heimvernetzung als Bindeglied zum Endkunden in das öffentliche Bewusstsein zu rufen und ihren Ausbau voranzutreiben. Hierzu wurde unter anderem eine Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Haus- und Heimvernetzung bei den Professoren Picot und Grove (Institut für Information, Organisation und Management, München) in Auftrag gegeben, die inzwischen vorliegt. Unterarbeitsgruppe Breitband Projektgruppe Haus- und Heimvernetzung 413 Kernaussagen Die große Bedeutung der Heimvernetzung als Querschnittstechnologie zur Realisierung Intelligenter Netze und das damit verbundene volkswirtschaftliche Potenzial sind nicht im öffentlichen Bewusstsein. Ein hoher Grad der Fragmentierung von Technologien und Komponenten steht der schnellen und weiten Verbreitung der Heimvernetzung im Wege, insbesondere bei Diensten niedriger Bitrate, wie sie unter anderem bei Anwendungen im Bereich intelligenter Stromnetze oder bei Gesundheitsnetzen auftreten. Eine einheitliche Vorgehensweise und die Fokussierung auf internationale Standards sind dringend erforderlich. Eine hochqualitative Netzabdeckung in Haus oder Wohnung kann nur durch einen Mix aus drahtgebundenen und drahtlosen Technologien erzielt werden. Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft dringend geboten, zum Beispiel um Vorschläge zur Verankerung der Haus- und Heimvernetzung in Bauvorschriften zu erarbeiten. Mitglieder der Projektgruppe Haus- und Heimvernetzung Michael Hütwohl (Leiter) Lantiq Deutschland GmbH Arbeitsprogramm Die Projektgruppe hat 2012 folgende Themen bearbeitet: • Konkretisierung und Quantifizierung – hierzu zählt die quantitative Erfassung des Status quo der Haus- und Heimvernetzung in Deutschland mit dem Ziel, Vorschläge für die Einführung und Erweiterung von Bauvorschriften zu erarbeiten und bestehende steuerliche Anreize zu nutzen, • verstärkte Öffentlichkeitsarbeit durch studienbegleitende und kommunikative Maß nahmen, • Erfassung des Status der bisher eingesetzten Technologien und Protokolle. Thomas Baumgartner Michael Preiß Ericsson GmbH e.wa riss Netze GmbH Marco Dietrich Georg Schell Elcon Systemtechnik GmbH Kathrein-Werke KG Henning Eid Michael Schidlack Intel Deutschland GmbH Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Christoph Legutko Intel Deutschland GmbH Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Ergebnisse Jens Mühlner Dr. Claus Wedemeier Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. (GdW) Torsten Witusch Connected Living e. V. Deutsche Telekom AG Es wurden im Wesentlichen die folgenden Arbeitsergebnisse erzielt: • Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Relevanz der Haus- und Heimvernetzung in Schlüsselsektoren, • Initiierung von Maßnahmen zur Standardisierung, Interoperabilität und Normung durch das Deutsche Institut für Normung e. V., • Einbeziehung der Wohnungswirtschaft in die Arbeit der Projektgruppe. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 412-413 14.12.2012 12:59:04 414 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze 415 Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze „Intelligente Netze – Strategien auf dem Weg in die digitale Gesellschaft“ Im digitalisierten Zeitalter sind Intelligente Netze von zentraler volkswirtschaftlicher und gleichzeitig gesellschaftlicher Bedeutung. Sie haben den Charakter eines strategischen, wettbewerbsbestimmenden volkswirtschaftlichen Produktionsfaktors. Intelligente Netze vernetzen Wirtschaft und Leistungserbringer untereinander und ermöglichen es Informa tionen aus unterschiedlichsten Quellen zusammenzutragen, neue Wirkzusammenhänge zu erschließen und Entscheidungs- und Produktionsprozesse in einem Maße zu optimieren, das bislang nicht vorstellbar war. Zielsetzung Die Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze behandelte das zentrale Thema der AG2 im Gipfeljahr 2012. Die mit Intelligenten Netzen einhergehenden Produktivitäts- und Effi zienzgewinne im Einsatz von Ressourcen sind die wesentlichen Grundlagen für Wachstum und Wohlstand im nächsten Jahrzehnt. Um die qualitativen Stärken des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu erhalten und auszubauen und im Wettbewerb der Volkswirtschaften zu bestehen, wird eine von Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen getragene, nationale Strategie Intelligente Netze benötigt. Sie muss die Kräfte und Ressourcen aus Gesellschaft, Staat und Wirtschaft einen und auf den Ausbau Intelligenter Netze in Deutschland ausrichten.Ziel der Unterarbeitsgruppen ist die Unterstützung der Bundesregierung bei der Entwicklung einer solchen Strategie Intelligente Netze. Arbeitsprogramm Abbildung Ü-5: Wordcloud zu den Themen der UAG Intelligente Netze Quelle: eigene Darstellung, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 414-415 Im Rahmen eines strukturierten Strategieprozesses der Unterarbeitsgruppe erarbeiteten Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gemeinsam strategische Kernaussagen zur Umsetzung Intelligenter Netze in den Bereichen Energie, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Verwaltung. Hiermit wurde die Grundlage für ein Aktionsforum geschaffen, welches als Plattform zur fundierten fachlichen und politischen Auseinandersetzung zum Thema weiter auszubauen ist. Als solches wird die Kompetenzbündelung und Forcierung der notwendigen Zusammenarbeit über Branchen- und Ressortgrenzen hinweg angestrebt. 14.12.2012 12:59:04 416 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Ergebnisse Kern einer nationalen Strategie Intelligente Netze muss es daher sein: Die Ergebnisse der unterjährigen Arbeit der Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze und ihrer Projektgruppen werden als Beitrag zu einer nationalen Strategie Intelligente Netze auf dem 7. IT-Gipfel an die Bundesregierung übergeben. Darüber hinaus werden von den branchenbezogenen Projektgruppen weiter detaillierende, strategische Empfehlungspapiere veröffentlicht. 1. Kräfte und Ressourcen zu bündeln und an einem Strang zu ziehen, um Deutschland zeitnah zum Land der Intelligenten Netze zu machen. Die Politik, die Bundesregierung, sollte dabei die Rolle eines Treibers der Veränderung einnehmen, bewusste politische Impulse setzen und ihre koordinierende Rolle zwischen Gesellschaft, Staat und Wirtschaft verstärken. Die Chance: erhebliche Potenziale einer auf Intelligente Netze abgestimmten Wirtschaftspolitik, Bildungs- und Forschungspolitik, Energiepolitik, Gesundheits- und Sozialpolitik können gehoben werden. Deutschland erhält die infrastrukturellen Grundlagen für Wachstum und Fortschritt in einer digitalen Gesellschaft. Kernaussagen Die Technik zur Realisierung Intelligenter Netze ist verfügbar. Dennoch wird die für Deutschland wichtige zügige Umsetzung nicht allein durch den Antrieb der Marktkräfte zu realisieren sein. Es bedarf einer gemeinsamen nationalen Kraftanstrengung, eines politischen und gesellschaftlichen Willens, um fünf Infrastrukturen zeitgleich in das digitale Zeitalter zu transformieren. Wesentliche Hemmnisse, denen es zu begegnen gilt, sind: • Der Aufbau Intelligenter Netze ist komplex. Es sind eine Vielzahl relevanter Beteiligter zu koordinieren. Hohe Anfangsinvestitionen müssen aufgebracht und zukünftige Marktmodelle gestaltet werden. • Fehlende Rechtssicherheit sowie fehlende Harmonisierung rechtlicher Regelungen und Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene schaffen Unsicherheiten bezüglich des Aufbaus Intelligenter Netze und behindern private Investitionen. Ein bewusstes und ressortübergreifendes Handeln ist erforderlich. • Akzeptanzfaktoren werden vernachlässigt. Die Chancen und der gesellschaftliche Nutzen Intelligenter Netze werden nur unzureichend aktiv kommuniziert. Die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz Intelligenter Netze erfordert einen breiten und kritischen Zukunftsdialog über alle gesellschaftlichen Ebenen hinweg. • Fehlende Koordination relevanter Aktivitäten auf nationaler Ebene führt zu Insellösungen, Interoperabilitätsproblemen, fragmentierten Geschäfts- und Marktmodellen, sowie zu Nachteilen der deutschen Wirtschaft bei internationalen Standardisierungsaktivitäten. Um den Anspruch und die Chancen einer deutschen Technologieführerschaft zu wahren, muss die Zusammenarbeit forciert werden. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 416-417 417 2. Deutschlands Weg in die digitale Gesellschaft mit einem breiten Konsens als Fundament abzusichern. Wirtschaft und Politik müssen den gesellschaftlichen Ausgleich suchen. Ein stabiler Konsens in der Beurteilung von Chancen, Risiken, Nutzen und Kosten zwischen Wirtschaft und Gesellschaft muss Grundlage des Handels sein und eine langfristige Rentabilität der erforderlichen Infrastrukturinvestitionen ermöglichen. Maßnahmen zur Akzeptanzförderung und die Verankerung des Themas Intelligente Netze in Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung müssen vorangetrieben werden. Deutschland braucht Wissen und Wollen als Basis für den Erfolg in der digitalen Welt. 14.12.2012 12:59:05 418 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Energienetze Mitglieder der Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze: Dr. Sven Hischke (Leiter) Dr. Christoph Bach Claudia Mrotzek Ericsson GmbH ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Ansgar Baums Jens Mühlner Hewlett-Packard GmbH Deutsche Telekom AG Bernd Beckert Dr. Rahild Neuburger Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI MÜNCHNER KREIS Ludwig-Maximilians-Universität München Dr. Andreas Breuer Toll Collect GmbH Marco Brunzel init Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation Guido Burger ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Axel Freyberg A. T. Kearney GmbH Dr. Andreas Gentner Deloitte Consulting GmbH Andreas Hartl Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Michael Hütwohl Lantiq Deutschland GmbH Dr. Klaus Juffernbruch Cisco Systems GmbH Bernd Klusmann Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Dr. Peter Knauth Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Prof. Dr. Christoph Meinel Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 418-419 Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Energienetze Deutsche Telekom Technik GmbH RWE Deutschland AG 419 Dr. Bernd Pfitzinger Dr. Jörg Richartz Deutsche Telekom AG Jochen Schwarz Alcatel-Lucent Holding GmbH Kerstin Straube Deutsche Telekom AG Thilo Többens Deloitte Consulting GmbH Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI Robert A. Wieland TNS Infratest GmbH Zielsetzung Kaum ein infrastrukturelles Thema wird in der öffentlichen Wahrnehmung derart intensiv diskutiert wie der erforderliche Umbau der Energienetze hin zu Intelligenten Netzen. Die deutsche Energiewende fordert von allen Beteiligten zusätzliche Anstrengungen. Die EURichtlinie für erneuerbare Energien verlangt bis 2020 einen Anteil von 20 % Strom aus regenerativen Quellen, die deutschen energiepolitischen Ziele sogar 35 %. Smart Grids sind als schutzbedürftige Infrastrukturen einzustufen. Bis Ende 2012 sollen auf euro päischer Ebene Anforderungen für eine harmonisierte Architektur und Normungsvorgaben für Smart Grids festgelegt sein. In Deutschland werden aktuell unter Einbeziehung von Energiewirtschaft und IKT-Branche die rechtlichen Rahmenbedingungen für Smart Grids weiterentwickelt. Hier sieht die Projektgruppe ihren Beitrag darin, die entsprechenden branchenübergreifenden Diskussionsprozesse stärker zu unterstützen und strategische Aspekte zur Entwicklung leistungsfähiger und sicherer IKT für den Energiesektor herauszuarbeiten. Allerdings existieren noch viele Einzelmaßnahmen der Verbände. Hier setzt sich die Projektgruppe das Ziel einer Ausgangsanalyse. Die strategischen Aspekte sollen in eine nationale Strategie für Intelligente Netze einfließen. Dr. Bernd Wiemann Deep Innovation GmbH / Münchner Kreis Dr. Malthe Wolf Arbeitsprogramm TNS Infratest GmbH Johannes Wust Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Basierend auf den Zielsetzungen der Projektgruppe wurde folgendes Arbeitsprogramm verfolgt: • Bestandsaufnahme der Einzelaktivitäten der verschiedenen Verbände, • Konsolidierung eines Gesamtüberblicks, • Identifizierung von möglichen Lücken und Inkonsistenzen, • Erarbeitung von IKT-relevanten Themenbeiträgen, • Abstimmung der Themen mit den betreffenden Gremien, • Einbringung der Themen in die laufenden Diskussionsprozesse, • Konsolidierung der Ergebnisse zu einem Beitrag für eine nationale Strategie Intelligente Netze. 14.12.2012 12:59:05 420 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Energienetze Ergebnisse • Gemeinsam mit Experten der Energie- und IKT-Branche erfolgte die Umsetzung des Arbeitsprogramms im Rahmen eines umfangreichen Strategieprozesses. • Der unterjährige Strategieprozess beinhaltete mehrere Experten-Workshops, eine ExpertenOnline-Diskussion sowie regelmäßige Projektgruppensitzungen und Sitzungen von Fachgruppen zu den strategischen Ebenen des Referenzmodells der UAG Intelligente Netze. • Als Ergebnis wurden Strategieempfehlungen an die maßgeblichen politischen Entscheidungsträger in Deutschland zum Aufbau intelligenter Energienetze erarbeitet. • Diese wurden in einem Strategiepapier veröffentlicht und mit Maßnahmenvorschlägen hinterlegt, wie die Energieversorgungsinfrastruktur mittels innovativer IKT auf die anstehenden Herausforderungen vorbereitet werden sollte. in Deutschland zurzeit noch nicht vorhanden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind für viele Marktteilnehmer noch nicht hinreichend definiert und sollen durch die sogenannten „Smart Grid-Verordnungen“ konkretisiert werden. • Die Bewältigung der Herausforderung intelligente Stromnetze einzuführen, erfordert ein kohärentes Vorgehen bei technischen Spezifikationen, der Beschreibung von Markt modellen, -rollen und -prozessen, den Anreizen für Investitionen in Intelligente Netze, der Aus- und Weiterbildung und den Maßnahmen zur gesellschaftlichen Akzeptanz. • Aufgrund der Komplexität der Themen ist es notwendig, dass eine Gesamtkoordina tion durch die Bundesregierung sichergestellt wird. Die Unternehmen der Informationsund Kommunikationsbranche und die Unternehmen der Energiewirtschaft werden die Bundesregierung bei der Einführung von intelligenten Energienetzen in Deutschland gemeinsam unterstützten. Kernaussagen Übersicht der Maßnahmenempfehlungen der Projektgruppe Intelligente Energienetze: • Durch den massiven Zubau erneuerbarer Energien ändern sich die Anforderungen an die Stromnetze grundlegend. Die zunehmende Volatilität und Dezentralität der Energieerzeugung erhöht die Komplexität und erfordert eine höhere Flexibilität der Netze sowie eine angepasste Steuerungslogik. • Der verstärkte Einsatz von IKT wird beim Aufbau und dem Erfolg von Smart Grids eine entscheidende Rolle spielen, in denen der Strombedarf aller Verbraucher intelligent abgeschätzt und auf dieser Basis die Erzeugung und Bereitstellung des Stroms dynamisch angepasst wird. • IKT ermöglicht ebenfalls dynamische Angebote, die zu Änderungen im Verhalten der Verbraucher führen werden. Die bisher stark separierten Energie- und IKT-Branchen wachsen dafür mehr und mehr zusammen. • Gleichzeitig treibt die Bundesregierung die Öffnung der Märkte voran und stellt dazu rechtliche und regulatorische Vorgaben bereit. Das Eckpunktepapier „Smart Grid und Smart Market“ der Bundesnetzagentur war ein erster umfassender Schritt zur Bestimmung und Abgrenzung von Zusammenhängen und Begrifflichkeiten in einem neu entstehenden Marktumfeld mit großen technischen Innovationen. • Dennoch fehlt momentan ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich der Begriffe „Smart Grid“ und „Smart Market“ in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. • Gleichzeitig mangelt es an einem über alle Beteiligten hinweg gültigen Zielbild und Gesamtkonzept. Das spiegelt sich in der komplexen Koordinierungsaufgabe von Ministerien in Bund und Ländern, Regulierung, Unternehmen, Gremien und Verbänden zur Umsetzung der Energiewende wider. • IKT kann nur dann sinnvoll zur Weiterentwicklung der bestehenden Stromnetze zu Smart Grids beitragen, wenn schlüssige Rahmenbedingungen gegeben sind. Diese sind Schritt 1: AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 420-421 421 • Mandatierung der Gesamtkoordination Wir empfehlen die zügige Mandatierung für die Gesamtkoordination aller Aktivitäten im Rahmen der Einführung intelligenter Energienetze und für die Umsetzung aller Maßnahmen mit Beteiligung der Bundesregierung. Die bestehende Dialogplattform „Zukunfts fähige Energienetze“ kann die Basis für eine koordinierende Funktion bilden. Seitens der beteiligten Ministerien ist in Abstimmung mit den relevanten Akteuren ein verbindlicher Zeitplan mit klar definierten Projektabschnitten zu erstellen, damit die Aktivitäten optimal aufeinander abgestimmt werden können. • Erstellung eines gesamtheitlichen Zielbildes Die Energiewende ist beschlossen. Die Ausarbeitung eines gesamtheitlichen detaillierten Zielbildes und Meilensteinplanes ist ein entscheidender Schritt zu einer gemeinsam verstandenen Perspektive, an der sich alle weiteren Aktivitäten ausrichten. Wichtig sind insbesondere mit Hinblick auf eine Öffnung, Weiterentwicklung und Erweiterung des bestehenden Marktes klare Rahmenbedingungen und Rollendefinitionen unter volkswirtschaftlich optimalen Gesichtspunkten und deren Umsetzung. Schritt 2: • Gesellschaftliche Akzeptanz stärken Wir erachten es als sinnvoll, eine umfassende Informationskampagne des Bundes durchzuführen, um den Nutzen für die Gesellschaft und den Einzelnen zu kommunizieren. Dem dienen von Regierung und Industrie gemeinsam getragene Informations- und 14.12.2012 12:59:05 422 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Energienetze Kommunikationsmaßnahmen. Zusätzlich empfehlen wir, Aufklärungsarbeit in Schule, Ausbildung und Studium (Lehrpläne) zu leisten, um die junge Generation verstärkt zu involvieren. • Rahmenbedingungen für Geschäftsmodelle schaffen Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen die ausgearbeiteten Marktrollen fördern und einen funktionierenden Markt forcieren. Durch geeignete Anreizsysteme muss der gesamtwirtschaftliche Nutzen maximiert werden. Hierzu gehört insbesondere auch die Investitionssicherheit für IKT. Dadurch wird es Netzbetreibern, Lieferanten und anderen Marktteilnehmern ermöglicht, in innovative Technologien, in F&E sowie in den Vertrieb smarter Produkte zu investieren, um Deutschland zum internationalen Markt- und Technologieführer bei Smart Grids zu entwickeln. • Harmonisierung von unternehmensübergreifenden Prozessen Für eine zügige operative Umsetzung intelligenter Energienetze sind zwischen den beteiligten Akteuren abgestimmte Geschäftsprozesse essenziell. Orientierungsbeispiele für die erfolgreiche Koordination und Schaffung von unternehmensübergreifenden Prozess-Frameworks könnten das 2003 in der europäischen Energiewirtschaft gegründete „European forum for energy Business Information eXchange“ sowie das 1988 in der internationalen Telekommunikationsbranche gegründete „Telemanagement Forum“ sein. Zielsetzung dieser nicht gewinnorientierten Arbeitsgemeinschaft ist insbesondere die Bereitstellung eines allgemeinen Gerüstes für Geschäftsprozesse, um die Entwicklung und den Einsatz von Betriebsunterstützungssystemen flexibler und einfacher zu gestalten. Ein ähnliches Vorgehen sollte für intelligente Energienetze in Deutschland geprüft und gefördert werden. • Erarbeitung eines energiespezifischen IKT-Architektur- und Datenmodells Die zügige branchenübergreifende Erarbeitung eines IKT-Architektur- und Datenmodells für den Betrieb intelligenter Energienetze und -märkte ist eine grundlegende Maßnahme zur harmonisierten und effizienten Umsetzung technischer und funktionaler Anforderungen. Die Beteiligung der relevanten Stakeholder aus Industrie und Interessensvertretungen der betroffenen Nutzer ist auch gerade hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz angeraten. Ferner sollte eine Überprüfung und Anpassung der aktuellen Spezifikationsbemühungen für einzelne technische Komponenten oder Teilbereiche durchgeführt und diese ins Gesamtmodell eingebunden werden. Mitglieder der Projektgruppe Intelligente Energienetze: Schritt 3: Armin Mrasek • Fachkräftemangel vorbeugen Wir erachten den Aufbau eines adäquaten Ausbildungs- und Studienprogramms als notwendig, das die zukünftigen Bedarfe von Energie- und IKT-Wirtschaft kombiniert. Ergänzend sollten Ausbildungsoffensiven gestartet werden, um Werbung für die neuen Ausbildungs- und Studienangebote zu machen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 422-423 Kerstin Straube (Leiterin) Dr. Andreas Breuer (Leiter) Deutsche Telekom AG RWE Deutschland AG Rolf Adam Stefanie Nauel Cisco Systems GmbH Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz Per Baacke T-Systems International GmbH Thomas Baumgartner Ericsson GmbH Andreas Bentz Deutsche Telekom AG Julia Böhm Deutsche Telekom AG Dr. Justus Broß Alcatel-Lucent Deutschland AG Manfred Burke EWE AG Wolfgang Dorst Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Torsten Drzisga Bastian Fischer ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Jürgen Heiss EnBW Operations GmbH Stefan Sack ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Holger Skurk Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Dr. Bernd Sörries Forschungsstelle Mobiles Internet am ITM Peter Thomas E.ON Bayer AG Manuel Weindorf GE Energy Germany Anja Wieben-James EWE AG Thomas Wiedemann RWE Deutschland AG Dr. Fiona Williams Ericsson GmbH Dr. Babak Zeini Deutsche Telekom AG EWE AG Beratende Mitwirkung für den Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Bernd Kowalski Eric Ahlers Tobias Kempermann Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Dr.-Ing. Hartmut Matzdorf Alcatel-Lucent Deutschland AG Intel Mobile Communications GmbH Claudia Mrotzek ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Jens Mühlner Deutsche Telekom AG 423 Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Harald Hauser EnBW Energie Baden-Württemberg AG Philipp Lübcke swb AG Michael Röckerath rhenag Rheinische Energie AG Benjamin Scholz Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 14.12.2012 12:59:05 424 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Gesundheitsnetze Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Gesundheitsnetze 425 • Grundlagen für die Akzeptanz von Intelligenten Netzen im Gesundheitswesen strukturiert und nachhaltig zu schaffen, • die flächendeckende Etablierung von E-Health-Anwendungen auf allen Ebenen zu ermöglichen, • und neue Handlungsfelder konsequent zu erschließen. Ergebnisse Zielsetzung Auch im Gesundheitsbereich werden die Netze intelligent. Denn durch Vernetzung gibt es ein großes Potenzial, Kosten zu sparen, Qualität zu verbessern und Abläufe zu optimieren. Das ist nötig, da in den letzten zehn Jahren die Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen um rund 33 % auf 263 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen sind. Die intelligente Vernetzung im Gesundheitswesen kann Antworten auf eine Vielzahl unserer zukünftigen Herausforderungen geben. Intelligente Vernetzung im Gesundheits wesen hat das Potenzial, das wachsende medizinische Wissen schneller an die Ärztin und den Arzt zu bringen, die Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Fachrichtungen und weiteren Berufsgruppen intra- und intersektoral zu unterstützen sowie die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung weiter zu verbessern. Intelligente Anwendungen und Netze können dabei helfen, Diskrepanzen und System unterschiede zwischen verschiedenen Dokumentationsformen zu überwinden. Über die heute noch bestehenden Grenzen der ambulanten und stationären Versorgung hinaus ist mit intelligenten Anwendungen und Netzen eine noch bessere Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten und einer Vielzahl weiterer Berufsgruppen, wie zum Beispiel der Pflege, aber auch betreuender und unterstützender Angehöriger, möglich. Ziel der PG ist es, hierfür erforderliche Impulse in der fachlichen und politischen Diskussion zu setzen. • Es wurde ein Strategiepapier zu Intelligenten Netzen im Gesundheitswesen erarbeitet. Das Papier stellt die Relevanz und den Nutzen dieser Netze für Patienten und Gesundheitsversorger bei der Sicherstellung der hohen Qualität der Versorgung auch in Zukunft dar. Es enthält konkrete Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Einführung und Nutzung intelligenter Gesundheitsnetze. • Der Begriff der „Intelligenten Netze im Gesundheitswesen“ ist für jemanden, der nicht in der Branche arbeitet, nicht unmittelbar verständlich. Um den Nutzen dieser Netze für eine breitere Öffentlichkeit greifbarer zu machen, hat die Projektgruppe anhand eines medizinischen Szenarios eine „Story: Vernetzte Gesundheit“ erarbeitet. • Anhand eines Patienten, der einen Schlaganfall in seiner Wohnung erleidet, wird der Behandlungsablauf in einer Früher-Heute-Gegenüberstellung geschildert. „Früher“ beschreibt den Zustand ohne Intelligente Netze und Anwendungen – „Heute“ mit. • Im Heute-Szenario kommt in der Wohnung des Patienten ein intelligenter Hausnotruf zum Einsatz, der einen Sturz des Patienten feststellt und einen Notruf auslöst. Im örtlichen Krankenhaus wird per Videokonferenz ein Neurologe und Intensivmediziner aus einer Universitätsklinik hinzugezogen. Eine elektronische Fallakte des Patienten ermöglicht den Ärzten in beiden Krankenhäusern einen Zugriff auf die aktuellen, fallbezogenen Daten des Patienten. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus und der Rehaeinrichtung gibt ein intelligentes Telemonitoring-System dem Patienten zusätzliche Sicherheit bei der weiteren Genesung, indem wichtige Gesundheitsparameter täglich an ein angeschlossenes Telemedizinzentrum übermittelt werden. Arbeitsprogramm Die Realisierung Intelligenter Netze im Gesundheitswesen stellt hohe Anforderungen an die Anbieter der benötigten technologischen Komponenten und Dienste. Die Vernetzung zwischen Technologien, Anwendungen und ihrer Anwender erfordert konsistente und zukunftsfähige Voraussetzungen. Um die beschleunigte Umsetzung dieser Voraussetzungen zu erreichen, erarbeitet die Projektgruppe Empfehlungen als Beitrag für eine nationale Strategie „Intelligente Netze“. Wesentliche Inhalte des Arbeitsprogramms waren: AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 424-425 Kernaussagen • Über die heute noch bestehenden Grenzen der ambulanten und stationären Versorgung hinaus ist mit intelligenten Anwendungen und Netzen eine noch bessere Zusammen arbeit von Ärztinnen und Ärzten und einer Vielzahl weiterer Berufsgruppen, aber auch betreuender und unterstützender Angehöriger möglich. 14.12.2012 12:59:05 426 AG2-Übersicht • Mit aufeinander abgestimmten Informations- und Telekommunikationstechnologien kann die Vernetzung im Gesundheitswesen dazu beitragen, dass eine noch stärkere Einbindung der Patientinnen und Patienten in die Behandlungsprozesse ermöglicht und das Arzt-Patienten-Verhältnis durch bessere und zeitnahe Informationen gestärkt wird. • Für die nachhaltige Erhöhung der Akzeptanz von E-Health-Anwendungen für alle am Prozess Beteiligten ist es zwingend erforderlich, die bestehenden Anreizsysteme auszubauen und auf die konkreten Anwendungen zu fokussieren. Das grundlegende Prinzip hierbei ist die Freiwilligkeit. • Für die tatsächliche Nutzung von E-Health-Anwendungen und die Nutzung Intelligenter Netze ist die Herstellung der Interoperabilität der verschiedenen IT-Systeme und der medizinischen Informationen in verschiedenen Systemen entscheidend. Hierbei sollten auch die Standardisierungs- und Interoperabilitätsbemühungen auf europäischer Ebene berücksichtigt werden. • Die Organisationen der Selbstverwaltung sollten ihren gesetzlichen Auftrag aus dem Versorgungsstrukturgesetz konsequent aufnehmen und Anwendungen der Telemedizin schnellstmöglich in die Regelversorgung aufnehmen. • Moderne IKT-Technologien bieten die Möglichkeit, den individuellen Arbeitseinsatz räumlich und zeitlich zu flexibilisieren. Der wachsenden Erwartungshaltung der heute und zukünftig Beschäftigten an flexibilisierten Arbeitszeitmodellen kann auch für geeignete Einsatzszenarien im Gesundheitswesen durch den gezielten Einsatz von Informa tionstechnologien Rechnung getragen werden. • Ohne Vertrauen der Anwender darauf, dass Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet wird, werden sich Technologien und Anwendungen nicht durchsetzen können. Es muss deshalb eine Vertrauensbasis dafür geschaffen werden, dass höchstpersönliche Daten sicher und vor unberechtigten Zugriffen geschützt sind. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 426-427 Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Gesundheitsnetze 427 Mitglieder der Projektgruppe Intelligente Gesundheitsnetze Dr. Klaus Juffernbruch (Leiter) Cisco Systems GmbH Mina Ahmadi Ekkehard Mittelstaedt Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Bundesverband Gesundheits-IT e. V. – bvitg e. V. Dr. Ralf von Baer Jens Mühlner Robert Bosch Healthcare GmbH Deutsche Telekom AG Dirk Gildemeister Dr. Sandra Nelles Cisco Systems GmbH Robert Bosch Healthcare GmbH Andreas Hartl Dr. Michael Rupprecht Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Ericsson GmbH Nino Mangiapane Melanie Taprogge Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Deutsche Telekom AG Dr. Pablo Mentzinis Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) 14.12.2012 12:59:05 428 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetze Zielsetzung Die Projektgruppe untersucht die Potenziale Intelligenter Netze in den Bereichen Verkehr, Bildung und Verwaltung. Die Expertenarbeit findet in drei Fachgruppen statt. Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für den Aufbau digitaler Infrastrukturen zu erarbeiten. Diese sollen insbesondere den Prozess vom Status quo hin zu Intelligenten Netzen beschreiben. Gleichzeitig sollte eine Rückkoppelung der Arbeit in den einzelnen Säulen zu einem übergreifenden Strategieprozess stattfinden, um die Rolle von Staat und Markt bei der Digitalisierung von Infrastrukturen zu definieren. Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetze 429 Aspekte des Bildungssystems: vorschulische Institutionen, Schulen, Ausbildung, Hochschulen, berufsbegleitendes Lernen. Die Projektgruppe konzentrierte sich zunächst auf die Frage, in welcher Art und Weise digitale Technologien das Hochschulsystem verbessern können. Die Potenziale eines intelligenten Bildungsnetzes werden nur in Ansätzen ausgeschöpft, wenn der Status quo an Hochschulen allzu oft in der zurückliegenden Dekade ausschließlich um technologische Innovationen ergänzt werden. Heute wissen wir, dass Innovation im Bildungssektor durch die Interaktion zwischen Bildungs-, Organisations- und Technologieentwicklung entsteht. Die Projektgruppe stellte deswegen keine Technologielösung vor, sondern beschrieb beispielhaft den komplexen Prozess vom Status quo hin zu einem intelligenten Bildungsnetz für Hochschulen. • Verwaltung Die öffentliche Verwaltung gilt als das grundlegende Betriebssystem unserer Gesellschaft. Mit dem angestrebten informationstechnischen Verbund entsteht eine gänzlich neue technische Infrastruktur der öffentlichen Verwaltung, welche neue Organisationsformen innerhalb der Verwaltung sowie an Schnittstellen nach außen ermöglichen kann. Die Expertengruppe beschäftigte sich mit strategischen, technologischen und praxis orientierten Fragen eines intelligenten Verwaltungsnetzes. Arbeitsprogramm Ergebnisse • Verkehr: Für Intelligente Verkehrsnetze verifiziert die Expertengruppe diverse Hypothesen bezüglich des volkswirtschaftlichen, des betriebswirtschaftlichen und des individuellen Nutzens. Weiterhin werden Hypothesen des Einflusses Intelligenter Verkehrsnetze auf das Verkehrsgeschehen und die Notwendigkeit der Infrastruktur-Digitalisierung und der Vernetzung von Insellösungen analysiert. • Bildung Die Weiterentwicklung des Bildungssystems ist eine der wichtigsten politischen Fragen der Gegenwart. Der demografische Wandel und die Notwendigkeit weiterer Haushaltskonsolidierungen verändern die Rahmenbedingungen für Bildung grundlegend. Ein weiterer wesentlicher Treiber des Wandels sind die Erwartungen und das Nutzungsverhalten der Lernenden von heute, welche die Möglichkeiten digitaler Technologien aktiv und in hohem Maße kreativ nutzen, um ihren individuellen Bedürfnissen nach Bildung auf einem global wachsenden Bildungsmarkt nachzukommen. Die nachhaltige Finanzierung von Bildungseinrichtungen ist deswegen – trotz aller Bekenntnisse zum Wissensstandort Deutschland – eine unmittelbare Herausforderung. Diese Veränderungen betreffen alle AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 428-429 Aus dem erstmaligen inhaltlichen Befassen mit intelligenten Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetzen im Rahmen des IT-Gipfels sind Kernaussagen hervorgegangen, die in das Gesamt-Strategiepapier „Intelligente Netze“ der UAG einfließen und mit weiteren Erläuterungen und Beispielen den nötigen Wandel zu Intelligenten Netzen unterstützen. Kernaussagen • Verkehr Verkehrsnetze sind ein wesentliches Rückgrat der Volkswirtschaft, sie bewegen Menschen und Güter über die unterschiedlichsten Verkehrsträger. Optimierte, intelligente Verkehrsnetze stellen daher, gemeinsam mit einer geöffneten, transparenten Datenstrategie einen wirtschaftlichen Gewinn dar. Mit der Einführung und Verbreitung von intelligenten Verkehrsnetzen könnte zudem Folgekosten durch Umweltschäden deutlich verringert und die Zahl der Unfalltoten und Verletzten im Straßenverkehr deutlich gesenkt werden. 14.12.2012 12:59:05 430 AG2-Übersicht • Bildung Das deutsche Hochschulsystem muss sich aufgrund einer angespannten Finanzlage, der Erwartungshaltung der Studierenden und aufgrund neuer Konkurrenz durch renommierte internationale Anbieter, die ihre Lerninhalte und Zertifikate im deutschen Bildungsmarkt platzieren, dringend dem Aufbau eines intelligenten Bildungsnetzes widmen. Die Vermittlung von Wissen beruht auf der Vermittlung sowohl standardisierten Wissens als auch von Spezialwissen und auf hoch individueller Betreuung. Intelligente Bildungsnetze ermöglichen eine stärkere Differenzierung zwischen diesen Leistungen mit dem Ziel, die vorhandenen Ressourcen effizienter zu nutzen. Insbesondere bei der Vermittlung standardisierten Wissens sind durch die professionelle Erstellung von Lernmaterialien große Effizienzgewinne möglich. Kernbestandteil eines solchen intelligenten Bildungsnetzes für Hochschulen ist eine Deutsche Hochschul-Cloud (DHC), die vier Bereiche umfasst: (1) Kreation, Digitalisierung und Findbarkeit von Inhalten, (2) neue Wege der Interaktion, (3) Lernmethoden und (4) Governance-Fragen. Unterarbeitsgruppe Intelligente Netze Projektgruppe Intelligente Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetze Mitglieder der Projektgruppe Intelligente Verkehrs-, Bildungs- und Verwaltungsnetze Bernd Klusmann (Leiter) Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Intelligente Bildungsnetze Hewlett-Packard GmbH Dr. Norbert Handke Kernteam: Dr. Bernt Mester Daniel Bialecki scoyo GmbH Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) / Centre for e-Learning Technology (CeLTech) Nicole Klein ITS Network Germany e. V. BLG Logistics Group AG & Co. KG Gerd Riegelhuth Hessen Mobil Dr. Peter Wagner Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), Institut für Verkehrssystemtechnik init Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation Reiner Wünsch Hannes Klöpper Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) iversity GmbH Adrian Liebig Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Ingo Ruhmann Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Dr. Stephan Pfisterer Intelligente Verwaltungsnetze Marco Brunzel (Themensprecher) init Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Kernteam: Dr. Volker Zimmermann Lars Behrens imc information multimedia communication AG Kommission für Geoinformationswirtschaft (GIW-Kommission) Wolfgang Bauer CIO-Stabsstelle Bayern Intelligente Verkehrsnetze Dr. Bernd Pfitzinger (Themensprecher) Toll Collect GmbH Macel Boffo CIO-Stabsstelle Rheinland Pfalz Dr. Christine Brockmann Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Kernteam: Dr. Andreas Herschel Guido Burger Carsten Kestermann ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Dr. Florian Eck Deutsches Verkehrsforum e. V. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 430-431 Ralf Grigutsch T-Systems GEI GmbH Ansgar Baums (Themensprecher) Prof. Dr. Christoph Igel • Verwaltung Mit Blick auf eine Vielzahl bedeutender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen (demografische Entwicklung, Energiewende, Situation der öffentlichen Haushalte, veränderte Erwartungshaltungen von Bürgern und Unternehmen etc.) stehen Staat und Verwaltung heute vor der Aufgabe, neue und innovative Lösungswege für die Sicherstellung einer Vielzahl von öffentlichen Aufgaben zu erschließen. Bund und Länder haben die strategische Bedeutung der neuen technologischen Möglichkeiten erkannt: Mit dem Artikel 91c GG wurde ein umfassender Gestaltungsauftrag zur Schaffung einer alle staatlichen Ebenen verbindenden, föderalen IT-Infrastruktur verfassungsrechtlich verankert. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss der Beitrag von Forschung und Lehre im Kontext staatlicher Modernisierung durch IKT deutlich erhöht werden. Die Fachgruppe unterstützt daher die Initiative der AG3 des Nationalen IT-Gipfels zum Aufbau eines nationalen Kompetenzzentrums, welches bestehende wissenschaftliche Einrichtungen und deren Kapazitäten inter- und transdisziplinär vernetzt und durch gezielte Investitionen erweitert. 431 SAP Deutschland AG & Co. KG Software AG Dr. Katrin Sobania Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) 14.12.2012 12:59:05 432 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Plattformen 433 Unterarbeitsgruppe Plattformen Zielsetzung Grundlage aller innovativen IKT-Anwendungen sind Plattformen und Querschnittstechnologien. Zu diesen Querschnittstechnologien gehören Cloud Computing, Machine-toMachine-Kommunikation und das neue Internetprotokoll IPv6. Sie sind Treiber für Innova tionen und stellen wesentliche Basistechnologien für die Realisierung von Intelligenten Netzen dar. Um den Trend von IKT-Anwendungen auf Basis von Plattformen und Querschnittstechnologien zu befördern, hat sich die Unterarbeitsgruppe nachfolgende Ziele gesetzt: • Steigerung von Akzeptanz und Vertrauen in neue, innovative Technologien, • Gestaltung innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen, um Deutschland in der IKTBranche – insbesondere in der Nutzung – zu den Vorreitern zu entwickeln, • Herausarbeitung der Rolle von Cloud Computing, M2M und IPv6 als wesentliche Basistechnologien und Treiber für Innovationen im Zusammenhang mit Intelligenten Netzen. Arbeitsprogramm • Förderung des Einsatzes von Cloud-Computing-Lösungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen und Aufzeigen von wichtigen Anforderungen an Cloud Computing, verbunden mit wesentlichen Leitfragen zum Einstieg in die Cloud, • Information der Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik über die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung von M2M, • Diskussion der Themen Privatsphäre und Sicherheit sowie IPv6-Geschäftsmodelle und Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Ergebnisse Abbildung Ü-6: Wordcloud zu den Themen der UAG Plattformen Quelle: eigene Darstellung, 2012 AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 432-433 • Der Wegweiser „Chancen für den deutschen Mittelstand durch Cloud Computing“ wurde erarbeitet. Er gibt Handlungsempfehlungen an die Politik, wie die Vorteile des Cloud Computings insbesondere auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen genutzt werden können. 14.12.2012 12:59:06 434 AG2-Übersicht • In Zusammenarbeit mit der Automatisierungstechnik wurde ein Whitepaper für einen M2M-Harmonisierungsprozess für Endgeräte und Anwendungen zur Beseitigung von Hindernissen sowie einer möglichen Übertragbarkeit auf andere Industrien erarbeitet. • Handlungsempfehlungen an Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft zur flächendeckenden Einführung von IPv6 sowie Ausführungen zu Sicherheit, Privatsphäre und Geschäftsmodellen im Zusammenhang mit IPv6 wurden formuliert. Unterarbeitsgruppe Plattformen Fachinitiative Cloud Computing 435 Unterarbeitsgruppe Plattformen Fachinitiative Cloud Computing Kernaussagen 1. Cloud Computing, M2M und IPv6 sind Querschnittstechnologien Intelligenter Netze, mit deren Hilfe die Intelligenz in den Netzen erst möglich wird. 2. Die flächendeckende Einführung von IPv6 ist absehbar und wird definitiv kommen. Allerdings ist die Einführung kein Selbstläufer und kann durch entsprechende Maß nahmen mit mehr Chancen und weniger Kosten für den IKT-Standort Deutschland realisiert werden. Mitglieder der Unterarbeitsgruppe Plattformen Die Unterarbeitsgruppe Plattformen setzt sich aus den Mitgliedern der Fachinitiative Cloud Computing, M2M Initiative Deutschland und der Projektgruppe Einführung IPv6 zusammen. Zielsetzung Cloud Computing ist der Megatrend in der IT-Welt mit einem beträchtlichen ökonomischen Potenzial. So schätzen Analysten das weltweite Umsatzvolumen für Cloud Computing im Jahr 2015 auf über 70 Milliarden US-Dollar.* Cloud Computing gehört damit zu den wesentlichen Treibern mit hohen Innovationspotenzialen für unsere Volkswirtschaft. Schon heute nutzt ein Viertel aller Unternehmen in Westeuropa Cloud-Dienste** – Tendenz steigend. Europa ist nach den USA einer der attraktivsten Märkte für Cloud-Services. Setzten noch vor wenigen Jahren fast ausschließlich Großunternehmen aus der produzierenden Industrie und der Dienstleistungsbranche Cloud-Lösungen ein, so sind es heute auch immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen, die den hohen Nutzen von cloud-basierten Lösungen erkennen. Um diese Innovationspotenziale zu heben und auszuschöpfen, braucht es Vertrauen und Akzeptanz sowie von der Politik festzulegende Rahmenbedingungen, die Rechtssicherheit beim Einsatz von Cloud-Lösungen schaffen und gleichzeitig den Wettbewerb unter den Anbietern fördert – beispielsweise durch die Stärkung offener Standards. Die Fachinitiative verfolgt das Ziel, Empfehlungen für diese Rahmenbedingungen zu geben und Voraussetzungen zu schaffen, damit Deutschland durch einen flächendeckenden Einsatz von Cloud Computing eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Zudem soll ein branchenübergreifender Dialog gefördert werden. * Forrester Research, April 2011: „Sizing the Cloud“ ** http://www.bitkom.org/de/presse/8477_71446.aspx AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 434-435 14.12.2012 12:59:06 436 AG2-Übersicht Arbeitsprogramm • Steigerung von Akzeptanz und Vertrauen beim Cloud Computing, insbesondere im deutschen Mittelstand, durch Information und Entscheidungshilfe, • Durchführung einer Delegationsreise ins Silicon Valley und Verstetigung des branchenübergreifenden Dialogs zu den gewonnenen Ergebnissen, • Handlungsempfehlungen für die Politik zur Stärkung der Wachstumspotenziale durch Cloud Computing. Ergebnisse • Die Fachinitiative Cloud Computing hat einen Wegweiser „Chancen für den deutschen Mittelstand durch Cloud Computing“ erarbeitet und darauf aufbauend Handlungs empfehlungen für die Politik vorgelegt, wie die Vorteile des Cloud Computings ins besondere auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen noch besser genutzt werden können. • Die Fachinitiative Cloud Computing hat einen intensiven, internationalen Austausch und Wissenszugewinn durch eine Delegationsreise ins Silicon Valley initiiert, um bei etablierten Anbietern und Start-ups aktuelle sowie bevorstehende Entwicklungen und Trends im Cloud Computing sowie die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu analysieren.* Unterarbeitsgruppe Plattformen Fachinitiative Cloud Computing 437 Mitglieder der Fachinitiative Cloud Computing Claudia Mrotzek (Leiterin) ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Manfred Bauer Percy Ott Cisco Systems GmbH Cisco Systems GmbH Peter Domschitz Dr. Johannes Prade Alcatel-Lucent Deutschland AG Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Fouad El Sioufy Bernhard Przywara TÜV Rheinland Consulting GmbH ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Martin Falenski Hendrik Andreas Reese Initiative D21 e. V. TÜV Rheinland i-sec GmbH Peter H. Ganten Boris Schmidt Univention GmbH Deutscher Verband für Telekommunikation und Medien e. V. (DVTM) Dr. Jörg-Michael Hasemann T-Systems International GmbH Jens Mühlner Deutsche Telekom AG Dr. Norbert Niebert Ericsson GmbH Dr. Gerhard Tobermann ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Mark Vasic Deutsche Telekom AG Johannes Wust Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Kernaussagen 1. Exzellente Chancen durch Cloud Computing für Deutschland nutzen. 2. Die öffentliche Verwaltung sollte ihre Vorbildfunktion durch einen verstärkten Einsatz von Cloud Computing leben. 3. Cloud Computing erfordert den Ausbau einer hochwertigen Netzinfrastruktur. 4. Wettbewerb und Innovation durch Cloud Computing fördern. 5. Datenschutz innerhalb Europas harmonisieren, Cloud Computing stärken. 6. Umsetzbare und einheitliche Interpretation von Datenschutzregelungen etablieren. 7. Einzelfall-Gesetzgebungen im Cloud Computing vermeiden. * Hinweis: Die Ergebnisse aus der Delegationsreise lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 436-437 14.12.2012 12:59:06 438 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Plattformen M2M Initiative Deutschland Unterarbeitsgruppe Plattformen M2M Initiative Deutschland 439 die Initiative ein Whitepaper „Machine-to-Machine-Kommunikation – Eine Chance für die deutsche Industrie“ mit folgenden Schwerpunkten erarbeitet: • Harmonisierungsprozess für Endgeräte und Applikationen mit einer Fokussierung auf Best-Practice-Empfehlungen für Mobilfunkmodule, Komponenten, Mobilfunknetze, bewährte M2M-Software-Frameworks, integrative Systemelemente auf der Ebene der Netzinfrastruktur sowie M2M-Anwendungen. • Festlegung und Dokumentation von Mindestanforderungen für Entwickler, um Schulungs- und Zertifizierungskonzepte für die betriebliche Praxis zu erarbeiten. Zielsetzung Ergebnisse Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) steht für den automatisierten Informationsaustausch zwischen technischen Systemen wie Maschinen, Fahrzeugen oder auch Containern untereinander oder mit einer zentralen Stelle. Diese bilden somit ein intelligentes Netzwerk, welches fast zwangsläufig beliebig komplex werden kann. Die einzelnen Geräte oder das Gesamtnetz interagieren jedoch durchaus auch direkt oder indirekt mit Menschen. Diese Interaktion kann in einem Ende-zu-Ende-Szenario an den jeweiligen Endpunkten, aber auch an dazwischenliegenden intelligenten Knotenpunkten stattfinden. Die in Echtzeit entstehenden Daten als Abbild der realen, physikalischen Welt können durch Vernetzung mit internetbasierten Diensten verarbeitet und für autonome Regelprozesse genutzt werden. Das unterstützt eine Systematisierung und Selbststeuerung in vielen Wirtschaftsbereichen. Beispielsweise wird dieser Transformationsprozess in der Industrieproduktion mit dem Begriff „Industrie 4.0“ umschrieben. Gemeint ist damit ein neuer Ansatz, bei dem Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowohl die Produktion als auch das Umfeld in völlig neuer Form vernetzt. Das Ziel ist die Flexibilisierung und Automatisierung. Die M2M Initiative Deutschland möchte die öffentlichkeits- und anwendergruppen wirksame Darstellung der Chancen und der Bedeutung von M2M stärken und geeignete Maßnahmen zu deren Nutzung herausarbeiten. Arbeitsprogramm Im letzten Jahr wurde von der M2M Initiative Deutschland ein branchenübergreifendes Positionspapier erstellt. Im Dialog mit der Automatisierungstechnik wurden Bedürfnisse erfasst sowie die Beseitigung von Hindernissen und deren Übertragbarkeit auf andere Industrien erarbeitet. Weiterhin wurde ein Framework für ein M2M-Ökosystem entworfen, das alle zur Erstellung von M2M-Lösungen erforderlichen Komponenten und Werkzeuge beinhaltet und diese zur Nutzung über eine einzige Kundenschnittstelle bereitstellt. In diesem Jahr hat AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 438-439 • In Deutschland gefundene Lösungen müssen stärker gezielt in die Standardisierung einfließen, um zukünftig Teil globaler Standards und Lösungen zu werden. • Die öffentlichkeits- und anwendergruppenwirksame Darstellung der Chancen und Bedeutung von M2M muss gestärkt werden. • Manche intelligente M2M-Netze entfalten ihren wesentlichen Nutzen erst bei einer genügend großen Anzahl an Geräten bzw. Nutzern und bei erheblichen Infrastrukturinvestitionen. Dies kann ein erhebliches Hindernis für eine Markteinführung einer Techno logie mit langfristig großem Nutzen sein. • Die M2M-Dienste der Mobilfunk-Anbieter unterscheiden sich zum Teil erheblich in den unterschiedlichen Ländern. Hier sollte eine Harmonisierung stattfinden, um M2M-Dienste auch überregional problemlos nutzen zu können. Es gibt regional unterschiedlichste Zertifizierungsprozesse und regulatorische Besonderheiten, die heute häufig eine Herausforderung bei neuartigen M2M-Lösungen darstellen. Ein verzögerter oder gar verhinderter Markteintritt ist die Folge. Kernaussagen/Handlungsempfehlungen • F&E-Projekte mit speziellem Fokus auf Standardisierung und Patentierung deutschen Know-hows müssen gefördert werden. • Die öffentlichkeits- und anwendergruppenwirksame Darstellung der Chancen und der Bedeutung von M2M sowie die Definition der Vorteile von M2M, die übergreifend in vielen Industrien relevant sind, sollten verstärkt werden. • Es müssen Strategien und Anreize geschaffen werden, mit deren Hilfe Markteinführungshürden bei einigen intelligenten M2M-Netzen überwunden werden können. • Unternehmen, die M2M-Anwendungen für den Export entwickeln, müssen bezüglich globaler Kontexte Unterstützung erfahren. M2M-spezifische Eigenschaften müssen bei (EU-)Regulierungsentscheidungen mitberücksichtigt werden. 14.12.2012 12:59:06 440 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Plattformen Projektgruppe Einführung IPv6 441 Unterarbeitsgruppe Plattformen Mitglieder der M2M Initiative Deutschland Dr. Christoph Bach (Leiter) Projektgruppe Einführung IPv6 Ericsson GmbH Prof. Dr. -Ing. Gerd Ascheid Andreas Kleinert RWTH Aachen University ProSyst Software GmbH Gerrit Boysen Thomas Knebel PHOENIX CONTACT Electronics GmbH Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Martin Braband Ulrich Möhlmann Tixi.Com Telecommunication Systems GmbH Alcatel-Lucent Deutschland AG Kai-Adam Brasche Claudia Mrotzek E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG Guido Burchartz Jens Mühlner Avantgarde Business Solution GmbH Deutsche Telekom AG Marc-Henrik Delker Dr. Norbert Niebert MarcanT GmbH Ericsson GmbH Joachim Dressler Andrzej Ochocki Sierra Wireless Deutschland GmbH Deutsche Telekom AG Marco Fiene Dr. Johannes Prade MC-Technologies GmbH Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG Uwe Freyer Stephan Reim Sierra Wireless Deutschland GmbH PHOENIX CONTACT Electronics GmbH Jens Grebner Ronaldo Robl Siemens AG Cinterion Wireless Modules GmbH Jürgen Hase Dr. Ulrich Sandl Deutsche Telekom AG Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Dr. Jörg-Michael Hasemann Hermann Strass T-Systems International GmbH Technology Consulting Stefan Hoppe Henning Trsek OPC Foundation Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) Thomas Hott Dietmar Urban ProSyst Software GmbH urbato GmbH Prof. Dr. Jürgen Jasperneite Dr. Stefan Valentin Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) Alcatel-Lucent Deutschland AG Tobias Kardach Klaus-Dieter Walter Deutsche Telekom AG SSV Software Systems GmbH Prof. Dr. Holger Karl Johannes Wust Universität Paderborn Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Zielsetzung Die Projektgruppe wurde im Nachgang zum IT-Gipfel 2010 als Reaktion auf die Notwendigkeit der Förderung des Internetprotokolls Version 6 (IPv6) in Deutschland ins Leben gerufen. Ziel der Projektgruppe ist es, die im Rahmen der Einführung von IPv6 auftretenden technologischen, marktwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen zu erarbeiten sowie Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zu formulieren. Neben der Notwendigkeit einer flächendeckenden Einführung von IPv6 für einen störungsfreien Betrieb des Internets muss sich die deutsche Wirtschaft auf den zukünftigen Bedarf an IPv6-basierten Produkten einstellen, um so einen drohenden Wettbewerbsnachteil abzuwenden. IPv6 gilt unter anderem auch als Basistechnologie für Intelligente Netze. Arbeitsprogramm In diesem Jahr beschäftigt sich die Projektgruppe mit folgenden Themenstellungen: • Darstellung des Zusammenhangs der Einführung von IPv6 und der Privatsphäre von Internetnutzern sowie der Möglichkeiten des Schutzes der Privatsphäre mit IPv6, • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur sicheren Einführung und einem sicheren Betrieb von IPv6 für Politik, Unternehmen und private Nutzer, • Diskussion von möglichen Geschäftsmodellen mit IPv6 zur Unterstützung der flächen deckenden Einführung, • Kommunikation der Notwendigkeit der Einführung von IPv6 als Basistechnologie für Intelligente Netze. Dr. Ingolf Karls Intel Mobile Communications GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 440-441 14.12.2012 12:59:06 442 AG2-Übersicht Unterarbeitsgruppe Plattformen Projektgruppe Einführung IPv6 Ergebnisse Bei Unternehmen der Privatwirtschaft sieht die Projektgruppe den Bedarf, dass ... • …sich Unternehmen verstärkt mit dem Thema beschäftigen, um die Umstellung ihrer IT-Netzwerke auf IPv6 besser vorzubereiten und voranzutreiben, und um die neuen Möglichkeiten mit IPv6 auch als strategische Option zu betrachten, • ... Gerätehersteller ihre Endgeräte standardmäßig IPv6-fähig und in einer Konfiguration ausliefern, die den Schutz der Privatsphäre und die IT-Sicherheit beim Endnutzer sicherstellt. Im Kreise der Mitglieder der Projektgruppe, unter Hinzuziehung ausgewählter Gastexperten, wurde die Relevanz der Themenkomplexe für die Einführung von IPv6 diskutiert sowie Handlungsempfehlungen an Marktteilnehmer und öffentliche Institutionen formuliert. Die Ergebnisse der Projektgruppe wurden in einem Bericht zum IT-Gipfel zusammengefasst (siehe Kapitel 2.3). In zwei Abschnitten wird die Diskussion der Projektgruppe zu den Fokusthemen dokumentiert. Darüber hinaus wurden konkrete Handlungsempfehlungen an Politik und Wirtschaft gerichtet, die aus Sicht der Projektgruppe eine zeitnahe und reibungslose Einführung von IPv6 ermöglichen. 443 Mitglieder der Projektgruppe Einführung IPv6 Kernaussagen Die Einführung von IPv6 schreitet weiter voran – eine flächendeckende Verbreitung ist absehbar. Allerdings ist die Einführung kein Selbstläufer: Sie kann mit mehr oder weniger Risiken bzw. Chancen, mit mehr oder weniger Kosten für die deutsche Volkswirtschaft und auch mit mehr oder weniger Unsicherheit für alle Internetnutzer gestaltet werden. Aus diesem Grund sieht die Projektgruppe zur Einführung von IPv6 aktuellen Handlungsbedarf, um die Weichen für einen reibungslosen Übergang von IPv4 zu IPv6 in Deutschland zu stellen und den IKT-Standort Deutschland weiter zu stärken. Prof. Dr. Christoph Meinel (Leiter) Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Wolfgang Dorst Tacio Santos Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Dr. Jörg-Michael Hasemann Alcatel-Lucent Deutschland AG T-Systems International GmbH Dr. Ingolf Karls Intel Mobile Communications GmbH Generell sieht die Projektgruppe in Deutschland die Notwendigkeit, dass … • … neue IT-Kommunikationsnetzwerke, wie beispielweise Intelligente Netze, von Beginn an auf Basis von IPv6 geplant werden, • … IPv6-Fähigkeit in Einkaufsrichtlinien für IKT-Produkte von Unternehmen als auch öffentlichen Institutionen fest aufgenommen wird, • … in der Ausbildung vertiefte IPv6-Kenntnisse vermittelt werden. Als Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung sieht die Projektgruppe … • … das Aufsetzen einer Initiative zur Erarbeitung von Referenzarchitekturen für sichere IPv6-basierte Netzwerke mit besonderem Augenmerk auf die Zielgruppe der kleinen und mittelständischen Unternehmen, • … das Prüfen, ob Programmbausteine zu IPv6 in bestehende IKT-Förderinitiativen aufgenommen werden können und im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungspolitik Handlungsbedarf zu IPv6 über das bereits vorhandene Maß hinaus besteht. Thomas Knebel Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Georg Merdian Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Dr. Christoph Meyer Ericsson GmbH Uwe Mühlender Uwe Welter Cisco Systems GmbH Eric Weltersbach Telefónica Germany GmbH & Co. OHG Geriet Wendler Xantaro Deutschland GmbH Johannes Wust Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Deutsche Telekom AG Gastexperten: Jens Mühlner Wilhelm Boeddinghaus Deutsche Telekom AG Strato AG Steffen Müller Constanze Bürger Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Bundesministerium des Innern (BMI) Dr. Harald Sack Dr. Markus Dunte Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Dr. Ulrich Sandl Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 442-443 Thorsten Schoog Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Wolfgang Fritsche Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH 14.12.2012 12:59:06 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 444-445 Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München 14.12.2012 12:59:08 446 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Gruppenbild der AG2 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen 447 Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München Übergabe der Empfehlungen für eine nationale Strategie Intelligente Netze Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Arbeitssitzung der AG2 am Gipfeltag Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 446-447 14.12.2012 12:59:11 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Podiumsdiskussion des Forums „Wirtschaft(en) in der digitalen Welt“ Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen 449 Quelle: Jörg Heupel,Deutsche Telekom 448 Abschlussrede der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Grußwort der Ministerpräsidentin des Gastgeberlandes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 448-449 14.12.2012 12:59:13 450 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München 451 Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München Weiterführende Fachgespräche am Exponat Intelligente Netze Der Ausstellungsbereich als offener Treffpunkt der Teilnehmer Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Das Exponat zeigt die Wirkung Intelligenter Netze AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 450-451 René Obermann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom, im Gespräch mit Peter Terium, Vorstandsvorsitzender RWE Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München Einblick in aktuelle Projekte zum Themenfeld intelligente Verkehrsnetze 14.12.2012 12:59:16 452 Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Impressionen vom 7. IT-Gipfel in Essen Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München 453 Quelle: Jörg Heupel, Deutsche Telekom Eingangsbereich des IT-Gipfels 2012 in Essen linke Seite: Ergebnispräsentation im Raum der AG2 Quelle: Philipp Stelzner, mc-quadrat Berlin | München AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 452-453 14.12.2012 12:59:19 454 Verzeichnis der beteiligten Unternehmen, Behörden und Organisationen 455 Verzeichnis der mitwirkenden Unternehmen, Behörden und Organisationen ]init[ AG für digitale Kommunikation 1&1 Internet AG A. T. Kearney GmbH Alcatel-Lucent Deutschland AG Alcatel-Lucent Holding GmbH ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. atene KOM GmbH / Breitbandbüro des Bundes Avantgarde Business Solution GmbH BDEW Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft BLG Logistics Goup AG & Co. KG Breitband-Kompetenzzentrum Niedersachsen Breitband-netz GmbH & Co. KG Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Dienstbereich Berlin Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Bundesministerium des Innern Bundesministerium für Bildung und Forschung Bundesministerium für Gesundheit Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekomunikation, Post und Eisenbahnen Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationastechnik e. V. Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Bundesverband Gesundheits-IT e. V. – bvitg e. V. Bundesverband Glasfaseranschluss - BUGLAS e. V. Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) BVS-net Energie und Kommunikationstechnik GmbH Cinterion Wireless Modules GmbH Cisco Systems GmbH Connected-Living e. V. Cornelsen Verlag GmbH DB Netz AG Deep Innovation GmbH Deloitte Consulting GmbH Deutsche Bahn AG Deutsche Bank AG Deutsche Telekom AG Deutsche Telekom Technik GmbH AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 454-455 Deutscher Industrie und Handelskammertag e. V. Deutscher Landkreistag Deutscher Sparkassen- und Giroverband e. V. Deutscher Städte- und Gemeindebund / Gemeindetag Baden-Württemberg Deutscher Verband für Telekommunikation und Medien e. V. Deutsches Verkehrsforum e. V. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. E.ON Bayer AG e.wa riss Netze GmbH Elcon Systemtechnik EnBW Energie Baden-Württemberg AG EnBW ODR TSG GmbH EnBW Operations GmbH E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG Ericsson GmbH European Commission DG Connect Eutelsat Services & Beteiligungen GmbH Eutelsat visAvision GmbH EWE Aktiengesellschaft EWE TEL GmbH Fachverband Rundfunk- und Breitbandkommunikation Forschungsstelle Mobiles Internet am ITM Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. GE Energy Gemeinde Sasbachwalden Gemeinschaftsseminar Berlin-Adlershof Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH Hessen Mobil, Straßen- und Verkehrsmanagement, Abteilungsleiter Verkehr, Projektleiter Staufreies Hessen Hewlett-Packard GmbH Hochschule Biberach Hochschule Bremen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) Höpfinger GmbH & Co. KG Huawei Technologies Deutschland GmbH imc information multimedia communication AG Ingenieure für Kommunikation e. V. Initiative D21 e. V. Intel Deutschland GmbH Intel GmbH Intel Mobile Communications GmbH IT S Network Germany e. V. Juniper Networks GmbH Kabel Deutschland Holding AG Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH Kathrein-Werke KG Klett MINT GmbH Landesbank Baden-Württemberg Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen Landkreis Rotenburg (Wümme) Landtag Schleswig-Holstein Lantiq Deutschland GmbH Leonhard Weiss GmbH & Co. KG LO Lehrer-Online GmbH MarcanT GmbH Mbtech Consulting GmbH MC-Technologies GmbH Medienzentrum für die Landeshauptstadt Düsseldorf Microsoft Deutschland GmbH Ministerium für Ernährung und ländlicher Raum Baden Württemberg Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ministerium für Wirtschaft in Schleswig Holstein Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung M-Net Telekommunikations GmbH Netcologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH Netkom Thüringen GmbH Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG OPC Foundation ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG PHOENIX CONTACT Electronics GmbH Portigon AG ProSyst Software GmbH rehenag Rheinische Energie AG Robert Bosch Healthcare GmbH Rohrleitungsbauverband e. V. RWE AG RWE Deutschland AG RWE Supply & Trading GmbH RWTH Aachen University, UMIC Research Centre s&g Beratungs- und Planungsgesellschaft mbH Schulen ans Netz e. V. scoyo GmbH SES Broadband Services (Astra) Siemens AG Sierra Wireless Deutschland GmbH Software AG SSV Software Systems GmbH swb AG Technische Universität Darmstadt Technische Universität München Technology Consulting Telefónica Germany GmbH & Co. OHG TI-Teleplan Ingenieurbüro GmbH Tixi.Com Telecommunication Systems GmbH TNS Infratest GmbH Toll Collect GmbH T-Systems GEI GmbH T-Systems International GmbH T-Systems Multimedia Solution GmbH TÜV Rheinland AG TÜV Rheinland Consulting GmbH TÜV Rheinland i-sec GmbH Univention GmbH Universität Paderborn urbato GmbH Vattenfall Europe Innovation GmbH Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) e. V. Verband Kommunaler Unternehmen e. V. Versatel AG Vodafone Vodafone D2 GmbH VPRT Verband Privater Rundfunkt und Telemedien e. V. Werner Hanf Unternehmensberatungs GmbH WestLB AG wilhelm.tel GmbH Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen Xantaro Deutschland GmbH ZDF Zweckverband Breitband Steinburg 14.12.2012 12:59:19 456 Abkürzungsverzeichnis 457 Abkürzungsverzeichnis AAA AAL AG2 Authentification Authorization Accounting Ambient Assisted Living IT-Gipfel Arbeitsgruppe 2 „Digitale Infrastrukturen als Enabler für innovative Anwendungen“ AIX Advanced Interactive eXecutive AK Arbeitskreis API Application Programming Interface APN Access Point Name ARPU Average Revenue Per User BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. BIP Bruttoinlandsprodukt BMBF Bundesministeriumg für Bildung und Forschung BMI Bundesministerium des Inneren BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie BNetzA Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSoD Blue Screen of Death CAN Controller Area Network CAT Categorie CE Communautès Europèennes (Europäische Gemeinschaften) CE Consumer Electronics CEF Connecting Europe Facility CPE Customer Premises Equipment CSD Circuit Switched Data DECT Digital European Cordless Telecommunication DHCP Dynamic Host Configuration Protocol DNS Domain Name System DOCSIS 3.0 Data Over Cable Service Interface Specification 3.0 DPI Deep Packet Inspection DPN Data Pointer Netzwork DSL Digital Subscriber Line DSLAM Digital Subscriber Line Access Multiplexer DS Lite Dual Stack Lite DVDV Deutsche Verwaltungsdiensteverzeichnis EDGE Enhanced Data Rates for GSM Evolution EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EDGE Enhanced Data Rates for GSM Evolution AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 456-457 EFRE ELER EMS EMV EnWG ERP EStG ETSI EVU FCC FDD FG FSAN FFS FTTB FTTC FTTH FTTx G.hn GAK GEREK GLONASS GOST GRW-I GWB HDTV HFC-Netze HP-UX HSDPA HSPA HTTP IaaS ICANN ICASA IEC IKT IMS IMT IN Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums Electronics Manufacturing Services Elektromagnetische Verträglichkeit Energiewirtschaftsgesetz Enterprise-Resource-Planning Einkommensteuergesetz European Telecommunications Standards Institute Energieversorgungsunternehmen Federal Communications Commission Frequenz Division Duplex Fokusgruppe Full Service Access Network Group Flash File System Fibre To The Building/Basement Fibre to the Curb Fibre To The Home Fibre To The x, x kann für Home, Node, Building und so weiter stehen Home Grid Standard Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation Globalnaja Nawigazionnaja Sputnikowaja Sistema Gossudarstwenny Standart Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur-Infrastruktur“ Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung High Definition Television Hybrid Fiber Coax Netze Hewlett Packard UniX High Speed Downlink Packet Access High Speed Packet Access Hypertext Transfer Protocol Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Internet Corporation for Assigned Names and Numbers Independent Communications Authority of South Africa International Electrotechnical Commision Information, Kommunikation, Telekommunikation IP Multimedia Subsystem International Mobile Telecommunication Intelligente Netze IP IPSec ISP ISO ITU IVBB IVBV/BVN Internetprotokoll Internet Protocol Security Internet Service Provider International Standard Organisation International Telecommunication Union Informationsverbund Berlin–Bonn Informationsverbund der Bundesverwaltung/Bundesverwaltungsnetz (BVN) KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau Bankengruppe KMU Kleine und mittlere Unternehmen LAN Local Area Network LTE Long Term Evolution M2M Machine-to-Machine MAC-Adresse Media-Access-Control-Adresse MBit/s Megabit pro Sekunde MDM Meter-Data-Management MES Manufacturing Execution System MIMO Multiple Input - Multiple Output Mbps Megabit per Second, siehe MBit/s MT Mikro-/Mini-Trenching MTBF Mean Time Between Failures NAT Network Address Translation NEGS Nationale E-Government-Strategie NFC Near Field Communication NGA Next Generation Access NGN Next Generation Network OAM Operation, Administration, Management OBU On Board Unit ODF Open Docoument Format OFDMA Orthogonal Frequency Divison Multiple Access OOXML Open Office XML OPC UA Unified Architecture (der OPC Foundation) P23R Prozessdatenbeschleuniger PaaS Platform as a Service PG Projektgruppe PPP Public Private Partnership PSTN Public Switched Telephone Network PTCRB PCS Type Certification Review Board PV-Anlage Photovoltaik-Anlage QoS Quality of Service RFID Radio Frequency Identification Ripe NCC Réseaux IP Européens Network Coordination Centre RMC Remote Management Control ROI Return of Investment S/PRI Supplier/Partner Requisition Interface SaaS SCADA SDK SIM SLA sRAM TCP TFP TKG UAG UART Software as a Service Supervisiory Control and Data Acquisition Software Development Kit Subscriver Identity Modul Service Level Agreement Static Random Access Memory Transmission Control Protocol Totale Faktorproduktivität Telekommunikationsgesetz Unterarbeitsgruppe Universal Asynchronous Receiver Transmitter UMTS Universal Mobile Telecommunications System USB Universal Serial Bus VATM Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. VDSL Very High Speed Digital Subscriber Line VoIP Voice over IP VPN Virtual Private Network WiMAX Worldwide Interoperability for Microwave Access WITA Wholesale IT Architecture WLAN Wireless Local Area Network ZEW Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung ZTV-Asphalt-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Verkehrsflächenbefestigungen aus Asphalt Viele dieser Abkürzungen und weitere werden im Glossar erläutert. 14.12.2012 12:59:19 458 Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 459 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1.1-1: Abbildung 1.1-2: Abbildung 1.1-3: Abbildung 1.1-4: Abbildung 1.1-5: Abbildung 1.1-6: Abbildung 1.2-1: Abbildung 1.2-2: Abbildung 1.3-1: Abbildung 1.3-2: Abbildung 1.3-3: Abbildung 1.3-4: Abbildung 1.4-1: Abbildung 1.4-2: MÜNCHNER KREIS: Herkunft und Entwicklung Intelligenter Netze........................ Infrastrukturphasen seit 1945 .............................................................................. Übersicht zur Definition des Infrastrukturbegriffs . ............................................... Fünf Kategorien Intelligenter Netze des Branchenverbands BITKOM .................... Komplexitätsrahmen Intelligenter Netze ............................................................... Innovationsfelder im Kontext Intelligenter Netze .................................................. Intelligente Netze – Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte................. Treibende Einflussfaktoren auf Intelligente Netze ................................................. Infografik Intelligente Energienetze ...................................................................... Bruttostromerzeugung in Deutschland 2011 (612 TWh) ........................................ Magisches Viereck der Energiewende .................................................................. Standorte der E-Energy-Modellprojekte ............................................................... Infografik Intelligente Gesundheitsnetze .............................................................. Zeitnahe Konsulationen mit entfernten Spezialisten durch intelligente Gesundheitsnetze ................................................................................................ Abbildung 1.4-3: Teleintensivmedizin in Aachen . ............................................................................ Abbildung 1.4-4: Übersicht des eingesetzten Telemedizin-Systems ................................................ Abbildung 1.4-5: Der intelligente Hausnotruf … ............................................................................. Abbildung 1.4-6: … erkennt automatisch einen Sturz . ..................................................................... Abbildung 1.5-1: Infografik Intelligente Verkehrsnetze .................................................................... Abbildung 1.5-2: Struktur des Arbeitsbereichs der Fachgruppe Intelligente Verkehrsnetze ............. Abbildung 1.6-1: Infografik Intelligente Bildungsnetze . ................................................................... Abbildung 1.6-2: Deutsche Hochschul-Cloud ................................................................................. Abbildung 1.6-3: Struktur des Pilotprojektes Deutsche Hochschul-Cloud ....................................... Abbildung 1.7-1: Infografik Intelligente Verwaltungsnetze . ............................................................. Abbildung 2.1-1: Infografik Cloud Computing ................................................................................. Abbildung 2.1-2: Verschiedene Möglichkeiten der Cloud-Nutzung .................................................. Abbildung 2.1-3: Wichtige Standardisierungsorganisationen im Cloud Computing .......................... Abbildung 2.2-1: Infografik Machine-to-Machine-Kommunikation .................................................. Abbildung 2.2-2: M2M-Deutschland-Referenzarchitektur ............................................................... Abbildung 2.2-3: Überblick M2M-Hardware-Varianten .................................................................... Abbildung 2.2-4: OPC Unified Architecture ..................................................................................... Abbildung 2.2-5: Größenvergleich SIM-Karte und SIM-Chip ........................................................... Abbildung 2.3-1: Infografik Einführung IPv6 .................................................................................... Abbildung 3.2-1: Infografik Branchenübergreifende Zusammenarbeit beim Breitbandausbau ......... Abbildung 3.2-2: Geografische Lage von Mecklenburg-Vorpommern in Deutschland . .................... Abbildung 3.2-3: Breitbandverfügbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern .......................................... Abbildung 3.3-1: Mikro-Trenching im Gehwegbereich ..................................................................... Abbildung 3.3-2: Mikro-Trenching im Straßenbereich ..................................................................... Abbildung 3.3-3: Mini-Trenching-Fräsgraben .................................................................................. Abbildung 3.3-4: Beispiele für Mikrorohrverbände für den Einbau in des Fräsgraben ...................... Abbildung 3.3-5: Schnittbilder im Fahrbahn- und Gehwegbereich ................................................... Abbildung 3.3-6: Nachweis der Fließfähigkeit des Grabenverfüllbaustoffs . ..................................... Abbildung 3.3-7: Einbau des Grabenverfüllbaustoffs ....................................................................... Abbildung 3.3-8: Einbau der Trag- und Binderschicht ...................................................................... Abbildung 3.3-9: Wiederhergestellte Oberfläche im Straßenbereich ............................................... Abbildung 3.3-10: Wiederhergestellte Oberfläche im Gehwegbereich ............................................... AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 458-459 31 32 33 35 39 43 50 52 60 63 65 84 94 97 103 106 108 108 112 114 128 134 143 146 178 182 191 200 204 205 209 228 232 264 275 278 285 285 286 286 287 288 288 288 289 289 Abbildung 3.3-11: Abbildung 3.4-1: Abbildung 3.4-2: Abbildung 3.4-3: Abbildung 3.4-4: Abbildung 3.5-1: Abbildung 3.5-2: Abbildung 3.5-3: Abbildung 3.5-4: Abbildung 3.5-5: Abbildung 3.5-6: Abbildung 3.5-7: Abbildung 3.6-1: Abbildung 3.6-2: Abbildung 3.6-3: Abbildung 3.6-4: Abbildung 3.6-5: Abbildung 3.6-6: Abbildung 3.6-7: Abbildung 3.6-8: Abbildung 3.6-9: Abbildung 3.6-10: Abbildung 3.6-11: Abbildung 3.6-12: Abbildung 3.6-13: Abbildung Ü-1: Abbildung Ü-2: Abbildung Ü-3: Abbildung Ü-4: Abbildung Ü-5: Abbildung Ü-6: Dokumentierte Mikrorohrtrassen ......................................................................... Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (1/3) ........ Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (2/3) ........ Stellungnahme der mitwirkenden Unternehmen in der UAG Breitband (3/3) ........ Antwort Nellie Kroes (Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission) . .............. Infografik Flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen . .......................... Entwicklung von Datendurchsatz- und Latenzzeiten ............................................. Typisch gemessener Datendurchsatz in kommerziellem LTE-Netz bei 800 MHz ... VDSL2 Vectoring . ................................................................................................ FTTN-/VDSL-Netz . .............................................................................................. Vectoring ............................................................................................................. Cost Perspectives ................................................................................................ Infografik Haus- und Heimvernetzung .................................................................. Anteile erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch in Deutschland . .... Schnittstellen der Elektromobilität ....................................................................... Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland ...................................................... Bevölkerung nach Altersgruppen . ........................................................................ Smart Home im Überblick .................................................................................... Umsätze Cloud Computing 2010-2015 in Deutschland in Milliarden Euro . ........... Breitbandverfügbarkeit (% der Haushalte) in Deutschland je Breitbandklasse für alle Technologien .............................................................. Heimvernetzung und Arbeitsproduktivität: drei Wirkungspfade ............................ Infrastruktur der Heimvernetzung ........................................................................ Vernetzung des häuslichen Umfelds mit der Außenwelt . ...................................... Umsatzentwicklungen und -erwartungen in den Schlüsselsektoren ..................... Umsatzentwicklungen und -erwartungen in den Schlüsselsektoren mit vollständiger und teilweiser Heimvernetzung (Prognosen für das Jahr 2020) ........ Organigramm der AG2, Stand 2012 ...................................................................... Referenzmodell der Strategie-Dimensionen ......................................................... Der Vorgehensprozess führt strategische Expertise und Fachexpertise zusammen . ................................................................................... Wordcloud zu den Themen der UAG Breitband ..................................................... Wordcloud zu den Themen der UAG Intelligente Netze ......................................... Wordcloud zu den Themen der UAG Plattformen .................................................. 290 298 299 300 301 304 323 324 328 329 331 332 336 345 348 349 350 352 353 355 357 358 360 361 362 392 394 395 396 414 432 Tabellenverzeichnis Tabelle 1.1-1: Tabelle 1.6-1: Tabelle 2.3-1: Tabelle 3.5-1: Beispiele Intelligenter Netze ......................................................................................... Gründe der Beharrung und Treiber der Veränderung eines intelligenten Bildungsnetzes. Sicherheitsmerkmale von IPv4 und IPv6 ...................................................................... Modellrechnung - Erzielbare Datenraten auf Basis bestehender LTE-800-Basisstationen................................................................................................ Tabelle 3.7-1: Breitbandaktivitäten der Bundesländer ........................................................................ 34 131 245 326 370 14.12.2012 12:59:19 460 Literaturverzeichnis 461 Literaturverzeichnis Arbeitsgruppe 2 im Nationalen IT-Gipfel (AG2) (2011) | Digitale Infrastrukturen. Jahrbuch 2011/2012 | o.O.: o.V. Baums, Ansgar (2012) | Infrastrukturen: Vom Status Quo zu Intelligenten Netzen. 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Planung und Einrichtung eines Heimnetzwerkes | Arbeitsgruppe 8 „Service- und verbraucherfreundliche IT“ zum vierten nationalen IT-Gipfel 2009 | Berlin: BITKOM. Glasberg, Ronald et al. (2011) | Leitfaden zur Heimvernetzung Band 2 Anwendungsmöglichkeiten und Produkte im Connected Home | Berlin: Bitkom. Graumann, Sabine; Speich, Anselm (2010) | Monitoring-Report Deutschland Digital | Der IKT-Standort im internationalen Vergleich 2010 | Studie durch TNS Infratest zum 5. Nationalen IT-Gipfel 2010 | Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Grove, Nico et al. (2011) | Why the Digital Dividend will not close the Digital Divide | A major European case study highlights the problem | Erschienen in: InterMedia. May 2011. Volume 39. Issue 2: S. 32-37. Grove, N. (2010) | Studies on Regulated Networks and Resources | Munich, (2010) Grove, N. (2012) | „Infrastrukturökonomie & Management“ | Vorlesungsunterlagen, 2012 Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. 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Jahrgang | Bern: Schweizerische Eidgenossenschaft | Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD | Staatssekretariat für Wirtschaft SECO: S. 4-7. David, Stefan; Neumann, Karsten; Friedl, Martina (2009) | E-HEALTH. Wachstumsperspektiven für die Telekommunikationsbranche | München: Roland Berger Strategy Consultants. Heise (12.09.2011) | „Studie: Elektroautos bleiben in diesem Jahrzehnt ein Nischenprodukt“ | http://www.heise.de/newsticker/meldung/Studie-Elektroautos-bleiben-in-diesem-Jahrzehnt-einNischenprodukt-1341419.html (Stand: 14.11.2011) AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 460-461 14.12.2012 12:59:19 462 Literaturverzeichnis Jendrischik, Martin; Hüpohl, Jürgen (2010) | CleanTech Studienreihe Band 4 | eMobilität CleanTech-Branche Treiber im Fokus | Bonn: Deutsches CleanTech Institut. Krcmar, H.; Eckert, C.; Picot, A.; Klumpp, D.; Grove, N.; Margaria, T.; Markl, V.; Pauly, M.; Sunyaev, A.; Veit, D. (2011) | Denk ich an Clouds in der Nacht – Nachhaltige Cloudstrategie für Europa | Memorandum Harmonized EU Clouds. Fassung vom 25.10.2011 MÜNCHNER KREIS (2012): IN-Evolution: Intelligente Netze – Status, Potenziale und Herausforderungen, i.E. Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) (2011) | Zweiter Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität | Berlin: Gemeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO). Glossar Perlitz, Uwe (2010) | Telemedizin verbessert Patientenversorgung | Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research. Picot, Arnold et al. (2008a) | Studienreihe zur Heimvernetzung | Treiber und Barrieren der Heimvernetzung. Ergebnisse der Arbeitsgruppe 8 „Service- und verbraucherfreundliche IT“ zum dritten nationalen IT-Gipfel 2008 | Berlin: BITKOM. Picot, Arnold et al. (2008c) | Information, Organization and Management | Heidelberg: Springer, 2008. Pongratz, Siegfried (2010) | Smart Home – Multimedia Heimvernetzung im Bereich Unterhaltungselektronik, IKT und die Auswirkungen auf den Stromverbrauch | Berlin: VDE. Siemens AG Energy Sector (2011) | Factsheet Smart Grid | Hannover Messe: Siemens AG. Statista (2012) | „Daten & Fakten zur Autoindustrie“ | http://de.statista.com/statistik/faktenbuch/339/a/ branche-industrie-markt/automobilindustrie/autoindustrie/ (Stand: 26.04.2012) Statistisches Bundesamt (2009) | Bevölkerung Deutschlands bis 2060 | 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung | Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Strese, Hartmut et al. (2010) | Smart Home in Deutschland: Untersuchung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung zum Programm Next Generation Media (NGM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie | Berlin: Institut für Innovation und Technik (iit). Sunyaev, A.; Schneider, S (2012) | Cloud Services Certification | In: Communications of the ACM. Trill, Roland (2009): eHealth als Pfeiler in der Gesundheitsregion NORD (GRN), in: Duesberg, F.: e-Health 2010, Solingen 2009, S. 36 ff. Van Ark, Bart et al. (2011) | The linked world: how ICT is transforming societies, cultures and economies | Madrid: Ariel, Fundación Telefónica, Editorial Planeta. Velten, Carlo; Janata, Steve (2010) | Cloud Computing – Der Markt in Deutschland 2010-2015 | Investitionen in Cloud Technologien, Services und Beratung | München: Experton Group AG. Verband der Automobilindustrie (VDA) (Mai 2011) | „Die sanfte Revolution. Die Vorteile der Elektromobilität im Überblick“ | http://www.elektromobilitaet-vda.de/die-sanfte-revolution (Stand: 14.09.2011) Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) (2010) | Fünfter Nationaler IT-Gipfel | Informationsund Telekommunikationstechnologien als Wegbereiter für Innovationen | Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 462-463 14.12.2012 12:59:19 464 Glossar AAA Authentification Authorization Accounting Ein Konzept zur Überprüfung der Identität (Authentifizierung), der Nutzungsberechtigung (Autorisierung) und der Dokumentation der Nutzung zur Abrechnung oder zum Nutzungsnachweis (Accounting). AAL Ambient Assisted Living Überbegriff für altersgerechte Assistenzsysteme, für ein gesundes und unabhängiges Leben. Dies beinhaltet Konzepte, Produkte und Dienstleistungen, die neue Technologien und soziales Umfeld miteinander verbinden und verbessern mit dem Ziel, die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten, vor allem im Alter, zu erhöhen. siehe: www.aal-deutschland.de Adaptive Lernumgebung Interaktive Lernsysteme mit auf den einzelnen Lernenden individualisiert zugeschnittenen, personalisierten Lern inhalten und Darstellungsformen. AG2 IT-Gipfel Arbeitsgruppe 2 „Digitale Infrastrukturen als Enabler für innovative Anwendungen“ AIX Advanced Interactive eXecutive Unix-Betriebssystem der Firma IBM Ambient Assisted Education Umgebungsunterstütztes Lernen API Application Programming Interface Programmierschnittstelle, über die Funktionsabläufe so abstrahiert werden, dass IKT-Systeme miteinander kommunizieren und Zugriffe und Abläufe erfolgen können, ohne den Code für Anwendungsprogramme direkt ändern zu müssen. APN Access Point Name APN definiert den Zugangspunkt, um mobil im Internet surfen zu können. Jeder Mobilfunkbetreiber hat sein eigenes APN-Profil. Die APN-Daten müssen in der Verbindungssoftware passend zum Mobilfunknetz eingetragen werden. ARPU Average Revenue Per User Internationale, insbesondere in der Telekommunikation relevante betriebswirtschaftliche Kennzahl für den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer. Backbone Verbindender Kernbereich eines Telekommunikationsnetzes. In der Telekommunikation im Allgemeinen ein Netzsegment meist größerer Bandbreite und Ausfallsicherheit, das als Basisnetz in der Regel nachgeordnete (weniger AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 464-465 Glossar leistungsfähige) lokale oder regionale Netze miteinander verbindet oder vermascht. In hierarchisch strukturierten Netzkonfigurationen bildet das Backbone die höchstgelegene hierarchische Ebene. Backhaul Als Backhaul bezeichnet man die Anbindung eines vorgelagerten, meist hierarchisch untergeordneten Netzknotens an einen zentralen Netzknoten. BACnet Building Automation Control Network Protokoll für Datennetze der Gebäudeautomation und Gebäuderegelung, das für die Kommunikation zwischen Steuerungen, Sensoren und Aktoren entwickelt wurde. siehe: www.big-eu.org Bandbreite Als Bandbreite wird der Frequenzbereich bezeichnet, in dem elektrische Signale übertragen werden. Je größer die Bandbreite, desto mehr Informationen können in einer Zeiteinheit übertragen werden. Die Bandbreite ist daher maßgeblich für die Dauer von Downloads und die Aufbaugeschwindigkeit von Webseiten. Bei der Übertragung digitaler Signale wird oft synonym der Begriff Bandbreite verwendet, obwohl in der Regel die Übertragungsrate oder Datenrate gemeint ist. Es gibt allerdings einen Zusammenhang zwischen der Bandbreite und der Übertragungsrate, da bei der Datenübertragung die erreichbare Übertragungsgeschwindigkeit von der Bandbreite und der Codierung abhängen. siehe: www.itwissen.info BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. siehe: www.bdi.eu Billing Englisch für den Geschäftsprozess der Fakturierung/Abrechnung, von der Entgegennahme der Nutzungsdaten bis zur zur Erstellung der Rechnung. BIP Bruttoinlandsprodukt Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. siehe Statistisches Bundesamt: www.destatis.de Blueprint Blaupause Hier ein Konzept für die Verbreitung von Wissen über Technologien und Prozesse zur Realisierung bestimmter Anwendungsfälle, anhand zuvor gesammelter Erfahrungen. BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung siehe: www.bmbf.de BMI Bundesministerium des Innern siehe: www.bmi.bund.de BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik siehe: www.bsi.bund.de BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung siehe: www.bmvbs.de BSoD Blue Screen of Death Ein Bluescreen, also ein blau leuchtender Bildschirm mit eingeblendetem Text, zeigt unter Windows einen Systemfehler an, der von einem vollkommen unerwarteten Programmabsturz eines Anwenderprogramms, des Betriebssystems oder eines Treibers ausgelöst wird und von einem Programmabbruch begleitet wird. siehe: www.itwissen.info BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie siehe: www.bmwi.de BNetzA Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen siehe: www.bundesnetzagentur.de Braune Ware Bezeichnung für die im privaten Bereich eingesetzten Geräte der Unterhaltungselektronik wie Stereoanlage, Video und Fernseher. Vgl. weiße Ware für elektrische Haushaltsgroßgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine und Backofen. Breitband Der Begriff Breitband ist international nicht eindeutig definiert. Die Bundesregierung spricht in ihrer Breitbandstrategie über eine flächendeckenden Grundversorgung mit Bandbreiten von mindestens 1 MBit/s. Bis 2018 sollen flächendeckend Leistungen von mindestens 50 MBit/s verfügbar sein. Auf EU-Ebene wird mit der digitalen Agenda für Europa angestrebt, bis 2020 eine flächendeckende Breitbandversorgung von mindestens 30 MBit/s und für mindestens 50% der europäischen Haushalte von 100 MBit/s zu erreichen. Breitbandatlas Der Breitbandatlas beinhaltet öffentlich zugängliche, generalisierte und anonymisierte Daten über die Breitbandversorgung und deren Verfügbarkeit in der Bundesrepublik Deutschland. Der Breitbandatlas wird vom BMWi veröffentlicht. siehe: www.zukunft-breitband.de Breitbandstrategie Um die flächendeckende Versorgung Deutschlands mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen und den Aufbau von Netzen der nächsten Generation zu forcieren, hat die Bundesregierung 2009 die sogenannte Breitbandstrategie verabschiedet. Diese basiert auf vier Säulen: der Nutzung von Synergien beim Infrastrukturausbau, einer unterstützenden Frequenzpolitik, einer wachstums- und innovationsorien tierten Regulierung und finanzieller Fördermaßnahmen. siehe: www.zukunft-breitband.de BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. siehe: www.brekoverband.de 465 C/ C++ Bezeichnung für zwei Programmiersprachen. C++ ist die Weiterentwicklung der Programmiersprache C. Campus-Management-System Hochschulinformationssysteme oder Campus-Management-Systeme sind IT-Systeme zur Unterstützung von Geschäftsvorgängen wie Studierenden-, Kurs- und Prüfungsverwaltung u. ä. siehe: www.campus-innovation.de CAN Controller Area Network Ein ursprünglich von Bosch entwickeltes und international standardisiertes (Feld-)Bus-System (ISO 11898), das die Kommunikation von verteilten Komponenten beispielsweise in Fahrzeugen wie zwischen ABS-Sensoren, Steuereinheit und Bremssystem ermöglicht. siehe: www.can-cia.org Car-2-X-Systeme Car-to-X-Kommunikation ist der Oberbegriff für verschiedene Kommunikationstechniken in der Automotive-Technik. Carrier Aggregation Carrier Aggregation ist Teil der LTE-Technologie und erlaubt die gleichzeitige Verwendung mehrerer durchaus nicht zusammenhängender Frequenzbereiche. Dadurch können auch dann große Bandbreiten Nutzern zur Verfügung gestellt werden, wenn der Mobilfunknetzbetreiber selbst nur über gestückelte Frequenzbereiche verfügt. CAT Category CAT bezeichnet die Kategorie eines Kabels aus verdrillten Kupferadern zur Datenübertragung. Heute sind überwiegend CAT-5-Kabel für Frequenzen bis zu 100 MHz anzutreffen. Zusammen mit den RJ-45-Steckern ergeben sie die gängigen Ethernet-Kabel. 14.12.2012 12:59:20 466 Glossar CE Communautès Europèennes (Europäische Gemeinschaften) CE ist ein Verwaltungszeichen, das die Freiverkehrsfähigkeit entsprechend gekennzeichneter Industrieerzeugnisse im Europäischen Binnenmarkt zum Ausdruck bringt. CE Consumer Electronics Hierunter wird die Unterhaltungselektronik im privaten Bereich zusammengefasst, z. B. Fernseher, CD-/MP3-Player, Set-Top-Boxen und Media Receiver. CEF Connecting Europe Facility CEF ist eine Initiative der EU-Kommission, von 2014—2020 zusätzliche Mittel für die Breitbandinfrastruktur und entsprechender Dienste bereitzustellen. siehe: https://ec.europa.eu/digital-agenda/en/ connecting-europe-facility Clearing House Verrechnungsstelle einer oder mehrerer Börsen. Diese zentrale Abrechnungsstelle übernimmt die Mittlerrolle beim Ausgleich der Positionen und tritt nach Abschluss der Transaktion als eigentlicher Marktpartner für jeden Käufer und Verkäufer auf. Cloud-Anbieter/-Provider Betreiber und Anbieter von Cloud-Services. Cloud-Anwender/-Nutzer Natürliche oder juristische Personen, die Cloud-Lösungen einsetzen. Cloud Computing Cloud Computing umschreibt den Ansatz, abstrahierte ITInfrastrukturen wie Rechen- und Netzwerkkapazitäten, Datenspeicher oder auch fertige Software dynamisch an den Bedarf angepasst über ein Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Aus Nutzersicht scheint die zur Verfügung gestellte abstrahierte IT-Infrastruktur fern und undurchsichtig, wie in einer „Wolke“ verhüllt. Compliance Allgemein die Einhaltung von Verhaltensmaßregeln, von Rechtsnormen oder auch von freiwilligen Kodices, bspw. im Rahmen der Informationssicherheit und des Datenschutzes. Connectivity Mit Connectivity wird die technische Fähigkeit und administrative Berechtigung bzw. Möglichkeit zur Kommunikation insbesondere einer Datenkommunikation bezeichnet, z. B. ein UMTS-Funkmodul in einem UMTS-Netz mit geeignetem Mobilfunkvertrag (i.e. mit einer für Datenverkehr ggf. auch Roaming freigeschalteter SIM-Karte). AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 466-467 Glossar Cortex-M3 Cortex-M3 ist eine Architektur (ARMv7-M) für Mikroprozessoren der Firma ARM Limited. CPE Customer Premises Equipment Mit einem CPE werden Geräte bezeichnet, die beim Endkunden die Verbindung zum Netzwerk des Carrier, bzw. Internet Service Providers herstellen. Hierbei handelt es sich üblicherweise um Telefone, Router, Switches oder Set-TopBoxen. D21 Breitband Initiative ist ein gemeinsames Projekt der Initiative D21, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des BITKOM, das seit 2002 als Diskussionsplattform die wichtigsten Akteure der Telekommunikationsbranche regelmäßig zusammenbringt. siehe: www.initiatived21.de Datenschutz Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und damit einhergehend das Grundrecht auf Datenschutz sichert dem Einzelnen das Recht auf die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu. Darauf basierende Datenschutzbestimmungen bestimmen den Umgang mit personenbezogenen Daten bei der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung. siehe: www.datenschutz.de Datensicherheit Alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz von Daten vor Verfälschung, Zerstörung und unzulässiger Weitergabe. DECT Digital European Cordless Telecommunication Europäischer Standard zur drahtlosen Kommunikation i. W. für Schnurlostelefon. siehe: www.etsi.org/website/technologies/dect.aspx Demand Side Manager Marktrolle, welche die gezielte Beeinflussung der Verbraucherlast durch Steuerung der Stromnachfrage bei Abnehmern zum Geschäftsmodell hat. Hauptinstrumente sind die zeitliche Verlagerung von Stromverbrauch sowie das Abschalten unkritischer Verbraucher Lastmanagement DHCP Dynamic Host Configuration Protocol DHCP ist ein Protokoll zur Verwaltung von IP-Adressen in einem Netzwerk. Mittels DHCP werden Adressen von einer zentralen Instanz dynamisch an die Netzwerkteilnehmer vergeben; somit kann sich jeder Netzteilnehmer nach Verbindung zum Netzwerk selber vollautomatisch konfigurieren. Digitale Dividende Die Digitale Dividende bezeichnet die nach dem Umstieg von analogem zum digitalen terrestrischen Fernsehen (DVB-T) freigewordenen Frequenzen, die seitdem der Mobilfunk- und Internetversorgung zur Verfügung stehen. Diskriminierungsfreier Zugang Netzbetreiber sind verpflichtet, ihre Transport- und Verteilnetze (Strom/Gas) Dritten zur Verfügung zu stellen. Dabei müssen die eigenen Kosten zuzüglich eines Gewinnaufschlags weitergegeben werden. Fremde Energielieferanten dürfen also nicht schlechter gestellt werden als der eigene Vertrieb (bei integrierten Energieversorgern). Im Zusammenhang mit Intelligenten Netzen bedeutet dies, dass jeder Nutzer zu gleichen Bedingungen angeschlossen werden muss. DNS Domain Name System DNS ist ein Dienst im Netzwerk zur Namensauflösung. Analog zu einer Telefonauskunft übersetzt das DNS Internetadressen wie zum Beispiel www.hpi.uni-potsdam.de in die dazugehörige IP-Adresse. DOCSIS 3.0 Data Over Cable Service Interface Specification 3.0 DOCSIS 3.0. wurde als ITU-T Empfehlung J.222 ratifiziert und ist ein moderner Standard für Übertragungen über ein interaktives Kabelnetz. Downstream/ Download Downstream bezeichnet die Richtung des Signalflusses von der sendenden Station zur empfangenden Station. Mit Download wird der Transfer von Daten von einem entfernten Server auf einen eigenen lokalen Client bezeichnet. Beim Download wird die gesamte Datei auf der eigenen Festplatte gespeichert, bevor sie aufgerufen und wiedergegeben wird. siehe: www.itwissen.info DPI Deep Packet Inspection DPI steht für ein Verfahren in der Netzwerktechnik, Datenpakete zu überwachen und zu filtern. Dabei werden gleichzeitig der Datenteil und der Headerteil des Datenpaketes auf bestimmte Merkmal wie Computerviren, Spam, Proto kollverletzungen und weitere unerwünschte Inhalte untersucht.Deep Packet Inspection ist gleichermaßen eine Schlüsseltechnologie zur Überwachung des Internets in totalitären Regimen. DPN Data-Pointer-Netzwerk Leitidee eines DPN ist der Aufbau eines umfassenden informationstechnischen Verbundes von Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung auf der Basis einer umfassenden Referenzierung dezentral verteilter Datenbestände. Dabei werden identische Daten bestenfalls nur noch von einer verantwortlichen Stelle gespeichert und gepflegt, aber von allen dazu berechtigten Akteuren im einem Leis- 467 tungsnetzwerk gemeinsam genutzt. Den infrastrukturellen Kern eines solchen Datenverbundes der öffentlichen Verwaltung bildet ein Verzeichnisdienst, über welche sowohl technische Informationen über Speicherort sowie Zugriffs- und Integrationsmöglichkeiten als auch über Regeln bezüglich der Zugriffsrechte gespeichert sind. Darüber können in einer Art Logbuch sämtliche Zugriffe auf die Daten verzeichnet werden, um diese nachprüfbar zu halten. Konzeptionell bietet der Ansatz des DPN zahleiche Anschlusspunkte zum Thema Open Government / Open Data bzw. zum Konzept des Prozessdatenbeschleunigers (P23R), bei dem personen- bzw. unternehmensbezogene Daten primär bei Bürgern oder Unternehmen gespeichert werden und ein Zugriff bzw. die automatisierte Übermittlung ausschließlich der Grundlage entsprechender standardisierter Regeln erfolgen. DS Lite Dual Stack Lite DS Lite ermöglicht einem Internet-Service-Provider, IPv4Adressen zuzuweisen. Der CPE erhält lediglich eine IPv6Adresse und vergibt Adressen m IPv4-Netzwerk selbst; ähnlich wie ein NAT-Gerät. Die Adressübersetzung erfolgt aber nicht durch den CPE, sondern die IPv4-Pakete werden in einem IPv6-Paket verpackt. Die Adressübersetzung der privaten IPv4-Adressen in globale IPv6-Adressen erfolgt dann durch den Carrier (Carrier Grade NAT). DSL Digital Susciber Line DSL ist eine Anschlusstechnik für den digitalen breitbandigen Teilnehmeranschluss. DSLAM Digital Susciber Line Access Multiplexer DSLAM fassen den IP-Verkehr mehrerer hundert DSLHausanschluss-Leitungen zusammenen und sind üblicherweise in Straßenverteilern untergeracht. Dual-Stack-Betrieb Ein Dual-Stack-Betrieb bezeichnet den gemeinsamen Betrieb von IPv4 und IPv6 in einem Netzwerk. DVDV Deutsches Verwaltungsdiensteverzeichnis Das DVDV bildet eine fach- und ebenenübergreifende Infrastrukturkomponente für das E-Government in Deutschland. Grundlage des DVDV ist ein Verzeichnisdienst, in dem Behörden und andere Betreiber mit ihren Diensten aufgenommen werden können. Auskunftssuchende und Nutzer des DVDV sind Applikationen (Fachverfahren) und nicht natürliche Personen. Das DVDV – welches durch die Bundesstelle für Informationstechnik (BIT) gemeinsam mit mehreren Partnern der Kommunen und der Länder entwickelt wurde – hat damit die Funktion einer zentralen Registrierungsstelle für Online-Dienste der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Zugleich ermöglicht es eine rechtsverbindliche elektronische Kommunikation von und mit Behörden über die vorhandenen Fachverfahren auf höchstem Sicherheitsniveau. siehe: www.dvdv.de 14.12.2012 12:59:20 468 Glossar Dynamische Adressvergabe Man spricht von dynamischer Adressvergabe, wenn Netzwerkteilnehmern keine dauerhaft feste IP-Adresse zugewiesen wird, sondern nur eine temporär gültige. Glossar E-Government Bezeichnung für die Nutzung elektronischer Informationsund Kommunikationstechnik zur Einbeziehung des Kunden in das Handeln von Regierung und öffentlicher Verwaltung. End-to-End-Verbindungen Bei einer End-to-End-Verbindung sind alle anwendungsspezifischen Funktionalitäten in den Endpunkten implementiert; das Netzwerk übernimmt nur den Datentransport und keine anwendungsspezifischen Funktionen. ERP Enterprise Resource Planning Begriff im Zusammengang mit betriebswirtschaftlicher Anwendersoftware, die unternehmensweite Ressourcen identifiziert und plant. Integrierte Planungs- und Steuerungssysteme, mit denen Geschäftsprozesse abgebildet werden können. Sie besteht hierbei aus Modulen zur Produktionsplanungs- und Steuerungssystem , Warenwirtschaftssystem, Materialwirtschaft, Lagerwesen, Disposition, Fertigung, Verkauf, Auftragswesen, Einkauf und Bestellwesen sowie dem Rechnungswesen. Bekannte ERPSoftware-Anbieter sind SAP, Oracle, J.D.Edwards oder Peoplesoft. Als Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit dieser Systeme gilt heute die Einbindung des Internet. siehe: www.wirtschaftslexikon24.com E-Health Bezeichnung für die Verwendung elektronischer Medien im Gesundheitswesen. Energiedatenmodell Modell zur Übertragung und Speicherung von energie bezogenen Daten. EStG Einkommenssteuergesetz siehe: www.gesetze-im-internet.de/estg/index.html Eingebette Systeme Eingebettete Systeme sind in sich abgeschlossene Kleincomputer mit Mikroprozessoren, Sensorik, Aktuatorik, Ein-/Ausgabe-Einheiten u.ä., die für unterschiedlichste Steuer- und Regelungsaufgaben eingesetzt werden, z. B. in Waschmaschinen, Set-Top-Boxen, Kaffeevollautomaten, MP3-Player u.ä. Zunehmend häufiger sind diese eingebetteten Systeme vernetzt und verfügen über Internetzugang und sind Teil von M2M-Lösungen. siehe: www.embedded.fraunhofer.de Energieinformatik Interdisziplinäre Verbindung von Energie- und Informa tionstechnik. Ethernet Ein Protokoll, das zur Datenübertragung im Wesentlichen in Nahbereichsnetzen (LAN) eingesetzt wird. Energiewende Als Energiewende wird der grundlegende Umbau der Energieversorgung in Deutschland bezeichnet. Im Herbst 2010 hat die Bundesregierung in ihrem Energiekonzept die Weichen für den Einstieg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien gestellt. 2011 hat sie darüber hinaus beschlossen, den Ausstieg aus der Kernenergie und damit auch den im Energiekonzept skizzierten Umbau der Energieversorgung deutlich zu beschleunigen. Bis 2050 soll der Ausstoß der Treibhausgasemissionen um mindestens 80 % gegenüber 1990 sinken. Außerdem soll bis dahin Deutschlands Strom zu mehr als 80 % aus erneuerbaren Energiequellen kommen. siehe: www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/ Energiewende/die-energiewende.html ETSI European Telecommunications Standards Institute Ein als gemeinnützig anerkanntes Institut mit dem Ziel, europaweit einheitlich anerkannte Standards im Bereich der Telekommunikation zu schaffen siehe: www.etsi.org EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung siehe: europa.eu/legislation_summaries/employment_ and_social_policy/job_creation_measures/l60015_ de.htm eLearning Bezeichnung für die Unterstützung von Lernprozessen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien. Elektromobilität Elektromobilität bezeichnet die Nutzung von Elektrofahrzeugen oder Hybridelektrofahrzeugen mit vollelektrischer Fahrmöglichkeit (Vollhybrid). Im Kontext des nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität der Bundesregierung wird der Begriff Elektromobilität auf den Straßenverkehr begrenzt. Hierbei handelt es sich insbesondere um Personenkraftwagen (PKW) und leichte Nutzfahrzeuge, ebenso werden aber auch Zweiräder (Elektroroller, Elektrofahrräder) und Leichtfahrzeuge einbezogen. Die Strategie zur Elektromobilität kann auch Stadtbusse und andere Fahrzeuge umfassen. siehe: www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/27976/ publicationFile/103/nationaler-entwicklungsplan-elektro mobilitaet.pdf ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums siehe: eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/oj/2005/ l_277/l_27720051021de00010040.pdf AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 468-469 EMS Electronics Manufacturing Services EMS decken die komplette Auftragsfertigung von elektronischen Baugruppen, Geräten und Systemen ab – von der Entwicklung über die Leiterplattenbestückung bis hin zu ausgefeilten Prüfkonzepten und weltweiter Auslieferung. Electronic Manufacturing Services kann mit Fertigungsdienstleister für elektronische Komponenten übersetzt werden. EnWG Energiewirtschaftsgesetz - Gesetz über die Elektrizitätsund Gasversorgung siehe: www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/index. html Erneuerbare Energien Unter erneuerbarer oder regenerativer Energie bzw. alternativer Energie versteht man für den Menschen nutzbare Energieformen, die auf Quellen basieren, die zumindest nach menschlichem Ermessen unerschöpflich sind und durch Abzweigung von nutzbaren Kräften aus ohnehin stattfindenden, natürlichen Prozessen gewonnen werden. siehe: www.erneuerbare-energien.de/erneuerbare_ energien/aktuell/4590.php FCC Federal Communications Commission FCC ist eine unabhängige Behörde der Vereinigten Staaten und regelt u.a. Funkdienste und ist als Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte tätig. siehe: www.fcc.gov FDD Frequenz Division Duplex Verfahren im Mobilfunk, das für die Sende- und Empfangsrichtung jeweils eigene gepaarte Frequenzbereiche eines Bandes nutzt. Feldbusssysteme Feldbussysteme sind Systeme der Automatisierungstechnik und ermöglichen die Kommunikation einzelner Komponenten wie Sensoren und Aktuatoren untereinander sowie mit übergeordnete Steuerungs- und Regelungssystemen. Fernüberwachung Drahtlose Überwachung von Objekten oder Personen aus der Ferne durch den Einsatz moderner Übertragungs technik. FFS Flash File System Dateisysteme, die auf die besonderen Eigenschaften von Datenträgern auf Basis von Flash-Speichern optimiert sind. 469 Flash-Speicher Digitale Speicherchips, die eine nicht-flüchtige Speicherung bei gleichzeitig niedrigem Energieverbrauch gewährleisten. FSAN Full Service Access Network Group Standardisierungsgremium führender Netzbetreiber, Ausrüster und unabhängiger Test-Labore. Innerhalb der FSAN werden u. a. die Festlegungen für GPON getroffen. FTTB Fibre To The Building/Basement Glasfaser bis zum Gebäude; je nachdem wie nahe der DSLAM am Teilnehmer ist, spricht man von FTTC bzw. FTTN oder von FTTB, bei dem der DSLAM im Keller eines Mehrfamilienhauses steht. FTTC Fibre to the Curb Glasfaser bis zum Bordstein FTTH Fibre To The Home Glasfaser in die Wohnung FTTx Fibre To The x x kann für Home, Node, Building und so weiter stehen. G.hn-Standard G.hn (G.9960, G.9961, G.9962, G.9963), auch als „HomeGrid-Standard“ bezeichnet, ist der mittlerweile übliche Name für die „nächste Generation“ der HeimnetzwerkTechnologie. Die technische Norm wurde von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) entwickelt und wird vom Industrieverband HomeGrid Forum und anderen Organisationen gefördert. siehe: www.itu.int/dms_pub/itu-t/opb/tut/ T-TUT-HOME-2010-PDF-E.pdf GAK Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ Gemeinsames Förderprogramm des Bundes und der Landwirtschaftsministerien, aus dem seit 2008 auch der Breitbandanschluss von Gemeinden im ländlichen Raum gefördert werden kann. siehe: www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/FoerderungAgrarsozialpolitik/GAK/gak_node.html;jsessionid=23E2 5D3938BB8CC2DD351D9FA2A52D4F.2_cid249 GEREK Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation siehe: europa.eu/legislation_summaries/information_ society/legislative_framework/si0015_de.htm 14.12.2012 12:59:20 470 Glossar Gesundheitskarte Personenbezogene Identifikationskarte, die Versicherte zur Inanspruchnahme ärztlicher und zahnärztlicher Behandlung berechtigt. siehe: www.bmg.bund.de Gesundheitstelematik Telekommunikation und Informatik im Gesundheitswesen. GLONASS Globalnaja Nawigazionnanja Sputnikowaja Sistema Gobales Satellitennavigationssystem, das vom Verteidigungsministerium der Russischen Föderation betrieben und finanziert wird. siehe: www.glonass-ianc.rsa.ru/en/index.php GOST GOST übersetzt „Staatlicher Standard“ und bezeichnet sowjetische bzw. russische Normen. Growth-Accounting-Ansatz Theorie zur Erklärung des Wirtschaftswachstums. GRW-I Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ - Infrastruktur Förderung der wirtschaftsnahen kommunalen Infrastruktur durch Bund und Wirtschaftsministerien der Länder, mit der der Breitbandanschluss in Wirtschaftsgebieten und Gewerbeflächen gefördert werden kann. siehe: www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/ Wirtschaftspolitik/Regionalpolitik/gemeinschafts aufgabe.html GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung siehe: www.gesetze-im-internet.de/gwb/index.html HDTV High Definition Television Hochauflösendes Fernesehen HFC-Netze Hybrid-Fiber-Coax-Netze HFC-Netze ist die Kurzbezeichnung für eine Technologie, mit der die Übertragung von analogen und digitalen Signalen großer Bandbreite (wie z. B. Fernsehsignale) leitungsgebunden stattfindet. Dabei werden zunächst Glasfasern eingesetzt (FTTC). An den Endpunkten der Glasfasern werden die optischen Signale in elektrische gewandelt, die dann über Koaxialkabel in die Haushalte geführt werden. Hochgeschwindigkeitsnetz Unter Hochgeschwindigkeitsnetzen (synonym Hochleistungs- und Höchstleistungsnetze) werden Netze verstanden, die in der Lage sind die erforderliche Geschwindigkeit zur komfortablen und qualitätsgesicherten Nutzung von Diensten mit höchsten Bandbreitenanforderungen im AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 470-471 Glossar Wesentlichen unabhängig von der jeweiligen Nutzerzahl sowie zukünftig mit symmetrischen Up- und Downloadraten stabil zu erfüllen. Auch hier existiert keine einheitliche Definition, im allgemeinen werden jedoch Bandbreiten ab 50 MBit/s aufwärts genannt. Die dienstbezogenen Funktionen sind dabei unabhängig von den darunterliegenden übertragungsbezogenen Technologien. Es unterstützt des weiteren die allgemeine Mobilität, indem es überall die einheitliche Bereitstellung von Diensten für den Nutzer erlaubt. siehe Definition ITU-T, Y.2002 (10/2009): Next Generation Networks – Frameworks and functional architecture models, Recommendation 3.1.2, S.2 Hochverfügbarkeit Bei einer Hochverfügbarkeit müssen die IT-Systeme nahezu unterbrechungsfrei zur Verfügung stehen (und i. d. R. mindestens 99,99 %). Horizontale SW-Plattformen Horizontale Software-Plattformen sind im Unterschied zu vertikalen, solche die branchenunabhängige Dienste erbringen wie z. B. Telefonie oder Dokumentenverwaltung. HP-UX Hewlett Packard UniX Unix-Betriebssystem der Firma Hewlett Packard. HSDPA High Speed Downlink Packet Access HSDPA auch UMTS-Breitband, gestattet im Labor Downlink-Datenraten von 14,6 Mbit/s. HSPA High Speed Packet Access HSPA ist eine Erweiterung des UMTS, die höhere Datenübertragungsraten ermöglicht. Sie gliedert sich in HSDPA zur Erhöhung der Datenübertragungsrate des Downlinks und HSUPA für den Uplink. IaaS Infrastructure-as-a-Service IaaS bedeutet, dass ein Anwender typische Leistungen eines Rechenzentrums – also die IT-Infrastruktur – aus der Cloud bezieht, dabei seine Recheninstanzen, d. h. virtuelle Server, aber weitestgehend selbst verwaltet. Er muss jedoch keine eigenen Server, keine Speicher, Netzwerkkomponenten und andere typische Hardware betreiben und rechnet leistungsbezogen ab. Der Anwender ist aber für die Auswahl, die Installation, den Betrieb und das Funktionieren seiner eigenen Software verantwortlich. Der große Vorteil gegenüber einem eigenen Rechenzentrum ist die hohe Skalierbarkeit der IaaS: Die Recheninstanzen können je nach Anforderungen um weitere Instanzen erweitert oder verkleinert werden. Industrie 4.0 Bezeichnung für die vierte industrielle Revolution durch vernetzten Einsatz von IKT in der industriellen Produktion und angrenzenden Bereichen. ICANN Internet Corporation for Assigned Names and Numbers ICANN ist eine globale Organisation, die verschiedene Aufgaben zur Koordination des Internets wahrnimmt, u.a.die Vergabe von Namen für Webseiten und Internetadressen. Infrastructure as a Service IaaS IEC 61850 Ist ein internationaler Standard und beschreibt ein Übertragungsprotokoll in der Schutz- und Leittechnik für Schaltanlagen der Mittel- und Hochspannungstechnik. IEC 62541 Beschreibt die OPC UA als internationalen Standard, i. e. ein industrielles M2M-Kommunikationsprotokoll IEC-Standard Ein Standard herausgegeben vom IEC (Internationale Elektrotechnische Kommission), einem bedeutenden internationalen Standardisierungsgremium der Elektrobranche. HTTP Hypertext Transfer Protocol Protokoll zur Datenübertragung im Rahmen des World Wide Web (WWW). Das HTTP-Protokoll ist ein einfaches Protokoll, das einen Satz von Nachrichten und Antworten, Request/Response, mit denen ein Web-Client und ein Webserver während einer HTML-Sitzung miteinander kommunizieren definiert. Es ist in RFC 2616 aus dem Jahr 1999 beschrieben ist. siehe: www.itwissen.info IMS IP Multimedia Subsystem Das IMS definiert eine übergeordnete Service-Architektur, in der die Paradigmen und Technologien des Internet mit denen der mobilen und fixen Festnetz-Telekommunikation verbunden werden. Ziel ist ein Standard für die effiziente Bereitstellung verschiedenartiger Multimediadienste (z. B. Voice-over-IP und Videokonferenzen) auf unterschiedlichen Geräten für die nächste Generation von integrierten Netzwerken. Damit einher gehen Kontroll-und Managementfunktionen für den Transport der Daten und die Möglichkeit der Ausführung von Diensten unabhängig von Technologien und Protokollen der darunter liegenden Kommunikationsnetze (z. B. Mobilfunknetze, Festnetz). I2C Eine ursprünglich von Philips entwicklete Spezifikation zur seriellen Kommunikation zwischen einzelnen Hardwarekomponenten in einer Baugruppe. siehe: www.i2c-bus.org IMT International Mobile Telecommunication Seitens der ITU definierte Mindeststandards für öffentliche Mobilfunkdienste. siehe: www.imt-2000.org 471 Informationssicherheit Informationssicherheit beinhaltet im Gegensatz zum Datenschutz auch die Gewährleistung der Authentizität von Informationen. Sie umfasst alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz von Daten und Prozessen vor Verfälschung, Zerstörung oder unzulässiger Weitergabe. Gegenstand sind sowohl Unternehmensdaten als auch Prozesse und Prozeduren der Datenverarbeitung, also auch Informationen als Ergebnis der verarbeiteten Daten. Intelligente Netze Als Intelligente Netze werden Lösungen bezeichnet, die netzbasiert eine Regelung oder Koordination unterschiedlichster technischer Geräte ermöglichen. Dies geschieht zumeist kontextbezogen und über einen automatisierten Austausch von Daten. Ziel ist es, komplexe Systeme besser zu managen, die Effizienz zu steigern, Verbrauch und Erzeugung miteinander zu koppeln und damit Ressourcen zu schonen sowie weitere, neue vernetzte Anwendungen zu ermöglichen. Intelligente Netze beginnen/enden bei Sensoren/Aktoren, denen sie Daten entnehmen bzw. zuführen, werden über Kommunikationskanäle verschiedener, meist breitbandiger Accesstechnologien aggregiert und münden in Plattformen zur Speicherung bzw. Weiterverarbeitung über anwendungsbezogene Dienste. Interface Identifier Eine IPv6-Adresse besteht aus 128 Bits. Die ersten 64 Bits definieren in der Regel das Netzwerk, die letzten 64 Bits werden als Interface Identifier bezeichnet. Internet der Dinge Das Internet der Dinge bezeichnet die massive Vernetzung unterschiedlichster Dinge und Geräte und deren virtuelle Erreichbarkeit über das Internet. Das Internet der Dinge steht in einem engen Zusammenhang mit M2M-Technologien die eine Schlüsseltechnologie für dessen Realisierung darstellen. siehe: www.internet-der-dinge.de Interoperabilität Interoperabilität beschreibt die Möglichkeiten, IT-Systeme, Hard- und Software über offene Standards und Schnittstellen so aufeinander abzustimmen, dass diese Systeme reibungslos miteinander kommunizieren und die Daten unter Berücksichtigung des Datenschutzes verarbeitet werden können. 14.12.2012 12:59:20 472 Glossar Glossar IP Internetprotokoll Das Internet Protokol ermöglicht die Übertragung von Daten zwischen zwei Endpunkten in einem Netzwerk und stellt damit das Fundament für das gesamte Internet dar. ITU International Telecommunication Union ist eine Unter organisation der UN; die ITU-T befasst dich mit technischer Standardisierung. siehe: www.itu.int IP-Adresse Die technisch notwendige Adresse eines Geräts in einem IP-Netzwerk. ITU-Region Der Radiocommunications Sector der International Telecommunication Union (ITU-R) verwaltet weltweit die Funksequenzen in drei großen Regionen: Region 1 für Europa, Afrika, Nahen Osten, Russland und GUS, Region 2 für Amerika und Region 3 für den Asiatisch-Pazifischen Raum. IP Peering Unter IP Peering versteht man üblicherweise den Zusammenschluss ähnlich großer IP-basierter Computernetzwerke verschiedener Provider zum Datenaustausch. Dabei erfolgt der Zusammenschluss meist kostenneutral. IP Transit Ähnlich wie IP Peering, beschreibt IP Transit den Zusammenschluss von IP-basierten Computernetzwerken zum Datenaustausch, wobei hierbei ein kleineres Netzwerk an ein größeres Netzwerk angeschlossen wird, um über dieses an den Rest des Internets angebunden zu werden. Hier werden Kosten oftmals nach Datenmenge abgerechnet. IPSec (E2E-Sicherheitsmodell) Internet Protocol Security IPSec beschreibt ein Sicherheitsprotokoll, welches direkt auf der Vermittlungsschicht des TCP/IP Protokollstapels arbeitet. Dadurch wird ein durchgängiges Sicherheitsmodell von einem Endpunkt der Kommunikation bis zum anderen Endpunkt der Kommunikation erreicht (E2E). IPv4 Internetprotokoll Version 4 ist die vierte Version des Internetprotokolls und wurde 1981 definiert. Bei IPv4 bestehen die Adressen aus 32 Bit. IPv6 Internetprotokoll Version 6 ist die sechste Version des Internetprotokolls und wurde 1998 standardisiert. Bei IPv6 bestehen die Adressen aus 128 Bit. ISO 27001 Internationale Norm für ein Managementsystem für Informationssicherheit ISP Internet Service Provider ISP bezeichnet ein Unternehmen, das Zugang zum Internet als Dienstleistung anbietet. IT2Green Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert mit dem Programm „Energieeffiziente IKT für Mittelstand, Verwaltung und Wohnung - IT2Green“ innovative Modellprojekte, die den Energiebedarf von Informationsund Kommunikationstechnologien (IKT) in Rechenzentren, Telekommunikationsnetzen sowie Büro- und Heimanwendungen senken sollen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 472-473 ITU-T Ehemals CCITT. Globales Standardisierungsgremium für Telekommunikation und Teil der ITU. siehe: www.itu.int IVBB Informationsverbund Berlin-Bonn IVBB ist die Kommunikationsinfrastruktur für die zuverlässige und sichere Sprach- und Datenkommunikation zwischen den obersten Bundesbehörden und Verfassungsorganen in Berlin und Bonn. IVBV/BNV Informationsverbund der Bundesverwaltung/ Bundesverwaltungsnetz Der IVBV/BNV ergänzt den IVBB, um die Bundesbehörden in der Fläche anzuschließen. KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau Bankengruppe siehe: www.kfw.de KNX KNX (auch Konnex) ist ein Feldbus zur Gebäudeauto mation. LAN Local Area Network Lokales Kommunikationsnetz Lastmanagement Einbeziehung der Nachfrageseite (Stromverbrauch) in das flexible Management des Stromversorgungssystems. Ziel des Lastmanagements ist es, Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abzustimmen, Erzeugungs- und Preisschwankungen auszugleichen, Ausgleichs- und Regelenergie bereitzustellen und perspektivisch überlastete Netzabschnitte, insbesondere im Verteilnetz, zu entlasten. Latenzzeit Verzögerungszeit Bei einer Latenzzeit ist die Aktion verborgen und wird erst durch die Reaktion deutlich. Umgangssprachlich erfolgen Reaktionen mit geringer Latenz in Echtzeit. Linux Linux ist ein nach Linus Torvalds benanntes sehr verbreitetes quell-offenes lizenzfreies Unix-Derivat. LTE Long Term Evolution Nachfolgestandard von UMTS mit einer Bandbreite pro Zelle deutlich über 100 MBit/s. LTE-FDD und LTE-TDD LTE gibt es in zwei technischen Varianten: • FDD - Frequency Division Duplex (Frequenzduplex), • TDD - Time Devision Duplex (Zeitduplex). FDD verwendet zwei Kanäle, TDD nur einen Kanal. siehe: www.etsi.org/website/technologies/lte.aspx M2M Machine-to-Machine M2M bezeichnet die Kommunikation zwischen Maschinen, z. B. zwischen Steuerungseinheiten mit den dort laufenden Geschäfts- bzw. Regelungsprozessen und Sensoren bzw. Aktuatoren. MAC-Adresse Media-Access-Control-Adresse MAC-Adresse ist eine eindeutige Adresse jedes Netzwerk adapters auf Hardwareebene, die zur endgültigen Identifizierung jedes Geräts im Rechnernetz dient. M2M-Ökosystem Das M2M-Ökosystem betrachtet die Beteiligten und deren Interaktionen in der M2M-Wertschöpfungskette z. B. Produzenten von M2M-Modulen, Kommunikationsdienstleister wie Mobilfunkbetreiber, Software-Hersteller, Inte gratoren von M2M- Module, Betreiber von Rechenzentren sowie Anbieter von M2M-Produkten und Diensten. M2M-Services M2M-Services sind elektronische Dienste mit Beteiligung von M2M-Komponeten, z. B. die Dienste, die das Abfragen eines Zählerstandes oder einer Temperatur, oder das Hochoder Runterfahren von Rolläden aus der Ferne i.d.R. über das Internet ermöglichen 473 MES Manufacturing Execution System Als MES wird eine prozessnah operierende Eben eines mehr schichtigen Fertigungsmanagementsystems bezeichnet. Middleware Middelware bezeichnet in der Informatik anwendungsabhängige Technologien, die Dienstleistungen zur Vermittlung zwischen Anwendungen anbieten, sodass die Komplexität der zugrundeliegenden Applikationen und Infrastruktur verborgen wird. Mikro-/Mini-Trenching Ein minimalvasives Verfahren zur Herstellung von schmalen Gräben oder Schlitzen (Breite 4 cm - 20 cm) durch Schneiden oder Fräsen zur Verlegung von Mikrorohr-/Mikro- bzw. Glasfaserkabeltrassen. Nach ersten Erfahrungen lassen sich mit Mikro- und Mini-Trenching die Tiefbaukosten bei der Breitbanderschließung in den jeweiligen Einsatzgebieten um ca. ein Viertel bis ein Drittel reduzieren. MIMO Multiple Input - Multiple Output MIMO ist eine Antennentechnologie, wobei durch Verwendung mehrerer Antennen auf der Sende- wie auch auf der Empfangsseite höhere Datendurchsätze realisiert werden können. MTBF Mean Time Between Failures MTBF ist ein Maß für die Zuverlässigkeit von Einheiten (Baugruppen, Geräten oder Anlagen), die nach einem Ausfall instandgesetzt werden. MT Mikro-/Minitrenching MTBF-Daten Das sind Daten, die Auskunft über die durchschnittliche Zeit zwischen zwei Fehlern bzw. Ausfällen geben. Managed C# Eine von Microsoft unterstützte Programmiersprache. NAT Network Adress Translation NAT bezeichnet die automatische Übersetzung von Adressen in Datenpakete bei der Verbindung von verschiedenen Netzwerken. MBit/s Mega Bit pro Sekunde Übertragungsgeschwindigkeit in Millionen Bit je Sekunde. NAT44 NAT44 bezeichnet die Übersetzung von einer IPv4-Adresse in eine andere IPv4-Adresse. MDM Meter-Data-Management MDM bezeichnet das zentrale Datenmanagement des Smart Metering und ist die erforderliche Instanz zur Verarbeitung der erfassten Verbrauchsdaten. NAT64 NAT64 bezeichnet die Übersetzung von einer IPv6-Adresse in eine andere IPv4-Adresse und erlaubt somit die Kommunikation zwischen IPv6 und IPv4-Netzwerken. 14.12.2012 12:59:20 474 Glossar Glossar NEGS Nationale E-Government-Strategie Am 24. September 2010 hat der IT-Planungsrat die NEGS beschlossen, mit der sich Bund, Länder und Gemeinden zum ersten Mal gemeinsam darauf verständigt haben, wie die elektronische Abwicklung von Verwaltungsangelegenheiten über das Internet weiterentwickelt werden soll. Die NEGS definiert sechs zentrale Ziele, an denen sich die Projekte ausrichten werden, u.a. die maßgebliche Orientierung am Nutzen von Bürgern, Unternehmen und Verwaltung, die Erhöhung der Effizienz des Verwaltungshandelns, die Transparenz über Daten und Abläufe, Datenschutz sowie die Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe über Internetangebote des Staates. Der IT-Planungsrat hat in seiner 6. Sitzung am 13. Oktober 2011 ein Umsetzungskonzept beschlossen, zu deren Schwerpunktmaßnahmen u.a. der Auf- und Ausbau einer serviceorientierten, föderalen E-Government-Infrastruktur gehört. siehe: www.it-planungsrat.de Number Portability Rufnummernmitnahme (auch Rufnummernportierung) Bezeichnet in der Telekommunikation die Möglichkeit, bei einem Anbieterwechsel die Rufnummer zu behalten und auf die Systeme des neuen Anbieters übertragen zu lassen. NFC Near Field Communication NFC ist eine drahtlose Übertragungstechnik, die zum kontaktlosen Datenaustausch zwischen Geräten mit nur wenigen Zentimetern Abstand dient. OFDMA Orthogonal Frequency Divison Multiple Access Besonders effektives Modulationsverfahren, das bei WiMAX und LTE eingesetzt wird. NGA Next Generation Access NGA sind Anschlussnetze der nächsten Generation für hohe Bitraten; Glasfaserleitungen mit mindestens 40 MBit/s Downstream und mindestens 15 MBit/s Upstream oder Kabelnetzwerk mit bis zu 50 MBit/s bzw. mehr oder Anschluss von Büro- und Wohnneubauten per Glasfaser kabelnetz bis zu 100 MBit/s (nach EU-Leitlinie Breitbandausbau 9/2010). NGA-Forum In der Breitbandstrategie der Bundesregierung wurde der Bundesnetzagentur u.a. die Aufgabe zugewiesen, durch die Erarbeitung von Eckpunkten die Grundzüge einer Wachstums- und innovationsorientierten Regulierung festzulegen. Das Forum soll die o.g. Themen frühzeitig aufgreifen, um den Breitbandausbau in Deutschland voranzutreiben und Probleme der praktischen Umsetzung zu lösen. Das NGA-Forum wird von der Bundesnetzagentur moderiert und geleitet. siehe: www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ Telekommunikation/RegulierungTelekommunikation/ NGAForum/NGAForum_node.html NGN Next Generation Network NGN ermöglichen die Bereitstellung zugangsunabhängiger Dienste über mobile- und leitungsgebundene Zugänge. siehe: www.etsi.org/website/technologies/ nextgenerationnetworks.aspx NGPON2 Eine Evolutionsstufe von GPON und XGPON1, die zurzeit in der Standardisierung durch die FSAN begriffen ist. Im Ausblick wird NGPON2 noch einmal höhere Bandbreiten in der Größenordnung n*10G anbieten. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 474-475 OBU On-Board-Unit Ein Gerät, das zur Datenerfassung und Kommunikation mit dem Mautsystem in LKW eingebaut wird. siehe: www.toll-collect.de ODF Open Document Format Offene Dateiformate zur Speicherung von Bürodokumenten, zum Teil durch internationale Standards beschrieben und in verschiedenen Anwendungsprogrammen implementiert. OOXML Office Open XML Offener Standard für XML-basierte Dateiformate zur Speicherung von Bürodokumenten, der den Daten- und Dateienaustausch zwischen verschiedenen Büroanwendungspaketen ermöglichen soll. OPC-Foundation Das hinter der OPC UA stehende Standardisierungsgremium. siehe: www.opcfoundation.org OPC UA OPC Unified Architecture OPC UA steht für die Kommunikationsplattform der OPC-Foundation. Die Hardware- und Betriebssystemunabhängige Infrastruktur ermöglicht den Daten- und Informationsaustausch mit integrierter IT-Security zwischen Applikationen. Open Access Zugangsmodell, welches diskriminierungsfreien Breitbandzugang einschließlich deren Applikationen für Drittanbieter ermöglicht. Hierdurch soll der Wettbewerb der Netz- und Servicebetreiber auf dem Infrastrukturnetz gestärkt werden. OSGi-Standard Ist der von der OSGi Alliance entwickelte Standard. OSGi Alliance Outsourcing Auslagerung von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen. Im Zusammenhang mit Cloud Computing bezieht sich der Begriff i.d.R. auf die Auslagerung von IT-Prozessen und -Infrastrukturen (z. B. Rechenzentren, Nutzung von Geschäftssoftware). P23R Prozessdatenbeschleuniger Der P23R bezeichnet ein im Regierungsprogramm „Vernetze und transparente Verwaltung“ der Bundesregierung verankertes Vorhaben zur Entwicklung von Methoden und offenen Standards für eine vernetzte und übergreifende Interprozessarchitektur, für den vereinfachten Datenaustausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Durch ein einheitliches Prozessmanagement, auf der Basis einer entsprechenden Standardisierung von Verwaltungsprozessen soll schrittweise eine Infrastruktur geschaffen werden, die es Verwaltung und Unternehmen erlaubt, Transaktionen grundsätzlich elektronisch, medienbruchfrei abzuwickeln und so die Anforderungen an Datensicherheit und -sparsamkeit abzubilden. siehe: www.p23r.de PaaS Platform-as-a-Service PaaS ist Cloud Computing für Fortgeschrittene. Die Cloud tritt in diesem Fall als Programmierschnittstelle auf. Anwender können so ihre eigenen Softwareanwendungen entwickeln oder diese hier ausführen. Im Unterschied zu IaaS hat der Benutzer jedoch keinen direkten Zugriff auf die Recheninstanzen, betreibt also keine virtuellen Server. Peak Shaving Verfahren und Maßnahmen zur Reduzierung (Häufigkeit, Höhe) von Lastspitzen siehe: acatech Studie Future-Energy-Grid Peer-to-Peer- Anwendungen Eine Peer-to-Peer -Anwendung beschreibt eine Anwendung in der Netzwerkteilnehmer gleichen Ranges direkt miteinander kommunizieren, z. B. wie bei Skype. Platform as a Service Paas Open Data Öffentliche Verfügbarkeit standardisierter Daten. PLCopen Ist ein Gremium, das Standards im Bereich der industriellen Automatisierung entwickelt. siehe: www.plcopen.org OSGi Alliance Die OSGI Alliance (früher Open-Service-Gateway-Initiative) spezifiert eine Hardware-unabhängige dynamische Software-Plattform, die es ermöglicht, Applikationen und dazugehörige Dienste per Komponentenmodell zu modularisieren und zu verwalten. siehe: www.osgi.org Portabilität Portabilität bezeichnet die Unabhängigkeit von Computerprogrammen (oder IT-Services) von ihrer spezifischen Implementierung auf einer bestimmten IT-Plattform (oder einer spezifischen Anbieter-Cloud)) und gibt damit einen Hinweis darauf, wie leicht ein Computerprogramm oder ein IT-Services in eine neue Umgebung migriert werden kann. 475 PPP Public Private Partnership Öffentlich-private Partnerschaft, kooperatives Zusam menwirken von Hoheitsträgern mit privaten Wirtschaftssubjekten. Privacy Extensions Privacy Extensions ist ein Mechanismus um die dauerhafte Wiedererkennbarkeit von Endgeräten in einem Netzwerk zu verhindern. Hierbei wird aus einem gegebenen Interface Identifier mit Hilfe eines Zufallsgenerators ein neuer Interface Identifier erzeugt, der aber nur für eine begrenzte Zeit benutzt wird. Danach wird über das selbe Verfahren wieder ein neuer Interface Identifier erzeugt. Private Cloud Im Falle einer Private Cloud hat der Anwender Zugriff auf Anwendungen und Daten, die in einer eigens von einer Organisation für ihn betriebenen Cloud bereitgehalten werden. Der Zugriff erfolgt in der Regel über ein Intranet und ist nur einem definierten Anwenderkreis vorbehalten. Wird die Private Cloud nicht auf Servern der Organisation ausgeführt, sondern von einem Drittunternehmen in dessen Rechenzentrum bereitgestellt, so spricht man von einer „Hosted Private Cloud“. Prosumer Gesamtgesellschaftlicher Trend von Individuen, zunehmend nicht nur als Käufer (Konsumenten), sondern gleichzeitig auch als Anbieter (Produzenten) von Produkten oder Dienstleistungen aufzutreten. Im energiewirtschaftlichen Kontext stützt sich dieser Trend auf die zunehmende Verbreitung dezentraler Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien unter Privatkunden. PSTN Public Switched Telephone Network Das Fernsprechnetz ist ein öffentliches Kommunikationssystem für den Sprechverkehr zwischen entfernten Teilnehmern. PTCRB PCS Type Certification Review Board PTCRB ist ein Konsortium von Netzwerk Operatoren, das die Anforderungskriterien für mobile Endgeräte bestimmt. Jeder Hersteller muss diesen Anforderungen genügen, wenn er ein entsprechendes Gerät auf den Markt bringen will. siehe: www.ptcrb.com Public Cloud Public Cloud ist eine öffentliche, für alle zugängliche Cloud. Viele verschiedene Organisationen und Privatpersonen können die darin bereitgehaltenen Dienste über das Internet nutzen und nach Bedarf bezahlen. Bei den Diensten handelt es sich häufig um E-Mail, Büroanwendungen oder Online-Speicher wie Fotoportale. 14.12.2012 12:59:21 476 Glossar Public-Key-Infrastruktur Als Public-Key-Infrastruktur bezeichnet man ein System, welches aus Sicherheitsgründen digitale Zertifikate zur rechnergestützten Kommunikation ausstellt, verteilt und überprüft. QNX Ist ein Echt-Zeit-Betriebssystemen, das Einsatz im Bereich eingebetteter Systeme (wie z. B. viele M2M-Systeme) findet. QoS Quality of Service (Dienstgüte) In der Telekommunikation im Allgemeinen das definierte, kontrollierbare Verhalten eines Kommunikationssystems oder -dienstes bezüglich qualitativ messbarer Parameter. QoS Flowlabel Ein 20 Bits langes Feld im IPv6-Paket, das sogenannte Flowlabel, erlaubt die Kennzeichnung der Pakete, um eine bestimmte Behandlung der Pakete durch Router zu kennzeichnen. Dies können bestimmte Service-Qualitätsmerkmale (QoS), wie zum Beispiel „Echtzeit“ sein. Ziel ist, Datenpakete für Dienste die eine bestimmte Dienstqualität (z. B. Videotelefonie), gesondert zu behandeln. Rating Englisch für Bewertung. In der Telekommunikation als Bestandteil des Billing-Prozesses die Bestimmung des Preises für einen genutzten Service. Real-Time SLA Mit Real-Time SLA bezeichnet man die Möglichkeit, Service Level Agreements (SLA) in Echtzeit zu überprüfen und anpassen zu können. Real-Time-Verhalten Englisch für Echtzeitverhalten. Beschreibt die Notwendigkeit eines Systems innerhalb eines vorher fest definierten Zeitintervalls, garantiert ein Ergebnis zu berechnen. Wird oft synonym mit hohen Anforderungen an eine extrem kurze, verzögerungsfreie Reaktions- oder Steuerungszeit verwendet. Regelversorgung Begriff aus dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) bezüglich der zahnärztlichen Therapie bei Zahnersatz für gesetzlich Versicherte, der medizinisch ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlich vertretbaren Zahnersatz beschreibt. Auf Grundlage der Regelversorgungen werden die Festzuschüsse der gesetzlichen Krankenversicherungen berechnet. Regionaler Marktplatz im Energiemarkt Ein regionaler Marktplatz dient allen Stakeholdern und Energieanlagen als Plattform, um eine ökonomisch effiziente Allokation von Erzeugung, Verbrauch, Speicherung und Energietransport auf lokaler Ebene zu ermöglichen. AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 476-477 Glossar RFID Radio Frequency Identification RFID ist ein drahtlos arbeitendes Verfahren, das berührungslos arbeitet und die Warendaten über eine gewisse Entfernung mit Funk, induktiver oder Resonanz-Kopplung überträgt. Ein RFID-System besteht aus dem Datenträger, das sind die so genannten RFID-Tags, einer Antenne und dem RFID-Lesegerät. Ripe NCC Réseaux IP Européens Network Coordination Centre Ripe NCC ist eines von fünf Regional Internet Registries (RIR) und als Organisation unter anderem für die Vergabe von IP Adressen für Europa, dem nahen Osten und Zentralasien zuständig. Roaming Englisch für Durchleitung. Bezeichnet die Fähigkeit in einem anderen, fremden Mobilfunknetz, als dem des eigentlichen Anbieters, verbunden zu sein und Mobilfunkleistungen nutzen zu können, insbesondere im Ausland. ROI Return on Investment Betriebswirtschaftliche Kennzahl, die das Verhältnis zwischen Gewinn und investiertem Kapital angibt. S/PRI Supplier/Partner Requisition Interface Dies ist die standardisierte Orderschnittstelle für NGA-Netze und wird vom Arbeitskreis S/PRI entwickelt. Schnittstelle für alle Kundenwechselprozesse. SaaS Software-as-a-Service SaaS, bis vor kurzem auch gerne als Software on Demand bezeichnet, ist die am meisten genutzte Cloud-Form. Anwender beziehen eine bestimmte Software aus der Cloud, etwa ein CRM-System oder Büroanwendungen SCADA Supervisiory Control and Data Acquisition Unter SCADA versteht man das Überwachen und Steuern technischer Prozesse mittels eines Computersystems. SDK Software Development KIT Ein SDK ist eine Sammlung von Software-Werkzeugen und Programmen, mir deren Hilfe Software-Entwickler neue Anwendungen erstellen und testen können. Security/Privacy by design Security/Privacy by design bedeutet in der Softwareentwicklung, dass Sicherheit, bzw. Schutz der Privatsphäre, von Beginn an beim Entwurf als zentrale Systemeigenschaft berücksichtigt werden. Service-on-demand SaaS Software as a Service SaaS Semantische Interoperabilität Semantische Interoperabilität bezeichnet die Fähigkeit des Datenaustausches zwischen Organisationen als Teil integrierter, medienbruchfreier Geschäftsprozesse auf Grundlage eines Vorgehens, das Fehlinterpretationen und inhaltliche Missverständnisse bei der Verwendung von Begriffen, Datenstrukturen, Schreibkonventionen etc. zu vermeiden hilft. Erst die Semantische Interoperabilität gewährleistet einen effizienten organisationsinternen Datenaustausch und eine effiziente Datenintegration mit externen Kooperationsteilnehmern. siehe: www.isst.fraunhofer.de/Images/White-Paper_ Einf%C3%BChrung_Bd1_tcm81-49792.pdf Solaris Unix-Betriebssystem der Firma Sun (Oracle) SIM-Karten Subscriber-Identity-Modul-Karten Chip-Karten, die beispielsweise von Mobilfunkbetreibern ausgegeben werden, und dienen der Identifikationen des Nutzers gegenüber den Netzbetreiber. SLA Service Level Agreement Ein SLA bezeichnet eine vertragliche Vereinbarung über die Dienstgüte an der Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Dienstleister. Smart Grids Smart Grids bezeichnet elektrische Stromnetze, in denen der Verbrauch aller Nutzer intelligent abgeschätzt und auf Basis dessen die Erzeugung und Bereitstellung des Stroms dynamisch angepasst wird. Smart Market Smart Market ist im Verständnis der Bundesnetzagentur der Bereich außerhalb des Netzes, in welchem Energiemengen oder daraus abgeleitete Dienstleistungen auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Netzkapazität unter verschiedenen Marktpartnern gehandelt werden. Neben Produzenten und Verbrauchern sowie Prosumern könnten künftig sehr viele unterschiedliche Dienstleister in diesen Märkten aktiv sein, z. B. Energieeffizienz-Dienstleister, Aggregatoren etc.. siehe: www.bundesnetzagentur.de Smart Meter Ein Smart Meter ist ein Sensor, der typischerweise den Stromverbrauch eines Geräts in kurzen Intervallen misst und diese Information einer zentralen Instanz zur Verarbeitung überträgt. Auf Basis dieser Information kann beispielsweise ein Energieversorger den Verbrauch einzelner Geräte überwachen und auch die Kosten berechnen. Smart Metering Ermittlung und zeitnahe Kommunikation von Energiever brauchsinformationen zwischen Zähler- und Energieverteilernetz. 477 Soziales und ubiquitäres Lernen Bezeichnet Lernsituationen, in denen der Lernende durch die Nutzung geeigneter mobiler Endgeräte und/oder soziale Medien unterstützt wird. sRAM Static Random Access Memory sRAM bezeichnet einen elektronischen Speichertyp. Statische Adressvergabe Man spricht von statischer Adressvergabe, wenn ein Netzwerkteilnehmer eine feste Adresse zugewisen bekommt und diese über mehrere Verbindungen zu einem Netzwerk beibebehält. Storage Speichersysteme für die Online-Datenverarbeitung sowie zur Ablage, Archivierung und Datensicherung. Subscriptionsmanagement Ist das Management (üblicherweise bei einem Dienst anbieter oder Mobilfunkanbieter) der Nutzer, ihrer Verträge und die Bereitstellung der vertraglich zugesicherten Leistungen. TCP Transmission Control Protocol Teil der Internet-Protokolle und stellt die Grundlage für HTTP dar. Teledisziplin Teledisziplin wird als Überbegriff für die unterschiedlichen fachlich spezifischen Herangehensweisen verwendet, mit denen medizinische Dienstleistungen über eine räumliche Distanz erbracht werden (z. B. Telepathologie, Teleradiologie, etc.) Telehealth Die Bezeichnung Telehealth wird für System und Dienst leistung verwendet, die Patienten mit Ärzten und Pflegekräften verbindet, um ihnen in der Diagnose und dem Monitoring von Patienten mit chronischen Erkrankungen behilflich zu sein sowie um die Patienten im Selbstmanagement Ihrer Erkrankung zu unterstützen Telekonsultation Medizinischer Handlungsakt bei dem im Falle einer Beteiligung des Patienten der Arzt über Distanz mit ihm spricht oder ohne Beteiligung eines Patienten mehrere Ärzte über Distanz kommunizieren. 14.12.2012 12:59:21 478 Glossar Telemedizin Die Telemedizin bezeichnet sämtliche Diagnostik und Therapie unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen („asynchron“) Distanz zwischen Arzt (Telearzt), Apotheker und Patienten oder zwischen zwei sich konsultierenden Ärzten mittels der Anwendung von Informations und Kommunikationstechnologien. Telemedizin wird als Überbegriff für Telehealth, Telecare und Teledisziplinen verwendet Telemonitoring Telemonitoring ist der Austausch von physiologischen Daten eines Patienten die in seiner Alltagsumgebung erhoben werden mit medizinischen Experten. UART Universal Asynchronous Receiver Transmitter UART ermöglichen die Realisierung serieller Schnittstellen z. B. in eingebetteten Systemen (z. B. M2M-Systeme) zur Kommunikation mit weiterer Peripherie wie Sensoren/Aktuatoren oder Funkmodulen. UMTS Universal Mobile Telecommunication System UMTS steht für den Mobilfunkstandard der dritten Generation, bei dem mit bis 7,2 Mbit/s deutlich höhere Datenübertragungsraten als mit den GSM-Standard möglich sind. Unbundling (im Energiemarkt) Entflechtung von Funktionen der Energie-Wertschöpfungskette mit dem Ziel der Unabhängigkeit des Netzbetreibers von anderen Tätigkeiten der Energieversorgung sowie der Erhöhung des Wettbewerbs. So soll Dritten ein diskriminierungsfreier Netzzugang ermöglicht und ein Ausnutzen der Monopolsituation von Netzbetreibern, z. B. zur Quersubventionierung des Vertriebs, verhindert werden. Universaldienst Beim Universaldienst wird der gesamte Bevölkerung eines Landes ein bestimmter Dienst (z. B. Telefonie) als Grundversorgung durch das TKG gesetzlich gesichert. Upstream/ Upload Datenübertragung vom Kunden in Richtung Netz. USB Universal Serial Bus Ist ein serielles Bus-System hauptsächlich zur Verbindung von Peripheriegeräten wie Festplatten, Mäusen, Tastaturen, Webcams an PCs. siehe: www.usb.org Use Case Anwendungsfall Begriff der IT-Branche für die Dokumentation von Anforderungen an ein Softwaresystem. VATM Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. siehe: www.vatm.de AG2-JB2_Webversion_2012-12-13.indd 478-479 Glossar VDE VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. siehe: www.vde.com Windows Embedded CE Ist ein Betriebssystem für kleine oftmals eingebettete Systeme (wie M2M-Systeme oder CE-Produkte) der Firma Microsoft. VDSL Very High Speed Digital Subscriber Line Ist eine neue DSL-Technologie, die gegenüber früheren DSL-Technologien deutlich höheren Bandbreiten (im Downstream mehr als 20 MBit/s, im Upstream mehr als 5 MBit/s – theoretisch bei VDSL 2 bis zu 100 MBit/s in beide Richtungen) ermöglicht. WLAN Wireless Local Area Network Auch Wi-Fi. Bezeichnet ein drahtloses lokales Funknetz, mit dem Computer, Smart-Phones, Drucker und andere Geräte mit einem Netzwerk verbunden werden können. Heute entsprechen die WLANs weltweit meist dem Standard IEEE-802.11. Verteilernetz Netz, das als Grundlage für den flächendeckenden Anschluss der breiten Masse an das Stromnetz dient. Die Verteilung findet weitgehend auf Mittel- und Niederspannungsebene statt. XMeld Elektronischer Prozessverbund im Meldewesen Mit dem Ziel einen elektronischen Prozessverbund zwischen den deutschen Meldeämtern aufzubauen, wurde im Auftrag des Bundes und der Länder von der OSCI-Leitstelle im Juli 2001 das Projekt „XMeld“ initiiert. Darin wurden in einem offenen Prozess, und unter Beteiligung aller interessierten Stellen, die vordringlich zu realisierenden Nachrichten des Einwohnerwesens standardisiert. XMeld basiert vollständig auf XML und verwendet zur Gewährleistung des Datenschutzes ein speziell für die öffentliche Verwaltung entwickeltes Transport-Protokoll (Online Services Computer Interface, kurz OSCI). Die intensive und konstruktive Zusammenarbeit mit der „Projektgruppe Meldewesen“, die im Auftrag der Innenministerkonferenz die rechtlichen Rahmenbedingungen der Umsetzung des MRRG koordinierte, führte zu verbindlichen Beschlüssen der Innenministerkonferenz auf deren Grundlage am 1. Januar 2007 erstmals flächendeckend in Deutschland eine verwaltungsübergreifende sichere Prozess-Infrastruktur in Betrieb genommen wurde. Virtual Power Plants Virtuelle Kraftwerke Virtualisierung Virtualisierung ist die Bereitstellung von Ressourcen, ohne dass eine feste Zuordnung von Ressourcen zu einzelnen Rechnersysteme oder Server besteht. Virtuelle Kraftwerke Intelligenter Zusammenschluss vieler lokal getrennter, erneuerbare Energien erzeugender Kleinstkraftwerke zu einem System, das ähnliche Energiekapazitäten aufweist wie ein konventionelles Großkraftwerk. VoIP Voice over IP VoIP bezeichnet das Telefonieren über IP-basierte Computernetzwerke. VPN Virtual Private Network VPN ist ein Netzwerk, das aus mindestens zwei Teilnetzwerken (bzw. Teilnehmern) besteht, die über öffentliche Leitungen (z. B. dem Internet) miteinander verbunden sind, und bei dem die Vertraulichkeit, Integrität und Authentizität der Daten bei der Datenkommunikation gewährleistet wird. VxWorks Ist ein Echt-Zeit-Betriebssystem für eingebettete Systeme (wie M2M-Systeme). Weiße Ware Bezeichnung für elektrische Haushaltsgroßgeräte wie Waschmaschine, Kühlschrank und Backofen. WiMAX Worldwide Interoperability for Microwave Access Funksysteme nach dem Standard IEEE 802.16. XÖV Fachstandards für E-Government. XÖV bezeichnet fach liche Standards für den elektronischen Datenaustausch in der öffentlichen Verwaltung auf Basis von XML. Mit den XÖV-Standards werden durchgängige elektronische Geschäftsprozesse in der öffentlichen Verwaltung ermöglicht. Als Grundlage für die Entwicklung von XÖV-Standards wurde ein XÖV-Framework entwickelt. Es umfasst zentrale Regeln, die im Rahmen von XÖV-Standardisierungsprojekten die Ziele „Verbesserung der Interoperabilität“, „Senkung der Kosten für die XÖV-Standardisierung sowie der Projektrisiken“ unterstützen und dient damit als Grundlage für die XÖV-Koordination. Die im XÖV-Framework beschriebenen Leitlinien und Projektabläufe sollen in der fachlichen Standardisierungsprojektarbeit in der öffentlichen Verwaltung – insbesondere bei ebenenübergreifenden Standards – verwendet werden und damit zur verbesserten Umsetzung der Standardisierungsvorhaben einen wesentlichen Beitrag leisten. 479 x-Trans.eu Pilotprojekt. Das vom Freistaat Bayern im Rahmen des ITGipfel 2010 vorgestellte Pilotprojekt x-Trans.eu beschäftigte sich mit der praktischen Umsetzung und Erprobung des innovativen Konzeptes des Prozessdatenbeschleunigers (P23R) für den Bereich verkehrsbezogener Meldepflichten im grenzüberschreitenden Schwerlastverkehr. Aufbauend auf den wissenschaftlichen Vorarbeiten wurde im Rahmen von x-trans.eu ein übergreifendes „Transport-Daten-Modell“ entwickelt, um auf der Basis von länderspezifischen Regeln die jeweils erforderlichen Antragsdaten für einen Transportantrag in Deutschland oder Österreich automatisiert auszuwählen und elektronische an die entsprechende Behörde zu übermitteln. Das P23R-Prinzip führt im Ergebnis dazu, dass Antragsdaten nur einmal eingegeben werden müssen und für mehrere Transportanträge in unterschiedlichen Ländern genutzt werden können. Ab 2013 soll die grenzüberschreitende IT-Lösung in den Regelbetrieb überführt und im europäischen Kontext weiter ausgebaut und weiterentwickelt werden. Zählpunktnummer Bezeichnung der Energiewirtschaft für den Punkt, repräsentiert durch einen Zähler oder mehrerer zusammengefasste Messstellen, an dem Versorgungsleistungen durch den Energielieferanten an den Verbraucher geleistet werden. Dem Zählpunkt wird eine standardisierte Zählpunktbeschreibung und Zählpunktnummer zugeordnet. ZTV-Asphalt-StB Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Verkehrsflächenbefestigungen aus Asphalt. Aufgestellt von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), Arbeitsgruppe „Asphaltbauweisen“. Z-Wave Ist eine drahtlose Kommunikationstechnologie für den Nahbereich. Ein typische Anwendungsfeld ist die drahtlose Vernetzung von elektronischen Geräten in Haus und Heim. /8-Adresblock Im IPv4-Protokoll definiert ein /8-Adressblock 16.777.214-Adressen eines Netzwerks. Allgemein definiert ein Adressblock eine bestimmte Anzahl an Adressen eines Netzwerks. Hierbei wird das Netzwerk über ein Prefix einer bestimmten Bitlänge festgelegt und die einzelnen Netzwerkteilnehmer über die verbleibenden Bits der Adresse bestimmt. Die Länge des Prefixes in Bits, und damit die Größe des Netzwerks, wird üblicherweise durch die „/“-Nota tion angegeben. Bei einer 32 Bit langen IPv4-Adresse besteht die Netzwerkadresse eines „8/“-Adressblocks aus 8 Bit. Demnach verbleiben 24 Bit für die Adressierung des Netzwerkteilnehmers und ein /8-Adressblock besteht aus 2^2, oder 16.777.214, Adressen. 14.12.2012 12:59:21