10.2 – Das Magazin der Kanzlei Streck Mack
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10.2 – Das Magazin der Kanzlei Streck Mack
10.2 Das Magazin der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm Spesen Zoll / Gewerbesteuer Filmfonds CURRYWURST BRANDENBURGER TOR FILMFÖRDERUNG S. 08 S. 16 S. 20 www.steueranwalt.de Köln Berlin München Die Unkenntnis der Steuergesetze befreit nicht von der Pflicht zum Steuerzahlen. Die Kenntnis aber häufig. Meyer A. Rothschild VORWORT Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Periodikum 10.2 der Sozietät Streck Mack Schwedhelm ist da. Mit diesem Heft möchten wir Sie einladen, uns nach Berlin zu begleiten. Wir haben für Sie Wissenswertes und Kurioses über die Hauptstadt zusammengetragen. Und wir zeigen Ihnen, dass es auch im Berliner Alltag immer wieder Bezüge zum Steuerrecht gibt. Die Partner unseres Berliner Büros entführen Sie in die Küche und hinaus aufs Meer. Sie werden sehen: „Auch wir kochen nur mit (Meer)Wasser, aber vielleicht etwas anders …“. Der Rhythmus unseres Periodikums ist unrhythmisch, so soll es auch sein. In unregelmäßigen Abständen möchten wir Ihnen die Personen, Standorte und Themen näherbringen, die hinter Streck Mack Schwedhelm stehen und die der Sozietät ihre Identität geben. Seit Erscheinen des ersten Periodikums 10.1 hat sich in unserer Sozietät einiges ereignet: Unser Partner, Dr. Heinz-Willi Kamps, feierte 2012 seine 25-jährige Zugehörigkeit zur Kanzlei. Nicht, dass er bereits so lange Anwalt wäre. Er hat als studentische Hilfskraft bei Streck Mack Schwedhelm begonnen, als Referendar seine Ausbildung bei der Sozietät absolviert, promotionsbegleitend für uns gearbeitet und ist schließlich seit 1996 als Anwalt an Bord – ein typischer Werdegang bei Streck Mack Schwedhelm. Dr. Thorsten Zumwinkel ist zum 1. April 2013 Sozius geworden und wird als zweiter Partner den Standort München verstärken. In Tübingen hat meine Antrittsvorlesung vor der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität stattgefunden mit dem Thema: „Der Liebesfaktor im Steuerrecht“ – schließlich stehen wir mit dem Steuerrecht mitten im Leben. Prof. Dr. Burkhard Binnewies Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht Partner der Sozietät seit 2000, Köln Zum Abschluss möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, herzlich danken. Die vielen positiven Reaktionen auf unser erstes Periodikum 10.1, das Sie nach wie vor über unsere Homepage www.steueranwalt.de abrufen können, haben all unsere Erwartungen übertroffen. Über Ihr Feedback haben wir uns sehr gefreut. Ich hoffe, dass Ihnen unser neues Periodikum 10.2 genauso gut gefällt. Lassen Sie sich von unseren Berliner Geschichten überraschen. Befriedigen Sie die nun hoffentlich geweckte Neugier und lesen Sie im 10.2! Ihr Burkhard Binnewies SMS 10.2 01 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 01 VORWORT 04 SCHIRMSTEUER TITELTHEMEN 08 CURRYWURST 16 BRANDENBURGER TOR 20 FILMFÖRDERUNG 24 KOMISCHE OPER ANWALTPORTRÄTS 28 PORTRÄT DR. KLAUS OLBING 32 PORTRÄT DR. MARTIN WULF STANDARDS 36 BERLINER BEGRIFFE 38 FUNDSTÜCKE 40 BERATUNGSSCHWERPUNKTE 41 KANZLEI-PARTNER AKTUELLES 44 RECRUITING 46 KANZLEI-NEWS 48 ANTRITTSVORLESUNG PROF. DR. BINNEWIES 49 IMPRESSUM SMS 10.2 03 DIE SCHIRMSTEUER Wieder einmal spukt sie: Die Steuervereinfachung In den 60er- und 70er-Jahren leitete Dr. Karl Koch, zum Schluss Ministerialdirektor, die Steuerabteilung im Bundesfinanzministerium. Wurde einmal wieder der Ruf nach Steuerverein fachung laut, meldete er sich und hub an, die Geschichte der SCHIRMSTEUER zu erzählen. So weit meine Erinnerung. So weit der Anlass. Die „Nacherzählung“ ist von mir. Aber Koch könnte sie so erzählt haben. 04 SMS 10.2 DIE SCHIRMSTEUER Wieder einmal wollte das Parlament eine Steuervereinfachung, ein einfaches, durchschaubares Steuerrecht. Keinen Steuerdschungel, eher eine übersichtliche Steuerbaumschule. Die älteren Damen und Herren im Finanzministerium seufzten, rollten die Augen gen Himmel – „das hatten wir doch alles schon einmal, nicht einmal, mehrfach“. Und die älteren Damen und Herren taten nichts. Ein junger, engagierter Regierungsrat, der dieses sah, verstand die Welt nicht mehr. Steuervereinfachung sei doch richtig. Das sei das Ziel schlechthin. Ein Ministerialer mit grauen Haaren und erfahrenen Augen, die alles schon einmal gesehen hatten – zumal was die Steuervereinfachung anbelangt – dachte, als er dem jungen Regierungsrat zuhörte, „wieder einmal“, atmete tief durch, erbarmte sich seiner und lud ihn zu einem Spaziergang im nahe gelegenen Park ein. In unvordenklicher Zeit, so begann er mit leicht ermüdender und ermüdeter Stimme, rief der Minister einen jungen dynamischen Staatssekretär und gab ihm auf, koste es, was es wolle – ein im Finanzministerium eigentlich verbotenes Wort –, sich um die Steuervereinfachung zu kümmern. Man habe die absolute Mehrheit im Parlament und Steuerreformen könnten sofort und sogleich beschlossen werden. Der junge Staatssekretär – wie hieß er doch gleich – ja richtig, Kappelhof, soll begeistert gewesen sein. Gewissermaßen aus dem Augenblick und mit einer gewissen Genialität erfand er die SCHIRMSTEUER. Jeder, der einen Schirm besitze, so die Überlieferung, sollte einen gleich hohen Steuerbetrag zahlen. Dieser werde akzeptiert, hieß es zur Begründung, da die Einkommensteuer abgeschafft werde. Auch sei die SCHIRMSTEUER sozial. Denn wer zwei oder drei Schirme habe, müsse halt mehr bezahlen. Aber in zwei oder in drei Schirmen drücke sich auch das höhere soziale Niveau und das höhere Einkommen aus. Geplant, beschlossen, verkündet. Die Wirtschaft reagierte prompt. Die Schirme verschwanden aus den Regalen. Mützen, Hüte und Regenzeug jeder Art erlebten eine Hochkonjunktur. Das lasse sich korrigieren, soll Kappelhof gesagt haben, und verkündete seine Idee: „Wir fingieren einfach, dass jeder Mensch einen Schirm habe; sodann gilt der tatsächlich im Eigentum stehende als zweiter Schirm.“ Im engen Kreis des Ministeriums soll er hinzugefügt haben, dass, da jeder Mensch einen Schirm tatsächlich besitze, sich das Steueraufkommen nahezu verdoppeln würde, womit auch fiskalisch gesehen die Genialität der SCHIRMSTEUER bewiesen werde. Die Familienpolitiker hatten sofort Bedenken. Sie fragten, ob es richtig sei, bei einer Familie mit sieben Kindern zwischen zwei Monaten und acht Jahren neun Schirme zu fingieren, und ob nicht bei einem Dreijährigen die Fiktion mit dem Schirmbesitz an die bildliche Grenze stoße; und außerdem ließe diese Steuer Eltern psychisch und physisch zögern, Kinder zu zeugen. Habe man doch bei dieser Beschäftigung immer nur die Schirme im Kopf. Dieses Argument soll das Parlament überzeugt haben. Die Parlamentarier beschlossen, dass Kinder bis zum Alter von fünf Jahren ¼, Kinder bis 12 Jahren ½ und Kinder bis 18 Jahren ¾ des Schirmbetrags zahlen sollten. Doch es soll sich direkt ein weiteres Problem verdichtet haben: Was macht man mit beruflich benutzten Schirmen? Der Seiltänzer mit Schirm etwa hat fingiert einen Schirm, der zweite (berufliche) Schirm kommt dazu: Sollte man den Mann von der Steuer befreien oder den Schirm als Werbungs kosten anerkennen? Man befreite schließlich: - Schauspieler - Artisten - Kabarettisten - Sänger - Karnevalisten in Bezug auf Schirme, die sie beruflich zwingend benötigten. Zwei Paragrafen waren für die SCHIRMSTEUER notwendig. Jeder Schirm sei mit x zu belasten. Und die Einkommensteuer sei abgeschafft. Die Parlamentarier sollen begeistert gewesen sein. Endlich ein Gesetz, das jeder, sogar der Parlamentarier, verstehe. Und gerecht sei das Gesetz; denn jeder habe einen Schirm. Fast sei es eine Kopfsteuer. Aber der Begriff der Kopfsteuer sei irgendwie anrüchig. Und diese könne ja auch nicht progressiv sein. Wer zwei oder drei Schirme habe, zahle doppelt oder dreifach. Menschen mit zwei oder drei Köpfen seien dagegen selten. Verboten wurde allerdings, einen solchen beruflichen Schirm auch beim privaten Regengang zu nutzen. Wer dies tat, sollte eine zeitabhängige anteilige SCHIRMSTEUER zahlen. Damit war eine Vorschrift für die Befreiung geschaffen, die zu wuchern begann. Der Kranke oder der Häftling, der für Spaziergänge einen Schirm benutzte und gemeinnützig tätige Personen, die Bedürftige beschirmten, wurden auch befreit. Und natürlich die hoteleigenen Leihschirme. SMS 10.2 05 DIE SCHIRMSTEUER Obwohl von Damenverbänden gefordert, wurde der Schirm als Waffe streitbarerer älterer Damen nicht in die Befreiung einbezogen. Man soll bald, so der Ministeriale zum Regierungsrat, gesehen haben, dass man den Missbrauch eingrenzen musste. Dies begann mit Sonnenschirmen, die als Regenschutz missbraucht wurden. Sehr schnell beschloss man, den Schirm als solchen zu definieren und gegenüber dem Sonnenschirm abzugrenzen, was allerdings wegen der Unklarheit der Definition alsbald eine reichhaltige Rechtsprechung des Finanzgerichts hervorrief. Mit der dem Deutschen eigentümlichen Gründlichkeit legte der junge Staatssekretär Kappelhof darauf wert, zugleich klarzustellen, dass der Fallschirm, der Schirmständer sowie fototechnische und medizinische Schirmbildapparate keine Schirme im Sinne des Schirmsteuergesetzes seien. Für vierköpfige Familien (gleich viermal fingierte Schirme + die dazu vorhandenen tatsächlichen Schirme) erfand die Schirmindustrie alsbald den leicht tragbaren Großschirm, der Schutz für die vier Personen bot, was umgehend eine Korrektur der Schirmdefinition zur Folge hatte. Denn nun- Man kaufte in der Schweiz, in Italien oder Spanien „Auslandsschirme“. Wohlhabende Bürger hatten steuerfreie Schirme im Safe in der Schweiz liegen. mehr wurde der Schirm mit Maßeinheiten definiert. Es gab Schirme in den Größen 1, 1,5, 2 und 2,5, wobei in jeder Kategorie eine bestimmte SCHIRMSTEUER fällig wurde. Die der SCHIRMSTEUER unterliegenden Schirme, deren Steuer bezahlt war, wurden gekennzeichnet. Die Bleiplombe soll am Anfang so schwer gewesen sein, dass der Schirm mehr als Spazierstock denn als Regenschirm genutzt werden konnte. Später tauschte man die Bleiplombe durch Aluplaketten aus. Die Schirmproduktion selbst wurde ebenso wie der Schirmverkauf streng überwacht; die Techniken zur Erhebung der Alkoholsteuer standen Pate. Es galt: Kein Schirm ohne Plakette im öffentlichen Leben. Die Plakette soll nicht schön gewesen sein. Was ist an einer Steuer schon schön? Im Ausland genierte man sich ihrer. Man kaufte in der Schweiz, in 06 SMS 10.2 Italien oder Spanien „Auslandsschirme“. Wohlhabende Bürger hatten steuerfreie Schirme im Safe in der Schweiz liegen. Das ging in Ordnung, solange diese Schirme im Ausland genutzt und nicht heimlich mit über die Grenze genommen wurden. Kappelhof ging daran, die SCHIRMSTEUER in die DBA einzubeziehen, was nicht ganz einfach war, da es Staaten gab, die Schwierigkeiten hatten, die so einfache Idee der SCHIRMSTEUER überhaupt zu verstehen oder aber Staaten, die den Regenschirm nicht einmal kannten, sondern sich mit Genuss bei Regen unbekleidet diesem überließen. Nicht zu vergessen, fuhr der Ministeriale fort, wurden für das erste Lebensjahr, für das Todesjahr, für den Zuzug in das Schirmsteuergebiet (so nannte man die Bundesrepublik damals) und für den Rückzug aus dem Schirmsteuergebiet pro rata temporis-Regeln eingeführt. Unerfreulich war der finanzamtliche Übereifer. Ein Finanzamt begann, bei verschiedenen Steuerpflichtigen, die sogenannte „Schirmherren“ waren, nach nicht deklarierten Schirmen zu forschen. Sogar einen Ministerpräsidenten, der sich glücklich schätzte, mehrfacher Schirmherr zu sein, traf es. Es gab kleine und große Anfragen im Bundesparlament und im Landtag und die Finanzämter wurden über diese Feinheiten von Schirmbegriffen aufgeklärt. Die Schirmsteuerrichtlinien mussten immer wieder ergänzt werden. Wer SCHIRMSTEUER hinterzog, war Steuerhinterzieher. Steuerfahnder entwickelten ein neues Verhältnis zu den Schirmen, die sie eigentlich nur als Regenschutz oder Gehhilfe kannten. Sie lernten, aus der geografischen Lage des Wohnorts, aus dem Beruf und der sozialen Stellung abzuleiten und zu schätzen, wie viel Schirme jemand unter Einbeziehung seiner Familie voraussichtlich hatte. Zu jener Zeit sollen in den Finanzämtern und den Steuerfahndungsstellen mehrfach Schirme liegen geblieben sein, und zwar solche ohne Etiketten, weil der Schirminhaber im Finanzamt selbst erst die Schirmsteuerpflicht erkannte und durch Zurücklassen des Schirms geradezu zum Schirmsteuerflüchtling wurde. Kurz und gut, schloss der Erzählende – wobei die Erzählung des Ministerialen keinesfalls kurz und der Gegenstand auch nicht gut war –, das Schirmsteuergesetzbuch umfasste zum Schluss 350 Paragrafen. Die Schirmsteuerrichtlinien hatten ebenso viele Abschnitte. In vier Jahren gab es 480 finanzamtliche Entscheidungen. Der Schirm war in der Bevölkerung ein negativ belegter Gegenstand geworden. Aus dem liebevollen „Knirps“ wurde so etwas wie ein Giftgnom. Es soll ein Schrei durch die Republik gegangen sein: Gebt uns die Einkommensteuer wieder. DIE SCHIRMSTEUER Das Parlament handelte. Die SCHIRMSTEUER wurde abgeschafft, die Einkommensteuer wieder eingeführt. Aber woher jetzt die Beamten nehmen, die sich der Einkommensteuer widmen konnten? Die Schirmsteuerministerialen waren hierfür ungeeignet. Der Organisationschef des Finanzministeriums wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es einen wenig beachteten Flügel des Finanzministeriums gebe, in dem säßen noch 438 Finanzbeamtinnen und Finanzbeamte, die sich tagtäglich mit der Einkommensteuer befassten. Wie das, begehrte der Organisationleiter auf, diese war doch schon seit Jahren abgeschafft. Ja, soll ihm bedeutet worden sein, mit der Abschaffung eines Gesetzes allein sei es nicht getan. Diese Damen und Herren arbeiteten seit Jahren an der Übergangsregelung der Abschaffung der Einkommensteuer. Wunderbar, rief der Organisationsleiter, man muss sie nur in ihrer Arbeit anhalten und ihnen ein neues Ziel geben. Nämlich sie hinlenken auf den Übergang zur wiedereingeführten Einkommensteuer. Und Kappelhof, wo war er? Weg. Sein Zimmer war leer geräumt. Er blieb verschwunden. Aber im Finanzministerium raunte man: Kappelhofs Geist lebt weiter. Als solcher wirkt er als Spuk der Steuervereinfachung, so flüstern die Beamten. Denn wir erleben ihn immer wieder, einmal als Unternehmer und Parlamentarier, der uns sagen will, eine Steuererklärung könne man auf einen Bierdeckel schreiben. Einmal tritt er als Hochschullehrer und Professor auf, der ein Einkommensteuergesetz mit wenigen Paragrafen will und die Steuerbelastungsberechnung für eine zweieinhalbköpfige Familie vorlegt, einmal als Finanzpolitiker, der eine Flatrate anregt. Ich sage Ihnen, mein junger Freund, bedeutete der Ministeriale, der Geist Kappelhofs wirkt und lebt. Von Zeit zu Zeit befällt er die Politiker, von Zeit zu Zeit befällt er dann auch wieder uns. Sie haben es erlebt. Jetzt war es wieder so weit. Und, fügte der Ministeriale noch leiser flüsternd hinzu und legte seinen Arm um den jungen Regierungsrat, wir, die Beamten, müssen aufpassen: Kappelhofs Geist geht an unsere Existenz. Je einfacher das Steuergesetz ist, umso deutlicher wird, wie überflüssig wir Finanzbeamten in den Ministerien sind. Dr. Michael Streck SMS 10.2 07 CURRYWURST SPESEN Die Currywurst Ob schneller Imbiss zwischen zwei Terminen oder Mittagstisch mit Lokalkolorit: Die Currywurst gehört zu Berlin wie kein anderes Gericht. Die eher simple Anmutung täuscht: Die perfekte Currywurst zu servieren, ist eine Wissenschaft für sich. Eine klein geschnittene Wurst, eine gute Soße und die richtigen Gewürze, das alles serviert in einer Pappschale: Mehr braucht es nicht, um einen Currywurst-Fan glücklich zu machen. Rund 800 Millionen Currywürste werden jährlich in Deutschland gegessen, allein in Berlin sind es 70 Millionen Stück. Doch was nach simplem Fast Food aussieht, ist für Kenner eine Kunst. Tatsächlich gibt es unzählige Varianten der Currywurst – und wahre Glaubenskriege darum, welche die beste ist. Die grundsätzlichste Unterscheidung bietet die Wurst selbst: Das Ruhrgebiet, Berlins wohl schärfster kulinarischer Konkurrent im Currywurst-Lager, schwört auf Currywurst aus Bratwürsten. Die Berliner Currywurst dagegen ist eine Brühwurst, erhältlich mit und ohne Pelle. Zu einer Currywurst allerdings wird die Wurst erst durch die richtige Soße. Und die trat ihren Siegeszug vom Westen Berlins aus an, wo der Legende nach am 4. September 1949 Herta Charlotte Heuwer in ihrem Imbiss an der Ecke Kantstraße 08 SMS 10.2 und Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg vergeblich auf Kundschaft wartete. Die Zeit überbrückte sie in der Küche, wo sie neue Rezepte ausprobierte. Heuwer mischte eine pikante Soße an, aus Tomatenmark und indischen Gewürzen, darunter auch Curry. Ihre Kreation servierte sie zusammen mit einer Brühwurst. Das neue Gericht war ein voller Erfolg, die Gäste standen Schlange. Für Heuwers Kreation setzte sich schnell der Name „Currywurst“ durch. Zehn Jahre später ließ sich die Erfinderin ihre Soße unter dem Namen „Chillup“ sogar patentieren. Seit 2003 erinnert eine Gedenktafel in der Kantstraße 101 in der Nähe des Ku’Damms an Herta Charlotte Heuwer und preist ihre kulinarischen Verdienste: „Ihre Idee ist Tradition und ewiger Genuss!“ Während Heuwer ihre Gäste schon in den 50er-Jahren mit Currywurst versorgte, trat der Imbiss seinen Siegeszug im Osten der geteilten Stadt erst in den 60er-Jahren an. Die Wurstvariante ohne Pelle gilt dabei als Ostberliner SMS 10.2 09 Das Deutsche Currywurst Museum Berlin in der Schützenstraße 70 (U-Bahn: Stadtmitte) ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Informationen unter www.currywurstmuseum.com Spezialität – und wurde der Legende nach aus der Not geboren. Im Osten gab es schlicht zu wenig Pellen, erzählt man sich. Der Imbiss, der sich damit rühmt, die Currywurst in den Osten gebracht zu haben, ist bis heute Kult: Eine Currywurst bei Konnopke’s gehört für Berlin-Besucher zum Pflichtprogramm. Günter Konnopke soll das Rezept für die Currywurst 1960 während der Arbeit für einen Westberliner Fleischer in Wedding kennengelernt und in den Osten mitgebracht haben. Eine eigene Soße tüftelte er mit der Familie gemeinsam in der häuslichen Küche aus, die genaue Rezeptur ist bis heute geheim. Probieren kann man die Konnopke-Currywurst heute noch in Prenzlauer Berg und in Heinersdorf im Bezirk Pankow. Siegeszug durch die Republik Von Berlin aus hat die Currywurst ihren Siegeszug quer durch die Republik angetreten. Spätestens seit Herbert Grönemeyer 1982 lakonisch die Curry wurst als Anker in der großen Stadt besungen hat, gilt die Wurst vielen endgültig als Kulturgut – auch wenn Grönemeyer sein Lied vermutlich eher der Ruhrpott-Variante einer Currywurst gewidmet hat. Doch egal in welcher Variante, als Diätküche geht die Currywurst in keinem Fall durch. Der Klassiker besteht zu 60 Prozent aus Schweine- und 10 SMS 10.2 Rindfleisch, zu rund einem Drittel aus Fett sowie aus Wasser, Salz und Gewürzen. Ihrer Beliebtheit tut das keinen Abbruch – warum auch? Auf Volksfesten gehört die Currywurst heute in jeder Region dazu, Fußballfans aller Ligen und Vereine stärken sich in der Halbzeit damit, und als nationale Errungenschaft wurde die Currywurst schließlich 2011 auf einer Briefmarke in der Serie „Deutsche Erfindungen“ verewigt. Anhänger hat das Gericht in allen Schichten der Gesellschaft. Spätestens seit der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sich öffentlich zu seiner Currywurst-Leidenschaft bekannte – das Gericht wurde vom Ex-Kanzler gern im Brioni-Anzug als Schlummersnack auf der Heimfahrt aus dem Kanzleramt genossen –, gilt die Currywurst als salonfähig. Das zeigt sich auch am bunt gemischten Publikum, das Mittag für Mittag die Berliner Currywurstbuden bevölkert. Geschäftsleute stärken sich dort zwischen zwei Terminen und stehen an der Bude neben bücherbepackten Studenten, japanischen Touristen und alteingesessenen Berlinern. Bio-, Tofu- und VW-Currywurst Inzwischen gibt es Currywürste als Bio-Currywurst oder sogar fleischfrei in der Tofu-Variante. Auch in vielen Betriebskantinen steht Currywurst regelmäßig auf dem Speiseplan. Die Currywurst der Wolfsburger VW-Kantine schaffte es wegen ihres reduzierten Fettanteils von 20 Prozent sogar auf die Tische und Teller etlicher Privathaushalte. Rund 4,8 Millionen Würstchen verlassen dort jährlich die konzerneigene Fleischerei – damit ist VW einer der größten Currywurst-Produzenten Deutschlands. Selbst in die gehobene Küche hat es die Currywurst geschafft, serviert im Porzellan-Schälchen kommt sie auch in manchem Edelrestaurant auf den Tisch. Wer es dekadent mag, kann sich in Berlin beispielsweise donnerstags auf dem Hackeschen Markt und samstags auf dem Kollwitzplatz mit Currywurst vom Restaurant Zander eindecken, die dort auf Wunsch in der Gold-Version mit 22 KaratBlattgold garniert wird. Viele Currywurstbuden bieten inzwischen Soßen mit verschiedenen Schärfegraden an, von denen die stärksten bei Gästen mit sensiblem Magen mitunter aber sehr unangenehme Folgeerscheinungen hervorrufen können. An den meisten Berliner Buden kommt daher nach wie vor die klassische Currywurst auf den Tisch. Wer ihr etwas mehr Pfiff verleihen will, kann sie auf Wunsch mit Cayennepfeffer oder zerstoßenen Chilischoten („mit Körnern“) aufpeppen lassen. Die Berliner haben ihrem Lieblingsgericht sogar ein Museum gewidmet. Eröffnet wurde es 2009, pünktlich zum 60. Geburtstag der Berliner Spezialität. Seitdem können Fans im Deutschen Currywurst Museum alles über ihr Leibgericht erfahren. Es gibt einen begehbaren Imbissstand und eine Gewürzkammer zu besichtigen, Hobbyköche können sich in der simu- lierten Experimentierküche von Herta Charlotte Heuwer auf die Spuren der „Chillup“-Soße begeben oder sich anschauen, in welchen Filmen und Fernsehserien die Currywurst schon mit Gastauftritten überzeugen konnte. Wen die Omnipräsenz der Currywurst hungrig gemacht hat, der kann sich auf einem dreidimensionalen Stadtplan eine Übersicht über die Berliner Budenlandschaft verschaffen – und sich dann im Praxistest auf die Suche nach seiner ganz persönlichen Lieblings-Currywurst machen. Ob Currywurst oder Gourmetmenü – wer beruflich unterwegs ist, muss sich und seine Gäste vor Ort verpflegen. Welche Beträge für einen Businesslunch üblich sind und was man beim Absetzen von Spesen beachten sollte, erklärt Peter Talaska, Partner der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm. Linke Seite linkes Bild: Deutsches Currywurst Museum Berlin Diese Seite (v. l. n. r.): Konnopke’s Imbiss, Prenzlauer Berg, damals Original Volkswagen Currywurst Konnopke’s Imbiss, Prenzlauer Berg, heute Briefmarke 2011 SMS 10.2 11 Berliner Curry-Soße Zutaten: 200 g Tomatenmark 175 g Apfelmus 500 ml Wasser 15 g Meersalz 15 g Zwiebelpulver, fein 15 g Paprikapulver 25 g Currypulver Zubereitung: Tomatenmark, Apfelmus und Wasser in einen Topf geben, verrühren und kurz aufkochen. Gewürze hinzufügen und die Soße warm über die Currywurst geben. Ob allein, mit Kunden oder auf Geschäftsreise – auch im Job gehört der mittägliche Gang ins Restaurant oder an die Imbissbude dazu. Wann Arbeitnehmer für ihr Mittagessen Erstattungen beantragen können und was es dabei zu beachten gibt, erklärt Peter Talaska, Partner im Kölner Büro der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm. Herr Talaska, unter welchen Bedingungen kann man sich die Kosten für ein Essen in der Mittagspause erstatten lassen? In der Regel gelten Ausgaben für ein Mittagessen als Lebenshaltungskosten, die jeder selbst aufbringen muss. Auf Geschäftsreisen ist die Verpflegung allerdings aufwendiger, in diesen Fällen hat ein Arbeitnehmer daher Anspruch auf einen Zuschuss. Innerhalb Deutschlands liegt dieser Verpflegungsmehraufwand je nach Dauer der Reise zwischen 6 und 24 Euro je Tag. Wie und wo der Reisende sich damit verpflegt, ist dabei unerheblich. Reicht es zwischen zwei Terminen nur zu einem Snack zum Mitnehmen, hat das allerdings steuerrechtliche Auswirkungen für den Verkäufer der Speisen. Was wäre für den Verkäufer denn steuerlich günstiger? Für Mahlzeiten zum Verzehr vor Ort muss ein Bewirtungsbetrieb einen Umsatzsteuersatz von 19 Prozent abführen, beim Verzehr unterwegs werden nur 7 Prozent fällig – daher auch die oft gehörte Frage „Hier essen oder mitnehmen?“ Für Currywurstbuden gilt diese Teilung übrigens seit Kurzem nicht mehr: Steuerlich gilt ein Snack, der an einer Currywurst- oder Pommesbude konsumiert wird, inzwischen als unterwegs verzehrtes Essen, selbst wenn man währenddessen am Wagen stehen bleibt. Wer nicht allein, sondern mit einem Geschäftspartner essen geht, wird in der Regel das Restaurant der Currywurstbude vorziehen. Gibt es dafür Zuschüsse? Bei Mittagessen im beruflichen Rahmen mit Kunden oder Geschäftspartnern erstattet der Arbeitgeber in der Regel die Ausgaben. Dieser Ausgleich ist für den Arbeitnehmer steuerfrei. Über die ungefähren Kosten des Essens sollte man sich aber vorab verständigen. Es liegt im Ermessen des Arbeitgebers, ob und in welcher Höhe er die Ausgaben für ein Geschäftsessen erstattet. Wie viel darf ich mir das Essen denn im Regelfall kosten lassen? Das Gesetz nennt da keine Obergrenze, sondern sieht lediglich „angemessene Kosten“ für die Bewirtung vor. Je nach Anlass des Essens kann die Ausgabenhöhe also variieren – ein wichtiger Kunde wird womöglich fürstlicher bewirtet als andere Gäste. Hält der Arbeitgeber die Kosten des Mittagessens allerdings für überzogen, ist er nicht verpflichtet, sie zu übernehmen. In diesem Fall kann der Arbeitnehmer die Kosten für das Arbeitsessen unter Vorlage einer Bewirtungsquittung noch zu 70 Prozent als Werbungskosten steuerlich absetzen. Die verbleibenden 30 Prozent muss er komplett allein tragen. SMS 10.2 13 14 SMS 10.2 SMS 10.2 15 BERGTOUR KÖLNER BRANDENBURGER DOM SCHWEIZ KIRCHENSTEUER TORSTEUERN GEWERBEBETRIEB IM FERIENORT VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL Das Brandenburger Tor Ein Spaziergang durch das Brandenburger Tor gehört für Berlin-Besucher einfach dazu. Was die wenigsten von ihnen wissen: Für Händler war das Wahrzeichen ursprünglich nur nach strenger Kontrolle zu passieren. Das Brandenburger Tor ist das letzte Überbleibsel der früheren Berliner Zollmauer. Das Brandenburger Tor ist heute aus dem Leben der Berliner nicht mehr wegzudenken. Es ist Symbol für die deutsche Teilung und Wiedervereinigung, beliebte Kulisse für Politiker-Auftritte und Schauplatz für Deutschlands größte Silvesterparty. Dabei ist das Brandenburger Tor erst mit der Zeit in die Mitte der Stadt vorgerückt. Bei seiner Errichtung im 18. Jahrhundert stand das Tor noch ganz am Rande Berlins. Es ist eines von ursprünglich 18 Zolltoren, an denen die Akzise entrichtet werden musste, eine direkte Verbrauchsteuer auf eingeführte Waren. Die Tore waren jeweils nach der nächsten größeren Stadt benannt. Unter ihnen gab es ein Cottbusser Tor, ein Hallesches Tor, ein Potsdamer Tor und eben das Brandenburger Tor. Friedrich Wilhelm I. ließ die Akzisemauer zwischen 1734 und 1737 um ein Gebiet von 1.330 Hektar mit 80.000 Einwohnern errichten. Doch Berlin gewann schnell Einwohner hinzu. In den folgenden Jahren wurde die Mauer mehrfach nach außen verlagert, um mit dem Wachstum Berlins Schritt zu halten. Einige Stadttore wurden dabei durch repräsen tative Neubauten ersetzt, so auch das Brandenburger Tor. Friedrich Wilhelm II. ließ den Neubau gestalten, an dem Steinmetze unter Anleitung von Carl Gotthard Langhans von 1788 bis 1791 bauten. Langhans gestaltete zwar einen Bau, der heute zu den bekanntesten in Deutschland zählt und die Rückseite von drei deutschen Euro-Münzen prägt, dennoch war er kein 16 SMS 10.2 gelernter Architekt. Er hatte Jura studiert und sich sein Wissen im Architekturbereich als Autodidakt angeeignet. Gern hätte Langhans auch an der Eröffnung des Brandenburger Tors teilgenommen, der Überlieferung zufolge lehnte Friedrich Wilhelm II. dies jedoch ab. Die lange Bauzeit soll den Auftraggeber verstimmt haben – offenbar sind die Berliner mit Ver zögerungen am Bau schon seit Jahrhunderten vertraut. BRANDENBURGER TOR GEWERBEBETRIEB VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL Das Brandenburger Tor in Zahlen Obwohl das Bauwerk Berlin wie kein zweites symbolisiert, sind die Maße des Brandenburger Tors vergleichsweise bescheiden. Gerade einmal 26 Meter hoch ist der frühklassizistische Bau aus Elbsandstein. Auf einer Breite von 65,5 Metern bietet das Brandenburger Tor fünf Durchgänge, von denen der mittlere etwas breiter ist, sowie zwei Torhäuser. Wer das Tor durchschreiten möchte, legt unter dem Tor eine Strecke von 11 Metern zurück. Auf jeder Seite sind sechs dorische Säulen angebracht, von denen jede 15 Meter hoch ist. Die Säulen haben am Fuß einen Durchmesser von 1,75 Metern – um den baulichen Anforderun gen zu genügen, sind die Säulen nach innen hin mit tragenden Mauern verstärkt. 277 Zollämter nachgeordnet sind. Allein 2011 zählte der deutsche Zoll mehr als 100 Millionen Zollabfertigungen im Warenverkehr mit Staaten außerhalb der EU. Darüber hinaus verantwortet der deutsche Zoll die Erhebung von Verbrauchsteuern wie Energiesteuer, Tabaksteuer oder Steuern auf Alkohol – und spielt damit auch für den Bundeshaushalt eine wichtige Rolle. 2012 entfielen darauf nach Zoll-Angaben knapp 124 Milliarden Euro, fast die Hälfte der Steuereinnahmen des Bundes. Die Behörde kümmert sich auch um die Bekämpfung der Schwarzarbeit, beschlagnahmt gefälschte Produkte und zieht Gelder ungeklärter Herkunft aus dem Verkehr. Zollgrenzen früher und heute Während die Bediensteten an Berlins Zolltoren zunächst noch jeden Wagen kontrollierten, der in die Stadt fuhr, sind heute größere Strukturen gefragt. Deutschland ist heute Teil des Zollgebiets der EU. Die erhobenen Zölle – 2012 waren es 4,5 Milliarden Euro – fließen in den EU-Haushalt. Berlin beherbergt heute eines von bundesweit 43 Hauptzollämtern, denen Zu Zeiten der Berliner Zollmauer waren die Zollgebiete noch deutlich enger definiert. Händler mussten mit sehr häufigen Kontrollen leben. Die deutschen Länder und Territorien waren derart zersplittert, dass es um 1790 rund 1.800 Zollgrenzen gab. Allein innerhalb der preußischen Staaten vermerken Historiker für den Beginn des 19. Jahrhunderts noch 67 lokale Zollgrenzen und Zolltarife. Wer Ware von einer Stadt in die nächste bringen wollte, musste häufig mehrere dieser Grenzen passieren, die jeweiligen Mautordnungen studieren und mehrfach Durchgangszoll bezahlen. Für ein reges Handelsleben war dies nicht gerade förderlich und so bildeten sich nach und nach regionale Zollverbünde, die den Handel erleichterten. Am 22. März 1833 schlossen sich der preußische und der süddeutsche SMS 10.2 17 BRANDENBURGER TOR GEWERBEBETRIEB VS. FREIBERUFLICHE TÄTIGKEIT / ZOLL Windmühlenberg Exerzierplatz NEUES THOR HAMBURGER THOR Voigtland Hambuger Bahnhof ROSENTHALER THOR SCHÖNHAUSER THOR KÖNIGSTHOR ORANIENBURGER THOR UNTERBAUM LANDSBERGER THOR PRENZLAUER THOR Alt-Berlin FRANKFURTER THOR BRANDENBURGER THOR Cölln Ministergärten Frankfurter Bahnhof Friedrichstadt POTSDAMER THOR Potsdamer Bahnhof ANHALTISCHES THOR STRALAUER THOR Köpenicker Feld Anhalter Bahnhof SCHLESISCHES THOR Köpenicker Feld HALLESCHES THOR WASSERTHOR KÖPENICKER THOR COTTBUSSER THOR Kreuzberg DIE BERLINER AKZISEMAUER UM 1855 Die Berliner Zoll- und Akzisemauer war die Stadtmauer Berlins ab dem 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie ersetzte die mittelalterliche Berliner Stadtmauer und die spätere Festung Berlin. Die Zoll- und Akzisemauer umfasste etwa das Siebenfache der durch Festungsanlagen umschlossenen Fläche der alten Residenzstadt. Zollverbund zum Deutschen Zollverein zusammen, der zum 1. Januar 1834 in Kraft trat. In den folgenden Jahren gliederten sich immer mehr Gebiete dem Zollverein an, so dass die Freihandelszone schließlich 30 Millionen Einwohner zählte. Erst durch die Reichsverfassung von 1871 wurde das deutsche Kaiserreich zu einem einheitlichen Zoll- und Handelsgebiet. Das Kaiserreich erhob die Zölle an den Außengrenzen und erließ die Zollgesetze. Die Berliner Akzisemauer war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder aus dem Stadtbild verschwunden. Den gesamten Verkehr in die Stadt hinein und aus ihr heraus zu kontrollieren, um Schmuggel zu unterbinden und Deserteure einzufangen, war im 19. Jahrhundert angesichts des rasanten Stadtwachstums nicht mehr zu bewerkstelligen. Zwischen 1800 und 1840 stieg die Einwohnerzahl in Berlin und den angrenzenden Siedlungen von 170.000 auf fast 400.000 Menschen. Da half auch die Verlagerung der Mauer nach außen nichts – weite Flächen der Stadt lagen außerhalb der Zollmauer, wo Passanten zunächst in zusätzlich errichteten Akzisehäusern kontrolliert wurden. Die Mauer und ihre Tore büßten ihren Nutzen unwiderbringlich ein. Zwischen 1867 und 1870 wurde die Zollmauer mit Ausnahme von drei Toren abgerissen. Im zweiten Weltkrieg wurden nochmals zwei der verbliebenen Portale zerstört. Das Brandenburger Tor ist damit das letzte erhaltene Zolltor – auch wenn kaum einer der vielen Besucher von seinen Ursprüngen weiß. 18 SMS 10.2 Carl Gotthard Langhans entwarf mit dem Brandenburger Tor eines der bekanntesten Bauwerke Deutschlands. Die steuerliche Einstufung seiner Einkünfte aus dem Bau wäre allerdings zumindest in der heutigen Zeit ein Spezialfall, erklärt Prof. Dr. Burkhard Binnewies, Partner der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in Köln. Herr Binnewies, Carl Gotthard Langhans hatte Jura studiert, arbeitete aber dann als Architekt. Wieso ist er steuerrechtlich damit ein beson derer Fall? Das hängt mit seinem Werdegang zusammen. Das Einkommensteuergesetz nennt eine Reihe sogenannter „Katalogberufe“. Wer einen dieser Berufe gelernt hat und selbstständig ausübt, muss keine Gewerbesteuer zahlen. Zu den Katalogberufen gehören sowohl Anwälte als auch Architekten. Langhans erfüllte aber die Kriterien jeweils nur halb: Als Jurist brachte er die Ausbildung zum Anwalt mit, aber ohne zu praktizieren. Stattdessen arbeitete er als Architekt, allerdings ohne Ausbildung. Man müsste daher zunächst prüfen, ob jemand in Herrn Langhans‘ Situation tatsächlich freiberuflich oder vielleicht doch eher gewerblich tätig ist. Welche Folgen hätte das Ergebnis dieser Prüfung für Herrn Langhans? Steuerlich betrachtet hat es große Auswirkungen: Wer Einkünfte aus selbstständiger Arbeit erzielt, muss keine Gewerbesteuer zahlen, bei gewerblicher Tätigkeit dagegen wird die Gewerbesteuer fällig. Zwar können Einzelunternehmer die Gewerbesteuer grundsätzlich auf ihre Einkommensteuer anrechnen, doch nicht immer ist eine vollständige Anrechnung möglich, die Einkunftsart ist daher häufig weniger vorteilhaft. Würden Sie aus heutiger Sicht sagen, dass Langhans Gewerbesteuer zahlen müsste? Wohl eher nicht. Es gibt die Regelung, dass manche Tätigkeiten als „ähnlich“ den Katalogberufen gelten mit den entsprechenden steuerlichen Auswirkungen. Dies kommt oft bei Autodidakten zum Tragen. Ausschlaggebend für die Bewertung der Einkünfte sind dann die Ergebnisse der geleisteten Arbeit: Lassen die Resultate darauf schließen, dass der Autodidakt Kenntnisse erworben haben muss, die äquivalent sind zu denen des klassischen Ausbildungswegs, dann übt er eine dem Katalogberuf ähnliche Tätigkeit aus. Damit hätte Herr Langhans aus heutiger Sicht sehr gute Chancen, seine Einkünfte als Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit deklarieren zu können: Das Brandenburger Tor erfüllt nachweislich bis heute alle Kriterien, die ein anspruchsvolles Bauwerk aus architektonischer Sicht erfüllen sollte. Das Ergebnis lässt also darauf schließen, dass Herr Langhans Kenntnisse gehabt haben muss, die denen entsprachen, die in der damaligen Zeit in einer klassischen Architektenausbildung vermittelt wurden. Der Zoll in Zahlen Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr 2012 - 39.000 Mitarbeiter sind beim Zoll beschäftigt - 543.000 Personen und fast 66.000 Arbeit geber hat der Zoll auf Schwarzarbeit überprüft und dabei Schäden durch Schwarzarbeit im Wert von 750 Millionen Euro aufgedeckt - 127,4 Millionen Euro ist der Gegenwert der gefälschten Produkte, die der Zoll an den Grenzen abgefangen hat – am häufigsten kopiert werden Taschen, Sonnenbrillen, Uhren und Schmuck. - 29 Tonnen Rauschgift hat der Zoll im vergan genen Jahr beschlagnahmt - 146 Millionen Schmuggelzigaretten wurden 2012 aus dem Verkehr gezogen - Zahlungsmittel im Wert von 9,3 Millionen Euro haben Zöllner wegen ungeklärter Herkunft vorläufig sichergestellt. 8 Millionen Euro Bußgeld wurden festgesetzt, weil Reisende Beträge nicht ordnungsgemäß angemeldet hatten. - 1.100 Mal haben Einreisende versucht, unter Artenschutz stehende Pflanzen, Tiere oder daraus hergestellte Produkte ins Land zu bringen Bruce Cooper Clarke, US General, mit Willy Brandt am Brandenburger Tor, 16. 08. 1961 FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS Filmförderung Wer zumindest ab und an ins Kino geht, kann sich nahezu sicher sein, in seinem Leben mindestens einen Film aus der Region Berlin-Brandenburg gesehen zu haben. Sie gilt als Deutschlands Filmstandort Nummer 1, jedes Jahr entstehen in Berlin und Umgebung mehr als 300 Filme. Ein differenziertes Fördersystem sorgt dafür, dass die finanzielle Basis stimmt. Regisseur Roland Emmerich und Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus bei den Dreharbeiten zu „Anonymous“ im Studio Babelsberg Der Oscar-prämierte Film „Das Leben der Anderen“, Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, die deutsche Romantikkomödie „Keinohrhasen“ und der Tom-Tykwer-Klassiker „Lola rennt“ – sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind in Berlin und Umgebung gedreht worden. Die Liste erfolgreicher Filme aus der Hauptstadtregion lässt sich fast beliebig verlängern. Die Filmregion Berlin-Brandenburg ist mit jährlich mehr als 300 Produktionen vom Arthouse-Film bis zum internationalen Blockbuster so produktiv wie keine zweite in Deutschland. Mehr als 2.000 Filmunternehmen erwirtschaften nach Angaben des Medienboards Berlin-Brandenburg einen Umsatz von 900 Millionen Euro. Filmfestivals und Preisverleihungen wie 20 SMS 10.2 die Berlinale und der Deutsche Filmpreis gehören zu den gesellschaft lichen Höhepunkten des Hauptstadtlebens und sind weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Damit sich die Filmlandschaft in voller Pracht entfalten kann, unterstützen diverse Förderprogramme die Akteure. Seit 2004 kümmert sich das Medienboard Berlin-Brandenburg um Filmförderung und Standortmarketing. Nach eigenen Angaben stellte es 2012 insgesamt 23,9 Millionen Euro für 269 Projekte bereit, von Kinderfilmen über Dokumentationen und Kurzfilme bis zu Mainstream-Produktionen. Ein Team von Referenten entscheidet zunächst darüber, welche Produktionen zur Förderung zugelassen werden. Anschließend reicht die Unterstützung FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS von der Projektplanung über die inhaltliche Ausgestaltung bis zu Produktion, Verleih und Vertrieb. Die Förderdarlehen müssen in der Regel innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgezahlt werden, zudem müssen die Mittel zu 100 Prozent in der Region Berlin-Brandenburg ausgegeben werden. Nach Berechnungen des Medienboards hat die Produktionsunterstützung in der Hauptstadtregion im Jahr 2012 dadurch zu Umsätzen von 74,4 Millionen Euro geführt – gut das Dreifache der Nettofördersumme. Anlaufstellen für Kreative Doch keine Förderung kann allein einen ganzen Film finanzieren. Bis vor einigen Jahren sprudelte für Filmschaffende noch eine zusätzliche Finanzierungsquelle: Zu Hochzeiten der New Economy erfreuten sich Filmfonds großer Beliebtheit. Die meisten Anleger sahen darin in erster Linie ein Steuersparmodell (Näheres dazu im Interview). Viele Investoren hatten mit ihrer Anlage allerdings nur wenig Freude, nicht selten flossen die Gelder in wenig aussichtsreiche Filmprojekte, die zuvor keinen Investor gefunden hatten. In Hollywood wurde das Investorengeld hämisch als „Stupid German Money“ tituliert, in Berlin-Brandenburg sparte man sich die Häme, dachte aber wohl Ähnliches. Nach einer kurzen Boom-Phase verloren die Anleger das Interesse an der Anlageform. Seit 2007 ist der von der Bundesregierung geschaffene Deutsche Filmförderfonds (DFFF) daher eine weitere Anlaufstelle für Fördergelder. Bis Ende 2012 wurden über 640 Filmproduktionen mit insgesamt rund 356 Millionen Euro unterstützt. Der DFFF wurde im September 2012 um weitere drei Jahre verlängert. Für 2013 wurde das Budget um 10 Millionen Euro auf insgesamt 70 Millionen Euro erhöht. Förderzusagen gab es zuletzt unter anderem für „Kokowääh 2“, die Fortsetzung des Til-Schweiger-Kinoerfolgs, und für die Komödie „Schlussmacher“ mit Matthias Schweighöfer. Finanziert werden bis zu 20 Prozent der Produktionskosten, die in Deutschland ausgegeben werden. 2012 hat der DFFF so viele Filme gefördert wie noch nie zuvor: 115 Produktionen, davon 80 Spielfilme, 32 Dokumentarfilme und drei Animationsfilme. Warum gerade in der Filmindustrie die Förderung eine so große Rolle spielt, hat einen einfachen Grund: Bevor ein Film auch nur einen einzigen Euro Umsatz erzielt, muss er komplett produziert, vertrieben und vermarktet werden. Das ist teuer und zudem extrem risikobehaftet, weil niemand weiß, wie gut der Streifen in den Kinos ankommen wird. Gerade kleinere Produktionen können daher eine Eigenfinanzierung nicht leisten und blitzen bei klassischen Finanzierern wie Banken schnell ab. Professionelle Produktionsorte Die Region Berlin-Brandenburg bietet Kreativen neben finanzieller Hilfe aber auch eine große Auswahl an Orten, um Filmideen professionell und Szenenfoto aus dem Film „Schlussmacher“ mit Matthias Schweighöfer und Milan Peschel ansprechend umzusetzen. Gedreht wird im Studio Adlershof, den Park studios, der Berliner Union-Film und in den Filmstudios Babelsberg, den wohl bekanntesten Studios in der Region. Das Studio Babelsberg ist mehr als 100 Jahre alt und gilt damit als weltweit ältestes Groß-Atelier-Film studio. Bereits am 12. Februar 1912 lief die erste Produktion an: Der Stummfilm „Der Totentanz“ mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Das Studio hat die deutsche Filmgeschichte seitdem geprägt. Einen Meilenstein markierte das Jahr 1929, als in Babelsberg das erste deutsche Tonfilmatelier entstand. „Melodie des Herzens“ mit Willy Fritsch wurde der erste komplett vertonte deutsche Spielfilm. Doch die späten 20er-Jahre markierten für das Filmstudio zugleich den Beginn einer schweren Krise. Die Wirtschaftsrezession trieb die UFA, zu der die Studios gehörten, an den Rand des Ruins. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war es dann auch mit kreativem Filmschaffen vorerst vorbei: In Babelsberg entstanden Propagandafilme und später leichte Unterhaltungsfilme, die die Bevölkerung von den Schrecken des Kriegs ablenken sollten. Die zwischenzeitlich verstaatlichte Filmindustrie produzierte bis zum Kriegsende. Von August 1945 an unterlag Babelsberg dem alliierten Recht, bis 1947 waren die Studios von der sowjetischen Militäradministration besetzt. Doch bereits in dieser Zeit gelang der Neuanfang. Im Mai 1946 wurde die deutsch-sowjetische DEFA – Deutsche Film AG gegründet. Der Produktionsbetrieb lief direkt wieder an und neben vielen anderen drehte beispielsweise Hildegard Knef in Babelsberg den Film „Die Mörder sind unter uns“. Bis 1990 entstanden auf dem Babelsberger Areal mehr als 1.200 Spielfilme, darunter auch der einzige jemals für einen Oscar nominierte Film aus der DDR, „Jakob der Lügner“ aus dem Jahr 1976. Ihre heutige Bedeutung hätten die Babelsberger Filmstudios jedoch nicht ohne ein massives Investitionsprogramm in den 90er-Jahren erreicht. Nach der Wiedervereinigung verkaufte die Treuhandanstalt die ehemaligen DEFAStudios in Babelsberg an den französischen Konzern Compagnie Générale des Eaux, heute bekannt als Vivendi Universal. Der Konzern investierte in den folgenden zwölf Jahren rund 500 Millionen Euro in das Filmstudio und SMS 10.2 21 FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS die im Umfeld entstehende Medienstadt. Von dieser Infrastruktur profitiert das Studio bis heute. 2004 verkaufte Vivendi das Studio Babelsberg an die Beteiligungsgesellschaft Filmbetriebe Berlin-Brandenburg, die das Unternehmen 2005 in eine Aktiengesellschaft umwandelte und an die Börse brachte. Seitdem hat das Studio Babelsberg seine Studiofläche vor allem durch Zukäufe nahezu verdoppelt. Insgesamt umfasst die Studioanlage heute 20 Ateliers und Studios sowie unterschiedliche Außenkulissen auf mehr als 156.000 Quadratmetern. Inzwischen engagiert sich das Filmstudio Babelsberg auch selbst als Koproduzent und Filmfinanzierer für deutsche und internationale Produk tionen. Das Unternehmen investiert dabei Referenzmittel aus großen internationalen Projekten in kleinere Produktionen, derzeit beispielsweise in den französischen Film „Beauty and the Beast“. Referenzmittel sind Zuschüsse, die der Filmhersteller erhält, wenn sein Werk eine bestimmte Zuschauerzahl erreicht hat. Sie müssen zweckgebunden für Neuproduktionen eingesetzt werden. Ein besonderer Fokus liegt bei der Förderung weiterhin auf Produktionen, die zumindest teilweise am Standort Babelsberg umgesetzt werden. Dauerkulisse für TV-Produktionen Das Medienboard hat Anfang des Jahres eigens ein Pilotförderprogramm für TV-Serienformate aufgelegt, und auch die Landesbanken der Region sind in die Zwischenfinanzierung von Film- und TV-Projekten involviert. Denn neben Kinofilmen wird gerade Berlin häufig auch als Kulisse für Fernsehproduktionen genutzt. Mehr als 25 Prozent aller deutschen Serienproduktionen werden dem Medienboard zufolge in der Region hergestellt. Dem Fernsehzuschauer gibt sich die Hauptstadt allerdings nicht immer als Drehort zu erkennen. Weite Teile der Krimiserie „Soko Wismar“ beispielsweise wurden nicht in Wismar, sondern in der Nähe des Berliner CharitéGeländes gedreht. Andere Produktionen binden das Berliner Lokalkolorit und das Flair der Hauptstadt bewusst in die Handlung ein. Die Bandbreite reicht von abendlichen Castingshows wie „The Voice of Germany“ über Krimis wie „Tatort“ und Polit-Talkshows wie „Anne Will“, „Maybrit Illner“ oder „Günther Jauch“ bis hin zum TV-Dauerbrenner „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. In den Fernsehzeitschriften findet sich an nahezu jedem Tag eine Sendung, die im Raum Berlin spielt oder produziert wurde. Für Touristen bietet Berlin spezielle Touren, die die schönsten und bekanntesten Drehorte verbinden. Filmfans können über die Brücke laufen, die Franka Potente in Tom Tykwers „Lola rennt“ im Sprint überquert hat und können ein Bier in den Kneipen trinken, die schon Christian Ulmen als Filmfigur „Herr Lehmann“ besucht hat. Mit etwas Glück trifft man beim Berlinbesuch sogar einen Filmstar persönlich. Denn irgendwo in der Stadt wird eigentlich immer gerade gedreht. 22 SMS 10.2 Ende der 90er-Jahre waren Filmfonds bei deutschen Anlegern sehr beliebt. Zehntausende In vestoren steckten Geld in die Fonds. Viele von ihnen hofften darauf, die Investition zur Steuer gestaltung nutzen zu können. Doch die anfangs attraktiv erscheinenden steuerrechtlichen Regelungen werden heute plötzlich von den Finanzverwaltungen infrage gestellt, erklärt Dr. Rainer Spatscheck, Partner der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in München. Herr Spatscheck, Filmfonds galten vor einigen Jahren noch als steuer lich äußerst attraktiv. Was machte ihren Reiz für Anleger aus? Die ursprüngliche Idee beruhte darauf, dass der Anleger im ersten Jahr seines Investments einen hohen Verlust generiert, den er steuerlich geltend machen kann. Dieser Verlust sollte in den Folgejahren durch Zahlungen aus dem dann erfolgreich wirtschaftenden Filmfonds ausgeglichen werden. Die Konstruktion der Filmfonds war meist ähnlich: Sie sammelten bei Investoren Geld ein, das sie zur Herstellung des Films an Produktionsfirmen und Vertrieb weitergaben. Bei Garantiefonds sicherte eine Bank den Investoren des Fonds zu, dass ein bestimmter Prozentsatz des eingesetzten Kapitals definitiv zurückausgezahlt wird – unabhängig davon, wie der Fonds läuft –, um den Anlegern bei Ablauf etwas ausschütten zu können. Zunächst hat die Finanzverwaltung dabei die Steuerminderung der Fondsinvestoren anerkannt. Inzwischen hat die Finanzverwaltung die steuerrechtliche Einschätzung der Filmfonds mehrfach geändert. Heute wird davon ausgegangen, dass der Anfangsverlust ganz oder teilweise wegfällt bzw. die Anfangsinvestitionen auf die Laufzeit des Fonds zu verteilen seien. Diese Kehrtwende hat die Branche überrascht. Woher kam der plötzliche Sinneswandel? Filmfonds waren zu Beginn politisch gewünscht, um die deutsche Filmindustrie zu fördern. Dieses Ziel wurde jedoch nach Einschätzung der Politik verfehlt, weil viele Fonds die Mittel in ausländische Produktionen investierten. Auch das Umdenken in der steuerlichen Einschätzung der Filmfonds war wohl politisch bedingt. Zurzeit sind noch Tausende Verfahren zu Steuerbescheiden anhängig, bei denen Anleger versucht haben, die Steuerminderung wie im Fondsprospekt dargelegt durchzusetzen. Die meisten Verfahren ruhen, bis die Rechtsfrage eindeutig geklärt ist. Haben Filmfonds jetzt noch eine Zukunft? Unter dem Aspekt der Steuergestaltung haben die Investitionen ihren Reiz verloren. Viele Anleger haben zudem gegen die Fonds geklagt, weil sie – entgegen ihrer Hoffnung – keine steuerlichen Vorteile aus ihrer Investition ziehen konnten. Sie werfen den Verantwortlichen vor, einen fehlerhaften Prospekt herausgegeben zu haben. Dabei sind die Fonds, deren steuerliche Berater und auch die vor Ort tätigen Betriebsprüfer der Finanzämter von der steuerrechtlichen Neubewertung auf Ministeriumsebene selbst überrascht worden. Die steuerliche Aberkennung und die Zivilklagen belasten viele Fonds. Zurzeit werden quasi keine Filmfonds mehr aufgelegt. FILMFÖRDERUNG PROBLEME DER FILMFONDS Dreharbeiten zu „Die Vermessung der Welt“ von Detlev Buck „Berliner Straße“ – Außenkulisse des Studios Babelsberg Szenenfoto aus „Don 2“ mit Shah Rukh Khan Szenenfoto aus „Cloud Atlas“ von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern SMS 10.2 23 KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER Komische Oper Die Kreativszene hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Aushängeschild Berlins entwickelt. Einen besonderen Platz nimmt das Ensemble der Komischen Oper an der Behrenstraße ein. Kulturfreunden gilt das Haus als Geburtsstätte des modernen Musiktheaters. 24 SMS 10.2 KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER Aufzufallen ist gar nicht so einfach in einer Stadt wie Berlin, in der es scheinbar überall Neues zu entdecken gibt und die einen ständigen Zustrom von jungen Kreativen für sich verbuchen kann. Die Komische Oper schafft es aber selbst in dieser Metropole, sich vom bunten Rest des Kulturbetriebs abzuheben. Das Haus an der Behrenstraße in Berlin-Mitte möchte außergewöhnliches, anders aufbereitetes Musiktheater bieten – ganz in der Tradition der Gattung, nach der sich die Komische Oper benannt hat. Der Name leitet sich ab von der „Opéra comique“, die im 17. Jahrhundert erstmals in Paris für Furore sorgte. Denn was dort geboten wurde, wies einige Unterschiede zu klassischen Opernwerken auf. So behandelte die Opéra comique keine antiken Stoffe mehr, sondern aktuelle Themen. Die Heldenrolle war nicht mehr ausschließlich Adeligen vorbehalten und zwischen den musikalischen Teilen gab es neben Rezitativem auch gesprochene Passagen. Ob der Inhalt der Stücke komisch, tragisch oder sentimental war, hatte keinen Einfluss auf die Einstufung als Opéra comique. Ihren Namen bekam die Gattung, um sich von der anfangs noch dem Adel vorbehaltenen Tragödie abzugrenzen. Die Opéra comique war eine Oper für das Bürgertum. Auch im Haus in der Berliner Behrenstraße gab es bereits im 18. Jahrhundert Aufführungen für das Bürgertum, lange bevor die heutige Komische Oper im Jahre 1947 in das Gebäude einzog. Schon von 1764 an wurden neben Schauspielen von Goethe und Shakespeare auch Singspiele in der Behrenstraße aufgeführt, die unter dem Einfluss der Opéra comique ein Gegengewicht zur Oper darstellen sollten. Im 19. Jahrhundert trat an die Stelle des alten Theaters das von den Wiener Star-Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer erbaute „Theater unter den Linden“, wo Operetten und Opern gezeigt wurden. Nach einem weiteren Umbau eröffnete das Theater an der Behrenstraße 1898 als Metropol-Theater seine Pforten. Aufwendig gestaltete Jahresrevuen wurden zum Aushängeschild des Hauses. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich das Metropol-Theater zu einem der angesehensten Operettenhäuser Deutschlands. Doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte dem kreativen Treiben schwer zu. Jüdische Ensemblemitglieder durften nicht mehr auftreten und mussten das Land verlassen, viele der neueren Operetten aus der Feder jüdischer Komponisten durften nicht mehr aufgeführt werden. Das Metropol-Theater wurde dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt und schließlich Ende 1944 wie nahezu alle deutschen und österreichischen Kulturbetriebe geschlossen. Auf Verfügung von Joseph Goebbels wurden die Ensemblemitglieder der Kulturhäuser zum Kriegseinsatz beordert. Und es kam noch schlimmer: Weite Teile des Theaterbaus in der Behrenstraße wurden im März 1945 bei einem Bombenangriff zerstört, nur der Zuschauerraum blieb erhalten – er wird heute noch genutzt. SMS 10.2 25 KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER Orchester in der Komischen Oper Musiktheater für alle Nach Kriegsende wurde die Behrenstraße zur Heimat der heutigen Komischen Oper. Der vormalige Nutzer, das Metropol-Theater, eröffnete im Ostteil der Stadt neu – zunächst in einem Kinosaal in der Schönhauser Allee und ab 1955 im Admiralspalast. Das Theater an der Behrenstraße wurde neu aufgebaut und 1947 wieder in Betrieb genommen. Eine Aufführung von Johann Strauß‘ Operette „Die Fledermaus“ war die erste Vorstellung der Komischen Oper. Intendant Walter Felsenstein besann sich mit der Gründung des Hauses auf die Grundzüge der Opéra comique und prägte die Idee eines publikumsnahen Musiktheaters. „Im Musiktheater geht es vor allem um eines – Menschen zu bewegen“, so lautet bis heute der Wahlspruch der Komischen Oper. Unter der Intendanz von Barrie Kosky stehen verstärkt wieder wenig bekannte Stücke und Werke von Künstlern, die im National sozialismus unterdrückt wurden, auf dem Spielplan. Die Komische Oper hält konsequent an ihrer Philosophie fest, Menschen zu bewegen und sich wie die traditionelle Opéra comique nicht auf bestimmte Besuchsgruppen zu beschränken. Das Angebot richtet sich an alle Altersklassen: Schon Kinder können in einer speziellen Konzertreihe die Orchestermusik kennenlernen. Einführungsworkshops bereiten Jugendliche auf den Opernbesuch vor. Neben den Akteuren auf der Bühne prägt auch das Orchester die Auf führungen in der Komischen Oper. Ein eigenes Ensemble gehört seit der Eröffnung der Komischen Oper 1947 fest dazu. Zurzeit spielen 112 Musiker im Orchester der Komischen Oper, seit der Spielzeit 2012 / 2013 unter Generalmusikdirektor Henrik Nánási. Die Ensemblemitglieder müssen ein breites Repertoire beherrschen. Zur Komischen Oper gehört deshalb auch eine Orchesterakademie, die für Nachwuchsmusiker sieben Ausbildungsplätze pro Jahr anbietet. Die Akademiestudenten arbeiten mit professionellen Musikern und proben in unterschiedlichen Formationen Opern- und Kammermusik. Besonders talentierte junge Sänger werden im Opernstudio der Komischen Oper auf ihren Auftritt auf der großen Bühne vorbereitet. Im Opernhaus stehen neben Mozart-Werken und Kompositionen des 19. Jahrhunderts auch zeitgenössische Stücke auf dem Programm. Regelmäßig gestalten die Musiker Uraufführungen gemeinsam mit Komponisten wie Benjamin Britten, Giuseppe Manzoni, Aribert Reimann oder Cristóbal Halffter. 26 SMS 10.2 Und auch auf der Bühne kann sich der Nachwuchs in der Komischen Oper engagieren. Neben dem Orchester gehört der Kinderchor fest zum Ensemble. Etwa 80 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren singen dort mit und übernehmen wichtige Passagen in Kinderopern wie „Mikropolis“ oder „Ali Baba und die 40 Räuber“. Nach Angaben der Komischen Oper kommen pro Spielzeit 30.000 Kinder und Jugendliche zu den speziellen Vorstellungen. Besonders stolz ist die Komische Oper auf ihre Internationalität. Nach eigenen Angaben ist sie das erste Opernhaus der Welt, das Untertitel in vier Sprachen anbietet. An jedem Sitzplatz gibt es eine Übersetzungsanlage, die Untertitel in Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch anzeigt. Um die türkischen Besucher bemüht sich die Komische Oper besonders intensiv. Um mehr Menschen mit türkischen Wurzeln für die Oper zu begeistern, bietet das Projekt „Selam Opera“ einführende Workshops und Informationsveranstaltungen. Diese Umtriebigkeit täuscht manchmal darüber hinweg, dass die Komische Oper mit Platz für rund 1.200 Besucher das kleinste der drei Berliner Opernhäuser ist. Doch auch diesen Umstand weiß das Haus für sich zu nutzen: Die Zuschauer sollen die Arbeit der Schauspieler und Musiker aus unmittelbarer Nähe verfolgen – intime Einblicke in das moderne Musiktheater sind Besuchern der Komischen Oper sicher. Die Arbeit an einem etablierten Opernhaus oder Theater ist für viele Schauspieler, Maskenbildner und Regisseure ein Traum. Die Kreativen verbringen KOMISCHE OPER KUNST VS. STEUER ihre Zeit nicht im Büro, sondern in einer Kulturstätte. Dafür müssen sie besondere Talente mitbringen und nehmen in Kauf, dass ihr Einsatz am Wochenende, an Feiertagen und in den Abendstunden gefragt ist – eben immer dann, wenn die Theaterbesucher ihre Freizeit genießen. Auch steuerlich treffen die Kreativen einige Besonderheiten, weiß Dr. Thorsten Zumwinkel, Partner bei der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm. Die Arbeit an einem etablierten Opernhaus oder Theater ist für viele Schauspieler, Maskenbildner und Regisseure ein Traum. Die Kreativen verbringen ihre Zeit nicht im Büro, sondern in einer Kulturstätte. Dafür müssen sie besondere Talente mitbringen und nehmen in Kauf, dass ihr Einsatz am Wochenende, an Feiertagen und in den Abendstunden gefragt ist – eben immer dann, wenn die Theaterbesucher ihre Freizeit genießen. Auch steuerlich treffen die Kreativen einige Besonderheiten, weiß Dr. Thorsten Zumwinkel, Partner bei der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in München. Herr Zumwinkel, die Arbeit an Oper und Theater hat kaum etwas mit dem klassischen Bürojob zu tun. Wird sie auch steuerrechtlich anders betrachtet? Die grundsätzliche Frage lautet auch im kreativen Umfeld: Ist jemand angestellt oder selbstständig? Die Unterscheidung ist allerdings nicht immer einfach zu treffen. Mitunter werden Darsteller als Freiberufler geführt. Anders als bei Freiberuflern üblich, können Darsteller aber in der Regel nicht frei darüber entscheiden, wann sie die vereinbarte Tätigkeit erbringen, sondern stehen zu festen Zeiten auf der Bühne. Haben sie nur ein (festes) Engagement, sind sie in der Regel nicht selbstständig tätig. Doch auch bei mehreren Engagements kann eine Scheinselbstständigkeit gegeben sein. Zwar ist der Verwaltungsaufwand für das Theater bei Frei beruflern sicherlich geringer als bei Angestellten, doch steuerrechtlich bleibt ein Risiko. Was kann einem Theater- oder Opernhaus passieren? Die Finanzbehörden prüfen die Beschäftigungsverhältnisse der Künstler. Dies passiert mitunter erst Jahre später, wenn die Engagements schon wieder beendet sind. Wird die Selbstständigkeit dann nicht anerkannt, muss der Auftraggeber im Nachhinein noch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge abführen. Die Belastung liegt dann oft allein bei der Bühne – der Künstler arbeitet womöglich längst im Ausland und ist nicht mehr greifbar. Viele Bühnen sind auf Subventionen angewiesen, um finanziell beste hen zu können. Gibt es auch steuerliche Erleichterungen? Ja, beispielsweise sind bestimmte Umsätze kultureller Einrichtungen von der Umsatzsteuer befreit. Darunter fällt insbesondere auch ein Großteil der Leistungen von Theatern, Opernhäusern etc. Aufpassen müssen dagegen Einzelpersonen. Wer selbstständig Leistungen im Umfeld einer Bühne erbringt, etwa als Maskenbildner, muss in der Regel die Umsatzsteuer ausweisen. Leider passieren dabei immer wieder Fehler, die oft erst mit mehreren Jahren Verzögerung bei einer Außenprüfung bemerkt werden. Stellen die Finanzbehörden dann zum Beispiel fest, dass ein Maskenbildner die Umsatzsteuer nicht ausgewiesen und abgeführt hat, wird sie nicht nur nacherhoben, sondern hinzukommen noch Zinsen von jährlich 6 Prozent. Auf seinen Auftraggeber, die Bühne, kann er dies nachträglich nicht mehr abwälzen. Dann ist der Schrecken oft groß. Ein regelmäßiger Kontakt zum Steuerberater empfiehlt sich daher – auch wenn die Steuerthematik vielleicht nicht zu den Lieblingsthemen der Kreativen gehört. SMS 10.2 27 PORTRÄT DR. KLAUS OLBING Wir kochen alle mit Wasser … nur jeder etwas anders Ich gehöre zu den Menschen, die gerne essen, aber noch lieber kochen. Es ist für mich eine Freude, samstags über den Markt zu gehen, zu überlegen, was ich diesmal kochen soll, um die dazu passenden frischen Produkte einzukaufen. Ich schätze den kreativen Prozess des Kochens. Je nach Stimmungslage allein, meditativ, mit guter Musik und gutem Wein, oder in großer Runde bei ungezwungenem Plaudern. Das Resultat muss nicht ausgefallen, exotisch, spitzfindig oder raffiniert sein. Ich ziehe die einfache Küche vor. Wenn mir das Essen gelungen ist, bin ich für den Rest des Tags gut gelaunt. Meine Stimmungslage sinkt entsprechend – zum Glück nicht dauerhaft –, wenn ich nicht mit mir und dem Resultat zufrieden bin. Krönender Abschluss soll nämlich das gemeinsame Essen sein, im Idealfall begleitet von anerkennenden Worten der Gäste. Diesen Stellenwert hatte das Kochen nicht immer. Ich komme aus einer Familie, in der beide Elternteile berufstätig waren. Essen war ein notwendiger Bestandteil des Lebens, den man – zwar nicht mengenmäßig, aber hinsichtlich des zeitlichen und finanziellen Aufwands – auf ein Mindestmaß reduzierte. An Gewürzen gab es bei uns Salz, Pfeffer und Maggi, später 28 SMS 10.2 auch Fondor – in der Metro in der Gastronomiegroßpackung gekauft und entsprechend großzügig verwendet. Geselligkeit wurde überwiegend im Zusammenhang mit Theater-, Konzert- und Opernbesuchen gepflegt. Dass man vorher oder nachher auch essen gehen konnte, kam meinen Eltern lange nicht in den Sinn. Wenn Gäste eingeladen wurden, hatte meine Mutter jahrelang ein – einfaches, aber sehr gutes – Standardgericht. Wichtiger als das Essen war ein gutes, also inhaltsreiches Gespräch. Ich habe mich trotzdem – oder gerade deshalb? – ohne erkennbare Mangelerscheinungen gut entwickelt. Mein kulinarisches Erwachen erfolgte nämlich relativ spät, nach Abschluss der vertikalen Wachstumsphase. Mit knapp 2 Metern Länge, 90 Kilo Gewicht und 18 Jahren kam ich in Kontakt mit einem katholischen Geistlichen, der in meiner Heimatstadt (Essen!) eine Wohn- und Glaubensgemeinschaft leitete. Am Wochenende durfte (fast) jeder kommen, beim Kochen mithelfen, das so Fabrizierte verspeisen und an den (auch) theologischen Gesprächen teilnehmen. Ich war von diesem Menschen, dieser Gemeinschaft, dem offenen Geist und dem Essen fasziniert. SMS 10.2 29 PORTRÄT DR. KLAUS OLBING Zum ersten Mal erlebte ich die Geschmacksvielfalt der Gewürze und Kräuter. Ich war überrascht, dass Karotten noch besser schmecken, wenn man sie nicht zu Brei verkocht. Ich war begeistert, was man alles aus Kartoffeln machen kann. Ich versuchte, mir erstmals vorzustellen, wie viel Not Menschen leiden mussten, bis sie auf die Idee kamen, zum Beispiel Artischocken „Es ist für mich eine Freude, samstags über den Markt zu gehen, zu überlegen, was ich diesmal kochen soll, um die dazu passenden frischen Produkte einzukaufen. Ich schätze den kreativen Prozess des Kochens.“ so lange zu kochen, bis man sie essen konnte – um dann festzustellen, dass ein kleiner Teil der Pflanze nicht nur bloß genießbar, sondern köstlich ist. Ich schmunzelte über die Erfindungskraft des Menschen, um auch in den Fastenzeiten erträglich speisen zu können (so soll Biberbraten wegen des schuppigen Schwanzes des Tiers nicht als Fleisch, sondern als Fisch und damit als fastentauglich gegolten haben, was die Überlebenschancen des Bibers in katholischen Gebieten nicht unbedingt erhöht hat). Auch wenn mein großes Kochvorbild – der katholische Geistliche – nach dem eher klassischen französischen Credo aus dem 19. Jahrhundert lebte, dass eine gute Küche aus „Butter, Butter, Butter“ sowie „Sahne, Sahne, Sahne“ bestehe, war ein häufig von ihm verwendeter Satz: „Wir kochen alle mit Wasser ... nur jeder etwas anders“. Es ging ihm um die Achtsamkeit dem Produkt gegenüber. Er hatte seine Leitsätze: Dass man nicht alles in einen Topf wirft. Dass Kochen etwas sehr Individuelles ist und auch beim Kochen nach Rezept das Resultat bei jedem anders ausfällt. Dass ein Essen immer wieder anders schmeckt, auch wenn man es routiniert zum wiederholten Mal kocht. Dass man die besten Resultate erzielt, wenn man mit Zeit, Lust, Interesse, Kreativität und Engagement kocht. Dass der Moment des Gelingens etwas Wunderbares ist. Dass Kochen kein Selbstzweck ist, denn im Mittelpunkt soll immer der Genuss beim gemeinsamen Essen stehen. Und (das Theologische durfte ja nicht fehlen): Die Dankbarkeit vor Gott, dass wir in Frieden und Gesundheit diesen Teil der Schöpfung genießen dürfen. So entwickelte ich mich mit der Zeit zu einem passablen Hobbykoch, mit allen Vor- und Nachteilen. Bei der Bundeswehr konnte ich das zerkochte Kantinenessen nicht genießen. Ich ließ (und lasse noch heute) lieber ein schlechtes Essen ausfallen, um mit einem Apfel die Zeit bis zum nächsten guten Essen zu überbrücken. Andererseits entwickelte sich durch das Kochen bei mir ein sehr geselliges Leben und so manche junge Dame konnte ich mit einer frisch aufgeschlagenen Soße béarnaise beeindrucken. So vergingen die Bundeswehr, das Studium und das Referendariat. Auch meine Eltern hatten ihren Frieden mit meinem Kochen gemacht, sorgte ich doch bei den Familienfesten kulinarisch für etwas mehr Abwechslung. Auch wenn dadurch der prozentuale Anteil der Lebensmittelkosten an unseren Gesamtausgaben nicht unerheblich stieg. Mit anderen Worten: Es tat sich eine ganz neue Welt für mich auf. Welche Bedeutung die beim Kochen erworbenen Fähigkeiten für meine berufliche Laufbahn hatten, zeigte sich bereits in der ersten Woche meiner anwaltlichen Tätigkeit in der damals noch „Streck Rainer“ genannten Sozietät. Meine Eltern sahen diese Entwicklung mit skeptischem Interesse. Sie machten sich unberechtigte Sorgen hinsichtlich meiner beruflichen und persönlichen Neigungen. Aber zum Glück strahlten nicht nur die neuesten theologischen Erkenntnisse in unser Familienleben. Ich schenkte meiner Mutter zu Weihnachten eine Sammlung von Gewürzen. Gingen wir einmal essen, wagte ich mich auf der Speisekarte auch in die Bereiche jenseits des Schnitzels „Wiener Art“. Und ich begab mich, lange bevor es die scheinbar unendlichen Kochshows gab, in die Welt des Kochens. Zunächst zaghaft, dann immer wagemutiger. So beschränkten sich die Befürchtungen meiner Eltern bald nur noch darauf, die bisher überschaubaren Ausgaben für den Inhalt des Kühlschranks nicht ausufern zu lassen. Ich durfte an einem Besprechungstermin teilnehmen, den Herr Dr. Streck mit einem Mandanten führte. Einem Pizzabäcker, dem der – sicherlich – unberechtigte Vorwurf gemacht wurde, nur jede zweite verkaufte Pizza in die Bücher aufgenommen zu haben. Als guter Kaufmann wollte der Mandant das Honorar vorab klären. Dr. Streck stellte seinen (wie sich rasch zeigte nicht verhandelbaren) Honorarvorschlag in den Raum. Und wie es sich für einen ordentlichen Pizzabäcker gehört, fing dieser gleich das Wehklagen an … „Oh Gott … so viel … meine armen Kinder … mein Steuerberater ist viel günstiger …“ Und dann kam der Satz, der mich sensibilisierte. Der Pizzabäcker verstieg sich in die Behauptung, „Ihr Steuerrechtler und Steuerberater seid doch alle gleich. Ihr kocht doch alle nur mit Wasser …“. 30 SMS 10.2 PORTRÄT DR. KLAUS OLBING Und was antwortete Dr. Streck? „Wir kochen zwar alle nur mit Wasser, aber jeder etwas anders. Und ich koche besser.“ Er könne ja zu seinem Steuerberater gehen … Das Mandat kam zustande. Das Honorar wurde gezahlt. Und Dr. Streck kochte tatsächlich besser als der Vorberater, zumindest im übertragenen Sinn. Das Verfahren wurde nach vielen Jahren mit einer kleinen Hinzuschätzung und einer geringen Geldauflage eingestellt. Ich durfte zudem feststellen, dass Herr Dr. Streck zwar in vielerlei Hinsicht besser als andere kocht, nur leider nicht im direkten Sinn. Die Küche im alten Büro in der Hans-Willy-Mertens-Straße lag direkt gegenüber seines Zimmers. Mir wurde rasch, eindeutig und von mehreren Seiten klargemacht, dass man bitte in der Küche nichts außer Kaffee und Tee kochen sollte. Herr Dr. Streck verbitte sich den Geruch von Essen als Ablenkung von der Arbeit. Stattdessen könne man ihm mit rohen Karotten und Salz stangen eine gewisse Freude machen (etwas, was sich im Laufe der Zeit zum Glück geändert hat, wenn auch nicht aufgrund meines Einflusses). Viele Eigenschaften, die ich beim Kochen erlangt und erworben hatte, erwiesen sich als nützlich bei der Arbeit als Rechtsanwalt: Die Achtsamkeit vor dem Mandanten, dem Finanzamt und dem Sachverhalt. Jeder Fall ist anders. Es gibt keine Routine. Jeder Fall muss mit Aufmerksamkeit und Ruhe individuell gelöst werden. Kreativität ist gefragt. Einfache, aber durchdachte Konzepte sind Erfolg versprechender als gekünstelte. Mal muss man etwas länger köcheln lassen. Mal muss man rasch und beherzt zugreifen. Köstlich ist der Moment des Gelingens. Leider fehlt bei der juristischen Tätigkeit in der Regel das abschließende gemeinsame Mahl. Das gemeinsame Essen bleibt mir mit der Familie und Freunden vorbehalten. Leider reduzieren sich auch diese Gelegenheiten berufsbedingt auf das Wochenende, aber dann macht mir das Kochen und gemeinsame Essen umso mehr Freude – zum Leidwesen meiner lieben Frau, die die Woche über den Alltag kulinarisch bestreiten darf. Und was ist aus meinen Weggefährten von damals geworden? Meine Eltern sind leider schon verstorben, ohne dass ich sie fürs Kochen begeistern konnte. Die Gewürze, die ich ihnen zu Beginn meiner Laufbahn geschenkt hatte, fanden sich im Nachlass unangebrochen. Bleiben die Erinnerungen an die gemeinsamen, köstlichen und ausgelassenen Mahlzeiten. Zumindest insoweit konnten meine Geschwister und ich die Lebensgewohnheiten unserer Eltern verändern. Ach ja, ab und zu, wenn auch nur ganz selten, koche ich das damalige Standardgericht meiner lieben Mutter: Wurstbrötchen. Mein geistiger Ziehvater, Pater Augustinus, „bürgerlich“ Heinrich Graf Henckel von Donnersmark, ist auch leider viel zu früh verstorben. Er hat mich in vielerlei Hinsicht wesentlich geprägt. Ich verdanke ihm sehr viel. Nicht nur die Erkenntnis, dass jeder mit Wasser kocht, aber jeder anders. Einige seiner damaligen Tipps kommen noch heute zur Anwendung. Nicht nur in der Küche. Und nun? Ich koche weiter. Mit meiner Frau, meinen Kindern und unseren Freunden. Ich sehe mit Genugtuung, wie die Kinder das Interesse – jedes auf seine Art – am Kochen fortentwickeln. Vom Einkaufen über das Zubereiten bis zum gemeinsamen Mahl. Auch sie kochen nur mit Wasser, anders als ich. Auf eine Weise, die ich sehr schätze. Klaus Olbing SMS 10.2 31 Sehnsucht nach Meer „Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, in der der Mensch doch nie alleine ist, denn er fühlt das Leben um ihn herum, ein übernatürliches wundervolles Dasein rührt sich darin; es ist nichts außer Bewegung und Liebe.“ 1 Wann es begann? Ich würde sagen, es war Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts: Ostern, irgendwann Ende März, bei Nymindegab am süd lichen Ende des Ringkøbing Fjord. Der Wind trieb Graupelschauer über das Wasser, Luft zehn, Wasser sechs Grad Celsius, es stürmte. Mit Freunden waren wir in einem VW-Bus zum Campen und Windsurfen von Kiel aus nach Dänemark gefahren. Wenige Tage zuvor hatte ich mir von dem Geld, das ich als Schüler mit Aushilfsjobs verdient hatte, mein erstes richtiges Surfbrett gekauft. Einen „Sinker“ wie man damals noch sagte (also ein Brett, das streng genommen untergeht, wenn man sich daraufstellt). Nach heutigen Maßstäben lächerlich lang und schwer, aber so waren Surfbretter seinerzeit: Ein 2,80 m langes Stück Styropor, laminiert mit Polyesterharz, pinkfarben mit gelben Sternen. Ob ich damit umgehen konnte, war zunächst unklar. Doch dann passierte es – eher versehentlich: Eine Sturmböe erfasst das Segel, durch eine glückliche Fügung gelingt mir die richtige Gewichtsverteilung, und während ich mich am Gabelbaum festklammere, beginnt das Brett zu gleiten. Eine rauschhafte Erfahrung. Zur Erklärung: Physikalisch betrachtet, besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Wasserfahrzeugen, die sich in Verdrängerfahrt bewegen, und Fahrzeugen, die gleiten. Ein Verdränger schwimmt, durch seinen Rumpf wird die Menge an Wasser verdrängt, die seiner Masse entspricht. Seine Geschwindigkeit ist limitiert, naturgesetzlich beschränkt auf die sogenannte „Rumpfgeschwindigkeit“. Ein Gleiter schwimmt nicht, er schwebt gleichsam über das Wasser. Physiker können dies in Gleichungen umschreiben, der Gleiter wird durch den hydrodynamischen Auftrieb aus dem Wasser gehoben, bis er das eigene Bugwellensystem überholt und sich dann schneller bewegt als der Wind, der ihn antreibt. Dies klingt trocken. Eine viel bessere Definition gibt Wikipedia: „Der Übergang von der Verdrängerfahrt zur Gleitfahrt ist das Äquivalent auf dem Wasser zur Durchbrechung der Schallmauer in der Luft, bei dem ein Flugzeug seine eigene Schallwelle überholt.“ PORTRÄT DR. MARTIN WULF An jenem Tag hatte ich also erstmals die Schallmauer durchbrochen. Der Aufenthalt am Ringkøbing Fjord endete mit einem Intermezzo in einem dänischen Krankenhaus – der Freund mit dem VW-Bus hatte sich bei einem Schleudersturz den Ellenbogen ausgerenkt. Das Interesse am Windsurfen sollte gleichwohl die nächsten Lebensabschnitte (mit)bestimmen, ich war von jenem Moment des ersten Gleitens an gefangen. Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Es gab stets Bessere, immer Talentiertere als mich. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt nie ganz auf dem Wasser gesehen. Immerhin habe ich auch dem Jurastudium viel Zeit gewidmet und bin heute mit Begeisterung als Anwalt tätig. Manche Freunde und Bekannte haben sich dagegen zu Lebenskünstlern entwickelt, in deren Leben das Surfen noch heute die Hauptrolle spielt. Einigen gelingt das Kunststück, dies mit einem erfolgreichen bürgerlichen Berufsleben zu kombinieren. Gleichwohl kam auch für mich nach dem Schulabschluss in Kiel kein anderer Ausbildungsort in Betracht. Schon Hamburg ist von Kiel aus betrachtet Binnenland, eine Stadt im Süden, weit von allen relevanten Stränden und Surfspots entfernt. Der Surfertyp als Klischee ist bunt und wild. Dabei erzieht der Sport von einem gewissen Grad an zur Demut. Man geht nicht eben mal windsurfen, so wie man Handball oder Tischtennis spielen geht, zur festen Stunde, stets donnerstags um Viertel nach fünf. Wer surfen will, braucht Wind, und zwar relativ viel Wind. Ein ernsthafter Windsurftag beginnt bei 5 Beaufort, das entspricht einer Windgeschwindigkeit von ungefähr 25 Kilometern in der Stunde, ein Wert, der von vielen Binnenländlern schon als „stürmisch“ gewertet werden dürfte. Dies führt dazu, dass man seine Umwelt anders wahrnimmt. Wetter- und Windverhältnisse werden laufend analysiert, eine Böe, die vor dem Fenster durch die Blätter rauscht, lässt einen vom Schreibtisch hochschrecken. Klausuren in einer Maiwoche mit stabiler Ostwindlage sind eine Zumutung, sie verlangen dem surfenden Studierenden ein Höchstmaß an Selbstdisziplin ab. Im Dezember wird die Warmfront zu Weihnachten schon Tage im Voraus herbeigesehnt, verbunden mit der Überlegung, wie man die Abwaschhandschuhe aus dem Supermarkt wohl am zuverlässigsten zum geeigneten Kälteschutz umarbeiten kann. Dabei ist die Ausbeute der Tage, die sich wirklich zum Surfen eignen, denkbar gering. An zwei von drei Tagen werden die Erwartungen auf ausreichenden Wind enttäuscht, erweist sich der Tag als nur zum Pommes essen geeignet, vergeht ein Großteil der Zeit am Strand mit Warten und Fachsimpeln sowie Diskussionen darüber, ob nicht die graue Wolke am Horizont Vorbote des angesagten Auffrischens sein könnte und (vor allem), ob nicht der Spot 15 Kilometer weiter die günstigeren Bedingungen aufweist. Gleichwohl: Man ist am Meer; nicht wie die Touristen zum Sonnenbaden im Hochsommer, sondern jederzeit, durch alle Jahreszeiten. Bei Schneetreiben im Winter fährt man zum Spot, um dem Sturm zuzusehen und sich 34 SMS 10.2 vorzustellen, was für einen Tag man verbringen könnte, wenn es nur 15 Grad wärmer wäre. Man lernt die Strände zu jeder Tageszeit und Jahreszeit kennen, nimmt die verschiedenen Farben und Gerüche in sich auf. Man feiert und schläft am Strand. Es gibt keinen besseren Moment, als frühmorgens schlaftrunken der Sonne beim Aufgehen zuzusehen (das funktioniert im Übrigen an der Ostsee deutlich besser als an den Stränden der Nordsee – wofür Letztere natürlich die besseren Sonnenuntergänge bietet …). „Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit“, so hat es der gebürtige Lübecker Thomas Mann formuliert. Der Satz beschreibt in prägnanter Klarheit das Gefühl nicht enden wollender Weite, wenn man auf das Wasser hinaussieht. Sich hiervon zu lösen, fiel schwer. Andere Freunde gingen im Studium ein Sommersemester lang nach Paris und sprachen bei der Rückkehr fließend Französisch. Ich war in Kiel geblieben und hatte mich neben dem Studium bemüht, die Aerial-jibe (eine Halse, bei der man abspringt und das Brett in der Luft wendet) zu perfektionieren. Der wesentliche Erfolg bestand in einem Mittelfußbruch. Wer in Kategorien einer optimalen Berufsausbildung denkt, mag dies für einen Fehler halten. Ich fand es damals absolut richtig und stelle im Nachhinein fest, dass es jedenfalls nicht geschadet hat. Es wäre unsinnig, in bildhaften Vergleichen vom Windsurfen und dem Steuerrecht zu sprechen. Beides hat selbstverständlich nichts miteinander zu tun. Die beste Verbindung zwischen beidem ergab sich für mich in der Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität in Kiel, in einer Zeit von knapp zwei Jahren zwischen dem ersten Staatsexamen und dem Referendariat: Subjektiv unermesslich wohlhabend, finanziell ausgestattet mit einer halben BAT IIa-Stelle im Mittelbau der Wissenschaft, frei forschend, aber bei sinnvoller Arbeitseinteilung in der Lage, am frühen Nachmittag den Schreibtisch zu verlassen, um vor Ort am Strand die Windverhältnisse prüfen zu können. Seinerzeit gab es noch keine „Windalarm“-Meldung auf PORTRÄT DR. MARTIN WULF das Smartphone. Eine Onlineabfrage sah damals noch so aus, dass wir mit dem Fahrrad zum Institut für Meereskunde an die Förde hinunterfuhren, weil dort in einem Glaskasten neben dem Seehundbecken ein Display angebracht war, auf dem die am Leuchtturm in der Kieler Bucht gemessene Windstärke angezeigt wurde. Dies war der einzige Ort, an dem in Echtzeit die Bedingungen auf dem Wasser abgefragt werden konnten. Vergessen sollten Sie die Wettervorhersage, wenn Sie wissen wollen, ob es windig ist oder wird – Wetterdienste sind notorisch unzuverlässig. Vertrauen können Sie allenfalls den morgendlichen Verkehrsnachrichten: Die Meldung, dass die Fehmarnsundbrücke für Wohnwagengespanne und leere Lkw gesperrt ist, ist ein verlässliches Signal für einen guten Surftag an der Ostsee. Nach der Promotion im Steuerstrafrecht und den ersten, noch in Kiel verbrachten Stationen des Referendariats war ein Abschied von der Küste nicht mehr zu vermeiden. Kanzleien mit Schwerpunkt im streitigen Steuer „Immerhin gewährleisteten die geografischen Gegebenheiten, dass ich mich in Köln voll und ganz auf die neue Tätigkeit konzentrieren konnte, ohne jemals durch eine Windböe vor den Fenstern der Kanzlei ernsthaft abgelenkt zu werden.“ recht siedeln in anderen Regionen Deutschlands. Während des Referendariats in München versuchten mich Mitreferendare von den Vorzügen der lokalen Wassersportreviere zu überzeugen. Nach dem Start in der Kanzlei in Köln warben die dort aufgewachsenen Kollegen für die schönsten Badestellen in der Umgebung. Dies waren untaugliche Versuche. Denn weder die Ufer des Starnberger Sees noch der Rhein bei Rodenkirchen können ernsthaft mit den Stränden der Eckernförder und der Kieler Bucht mithalten, zumindest wenn man den Vergleich mit der Befangenheit eines SchleswigHolsteiners vornimmt (… und ja, ich weiß, ein um Objektivität bemühter Betrachter wird schnell feststellen, dass es in Deutschland bedeutend schönere Strandabschnitte als Lindhöft oder Heidkate gibt, aber um Objektivität geht es hier weiß Gott nicht). Fünfeinhalb Jahre als Rechtsanwalt im Kölner Büro unserer Kanzlei haben dann eine gewisse Entwöhnung erzwungen. Besuche am Meer beschränkten sich auf wenige Tage: Ein Spaziergang an der Strandpromenade zu Weihnachten, dick eingemummt im Strandkorb zu Ostern, eine sorgsam geplante Woche im Hochsommer. Wenn Sie Windstatistiken studieren, werden Sie schnell feststellen, dass ein Zusammentreffen mit surfbarem Wind bei so unsteten Besuchen höchst unwahrscheinlich ist. Immerhin gewährleisteten die geografischen Gegebenheiten, dass ich mich in Köln voll und ganz auf die neue Tätigkeit konzentrieren konnte, ohne jemals durch eine Windböe vor den Fenstern der Kanzlei ernsthaft abgelenkt zu werden. Der Wechsel ins Berliner Büro der Kanzlei im Frühjahr 2007 hat die Küste wieder nähergebracht. Die Ostsee ist für einen Tagesausflug zu erreichen. Es ist fast wie früher, wenn man im Vertrauen auf die Windvorhersage zum Spot nach Warnemünde fährt, nur um dann nach einer Stunde am Strand und der obligatorischen Portion Pommes in der Gewissheit nach Berlin zurückzukehren, dass statt der angesagten 4 – 5 doch nur 2 – 3 Windstärken herrschten. Der schmerzhafte Unterschied besteht allerdings darin, dass man jetzt 5 Stunden statt 50 Minuten umsonst im Auto gesessen hat. Als Alternative bleibt nur der Wannsee – ein schönes Segelrevier, zum Surfen aber eher untauglich. Bedingt durch solche Unannehmlichkeiten beschränkt sich das Windsurfen heute auf wenige Gelegenheiten im Jahr. Vereinzelte Tage, an denen es gelingt, gemeinsam mit dem benötigten Wind an der Ostsee zu sein, ein Urlaub in Andalusien oder Nordjütland, in dem sich die Gelegenheit ergibt, einen Gabelbaum zwischen die Finger zu bekommen. Dann stellt sich schnell die Erkenntnis ein, dass anwaltliche Büroarbeit keine gute Voraussetzung für einen Surftag in Wind und Wellen ist. Die empfindsamen Bürohände weisen schnell offene Stellen auf, einstmals gewohnte Bewegungen sind schwerfällig geworden, das alte Hüfttrapez scheint eingelaufen zu sein und muss durch ein größeres Modell ersetzt werden. Aber trotzdem bleibt es ein wunderbares Gefühl, den Druck im Segel zu spüren, der einen aus dem Wasser und auf das Brett hebt, mit den Füßen nach den Fußschlaufen zu tasten, die Kraft des Windes zu fühlen, die sich über das Trapez auf den Körper überträgt, und mit angespannten Armen das Segel auszurichten, so dass das Brett allmählich Geschwindigkeit aufnimmt und das Wasser unter einem dahinrauscht. Neidvoll betrachte ich dann diejenigen, die mehr Zeit für diese herrlichen Dinge aufbringen können, mit Board und Rigg kraftvolle Pirouetten über das Wasser drehen oder scheinbar angstfrei einen neuen Trick auf dem Kamm einer schäumenden Nordseewelle probieren. Ich tröste mich dann damit, dass mir vielleicht am Schreibtisch manchmal ein gewagtes Manöver gelingt. Im Brandungsgürtel vor der dänischen Küste an einem windigen Maitag sind diese Dinge aber leider zu nichts zu gebrauchen. Martin Wulf 1Antwort des Kapitän Nemo auf die Frage, ob er ein Freund des Meeres sei, in Jules Verne, „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“, 10. Kapitel, erschienen 1870, hier zitiert in Anlehnung an die deutsche Erstausgabe, A. Hartleben’s Verlag, 1874 (im Original: „je l’aime ! La mer est tout ! Elle couvre les sept dixièmes du globe terrestre. Son souffle est pur et sain. C’est l’immense désert où l’homme n’est jamais seul, car il sent frémir la vie à ses côtés. La mer n’est que le véhicule d’une surnaturelle et prodigieuse existence ; elle n’est que mouvement et amour“). 2Das Zitat stammt aus dem Artikel über die verschiedenen Bootstypen „Verdränger und Gleiter“, Tz. 4 unter www.wikipedia.de. 3Das Zitat stammt aus dem Vortrag mit dem Titel „Lübeck als geistige Lebensform“, den Thomas Mann im Jahr 1926 zu einem Jubiläum in seiner Heimatstadt gehalten hat, zitiert nach „Über mich selbst – Autobiographische Schriften“, Fischer Taschenbuch Verlag, S. 46. SMS 10.2 35 BERLINER BEGRIFFE Berliner Begriffe Berliner Zimmer Als Berliner Zimmer bezeichnet man einen Wohnraum, der das Vorderhaus mit dem Seitenflügel eines Gebäudes bzw. den Seitenflügel mit dem Hinterhaus verbindet. Es ist ein großer Raum, der trotz seiner Größe nur über ein einziges Eckfenster verfügt, das zum Hof hinausgeht und daher, vor allem in den unteren Stockwerken, wenig Licht spendet. Das Berliner Zimmer ist eine Besonderheit des Berliner Mietshauses im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts und war als Empfangsund Aufenthaltsraum oder als Durchgangszimmer gedacht. In den hinteren Räumen befand sich in der Regel der lange Korridor mit dem Entréekasten, auf dem angezeigt wurde, ob an der Vorder- oder Lieferantentür geklingelt wurde oder von der „Herrschaft“ aus den Wohnräumen im Vorderbereich. Neben dem Flur waren die Küche, die Toilette (soweit nicht separat im hinteren Treppenhaus) und die Dienstbotenkammern. Berliner Blau Berliner Blau ist ein lichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment. Als altes Pigment ist das C. I. Pigment Blue 27 (77510) auch unter den Namen Pariser Blau, Französischblau, Eisencyanblau, Turnbulls Blau, Bronzeblau, Preußisch Blau, Pottascheblau, Chinesischblau, Miloriblau, Stahlblau, Tintenblau, Tonerblau bekannt, wobei sich diese Varianten durch Anwendung, Herstellung und Farbstich unterscheiden können. der werbungtreibenden Wirtschaft sowie den Zeitungsverlagen und Druckereien beim Schalten von Anzeigen erleichtern und zu einem einheitlichen Sprachgebrauch bezüglich der Abmessungen führen“. In den 70er-Jahren gab es noch etwa 60 unterschiedliche Zeitungspapierformate. (Berliner Format 315 × 470 mm) Berliner Schlüssel Der Durchsteckschlüssel (auch: Berliner Schlüssel, Doppelschlüssel oder Schließzwangschlüssel) ist ein Schlüssel mit zwei identischen Bärten. Nach dem Aufschließen des Schlosses muss man den Schlüssel durch das Schloss stecken und von der anderen Seite abschließen, um den Schlüssel wieder zu erhalten. Man spricht deshalb von einem Schließzwang, weil der Benutzer dadurch gezwungen wird, die jeweilige Tür (normalerweise die Haustür oder Toreinfahrt) immer verschlossen zu halten. Eine weitere besondere Eigenschaft ist, dass man den Schlüssel zudem nicht bei offener Tür herumschließen kann. Man ist gezwungen, die Tür zu schließen, bevor man das Schloss wieder verriegeln kann. Berliner Abendblätter Die Berliner Abendblätter war eine Berliner Tageszeitung, die vom 1. Oktober 1810 bis 30. März 1811 existierte. Sie wurde von Julius Eduard Hitzig verlegt und von Heinrich von Kleist herausgegeben. Berliner Testament Die Zeitung erschien ab dem 1. Oktober 1810 täglich außer sonntags und enthielt jeweils vier Seiten. Der Inhalt bestand neben lokalen Meldungen und Erzählungen aus Rezensionen, Diskussionsbeiträgen und 1810 auch aus Auszügen aus täglichen Berichten des Polizeipräsidenten von Berlin. In den Ausgaben 25 und 26 finden sich u. a. auch Diskussionen unter dem Titel Aeronautik. Als Autoren fungierten Heinrich von Kleist und einige Mitarbeiter, deren Beiträge jedoch durch Kleist bearbeitet wurden. Als Berliner Testament bezeichnet man im deutschen Erbrecht ein gemeinschaftliches Testament von Ehepartnern oder Lebenspartnern, in dem diese sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzen und bestimmen, dass mit dem Tod des zuletzt Verstorbenen der Nachlass an einen Dritten fallen soll. Noch 1810 legte Hitzig aus finanziellen und politischen Gründen seine Verlegertätigkeit nieder. Kleist gelang es nicht, seine Zeitung wie geplant als quasi-offizielles Organ zu etablieren. Hinzukamen Streitigkeiten mit Mitarbeitern sowie erhöhte staatliche Zensur. Berliner Format Berliner Hütte Die Zeitungsformate beschreiben die Größe in der Angabe Breite mal Höhe einer nicht aufgeschlagenen Zeitung. Die Berliner Hütte ist eine denkmalgeschützte Alpenvereinshütte, die mit über 180 Übernachtungsplätzen die größte ihrer Art in den Zillertaler Alpen im österreichischen Bundesland Tirol ist. Sie gehört der Kategorie I an und bietet Zimmerlager und Matratzenlager an. Die ursprüngliche Hütte wurde 1879 von der Sektion Berlin des Deutschen und Österreichischen Alpenver- Berliner Blau wird aus einer Lösung von Eisen(III)-Salz und gelbem Blutlaugensalz hergestellt und findet Verwendung als Anstrichmittel und zum Tapetendruck sowie als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Cäsium oder Thallium. In Deutschland wurde die Größe der heute gängigen Formate 1973 durch die DIN 16604 festgelegt. Die Norm sollte „die Zusammenarbeit zwischen 36 SMS 10.2 BERLINER BEGRIFFE eins (DÖAV) erbaut und wandelte sich nach verschiedenen Erweiterungen in ein mehrstöckiges Haus mit Nebengebäuden. Das „Stück Berlin in den Alpen“ ist das erste und bisher einzige Schutzhaus in Österreich, das den Status eines Baudenkmals erhielt, denn „die Hütte ist einzigartig unter den Alpenvereinshütten – ein eindrucksvolles Zeugnis aus jener Zeit, als das deutsche Kaiserreich und dessen Hauptstadt sich mit Glanz und Gloria auch im Hochgebirge darstellen musste. Berliner Küche Die Berliner Küche ist eine schlichte, bodenständige Küche, die mehr Wert auf deftigen Geschmack und Sättigung als auf Verfeinerung legt. Geprägt ist sie – abgesehen von den traditionell in der Brandenburger Küche verwendeten Zutaten – von den Kochtraditionen der Einwanderer aus Schlesien, Böhmen, Ostpreußen, Mecklenburg und Pommern sowie den Hugenotten aus Frankreich. Die preußisch-protestantische Berliner Küche integrierte diese Einflüsse durch Vereinfachung. Aufwendige Zubereitungsformen und raffiniertes Würzen sind ihr fremd. Typische Zutaten sind Schweinefleisch, Gans und Fische wie Karpfen, Aal und Hecht, Kohl, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen außerdem Rüben, Gurken und Kartoffeln. Berliner Linie Die Berliner Linie (seitens des damaligen Berliner Senats auch als „Berliner Linie der Vernunft“ bezeichnet) ist eine Verordnung, nach der besetzte Häuser in Berlin innerhalb von 24 Stunden nach Bekanntwerden der Besetzung zu räumen sind. Sie entstand 1981 und wird mittlerweile auch in anderen Städten ähnlich angewandt. muss ein Ruck gehen“ ließ die Ansprache als Ruck-Rede in die Geschichte eingehen. Berliner Spitze Die III. Hornspitze, auch Höchste Hornspitze und seit dem Bau der Berliner Hütte 1879 auch Berliner Spitze genannt, ist ein 3253 Meter hoher Berg im Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Er liegt genau auf der Staatsgrenze zwischen Österreich, Bundesland Tirol, und Italien, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, und bildet den höchsten Punkt des von Nordwesten nach Südosten verlaufenden, etwa 2,5 Kilometer langen Hornrückens. Zuerst bestiegen wurde die III. Hornspitze im Jahre 1874 von dem Bergführer Stephan Kirchler und dem Arzt Josef Daimer und dessen Bruder Karl, beide aus Sand in Taufers. Die III. Hornspitze ist die höchste der insgesamt fünf Gipfel mit diesem Namen. Der Name „Berliner Spitze“ war seit den 1880er-Jahren bei den im Umfeld der Berliner Hütte tätigen Bergführern gebräuchlich. Unumstritten war der Name nicht, da man wohl preußische Dominanz befürchtete. Berliner Vierer Das Tandemschach (im Englischen: Bughouse Chess, auch Austauschschach, Konferenz oder Berliner Vierer genannt) ist eine Variante des Schachs, bei dem sich zwei Teams mit je zwei Spielern an zwei Schach brettern gegenübersitzen. Die Spieler eines Teams spielen mit verschiedenen Farben. Grundsätzlich gelten die normalen Regeln des Welt schachbunds FIDE. Berliner Muster Berliner Muster wird eine bestimmte Form plastischen Reliefzierats auf keramischen Geschirren bezeichnet. Auf einem Teller gewöhnlicher Größe (ca. 22 cm Durchmesser) besteht es aus sechs Rocaille-Kartuschen auf der Fahne und sechs dazwischen hervor- und in den Spiegel hineinragenden Reliefzwickeln. Das „Berliner Muster“ wurde 1763 / 1765 für ein Service für das Neue Palais in Berlin entwickelt. Berliner Rede Die Berliner Rede war eine vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog am 26. April 1997 in Berlin gehaltene öffentliche Ansprache. Die von Herzog in dieser Rede gewählte Formulierung „durch Deutschland SMS 10.2 37 STATISTIKEN Fundstücke Befürworten Sie, dass der Fiskus die Bankdaten von bis zu 1.500 Deutschen kauft, auch wenn diese illegal beschafft worden sind? Sind Sie bereit, für Verbesserungen in den genannten Bereichen höhere Steuern zu zahlen? Was wäre für Sie persönlich unangenehmer: beim Seitensprung erwischt zu werden oder beim Steuerbetrug? in Prozent in Prozent in Prozent Ja 57 Nein 43 Quelle: Stern © Statista 2013 ja nein kA Beim Seitensprung 46 Bildungswesen 73 27 0 Beim Steuerbetrug 35 Gesundheitswesen 45 55 0 Weiß nicht 11 Verbrechensbekämpfung 36 63 1 Keine Angabe 9 Umweltschutz 41 58 1 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Bild, Roland Berger, Hürriyet © Statista 2013 Sollte Ihrer Ansicht nach die Straffreiheit durch Selbstanzeige bei Steuerbetrug generell abgeschafft, nur noch für Bagatellfälle angewendet oder generell beibehalten werden? Sollen die steigenden Steuerein nahmen für Schuldenabbau, Steuersenkungen oder zusätzliche Staatsausgaben verwendet werden? in Prozent in Prozent Stimmen Sie zu, dass der Staat Steuergelder verwenden sollte, um Banken zu unterstützen, die unter den Folgen der Wirtschaftskrise leiden? in Prozent Stimme zu Generell abschaffen 34 Schuldenabbau 54 Nur noch für Bagatellfälle 32 Steuersenkungen 30 Generell beibehalten 33 Zusätzliche Ausgaben 13 Wenn Uli Hoeneß nun wirklich reinen Tisch macht, würden Sie ihm, nach allem, was man bisher weiß, verzeihen? in Prozent 35 Stimme nicht zu 40 in Prozent in Prozent Zu hoch 44 Stimme zu Angemessen 45 Stimme eher zu 47 Stimme eher nicht zu 31 Stimme nicht zu 14 65 Zu niedrig 29 Weiß nicht, Spontan: zahle keine Steuern SMS 10.2 Stimme eher nicht zu Halten Sie Ihre persönliche Steuer belastung für zu hoch, für angemessen oder für zu niedrig? Nein 38 21 Stimmen Sie zu, dass der Staat Steuergelder verwenden sollte, um Baufirmen zu unterstützen, die unter den Folgen der Wirtschaftskrise leiden? Ja, würde ihm verzeihen Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network © Statista 2013 3 Stimme eher zu Quelle: Harris Interactive © Statista 2013 Quelle: ZDF Politbarometer © Statista 2013 Quelle: ARD-DeutschlandTREND © Statista 2013 Quelle: Reader‘s Digest © Statista 2013 Quelle: Infratest dimap © Statista 2013 1 10 Quelle: Harris Interactive © Statista 2013 8 STATISTIKEN Welche der folgenden Städte ist Ihrer Meinung nach die aufregendste in Deutschland? in Prozent Fördersummen der Filmförderungsanstalt Wie weit ist Steuerhinterziehung in Deutschland verbreitet? im Jahr 2012 nach Art der Förderung in 1.000 Euro in Prozent Berlin 37 Referenzfilmförderung 15.464 Hamburg 20 Projektförderung Filmabspiel 11.999 München 14 Projektfilmförderung 8.238 6.736 Köln 9 Projektabsatzförderung Frankfurt / M. 6 Förderungshilfen für die Digitalisierung 5.076 Düsseldorf 4 Sonstige Förderungsmaßnahmen 5.022 Stuttgart 4 Absatz von Filmen auf bespielten Bildträgern 4.521 1 Referenzabsatzförderung 4.194 Dortmund 1 Referenzförderung Filmabspiel 1.749 Weiß nicht, keine Angabe 4 Drehbuchförderung 1.106 Essen Quelle: Premiere © Statista 2013 Absatz von Filmen mittels Video-on-Demand 986 Projektfilmförderung (dt. / frz.) 840 Kurzfilmförderung 723 Referenzförderung Videowirtschaft Ranking der 10 teuersten Hotels der Welt nach dem Preis einer Übernachtung in dem jeweils besten Zimmer in Euro Förderung der Weiterbildung 450 Videothekenförderung 290 Zusatzkopien 143 Treuhandmodell Verleihe / Digitalisierung 131 Förderungshilfen für das Filmabspiel (Kurzfilme) 119 Projektförderung (dt. / rus.) 70 Förderung von Forschung, Rationalisierung, Innovation 23 President Wilson Hotel, Genf 42.000 Four Seasons Hotel, New York 26.862 Hotel Cala di Volpe, Sardinien 17.000 Ritz-Carlton Hotel, Berlin 14.500 Burj Al Arab Jumeirah Resort, Dubai 14.200 Le Richemond Hotel, Genf 13.500 Four Seasons George V Hotel, Paris 12.600 Anzahl der aktiven Film- und Fernsehproduktionsfirmen Lemuria Resort, Seychellen 12.000 in den einzelnen Bundesländern im Jahr 2010 Ritz-Carlton Hotel, Moskau 9.200 Claridge‘s Hotel, London 8.000 Quelle: Focus © Statista 2013 in Kilogramm 2012 39 2011 6 2010 24 2009 1.700 2008 169 Quelle: BMF © Statista 2013 70 Nicht so weit 28 Quelle: ZDF Politbarometer © Statista 2013 Glauben Sie, dass Steuerhinterziehung in Deutschland häufiger bei sehr hohen Einkommen vorkommt? in Prozent Ja 86 Nein 12 Quelle: ZDF Politbarometer © Statista 2013 Steuerbetrug: Verluste durch Steuerhinterziehung nach Weltregionen in Milliarden US-Dollar Quelle: Filmförderungsanstalt (FFA) © Statista 2013 Europa Berlin 182 Nordrhein-Westfalen 172 Bayern 149 Hamburg Sichergestellte Menge an Sprengstoff durch den Zoll in Deutschland 518 (Sehr) weit 1.512 Asien 666 Nordamerika 453 Südamerika 376 Afrika 79 Ozeanien 46 Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network © Statista 2013 86 Baden-Württemberg 43 Hessen 38 Sachsen 26 Niedersachsen 24 Rheinland-Pfalz 10 Steuerbetrug: Länder mit den größten Verlusten durch Steuerhinterziehung in Milliarden US-Dollar Brandenburg 9 Schleswig-Holstein 9 Bremen 9 USA 337 Thüringen 7 Brasilien 280 Mecklenburg-Vorpommern 5 Italien 238 Sachsen-Anhalt 4 Russland 221 Saarland 1 Deutschland 215 Quelle: Formatt-Institut © Statista 2013 Quelle: Global Financial Integrity; Tax Justice Network © Statista 2013 SMS 10.2 39 BERATUNGSSCHWERPUNKTE Beratungsschwerpunkte Steuerstreit Steuergestaltung Kaum eine Steuerrechtskanzlei tritt so häufig für ihre M andanten vor Finanzgerichten auf wie wir. Unsere jahrzehntelange Erfahrung in der verfahrensrechtlichen Streitführung verbinden wir mit hochspezialisiertem Fachwissen im Steuerrecht. Die Rechtsformwahl bei der Gründung eines Unternehmens oder bei einer anstehenden Umstrukturierung, Regelungen zur Nachfolge an der Unternehmensspitze oder im Gesellschafterkreis sowie die Gestaltung von Verträgen mit steuerlichem Bezug sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung. In Steuerstreitfragen vertreten wir Unternehmen, Vereine und Verbände ebenso wie Privatpersonen. Wir b egleiten unsere Mandanten bei Betriebs prüfungsverfahren und E inspruchsverfahren gegen Steuerbescheide und setzen unser Know-how und Verhandlungsgeschick für sie vor Gericht ein – wenn nötig bis in die höchste Instanz. Gleiches gilt für die Testamentsberatung. Wir stellen sicher, dass die gewählte Gestaltung aus steuerrechtlicher Sicht optimal ist. Wir werden auch unabhängig von anderen B eratern tätig oder ergänzen deren Arbeit. Regelmäßig begleiten wir Steuerberater und Wirtschaftsprüfer als ergänzende Berater im Rahmen der Streitführung. Ein Partner unserer Kanzlei zeichnet für jedes Mandat persönlich verantwortlich. Der regelmäßige Austausch aller unserer Rechtsanwälte untereinander garantiert, dass jeder Mandant vom umfassenden und stetig wachsenden Wissensschatz der gesamten Kanzlei profitiert. Beraterhaftung Steuerfahndung Wer heute am wirtschaftlichen Verkehr teilnimmt, kann schnell in ein Steuerfahndungsverfahren verwickelt werden, ob als Beschuldigter oder Zeuge. Effektive Steuerfahndungsverteidigung erfordert den S pezialisten im Strafrecht und im Steuerrecht. Genau hier liegt unsere Expertise – wir verbinden beides als eine der wenigen hochspezialisierten Kanzleien in diesem Bereich. In jüngerer Zeit nimmt im Rahmen der Tax Compliance die Präventiv beratung einen immer größeren Bereich unserer Tätigkeit ein. Wie ist es machbar, Risikokonstellationen möglichst früh zu erkennen? Ist es bereits zur Hinterziehung gekommen, bereiten wir für unsere Mandanten straf befreiende Selbstanzeigen komplett vor, begleiten durch das gesamte Verfahren bis zur Anerkennung der eingetretenen Straffreiheit. Im klassischen Steuerfahndungsverfahren betreuen wir von der Durchsuchung bis zur Einigung oder, falls eine solche nicht in Betracht kommen sollte, im Rahmen der Strafverteidigung in der gerichtlichen Hauptverhandlung. Ferner vertreten wir unsere Mandanten in allen strafrechtlichen Rechts behelfsverfahren, wie zum Beispiel Beschwerde, Berufung und Revision sowie in eventuell parallel vorkommenden Haftsituationen. Regelmäßig wird das Steuerstrafverfahren durch ein Steuerstreitverfahren begleitet, dessen Betreuung wir aus einer Hand übernehmen. 40 SMS 10.2 Wir unterstützen Berater nicht nur mit unserer Expertise in steuerrecht lichen Spezialfragen oder im Streit mit der Finanzverwaltung, sondern stehen ihnen auch zur Seite, wenn es zum Streit mit dem Mandanten kommt. Wir prüfen Haftungsvorwürfe und klären für den Berater oder seine Versicherung ab, ob ein Haftungsfall vorliegt und in welcher Höhe dieser eintreten könnte. Im Namen der Berater oder der Versicherung streiten wir mit der Finanzverwaltung, um den Schaden zu minimieren. Darüber hinaus bieten wir Präventivberatung an, um etwaige Haftungsrisiken schon im Vorfeld zu vermeiden. Damit schaffen wir für den Berater Rechtssicherheit für sein weiteres Handeln. PARTNER Kanzlei-Partner DR. MICHAEL STRECK Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1941 Ehemaliger Präsident des Deutschen Anwaltvereins Verheiratet, drei Kinder Gründungspartner der Sozietät 1984 Studium in Bonn, Köln und Lausanne Vorsitzender des Ausschusses Anwaltliche Berufsethik im Deutschen Anwaltverein Köln Dissertation im Familienrecht T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] 1969 Finanzverwaltung Rechtsanwältin Fachanwältin für Steuerrecht Geburtsjahr 1956 Partnerin der Sozietät seit 1989 Studium in Köln Verheiratet, zwei Kinder Köln ALEXANDRA MACK Mitherausgeber der NJW Rechtsanwalt seit 1975 Vizepräsidentin der Rechtsanwaltskammer Köln Vorsitzende des Vorprüfungsausschusses Fachanwalt für Steuerrecht für die Rechtsanwaltskammer Köln Mitglied des BRAK-Ausschusses Steuerrecht Rechtsanwältin seit 1984 T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1955 Partner der Sozietät seit 1989 Studium in Bielefeld und Göttingen Köln Verheiratet, zwei Kinder Dissertation im Steuerrecht T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Handels- und Gesellschaftsrecht im Deutschen Anwaltverein Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Anwaltakademie Mitglied des Aufsichtsrats der H & R AG, Salzbergen Rechtsanwalt seit 1985 DR. ROLF SCHWEDHELM Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1961 Partner der Sozietät seit 1997 Studium in Marburg, Freiburg und Bonn Köln T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Rechtsanwalt seit 1992 Verheiratet, zwei Kinder Dissertation im Steuerund Zollrecht DR. HERBERT OLGEMÖLLER Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1962 Verheiratet, vier Kinder Mitglied des Insolvenzrechtsausschusses und Vorsitzender des Steuerrechtsausschusses im Deutschen Anwaltverein Partner der Sozietät seit 1997 Studium in Bonn, Genf, Zürich, Wien und Hamburg Dozent an der Bundesfinanzakademie, Fernuniversität Hagen sowie Universität Vaduz / Liechtenstein Dissertation im Insolvenzrecht Rechtsanwalt seit 1993 Berlin T +49. (0) 30. 89 38 44 - 0 [email protected] DR. KLAUS OLBING SMS 10.2 41 PARTNER Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Fachanwalt für Strafrecht Partner der Sozietät seit 1998 München Geburtsjahr 1966 Verheiratet, ein Kind Mitglied des Gesetzgebungsausschusses Strafrecht im Deutschen Anwaltverein Studium in Tübingen, München, Lausanne und Chicago Mitglied des Fachausschusses S teuerrecht der Deutschen Gesellschaft für Recht und Informatik e. V. (DGRI) Dissertation im Steuerrecht Richter am Anwaltsgericht München T +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 0 [email protected] Dozent an der Bundesfinanzakademie Rechtsanwalt seit 1994 DR. RAINER SPATSCHECK Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1965 Partner der Sozietät seit 2000 Studium in Köln, Richmond / Virginia Mitglied der International Fiscal Association (IFA) Dissertation im Steuer- und Berufsrecht Mitherausgeber der Zeitschrift für die gesamte e rbrechtliche Praxis (ErbR) Köln T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Drei Kinder Referent an der Bundesfinanzakademie Rechtsanwalt seit 1996 DR. HEINZ-WILLI KAMPS Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1965 Honorarprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen Verheiratet Partner der Sozietät seit 2000 Studium in Bonn Nebenamtlicher Prüfer beim Landesjustizprüfungsamt Nordrhein-Westfalen Köln Dissertation im Gesellschaftsrecht T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Handels- und Gesellschaftsrecht im Deutschen Anwaltverein Mitglied der International Fiscal Association (IFA) Rechtsanwalt seit 1996 PROF. DR. BURKHARD BINNEWIES Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1971 Dozent an der Bundesfinanzakademie Verheiratet, zwei Kinder Dozent an der Deutschen Stiftungsakademie Partner der Sozietät seit 2002 Studium in Köln Köln Dissertation im Berufsrecht Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeits gemeinschaft Sportrecht im Deutschen Anwaltverein Rechtsanwalt seit 1999 T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] DR. JÖRG ALVERMANN Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1972 Partner der Sozietät seit 2005 Dissertation im Steuerstrafrecht Berlin T +49. (0) 30. 89 38 44 - 0 [email protected] DR. MARTIN WULF 42 SMS 10.2 Studium in Kiel 1997 bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Steuer-, Wirtschafts- und Umweltschutzstrafrecht der Universität Kiel Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Steuerrecht im Deutschen Anwaltverein Lehrbeauftragter an der Bucerius Law School, Hamburg Mitherausgeber der Zeitschrift für Wirtschafts- und Steuerstrafrecht (wistra) und der Praxis Steuerstrafrecht (PStR) Rechtsanwalt seit 2001 PARTNER Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1974 Partner der Sozietät seit 2010 Studium in Greifswald und Köln Köln Verheiratet, zwei Kinder Mitglied des Ausschusses Zivilverfahrensrecht im Deutschen Anwaltverein Rechtsanwalt seit 2006 Dissertation im Steuerrecht T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Dipl.-Finanzwirt (FH) Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1975 Partner der Sozietät seit 2011 Studium in Trier und Köln Köln Dissertation im Steuerstrafrecht T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 [email protected] Dipl.-Finanzwirt (FH) Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht Geburtsjahr 1979 Partner der Sozietät seit 2013 Studium in Köln München Dissertation im Steuerund Bilanzrecht T +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 0 [email protected] Dipl.-Finanzwirt (FH) DR. MARKUS WOLLWEBER Verheiratet, zwei Kinder 2003 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Unternehmensteuerrecht der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2005 bis 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Straf- und Strafprozessrecht der Universität zu Köln Rechtsanwalt seit 2007 DR. PETER TALASKA Rechtsanwalt seit 2009 Verheiratet, ein Kind DR. THORSTEN ZUMWINKEL SMS 10.2 43 RECRUITING Recruiting Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie wieder in deinem Leben arbeiten. Konfuzius Warum denn bloß Steuerrecht? Darum! Zu kompliziert, zu anspruchsvoll, zu trocken: Solche Vorurteile haften dem Steuerrecht seit Jahrzehnten an. Warum also sich damit befassen, fragt sich mancher Student. Richtig ist: Steuerrecht ist nichts für jeden. Denn ja, es ist mitunter komplex. Es verändert sich ständig und hat Auswirkungen auf jede Facette unseres Lebens, von der Hundesteuer über die Erbschaftsteuer bis zur Unternehmensbesteuerung. Manchen mag diese Komplexität abschrecken. Wer aber die richtige Mischung aus Mut, Grips und Ehrgeiz mitbringt, dem bietet das Steuerrecht eine Reihe von Chancen, in einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Umfeld zu arbeiten. Im Steuerrecht ist es eben nicht damit getan, zur rechten Zeit den richtigen Paragrafen zu zitieren. Wer für einen Mandanten die optimale Steuergestal tung finden will, muss analytisch topfit sein und braucht eine schnelle Auffassungsgabe. Ein guter Steuerrechtler setzt aber auch seine Kreativität ein und denkt auch einmal um die Ecke. Wer gerne über den Tellerrand schaut, ist im Steuerrecht also richtig: Der größere wirtschaftsrechtliche Kontext ist für Steuerrechtler genauso 44 SMS 10.2 wichtig wie die jüngsten Entwicklungen im eigenen Fachgebiet. In kaum einer anderen Fachrichtung bekommt ein Anwalt darüber hinaus so engen Kontakt zu Entscheidungsträgern. Zu den Mandanten gehören Privatpersonen ebenso wie die Führungskräfte internationaler Großkonzerne. Mit kommunikativem Gespür und fachlicher Expertise begegnet ein erfolgreicher Steuerrechtler auch anspruchsvollen Mandanten auf Augenhöhe. Wer sich für eine Karriere im Steuerrecht entscheidet, hebt sich von der Masse ab. Ein Steuerrechtler ist ein Spezialist – und Spezialisten werden immer gebraucht. Unsere Rechtsanwälte und Partner haben sich nicht von Vorurteilen und Klischees beeinflussen lassen. Und sie kennen heute viele gute Gründe, die für eine Karriere im Steuerrecht sprechen. Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, wenden Sie sich bitte an Herrn Dr. Rainer Spatscheck. [email protected] „Warum ich immer schon Partner bei Streck Mack Schwedhelm werden wollte“, Herr Dr. Thorsten Zumwinkel berichtet: Schon während meiner Finanzamtszeit hatte ich die erste Berührung mit der Sozietät, allerdings „auf der anderen Seite“. In Finanzamtskreisen genießt Streck Mack Schwedhelm einen exzellenten Ruf und gilt als harter, aber fairer Gegenspieler. Das hat mir imponiert. Noch mehr imponiert hat mir allerdings eine Aussage meines damaligen Sachgebietsleiters: „Wenn Sie uns nach dem Studium verlassen, dann bitte nur zu Streck. Da machen Sie Steuerrecht am Hochreck.“ So ist es dann tatsächlich auch gekommen. Und die Entscheidung war goldrichtig. „Wenn Sie uns nach dem Studium verlassen, dann bitte nur zu Streck. Da machen Sie Steuerrecht am Hochreck.“ Neben faszinierenden, ebenso spannenden wie herausfordernden Fällen bietet die Sozietät eine – aus meiner Sicht in dieser Ausprägung nahezu einmalige – Möglichkeit des wissenschaftlichen Publizierens. Doch nicht nur fachlich, auch menschlich lernt man als Anwalt in dieser Sozietät jeden Tag hinzu. So wird man als Junganwalt behutsam, aber effektiv an das Etappenziel herangeführt: Partner. SMS 10.2 45 KANZLEI-NEWS SMS ZEHNT-AKADEMIE KLOSTER BANZ IN WÜRZBURG 1. APRIL 2013 DR. THORSTEN ZUMWINKEL WIRD PARTNER UMZUG DES BERLINER BÜROS GLEICHE ANSCHRIFT, NEUE RÄUME Im Jahr 2013 haben Dr. Spatscheck und Prof. Dr. Binnewies die Zehnt-Akademie ins Leben gerufen. Im Rahmen der Zehnt-Akademie finden Fortbildungsveranstaltungen für sämtliche Juristen der Sozietät Streck Mack Schwedhelm (Partner, Associates, wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare) statt. Wir begrüßen Dr. Thorsten Zumwinkel seit dem 1. April 2013 als neuen Partner in unserer Sozietät. Unser Berliner Büro hat sich vergrößert. Unser angestammtes Quartier im Herzen Westberlins mussten wir dafür glücklicherweise nicht verlassen: Sie finden uns noch immer am Kurfürstendamm 59 – in einem Haus, das eine prachtvolle Außenfassade mit moderner Inneneinrichtung vereint und von einigen Mandanten bereits als „schönstes Haus am Ku’damm“ gelobt wurde. Seit Oktober steht uns hier noch mehr Platz für die Beratung und Betreuung unserer Mandanten zur Verfügung. Wir arbeiten im neuen Büro auf 484 Quadratmetern und konnten vier zusätzliche Büroräume einrichten. Wir freuen uns darauf, Sie in unseren neuen Räumlichkeiten bald persönlich begrüßen zu dürfen. Im April 2013 haben sich im Rahmen der ersten Veranstaltung sämtliche Juristen für zweieinhalb Tage im Kloster Banz in Würzburg eingefunden. Im Fokus steht natürlich die interne Fortbildung bezogen auf aktuelle steuerrechtliche Fragestellungen. Daneben sollen aber auch die Social Skills insbesondere der jüngeren Teilnehmer gefordert und gefördert werden. Neben der steuerrechtlichen Fortbildung fand in diesem Jahr ein Training im Zusammenhang mit der Öffentlichkeits arbeit statt. Mit zwei renommierten Journalisten und einem Kameramann aus Berlin wurden Pressemitteilungen, Pressestatements und Interviews vor und hinter der Kamera trainiert. Neben der fachlichen und persönlichen Fortbildung dient die Zehnt-Akademie insbesondere aber auch der internen Kommunikation sämtlicher über die drei Standorte der Sozietät verteilten Juristen. 46 SMS 10.2 Dr. Zumwinkel, der im Januar 2009 seine Tätigkeit für die Kanzlei als angestellter Rechtsanwalt zunächst am Kölner Standort aufnahm, wechselte zwischenzeitlich nach München. Vor seinem Studium an der Universität zu Köln hatte Dr. Zumwinkel die Ausbildung für den gehobenen Dienst in der Finanzverwaltung NRW und das Studium an der Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen absolviert. Während seiner Studienzeit war Dr. Zumwinkel für die Finanzverwaltung NRW im Bereich Erbschaft- und Schenkungsteuer tätig, seine Promotion betrifft neben steuerrechtlichen auch bilanzrechtliche Themen. Der Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit liegt in der Gestaltung und im Steuerstreit. KANZLEI-NEWS IMPULSE VORTRAGSREIHEN UND SEMINARE NOMINEE CORPORATE DESIGN PREIS 2012 JURDAY 2014 BEWERBERTAG IN BERLIN Die Partner unserer Sozietät geben ihr Fach wissen regelmäßig durch Seminare und Vorträge weiter. So diskutierten wir im Januar 2013 auf einem Seminar in Zürich mit 100 Teilnehmern über die Entwicklungen in der deutschschweizerischen Steueramnestie. In unseren Kanzleiräumen in Köln, Berlin und München haben wir im Sommer zu Seminaren mit dem Thema „Brennpunkt Selbstanzeige“ eingeladen, die auf eine sehr erfreuliche Resonanz stießen. An allen Standorten fanden aufgrund der hohen Anmeldezahlen mehrere Veranstaltungen statt, denen fruchtbare Diskussionen und lebhafte Gespräche folgten. Unser neues Erscheinungsbild wurde beim renommierten Design Wettberwerb „Corporate Design Preis“, kurz CDP, eingereicht und erhielt eine von insgesamt 7 Nominierungen. Das Projekt ist im Corporate Design Jahrbuch 2012 zu sehen. Nach einem weiteren erfolgreichen JURDAY in diesem Jahr, sind wir auch nächstes Jahr wieder Mitausrichter des JURDAY. Die erfolgreichen Diskussionsrunden der vergangenen Monate sind für uns ein Ansporn, Ihnen auch weiterhin Seminare und Vorträge zu aktuellen steuerrechtlichen Themen anzubieten. Gern möchten wir Sie zu unseren kommenden Veranstaltungen einladen. Um immer über das aktuelle Veranstaltungsprogramm auf dem Laufenden zu bleiben, schicken Sie uns einfach eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an [email protected]. Weitere Informationen sowie alle aktuellen Seminar- und Vortragstermine unserer Sozietät finden Sie immer auch auf unserer Homepage unter www.steueranwalt.de. „Schön, wenn die Auftraggeber so dahinter stehen. Offenbar hat das Unternehmen auch etwas zu erzählen. Dabei hat die Agentur anscheinend gut zugehört. Der Auftritt ist stark und bringt trotz aller Zurückhaltung die Persönlichkeit und Persönlichkeiten deutlich zum Ausdruck. Das Logo ist formal und inhaltlich aussagekräftig, die typogra fische und gestalterische Leistung sind bemerkenswert.“ Till Brauckmann KOMMENTARE DER JURY „Super. Vor allem die Fotografie der Web seite ist bemerkenswert. Ich schließe mich den Kollegen an: Dieses Engagement eines mittelständischen Unternehmens in Sachen CD ist mehr als bemerkenswert!“ Ludwig Schoenefeld Der JURDAY richtet sich an alle, die, nach erfolgreich absolviertem Studium, in hochqualifizierten, kleinen Kanzleien / Boutiquen, mit Spezialistenteams auf Augenhöhe, arbeiten wollen. Am 4. April 2014 laden wir die ausgewählten Teilnehmer nach Berlin ein. Bei Workshops und weiteren Veranstaltungen haben sie die Möglichkeit, die Kanzleien näher kennen zulernen. Registrieren Sie sich rechtzeitig für das Bewerbungsverfahren auf www.jurday.com. Hier finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zum JURDAY. Der „CDP“ ist einer der drei wichtigsten Designwettbewerbe der Branche. Seit 1998 werden von einer Expertenjury jährlich aus zahlreichen Einreichungen die besten Corporate Design Projekte ausgezeichnet. SMS 10.2 47 v. l. n. r.: Prof. Kirchhof, Frau Dr. Kirchhof, Frau Rauch-Spatscheck, Dr. Spatscheck, Dr. Streck Prof. Binnewies bei der Vorlesung Prof. Binnewies, em. o. Prof. Harm Peter Westermann Mutter von Prof. Binnewies Imbiss nach der Vorlesung Junge Kollegen aus Köln, Berlin und München Prof. Binnewies, Dekanin Prof. Remmert, vorne: Prof. Kirchhof, Prof. Zöllner Antrittsvorlesung Prof. Dr. Binnewies Am 4. Mai 2012, 11:00 Uhr c. t., konnte Frau Prof. Dr. Barbara Remmert, Dekanin der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, ca. 100 Zuhörer zu der öffentlichen Antrittsvorlesung von Rechtsanwalt Prof. Dr. Burkhard Binnewies begrüßen. Nach vierjähriger Tätigkeit als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Öffent liches Recht, Finanz-und Steuerrecht von Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, wurde Prof. Dr. Binnewies von der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen im Wintersemester 2011 / 2012 zum Honorarprofessor ernannt. Mit Prof. Dr. Eichberger, Richter des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. h. c. Rudolf Mellinghoff, Präsident des Bundesfinanzhofs, Prof. Dr. Joachim Bloehs, Rechtsanwalt, und Prof. Dr. Harald Jatzke, Richter am Bundesfinanzhof, sind insgesamt fünf Honorarprofessoren am Lehrstuhl von Prof. Dr. Kirchhof tätig. 48 SMS 10.2 Prof. Binnewies mit Ehefrau Regine Tintner In ihrer Ansprache hob die Dekanin die schulischen und universitären Leistungen von Prof. Dr. Binnewies hervor, ging aber auch auf dessen wissenschaftliche Veröffentlichungen, dessen umfangreiche Vortragstätigkeit und dessen gewissenhafte Wahrnehmung der universitären Lehrtätigkeit ein. Es mag unter anderem an dem Titel „Der Liebesfaktor im Steuerrecht“ gelegen haben, dass die Antrittsvorlesung von den anwesenden P rofessoren, Kollegen, Familienmitgliedern aber auch Studenten mit Spannung erwartet wurde. In seinem Vortrag stellte Prof. Dr. Binnewies ein weiteres Mal eindrucksvoll dar, dass es im Leben keinen Bereich gibt, der vom Steuerrecht nicht erreicht wird und Steuerrecht heute „Freiheitskampf“ vor der erdrückenden und willkürlich wirkenden Besteuerungsvielfalt des Staats bedeutet. So müssen die Begriffe „Sex and Tax“ sich nicht gegenseitig ausschließen. Neben steuerlichen Implikationen in den einschlägigen gewerblichen Bereichen muss der „Liebesfaktor“ im Steuerrecht auch in den wissenschaftlich hoch interessanten Steuerbeziehungen zwischen nahen Ange hörigen gesehen werden, die im Vortrag anschaulich dargestellt wurden. Der anschließende Imbiss gab den Zuhörern Gelegenheit, das spannende Thema weiter zu diskutieren sowie zum weiteren Gedankenaustausch. Impressum 10.X – Das Magazin der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm Wilhelm-Schlombs-Allee 7 – 11 50858 Köln T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 F +49. (0) 221. 49 29 29 - 9 [email protected] www.steueranwalt.de Streck Mack Schwedhelm Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Art-Direction, Bildredaktion und Layout Marx Werbeagentur GmbH Redaktionelle Mitarbeit Sabine Reifenberger Auflage 14.000 Erscheinungsdatum Dezember 2013 Bildnachweis Titel, S. 44, 47 Helge Jepsen; S. 1, 7, 31, 35, 41 – 43, 45, 46 Oliver Mark; S. 4, 9 Masterfile; S. 10, © Deutsches Currywurst Museum Berlin, Christoph Buckstegen; S. 11 Michael Marotzke, © Monstourz, Stephan Zeidler, Thomas Serres für die Deutsche Post AG; S. 12 – 15 Christoph Buckstegen; S. 16 / 17 Martina Wember; S. 19 Interfoto; S. 20 – 23 Studio Babelsberg; S. 24 / 25 Monika Rittershaus; S. 26 Karl Forster, Iko Freese / drama-berlin.de; S. 27 Monika Rittershaus; S. 29 – 35 privat; S. 48 privat KÖLN Wilhelm-Schlombs-Allee 7 – 11 50858 Köln T +49. (0) 221. 49 29 29 - 0 F +49. (0) 221. 49 29 29 - 9 [email protected] BERLIN Kurfürstendamm 59 10707 Berlin T +49. (0) 30. 89 38 44 - 0 F +49. (0) 30. 89 38 44 - 9 [email protected] MÜNCHEN Nymphenburger Straße 3 80335 München T +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 0 F +49. (0) 89. 1 79 99 00 - 9 [email protected] www.steueranwalt.de