Gesunde Ernährung in der Schule

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Gesunde Ernährung in der Schule
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T H E M A D E S M O N AT S :
Besser Essen macht schlau: Gesunde Ernährung in der Schule
Initiativen wie kostenloses Schulobst oder Kochunterricht wollen mehr Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil vermitteln. Doch kann man Essen
lernen? Und welche Rolle spielt dabei die eigene, durch Schönheitsideale
bisweilen verzerrte, Körperwahrnehmung von Jugendlichen?
A R B E I T S B L ÄT T E R I M MA I 2 0 1 3
In Zusammenarbeit mit:
2 Einleitung: Thema und Lernziele
3 Arbeitsblatt 1: DAK-Leuphana-Studie: Mathe mit knurrendem Magen
7 Arbeitsblatt 2: Tim Mälzer: »Essen kann man lernen«
11 Arbeitsblatt 3: Gesellschaftskritik: Über Magerwahn
13 Ausgewählte Internetquellen zum Thema
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5/2013 Gesunde Ernährung
© DIE ZEIT für die Schule + DAK-Gesundheit + Leuphana Universität Lüneburg
www.zeit.de/schulangebote + www.dak.de + www.leuphana.de
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Inhalt
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Einleitung: Thema und Lernziele
Raus aus den Federn. Rein in die Klamotten. Und dann mit knurrendem Magen zum Unterricht. Ein Drittel aller Schüler geht ohne Frühstück aus dem Haus, hat eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg
im Auftrag der DAK-Gesundheit herausgefunden. Im Unterricht ist die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit dieser Schüler deutlich vermindert. Offenbar werden riskante Ernährungsgewohnheiten wie unregelmäßige Mahlzeiten oder unausgewogene Nahrungsmittelwahl bereits in der Kindheit eingeübt. Im
Erwachsenenalter setzen sie sich oft fort – und sind später mitverantwortlich für zahlreiche Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden. Aber kann man Essen lernen? Ausdrücklich ja!, meint der Koch Tim
Mälzer in einem ZEIT-Interview: Ein Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung sei nicht nur wichtig
für einen gesunden Lebensstil. Regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten förderten zudem soziale Bindungen. In einem Schulprojekt habe sich gezeigt, dass man innerhalb einer Woche bei Konzentrationstests
eine Leistungssteigerung von über 25 Prozent erreichen könne – allein durch eine Ernährungsumstellung. Auch hätten sich körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Schülern nach Einführung von
Schulkantinen reduziert.
Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Bildungseinrichtungen in Deutschland einen Teil der Verantwortung für die Ernährung der Kinder und Jugendlichen übernehmen sollten. In der öffentlichen Debatte
stehen dabei Initiativen wie kostenloses Schulobst oder Koch- bzw. Ernährungsunterricht. Dabei werden insbesondere die Kosten für die Schulkantinen und die Qualität ihres Angebots kontrovers diskutiert: Kann man einkommensschwachen Familien den Preis für hochwertige Mahlzeiten zumuten? Und
sind gesunde, ausgewogene Mahlzeiten angesichts knapper Budgets überhaupt finanzierbar?
Ein weiterer Aspekt dieser Unterrichtseinheit ist das Körperbild von Jugendlichen. Erörtert wird, inwieweit sich Jugendliche angesichts der Schönheitsideale, die Models, Promis und Castingshows propagieren, einer gesundheitlich riskanten Magerkeitskonvention unterwerfen. Dies könne nicht nur das
Selbstwertgefühl von jungen Menschen beeinträchtigen, sondern zudem ein fragwürdiges Essverhalten
begünstigen – mit entsprechenden Folgen für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit.
In Arbeitsblatt 1 wird die DAK-Leuphana-Studie zum Frühstücksverhalten von Schülern vorgestellt. Die
Schüler interpretieren die Umfrageergebnisse, reflektieren ihre eigenen Essgewohnheiten, führen eine
Befragung an ihrer Schule durch und erörtern das Für und Wider der EU-Schulobstinitiative.
Arbeitsblatt 2 enthält ein Interview von ZEIT ONLINE mit dem Koch Tim Mälzer. Zum Einstieg beantworten die Schüler die gestellten Interviewfragen selbst und vergleichen anschließend ihre Positionen mit
den Standpunkten von Tim Mälzer. Sie erörtern verschiedene Maßnahmen, mit denen der Staat auf die
Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung Einfluss nehmen möchte, und bewerten in einem Projekt
ihre Schulkantine.
Abschließend bietet Arbeitsblatt 3 einen Kommentar zum Magerwahn, der insbesondere das Selbstwertgefühl von Mädchen verzerre. Die Schüler entwickeln Thesen zum Einfluss der Medien auf das eigene Körperbild und die daraus resultierenden Ernährungsgewohnheiten und erörtern den Aspekt der
sozialen Kontrolle in diesem Zusammenhang.
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Einleitung
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Arbeitsblatt 1: DAK-Leuphana-Studie: Mathe mit knurrendem Magen
Nach einer Studie der Leuphana Universität im Auftrag der DAK-Gesundheit geht fast jeder
dritte Schüler häufig oder immer ohne Frühstück aus dem Haus. Dabei ist das Essverhalten
am Morgen stark vom Alter und vom Schultyp abhängig.
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Das Ernährungsverhalten wird wesentlich in den ersten 10 Lebensjahren erlernt und gebildet. Frühzeitig im Leben
erworbene Ernährungsrisiken (wie z. B. Übergewicht) haben einen nachhaltigen und nachteiligen Einfluss auf die
Gesundheit im späteren Leben. In der Kindheit geprägte Ernährungsgewohnheiten können sich ins Erwachsenenalter fortsetzen und langfristig für Gesundheit und Krankheit mit bestimmend sein. Zahlreiche Krankheiten stehen
mit einer zu reichhaltigen oder falschen Ernährung in Zusammenhang. Ebenfalls können die Aufmerksamkeit und
Leistungsfähigkeit durch unzureichende oder falsche Ernährung beeinträchtigt werden.
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Ein klarer Risikofaktor für falsches Essverhalten ist dabei das Auslassen oder die unregelmäßige Einnahme von Mahlzeiten. Ein regelmäßiger Rhythmus in den Hauptmahlzeiten ist für Kinder und Jugendliche daher wichtig. In aller
Regel nimmt das Elternhaus entscheidenden Einfluss auf das Essverhalten des Kindes. Um das gesundheitsförderliche Essverhalten von Kindern zu unterstützen, sollte deshalb insbesondere die Elternkompetenz in Ernährungsfragen von Anfang an gestärkt werden. Unter gesunder Ernährung wird in diesem Zusammenhang eine regelmäßige,
abwechslungsreiche, ausgewogene und frische Kost verstanden.
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Im Rahmen der Befragung der DAK-Initiative wurde an 15 Schulen bundesweit erfasst, wie häufig Schüler zu Hause
frühstücken. An der Befragung nahmen rund 4.500 Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 21 Jahren in vier
Bundesländern (NRW, Niedersachsen, Hessen, Thüringen) teil.
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Das Frühstücksverhalten wurde über die Frage erfasst:
An wie vielen Schultagen in einer normalen Woche frühstückst du zu Hause
(mit »frühstücken« ist mehr als nur ein Getränk gemeint)?
Antwortmöglichkeiten: q selten oder nie, q an 1–2 Tagen, q an 3 oder 4 Tagen, q jeden Tag
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Die Gründe, ein Frühstück auszulassen, können dabei unterschiedlich sein und zum Beispiel in Zusammenhang mit
persönlichen Vorlieben oder Diätversuchen stehen. Es ist auch denkbar, dass einige Eltern kein Frühstück bereitstellen. In einigen Schulen wurden auch Schulfrühstücke angeboten.
Abb. 1: Frühstück zu Hause in einer
normalen Schulwoche
jeden Tag
50%
selten
oder nie
31%
an ein oder
zwei Tagen
10%
an drei oder
vier Tagen
9%
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Gymnasiasten frühstücken häufiger als Berufsschüler
71,8 Prozent der Gymnasiasten frühstücken täglich zu Hause, und nur 15 Prozent geben an, selten oder nie zu Hause
zu frühstücken. Schüler anderer weiterführender Schulformen (Haupt-, Real- und Gesamtschüler) frühstücken hingegen viel seltener zu Hause. An Berufsschulen verließen die Jungen und Mädchen besonders häufig das Haus mit
leerem Magen: 43 Prozent der Befragten gaben an, selten oder nie zu Hause zu frühstücken.
Gymnasien
Andere weiterführende Schulformen
Berufliche Schulen
71,8%
49,0%
43,1%
36,1%
29,2%
12,0%
9,8%
12,0% 6,8%
8,9%
6,3%
15,1%
selten oder nie
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Abb. 2: Frühstück zu Hause von
Schülern unterschiedlicher Schulformen
an ein oder zwei an drei oder vier
Tagen
Tagen
jeden Tag
Ältere Schüler frühstücken seltener
Während jeder fünfte Schüler bis 13 Jahren nicht zu Hause frühstückt, geben 45 Prozent der 18- bis 21-Jährigen an,
selten oder nie zu Hause zu frühstücken.
Frühstück zu Hause
Antwort: selten oder nie
50,0%
44, 6%
40,0%
30,5%
30,0%
20,0%
Abb. 3: Frühstück zu Hause in
Abhängigkeit vom Alter
Gesamt
20,4%
Mädchen
Jungen
10,0%
,0%
10- bis 13Jährige
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37
38
39
14- bis 17Jährige
18- bis 21Jährige
Um zu überprüfen, ob die dargestellten Altersunterschiede womöglich im Wesentlichen Unterschiede zwischen
Schulformen widerspiegeln, wurden die 17- bis 19-Jährigen Schüler der Gymnasien mit den 17- bis 19-Jährigen
Schülern der Beruflichen Schulen verglichen (Abb.4). Die Gymnasialschüler unterscheiden sich auch in dieser Altersgruppe signifikant von den Schülern Beruflicher Schulen: 63 Prozent der Gymnasiasten frühstücken jeden Tag zu
Hause im Vergleich zu nur 37 Prozent bei den Berufsschülern.
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Arbeitsblatt 1
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Frühstück zu Hause von
17- bis 19-jährigen Schülern im Vergleich
Gymnasien
Berufliche Schulen
42,4%
36,9%
20,7%
6,9%
selten oder nie
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
62,6%
Abb. 4: Frühstück zu Hause: Ältere Schüler
des Gymnasiums und der Beruflichen Schulen im Vergleich
12,0%
an ein oder zwei
Tagen
9,8%
8,7%
an drei oder vier
Tagen
jeden Tag
Gesunder Lebensstil: Schulobst ist mehr als nur Apfel und Banane
»Wer ohne Frühstück zur Schule geht, bekommt schneller Probleme bei der Konzentration und Leistungsfähigkeit«,
erklärt DAK-Ernährungsexpertin Silke Willms. »Natürlich sind in erster Linie die Eltern für die Ernährung und
damit für die Gesundheit ihrer Kinder verantwortlich. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass das Essverhalten auch
in den Schulen stärker thematisiert werden sollte.« In einigen Schulen wird schon jetzt gezielt ein Schulfrühstück
angeboten. Die DAK-Gesundheit begrüßt auch das neue EU-Programm für Schulobst. »Die Bundesländer wären
gut beraten, sich an dem Projekt zu beteiligen«, betont Willms. »Eine gesunde Ernährung unserer Schüler darf nicht
am Geld oder an der Bürokratie scheitern. Beim Schulobst-Programm geht es um mehr als um einen Apfel oder eine
Banane für Schüler. Die richtige Ernährung eines Menschen ist zentraler Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Was
Kinder in jungen Jahren über den Zusammenhang von Essen und Trinken mit Gesundheit und Leistungsvermögen
lernen, prägt sie bis ins Erwachsenenalter.«
Zusatzauswertung DAK-Leuphana-Studie: »Schülergesundheit: Wie häufig frühstücken Schüler zu Hause?«,
http://bit.ly/OMh3OV (gekürzt und überarbeitet)
Aufgaben:
1. Argumente wiedergeben und einschätzen
Fassen Sie zusammen, aus welchen Gründen die Studie dem Frühstückverhalten von Schülern
eine wichtige Bedeutung zumisst. Diskutieren Sie, inwiefern Sie dieser Auffassung nach eigenem
Erleben zustimmen können oder nicht.
2. Umfrageergebnisse interpretieren
Stellen Sie Thesen auf, inwiefern das Diagramm zum Frühstücksverhalten in Abhängigkeit vom Alter
(Abb. 3) durch die unterschiedlichen Schulformen unter Umständen verzerrt sein könnte. Begründen
Sie, warum die Studie eine zusätzliche Erhebung der 17- bis 19-Jährigen Schüler durchgeführt hat
(Abb. 4).
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Arbeitsblatt 1
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3. Eine Befragung durchführen und auswerten
a) An wie vielen Schultagen in einer normalen Woche frühstücken Sie zu Hause?
q selten oder nie, q an 1–2 Tagen, q an 3 oder 4 Tagen, q jeden Tag
Führen Sie die Befragung der DAK-Leuphana-Studie in Ihrer Klasse durch, und werten Sie das
Ergebnis statistisch aus. Ermitteln Sie, inwiefern Ihre Ergebnisse mit denen der Studie übereinstimmen. Falls es signifikante Unterschiede gibt, fahnden Sie nach möglichen Ursachen.
b) Projekt: Entwickeln Sie gemeinsam einen Fragebogen, der das Frühstücksverhalten an Ihrer
Schule erschließt. Ziel ist es, von der oben stehenden Frage ausgehend, das Ess- und Gesundheitsverhalten eingehender zu erforschen:
•
•
•
•
Wie ausgewogen wird gefrühstückt?
Welche Nahrungsmittel werden zum Frühstück bevorzugt?
Aus welchem Grund wird gefrühstückt bzw. nicht gefrühstückt?
Gibt es alters- oder geschlechtsspezifische Unterschiede im Frühstücksverhalten?
Führen Sie die Befragung in Partnerarbeit durch, und werten Sie anschließend Ihre Ergebnisse
im Plenum aus. Erstellen Sie in Gruppenarbeit einen Forschungsbericht mit Diagrammen.
4. Eine Pro-und-Kontra-Debatte abhalten
Die DAK-Leuphana-Studie spricht sich ausdrücklich für das EU-Schulobstprogramm aus. Dennoch
haben nur sieben Bundesländer die Initiative umgesetzt. Recherchieren Sie die Kernargumente in
der Schulobstdebatte, und erörtern Sie die Initiative im Plenum. Entwickeln Sie dabei Lösungsmodelle für Alternativen.
Linktipps:
Verbraucherzentrale Bundesverband: EU-Schulobstprogramm erntet erste Früchte
http://www.verbraucherbildung.de/3151.html
aid: Schulobst-Programm
http://www.aid.de/lernen/schule_schulobst.php
5. Projekt Stationenlernen
Im Rahmen der DAK-Initiative »Gemeinsam gesunde Schule entwickeln« hat die Regionale Schule
Prohn ein Projekt durchgeführt, das in Form von Lernstationen für gesunde Ernährung sensibilisieren
möchte, beispielsweise indem Teilnehmer Gartenkräuter bestimmen oder Obst und Gemüse ertasten. (http://www.schulen-entwickeln.de/stationenlauf-gesunde-ernaehrung.html)
Konzipieren Sie in Gruppenarbeit je eine Lernstation zum Thema »Frühstück«. In Form eines Quiz
oder Versuchs oder durch andere interaktive Elemente gilt es, das Thema Frühstück aus verschiedenen Perspektiven zu spiegeln: Frühstückgewohnheiten, Zusammensetzung der Nährwerte,
Frühstück international oder historisch etc. Entwerfen Sie hierfür einen umfassenden Plan für die
Umsetzung, der alle hierfür notwendigen Gegenstände listet, den Ablauf an der Station skizziert
und die Lernziele, die erreicht werden sollen, umreißt.
Planen Sie, wie Sie die Stationenralley an ihrer Schule durchführen können, und entwickeln Sie ein
Konzept, dies tatsächlich zu realisieren.
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Arbeitsblatt 1
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Arbeitsblatt 2: Tim Mälzer: »Essen kann man lernen«
Einstieg: Interviewfragen zum Schulessen
In Deutschland streitet man gerade darüber, ob das Schulessen zu teuer für sozial schwache Familien
ist. Wie ist Ihre Meinung dazu? Sind Sie der Meinung, dass ein Essen von 2,20 Euro pro Tag auf den
Monat hochgerechnet für alle Familien finanziell tragbar ist?
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Welche Ansprüche sollte an einen Schulkantinen-Lieferanten gestellt werden? Sind Fertigprodukte
tabu?
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Ist es überhaupt möglich, gesundes, schmackhaftes Kantinenessen zu moderaten Preisen anzubieten?
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Sollte Kochen als Schulfach eingeführt werden, wie es Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner fordert?
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Ist das soziale Ritual des Essens vielleicht wichtiger als gesunde Ernährung?
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Kann man Kindern gesunde Ernährung anerziehen?
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Stellen Sie sich vor, Sie wären Schulkoch. Was würden Sie in der ersten Stunde mit Ihren Schülern
kochen?
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Arbeitsblatt 2
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Tim Mälzer: »Essen kann man lernen«
Schulküchen sind gut für die soziale Bildung, sagt der Koch Tim Mälzer, am Schulessen sollte
nicht gespart werden. Wichtiger als Vollwertkost sei jedoch das gemeinsame Ritual.
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ZEIT ONLINE: In Deutschland streitet man gerade darüber, ob das Schulessen zu teuer für sozial schwache Familien ist. Wie ist Ihre Meinung dazu?
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Tim Mälzer: Ich finde diese ewige Kostendiskussion hinfällig. Wenn man unbedingt Dosenfutterfraß haben will,
sollte man sich einen Hund anschaffen, aber kein Kind. Die Eltern tragen genauso eine Verantwortung wie die Regierung und die Schulen. Wir wissen, welche Konsequenzen Fehlernährung hat: Übergewicht, Konzentrationsschwierigkeiten, mangelnde Leistungsfähigkeit. Dennoch sagen wir: Schulspeisung muss billig sein – das finde ich schlimm.
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ZEIT ONLINE: Welche Ansprüche sollte an einen Schulkantinen-Lieferanten gestellt werden? Sind Fertigprodukte
tabu?
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Mälzer: Ganz im Gegenteil, es gibt viele Gemüse, die in tiefgefrorenem Zustand dem frischen überlegen sind. Es
ist nur die Frage, ob alles tiefgefroren sein muss. Wenn ich nur geschmacksverstärkte Soßen und weichgekochtes,
zerlümmeltes Gemüse und salzarme Kost anbiete, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn die Kinder sagen: Ich
mag das nicht.
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ZEIT ONLINE: Ist es überhaupt möglich, gesundes, schmackhaftes Kantinenessen zu moderaten Preisen anzubieten?
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Mälzer: Das ist schon möglich. Wäre die Schule dafür verantwortlich, entspräche der Einkaufspreis mehr oder weniger dem Verkaufspreis. Die meisten Schulen beschäftigen jedoch professionelle Caterer, die natürlich das Ziel haben,
Geld zu verdienen. Von jedem Essen geht mindestens ein Euro an die Firma. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass
Schulen im ländlichen Bereich günstiger einkaufen können, weil sie direkt mit regionalen Anbietern kooperieren und
die Handelsketten dadurch auslassen. Das funktioniert in der Stadt noch nicht so richtig.
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ZEIT ONLINE: Wenn man ein Essen von 2,20 pro Tag auf den Monat hochrechnet, könnte das für manche Familien schon schwierig werden.
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Mälzer: Wenn ich nicht mal 2,20 Euro für das Essen meiner Kinder habe, muss ich vorher mal nachdenken. Ich
kann doch als Eltern nicht sagen: Kümmert ihr anderen euch mal und bezahlt. Sicherlich gibt es Familien, die
grundsätzlich mit einem sehr schmalen Budget auskommen müssen. Aber selbst dort hat leider manchmal die richtige Ernährung einen untergeordneten Stellenwert, weil die Eltern nicht mehr selbst kochen, obwohl das eigentlich
günstiger wäre als Fastfood oder Tiefkühlpizza.
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ZEIT ONLINE: Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung betreuen Sie das Projekt »Klasse, Kochen!«. 100 ausgewählte deutsche Schulen sollen mit Küchen ausgestattet werden. Welche Rückmeldungen haben
Sie bisher bekommen?
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Mälzer: Als die Küchen standen, fand auf einmal eine Eigeninitiative in den Schulen statt, die sensationell war. Eine
Grundschule in Berlin-Wedding hat zum Beispiel gleich noch einen Kräutergarten angelegt. Gerade in dieser Schule
hat die Küche viel für die soziale Integration bewirkt, sie hat eine große Solidarität zwischen Eltern, Schülern und
Lehrern ausgelöst. Das ist für mich Essen und Trinken. Es geht mir nicht um den absoluten Gehalt von Vitamin C
in der roten Paprika. Es geht um einen normalen, natürlicheren Zugang zum Essen.
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ZEIT ONLINE: Sollte Kochen dann nicht als Schulfach eingeführt werden, wie es Verbraucherschutzministerin Ilse
Aigner fordert?
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Mälzer: Ich bin nicht so dogmatisch, ich verlange nichts. Wir können eine Menge selbst bewerkstelligen. Es geht
zum Beispiel darum, eine Rhythmisierung ins Leben der Schüler zu bringen. Ich habe an einer Bremer Schule eine
Woche lang ein Konzentrations- und Leistungsprojekt abgehalten. Wir haben die Ernährungsgewohnheiten umgekrempelt, regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten eingeführt und Wassertrinken während des Unterrichts erlaubt.
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ZEIT ONLINE: Mit welchem Ergebnis?
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Mälzer: Wir haben festgestellt, dass die Hibbeligkeit und die unterschiedlichen Lebensrhythmen aneinander angeglichen werden und einfach Ruhe in die Klassen kommt. Ich weiß nicht, ob unsere Werte wirklich aussagekräftig sind,
aber wir haben nur aufgrund dieser Ernährungsumstellung innerhalb einer Woche bei den Konzentrationstests eine
Leistungssteigerung von über 25 Prozent erreicht. Die Rektorin dieser Schule erzählte mir, dass seit Einführung der
Schulkantine die Zahl der körperlichen Auseinandersetzungen deutlich zurückgegangen ist.
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ZEIT ONLINE: Also ist das soziale Ritual des Essens vielleicht sogar wichtiger als gesunde Ernährung?
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Mälzer: Ich finde es schade, dass die gemeinsamen Mahlzeiten durch das System der Ganztagsschulen aus dem familiären Umfeld herausgerissen werden. Es geht nicht nur ums Essen, sondern auch um eine soziale Bildung. Wir
haben keinen Rhythmus mehr, oder er ist viel zu schnell – das ist die größte Krankheit, der wir alle unterliegen. Ich
glaube, dass diese auch ein Grund für eine gewisse »soziale Enthemmung« ist. Ich bin kein studierter Mensch, ich bin
Koch und habe nur ein Bauchgefühl für solche Sachen. Aber ich glaube, dass das gemeinsame Sitzen um einen Tisch
solche Dinge ein wenig abschwächen kann.
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ZEIT ONLINE: Kann man denn Kindern gesunde Ernährung tatsächlich anerziehen?
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Mälzer: Das Wort erziehen mag ich nicht, ich mag lieber das Wort beibringen. Essen und Trinken ist eine Sache, die
man lernt, Kochen ist eine Sache, die man lernt. Das bekommt man nicht in die Wiege gelegt. Ich habe festgestellt,
dass Kinder, wenn man ihnen eine größere Variantenbreite anbietet, diese auch nutzen. Gesunde Ernährung ist auch
nicht zwangsläufig nur der Gemüsestrudel, sondern die Mischung aus allem. Als ich ein Kind war, sind wir an meinem Geburtstag auch zu McDonalds gegangen. Aber es war eben eine Ausnahme.
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ZEIT ONLINE: Stellen Sie sich vor, Sie wären Schulkoch. Was würden Sie in der ersten Stunde mit Ihren Schülern
kochen?
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Mälzer: Ich würde gar nicht kochen, ich würde mit den Kindern auf den Wochenmarkt gehen. Erst mal anfassen
und riechen lernen.
Carolin Ströbele, ZEIT ONLINE 20.5.2010,
http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2010-05/tim-maelzer-schulkuechen/komplettansicht
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Aufgaben:
1. Argumente und Positionen gegenüberstellen
a) Beantworten Sie die Interviewfragen auf Seite 7 schriftlich.
b) Lesen Sie nun das Interview mit Tim Mälzer. Vergleichen Sie die Antworten von Tim Mälzer mit
Ihren eigenen Ausführungen auf Übereinstimmungen und Widersprüche. Ermitteln Sie die Positionen, die am stärksten polarisieren, und erörtern Sie die unterschiedlichen Standpunkte im Plenum.
2. Selbstreflexion: Analyse eigener Handlungsmuster
Beschreiben Sie mittels einer anonymen Kartenabfrage (eine Karte pro Frage), welchen Stellenwert
gemeinsame Mahlzeiten in der Familie für Sie persönlich haben.
• Wie ist die vorherrschende Stimmung bei den gemeinsamen Mahlzeiten?
• Welche Gesprächsthemen stehen im Vordergrund? Wer kommt zu Wort?
• Welche andere Interessen oder Verpflichtungen hindern Sie daran, an gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen? Aus welchen Gründen fallen gemeinsame Mahlzeiten aus?
Sammeln Sie die Karten ein, und werten Sie die Umfrage statistisch aus. Ziehen Sie dann ein Fazit.
3. Eine Pro-und-Kontra-Debatte abhalten
Sollte der Staat angesichts zunehmender Fehlernährung stärker in die Ernährungsgewohnheiten
der Bevölkerung eingreifen und erzieherisch tätig werden, oder sollte man den Menschen nicht
ins Essen reinreden? Informieren Sie sich in Gruppenarbeit über folgende staatliche Maßnahmen,
die diskutiert werden, halten Sie die wichtigsten Argumente pro und kontra fest, und stimmen Sie
anschließend gemeinsam ab, welche Maßnahmen in Ihrer Klasse eine Mehrheit finden würden.
•
•
•
•
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Gesundheitserziehung: Kochen und gesunde Ernährung als Schulfach
Steuern auf Fettiges oder Süßes, insbesondere bei Fertigprodukten (z. B. Steuern auf zuckerhaltige Limonaden)
Regulierung der Werbung für Nahrungsmittel und Produkte, die als ungesund eingestuft werden, insbesondere für solche, die sich an Kinder richten
Ampelkennzeichnung für Nahrungsmittel
Verbot von Fast-Food-Ketten als Betreiber von Schulkantinen
4. Projektarbeit: Bewertung der Schulkantine
Martha Payne, neun Jahre alt, führt einen Blog, in dem Sie das abfotografierte Kantinenessen an
ihrer schottischen Schule dokumentiert und bewertet. Für jedes Essen vergab sie auf einer Geschmacksskala (Food-o-meter) und auf einer Gesundheitsskala (Health Rating) jeweils null bis zehn
Punkte. Um den Blog bildete sich eine große Fangemeinde. Inzwischen veröffentlichen sie und ihr
Vater Schulessen aus aller Welt und sammeln Geld für unterernährte Kinder.
Entwerfen Sie für das Essen in Ihrer Schulkantine ein vergleichbares Bewertungssystem. Sie können Ihre Bewertungen ebenfalls öffentlich in einem Blog veröffentlichen oder aber klassenintern
bearbeiten. Lassen Sie zusätzlich Außenstehende die dokumentierten Mahlzeiten kommentieren
und ziehen Sie dann eine Bilanz über die Qualität des Schulessens: Bietet es Ihrer Ansicht nach ein
ausgewogenes, schmackhaftes Essen?
Linktipp: ZEIT ONLINE: Verwaltung verbietet Blog über Schulessen
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-06/schulessen-blog-martha
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Arbeitsblatt 3: Über Magerwahn
Lady Gaga zeigte im Internet einen Idealkörper, der unvorteilhaft fotografiert wurde. Was
sollen die armen Mädels von nebenan nun daraus lernen?
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Was ist nur mit den Mädels los? Seit Jahren wird über das verhängnisvolle Magerkeitsideal gesprochen, das die Modeindustrie in ihren Werbefotos und Schauen formuliert und damit Scharen junger Frauen zu Magersucht und Bulimie
inspiriert. Die Zeitschrift »Brigitte« hat sogar eine Zeit lang die superschlanken Supermodels durch normalgewichtige Frauen von nebenan ersetzt, um den Terror der Bilder zu unterbinden. Aber all das ist offenbar umsonst. Selbst
die Sängerin Lady Gaga, die doch Hohn und Spott auf alle Konventionen zu ihrem Markenzeichen gemacht hat, hat
sich dieser einen Konvention, der vielleicht größten von allen, der Magerkeitskonvention, nicht entziehen können.
Sie habe seit ihrer Jugend an Bulimie gelitten und mit ihrem Körper gehadert, bekannte sie kürzlich. Den Körper,
mit dem sie hadert, hat sie bei der Gelegenheit im Internet gezeigt – mit einigen Pfunden zu viel, wie sie meint, doch
habe sie sich mit ihnen inzwischen abgefunden. Liebe Mädels, wollte sie damit sagen, lernt von mir! Auch ihr könnt
und müsst euch mit euren Makeln abfinden.
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Aber was zeigte Lady Gaga im Internet? Einen Idealkörper, an dem nur eines unvorteilhaft war: die Art, wie er fotografiert war. Was sollen ihre Fans, die armen Mädels von nebenan, nun daraus lernen? Dass selbst ein solcher Körper,
von dem viele gewiss nur träumen können, in den Augen eines Superstars wie Lady Gaga noch nicht ideal, sondern
nur mit festem Willen zum Kompromiss zu ertragen ist?
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Den fatalen Hang zur vergleichenden Körperbeobachtung, der das Selbstbild junger Frauen entgleisen lässt, bekommt man so aus ihren Köpfen gewiss nicht heraus. Was überhaupt hat Magerkeit über alle anderen echten oder
eingebildeten Vorzüge hinaus an die Spitze der Schönheitsideale befördert? Gibt es nicht auch bezaubernde Gesichter, leuchtende Augen, betörende Hüften? Ausgerechnet das Gewicht zum Maßstab für Attraktivität zu machen hat
etwas Verrücktes und Weltfremdes – jedenfalls wenn man sich ausnahmsweise einmal Männer als Publikum vorstellen will. Männer reagieren auf Untergewicht im Allgemeinen eher muffig.
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Aber um Männer geht es hier natürlich nicht. Es geht um Kontrolle, und von allen körperlichen Eigenschaften ist
das Gewicht nun einmal das Einzige, was man selbst kontrollieren kann. Alles andere ist angeboren. Die Magersucht
ist ein einziger ohnmächtiger Protest gegen die Ungerechtigkeit der Schöpfung. Das macht sie im Letzten so traurig.
Wer hungert, hadert mit Gott.
Jens Jessen, ZEITmagazin Nr. 42, 11.10.2012, http://www.zeit.de/2012/42/Gesellschaftskritik-Magerwahn
5/2013 Gesunde Ernährung
© DIE ZEIT für die Schule + DAK-Gesundheit + Leuphana Universität Lüneburg
www.zeit.de/schulangebote + www.dak.de + www.leuphana.de
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Arbeitsblatt 3
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Aufgaben:
1. Das Textverständnis klären
Interpretieren Sie das Zitat des Autors: »Wer hungert, hadert mit Gott«, und führen Sie die Bedeutung dieser Aussage mit eigenen Worten aus.
2. Belege für eine These finden
Jens Jessen schreibt in seinem Artikel, es ginge in der Magerkeitskonvention um »Kontrolle«,
vornehmlich der des eigenen Körpers. Der Soziologe Jan Benson vetritt in seinem Buch »Über die
soziale Kontrolle des Körpergewichts« die Theorie, dass die Normierung des Körpers einen Mechanismus der sozialen Kontrolle darstelle, der Frauen, zunehmend aber auch Männer, nicht nur
von außen überwache, sondern sie sich auch selbst überwachen lasse. Wer diese gesellschaftlichen Botschaften nicht befolge, riskiere eine soziale Abwertung. Feministinnen betonen in dieser
Debatte, dass der Schönheits- und Schlankheitswahn Frauen auch davon abhalte, ausreichend Zeit
und Energie für wichtigere Lebensbereiche wie Beruf, Karriere oder Bildung zu investieren.
Recherchieren Sie in Frauenzeitschriften (analog auch in vergleichbaren Männerzeitschriften), inwiefern Sie Belege für oder gegen diese »Kontroll«-Thesen finden können. Untersuchen Sie dabei,
ob das dort propagierte Schönheitsideal tendenziell in Kontrast oder in Einklang mit einem gesunden Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung steht. Spüren Sie Brüche oder Widersprüche
auf, und dokumentieren Sie Ihre Arbeitsergebnisse.
3. Selbstreflexion: Analyse eigener Wahrnehmungsmuster
Nach Einschätzung der DAK-Leuphana-Studie resultiert riskantes Essverhalten zum Teil auf einer
ungünstigen Einschätzung des eigenen Körpers als zu dick oder falsch proportioniert. Aus Angst,
zu dick zu sein, würden viele Jugendliche auf Mahlzeiten verzichten. Beantworten Sie folgende
Fragen anonym, und werten Sie die Fragebögen anschließend als Diskussionsgrundlage im Plenum aus:
Sind Sie
q männlich
q weiblich
Glauben Sie, dass das Schönheitsideal in den Medien das Körperbild von Jugendlichen verzerrt?
q absolut! q überwiegend ja q teils/teils qeher nicht q keineswegs
Haben Sie das Gefühl, zu dick zu sein, wenn Sie Fotos von superschlanken Prominenten oder Modelbewerberinnen betrachten?
q absolut! q überwiegend ja q teils/teils qeher nicht q keineswegs
Sind Sie der Meinung, dass das Gewicht ein wesentlicher Maßstab für Attraktivität und ausschlaggebend bei der Partnerwahl ist?
q absolut! q überwiegend ja q teils/teils qeher nicht q keineswegs
Verzichten Sie auf regelmäßige Mahlzeiten aus Angst vor einer Gewichtszunahme?
q absolut! q überwiegend ja q teils/teils qeher nicht q keineswegs
Wie schätzen Sie aufgrund Ihrer persönlichen Wahrnehmung Warnungen und Kommentare gegen
die negativen Auswirkungen von Castingshows auf das Körperbild ein?
q zutreffend q weitgehend zutreffend q teils/teils q übertrieben q völlig unhaltbar
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Ausgewählte Internetquellen zum Thema
ZEIT ONLINE: Schrecklich gesund
http://www.zeit.de/2013/13/Ernaehrung-Gesundheit
ZEIT ONLINE: Gesunde Ernährung – Die Staatsdiät
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/06/Gesunde-Ernaehrung-Fettsteuer-Kinder-Schulessen
ZEIT ONLINE: Schöner, als die Natur erlaubt
http://www.zeit.de/2012/45/DOS-Schoenheitswahn
ZEIT ONLINE: Magersucht: Dünn, immer dünner
http://www.zeit.de/gesellschaft/2012-07/leserartikel-magersucht-duenn
Gemeinsam gesunde Schule entwickeln: Zusatzauswertung zur DAK-Leuphana-Studie
»Schülergesundheit«: Wie häufig frühstücken Schüler zu Hause?
http://www.schulen-entwickeln.de/studien.html
Foodwatch: Wie die Industrie Kinder zum falschen Essen verführt
http://www.foodwatch.org/de/informieren/kinderernaehrung/mehr-zum-thema/report-kinder-kaufen
faz.net: Fett- und Zuckersteuer – die süße Verführung
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/recht-steuern/fett-und-zuckersteuer-die-suesse-verfuehrung-11690013.html
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Gesunde Ernährung in der
Schule
http://www.bmelv.de/DE/Ernaehrung/GesundeErnaehrung/KitaSchule/Schule/schule_node.html
aid: Gesund essen in der Schule
http://www.aid.de/lernen/gesunde_schule.php
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Die Unterrichtsmaterialien »Medienkunde« und »Abitur, und was dann?«
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Alle Informationen unter www.zeit.de/schulangebote
Impressum:
Projektleitung: Annika Theuerkauff, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Projektassistenz: Laura Klaßen, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG
Didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt
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Internetquellen
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