Pack die Badehose aus! - FKK

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Pack die Badehose aus! - FKK
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VON DOROTHEE KAMMEL
ie machen die Welle, la
Ola. 1458 Arme recken sich
nach oben, am „Día sin bañador“, dem „Tag ohne Badebekleidung“. Dem Anlass entsprechend: Sie sind alle nackt. Damit hat die spanische Stadt Vera, im Südosten von Spanien,
bei Almería, am 21. Juli 2013
den Eintrag in das Guinessbuch
der Rekorde geschafft. Über 700
Menschen feiern das Nacktsein.
Nudismus und das einst so katholische Spanien – das scheint
heutzutage zu funktionieren.
Auch auf Mallorca. Das erste
Naturistenhotel
wurde
im
Nordosten der Insel zum Saisonstart dieses Jahr eröffnet,
und Isabell Ewald, die PR-Referentin der Firma Oböna-Reisen,
die das Konzept verantwortet,
ist begeistert.
Wer nicht gleich einen Urlaub im Naturistenhotel buchen
möchte, sich aber gerne am
Strand der Kleider entledigt,
kann dies auf der Insel inzwischen an vielen Ecken tun. Rein
rechtlich und auf dem Papier
dürfe sich jeder am Strand ausziehen, ob ausdrücklich als Nudistenstrand ausgewiesen oder
nicht, so Ismael Rodrigo, Vertreter des spanischen Nudistenverbandes (FEN) auf Mallorca.
Nacktsein stelle längst kein „öffentliches Ärgernis“ mehr dar.
Naturisten möchten vor allem eins: Sich sonnen, ohne
dass nasse Badesachen am Körper kleben, und die Natur genießen. „Wer sich einmal daran
gewöhnt hat, ohne feuchte Badehose in der Sonne zu liegen,
der kehrt ungern dahin zurück“, findet der 33-jährige Juan, selbst ein Freund des FKK.
Hinter diesem Grundbedürfnis
steckt eine Philosophie: Naturverbundenheit, Reinheit und
weg von Statussymbolen. Man
respektiert sich gegenseitig,
schaut sich beim Reden in die
Augen und lebt nach dem
Grundsatz „leben und leben
lassen“. „Nichts ist langweiliger als ein nackter Körper“, findet Isabell Ewald. Sprich, es
S
GESELLSCHAFT
Mallorca Magazin 35/2013
Pack die Badehose aus!
Nichts ist langweiliger – sprich: normaler – als nackte Körper, meinen Nudisten. Auf Mallorca
finden Naturisten reichlich Gelegenheit, ihre Philosophie auszuleben
Ohne nasse Badesachen Meer und
Sonne genießen –
das sei doch viel
schöner und bequemer, meinen
Nudisten.
Fotos: Xisco Fuster
gibt einfach nichts zu gaffen,
und wer mit einer natürlichen
Einstellung zum Körper aufgewachsen sei, der sehe das auch
so.
Es gibt sie, die Demonstranten, die sich nackt für einen bestimmten Zweck zusammenrotten, Stierkampfgegner auf der
Insel etwa oder die Berliner
Studenten, die sich hüllenlos
und mit Sprüchen wie „einem
nackten Mann greift man nicht
in die Tasche“ auf öffentliche
Plätze stellen – aber der heutige
Naturismus ist eher unpolitisch. Was sich als Gegensatz
zum muffigen Bürgertum entwickelte und ein Miteinander
ohne Tabus entwickeln wollte,
ist einer entspannten und pragmatischen Haltung gewichen.
Das zeigt sich auch am Rückgang der FKK-Verbände. Eine
Abgrenzung in der Gruppe ist
nicht mehr nötig. Auch der Naturistenverband der Balearen
löste sich 2011 auf. Grund: Man
hat erreicht, was man wollte.
Die meisten Spanier kommen
inzwischen sehr gut mit den
„Nackten” zurecht, sagt Ismael
Rodrigo. Laut Umfragen akzeptieren über 90 Prozent der Spanier diese Haltung, und jeder
Zweite hat es selbst schon einmal ausprobiert, wie es sich anfühlt, nackt in der Natur zu
sein.
Offiziell darf man auf Mallorca überall FKK betreiben, inoffiziell passt man sich den Gegebenheiten an. Stadtstrände sind
eher Textilstrände, in entlegenen Buchten entspannen sich
FKK-ler. Zu den bekanntesten
gehören Es Trenc und die Playa
El Mago, wo Nackedeis einträchtig neben Bekleideten liegen. Aber es gibt noch viele andere wunderschöne Ecken auf
der Insel, wo man bedenkenlos
die Hüllen fallen lassen kann.
In Lluc-Alcari, nörlich von
Deià, krabbeln mit heilendem
Schlamm eingeriebene Nackte
über die großen Felsen oder
meditieren im Kreis auf großen Steinen. Erlaubt ist, was
gefällt.
FKK-STRÄNDE AUF MALLORCA: TIPPS UND INFOS
Sa Canova: Ein Wildbach
trennt die Strandbereiche von
Son Serra de Marina (450 Meter) und Sa Canova (1500 Meter) voneinander ab. Das flach
abfallende Ufer mit einigen
Seegrasresten reicht fast bis
Colònia de Sant Pere. Im Osten
wird das Naturparadies sehr
von Nudisten geschätzt. Sonnenschirme mitbringen, da kein
natürlicher Schatten. Duschen.
Es Trenc: Langer Naturstrand
mit Dünen. Chiringuitos und
Restaurants in der Nähe. Naturschutzgebiet und Dünenlandschaft. Als FKK-Strand etabliert, besonders im mittleren
Abschnitt. Türkisklares Wasser,
kinderfreundlich, da der
Strand sehr flach ins Meer abfällt. Parkplätze (teilweise kostenpflichtig), Liegen- und
Sonnenschirmverleih.
Anfahrt: Von Palma aus zirka
50 Kilometer über Llucmajor
nach Campos, dort abbiegen
Richtung Son Covetes bzw.
Colònia de Sant Jordi. Dann
kann man schon dem touristischen, braun-weißen Hinweisschild „Es Trenc” folgen. Parken: In Ses Covetes in der Zona Azul kostet das Parken für
den gesamten Tag (10-19 Uhr)
5 Euro und pro Stunde 1 Euro.
Südlich von
Magaluf liegt
die Playa El
Mago, einer
der offiziellen
FKK-Strände
der Insel.
Es gibt auch Restaurants am
Strand, die die Parkgebühr gegen Verzehr aufrechnen.
El Mago: Kleiner Strand südlich von Magaluf, Richtung
Portals Vells. Er kann über eine schmale Straße von der
Hauptstraße aus erreicht werden. Es gibt ein Restaurant
und eine Bar (hier ist Bekleidung erwünscht), der Strand
aber ist offiziell für FKK freigegeben. Gemischtes Publikum.
Gut von Palma aus zu erreichen.
Cala Lluc-Alcari: Steinstrand
mit zirka 20 Minuten Fußweg
vom kleinen Nachbarort Deiàs,
Lluc-Alcari, zu erreichen. Felsen mit Naturschlamm. Natürlicher Schatten auf den etwas
höher gelegenen Plateaus mit
Baumbestand. Zu Erreichen
per Auto oder Bus.
Weitere Strände siehe Internetlinks mit Kommentaren
http://www.nacktbaden.de/850-NoName.html (deutsche Homepage mit Tipps und Benutzerinformationen zu Stränden,
an denen FKK erlaubt ist. Achtung: Auf die Jahresangaben
achten – die Beiträge geben
Richtwerte an.
http://www.naturismo.org/mal
lorca.html